• boulderite
    Fuchs
    • 12.05.2012
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    A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

    Vorbemerkung: Vermutlich werde ich nicht über jeden Tag ausführlich schreiben können, weil ich mir unterwegs leider kaum Notizen gemacht habe, und die Fotos sind nur vom iPhone (und ein paar von der Go Pro) - aber vielleicht ist es ja trotzdem für den ein oder Anderen interessant


    Vorgeschichte

    Im August 2013 kamen mein Freund und ich auf die brilliante Idee, den geplanten Wanderurlaub in den Pyrenäen abzusagen und anstatt dessen ein bisschen Geld in unsere verstaubten Rennräder zu investieren. Neue Pedale und Schuhe für mich, ein Besuch bei der lokalen Fahrradwerkstatt, ein paar kleine Taschen und schwups, fuhren wir unsere erste klitzekleine Tour nach Freising. 35km hin und 35km zurück, und ich war mir damals nicht sicher, ob ich nicht zurück lieber mit der S-Bahn fahren will. Ich fuhr das 80er Jahre Rennrad meines Vaters, natürlich viel zu groß für mich, aber egal - ich lieb(t)e es. Im Biergarten sitzend stellte ich fest, dass das echt Spaß gemacht hatte, und Ausflüge am Wochenende wurden zur Regel.
    Kurz darauf stieß ich hier im Forum auf den Thread zum "Transcontinental Race" von London nach Istanbul. Ich begann darüber zu lesen. Schaute mir zunehmend Fahrräder an, fing an mehr über mein Gefährt zu lernen, las mehr über die Technik. Kaufte mir bald einen Trainingsratgeber. Und dann las ich vom World Cycle Race, war sofort Feuer und Flamme. Zwischendurch bekam ich ein Jobangebot in einer PR-Agentur. Sie wollten mich wirklich gerne haben. Ich sagte ab, mir wurde im Moment der Zusage bewusst, dass ich das nicht wollte. Ich wollte lieber Fahrrad fahren und hatte den Luxus, es mir zumindest für den Moment aussuchen zu können.
    Also meldete ich mich für das World Cycle Race an und versuchte in kürzester Zeit so viel wie möglich zu lernen. Ein neues Fahrrad musste her, auf dem Stahlrenner wurden mir die Hände taub.
    Mit Hilfe des Forums (und besonders bemme) fand ich ein passendes Rad.
    Nach einem fiesen Sturz im Oktober, bei dem ich mir die Schulter verletzte (AC-Gelenk separiert), lud mich Juliana Buhring nach Italien zum trainieren ein. Mein erstes richtiges Rennradtraining und es machte verdammt viel Spaß.

    Natürlich kam Alles anders als geplant. Ich startete am 1. März beim World Cycle Race, das konnte man ja sogar hier mitverfolgen. Nach einigen Tagen machte meine Achillessehne schlapp, ich kam nicht mehr in die Schuhe rein, meine Fußgelenke waren ans Äußerste geschwollen. Ich musste aufgeben. Es war keine leichte Entscheidung, ich war am Boden zerstört, aber im Nachhinein betrachtet war es richtig so.

    Schon als ich im Zug nach Hause saß, schaute ich mir das Trans-America Race noch mal genauer an… mein Freund hatte bereits geplant, die Strecke zu fahren während ich meine Etappe in den USA fahre, damit wir uns zwischendurch mal sehen. Hmmmmmmm…….. vielleicht wäre das eine Alternative? Die Anmeldung war auch hier kostenlos und da ich schon oft in den USA war, war es mir der Planung nicht ganz so kompliziert (dachte ich jedenfalls). Das es mir dort gefällt wusste ich schon und warum nicht?
    Die nächsten Monate verbrachte ich hauptsächlich damit, auf der Couch zu sitzen und zwischen Physiotherapie, Chiropraktiker und Seattle (wo mein Freund grade arbeitete) zu pendeln. Bis Anfang Mai konnte ich eigentlich kaum radeln, Reiten und Laufen durfte ich auch nicht, schwups hatte ich 5kg mehr auf den Rippen aber zumindest viel Zeit zum planen… denn ich musste für meinen Freund mitplanen. Der hatte null Zeit und sein Fahrrad zwar in Seattle dabei, ist aber nur einige wenige Male auch tatsächlich damit gefahren. Und schon gar nicht hatte er Zeit sich über seine Ausrüstung Gedanken zu machen - naja, dafür hat er ja mich!

    Das Trans Am war für mich nicht einfach nur eine Radreise, nicht einfach nur ein Radrennen, sondern das Ergebnis einer Sinnsuche. Für einige mag es seltsam klingen, aber ich hatte endlich gefunden, was ich wollte. Sport. Draußen sein. In einer Gemeinschaft von Menschen, die so selbstlos und hilfsbereit sind, das man davon überwältigt wird.
    Ich habe mich durch das Fahrrad fahren verändert. Ich wusste nach meinem abgebrochenen Master-Studium nicht, was ich werden soll, WER ich werden soll, und mein Selbstbewusstsein war am Boden. Der Sport hat mich wieder aufgebaut. Ich mag nicht die schnellste, erfolgreichste, beste Radfahrerin sein oder werden, aber es gibt mir mehr als ich je für möglich gehalten hätte. Jetzt bin ich auf dem Weg, meine neu entdeckte Leidenschaft zum Beruf zu machen (nein, keine Sorge, nicht als "professionelle" Sportlerin) und sogar noch mal neu anzufangen zu studieren.

    Und das Alles nur weil wir keine Lust hatten, so lange nach Spanien Auto zu fahren…..

    Tag 1 - Astoria, OR nach Pacific City, OR - 160km

    Der erste Tag beginnt früh - sehr früh. Der Start ist um 5 Uhr, wir stellen uns daher den Wecker auf 4:00 um vorher noch schnell zu duschen und ein halbes Sandwich zu essen. Ganz ohne Essen geht es ja nun auch nicht, auch wenn wir beide recht großzügige Reserven mitbringen…
    In unserem Hotel sind viele unserer Mitstreiter untergebracht und so kruschtelt und klingelt es um die Uhrzeit schon an jeder ecke.



    Es ist kalt, die Daunenweste kommt direkt zum Einsatz. Kurz vor dem Start packt Thomas, der älteste Teilnehmer mit 73 Jahren, eine Flasche Sekt aus und wir stossen unter Gejubel auf unser bevorstehendes Abenteuer an.
    Los gehts! Der Peloton rollt. Die Favoriten schiessen direkt davon (...und verfahren sich dann mal gleich), wir halten uns mit etwas Herzklopfen hinten und geniessen den Trubel.

    Es beginnt nach 5 Minuten erst mal zu regnen, aber ich will nicht absteigen um meine Daunenweste auszuziehen... Am Anfang haben wir alle etwas Probleme mit dem Garmin, der uns ab und zu falsch leiten will weil der Track nicht ganz akkurat ist. Aber noch ist man nie allein. Tobi verliere ich schnell aus den Augen, er franst sich mit Cynthia aus Seattle durch, ich fahre mit Bruce aus Florida und ein paar anderen Leuten. Hügel hoch, Hügel runter.. Nach 45 min fährt Mike Hall an mir vorbei, es wird das letzte mal sein das ich ihn sehe. Er hatte den falschen Weg genommen und musste zurück. Tja, so schnell kanns gehen...



    In Seaside nach einer Stunde Fahrt suche ich nach einem Kaffee. Es ist 6 uhr morgens. Ich sehe Tobi mit zwei anderen Fahrern an einer Tankstelle stehen, gut, das wir uns so schnell wiedergefunden haben. Ein schneller Kaffee, ein Biss ins Sandwich, weiter gehts.

    Wir treffen immer wieder auf Mistreiter. In Manzanita finden wir ein Cafe und gehen erst mal ausgiebig frühstücken. Zu fünft. Die Sonne ist rausgekommen und meine Klamotten trocknen - nur meine Füsse werden wohl nicht mehr trocken heute.
    Lecker ist es, und frisch gestärkt fahren wir weiter. Es geht an der Küste entlang und die Aussicht ist fantastisch! Nebelschwaden hängen über dem Meer, die Sonne scheint. So gefällt mir das.





    Kurz vor dem Cape Lookout State Park fährt mir plötzlich jemand entgegen. 'Hey Francesca!' Es ist Olaf, der extra anlässlich des Rennens hier zeltet und alle Fahrer begrüsst, total cool! Wir fahren ein Stückchen zusammen und dann lässt er mich alleine den nächsten Berg hochkraxeln.

    Über den Hügel drüber kommen wir an einem wahnsinnig langen Sandstrand an. Wir beschließen das hier ein guter Ort ist, um den Wheel Dip zu machen. Eric trifft noch dazu und wir schleppen unsere Räder durch den Sand bis ans Meer. Schwupps, ein wenig Pazifikwasser auf den Reifen.



    Das ist natürlich nur suboptimal wenn man Felgenbremsen hat, alles ist voll mit Sand. Ich verbrauche fast mein gesamtes Wasser um den Kram abzuspülen. Es ist auch nicht mehr weit bis die 160km voll sind.
    Kaum 5min später beschließt Tobi, seine Sattelstütze etwas fester zu ziehen, weil diese komische Geräusche von sich gibt. Es kommt, wie es kommen muss….. die Schraube dreht durch. Genau das Gleiche war mir beim World Cycle Race passiert. Verdammt! (später erfahre ich übrigens, das Juliana genau das Gleiche passiert ist, sie fährt das Rad das mein Freund auch hat. Canyon hat ihr das Rad gestellt, es kann also nicht pure Blödheit des Radlers gewesen sein…)
    Damit ist das Teil nicht fahrbar, und ein Fahrradladen ist natürlich nicht in Sicht. Ich fahre schon mal vor, um im nächsten Ort (wo wir auch übernachten wollen) rauszufinden ob es nicht doch irgendwo einen Laden gibt.
    Auf dem Weg wäscht grade jemand draußen sein Auto und ich schnorre mir eine Flasche voll Wasser. Nun muss ich wenigstens nicht mehr Durst leiden.

    In Pacific City gibt es leider keinen Fahrradladen, dafür einen Ace Hardware, bei dem ich nach passenden Schrauben schaue. Mit dem Besitzer des Ladens tüftele ich eine Lösung aus, die sich als totaler Quatsch herausstellt, als Tobi endlich ankommt (schneller als ich dachte) und der Kerl das Problem in Augenschein nimmt.
    Schlussendlich bohrt er die Sattelklemme einfach durch und fixiert die Sattelstütze mit einer dicken Schraube mit Flügelmutter. Es hält leidlich, aber leidlich ist besser als gar nicht! Der nächste Laden ist immerhin nur eine knappe Tagesetappe entfernt. Wir verteilen unser Gewicht neu, so das ich nun alle schweren Teile in der Taschen habe.

    Mit dem frisch reparierten Rad gehen wir auf Campingplatzssuche. Der County Campground kostet 28$, nebenan ist ein RV-Campground der 33$ kostet, dafür aber einen Whirlpool hat. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer.
    Zum Abendessen gibt es direkt nebenan Pizza und Spaghetti, und davon reichlich. Mir fallen im Zelt sofort die Augen zu.





    Tag 2 - Pacific City, OR nach Eugene, OR - 210km

    Auch heute klingelt der Wecker wieder früh. Mein Freund steht gerne früh auf. Ich nicht so, aber naja. Es gibt kalte Pizza zum Frühstück, Kaffee wird es wohl erst bei der ersten Pause geben…
    Als erstes geht es na klar einen Hügel hoch, da werden die Beine wenigstens schnell warm. Nach nicht mal 20km brauche ich definitiv einen kleinen Snack und wir stoppen an einem Aussichtspunkt, um kurz was zu essen und eine Schicht Klamotten auszuziehen.



    Eine Stunde später gibt es Frühstück bei einem kleinen Espresso-Shack.



    Der heutige Tag ist geprägt von sanften Hügeln und Grün. Die Küste haben wir jetzt verlassen. Noch kommen uns sogar diese lächerlichen Anstiege wahnsinnig anstrengend vor; zudem ist es recht heiß. Sobald es flacher wird, lasse ich meinen Freund immer wieder zurück und warte dann später auf ihn, kein Wunder, schließlich war ich mal echt fit bis März, er dagegen hat quasi überhaupt nicht trainiert. Mir macht es aber nichts aus, zu warten, das war auch so abgemacht.
    Heute treffen wir immer wieder auf Jason, der nicht zum ersten Mal quer durch die USA fährt. Er ist etwas jünger als wir und unterrichtet in Florida an einer Universität, kommt aber eigentlich aus Idaho. Netter Typ. Wir essen zusammen an einer Tankstelle etwas zu mittag.
    Zwischendurch ruft Tobi den Fahrradladen in Corvallis an und erfragt die Öffnungszeiten - ups, die haben nur bis 17 Uhr auf. Na gut, jetzt heißt es Gas geben, und ich bin definitiv grade nicht mehr dazu in der Lage. Tobi fährt voraus und ich mache noch ein bisschen Pause…
    Kurz vor Corvallis geht es dann noch mal steil bergauf und mir fehlt jegliche Kraft in den Beinen. Ich fahre quasi gegen die Wand, ein Hungerast holt mich ein. Oben angekommen hocke ich mich in den Schatten, schiebe einen halb zerflossenen LUNA Riegel quasi im Ganzen in den Mund und warte, bis der Zucker ankommt.



    Danach rolle ich in den Ort rein und suche den Fahrradladen. Dadrin ist es kühl und sie konnten Tobi's Sattelklemme reparieren, zwar nicht optimal aber es hält bombenfest, mehr braucht es auch nicht. Puh, gut, dass das gelöst ist.
    Nun brauchen wir erst Mal was zu Essen. Man empfiehlt uns den Burrito-Laden nebenan - gesund, günstig und lecker. Eine perfekte Kombination.

    Beim Essen diskutieren wir, wo wir heute übernachten sollen. Im Fahrradladen hatten wir auf die Karte schauen dürfen (und alle haben mal geguckt, wo denn die anderen Fahrer so sind mittlerweile) und man sagte uns, Eugene sei quasi nur geradeaus, sogar leicht bergab, und eine wirklich tolle Strecke. Hmmm… 150km sind wir schon gefahren, 60km wären es noch mal.
    Wir entscheiden uns dafür, schliesslich ist es erst 19 Uhr.

    Während Tobi und Jason es langsam angehen, kann mich nichts mehr halten. Es ist wunderbar. Die Luft kühlt ab, die Strecke ist wirklich wunderschön, die Sonne geht unter, im Ohr habe ich gute Musik und es macht einfach Spaß.



    Kaum mehr als 2h brauche bis Eugene und finde kurz vor Schluss der Öffnungszeiten noch was zu essen. Tobi ist etwa eine Stunde hinter mir und hat keinen Bock mehr.
    Im Armitage County Park schlage ich unser Zelt auf und setze mich schon mal rein (die Matten hat Tobi) und warte. Er kommt, vollkommen fertig, und wir gehen schnell ins Bett, nach einem Snack von Nudelsalat und Thunfisch.


    Fortsetzung folgt.
    Zuletzt geändert von boulderite; 27.07.2014, 20:22.

  • Moltebaer
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    • 21.06.2006
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    #2
    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

    OT:
    Zitat von boulderite Beitrag anzeigen
    Vorgeschichte
    Im August 2014 kamen mein Freund und ich auf die brilliante Idee...
    Gib mir doch mal die Lottozahlen der nächsten Woche per PN
    Wandern auf Ísland?
    ICE-SAR: Ekki týnast!

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    • boulderite
      Fuchs
      • 12.05.2012
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      #3
      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

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      • ronaldo
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        • 24.01.2011
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        #4
        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

        Oh cool... weiter bitte!

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        • cane

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          • 21.10.2011
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          #5
          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

          Ja, bitte mehr davon, ein tolles Abenteuer!

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          cane

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            Alter Hase
            • 13.07.2005
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            #6
            A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

            Super , Glückwunsch zur Tour!
            Wo war ich bloß?

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            • Torres
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              #7
              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

              Liest sich gut. Freue mich auf die Fortsetzung.
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • boulderite
                Fuchs
                • 12.05.2012
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                #8
                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                Tag 3 - Eugene, OR nach Sisters, OR - 150km

                Ja, natürlich stehen wir wieder früh auf. Diesmal hat es aber auch einen guten Grund: vor uns liegt der McKenzie-Pass, der längste Anstieg der gesamten Tour. Zwar sind es "nur" 1800hm insgesamt (davon 1400hm auf 50km), aber das Wetter verspricht wieder recht warm zu werden und überhaupt sind wir was Berge angeht verdammt untrainiert.
                Also verlassen wir den Campingplatz ohne bezahlt zu haben. Die Rezeption hat nicht auf (erst ab 9:00 Uhr) und es gibt auch keine Umschläge, in die man Geld reinpacken könnte. Soll mir recht sein, es gab ohnehin nur ein Minimum an Ausstattung, also ein Klo und Wasser.

                Wir folgen mal wieder einem Flusstal, dem McKenzie river valley. Es ist umwerfend schön. Sattes grün, das Rauschen des Flusses. Herrlich. Am Anfang stehen rechts und links noch viele herrschaftliche Häuser auf kleinen Farmen, später werden die Bäume deutlich höher und die Landschaft viel weniger besiedelt.

                Ein Supermarkt unterwegs bietet einen prima Rahmen für eine kleine Pause unter dem Motto "everything is just peachy", Toiletten gibt's da auch immer und als Radfahrer ist man immer gern gesehen.





                Als wir eine gute Stunde vor McKenzie Bridge, dem letzten Ort vor dem Gipfel, eine Pause machen kommt plötzlich das Filmteam von "Inspired to Ride" vorbei. Sie sagen kaum Hallo und halten mir direkt die Kamera ins Gesicht. Wie es denn liefe. Ob ich von Juliana's Unfall gehört habe. Und das Peta schon aufgegeben hat.
                Tobi ignorieren sie mehr oder weniger und ehrlich gesagt bin ich nicht sonderlich begeistert von dem Auftritt. Ich sollte ursprünglich in dem Film auftauchen, kurz vorher wurden dann aber die Pläne geändert. Nachdem jetzt nur noch drei Frauen im Rennen sind und eine davon ziemlich offensichtlich mit einem Support Vehicle fährt (und eine eigene "Dokumentation" filmen lässt) bin ich plötzlich doch wieder interessant.
                Ich will dann irgendwann endlich weiter, aber genau da kommt Mike angefahren, den wir schon gestern kurz getroffen hatten. Tobi quatscht mit ihm und ich mache mich schon mal auf den Weg. Auf den nächsten 20km überholt mich das Filmteam drei mal und macht Bilder und Filmaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven. Ungeachtet dessen stopfe ich mir einen Beutel Sour Patch Kids (saure Gummitiere) in den Mund und gebe ein bisschen Gas, da ich Hunger habe.

                Mittagessen gibt's in McKenzie Bridge, Jason und Mike tauchen beide nicht auf (wir hatten uns mehr oder weniger dort verabredet), aber irgendwann habe ich keine Lust mehr zu warten und bestelle mir schon mal ein Thunfisch-Sandwich mit Kartoffelsalat. Später finde ich heraus das sie eine andere Straße genommen haben weil sie Angst hatten, nichts zu Essen zu finden. Naja, egal, Tobi kommt irgendwann auch und wir zögern die Weiterfahrt ziemlich lange hinaus - schließlich brauchen wir DRINGEND noch einen Kaffee.
                Heute tun mir die Beine schon etwas weh. Besser gesagt ich habe einen ziemlichen Muskelkater. Die Hände sind aber schlimmer - trotz sehr gut gepolsterter Handschuhe müssen sie sich einfach noch an die Belastung gewöhnen.

                Bis McKenzie Bridge waren es etwa 90km und es ist schon früher Nachmittag als wir uns dann wieder aufraffen und den langen Anstieg in Angriff nehmen… und wir hatten keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde.
                Jason und Mike sehen wir nicht wieder, sie sind etwa eine halbe Stunde vor uns - hätte ich auf den Tracker geschaut, hätte ich sehen können das Jason gar nicht so weit entfernt war.
                Am Anfang ist die Steigung noch recht harmlos und graduell. Es zehrt aber an den Kräften, da es nie flacher wird. Zumindest liegt die Straße um diese Zeit im Schatten, ich will gar nicht wissen, wie das in der prallen Sonne ist.



                Stunde um Stunde kurbeln wir uns im kleinsten Gang bergauf. Ständig kommen uns grinsende Radfahrer ohne Gepäck entgegen die entspannt den Berg runtersausen. Schweine. Doofe Tagesausflügler. Nein, das wäre natürlich ungerecht zu sagen, aber in dem Moment verflucht man sie, während man sich zum drölfzigsten Mal den Schweiß von der Stirn wischt.
                Mein kleinster Gang ist für so was einfach nicht klein genug, zumindest nicht, wenn man schmerzende Beine hat und nicht unbedingt in Topform ist. Als es steiler wird muss ich immer wieder kurz anhalten.
                Irgendwann kommen wir zu dem Teil der Straße, der für Autos noch gesperrt ist.



                Das macht es aber auch nicht einfacher, denn jetzt beginnen gemein steile Serpentinen, die mir an diesem Tag wirklich alles abverlangen. Zwei Mal holt mich ein Hungerast ein, beim zweiten Mal wird mir echt schummerig, und ich setze mich kurz mit einem Clif Bar und einer Flasche Gatorade (zusätzliches Wasser schleppen wir natürlich auch den Berg hoch, wir brauchen es auch) auf den Boden, bis ich mich wieder einigermaßen normal fühle.
                Nach einer EWIGKEIT - 4 Stunden um genau zu sein - kommen wir an ein Stück, an dem es flach wird. Auch der Garmin attestiert, das der aktuelle Anstieg vorbei ist. Kann das schon das Ende sein? Nein, dafür sind die Bäume noch zu dicht, McKenzie ist ein Vulkan, da sieht's auf dem Gipfel anders aus. Menno.
                Eine weitere Stunde voller Flüche und Verzweiflung vergeht, bis wir im letzten Licht den Gipfel erreichen. Die Erleichterung ist riesig. Von hier an geht es nur noch bergab bis Sisters. Puh. Die Daunenwesten werden wieder ausgepackt und mein Buff wird zur Mütze umfunktioniert. Noch schnell die Regenjacke drüber und ein schlechtes Bild am Pass gemacht…





                Aber auch bergab fahren kann echt anstrengend sein, wenn es stockfinster ist und man nur eine Bremse hat. So geht es nämlich Tobi, dessen Scheibenbremsen nicht wirklich gut funktioniert, genauer gesagt funktioniert aktuell schlicht nur seine Vorderradbremse. Super. Also gut, mit voll aufgedrehten Lichtern fahren wir dicht beieinander eher langsam den Berg wieder runter.
                In Sisters rollen wir in den Ort und schauen, was es an Übernachtungsoptionen gibt - und viel wichtiger, wo wir noch etwas zu Essen bekommen, es ist nämlich mittlerweile nach 22 Uhr. Von einer Bauarbeiterin werden wir an den McDonald's verwiesen, der noch bis 23 Uhr auf hat. Um 22:45 Uhr stehen wir dort vor der Tür und bekommen noch das rettende Essen.
                Alles in mir schreit nach einem Bett und einer Dusche. Also rufen wir die beiden Hotels an, die auf der Karte eingezeichnet sind. Dummerweise kosten beide 130$ pro Nacht - deutlich über unserem Budget. Ich wäre ja jetzt der Typ Mensch der sich denkt, was soll's, dafür zelten wir meist kostenlos - aber Tobi nicht. Er ist dagegen. Ihm scheint es auch nicht wirklich etwas auszumachen. Die Alternative: der City Park. Da kann man zelten. Ob es Duschen und Klos gibt, wissen wir nicht.
                An dem Abend werden wir keine Freunde mehr. Ich bin wirklich am Boden zerstört - total bescheuert eigentlich, aber in dem Moment entgleitet mir echt Alles. Ich will ins Bett, und stattdessen muss ich jetzt noch mal 5km zum Park radeln und auf meiner Matte, die seit dem ersten Tag Luft verliert, schlafen, ohne Dusche und klebrig von Schweiß und Sonnencreme.
                Heute ist kein Tag zum Zähne zusammen beißen, heute jammere ich elendig.

                Der Park ist dann wenigstens recht nett, es gibt Duschen - aber nur mit Zugangscode, und hier schläft natürlich schon Alles. Höchst beleidigt lege ich mich ins Zelt und ignoriere meine bessere Hälfte weitestgehend. Schlafen kann ich erst mal - trotz gründlicher Erschöpfung - nicht. So ein Quatsch, mich darüber so aufzuregen. Irgendwann bin ich dann aber doch zu müde um weiter darüber nachzudenken und falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

                Tag 4 - Sisters, OR nach Prineville, OR - 60km

                Überraschenderweise habe ich gut geschlafen, auch wenn ich natürlich immer noch knatschig bin und es nicht zugeben will.
                Tobi findet den Code für die Duschen raus und ich versuche, meine Haare mit Bronner's Seife zu waschen (nicht sehr erfolgreich). Abgetrocknet wird sich mit einem Bandana. Handtücher hätten wir nicht in unser Gepäck bekommen.
                Erfrischt machen wir uns auf die Suche nach einem Fahrradladen. Das mit der nicht funktionierenden Bremse kann ja so nicht bleiben, außerdem will Tobi einen Gepäckträger haben, da es nicht einfach ist zusätzliches Essen und Wasser zu verstauen. Sein Rad hat Ösen für Schutzbleche, aber irgendwie muss man da ja dann auch einen Gepäckträger dran bekommen.



                Im ersten Fahrradladen lassen wir einfach unseren ganzen Kram da während sich der Besitzer Tobi's Rad anschaut. Abgesehen von der Bremse knirschen und quietschen auch noch ein paar andere Teile, es wird also eh eine Weile dauern. Wir gehen währenddessen frühstücken und finden ein richtig tolles Lokal, wo es fantastische Eggs Benedict gibt - und noch eine Portion Biscuits and Gravy zum Teilen. Sogar der Kaffee schmeckt.



                Scheinbar wird heute ein deutlich besserer Tag und meine schlechte Laune hat sich auch längst vom Acker gemacht. Lange können wir einander ohnehin nicht böse sein.
                Zurück am Fahrradladen holen wir das Rad ab, das jetzt nicht mehr quietscht, aber die Bremsen funktionieren leider nach wie vor nicht gut. Angeblich braucht er neue Bremsbeläge. Das kann nicht sein, er ist das Rad keine 1500km gefahren und davon 800 auf dem platten Land wo man die Bremsen selten braucht. Was nun? Auf zum nächsten Laden.
                Der kommt uns dann auch etwas kompetenter vor. Witzgerweise ist er BMC-Händler und von meinem BMC sehr angetan, der Besitzer fährt nämlich das Gleiche.
                Nach etwas rumgucken findet er raus, wie diese komischen Shimano-Scheibenbremsen funktionieren, brennt die Beläge ab und zeigt Tobi, wie man die Bremsklötze einstellen kann. Geht immerhin relativ einfach.
                Das Projekt "Gepäckträger" sieht er zunächst als nervige Idee, aber nach einer Weile ist er zuversichtlich und 45min später hat der Canyon-Crosser einen bombenfest sitzenden Gepäckträger (Fotos folgen). Cool, nun bräuchte man nur noch entsprechende Satteltaschen, aber die sind hier nicht aufzutreiben. Das muss warten. Für den Moment sind wir zufrieden.

                Allerdings ist es jetzt auch schon 12 Uhr. Hm.
                Aber bei der Vorstellung eines besseren Tages hatte ich meine Rechnung ohne den Verkehr gemacht. Zum ersten Mal ist der richtig ätzend. Anfangs ist es noch vollkommen in Ordnung, der Seitenstreifen ist breit und die Aussicht wunderbar, aber das ändert sich bald.



                Da wir so spät losgekommen waren, sind wir um 15 Uhr erst in Prineville, einem ziemlich hässlichen Ort, der aber zumindest gute services hat. Bei McDonalds setzen wir uns mit einem Eiskaffee vor die Karte und überlegen, was wir nun tun sollen. Nach Prineville kommen zwei Pässe und keinerlei Versorgung bis Mitchell, was ein Stück den zweiten Pass hoch ist.
                Da die Beine auch schwer sind und es kein Drama ist, so früh im Rennen kürzer zu treten - das lässt sich alles aufholen - beschließen wir, uns den RV Campground anzuschauen.
                Der ist voll in Ordnung. Wir bleiben. Das Büro hat nicht mehr auf, aber eine nette Camperin gibt uns den Code fürs Waschhaus. Waschmaschinen gibt's nicht, aber wir waschen unsere Klamotten trotzdem, mit einem drybag geht das ganz gut. Ein Zaun dient als Wäscheleine.



                Zum Abendessen bewegen wir noch etwas die Beine und laufen 1km zurück in den Ort, zumindest finden wir eine nette kleine Brauerei bei der es ein passables Bier und einen leckeren Burger gibt.



                Auf dem Rückweg gibt es noch Vorräte von der Tankstelle, denn morgen werde ich wieder so früh aus dem Zelt gescheucht, das vermutlich noch kein Restaurant offen hat (abgesehen davon kostet es einen immer recht viel Zeit morgens).
                Es kühlt abends ziemlich ab und noch leicht feuchte Klamotten werden mit ins Zelt geholt, um morgen früh nicht allzu kalt zu sein.

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                • bemme
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                  • 18.05.2008
                  • 1042
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                  #9
                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                  autsch, glück gehabt mit den bremsen. ich glaub man kann heutzutage nix mehr drauf geben, wenn man ein rad kauft. bei meinem war der kram auch bloss vormontiert, einstellen sehe ich ja noch ein, aber wenn die komplette bremse zu bewegen ist...uiuiui. ich hab meine kiste mittlerweile einmal komplett zerlegt, solche überraschungen verderben einem manchmal schnell die laune.

                  btw. - wer von den damen hatte den unerlaubter weise support von aussen?
                  ja, ich schreibe gerne klein.

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                  • boulderite
                    Fuchs
                    • 12.05.2012
                    • 1260
                    • Privat


                    #10
                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                    Zitat von bemme Beitrag anzeigen
                    autsch, glück gehabt mit den bremsen. ich glaub man kann heutzutage nix mehr drauf geben, wenn man ein rad kauft. bei meinem war der kram auch bloss vormontiert, einstellen sehe ich ja noch ein, aber wenn die komplette bremse zu bewegen ist...uiuiui. ich hab meine kiste mittlerweile einmal komplett zerlegt, solche überraschungen verderben einem manchmal schnell die Laune.
                    Es haben sich mehrere Fahrradläden den Kopf an dieser Bremse zerbrochen. Jeder hatte eine Idee, wie genau sie funktionierte/einzustellen war, die meisten haben leider Mist gebaut. Scheinbar ist die Shimano BR-CX77 eher "exotisch". Er hatte im Verlauf der Tour noch mehrfach Probleme bis zum totalen Bremskraftverlust (besonders bei nasser Straße). Gottseidank hatte er irgendwann rausgefunden, wie man das lösen kann. Bremsbeläge waren auf der gesamten Route nicht aufzutreiben. Ich finde es unverantwortlich, solche Bremsen zu verkaufen.
                    Mit ein Grund, warum ich um meine schnöden Felgenbremsen froh war. Die haben mich nie im Stich gelassen, auch nicht im Regen steil bergab. Hab' die grünen SwissStop Gummis drauf und die sind jetzt grade mal halb runter. Ich habe ohnehin nichts ersetzen müssen. Ritzel, Kette und Reifen sind jetzt aber auch durch.

                    btw. - wer von den damen hatte den unerlaubter weise support von aussen?
                    Angeline Tan. Sie hatte von Anfang an einen support van dabei, hat aber nicht zugeben wollen, das sie darin (es war das Auto ihrer Filmcrew) ihr Gepäck aufbewahrt. Sie hat sich aber in Kansas selbst aus dem Rennen genommen - weil die eigentliche Route zu "langweilig" war (und "zu schwer") und sie lieber durch Großstädte fahren wollte, weil man dort natürlich viel mehr inspirierende Menschen trifft…
                    Im Endeffekt hat sie das meiner Meinung nach nur gemacht, weil sie bereits von mehreren Leuten "angeschwärzt" worden war und nicht disqualifiziert werden wollte. Hätte sich sicher nicht gut in ihrem Film gemacht. Blöde Story.

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                    • bemme
                      Fuchs
                      • 18.05.2008
                      • 1042
                      • Privat


                      #11
                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                      Zitat von boulderite Beitrag anzeigen
                      Es haben sich mehrere Fahrradläden den Kopf an dieser Bremse zerbrochen. Jeder hatte eine Idee, wie genau sie funktionierte/einzustellen war, die meisten haben leider Mist gebaut. Scheinbar ist die Shimano BR-CX77 eher "exotisch". Er hatte im Verlauf der Tour noch mehrfach Probleme bis zum totalen Bremskraftverlust (besonders bei nasser Straße). Gottseidank hatte er irgendwann rausgefunden, wie man das lösen kann. Bremsbeläge waren auf der gesamten Route nicht aufzutreiben. Ich finde es unverantwortlich, solche Bremsen zu verkaufen.
                      Mit ein Grund, warum ich um meine schnöden Felgenbremsen froh war. Die haben mich nie im Stich gelassen, auch nicht im Regen steil bergab. Hab' die grünen SwissStop Gummis drauf und die sind jetzt grade mal halb runter. Ich habe ohnehin nichts ersetzen müssen. Ritzel, Kette und Reifen sind jetzt aber auch durch.
                      uff. wundert mich schon ein bisschen. die ist quasi das urgestein aus dem hause schimano im cyclocross-bereich. an jedem zweiten crosser verbaut. was wieder mal unentschuldbar ist, das ein radladen zu plüschig ist, sie die händler-manuals von shimano zu ziehen. die sind frei zugänglich, detailliert beschrieben/bebildert und nach so ner anleitung kann jeder laie so'n teil einstellen. lange drauf gucken tuts aber auch. man muss wirklich penibel die planparallelität eingestellt haben, das korrekt ausgerichtete montieren des sattels ist sauwichtig. wenn die lage der beläge zur scheibe einmal stimmt ist das einstellen der beläge von zeit zu zeit nötig. da die rennbremsen von hause aus keinen zugeinsteller mitbringen muss man bisweilen die zugklemmung direkt an der bremse anfassen. ganz klarer stuss ist die verwendung dreier unterschiedlicher inbusgrößen an der bremse. das haben die in der gesamten produktfamilie durchgezogen. nen 2,5mm-inbus, man fasst es nicht!!!! ok, genug getottert. ist irgendwie essentiell - sein eigener mechaniker zu sein für solche trips.

                      Zitat von boulderite Beitrag anzeigen
                      Angeline Tan. Sie hatte von Anfang an einen support van dabei, hat aber nicht zugeben wollen, das sie darin (es war das Auto ihrer Filmcrew) ihr Gepäck aufbewahrt. Sie hat sich aber in Kansas selbst aus dem Rennen genommen - weil die eigentliche Route zu "langweilig" war (und "zu schwer") und sie lieber durch Großstädte fahren wollte, weil man dort natürlich viel mehr inspirierende Menschen trifft…
                      Im Endeffekt hat sie das meiner Meinung nach nur gemacht, weil sie bereits von mehreren Leuten "angeschwärzt" worden war und nicht disqualifiziert werden wollte. Hätte sich sicher nicht gut in ihrem Film gemacht. Blöde Story.
                      ok. hatte nur ab und zu mal reingeguckt und das nicht mitbekommen. anschwärzen würde ich nicht sagen. fairness ggü. jedem beteiligten. was mich dabei auch oder vllt. sogar am meisten nervt - dieses grundsätzlich komplett "verwerten müssen". filmteam. hallllooooooo?! ständig dieses gegiere nach medialer selbstbefriedigung. man kann heutzutage nix mehr machen ohne gleich ne risesige verwertungsidee dabei umzusetzen. schön, wenn dann der schuss auch mal nach hinten losgeht.
                      ja, ich schreibe gerne klein.

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                      • Babsbara
                        Erfahren
                        • 26.06.2013
                        • 169
                        • Privat


                        #12
                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                        Hallo,

                        das ist ja mal eine tolle Tour und ein superschöner Bericht! Ich kann kaum die Fortsetzung erwarten...

                        Danke!

                        LG,
                        Barbara

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                        • SeScull
                          Erfahren
                          • 10.05.2011
                          • 168
                          • Privat


                          #13
                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                          Ganz tolle Sache! Gerade erst von meiner eigenen Tour zurück, läuft mir bei deiner Geschichte direkt wieder das Wasser im Munde zusammen!
                          Wann geht's weiter?? Hab noch bis nächste Woche Ferien und brauche Lesestoff!

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                          • boulderite
                            Fuchs
                            • 12.05.2012
                            • 1260
                            • Privat


                            #14
                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                            Tag 5 - Prineville, OR nach Mount Vernon, OR - 180km

                            Wie versprochen klingelt der Wecker um 4 Uhr morgens. Ich schwöre ewige Rache und verziehe mich mit klappernden Zähnen in's Duschhaus um mir meine teilweise noch leicht klammen Klamotten anzuziehen. Zwar war mir nachts mollig warm, aber sobald man aus dem Schlafsack kriecht ist es doch recht frisch - 5 Grad sagt der Garmin. Brrr.
                            Bevor es richtig hell ist, sitzen wir auf den Rädern und pedalieren in Richtung Ochoco Pass.

                            Nach einer Stunde kommen wir an einem See vorbei. Ich nutze die Gelegenheit um auf Tobi zu warten und einen Keks zu essen, wenn man sich hinter einen Stein in die Sonne hockt, erfriert man nicht mal dabei. Der See ist sehr hübsch und man kann hier wohl auch zelten.



                            Die nächsten Stunden kurbeln wir den Pass hoch. Ausnahmsweise ist das eine sehr angenehme Sache (anstrengend ist es natürlich schon), es ist nicht sonderlich steil, die Sonne scheint aber es ist noch nicht heiß, wenig Verkehr und wenn man mal zurück schaut, ist die Aussicht schon sehr genial.



                            Kurz vor mittag sind wir oben auf der Passhöhe. Die Abfahrt ist der Hammer: langgezogen aber steil genug um ab und zu bremsen zu müssen, bei mehr als 70km/h geht mir nämlich die Muffe, ich fahre eher 50km/h aber das recht konstant. Mein Garmin attestiert mir an dem Tag eine Höchstgeschwindigkeit von 72km/h.
                            Ich habe das Spektakel auch mit der GoPro gefilmt, was das Fahren angeht ist das natürlich wenig interessant - aber was ich vorher nicht wusste ist das sich die Landschaft nach dem Ochoco Pass radikal ändert. Wir verlassen die grüne Welt Oregons und tauchen in die Canyons und Wüstenlandschaften von Ost-Oregon ein. Gleichzeitig wird es natürlich immer heißer.
                            Kaum ist man den Berg runter, geht es auch schon wieder steil bergauf. Jetzt läuft der Schweiß. Deutlich über 30 Grad sind es nun und wir haben einfach nur Hunger. Mitchell ist noch ein Stück den Berg hoch, und wir müssen das ein oder andere Mal Pause machen, eigentlich immer dann, wenn wir ein winziges Stück Schatten finden…





                            Als wir endlich in Mitchell ankommen, rollen wir zu dem einzigen offenen Restaurant und hängen direkt mal das noch nasse Zelt in die Sonne. Kaum haben wir bestellt (was wohl, Hamburger), kommen zwei Leute mit einem Van und fragen, ob wir vom Trans Am Bike Race sind. Ja, sind wir. Sie fahren grade quer durchs Land und verfolgen auf dem GPS-Tracker die ganzen Leute und machen kurze Interviews mit ihnen. Wir sagen ein paar Worte in die Kamera, posieren für ein Foto, streicheln den Hund, quatschen kurz über die nächsten Pässe vor uns und dann fahren die Beiden weiter. Sehr nett. Der Burger ist dieses Mal auch echt gut.



                            Danach packen wir unseren Kram wieder ein und quatschen mit den locals, die sich grade vor's Restaurant gesetzt haben. Das ist echt spannend. Der Lokalkolorit ist meistens eine echte Bereicherung am Tag. Nach einer Weile kommt eine Frau aus dem Hotel rüber, von der Alle ganz besonders begeistert sind. Es wird in Mitchell grade ein Film gedreht, und die Frau stellt sich vor als "Elvis' leading lady" in seinem letzten Film. Ihren Namen habe ich leider schon wieder vergessen, ich versuche noch, herauszufinden wer sie war. Spannend.

                            Danach müssen wir wohl oder übel den Key's Creek Pass hoch… in der Hitze… Schatten gibt es keinen. Wirklich gar keinen. Man brät einfach so vor sich hin. Sonnencreme läuft fröhlich wieder runter, wenn man Pech hat, in die Augen.
                            Wir quälen uns den Berg hoch und sind heilfroh, als wir endlich oben sind……

                            Der Weg runter ist dann nicht mehr ganz so beschwerlich. Es sind nur noch 40km bis Mount Vernon, wo es ein Motel gibt.
                            Als wir dort sind und Tobi sich grade nach dem Preis erkundigt, kommt eine Frau auf einem Liegerad angeradelt und meint "Are you Francesca?" … äh, ja. "Come follow me to my Bike Inn!" Super! Wir hatten irgendwann gelesen, das es hier eine Unterkunft für Radler geben soll, haben sie aber nicht gefunden. Christy, die das Bike Inn in Mount Vernon leitet, hat auf dem Tracker nachgeschaut wo ich bin und hat uns in Empfang genommen.
                            Wir folgen ihr einen Hügel hoch. Es gibt eine Futon-Couch, eine Küche, ein Bad mit flauschigen Handtüchern und allerlei freundliche Tiere, nicht nur einen Hund sondern auch Ziegen die neugierig gucken wer wir sind und sich erst mal kraulen lassen.
                            Mücken gibt es leider auch - groß wie Fledermäuse, mindestens - aber das fällt uns erst mal gar nicht auf, so müde sind wir.
                            Zum Abendessen gibt es ein paar Fertiggerichte, die noch da sind, eine Alternative gibt es leider nicht. Hauptsache was zu Essen. Ich schlafe schon beim Essen halb ein...

                            Tag 6 - Mount Vernon, OR nach Baker City, OR - 140km

                            Die Nacht war leider beschissen. Ich wache das erste Mal um 2 Uhr morgens auf mit einem riesigen Brummschädel und Nackenschmerzen. Total ausgetrocknet trinke ich ein paar Gläser Wasser und setze mich an die offene Tür, um frische Luft zu schnappen. Es ist wahnsinnig stickig und warm im Zimmer. Die Schmerzen sind heftig, offenbar habe ich mich stark verlegen und mein Rücken war mit dem harten Futon nicht einverstanden. Scheiße. Körperlich bin ich eben "etwas" empfindlich.
                            Ich nehme zwei Aspirin und versuche, wieder zu schlafen.
                            Um 4 Uhr morgens schlafe ich schließlich wieder ein, dummerweise klingelt der Wecker wieder gegen 4:45 Uhr. Ich wache auf und kann mich kaum bewegen. Leider ist es wirklich so heftig, das mir die Tränen runterlaufen.

                            Normalerweise würde ich an so einem Tag natürlich einfach den Raum abdunkeln, starke Schmerzmittel nehmen und ein Coolpack auf die Stirn legen, aber das geht heute nicht. Tobi lässt mich noch eine Dreiviertelstunde dösen, nachdem ich eine Novalgin eingeworfen habe, das stärkste Medikament das ich dabei habe. Noch stärker und ich dürfte nicht mehr auf der Straße unterwegs sein.
                            Irgendwann muss ich dann aber aufstehen und mit zusammen gebissenen Zähnen packe ich meine sieben Sachen, putze mir die Zähne und "schwinge" mich auf's Rad.

                            Die ersten zwei Stunden sind direkt aus der Hölle. Jede Bodenunebenheit schießt mir in den Nacken. Aber die frische Luft hilft zumindest etwas.

                            Wir sehen wirklich viele tote Tiere an der Straße liegen, meistens Rehe, Waschbären, Vögel usw., aber heute liegt auf dem Seitenstreifen ein Rotluchs (bobcat). Genau so einen Rotluchs hatte ich am ersten Abend in Pacific City durch den Wald schleichen sehen, frühmorgens und vielleicht 100m entfernt. Traurig, ein so schönes Tier tot daliegen zu sehen.

                            Irgendwann wirkt die Novalgin wenigstens so halb und wir finden auch etwas zu essen im nächsten Ort. Zwar ist der Diner ein bisschen komisch und die Bedienung sehr gestresst, aber zumindest sind die Akkus danach wieder voller und der Kaffee hat auch noch gegen die Kopfschmerzen geholfen.
                            Es stehen heute drei Pässe hintereinander an, jeder steiler als der vorige. Puh. Wir wollen bis Baker City fahren und uns dort ein Motel gönnen. Es wäre mal wieder an der Zeit, die Klamotten zu waschen.
                            Der erste Pass geht noch. Wenigstens geht es auf der anderen Seite in der Regel genauso steil wieder bergab.



                            Die nächsten zwei Pässe sind wirklich zum Kotzen, aber ich bin auch einfach nicht fit. Novalgin wirkt leicht muskelentspannend und macht müde, total gut wenn man jeden einzelnen Muskel braucht. Aber irgendwie schaffe ich es natürlich trotzdem hoch. Als wir denken, jetzt wird's einfacher, fahren wir noch 20km in einen derart biestigen Gegenwind, das es einem wirklich den Verstand raubt. Es geht geradeaus Richtung Baker City, aber die Stadt kommt quasi nicht näher. Ich trete immer, wenn der Wind kurz leicht nachlässt, dann kommt wieder ein heftiger Windstoß und man hat das Gefühl, Rückwarts zu rollen. Bah.
                            Als wir es endlich nach Baker City schaffen, haben wir echt keine Lust mehr. Am Rande der Stadt stehen mal wieder Autoleichen, irgendwie gehört das in Amerika ja zum guten Ton dazu, rostige Autos und Landmaschinen auf Wiesen stehen zu haben.



                            Ein Motel für $55 findet sich auch, wir waschen Wäsche und gehen danach noch essen.
                            Dann schreibt uns Jason eine Nachricht. Er war ein Stück vor uns und ist noch aus Baker City rausgefahren. 20 Meilen später ist seine Kette gerissen und sein Kettennieter kaputt gegangen. Was für ein Pech! Sein Handyakku ist noch dazu auch fast leer. Er fragt uns, ob wir schauen können ob von Warmshowers ihn jemand mit dem Auto holen kann, an ihm ist seit 45min kein Auto mehr vorbeigekommen und er läuft seit 4 Meilen.
                            Wir versuchen wirklich Alles und ich frage an der Bar, in der wir sind (sonst gab's nirgends noch Essen) um Hilfe, aber es gibt nicht mal Taxen die Platz für ein Fahrrad haben. Wir drücken Jason die Daumen, das bald ein Auto vorbeikommt das ihn mitnehmen kann.
                            So kommt es dann auch und kurz vor Mitternacht schafft er es zurück nach Baker City, wo er dann warten muss bis am nächsten Tag um 10 Uhr der Fahrradladen aufmacht..
                            Naja, das einzig Positive daran: wir sind wieder auf dem gleichen Streckenabschnitt und werden uns Wiedersehen!

                            Tag 7 - Baker City, OR nach Cambridge, ID - 175km

                            Dieses Mal habe ich gut geschlafen, bei offenem Fenster und auf einem bequemen Bett. Meine Beine fühlen sich gut an, der Po tut nicht mehr weh, die Energie ist da. Super. Erst mal gehen wir frühstücken, günstig und mittelgut, Hauptsache ich muss keinen Clif Bar frühstücken.
                            Es steht mal wieder ein Pass an, außerdem die Fahrt durch den Hell's Canyon und die Überquerung unserer ersten Staaten-Grenze. Klingt doch super. Gut laufen tut's dann auch. Wir haben riesiges Glück mit dem Wetter: es ist bewölkt. Hell's Canyon kann richtig eklig werden wenn strahlender Sonnenschein ist.

                            Im Canyon ist es wirklich cool. Wir treffen unterwegs eine Gruppe Männer die mit schwerem Gepäck unterwegs sind. Mit John unterhalte ich mich eine Weile, er ist ein spannender Typ. Ist Jahrzehnte lang Helikopter geflogen und hat am Ende hauptsächlich unterrichtet, dafür ist er jetzt auch schon mit Mitte 50 in der Rente und fährt Fahrrad. Auf seinem Blog hat er ein Bild von mir gepostet: https://www.crazyguyonabike.com/doc/...id=374150&v=85



                            Und noch eine Überraschung wartet im Canyon auf mich: blue dot watcher (so nennt man die Leute, die bei solchen Rennen den Tracker verfolgen und manchmal auch Fahrer verfolgen… ;) ) stehen plötzlich am Straßenrand und feuern mich an. Sie rufen meinen Namen! Irre!
                            Total verwirrt gebe ich danach Gas, das hat mich richtig motiviert.
                            Als ich dann endlich im nächsten Ort ankomme - vor dem Pass - warte ich etwa 45min auf Tobi und dann suchen wir uns ein Restaurant.
                            Kaum sind wir fertig mit Essen, taucht Mike auf. Wir winken aus dem Restaurant und er gesellt sich zu uns. Während wir noch einen Kaffee trinken quatschen wir und finden heraus, das unser Tagesziel das Selbe ist - Cambridge, auf der anderen Seite des Passes.
                            Lose verabreden wir uns für Cambridge, allerdings werden wir uns vermutlich ohnehin unterwegs noch mal begegnen. Mike fährt tendenziell etwas schneller als Tobi und auf flachen Stücken langsamer als ich, dafür ist er jeden Berg schneller hoch (er hat erstens extrem viel Erfahrung und zweitens einen "Granny gear").

                            Wir machen uns auf. Bis zur Staumauer ist es alles kein Problem, mal abgesehen vom Gegenwind (…). Ich weiß nicht mehr genau, wo dieses Bild entstanden ist, aber wir sind den Tag über immer wieder vor Gewittern weggefahren und manchmal auch darauf zu…





                            Am Brownlee Dam (glaube ich) queren wir nach Idaho. Leider gibt es nur ein langweiliges Schild, die meisten Staaten haben schöne, große Schilder.



                            Da kommt dann auch Mike wieder und wir machen noch ein Bild von ihm. Dann geht es die Staumauer hoch. Uff. Richtig fies steil. Es geht am Stausee entlang - eigentlich ganz interessant zu sehen - und dann müssen wir noch einige Meilen den Berg hoch.
                            Auf fast halber Höhe ist die letzte Chance, auszusteigen und dort zu bleiben, stattdessen holen wir uns Kekse und fragen, ob es denn in Cambridge noch was zu Essen geben wird. Es ist nämlich mittlerweile 19 Uhr, da wir mit der Staatsgrenze auch eine Zeitzone weiter nach Osten gerückt sind und eine Stunde verloren haben.
                            Die nette Kassiererin ruft einfach in Cambridge an und findet raus, das ein Restaurant noch bis 22 Uhr offen hat. Das sollte zu schaffen sein.

                            Natürlich fängt es direkt danach an zu regnen! Bis wir oben sind, vergeht noch einige Zeit, und oben angekommen ist es dann schon 21 Uhr. Jetzt wird's knapp, es ist nämlich noch ein ganzes Stück bis Cambridge.
                            Da Tobi sehr langsam abfährt, nehme ich die Sache selbst in die Hand. Heute fahre ich das erste Mal wirklich ein Rennen, allerdings nicht gegen irgendjemanden, sondern gegen mich selbst, und nur weil ich echt gerne was Warmes essen will.
                            Langer Rede kurzer Sinn, um 21:55 Uhr schmeiße ich mein Fahrrad vor's Restaurant (…neben Mike's Rad), renne rein und setze mich zu Mike in die booth. Ich bin fertig. Und habe Schiss, das wir jetzt nichts mehr bekommen.
                            Umsonst habe ich mir Sorgen gemacht, die Bedienung hat die ganzen letzten Tage immer wieder Fahrer vom Trans Am versorgt und weißt genau, was ich jetzt brauche und wartet auch mit der Bestellung gerne noch, bis Tobi kommt.
                            Mike ist auch erst seit 10min hier und genauso fertig. Ich bekomme direkt eine warme Hühnersuppe und einen heißen Kakao und wärme meine steifen Finger daran.
                            Das Essen ist prima. Nur leider hat Mike sich grade das letzte verfügbare Hotelzimmer des Ortes reserviert.
                            Er bietet uns aber an, das wir unsere Isomatten bei ihm ausrollen können, anstatt im Stadtpark zu schlafen. Wie lieb von ihm!
                            Wir fahren also nach dem Essen zum Hotel und erkundigen uns an der Rezeption nach seiner Zimmernummer. Plötzlich steht an der Rezeption aber "vacancy", also Zimmer frei, und wir fragen ob es jetzt doch noch eins gibt. Schwups, 5min später haben wir unser eigenes Zimmer (auch wieder $55), weil jemand nicht aufgetaucht ist. Das war 5min bevor die Rezeption zugemacht hätte. Heute haben wir echt Glück!
                            Also sagen wir kurz Mike Bescheid das wir ein Zimmer bekommen haben und verabreden uns lose zum Frühstück. Im Gegensatz zu uns stellt er sich morgens keinen Wecker sondern wartet einfach, bis er wach wird. Wenn wir das machen würden, kämen wir nirgendwo hin ;)
                            Das ist immer das Größte, wenn man abends sogar noch duschen kann (mit Handtuch!). Es gibt sogar Shampoo. Herrlich.

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                            • blitz-schlag-mann
                              Alter Hase
                              • 14.07.2008
                              • 4851
                              • Privat


                              #15
                              Sackstark, deine Leistung.
                              Viele Grüße
                              Ingmar

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                              • pickhammer
                                Erfahren
                                • 17.04.2006
                                • 425
                                • Privat


                                #16
                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                Danke für deinen wirklich interessanten Bericht. Ich freue mich auf die nächste Fortsetzung!
                                Beste Grüsse vom Bodensee
                                pickhammer

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                                • boulderite
                                  Fuchs
                                  • 12.05.2012
                                  • 1260
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                  Danke! Morgen geht's weiter.
                                  Gruß zurück an den See; ich bin eigentlich aus Lindau und hab' in Friedrichshafen studiert

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                                  • theslayer
                                    Dauerbesucher
                                    • 13.11.2013
                                    • 586
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                    Liest sich gut und die Fotos dazu gefallen mir auch sehr - keep it coming!
                                    Danke dass du uns dran teilhaben lässt!

                                    Grüße
                                    Daniel
                                    Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                    Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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                                    • boulderite
                                      Fuchs
                                      • 12.05.2012
                                      • 1260
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                      OT: "Morgen" ist manchmal ein dehnbarer Begriff.

                                      Tag 8 - Cambridge, ID nach Lucile, ID - 160km

                                      Die zweite Woche bricht an. In einem Hotel früh aufzustehen ist immer schwerer als im Zelt, es liegt sich so bequem. Noch mal schnell in die Dusche springen (keine Gelegenheit zu duschen wird ausgelassen!) und dann machen wir uns auf zum Frühstück, deutlich vor 7 Uhr morgens.
                                      Leider will uns heute irgendwer mit aller Kraft aufhalten. Es dauert EWIG. Nach 45min (!) bekommen wir unser Essen - scheinbar ist der Koch neu und wurde direkt allein gelassen, so sagt es uns die Bedienung - und dann taucht auch Mike auf, der sich sichtlich wundert das wir noch da sind. Tja, so kann's gehen. Zumindest ist es lecker und reichlich, so ärgert man sich wenigstens nicht allzu doll.

                                      Wie immer steht ein etwas größerer Hügel an. Wir wollen mindestens bis Riggins fahren, wo es Motels gibt. Es ist ganz schön kalt. Meine Finger sind steif und ich radel lange mit der Daunenweste.
                                      Dafür ist die Straßenqualität heute gut.





                                      Wir folgen mal wieder einem Fluss, das ist immer schön. Auf der langen Abfahrt nach New Meadows kommt die Sonne raus und es wird endlich etwas wärmer. Kaum zu glauben das wir vor ein paar Tagen noch wahnsinnig geschwitzt haben.



                                      Ansonsten passiert heute ehrlich gesagt nichts besonderes. Jeder fährt für sich. Mike macht in der Regel kürzere Pausen und ist daher vor uns, wir haben uns auch nicht wirklich verabredet.
                                      Kurz vor Riggins, am Salmon River, steht plötzlich alles voll mit Autos. Alles hockt am Fluss und hält eine Angel rein.. offenbar ist grade eine gute Zeit. Später finden wir raus das grade ein "steelhead run" ist. Dabei geht es um Steelhead Trout, eine Forellenart die zwischen Salz- und Süßwasser hin- und verschwimmen, also ein Wanderverhalten wie Lachse.
                                      Hier ist man ziemlich scharf auf die Viecher.
                                      Abschießen darf man sie aber nicht.





                                      In Riggins angekommen finden wir Mike vor einem coffee shop, der aber bald schließt. Ich besorge noch schnell zwei Kaffee und einen Muffin und dann brüten wir wieder über der Karte.
                                      Dummerweise bedeutet der steelhead run nämlich auch, das alle Motels ausgebucht sind - und die Campingplätze sind auch voll. Selbst die primitiven, kostenlosen Plätze am Fluss sind zum Großteil voll.
                                      Auf Mike's Karte, die ein paar Jahre neuer ist als meine, gibt es kurz nach Lucile ein B&B, da gibt's aber auch keine Zimmer mehr. Die nette Dame am Telefon bietet ihm aber an, er könne im Büro auf dem Sofa schlafen. Hmmm… naja, fahren wir einfach mal los - aber erst nach dem Abendessen.

                                      Abends am Fluss ist es schön. Die Hügel, die auf der Karte eingezeichnet sind entpuppen sich als sehr seichte Steigungen.
                                      Wir finden das B&B relativ fix und sehen direkt, das man theoretisch auch fragen könnte ob wir auf der Wiese zelten dürfen.
                                      Stattdessen schauen wir uns das Büro an und verhandeln dann den Preis - $50 für uns Alle wird es dann, was ich etwas viel finde, aber naja. Immerhin gibt es eine Dusche, Handtücher, eine Waschmaschine und so weiter. Ich bekomme eins der Sofas (Mike ist eh zu lang dafür).







                                      Tag 9 - Lucile, ID nach Lowell, ID - 175km

                                      Heute steht uns wieder ein saftiger Anstieg bevor, nach Grangeville. Zunächst kriechen wir nach White Bird, unsere letzte Chance, Wasser aufzufüllen und Snacks zu besorgen. Frühstück hatten wir gottseidank im B&B bekommen.
                                      Vom heutigen Tag gibt es viele schöne Bilder, und es war einer meiner absoluten Lieblingstage.



                                      Nach White Bird schrauben wir uns etwas mehr als 1000hm in Richtung Grangeville hoch. Im Gegensatz zu den meisten Anstiegen hier ist dieser fast europäisch, es geht in Serpentinen hoch. Derer sind es allerdings wirklich viele. Aber irgendwie passt heute Alles - die Temperatur ist perfekt, es kommen nur 2 Autos in einer Stunde an uns vorbei und die Strassenqualität ist auch super.
                                      Ausserdem ist die Aussicht toll.





                                      Der kleine weiße Fleck ist Tobi.
                                      Heute macht es wirklich Spaß. Mit einer konstanten Geschwindigkeit kurbele ich mich nach oben. Die Musik in meinen Ohren macht es umso besser.
                                      Dann sehe ich plötzlich hinter einer Kurve Mike bei einer Reiterin sehen. Mit einem riesigen Lächeln im Gesicht fahre ich langsam zu den Beiden.
                                      Die Reiterin heißt Hetty und ist mit ihren Pferden Shug und Cheetah auf dem Nez Pearce Heritage Trail unterwegs. Das hat sie vor 20 Jahren schon mal gemacht. Heute ist Alles schwieriger. Nirgends darf man mehr durch. Sie klingt pessimistisch, aber ich bewundere sie. Auf ihrem Blog lese ich bis heute gerne. Sie ist momentan in der Gegend um Yellowstone.



                                      Ich liebe Pferde und verbringe das Gespräch damit, Shug zu streicheln, er findet mein Fahrrad auch ganz spannend. In dem Moment vermisse ich meinen Lenni sehr. Hetty meint, sie würde grade gerne tauschen. Ich wäre sofort dabei.

                                      Danach lassen wir die Drei ziehen und fahren weiter.
                                      Die Serpentinen ziehen sich ziemlich lange. Ich warte ab und an auf Tobi, dem es nicht ganz so viel Spaß macht wie mir. Der alte Highway, auf dem wir fahren, läuft für etwa eine Meile mit dem neuen Highway zusammen - hätte man diesen genommen, wäre es zwar viel kürzer gewesen, dafür auch konstant 7-8% Steigung und viel Verkehr. Man sieht die Straße von unserer Route aus, aber mir gefallen die Serpentinen ohnehin viel besser. Auf dem zweiten Bild sieht man die Straße im Hintergrund:







                                      In Grangeville finden wir Mike wieder. Er hat sich ein mexikanisches Restaurant ausgesucht, prima.
                                      Dort stopfen wir uns erst mal voll und gucken, wo Jason eigentlich ist. Er war gestern etwa 2h hinter uns, holt also langsam wieder auf. Wäre toll, wenn er es bald wieder zu uns schafft!
                                      Laut Tracker ist Jason auch grade dabei, sich nach Grangeville zu schleppen….. allerdings auf der falschen Straße. Naja, ob das Absicht war oder nicht, wissen wir nicht. Macht ja auch nix.

                                      Unser heutiges Ziel lautet Lowell. Ich weiß gar nicht mehr, was davor noch kam, jedenfalls ist bei Tobi irgendwann die Luft raus und ich sprinte wieder voran. Mal wieder müssen wir rechtzeitig dort sein, um noch was zu Essen zu bekommen - das Motel (es gibt mal wieder auf 50 Meilen nur eine Übernachtungsmöglichkeit) ist schon reserviert, aber das dazu gehörige Restaurant hat nur bis 19:30 Uhr (oder so) auf.
                                      Ich schaffe es dieses Mal mit etwas Luft, Mike ist natürlich schon da. Er trinkt grade eine Weinschorle und hat sich ein Steak bestellt.
                                      Eine Weile warte ich noch auf Tobi (nachdem ich Bescheid gesagt habe, das noch jemand kommt), irgendwann bestelle ich mir dann auch ein Steak.
                                      Tobi fährt erst zu dem einzigen anderen Motel (direkt auf der anderen Seite des Flusses), wird dort dann hierher geschickt und kommt entnervt und entkräftet an.

                                      Wir schreiben Jason, das er mal etwas kräftiger in die Pedale treten soll. Er will sich nämlich heute Abend mit uns das Zimmer teilen, deswegen haben wir ein "double queen", also zwei große Betten.
                                      Wir hören nix von ihm und auf Verdacht bestelle ich ihm einfach mal ein Sandwich und Chips zum Mitnehmen, da ich mir sicher bin, das er es nicht mehr vor Bestellschluss schafft.
                                      Damit behalte ich auch Recht, er freut sich sehr über das Sandwich und wir kriechen alle ins Bett. Es regnet und die Wettervorhersage sieht nicht sonderlich gut aus. Hmmmm….



                                      Tag 10 - Lowell, ID nach Lolo Hot Spring, MT - 135km

                                      Es regnet. Und regnet. Und regnet. Brrr.
                                      Wir versammeln uns zum Frühstück und zögern unser Schicksal ein wenig hinaus. Aber irgendwann müssen wir dann doch mal unseren Kram zusammenpacken. Die Wettervorhersage ist leider richtig schlecht - Regen bis hin zu Schnee, Temperaturen um die 5 Grad und kälter. Die Leute vor uns melden Schneestürme und Frost. Äh, okay, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wir haben zwar natürlich Regenjacken dabei, aber keine Regenhosen und auch keine lange Radhose oder so. Nur Mike, der erfahrene Fuchs, ist vernünftig ausgestattet und zieht sich seine Beinwärmer unter die Regenhose.
                                      Witzigerweise ist ER es der nach dem Packen zu uns rüber kommt und als er sieht, das wir angezogen sind sagt "Oh crap, you really want to leave!" … er hatte drauf spekuliert, das wir den Regen vielleicht aussitzen wollen..

                                      Ich finde den Regen richtig kacke und meine Laune dümpelt um den Nullpunkt.



                                      Mal wieder fährt jeder für sich. Jason und Tobi fahren ungefähr das gleiche Tempo und bleiben eher zusammen, Mike fährt vorne weg und ich ein Stückchen hinter ihm. Nur wenn er Pipipause machen muss (Konfirmandenblase, hähä) überhole ich ihn in der Regel. Und umgekehrt dann auch.
                                      Zwischendurch finde ich eine Infotafel über die Region, bei der man sich unterstellen kann, wringe meine Socken aus und esse etwas. Leider gibt es bis zur Lochsa Lodge keinerlei Services - keine Tankstelle, kein Café, kein Klo, kein gar nix. Das sind 60 Meilen. Wir wissen das natürlich, das macht den Clif Bar aber auch nicht leckerer.





                                      Dann kommt die Sonne raus, ich ziehe meine Regenjacke aus damit ich trocknen kann, und plötzlich ist alles viel besser…





                                      Natürlich hält das ungefähr 20 Minuten an, dann fängt es wieder an zu regnen. Grrrrrrrr. Und so langsam habe ich auch noch richtig Hunger.
                                      Der Regen wird immer stärker. Ich bin längst durchnässt. Immerhin geht es nur leicht bergauf (dafür aber den ganzen Tag, wir fahren in Richtung Lolo Pass, wo wir nach Montana queren) und man schwitzt bei der Kälte nicht so doll unter der Regenjacke.
                                      Die Rettung kommt man in Form der Lochsa Lodge, das allereinzige Restaurant auf dem Weg über den Pass…
                                      Wie immer ist Mike schon da. Ich watschle vorsichtig rein, gehe erst mal auf der Toilette meine schlammigen Beine abwischen und meine Socken auswringen. Und, oh wie fein, es gibt einen Gaskamin! Direkt bestelle ich mir eine heiße Schokolade und schicke mich an, ein wenig zu trocknen.. die Schuhe ziehe ich dann auch noch aus und lege die nassen Socken vor den Kamin, vielleicht werden sie ja wenigstens warm.



                                      Wir diskutieren unsere Möglichkeiten. Durchnässt sind wir Alle und es soll auf der Passhöhe heute Abend schneien. Wir haben zwar alle relativ warme Schlafsäcke, aber das ist dann doch ein wenig heftig.
                                      Scheinbar ist unsere einzige Option, einen kurzen Tag in Kauf zu nehmen. Nach dem Pass ist es nicht mehr weit bis Lolo Hot Springs.
                                      Das Hotel dort sieht teuer aus. An der Rezeption der Lochsa Lodge lassen wir uns die Nummer geben und rufen an. Ein Doppelzimmer für Jason, Tobi und mich wird $150 kosten, Mike reserviert sich ein Einzelzimmer. Aber wir haben keine Wahl.
                                      Immerhin gibt es dort, na was wohl, Hot Springs!!

                                      Von der Lochsa Lodge aus quälen wir uns dann die letzten paar Kilometer zum Lolo Pass hoch. Ich bin ganz ehrlich: im strömenden Regen bei 5 Grad war das ziemlich zum Kotzen.
                                      Aaaaber… Jason wartet zwischendurch auf uns, weil wir gleich nach Montana rein fahren, und weil wir diese Momente zusammen feiern wollen.



                                      Noch schlimmer ist dann aber die Abfahrt. Vermutlich hatte jeder Rennradfahrer schon mal das "Vergnügen", unzureichend ausgerüstet einen Berg runterzufahren. Es ist wirklich, wirklich kalt, ich ziehe Alles an was ich habe, aber ich habe ja keine Langfingerhandschuhe oder Beinwärmer.
                                      Die Finger frieren mir schier an den Bremshebeln fest. Bei diesen Straßenverhältnissen bin ich immer etwas nervös auf meinem Renner, obwohl ich dafür perfekte Reifen habe und die Bremsgummis bewähren sich auch. Tobi kann ausnahmsweise einigermaßen gut bremsen.
                                      In Lolo Hot Springs angekommen zittere ich so stark, das ich kaum ein Wort rausbekomme. Ich schlottere richtig, so sehr habe ich in meinem Leben noch nie gefroren. Wir bekommen unseren Zimmerschlüssel und ich pelle mir mit schlotternden Knien die nassen Klamotten vom Körper. Kurz unter die Dusche, Badeanzug anziehen, und dann durch den Regen zu den Hot Springs (die gottseidank drinnen sind) rennen.
                                      Wir sinken alle vier mit einem tiefen Seufzer in das heiße Wasser. Meine Haut brennt, aber das geht sicher gleich vorbei.

                                      Wäre dieses heiße Bad nicht gewesen und hätten wir zelten müssen… das wäre richtig unangenehm geworden. Überlebt hätten wir es wohl, aber mit Spaß hat das dann nicht mehr viel zu tun.
                                      Stattdessen gibt es noch Pizza und wir fallen halbtot ins Bett.



                                      Tag 11 - Lolo Hot Springs, MT nach Missoula, MT - 65km

                                      Soooo, ein neuer Tag! Er beginnt mit dem Waffelautomaten in der Lobby und schlechtem Kaffee, so gut wie die Zimmer sind, so schlecht ist das Frühstück. Besser als nichts.

                                      Unser nächster Stopp: Missoula. Dort befindet sich der Hauptsitz der Adventure Cycling Association, kurz ACA, die ja die Route die wir fahren verwalten. Die Route führt eigentlich nicht durch Missoula, dieser Abstecher ist im Rennen auch keine Pflicht, aber wir wollen das center gerne besuchen, schließlich gibt es dort kostenloses Eis! Noch dazu will sich Tobi endlich Taschen für seinen Gepäckträger kaufen und ich will Beinwärmer haben, und in Missoula gibt es einen REI. Gebongt.

                                      Nach der ersten Stunde komme ich kurz vor Lolo an einer Tankstelle vorbei und besorge mir Kaffee und einen Breakfast Burrito. Es regnet natürlich, was sonst.
                                      Nachdem wir dort wieder losfahren hört es aber eeeendlich auf zu regnen.

                                      Nach Missoula rein führt ein sehr stark befahrener Highway, aber wenigstens hat er auf der ganzen Länge einen recht komfortablen Seitenstreifen.
                                      In nullkommanix sind wir in Missoula und finden das ACA Headquarter. Schön dort, es begrüßt uns jemand. Wir werden, wie Alle, fotografiert.



                                      Praktischerweise gibt es dort auch einiges an Fahrradsachen zu kaufen. Mike besorgt sich einen neuen Reifen, Tobi hadert lange mit einem Paar Ortliebs, die einfach mal $180 kosten. Letztendlich kauft er sie, ich werde sie in meinem neuen Job auch gebrauchen können und es hat ja keinen Sinn, zwar einen Gepäckträger aber keine passenden Taschen zu haben.
                                      Mit dem großen Volumen packt es sich recht entspannt, die Schlafsäcke müssen wir nicht mehr so komprimieren. Fein.
                                      Außerdem werden noch schwarz-weiß Portraits von uns gemacht und wir füllen Fragebogen aus.



                                      Es will keiner so Recht entscheiden, wie es jetzt weitergehen soll. Auf dem Lolo Pass liegt mittlerweile Schnee und auch auf den Bergen rund um uns ist es weiß. Die Fahrer vor uns sind zum Großteil in einen Schneesturm geraten, und darauf haben wir nun wirklich keine Lust.
                                      Erst mal gehen wir wieder was essen. Dann müssen wir uns entscheiden. Tobi könnte mit Bonuspunkten ein gutes Hotel für uns Alle buchen, endlich bringt es mal was, das er unter der Woche immer im Hotel schlafen muss. Niemand will es aussprechen, aber alle wollen bleiben.
                                      Also entscheidet Tobi und bucht das Hotel. Die Laune ist sofort besser. Witzig, wie wir uns eigentlich alle einig sind.
                                      Im Hotel laden wir unser Gepäck ab und duschen. Danach radeln wir zu REI und erledigen unsere Einkäufe. Jason und Tobi gehen Wäsche machen und danach will niemand mehr zum Essen irgendwo hin laufen. Wir begnügen uns also mit McDonald's nebenan. Nicht ideal, aber schlafen ist jetzt wichtiger.



                                      Tag 12 - Missoula, MT nach Darby, MT - 100km

                                      Heute ist schon wieder ein kurzer Tag und entsprechend wenig gibt es zu erzählen. Von Lolo aus fahren wir fast 50km auf einem Fahrradweg, ein seltener Luxus. Rechts und links sind prairie dog Kolonien, die aus irgendeinem Grund immer quer über den Weg rennen müssen, wenn man an ihnen vorbei fährt. Das Gepfeife ist ja süß, aber einer rennt so knapp vor meinem Reifen über den Weg das er quietscht. Das wäre fast schlecht für uns beide ausgegangen. Ich will eigentlich knuffiges Kleintier köpfen.

                                      Die Aussicht ist schön, auf den Gipfeln um uns liegt Schnee.



                                      Mike nimmt sich in Darby, wo wir nach 4:30h Fahrzeit ankommen, ein Motel, wir sind zu geizig und zelten. Es soll schließlich nicht mal regnen. Wir sind heute nur bis Darby gefahren, weil die Wettervorhersage für heute auf dem nächsten Pass Schnee war - mit 100%iger Wahrscheinlichkeit. Für morgen ist sie 16 Grad und Sonne. Das nenne ich mal einen "no brainer".

                                      Auf einem Zeltplatz dürfen wir unsere Zelte (Jason zeltet auch) windgeschützt aufschlagen und es gibt sogar Duschen mit Handtüchern und so.
                                      Nach dem Abendessen kriechen wir in die Schlafsäcke und schwups ist schon wieder ein Tag vorbei…





                                      Tag 13 - Darby, MT to Jackson Hot Springs, MT - 120km

                                      In Darby stehen wir früh auf und verlassen den Ort, bevor man frühstücken kann. Ein Clif Bar und eine Banane müssen bis zum letzten Ort vor dem Chief Joseph Pass reichen.
                                      Jason fällt relativ schnell zurück, ich bin ungeduldig und presche voran. So früh am Morgen queren noch sehr viele Rehe die Straße, ich sehe sie gerne. Besonders whitetail deer sind witzig, die hüpfen nämlich gerne mit allen vier Beinen gleichzeitig, sieht ziemlich bekloppt aus.





                                      In Sula (glaube ich) gibt es dann ein kleines Café und ich hole mir sofort Kaffee und bestelle Frühstück. Irgendwie sind die Jungs heute langsam.
                                      Tobi kommt nach 20min auch. Bis dahin ist mein Essen schon weg. Macht nix, da wo ich meins her habe gibt's ja noch mehr. Ich trinke also gemütlich Frühstück und wir hängen das Zelt zum Trocknen in die Sonne.
                                      Dann kommt Mike angeradelt und die Sache wiederholt sich. Wir wundern uns, wo Jason bleibt, und Mike berichtet das er an ihm vorbei gefahren ist, ihm ging es überhaupt nicht gut. Also warten wir natürlich. Eine ganze Weile später kommt Jason. Er sieht grün im Gesicht aus. Offensichtlich musste er sich übergeben. Nicht nur das, es bleibt nix drin, nicht mal Wasser. Oh man, ausgerechnet Jason, wo er doch schon sooo viel Pech hatte auf dem Trip. Wir strahlen natürlich Mitleid aus ohne Ende und wissen nicht so richtig, was wir tun sollen. Jason kommen die Tränen und er verzieht sich erst mal auf's Klo.

                                      Weil wir zwar ein Rennen fahren, aber nicht gegeneinander - sondern miteinander - bleiben wir natürlich und warten, bis es ihm etwas besser geht. Nach einer Stunde bleibt zumindest der Kaffee unten und er raucht erst Mal eine Zigarette. Das ist in diesem Fall ein gutes Zeichen. Wir fahren also weiter, während Jason noch ein bisschen sitzen bleibt und sich erholt. Wir versprechen, auf ihn zu warten, wenn wir über den Pass sind. Hoffentlich geht es ihm bald besser.

                                      Der Pass ist dann gar nicht so dramatisch, auf der Karte sah er ziemlich ätzend aus. Oder vielleicht sind wir mittlerweile auch einfach etwas kräftiger geworden?



                                      Danach geht es lange seicht bergab. Herrlich. Die Sonne scheint. Und auf der anderen Seite des Passes wird es einfach atemberaubend schön. Ich lasse hier einfach mal die Bilder sprechen.







                                      In Wisdom gehen wir Mittagessen. Die Besitzerin des Cafés kommt aus Frankfurt, ist aber schon seeeeehr lange in den USA. Einen leichten Akzent hört man dennoch. Der Burger, den ich esse, ist sehr lecker. Danach gibt's noch Dessert und als wir das essen, kommt Jason endlich wieder. Mike hatte schon gegessen, als wir kamen, hat aber trotzdem mit gewartet.
                                      So richtig gut geht es Jason nicht, aber zumindest kann er eine Kleinigkeit essen. Wir sind schwer beeindruckt von seinem Durchhaltevermögen.

                                      Von Wisdom ist es nicht mehr allzu weit bis Jackson Hot Springs, die Auswahlmöglichkeiten sind heute mal wieder nicht so doll - entweder 40km zu wenig fahren oder 40km zu viel. Mit dem Faktor "kranker Jason" entscheiden wir uns für die erste Variante.
                                      Dort gibt es auch nur ein einziges Hotel/Lodge, die Hot Springs Lodge. Wir dürfen für $15 pro Zelt hinter der Lodge auf dem gepflegten Rasen zelten und auch die heißen Quellen nutzen. Während die Jungs die Zelte aufbauen, gönne ich mir ein Bier…



                                      Zum Abendessen gibt's gegenüber im Restaurant ein hervorragendes Steak, prime rib um genau zu sein. Die beiden Basset hounds der Besitzerin kommen ab und zu an um sich ein paar Streichelheiten abzuholen und auf Steakreste zu spekulieren.

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                                      • Babsbara
                                        Erfahren
                                        • 26.06.2013
                                        • 169
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                        Schade, schon wieder vorbei

                                        Das Wetter klingt ja wenig berauschend, mir wird schon beim Lesen kalt. Aber die Fotos zeigen wirklich eine total schöne Gegend. Das ist doch noch mal was Anderes, als wenn man mit dem Auto unterwegs ist...

                                        LG, bis zum Wiederlesen,
                                        Babs

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                                        • ronaldo
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                                          Moderator
                                          Liebt das Forum
                                          • 24.01.2011
                                          • 12506
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                          Stark! Und wunderbare Bilder!

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                                          • Hunter9000
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                                            • 02.06.2012
                                            • 678
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                            Toller Bericht!

                                            Ich will eigentlich knuffiges Kleintier köpfen.
                                            Fehlt hier ein "kein" ode rhast du eine mordende Ader in dir?

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                                            • boulderite
                                              Fuchs
                                              • 12.05.2012
                                              • 1260
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                              Zitat von Hunter9000 Beitrag anzeigen
                                              Fehlt hier ein "kein" ode rhast du eine mordende Ader in dir?
                                              Meine Tippfehler sind echt die Besten.

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                                              • boulderite
                                                Fuchs
                                                • 12.05.2012
                                                • 1260
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                Tag 14 - Jackson Hot Springs, MT nach Alder, MT - 150km

                                                Frühstück gibt's erst ab 8 Uhr - aber mal wieder dauert es danach noch ewig bis wir auch unser Essen bekommen. Naja, wir laden alle unseren Kram und haben Spaß.



                                                Jason geht es heute viel besser, vermutlich hatte er sich einfach fies den Magen verdorben. Also fahren wir zusammen weiter.
                                                Zusätzlich hatte er allerdings gestern auch noch ein Problem mit seinem Hinterrad, und der nächste Fahrradladen ist in Dillon, MT. Es ist aber kein richtiger Laden sondern ein Typ der das als Hobby macht und der hat erst um 16 Uhr Zeit.

                                                Wir steigen dank des langsamen Frühstücks mal wieder relativ spät auf's Rad. Es geht "sanft" bergauf und bergab, nach vorne ist wunderbares Wetter, wenn man nach hinten schaut, sieht man das wir von Gewittern verfolgt werden.





                                                Mal wieder fahren wir recht weit voneinander entfernt. Ich geniesse die Einsamkeit und die weite Landschaft, höre etwas Hörbuch und kurble vor mich hin.



                                                In Dillon warten wir aufeinander, ich treffe ausnahmsweise als Letzte ein, und dann suchen wir uns was zu Essen. Überhaupt ist das eigentlich unser täglicher Rhythmus: sobald wir auf einen etwas größeren Ort treffen, suchen wir Essen. Wenn ein Ort auf der Karte mehr als 1000 Einwohner hat, sind wir schon ganz aufgeregt, weil es dort vermutlich mehr als ein Restaurant gibt. An manchen Tagen essen wir fast nur an Tankstellen, dort gibt es immerhin manchmal frische Pizza. Besser als nix. Aber Orte wie Dillon sind dann immer eine richtige Erfrischung, denn es gibt Auswahl…

                                                …und trotzdem landen wir bei Pizza Hut, so richtig viele tolle Alternativen gibt's dann nämlich auch nicht. Naja, da gibt es wenigstens Nudeln, die bestellt sich Tobi auch. Bei mir gibt's Pizza und einen Eimer Mountain Dew.
                                                Jason kommt dann auch angeradelt, der Tracker ist schon sehr praktisch, so findet man sich sehr schnell wieder. Normalerweise stellt der Erste der ankommt sein Fahrrad gut sichtbar ab, aber manchmal geht das nicht, so auch bei Pizza Hut.
                                                Nach dem Essen hat keiner so riiiiichtig Lust, aufzustehen. Typisch. Draußen wird es grade düster, scheinbar holt uns eins der Gewitter doch langsam ein… Ich schlage vor, die Sache bei McDonalds bei einem Kaffee auszusitzen. Tobi ist wenig begeistert von der Idee. Wieder Zeit verlieren? Hm. Mike ist auf meiner Seite, und als es anfängt zu regnen und zu donnern ist auch Tobi "überzeugt". Kaum haben wir unseren Kaffee, bricht draußen die Hölle los. Ein richtig dickes Gewitter. Es schüttet wie aus Eimern.
                                                Unserer Erfahrung nach sind diese Gewitter immer relativ schnell vorbei, außerdem spricht die Windrichtung dafür, das es in die Richtung zieht in die wir fahren. Wenn wir noch ein Weilchen warten, fahren wir hinterher.
                                                So sah es aus, als wir bei McDonalds reinfuhren:



                                                Während Jason nach dem Gewitter zu dem Fahrradladen fährt, machen wir uns schon mal auf. Leider ist jetzt rush hour und sehr viel Verkehr, noch dazu hat die Straße die wir nehmen keinen Standstreifen. Blöd. Hier muss man defensiv aber selbstbewusst fahren. Und den Straßenrand immer im Blick behalten, denn falls es doof kommt, muss man im Zweifelsfall abspringen vom Rad und sich in den Straßengraben werfen.

                                                Mir geht es miserabel. Irgendwie bekam mir die Pizza nicht. Bauchkrämpfe und Übelkeit schütteln mich. Und Tobi hat die Medikamente grade an seinem Rad. Ausgerechnet jetzt prescht er voran und gibt richtig Gas, ich komme nicht hinterher. Kurz halte ich an und schaue nach, ob in meinem Notfallpäckchen - jeder von uns hat natürlich Pflaster, Schmerztabletten und so in seiner eigenen Tasche - nicht doch eine Buscopan versteckt ist, aber da ist nur Novalgin, und das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Also gebe ich mir Mühe, mitzuhalten.
                                                Gottseidank gibt es dann nach einer halben Stunde einen Aussichtspunkt, an dem Mike und Tobi anhalten, so dass ich aufholen kann. Ich schnappe mir den Medikamentenbeutel und finde die rettenden Tabletten. Warten, bis sie wirken, kann ich aber nicht, von hinten kommt schon wieder eine dunkle Wolke.

                                                Gegenwind beutelt uns an diesem Nachmittag. In Twin Bridges gäbe es ein "cyclist camping", aber da haben wir noch nicht genug Kilometer auf der Uhr. Es wird langsam spät und wir müssen überlegen, wo es Abendessen geben soll.
                                                In Sheridan soll es ein Motel geben, also geben wir Gas und kommen dort vor 20 Uhr an. Kurz vor dem Ort kommt uns ein Pick Up entgegen, der hupt - alle drei Insassen zeigen uns den Stinkefinger. Warum, weiß niemand, einfach nur Hass auf Radfahrer schätze ich. Die Straße ist quasi leer und das Auto fährt auf der Gegenseite, wir sind also wirklich niemandem im Weg. Naja, ein mal am Tag begegnet man halt einem Idioten (oder drei).
                                                Das hebt die Stimmung natürlich nicht. In Sheridan hat nur noch ein Restaurant offen, aber immerhin. Wir schließen unsere Räder ab und bestellen uns - was wohl - Hamburger. Alles Andere ist uns auch zu teuer. Es gibt sogar eine ganz gute Salatbar.

                                                Wir schauen, wo Jason grade ist. Er ist grade auf dem Weg nach Twin Bridges.
                                                Danach fahren wir weiter, da es kein Motel gibt und auch keinen Campingplatz. In Alder, noch mal 11 Meilen entfernt, soll es einen Campingplatz geben, also ist das wohl unser Tagesziel.
                                                Kurz vor dem Ziel muss ich mir noch mal eine kleine Tüte sour patch kids einverleiben, trotz des Abendessens ist mir irgendwie schummerig. Danach passt es wieder.
                                                Der Platz in Alder ist auch ganz nett, das Büro ist leider nicht mehr offen, aber wir schnappen uns einfach einen schönen Zeltplatz, viel ist sowieso nicht los.
                                                Kurz vor dem Schlafen gehen gibt es leider noch schlechte Nachrichten von Jason. Er hatte auf der blöden Straße nach Dillon einen Unfall. Ein Auto hat ihn abgedrängt und er ist an einem Pfosten hängen geblieben. Danach hat er sich bis Twin Bridges geschleppt, aber sein Fuß und sein Knie tun sehr weh und er will sich morgen erst mal einen Arzt suchen.
                                                So ein Mist, es hatte wirklich niemand so viel Pech wie Jason. Wir hatten uns so Mühe gegeben, die "Herde" beisammen zu halten, und jetzt scheinen wir doch ein Mitglied zu verlieren



                                                Tag 15 - Alder, MT nach West Yellowstone, MT - 155km

                                                Wir werden morgens von schönstem Licht begrüßt. Wenn wir zelten kann sich Tobi mit dem früh aufstehen meistens durchsetzen (im Hotel meistens weniger). Nach einer Katzenwäsche radeln wir erst mal 500m zurück in den Ort zum frühstücken. Grade in Gegenden in denen hauptsächlich Farmer und Rancher leben machen Cafés oft schon um 5 Uhr auf, das ist für uns natürlich sehr praktisch.



                                                Heute ist unser Tagesziel West Yellowstone. Die Karte verspricht mal wieder viele Höhenmeter, aber auch einige schöne Stops. Als erstes kommen wir an Virginia City vorbei, das war damals mal ein Zentrum der Goldgräber. Die Landschaft ist auch davon geprägt, Informationstafeln am Straßenrand erklären oft, was man sieht, das finde ich super. Diese Schutthaufen sind alles Überreste aus Goldgräberzeiten.



                                                In Virginia City finden wir eine kleine Eisdiele, von der ich schon im Restaurant in dem wir Frühstück gegessen hatten gelesen hatte. Das soll richtig gutes Eis sein. Wir sind zwar erst eine Stunde geradelt, aber Eis kann man ja wohl schlecht auslassen?!
                                                Also gönnen wir uns ein Eis und quatschen mit Radlern aus dem Ort. Wir erzählen von Jason und das er wohl ein neues Hinterrad braucht (an seiner Nabe ist was kaputt, ich habe vergessen, was) und einen Arzt, und sie sagen uns das in Sheridan erstens ein kleiner Radladen ist und zweitens ein guter Arzt. Wir leiten die Info an Jason weiter, vielleicht muss er ja doch nicht zurück nach Dillon trampen?

                                                Naja, wir müssen jedenfalls weiter, aus irgendeinem Grund denken wir, es seien über 100 Meilen nach West Yellowstone. Irgendwer von uns muss sich verrechnet haben.

                                                Berg hoch, Berg runter… das Übliche. Aber dann kommt eine richtig tolle Abfahrt nach Ennis. Ich habe sie gefilmt, weil das Panorama so atemberaubend war.
                                                Ennis hat der ein oder Andere vielleicht schon mal gehört, Brokeback Mountain findet teilweise dort statt. Es ist eine nette kleine Stadt.





                                                Dort gibt es leckeres Essen und dann schleppen wir uns weiter. Hier im Tal - wir haben einiges an Höhenmetern verloren - ist es ganz schön warm. Im Grunde genommen ist das ja super, vor wenigen Tagen hatten wir noch Schnee vor uns, aber anstrengend ist es trotzdem.

                                                Erst als wir nur noch eine Stunde von West Yellowstone entfernt sind, werden die Hügel ETWAS weniger. Die Route führt an zwei Seen entlang. Da es mal wieder etwas spät ist, wollen wir eigentlich wenigstens noch einen Kaffee trinken, aber das auf der Karte eingezeichnete Café hat schon zu. Es befindet sich auf einem Campingplatz. Dort bekommen wir zwei unterschiedliche Angaben: eine Frau sagt, von hier bis West Yellowstone ist es wahnsinnig bergig, ein Mann sagt, von hier ist es quasi flach. Ich setze darauf, das der Mann mehr Ahnung hat als die Frau, die ist nämlich ohnehin etwas merkwürdig.
                                                Wenigstens eine Cola gab es aber und dann beißen wir die Zähne zusammen und steigen wieder auf.
                                                Einen Campingplatz haben wir mittlerweile auch gebucht - in West Yellowstone ist grade Hochsaison und es gibt nur RV-Plätze. Motels sind quasi unbezahlbar mit unserem Budget. Es gab aber noch einen Zeltplatz auf einem ganz gut klingenden RV-Park der nur $10 kostet (pro Person).

                                                Unterwegs treffen wir eine Frau, die ein unglaublich schwer beladenes Fahrrad den Berg hoch schiebt. Sie heißt Joanna und kommt aus Australien. Wenn ich schwer beladen sage, meine ich nicht mehr Packtaschen als wir, sondern das ihre Ortliebs hinten nicht mehr zugehen und eine RIESIGE Rolle ist hinten auch noch drauf. Wirklich irre. Sie erzählt, das sie vielleicht ein bisschen zu viel dabei hat weil sie das zum ersten Mal macht und Berge in der Regel hochschiebt.
                                                Sie fragt uns ob wir wissen, wo man in West Yellowstone zelten kann. Sie scheint nicht viel Geld zu haben und ich biete ihr an, sich unseren Platz zu teilen (der war mit bis 4 Personen angegeben), falls sie nicht auf einem der schöneren Zeltplätze davor bleibt.

                                                Der Mann auf dem Campingplatz hatte Recht. Nach dem Berg, an dem wir Joanna trafen, wird es quasi flach und ich haue noch mal richtig rein. Am Abend habe ich ja meistens noch mal einen "second wind".
                                                Irgendwann muss ich kurz anhalten - ich weiß gar nicht mehr warum - und lasse mich von Tobi einholen, der sich, um mich einzuholen, gute Musik in die Ohren gesteckt hatte. Jetzt sind wir nur noch wenige Kilometer vom Tagesziel. Mike ist irgendwo hinter uns, ausnahmsweise.

                                                West Yellowstone ist ein Schock. Also, nicht wirklich, wir waren vor zwei Jahren schon mal hier und wussten, das es ein touristischer Ort ist, aber nach zwei Wochen in der Einsamkeit (bis auf Missoula) ist es echt heftig. Am Stadteingang warten wir auf Mike und fahren dann gemeinsam zum Campingplatz.
                                                Nachdem die Zelte stehen, gehen wir erst Mal Abendessen, und danach wird noch Wäsche gemacht und geduscht. Mein "laundry day" Outfit besteht aus meinem Badeanzug und der Daunenweste… herrlich! Zusammen mit den mittlerweile recht heftigen Abdrücken der Radlerklamotten - wir verbringen eben viel Zeit in der Sonne - sehe ich echt zum Brüllen aus.

                                                Ich lege mich dann schon mal ins Bett während Tobi noch den Trockner bewacht. Ich lese noch ein bisschen auf dem iPhone und bekomme so mit, das Joanna um 23:30 doch noch auftaucht, natürlich lange nachdem das Büro zu hat. Tobi sagt ihr, das er nicht dafür die Verantwortung übernehmen will und sie selber entscheiden muss, ob sie noch ihr Zelt aufschlägt. Für das Bad braucht man einen Code, den man natürlich nur bekommt, wenn man bezahlt hat (9$ waren es dann pro Person, wirklich nicht viel). Die Details höre ich aber nicht, sonst hätte ich ihr den Code schon gegeben. Naja, ich gehe schlafen.



                                                Tag 16 - West Yellowstone, MT nach Colter Bay, WY - 150km

                                                Heute steht eine besondere Etappe an: wir fahren durch den Yellowstone National Park und noch in den Grand Teton National Park rein.
                                                Joanna fragt uns morgens, ob sie eine Weile mit uns mitfahren könnte, sie bräuchte die Motivation. Ehrlich gesagt hat keiner von uns Lust darauf. Sie ist sehr langsam und wir fahren ja ohnehin nicht wirklich zusammen sondern treffen uns an Tankstellen oder Restaurants wieder. Jeder von uns erklärt ihr das (sie fragt uns separat) und sie sagt, das sie das schon versteht, es klingt aber nicht so… ob sie denn mit uns losfahren könnte, fragt sie. Ja, kein Problem. Sie wird eh nicht lange mithalten.
                                                Das ist gar nicht böse gemeint, aber am Ende des Tages sind wir schon auch noch in einem Rennen und wollen eben schnell voran kommen. Wir fahren oft kurz mit anderen Leuten zusammen - wenn das Tempo passt. Meistens passt es nicht. Entweder sie sind langsamer oder schneller als wir.

                                                Frühstück gibt es heute bei McDonalds. Joanna gesellt sich zu uns und erzählt, das sie als Tribut an Martin Luther King durch die USA radelt. Oooookay…
                                                Wir fahren dann zusammen los - Tobi und ich gehen noch kurz in den Supermarkt und Mike zur Post - in Richtung Parkeingang.
                                                Beim Bezahlen (12$ pro Person - oder waren es doch 15?) sagt uns der Angestellte, wir sollen den Pass gut aufbewahren, der gilt 7 Tage und auch für Grand Teton. Als ich meine, das sei gut, denn da fahren wir heute hin, meint er "Das sind aber noch 90 Meilen, das schafft ihr heute nicht mehr." Tja, da verschätzt er sich.

                                                Mike und Joanna (sie hat sich an ihn drangehängt) waren wohl schneller in der Post, wir überholen Joanna nämlich 5 Minuten später. Danach sehen wir sie nie wieder.

                                                Yellowstone haben Tobi und ich uns vor zwei Jahren schon recht ausführlich angeschaut. Leider ist die Strasse hier total doof zu fahren, es gibt keinen Seitenstreifen und deutlich zu viele Wohnmobile, ausserdem geht es die ganze Zeit hoch und runter. Wir überqueren heute die continental divide drei Mal, glaube ich. Natürlich halten wir trotzdem ab und zu an, um ein Foto zu machen.



                                                Zwei mal liegt ein Bison am Strassenrand, was dazu führt, das sich die Autos ohne Ende stauen. Wir fahren daran vorbei. Im Lamar Valley hatten wir damals riesige Bisonherden gesehen. Sehr beeindruckende Tiere!
                                                Auch hier sieht man, das es vor ein paar Tagen noch ordentlich geschneit hat.



                                                Auch an diesem Tag werden wir immer wieder von Gewittern verfolgt. Es tröpfelt ab und zu. Als es grade anfängt zu regnen, fahren wir zum ersten Essensstop rein und schaffen es grade noch so unter das Dach bevor es mal wieder richtig schüttet und donnert und blitzt.



                                                Auf dem letzten Berg vor Grand Teton überkommt es mich. Auf dem iPod läuft grade "Dog Days are over" von Florence & the Machine, die Sonne scheint, und ich rase den Berg hoch, weil ich daran denke was Juliana mir eingeprägt hat: am Berg wird es nie einfacher. Du fährst einfach schneller.
                                                Ich bin so glücklich. In diesem Moment habe ich Alles, was ich mir erhofft hatte. Vor lauter Glück kommen mir tatsächlich die Tränen.

                                                Schniefend komme ich am Gipfel an - schon wieder sind wir an der Continental Divide. Witzigerweise steht auch hier schon das Schild für den Grand Teton National Park, obwohl der Eingang erst ein paar Meilen später kommt.



                                                Nun geht es bergab zum Parkeingang, da fahren wir einfach durch, die Kontrolle ist schon geschlossen. Ein paar Hügel später soll der Colter Bay Campground kommen, da gibt's - laut Karte - sowohl Essen als auch Duschen und einen Laden. Wenige Meilen davor hat Tobi einen Platten, den ersten der Reise. Es ist ein langsamer und er will nur aufpumpen und dann weiter fahren. Beim abmachen der Pumpe dreht er dummerweise das Ventil mit raus….. (das passiert bei der Pumpe manchmal, so toll sie auch ist). Weil wir nicht wissen, wie lange das Restaurant auf hat, schickt er mich voraus. Ich soll schon mal ein Bier besorgen. Kein Problem.

                                                Mike und ich finden dann in Colter Bay ein richtiges Restaurant, das auch einigermaßen schick aussieht. Es hat auch noch bis 22:30 Uhr auf. Wir klopfen uns den Staub aus dem Trikot und beschließen, das wir uns heute mal was gönnen. Schließlich werden wir wieder günstig zelten!
                                                Ein Bier wird bestellt und kaum 15min später kommt auch Tobi schon angeradelt. Er ist sichtlich genervt. Die Preise hauen auch ihn etwas um, aber wir haben jetzt keine Lust, rumzuhadern, sondern bestellen uns lieber eine Vorspeise.
                                                Es gibt NUDELN! Yippieh! Ein Teller Pasta ist jetzt genau das Richtige.

                                                Als wir zum Zeltplatz aufbrechen ist es schon stockfinster und ich suche einen Platz und hole dann die anderen Beiden nach. Den Helm und meinen Kram hänge ich locker um den Lenker. Im Dunklen eine ganz besonders tolle Idee….. aber da denke ich jetzt nicht weiter drüber nach.
                                                Die Zelte stehen schnell und noch schneller sind wir im Traumland. Sanftes Schnarchen aus zwei Richtungen dringt an meine Ohren. Heimelig.


                                                Tag 17 - Colter Bay, WY nach Signal Mountain, WY - 15km (Pausentag)

                                                Gewohnt früh stehen wir auf und packen ein. Als ich meinen normalen check mache, finde ich meinen Geldbeutel nicht. Er ist tatsächlich weg, ich nehme das gesamte Gepäck auseinander. Oh man, das ist ein Problem. Und total ungewöhnlich für mich, ich verliere NIE etwas
                                                Recht verzweifelt fragen wir am Campingplatz, ob jemand etwas abgegeben hat. Nichts. Nun gut, die letzte Chance ist das Restaurant in dem wir gestern waren, denn dort hatte ich ihn auf jeden Fall noch, das weiß ich.
                                                Mike ist sowieso schon dort zum Frühstücken und ich stapfe als Allererstes zu einem Kellner und frage, ob etwas bei ihnen abgegeben oder gefunden wurde. Er meint nein, aber er gehe mal die Managerin fragen, die kümmere sich um Fundsachen.
                                                Ein paar Minuten später kommt die Managerin und bittet mich, den Geldbeutel zu beschreiben…. sie hat ihn!!! Oh Himmel, ich bin so erleichtert. Sie hat ihn morgens auf dem Parkplatz vor dem Restaurant gefunden. Er muss mir gestern nacht aus dem Helm gefallen sein. Die Karten sind alle noch drin, das Bargeld fehlt allerdings. Das waren aber eh nur 20$, also kein riesiger Verlust.

                                                Deutlich glücklicher bediene ich mich am Frühstücksbuffet.
                                                Danach fahren wir wieder los. Das Wetter ist wunderbar. Immer wieder halten wir kurz an, um Fotos zu machen. Ich liebe diese Berge. Als wir vor zwei Jahren hier waren, war Grand Teton definitiv ein Höhepunkt der Reise.



                                                Nach kaum 10km machen wir kurz Pipipause. Plötzlich überkommt es mich: eigentlich wollte ich hier einen Pausentag machen und die Berge anstarren. Ein Bier am Strand trinken. In Erinnerungen schwelgen. Ich erzähle das leicht traurig Tobi und erwarte, das er mit den Augen rollt und mir sagt, ich soll in die Pedale treten. Stattdessen sagt er: "Noch ist es nicht zu spät." Okaaaay… wir überlegen hin und her und erzählen Mike, das wir nicht sicher sind, ob wir nicht hier bleiben wollen. Mike will allerdings keinen Pausentag machen. Wir würden die Gruppe also auseinander reißen.
                                                Letztendlich entscheiden wir uns trotzdem dafür und nehmen uns vor, Mike irgendwann wieder einzuholen. Wir umarmen uns und mir sitzt ein bisschen ein Kloß im Hals. Man lernt sich eben gut kennen und schätzen auf einer solchen Tour. Aber wir sehen uns bestimmt wieder.

                                                Tobi und ich radeln dann beflügelt in Richtung Signal Mountain, wo wir damals gezeltet hatten. Es ist "off route", aber das macht ja nichts, das sind nur 5km in die falsche Richtung.
                                                Dort angekommen besuchen wir erst mal den kleinen Laden neben dem Zeltplatz. Der wurde in der Zwischenzeit renoviert und ist jetzt total super ausgestattet. Ein großer Pott griechischer Joghurt und zwei Kaffee wandern in unseren Fundus. Heute ist ein guter Tag, um die Reserven aufzufüllen und die Muskeln etwas zu pflegen.
                                                Auf dem Platz kostet es nur $5 pro Fahrradfahrer und man hat trotzdem die volle Auswahl bei den Plätzen. Wir finden einen sehr schönen Platz und legen uns erst mal hin. Es gibt eine doofe Überraschung: meine Neo Air delaminiert vor meinen Augen. Argh. Nun verliert sie nicht nur Luft, sondern geht auch kaputt. Bisher ist es nur eine Kammer, sie ist also noch zu gebrauchen…
                                                Den ersten Teil des Tages verbringen wir damit, im Schatten zu dösen. Danach will Tobi unbedingt an den Strand. Ich habe eigentlich keine Lust, die Mücken sind hier auch so groß wie Fledermäuse und am Strand ist das bestimmt nicht besser. Aber ich lasse mich breitschlagen, unter der Prämisse das wir vorher Bier besorgen.
                                                Gesagt getan, mit Eis, Chips und Bier unter dem Arm gehen wir runter zum Jackson Lake, in dem man auch schön baden kann. Dafür ist es mir heute aber zu kalt und ich habe ja kein Handtuch.



                                                Was danach noch so passiert, ist ein wenig verschwommen in meiner Erinnerung, jedenfalls trinken wir unser Bier und ich meine, das es schon beknackt ist, das wir uuuunbedingt noch mal an diesen Zeltplatz kommen mussten. Und das ich mir keinen anderen Mann vorstellen kann, der genauso bescheuert ist wie ich…

                                                …und plötzlich kniet genau dieser Mann vor mir, zieht einen Ring aus der Tasche und stellt mir die Frage aller Fragen Ich kann es nicht fassen. Antworte mit "Natürlich!". Und dann steckt ein Diamantring an meinem Finger, wir sitzen am Strand im Grand Teton National Park, trinken Bier, essen Chips und in meinem Kopf dreht sich Alles. Bis zum späten Nachmittag bleiben wir dort. Wir sind verlobt! VERLOBT!!!





                                                Danach gibt's noch im Restaurant Abendessen und es gibt natürlich kein anderes Thema in meinem Kopf….

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                                                  Erfahren
                                                  • 28.10.2013
                                                  • 390
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                  Herzlichen Glückwunsch!

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                                                    Moderator
                                                    Liebt das Forum
                                                    • 24.01.2011
                                                    • 12506
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                    LOL - Trip noch nicht zu Ende, aber schon das Happyend...

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                                                      • 26.06.2013
                                                      • 169
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                      Ja, Hammer! Herzlichen Glückwunsch!! Das hast du aber schön eingebaut

                                                      Dann warte ich jetzt gespannt darauf, wie das glückliche Paar weiter vorankommt...

                                                      LG,
                                                      Babs

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                                                      • Chouchen
                                                        Freak

                                                        Liebt das Forum
                                                        • 07.04.2008
                                                        • 20009
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                        Wie geil ist DAS denn?!? Herzlichen Glückwunsch!
                                                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                        Kommentar


                                                        • Ditschi
                                                          Freak

                                                          Liebt das Forum
                                                          • 20.07.2009
                                                          • 12705
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                          Ganz altmodisch verlobt ? Das gibt es noch? Schön! Glückwunsch.

                                                          Ditschi

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                                                          • pickhammer
                                                            Erfahren
                                                            • 17.04.2006
                                                            • 425
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                            Herzlichen Glückwunsch!
                                                            Und alles Gute!

                                                            OT: hoffentlich schaffst du es, den Spannungsbogen deiner Roadstory aufrecht zu erhalten. Ich bin gespannt, was uns noch erwartet..

                                                            Viele Grüsse vom pickhammer

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                                                            • lina
                                                              Freak

                                                              Vorstand
                                                              Liebt das Forum
                                                              • 12.07.2008
                                                              • 43828
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                              Hehe – herzliche Glückwünsche! Und einfach weiter so!

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                                                                Alter Hase
                                                                • 14.07.2008
                                                                • 4851
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                Was für ein Trip
                                                                Viele Grüße
                                                                Ingmar

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 27.12.2012
                                                                  • 180
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                  Super! Verlobung auf einem USA Tripp kann ich nur jedem empfehlen!
                                                                  Haben wir vor 18 Jahren auch gemacht und in zwei Wochen zerren wir die Blagen dann zum Ort des geschehens

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 12.05.2012
                                                                    • 1260
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                    Danke, danke! Da sieht man mal, wer so alles mitliest Ja, was für ein Trip…

                                                                    Tag 18 - Signal Mountain CG, WY nach Lander, WY - 220km

                                                                    Auch Verlobte müssen pedalieren. Als Allererstes ziehe ich meinen Ring wieder aus und verstecke ihn gut bei meinem Reisepass, der wird nicht beim Fahrrad fahren getragen. Ich muss mich sowieso erst mal daran gewöhnen, Schmuck zu tragen, normalerweise trage ich nämlich keinen und schon gar keine Ringe.

                                                                    Wer hätte es gedacht, auch heute werde ich wieder unsanft aus dem Zelt geschmissen. Ehrlich gesagt geht das sowieso relativ einfach wenn man fast auf dem Boden liegt, dankt undichter Matte. Loch habe ich keins gefunden und das Ventil scheint auch in Ordnung - mysteriös. Es ist mal wieder recht kalt und Kaffee gibt's auch noch keinen. Egal.
                                                                    Es steht der Togwotee Pass an - der zweithöchste Punkt der gesamten Route. Wir haben ja immer etwas Respekt vor den Pässen, manche sind relativ einfach, manche bringen einen schier um. Deswegen gehen wir sie auch gerne früh am Morgen an, dann ist man noch "frisch".
                                                                    Meine Beine sind jedenfalls total frisch. Der Pausentag hat sehr gut getan. Ich fühle mich fast wie ein junges Reh!
                                                                    Aber erst mal mache ich noch ein Bild von den Tetons im Morgenlicht…



                                                                    Der Togwotee Pass ist total harmlos, wenn man fit ist und die ganze Zeit über Hochzeiten und so Kram nachdenken kann. Wir haben es noch niemandem erzählt, weil wir die wichtigsten Personen anrufen wollen, und dazu hatten wir bisher weder Empfang noch Zeit. Ich versuche, meiner besten Freundin eine SMS zu schreiben - natürlich auf dem Fahrrad sitzend. Bergauf tretend. Mein Repertoire an Dingen, die ich auf dem Fahrrad erledigen kann, wird immer größer. Mike Hall sagte mal zu mir, ich muss lernen, auf dem Fahrrad zu leben. Ganz so weit gehe ich nicht, aber man will halt auch nicht für jede Kleinigkeit absteigen müssen.
                                                                    Immer, wenn ich Empfang habe und auf "Senden" klicke, geht der Empfang sofort wieder weg Mich macht das Wahnsinnig, mit irgendwem muss ich diese Neuigkeit doch teilen! Und zwar mit Tina, sofort, jetzt. Argh.
                                                                    So vergeht die Zeit schnell und schwups, sind wir auf dem Pass oben. Die Luft ist ganz schön dünn hier oben, was daran liegen könnte das wir mittlerweile auf 2944m sind, hier liegt auch noch reichlich Schnee. Die SMS sendet endlich, puh.



                                                                    Die Strecke nach Lander ist keine einfache, es gibt mal wieder kaum Orte an denen man etwas zu Essen bekommt. Dreiviertel der Strecke den Pass hoch gab es eine Lodge, da hatten sie aber grade aufgehört, Frühstück zu servieren, also blieb uns nur wieder der gute alte Clif Bar und immerhin ein Kaffee von der Tankstelle nebenan. Dort treffen wir auch das erste Mal auf einen Great Divide Mountainbike Route Fahrer, die Tour Divide läuft nämlich auch seit ein paar Tagen. Er ist deutlich verschlammter als wir.
                                                                    Dafür geht es jetzt erst Mal ziemlich lange mehr oder weniger bergab.

                                                                    Unsere Mission lautet, Mike einzuholen. Der hatte gestern einen kurzen Tag gemacht, weil er natürlich erst am späten Vormittag am Togwotee Pass war und in der Mittagshitze hoch musste. Er hat, glaube ich, in Dubois übernachtet und wird heute Abend in Lander sein. Lander ist für uns aber eine sehr weite Tagesetappe, wir zielen mal auf den Zeltplatz davor.

                                                                    Kulinarisch habe ich die USA ja sehr gern und normalerweise gelingt es mir, auch in den entferntesten Ecken noch richtig gutes Essen zu finden. Dieses Talent verlässt mich auf diesem Trip. Es gibt hier einfach nichts. So kann ein Mittagessen auch mal an der Tankstelle auf einer Indian Reservation stattfinden und die Auswahl ist nicht immer der Wahnsinn. In Crowheart finden wir nur Sandwiches und so Kram.. immerhin gibt's Kakao!



                                                                    Unser Vorteil ist, das es eben keine wirklichen Anstiege mehr nach dem Pass gibt. Dafür haben wir heute mal wieder eine ernsthaftes Gewitterproblem. Um uns herum ist es stets schwarz, ab und zu tröpfelt es etwas. Ich schaue noch mal nach, das ich alles wasserdicht verpackt habe, manchmal stopfe ich die Daunenweste hinten nicht richtig in den Drybag rein. Alles prima. Das Problem mit dem Gewitter: wir sind auf einer Hochebene, hier gibt es keine Bäume und auch generell nicht viel, was höher als wir ist, und wir sitzen noch dazu auf Metall. Hm.







                                                                    Einmal stellen wir uns auch bei einem der wenigen Häuser entlang der Strecke unter, weil es so aussieht, als ob es gleich richtig regnen würde. Es kommt aber nichts. Gegenwind haben wir auch, aber wir haben gelernt, dass das bedeutet das ein Gewitter hinter uns in unsere Richtung zieht. Gewitter sehen so aus als würden sie sich gegen den Wind bewegen, das hat irgendwas mit der radialen Windrichtung zu tun,… jedenfalls heisst Gegenwind und dunkle Wolken von hinten: Gefahr im Verzug.
                                                                    Irgendwo im Niemandsland zwischen Fort Washakie und Lander können wir dann unseren Vorsprung auf das Wetter nicht mehr halten. Es fängt an zu nieseln und ich halte an um meine Regenjacke anzuziehen. Tobi macht 100m hinter mir das Gleiche. Dann ist das Gewitter plötzlich genau über uns und ich weiß nicht so recht, was ich tun soll. Wie gesagt, wir sind in einer Hochebene und der höchste Punkt - nicht mal Strommasten gibt es hier.

                                                                    Tobi scheint auch unentschlossen und es fängt an zu schütten. Ich sehe das neben ihm eine Frau im Auto anhält und mit ihm redet und drehe um, um zu ihm zu fahren. Die Frau fährt weiter und Tobi steigt ab. Sie hält auch bei mir an. "Sweety, get off your bike and get in the ditch. Wait there until the storm has passed." Okay, das war Alles was ich noch an Motivation brauchte, ich war ohnehin kurz davor abzusteigen. Wir legen die Räder an den Straßenrand. Es fängt an heftig zu hageln. Ich ziehe meine Schuhe aus, da sind Metallplatten dran. Ungünstig. Ich nehme mir schnell eine Wasserflasche mit und stelle sicher dass das Handy wasserdicht im Ziploc Beutel steckt und hocke mich dann in den Straßengraben. Wie ein Häufchen Elend lasse ich den Hagel auf mich hinunter prasseln. Wundervoll. So hatte ich mir Sommerurlaub immer vorgestellt!
                                                                    Die Erde bebt vom Donner und es blitzt im Sekundentakt. Sehr eindrucksvoll aber ich sehe sowas lieber durch's Fenster. Tobi holt noch schnell unser Zelt raus und wir ziehen es uns über den Kopf, da es nicht so aussieht als ob es in nächster Zeit aufhören würde zu regnen. Mir ist jetzt schon kalt.

                                                                    Nach einer guten halben Stunde hört es auf. Mit steifen Fingern packen wir das Zelt wieder ein und machen uns auf den Weg. Es gibt keine Alternative als bis Lander zu fahren, bis dahin gibt es jetzt einfach keinen Zeltplatz mehr und in dieser Hochebene kann man sich wirklich schlecht mit einem Zelt verstecken…
                                                                    Wir fahren jetzt irgendwie zwischen Gewittersystemen, vor und neben uns ist es immer noch düster, während hinter uns die untergehende Sonne rausblitzt.





                                                                    Es wird dunkel, wir schalten das Licht an. Und den Turbo. Ich habe keine Lust mehr, mir ist kalt, ich will was Essen, und überhaupt und sowieso. Tobi's Fahrrad zickt. Er will so gerne in Lander zu einem Fahrradladen. Das Problem ist meistens, das die morgens sehr spät aufmachen und wir abends selten früh genug in einen Ort kommen.

                                                                    Im Dunklen erreichen wir Lander - es ist 22 Uhr. Wir haben 220km auf der Uhr und dafür fühlen wir uns eigentlich ziemlich gut. Das Wetter hat uns zwei Mal 30min gekostet, sonst wären wir zumindest etwas früher hier gewesen.
                                                                    Mike hat uns eine SMS geschrieben: er hat ein Motelzimmer in Lander und wir dürfen uns gerne mit den Matten auf den Boden legen. Zelten kommt heute nicht in Frage - unser Zelt ist komplett durchnässt.
                                                                    Auf dem Weg dorthin kommen wir an dem Fahrradladen vorbei, der uns empfohlen wurde. Da brennt noch Licht! Dreist wie er ist klopft Tobi an die Tür. Der Laden hat natürlich seit Stunden geschlossen, aber der Besitzer ist grade dabei, ein Fahrrad aufzubauen. Nach ein paar Minuten ruft mich Tobi rüber. Der will ernsthaft jetzt noch unsere Räder warten! Ich bin ehrlich gesagt total genervt, weil ich Hunger habe und ins Bett will. Und nicht so recht verstehe, warum wir jetzt unbedingt noch die Räder gewartet haben müssen.
                                                                    Naja. Bei Tobi ist eine Speiche etwas locker, mein Rad braucht nur ein wenig Pflege - und ein Bremsbelag hat eine Kante gebildet, den habe ich wohl schlampig installiert. Wird alles gerichtet und dazu unterhalten wir uns super mit Ed. Er hat auch schon Mike Hall hier versorgt, ist aber schon ein paar Tage her. ;)

                                                                    Als alles fertig ist, tickt der Zeiger grade an 23 Uhr vorbei….. toll, jetzt hat selbst McDonald's zu Dabei habe ich doch so Hunger. Ich will jetzt keinen Clif Bar essen!
                                                                    Wir gucken erst mal, ob es noch freie Hotelzimmer gibt - gibt es schon, die kosten aber alle $80. Das ist uns zu teuer. Also Plan B: Mike's Zimmer. An einer Tankstelle essen wir noch schlechte, in der Mikrowelle aufgewärmte Burritos und ich muss mich wirklich zwingen genug runterzukriegen, das würde ich sonst morgen bereuen. Ich bin aber natürlich grantig auf Tobi, schließlich ist es SEINE Schuld das McDonald's um 23 Uhr zumacht und überhaupt und sowieso
                                                                    Mike hat die Tür angelehnt und wir pusten draußen vor'm Zimmer die Matten auf und machen uns bettfertig, damit wir ihn nicht allzu sehr wecken.
                                                                    Er wacht auf und meint "Hey, you made it! Well done!" - und schläft sofort wieder ein. So ist es recht.
                                                                    Bis wir einschlafen dauert es heute auch nicht lange.

                                                                    Tag 19 - Lander, WY nach Rawlins, WY - 210km

                                                                    Mike macht sich schon um 6 Uhr morgens aus dem Staub - ungewöhnlich von ihm, aber ihm hatte in den letzten zwei Tagen die Mittagshitze arg zugesetzt und daher will er ausnahmsweise mal früh los kommen. Wir dagegen bummeln im Hotelzimmer rum und rufen heute erst Mal unsere Familien an, um ihnen zu erzählen das wir uns verlobt haben.
                                                                    Frühstück gibt es bei McDonald's gegenüber. Aus irgendeinem Grund habe ich mir in den Kopf gesetzt, ZWEI McGriddles zu essen. Tolle Idee. Im Magen machen die Dinger sich nicht so gut.
                                                                    Durch die Anrufaktion kommen wir spät los.

                                                                    160km entfernt liegt Lamont, wo es laut Karte einen Zeltplatz und ein Café gibt. Rawlins wären dann noch mal 50km von dort. Ob Mike heute bis Rawlins fährt, wissen wir nicht. Mal schauen. Aber immerhin - wir hatten ihn nach dem Pausentag direkt wieder eingeholt! Das ging natürlich nur, weil er zwei kurze Tage hatte.
                                                                    Anstatt einen Berg hochzukurbeln geht es heute immer wieder in Stufen auf Hochebenen hoch. Zu allem Übel gibt es mal wieder "minimal services".
                                                                    Das schaut so aus: in Sweetwater Station gibt es einen Rastplatz mit Toiletten und, wichtig, Wasser. Wir haben heute trotzdem zusätzliche Wasserflaschen dabei. Und in Jeffrey City gibt's dann noch was zu Essen. Fertig.
                                                                    Die Landschaft bleibt die Gleiche, ab und zu gibt's Rinderherden die wir nerven können.



                                                                    In Sweetwater Station machen wir länger Pause, wir fahren mal wieder gegen den Wind und mir ist heiß. Irgendwann dreht der Wind tatsächlich und wir machen uns mit vollen Wasserflaschen wieder auf. Jeffrey City - und damit warmes Essen - ist nur noch 19 Meilen entfernt, also anderthalb Stunden.
                                                                    Dort gibt es dann auch genau zwei Gebäude: ein Café (in dem es wohl auch Zimmer gibt) und gegenüber eine sehr merkwürdige Töpferei.
                                                                    Wir bestellen Cola und Hamburger (wen wundert's?) und bekommen das WLAN-Passwort. Um das zu bekommen muss man sich in eine Liste eintragen, warum auch immer. Mike's Eintrag ist direkt über meinem und wir fragen, wann er hier war. Es ist schon witzig, oft kommen wir an den selben Cafés und Tankstellen vorbei wie die anderen Fahrer im Rennen, und bekommen Geschichten über sie erzählt. In Gästebüchern suchen wir immer nach den Einträgen von ihnen. Klar, die Top 5 haben sich keine Zeit genommen um in Gästebücher zu schreiben (leider!), aber viele danach schon.

                                                                    Nachdem wir etabliert haben, das man in Lamont tatsächlich zelten kann, es aber wohl kein Café mehr gibt, besorgen wir uns an der letzten Gelegenheit - einer Tankstelle - noch ein paar Sandwiches und ziehen weiter.

                                                                    Eine Stunde später sind wir in Lamont. Es gibt schon einen Platz zum zelten, da steht sogar "cyclist camping", aber es ist einfach nur ein Feld neben einem Trailer. Keine Toiletten, kein Wasser. Hm. Unterdessen hat Mike uns eine SMS geschrieben: er ist in Rawlins und in seinem Hotelzimmer gibt's ein zweites Bett. Ohje, das ist sehr verführerisch.
                                                                    Kurzerhand schwingen wir uns wieder auf die Räder, seufzen tief und machen uns auf, spät am Abend noch die letzten 50km zu bezwingen. Es gibt uns immer einen kleinen Kick, wenn wir über die "Mindestleistung" des Tages kommen. Wir hatten so viele zu kurze Tage in Montana das es jetzt echt gut tut, voran zu kommen.



                                                                    Und was für eine Fahrt! Die 50km schaffen wir in unter zwei Stunden. Das erste Mal in meiner kurzen Radfahrerkarriere breche ich durch die berühmte Wand. Es ist mühelos. Wir rasen. Der Straßenbelag ist neu, die Nacht kühlt ab, und plötzlich geht mein Körper an bisher unbekannte Reserven. Es geht immer mal eine Weile ganz leicht bergab, dann wieder ganz leicht bergauf. Zum Schluss kommt noch ein Anstieg, und selbst den fahren wir mit 15km/h locker hoch. Wahnsinn, jetzt verstehe ich, warum sich so viele Leute immer so quälen - weil man durch den Schmerz und die Anstrengung durchbrechen muss, um im Land der Mühelosigkeit anzukommen. Es ist wie auf Drogen zu sein.

                                                                    Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, das wir es noch vor 23 Uhr nach Rawlins schaffen könnten. Das bedeutet: warmes Essen.
                                                                    Fast bringen wir uns um dieses Essen als wir in Rawlins falsch fahren. Als mir die Strasse irgendwie komisch vorkommt fragen wir einen Autofahrer und der sagt uns: umdrehen. Abbiegen. Gesagt, getan, ich übernehme mal wieder die Rolle "Bestell schon mal" und trete mächtig in die Pedale. Um 22:57 Uhr schmeiße ich das Fahrrad an die Wand, schnappe mir mein Handy und renne in den McDonald's. Puh, geschafft. Jetzt kurz gucken was ich Tobi bestelle… aber ich brauch mir gar nichts ausdenken, vor mir ist noch jemand in der Schlange und wenige Minuten später kommt Tobi selber an.
                                                                    Danach dauert es ungelogen 15min bis wir unser Essen haben - na, dann hätte ich mich auch nicht so beeilen müssen… wir setzen uns draußen auf den Parkplatz und ich drücke mir zwei große Burger rein. Mein Körper braucht es, auch wenn ich natürlich nach einem Big Mac erst mal satt bin. So viel habe ich gelernt: so viele Kalorien wie möglich. Besonders abends, denn im Schlaf findet das bisschen Regeneration statt, für die mein Körper Zeit bekommen. Und dafür braucht es Energie.

                                                                    Mit aufgefüllten Speichern suchen wir Mike's Hotel. Überraschung: er ist noch wach! Nicht schlecht.
                                                                    Morgen wollen wir ausschlafen, denn um 10 oder 11 Uhr spielt Deutschland gegen die USA Fußball. Das lassen wir uns nicht entgehen!

                                                                    Kommentar


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                                                                      Lebt im Forum
                                                                      • 07.06.2010
                                                                      • 5368
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                      Uiiii, verlobt! Herzlichen Glückwunsch!
                                                                      Uuuups... ;-)

                                                                      Kommentar


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                                                                        Lebt im Forum
                                                                        • 22.08.2008
                                                                        • 8843
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                        Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung.

                                                                        Respekt vor euerer Leistung und ein Klasse geschriebener Bericht, der Spaß macht beim Lesen.
                                                                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 21.02.2012
                                                                          • 483
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                          1. Herzliche Gratulation euch beiden!!!! Vielleicht schafft ihr das ja etwas flotter als wir umzusetzen, wir sind schon seit 10 Jahren verlobt und sagen jedes Jahr: nächsten Herbst aber, da heiraten wir dann!

                                                                          2. Danke für den wunderschönen Bericht!!!

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 11.02.2005
                                                                            • 1065
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                            Zitat von boulderite Beitrag anzeigen

                                                                            …und plötzlich kniet genau dieser Mann vor mir, zieht einen Ring aus der Tasche und stellt mir die Frage aller Fragen Ich kann es nicht fassen. Antworte mit "Natürlich!". Und dann steckt ein Diamantring an meinem Finger, wir sitzen am Strand im Grand Teton National Park, trinken Bier, essen Chips und in meinem Kopf dreht sich Alles. Bis zum späten Nachmittag bleiben wir dort. Wir sind verlobt! VERLOBT!!!
                                                                            Besser kann man(n) es nicht machen! Schön! Und herzlichen Glückwunsch!
                                                                            JAG HAR KOMPISAR I SKOGEN!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 12.05.2012
                                                                              • 1260
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                              Tag 20 - Rawlins, WY nach Riverside, WY - 100km

                                                                              Hmmm, ausschlafen! Zumindest mal länger 6 Stunden schlafen. Wir wollen ja das Spiel zwischen Deutschland und den USA anschauen und da das vormittags läuft, macht es wenig Sinn, vorher loszufahren.
                                                                              Da scheidet sich jetzt die Spreu vom Weizen: während wir ausschlafen um ein Fußballspiel zu gucken, fahren andere Leute schon seit Stunden Fahrrad.
                                                                              Immerhin sind wir schon Abfahrbereit. Der Manager des Hotels, selbst Fußballfan, lässt uns das Spiel sogar in unserem Zimmer gucken, obwohl wir dadurch fast zwei Stunden zu spät auschecken werden.
                                                                              Tobi, der Schatz, bestellt uns Take out Frühstück und holt es mit dem Rad in der Halbzeitpause. Mitsamt Kaffee. Keine Ahnung, wie genau er das transportiert bekommen hat!



                                                                              Ich glaube, Mike sagt noch so was wie "I think the wind may be at our back today, look at that flag!" …

                                                                              Deutschland gewinnt und wir packen unsere letzten Sachen ein und fahren los. Wir haben ungefähr 5 Minuten lang starken Rückenwind. Danach haben wir Gegenwind. Starken Gegenwind. So von der Sorte "Wenn ich anhalte, rolle ich rückwärts."
                                                                              Noch dazu müssen wir heute etwa 20 Meilen an der Autobahn (Interstate) entlang fahren - das ist erlaubt, macht aber deswegen nicht mehr Spass.
                                                                              Und es macht wirklich keinen Spass. Wir kotzen so richtig. Auf der Autobahn steht diese hübsche Anzeige..



                                                                              Über 50km/h hat der Wind phasenweise auf dieser Straße. Wir haben später nachgeschaut: sustained headwinds (25mph) with gusts up to 50mph. Also gut 40km/h Gegenwind, dauerhaft, mit stärkeren Böen. Das Resultat: ich trete mit aller Kraft und komme trotzdem nur mit 12-13km/h voran. Bergab rollt man nicht.

                                                                              Nach der Interstate gönnen wir uns an einer Tankstelle eine Cola und ein Eis. Zucker, Zucker, Zucker. Man würde am liebsten einfach hier sitzen bleiben, geht aber nicht. Nicht zuletzt wegen der Mücken, die einen schlicht auffressen, und die finden IMMER die eine Stelle an der ich das Insektenspray nicht gut genug aufgetragen habe.
                                                                              Mal wieder brüten wir über der Karte und überlegen, wo wir denn heute schlafen sollen. Mal schauen.

                                                                              Wir kämpfen vor uns hin, der Wind lässt nie nach.
                                                                              Nach vielen Stunden kommen wir in Riverside an, wo es laut Karte einen Campingplatz geben soll. Erst mal treffe ich Mike an der Tankstelle und besorge mir ein kaltes Getränk und neues Insektenspray. Meins ist fast alle und da ich leicht allergisch auf die vielen Stiche reagiere, ist das gar nicht gut. Meine gesamten hinteren Oberschenkel, Po und Hüfte sind voll mit Stichen, die alle zu riesigen Flatschen werden. Gut, das man sich beim Fahrrad fahren nicht so gut kratzen kann…

                                                                              Wir schauen uns dann den Campingplatz an. An der Bürotür steht, das man den Manager anrufen soll wenn er nicht da ist. Das tun wir, und er kommt eine Minute später aus dem Restaurant gegenüber angelaufen. Ohje, den haben wir jetzt beim Abendessen gestört! Das findet er aber gar nicht schlimm und zeigt uns die Camp Cabin die wir für 12$ pro Person haben könnten: ein kleines Häuschen mit einem Stockbett und einem Doppelbett, super, das nehmen wir. Die Duschen sind prima und Wäsche waschen können wir auch.
                                                                              Also sehen wir darüber hinweg, das wir nur 100km gefahren sind. Ich kümmere mich um die Wäsche, Mike geht schon mal in Richtung "Bier", Tobi duscht.
                                                                              Wir treffen uns alle im Restaurant gegenüber. Wirklich Hunger hat niemand, wir hatten relativ spät zu Mittag gegessen (mexikanisch). Also gibt es Bier - Rum and Cola light für Mike - und ein paar Chips. Ein entspannter Ausklang.
                                                                              Danach schmeiße ich die Wäsche in den Trockner und warte, bis sie fertig ist, damit der Rest schon mal schlafen gehen kann.




                                                                              Tag 21 - Riverside, WY nach Hot Sulphur Springs, CO - 180km

                                                                              Heute werden wir es endlich nach Colorado schaffen, yippieh!
                                                                              In der Camp Cabin habe ich einigermaßen gut geschlafen, auch wenn es mal wieder ein wenig zu stickig wurde. Früh morgens ziehen wir uns die geliebten Radklamotten wieder an und watscheln rüber in's Restaurant von gestern Abend, wo es heute Frühstück gibt… die beste Mahlzeit des Tages, jedenfalls als Radfahrer. Zuhause frühstücke ich nur, wenn ich eine lange Trainingsfahrt mache.

                                                                              Mit etwas weniger Gegenwind als gestern fahren wir mit gut gefülltem Bauch los. Es ist kühl. Heute wird es fast den ganzen Tag bergauf gehen, den Höhepunkt bildet der Willow Creek Pass mit 2944m. Uff, da ist die Luft dünn.
                                                                              Wir werden von Regen verfolgt, jedenfalls ist es hinter uns sehr finster. Ich ziehe als Vorsichtsmaßnahme mal meine Regenjacke an, es ist ja ohnehin nicht sonderlich warm. Ein paar hundert Meter vor der Grenze nach Colorado treffen wir drei Reiseradler, die irgendwie komisch im Straßengraben stehen, also gucken wir mal ob irgendwas passiert ist. Gar nix ist passiert, einer von ihnen hatte nur 'nen Platten.
                                                                              Einer ist Deutscher, wie wir schnell feststellen. Seinen Namen habe ich leider vergessen, aber alle drei haben sie vom Trans Am Bike Race gehört und machen ein Foto mit uns.
                                                                              An der Grenze halten wir natürlich an und machen Bilder. Endlich, endlich sind wir in Colorado! Die letzten großen Bergpässe in den Rocky Mountains liegen vor uns.



                                                                              Unter dem Schild liegt ein kleines Kärtchen, und der Name kommt mir doch bekannt vor.. tatsächlich, eine Trans Am Bike Race-Karte von Paul Gildersleeve! Genau deswegen macht dieses Format so viel Spaß: man trifft immer wieder auf andere Mitstreiter oder findet ihre Notizen und Bilder.



                                                                              Mal wieder gibt es "minimal services", sprich wir müssen uns gut überlegen wo wir wann essen. Mike verlieren wir irgendwann aus den Augen.
                                                                              Der Wind wird wieder heftiger. Heute kommt er viel von der Seite, so das ich leicht gekippt fahren muss. Ich versuche es mit Musik, aber die Ohrstöpsel fliegen mir ständig aus den Ohren. Argh.
                                                                              41 Meilen dauert es, bis wir wieder an einem Ort vorbei kommen. Kurz vor dem Ort, Cowdrey, fängt es an zu gewittern und zu hageln. Wer es noch nicht ausprobiert hat - Hagel tut wirklich weh. Sogar auf einer Regenjacke. Aua aua, aber wir können nichts machen, hier kann man sich nicht unterstellen. In Cowdrey soll es wenigstens ein Post Office geben, diese haben in aller Regel einen Raum für die post boxes der immer offen und beheizt ist, aber wir finden die Post nicht. Stattdessen stellen wir uns an der einzigen Veranda, die wir finden können unter, zusammen mit einem Paar auf einem Motorrad. Ich schiebe mir schnell ein Snickers Mandel rein und als es etwas weniger wird mit dem Regen fahren wir weiter. Es hat ja keinen Sinn. Im nächsten Ort gibt es wenigstens was zu Essen, hoffe ich zumindest.

                                                                              Ja - die Karte sagt "full services". Tobi ist irgendwie relativ bald weg. Und mein Hinterreifen fühlt sich irgendwie etwas zu weich an. Ich schleppe mich bis Walden und finde Tobi und Mike in einem nett aussehenden Restaurant. Wusstet ihr, das Walden das "Moose viewing capital of Colorado" ist? Also, ich wusste es nicht.
                                                                              Seufzend setze ich mich und lassen den Kopf hängen. Heute macht es keinen Spaß. Mein Reifen ist platt, wir haben wieder den ganzen Tag Gegenwind und das Wetter ist auch wirklich doof. Manno. Ja, okay, Jammern hilft auch nicht.
                                                                              Es gibt einen richtig guten Burger heute. Und danach noch fantastischen Peach Cobbler. Mike vertilgt ein riesiges Stück Carrot Cake.
                                                                              Tobi wechselt meinen Schlauch - ich habe offenbar genug gejammert und außerdem habe ich in der rechten Hand nicht mehr so viel Kraft, damit ist das immer etwas schwierig.

                                                                              Uuuuund danach geht es weiter. Gegen den Wind. Die Straße macht jetzt alle zwei Meter "ra-tong". Scheiß Fugen, scheiß Straße, scheiß Wind! Mit 13km/h rase ich quasi dem Pass entgegen. Es ist so unglaublich monoton und anstrengend. Ich habe schon länger keinen meiner beiden Spezis gesehen. Zwischendurch schreie ich tatsächlich den Frust raus.
                                                                              Nach ungefähr einer Gazillion Stunden ra-tong, ra-tong, ra-tong……… (ich hab' das mal gefilmt, damit ihr wisst was ich meine, aber das Video einzubinden funktioniert grad irgendwie nicht…) komme ich in Rand an, wo es - ohhh, krass - ein post office gibt. Dort sitzen schon die Jungs und futtern Clif Bars.
                                                                              Ich bin schon echt am Ende, und dabei haben wir noch den Rest des verdammten Passes vor uns.

                                                                              Okay, ich jammere also weiter und wir fahren weiter Fahrrad. Tobi versucht mich aufzumuntern.
                                                                              Irgendwann kommen wir dann auch tatsächlich oben am Pass an, allerdings wird es auch langsam dunkel. Mike hat oben auf uns gewartet und zieht sich seine Beinwärmer an. Er macht ein Foto von uns, ich glaube man sieht gut, das ich müde bin.



                                                                              Tja, und dann fahren wir halt den Pass runter. Es geht aber auch immer wieder hoch. 28,5 Meilen sind es noch bis Hot Sulphur Springs, da soll es einen City Park zum zelten geben, und wir vermuten dort auch was zu Essen.
                                                                              Die Fahrt runter ist wirklich schön. Im Abendlicht kommen die ganzen Rehe raus - und das Erste mal auch Hirsche. Riesige Hirschkühe, solch große habe ich noch nie gesehen, aber in Deutschland zieht man ja auch Rehe höchstens im Vorbeirennen. Man muss echt aufpassen, denn die Rehe haben keinen Skrupel, kurz vor einem Radfahrer über die Strasse zu rennen. Das wäre keine schöne Kollision.
                                                                              Irgendwann ist es dann stockfinster und wir kommen an der Abzweigung nach Granby vorbei, das man hell erleuchtet unter uns sieht. Kurz diskutieren wir ob wir dort versuchen sollen, ein Hotel zu finden, aber da es dort im Zweifelsfall keinen Zeltplatz gibt und es ausserdem ein paar Meilen off route ist, stimme ich dagegen. Also fahren wir noch die restlichen 8 Meilen nach Hot Sulphur Springs.
                                                                              Dort ist schon alles dunkel. Manno, also mal wieder kein warmes Essen. Nicht so dramatisch, wir haben ein paar Reserven dabei, aber doof ist es trotzdem.
                                                                              Der Zeltplatz ist dann auch kacke. Direkt an der Bahnlinie, und das Problem mit Zügen in den USA ist, das sie vor jedem Bahnübergang und an jeder Ortschaft laut hupen, und zwar nicht nur ein mal sondern die gaaaanze Zeit. Und sehr laut. Dagegen ist das Hupen eines deutschen Zuges einfach mal nichts.
                                                                              Noch dazu gibt es kein Gras zum zelten, nur Schotter. Nun, mit unserem Hubba Hubba wäre das jetzt kein Problem. Mit dem Tarptent ist es schon eins, das steht nämlich nicht frei. Die Heringe gehen nur extrem schwer in den brettharten Boden und kommen dann direkt wieder raus. Bah. Gottseidank liegen ein paar große Steine rum, mit denen ich die Heringe beschwere. Immerhin steht es. Aber sonderlich bequem ist das - vor Allem mit einer halbleeren Neo Air - nicht.
                                                                              Im Zelt sitzend esse ich noch eine kleine Dose Bohnen, esse ein wirklich grenzwertiges Sandwich und dann falle ich ins Koma.


                                                                              Tag 22 - Hot Sulphur Springs, CO nach Fairplay, CO - 160km

                                                                              Woah, das war keine bequeme Nacht. Aber besser als nichts. Sehr früh stehen wir auf, warum auch nicht, hier kann man eh nicht gut liegen. Ständig bin ich nachts aufgewacht, beziehungsweise fast von der Matte gefallen vor Schreck, wenn ein Zug vorbei kam. Uff.

                                                                              Immerhin - es gibt Frühstück! Und zwar in einem Restaurant namens "The Glory Hole". Das ist offenbar der "place to be" für Radler, wir sehen nämlich mindestens 10. Die fahren aber fast Alle Richtung Westen. Glory Hole, also wirklich.. naja, die meinen damit einen besonders tollen Angelspot, aber ich komme aus dem Grinsen kaum raus. Mike findet's auch lustig, aber erst nach dem ersten Kaffee.
                                                                              Das Essen ist gut, der Service nur so Medium, aber irgendwas is' ja immer.

                                                                              Okay, heute steht also der Pass aller Pässe an: Hoosier Pass, 3518m. Zunächst geht es leicht bergab bis Kremmling - deprimierend, schließlich müssen wir ja wieder hoch - und danach fast stetig bergauf. Von Silverthorne nach Breckenridge dann etwas steiler hoch und schließlich 10 steile Meilen zur Passhöhe.

                                                                              Der erste Teil ist prima, wir fahren durch einen Canyon, es ist noch schön kühl.



                                                                              Danach wird es ätzender. Bergauf, bergauf, bergauf. Mein Lieblingspart (Achtung, Ironie) kommt am Green Mountain Reservoir: anstatt einfach die Hauptstraße weiterzufahren, biegen wir rechts ab und fahren auf einer kleinen Straße, die ständig richtig steil hoch und runter geht um den See herum. Das sind etliche Extrameilen und vor allem zusätzliche Höhenmeter. Okay, die Aussicht ist toll, aber das war's auch schon. Mike hat uns fotografiert, als wir auf die Abbiegung zugeradelt sind - man sieht aber nur zwei winzige Punkte.



                                                                              Als wir diesen blöden Umweg dann endlich hinter uns haben ist es auch nicht mehr allzu weit bis Silverthorne. Den Ort kennt man, genau wie Breckenridge, aus dem Wintersport, aber auch im Sommer ist dort viel los: Mountainbiking, Wandern, Bergsteigen, und so weiter.
                                                                              Ein Stück vor Silverthorne fährt plötzlich ein Auto neben mir her und ruft "Are you Fran in the Trans Am Bike Race?" Haha, mal wieder ein blue dot watcher! Ich bejahe, sie preschen voraus und halten dann auf der Seite an, um ein Foto von mir zu machen. Da ich sowieso grade total am Ende bin, halte ich an und unterhalte mich mit ihnen. Alan und sein Kumpel sind grade auf einem road trip und halten Ausschau nach uns Fahrern.
                                                                              Kurz danach kommt mir mein Reifen wieder komisch vor. Mist. Da habe ich wohl wieder einen langsamen Platten.
                                                                              Ich pumpe ihn auf, weil ich auf dieser sehr stark befahrenen Straße keinen Platten wechseln will, wenn ich nicht unbedingt muss.
                                                                              Sehr bald sehe ich auch schon das Schild "Silverthorne city limit" und denke, so weit kann es ja nicht mehr sein. Pf, falsch gedacht. Der Reifen ist wieder platt und ich steige ab und schiebe, da ich nicht riskieren will, die Felge kaputt zu machen.
                                                                              Oh maaaan. Handyempfang habe ich auch keinen, ich kann also nicht Bescheid sagen, das ich etwas länger brauchen werde.
                                                                              Warum ich jetzt nicht auf die Idee komme, den Reifen zu wechseln, weiß ich nicht so richtig, ich dachte ich bin ja eh gleich in der Innenstadt und esse erst Mal was.
                                                                              Stattdessen marschiere ich noch 45min, bis mir Tobi aus der Stadt entgegen kommt, so langsam haben sie sich Sorgen gemacht und er kam mich suchen. Lieb von ihm. Er meint es sei jetzt nicht mehr weit.
                                                                              Bei Target schauen wir, ob's dort Schläuche gibt, wir haben nämlich nur noch welche, die schon geflickt wurden. Für meine Räder gibt es aber keine passenden, echt komisch.
                                                                              Tobi radelt dann wieder vor und geht zu einem Sportladen, der ihm bei Target empfohlen wurde, danach wollen wir uns zum Essen treffen. Mike ist wohl schon zum Essen gefahren. Ich finde ihn aber nirgends und latsche noch mal eine halbe Stunde. Irgendwann taucht Tobi wieder auf und wir einigen uns auf die nächste Gelegenheit, ein asiatisches Restaurant. Mal was Anderes.
                                                                              Er hat auch Schläuche bekommen und wir mampfen erst Mal viel. Danach wird wieder der Schlauch gewechselt und noch mal nach Glassplittern gesucht. Hoffentlich hält es jetzt.

                                                                              Ehrlich gesagt habe ich keine Lust mehr. Erst um 16 Uhr kommen wir in Silverthorne wieder los, und wir haben den Hoosier Pass noch vor uns.
                                                                              Von Silverthorne nach Breckenridge gibt es immerhin einen Fahrradweg. Der ist ziemlich abenteuerlich, sehr kurvig und steil hoch und runter, aber irgendwie macht er auch Spaß. Wir quatschen, um uns davon abzulenken das es bergauf geht und immer später wird.
                                                                              In Breckenridge bin ich fertig mit der Welt. Apathisch sitze ich auf einer Parkbank, trinke Wasser und überlege, ob wir nicht doch hier bleiben sollten. Tobi ist aber dagegen und ich verstehe auch, warum. Jetzt ist es kühl und nicht mehr so viel Verkehr, eigentlich die perfekte Zeit um den Pass in Angriff zu nehmen. Aber meine Beine sind irgendwie absolut leer. Ich kann gar nicht richtig kräftig treten, und das schon seit zwei Tagen. Offenbar sind die Reserven einfach mal mau.

                                                                              10 Meilen sind es noch. Ich klemme mir einen Beutel Peanut Butter M&Ms in meinen Feedbag und stopfe sie mir regelmäßig in den Mund. Die ersten 5 Meilen sind gar nicht so schlimm. Ich reduziere das Jammern etwas, fokussiert darauf, diesen Tag endlich zu Ende zu bringen. Wir kommen an einem Schild vorbei, was man auch nur als Deutsche witzig bzw. ironisch finden kann…



                                                                              Die letzten Meilen sind echt hart. Es geht Serpentinen hoch und wenn man auf der Innenbahn hoch muss, sind es 15% Steigung. Die Luft ist dünn, wir sind jetzt auf über 3000m und es geht noch weiter hoch. Ich kann nicht gleichzeitig trinken und fahren, also muss ich immer wieder anhalten. Aus dem Sattel gehen? Keine Chance. Mein Puls rast sofort.
                                                                              Und - wie zu erwarten - irgendwann sind wir oben. Mir kommen vor Erleichterung ein paar Tränen.
                                                                              Es ist stockfinster. Aber wir sind einfach nur glücklich, oben zu sein. Denn jetzt ist es bis Pueblo quasi ein Kinderspiel. Von 3500m ins platte Kansas muss man schließlich auch runter fahren!

                                                                              Wir können endlich Mike's SMS lesen: er versucht, ein Hotel in Fairplay zu bekommen. Okay, das sind noch 12 Meilen, und zwar bergab. Also ziehen wir wieder alle Klamotten an, die wir haben, und los geht's. Vorher bewundern wir noch ein bisschen den unglaublichen Sternenhimmel und machen ein Foto.



                                                                              Müde? Quaaatsch…..

                                                                              Es läuft, runter nach Fairplay. Ganz am Ende muss man noch mal kurz bergauf, nicht steil, aber selbst das machen meine Beine jetzt kaum noch mit.
                                                                              Mike hat uns noch eine SMS geschickt mit dem Hotel in Fairplay in dem er ist.
                                                                              Dort rollen wir vor, ui, ist das schick. An der Rezeption wissen sie Bescheid und meckern auch nicht, als wir unsere Räder durch die schicke Lobby rollen. Recht so. Essen gibt's leider keins, selbst die Automaten sind im Prinzip leer. Naja egal, das ist jetzt mein geringstes Problem.
                                                                              Mike ist noch so halb wach und wir ziehen uns schnell um, putzen die Zähne und fertig. Licht aus. Ach nein: erst bucht Tobi noch mit Bonuspunkten ein Hotelzimmer in Pueblo. Wir sind einfach mal optimistisch, das wir die Distanz packen.


                                                                              Tag 23 - Fairplay, CO nach Pueblo, CO - 210km

                                                                              Uff, der letzte Tag steckt mir in den Beinen! Dabei sind wir ja "nur" unsere 160km gefahren und auch "nur" etwas mehr als 2000 Höhenmeter.

                                                                              Nach einem Medium ergiebigen Frühstück fahren wir los. Die Landschaft ist mal wieder der Wahnsinn und das Wetter ist toll.





                                                                              Wir sind grade mal 20 Meilen gefahren, hauptsächlich sehr leicht bergab, aber alle haben schon Hunger. In Hartsel finden wir ein nettes Café. Hier kreuzen sich übrigens auch mal wieder die Trans Am route und die Great Divide Mountainbike route. Prompt taucht auch ein Tour Divide Fahrer auf der ziemlich fertig aussieht.
                                                                              Das Tagesspezial ist Eggs Benedict - hier? Wirklich? Für 6$? Alles klar. Warum nicht.
                                                                              Und es ist richtig gut! Mjam. Ein paar Tassen Kaffee später sind wir wieder auf dem Weg. Blöderweise müssen wir noch einen kleinen Pass hoch. Und blöderweise reagieren meine Beine immer noch nicht, nicht mal mit gutem Zusprechen. Erst mal wird die Strasse ätzend, hier habe ich das obenstehende Video gemacht. Ra-tong. Ra-tong. Aber mit guter Aussicht.



                                                                              Zu dem Pass hoch geht's dann doch ab und zu recht steil hoch. Wir schauen immer mal wieder zurück, denn wenn wir über den Pass rüber sind, haben wir die Rocky Mountains fast hinter uns gelassen. Wenn man nach vorne schaut, sieht man schon wo die Strasse hoch und rüber geht. Sieht weniger steil aus, als es ist…



                                                                              Von Hartsel bis Canon City gibt es fast keine Services, wenn man die Route nicht verlässt. So langsam wird es ziemlich heiß. Nach dem Pass sind es noch mal über 30 Meilen, bis wir unsere Wasserflaschen wieder auffüllen können. Die letzten paar Meilen bis es endlich eine Möglichkeit gibt sind fies steil und mir läuft der Schweiß in Strömen runter. Es sind jetzt deutlich über 30 Grad und die Sonne brennt unerbittlich.
                                                                              Ich finde die beiden Herren an einem Campingplatz der einen Laden hat. Drinnen sitzt Mike auf dem Boden und isst ein Eis. Ich schnappe mir erst mal eine Dose Mountain Dew und auch ein Eis, als ich die kalte Dose an mein schmerzendes Knie halte bietet mir die Dame im Laden direkt an, einen Zip Loc Beutel mit Eis zu füllen. Fantastisch! Abwechselnd kühle ich mein Knie, meine Halsschlagader und meine Handgelenke, so kühle ich schneller runter und fühle mich nicht mehr ganz so tot.

                                                                              Mit vollen Flaschen und einem langsam schmelzenden Eisbeutel, den ich mir kurzerhand hinten ins Jersey gesteckt habe (kühlt dann noch ein bisschen), fahren wir weiter. Theoretisch sollte es jetzt bis Canon City bergab gehen, mit kleineren Hügeln. Das ist sowieso einer unserer Lieblingssprüche: "It's mostly downhill with just a few bumps. Nothing serious." Jaja, so motiviert man sich halt.

                                                                              Aber es ist tatsächlich recht harmlos und bei 40 Grad rollen wir erst vorbei am Royal Gorge (hier würde ich einen Stopp vorschlagen für gemütliche Tourer, um mit der Royal Gorge Railroad zu fahren) und dann runter nach Canon City. Ohje, die Hitze.
                                                                              In Canon City gehen wir natürlich essen - und die Hitze aussitzen. Besonders Mike ist mal wieder fertig mit der Welt. Wir finden eine Pizzeria die einen super Eindruck macht. Ausserdem läuft Fußball - ich habe schon wieder vergessen, welches Spiel - und es gibt Spaghetti.
                                                                              Wir bleiben also dort bis ungefähr 17 Uhr. Es sind danach noch etwas weniger als 50 Meilen bis Pueblo. Weniger als 80km also. Tschakaa!

                                                                              Leider geht es auch noch ein paar Mal bergauf und dann geht uns doch tatsächlich noch das Wasser aus. Mike gibt mir ein bisschen was ab, aber Tobi ist auch fast leer und wir haben wirklich Durst. Mist. Schlecht geplant.
                                                                              Immerhin wird es langsam etwas kühler. Dafür auch langsam dunkel. Ich mache tolle Fotos in der Abendstimmung, hier ist Mike, der grade den letzten längeren Anstieg des Tages hochfährt.



                                                                              Und dann sind wir auch schon in Pueblo. Mike's oberste Priorität ist Essen. Das Hotel ist gebucht und noch ein paar Meilen entfernt, und wir müssen über eine 4-spurige Hauptstraße fahren. Wir finden einen Diner, so ähnlich wie Denny's.
                                                                              Die Essensauswahl ist nicht schlecht, dafür ist die Bedienung wirklich kreuzdumm. Es ist fast zum verrückt werden, aber zumindest sind wir danach satt. Es ist dunkel und spät und wir finden das Hotel trotzdem problemlos, nachdem Mike ungefähr zehn Mal "Are we there yet?" gesagt hat.
                                                                              Es ist das Marriott Courtyard, glaube ich, und Tobi marschiert alleine rein um seine Buchung abzurufen. Macht sich immer besser als wenn wir direkt zu dritt mit den Rädern reinlaufen.
                                                                              Da er ein super-Platinum-whatever Status Mitglied ist, bekommt er direkt mal ein Zimmerupgrade. Wir schieben die Räder in den Aufzug, machen die Tier auf… und stehen in einer Suite! Wohnzimmer, Küche, riesiges Schlafzimmer, riesiges Bad. Geil. Mit Sofa, zwei Fernsehern (einer im Schlafzimmer, einer im Wohnzimmer) und Allem. Unten gibt es einen Pool und einen Hot Tub. Und einen Waschraum. YEAH!

                                                                              Wir diskutieren kurz, ob wir morgen einen Pausentag machen sollen. Das Hotel wäre perfekt dafür und Tobi könnte es mit Bonuspunkten noch eine weitere Nacht buchen. Das ist natürlich sehr günstig.
                                                                              Schliesslich entscheiden wir uns dafür. Das bedeutet: wir können ausschlafen!! Zumindest bis 9:30, sonst kommen wir ja zu spät zum Frühstück.


                                                                              Tag 24 - Pausentag in Pueblo

                                                                              Draußen sind 40 Grad. Aber es ist mir egal. Wir machen Pause.
                                                                              Wir verbringen den Tag damit, Wäsche zu waschen, im Pool zu planschen, zu essen, ein Fußballspiel (Deutschland gewinnt gegen Algerien, ein spannendes Spiel! zu gucken und zu schlafen. Außerdem wird Kram aussortiert und weggeschmissen und wir packen Pakete, die wir wegschicken wollen. Wir nach New York zu dem Freund, der auch unsere Fahrradtasche hat, und Mike nach Hause. Da kommt einiges zusammen: Daunenwesten, Überschuhe, Beinwärmer, dicke Handschuhe (die ich noch gekauft hatte),…

                                                                              Als Einzige steige ich auch heute auf's Rad um zu einem Fahrradladen zu fahren. Ich brauche eine neue Radhose. Meine ist mir zu groß geworden und rutscht immer runter, so dass ich dann doof auf dem Polster sitze.
                                                                              Ich finde was ich brauche und noch dazu Sonnenarmlinge für mich und Beinlinge für Tobi (Sonnen-Armlinge trägt er schon die ganze Zeit und ich will jetzt auch welche, die Sonne brennt immer so).

                                                                              Abends bestellen wir uns Pizza und Pasta und dann geht es früh in's Bett. Einen Tag müssen wir wohl noch in Colorado radeln, danach geht es auf die nächste Etappe: Kansas!
                                                                              Zuletzt geändert von boulderite; 11.08.2014, 19:48.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 27.08.2007
                                                                                • 280


                                                                                #40
                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                Wow, ganz starke Leistung.

                                                                                Danke auch für den tollen Bericht und schönen Impressionen.
                                                                                Hat mich besonders gefreut Bilder vom Grand Teton NP zu sehen. Da muss ich auch unbedingt mal im Sommer hin.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Anfänger im Forum
                                                                                  • 10.05.2013
                                                                                  • 33
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                  Vielen Dank für den tollen Bericht!

                                                                                  Ich freu mich auf die Fortsetzung.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 12.05.2012
                                                                                    • 1260
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                    Heute morgen hat mein Kaffee nicht geschmeckt. Ich habe gelesen, das Joanna, von der ich im Bericht erzählt hatte, nur 500 Meilen vor ihrem Ziel von einem Auto tödlich verletzt wurde.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Freak

                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                      • 07.04.2008
                                                                                      • 20009
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                      Oh, das ist wirklich bitter.
                                                                                      "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 03.02.2013
                                                                                        • 146
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                        Eine sehr traurige Nachricht

                                                                                        Dennoch bin ich gespannt, wie denn eure Reise weiterging.
                                                                                        Jos ei viina, terva tai sauna auttaa, tauti on kuolemaksi (Finnisches Sprichwort)

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 17.04.2006
                                                                                          • 425
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                          Eine wirklich tragische Nachricht.
                                                                                          Man sieht, ausser Fitness und Organisationstalent ist ein wacher Schutzengel nötig, um eine solche Tour zu überstehen.
                                                                                          Es tut mir leid für sie und für die, die sie kannten.

                                                                                          Viele Grüsse
                                                                                          pickhammer

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                            • 10.05.2013
                                                                                            • 33
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                            Auf die Fortsetzung hab ich mich aber nicht gefreut

                                                                                            Sehr traurig! Hoffen wir das sie als Schutzengel über Alle Radfahrer wacht!

                                                                                            Ich freu mich dann auf den nächsten Teil eures Reiseberichtes.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Alter Hase
                                                                                              • 14.07.2008
                                                                                              • 4851
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                              Blume für Joanna
                                                                                              Viele Grüße
                                                                                              Ingmar

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 12.05.2012
                                                                                                • 1260
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                Tag 25 - Pueblo, CO nach Eads, CO - 185km

                                                                                                In einem Hotel ist es immer besonders schwer, aus dem Bett zu kommen - noch schlimmer ist es, wenn man weiß das es heiß wird und das Bett sooo bequem ist.
                                                                                                Mit einigem Protestgemecker - vor Allem von mir, da es viel zu früh ist um was zu Essen, ich MUSS aber - stehen wir aber trotzdem um 7 Uhr in voller Montur vor der Tür und schwingen uns auf die Räder.
                                                                                                Es ist noch angenehm draußen, die Hitze kommt sicher erst später. Ich ziehe meine neuen tollen Armlinge erst Mal noch nicht an.

                                                                                                Los geht es - jetzt endlich in Richtung Osten. Es war etwas deprimierend, immer wieder nach Norden und Süden zu eiern. Jetzt wollen wir voran kommen!

                                                                                                Die ersten Stunden fliegen wir förmlich über den Asphalt. Es ist unglaublich, was so eine flache Straße ausmacht, wenn man die letzten drei Wochen in den Rocky Mountains verbracht hat. Das macht richtig Spaß!
                                                                                                Genau genommen geht es sogar gaaaaanz leicht bergab. Einen 30er Schnitt bekommt man hier locker zustande.



                                                                                                In Boone halten wir bei einer kleinen Postfiliale an, um unseren Kram weg zu schicken. Mike hängt heute ein bisschen hinterher, das liegt aber nur daran das er morgens immer etwas länger braucht, bis er warm ist.
                                                                                                Jetzt sind die Kaltwettersachen, die viel Platz wegnehmen, weg. Alles passt etwas besser in die Taschen.



                                                                                                Wir fahren lange an einer Bahnstrecke entlang, die Gleise scheinen aber nicht mehr in Benutzung zu sein. Manchmal stehen kilometerlang ausrangierte Wagons darauf. Ansonsten ändert sich die Landschaft nicht wesentlich.



                                                                                                Nach 80km in unter 3 Stunden machen wir erst Mal eine Essenspause. Die Uhrzeit ist es bisschen blöd - 11 Uhr, weder noch Frühstück, noch schon Lunch. Das kleine Restaurant das wir finden serviert Mittagessen, das ist uns auch Recht. Es gibt…. Trommelwirbel… Hamburger. Der ist aber mal wieder richtig lecker. Wir bekommen noch eine Portion Lokalkolorit obendrauf. Heute sind wir schon an zwei großen Gefängnissen vorbei gefahren, riesige Komplexe mitten im Nichts. Warum stehen die hier auf dem platten Land? Damit es noch weniger Sinn macht, auszubrechen? Nein, weil die Gefängnisse Arbeitsplätze schaffen. Sie werden deswegen strategisch in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit platziert. Außerdem ist das Land dort billig zu haben, die Landwirtschaft gibt hier in Ost-Colorado sowieso nicht viel her.
                                                                                                Jemand erzählt uns, das die Region früher der "Garden of Eden" von Colorado war. Alles sehr grün und fruchtbar. Das sieht heute leider ganz anders aus.

                                                                                                Das Thema "limited services" spielt heute wieder eine Rolle. Dazu wird es irgendwann doch recht warm.
                                                                                                Passieren tut sonst nix. Ein ereignisloser und recht hässlicher Tag. Abgesehen von der öden Landschaft werden wir auch mit einem weiteren Feature der Region vertraut gemacht - feedlots, auch als "CAFO" (concentrated animal feeding operations) bekannt. Tausende von Rindern werden in kleinen Einheiten zusammengepfercht, sie stehen auf ihrem eigenen Dreck und werden gemästet. Fast jeder wird schon mal davon gehört haben, aber wer hat sie schon mal in diesem Ausmaß gesehen? In Deutschland hätten wir dafür überhaupt keinen Platz und es regnet zu oft. Hier ist das Klima dafür perfekt. Man riecht einen feedlot schon kilometerweit vorher.
                                                                                                Sie zu sehen, tut mir in der Seele weh. Der Hamburger in meinem Bauch rumort. Aber ich habe hier kaum eine Wahl. Vegetarisch zu essen ist quasi unmöglich, wenn man nicht nur von frittierten Kartoffeln und Snickers leben will. Entweder Tyson-Chicken aus den furchtbaren Hühnermastanlagen ohne Fenster oder Rindfleisch aus feedlots. Im Westen der USA ist das einfacher. Dort gibt es fruchtbare Wiesen und Felder, man kommt selten an Rinderherden vorbei, die nicht viele viele Hektar Platz haben.

                                                                                                Es ist noch nicht 18 Uhr, als wir nach 185km in Eads ankommen. Hier gibt es einen City Park, in dem man kostenlos zelten kann. Tobi will eigentlich noch weiterfahren - es ist ja noch nicht spät und wir haben uns noch nicht komplett verausgabt. Das Problem: die nächste offizielle Zeltgelegenheit ist über 80km entfernt, dazwischen könnten wir nur wild campen, und das Terrain gibt nicht viel her was versteckte Plätze angeht. Und der Rest ist eingezäunt.
                                                                                                Tobi ist muffig, und es hilft nicht, das sein Abendessen nicht sonderlich gut ist. Okay, meins ist auch nicht sooo viel besser, aber ich habe diesmal besser ausgesucht.

                                                                                                Nach dem Essen suchen wir uns ein Plätzchen im City Park. Der Rasen ist sehr grün, die Bäume hoch und schön, also muss es hier Sprinkler geben. Wir finden aber keine. Hmmm… mysteriös.
                                                                                                Na gut, dann versuchen wir einfach mal unser Glück.
                                                                                                Es kommt noch ein Radler dazu, der auch nicht sooo viel langsamer als wir unterwegs ist. Seinen Namen habe ich leider vergessen.

                                                                                                Wir gehen schlafen, alles prima.
                                                                                                Und dann… ja, dann gehen die Sprinkler an. Nachts um 2. Erst denke ich, es regnet, aber nein… so krass prasselt doch kein Regen… von der SEITE.
                                                                                                Kurzum, das Zelt hält dicht, aber bis das klar ist sind wir ein wenig besorgt. Ich meine, das ist richtig ordentlicher Wasserdruck. Es prasselt wirklich stark. Einer muss ganz nah sein. Gottseidank haben wir das Zelt nicht auf einen drauf gestellt… Vorne und hinten mache ich aber noch fix die Bodenwanne hoch damit es nicht rein spritzt. Das reicht. Wir schlafen weiter.


                                                                                                Tag 26 - Eads, CO nach Scott City, KS - 165km

                                                                                                Mit einem sauberen Zelt wachen wir auf. Mike's Zelt ist auch komplett nass, und unser Mitzelter hatte sein Außenzelt nicht richtig befestigt und hat jetzt nicht nur ein nasses Zelt, sondern auch einen nassen Schlafsack.

                                                                                                Da es, wie gesagt, über 50 Meilen bis zum nächsten Ort sind, ist es anzuraten erst Mal zu frühstücken. Das machen wir auch, im einzigen Restaurant des Ortes.
                                                                                                Danach zieht es sich halt so hin. Bald sind wir in Kansas. Nach einer Mittagspause in Sheridan Lake, glaube ich. Da gab's aber nur eine Tankstelle, an der wir die ersten schmerzhaften Begegnungen mit blackflies machen. Sehen aus wie normale schwarze Fliegen, beißen aber richtig schmerzhaft zu. Die knabbern einen an! Hunde und Kühe werden von ihnen besonders gequält. Wir auch, schnief.
                                                                                                Ein Mountain Dew später geht es weiter. Wir wollen jetzt endlich über die Grenze rüber.
                                                                                                Und, siehe da, irgendwann taucht sie auf…



                                                                                                We're in Kansas, Toto!
                                                                                                So sieht das übrigens aus, wenn mein Freund sich sonnengeschützt einpackt… mir wäre das ja zu warm, aber er verbrennt sonst einfach und zieht die Klamotten der ewig runterlaufenden Sonnencreme vor.



                                                                                                Hatte ich eigentlich schon erwähnt, das wir die nächsten paar hundert Meilen auf der exakt gleichen Straße fahren? Es geht schlicht und ergreifend geradeaus. Die ganze verdammte Zeit. Ab und an geht es mal ein paar Meilen nach Süden, aber das war's.
                                                                                                In Restaurants werde ich immer mal wieder mit "God bless you!" verabschiedet, gerne verbunden mit einem Tatscher auf die Schulter. Ich sage natürlich brav Danke. Bible belt halt. Sie meinen es ja nur nett.

                                                                                                Abends kommen wir in Scott City an, wo es auch direkt mal ein Motel gibt, in dem wir fragen was es kosten würde. Der Preis ist in Ordnung und wir machen fifty-fifty, da geht das. Das Zimmer ist vollkommen okay, Mike wäscht sein Jersey in der Badewanne und Tobi breitet unser Zelt zum Trocknen aus.
                                                                                                Wir essen was - was, habe ich leider vergessen. In der Rezeption lag übrigens ein toller Flyer, falls ich doch noch zu Gott finden sollte, kann ich mich gleich anmelden!




                                                                                                Tag 27 - Scott City, KS nach Larned, KS - 190km

                                                                                                Morgen ist der 4. Juli. Nationalfeiertag in den USA. Wo werden wir dann sein? Unser ursprünglicher Plan war, dann schon in Newton zu sein, wo ein bike shop und Hostel ist, der auf Facebook die ganze Zeit damit prahlt, das sie für das Trans Am Race 24h am Tag offen sind.
                                                                                                Tja, am 2. Juli schreiben sie auf ihrer Seite, das der Laden am 4. und 5. Juli geschlossen ist. Der Fairness halber muss man sagen, das mein Tracker seit Tagen nicht funktioniert, weil die falschen Batterien drin sind. Sprich sie können nicht sehen das wir auf dem Weg zu ihnen sind.
                                                                                                Ich bekunde mein Bedauern auf ihrer Facebook-Seite und trete eine Diskussion los, im Endeffekt ist es uns eh egal, dann müssen wir halt zum nächsten Fahrradladen. Tobi's Hinterrad hat einen üblen Schlag und ich brauche dringend neues Griffband.

                                                                                                Tobi ist ja nicht sonderlich begeistert davon, das wir unseren 'Zeitplan' nicht eingehalten haben, er wollte in Kansas unbedingt immer über 200km fahren, da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wind gemacht. Heute wird es trotzdem wieder weit werden. Mir ist es zu heiß, ich lasse die Jungs ziehen und finde sie wenig später im Schatten sitzend.



                                                                                                Ohne große Worte lege ich mich dazu und wir verbringen schweigend eine Pause. Es ist sehr windig heute. Der Wind kommt hauptsächlich von der Seite, das ist zwar nicht ganz so schlimm wie Gegenwind, aber es verbraucht sehr viel Energie und es ist noch dazu einfach laut. Meine Ohren tun weh. Um sie mit dem Buff zu schützen, ist es aber viel zu warm. Uff. Kansas saugt einem wirklich die Lebensgeister aus. Noch dazu stinkt es. Nach Kuhmist und nach Öl.

                                                                                                In Alexander gibt es zwar keine services, aber dafür einen kleinen Park mit Toiletten und Wasser in einem klimatisierten Gebäude. Hier darf man auch zelten, wäre sicher sehr schön gewesen, aber das hat halt nicht gepasst mit dem Plan, weil wir nicht genug gefahren sind.
                                                                                                Wir machen kurz dort Pause, nur Tobi und ich, Mike ist schon wieder werweißwo.
                                                                                                Es sind immer noch recht viele Meilen bis Larned, wo wir schlafen wollen… Könnten wir nicht auch einfach in Rush Center bleiben?! Nein nein, weiter geht's. Irgendwann geht die Sonne unter. Das ist in Kansas wirklich wunderschön. Da es so flach ist, sieht man die Sonne oft als strahlenden, roten Feuerball. Die Kornfelder - alle etwas niedrig - glühen. Und dann kommen die fireflies raus. Die sind TOLL! Nicht toll sind die ganzen anderen Viecher die einem ins Gesicht fliegen, vor Allem weil ich ja nur eine Sonnenbrille dabei habe. Das kann man noch verbessern…



                                                                                                In Larned kommen wir im Dunklen an und suchen uns wieder ein Motel. Das erste hat nur noch ein Raucherzimmer und als ich es mir angucke wirft es mich vor Gestank fast aus dem Zimmer. Klares Nein. Es gibt aber noch ein Weiteres, nur über einen Hügel drüber. Ein double queen kostet $80 aber wir gönnen es uns.
                                                                                                Schwups geht es einem gleich viel besser. Ich weiss nicht mehr, was wir zu Abend gegessen haben, aber entweder vorher oder nach dem Einchecken haben wir uns in einer Tankstelle noch was zum Trinken besorgt, hard lemonade. Schmeckt so ähnlich wie Bacardi Breezer.



                                                                                                Morgen geht wieder die Jagd auf einen Fernseher los, Deutschland spielt gegen Frankreich und natürlich können wir das nicht verpassen!
                                                                                                Die Waschmaschine darf man auch erst morgens benutzen. Tobi opfert sich auf, als Erster aufzustehen und die Wäsche zu machen. Ein Schatz.


                                                                                                Tag 28 - Larned, KS nach Sterling, KS - 90km

                                                                                                Tobi macht Wäsche, ich döse noch ein bisschen. Das Spiel ist erst um 10 Uhr. Wir bedienen uns am Hotel-Frühstück, das ist gewohnt schlecht, aber allzu lange sollte man morgens nicht warten, der Körper ist schon voll dabei. Es verspricht heute wieder, warm zu werden.
                                                                                                Wir erkundigen uns nach Orten, wo man das Spiel gut gucken könnte, aber es fallen den Leuten nur zwei Sportbars ein, die zu dieser Stunde natürlich nicht auf haben. Wir fahren quer durch die Stadt und können einfach nichts finden. Bei Wendy's gibt es einen Fernseher, aber sie dürfen den Sender nicht wechseln.
                                                                                                Letztendlich beschliessen wir, uns bei Wendy's Essen zu holen und im Hotel zu fragen, ob wir in der Lobby den Fernseher auf ESPN stellen könnten. Es ist unsere einzige Chance.
                                                                                                Also balancieren wir das Essen auf den Rädern (inklusive Cola!) und kehren zum Hotel zurück. Es bedarf einiger Überzeugungskraft, den Sender zu wechseln, zwei Typen bestehen nämlich darauf, FOX NEWS zu gucken. Bah, ungefähr der schlimmste Fernsehsender der Welt, Menschen die Fox News gucken, haben nachweislich weniger Ahnung von Politik als diejenigen, die GAR KEINE Nachrichten sehen. "I ain't got no time for that soccer trash". Jaja, ist uns ja egal, wir wollen's aber halt gucken.
                                                                                                Entnervt geben die beiden auf, nachdem wir nochmal beteuern das wir halt aus Deutschland sind und UNBEDINGT!!! das Spiel gucken wollen. Vermutlich gucken sie einfach Fox auf ihrem Zimmer weiter. Warum nicht gleich so?!
                                                                                                Unterwegs habe ich auch einen Hardware Store gefunden, der Lithium Batterien führt, der war gottseidank auch heute am 4. Juli auf. So geht nun endlich mein Tracker wieder.

                                                                                                Mit Hamburgern und Cola und dem Fußballspiel vergeht die Zeit im Nu.
                                                                                                Als das Spiel gewonnen ist, schwingen wir uns wieder auf die Rösser und fahren los. Mittlerweile ist es natürlich 12 Uhr mittags und brüllend heiß. Das haben wir mal wieder ganz toll geplant, wir Genies.

                                                                                                Auch heute ist Wasser mal wieder ein knappes Gut. Mit zusätzlichen Flaschen fahren wir los, und trotzdem wird es eng. Immer, wenn ich eine Art von Schatten zum Pause machen suche, überfallen mir so viele Viecher, das ich es nicht aushalte. Zwischen Larned und Nickerson, über 100km weit weg, gibt es aber keinerlei services, sofern man die Route nicht verlässt - und da heute Feiertag ist, haben in kleinen Orten auch kaum Läden auf. Off route zu fahren bringt einem aber auch nichts.
                                                                                                Aber das Glück ist ja mit den Dummen: wir finden, als es grade wirklich unangenehm wird, eine Kirche mitten im Nichts. Mit einem Friedhof davor und einem Garten. Da denken wir uns doch: Kirchen sind doch oft offen, da gibt's bestimmt Wasser, außerdem scheint ein Wohnhaus nebendran zu sein.
                                                                                                Leider ist sie zu, aber wir entdecken einen Wasserhahn im Garten. Daraus fliest kühles, leckeres Nass, und wir füllen nicht nur den Magen und die Flaschen sondern machen auch unsere Jerseys nass. Ich wickele mir ein nasses Bandana um den Nacken, das bleibt sicher mindestens 10 Minuten lang kühl!

                                                                                                Noch mal ein, zwei Stunden später finden wir dann endlich ein Fleckchen, wo es windig UND schattig ist, da haben die Insekten keine Chance und es ist nicht so heiß. Der Gegenwind ist heute mal wieder die Hölle und keiner von uns ist gut drauf. Kansas, ich sag's euch… so ein blöder Staat…

                                                                                                Das Wasser ist mal wieder fast leer, aber wie es der Zufall so will, sind wir direkt an einem (sehr schönen) Haus/Hof gelandet. Nach 5min untätigem Rumsitzen kommt eine Frau raus und fragt, ob alles in Ordnung sei. Ja klar, wir machen nur Pause. Sie hatte Angst, es wäre etwas passiert, weil ich mein Rad so hingelegt hatte. Lieb von ihr zu fragen. Sie fragt ob wir Wasser brauchen. Oh ja!
                                                                                                Aus einem Gartenschlauch füllen wir alle Flaschen. Sie erzählt uns, das sie eigentlich immer ein Schild draussen hat und der Schlauch am Tor klemmt, weil so viele Radfahrer auf diesem Abschnitt Durst leiden. Irgendwie wird es nicht ordentlich kommuniziert, das es hier für über 100km keine services gibt. Wir waren darauf auch nicht vorbereitet, normalerweise steht das nämlich immer explizit in unseren ACA Karten. Ich schätze, die erwarten, das man halt von der Strecke ab fährt.
                                                                                                Naja, sie erzählt uns dann noch, das in Nickerson und Buhler keine sonderlichen Fourth of July Aktionen zu erwarten sind und Restaurants dürften auch keine offen haben. Na super.
                                                                                                Aber - in Sterling soll es an einem See ein tolles Feuerwerk geben. Leider ist Sterlin nicht auf unserer Strecke sondern ca. 5km nach Norden. Naja. Der Wind kommt übrigens aus Süden mit gut 40km/h (laut meiner App).

                                                                                                Und der Wind wird stärker. Es ist so zum Kotzen. Kombiniert mit der Hitze vor Allem. Mike tut die Hitze überhaupt nicht gut.
                                                                                                Ich bin plötzlich die Schnellste - Bock hat keiner mehr - und da, wo es links nach Sterling gehen würde, müssen wir rechts. Nach Süden. In den Wind rein. SERIOUSLY?!?!

                                                                                                Ich warte an der Kreuzung, zögere mein Schicksal hinaus. Tobi kommt an. Ich frage ihn, was er davon hält, nach Sterling zu fahren. An den See. Feuerwerk. BBQ. Und so! Er war noch nie zum 4th in den USA, ich schon. In Boston, das war recht spektakulär, Feuerwerk auf dem Charles River und die Boston Pops live dazu. Hier wird es anders sein, aber sicherlich trotzdem ein Erlebnis.
                                                                                                Als Mike dazu kommt, meine ich "What do you think about heading to Sterling?" - er stimmt sofort zu und sagt, das er auch dorthin gefahren wäre wenn wir nicht gewollt hätten. Er hat die Schnauze voll. Ihm ist es zu heiss und der Wind… ja, der Wind. Wir sind zwar erst 85km gefahren, aber es ist uns einfach egal.
                                                                                                Also drehen wir nach Norden und fliegen mit dem Wind nach Sterling. Als Erstes brauchen wir was zu Essen. Vor Allem die Männer fallen bald aus den Latschen. Wir finden eine Pizzeria, die zwar nicht mehr lange offen hat, aber es gibt Nudeln und es gibt einen Sitzplatz. Wir schlingen sie herunter. Tobi und Mike beeilen sich, um noch zum Supermarkt zu kommen der nur bis 18 Uhr auf hat. Ich esse in Ruhe fertig und folge ihnen dann. Wir müssen nämlich morgen sehr früh los, um nicht wieder in dieser schrecklichen Hitze (es waren über 40 Grad) zu enden. Also brauchen wir Frühstück am Zeltplatz.
                                                                                                Sterling ist eine überraschend hübsche Kleinstadt. Sogar das Silo/grain elevator (ein Wahrzeichen jeder Stadt im mittleren Westen) ist frisch gestrichen.

                                                                                                Danach finden wir den City Park - der praktischerweise an dem See ist, an dem das Feuerwerk stattfinden wird. Dort ist ein kleiner Jahrmarkt, es gibt Essensbuden und so. Wir suchen einen Polizisten um zu fragen, wo wir zelten dürfen, weil viel abgespannt ist. Neben den Bahngleisen finden wir ein nettes Fleckchen.





                                                                                                Danach teilen wir uns auf - Mike geht mit seiner Frau telefonieren (seine ganze Familie sitzt daheim zusammen bei einem schönen Grillfest…) und Tobi und ich schlendern durch den Park, essen funnel cake und corn dogs und setzen uns dann an den See, um auf das Feuerwerk zu warten.
                                                                                                Es ist schön. Das Feuerwerk dauert fast eine Stunde. Wir liegen im Gras und philosophieren über Amerika.







                                                                                                Danach schlendern wir zurück zu unserem Zelt. Nebenan steht ein großer Trailer, dort hatten wir vorhin gefragt, ob wir ihren Stromanschluss benutzen dürfen. Als wir jetzt unsere Sachen anstecken, kommen wir mit dem Bewohner ins Gespräch, der uns auf ein Bier einlädt. Er ist der Bürgermeister von Sterling. Ach was! Wir setzen uns zu ihm - er wohnt gar nicht in dem Trailer, der gehört ihm zwar, aber er wohnt eigentlich in einem Haus außerhalb der Stadt - und er erzählt uns viele interessante Dinge über Kansas, die Landwirtschaft hier und so weiter. Das Bier schmeckt gut und es ist schön, sich gut zu unterhalten.
                                                                                                Danach krabbeln wir in die Zelte. Das wir direkt an Bahngleisen sind, rächt sich natürlich, aber wir sind es ja mittlerweile fast schon gewohnt…

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Freak
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                                                                                                  • 10870
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                  Die Route ist ja vorgegeben. Wie weit darf man eigene Wege fahren? Muss man zum Beispiel von einem abseits gelegenen Motel wieder dort einsetzen, wo die offizelle Strecke verlassen wurde?
                                                                                                  .

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 12.05.2012
                                                                                                    • 1260
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                    Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                    Die Route ist ja vorgegeben. Wie weit darf man eigene Wege fahren? Muss man zum Beispiel von einem abseits gelegenen Motel wieder dort einsetzen, wo die offizelle Strecke verlassen wurde?
                                                                                                    Ja, muss man. Die Strecke ist lückenlos zu fahren. Wenn man das Rennen fährt. War aber höchst selten etwas, worüber wir uns Gedanken machen mussten, lediglich in Pueblo mussten wir schauen, wie wir ohne Lücken zur Strecke zurück finden. In der Regel war eh alles direkt an der Strecke oder in einer Nebenstraße.
                                                                                                    Wegen 50m haben wir uns aber keinen Kopf gemacht.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 586
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                                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                      Immer wieder spannend.
                                                                                                      Als ich dann das Foto mit den Erdbeer-Sahne Waffeln gesehen habe, bin ich beim Kontrast zwischen Oberschenkel und Knie fast aus den latschen gekippt... Viva la Sonnenbrand!
                                                                                                      Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                                      Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                        • 23.11.2007
                                                                                                        • 7412
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                        Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                        Immer wieder spannend.


                                                                                                        SPANNEND?!?!?


                                                                                                        Die ersten paar Einträge hab ich noch mitgefiebert....Immer in der Vorfreude auf die Bikinifotos vom Ziel...


                                                                                                        Aber seit der G´schichte mit dem Ring is die Luft vollkommen raus........







                                                                                                        OK!!


                                                                                                        Eigentlich bin ich schon auch sehr begeistert....

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Freak
                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                          • 11.07.2008
                                                                                                          • 12533
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                          Aber Sammy,
                                                                                                          das wär eh nix geworden mit dir.
                                                                                                          Die Gute fährt Langstrecke und schnauft bei Bergen.
                                                                                                          Du gibt's bei deinen Touren nicht die Gesamtkilometer sondern nur noch die Höhenmeter an.


                                                                                                          ...außerdem bist du sicherlich eh schon zu alt!



                                                                                                          Und ja: Der Bericht liest sich super!
                                                                                                          Bin gespannt, wie es weiter geht.
                                                                                                          Vermutlich kommt ihr am Ziel an und stellt fest, dass die Tickets für die Rückreise noch im Auto am Start sind und
                                                                                                          entschließt euch schnell mal zurück zu radeln.
                                                                                                          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                                                                                          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                            • 23.11.2007
                                                                                                            • 7412
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail



                                                                                                            hast ja recht .............

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 12.05.2012
                                                                                                              • 1260
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                              Ich hab's mir ehrlich gesagt gespart, die Höhenmeter dazu zu schreiben. Bis auf Kansas waren's im Schnitt (!) 1400hm pro Tag. Ab Missouri im Schnitt 1800hm am Tag.

                                                                                                              @theslayer: Haha ja, meine Knie haben etwas viel Farbe abbekommen und manchmal war's mir bei der Hitze mit der Sonnencreme zu doof, die lief eh nur direkt runter

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                • 30.05.2012
                                                                                                                • 125
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                Jetzt weiß ich auch warum dir die Clif Bars nicht schmecken

                                                                                                                Danke für den tollen Bericht, lese ich gerne - auch wenn ich der Reise per Twitter und Facebook folgen konnte.
                                                                                                                Denke anders, denke selbst! | www.saschadoemer.de

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                  • 13.12.2010
                                                                                                                  • 917
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                  Wie zufrieden seid ihr eigentlich rückblickend mit dem double rainbow, inbes im Vergleich zum Hubba hubba? Würdet ihr nochmal das gleiche Zelt mitnehmen?

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                    • 12.05.2012
                                                                                                                    • 1260
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                    Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Wie zufrieden seid ihr eigentlich rückblickend mit dem double rainbow, inbes im Vergleich zum Hubba hubba? Würdet ihr nochmal das gleiche Zelt mitnehmen?
                                                                                                                    Ich bin mir nicht sicher. Das Double Rainbow war super in Kansas und Missouri, wo es heiß und relativ trocken war. In den kälteren Gegenden hatten wir sehr viel Kondens, was dazu führte, das wir das Zelt oft nass eingepackt haben und daran denken mussten, es zwischendurch zu trocknen. Auch habe ich es vermisst, das Innenzelt separat und freistehend aufstellen zu können.
                                                                                                                    Wenn wir dafür Platz gehabt hätten - sprich, wenn Tobi von vornherein den Gepäckträger gehabt hätte - dann wäre das Hubba Hubba schon besser gewesen.
                                                                                                                    Auf der nächsten Tour im Winter nehmen wir das HH mit dem Gear Shed mit. Da fahren wir dann aber auch langsamer und mit entspannterem Gepäck. Eine Tour wie wir sie durch die USA gemacht haben würde ich das nächste Mal nur mit Biwaksack und Tarp fahren und wann immer es geht in Motels schlafen. Bei solchen Tagesleistungen ist ein Bett und eine Dusche einfach Gold wert, gebe ich gerne zu.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                      • 993
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                      Hey,

                                                                                                                      Super Bericht!
                                                                                                                      Ich muss zugeben, ich hatte von dem "Rennen" noch nie gehört, aber das Vorhaben an und für sich ist ja schon sowas von cool ...
                                                                                                                      Ich seh schon, es gibt deutlich zuviele Reiseziele für ein Leben

                                                                                                                      Und jetzt nicht lang was anderes machen, ich will weiterlesen

                                                                                                                      Gruß
                                                                                                                      Thomas

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 12.05.2012
                                                                                                                        • 1260
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                        Tag 29 - Sterling, KS nach Cassoday, KS - 165km

                                                                                                                        Ich glaube, es war sogar vor 5 Uhr morgens, als mich der Wecker aus dem Schlaf reißt. Arg, danke Tobi. Aber die Hitze, die Hitze… ich bin mies gelaunt und esse eine kleine Dose Bohnen und eine Banane zum Frühstück. Auch nicht das Wahre. War schon mal besser.
                                                                                                                        An einer Tankstelle, die 24h aufhat, füllen wir unsere Wasservorräte auf und ich besorge mir noch einen Orangensaft.
                                                                                                                        Leider hat der Wind nicht daran gedacht, zu drehen, wir fahren jetzt also erst mal 10km direkt gegen den Wind. Das dauert entsprechend lange. Toller Einstieg in den Tag. Immerhin ist es noch relativ kühl und das Licht ist schon schön.



                                                                                                                        Als wir endlich mal wieder eine Kurve fahren, kommt der Wind halt von der Seite, aber es gibt Schlimmeres.
                                                                                                                        Heute soll es nach Newton, KS gehen. Dort ist dieser Fahrradladen, der angeblich allen Rennteilnehmern hilft. Er sollte ja heute eigentlich zu haben, aber durch meine Anfrage auf Facebook haben sie jetzt ihren Ausflug beendet sind auf dem Weg zurück nach Newton. Na, da sind wir mal gespannt…
                                                                                                                        Auf dem Weg dorthin kommen wir - wie in Kansas eben normal - nur an kleinen Orten vorbei. Manchmal sieht man den grain elevator eine ganze Stunde lang, bevor man endlich dort ist. Dafür treffen wir heute eine etwas größere Schildkröte. Ich wusste ja ohnehin nicht, dass es ausgerechnet in Kansas so viele Schildkröten gibt, aber wir haben schon so einige von der Straße gepflückt, immer darauf achtend, sie nicht zu sehr zu erschrecken damit sie nicht pieseln und dehydrieren.
                                                                                                                        Diese hier hat einen Panzer, der so groß wie mein Helm ist. Und einen ziemlich langen Schwanz.



                                                                                                                        Ich halte an (Autos kommen eh nicht viele). Tobi wirft einen Blick auf das Tier und sagt "Nicht anfassen! Die hat ein spitzes Maul, das ist 'ne Schnappschildkröte." Recht hat er, ich hab' ja keine Ahnung. Ich versuche, das Vieh von der Straße zu lotsen, aber es dreht sich nur im Kreis. Na gut, dann muss Mr. Schnappschildkröte eben allein zurecht kommen, der macht das bestimmt nicht zum ersten Mal. Bei dieser Größe haben Autofahrer wohl auch ein Interesse daran, nicht drüber zu fahren, weil man sich durch den dicken Panzer wohl auch die Reifen kaputt fahren kann.

                                                                                                                        In Hesston, ein Stückchen vor Newton, müssen wir aber erst Mal was Essen. In Hesston gibt es ein paar "blue dot watchers" die ein Schild aufgestellt haben, ganz schön cool! Die Meilenangabe ist allerdings falsch, wir sind schon etwas weiter.



                                                                                                                        Im Ort gibt es einen gut aussehenden Diner bzw. Burgerladen, sehr retro, namens Skoops. Vor dem Laden steht Mike's Fahrrad, alles klar, dann ist die Entscheidung ja gefallen. Wir treffen vor der Tür auch direkt noch eine kleine Gruppe lokaler Rennradfahrer. Die Glückspilze fahren immer irgendwo hin und lassen sich dann dort von ihren Frauen mit dem Auto wieder abholen. Und als Ziel kann so ein Diner schon gut herhalten.
                                                                                                                        Die Burger sind hervorragend, die Sweet Potato Fries dazu auch, und wir gönnen uns noch ein Milkshake.
                                                                                                                        Dann sehen wir auf dem Handy, das der Newton Bike Shop jetzt wohl offen hat, also sollten wir uns mal ein bisschen beeilen.

                                                                                                                        Dort angekommen ist es auch einerseits sehr nett - die haben immerhin für uns ihren Ausflug abgebrochen - aber so richtig herzlich sind die Besitzer auch nicht. Wir sollen aufschreiben, was unsere Fahrräder jeweils für Gebrechen haben und der Mechaniker kümmert sich darum, wir können uns währenddessen entspannen, es gibt ein kleines Schlafzimmer mit Stockbetten und eine Küche. Heather hat uns sogar Sandwiches besorgt, total lieb, und obwohl wir grade erst zu Mittag gegessen hatten, essen wir natürlich jeder schon mal eine Hälfte. Dazu gibt's Kakao und - das Allerbeste - eine Klimaanlage. Die Hitze ist nämlich mal wieder ziemlich intensiv.
                                                                                                                        Das führt auch dazu, das sich Mike erst Mal ins Bett legt. Tobi daddelt auf dem Handy und liegt auf dem Sofa, und ich kümmere mich um den Posten small talk. Ich erfahre recht interessante Dinge über Angeline Tan, zum Beispiel das sie tatsächlich einen Koffer in ihrem "film crew van" hat.
                                                                                                                        Er redet irgendwie mehr, als Fahrräder zu reparieren, aber naja. Tobi hat tatsächlich zwei gebrochene Speichen, beide am Nippel gebrochen. Ich habe Ersatzspeichen dabei und bin froh, das ich sie nicht selber wechseln muss.

                                                                                                                        Wir debattieren, ob wir in Newton bleiben sollen - wir könnten hier im Laden in den Stockbetten schlafen - oder noch weiter fahren. In Cassoday ist ein City Park eingezeichnet, in dem man kostenlos zelten kann. James und Heather versuchen uns das auszureden, es gäbe dort nichts, aber wir wollen nicht schon wieder einen kurzen Tag machen. Also fahren wir vom Fahrradladen noch zu Safeway - endlich mal wieder ein grosser Supermarkt - und besorgen uns was zu Essen. Tobi kauft ein "Megasandwich". Ein bisschen Größenwahnsinnig.

                                                                                                                        Es ist schon 18 Uhr, als wir wieder los kommen, aber das ist grade richtig, denn ab 19 Uhr fängt es langsam an, abzukühlen. Der Schweiss läuft dann nicht mehr in Strömen runter, das ist ganz angenehm…
                                                                                                                        Die Sonne macht heute mal wieder einen spektakulären Abgang.





                                                                                                                        In Cassoday kommen wir spät an. Es ist wirklich nur ein Mini-Dorf. Wir finden den Park auf Anhieb nicht, und als wir Leute auf der Straße sehen, fahren wir hin um zu fragen. Es ist ein Mann mit zwei (Enkel-)Kindern, die noch die restlichen Feuerwerksraketen vom 4th of July verschossen haben.
                                                                                                                        Er sagt, das er direkt gegenüber vom City Park wohnt und das wir ihm einfach hinterher fahren sollen. Super!
                                                                                                                        Dort angekommen bedanken wir uns für die Wegbegleitung. Und dann sagt er: "You know, you look like you really want a shower, feel free to come over to my house and clean up!" … Okaaay… er erklärt, das seine Freundin auch Rennradfahrerin ist und er sich schon denken kann, wie wir uns grade fühlen. Trotzdem ist es natürlich etwas komisch, wenn einem Fremde anbieten, bei ihnen zu duschen.
                                                                                                                        Gottseidank haben wir Mike dabei, der sofort annimmt. Der Typ ist ja auch echt nett. Also einigen wir uns, das wir schnell unsere Zelte aufbauen und dann rüber kommen.

                                                                                                                        Es ist so toll. Er hat uns flauschige Handtücher rausgelegt und erzählt mir, das Shampoo stünde rechts oben in der Dusche. Ich: "Uhh awesome, Shampoo!!" - Er: "Honey, I even have Conditioner."
                                                                                                                        Nacheinander duschen wir uns den Tag von der Haut, die jeweils Wartenden bekommen ein Bier in die Hand gedrückt. Yeah. Er erzählt uns von seinem Job in einer Erdöl-Raffinerie und wir erzählen ihm von unseren Abenteuern in Amerika. Seine Enkelsöhne wissen nicht so Recht, ob sie mit uns spielen wollen oder nicht.
                                                                                                                        Danach fühlen wir uns super. Sauber kriechen wir in's Zelt. Ich nehme noch ein "paar" Bissen vom Riesensandwich.




                                                                                                                        Tag 30 - Cassoday, KS nach Chanute, KS - 160km

                                                                                                                        Wir werden vom Geräusch vorbeifahrender Motorräder geweckt. Wir wurden schon gewarnt, das in Cassoday am ersten Sonntag des Montags immer ein riesiges Motorrad-Treffen stattfindet. Immerhin soll es dann ein großes Frühstück geben, das kommt uns ja ganz gelegen.
                                                                                                                        Wir sehen endlich den Park, in dem wir geschlafen haben, in seiner ganzen Schönheit. Je weiter nach Osten man kommt, desto schöner wird Kansas. Allerdings gibt's hier auch Monster-Moskitos.





                                                                                                                        Das Frühstück ist ganz ok, aber es ist echt lustig, die ganzen Motorradfahrer zu sehen. Das ist hier einfach eine sehr große Subkultur. Am besten finde ich die "Bikers for Christ".



                                                                                                                        James hatte uns vor den sogenannten "Flint Hills" gewarnt, alle würden ja immer denken Kansas sei komplett flach, aber diese Flint Hills würden es echt in sich haben. Hm, okay, wir werden sehen. Angst haben wir davor mal nicht, unsere Karte hat nämlich kein Höhenprofil für Kansas. So viele Hügel können es also nicht sein. Die richtigen Hügel kommen ja erst in Missouri wieder.
                                                                                                                        Dafür ist die Hitze direkt wieder zur Stelle, wieso auch nicht, wir sind offenbar noch nicht durchgebacken und müssen zurück in den Ofen.

                                                                                                                        In Eureka machen wir nach einigen Stunden im starken Seitenwind Mittagspause und finden ein ganz nettes Restaurant, was auch am heutigen Sonntag offen hat. Hier in Kansas ist das gar nicht so selbstverständlich, wir sind hier im bible belt, Sonntags geht man in die Kirche. Und zwar jeder. Aber nach der Kirche muss man ja auch was Essen, deswegen haben manche Restaurants dann ein paar Stunden auf.
                                                                                                                        Das Essen ist lecker und wir lungern relativ lange rum, weil keiner Lust hat, wieder raus in den Backofen zu gehen.

                                                                                                                        Als wir uns dann aufraffen und raus gehen, trifft uns die Hitze wie ein Baseballschläger. Innerhalb von einer Minute ist der Puls oben, der Schweiß läuft und ich bekomme kaum Luft. Urgs.
                                                                                                                        Nach ein bisschen hin- und her entschließen wir uns, eine lange Mittagspause zu machen und uns irgendwo in den Schatten zu legen bis es etwas kühler ist.
                                                                                                                        Wir finden den public pool - ein Mini-Freibad quasi - und gehen erst Mal in's Wasser (wieder ist es super, das ich einen Badeanzug dabei habe - einer meiner besten Kleidungsstücke für diesen Trip!) bis der Kopf nicht mehr glüht. Der einzige echte Nachteil an dem pool ist die laute, schlechte Musik.
                                                                                                                        Ich puste mir schnell mein Exped-Kissen auf und schlafe gute 2h am Pool auf dem Liegestuhl. Tobi schnarcht auch ein Bisschen.





                                                                                                                        Als ich aufwache kippe ich mir erst Mal eine Flasche Skratch Mix rein und gehe noch mal in's Wasser.
                                                                                                                        Nachmittags gegen 17 Uhr (vielleicht etwas später) raffen wir uns wieder auf und fahren weiter. Die nächsten 100km machen dann auch wieder richtig Spaß, als es endlich kühler wird. Die Flint Hills entpuppen sich als seeehr sanfte Hügel, die toll sind, weil man endlich mal wieder bergab rollen kann. Die Fireflies kommen wieder raus und es ist einfach ein feiner Abend.



                                                                                                                        Von der Abendstimmung habe ich heute leider keine Bilder gemacht.
                                                                                                                        Wir kommen heute an Chanute vorbei, einer größeren Stadt. Als wir dort sind, diskutieren wir, ob wir weiterfahren sollen oder hier was suchen. Unsere 100 Meilen haben wir voll, aber eigentlich haben wir auch noch Saft in den Beinen. Leider gibt es mal wieder nach der Stadt nichts in erreichbarer Distanz. Wir suchen mithilfe von Google Maps ein Motel. Eins finden wir, das kostet 45$ für das double queen und Wäsche können wir auch noch waschen. Leider gucken wir uns das Zimmer nicht vorher an und bezahlen direkt.
                                                                                                                        Ich glaube, ich habe noch nie in einem so abgerissenen Motelzimmer geschlafen - und in der Dusche krabbeln diverse Viecher. Aber die uralte Klimaanlage funktioniert, die Bettwäsche scheint frisch zu sein und es ist ein Bett. Scheißegal. Wir machen Wäsche und essen Snacks - Essen hatten wir keins mehr gefunden, leider. Nicht mal eine offene Tankstelle. Manno.
                                                                                                                        Egal. Schlafenszeit.


                                                                                                                        Tag 31 - Chanute, KS nach Golden City, MS - 150km

                                                                                                                        Heute verlassen wir Kansas!!! Yippieh!!! Ich kann es kaum erwarten. Hier im Osten des Staates ist es zwar gar nicht mehr so hässlich, aber die endlos geraden Straßen, auf denen es immer nur flach voran geht, habe ich satt. Und den Wind. Und den Gestank. Also so ziemlich Alles.
                                                                                                                        Aber erst Mal müssen wir noch ein ganzes Stück durch Kansas fahren. In unserem billigen Motelzimmer wachen wir relativ früh auf und suchen uns erst Mal was zu Essen, ohne Frühstück kann heute niemand ernsthaft los fahren, da wir ja kein Abendessen hatten.
                                                                                                                        Am Morgen ist es noch recht angenehm draußen, und vor Allem wolkig, so dass man nicht in der prallen Sonne fahren muss.
                                                                                                                        Aber das ändert sich natürlich nach wenigen Stunden.

                                                                                                                        Es ist heiß. So heiß. Mein Hirn kocht.
                                                                                                                        In Pittsburg suchen wir uns etwas zu essen. Eigentlich ist mir das Essen an sich egal, ich will einfach nur irgendwo rein. Die kurzen Pausen an Tankstellen haben nicht gereicht. Mike haben wir aus den Augen verloren, wir schreiben ihm eine Nachricht. Wir radeln die Hauptstrasse hoch und runter auf der Suche nach einem Restaurant, schließlich finden wir ein asiatisches Restaurant. Drinnen sind es geschätzt 15 Grad. Perfekt.
                                                                                                                        Mike findet uns und erzählt, das er sich erst Mal in den Schatten hinsetzen musste. Ihm war schlecht von der Hitze, etwas länger und er wäre vermutlich vom Fahrrad gekippt. Mit Hitze kommt er einfach nicht so gut klar. Der Einzige von uns, dem es nicht so viel ausmacht, ist ironischerweise Tobi. Der Mann in Weiß.
                                                                                                                        Das Restaurant ist billig aber gar nicht so schlecht. Haufenweise Essen.



                                                                                                                        Wir warten mal wieder relativ lange, bis wir uns wieder raus trauen. Sobald man raus geht, ist es wieder sooo heiß, aber jetzt müssen wir wirklich weiter. Schliesslich wollen wir heute noch nach Missouri! Ein Staat, von dem ich im Prinzip gar nichts weiß, nur das die Mormonen glauben, dort war der Garten Eden.
                                                                                                                        10km später sind wir dann endlich im gelobten Land.





                                                                                                                        Missouri beginnt mit rollenden Hügeln, aber noch ist nichts allzu steil. Das kommt erst später. Die Sonne geht unter, es wird kühler. Herrlich. Das ist immer der schönste Teil des Tages, finde ich.



                                                                                                                        Mir gehen die Wasserflaschen leer. In Golden City halten Tobi und ich (Mike haben wir hitzebedingt abgehängt) um 22 Uhr bei einem Restaurant an, das natürlich längst zu hat, aber drinnen ist noch jemand. Wir fragen, ob wir etwas Wasser bekommen könnten, und der nette Sohn des Chefs füllt uns alle Flaschen mit Eis und Wasser auf. Jetzt ist diese Sorge schon mal gebannt, wir wollen nämlich wieder in einem City Park zelten und da gibt's nicht immer Wasser.
                                                                                                                        Mike findet uns wenig später dann auch und wir beschließen, uns hier den City Park anzugucken, obwohl wir 10km von unserem Tagesziel entfernt sind.
                                                                                                                        Der Park ist schnell gefunden und es gibt große Unterstände und Toiletten mit Duschen! Ein einzelner RV parkt dort und der Bewohner führt grade seinen Hund aus.
                                                                                                                        Und was sehe ich denn da: 100m entfernt ist eine Tankstelle, die noch offen ist! Ich besorge mir Kakao und einen Donut. Während Tobi das Zelt neben dem Gazebo aufbaut mampfe ich meinen Donut. Danach gehen wir beide Duschen.
                                                                                                                        Der Bewohner des RVs erzählt uns, das eine "severe thunderstorm" Warnung ausgegeben wurde. Oookay… wir verstauen die Räder sicher unter dem Gazebo. Dort gibt es auch Steckdosen, die Powerbanks kommen in einen Drybag und werden drangehängt. Den Rest laden wir nur während wir noch nicht im Zelt sind.
                                                                                                                        Frisch geduscht und gestärkt krieche ich ins Zelt.

                                                                                                                        PENG! …macht die Neo Air. Eine Kammer war ja schon geploppt, schon in Grand Teton. Aber jetzt ist sie endgültig hin. Eine Kammer nach der Anderen platzt auf. Wundervoll. Jetzt kann ich auch noch auf dem Boden liegen.


                                                                                                                        Tag 32 - Golden City, MS nach Marshfield, MS - 135km

                                                                                                                        Nachts sind wir gegen 2 Uhr das erste Mal aufgewacht vom Sturm. Es heult unglaublich, aber der Wind rüttelt nicht allzu stark am Zelt, wir scheinen exakt richtig zu stehen. Der Regen hämmert allerdings auf's Dach und zwar ohne Unterlass. Es kracht und blitzt. Ich kontrolliere kurz, ob irgendwo Wasser durchkommt, hänge den Boden hoch und lege mich wieder auf meine Mat…. ach nee, auf den Boden.
                                                                                                                        Hätten wir das Hubba Hubba dabei, würden wir jetzt einfach in den Gazebo umziehen, steht ja frei das Teil. Aber auf dem Betonboden könnte ich ja vermutlich auch nicht schlafen.

                                                                                                                        Morgens um 7 schüttet es immer noch. Die Nähte hatte ich ja vorher abgedichtet. Offenbar habe ich aber doch eine vergessen: den Stangenkanal oben. Das Zelt hat bis jetzt durchgehalten, da sind knapp 5h ununterbrochener Regen. Draußen steht das Wasser und es stürmt weiterhin. Aber jetzt fängt es langsam an, durchzutropfen. Unsere Schlafsäcke sind längst nass.
                                                                                                                        Als der Regen kurz eine Pause einlegt, flüchten wir unter den Gazebo. Tobi geht zuerst raus, ich räume das Zelt auf und reiche ihm die Sachen an. Dann ziehe ich das Zelt rein und wir breiten die Schlafsäcke an der einzigen trockenen Stelle auf. Mike ist noch im Zelt und es bewegt sich auch nix. Er hat ja ein "normales" doppelwandiges Zelt von Big Agnes, das ist zwar nicht sonderlich groß, scheint aber auch dicht zu halten.
                                                                                                                        Unter unserem Gazebo wären wir aber auch nicht trocken geblieben..



                                                                                                                        Naja, nachdem alle nassen Sachen getrennt von den trockenen Sachen verstaut sind, schreiben wir Mike eine Nachricht (wecken wollen wir ihn nicht) und prompt kommt er im gleichen Moment aus dem Zelt gekraxelt. Wir sagen ihm das wir zu dem Café gehen, wo wir gestern Wasser geholt hatten und dort auf ihn warten.

                                                                                                                        Wunderbarerweise bleibt es auf dem Weg dahin trocken und die Räder können wir auch unter einem Vordach abstellen. Drinnen ist es warm und duftet nach Kaffee - und nach den 10 Sorten Pie, die in der Auslage stehen.. hmmm Nachtisch!!
                                                                                                                        Wir bestellen uns Frühstück, trinken ein paar Tassen Kaffee und dann geht Tobi nach nebenan zum Barber Shop, der mittlerweile offen ist. Er will sich Haare und Bart schneiden lassen.
                                                                                                                        Mike kommt an während Tobi drüben ist und gesellt sich zu mir. Wir schmieden Pläne. Heute Abend müssen wir auf jeden Fall in einem Hotel schlafen, da wir nasse Schlafsäcke haben und ein nasses Zelt. Mike geht es ähnlich. Die Karte zeigt mal wieder, das es nicht so viele Optionen geben wird.

                                                                                                                        Aber irgendwann - gegen 10 Uhr, glaube ich - raffen wir uns auf und fahren los. Missouri entpuppt sich als Achterbahn, allerdings muss man sie selbst betreiben. Wenn man Glück hat, kommt man einen Hügel zumindest halb wieder hoch. Meistens bleibt man ziemlich weit unten stecken und muss sich wieder im einfachsten Gang hochkurbeln. Es gibt ungelogen keinen einzigen Abschnitt, der flach ist. Die ersten 1000hm sind schnell gemacht.

                                                                                                                        Am frühen Abend kommen wir in Marshfield an, ein hässliches Städtchen an der Autobahn. Ein Restaurant ist schnell gefunden und ich kann endlich mal wieder Pasta essen.
                                                                                                                        Keiner hat Lust, weiterzufahren, denn das nächste Hotel ist weit entfernt. In Marshfield soll es zwei Motels geben. Ein Holiday Inn und was Günstigeres.
                                                                                                                        Wir fahren erst Mal zu dem anderen Motel. Dort fragen sie an der Rezeption "Are you bike people?" (wir haben unsere Helme natürlich auf, es ist nicht zu übersehen…) .. "Well you can't take your bikes in the room." Das ist für uns ein Ausschlusskriterium. $85 soll es auch kosten. Das Holiday Inn kostet auch ungefähr so viel, das wissen wir schon aus dem Internet.
                                                                                                                        Wir radeln rüber und tüfteln eine Strategie aus. Die Fahrräder stellen wir unweit der Rezeption ab, und ich ziehe meinen Helm aus. Schnappe mir meine Kreditkarte und laufe rein. Ich trage nämlich heute mein graues Jersey, das nicht nach Fahrrad-Trikot aussieht, und habe mir die Haare geflochten. So sehe ich eigentlich relativ normal aus - so von der Hüfte aufwärts. Ich bekomme problemlos ein double queen und erwähne mit keinem Wort, das wir Fahrräder haben. Ich hatte nämlich vorher schon gesehen, das es einen Hintereingang gibt…
                                                                                                                        Mit der Zimmerkarte bewaffnet spazieren wir zum Hintereingang. Ich schaue mir die Lage an. Direkt hinter der Tür geht es rechts die Feuertreppe hoch in den ersten Stock. Die einzige andere Treppe ist aber direkt neben der Rezeption. Als die Luft rein ist, zerren wir die Räder schnell rein und in den Treppenaufgang. Geschafft. Dann nur noch hoch die Treppe und den Gang entlang…. ironischerweise ist unsere Zimmertür von der Rezeption aus sichtbar Also wird wieder kurz gewartet bis die Luft rein ist, dann huschen wir ins Zimmer. Geschafft.
                                                                                                                        Wer weiß, ob es überhaupt Probleme gegeben hätte, aber wir wollen es eben nicht riskieren

                                                                                                                        Das Zimmer ist super, nacheinander gehen wir duschen und hauen uns dann schnell auf's Ohr.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          • 12506
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                          Hui, endlich gehts weiter...

                                                                                                                          Hast du vielleicht noch ein paar mehr Schildkrötenbilders...?

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                            • 586
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                            Wir werden vom Geräusch vorbeifahrender Motorräder geweckt. Wir wurden schon gewarnt, das in Cassoday am ersten Sonntag des Montags immer ein riesiges Motorrad-Treffen stattfindet.
                                                                                                                            Genial, diese Amis und ihr Fluxkompensator...
                                                                                                                            Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                                                            Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                              • 23.11.2007
                                                                                                                              • 7412
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                              Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Genial, diese Amis und ihr Fluxkompensator...
                                                                                                                              OT: Mir gehts aber am ersten Dienstag des Mittwochs auch net viel besser... der Krach von den Sonntagsausflüglern am Donnerstag bring mich um den Schlaf..

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                • 12.05.2012
                                                                                                                                • 1260
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Genial, diese Amis und ihr Fluxkompensator...
                                                                                                                                Gib's zu, du willst auch einen!

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 26.06.2013
                                                                                                                                  • 169
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                  Waren wir jetzt eigentlich schon am Ziel?

                                                                                                                                  *malschüchternnachfrag*
                                                                                                                                  Babs

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    • 13.02.2012
                                                                                                                                    • 579
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                    Der Weg ist das Ziel?
                                                                                                                                    Dieser Beitrag wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                                                                      • 30.07.2014
                                                                                                                                      • 11
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                      Echt spannender Bericht, von wunderschönen Landschaftsbilder über tausende Burger bis hin zu romantischen Szenen ist alles dabei.

                                                                                                                                      Für mich als Neuling in diesem Forum ein sehr inspirierender Thread, ich hoffe ich finde mal die Zeit selbst ein bisschen durch die USA zu radeln - wenn auch wohl nicht gleich einmal quer durchs ganze Land

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 12.05.2012
                                                                                                                                        • 1260
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                        Ja, ich muss endlich mal weiter schreiben. In den letzten Wochen und Monaten war zu viel los, ich hatte keine Ruhe dafür. Heute habe ich frei und Lust darauf, also führe ich das Abenteuer mal zu Ende.


                                                                                                                                        Tag 33 - Marshfield, MO nach Eminence, MO - 180km

                                                                                                                                        Mike hatte schon gestern beim Abendessen beschlossen, das er heute ausschlafen will. Die Hitze setzt ihm einfach zu sehr zu, er braucht mal wieder eine Pause und einen kurzen Tag. Ich hätte ja auch gerne einen kurzen Tag, aber wir haben eben ein Limit und wollen unsere Flüge nicht umbuchen müssen.
                                                                                                                                        Stattdessen nehmen wir uns ein Ziel vor: in zwei Tagen wollen wir in Farmington sein. Dort soll es ein tolles Hostel geben.
                                                                                                                                        Aber erst Mal essen wir gemeinsam Pfannkuchen aus einem Automat (mit einem kleinen Förderband!) im Holiday Inn, Mike wollte das Frühstück natürlich nicht verpassen und geht danach wieder ins Bett, während wir uns auf die Räder schwingen.



                                                                                                                                        Los geht es, und es wird schon morgens wieder mächtig warm. Man gewöhnt sich ja so langsam dran, aber anstrengend ist die Hitze immer noch.
                                                                                                                                        Die Sache mit den Hügeln besteht weiterhin, soll heißen, wir haben immer noch keine gerade Strecke in Missouri gefunden. Dafür geht es durch schönste Natur, mich begeistert Missouri wirklich.





                                                                                                                                        Auch heute ist die Versorgungslage mal wieder schwierig. Wir radeln vor uns hin und halten zwischendurch an einer Tankstelle an, die mehr Medikamente für Kühe als Getränke für Menschen hat. Da gibt's wirklich alles, von Ersatzmilch für Kälber bis hin zu riesigen Nadeln um Kühen den Bauch anzustechen. Die Auswahl an Essen ist extrem begrenzt. Immerhin gibt es Käsecracker mit Erdnussbutter. Und, wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns Half & Half selbst gemixt, mit Limonade und Eistee. Lecker und erfrischend. Tobi guckt auf dem Bild etwas konsterniert, aber eigentlich wollte ich ja auch die ganzen Kuhmedikamente fotografieren...



                                                                                                                                        Nach einer Weile meint der Verkäufer "Do you want the Wifi password?" WLAN? Hier? Kostenlos? Seriously? Echt wahr. Wie praktisch. Wir schauen nach dem Wetterbericht gucken nach dem Tracker.
                                                                                                                                        Weiter geht's. In Missouri ist die Route übrigens fast durchgehend mit Schildern markiert, Verfahren ist fast unmöglich. Total gut und hilfreich.



                                                                                                                                        Am Nachmittag suchen wir eine Möglichkeit, das nächste Fußballspiel zu sehen. Außerdem ist es wieder so heiß, das wir gerne eine längere Pause machen würden. Nach gut 100km finden wir in Houston ein Restaurant, das Fernseher hat. Es wurde uns irgendwo empfohlen, aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Jedenfalls schlagen wir da auf, die Fernseher hängen zwar nur im Raucherbereich aber das Restaurant ist ohnehin fast leer. Und ein bisschen schick, wir ziehen uns beide unsere Berinos über - mit denen sieht man gleich angezogen aus - und man bräuchte sie hier drinnen eh, sonst würde man erfrieren.
                                                                                                                                        Also bestellen wir uns leckere Sandwiches und schauen das Fußballspiel.

                                                                                                                                        Gegen 17 Uhr entschließen wir uns, weiterzufahren. Es ist nicht so wichtig, wie weit wir heute kommen, weil wir ohnehin eine Nacht in Farmington verbringen wollen, aber was man heute nicht fährt muss man morgen fahren, gell? Wir erkundigen uns noch nach Restaurants ins Eminence, was noch gut 80km sind. Hier auf den Dörfern ist es nämlich oft ein Problem, das nach 20 oder 21 Uhr kein Café mehr offen hat. Wenn es wenigstens eine Tankstelle gibt, die lange auf hat, reicht uns das auch.
                                                                                                                                        Es soll eine "Dairy" geben, die bis 21:30 Uhr auf hat. Also los.
                                                                                                                                        Die Hügel werden steiler und der letzte Anstieg nach Eminence ist total zum kotzen. Es ist schon dunkel und man kann von einem Hügel aus den Ort sehen... fährt den Hügel runter.. den nächsten hoch.. sieht wieder den Ort...
                                                                                                                                        Aber dann kommen wir endlich an und die Sorge meines Freundes, in einer Dairy gäbe es nur Milchshakes, wird sofort entkräftet: in diesem Teil des Landes bezeichnet das ein Fast Food Etablissement bei dem es Burger UND Milchshakes gibt. Und allerlei andere Dinge.
                                                                                                                                        Hier das Abendessen für zwei Personen.



                                                                                                                                        Ein Beagle schaut uns die ganze Zeit herzzerreissend an. Aber man kann ja leider nicht jeden Hund retten.
                                                                                                                                        Danach googlen wir auf Tobi's Handy nach Campingplätzen. Ich suche einen aus, der ein paar hundert Meter zurück in die Richtung, aus der wir kamen, liegt.
                                                                                                                                        Meine Wahl entpuppt sich als desaströs. Man fährt fast einen Kilometer einen sehr steilen Schotterweg runter zum Platz und dort ist das Büro schon zu. Aber es gibt ausreichend Platz auf den Zeltwiesen und für die Toiletten braucht man keinen Code. Auf einer steinigen Wiese schlagen wir das Zelt auf und ich lege mal wieder meine quasi nutzlose Isomatte aus.. Tobi bietet mir wie immer an, das ich seine Matte nehmen kann, aber es bringt uns ja auch nichts wenn er statt ich Rückenschmerzen hat.
                                                                                                                                        Direkt gegenüber des Flusses ist eine laute Party, aber Erschöpfung ist immer gut zum Einschlafen...

                                                                                                                                        Tag 34 - Eminence, MO nach Farmington, MO - 140km

                                                                                                                                        Sehr früh morgens stehen wir auf, auch, damit wir für diesen schrecklichen Campingplatz nicht bezahlen müssen. Wir haben ja auch nicht wirklich Kosten verursacht.
                                                                                                                                        Im Morgennebel schieben wir den Schotterweg wieder hoch. Heute haben wir es nicht sooo eilig, da wir ja sowieso in Farmington schlafen wollen, das sind "nur noch" 140km von hier.
                                                                                                                                        Ich schreibe diese Zeilen grade mit der Idee im Herz, das Rennen nächstes Jahr direkt wieder zu fahren, und bei dem Gedanken an Farmington wird mir einfach warm. Das nur so am Rande - warum, wird sicher noch klar.

                                                                                                                                        Da wir es also nicht eilig haben, suchen wir uns Frühstück. Man ist in solchen kleinen Orten immer gut damit beraten, die locals zu fragen wo man hingehen soll, und diese empfehlen uns auch was. Günstig und lecker.
                                                                                                                                        Hier mal ein Eindruck von den Hügeln in der Gegend.



                                                                                                                                        So geht es weiterhin den ganzen Tag, aber es ist auch weiterhin wahnsinnig schön. Bis Ellington fahren wir mal wieder durch's "Nichts", also keine Services. Zwischendurch schreiben wir mit Mike: er hat in Houston übernachtet und fühlt sich besser. Er will heute noch mal einen kurzen Tag machen und dann schauen, ob er es morgen nach Farmington schafft. Auf dem Rad unterhalten wir uns darüber, wie wir drei wieder zusammenfinden können. Ohne Mike ist es irgendwie langweiliger. Zusammen macht es mehr Spaß.

                                                                                                                                        Wir sind heute recht flott und halten uns auch nicht mit vielen Pausen auf. Farmington ist einfach so verlockend. Brian hat ja meine neue Isomatte und er verspricht, sie mir ins Hostel zu bringen. In der Stadt gibt es nämlich ein von der Stadt geführtes Hostel für Radfahrer, in einem alten Gefängnis. Man kann dort nichts im Voraus buchen, aber in der Regel gibt es keine Platzprobleme.
                                                                                                                                        Wir treffen heute unterwegs noch zwei recht flotte Radler, beide mit großen USA-Flaggen am Rad, die als Abstandshalter dienen. Genial eigentlich! Wir können es uns nicht nehmen lassen, sie abzuhängen, auch wenn das ziemlich auf die Beine geht.
                                                                                                                                        Tobi verliere ich kurz vor Farmington, er hat einen Platten, aber das bekomme ich leider nicht mit. Wir wissen ja ohnehin wo wir hin wollen.
                                                                                                                                        In Farmington gibt's dann eine Umleitung und ich muss mich erst Mal zurecht finden. Das Hostel ist schräg gegenüber von einem Fahrradladen namens "Trans Am Cyclery" und den Laden sehe ich zuerst. Als ich grade anhalte um Tobi eine SMS zu schreiben kommt ein Mann über die Straße und fragt "Are you Fran? I'm Brian!" .. Brian hat auf mich gewartet, damit ich es auch finde! Er hatte natürlich meinen Tracker verfolgt und konnte so ziemlich genau wissen, wann ich aufschlage.
                                                                                                                                        Gemeinsam gehen wir zum Fahrradladen und ich bitte die netten Leute dort, noch mal nach meiner Nabe hinten zu gucken. In Newton hieß es ja, damit sei was kaputt, und Geräusche macht das Rad auch immer noch. Außerdem brauche ich neue Schläuche und hier gibt es eine gute Auswahl.
                                                                                                                                        Zwei Kerle machen und schrauben an meinem Rad, prüfen Alles, zentrieren mir noch schnell das Hinterrad. Sie sind der Meinung das soweit alles in Ordnung ist und im Gegensatz zu James in Newton haben sie auch meinen Freilauf aufgemacht und so weiter.
                                                                                                                                        Kosten soll das ganze: nichts. Was ein Kontrast zu dem Newton Bike Shop!! Hier fühlt man sich richtig gut aufgehoben.
                                                                                                                                        Eine halbe Stunde später kommt Tobi rein und erzählt von seinem Platten. Ich kaufe noch einen Schlauch mehr ;) Und er wechselt ihn noch im Laden, denn hier gibt's natürlich eine tolle Standpumpe.
                                                                                                                                        Ich war im Übrigen den ganzen Tag auf 50psi gefahren hinten, kein Wunder das mir die Hügel so schwer vorkamen Manchmal merke ich das einfach nicht, so dumm das auch ist. Ich schiebe es auf die allgemeine Anstrengung.

                                                                                                                                        Brian hat auch ein Bild von uns gemacht:



                                                                                                                                        Brian holt noch schnell meine Thermarest aus dem Auto - Yuppie, das Teil ist cool - und muss dann leider los.
                                                                                                                                        Dann kommt Wayne mit seiner Tochter dazu. Wayne ist auch ein begeisterter Radfahrer, der hier in der Community aktiv ist und das Rennen verfolgt. Er ist ein sehr netter Typ, der auf Facebook gelesen hatte das ich für meine Uni-Bewerbung meinen Lebenslauf formatieren muss und einen Computer suche. Das Hostel hat wohl einen, aber er bietet mir an, das ich ihn jederzeit anrufen kann wenn es mit dem nicht klappt, dann soll ich zu ihm ins Büro kommen. Total lieb, oder?
                                                                                                                                        Wir verabreden uns für den Abend zum Abendessen, er wird uns im Hostel abholen. Zwar sind wir eigentlich einfach erschöpft und wollen unsre Ruhe, aber so viel Gastfreundschaft lehnt man einfach nicht ab.

                                                                                                                                        Tobi ist schon mal ins Hostel rüber gegangen - den Code hat Brian uns gegeben, man muss sonst einfach nur bei der Polizei anrufen um den Code zu bekommen - und hat uns ein Doppelzimmer gesichert!! Zwar mit Stockbett, aber: ein eigenes Zimmer. Mit Betten. Und Decke. Und Klimaanlage Und es gibt eine Waschmaschine samt Trockner, eine Küche, ein richtig schönes Bad UND ganz viele nette Leute! Unter Anderem vier Frauen, die "Girls with Grit", die erst den Western Express gefahren sind und dann seit Pueblo den Trans Am. Wir unterhalten uns länger mit Jane. Ich schmeiße schon mal eine Waschmaschine an. Und setze mich dann an den Computer - mit einem Bier. Tobi war Bier kaufen. Ahhhhh hier ist das Paradies!! Erklärt sich jetzt das warme Gefühl?
                                                                                                                                        Ich habe vom Hostel leider nicht viele Bilder gemacht, aber hier ein kleiner Eindruck:



                                                                                                                                        Es heißt übrigens "Al's Place". Hier gibt es weitere Informationen: https://sites.google.com/site/alsplacefarmington/
                                                                                                                                        Die "suggested donation" ist $25 pro Person, aber man muss nicht bezahlen. Wir werden natürlich den vollen Beitrag bezahlen, es ist einfach so eine tolle Idee und eine noch bessere Umsetzung.

                                                                                                                                        Ich mache ein kurzes Nickerchen und dusche und dann ist Wayne auch schon da, um uns zum Abendessen abzuholen.
                                                                                                                                        Mein Wunsch ist "Pasta!" und er sucht ein tolles Restaurant aus. Total schick, aber wir haben ja auch sogar frisch gewaschene Klamotten, ha.
                                                                                                                                        Für mich gibt es Hühnerbrust mit Tomaten und Mozzarella an Spaghetti mit frischen Tomaten, Balsamicocreme, Basilikum und Parmesan. Ja, das weiß ich noch ganz genau. Es war höllisch lecker und viel zu viel. Den Rest lasse ich mir einpacken, das esse ich morgen!!

                                                                                                                                        Tag 35 - Farmington, MO nach Carbondale, IL - 160km

                                                                                                                                        Aaaach, heute gehen wir es langsam an, das Bett ist soooo bequem.. okay, nein, um 6 Uhr stehen wir auf und gehen zum Frühstück. In einem ganz tollen Diner, der uns mehrfach empfohlen wurde. Wayne und Jane sind auch dabei. Wir tauschen Stories mit Jane aus, die ja zum Teil den gleichen Weg gefahren ist, und trinken literweise Kaffee. Gegen 8 Uhr sind wir wieder am Hostel und überlegen, wie wir den Tag angehen sollen. Mike ist nicht mehr allzu weit entfernt von Farmington und wir überlegen, ob wir nicht einfach auf ihn warten sollen und nachmittags losfahren. Nachts fahren ist von der Temperatur her momentan ohnehin besser.
                                                                                                                                        Also haut sich Tobi erst Mal wieder in's Bett... aber tagsüber können wir nicht so gut schlafen... aber man kann ja auch mal ein paar E-Mails schreiben, was Essen, rumgammeln,... es dauert gar nicht lange und dann kommt Mike. Juhu! Er geht auch erst Mal in den Fahrradladen um endlich die richtige Kette aufziehen zu lassen. Dort gibt's nämlich gleich mehrere 9-speed Ketten und er ist wieder happy.
                                                                                                                                        Dann zeigen wir ihm das Hostel und diskutieren, was wir machen sollen.. auch Mike will gerne mit uns weiterfahren. Er hat heute schon etwa 80km auf der Uhr, aber ihm geht's wieder gut. Wir beschließen, gegen 18 Uhr gemeinsam weiterzufahren. Also schmeißt Mike Wäsche an und legt sich ins Bett, und wir machen das Gleiche.



                                                                                                                                        Danach besorgt Tobi noch leckere Sticky Buns aus einem überregional bekannten Café und von Jane's Freunden, die sie hier besuchen, bekommen wir Zucchini Bread geschenkt. Total nett.
                                                                                                                                        Dann geht's los.
                                                                                                                                        Tobi's Rad macht leider nach nur 15km sehr sehr merkwürdige Geräusche und nach einer kurzen Bedenkzeit beschließt er, zurück nach Farmington zu fahren. Der Radladen hat noch bis 19 Uhr auf und er ruft kurz an, um sich anzukündigen. Auf den nächsten paar hundert Meilen gibt es nämlich keinen Fahrradladen, wenn also was kaputt ist, wäre es gut das JETZT zu reparieren. Wir werden in Kontakt bleiben und uns in Illinois wieder treffen...
                                                                                                                                        Das Licht um diese Uhrzeit hat einen ganz besonderen Charme.



                                                                                                                                        So langsam werden die Hügel auch etwas weniger, heute kommt sogar ein Abschnitt, der quasi flach ist, weil er am Fluss entlang führt. Er ist eine "route alternate" die aber nach den Regeln des Rennens legal ist und bisher ist eigentlich jeder diesen Weg gefahren.
                                                                                                                                        Noch ein Eindruck von der Landschaft...



                                                                                                                                        Mike und ich radeln alsbald auf Chester zu, die Popeye-Stadt und die Grenze zu Illinois. Man muss auf einer viel befahrenen Brücke über den Mississippi. Der Ausblick ist der Wahnsinn, aber keiner von uns traut sich anzuhalten um ein Bild zu machen.
                                                                                                                                        Auf der anderen Seite ist ein kleines "Welcome Center", da ist zwar niemand mehr aber die Toiletten sind zugänglich und es gibt Wasser. Ich schreibe eine SMS an Tobi und kaum 10min später kommt er auch schon. Er hat mächtig Gas gegeben. Mit dem Rad ist wieder alles in Ordnung. Alle sind glücklich, wiedervereint zu sein.

                                                                                                                                        Auch diese Staatsgrenze wird natürlich fotografiert.



                                                                                                                                        In Chester suchen wir uns erst Mal was zu Essen. Die Wahl fällt auf... Hardee's? Ich weiß es nicht mehr, aber ich weiß noch das es leckere Burger gab. Und Steckdosen, um die Garmins aufzuladen.
                                                                                                                                        Wir brüten mal wieder über der Karte und einigen uns auf ein paar Möglichkeiten. Wir schauen jetzt einfach mal wie es läuft. Mike, der ja schon 80km weiter als wir gefahren ist, ist aber noch fit. Prima.
                                                                                                                                        Auf geht es in die Nacht. Auf der Mississippi Levee Alternate fliegen wir mit 30km/h dahin, herrlich. Es ist kühl, kaum ein Auto unterwegs und nahezu flach. Ich übe mich mal wieder in der Disziplin "Dinge, die man während des Fahrens machen kann", heute "Wasser aus den Nalgenes in die Trinkflasche umfüllen". Ohne Aero-Aufsatz wäre das viel anstrengender. ;)

                                                                                                                                        Dann hat das süße Leben in der Ebene ein Ende und wir biegen wieder in die Hügel ab. In Murphysboro ist mal gar nix. Keine Tankstelle, nix. Wir fahren weiter, nach Carbondale. Das Umfahren wir allerdings südlich.D as Ziel ist ein Campingplatz an einem See, dem Little Grassy Lake.
                                                                                                                                        Nach exakt 160km (für Mike waren es also 240km) finden wir den Platz. Es ist mittlerweile 4 Uhr morgens und wir teilen uns das restliche Zucchini Bread. Auf einer abschüssigen Wiese sucht sich jeder einen guten Platz und ich puste erstmals meine neue Matte auf. Wie toll, wenn man nicht auf dem Boden liegen muss!
                                                                                                                                        Schwupps, sind die Augen zu...

                                                                                                                                        Tag 36 - Carbondale, IL nach Eddyville, IL - 80km

                                                                                                                                        Der Einfachheit halber habe ich Carbondale als Etappenpunkt angegeben, auch wenn das nicht ganz stimmt. Wir sind etwa 15km weiter.
                                                                                                                                        Morgens wachen wir schwitzend in unseren Zelten auf. Das ist immer das Doofe, tagsüber kann man ja in der Hitze kaum ausruhen. Alle versuchen, im Schatten noch etwas Schlaf zu bekommen. Nutzlos. Hier haben wir geschlafen:



                                                                                                                                        Immerhin gibt es eine Dusche, da gibt's zwar nur kaltes Wasser aber das reicht ja jetzt auch aus. Nacheinander tapsen wir benommen zum Duschen. Essen haben wir kaum noch, also müssen wir jetzt noch ein bisschen leiden.
                                                                                                                                        In Goreville haben wir dann Glück: ein Café! Die Hitze ist kaum zu ertragen und Mike ist schon wieder total fertig. Vollkommen durchgeschwitzt stolpern wir rein und setzen uns erst Mal. Ich habe soooo Hunger.
                                                                                                                                        Erst mal 'ne Cola runterstürzen und dann kommen die Lebensgeister wieder.
                                                                                                                                        Wir harren einige Stunden (!) aus. Auch dieses Café ist an Radler gewöhnt, sie machen seit vielen Jahren immer Polaroid-Bilder von den Trans Am Radlern. An unserem Tisch sind ganz viele Bilder unter Glas. Hier abgebildet mit Peach Cobbler zum Nachtisch.





                                                                                                                                        Wir raffen uns dann doch irgendwann auf weiterzufahren, nachdem wir recherchiert haben wo um Alles in der Welt wir morgen das WM-Finale gucken können. Die Bedienung im Restaurant telefoniert rum. Schließlich findet sie in Marion, KY ein Burger-Restaurant, das bereit ist das Spiel für uns zu zeigen, auch wenn's sonst niemanden interessiert.
                                                                                                                                        Das macht die Sache mit den Tageszielen mal wieder schwierig, eigentlich zwingt es uns dazu einen kurzen Tag einzulegen... hmmm.. aber das WM-Finale! Keine Chance, das wir das verpassen. Das Halbfinale hatten wir ja verpasst und das war nicht cool.

                                                                                                                                        Irgendwie läuft es heute ohnehin nicht so gut, und als wir um 20 Uhr in Eddyville in einer Tankstelle sind (ich eine halbe Stunde vor den Jungs...) überlegen wir, zu bleiben. Ich hatte noch schnell kurz vor Ladenschluss zwei Pizzen bestellt (Hunt's Brothers Pizza gibt es hier an ganz vielen Tankstellen, oft frisch belegt und gebacken) die wir jetzt verzehren.



                                                                                                                                        Wir fragen rum und es gibt hier tatsächlich einen Campingplatz. Als wir losfahren wollen, hat Tobi mal wieder einen Platten. Mike fährt schon mal zum Auskundschaften vor. Eine Weile später kommen wir dann nach. Für $10 pro Nacht schlafen wir in der sogenannten "Cowboy Church". Der Boden ist halt sehr hart, aber ich improvisiere...



                                                                                                                                        ...immerhin, es ist kühler als im Zelt und es ist ein geschlossener Raum. Auch mal wieder ganz angenehm.
                                                                                                                                        Morgen ist um 10 Uhr ein Gottesdienst, bis dahin müssen wir raus sein, aber das ist eh klar.

                                                                                                                                        Tag 37 - Eddyville, IL nach Sebree, KY - 145km

                                                                                                                                        Überraschenderweise habe ich auf meinem improvisierten Bett gut geschlafen. Wir radeln zum einzigen Restaurant der "Stadt" und bestellen Frühstück. Wie so oft teilen wir uns am Ende noch Pancakes... mjam.
                                                                                                                                        Dann geht's los in Richtung Marion, wo um 14 Uhr (glaube ich) das Fußballspiel anfängt. Wir müssen heute mit der Fähre über den Ohio River, einen anderen Weg gibt es nicht. Das ist auch einer der Gründe, warum wir gestern nicht noch weiter gefahren sind: die Fähre verkehrt nur bis 22 Uhr und in Cave In Rock gab es keine Unterkünfte mehr.
                                                                                                                                        An der Fähre treffen wir die beiden Radler wieder, die wir in Farmington getroffen hatten. Zwei eher stille Kerle, aber freundlich. Ihr Tagesziel ist Marion und wir sagen ihnen, das wir das Spiel gucken und wo. Sie wollen dazu kommen.

                                                                                                                                        Und dann ist es so weit... Kentucky ist in Sicht!!





                                                                                                                                        Endlich, der vorletzte Staat.
                                                                                                                                        Beschwingt radeln wir nach Marion. Eine nette kleine Stadt. Wir finden das Restaurant auf Anhieb und setzen uns. Was wir noch nicht wissen: eigentlich haben die nur bis 14:30 Uhr auf. Wir werden irgendwann gefragt ob wir noch was wollen weil die Küche zumacht und sind dann sehr verunsichert ob wir das Spiel denn überhaupt ganz gucken können oder nicht: natürlich, sie machen zwar zu, aber die Besitzerin des Restaurants kommt und "passt auf". Mal wieder bin ich von der Gastfreundschaft überwältigt. Unsere Fahrräder chillen draußen in der Hitze (hahaha, Wortwitz..) und wir sind im Kühlen.



                                                                                                                                        Es gibt noch eine Runde Milchshakes und bekanntlich geht das Spiel in die Verlängerung. Besonders erholsam ist das heute nicht, ich stehe unter Strom. Was für ein Jubel, als ENDLICH das 1:0 fällt. Dann nun noch zittern bis die Zeit um ist. Oh man, gewonnen! Wir freuen uns riesig, das garantiert gute Laune für die nächsten Stunden...

                                                                                                                                        Weiter geht es, wir müssen auch noch ein bisschen Sport machen. Wir haben ein Feuerwehrhaus in Utica zum Ziel, wo man kostenlos schlafen kann, haben dort auch schon Bescheid gesagt das wir kommen.
                                                                                                                                        Aber es kommt natürlich anders.

                                                                                                                                        Kurz nach Dixon, es ist mittlerweile dunkel, fangen die Gewitter an. Sehr eindrucksvoll, anfangs sieht man nur das ständige Blitzen und hört keinen Donner - alles sehr weit weg. Aber die Biester kommen näher und mit ihnen der Wind.
                                                                                                                                        In Sebree, nach nur 145km, halten wir vor einer Kirche. Mike ist ein bisschen hintendran und wir diskutieren mal wieder heiß, ob wir weiter fahren sollen oder nicht. Die Gewitter sind mittlerweile ziemlich nah und es stürmt. Ich bin nicht so der Typ, der während eines richtigen Gewittersturms auf dem Fahrrad sitzt. Regen an sich ist ja nicht dramatisch - vor Allem in der Hitze - aber irgendwo bin ich dann doch Schisser. Ich hocke immerhin auf Metall.

                                                                                                                                        Als Mike kommt, schauen wir auf seinem Handy nach dem Wetter. Es wird dringend empfohlen sich in ein festes Gebäude zu retten und die ganzen Gewitterstürme kommen direkt auf uns zu. Dann drehen wir uns endlich mal um uns lesen: Cyclist Hostel. Okaaaay... Blick in die Karte.. oh, welch Zufall, hier in Sebree kann man in der Kirche schlafen!
                                                                                                                                        An der Tür hängen die Telefonnummern die man anrufen soll wenn man ankommt, es ist zwar schon 22 Uhr aber wir haben keine Wahl. Mike ruft den Pastor an, der natürlich nebenan wohnt. Minuten später kommt er rüber gelaufen und zeigt uns das Jugendzentrum, welches wir benutzen dürfen. Kostenlos natürlich. Sie wollen keine Spenden, alles sei bezahlt.
                                                                                                                                        Es ist echt der Himmel auf Erden. Wir bekommen Matratzen, es gibt eine Waschmaschine und Trockner, eine Dusche mit ganz vielen Duschprodukten (Shampoo!!!! Conditioner!!!!!!) und eine Küche.
                                                                                                                                        Kaum sind wir drinnen, fängt es an zu schütten. Dann hagelt es. Und schüttet weiter. Eine gute Stunde lang. Jetzt ist selbst Tobi froh, nicht da draußen zu sein... Sondern hier drin. Der Pastor lädt uns noch zu sich ein, seine Frau möchte uns Bilder zeigen und wir sollen uns in das Buch eintragen, das jeder Radler unterschreibt. Wir bekommen noch Berge von Eiscreme und Keksen und dann geht's ab in's Bett.



                                                                                                                                        Heute bin ich dran mit Wäsche machen und ich surfe beim Warten noch ein bisschen im Internet.

                                                                                                                                        Tag 38 - Sebree, KY nach Big Clifty, KY - 155km

                                                                                                                                        Eine Nacht richtig guter Schlaf ist so viel wert!!! Richtig erholt stehen wir auf und suchen uns Frühstück im Ort. Glaube ich. Klingt aber logisch.
                                                                                                                                        Über den heutigen Tag gibt es irgendwie nicht viel zu berichten. Was in Kansas die feedlots waren sind hier in Kentucky die chicken houses.





                                                                                                                                        Die riecht man schon aus der Ferne. Hier kommt also das Tyson Chicken her. Was kann man überhaupt noch essen? Grmpf.
                                                                                                                                        Die Viecher sehen hier kein einziges Mal in ihrem kurzen Leben Tageslicht.

                                                                                                                                        Einen Schlafplatz zu finden ist mal wieder gar nicht so einfach, Zeltplätze sind Mangelware und Motels erst Recht. Ein Stück nach Madrid finden wir Big Clifty, eine ehemalige Tankstelle bei der man kostenlos schlafen kann. Es soll wieder heftig gewittern nachts und uns wird empfohlen und mit den relativ vielen anderen Radlern auf der porch niederzulassen anstatt das Zelt auf den Rasen zu stellen, und nach unserer Starkregenerfahrung in Golden City ist uns das auch lieber. Mit unserem Hubba Hubba wäre das auch kein Problem, aber das Double Rainbow steht ja nicht frei. Tobi schafft es irgendwie, es in einer Hängekonstruktion aufzubauen. Besser als nix, denn der Insektenschutz ist hier schon wichtig...
                                                                                                                                        Wir bekommen sogar noch Spaghetti mit Tomatensauce und können Duschen. Der Tankstellenraum ist total zugestellt aber die Besitzer sind sehr nett.

                                                                                                                                        Tag 39 - Big Clifty, KY nach Harrodsburg, KY - 190km

                                                                                                                                        Es ist kaum richtig die Sonne aufgegangen und wir sind schon bereit zum Abmarsch. Das Licht ist toll und es ist kühl.



                                                                                                                                        An einer Tankstelle 10 Meilen später habe ich einen halben Nervenzusammenbruch. Ich habe keine Lust mehr. Es gibt nur beknackte Biscuits mit Huhn oder Käse und ich will's nicht. Ich habe auch null Lust, mit den anderen Radfahrern zu reden. Ich hole mir Kaffee und schaffe es, die Maschine zum überlaufen zu kriegen. Jetzt sind die Leute hinter mir in der Schlange auch schlecht gelaunt. Super. Erst als ich zur Kasse gehe sehe ich, das Tobi mir schon Kaffee besorgt hatte, und irgendwie brennt bei mir eine Sicherung durch und ich schnauze ihn an. Toll. Danach hocke ich mich einfach mit einem Orangensaft und meinem Kaffee draußen vor die Tankstelle und habe Tränen in den Augen. Jetzt grade ist einfach alles ätzend und ich verweigere mein Frühstück.
                                                                                                                                        Mit viel gutem Zureden und einem kurzen Ausheulen meinerseits bringt mich Tobi wieder auf den Weg der Vernunft und ich würge noch etwas Essen runter bevor wir weiter fahren. Mike war schon mal los.

                                                                                                                                        Kentucky ist landschaftlich weiterhin wunderschön. Wir wurden ja viel gewarnt vor den Hillbillies aber bisher wurden wir überall sehr sehr freundlich aufgenommen. Man sieht längst nicht so viel Armut wie ich gedacht hätte, aber noch sind wir auch im Westen des Staates. Im Osten ist das schlimmer.

                                                                                                                                        In irgendeinem größeren Ort essen wir bei McDonald's zu Mittag und Mike macht ein kleines Nickerchen... ;)



                                                                                                                                        Überall stehen Pferde, und zwar richtig schöne Pferde. Manchmal galoppieren sie am Zaun mit, manchmal rennen sie weg, manchmal kommen sie neugierig an den Zaun.



                                                                                                                                        Kentucky ist einfach schön und grün. Tabakfelder kommen jetzt immer häufiger vor. Hier einfach ein paar Eindrücke von dem heutigen Tag.









                                                                                                                                        Mike träumt schon wieder von einem Hotel. Vielleicht gibt es ja in Harrodsburg etwas für uns? In der Karte stehen gleich mehrere Motels.
                                                                                                                                        Und prompt finden wir dort auch ein angenehmes Motel mit einem sauberen und günstigen Zimmer. Tobi ist grantig, er hat Hunger.
                                                                                                                                        Wir finden einen Lieferdienst der auch Lasagne und andere Nudelgerichte liefert (Tobi hatte Pizza und Mexikanisch ausgeschlossen). Das klingt doch mal gut. Wir bestellen drei große Lasagnen und eine große Portion Manicotti, dazu einen gemischten Salat. Unter normalen Umständen hätte ich nicht mal die Lasagne fertig gegessen, aber es sind eben keine normalen Umstände. Lasagne schmeckt auf dem Bett in sauberen Klamotten sitzend doppelt so gut. Ach was sage ich da, tausend Mal so gut.



                                                                                                                                        Gute Nacht!

                                                                                                                                        Tag 40 - Harrodsburg, KY nach Booneville, KY - 155km

                                                                                                                                        Wenn man so gut zu Abend gegessen hat, schläft es sich gut. Vor Allem in einem echten Bett mit Klimaanlage und so.. hehe... nach einer Dusche schwingen wir uns wieder auf die Räder. Heute gibt es einen kurzen Zwischenstop in Berea, und danach beginnt das gefürchtete Ost-Kentucky. ;)

                                                                                                                                        Berea ist ein hübscher College-Ort. Wirklich hübsch. Dort gibt es auch das erste Mal seit laaaaaaaaaanger Zeit eine Auswahl an Restaurants und Cafés und vermutlich bekommt man da auch einen Latte Macchiato... ohhhh yeah.
                                                                                                                                        Wir finden das Main Street Café - Salate!! Irre.





                                                                                                                                        Es gibt ganz leckere Sandwiches, Salat, Suppe - alles vegetarisch - und dann noch Pie zum Nachtisch. Mit Eis natürlich. Nebenan darf ich mir noch einen Latte Macchiato gönnen bevor wir weiter müssen.
                                                                                                                                        Tobi ruft seine Oma an und ich mache mich auf die nächsten Hügel gefasst, das Höhenprofil sieht nicht grade toll aus.
                                                                                                                                        Man kommt jetzt die ganze Zeit an Kohleabbaugebieten vorbei, oft sieht man auch die Kohle-Schichten im Berg am Straßenrand. Und das erste Mal sehe ich live den Effekt des blast mining. Hier werden einfach ganze Berge gesprengt um an die Kohle zu kommen. In West Virginia ist das Problem noch heftiger, aber hier in Kentucky ist es auch ganz schön krass.



                                                                                                                                        Ich fahre mal wieder vor und finde nach kurzer Zeit inmitten vom Nichts einen kleinen Laden der Milchshakes verkauft... hmm.. Eis kann man ja nicht stehen lassen.. also holen wir uns eben ein Eis



                                                                                                                                        Das Tagesziel lautet Booneville, klingt ominös aber da soll es eine Kirche geben an der man kostenlos zelten kann.
                                                                                                                                        Wir finden auch noch eine Dairy die offen hat und stopfen uns mit Burgern voll. Eine Gruppe Jugendlicher kommt vorbei und fragt uns über unseren Fahrradtrip aus. Sie erzählen das sie jedes Jahr hier einen "mission trip" machen. Aha, Kirche. Jaja, bible belt. Am Ende fragen sie ob sie bitte für uns beten dürfen. Nun ist es ja so das niemand von uns dreien religiös ist, Mike der Mann für alle Fälle findet aber die richtigen Worte, lässt sie für uns beten ohne das es arg komisch wird und alle sind glücklich.
                                                                                                                                        Wir werden noch vor dem Verkehr gewarnt: nach Anbruch der Dunkelheit beschäftigen sich die Jugendlichen hier mit Autorennen.
                                                                                                                                        Also fahren wir sehr vorsichtig zur Kirche, die wir schon passiert hatten. Dort eine angenehme Überraschung: es gibt einen großen Unterstand mit Tischen und Licht und Steckdosen und ein kleines Häuschen mit Dusche, Wasser und einer Toilette. Und einen schönen grünen Rasen zum Zelten.
                                                                                                                                        Diese Bilder entstanden am nächsten Morgen im Nebel. Links das Sanitärhaus, rechts der Unterstand. Luxus pur: man kann alle Geräte aufladen und Sachen zum Lüften rauslegen.





                                                                                                                                        Tag 41 - Booneville, KY nach Lookout - 188km

                                                                                                                                        Aufstehen, Zelt zusammenräumen, Frühstück suchen. Hier ist alles wahnsinnig billig, also bestellen wir etwas mehr. ;)
                                                                                                                                        Danach raffen wir uns wieder auf und stellen uns den Bergen. Das Höhenprofil wird heftiger, wir nähern uns den Appalachen und das merkt man.
                                                                                                                                        Ich weiß ausnahmsweise nicht so recht, was ich über den Tag schreiben soll. Wir hatten uns Lookout als relativ ambitioniertes Tagesziel gesetzt, und Mike fährt uns heute davon. Es wird spät werden. Die Berge sind heftig. Aber wenn es dunkel wird, wird's immerhin kühler... ich muss mich an einer Tankstelle zwischendurch mit Mountain Dew dopen, da ist es schon recht spät...



                                                                                                                                        In Lookout gibt es wieder eine Kirche, in der man schlafen kann, und Mike hatte angerufen um sicher zu stellen das wir auch spät abends noch reinkommen.
                                                                                                                                        Als Tobi und ich dort endlich aufschlagen ist es so 2 Uhr nachts glaube ich. Mike pennt schon, ein anderer Radtourist dessen Namen ich vergessen habe ist noch auf und quatscht leise mit uns in der Küche. Die übliche Routine vor dem Schlafen gehen: alle Elektronik einstecken, Zelt ausbreiten sofern nass, Matten ausbreiten, Schlafsäcke drauf, Kissen aufpusten, duschen gehen sofern möglich, schlafen gehen.

                                                                                                                                        Tag 42 - Lookout, KY nach Rosedale, VA - 100km

                                                                                                                                        Um an Kaffee zu kommen müssen wir einen Kilometer oder so zurück fahren, immer etwas deprimierend, aber Kaffee ist wichtig. Die Tankstelle ist nicht der Hit, aber Kaffee ist Kaffee...
                                                                                                                                        Dort treffe ich einen Hund - offensichtlich noch ganz jung - der unter einem Haus "wohnt" und ab und ab auf die andere Straßenseite rennt um sich Kartons zum spielen zu klauen. Er guckt ganz sehnsüchtig rüber und ich rufe ihn. Er kommt sofort schwanzwedelnd angerannt und legt sich wie selbstverständlich neben mich.
                                                                                                                                        Die Hunde von Kentucky haben mich sehr berührt. Man hält Hunde hier meist an der Kette oder im Garten als Wachhunde, viele haben Wunden und sind unterernährt, viele sind aggressiv. Manche sind - Legenden zufolge - sogar darauf trainiert, Radfahrer zu jagen. Das kann ich gut glauben, die machen dabei einen guten Job. Ab und zu muss man ziemlich sprinten. Am schlimmsten sind die Hunde, die dabei nicht bellen sondern einfach stumm auf einen zujagen. Tobi wurde auch mal von drei großen Hunden gestellt, es hat eine Weile gedauert bis er weiterkonnte..
                                                                                                                                        Nun, aber dieser kleine schwarze Hund ist wahnsinnig lieb und einfach nur einsam. Es bricht mir das Herz. Wenn wir mit dem Auto hier wären, würde ich ihn mitnehmen.



                                                                                                                                        Nun sind wir wirklich in den Appalachen und die Anstiege werden immer steiler und länger. Und: es fängt an zu regnen. Erst nieselt es nur, so etwa bis zur Grenze nach Virginia, wo wir natürlich ein Bild machen.







                                                                                                                                        Mike und ich warten dort auf Tobi und wir beglückwünschen uns dazu, das wir es bis hierher geschafft haben. Endlich in Virginia - endlich der letzte Staat.

                                                                                                                                        Und dann fängt es an, stärker zu regnen. Mike hatte seine Regensachen schon heim geschickt, weil er davon ausging da es wenn's regnet immerhin warm sein wird. Naja, heute geht die Rechnung nicht so richtig auf. Und meine Regenjacke ist auch irgendwann durch. Eine Regenhose wäre hier suuuuuper! Oder trockene Füße!
                                                                                                                                        Tobi und ich retten uns in Honaker in ein Café, und bestellen Lasagne, die richtig gut ist! Nebenan ist ein großer Tisch besetzt und wir werden mal wieder ausgefragt. Total nette Leute, sie fragen ob wir einen Blog haben und folgen direkt meiner Facebook-Seite.



                                                                                                                                        Es ist schon wieder 17 Uhr und wir sind noch nicht sonderlich weit gekommen. Die Leute im Café haben uns vor Hayters Gap gewarnt: sehr steil, viel Verkehr, neblig, schlechte Sicht. Argh.
                                                                                                                                        Wo Mike wohl ist? Unser Ziel ist Damascus, aber das klingt mittlerweile echt unwahrscheinlich.
                                                                                                                                        In Rosedale, nur 10km weiter, gehen wir in einer Tankstelle ein paar Snickers besorgen und schreiben mit Mike SMS. Er ist nur wenige Meilen von uns entfernt und kann nicht weiter fahren. Ihm war so kalt geworden das er sich irgendwo im Nichts an einem Haus auf die Veranda gesetzt hat und versucht hat, sich trockene Klamotten anzuziehen. Dabei ist sein Schlafsack nass geworden und er sah sich schon dort übernachten. Wir schauen in die Karte und sehen eine Kirche mit Schlafplätzen, an der er grade erst vorbei gefahren sein muss. Das bestätigt er und wir verabreden uns dort. Da wir nicht wissen ob es dort was zu Essen gibt kaufen Tobi und ich in der Tankstelle noch Ramen, ein paar Muffins zum Frühstück, eine Diet Coke für Mike und Kakao für mich.
                                                                                                                                        Wenig später finden wir die hübsche Kirche. John (ha, sein Name fiel mir wieder ein - der Radler, den wir in Lookout auch getroffen hatten) ist auch schon dort, er hatte auch keine Lust mehr. Mike kommt kurz danach. Es gibt einen gemütlichen Raum mit Heizung (und Heizungsöffnungen aus dem Boden, forced air heating, super zum Schuhe trocknen!!), leider keine Dusche aber nass geworden sind wir heute ja genug. Ich ziehe mir was Trockenes an und dann finden wir raus, das es hier reichlich zu essen für Radler gibt: ganz viele Dosen Suppen, Mac n Cheese und so weiter. Alles kostenlos für uns. Total toll. Ich mache mir Hühnersuppe.
                                                                                                                                        Wir quatschen und machen es uns dann sehr früh gemütlich. Zwar war es ein kurzer Tag, aber wir liegen noch im Zeitplan.

                                                                                                                                        Tag 43 - Rosedale, VA nach Max Meadows, VA - 160km

                                                                                                                                        Morgens fährt Tobi vor. Seine Schaltung ist hin, er kann hinten nur noch hoch schalten aber nicht runter. Ziemlich unpraktisch am Berg. In Damascus ist der nächste Fahrradladen, also will er Vorsprung haben. Den geben Mike und ich ihm gerne, wir mögen es ja nicht so, um 5 Uhr loszufahren ;)
                                                                                                                                        Als wir dann los fahren, nehmen wir Hayters Gap ganz gemütlich und quatschend in Angriff, und sind in Nullkommanix oben. Neblig ist es sehr. Und nass, weiterhin. Naja, kann man nix machen...



                                                                                                                                        In Damascus finden wir Tobi, der bisher keinen Radladen gefunden hat der sein Problem reparieren kann... Er kann nur runterschalten indem er am Bowdenzug unten mit der Hand zieht, einer vermutet ein Problem im STI-Hebel. Hm, naja. Er kriegt es immerhin hin, das wieder ein paar Gänge zu schalten sind..
                                                                                                                                        Da der Radladen in einem Outdoor-Geschäft ist, nutzen Mike und ich die Gelegenheit um uns billige Regenklamotten zu kaufen. Sehen wir nicht schick aus?!



                                                                                                                                        Natürlich wird es danach nie wieder regnen.
                                                                                                                                        Wir krebsen die nächsten Berge hoch, immerhin wird man hier für seine Mühen immer mit einer guten Aussicht belohnt.



                                                                                                                                        In Damascus hatten wir beim Essen noch geschaut, wo wir schlafen könnten. Tobi kann mit Bonuspunkten ein Hotel buchen... in Max Meadows. Bei ziemlich genau 160km, perfekt also. Na dann los.
                                                                                                                                        Heute fahren wir mal wieder mehr oder weniger jeder für sich Alleine. In Wytheville muss ich kurz anhalten um auf's Klo zu gehen, ich sehe an der Tankstelle erst Mike und dann Tobi vorbei fahren, aber sie hören und sehen mich nicht. Naja, macht nichts, muss ich eben gleich Gas geben... Ich versuche Tobi eine SMS zu schicken, aber mein Guthaben ist alle.
                                                                                                                                        Dumm.

                                                                                                                                        Naja, danach mache ich mir Musik auf die Ohren und gebe Gas. Ich hole Mike ein, Tobi ist schneller. Zum Hotel muss man dann noch einen Berg hochfahren, aber das nehmen wir jetzt auch noch auf uns...
                                                                                                                                        Tobi hat schon eingecheckt und wir schieben etwas verschämt unsere Räder durch die ziemlich schicke Hotellobby und in den Aufzug. Ich glaube, wir stinken so sehr, das man uns einfach durchwinkt.
                                                                                                                                        Das Zimmer ist winzig aber es gab nichts Anderes. Hauptsache ein Zimmer.
                                                                                                                                        Unsere Klamotten sind mittlerweile so ekelhaft das sie niemand anfassen will. Im Hotel gibt es keine Waschmaschinen, aber hundert Meter entfernt ist ein großer Truckstop mit einem Denny's Restaurant und Waschmaschinen! Wir duschen, ziehen uns Badeklamotten an und stopfen alles Andere mit spitzen Fingern in einen Drybag.
                                                                                                                                        In Badeanzug, Daunenweste und Shorts kümmere ich mich um die Wäsche. Beim Essen müssen wir zwischendurch den Kram in den Trockner schmeißen, aber alles wird ungefähr gleichzeitig fertig.

                                                                                                                                        Triumphierend fallen wir dann mit sauberen Klamotten und satt ins Bett. Nun ist es nicht mehr weit nach Yorktown. Noch wenige Tage liegen vor uns.

                                                                                                                                        Tag 44 - Max Meadows, VA nach Buchanan, VA - 175km

                                                                                                                                        Zum Frühstück geht es in die Hotellobby, zusammen mit haufenweise anderen Leuten. Aber wir ergattern einen Tisch und machen uns mal wieder Waffeln.
                                                                                                                                        Wir setzen uns wieder ein Ziel, und zwar ein Hotel. Wir hangeln uns jetzt einfach von Hotel zu Hotel. Am Liebsten würden wir all unsere Sachen einfach schon Mal nach Yorktown schicken. Geht aber nicht.

                                                                                                                                        Tja, an dem Tag habe ich quasi kein Foto gemacht. Es war einfach ein langer Tag. Ich erinnere mich aber noch an das Restaurant, in dem wir gegessen haben: kurz nach Troutville am Lee Hwy. Ein "Family Restaurant" mitten im Nichts, das noch 15min offen hatte aber uns trotzdem noch die ganze Karte angeboten hat. Wir haben uns die Bäuche vollgeschlagen. Danach ging es noch über sanfte Hügel bis Buchanan. Das Hotel war schwer zu finden und wir mussten Mike anrufen (der schneller war als wir) um auf der stockdunklen Straße die richtige Abzweigung zu finden... an einer Tankstelle besorgen wir noch Bier und Hard Lemonade (Mike trinkt nicht so gern Bier) um den heutigen Tag zu feiern. Im Hotel wird wieder brav geduscht und dann trinken wir noch was bevor wir ins Bett fallen. Morgen ist ein großer Tag.
                                                                                                                                        Zuletzt geändert von boulderite; 10.11.2014, 15:50.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 12.05.2012
                                                                                                                                          • 1260
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          Tag 45 - Buchanan, VA nach Charlottesville, VA - 152km

                                                                                                                                          Das Ziel heißt Charlottesville und ich buche ein Zimmer.
                                                                                                                                          Nur steht uns heute etwas im Weg: der Blue Ridge Parkway. Und der Berg, auf den man dafür muss. Vesuvius. Nicht DER Vesuvius, eh klar, aber es ist halt ein 6km langer Anstieg mit im Schnitt 8.4%. Und maximal 24%. 24%!!!
                                                                                                                                          Ich habe die Jungs überholt, aber das bringt mir dann auch nix mehr. In Vesuvius selbst finde ich kein Wasser bzw. keinen Laden und schaue, was ich noch hab - etwas mehr als einen Liter. Blick in die Karte... müsste passen.
                                                                                                                                          Selten habe ich mich so geirrt.

                                                                                                                                          Nach vielleicht 5min steige ich ab und fange an zu schieben. Satz mit x. Ich komm hier nicht mehr hoch.



                                                                                                                                          Irgendwann kommt Mike keuchend hinter mir hoch. Ich bleibe stehen um ihn zu fotografieren. Der Blödmann schaltet einfach vorne in sein 22er Blatt und kurbelt langsam aber stetig hoch. Verdammt, wenn ich hier jemals wieder hoch fahren will, brauche ich auch Granny Gears!!!



                                                                                                                                          Er zieht sehr langsam an mir vorbei und ich schiebe weiter. Und trinke ab und an mal einen kleinen Schluck Wasser, mir ist längst klar das sich das nicht so richtig ausgeht... Essen hab ich auch kaum noch.. und meine Gummibärchen hat Tobi.. manno.
                                                                                                                                          Besagter Tobi kommt dann wenig später auch an mir vorbei, gibt mir ein bisschen Wasser ab und fährt dann weiter.

                                                                                                                                          Nach einem Kilometer wird es langsam ETWAS flacher und ich schwinge mich wieder in den Sattel. Immer 500m fahren, absteigen, ein paar hundert Meter schieben, wieder 500m fahren... mühsam aber irgendwann muss ich dann nicht mehr absteigen und fahre endlich auf den Blue Ridge Parkway. Ich schaffe es, Tobi einzuholen, bin aber echt am Ende. Und unterzuckert. Tobi schiebt mir die Gummibärchen rüber und ich stopfe mir eine Hand voll in den Mund. Das hat den gewünschten Effekt.

                                                                                                                                          Vorher:



                                                                                                                                          Nachher:





                                                                                                                                          Geht doch. Aber das mit den Bergen ist leider noch nicht vorbei. Dieser Berg hier ist die letzte richtige Hürde vor Yorktown, danach laufen die Appalachen aus und es geht nur noch kurz auf und ab.
                                                                                                                                          Leider hat keiner von uns gerafft, das man fast 100km keinerlei Services hat - beziehungsweise verarscht uns die Karte hier, wie wir später merken werden.

                                                                                                                                          Mike hat beim Humpback Rocks Visitor Center (leider schon zu) gewartet und dort gibt es auch endlich Wasser. Aber halt, ich hatte auch vorher schon etwas Wasser schnorren können: bei einer Baustelle, bei der man warten musste, stand ein netter Bauarbeiter (der den Verkehr regelte), mit dem wir beim Warten kurz quatschten. Er merkte schnell das wir etwas k.o. sind und ich meinte das ich den Anstieg total unterschätzt hatte und kein Wasser mehr habe. Da spendiert er mir glatt eine kleine Wasserflasche aus seiner Thermobox.

                                                                                                                                          Naja, am visitor center füllen wir uns und die Flaschen auf und nehmen dann noch zwei weitere steile, aber kurze Anstiege in Angriff. So langsam werden wir alle wirklich hungrig. Aber der Ausblick ist ganz nett...



                                                                                                                                          Eingezeichnet ist eine Tankstelle in Rockfish Gap, aber da gibt's nix.. die Tankstelle ist wohl schon seit 20 Jahren zu. Toll, danke ACA...
                                                                                                                                          Wir fahren durch Afton, wo die Cookie Lady gelebt hat. Leider lebt sie nicht mehr. Mal wieder kreuzen wir den Appalachian Trail.

                                                                                                                                          So und nun langsam haben wir wirklich Hunger. Es wird dunkel. Bis Charlottesville wird es aber nichts mehr geben, wenn man nicht von der Route abweicht. Also müssen wir wohl einen Umweg fahren.
                                                                                                                                          Den machen wir dann auch, nämlich nach Crozet, wo Restaurants eingezeichnet sind. Es ist gar nicht weit, wenige Kilometer, und nicht mehr ganz so hügelig. Dort finden wir ein richtig tolles mexikanisches Restaurant. Beim Bestellen sind die Jungs ein weeeeenig ruppig - Mike will JETZT was zu Essen und deswegen eine Vorspeise die SOFORT fertig ist. Hihi. Die Bedienung nimmt es uns aber nicht übel und sobald wir alle etwas Guacamole und Tortillachips im Magen haben wird die Stimmung wieder besser.
                                                                                                                                          Danach finden wir den Weg zurück zur Route und kloppen die letzten Kilometer nach Charlottesville. Ich habe ja schon ein Zimmer reserviert.
                                                                                                                                          Auch Charlottesville ist eine Unistadt mit einem sehr schönen Campus, der von Thomas Jefferson entworfen wurde. Wirklich schön. Die Universität ist auch UNESCO Weltkulturerbe.
                                                                                                                                          Das Hotel ist fix gefunden und da wir schon gegessen haben, fallen wir einfach in's Bett.

                                                                                                                                          Tag 46 - Charlottesville, VA nach Glendale, VA - 220km

                                                                                                                                          Heute ist der Plan: möglichst weit fahren. Einfach fahren. Am Liebsten würden wir jetzt den Rest durchkloppen aber das ist nicht drin. Und es ist ja auch schön, ab und an mal was Leckeres zu essen ;)

                                                                                                                                          Bei Palmyra sehe ich einen Supermarkt und fahre sofort hin. Ich will mir jetzt einen Snack gönnen und im Supermarkt findet man immer Joghurt und Obst und so. Die Jungs haben keine Lust auf Pause und so gehe ich halt allein, macht ja nix. Es gibt griechischen Joghurt, Wassermelone und Seltzer. Köstlich.



                                                                                                                                          Danach muss ich ein bisschen Gas geben um wieder aufzuholen. Wir fahren heute unterschiedlich schnell aber das macht nix.
                                                                                                                                          Durchziehen jetzt!
                                                                                                                                          In Ashland haben Tobi und ich mega Hunger, Gottseidank geht es Mike wohl ähnlich, wir finden sein Fahrrad an einem Restaurant namens Ironhorse. Hier sieht man es im Hintergrund, bei dem Stoppschild musste ich nur kurz tanzen



                                                                                                                                          Das Restaurant ist SUPERGEIL, liegt direkt an der Amtrak-Strecke. Fantastisches Essen. Danach finde ich endlich mal wieder ein Café wo ich mir noch einen Latte besorge. Voila, die Tasche vorne eignet sich auch als Kaffeebecherhalter... ;)



                                                                                                                                          Rolling rolling rolling... Es läuft wieder, wird kühler, uns geht es gut. In Mechanicsville könnte man theoretisch schlafen. Wollen wir aber nicht. Die nächste Möglichkeit ist dann in Glendale, da soll eine Kirche sein.
                                                                                                                                          Damit sind es heute wieder über 200km, aber das tut uns gut. Wenn es in erreichbarer Nähe nach Glendale etwas gäbe, hätten wir locker weiterfahren können, aber leider ist danach die nächste Gelegenheit über 50km von Glendale entfernt. Das wollen wir dann auch nicht.

                                                                                                                                          Die Kirche ist etwas schwierig zu finden aber als wir sie gefunden haben sind wir mal wieder wahnsinnig positiv überrascht. Zwei andere Radler sind schon da. Es gibt eine Küche mit kostenlosem Essen für uns, eine Dusche, WLAN.. und es gibt sogar Räume mit Teppich und so.
                                                                                                                                          Unser letztes Nachtlager findet im Kinderspielzimmer der Kirche statt.



                                                                                                                                          Irgendwie sind wir alle ziemlich aufgeregt, das morgen der letzte Tag ist. Nachmittags müssen wir am Zug sein. Hoffentlich klappt Alles.

                                                                                                                                          Tag 47 - Glendale, VA nach Yorktown, VA - 120km

                                                                                                                                          Uiuiui, der letzte Tag!!!
                                                                                                                                          Erst Mal haben wir Probleme, Essen zu finden. Wir sind schon um 5 Uhr losgefahren und in Charles City gibt es zwar ein Restaurant, aber das macht erst um 9 Uhr auf. Grummel. Ein paar Meilen weiter gibt es eine Tankstelle - aber kein Essen. Ich finde ein paar Cracker, das war's. Meh. Also wird es erst in Williamsburg was geben.
                                                                                                                                          Wir folgen eine ganze Weile dem Virginia Capital Trail, ein Radweg der mittlerweile fast ganz bis Williamsburg führt.
                                                                                                                                          Endlich ist Yorktown auf der Karte...





                                                                                                                                          Heute spiele ich mal wieder mit der GoPro rum und mache noch ein paar Bilder und Videos.



                                                                                                                                          Der Colonial Parkway ist übrigens total beschissen zu fahren mit schmalen Reifen. Das ist kein Asphalt sondern zusammengeklebter Schotter. Rattert wie wahnsinnig und geht richtig in die Arme. Aber jeder Kilometer der uns näher an Yorktown bringt ist jetzt willkommen.
                                                                                                                                          In Williamsburg fahren durch das 'Historic Williamsburg', ein Open Air Museum und sehr cool. Ich besorge mir schon mal den "New Yorker" für die Zugfahrt und eine bequeme Yoga-Hose, damit ich endlich mal wieder was mit Baumwolle anziehen kann.
                                                                                                                                          In Yorktown gibt es ja eine riesige Navy Base, und es ist direkt neben Norfolk, man kann sich also vorstellen an wie vielen Militärgeländen man vorbei fährt.
                                                                                                                                          Und natürlich an sehr vielen "Historical Marker" wo man über die Geschichte Amerikas lesen kann.



                                                                                                                                          Tja, und dann fahren wir die letzten Kilometer nach Yorktown und rollen zum Victory Monument. Die Emotionen in diesem Moment sind schwer zu beschreiben. Dieser Tour ist das Erste, was ich seit Jahren einfach durchgezogen und zu Ende gebracht habe. Es gibt mir so viel. Ich bin tatsächlich 7000km Fahrrad gefahren. Für manche Rennradler mag das nichts sein und 160km am Tag eher lächerlich - ich habe ja scheinbar "gebummelt" - aber ich habe wirklich Alles gegeben. Ich war vorher insgesamt vielleicht 3000km Fahrrad gefahren.
                                                                                                                                          Mit vielen Dingen im Kopf rollen wir ein, steigen ab, umarmen uns und setzen uns erst Mal.

                                                                                                                                          Dann wird es ziemlich komisch.
                                                                                                                                          Ein junger Typ kommt von seinem Auto rüber und meint "Congratulations, you did it!". Er meint das er gerne Fotos von uns macht und das er drüben am Auto Getränke und Kuchen hat. Okay...? Wie nett. Ist das vielleicht ein blue dot watcher? Überraschen würde es uns nicht.
                                                                                                                                          Also macht er Fotos von uns, und dann gibt es tatsächlich Orangensaft, Wasser und einen Kuchen, von dem wir auch essen. Er schickt die Bilder seiner Mutter, die scheinbar eigentlich da sein wollte aber keine Zeit hatte... und ob wir Christine anrufen könnten, ob wir die Nummer hätten? ...ich so: "Nein...?!?"
                                                                                                                                          Naja, jedenfalls ist das etwas verwirrend. Er will dann unbedingt noch mit uns den Wheel Dip machen, das wollten Tobi und ich sowieso machen. Mike hat darauf keine Lust und setzt sich auf eine Bank, um seine Frau anzurufen.









                                                                                                                                          Dann verabschieden wir uns von dem Kerl und so langsam wird uns klar: der muss auf andere Radler gewartet haben. Wir haben aber echt 1000 mal von dem Rennen erzählt, das muss einfach eine merkwürdige Verwechslung gewesen sein. Im Nachhinein ist uns das natürlich total peinlich, da ist sicher später am Tag eine Gruppe Radler angekommen die ihren Empfang erwartet hatten und dann war niemand da..... naja, viel deutlicher hätten wir nicht werden können. Egal.

                                                                                                                                          Noch ist unser Trip nicht vorbei. Wir müssen noch nach Newport News radeln, in einem Fahrradladen die Räder auseinander bauen und in Boxen stopfen, mit dem Taxi zum Bahnhof fahren, einchecken,...
                                                                                                                                          Der Weg nach Newport News geht entlang einer 8-spurigen Straße, ein unschönes Ende, aber wir stehen das jetzt durch. Der Fahrradladen erwartet uns bereits und hatte uns die Boxen zugesagt. Ehrlich gesagt sind die dort trotzdem etwas unfreundlich und ungeduldig.
                                                                                                                                          Tobi testet dann noch Mike's Stressgrenze. Er muss UNBEDINGT noch zu Walmart radeln um Klamotten, Essen und Wasser zu besorgen. Wir bestellen schon mal ein Taxi und nehmen dann die Räder auseinander. 10min bevor das Taxi kommen soll ist es schon da, und Tobi ist noch nicht wieder zurück. Mike bekommt fast einen Herzinfarkt
                                                                                                                                          Aber dann kommt er doch, wir reißen schnell das Rad auseinander, rein in die Box, allen Kram ins Taxi und fertig.
                                                                                                                                          Am Bahnhof dann noch ein kurzer Schock: nein, also Fahrräder können sie nicht mitnehmen im Zug. Das stellt sich als Missverständnis raus, die Räder sind ja in Boxen eingepackt. Nach viel hin und her und einer Besichtigung der Boxen geht dann doch Alles und wir können durchatmen. Nun haben wir noch 1,5h Zeit bis der Zug fährt.
                                                                                                                                          Tobi ist wirklich brilliant. Er hat bei Walmart nicht nur eine Gallone Wasser und riesige Sandwiches besorgt, sondern auch Jogginghosen, Pullis, T-Shirts, Socken, Flip Flops für Mike, Feuchttücher und kleine Handtücher zum waschen.
                                                                                                                                          Immerhin werden wir 9 Stunden mit dem Zug fahren, da soll es wenigsten bequem sein. Himmlisch.
                                                                                                                                          Ich ziehe mich auf der Toilette um, wasche mich, und komme in Yoga-Hose und einem lockeren Baumwollpulli wieder raus.

                                                                                                                                          Mike fährt nur bis Washington D.C. - und wir verbringen unsere letzten Stunden zu Dritt. Im Zug kaufen wir Pizzastücke und Bier.
                                                                                                                                          Dann muss er gehen, und wir werden ihn wirklich vermissen.
                                                                                                                                          Im Zug breiten wir uns aus und schlafen.

                                                                                                                                          Morgens um 3 Uhr kommen wir in New York an. Mit dem Taxi fahren wir zum Hotel, schleppen die Boxen hoch, und fallen tot um.

                                                                                                                                          So geht unser Trip also zu Ende.
                                                                                                                                          Am nächsten Tag schlendern wir noch gemütlich durch New York. Hier waren wir schon oft und kennen uns aus, wir besorgen uns Bagels im Lieblingsladen, gehen in Chelsea einen Kaffee in einem klitzekleinen Café trinken und abends geht es dann noch in den Madison Square Park zu Shake Shack. Bei einem Kollegen von Tobi holen wir in dessen Wohnung die Fahrradtasche ab, die wir von Astoria aus hierher geschickt hatten. Darin befinden sich auch noch saubere Klamotten, was ich schon wieder ganz vergessen hatte!
                                                                                                                                          Dann packen wir unseren Kram wieder, das kleine Hotelzimmer explodiert kurzzeitig, aber wir bekommen alles wieder gut unter.
                                                                                                                                          Am nächsten Tag frühstücken wir gemütlich und fahren dann zum Flughafen. Und fliegen nach Hause.









                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 26.06.2013
                                                                                                                                            • 169
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                            Wow! Super!! Herzlichen Glückwunsch!!! 7000 km!!!! Wahnsinn!!!!!

                                                                                                                                            Nur muss es nicht heißen: "... und fliegen VERLOBT nach Hause"?

                                                                                                                                            Danke für alle Berichtsbeiträge, habe es total genossen, virtuell bei der Nachbereitung dabei zu sein.

                                                                                                                                            LG,
                                                                                                                                            Babs

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                              • 12.05.2012
                                                                                                                                              • 1260
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                              Zitat von Babsbara Beitrag anzeigen
                                                                                                                                              Nur muss es nicht heißen: "... und fliegen VERLOBT nach Hause"?
                                                                                                                                              Jaja Nächsten Freitag heiraten wir. Wenn ich/wir es nächstes Jahr noch mal machen sollten, dann also schon als Eheleute

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                • 537


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                Ja, auch von mir Herzlichen Glückwunsch!! Tolle Tour und sehr, sehr schöner Bericht.

                                                                                                                                                Danke


                                                                                                                                                Gruß
                                                                                                                                                stoeps
                                                                                                                                                „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                                                                                                                                                ― John Muir

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  • 12506
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                  Tolle Leistung! Danke fürs Teilen, und schon mal herzlichen Glückwunsch für näxte Woche...

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    • 575
                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                    2x Herzlichen Glückwunsch! Wegen der gelungene Finish und der geplante Hochzeit

                                                                                                                                                    Grüße

                                                                                                                                                    Jan

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                      • 20.07.2009
                                                                                                                                                      • 12705
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                      Dann mal eine unvergeßliche Hochzeit!

                                                                                                                                                      Ansonsten bekomme ich mit, daß der Kalorienverbrauch enorm sein muß. Ihr habt Euch 7000 KM durchgefuttert und seid nebenbei Rad gefahren. Ich werde schon beim Mitlesen satt. Aber tolle Leistung.
                                                                                                                                                      Gruß Ditschi

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Anfänger im Forum
                                                                                                                                                        • 24.10.2014
                                                                                                                                                        • 21
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                        Auch von mir Herzlichen Glückwunsch! Und großen Dank für den interessanten kurzweiligen Bericht!

                                                                                                                                                        Viele Grüße

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                          • 12.05.2012
                                                                                                                                                          • 1260
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                          Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          Ansonsten bekomme ich mit, daß der Kalorienverbrauch enorm sein muß. Ihr habt Euch 7000 KM durchgefuttert und seid nebenbei Rad gefahren. Ich werde schon beim Mitlesen satt. Aber tolle Leistung.
                                                                                                                                                          Gruß Ditschi
                                                                                                                                                          ...und trotzdem war ich soooo oft hungrig... Wenn es ging habe ich mir alle 20-30km an 'ner Tankstelle einen Orangensaft oder Kakao reingekippt. Anfangs noch Cola und Mountain Dew, aber irgendwann hatte ich Angst um meine Knochensubstanz...
                                                                                                                                                          Mein Kerl hat dabei trotzdem gut 10kg abgenommen und ich gut 5kg. Ihm sieht man es auf den Bildern auch an, vor Allem im Gesicht.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 15.09.2014
                                                                                                                                                            • 131
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                            Glückwunsch. Super Beitrag, endlich ist er fertig :-).
                                                                                                                                                            Möchtest du noch was zu Kosten für Essen, Übernachtung oder Sonstiges sagen. Das würde mich sehr interessieren.

                                                                                                                                                            Gruß
                                                                                                                                                            Jonamu

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                              • 12.05.2012
                                                                                                                                                              • 1260
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                              Zitat von Jonamu Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Glückwunsch. Super Beitrag, endlich ist er fertig :-).
                                                                                                                                                              Möchtest du noch was zu Kosten für Essen, Übernachtung oder Sonstiges sagen. Das würde mich sehr interessieren.

                                                                                                                                                              Gruß
                                                                                                                                                              Jonamu
                                                                                                                                                              Kosten, puh.. wir haben da ehrlich gesagt irgendwann die Übersicht verloren.
                                                                                                                                                              Ich hab' jetzt mal nachgezählt: 26 Nächte haben wir auf Campingplätzen oder in Kirchen verbracht. 20 Nächte haben wir in Hotels verbracht. Davon haben wir 4 Nächte mit den Bonuspunkten meines Freundes bezahlt (er schläft unter der Woche immer in Hotels und sammelt dadurch wahnsinnig viele Punkte), bleiben 16 Nächte. Nur zwei Mal hatten wir ein Hotelzimmer alleine, den Rest der Zeit haben wir es uns mit Mike oder Mike und Jason geteilt, und dafür dann im Schnitt 20$ pro Person gezahlt. Später auch weniger, weil Mike immer in's Hotel wollte und dann 50% übernommen hat statt 30%.
                                                                                                                                                              Von den Zeltplätzen haben wir nur an 11 bezahlt - die anderen waren in der Regel kostenlos (vor Allem die city parks in Kansas und Missouri) oder das Büro war zu und wir waren nur von spät abends bis frühmorgens dort. Im Schnitt waren das 12$ pro Übernachtung.
                                                                                                                                                              --> ca. 700$ für Hotelzimmer + 130$ für Zeltplätze = 830$/ca. 640 EUR zum damaligen Wechselkurs.

                                                                                                                                                              Der größte Kostenpunkt war ganz klar: Essen. Im Schnitt haben wir 30$ pro Person und Tag für Essen ausgegeben. Manchmal weniger - in Missouri und Kentucky war alles ziemlich billig - und manchmal mehr - wenn wir uns ein richtiges Restaurant gegönnt haben.

                                                                                                                                                              --> 3300$/ca. 2500 EUR zum damaligen Wechselkurs.

                                                                                                                                                              Für Fahrradreparaturen, Post-Porto und Kleinkram (Regenklamotten, warme Handschuhe, neue Thermarest,...) gingen noch mal gut $500 drauf.

                                                                                                                                                              Die Flüge haben pro Person 1000 EUR gekostet, allerdings mit flexiblem Rückflug und für die Fahrräder haben wir nichts extra bezahlt (wieder dank meines Freundes mit Lufthansa Senator-Karte).

                                                                                                                                                              Ich würde sagen: wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt und eine Kochausrüstung dabei hat - und auch nicht 6000kcal am Tag braucht - kann man das recht günstig durchziehen, vor Allem, wenn man (fast) immer zeltet. Grade ab Missouri kann man sich ohnehin problemlos mit kostenlosen Campingplätzen und Kirchen durchschlagen, allerdings haben die kostenlosen Plätze in der Regel keinerlei Infrastruktur wie Duschen oder so. Manchmal gibt es öffentliche Toiletten nebenan. Oft muss man Restaurants und Tankstellen dafür nutzen. Dort haben wir aber auch immer und anstandslos Wasser bekommen, Tankstellen sind dafür eigentlich am Besten, weil es in den Soda Machines fast immer eine Taste für gefiltertes, kaltes Wasser gibt und außerdem gibt's dann Eiswürfel, mit denen man sich in der Hitze zumindest einbilden kann das man für eine Weile kaltes Wasser hat (am Besten eine Flasche nur mit Eiswürfeln füllen...).

                                                                                                                                                              Oder aber man macht's deutlich schneller als wir, nimmt nur einen Biwaksack mit, schläft jede zweite Nacht im Hotel und den Rest der Zeit sehr günstig oder kostenlos in Kirchen und auf Zeltplätzen. Man muss auch dann nicht irgendwo im Feld schlafen und ehrlich gesagt hatte ich selten das Gefühl, dass das gut ginge. Eigentlich nur im Westen in den Bergen, wo sehr viel Wald ist und man sich gut zurück ziehen kann. Ost-Colorado ist trocken und flach und eingezäunt, in Kansas stehen nicht genug Bäume um irgendwo in Ruhe zu schlafen (oder Schatten zu haben) - außerdem ist fast Alles woran wir vorbei kamen entweder ein Maisfeld oder ein feed lot. Ab Missouri hat man das gar nicht mehr nötig. Neben den Kirchen gibt es auch noch ein paar Feuerwehrstationen in denen man schlafen kann, z.B. in Utica.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                • 15.02.2009
                                                                                                                                                                • 115
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                Woah, war das ein schöner Bericht! Ich lese hier seit vorgestern, und ich hatte zwischendurch schon fast selbst das Gefühl, unterwegs zu sein. Und so spannend. Von dem Rennen hatte ich noch nie gehört, denn ich habe zwar einen Halbbruder in den USA, bin aber fast nie dort. Nur das amerikanische Essen wär nicht so recht was für mich gewesen ... und,ähm, die Kilometerleistung. *räusper*
                                                                                                                                                                Übrigens hab ich heute morgen beim Aufstehen Eurer gedacht (bin momentan krank, arbeite aber trotzdem und komme entsprechend schwer aus den Federn ...) - "und die sind streckenweise schon um VIER UHR aufgestanden", aber es hat nicht viel gebracht.

                                                                                                                                                                Also vielen Dank für den schönen Bericht! Und herzlichen Glückwunsch nachträglich zur Hochzeit!

                                                                                                                                                                VG
                                                                                                                                                                Palle

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  • 586
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                  Boah, das war ja zum Ende hin nochmal richtig spannend!
                                                                                                                                                                  Tolle Fotos, toller Bericht.

                                                                                                                                                                  Die Anmerkung "Ihr habt gegessen und seit nebenher Rad gefahren" fand ich irgendwie sehr passend, man gings oft ums Essen, da kriegt man richtig hunger beim Lesen

                                                                                                                                                                  Danke dir für den ausführlichen Bericht!
                                                                                                                                                                  Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                                                                                                  Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                    • 12.05.2012
                                                                                                                                                                    • 1260
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                    Tja, wir haben so viel Mist gefuttert das ich noch Monate danach wahnsinnigen Heißhunger auf Zucker bekam. Mittlerweile hab ich's wieder im Griff, aber das war echt nicht ohne..

                                                                                                                                                                    Danke für die Glückwünsche auch

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                      • 12.05.2012
                                                                                                                                                                      • 1260
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                      Ich fahre dieses verflixte Rennen übrigens direkt noch mal. Dieses Mal alleine und etwas ambitionierter. Ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich meine eigene Hochzeit

                                                                                                                                                                      Bin grade dabei, mir die Teile für ein passendes Rad zusammen zu stellen, es wird wohl ein Croix de Fer 2015 Selbstaufbau mit Tubus Fly, Frontrollern hinten montiert und sonst wenig Schickschnack. Biwak-Sack von zpacks. Zielgewicht sind wieder unter 16kg inkl. Rad, nach meiner bisherigen Packliste kriege ich das auch mit einem schwereren Rad hin. Dafür fallen ja die meisten Campingsachen weg - ich nehme nur Biwaksack, Matte und eine warme Hose zusätzlich mit.


                                                                                                                                                                      GPS ist eigentlich unnötig, die Karten reichen völlig aus. Aber die ganzen Zusatzinfos wie z.B. das Höhenprofil waren beim Garmin schon nett.
                                                                                                                                                                      Mal schauen, ich habe ja noch eine Weile Zeit zum Planen und dieses Mal ein besseres Budget. Bin gespannt was es dann dieses Mal Neues zu berichten gibt.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Freak
                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                        • 05.08.2005
                                                                                                                                                                        • 10870
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                        Was spricht gegen das BMC?
                                                                                                                                                                        .

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                          • 12.05.2012
                                                                                                                                                                          • 1260
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                          Ich will Scheibenbremsen, breitere (oder breiter bauende) Reifen, NaDy und festes Licht und einen Gepäckträger.

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            • 917
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                            Wie bist du auf den Biwaksack gekommen? Wieso kein wasserdichter?

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                                              • 12.05.2012
                                                                                                                                                                              • 1260
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                              Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                              Wie bist du auf den Biwaksack gekommen? Wieso kein wasserdichter?
                                                                                                                                                                              Hach ja, ich gehöre ja (wie die meisten hier) auch zu der Fraktion, die ewige Recherchen macht, abgeschlossen ist das Alles nie, aber das Ding von zpacks ist mein bisheriger Favorit.

                                                                                                                                                                              Ich will 50% in Hotels schlafen und 50% biwakieren. Dabei kenne ich ja die Strecke und weiss recht gut, wo es gute Schlafgelegenheiten mit Dach überm Kopf gibt, viele der Campsites hatten Shelters.
                                                                                                                                                                              Wenn das Wetter gut ist, ist das zpacks Bivy super, weil es Moskitogeschützt ist und ich das Kopfteil am Fahrrad oder an einer Bank festmachen kann um Kopffreiheit zu haben. Außerdem ist es atmungsaktiv und im warmen Wetter dann hoffentlich nicht zu warm.
                                                                                                                                                                              Wenn das Wetter richtig schlecht ist, gehe ich entweder in ein Hotel oder fahre einfach weiter, wenn's halt nix gibt.

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                • 04.03.2009
                                                                                                                                                                                • 202
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                                Bist du noch im Rennen? Dein Status läuft ja immer noch unter `active`. Deine Routenwahl sieht sehr "individuell" aus. Wurde dir der Tracker gestohlen. Oder hast du dich nach einem Malheur, dass eine Weiterfahrt unmöglich macht, dafür entschieden, den Rest des Urlaubes anderweitig zu verbringen?

                                                                                                                                                                                Es sieht so aus, als ob die Führenden die Zeit von Mike Hall locker unterbieten werden. Gibt es dafür Gründe oder sind die Topleute einfach besser vorbereitet am Start.

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                  • 12.05.2012
                                                                                                                                                                                  • 1260
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  Nein, ich bin raus. Einen Tag vor dem Rennen wurde ich krank, dann hatte es dazu noch tagelang über 40 Grad, in der Kombination habe ich dann "nur" etwas über 200km am Tag geschafft und wäre nicht rechtzeitig zu meinem Flug gekommen. Mein Knie hat's auch erwischt und hätte mich zu ein paar kürzeren Tagen gezwungen.

                                                                                                                                                                                  Wer unterbietet denn Mike Hall's Zeit?!? Jesse Carlsson kommt in ein paar Stunden ins Ziel und könnte es noch knapp unter 19 Tagen schaffen. Der Streckenrekord wurde daher nicht gebrochen.

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                    • 04.03.2009
                                                                                                                                                                                    • 202
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    AW: A Hamburger a day keeps the doctor away - der Trans-America Bicycle Trail

                                                                                                                                                                                    Zitat von boulderite Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                    Wer unterbietet denn Mike Hall's Zeit?!? Jesse Carlsson kommt in ein paar Stunden ins Ziel und könnte es noch knapp unter 19 Tagen schaffen. Der Streckenrekord wurde daher nicht gebrochen.
                                                                                                                                                                                    Jetzt sehe ich es auch. Ich hatte nur auf die `Moving Time` geschaut und die Pausenzeiten außen vor gelassen.

                                                                                                                                                                                    Kommentar