Weitwanderwege Deutschland - Top oder Flop?

[blauloke]

Ist der Nord-Süd-Trail ein Wanderwegskandidat, der einen größeren Hype auslösen könnte als beispielsweise der E1 (jetzt mal genannt als die längste mögliche Strecke)?

Den Nord-Süd-Trail werden vielleicht einige wenige gehen. Im Prinzip ist dieser private Weg überflüssig wie ein Kropf. So wie er geplant ist mit den vielen Schleifen und dem hin und her und kreuz und quer wie er verläuft nur um auf über 3000km zu kommen ist er schlicht und einfach überflüssig.
Meist werden ja bestehende Wanderwege benutzt und nur ein paar Verbindungen sind selbst geplant.
Da kann ich gleich auf einem bestehendem Fernwanderweg - E-Wege oder Premiumwege - wandern dann komme ich wenigstens vorwärts.

[lina]

Hmmmm – das macht neugierig: Wie würdet Ihr den Wegverlauf anlegen?

Und wie wäre es mit der WAI-Strecke?

[Werner Hohn]

Als "NST-Anlieger" hier mal die Markierung. Gesehen bei Neuwied-Altwied, quasi vor meiner Haustür.

Ganz unten NST.

So schlecht, wie sie hier gemacht wird, ist die Route nicht. Immerhin verläuft sie auf weiten Teilen über Premiumwege.

Mich stört eigentlich nur die Zickzackzackerei. Vermutlich wurde die Route so gewählt, um auf 3.500 km zu kommen; und der ewige Vergleich mit den US-Trails nervt.

Eine schnelle Route ab Sylt: Ab dem Festland auf den E1 nach Süden (bis HH die alte Westroute). Bis zum Bodensee dem E1 folgen, dann am Alpenrand (Maximiliansweg) entlang nach Osten bis zur Kreuzung mit dem E6. Auf dem nach Norden bis Flensburg. Macht in der Summe gut 4.000 km und man hat nicht nur Nord-Süd, auch den Süden komplett und einen kleinen Ostddeutschlands.

Nachtrag: Prolematisch ist allerdings das Markieren eines privaten Wanderwegs. In Deutschland ist das nicht überall erlaubt. Außerdem änderen sich durch vermehrtes Wandergeschehen die Bedingungen, damit auch der Beitrag für die allfällige Haftpflichtversicherung für landwirtschaftliche Flächen und Wald. Die trägt der Eigentümer - wenn er das nicht will, landet die Sache vor Gericht.

[lina]

Hier auch: E1-Anlieger :-)

Die Zickzackerei kam wohl durch den Wunsch zustande, an der Heimatgegend des Planers vorbeizukommen. Ansonsten: Gerade Linie, Fernwanderwege und Premiumwanderwege ausgesucht und die Verbindungen dazwischen ergänzt (heißt es im Video dazu). Dennoch: Es will ja nicht jeder durch Düsseldorf – d.h. eigentlich müsste der Weg Nord–Düsseldorf–SüdTrail heißen (und die US-Vergleicherei finde ich auch *naja*, National Trail (wie angesprochen im DLF-Artikel) wäre allerdings auch nicht besser).

Die Begründung dass die Kilometerzahl über 3500 werden sollte, habe ich bisher noch nicht entdeckt. Habt Ihr dafür eine Quelle?

Die Markierungen fanden sich hier in der Gegend eher außerhalb von Ortschaften. Der Dreizack-Aufkleber eines Wanderunternehmers findet sich häufiger (heißt natürlich nicht, dass das dadurch ok-er wäre).

[blauloke]

Hmmmm – das macht neugierig: Wie würdet Ihr den Wegverlauf anlegen?

Und wie wäre es mit der WAI-Strecke?

Auf jeden Fall keine Zick-Zack Linie. Die WAI Strecke fällt damit schon mal raus.

Mein Favoriet ist z.B. die unten abgebildete Strecke. Da bin ich mal in einer vernünftigen, gestrecken Linie von der Adria zur Ostsee gewandert.
Die Strecke ist beschrieben und GPX-Dateien sind vorhanden. Das einzige was fehlt sind Wandermarkierungen, aber da nagle ich ein Schild an meinen Gartenzaun dann ist die Strecke auch markiert.


Weitwanderwege müssen mMn einigermaßen zielorientiert verlaufen.
Tageswanderungen und kürzer könen im Zick-Zack zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend führen.

[blauloke]

Die Zickzackerei kam wohl durch den Wunsch zustande, an der Heimatgegend des Planers vorbeizukommen.

Die Zick-Zack Linie kommt dadurch zustande, dass er unbedingt so lang sein will wie der Appallachien Trail in den USA.
Damit ist die Wegführung völlig sinnfrei.
Wie er als einzelner die Markierungen pflegen will ist mir schleierhaft. Solange da kein Verein dahinter steht sondern nur einzelne Personen wittern die Markierungen ab.

[danobaja]

....

Nachtrag: Prolematisch ist allerdings das Markieren eines privaten Wanderwegs. In Deutschland ist das nicht überall erlaubt. Außerdem änderen sich durch vermehrtes Wandergeschehen die Bedingungen, damit auch der Beitrag für die allfällige Haftpflichtversicherung für landwirtschaftliche Flächen und Wald. Die trägt der Eigentümer - wenn er das nicht will, landet die Sache vor Gericht.

weisst du genau wie das ist mit der haftpflichtversicherung? das ist ja keine pflichtversicherung. dann hat er halt keine... oder?

[Werner Hohn]

Ja, das weiß ich genau, denn als Besitzer von Wald und landwirtschaftlichen Flächen ist man pflichtversichert. Unter Umständen kann man davon befreit werden.
Korrektur: Nicht die Haft- sondern die Unfallversicherung ist Pflicht.

https://waldversicherungen.de/

@ lina OT: Der Dreizack ist von einem Veranstalter von Radreisen.

[Intihuitana]

AW: Weitwanderwege Deutschland - Top oder Flop?

Ich stelle noch eine ganz böse These in den Raum:

Die Landschaft in Deutschland ist einfach zu langweilig.


Natürlich könntet ihr mir jetzt 1000 Bilder von ORten, die ihr als spektakulär empfindet, zeigen. Und natürlich kann man das auch anders sehen.
Aber für mein Empfinden ist es so oft einfach fad, stundenlang durch Buchenwälder hatschen...entlang von endlosen Feldern... brrr....
Ausserdem handle ich nach dem Grundsatz "wo ich radeln kann, gehe ich nicht".

Vielleicht geht es auch noch (zu) vielen anderen so wie mir, als dass sich mehr als ein paar verstreutet Weitwandere in DE finden würden.

Wenn sie das nicht war ist sie das zumindest jetzt geworden.
Stunden oder Tagelang durch Buchenwälder zu laufen würde ich sogar äusserst schön und angenehm finden, wenn man denn auch wirklich IM Wald auf kleinen Pfaden läuft und nicht auf den Forstaubahnen, wo man genaugenommen, gar nicht im Wald ist sondern die ganze Zeit auf einer Schneise läuft, hier und da mit kleinen Pfadpassagen, wo dann die große Waldwildnis beschworen wird.
Die schönsten Wanderungen in Deutschland habe ich unternommen wo ich auf kleine Pfade oder Weglos ausgewichen bin. Da war auch mal hier und da ein uriges Dorf mit Fachwerkhäusern und alter Kirche oder Burgruine ganz hübsch, aber schlimm sind diese immer gleichen Wohngebiete.
Und jetzt in den nächsten drei-vier Jahren kann man sich wandern zumindest in den deutschen Mittelgebirgen echt sparen. Man hat eigentlich nur noch Kahlschläge durch das riesige Fichtensterben und von den Harvestern völlig zerschmetterte und vermatschte Wege.
Bis da Ginster und Heidekraut drüber wächst braucht man sich das gar nicht an zu tun oder weicht auf Regionen aus in denen es nur Laubwald gibt.

[Taunuswanderer]

Ist der Nord-Süd-Trail ein Wanderwegskandidat, der einen größeren Hype auslösen könnte als beispielsweise der E1 (jetzt mal genannt als die längste mögliche Strecke)?

Aus meiner Sicht nicht. Die Wegeführung mag für den Initiator Sinn ergeben, für mich tut sie es nicht. Außer der schieren Länge sehe ich auch kaum ein „Verkaufsargument“ für diese Wegeführung. Wenn ich mal einen Blick zum südlichen Nachbarn mit den kleinen Kantonen werfe: die nationale Route Nummer 1 (Via Alpina) folgt dem spektakulären Alpenhauptkamm durch die Schweiz. Das „funktioniert“ und vermarktet sich quasi von alleine. Die Route Nummer 2 (Trans Swiss Trail) bietet im Vergleich dazu eher langweilige Landschaften, aber ganz viel Kultur und Schweizer Geschichte. Dazu eine leichte Alpenüberquerung und sehr abwechslungsreiche Landschaften innerhalb relativ kurzer Strecke. Finde ich in Summe sehr attraktiv.

Für Deutschland fände ich folgende Ansätze ganz interessant.
Route Eins - Landschaften

• Wattenmeer
• Lüneburger Heide
• Harz
• jetzt kommt leider eine große Lücke: überbrückbar mit Kassel, Kellerwald, Sauerland
• Mittelrhein
• schon wieder eine große Lücke: überbrückbar mit Pfälzer Wald
• Schwarzwald
• Bodensee
• Alpen/Zugspitze

Ist dem NST natürlich nicht ganz unähnlich, aber ich würde da aber eben einiges rauskürzen.

Route Zwei - Landschaften

• Alpen
• Bayerischer Wald
• Rhön
• Rennsteig
• Elbsandstein
• ab jetzt wird es etwas schwierig...
• Lausitz/Spreewald
• Berlin/Brandenburg
• Rügen/Kap Arkona

Ein „Deutschlandwanderweg“ ganz ohne Rhein. Schwer vorstellbar. Zumindest für mich.

Route drei - Deutsche Geschichte und zwischendurch ein paar Mittelgebirge

• Aachen
• Eifel/Mosel
• Trier
• Hunsrück/Pfälzer Wald/Hambacher Schloss
• Speyer/Worms/Lorsch
• Frankfurt
• Spessart
• Rhön, Point Alpha
• Eisenach/Thüringer Wald
• Leipzig
• Berlin

Viel Beton und alte Steine. Wäre definitiv was für mich Aber, ob man damit einen Hype auslösen könnte? Eher fraglich.

Jetzt wäre es natürlich noch möglich, daraus einen „Ring“ zu basteln:
Wattenmeer -> Eifel -> Trier -> Mosel/Rhein -> Schwarzwald -> Bodensee -> Alpen -> Bayerischer Wald -> Rhön -> Sächsische Schweiz -> Berlin -> Rügen -> Wattenmeer

[Lofwyr]

"Ring der Nibelungen-Trail" 😉
Spaß beiseite. So ein Ring durch Deutschland würde eigentlich viel mehr Sinn machen, weil man so der ganzen Vielfalt die D zu bieten hat gerecht wird.

[mariusgnoedel]

Man kann auch ein Fragezeichen wandern - Sylt, Ostsee, Sächsische Schweiz, Erzgebirge, Thüringer Wald, ..., Saarschleife,...,Alpen wie jüngst auf spiegel.de berichtet

https://www.spiegel.de/reise/deutsch...b-87d66f7ebb91

[ronaldo]

"Ring der Nibelungen-Trail" 😉
Spaß beiseite. So ein Ring durch Deutschland würde eigentlich viel mehr Sinn machen, weil man so der ganzen Vielfalt die D zu bieten hat gerecht wird.

Hm. Von Worms nüber zur Donau und dann bis ins ungarische - nicht sehr repräsentativ, oder?

[Becks]

Wenn ich mal einen Blick zum südlichen Nachbarn mit den kleinen Kantonen werfe: die nationale Route Nummer 1 (Via Alpina) folgt dem spektakulären Alpenhauptkamm durch die Schweiz. Das „funktioniert“ und vermarktet sich quasi von alleine. Die Route Nummer 2 (Trans Swiss Trail) bietet im Vergleich dazu eher langweilige Landschaften, aber ganz viel Kultur und Schweizer Geschichte. Dazu eine leichte Alpenüberquerung und sehr abwechslungsreiche Landschaften innerhalb relativ kurzer Strecke. Finde ich in Summe sehr attraktiv.

Du unterschlägst den B1 - dessen Grundidee ist ein Vermeiden der ausgelatschten Wege, sowie die mögliche Nutzung von Zelt/Biwakmaterial unterwegs.

[Lofwyr]

Hm. Von Worms nüber zur Donau und dann bis ins ungarische - nicht sehr repräsentativ, oder?

Mein Post nahm Bezug auf den Ringvorschlag von tausnuswanderer obendrüber.

[Bergahorn]

Der ODSler ticipico ist letzen Sommer eine ausgedehnte Runde in D gelaufen, hier sehr unterhaltsam und pointiert beschrieben und bebildert: https://draussensein.blogspot.com.

[lina]

Noch einmal Deutschland Nord–Süd mit Schlenkern nach Ost und West, per zufälliger Wegauswahl von Enno Seifried, im Radio-Interview zu hören. Verlinkt hier: klick

[MLO]

Der ODSler ticipico ist letzen Sommer eine ausgedehnte Runde in D gelaufen, hier sehr unterhaltsam und pointiert beschrieben und bebildert: https://draussensein.blogspot.com.

Kann ich nur bestätigen!

[Wafer]

Ich frage mich immer warum die Leute unbedingt in Deutschland bleiben wollen! Wo kommt dieser Ansatz her? Die Grenzen haben sich in den letzten Jahrhunderten mehrfach verändert. Bedingt durch die hohe Kulturvielfalt und Bevölkerungsdichte in Europa. Die landschaftliche Vielfalt in Europa kennen lernen zu wollen wäre für mich ein Ziel. Ein verständlicher Schritt wäre für mich im deutschen Sprachraum zu bleiben. Da kommt schon einiges dazu. Wer etwas mit Fremdsprachen, idealerweise englisch, bewandert ist hat im angrenzenden Umland eine fast unendliche Zahl an möglichen Weitwanderkilometern. Das fördert auch die europäische Integration.
Soviel zu meiner Motivation und meinem Verständnis. Einige andere persönliche Motivationen klangen in diesem Faden schon durch. Es gibt eben nicht das globale Ziel, das für alle Wanderer gilt. Wenn jemand durch seine Region einen Weitwanderweg initiieren will, dann sollte er das durchaus auch tun. Nur weil ich eine andere Motivation beim Weitwandern habe maße ich mir nicht an, ihm das zu untersagen oder sein Projekt zu verurteilen. Vielleicht wird was draus? Wer weiß? Wenn hier zu dem Weg ein paar schöne Reiseberichte auftauchen stehen die Chancen gut, dass ich sie auch lese. Vielleicht trifft er mit seinem Projekt einen Nerv bei der Jugend und das wird der Brüller. Sowas weiß man vorher nie! Also meine Unterstützung hätte er erstmal. Wenn er sich hier an die Gepflogenheiten des Forums hält, könnte er hier gerne über sein Projekt berichten. Der B1 von Becks ist ein ähnliches Projekt aber eben mit anderer Motivation und daher anders gelagert.
Ich finde es gut wenn sich jemand mit einem persönlichen Projekt engagiert und dabei etwas für die Outdoor-Community heraus kommt. Auch dann, wenn es nicht mit meinen Motivationsgründen übereinstimmt.
Sollte er allerdings der Meinung sein dieses Forum als reine Werbeplattform zu missbrauchen oder sein Projekt grundlegende Outdoor-Ideen torpediert würde meine Unterstützung aufhören. Davon ist für mich aktuell aber nichts zu erkennen.

[Taunuswanderer]

Ich frage mich immer warum die Leute unbedingt in Deutschland bleiben wollen! Wo kommt dieser Ansatz her? Die Grenzen haben sich in den letzten Jahrhunderten mehrfach verändert. Bedingt durch die hohe Kulturvielfalt und Bevölkerungsdichte in Europa. Die landschaftliche Vielfalt in Europa kennen lernen zu wollen wäre für mich ein Ziel. Ein verständlicher Schritt wäre für mich im deutschen Sprachraum zu bleiben. Da kommt schon einiges dazu. Wer etwas mit Fremdsprachen, idealerweise englisch, bewandert ist hat im angrenzenden Umland eine fast unendliche Zahl an möglichen Weitwanderkilometern. Das fördert auch die europäische Integration.

Das eine schließt das andere ja nicht aus. Bis zu meinem 25. Lebensjahr war ich schon ganz viel in den Alpen unterwegs (viel gewandert), ab und zu an der Adria (nix gewandert) mehrere Monate in England (nix gewandert) und Hongkong (einiges gewandert), aber in Deutschland kannte ich im wesentlichen nur Baden-Württemberg und Bayern. Das wollte ich irgendwann ändern und neben europäischen Reisezielen kamen eben auch welche im Inland dazu. Es ist absolut kein Problem beides zu tun. Mit meinem heutigen Ansatz würde ich das halt auch eher erwandern oder erradeln, anstatt mit der Bahn zu bereisen (wobei mein Tageskilometer deshalb nicht wesentlich weniger waren)

Vielleicht wird was draus? Wer weiß? Wenn hier zu dem Weg ein paar schöne Reiseberichte auftauchen stehen die Chancen gut, dass ich sie auch lese.

Die Chancen, dass hier Reiseberichte dazu auftauchen sind aktuell wohl eher gering. Zum besagten Wanderweg gibt es andernorts mehr Diskussionen mit Leuten, die den eher mal wandern werden und neuerdings gibt es auch eine eigene Website samt Forum zum Trail. Mal schauen, wie sich das entwickelt.