Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

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  • ThePianist27
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    • 09.07.2015
    • 8
    • Privat

    • Meine Reisen

    Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

    Hallo zusammen,

    bei mir geht es ab September auf eine Weltreise mit grob-zusammengefasst folgenden kleidungsrelevanten
    Einsatzgebieten:
    Warm bis Heiß:
    1. Süd-Ostasien in der Trockenzeit (klassisches Backpacking von Peking bis BKK)
    2. Kanada - USA Westcoast im Sommer (Radreise von Vancouver bis SF)

    Mild - (zumindest abends) kühl
    1. Russland und Mongolei (Reise mit der Transsib, vl. Touren in der Mongolei)
    2. Neuseeland (Radreise von der Südinsel zur Nordinsel)

    Die Angaben sind nicht chronologisch, sondern nach Einsatzgebiet sortiert.

    Nun war ich schon in diversen Outdoorgeschäften und tu es mir jedes mal sehr schwer, mich für ein Kleidungsstück zu entscheiden und kehre oft unverrichteter Dinge wieder heim. Es wird einem oft geraten, aufzupassen, nicht in einen "Kaufrausch" zu verfallen, bei mir ist es jedoch eher umgekehrt - am liebsten würde ich die Reise ohne irgendwelches Specialzeugs angehen, ganz ohne ist aber wahrscheinlich wenig klug.

    Nun meine Frage: Bei welchen Kleidungsteilen macht es Sinn, budgettechnische Kompromisse einzugehen und bei welchen Kleidungsstücken sollte man auf jeden Fall nicht sparen?

    Ein Beispiel: Als ich das letzte mal im Laden war, meinte der Verkäufer, dass ich bei der Regenjacke auf gar keinen Fall sparen dürfe. Da sollte ich mir eine ordentliches Mittelklasse Modell für ca. 240 Euro schon zulegen und dafür an anderen Teilen (bspw. Unterwäsche) sparen. Ein anderer Verkäufer in einem anderen Laden meinte, dass es die Regenjacke für 100 Euro auch tut, dass ich eh nass werden würde, wenn es regnet und es das wichtigste wäre, dass ich dabei windgeschützt wäre.

    So könnte man das für alles fortführen:
    Tshirt: Müssen es besondere Funktionen sein, oder können es auch stinknormale sein? Ist Merino wirklich der neue Messias unter den Oberteil-Materialien? Braucht man das?
    Hose: Sollte es eine Super-Regenhose sein, oder ist das egal? Muss ich 100 Euro für eine gute kurze Hose ausgeben?

    Ganz zu schweigen von einem Fließ: Hier zu hause hab ich 1-2 Fließpullover aber ohne irgendwelchen Schnickschnack, einfach nur warm. Reicht das oder muss es irgendwas funktionales sein?

    Ich bin natürlich nicht grundsätzlich gegen solche tollen Funktionsgeschichten. Aber im Hinblick auf meine einjährige Reise muss ich eben Prioritäten setzen. Die Frage ist nur, wo...

    lg André

  • hungerast
    Erfahren
    • 25.09.2013
    • 365
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

    Hallo Pianist,

    du wirfst ja gleich ganz grundsätzliche Fragen auf, die hier im Forum auch immer mal wieder kontrovers diskutiert werden. Auf 2 Dinge gehe ich mal näher ein, möchte aber anmerken, dass dies letztlich meine subjektive Sicht der Dinge ist:

    Prinzipiell halte ich es für richtig, nicht mit der ganz dicken Brieftasche zu Globi&Co. zu laufen und nun unbedingt das Geld unter die Leute zu bringen. Gerade als Einsteiger kauft man häufig Sachen, die man später für sich selbst als Fehlkauf entdeckt. Die ideale Herangehensweise an Praxiserfahrung sind imho Kurztrips, die man vor Ort bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen macht, inkl. Übernachtung. Da merkt man schnell, was für einen selbst praktisch ist und was nicht. Wenn ich das richtig verstehe, ist das aber nicht dein modus vivendi, da ja eher weltumspannende Geschichten bei dir auf dem Programm stehen. Insofern ist das schon mal ein Spagat. Ich würde daher auf Folgendes achten:

    Regenjacke

    Eine richtig gute Regenjacke kostet Geld. Es ist aber die Frage, ob es gleich ein High-End-Modell (GT Pro; eVent) sein muss. Mit einem Mittelklasse-Teil bist du sicherlich nicht schlecht beraten. Achten solltest du eher zum Einen auf die Verarbeitung als 3-Lagen-Jacke (innere Schicht, Membran + schützende Außenschicht sind fest verbunden, bei entsprechender Robustheit außen kein Abrieb unter den Rucksackriemen) und zum anderen auf die Passform, denn du willst ja nach eigenen Angaben auch radfahren, und dafür sollte das Teil dann ja auch geeignet sein - also lange Ärmel bzw. ein Schnitt, der deinen Unterarm nicht gleich freilegt, wenn du den Lenker anpackst. Das Rückenteil sollte ebenfalls entsprechend lang sein. Es gibt einige Marken, die etwas länger schneidern (z.B. Mountain Equipment). Alternativ dazu kannst du dich aber auch mal beim Billigheimer umschauen - Decathlon hat auch Regenjacken, und es gibt Leute, die damit keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Die kosten dann nicht mal die Hälfte von der Markenjacke.


    Unterwäsche

    Von Baumwolle rate ich ab, auch wenn's da andere Meinungen gibt. Merino ist deshalb für viele Leute brauchbar, weil es tendentiell weniger schnell bis gar nicht müffelt (1 T-Shirt trägt man so mehrere Tage) und weil es auch im nassen Zustand noch angenehm auf der Haut ist. Dafür trocknet es deutlich langsamer als Synthetik. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wieviel man ausgeben muss - ein Langarm-Shirt kostet beim gut sortierten (und meist deftig bepreistem) Fachhandel gern mal 70 €. Als No-name-Version kriegste die aber auch für 25 Euronen (ab und zu Tchibo, sonst Decathlon). Ich selbst würde mir keine Marken-Merinos mehr kaufen, weil die meiner persönlichen Erfahrung nach auch nicht besser sind als die Billigteile. Kauf dir also schnell mal 1 Teil, sammle Erfahrungen damit, dann kaufst du eventuell nach oder entscheidest dich um. Übrigens - in warmen Regionen ist's ganz schnell aus mit der "Funktion", da läuft der Schweiß nur so runter. Wolle hat da nix zu suchen, dünne Synthetik ist 1. Wahl. Dann lieber eine Wechselklamotte mehr mitnehmen ...
    Take a load of your feet Pete
    You better watch out what you eat
    Better take care of your life
    'Cause nobody else will

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    • Waldhexe
      Alter Hase
      • 16.11.2009
      • 3348
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

      Da Du ja eher zivilisationsnah reist und Dich eher in gemäßigten Temperaturzonen bewegst, brauchst Du nicht die High End Ausrüstung. Ich würde Dir zu bequemer, strapazierfähiger Reisekleidung raten. Sachen die Du schnell mal auswaschen kannst und die schnell trocknen, die flexibel sind und Zwiebelprinzip erlauben.

      Was ich kaufen würde:
      2 Zipp-off-Hosen, wenn möglich mit Elastan (Decathlon, teurer und gut Maier Sport)
      3 Microfaser-Unterhosen (da würde ich auch etwas genauer hinschauen, z.B. Trigema, müssen gut sitzen!)
      2 dünnere Falke Wanderocken (an den Socken spare ich in der Tat nicht!)
      2 Microfaser T-Shirts, die nicht so schnell müffeln (Merino von Decathlon ist super, aber für heißes Klima eher nicht geeignet)
      1 Mischgewebe-Hemd bügelfrei
      1 Fleecejacke dünn (es gibt Qualitätsunterschiede, aber Decathlon oder Aldi etc. tuts!)
      falls Du eher schnell frierst: 1 langärmeliges Merino-Shirt mit Zippkragen (Decathlon)
      für die Radtour 2 Radunterhosen (Gonso, da würde ich nicht sparen)
      1 ganz dünne Windjacke (Decathlon), eventuell mit abzippbaren Ärmeln
      1 Buff
      für die Wandertour würde ich eher einen Poncho nehmen, atmungsaktiv, (Wäfö Kraxenponcho)
      für die Radtour eine atmungsaktive, günstige Regenjacke (Decathlon)
      wenn es ein Stück Regenoberbekleidung sein soll, würde ich die beste Regenjacke von Decathlon nehmen
      1 atmungsaktive Regenhose (Decathlon)

      Fazit:
      - sorgfältig kaufen und nicht sparen bei Unterhosen und Socken
      - gute Regenjacke (nicht High End) oder guter Poncho
      - der Rest kann einfach sein, auf gute Nähte achten! (können bei Markensachen auch schlecht sein!)

      Wenn Du zuerst nach USA reisen solltest, würde ich eventuell dort einkaufen.

      Grüße und gute Reise,

      Claudia

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      • woodcutter
        Dauerbesucher
        • 13.11.2011
        • 718
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

        Zitat von ThePianist27 Beitrag anzeigen
        Nun war ich schon in diversen Outdoorgeschäften und tu es mir jedes mal sehr schwer, mich für ein Kleidungsstück zu entscheiden und kehre oft unverrichteter Dinge wieder heim. Es wird einem oft geraten, aufzupassen, nicht in einen "Kaufrausch" zu verfallen, bei mir ist es jedoch eher umgekehrt - am liebsten würde ich die Reise ohne irgendwelches Specialzeugs angehen, ganz ohne ist aber wahrscheinlich wenig klug.

        Nun meine Frage: Bei welchen Kleidungsteilen macht es Sinn, budgettechnische Kompromisse einzugehen und bei welchen Kleidungsstücken sollte man auf jeden Fall nicht sparen?
        Ist eine Erfahrungssache. Im anderen Thread hast du geschrieben, dass du wenig bis Null Zeit investiert hast, hier im Forum nachzulesen.

        Du möchtest keine Fehler machen, das Angebot vor Ort in den Läden ist verwirrend, du hast jedoch die Einstellung lieber ohne HighTech auf Weltreise zu gehen ... gerne bestätige ich dich darin: mach es. Zieh nur Kleidung an, in der du dich wohlfühlst.

        Verzichte auf Beratung, mach deine Erfahrungen. Was kann schon passieren. Spare dir hier zuhause in überteuerten Läden dein Geld und kaufe dir im Reiseland das nach, was du on tour benötigst.

        Nach deiner ersten Etappe bist du klüger und kannst den meisten Beratern aus den Ländern etwas vormachen. Nämlich was für dich funktioniert hat. Kleidung auf dem Körper hat viel mit Wohlfühlen zu tun.

        Und es gibt Klassiker im Outdoor. Mit denen viele Menschen gut zurechtkommen, die sich waschen lassen unterwegs, die schnell trocknen, die wenig Begehrlichkeiten bei Dieben wecken. Sobald du mit sauteuren Ausrüstungsartikeln irgendwo aufkreuzt, sendet das Signale.

        Du schriebst über deine Radtour, dass du noch kein Rad hast. Für mich sehr seltsam, eigentlich kommt man doch durch das Rad zum Radfahren. Wird dir die Ausrüstung gesponsert?

        Wie für dich eine Rad-Regenhose etc. auf dem Fortbewegungsmittel funktioniert, muss du doch erfahren (buchstäblich), wie sollen dir das Andere empfehlen können, wo es zwickt, wo es reinsifft, wie haltbar das Material ist.

        Ein Jahr auf Reisen. Das geht entweder (1) gut mit der richtigen Einstellung - unterwegs nachzurüsten und den Anspruch auf perfekte Ausrüstung mit optimaler Preis-Leistung in Frage zu stellen - oder (2) mit optimaler Vorbereitung. Für Letztere sehe ich positiv gesagt viel Potential. In 6 Wochen soll es los gehen? Wow.

        Ohne einen Tipp will ich nicht enden: Baumwoll Mischgewebe ist günstig und körpernah oft eine (sehr) gute Wahl. Gore Tex in Mittelklasse Qualität i.d.R. ausreichend. Kaufe dir lieber eine hochwertigen Regenschirm als Ergänzung. Den könntest du bei entsprechendem Begleitprogramm u.U. dringender benötigen als Ultra-HighTech Bekleidung.

        Welche Bekleidung "hochwertiger" sein soll, hängt auch von deiner bisherigen Abnutzungscharakteristik ab: ob Socken, Hosen, sogar Unterwäsche, (Unter)Hemd, Handschuhe (Rad!), Schuhe insbesondere. Schaue dir deine alten Sachen ab (hast du überhaupt welche?) und analysiere.

        Bedenke auch Gewichtsveränderungen unterwegs bei langen Zeiträumen. Mir ist unklar, welchen Fitness Stand du hast. Eine längere Radtour zehrt teilweise sehr stark. Auch dann sollte die Hose noch sitzen statt rutschen.

        Funktionsbekleidung hat v.a. den Vorteil des schnelleren Trocknens. Meist den generellen Nachteil des häufiger Waschenmüssens. Hat man on tour Zeit, ist man frei(er), zumindest bei Mischgewebe und den günstigeren Regensachen. Besteht Null Chance auf unterwegs nachkaufen, greift man eben eine Klasse höher. Dort wo die Kleidung Schutz bieten soll. Bei körpernaher Bekleidung würde ich das bequemste wählen. Und jene Sachen, die dir "psychologisch" gut tun. Ohne das weiter ausführen zu wollen.

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        • Tie_Fish
          Alter Hase
          • 03.01.2008
          • 3550
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

          Wenn du in Südostasien/China startest, kannst du "nackig" hinfliegen und dort deine Klamotten kaufen. Ich bin damals mit einem großen Koffer nach China geflogen und habe mich dann gefragt, wieso ich den ganzen Mist jetzt wieder nach China zurückschleppe. Beim nächsten Mal fliege ich mit Handgepäck und decke mich dort ein. Das hat auch den Vorteil, dass man/frau sich gleich ein wenig der Mode der Bevölkerung anpassen kann und nicht wie ein Touri aussehen muss.
          Grüße, Tie »

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          • ThePianist27
            Neu im Forum
            • 09.07.2015
            • 8
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Sinnvolle und weniger sinnvolle Kompromisse beim Klamottenkauf

            Vielen Dank für euren Input!
            Das sind ganz schön viele Eindrücke, die ich jetzt erstmal sacken lassen muss.
            Von Decathlon hab ich ehrlich gesagt noch gar nichts gehört o.O dafür werd ich mir mal nen Tag zeit nehmen und mich dort umschauen. Eure Message, dass das Zeugs dort prinzipiell reicht, ist mir schon mal sehr wertvoll.
            Zum Glück hab ich schon einiges von dem, was beschrieben wurde, da ich mal 2 Wochen in Norwegen wandern war. Davon kann ich sicherlich einiges sehr gut gebrauchen.
            Was das Radfahren angeht: Natürlich hab ich ein Rad, mit dem ich hier auch sehr viel fahre. Es ist aber ein sehr altes Mountainbike, was auch nicht für den Transport von Dingen geeignet ist. Deswegen brauch ich ein neues. Mit der Radfrage beschäftige ich mich bald wieder. Zuletzt waren Zelt, Visa und Kleidung die vorherrschenden Themen.
            Ich melde mich wieder, wenn ich bei Decathlon war und berichte, was es geworden ist. Vl. habt ihr dann ja noch dringende Verbesserungsvorschläge Aber prinzipiell finde ich es gut, wenn die Einstellung "einfach machen und herausfinden" zumindest möglich ist

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