Mitte Mai: Ich bin gerade im Fahrradtuning-Fieber. Mein Sport-Spaß-und-Spiel-Rad soll etwas tourenfreundlicher im Flachland werden. Die bisherige Entfaltung von 1,78 m bis 6,81 m taugt für mich für den Taunus, aber weniger für “on road” in der Wetterau. Etwas Internet-Recherche später: bei meiner Schaltung bin ich mit der 11-42-Kassette schon am Ende und für mehr muss ich das halbe Fahrrad umbauen. Bleibe ich bei SRAM, so muss ich schon zu einer elektrischen Schaltung greifen. Neben diversen Bastellösungen stoße ich auf ein Nachrüst-Set einer polnischen Firma. Bestellt, zusammen mit einer 10-50 Kassette, einem neuen Freilaufkörper und einem neuen 36er Kettenblatt ergibt das jetzt 1,68 m bis 8,42 m. Der Einbau verläuft weitgehend problemlos. Nur die Einstellung des Schaltwerks raubt mir ein paar Nerven und dauert etwas länger am Abend. Zum Ausgleich plane ich gleich mal eine schöne Pfingsttour. Ein Blick in meinen Kalender sagt mir allerdings, dass ich für Samstag Abend ein Opernticket habe. Bleibt also Pfingstsonntag und -montag. Als Ziel habe ich die Region “Hoher Vogelsberg” auserkoren. Das flachste Mittelgebirge hier in der Gegend - da sollte ich auch mit meiner derzeit ziemlich schwachen Kondition hoch kommen. Vor einem Monat oder so bin ich ja allerdings fast schon am Sachsenhäuser Berg in Frankfurt hängen geblieben. Irgendwie hat nicht nur das WAI Winterschlaf gehalten, sondern auch meine sportliche Motivation über der Winter.
Übernachten möchte ich in einer festen Unterkunft. Also ran a die Buchung. Irgendwo rund um den Hoherodskopf wäre nett. Freie Zimmer gibt’s da noch, aber die ersten paar Buden wollen nur das volle Wochenende, sprich ab Freitag, verkaufen. Passt bei mir nicht. In Herbstein werde ich fündig. Ok, das liegt von Frankfurt aus hinterm Vogelsberg*, muss ich halt ein paar Kilometer mehr strampeln. Dafür liegt es direkt am Vulkanradweg. Einer ehemaligen Bahnstrecke, welche zum Fahrradweg umfunktioniert wurde und dank sehr sanfter Steigung entsprechend bei Radtpuristen vermarktet wird. Ein grober Plan steht: aus Frankfurt in die Wetterau und von dort auf den Vulkanradweg bis nach Herbstein. Den Rückweg dann irgendwo anders lang, vielleicht der Nidda entlang bis Bad Vilbel und dann zurück nach Downtown Frankfurt.
*Vogelsberg ist ja der Name des Mittelgebirges, des Vulkans oder eben des Landkreises und nicht der Name eines Gipfels. Für gewöhnlich setzt man in Frankfurt den Vogelsberg aber einfach mit dem Hoherodskopf gleich. Dem zweithöchsten Gipfel und der Ansammlung diverser touristischer Attraktionen dort.
Pfingstsonntag - Hohe Straße und Vulkanradweg
Alles ist gepackt. Das neue Setup schon über 100 km getestet und für tauglich befunden. Die Kondition wurde die letzten Wochen kontinuierlich verbessert und so entscheide ich mich für eine etwas längere Tour via Hohe Straße nach Büdingen, weiter zum Glauberg und dann erst auf den Vulkanradweg. Macht grob 15 km und ein paar Höhenmeter extra. Aber bevor es losgeht, erst mal noch den Müll rausbringen. Doch so einfach wird das heute früh nicht. Die Haustür wird von zwei Crackjunkies belagert, die hier ihr Camp aufgeschlagen haben. Die Tür lässt sich nur einen Spalt weit öffnen. Die beiden machen aber freundlicherweise ohne weitere Diskussionen Platz und kommen auch meiner freundlichen Aufforderung nach, die Türe komplett frei zu räumen. Schließlich muss ich hier ja gleich mit dem gepackten Rad raus. Mit ein paar Minuten Verzögerung stehe ich dann morgens um halb acht auf dem Römer. Zeit für die ersten Fotos…
Weiter geht’s durch die leere Innenstadt von Frankfurt. Der erste Anstieg erfolgt der Friedberger Landstraße entlang hinauf zur Friedberger Warte. Eine ehemals der Stadt vorgelagerter Verteidigungsbau, also mehr so ein Beobachtungsposten, um zu sehen, wer da so Böses aus Richtung Norden kommt.
Weiter geht es über den Lohrberg nach Bergen, wo ich die heutige Stadtgrenze erreiche. Hier beginnt die Hohe Straße, die mich heute nach Büdingen führt. Sie ist Teil der Via Regia von Santiago de Compostela bis Kiew - wie dem rostigen Kunstwerk und einer Erklärbärsäule zu entnehmen ist. Bei Rennradlern ist die erste Hälfte der hohen Straße sehr beliebt. Sie führt über den Kamm des Berger Rückens und kreuzt nur sehr wenige Ortschaften und Landstraßen. Steigungen und Gefälle halten sich in Grenzen , etwas “wellig” ist das Gelände aber schon. Entlang der Strecke gibt es Dutzende Kunstinstallationen und modernes Landschaftsmobiliar.
Ein Grund, weshalb der zweite Abschnitt bei Rennradlern nicht mehr ganz so beliebt ist liegt wohl an der fehlenden Asphalt- bzw. Betondecke der Fahrbahn. Danach wird es nämlich steinig und staubig…
…ein paar Hundert Meter Paris-Roubaix-Feeling..
…dafür ist dieser Teil der Strecke aber auch bewaldeter, was bei sommerlichen Touren angenehmer ist…
Nach grob 45 km erreiche ich Büdingen. Viel Fachwerk, ein ordentliches Schloss, viel Stadtmauer samt alten Toren. Alles wie aus einem Mittelaltermärchenbuch.
Am Stadtgraben von Büdingen mit Blick auf…
…das Jerusalemer Tor:
Schloss Büdingen:
Altstadt:
Stadtbefestigung:
Nach der kurzen Stadtrundfahrt folge ich jetzt dem Seemenbach nach Düdelsheim und von dort geht es leicht bergauf an den Südhang des Glaubergs. Besuch beim Langohrenkeltenfürst. Das Museum spare ich mir heute. Dafür nutze ich die Bank mit der tollen Aussicht für eine Brotzeit (Roggenmischbrot aus dem Brotbackbuch Nr. 2 ).
Bei der Abfahrt vom Glauberg gibt’s dann meine heutige “Topspeed” - es geht knackig und kurvig bergab. Hinter einer Kurve taucht aber unerwartet eine geisterfahrende Radlerin auf. Die wollte wohl gerade schieben, versucht aber wieder anzufahren, wozu sie doch etwas Platz braucht. Ich bin schon mal auf der Bremse :grr: Etwas später steht ein Auto auf der Straße. Der Fahrer quatscht mit nem Typen der die Gegenspur belagert *klingelklingelklingel* :grr: Im Ort Glauberg heil angekommen, wechsele ich auf den Vulkanradweg entlang der Nidder. Hier gibt’s viele naturgeschützte Feuchtwiesen und so viele Störche, dass ich gar nicht mitzählen kann…
…und etwas talaufwärts eine kleine Kuhherde.
…geht’s denen gut? So faul könnte ich jetzt auch rumliegen…
…aber ich quäle mich lieber den Bahnradweg hoch. Streckentechnisch ist das nur Mittel herausfordernd, aber schön schattig…
Als nächsten Rastplatz wähle ich den Platz vor dem Gederner Schloss…
…und kurze Zeit später geht’s weiter auf dem sehr gründlich ausgeschilderten Radweg…
Mit der Dauer wird mir der Radweg dann aber doch etwas zu monoton. Immer die gleiche Steigung - von Gedern bis zum Scheitelpunkt bei Hartmannshain geht es kontinuierlich bergauf. Erfreulicherweise aber hier viel Schatten. Selbst die hohen Bahndämme haben links und rechts genügend grüne Schattenspender. Hin und wieder lege ich ein Päuschen ein - ganz so gut ist meine Kondition dann immer noch nicht. Auf der Scheitelhöhe (ca. 570 m.ü.NHN) angekommen wollte ich eigentlich eine kurze Rast und ein paar Fotos machen. Aber dann läuft das Rad schon runter und wer will nach so viel bergauf schon bremsen Das Wasser fließt ab sofort nicht mehr in den Rhein, sondern in die Weser.
Radtechnisch läuft’s jetzt ziemlich gut und nach einiger Zeit taucht Herbstein am Horizont auf.
Beim Hotel habe ich mich erst für später angekündigt. Irgendwie hatte ich ca. zehn Stunden (grob acht Stunden fahren und zwei pausieren und fotografieren) veranschlagt. Jetzt bin ich nach brutto 8 Stunden und fünf Minuten da. Also steuere ich erst mal die Eisdiele an. Die ist gerade übervoll und so schiebe ich erst mal mein Rad den Ort hoch - die Stadt besichtigen. Das Eis gibt es dann auf dem Weg zurück…
Übernachten möchte ich in einer festen Unterkunft. Also ran a die Buchung. Irgendwo rund um den Hoherodskopf wäre nett. Freie Zimmer gibt’s da noch, aber die ersten paar Buden wollen nur das volle Wochenende, sprich ab Freitag, verkaufen. Passt bei mir nicht. In Herbstein werde ich fündig. Ok, das liegt von Frankfurt aus hinterm Vogelsberg*, muss ich halt ein paar Kilometer mehr strampeln. Dafür liegt es direkt am Vulkanradweg. Einer ehemaligen Bahnstrecke, welche zum Fahrradweg umfunktioniert wurde und dank sehr sanfter Steigung entsprechend bei Radtpuristen vermarktet wird. Ein grober Plan steht: aus Frankfurt in die Wetterau und von dort auf den Vulkanradweg bis nach Herbstein. Den Rückweg dann irgendwo anders lang, vielleicht der Nidda entlang bis Bad Vilbel und dann zurück nach Downtown Frankfurt.
*Vogelsberg ist ja der Name des Mittelgebirges, des Vulkans oder eben des Landkreises und nicht der Name eines Gipfels. Für gewöhnlich setzt man in Frankfurt den Vogelsberg aber einfach mit dem Hoherodskopf gleich. Dem zweithöchsten Gipfel und der Ansammlung diverser touristischer Attraktionen dort.
Pfingstsonntag - Hohe Straße und Vulkanradweg
Alles ist gepackt. Das neue Setup schon über 100 km getestet und für tauglich befunden. Die Kondition wurde die letzten Wochen kontinuierlich verbessert und so entscheide ich mich für eine etwas längere Tour via Hohe Straße nach Büdingen, weiter zum Glauberg und dann erst auf den Vulkanradweg. Macht grob 15 km und ein paar Höhenmeter extra. Aber bevor es losgeht, erst mal noch den Müll rausbringen. Doch so einfach wird das heute früh nicht. Die Haustür wird von zwei Crackjunkies belagert, die hier ihr Camp aufgeschlagen haben. Die Tür lässt sich nur einen Spalt weit öffnen. Die beiden machen aber freundlicherweise ohne weitere Diskussionen Platz und kommen auch meiner freundlichen Aufforderung nach, die Türe komplett frei zu räumen. Schließlich muss ich hier ja gleich mit dem gepackten Rad raus. Mit ein paar Minuten Verzögerung stehe ich dann morgens um halb acht auf dem Römer. Zeit für die ersten Fotos…
Weiter geht’s durch die leere Innenstadt von Frankfurt. Der erste Anstieg erfolgt der Friedberger Landstraße entlang hinauf zur Friedberger Warte. Eine ehemals der Stadt vorgelagerter Verteidigungsbau, also mehr so ein Beobachtungsposten, um zu sehen, wer da so Böses aus Richtung Norden kommt.
Weiter geht es über den Lohrberg nach Bergen, wo ich die heutige Stadtgrenze erreiche. Hier beginnt die Hohe Straße, die mich heute nach Büdingen führt. Sie ist Teil der Via Regia von Santiago de Compostela bis Kiew - wie dem rostigen Kunstwerk und einer Erklärbärsäule zu entnehmen ist. Bei Rennradlern ist die erste Hälfte der hohen Straße sehr beliebt. Sie führt über den Kamm des Berger Rückens und kreuzt nur sehr wenige Ortschaften und Landstraßen. Steigungen und Gefälle halten sich in Grenzen , etwas “wellig” ist das Gelände aber schon. Entlang der Strecke gibt es Dutzende Kunstinstallationen und modernes Landschaftsmobiliar.
Ein Grund, weshalb der zweite Abschnitt bei Rennradlern nicht mehr ganz so beliebt ist liegt wohl an der fehlenden Asphalt- bzw. Betondecke der Fahrbahn. Danach wird es nämlich steinig und staubig…
…ein paar Hundert Meter Paris-Roubaix-Feeling..
…dafür ist dieser Teil der Strecke aber auch bewaldeter, was bei sommerlichen Touren angenehmer ist…
Nach grob 45 km erreiche ich Büdingen. Viel Fachwerk, ein ordentliches Schloss, viel Stadtmauer samt alten Toren. Alles wie aus einem Mittelaltermärchenbuch.
Am Stadtgraben von Büdingen mit Blick auf…
…das Jerusalemer Tor:
Schloss Büdingen:
Altstadt:
Stadtbefestigung:
Nach der kurzen Stadtrundfahrt folge ich jetzt dem Seemenbach nach Düdelsheim und von dort geht es leicht bergauf an den Südhang des Glaubergs. Besuch beim Langohrenkeltenfürst. Das Museum spare ich mir heute. Dafür nutze ich die Bank mit der tollen Aussicht für eine Brotzeit (Roggenmischbrot aus dem Brotbackbuch Nr. 2 ).
Bei der Abfahrt vom Glauberg gibt’s dann meine heutige “Topspeed” - es geht knackig und kurvig bergab. Hinter einer Kurve taucht aber unerwartet eine geisterfahrende Radlerin auf. Die wollte wohl gerade schieben, versucht aber wieder anzufahren, wozu sie doch etwas Platz braucht. Ich bin schon mal auf der Bremse :grr: Etwas später steht ein Auto auf der Straße. Der Fahrer quatscht mit nem Typen der die Gegenspur belagert *klingelklingelklingel* :grr: Im Ort Glauberg heil angekommen, wechsele ich auf den Vulkanradweg entlang der Nidder. Hier gibt’s viele naturgeschützte Feuchtwiesen und so viele Störche, dass ich gar nicht mitzählen kann…
…und etwas talaufwärts eine kleine Kuhherde.
…geht’s denen gut? So faul könnte ich jetzt auch rumliegen…
…aber ich quäle mich lieber den Bahnradweg hoch. Streckentechnisch ist das nur Mittel herausfordernd, aber schön schattig…
Als nächsten Rastplatz wähle ich den Platz vor dem Gederner Schloss…
…und kurze Zeit später geht’s weiter auf dem sehr gründlich ausgeschilderten Radweg…
Mit der Dauer wird mir der Radweg dann aber doch etwas zu monoton. Immer die gleiche Steigung - von Gedern bis zum Scheitelpunkt bei Hartmannshain geht es kontinuierlich bergauf. Erfreulicherweise aber hier viel Schatten. Selbst die hohen Bahndämme haben links und rechts genügend grüne Schattenspender. Hin und wieder lege ich ein Päuschen ein - ganz so gut ist meine Kondition dann immer noch nicht. Auf der Scheitelhöhe (ca. 570 m.ü.NHN) angekommen wollte ich eigentlich eine kurze Rast und ein paar Fotos machen. Aber dann läuft das Rad schon runter und wer will nach so viel bergauf schon bremsen Das Wasser fließt ab sofort nicht mehr in den Rhein, sondern in die Weser.
Radtechnisch läuft’s jetzt ziemlich gut und nach einiger Zeit taucht Herbstein am Horizont auf.
Beim Hotel habe ich mich erst für später angekündigt. Irgendwie hatte ich ca. zehn Stunden (grob acht Stunden fahren und zwei pausieren und fotografieren) veranschlagt. Jetzt bin ich nach brutto 8 Stunden und fünf Minuten da. Also steuere ich erst mal die Eisdiele an. Die ist gerade übervoll und so schiebe ich erst mal mein Rad den Ort hoch - die Stadt besichtigen. Das Eis gibt es dann auf dem Weg zurück…
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