Nortik Argo Faltboot im Test
Erster Eindruck nach 1700 Paddelkilometern
Nachdem ich in meinem Grabner Explorer die Flusssysteme Österreichs weitgehend erkundet hatte, plante ich meine Touren auf das europäische Umland auszudehnen. Um auf Großflüssen, Seen und Meeren entspannt paddeln zu können, musste wieder einmal ein neues Boot her. Die größte Schwäche des Luftbootes ist neben seiner Windanfälligkeit, vor allem das geringe Platzangebot für Verpflegung und Gepäck. Zwar kann man Gepäckstücke die man nicht ins Boot bekommt auch am Deck verzurren, die Windanfälligkeit wird dadurch allerdings noch zusätzlich gesteigert. Ein Faltboot sollte meinen Explorer nicht ersetzen, sondern mir Großgewässer und Meere erschließen. Kleine bis mittelgroße Flüsse paddle ich nach wie vor am liebsten im Luftboot.
Aufbau & Transport
Der erste Aufbau des Argo hat mich dann auch gleich einmal ordentlich Nerven gekostet. Dem Boot liegt eine 28-seitige, bebilderte Aufbauanleitung bei, die eigentlich keine Fragen offen lässt. Das Gerüst wird in zwei Teilen seperat aufgebaut. Bug- und Heckelement werden anschließend in die Bootshaut eingeführt und über das Kielrohr miteinander verbunden. Das Durchspannen des Kiels erfordert zu Beginn enormen Kraftaufwand und ich hatte ständig Angst das Gerüst zu beschädigen. Außerdem sprangen dabei gelegentlich die hinteren Spanten wieder vom Kiel, was sehr äußerst ärgerlich ist. Wenn das passiert muss das Gerüst wieder aus der Haut genommen und die Spanten zurück in Position gebracht werden. Um dem vorzubeugen fixiere ich die betroffenen Teile mittlerweile mit Kabelbindern. Wie das funktioniert ist unten im Video zu sehen.
Auch das Verbinden der Senten forderdert beim neuen Boot enorme Gewalt. Auch hier stellte ich mir beim ersten Aufbau die Frage wie das überhaupt gehen soll. Hat sich das Gerüst jedoch einmal der Haut angepasst, gehen diese Schritte relativ problemlos von der Hand. Problematisch wird es erst wieder beim Abbau des Bootes. Bug- und Heckelement sitzen oft derartig fest in der Haut, dass man sie auch mit größter Kraft nicht herrausbekommt. Um das Boot zerlegen zu können müssen die Teile vorher von der Haut gelöst werden. Wie das am besten funktioniert ist im Video zu sehen. Der Argo wird in einem Packsack geliefert welcher sich mittels Bootswagen gut transportieren lässt. Über kurze Strecke kann er dank der Schultergurte auch auf dem Rücken getragen werden. Größenmäßig ist der Packsack angenehm dimensioniert, auch mein dreiteiliges Paddel (240 cm) findet darin noch problemlos Platz.
Verarbeitung & Fahreigenschaften
Ist das Boot erst einmal aufgebaut, kann es mit sehr guter Wasserlage und hoher Steifigkeit überzeugen. An beiden Enden sind Gepäckluken in die Haut integriert über welche das Boot beladen werden kann. Leider verläuft eine Sente mittig genau in der Öffnung, weswegen man nur kleinere Gegenstände durch die Packluken hindurchführen kann. Bedingt durch seine schmale Bauweise ist der Argo generell kein Raumwunder. Führt man wirklich viel Gepäck mit sich, wird man kaum um eine Decklast herumkommen. Dank des aufblasbaren Hängesitzes bietet das Boot jedoch hohen Sitzkomfort. Die Sitzposition ist dabei relativ hoch, kann aber etwas verringert werden, indem man den Sitz nicht aufpustet. Mein Mitpaddler Guido fährt stets mit unaufgeblasenem Sitz, ich bekomme davon jedoch nach kurzer Zeit lästige Krämpfe im unteren Rücken.
Der Argo ist ein sehr sportliches Boot, wenig windanfällig und dementsprechend schnell. Dank zweier Luftschläuche fährt er sich sehr kippstabil und ließ sich auch im leichten Wildwasser des Ticino ausgezeichnet steuern und beherschen. Leider sind die Luftschläuche fest in der Haut verklebt, was etwaige Reparaturen erschweren kann. Das Cockpit ist auf Grund der sportilichen Bauweise des Bootes nicht besonders geräumig. Große und stämmige Menschen sollten unbedingt einmal Probe sitzen bevor sie eine Anschaffung erwägen. Vorder- und Hinterdeck verfügen über aufgeklebte D-Ringe an denen sich Gepäckleinen befestigen lassen. Einer der Ringe hat sich bei mir bereits auf der ersten Tour gelöst, vom Hersteller bekam ich aber prompt Ersatz zugeschickt.
Zubehör
Zusätzlich zum Lieferumfang habe ich lediglich Steuer und Spritzdecke erworben. Das Steuer ist für mich unabdingbar da es die Fahreigenschaften wesentlich verbessert und Richtungswechsel stark vereinfacht. Guido steuert seinen Argo jedoch auch ohne Steueranlage völlig problemlos. Die Steuerpedale empfand ich anfangs als äußerst gewöhnungsbedürftig, mittlerweile habe ich mich jedoch mit ihnen angefreundet. Lediglich der Einschlag des Steuers könnte etwas stärker sein.
Die Spritzdecke ist extrem schwergängig und lässt sich nur mit äußerster Mühe über den Süllrand würgen. Im Falle einer Kenterung ist durchaus zu befürchten, dass man sie nicht gleich vom Boot bekommt. Guido hat seine Spritzdecke mittlerweile ausgetauscht bekommen, anscheinend ist das Problem bekannt. Outtrade bietet zusätzlich auch eine Seesocke an, die verhindern soll das Schmutz und Salzwasser ins Boot gelangen. Über diese kann ich sonst nichts sagen, da ich sie selbst nicht besitze.
Reklamationen und Service
Geschichte der eines Mitpaddlers
Ein Mitpaddler erwarb letzten Herbst (2013) ein Nortik Argo Vorführboot bei Globetrotter Köln. Schon auf der ersten Tour musste er feststellen, dass das Boot nicht vollständig dicht war und ständig Wasser ins Cockpit gelangte. Da er jedoch kein Loch in der Haut entdecken konnte um dieses selbst zu flicken, reklamierte er sein Boot bei Globetrotter. Als er es nach über zwei Monaten Reperaturzeit endlich wieder bekam musste er feststellen, dass sich ein zusätzliches Loch in einem der Luftschläuche befand. Der Mitpaddler hat das Loch dann selbst geflickt um sich eine erneute Reklamation und Wartezeit zu ersparen. Leider war das Problem der Undichtigkeit auch nicht behoben. Ganz im Gegenteil, das Boot nahm sogar noch mehr Wasser auf als zuvor. Vermutlich ist es sinnvoller sich bei auftauchenden Problemen direkt an Outtrade zu wenden, wo man erfahrungsgemäß freundlich und kulant ist. Zahlreiche weitere Erfahrung betreffend den Argo sind im Faltbootforum nachzulesen.
Fazit
Obwohl der Argo nicht perfekt ist, kann man was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt derzeit kaum ein besseres Boot finden. Der Aufbau geht nach den ersten Malen relativ gut von der Hand und die Fahreigenschaften sind ausgeszeichnet. Auch das Gewicht ist mit 19 kg relativ niedrig. Größter und einziger Wermutstropfen ist für mich das verhältnismäßig geringe Platzangebot im Boot und die engeschränkte Verwendungsmöglichkeit der beiden Gepäckluken.
Auf und Abbau eines Nortik Argo
Erster Eindruck nach 1700 Paddelkilometern
Nachdem ich in meinem Grabner Explorer die Flusssysteme Österreichs weitgehend erkundet hatte, plante ich meine Touren auf das europäische Umland auszudehnen. Um auf Großflüssen, Seen und Meeren entspannt paddeln zu können, musste wieder einmal ein neues Boot her. Die größte Schwäche des Luftbootes ist neben seiner Windanfälligkeit, vor allem das geringe Platzangebot für Verpflegung und Gepäck. Zwar kann man Gepäckstücke die man nicht ins Boot bekommt auch am Deck verzurren, die Windanfälligkeit wird dadurch allerdings noch zusätzlich gesteigert. Ein Faltboot sollte meinen Explorer nicht ersetzen, sondern mir Großgewässer und Meere erschließen. Kleine bis mittelgroße Flüsse paddle ich nach wie vor am liebsten im Luftboot.
Aufbau & Transport
Der erste Aufbau des Argo hat mich dann auch gleich einmal ordentlich Nerven gekostet. Dem Boot liegt eine 28-seitige, bebilderte Aufbauanleitung bei, die eigentlich keine Fragen offen lässt. Das Gerüst wird in zwei Teilen seperat aufgebaut. Bug- und Heckelement werden anschließend in die Bootshaut eingeführt und über das Kielrohr miteinander verbunden. Das Durchspannen des Kiels erfordert zu Beginn enormen Kraftaufwand und ich hatte ständig Angst das Gerüst zu beschädigen. Außerdem sprangen dabei gelegentlich die hinteren Spanten wieder vom Kiel, was sehr äußerst ärgerlich ist. Wenn das passiert muss das Gerüst wieder aus der Haut genommen und die Spanten zurück in Position gebracht werden. Um dem vorzubeugen fixiere ich die betroffenen Teile mittlerweile mit Kabelbindern. Wie das funktioniert ist unten im Video zu sehen.
Auch das Verbinden der Senten forderdert beim neuen Boot enorme Gewalt. Auch hier stellte ich mir beim ersten Aufbau die Frage wie das überhaupt gehen soll. Hat sich das Gerüst jedoch einmal der Haut angepasst, gehen diese Schritte relativ problemlos von der Hand. Problematisch wird es erst wieder beim Abbau des Bootes. Bug- und Heckelement sitzen oft derartig fest in der Haut, dass man sie auch mit größter Kraft nicht herrausbekommt. Um das Boot zerlegen zu können müssen die Teile vorher von der Haut gelöst werden. Wie das am besten funktioniert ist im Video zu sehen. Der Argo wird in einem Packsack geliefert welcher sich mittels Bootswagen gut transportieren lässt. Über kurze Strecke kann er dank der Schultergurte auch auf dem Rücken getragen werden. Größenmäßig ist der Packsack angenehm dimensioniert, auch mein dreiteiliges Paddel (240 cm) findet darin noch problemlos Platz.
Verarbeitung & Fahreigenschaften
Ist das Boot erst einmal aufgebaut, kann es mit sehr guter Wasserlage und hoher Steifigkeit überzeugen. An beiden Enden sind Gepäckluken in die Haut integriert über welche das Boot beladen werden kann. Leider verläuft eine Sente mittig genau in der Öffnung, weswegen man nur kleinere Gegenstände durch die Packluken hindurchführen kann. Bedingt durch seine schmale Bauweise ist der Argo generell kein Raumwunder. Führt man wirklich viel Gepäck mit sich, wird man kaum um eine Decklast herumkommen. Dank des aufblasbaren Hängesitzes bietet das Boot jedoch hohen Sitzkomfort. Die Sitzposition ist dabei relativ hoch, kann aber etwas verringert werden, indem man den Sitz nicht aufpustet. Mein Mitpaddler Guido fährt stets mit unaufgeblasenem Sitz, ich bekomme davon jedoch nach kurzer Zeit lästige Krämpfe im unteren Rücken.
Der Argo ist ein sehr sportliches Boot, wenig windanfällig und dementsprechend schnell. Dank zweier Luftschläuche fährt er sich sehr kippstabil und ließ sich auch im leichten Wildwasser des Ticino ausgezeichnet steuern und beherschen. Leider sind die Luftschläuche fest in der Haut verklebt, was etwaige Reparaturen erschweren kann. Das Cockpit ist auf Grund der sportilichen Bauweise des Bootes nicht besonders geräumig. Große und stämmige Menschen sollten unbedingt einmal Probe sitzen bevor sie eine Anschaffung erwägen. Vorder- und Hinterdeck verfügen über aufgeklebte D-Ringe an denen sich Gepäckleinen befestigen lassen. Einer der Ringe hat sich bei mir bereits auf der ersten Tour gelöst, vom Hersteller bekam ich aber prompt Ersatz zugeschickt.
Zubehör
Zusätzlich zum Lieferumfang habe ich lediglich Steuer und Spritzdecke erworben. Das Steuer ist für mich unabdingbar da es die Fahreigenschaften wesentlich verbessert und Richtungswechsel stark vereinfacht. Guido steuert seinen Argo jedoch auch ohne Steueranlage völlig problemlos. Die Steuerpedale empfand ich anfangs als äußerst gewöhnungsbedürftig, mittlerweile habe ich mich jedoch mit ihnen angefreundet. Lediglich der Einschlag des Steuers könnte etwas stärker sein.
Die Spritzdecke ist extrem schwergängig und lässt sich nur mit äußerster Mühe über den Süllrand würgen. Im Falle einer Kenterung ist durchaus zu befürchten, dass man sie nicht gleich vom Boot bekommt. Guido hat seine Spritzdecke mittlerweile ausgetauscht bekommen, anscheinend ist das Problem bekannt. Outtrade bietet zusätzlich auch eine Seesocke an, die verhindern soll das Schmutz und Salzwasser ins Boot gelangen. Über diese kann ich sonst nichts sagen, da ich sie selbst nicht besitze.
Reklamationen und Service
Geschichte der eines Mitpaddlers
Ein Mitpaddler erwarb letzten Herbst (2013) ein Nortik Argo Vorführboot bei Globetrotter Köln. Schon auf der ersten Tour musste er feststellen, dass das Boot nicht vollständig dicht war und ständig Wasser ins Cockpit gelangte. Da er jedoch kein Loch in der Haut entdecken konnte um dieses selbst zu flicken, reklamierte er sein Boot bei Globetrotter. Als er es nach über zwei Monaten Reperaturzeit endlich wieder bekam musste er feststellen, dass sich ein zusätzliches Loch in einem der Luftschläuche befand. Der Mitpaddler hat das Loch dann selbst geflickt um sich eine erneute Reklamation und Wartezeit zu ersparen. Leider war das Problem der Undichtigkeit auch nicht behoben. Ganz im Gegenteil, das Boot nahm sogar noch mehr Wasser auf als zuvor. Vermutlich ist es sinnvoller sich bei auftauchenden Problemen direkt an Outtrade zu wenden, wo man erfahrungsgemäß freundlich und kulant ist. Zahlreiche weitere Erfahrung betreffend den Argo sind im Faltbootforum nachzulesen.
Fazit
Obwohl der Argo nicht perfekt ist, kann man was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt derzeit kaum ein besseres Boot finden. Der Aufbau geht nach den ersten Malen relativ gut von der Hand und die Fahreigenschaften sind ausgeszeichnet. Auch das Gewicht ist mit 19 kg relativ niedrig. Größter und einziger Wermutstropfen ist für mich das verhältnismäßig geringe Platzangebot im Boot und die engeschränkte Verwendungsmöglichkeit der beiden Gepäckluken.
Auf und Abbau eines Nortik Argo
Kommentar