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Mitreisende | |
Land: Chile
Reisezeit: Februar/März 2014
Dauer: 2 Wochen (die gesamte Reise dauerte 7 ½ Wochen, siehe weitere Berichte)
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Edit: ich hoffe, es schaut sich auch jemand das Video. an. Etwa 4.000 Fotos in weniger als 2 1/2 Minuten.
Zusammenfassung
Diese Tour hätte eigentlich der „Main Act“ dieser Reise werden sollen. Geplant war eine richtig aufregende und anspruchsvolle Route vom Torres del Paine Nationalpark bis runter nach Puerto Natales. Leider scheiterte mein Vorhaben an der Strenge der Nationalparkverwaltung: entsprechende Genehmigungen würden nur für wissenschaftliche Expeditionen ausgestellt und müssten lange Zeit im Voraus beantragt werden, gab mir der Direktor zu verstehen. Also beschränkte ich mich auf den berühmten Torres del Paine Circuit, was schließlich zwar kein Abenteuer, dafür aber eine tolle soziale (und auch fotografische) Erfahrung war. Weil dieser Wanderweg sehr bekannt und im Internet ausreichend beschrieben ist, werde ich mich diesbezüglich in dem Bericht sehr kurz fassen.
Dieser Bericht knüpft direkt an den ersten Teil an.



Am Morgen des 21. Februars verließ ich El Calafate mit dem Bus in Richtung Puerto Natales. Mein Reisepartner Alan hatte zuvor seinen Reisepass verloren und musste in Argentinien bleiben: während ich auf dem Weg nach Chile war, plante er eine Solo-Tour in der Gegend um El Chaltèn und nördlich davon.
Mein Rucksack war mit Essen für 20 Tage bepackt - mir schwebte eine ziemlich große Tour vor, an der ich Wochen zuvor lange herumgeplant hatte. Beginnen wollte ich mit dem „W“ im Torres del Paine Nationalpark, von da aus sollte es durch die Wildnis nach Süden Richtung Puerto Natales gehen.
Obwohl ich Alan in Argentinien zurückließ, war ich nicht allein. Am Vorabend lernte ich im Hostel eine 29-jährige Engländerin namens Philippa kennen, die als Lehrerin an internationalen Schulen und Universitäten durch die Welt zog. Sie hatte kein eigenes Zelt, also lud ich sie für die ersten fünf Tage (also für das „W“) in meinen Palast ein. Ein paar weitere existentielle Ausrüstungsgegenstände besorgten wir dann für sie nach unserer Ankunft in Puerto Natales, wo wir zwei weitere Nächte in einem Hostel verbrachten.
Am Vormittag des 23. Februars erreichten wir den Nationalpark Torres del Paine und ließen die strengen Belehrungen der Ranger über uns ergehen. Nicht den Weg verlassen, nicht außerhalb der (größtenteils kostenpflichtigen) Zeltplätze übernachten, nicht außerhalb der dafür vorgesehenen Stellen kochen und so weiter… sogar ein Video wurde uns gezeigt. Für jegliche Regelübertretung wurde uns gleich mal 4.000 US-Dollar Strafe angekündigt. Die Jungs schienen da echt eiskalt zu sein, was für mein Vorhaben natürlich desaströs war – wenn ich meine Route verwirklichen wollte, würde ich zwangsläufig gegen jede dieser Regeln verstoßen, und zwar täglich. Das wusste ich zwar alles schon vorher, aber mir wurde erst an dieser Stelle so richtig klar, dass es sich hierbei nicht um leere Drohungen handelte. Naja, noch gab ich die Hoffnung nicht auf.
Grundsätzlich gibt es im Torres del Paine Nationalpark zwei Trek-Varianten: das 50 km lange „W“, für welches sich die meisten Wanderer im Park entscheiden und das 130 km lange „O“ (quasi den „Circuit“), das hinter dem Torres-Massiv herum führt und das „W“ letztendlich mit einschließt. Das „O“ ist auf der Rückseite der Berge vergleichsweise niedrig frequentiert und gilt unter den Gelegenheitsbackpackern vor Ort schon beinahe als Geheimtipp. Übersichtskarten vom Park gibt es überall im Internet.
Philippa und ich marschierten erst mal zum Refugio Chileno und schlugen dort unser Zelt auf. Das Camp wurde von zahllosen laustarken Teenagern in Tennisschuhen regiert, die mit Leihzelten auf der ersten großen Abenteuerreise ihres Lebens waren und keinerlei Respekt vor den Abspannleinen meines Zelts hatten. Ich hasse es, wenn Leute unmittelbar neben mir zelten (mit „unmittelbar“ meine ich wirklich unmittelbar, es herrschte akuter Platzmangel) und dann noch auf meine Leinen treten. In meinem ganzen Reiseleben hatte ich zuvor wohl kaum mehr als fünf Nächte auf Zeltplätzen verbracht – und hier wurden wirklich gleich alle Klischees bedient. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt.
Am späten Nachmittag stieg ich noch zum „Mirador Las Torres“ auf und ließ meine Kamera im Intervallmodus laufen. Währenddessen kam ich mit dem freundlichen Ranger ins Gespräch, der über die Gegend wachte wie ein Vater über seine Kinder. Ganz vorsichtig deutete ich an, dass ich Essen für 20 Tage im Rucksack hatte und ursprünglich vorhatte, über den markierten Wanderweg hinaus in den südlichen Teil des Nationalparks vorzudringen. Ihm gefiel natürlich die Idee, allerdings ließ er keine Zweifel daran, dass ich sehr hart bestraft werden würde, wenn man mich erwischte. Ich erzählte ihm von meinen Erfahrungen im Bereich Wildnisreisen und dass ich selbst im Sommer als Guide im arktischen Alaska unterwegs sei. Daraufhin erklärte er mir, dass die Nationalparkverwaltung unter Umständen Sondergenehmigungen für „besonders erfahrene“ Reisende ausstellen würde – Hoffnung flammte in mir auf. Diese Verwaltung befand sich in der „Administration“, einer 20 km südlich vom eigentlichen Ende des „W“-Treks gelegenen Rangerstation, zu der ein Wanderpfad führte. Prima, dachte ich mir: ich geh das „W“, marschier dann zur Administration, organisier diese lustige Genehmigung und beginne dann meine eigentliche Tour im Süden des Nationalparks.
Hier einige Bilder davon.























Am 27. Februar trat Philippa ihre Rückfahrt nach Puerto Natales an und ich war auf dem Weg zur Administration. Dort sprach ich erst mit den beiden Rangern am Empfang, die eigentlich nur ratlos mit den Schultern zuckten: bisher scheint es niemanden gegeben zu haben, der mit Genehmigung in die Gegenden vordringen wollte, die mich interessierten. Zwanzig Minuten später empfing mich der Direktor des Nationalparks in seinem Büro und hörte sich in aller Ruhe mein Anliegen an. Er versicherte mir, dass eine solche Genehmigung, wie ich sie brauchte, für Privatpersonen nicht zu bekommen sei. Nur wissenschaftlichen Expeditionen würde man so etwas bewilligen – und auch das müsste erst mit der Verwaltung in Santiago abgestimmt werden. Der Chef tätigte ein paar Anrufe und suchte nach eine Alternative für mich; der Mann war wirklich engagiert. Aber alle Bemühungen waren vergebens.
Was nun? Hätte ich im Vorhinein gewusst, dass ich keine solche Genehmigung bekommen würde, hätte ich es gar nicht erst versucht und wäre vielleicht illegalerweise losmarschiert. Aber jetzt, wo die Verwaltung Bescheid wusste und mir die Route explizit untersagt hatte, war dies keine Option mehr. Ich war im höchsten Maße frustriert und tat genau das, wonach ich mich fühlte: gemeinsam mit zwei deutschen Touristen stellte ich mich an die Straße, hielt das nächstbeste Auto an und war entschlossen, den verdammten Park zu verlassen und nach Argentinien zurückzukehren.
Als ich im Auto saß und wir uns der Parkgrenze näherten, bekam ich Zweifel. Sollte ich nicht vielleicht doch noch den gesamten „Circuit“ gehen? Kann ich nicht einfach mal etwas „Normales“ machen und ganz bescheiden einem Wanderweg folgen? Im Allgemeinen bin ich nicht gerade für mein affektives Handeln bekannt, aber in dieser Situation verließ ich binnen einer Minute Bedenkzeit das Auto und begab mich zum Einstiegsort für das „O“. Essen hatte ich ja noch genug im Rucksack… verrückt übrigens, dass ich auf diesen ausgetretenen Wegen und Zeltplätzen mit Einkaufsmöglichkeiten meine gesamte Ausrüstung mitschleppte, einschließlich Verpflegung für beinahe drei Wochen! Mit meinem Rucksack sah ich aus wie viele dieser armen und frustrierten Backpacker, die mir, beladen mit ihrem eigenen Gepäck und dem ihrer Freundinnen, schweißgebadet entgegenkamen und sich wahrscheinlich fragten, wessen Schminkkoffer und Ausgehkleidung man mir da eingepackt haben musste.
Ich folgte also dem überraschend einsamen Weg entlang des Rio Paine; es war schon spät. Mit Leichtigkeit hätte ich es noch vor Sonnenuntergang bis zum Camp Seron geschafft, aber nein, aus Protest schlug ich mein Zelt direkt am Fluss auf und warf meinen Jetboil an – ja, es war illegal und ich fühlte mich gut dabei. Völlig kindisch, ich weiß.
Die nächsten Tage waren richtig toll: nicht (nur) aufgrund der Landschaft, sondern vor allem wegen der Menschen, die ich kennenlernte. Im Camp Seron kam ich mit einem Paar aus Kanada und den USA ins Gespräch; ich weiß gar nicht mehr, worüber wir diskutierten. Jedenfalls mischte sich kurz darauf ein Italiener ein, daraufhin gesellten sich ein französisches und ein englisches Paar zu uns. Viel später erst trafen zwei US-Amerikaner mittleren Alters ein, die auf der ersten Wandertour ihres Lebens waren und deren Ausrüstung und Nahrungseinkäufe mich aufs Herzlichste amüsierten (ich nahm ihnen erstmal 3 kg M&M’s ab - 5.000 Kalorien pro Tagen waren nun wirklich übertrieben!). Als Gruppe von 10 Personen wanderten wir von nun an gemeinsam - viele gute Gespräche, jede Menge Spaß und ausreichend Rotwein verschafften allen eine unvergessliche Zeit.









































Am 5. März erreichten wir das Refugio Paine Grande, wo sich unsere Wege trennen sollten. Die anderen gingen nun das „W“, auf dem ich ja bereits eine Woche zuvor unterwegs war. Wir feierten meinen Abschied mit einer gebührenden Zahl „Pisco Sour“, am nächsten Tag nahm ich die Fähre zum Parkeingang. Der Rest der Bande marschierte weiter.

Die beiden Amerikaner gaben jedem von uns Spitznamen – mich nannten sie „Mountain Swami“ („Swami“ ist eine Bezeichnung für eine spirituelle Leitfigur
). Außerdem auf dem Bild zu sehen: Sugar Tee, Spidey, Barista, Joani & Johnny Appleseed und Team „Rocks over Water“.
Ich verbrachte eine Nacht in Puerto Natales und fuhr dann mit dem Bus zurück nach El Calafate, Argentinien. Angesichts meiner ursprünglichen Pläne für Chile war diese Tour für mich eigentlich ein klarer Misserfolg. Inzwischen blicke ich sehr versöhnlich auf diese Zeit zurück, denn ich habe ein paar tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich nun auch über Facebook Kontakt halten werde. Von all meinen Reisebekanntschaften, die ich über die Jahre hinweg machen konnte, sticht diese Gruppe in ihrer Diversität und Verbundenheit doch recht deutlich heraus. Außerdem konnte ich mir mehr Zeit fürs Fotografieren nehmen – das hat mir schon auch Spaß gemacht. Manchmal ließ ich alle meine Reisekumpanen an mir vorüberziehen und wartete eine Stunde lang auf den richtigen Lichteinfall auf den Gletscher – auf einer „echten“ Wildnisreise könnte ich mir diesen Luxus nicht erlauben.
Mein Fazit: Wanderwege, wie dieser hier im Torres del Paine Nationalpark, haben ihre eigenen Vorzüge. „Wildnis“, wie ich sie kenne, ist das allerdings nicht. Vielleicht bin ich wenig verwöhnt, das kann schon sein. Zusammenfassen was es also zwar kein Abenteuer, dafür aber ein tolles soziales Erlebnis, auf das ich gern und oft zurückblicke – manchmal sogar mit dem Gefühl von Wehmut.
Reisezeit: Februar/März 2014
Dauer: 2 Wochen (die gesamte Reise dauerte 7 ½ Wochen, siehe weitere Berichte)
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Edit: ich hoffe, es schaut sich auch jemand das Video. an. Etwa 4.000 Fotos in weniger als 2 1/2 Minuten.

Zusammenfassung
Diese Tour hätte eigentlich der „Main Act“ dieser Reise werden sollen. Geplant war eine richtig aufregende und anspruchsvolle Route vom Torres del Paine Nationalpark bis runter nach Puerto Natales. Leider scheiterte mein Vorhaben an der Strenge der Nationalparkverwaltung: entsprechende Genehmigungen würden nur für wissenschaftliche Expeditionen ausgestellt und müssten lange Zeit im Voraus beantragt werden, gab mir der Direktor zu verstehen. Also beschränkte ich mich auf den berühmten Torres del Paine Circuit, was schließlich zwar kein Abenteuer, dafür aber eine tolle soziale (und auch fotografische) Erfahrung war. Weil dieser Wanderweg sehr bekannt und im Internet ausreichend beschrieben ist, werde ich mich diesbezüglich in dem Bericht sehr kurz fassen.
Dieser Bericht knüpft direkt an den ersten Teil an.



Am Morgen des 21. Februars verließ ich El Calafate mit dem Bus in Richtung Puerto Natales. Mein Reisepartner Alan hatte zuvor seinen Reisepass verloren und musste in Argentinien bleiben: während ich auf dem Weg nach Chile war, plante er eine Solo-Tour in der Gegend um El Chaltèn und nördlich davon.
Mein Rucksack war mit Essen für 20 Tage bepackt - mir schwebte eine ziemlich große Tour vor, an der ich Wochen zuvor lange herumgeplant hatte. Beginnen wollte ich mit dem „W“ im Torres del Paine Nationalpark, von da aus sollte es durch die Wildnis nach Süden Richtung Puerto Natales gehen.
Obwohl ich Alan in Argentinien zurückließ, war ich nicht allein. Am Vorabend lernte ich im Hostel eine 29-jährige Engländerin namens Philippa kennen, die als Lehrerin an internationalen Schulen und Universitäten durch die Welt zog. Sie hatte kein eigenes Zelt, also lud ich sie für die ersten fünf Tage (also für das „W“) in meinen Palast ein. Ein paar weitere existentielle Ausrüstungsgegenstände besorgten wir dann für sie nach unserer Ankunft in Puerto Natales, wo wir zwei weitere Nächte in einem Hostel verbrachten.
Am Vormittag des 23. Februars erreichten wir den Nationalpark Torres del Paine und ließen die strengen Belehrungen der Ranger über uns ergehen. Nicht den Weg verlassen, nicht außerhalb der (größtenteils kostenpflichtigen) Zeltplätze übernachten, nicht außerhalb der dafür vorgesehenen Stellen kochen und so weiter… sogar ein Video wurde uns gezeigt. Für jegliche Regelübertretung wurde uns gleich mal 4.000 US-Dollar Strafe angekündigt. Die Jungs schienen da echt eiskalt zu sein, was für mein Vorhaben natürlich desaströs war – wenn ich meine Route verwirklichen wollte, würde ich zwangsläufig gegen jede dieser Regeln verstoßen, und zwar täglich. Das wusste ich zwar alles schon vorher, aber mir wurde erst an dieser Stelle so richtig klar, dass es sich hierbei nicht um leere Drohungen handelte. Naja, noch gab ich die Hoffnung nicht auf.
Grundsätzlich gibt es im Torres del Paine Nationalpark zwei Trek-Varianten: das 50 km lange „W“, für welches sich die meisten Wanderer im Park entscheiden und das 130 km lange „O“ (quasi den „Circuit“), das hinter dem Torres-Massiv herum führt und das „W“ letztendlich mit einschließt. Das „O“ ist auf der Rückseite der Berge vergleichsweise niedrig frequentiert und gilt unter den Gelegenheitsbackpackern vor Ort schon beinahe als Geheimtipp. Übersichtskarten vom Park gibt es überall im Internet.
Philippa und ich marschierten erst mal zum Refugio Chileno und schlugen dort unser Zelt auf. Das Camp wurde von zahllosen laustarken Teenagern in Tennisschuhen regiert, die mit Leihzelten auf der ersten großen Abenteuerreise ihres Lebens waren und keinerlei Respekt vor den Abspannleinen meines Zelts hatten. Ich hasse es, wenn Leute unmittelbar neben mir zelten (mit „unmittelbar“ meine ich wirklich unmittelbar, es herrschte akuter Platzmangel) und dann noch auf meine Leinen treten. In meinem ganzen Reiseleben hatte ich zuvor wohl kaum mehr als fünf Nächte auf Zeltplätzen verbracht – und hier wurden wirklich gleich alle Klischees bedient. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt.
Am späten Nachmittag stieg ich noch zum „Mirador Las Torres“ auf und ließ meine Kamera im Intervallmodus laufen. Währenddessen kam ich mit dem freundlichen Ranger ins Gespräch, der über die Gegend wachte wie ein Vater über seine Kinder. Ganz vorsichtig deutete ich an, dass ich Essen für 20 Tage im Rucksack hatte und ursprünglich vorhatte, über den markierten Wanderweg hinaus in den südlichen Teil des Nationalparks vorzudringen. Ihm gefiel natürlich die Idee, allerdings ließ er keine Zweifel daran, dass ich sehr hart bestraft werden würde, wenn man mich erwischte. Ich erzählte ihm von meinen Erfahrungen im Bereich Wildnisreisen und dass ich selbst im Sommer als Guide im arktischen Alaska unterwegs sei. Daraufhin erklärte er mir, dass die Nationalparkverwaltung unter Umständen Sondergenehmigungen für „besonders erfahrene“ Reisende ausstellen würde – Hoffnung flammte in mir auf. Diese Verwaltung befand sich in der „Administration“, einer 20 km südlich vom eigentlichen Ende des „W“-Treks gelegenen Rangerstation, zu der ein Wanderpfad führte. Prima, dachte ich mir: ich geh das „W“, marschier dann zur Administration, organisier diese lustige Genehmigung und beginne dann meine eigentliche Tour im Süden des Nationalparks.
Hier einige Bilder davon.























Am 27. Februar trat Philippa ihre Rückfahrt nach Puerto Natales an und ich war auf dem Weg zur Administration. Dort sprach ich erst mit den beiden Rangern am Empfang, die eigentlich nur ratlos mit den Schultern zuckten: bisher scheint es niemanden gegeben zu haben, der mit Genehmigung in die Gegenden vordringen wollte, die mich interessierten. Zwanzig Minuten später empfing mich der Direktor des Nationalparks in seinem Büro und hörte sich in aller Ruhe mein Anliegen an. Er versicherte mir, dass eine solche Genehmigung, wie ich sie brauchte, für Privatpersonen nicht zu bekommen sei. Nur wissenschaftlichen Expeditionen würde man so etwas bewilligen – und auch das müsste erst mit der Verwaltung in Santiago abgestimmt werden. Der Chef tätigte ein paar Anrufe und suchte nach eine Alternative für mich; der Mann war wirklich engagiert. Aber alle Bemühungen waren vergebens.
Was nun? Hätte ich im Vorhinein gewusst, dass ich keine solche Genehmigung bekommen würde, hätte ich es gar nicht erst versucht und wäre vielleicht illegalerweise losmarschiert. Aber jetzt, wo die Verwaltung Bescheid wusste und mir die Route explizit untersagt hatte, war dies keine Option mehr. Ich war im höchsten Maße frustriert und tat genau das, wonach ich mich fühlte: gemeinsam mit zwei deutschen Touristen stellte ich mich an die Straße, hielt das nächstbeste Auto an und war entschlossen, den verdammten Park zu verlassen und nach Argentinien zurückzukehren.
Als ich im Auto saß und wir uns der Parkgrenze näherten, bekam ich Zweifel. Sollte ich nicht vielleicht doch noch den gesamten „Circuit“ gehen? Kann ich nicht einfach mal etwas „Normales“ machen und ganz bescheiden einem Wanderweg folgen? Im Allgemeinen bin ich nicht gerade für mein affektives Handeln bekannt, aber in dieser Situation verließ ich binnen einer Minute Bedenkzeit das Auto und begab mich zum Einstiegsort für das „O“. Essen hatte ich ja noch genug im Rucksack… verrückt übrigens, dass ich auf diesen ausgetretenen Wegen und Zeltplätzen mit Einkaufsmöglichkeiten meine gesamte Ausrüstung mitschleppte, einschließlich Verpflegung für beinahe drei Wochen! Mit meinem Rucksack sah ich aus wie viele dieser armen und frustrierten Backpacker, die mir, beladen mit ihrem eigenen Gepäck und dem ihrer Freundinnen, schweißgebadet entgegenkamen und sich wahrscheinlich fragten, wessen Schminkkoffer und Ausgehkleidung man mir da eingepackt haben musste.
Ich folgte also dem überraschend einsamen Weg entlang des Rio Paine; es war schon spät. Mit Leichtigkeit hätte ich es noch vor Sonnenuntergang bis zum Camp Seron geschafft, aber nein, aus Protest schlug ich mein Zelt direkt am Fluss auf und warf meinen Jetboil an – ja, es war illegal und ich fühlte mich gut dabei. Völlig kindisch, ich weiß.
Die nächsten Tage waren richtig toll: nicht (nur) aufgrund der Landschaft, sondern vor allem wegen der Menschen, die ich kennenlernte. Im Camp Seron kam ich mit einem Paar aus Kanada und den USA ins Gespräch; ich weiß gar nicht mehr, worüber wir diskutierten. Jedenfalls mischte sich kurz darauf ein Italiener ein, daraufhin gesellten sich ein französisches und ein englisches Paar zu uns. Viel später erst trafen zwei US-Amerikaner mittleren Alters ein, die auf der ersten Wandertour ihres Lebens waren und deren Ausrüstung und Nahrungseinkäufe mich aufs Herzlichste amüsierten (ich nahm ihnen erstmal 3 kg M&M’s ab - 5.000 Kalorien pro Tagen waren nun wirklich übertrieben!). Als Gruppe von 10 Personen wanderten wir von nun an gemeinsam - viele gute Gespräche, jede Menge Spaß und ausreichend Rotwein verschafften allen eine unvergessliche Zeit.









































Am 5. März erreichten wir das Refugio Paine Grande, wo sich unsere Wege trennen sollten. Die anderen gingen nun das „W“, auf dem ich ja bereits eine Woche zuvor unterwegs war. Wir feierten meinen Abschied mit einer gebührenden Zahl „Pisco Sour“, am nächsten Tag nahm ich die Fähre zum Parkeingang. Der Rest der Bande marschierte weiter.

Die beiden Amerikaner gaben jedem von uns Spitznamen – mich nannten sie „Mountain Swami“ („Swami“ ist eine Bezeichnung für eine spirituelle Leitfigur

Ich verbrachte eine Nacht in Puerto Natales und fuhr dann mit dem Bus zurück nach El Calafate, Argentinien. Angesichts meiner ursprünglichen Pläne für Chile war diese Tour für mich eigentlich ein klarer Misserfolg. Inzwischen blicke ich sehr versöhnlich auf diese Zeit zurück, denn ich habe ein paar tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich nun auch über Facebook Kontakt halten werde. Von all meinen Reisebekanntschaften, die ich über die Jahre hinweg machen konnte, sticht diese Gruppe in ihrer Diversität und Verbundenheit doch recht deutlich heraus. Außerdem konnte ich mir mehr Zeit fürs Fotografieren nehmen – das hat mir schon auch Spaß gemacht. Manchmal ließ ich alle meine Reisekumpanen an mir vorüberziehen und wartete eine Stunde lang auf den richtigen Lichteinfall auf den Gletscher – auf einer „echten“ Wildnisreise könnte ich mir diesen Luxus nicht erlauben.
Mein Fazit: Wanderwege, wie dieser hier im Torres del Paine Nationalpark, haben ihre eigenen Vorzüge. „Wildnis“, wie ich sie kenne, ist das allerdings nicht. Vielleicht bin ich wenig verwöhnt, das kann schon sein. Zusammenfassen was es also zwar kein Abenteuer, dafür aber ein tolles soziales Erlebnis, auf das ich gern und oft zurückblicke – manchmal sogar mit dem Gefühl von Wehmut.
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