AW: Sicherheit auf dem Wasser / Unfallberichte und -verhütung
Hi Kyhal,
kaum hatte ich das geposted, da hab ich mir schon gedacht, dass ich da noch mal eins fuer auf die Finger kriege. Recht so! Hab's verdient!
Was ich geschrieben habe, war gar nicht mal so sehr als bashing gegen deutsche Abenteurer gemeint gewesen, sondern viel mehr als Hinweis, vielleicht auch mal zuzuhoeren, anstatt immer so zu tun, als wuesse man schon alles. Besonders wenn es um Sicherheit geht.
Ich weiss nicht, ob wir alle so angefangen haben, indem wir uns kopfueber in riskante Situationen begeben haben und dann daraus gelernt haben...ich denke es ist sinnvoll, zuerst Leute mit Erfahrung um Rat und Anleitung zu fragen und Situationen und Risiken vorher abzuwaegen. Ein Restrisiko bleibt immer, voellig klar.
Wenn jemand wissend entscheidet ein gewisses Risiko einzugehen, ist das auch ok. Ich habe voelliges Verstaendnis fuer Sportler, die bereit sind Grenzen auszuloten und dabei sogar Ihr Leben zu riskieren. Der Unterschied zu den Touristen, die ich hier meine, liegt in dem Wort "wissend".
Die Leute, die ich hier meine (und das sind ja auch bei weitem nicht alle, aber eben ein zu grosser Anteil), sind das ganz offensichtlich nicht. Die wissen nicht, in welche Gefahr sie sich begeben und welche Risiken sie eingehen. Die eiern, ohne jemals vorher in einem Kanu oder Kajak gesessen zu haben, mit voellig ueberladenen Booten und unglaublichen Ambitionen ohne Schwimmwesten ihrem -moeglichen- Untergang entgegen. Die haben ein paar Artikel in ner Outdoorzeitung gelesen, vielleicht noch ein abenteurliches Buch von jemandem der auch schon mal hier war - und los geht's. Gut gemeinter Rat wird oft mit grossem Gemoser in den Wind geschlagen. Wenn meine englischsprachigen Kollegen Einweisungen geben, stehe ich manchmal mit grossen Ohren daneben, und hoere zu was meine deutschen Landsleute so von sich geben, weil sie denken es kann keiner zuhoeren. Es ist eigentlich ein Wunder, dass nicht mehr passiert!
Schlimm wird es, wenn Polizei und Search & Rescue dann los muessen, um die Leute zu finden und zu retten (selten) oder tot zu bergen (oefter) und sich dabei auch in Gefahr begeben. Das ganze geht nicht spurlos an den Helfern vorbei. Und noch schlimmer wird es fuer die Angehoerigen der Opfer. Bei einem meiner letzten Einsatz haben wir die Gebeine eines deutschen Touristen geborgen. Die Familie hatte fuer mehrere Jahre noch auf ein gutes Ausgehen gehofft. Das war allerdings kein Wasserunfall...
Das ist natuerlich von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich, aber zum Beispiel sind die Distanzen hier im Yukon zwischen Rettern und Opfern oft so gross, das selbst bei einem abgeseten Notruf zum Teil ueber 24 Stunden vergehen, bevor jemand dort zum Helfen ankommt. Da ist dann eben schon so mancher laengst ertrunken oder an Unterkuehlung gestorben. Ich hoere auch oft von Touristen "wenn was passiert, setzen wir halt einen Notruf ab und dann kommt schon ein Helikopter". Es gibt im Yukon (so gross wie Deutschland und die Schweiz zusammen!) keinen einzigen (!) Rettungshubschrauber. Es gibt nur private Anbieter, die dann von der Polizei gemietet werden. Die Hubschrauber sind nicht fuer die Rettung ausgestattet und sind zum Beispiel nicht in der Lage jemanden mit einer Winde oder an einer langen Leine aufzunehmen. Wenn die nicht landen koennen, geht es wieder nach Hause!
Du hast schon recht mit dem Recht selbst ueber das eingegangene Risiko zu entscheiden. Wenn was passiert ist, wird dann aber auch ganz laut geschriehen nach dem Recht gerettet zu werden (und das in Kanada in der Regel auf Kosten der Steuerzahler). Und dann wird auch noch ganz laut in den Medien (und hier im Forum und in diesem Threat) gegen die Veranstalter und Vermieter gewettet, die so verantwortlos waren, die verunglueckte Gruppe/Person loszuschicken (...dann sind die Leute meist nicht mehr freiwillig gefahren, sondern losgeschickt worden...).
Als vor ein paar Jahren ein Tourist aus Quebec auch besser bescheid wusste und bei starkem Wind auf einem See mit dem Kanu kenterte und ertrank, blieb als Nachspiel die intensive Auseinandersetzung des Coroners (sorry, gibt kein deutsches Wort dafuer) mit dem Vermieter. Von einer moeglichen Eigenverantwortung des Opfers war eigentlich nirgends was zu hoeren.
Nochmal, mein Beitrag war weniger als bashing gemeint, sondern viel mehr der Versuch Leute fuer (Wasser-)Gefahren zu sensibilisieren und dazuzubringen, auch mal auf gute Ratschlaege zu hoeren. Kann nur nochmal die "Cold Water Boot Camp" Videos empfehlen!
Nichts fuer Ungut!
Fabian
Hi Kyhal,
kaum hatte ich das geposted, da hab ich mir schon gedacht, dass ich da noch mal eins fuer auf die Finger kriege. Recht so! Hab's verdient!
Was ich geschrieben habe, war gar nicht mal so sehr als bashing gegen deutsche Abenteurer gemeint gewesen, sondern viel mehr als Hinweis, vielleicht auch mal zuzuhoeren, anstatt immer so zu tun, als wuesse man schon alles. Besonders wenn es um Sicherheit geht.
Ich weiss nicht, ob wir alle so angefangen haben, indem wir uns kopfueber in riskante Situationen begeben haben und dann daraus gelernt haben...ich denke es ist sinnvoll, zuerst Leute mit Erfahrung um Rat und Anleitung zu fragen und Situationen und Risiken vorher abzuwaegen. Ein Restrisiko bleibt immer, voellig klar.
Wenn jemand wissend entscheidet ein gewisses Risiko einzugehen, ist das auch ok. Ich habe voelliges Verstaendnis fuer Sportler, die bereit sind Grenzen auszuloten und dabei sogar Ihr Leben zu riskieren. Der Unterschied zu den Touristen, die ich hier meine, liegt in dem Wort "wissend".
Die Leute, die ich hier meine (und das sind ja auch bei weitem nicht alle, aber eben ein zu grosser Anteil), sind das ganz offensichtlich nicht. Die wissen nicht, in welche Gefahr sie sich begeben und welche Risiken sie eingehen. Die eiern, ohne jemals vorher in einem Kanu oder Kajak gesessen zu haben, mit voellig ueberladenen Booten und unglaublichen Ambitionen ohne Schwimmwesten ihrem -moeglichen- Untergang entgegen. Die haben ein paar Artikel in ner Outdoorzeitung gelesen, vielleicht noch ein abenteurliches Buch von jemandem der auch schon mal hier war - und los geht's. Gut gemeinter Rat wird oft mit grossem Gemoser in den Wind geschlagen. Wenn meine englischsprachigen Kollegen Einweisungen geben, stehe ich manchmal mit grossen Ohren daneben, und hoere zu was meine deutschen Landsleute so von sich geben, weil sie denken es kann keiner zuhoeren. Es ist eigentlich ein Wunder, dass nicht mehr passiert!
Schlimm wird es, wenn Polizei und Search & Rescue dann los muessen, um die Leute zu finden und zu retten (selten) oder tot zu bergen (oefter) und sich dabei auch in Gefahr begeben. Das ganze geht nicht spurlos an den Helfern vorbei. Und noch schlimmer wird es fuer die Angehoerigen der Opfer. Bei einem meiner letzten Einsatz haben wir die Gebeine eines deutschen Touristen geborgen. Die Familie hatte fuer mehrere Jahre noch auf ein gutes Ausgehen gehofft. Das war allerdings kein Wasserunfall...
Das ist natuerlich von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich, aber zum Beispiel sind die Distanzen hier im Yukon zwischen Rettern und Opfern oft so gross, das selbst bei einem abgeseten Notruf zum Teil ueber 24 Stunden vergehen, bevor jemand dort zum Helfen ankommt. Da ist dann eben schon so mancher laengst ertrunken oder an Unterkuehlung gestorben. Ich hoere auch oft von Touristen "wenn was passiert, setzen wir halt einen Notruf ab und dann kommt schon ein Helikopter". Es gibt im Yukon (so gross wie Deutschland und die Schweiz zusammen!) keinen einzigen (!) Rettungshubschrauber. Es gibt nur private Anbieter, die dann von der Polizei gemietet werden. Die Hubschrauber sind nicht fuer die Rettung ausgestattet und sind zum Beispiel nicht in der Lage jemanden mit einer Winde oder an einer langen Leine aufzunehmen. Wenn die nicht landen koennen, geht es wieder nach Hause!
Du hast schon recht mit dem Recht selbst ueber das eingegangene Risiko zu entscheiden. Wenn was passiert ist, wird dann aber auch ganz laut geschriehen nach dem Recht gerettet zu werden (und das in Kanada in der Regel auf Kosten der Steuerzahler). Und dann wird auch noch ganz laut in den Medien (und hier im Forum und in diesem Threat) gegen die Veranstalter und Vermieter gewettet, die so verantwortlos waren, die verunglueckte Gruppe/Person loszuschicken (...dann sind die Leute meist nicht mehr freiwillig gefahren, sondern losgeschickt worden...).
Als vor ein paar Jahren ein Tourist aus Quebec auch besser bescheid wusste und bei starkem Wind auf einem See mit dem Kanu kenterte und ertrank, blieb als Nachspiel die intensive Auseinandersetzung des Coroners (sorry, gibt kein deutsches Wort dafuer) mit dem Vermieter. Von einer moeglichen Eigenverantwortung des Opfers war eigentlich nirgends was zu hoeren.
Nochmal, mein Beitrag war weniger als bashing gemeint, sondern viel mehr der Versuch Leute fuer (Wasser-)Gefahren zu sensibilisieren und dazuzubringen, auch mal auf gute Ratschlaege zu hoeren. Kann nur nochmal die "Cold Water Boot Camp" Videos empfehlen!
Nichts fuer Ungut!
Fabian
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