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Mitreisende | |
Land: Argentinien
Reisezeit: Januar/Februar 2014
Dauer: 3 Wochen (die gesamte Reise dauerte 7 ½ Wochen, siehe nachfolgende Berichte)
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Zusammenfassung
Mit Nahrungsmitteln für 23 Tage bepackt marschierten mein Reisepartner Alan und ich Ende Januar von der „Ruta 40“ aus Richtung chilenische Grenze, also nach Westen. Am Lago Sterea angekommen stiegen wir in das weglose Gelände der Hochebene Sierra de las Vacas auf und erreichten eine Woche später den abgelegenen und sehr selten besuchten Perito Moreno Nationalpark. Weiter ging es durch ein paar namenlose Täler und über einen etwa 2000 Meter hohen Pass zum Monte San Lorenzo, dessen Moränen wir auf der Ostseite nach Norden folgten, bis uns der Rio Oro zum Lago Posadas und damit zurück in die Zivilisation brachte.
Die Tour war ein voller Erfolg: landschaftlich sehr abwechslungsreich und ansprechend, körperlich relativ herausfordernd, aber nicht zu schwierig. Uns kamen während der gesamten drei Wochen keine anderen Reisenden zu Gesicht. Nur ein paar Ranger trafen wir, als wir uns nach dem Eintritt in den Perito Moreno Nationalpark (übrigens nicht zu verwechseln mit dem weltbekannten und über 300 km weiter südlich liegenden Perito Moreno Gletscher) in einer Ranger Station registrieren ließen.



Vorgeschichte
Eigentlich wollte ich ja in diesem Winter wieder nach Afrika reisen, aber irgendwie fehlte es mir an der „perfekten“ Idee. Die Gegenden, die mich wirklich interessieren (zum Beispiel Südsudan oder die Zentralafrikanische Republik), scheinen momentan einfach wirklich zu instabil und gefährlich zu sein. Also Südamerika… gut, da war ich ja auch noch nie.
Nach ein paar Recherchen und Gesprächen mit Südamerika-erfahrenen Reisenden wurde schnell klar, dass Patagonien das geeignetste Reiseziel zu sein schien. Bolivien hätte mich eigentlich mehr interessiert, aber da war eben gerade Regenzeit. Mit Patagonien hingegen verband ich schon immer die viel zu oft gesehenen Bilder von Fitz Roy, Torres del Paine und Co; sensationelle Landschaften, aber auch viel Tourismus und wenig echte Wildnis. Einen etwas differenzierteren Blick bekam ich, als ich mich dann intensiver mit der Geographie Patagoniens beschäftigte: tatsächlich laufen da unten Scharen von Touristen herum, diese aber konzentrieren sich natürlicherweise nur auf wenige Highlights – ist man erstmal weit genug von den Hauptverkehrsstraßen und den beliebten Nationalparks weg, wird es sehr schnell sehr einsam.
Ich legte mich auf den Reisezeitraum 24. Januar bis 17. März fest und buchte meine Flüge. Wenig später machte mich eine Freundin auf Alan aufmerksam, mit dem sie ab und an gemeinsam die Kletterhalle besuchte und der offenbar Interesse daran hatte, mich auf meine Tour zu begleiten. Ich hatte noch keinen Reisepartner – allein zu reisen ist für mich kein Problem, zu zweit war mir aber lieber. Also trafen wir uns und redeten in Ruhe über das, was uns so vorschwebte.
Alan und ich verstanden uns auf Anhieb. Er ist zwar fünf Jahre jünger als ich und hatte bis dahin kaum Erfahrungen mit Wildnisreisen, trotzdem bestanden aus meiner Sicht eigentlich keine Zweifel daran, dass wir problemlos miteinander auf Tour gehen könnten. Er studiert Sport und ist körperlich extrem fit. Von unserem ersten Gespräch an sprühte er nur so vor Motivation und Ehrgeiz; mir war klar, dass der Mann nach Herausforderungen suchte und alles geben würde, um sie zu meistern. Die Sache stand also fest.
Weniger leicht fiel mir die Entscheidung über die genauen Routen; ich hatte im Grunde genommen keine Zeit für eine detaillierte Reiseplanung. Auf Google Earth kristallisierten sich dann zwei Gegenden heraus, die mir landschaftlich sehr interessant und trotzdem fernab der übrigen Trekkingtouristen erschienen: zum einen war das die eher trockene Berglandschaft zwischen der Ruta 81 und dem Rio Oro bzw. dem Lago Pueyrredón und zum anderen die stark vergletscherten Gebirgszüge weiter südlich zwischen dem Torres del Paine Massiv und Puerto Natales. Was aus der zweiten Idee wurde, erzähle ich im nächsten Bericht – hier geht es um die nördlichere Tour, die wir zuerst antreten wollten.
Ordentliches Kartenmaterial schien es nicht zu geben, deshalb bastelte ich mir mit Ausdrucken des Google Maps Höhenprofils meine eigenen topografischen Karten zusammen. Das hat mir schon früher im Kaukasus sehr geholfen und sollte auch diesmal völlig ausreichen. Aus verschiedenen Gründen mussten wir die Route unterwegs stark anpassen und einige Umwege gehen, so kamen letztendlich auch deutlich mehr Tageskilometer zustande, als wir ursprünglich annahmen.
Zur Orientierung habe ich einen Ausschnitt aus einer guten Straßenkarte hochgeladen; wer will, kann die Datei nutzen, um die Routenbeschreibung besser nachzuvollziehen: Link zur Karte
Alle Umwege und Nebenausflüge wird man trotzdem nicht genau zuordnen können – aber das ist auch gar nicht mein Anspruch. Potentiellen Nachahmern dieser Reise sei ein bisschen Abenteuer gegönnt.



Die Reise
Nach einem langen Flug, einschließlich Flughafenwechsel in Buenos Aires, kamen Alan und ich am Abend des 25. Januars in El Calafate an und checkten in unser Hostel ein. Die Laune war bereits gedrückt, weil Alan ohne Gepäck dastand: erst hatte es sein Rucksack beim Umstieg in London scheinbar nicht in unseren Flieger nach Buenos Aires geschafft, dann teilte uns British Airways am nächsten Tag mit, dass sein Gepäck nun irgendwo in Argentinien verloren gegangen sei und man nun überhaupt nicht mehr wisse, bis wann es am Zielort ankommen würde.
Wir nutzten den 26. Januar zum Einkaufen der Nahrungsmittel für die erste Tour – wir mussten mit Essen für 23 Tage losziehen! – und als Alans Rucksack auch am nächsten Tag um die Mittagszeit noch nicht auffindbar war, begannen wir damit, in El Calafate nach den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen für ihn zu suchen, die wir entweder leihen oder kaufen wollten. Doch bevor Alan allzu viel Geld für den Kram auf den Tisch gelegt hatte, kam die gute Nachricht: Rucksack ist da! Na gut, die Stimmung war wieder klasse. Nachdem die Rucksäcke gepackt waren, ließen wir den Abend bei gutem Essen und zwei Flaschen Wein ausklingen.
Um 4.00 Uhr morgens verließen wir El Calafate mit dem Bus Richtung Norden. Nach kurzen Aufenthalten in El Chaltèn und Gobernador Gregores ließ uns der Busfahrer freundlicherweise genau da aussteigen, wo die Rute 81 auf die Ruta 40 trifft, also dem Beginn unserer Tour. Die restlichen Businsassen schauten ungläubig, eine Backpackerin sprach das Offensichtliche aus: „But we are in the middle of nowhere, there is nothing here!?“ „Exactly“, meinte ich und musste innerlich lächeln.
Kaum war der Bus weg, fiel Alan ein, dass er seine Kameratasche darin liegengelassen hatte – eine ältere DSLR mit billigem Wechselobjektiv und ein paar SD-Karten waren damit verloren. Das wäre nicht allzu schlimm gewesen, wenn der Pechvogel nicht clevererweise auch gleich noch seinen Pass in eben dieser Tasche verstaut hätte; Alan war jetzt ohne Reisepass in Argentinien unterwegs. Neben dem bürokratischen Aufwand vor dem Rückflug sah ich vor allem unsere zweite Tour gefährdet, für die wir nach Chile einreisen mussten. Nun ja, dieses Problem ließ sich nun ohnehin nicht lösen, also schüttelten wir unseren Ärger von den Schultern und marschieren auf der Ruta 81, einer einfachen Schotterpiste, nach Westen. Am nah gelegenen Rio Belgrano schlugen wir wenig später unser erstes Camp auf und verbrachten eine sehr windige erste Nacht im Zelt.



Am nächsten Morgen, es war der 29. Januar, folgten wir der Piste weiter in Richtung Berge. Das einzige Fahrzeug, dem wir an diesem Tag begegneten, nahm uns bis zur Estancia Faldeos mit, damit sparten wir uns etwa 35 km. Bis wir spät am Abend unser erstes Camp am Fuße der Sierra de las Vacas aufschlugen, waren es noch weitere 25 km, die wir zu Fuß im starken Gegenwind und Dauerregen bestreiten mussten. Erschöpft erreichten wir unser Tagesziel und waren damit endlich in der weglosen Wildnis Patagoniens angekommen – unsere Anstrengungen wurden zur späten Stunde sogar noch mit einem beinahe wolkenlosen Himmel belohnt.



Am nächsten Morgen ging es dann richtig los. Wir passierten noch ein paar Weideflächen und stiegen dann die etwa 600 Höhenmeter zum Plateau auf. Der starke Gegenwind da oben zehrte an unseren Kräften und die karge Landschaft bot nur selten guten Unterschlupf.
Unser Ziel war es, am Fuße des Monte Tetris zu übernachten. Dafür folgten wir einem engen, steinigen Tal, das aufgrund der heftigen Windböen an einigen Stellen zur echten Gefahr wurde. Als wir um 20.00 Uhr noch immer keinen Lagerplatz gefunden hatten und sich der Wind hier in Nähe der hohen Berge in einen Sturm gewandelt hatte, war klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. An einem Pass angekommen mussten wir uns zu Boden fallen lassen, um nicht vom Wind umgeworfen zu werden – und das trotz des enormen Rucksackgewichts, das uns beiden auf den Schultern lastete. Ich hatte auf meinen Touren in den Vorjahren schon einige Male Wind, auch im arktischen Alaska weht ab und zu ein gutes Lüftchen. Aber das hier war unvergleichbar viel heftiger als jeder Sturm, den ich zuvor erlebt hatte. Da es keinerlei Aussicht auf akzeptable Zeltplätze gab, blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren. Erst nach Einbruch der Dunkelheit fanden wir eine geeignete Stelle am Rio Papá, dort schlugen wir unser Zelt auf. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits 16 Stunden auf den Beinen.










Uns war klar, dass wir unsere Route ein wenig anpassen mussten: anstatt direkt entlang des Hauptkamms im Westen zu gehen, wollten wir nun den Hochebenen und Tälern weiter östlich folgen sowie ein paar zusätzliche Ausflüge in verschiedene Richtungen unternehmen. Das funktionierte auch hervorragend.
Über die kommenden Tage möchte ich nicht allzu viel schreiben, alles lief wie am Schnürchen. Hin und wieder begegneten wir Kühen und Pferden, Menschen sahen wir keine. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich: von kargen Plateaus bis zum dichten Gebüsch in den Tälern mussten wir auf fast nichts verzichten. Alan und ich fühlten uns wunderbar!

































Der Rio Codornitz führte uns zum Lago Burmeister. Von dort aus folgten wir einer Piste quer durch den Perito Moreno Nationalpark und erreichten dessen westliche Grenze am Abend desselben Tages, nahe des Lago La Oriental und nach etwa 30 km Fußmarsch. Zwischendurch passierten wir die kleine Ranger-Station, wo man unsere Daten aufnahm. Streng genommen sind wir illegal in den Nationalpark eingedrungen (der einzig legale Weg führt über die Ruta 37), was den Rangern auch erstmal stark missfiel. Letztendlich reichte es, ein paar Dokumente zu unterschreiben und zu versprechen, dass wir nicht innerhalb der Parkgrenzen übernachten würden - damit war die Angelegenheit erledigt.







Reisezeit: Januar/Februar 2014
Dauer: 3 Wochen (die gesamte Reise dauerte 7 ½ Wochen, siehe nachfolgende Berichte)
(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
Zusammenfassung
Mit Nahrungsmitteln für 23 Tage bepackt marschierten mein Reisepartner Alan und ich Ende Januar von der „Ruta 40“ aus Richtung chilenische Grenze, also nach Westen. Am Lago Sterea angekommen stiegen wir in das weglose Gelände der Hochebene Sierra de las Vacas auf und erreichten eine Woche später den abgelegenen und sehr selten besuchten Perito Moreno Nationalpark. Weiter ging es durch ein paar namenlose Täler und über einen etwa 2000 Meter hohen Pass zum Monte San Lorenzo, dessen Moränen wir auf der Ostseite nach Norden folgten, bis uns der Rio Oro zum Lago Posadas und damit zurück in die Zivilisation brachte.
Die Tour war ein voller Erfolg: landschaftlich sehr abwechslungsreich und ansprechend, körperlich relativ herausfordernd, aber nicht zu schwierig. Uns kamen während der gesamten drei Wochen keine anderen Reisenden zu Gesicht. Nur ein paar Ranger trafen wir, als wir uns nach dem Eintritt in den Perito Moreno Nationalpark (übrigens nicht zu verwechseln mit dem weltbekannten und über 300 km weiter südlich liegenden Perito Moreno Gletscher) in einer Ranger Station registrieren ließen.



Vorgeschichte
Eigentlich wollte ich ja in diesem Winter wieder nach Afrika reisen, aber irgendwie fehlte es mir an der „perfekten“ Idee. Die Gegenden, die mich wirklich interessieren (zum Beispiel Südsudan oder die Zentralafrikanische Republik), scheinen momentan einfach wirklich zu instabil und gefährlich zu sein. Also Südamerika… gut, da war ich ja auch noch nie.
Nach ein paar Recherchen und Gesprächen mit Südamerika-erfahrenen Reisenden wurde schnell klar, dass Patagonien das geeignetste Reiseziel zu sein schien. Bolivien hätte mich eigentlich mehr interessiert, aber da war eben gerade Regenzeit. Mit Patagonien hingegen verband ich schon immer die viel zu oft gesehenen Bilder von Fitz Roy, Torres del Paine und Co; sensationelle Landschaften, aber auch viel Tourismus und wenig echte Wildnis. Einen etwas differenzierteren Blick bekam ich, als ich mich dann intensiver mit der Geographie Patagoniens beschäftigte: tatsächlich laufen da unten Scharen von Touristen herum, diese aber konzentrieren sich natürlicherweise nur auf wenige Highlights – ist man erstmal weit genug von den Hauptverkehrsstraßen und den beliebten Nationalparks weg, wird es sehr schnell sehr einsam.
Ich legte mich auf den Reisezeitraum 24. Januar bis 17. März fest und buchte meine Flüge. Wenig später machte mich eine Freundin auf Alan aufmerksam, mit dem sie ab und an gemeinsam die Kletterhalle besuchte und der offenbar Interesse daran hatte, mich auf meine Tour zu begleiten. Ich hatte noch keinen Reisepartner – allein zu reisen ist für mich kein Problem, zu zweit war mir aber lieber. Also trafen wir uns und redeten in Ruhe über das, was uns so vorschwebte.
Alan und ich verstanden uns auf Anhieb. Er ist zwar fünf Jahre jünger als ich und hatte bis dahin kaum Erfahrungen mit Wildnisreisen, trotzdem bestanden aus meiner Sicht eigentlich keine Zweifel daran, dass wir problemlos miteinander auf Tour gehen könnten. Er studiert Sport und ist körperlich extrem fit. Von unserem ersten Gespräch an sprühte er nur so vor Motivation und Ehrgeiz; mir war klar, dass der Mann nach Herausforderungen suchte und alles geben würde, um sie zu meistern. Die Sache stand also fest.
Weniger leicht fiel mir die Entscheidung über die genauen Routen; ich hatte im Grunde genommen keine Zeit für eine detaillierte Reiseplanung. Auf Google Earth kristallisierten sich dann zwei Gegenden heraus, die mir landschaftlich sehr interessant und trotzdem fernab der übrigen Trekkingtouristen erschienen: zum einen war das die eher trockene Berglandschaft zwischen der Ruta 81 und dem Rio Oro bzw. dem Lago Pueyrredón und zum anderen die stark vergletscherten Gebirgszüge weiter südlich zwischen dem Torres del Paine Massiv und Puerto Natales. Was aus der zweiten Idee wurde, erzähle ich im nächsten Bericht – hier geht es um die nördlichere Tour, die wir zuerst antreten wollten.
Ordentliches Kartenmaterial schien es nicht zu geben, deshalb bastelte ich mir mit Ausdrucken des Google Maps Höhenprofils meine eigenen topografischen Karten zusammen. Das hat mir schon früher im Kaukasus sehr geholfen und sollte auch diesmal völlig ausreichen. Aus verschiedenen Gründen mussten wir die Route unterwegs stark anpassen und einige Umwege gehen, so kamen letztendlich auch deutlich mehr Tageskilometer zustande, als wir ursprünglich annahmen.
Zur Orientierung habe ich einen Ausschnitt aus einer guten Straßenkarte hochgeladen; wer will, kann die Datei nutzen, um die Routenbeschreibung besser nachzuvollziehen: Link zur Karte
Alle Umwege und Nebenausflüge wird man trotzdem nicht genau zuordnen können – aber das ist auch gar nicht mein Anspruch. Potentiellen Nachahmern dieser Reise sei ein bisschen Abenteuer gegönnt.




Die Reise
Nach einem langen Flug, einschließlich Flughafenwechsel in Buenos Aires, kamen Alan und ich am Abend des 25. Januars in El Calafate an und checkten in unser Hostel ein. Die Laune war bereits gedrückt, weil Alan ohne Gepäck dastand: erst hatte es sein Rucksack beim Umstieg in London scheinbar nicht in unseren Flieger nach Buenos Aires geschafft, dann teilte uns British Airways am nächsten Tag mit, dass sein Gepäck nun irgendwo in Argentinien verloren gegangen sei und man nun überhaupt nicht mehr wisse, bis wann es am Zielort ankommen würde.
Wir nutzten den 26. Januar zum Einkaufen der Nahrungsmittel für die erste Tour – wir mussten mit Essen für 23 Tage losziehen! – und als Alans Rucksack auch am nächsten Tag um die Mittagszeit noch nicht auffindbar war, begannen wir damit, in El Calafate nach den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen für ihn zu suchen, die wir entweder leihen oder kaufen wollten. Doch bevor Alan allzu viel Geld für den Kram auf den Tisch gelegt hatte, kam die gute Nachricht: Rucksack ist da! Na gut, die Stimmung war wieder klasse. Nachdem die Rucksäcke gepackt waren, ließen wir den Abend bei gutem Essen und zwei Flaschen Wein ausklingen.
Um 4.00 Uhr morgens verließen wir El Calafate mit dem Bus Richtung Norden. Nach kurzen Aufenthalten in El Chaltèn und Gobernador Gregores ließ uns der Busfahrer freundlicherweise genau da aussteigen, wo die Rute 81 auf die Ruta 40 trifft, also dem Beginn unserer Tour. Die restlichen Businsassen schauten ungläubig, eine Backpackerin sprach das Offensichtliche aus: „But we are in the middle of nowhere, there is nothing here!?“ „Exactly“, meinte ich und musste innerlich lächeln.
Kaum war der Bus weg, fiel Alan ein, dass er seine Kameratasche darin liegengelassen hatte – eine ältere DSLR mit billigem Wechselobjektiv und ein paar SD-Karten waren damit verloren. Das wäre nicht allzu schlimm gewesen, wenn der Pechvogel nicht clevererweise auch gleich noch seinen Pass in eben dieser Tasche verstaut hätte; Alan war jetzt ohne Reisepass in Argentinien unterwegs. Neben dem bürokratischen Aufwand vor dem Rückflug sah ich vor allem unsere zweite Tour gefährdet, für die wir nach Chile einreisen mussten. Nun ja, dieses Problem ließ sich nun ohnehin nicht lösen, also schüttelten wir unseren Ärger von den Schultern und marschieren auf der Ruta 81, einer einfachen Schotterpiste, nach Westen. Am nah gelegenen Rio Belgrano schlugen wir wenig später unser erstes Camp auf und verbrachten eine sehr windige erste Nacht im Zelt.



Am nächsten Morgen, es war der 29. Januar, folgten wir der Piste weiter in Richtung Berge. Das einzige Fahrzeug, dem wir an diesem Tag begegneten, nahm uns bis zur Estancia Faldeos mit, damit sparten wir uns etwa 35 km. Bis wir spät am Abend unser erstes Camp am Fuße der Sierra de las Vacas aufschlugen, waren es noch weitere 25 km, die wir zu Fuß im starken Gegenwind und Dauerregen bestreiten mussten. Erschöpft erreichten wir unser Tagesziel und waren damit endlich in der weglosen Wildnis Patagoniens angekommen – unsere Anstrengungen wurden zur späten Stunde sogar noch mit einem beinahe wolkenlosen Himmel belohnt.



Am nächsten Morgen ging es dann richtig los. Wir passierten noch ein paar Weideflächen und stiegen dann die etwa 600 Höhenmeter zum Plateau auf. Der starke Gegenwind da oben zehrte an unseren Kräften und die karge Landschaft bot nur selten guten Unterschlupf.
Unser Ziel war es, am Fuße des Monte Tetris zu übernachten. Dafür folgten wir einem engen, steinigen Tal, das aufgrund der heftigen Windböen an einigen Stellen zur echten Gefahr wurde. Als wir um 20.00 Uhr noch immer keinen Lagerplatz gefunden hatten und sich der Wind hier in Nähe der hohen Berge in einen Sturm gewandelt hatte, war klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. An einem Pass angekommen mussten wir uns zu Boden fallen lassen, um nicht vom Wind umgeworfen zu werden – und das trotz des enormen Rucksackgewichts, das uns beiden auf den Schultern lastete. Ich hatte auf meinen Touren in den Vorjahren schon einige Male Wind, auch im arktischen Alaska weht ab und zu ein gutes Lüftchen. Aber das hier war unvergleichbar viel heftiger als jeder Sturm, den ich zuvor erlebt hatte. Da es keinerlei Aussicht auf akzeptable Zeltplätze gab, blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren. Erst nach Einbruch der Dunkelheit fanden wir eine geeignete Stelle am Rio Papá, dort schlugen wir unser Zelt auf. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits 16 Stunden auf den Beinen.










Uns war klar, dass wir unsere Route ein wenig anpassen mussten: anstatt direkt entlang des Hauptkamms im Westen zu gehen, wollten wir nun den Hochebenen und Tälern weiter östlich folgen sowie ein paar zusätzliche Ausflüge in verschiedene Richtungen unternehmen. Das funktionierte auch hervorragend.
Über die kommenden Tage möchte ich nicht allzu viel schreiben, alles lief wie am Schnürchen. Hin und wieder begegneten wir Kühen und Pferden, Menschen sahen wir keine. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich: von kargen Plateaus bis zum dichten Gebüsch in den Tälern mussten wir auf fast nichts verzichten. Alan und ich fühlten uns wunderbar!

































Der Rio Codornitz führte uns zum Lago Burmeister. Von dort aus folgten wir einer Piste quer durch den Perito Moreno Nationalpark und erreichten dessen westliche Grenze am Abend desselben Tages, nahe des Lago La Oriental und nach etwa 30 km Fußmarsch. Zwischendurch passierten wir die kleine Ranger-Station, wo man unsere Daten aufnahm. Streng genommen sind wir illegal in den Nationalpark eingedrungen (der einzig legale Weg führt über die Ruta 37), was den Rangern auch erstmal stark missfiel. Letztendlich reichte es, ein paar Dokumente zu unterschreiben und zu versprechen, dass wir nicht innerhalb der Parkgrenzen übernachten würden - damit war die Angelegenheit erledigt.








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