Nortik Argo Faltboot im Test

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  • StevePeacewalker
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    • 26.06.2011
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    Nortik Argo Faltboot im Test

    Nortik Argo Faltboot im Test
    Erster Eindruck nach 1700 Paddelkilometern

    Nachdem ich in meinem Grabner Explorer die Flusssysteme Österreichs weitgehend erkundet hatte, plante ich meine Touren auf das europäische Umland auszudehnen. Um auf Großflüssen, Seen und Meeren entspannt paddeln zu können, musste wieder einmal ein neues Boot her. Die größte Schwäche des Luftbootes ist neben seiner Windanfälligkeit, vor allem das geringe Platzangebot für Verpflegung und Gepäck. Zwar kann man Gepäckstücke die man nicht ins Boot bekommt auch am Deck verzurren, die Windanfälligkeit wird dadurch allerdings noch zusätzlich gesteigert. Ein Faltboot sollte meinen Explorer nicht ersetzen, sondern mir Großgewässer und Meere erschließen. Kleine bis mittelgroße Flüsse paddle ich nach wie vor am liebsten im Luftboot.



    Aufbau & Transport


    Der erste Aufbau des Argo hat mich dann auch gleich einmal ordentlich Nerven gekostet. Dem Boot liegt eine 28-seitige, bebilderte Aufbauanleitung bei, die eigentlich keine Fragen offen lässt. Das Gerüst wird in zwei Teilen seperat aufgebaut. Bug- und Heckelement werden anschließend in die Bootshaut eingeführt und über das Kielrohr miteinander verbunden. Das Durchspannen des Kiels erfordert zu Beginn enormen Kraftaufwand und ich hatte ständig Angst das Gerüst zu beschädigen. Außerdem sprangen dabei gelegentlich die hinteren Spanten wieder vom Kiel, was sehr äußerst ärgerlich ist. Wenn das passiert muss das Gerüst wieder aus der Haut genommen und die Spanten zurück in Position gebracht werden. Um dem vorzubeugen fixiere ich die betroffenen Teile mittlerweile mit Kabelbindern. Wie das funktioniert ist unten im Video zu sehen.

    Auch das Verbinden der Senten forderdert beim neuen Boot enorme Gewalt. Auch hier stellte ich mir beim ersten Aufbau die Frage wie das überhaupt gehen soll. Hat sich das Gerüst jedoch einmal der Haut angepasst, gehen diese Schritte relativ problemlos von der Hand. Problematisch wird es erst wieder beim Abbau des Bootes. Bug- und Heckelement sitzen oft derartig fest in der Haut, dass man sie auch mit größter Kraft nicht herrausbekommt. Um das Boot zerlegen zu können müssen die Teile vorher von der Haut gelöst werden. Wie das am besten funktioniert ist im Video zu sehen. Der Argo wird in einem Packsack geliefert welcher sich mittels Bootswagen gut transportieren lässt. Über kurze Strecke kann er dank der Schultergurte auch auf dem Rücken getragen werden. Größenmäßig ist der Packsack angenehm dimensioniert, auch mein dreiteiliges Paddel (240 cm) findet darin noch problemlos Platz.


    Verarbeitung & Fahreigenschaften


    Ist das Boot erst einmal aufgebaut, kann es mit sehr guter Wasserlage und hoher Steifigkeit überzeugen. An beiden Enden sind Gepäckluken in die Haut integriert über welche das Boot beladen werden kann. Leider verläuft eine Sente mittig genau in der Öffnung, weswegen man nur kleinere Gegenstände durch die Packluken hindurchführen kann. Bedingt durch seine schmale Bauweise ist der Argo generell kein Raumwunder. Führt man wirklich viel Gepäck mit sich, wird man kaum um eine Decklast herumkommen. Dank des aufblasbaren Hängesitzes bietet das Boot jedoch hohen Sitzkomfort. Die Sitzposition ist dabei relativ hoch, kann aber etwas verringert werden, indem man den Sitz nicht aufpustet. Mein Mitpaddler Guido fährt stets mit unaufgeblasenem Sitz, ich bekomme davon jedoch nach kurzer Zeit lästige Krämpfe im unteren Rücken.

    Der Argo ist ein sehr sportliches Boot, wenig windanfällig und dementsprechend schnell. Dank zweier Luftschläuche fährt er sich sehr kippstabil und ließ sich auch im leichten Wildwasser des Ticino ausgezeichnet steuern und beherschen. Leider sind die Luftschläuche fest in der Haut verklebt, was etwaige Reparaturen erschweren kann. Das Cockpit ist auf Grund der sportilichen Bauweise des Bootes nicht besonders geräumig. Große und stämmige Menschen sollten unbedingt einmal Probe sitzen bevor sie eine Anschaffung erwägen. Vorder- und Hinterdeck verfügen über aufgeklebte D-Ringe an denen sich Gepäckleinen befestigen lassen. Einer der Ringe hat sich bei mir bereits auf der ersten Tour gelöst, vom Hersteller bekam ich aber prompt Ersatz zugeschickt.


    Zubehör

    Zusätzlich zum Lieferumfang habe ich lediglich Steuer und Spritzdecke erworben. Das Steuer ist für mich unabdingbar da es die Fahreigenschaften wesentlich verbessert und Richtungswechsel stark vereinfacht. Guido steuert seinen Argo jedoch auch ohne Steueranlage völlig problemlos. Die Steuerpedale empfand ich anfangs als äußerst gewöhnungsbedürftig, mittlerweile habe ich mich jedoch mit ihnen angefreundet. Lediglich der Einschlag des Steuers könnte etwas stärker sein.

    Die Spritzdecke ist extrem schwergängig und lässt sich nur mit äußerster Mühe über den Süllrand würgen. Im Falle einer Kenterung ist durchaus zu befürchten, dass man sie nicht gleich vom Boot bekommt. Guido hat seine Spritzdecke mittlerweile ausgetauscht bekommen, anscheinend ist das Problem bekannt. Outtrade bietet zusätzlich auch eine Seesocke an, die verhindern soll das Schmutz und Salzwasser ins Boot gelangen. Über diese kann ich sonst nichts sagen, da ich sie selbst nicht besitze.



    Reklamationen und Service
    Geschichte der eines Mitpaddlers


    Ein Mitpaddler erwarb letzten Herbst (2013) ein Nortik Argo Vorführboot bei Globetrotter Köln. Schon auf der ersten Tour musste er feststellen, dass das Boot nicht vollständig dicht war und ständig Wasser ins Cockpit gelangte. Da er jedoch kein Loch in der Haut entdecken konnte um dieses selbst zu flicken, reklamierte er sein Boot bei Globetrotter. Als er es nach über zwei Monaten Reperaturzeit endlich wieder bekam musste er feststellen, dass sich ein zusätzliches Loch in einem der Luftschläuche befand. Der Mitpaddler hat das Loch dann selbst geflickt um sich eine erneute Reklamation und Wartezeit zu ersparen. Leider war das Problem der Undichtigkeit auch nicht behoben. Ganz im Gegenteil, das Boot nahm sogar noch mehr Wasser auf als zuvor. Vermutlich ist es sinnvoller sich bei auftauchenden Problemen direkt an Outtrade zu wenden, wo man erfahrungsgemäß freundlich und kulant ist. Zahlreiche weitere Erfahrung betreffend den Argo sind im Faltbootforum nachzulesen.


    Fazit


    Obwohl der Argo nicht perfekt ist, kann man was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt derzeit kaum ein besseres Boot finden. Der Aufbau geht nach den ersten Malen relativ gut von der Hand und die Fahreigenschaften sind ausgeszeichnet. Auch das Gewicht ist mit 19 kg relativ niedrig. Größter und einziger Wermutstropfen ist für mich das verhältnismäßig geringe Platzangebot im Boot und die engeschränkte Verwendungsmöglichkeit der beiden Gepäckluken.


    Auf und Abbau eines Nortik Argo

    Zuletzt geändert von StevePeacewalker; 25.09.2018, 14:41. Grund: Personenbezogene Daten gelöscht

  • Fletcher

    Fuchs
    • 24.02.2012
    • 1109
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Nortik Argo Faltboot im Test

    Danke für den Bericht.
    Ist doch mal ganz interessant zu sehen, wie das Argo so aufzubauen ist. Kabelbinder ?
    Keine Bedenken mit den Kunststoffverbindungen?

    Solche Probleme hab ich beim Navigator nicht, dafür brauch ich Silikonspray.
    Der Aufbau ist aber ähnlich, erfordert ebenfalls etwas Kraft und dauert bei mir etwa 20min, je nach dem, wie gut das mit dem Sitz klappt.
    Das letzte Hemd hat keine Taschen

    Kommentar


    • StevePeacewalker
      Erfahren
      • 26.06.2011
      • 247
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Nortik Argo Faltboot im Test

      Zitat von Fletcher Beitrag anzeigen
      Danke für den Bericht.
      Ist doch mal ganz interessant zu sehen, wie das Argo so aufzubauen ist. Kabelbinder ?
      Keine Bedenken mit den Kunststoffverbindungen?

      Solche Probleme hab ich beim Navigator nicht, dafür brauch ich Silikonspray.
      Der Aufbau ist aber ähnlich, erfordert ebenfalls etwas Kraft und dauert bei mir etwa 20min, je nach dem, wie gut das mit dem Sitz klappt.
      Ich habe es auch schon ohne Kabelbinder geschafft, leider neigen die Spanten zum herausspringen und da ich das Boot nur ein paar Mal im Jahr gleich für mehrere Wochen aufbaue, lohnt sich das mit den Kabelbindern. Kunststoffverbindungen halten was aus, da mache ich mir keine Sorgen.

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      • Tims
        Erfahren
        • 12.01.2013
        • 156
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Nortik Argo Faltboot im Test

        Ich stülpe über das Gerüst bei den mir verwendeten Booten (RZ 85 und T9) immer einen Müllsack
        So bekommt man das Gerüst super raus.

        Grüße
        Tim
        Gemeinsam blöd
        www.raus-hier.de

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        • entwederoder
          Erfahren
          • 21.06.2011
          • 128
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Nortik Argo Faltboot im Test

          Danke für Deinen Testbericht und das anschauliche Aufbauvideo! Vermittelt sehr gut, was einen bei dem Boot erwartet ...

          Am Anfang des Videos ist kurz ein Bootswagen zu sehen, sieht aus wie der Foldy von Eckla. Kannst Du zu Deinen Erfahrungen zu dem Bootswagen auch etwas sagen? Würde mich freuen!

          Grüße, Christoph

          Kommentar


          • StevePeacewalker
            Erfahren
            • 26.06.2011
            • 247
            • Privat

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            #6
            AW: Nortik Argo Faltboot im Test

            Der Eckla Foldy ist ein passables Gerät aber für den hohen Preis ziemlich windig verarbeitet, habe meinen vor Jahren um 220 € bei Grabner gekauft. Nach wenigen Benutzungen sind die Gelenke bereits recht ausgeleiert und die Schrauben total verrostet. Prinzipiell, eine gute Sache aber viel viel zu teuer.

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            • Gast-Avatar

              #7
              AW: Nortik Argo Faltboot im Test

              Hi!


              Interessanter Bericht!

              Der Sitz sieht mir doch sehr ähnlich den Triton-Sitzen, die ebenfalls in der unteren Sente eingetüddelt werden (allerdings habe ich bei meinen L1 / L2 und V2 den Sitz immer _vor_ dem Verschließen der Senten eingeschoben).
              Leidet die Anfangsstabilität bspw. im Kabbelwasser nicht unter dem recht hohen Sitz? Oder gleicht das die größere Breite mit den seitlichen Luftschläuchen des Bootes aus?

              Du hattest ja geschrieben, dass der Argo mit seinen 62 cm sehr schmal und daher schnell ist. Mit welchen Booten vergleichst Du dieses Boot? Mit Seekajaks? Oder eher Wanderbooten?
              Ich hatte einen Besitzer kennen gelernt, der hatte erzählt, dass da ordentlich viel reinpasst. Ich hatte mich nur mal kurz reingesetzt und fand den eigentlich ebenfalls geräumig. Aber vielleicht knappsen die Luftschläuche auch viel Platz ab ...


              Marc

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              • ronaldo
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 24.01.2011
                • 12032
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Nortik Argo Faltboot im Test

                Zitat von Realtime Beitrag anzeigen
                ...Leidet die Anfangsstabilität bspw. im Kabbelwasser nicht unter dem recht hohen Sitz?...
                Wenn ich mal antworten darf: tut sie (ob wg. hohem Sitz oder schmaler Form). Hab mit dem Argo schon mal den klassischen Steg-Bauchplatscher hingekriegt, ich Dilettant... Also gar kein Vergleich mit den blauen Dickschiffen von Pouch, Klepper, Hart usw.
                Aber zwo, drei Paddelschläge und er läuft wie auf Schienen...

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                • StevePeacewalker
                  Erfahren
                  • 26.06.2011
                  • 247
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Nortik Argo Faltboot im Test

                  Mein Kumpel Guido fährt den Explorer gerne mit unaufgeblasenem Sitz um ein wenig niedriger zu sitzen. Ich habe das auch probiert, bekomme davon allerdings furchtbare Kreuzschmerzen.

                  Was die Zuladung anbelangt, finde ich den Platz eher knapp bemessen, würde den Argo ganz klar in die Kategorie Seekajak einordnen.

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    AW: Nortik Argo Faltboot im Test

                    Hi!

                    Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                    Wenn ich mal antworten darf: tut sie (ob wg. hohem Sitz oder schmaler Form). Hab mit dem Argo schon mal den klassischen Steg-Bauchplatscher hingekriegt, ich Dilettant... Also gar kein Vergleich mit den blauen Dickschiffen von Pouch, Klepper, Hart usw.
                    Aber zwo, drei Paddelschläge und er läuft wie auf Schienen...
                    Hmmm ... OK, meinen Narak fand ich auch kippelig ... allerdings war der auch mit 52cm *etwas* schmaler ...
                    Mein NDK Explorer HV (Laminatboot) finde ich mit 56cm auch nicht sonderlich kippelig, was allerdings auch m.E. an der Rumpfform liegt.

                    Zitat von StevePeacewalker Beitrag anzeigen
                    Mein Kumpel Guido fährt den Explorer gerne mit unaufgeblasenem Sitz um ein wenig niedriger zu sitzen. Ich habe das auch probiert, bekomme davon allerdings furchtbare Kreuzschmerzen.
                    Meine Freundin machte mich drauf aufmerksam, dass man bei den breiten Booten hoch sitzen muss, damit man zumindest ein bisschen rotieren kann. Hatte ich ganz vergessen ...
                    Und ich meine, dass ich in den Ladogas die Sitze auch zumindest ein bisschen aufgepumpt hatte.

                    In unseren NDK's (Laminatbooten) sitzen wir mit dem Schalensitz auf dem Boden, beim Narak ebenfalls. Ich glaube, dass war auch der Grund, warum ich den Argo und Navigator nicht so mochte ...

                    Zitat von StevePeacewalker Beitrag anzeigen
                    Was die Zuladung anbelangt, finde ich den Platz eher knapp bemessen
                    Bei der Breite und Länge? Der NDK Pilgrim (Laminatboot ...) von meiner Freundin ist auch 520 cm lang und nur 50 cm breit, da passt aber eine Menge rein ... . Beim Narak war das trotz der Länge von 550m bedingt durch die Holzspanten, den beiden hochgezogenen Steven (soll ja wie ein Grönländer aussehen) ebenfalls recht wenig Platz drinnen, wohl ähnlich dem Argo. Allerdings hat der Narak auch keine seitlichen Luftschläuche, die ihn dick machen.

                    Zitat von StevePeacewalker Beitrag anzeigen
                    würde den Argo ganz klar in die Kategorie Seekajak einordnen.
                    Dafür ist er denn wirklich ein bisschen rund um die Hüften, oder?

                    Du fährst den Argo aber nicht im Salzwasser oder auf großen Seen, oder? Wäre wahrscheinlich ohne die Seesocke doch ein bisschen gefährlich. Aber für die Seenplatte in McPom ist der doch toll.


                    Marc

                    Kommentar

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