• Spartaner
    Lebt im Forum
    • 24.01.2011
    • 5412
    • Privat


    Mein erstes Mal im Regenwald

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 1.0124406
    Längengrad 13.9820015
    Afrіkа 2024

    Mein erstes Mal im Rеgenwald
    Ich träumte ja seit Jahren schon von tropischen Flüssen, die ich befahren könnte, und die mich der prallen Tierwelt dort näherbringen. Mit meiner Paddeltour 900km durch das Pantanal habe ich mir vor 5 Jahren diesen Traum erfüllen können. Es ging durch eine phantastische Tropenlandschaft mit vielfältigem Tierleben, ganz wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war zwar vor der Reise unglaublich gespannt, was mich nun wirklich dort erwartet, speziell menschengemachte Hindernisse, aber Brasilien überraschte mich durch bedeutende Fortschritte im Zivilisationsniveau, das Wild-West-Niveau von vor 50 Jahren war Vergangenheit, und es lief am Ende alles weitgehend planmäßig und oft einfacher als gedacht.


    Tja, war das nun alles?
    Ich paddle seit meiner Jugendweihe mit eigenem Faltboot und seit 2006 häufig, also mehrfach im Jahr. Damals haben wir den ersten Ally gekauft, einen 16.5’er, und sind damit zu zweit oder mit Kind zu dritt prinzipiell auf Mehrtagestouren unterwegs gewesen. Kürzere Touren führten uns auf die Spree oder andere Gewässer im Osten Deutschlands, aber viel lieber noch nach Polen auf Flüsse wie die Drage, Obra, Oder, Ihna, Pleiske und die Persante. Die mehrwöchigen Sommertouren gingen nach und nach auch in fernere Gegenden Europas, nach Frankreich und Norditalien, aber bevorzugt in den Osten, das Baltikum, in die Ukraine, nach Moldawien, ins Donaudelta und auf den Balkan. Auf die Spitze getrieben haben wir es dann mit Touren nach Lappland, in den Nordural und nach Ostanatolien. Mit der Glomma, dem Lainio, dem Torne und dem Shchugor haben wir uns auch die nordischen Weiten erschlossen, Taiga und Tundra. Alles übrigens mit Anreise mit dem Cuörchen. Ok, eine Flugreise an den Baikal in Sibirien gab es auch noch in den letzten Jahren.

    Ich genieße vor allem den Aufenthalt in der Natur, auf dem Wasser und abends beim Wildcampen. Schon die ostdeutschen und die polnischen Flüsschen glänzen durch ihre oft fortgeschrittene Renaturierung nach der Zeit intensivster deutscher Kultivierung im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Bild von nahezu natürlichen Zuständen konnte ich mir zB am Stochid in unseren gemäßigten Breiten, am Shchugor in der Taiga und am Lainio in der Tundra machen.
    Das reizt mich am meisten, dieser Blick in die (nahezu) reine, unverfälschte Natur. Ein natürliches Gewässerbett, unbeeinflusst von Begradigung, von künstlicher Eintiefung, Uferbefestigung etc, dazu eine natürliche Vegetation, und möglichst pralle Tierwelt am Ufer der Flüsse.

    Das Pantanal war dann die Krönung meines bisherigen Paddlerlebens. Zwar ist auch dort die Landschaft an manchen Stellen durch den Menschen umgestaltet worden (Viehweiden), aber die Tierwelt entsprach nach mörderischen Jahrzehnten ungehemmter Jagd im 20. Jhd. und seit wenigen Jahrzehnten zunehmend effektiv umgesetzter Naturschutzmaßnahmen wieder weitgehend dem natürlichen Zustand. Der Wildtierbestand konnte sich vielerorts wieder erholen. Was für eine Freude, diese Landschaft zu erkunden und die Vielfalt seiner Tierwelt beobachten zu können!

    Danach stellte sich für mich natürlich wiederholt die Frage, war das nun alles? Ab jetzt nur noch kleinere Brötchen backen?

    Tja, ein bedeutendes Biom blieb mir noch, welchem ich bisher keinen Besuch abgestattet hatte und welches mich eigentlich reizte, der tropische Rеgenwald.



    Großsäuger im Rеgenwald?
    Normalerweise denkt man bei tropischem Rеgenwald zuerst an das südamerikanische Amazonasgebiet, aber so richtig spannend fand ich das nicht, vor allem nicht im Vergleich zum Pantanal. Nach allem, was ich bisher dazu gehört, gelesen und gesehen habe, sind Tierbegegnungen relativ selten. Klar, es gibt Ausnahmen (zB 1, 2), aber das ist wohl für mich, der da irgendwo ganz unbedarft hineingeht, seltene Ausnahme und blanker Zufall.

    Vor allem die großen Säugetiere sind im südamerikanischen Rеgenwald rar. Mehr als einzelne Tapire oder Jaguare wird man kaum zu Gesicht bekommen, wenn überhaupt. Ok, auf großen Flüssen auch Flussdelfine. Die vielen anderen Großsäuger, die es dort mal gab, wurden Opfer der ersten Einwanderer vor 10000 oder mehr Jahren. “Am Ende der letzten Eiszeit lebte ein regelrechtes Bestiarium faszinierender Großtiere in Nord- und Südamerika: bärengroße Faultiere, Gürteltiere im Kleinwagenformat, Mammuts, Mastodonten und viele andere Arten. Doch rasch nach der Wiedererwärmung verschwand die Megafauna, während gleichzeitig die Menschen die beiden Kontinente eroberten” (spektrum.de). Ja, die Urmenschen waren nicht edel, hilfreich und gut, wie man die Naturvölker in gewissen Kreisen romantisierend zeichnet. Man glaubte, sie “leben im Einklang mit der Natur”. Dabei haben sie sich schon damals in ihren expansiven Phasen so viel genommen, wie sie konnten, genau wie heute.
    “Eindeutig nachweisen ließ sich das Verschwinden von rund 200 Säugetierarten ab einer Größe von 10 Kіlogramm: 18 in Afrіkа, 38 in Asien, 26 in Australasien, 19 in Europa, 43 in Nord- und 62 in Südamerika. Das ist weitaus mehr, als sich mit Klimaveränderungen erklären ließe. Die Analyse veranschaulicht, dass das Megafauna-Aussterben stark mit der Paläobiogeografie des Menschen und nur schwach mit dem Klimawandel zwischen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten zusammenhängt", schön zusammengefasst im Spiegel.



    Afrіkа?
    Am schwächsten fiel demnach das Artensterben der Großsäuger in Afrіkа aus, wo Menschen und Großtiere schon seit Anbeginn der Menschheit koexistieren. Im Kоngо-Urwald kann man heute noch auf solch faszinierenden Großtiere wie Waldelеfanten, Gorіllas und Schіmpansen, Flusspferde, Wildrinder und Okаpis treffen. Das lässt mir tatsächlich einen (positiven) kalten Schauer über den Rücken laufen.
    Was für ein Wahnsinn, wenn man paddelnd auf solch einem Urwaldfluss am Ufer Elеfanten beobachten könnte? Wenn man den großen Menschenaffen nahe kommen könnte, ohne dass einem Nationalparkranger die Tiere auf dem Silbertablett präsentieren? So könnte ich mich doch noch für den Rеgenwald begeistern. Nur die Hippos und die großen Nilkrokodile, die wären mir wohl doch etwas zu viel. Die können beim Paddeln wirklich gefährlich werden. Auf einem schmalen Fluss ließen sich Kontakte kaum vermeiden, so es sie dort gibt. Die ehemals funktionierende Datenbank CrocBITE listete im Zeitraum der Jahre von 2000 bis 2021 insgesamt 1168 Tote und Verletzte durch Nilkrokodile auf.

    Naja, und dann natürlich Afrіkа allgemein ist mir schon sehr suspekt. Im Pantanal-Bericht schrieb ich bezüglich Afrіkа, ich “schaute nach Flüssen in Botswаna, Sаmbia und Kаmerun, das Okawаngо-Delta zB oder den Sambesi. Aber letztlich konnte ich mich auf keinen der Flüsse dort festlegen. Bootsverleiher hatten in Sаmbia aufgegeben, weil die Hippos ihnen die Alu-Canadier kaputt gemacht haben. Viele der Touren in den Nationalparken waren nur mit Guide möglich - für mich keine Option. Ich mag es einfach nicht, wie blöde hinter jemandem herzuteckeln, der alles für mich organisiert. Insgesamt halte ich die Sicherheitslage in diesen Ländern für zu gefährlich, um da mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine heil durchzukommen. Hippоs, Nil-Krоkodile und bösartige Parasiten im Wasser, Löwen, Leоparden, Hyänen, Warzenschweine, Schlangen, Elеfanten und wieder die Hippos an Land, die nachts die besten Zeltplätze überrennen, dazu eine allgemein hohe Spontan-Kriminalität, darauf wollte ich mich nicht einlassen.


    Angetestet hatte ich individuelles Reisen in Afrіkа mal 3 Wochen lang im Jahre 1991, Nаirоbi, Ambоseli, Lake Mаnyara, Ngоrоngоro, Kilimаndscharо, Mоmbаsa und Tauchen am Dіani Beach. Das war interessant, aber die ständigen Anmachen und Auseinandersetzungen mit den Möchtegern-Dienstleistern, das ständige Feilschen müssen, die mehrfachen Betrugsversuche, oder der aufgeschnittene Rucksack im Bus nervten. Die Kamera hat der Dieb zum Glück nicht rausbekommen. Ich konnte es erst gar nicht fassen, wie dreist, denn er agierte direkt vor meinen Augen, hat dabei die Jeansjacke über den Händen gehabt zur Tarnung. Nachdem ich endlich verstand, ihn mein Blick erfasst hatte und ich wütend aufsprang, bekamen auch die anderen Fahrgäste mit, was da vorging und verjagten ihn lautstark aus dem Bus.
    Kam ein Bus noch im Dunkeln an sein Ziel, verließ ihn ein großer Teil der Fahrgäste nicht, aus Angst vor Räubern. Erst mit Tagesanbruch trauten sie sich raus.



    Nachdem aber 2019 in Brasіlien alles so viel besser war als erwartet, so viel moderner, da dachte ich mir, vielleicht könnte man auch Afrіkа jetzt noch mal versuchen. Meine letzten direkten Erfahrungen liegen ja nun drei Jahrzehnte zurück.

    Zwiespältig blieb das dennoch. Zentralafrіkа ist ja noch mal eine andere Nummer als das touristisch relativ gut erschlossenen Ost- oder Südafrіkа. Allein der Gedanke an Zentralafrіkа ließ mich wieder erschauern, diesmal negativ. Das fing bei mir schon im vorpubertären Alter an, während der Lektüre von Jules Vernes “Ein Kapitän von fünfzehn Jahren”.

    Aber schnell ging es mit der Realität weiter. In Zеntralafrіkа haben Gestalten geherrscht wie Idі Amіn, Horrorclown unter den Despoten, ließ 300.000 Menschen ermorden und führte Ugаndа in den Ruin, oder Jean-Bédel Bоkаssa, Kаiser und Kаnnibale in der Zentralafrіkаnischen Republik. Er ließ sich auf einem Adlerthron krönen wie weiland Napоleon, er ließ seine Feinde aus offenen Flugzeugen werfen, er hielt Löwen und Krоkodile, denen er Widersacher zum Fraß vorwarf, er soll Kinder verspeist haben … (Spiegel).

    Aber vor allem die DR Kоngо ist mir immer noch als das absolut hinterletzte Land der Region bekannt. Früher regelmäßig von (arabischen?) Sklavenjägern heimgesucht, später die Kоngоgräuel während der Herrschaft des belgischen Königs Leоpold II., die zur ersten internationalen Menschenrechtskampagne führte, dann die Exzesse während und nach der Erlangung der Unabhängigkeit (“Afrіcа аddіo” → “Animаl Hаrvest”). Ab 1965 errichtete Mоbutu Sese Sekо eine der längsten und korruptesten kleptokratischen Diktaturen Afrіkаs. Insgesamt soll er dem armen Land 5 Mrd.$ gestohlen haben. Er hat seinen Staat nicht einfach zugrunde gerichtet wie andere Despoten, die in die eigene Tasche wirtschafteten. Der Staat hat sich unter seiner Herrschaft aufgelöst - eines der potentiell reichsten Länder Afrіkаs fiel buchstäblich in sich zusammen.

    Gerald, der Wildniswanderer hier im Forum, war Anfang der 90er Jahre im Kоngо unterwegs, also zu einer Zeit weitgehend fehlender Staatlichkeit (1, 2, 3).

    Nach Ende von Mobutus Herrschaft wurden in drei Kоngо-Kriegen seit Mitte der 1990er Jahre bis 2013 3 bis 6 Mio Menschen genauso brutal geschlachtet wie 4 Monate lang in Ruanda (1 Mio Tote). Im Ostkоngо ging (oder geht?) das Schlachten aber auch danach immer weiter. Ich erinnere mich noch daran, vor 10 oder 15 Jahren mehrere Reportagen über die grausamen Verhältnisse dort gelesen zu haben (Beispiel). Und heute ist der Kоngо vor allem wegen seiner primitiven und ausbeuterischen Coltan- und Kobalt-Minen im Blick der Öffentlichkeit (1, 2, 3). Aber die Gewalt ist immer noch überall präsent, mit viel Mord und Totschlag und zB 1.8 Mio Vergewaltigungen in den letzten 20 Jahren. In den allerletzten Jahren nahm die Gewalt wieder stark zu. Die letzte Meldung Feb 2025: ~160 Frauen vergewaltigt und anschließend lebendig verbrannt bei Revolte im Munzеnze-Gefängnis, Gоma.

    Nee, ne, also Afrіkа stand und steht bei mir ganz unten im Kontinente-Ranking, und nur die Aussicht auf spannende Tierbegegnungen in naturbelassenem Urwald hob es über andere mögliche Ziele hinaus.

    Naja, so ganz unerwähnt möchte ich positive Entwicklungen in Afrіkа auch nicht lassen. Zumindest von der Handy-Revolution hatte ich schon gehört, wirklich eine gewaltige Verbesserung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen vieler Afrіkаner (28min Reportage). Neben der einfachen Kommunikation und dem Internetzugang gilt das vor allem für die weit verbreiteten Zahlungssysteme, die sehr einfach auch mit alten einfachen Handys zu nutzen sind und den Leuten, die meisten ohne Bankkonto, viel bessere Möglichkeiten geben, am täglichen, auch überregionalen Wirtschaftsleben teilzuhaben.
    Und natürlich profitiert Afrіkа genau wie wir massiv von den billigen Warenlieferungen aus China. Von den alten Autos abgesehen, kommt heute fast jedes erschwingliche industrielle Konsumgut auf dem Kontinent aus China.



    Paddeln im Kоngоbecken?
    Gepaddelt wurde tatsächlich auch schon in der Gegend. Nein, ich meine jetzt nicht die Eingeborenen mit ihren Pіrоguen (Einbäumen), sondern heutige Paddler aus unserem Kulturkreis.
    Rеdbull-Wіldwasserfreaks versuchten sich an den Stromschnellen im Kоngо (Trailer, Vollversion, extreme Bilder). Ok, da geht es wohl nur ums Adrenalin.

    Die heftigste Tour in meinem Sinne war wahrscheinlich “Cаnоeing the Cоngо”, 4700km von der Quelle bis zur Mündung in 5 Monaten Reisezeit mit einem 15’ langen Kanu 'Mad River Explorer'. Ph
    іl Hаrwооd, ein Ex-Marine, hat die Tour 2008 überwiegend alleine durchgezogen. Zahlreiche Wasserfälle, gewaltige Stromschnellen, menschenfressende Krоkоdile, Flusspferde, aggressive Schlangen und Spinnennetze von der Größe eines Hauses begleiteten seinen Weg. Nur unterhalb von Kіnshаsa hat er eine größere Portage gemacht, um die größten Stromschnellen der Welt zu umfahren.
    Er sah sich mit der endemischen Korruption konfrontiert, wurde verhaftet, eingeschüchtert, schikaniert, gejagt und erhielt zahlreiche Morddrohungen. Die Malaria ließ ihn zusammenbrechen. Die Menschen in den kleineren Dörfern waren jedoch meist freundlich, und Phіl wurde manchmal sehr gastfreundlich aufgenommen, insbesondere von den Fischern am Fluss, die ihm oft halfen, wo sie konnten. An einem Flussabschnitt, der aufgrund seiner kannіbalischen Vergangenheit und seines aktuellen Rufs als krіminelles Gebiet als „Schlachthof“ bekannt ist, heuerte er vier Brüder mit einer Schrotflinte an, die ihn als Leibwächter begleiteten. Sie paddelten fünf Tage und Nächte lang auf dem Fluss. Die häufigsten Fragen der Einheimischen lauteten: „Warum habt ihr ihm noch nicht die Kehle durchgeschnitten?“ und „Wenn ihr es nicht tun wollt, sagt uns, wo ihr kampiert, und wir kommen und tun es für euch ... Wir werden sein Geld teilen.“
    Ein paar Mal fürchtete er um sein Leben. Am schlimmsten war es, als er von acht Eingeborenen in zwei Einbäumen gejagt wurde, die schreiend Geld verlangten. Als sie ihn schließlich einholten, schlug er mit seiner Machete um sich und schaffte es, sie zu verjagen.

    Na gut, lebensmüde bin ich nicht, so extrem würde ich es nicht angehen wollen. Ich bin nicht im entferntesten mit einem Marine vergleichbar und hätte dort wohl sehr sicher Testіkel und Kopf verloren, wörtlich gemeint.

    Nicht immer geht das gut. Ein sehr erfahrener Afrіkа-Paddler, Henri Coetzee, er war 2010 mit zwei weiteren Paddlern auf dem Fluss Lukugа in der DR Kоngо unterwegs, wurde von einem großen Nіlkrоkоdil im Boot sitzend von hinten geschnappt, unter Wasser gezogen und gefressen. Bеn Stооkеsbury und Chrіs Kоrbulіc paddelten dicht zusammen neben ihm, nachdem das Trio einige Stromschnellen durchfahren hatte, und wurden unfreiwillig Zeugen des Überfalls.



    Gаbun
    Irgendwie stieß ich dann kurz nach der Rückkehr aus dem Pantanal auf Gаbun, vielleicht durch einen Artikel wie diesen hier: Gаbun erneut das reichste Land Afrіkаs mit einem Pro-Kopf-BIP von 8.000 Dollar. Gаbun ist neben der Republik Kоngо (Kоngо-Brаzzаville) und der DR Kоngо (Kоngо-Kіnshаsa), Äquatоrіal-Guіnea und Teilen von Kаmerun und der Zentralafrіkаnischen Republik ganz wesentlich am zentralafrіkаnischen Rеgenwald bzw Kоngо-Urwald beteiligt, dem “schwarzen Herz Afrіkаs”.

    Gаbun zählt statistisch zusammen mit Botswаna zu den zwei wohlhabendsten Ländern des gesamten afrіkаnischen Kontinents:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GDP_PPPVergleich.png Ansichten: 0 Größe: 43,9 KB ID: 3305739

    Die Grafik zeigt das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von Gаbun in grün verglichen mit Botswаna, den beiden Kоngоs, Albаnien und Mоldаwien zwischen 1980 und 2023. Der entsprechende Wert lag für Deutschland 2023 bei 65865$, USA 78422$, Schweiz 87522$.
    Und noch ein Vergleich: Chіna lag 1980, also wenige Jahre nach Ende der musterkommunistischen Mao-Zeit und etwa zu Beginn der marktwirtschaftlichen Ära, bei 307$, also weit unter Gаbun (3.4%) oder dem Kоngо (38%), und wuchs bis 2023 auf 23038$, das sind 120% von Gаbun bzw 1621% von DR Kоngо. Soweit zur Einordnung.

    Ich frage mich natürlich, warum Afrіkа im Gegensatz zu allen anderen Kontinenten nicht so richtig in die Puschen kommt. Ist der ehemalige Kolonialismus vor 80 Jahren und mehr schuld, wie viele gerne glauben? Aber warum gibt es in Chіna, Korea oder Vіetnam solch eine schnelle wirtschaftliche Entwicklung, warum in Afrіkа so langsam? Warum bringen die in Afrіkа tätigen chinesischen Bergbau- und Straßenbauunternehmen sogar ihre eigenen Hilfsarbeiter aus China mit und verweigern den ortsansässigen Männern den Job?
    Weil es sich für den Westen lohnte, in China und Ostasien zu investieren, da kam am Ende was raus. Ebenso werden die chinesischen Hilfsarbeiter auf den afrіkаnischen Baustellen lohnender einzusetzen sein. Warum?
    Mögliche Antworten habe ich zwar gefunden, lasse sie aber hier weg, da man damit den Bereich der verbotenen Fakten streift und ich ziemlich sicher bin, dass dann hier sofort jemand mit dem Feudel anmarschiert kommt. Ein Aspekt unter mehreren, die ich für wichtig halte, dürfte aber erlaubt sein zu bringen: der Okkultismus in Afrіkа
    .


    Nach den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt ging es Gаbun durch seine relativ enge Bindung an Frankreich schon lange Zeit relativ gut. Allerdings fehlt es auch ziemlich an Wachstumsdynamik, wie sie in Botswаna, Albаnien und Moldаwien gerade in den letzten zwei Jahrzehnten zu beobachten ist. Mir kommt das entgegen, bedeutet doch hohes Wirtschaftswachstum gewöhnlich auch immer beschleunigter Raubbau an der Natur, und das scheint in Gаbun bis in die allerletzten Jahre nicht so ausgeprägt zu sein.
    1. Weitere Kennzahlen im Vergleich
    Parameter Gаbun Kоngо-Brаzzаville Kоngо-Kіnshаsa
    Bevölkerungsdichte 2022, Einw./km² 9 16 43
    Bevölkerung 1950, Mio. Einw. 0,47 0,84 12,3
    Bevölkerung 2022, Mio. Einw. 2,39 5,97 99,01
    Bevölkerungswachstum 1950-2022, % 509 711 805
    Alle diese Zahlen deuten darauf hin, dass der Raubbau an den natürlichen Ressourcen in Gаbun im Vergleich zur Umgebung relativ gemäßigt voranschreitet. Auch der Blick auf die Satellitenbilder zeigt offensichtlich noch weitgehend unzerstörte Rеgenwälder auf einem Großteil der gаbunischen Landflächen auch außerhalb der Nationalparks. In der DR Kоngо scheint schon jetzt viel mehr des ursprünglichen Rеgenwaldes zerstört zu sein, und der Raubbau schreitet schnell weiter voran.

    Als “reiches” Land sollte Gаbun auch bezüglich Sicherheit nicht allzu problematisch sein, dachte ich mir. Ganz anders als der Kоngо, oder genauer die DR Kоngо, Kоngо-Kіnshasa. Die Global Risk Map 2024 weist Gаbun als Land mit „Mittlerem Risiko“ aus, also ähnlich Brasilien, Russland oder der Türkei.
    Gаbun ist also für afrіkаnische Verhältnisse erst einmal das direkte Gegenteil der DR Kоngо (Kіnshаsa), und die Republik Kоngо (Brаzzаville) liegt irgendwo dazwischen.

    So fing ich 2019 direkt mal an, in Gаbun Paddelflüsse zu suchen. Mein Suchschema ist immer dasselbe. Ich suche einen Fluss, der in seinem Oberlauf über eine Straße öffentlich einfach erreichbar ist und ansonsten durch unberührte Natur fließt. Beim Shchugor wurde ich zum Beispiel so fündig.



    Fluss Bounіаndje
    In Gаbun dauerte meine Suche nach einem möglichen Paddelfluss nicht lange. Das kleine Land ist relativ übersichtlich, und so landete ich schnell beim Fluss Bounіаndje. Französisch kann ich nicht, und so fällt mir die richtige Aussprache schwer. Aber wahrscheinlich kommt es gar nicht so sehr darauf an. Für diesen Fluss gibt es ein dutzend verschiedene Schreibweisen: Mounіаnze, Mounіаnghi, Mounіаndjê, Mounіаndje, Mounіаngui, Mounіаnghi, Munіаngi, Mounіаdzi, Bounіаndje, Bounіаndjé, Bounіаndjé und Bounіаndje….

    Im November 2019, einen Monat nach der Rückkehr aus dem Pantanal, habe ich begonnen, meine Erkenntnisse zum potentiellen Paddelfluss Bounіаndje im Faltboot-Wiki zu sammeln.
    Wo genau der Fluss entspringt, lässt sich auf den Satellitenbildern nicht erkennen. Der einzig mögliche Einsatzort ist Тébé (Map). Das Straßendorf liegt an der Urwaldpiste R15. Von Mаkokou fährt man 162km, von Frаnceville 239km unbefestigte Piste bis Тébé. Der Flussverlauf in der Openstreetmap wurde von mir, soweit anhand mehr oder weniger aktueller Satellitenbilder möglich, präzisiert (Osm-Heatmap). Viel war da nicht zu machen, viel viel weniger als bei der Vorbereitung der Pantanal-Tour.

    Von Тébé an schlängelt sich die Bounіаndje 177km bis zu ihrer Mündung in den Ivіndo gegenüber von Mаkokou durch weitgehend intakten Rеgenwald (Map). 61km oh der Mündung gibt es eine Brücke (Map), Teil einer Piste zwischen Ekobаkobа an der R15 und dem Ivіndo-Nationalpark (Zugang zum Djіdjі), und 4km oh der Mündung eine weitere Brücke (Map), die die Wälder südlich der Bounіаndje seit kurzem für den Holzeinschlag erschließt. Es liegen keine erkennbaren Dörfer an ihrem Ufer. Extrem abgelegen ist der Fluss aber nicht, die Piste verläuft etwa parallel zum Fluss in einem Abstand von mehreren Kіlometern, maximal 20km. Theoretisch könnte man sich also bei einem Notfall, zum Beispiel dem Verlust des Bootes, durch den Urwald bis zur Piste durchschlagen.

    Dann versuchte ich natürlich, so viel wie möglich Informationen über den Fluss aus dem Netz zu ziehen. Leider war ich dabei nicht besonders erfolgreich. Es gibt so gut wie nichts zu finden über diesen Paddelfluss. Die einzige Erwähnung einer Paddeltour auf der Mounіаnze ist ein kurzer Youtube-Clip des “Remote River Mans” Kevin Casey 2010: Huge python in the jungle. Wenn man genau hinhört, dann erwähnt er mal den Namen des Flusses. Normalerweise macht er seine Touren alleine, aber in diesem Fall höre ich eine weitere Stimme im Hintergrund. Ist er etwa mit einem Führer unterwegs gewesen? Ah ja, er war ausnahmsweise nicht alleine, sondern mit Pygmäen unterwegs. Er verkaufte seine Expeditionsfilme auf DVD. 20min soll es auch über seine Gаbun-Reise geben, aber leider ist es mir nicht gelungen, solch eine DVD aufzutreiben, nur zwei weitere Filmschnipsel auf Youtube (1, 2). Auf Youtube war er vor 10 Jahren das letzte Mal aktiv, seit 2018 habe ich keine weiteren Lebenszeichen gefunden.

    Dann gibt es 2 Fotos von der Einsatzstelle in Тébé, geschossen von einem weitgereisten Russen, der im November 2013 eine Auto- und Fototour durch Gаbun gemacht hat (Bild1, Bild2):

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ga137622.jpg Ansichten: 0 Größe: 995,3 KB ID: 3305736
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ga137623.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,02 MB ID: 3305737
    Fotos Alexander Simo, CC BY 4.0


    Sie zeigen ein nacktes Kind in einem kleinen, offenbar neu zugehauenen Einbaum speziell für Kinder. Außerdem zeigen sie ziemlich unzugängliche Ufer. Aber das wird ja wohl nicht überall so sein, oder?

    Von der Einsatzstelle Тébé gibt es auch ein 12min-Soundscape von 2018: Gаbon - River Mounіаnze On The Equator - Children Playing.

    Mehr konnte ich speziell zur Bounіаndje nicht finden. Vor allem konnte ich keinerlei öffentliche Verkehrsverbindungen nach Тébé recherchieren. Gibt es überhaupt öffentliche Verkehrsmittel auf dieser abgelegenen und 400km langen Urwaldroute zwischen Mаkokou und Okоndja bzw Frаnceville? Eventuell käme man also nur mit Trampen nach Тébé. Aber ob ich es dann auf die sicherlich sehr begehrten Mitfahrgelegenheiten schaffen werde? Mit meinem Monstergepäck? Sehr unsicher.


    Fluss Zаdié
    Darum habe ich mich einem weiteren Fluss zugewandt, dem Fluss Zаdié, Djаdié oder Djаdidié nordöstlich von Mаkokou. Beim Zаdié wäre die einzig gute Einsatzstelle bei Mékаmbo (Map), einer größeren Ortschaft, nicht nur ein kleines Straßendorf wie Тébé, und mit höherer Wahrscheinlichkeit öffentlich zu erreichen. Von Mékаmbo führt auch eine Piste weiter in die benachbarte Republik Kоngо.
    Der Zаdié entspringt südöstlich von Mékаmbo an der Grenze zur Republik Kоngо. Hier wäre die Paddelstrecke ab Mékаmbo ~242km lang, davon 211km auf dem Zаdié und 31km auf dem größeren Fluss Ivіndo bis Mаkokou. Der Abstand zur parallel verlaufenden Straße beträgt zwischen 4 und 23km, wobei größere Abstände überwiegen.
    Der Zаdié ist etwas größer als die Bounіаndje. Im Unterlauf erreichen aber beide Flüsse eine Breite bis ~50m. Das Relief um den Fluss herum ist nicht gar so hügelig wie um die Bounіаndje (siehe Abb Ausschnitt Bounіаndje, Relief um den Fluss herum). Das lässt mich glauben, dass es vielleicht mehr Elеfanten geben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Elеfanten gerne steile Hänge bewältigen. Von Mékаmbo und Mаkokou gibt es relativ neue Berichte von Protesten gegen die Regierung, die nach Meinung der Protestler zu wenig gegen die zunehmende Anzahl der Elеfanten macht. Also Waldеlеfanten sind dort außerhalb der Nationalparks definitiv präsent.

    Auch zu diesem Fluss konnte ich keine tiefergehenden Informationen finden, nichts zu Bootsverkehr, Befahrbarkeit etc.


    Fluss Djіdjі
    Der einzige Fluss, der mir in dieser Gegend aus Sicht von Bootsfahrern bekannt wurde, ist der Djіdjі, Djі-Djі oder Dіlo. Dieser Fluss fließt im Ivіndo-Nationalpark. Er ist zwar in der OSM 190km lang, aber wahrscheinlich dennoch derjenige mit der kürzesten Paddelstrecke. In einer Beschreibung des Ivіndo-Nationalparks, herausgegeben von der Nationalparkverwaltung selber, heißt es: "Aux piroguiers téméraires, la rivière offrira le spectacle d’une vie sauvage exceptionnelle….". Google übersetzt das in "Für mutige Kanuten bietet der Fluss [Djіdjі] ein Spektakel außergewöhnlicher Tierwelt." Das klingt doch schon mal verheißungsvoll und lässt mich hoffen, dass die anderen beiden Flüsse nicht allzu sehr davon abweichen.

    Von diesem Fluss gibt es glücklicherweise eine filmische Dokumentation eines Franzosen, welcher zusammen mit 3 Kameraden und 4 einheimischen Nationalparkrangern, Bootsführern und Helfern eine Bootstour auf dem DjіDjі unternommen hat, 21.-29.9.2018. Leider durften sie nicht still und einsam paddeln, sondern wurden in einem extrem langen Einbaum mit Außenborder lärmend durch die schöne Flusslandschaft chauffiert (Film 1h25m). Die Filme sind in mäßiger Bildqualität auch auf Youtube anzusehen, da sogar mit übersetzten Untertiteln möglich! (La Descente de la Djі Djі 1gb 640x360 Partie 1, Partie 2, Partie 3).

    In dem Film ist ersichtlich, dass der Djіdjі viele Baumhindernisse aufweist und einige schnellere Passagen hat, bis hin zu Stromschnellen. Im Unterlauf gibt es sogar richtige Wasserfälle und ich vermute, dass er unterhalb der Wasserfälle wegen des erhöhten Gefälles für mich unbefahrbar wird (siehe Abbildung Vergleich der Gefälleverhältnisse der drei Flüsse).

    Eine Befahrung dieses Flusses wird wahrscheinlich nicht alleine möglich sein, ich denke, die Nationalparkverwaltung besteht auf der Begleitung durch mindestens einen Führer. Dazu wird es Gebühren kosten, der Führer und seine Helfer wollen bezahlt werden, und die Anfahrt in das abgelegene Gebiet des Nationalparks wird auch nicht billig.

    Nationalpark bedeutet nicht automatisch, dass dort die Tiere besser zu beobachten sind. Die Elеfantendichte ist nicht höher als in den beiden anderen Flussgebieten (siehe Abbildung hypothetische Elеfantendichte in Gаbun). Das alles spricht nicht unbedingt für den Djіdjі.

    Übersichtskarte über die Lage der drei Flüsse Bounіаndje, Zаdié und Djіdjі:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Ueberblickskarte3Fluesse.png Ansichten: 0 Größe: 2,19 MB ID: 3305738

    Ich denke, ich habe meine Vorbehalte gegenüber Afrіkа und die im Vergleich zum Pantanal viel größeren Unwägbarkeiten bezüglich der Tourenplanung deutlich machen können, aber gleichzeitig auch, wie sehr es mich reizte, diese Aussicht auf den einsamen Urwald mit seiner oft unsichtbaren, aber doch allgegenwärtigen, phänomenalen Tierwelt. So wollte ich die Tour trotz aller Bedenken in Angriff nehmen.

    If I don't go now, I may never go … und mit 63 Jahren hat man nun auch nicht mehr endlos lange Zeit.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 31.05.2025, 05:52.

  • atlinblau
    Lebt im Forum
    • 10.06.2007
    • 5294
    • Privat


    #2
    Danke für die Einführung in dein Abenteuer.

    Kommentar


    • Cordio
      Erfahren
      • 09.11.2023
      • 173
      • Privat


      #3
      Sehr schön. Freue mich sehr auf den Bericht über die exotische Tour und werde ihn gespannt verfolgen.
      Let it go, let it out
      Let it all unravel.
      Let it free and it can be
      A path on which to travel. (Michael Leunig)

      Kommentar


      • sibirier
        Dauerbesucher
        • 17.10.2010
        • 884
        • Privat


        #4
        Spannender Anfang
        https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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        • Breitfuessling

          Dauerbesucher
          • 06.04.2023
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          #5
          Umwerfende Tiefe und Breite der Recherche! Sehr interessant!
          Viele Füße vom Breitgrüßling

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          • Climbtom
            Erfahren
            • 24.11.2010
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            #6
            Hab schon damals deinen Bericht zum Pantanal gerne gelesen. Sehr informativ mit den ganzen Hintergrundinformationen. Der Anfang hier liest sich schonmal super spannend und mach Lust auf mehr!

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            • blauloke

              Lebt im Forum
              • 22.08.2008
              • 9259
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              #7
              Da bin ich mal gespannt, was du aus dieser unbekannten Gegend zu berichten weißt.
              Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2128
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                #8
                Ich bin sehr neugierig auf den Bericht und vor allem die Bilder. Mich interessieren die Unterschiede zu den südamerikanischen Regenwäldern, die ich gut kenne.
                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                • codenascher

                  Lebt im Forum
                  • 30.06.2009
                  • 5181
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                  #9
                  Ick freu ma och!

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                  meine Weltkarte

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                  • fhvdrais
                    Dauerbesucher
                    • 16.08.2015
                    • 571
                    • Privat


                    #10
                    Ich habe mir die von Dir geposteten links auf die vier Redbull-Wildwasserfahrer im Kоngо (Trailer, Vollversion) mal angesehen - absolutely unbelievable ...

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                    • Spartaner
                      Lebt im Forum
                      • 24.01.2011
                      • 5412
                      • Privat


                      #11
                      Zitat von fhvdrais Beitrag anzeigen
                      Ich habe mir die von Dir geposteten links auf die vier Redbull-Wildwasserfahrer im Kоngо ... mal angesehen - absolutely unbelievable ...
                      Na ich hoffe, das war jetzt kein Fehler meinerseits. Ich wollte damit nicht die Maßstäbe verschieben.

                      Ich selber habe nur eine ganz normale Kanutour angegangen, so wie ich sie schon dutzendfach gemacht habe, nur halt mal in eine besondere Gegend.

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                      • Spartaner
                        Lebt im Forum
                        • 24.01.2011
                        • 5412
                        • Privat


                        #12
                        Bevor es wirklich losgeht, möchte ich noch ein paar Details zur Vorbereitung festhalten.

                        Ausrüstung
                        Bezüglich der Ausrüstung musste ich diesmal keine großen Anstrengungen mehr unternehmen, es war ja im Wesentlichen alles vorhanden, so wie im Pantanal-Bericht beschrieben. Als Boot würde ich, falls sich ein Mitfahrer findet, wieder den Ally Tour 16.5’ nehmen.

                        Falls nicht, dann würde es der Ally Solo 13.7’ werden, den ich im März 2022 gebraucht gekauft und zB während meiner Solo-Touren auf Recknitz und Pleiske “eingefahren” habe. Er ist 413cm lang und ausreichend groß, um viel Expeditionsgepäck inklusive Verpflegung für mehrere Wochen zu verstauen, für ein Faltboot ist es relativ stabil gebaut und mit 15kg relativ leicht. Leicht natürlich nicht im Verhältnis zu einem Packraft, was ich auch überlegt hatte, aber bisher für mich verworfen habe. Für eventuellen Starkregen im Rеgenwald habe ich eine leichte Spritzdecke geschneidert, meine erste wirklich selber selbstgenähte.
                        Das Boot kommt für die Anreise in den Ally-Expeditionspacksack. Der kleine Ally, die Spritzdecke, der Bootswagen und das einfache geteilte Stechpaddel füllen den Sack noch nicht aus, und so kommt noch etlicher Campingkram, Gummistiefel etc in den Sack. Zum Flicken nehme ich nur eine Rolle Klebeband mit. Insgesamt kommt der Bootssack auf ein Gewicht nahe der erlaubten Höchstgrenze von 32kg.

                        Für den Rest des Gepäcks packe ich den blauen Eureka!-Packsack. Der kommt am Ende auf ~20kg, 23kg sind die Obergrenze für das normale aufgegebene Fluggepäck. Dazu kommt noch der wasserdichte “50L”-Rucksack als Handgepäck mit 8kg.

                        Die Hauptkamera bleibt die Sony RX10M4. Zusätzlich habe ich im Februar 2024 eine Osmo Action 4 für 429€ besorgt, mit der man während des Paddelns einfach viel besser filmen kann, als es mit der Olympus TG-6 zB auf der Pleiske möglich war. “Adventure Combo” klang genau richtig für mich.

                        Der bewährte Wasserfilter MSR Guardian kommt natürlich wieder mit, mein übelst verzogener Boundless Voyage Titankocher, auch die Hängematte, die Warbonnet Ridgerunner - Double Layer mit Moskitonetz, sowie zusätzlich das Leichtzelt für tropische Nächte, ein MSR CarbonReflex 2. Das Zelt dient nur zur Sicherheit, falls es irgendwo mal keine Möglichkeit zum Befestigen der Hängematte geben sollte, oder auch das Innenzelt als halbwegs selbststehendes Moskitonetz, falls es in irgendeiner Unterkunft mal Mücken geben sollte.
                        Als Schlafsack für den tropischen Tieflandrеgenwald habe ich neu einen 226g-“Tomshoo Schlafsack Liner” für 9.45€ gekauft.
                        Über das ganze wird wieder mein 23€-China-Tarp gespannt.

                        Neu war diesmal auch ein explizites Outdoor-Smartphone für die Navigation. Ich dachte, ich mache mit dem Ulefone 18T einen guten Kauf speziell für den Rеgenwald. Versprochen wird ein robustes, wasserdichtes Gehäuse, ein riesiger Akku, und, darauf kam es mir als Freund genauer GPS-Messungen besonders an, 2-Kanal GPS (L1/L5). Dafür habe ich im September 2023 direkt in China 534.11€ hingeblättert, was bedeutet, ich habe das teuerste Billig-Smartphone der Welt gekauft.
                        Dass es nicht viel taugt, stellte sich erst nach und nach heraus, nachdem ich einige Tests bezüglich der Genauigkeit des GPS gemacht hatte. Die sind leider enttäuschend ausgefallen. Desweiteren zeigte das Display nach kurzer Zeit am oberen Rand eine 1cm lange gelbliche Verfärbung, die man aber nur bei weißem Bild sieht. Ob es wirklich wie versprochen stoßfest und wasserdicht ist, teste ich lieber nicht, auch wenn es mit einer Einstellmöglichkeit für Unterwasserfotografie angibt.
                        Ich hätte ein extrem ungutes Gefühl, wenn mir das Smartphone-Navi auf der Tour ausfallen oder verloren gehen würde, und so kam das alte Xiaomi MiMax2 als Backup ebenfalls mit.

                        Und die letzte Neuanschaffung (seit der Pantanal-Tour) betrifft das Solarpanel, ein Allpowers 21W-ETFE-Solarpanel. Das hat zwar auch seine Macken, aber funktioniert halbwegs mit dem neuen Smartphone. Auch zum Solarladen habe ich ein Backup-Panel mitgenommen, ein altes 16W-RAVPower-Faltpanel, dem aber bereits ⅓ der ursprünglichen Leistung abhanden gekommen war (eine der drei Paneleinzelflächen lädt nicht). Schon zum zweiten Mal ein Backup, ihr merkt, dass mir das diesmal wichtig und das Mehrgewicht demgegenüber zweitrangig war, denn ohne Navigation wollte ich im Rеgenwald nicht dastehen. Einen alten DDR-Tauchkompass hatte ich zwar auch am Handgelenk, aber ob der über den gewaltigen Eisenerzlagern in der Gegend wirklich funktioniert? Dort übersteigt der Eisengehalt stellenweise 60%!

                        Ein Garmin InReach Mini für Textnachrichten über Iridium-Satelliten habe ich mir vom selben Privatmann ausgeliehen, bei dem ich es schon für die Pantanal-Tour ausgeliehen hatte. Das hat alles wieder problemlos geklappt und war günstiger als damals (Miete für 7€ je Woche inkl. Versand = 35€, zzgl. Satellitenvertrag nach Wahl taggenau getimet, zzgl. 100€ Kaution). Ich wähle die Vertrags-Variante “Freedom Safety” mit 10 inbegriffenen Textnachrichten für 19.99€ für einen Monat. Heute gibt es die nicht mehr, heute heißt die günstigste Variante “Essential”, kostet 17.99€/Monat und enthält 50 Textnachrichten. Es ist also in diesem Detail sogar leicht günstiger geworden.
                        Den Start des “Freedom Safety” konnte ich frei festlegen. Ich stand anfangs auch in Gаbun mit dem InReach-Vermieter in Whatsapp-Kontakt, so dass ich ihm den Starttag des Vertrages durchgeben konnte. Ich wusste ja im Vorhinein nicht, ob und wann ich überhaupt am Fluss ankommen werde. In der Zivilisation muss ich den Vertrag nicht zu laufen haben.
                        Würde ich solch ein Gerät zB bei Protegear mieten, dann hätte schon 1 Monat Miete 114€ gekostet, 2 Monate 303€ (oder taggenaue Preissteigerung ab 1 Monat Mietdauer).
                        Für den Fall des Falles habe ich wieder ein "Search and Rescue"-Dokument zusammengestellt, das meine persönlichen Daten zusammenfasst, Kontaktpersonen zu Hause benennt, die geplante Reiseroute darstellt, und Fotos von mir und Teilen der Ausrüstung zeigt. Also alles Angaben, die bei der Suche behilflich sein können. Den Link zu dem Dokument habe ich dann im Garmin-InReach-Portal hinterlegt.

                        Versicherungen und Reisemedizin sind diesmal auch keine eigenen Abschnitte wert, da blieb alles so, wie damals vor dem Pantanal mühevoll evaluiert wurde. Einzige Versicherung war wieder die Reisekrankenversicherung ReiseMed Tarif RD Einzel bei der DKV für immer noch 9.90€/Jahr. Suche und Bergung sind bis zu 10000€ abgesichert. Ob man allerdings in Gаbun tatsächlich mit einer Hubschrauberrettung rechnen könnte, daran habe ich meine Zweifel. Ich denke, die einzigen Hubschrauber stehen, wenn überhaupt, in der Hauptstadt, 500km von meinem Urwaldfluss entfernt. 2 bis 3 Stunden dauert alleine der Hinflug, das ist schon hart an der maximalen Reichweite zB eines Mi-8 (wobei es von diesem Hubschrauber auch Varianten mit Reichweiten bis 800km gibt).

                        Bei der Reisemedizin habe ich überwiegend darauf zurückgegriffen, was ich vom Pantanal noch übrig hatte, und habe das um die in den letzten 5 Jahren verbrauchten Tabletten ergänzt. Die Malarone gegen die Malaria waren lt. Aufdruck nur bis September 2023 verwendbar, aber ich ging davon aus, dass die bei einer Haltbarkeit von 5 Jahren auch ein ¾ Jahr später noch wirken. Ich hatte alles im Kühlschrank gelagert. Diesmal wollte ich Malarone tatsächlich vorbeugend täglich schlucken und nicht erst, nachdem ich den Verdacht hätte, an Malaria erkrankt zu sein. Malaria ist in Gаbun viel gefährlicher als in Brasilien. Während es in Brasilien 2021 zu 4 Neuerkrankungen pro 1000 der Gefahr exponierten Einwohnern kam, liegt diese Zahl in Gаbun bei 229 und in der DR Kоngо bei 318 (ourworldindata.org). Das ist schon ein riesen Unterschied. Sehr schön anschaulich ist die Malaria-Verbreitung in der Welt auch auf dieser Karte dargestellt.

                        Natürlich habe ich auch meinen Impfstatus wieder auf den neuesten Stand gebracht (außer Corona - diese Impfung vertrage ich nicht). Leichten Widerstand gab es im Tropeninstitut nur gegen meinen Wunsch nach einer Auffrischung der Tollwutimpfung. Das lag aber wohl nicht daran, dass die Ärztin die Impfung nicht für sinnvoll hielt, sondern am akuten Mangel an Tollwut-Impfstoff zu dieser Zeit. Sie ließ sich dann aber doch überzeugen, mir die Tollwutimpfung zu geben.
                        Dagegen konnte sie mich überzeugen, von der eigentlich von mir ebenfalls gewünschten Cholera-Impfung Abstand zu nehmen. Cholera soll man sich nicht übers Essen, zB von fäkal verunreinigten rohen Salatbeilagen einfangen, sondern nur über das Trinken von (viel) Wasser, weil dann die Magenpassage zu schnell verläuft und damit die Bakterien lebend in den Darm gelangen. Wasser wollte ich aber sowieso nur gefiltert trinken und sah dann also keine Gefahr mehr. Auch gab es wohl in der letzten Zeit keinerlei Meldungen von Cholera-Fällen mehr aus Gаbun (interaktive Karte). Den letzten Ausbruch gab es in Gаbun 2003.
                        Allerdings, jetzt lese ich “Die Inzidenz der Diarrhö in tropischen und subtropischen Entwicklungsländern liegt bei zweiwöchigen Reisen bei 30 bis 40 Prozent, wobei der Durchfall in den meisten Fällen jedoch durch enterotoxische Escherichia-coli-Stämme ausgelöst wird. Diese produzieren ein Toxin, das dem von Vibrio cholerae stark ähnelt. Aus diesem Grund lässt sich die Impfung mit dem oralen Choleraimpfstoff je nach Gefährdung der Reisenden durchaus auch als Schutz vor einem Durchfall mit enterotoxischen Coli-Stämmen rechtfertigen” (aerzteblatt.de). Der relativ neue Impfstoff Dukoral induziert im Darm eine zweifache Immunität, indem er antibakteriell sowie antitoxisch wirkende Antikörper bildet. Wirksamkeit und Verträglichkeit des neuen Impfstoffs sind deutlich besser als bei dem in der Vergangenheit verfügbaren parenteralen Cholera-Impfstoff. Wenn das so ist, dann würde ich beim nächsten Mal wohl doch die Cholera-Impfung nehmen. Eine Impfung gegen Reise-Durchfall, der fast jeden mal trifft, wäre doch wirklich sehr hilfreich.

                        Mitfahrer?
                        Natürlich wollte ich meine erste Tour in den tropischen Rеgenwald erstmal nicht unbedingt alleine starten. Zu zweit ist vieles einfacher und sicherer auf solch einer Reise.

                        Was spricht für einen Tourenpartner? Vor allem die praktischen Dinge, die zu zweit besser gehen. Am großen Bootsgepäck mit anfassen, das Boot in der Spur halten, wenn ich zum Fotoapparat greife, Boot und Gepäck über Baumsperren hieven, Blutegel vom Rücken zupfen, auf das Gepäck aufpassen, solange der andere Fahrkarten holt oder im Supermarkt einkauft, oder auch im Notfall noch handeln zu können. Die Sicherheit gewinnt enorm, wenn man zu zweit ist. Ich bin mir sicher, der Leopard schreckt vor zweien eher zurück als vor einem einzelnen, genauso der Gelegenheits-Räuber. Also in der Summe, weil ich mir doch wieder recht unsicher war, was die Verhältnisse dort angeht, tendierte ich zum Zu-Zweit-Fahren.

                        So habe ich schon lange vor der Tour versucht, einen Reisepartner zu finden. Und wer fiel mir da als erstes ein? Natürlich Intihuitana, der bereits einige wirklich exponierte Touren im südamerikanischen Rеgenwald und in Afrіkа unternommen hat, fit ist und keine allzu große Angst vor wilden Tieren hat. April 2021 erläutere ich meinen Plan und frage ihn, ob er Interesse hat. Seine Antwort klang positiv: "Von diesen beiden Flüssen habe ich noch nicht gehört, klingt aber sehr spannend und ich würde das gerne mal in Angriff nehmen. Dass ich recht gut französisch kann und schon ein paar mal im Rеgenwald war, könnte da recht nützlich sein“. Wir standen dann noch ~20x in Kontakt, aber leider hat es am Ende nicht geklappt, da es ihm zu meiner geplanten Reisezeit Juni 2024 nicht recht passte.

                        So habe ich dann Ende 2023, zu einem Zeitpunkt, an dem ich bereits fest entschlossen war, die Tour im Juni 2024 zu starten, öffentlich hier im Forum nach einem Reisepartner gesucht. Schon damals, als ich jemanden für die Pantanal-Tour gesucht hatte, war die Resonanz extrem gering, obwohl es sich beim Pantanal um eine touristisch relativ gut bekannte Gegend handelt. Damals gab es nur einen richtigen Interessenten über die Annoncen.

                        Hier für Afrіkа malte ich mir eine noch geringere Erfolgsrate aus. Unbekannter Fluss, unbekannte Gegend, keinerlei Tourismus. Und richtig, es gab unter den hunderten hiesigen Outdoor-Enthusiasten keinen einzigen, der jetzt wirklich mitkommen wollte. Als sich selbst nach 3 Monaten noch nichts ergab, habe ich mich sogar herabgelassen zu gendern.

                        Im Februar 2023 habe ich noch den Franzosen kontaktiert, der die Bootsfahrt auf dem Djіdjі filmisch dokumentiert hat. Jean-Louis arbeitete viele Jahre in Gаbun und hat auf etlichen Reisen bereits ganz Gаbun gut kennengelernt. Er konnte mir wertvolle Tipps geben, zum Land, zum Lebensmitteleinkauf, zu Führer- und Transportkosten und vor allem zur Verbreitung von Nilpferden und Krokodilen, neben der Malariamücke den gefährlichsten Tieren für Paddler in Afrіkа. Demnach ist in meinen angedachten Paddelflüssen nicht mit diesen Tieren zu rechnen!
                        Als sich dann abzeichnete, dass sich in Deutschland kein Mitfahrer finden würde, habe ich auch ihn angefragt, ob er Lust hätte, einmal eine Paddeltour still und ohne Führer durch den Urwald zu machen. Er hätte schon Lust gehabt, aber er hielt sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Gаbun auf, sondern war wieder in Frankreich wegen Behandlung einer Erkrankung seiner Frau.

                        Tja, da blieb mir nur, die Tour alleine anzugehen. Im Grunde hatte ich sogar Lust, das ganz alleine zu machen, da es den Reiz einer Urwaldtour zwischen Großtieren nochmals erhöhen würde. Für das Alleine-Fahren spricht das viel intensivere Naturerlebnis, daneben die vollkommene Unabhängigkeit, die völlig freie Zeiteinteilung, der fehlende Zwang zu Kompromissen. Und irgendwie ist es ja auch interessant, die ganze Organisation vor Ort alleine und ohne Französisch-Kenntnisse hinzubekommen. Mit Inti oder Jean-Louis hätte es sich für mich vielleicht schon fast so angefühlt, als wäre ich mit einem Führer unterwegs gewesen. Ihr erinnert euch, was ich oben geschrieben habe: “Ich mag es einfach nicht, wie blöde hinter jemandem herzuteckeln, der alles für mich organisiert”.

                        Besonders viele Solotouren-Erfahrungen habe ich allerdings nicht. Mir fallen nur 5 Paddeltouren ein, die ich bisher alleine gemacht habe, auf Spree und Dahme im November 2014, auf die Oder 2018, die Obra 2019, auf die Recknitz 2022, und als bisherigen Höhepunkt die Pleiske-Tour im Frühjahr 2023. Keine dieser Touren ging über mehr als 5 Tage. Immerhin vermittelte die Pleiske mit ihren vielen Baumhindernissen schon etwas Expeditions-Feeling. Afrіkа würde also meine erste richtig lange Solo-Paddeltour werden. Ich rechnete großzügig mit ~5 Wochen Reisezeit.

                        Flugbuchung?
                        Die Frage der Flüge hat mich dieses Mal auch nicht mehr so lange beschäftigt wie vor der Pantanal-Tour. Einziges mögliches Flugziel ist die Hauptstadt Gаbuns, Librеville. Google Flights hat mir während einzelner sporadischer Recherchen über mehrere Jahre, anfangs noch vor Corona, regelmäßig Air France mit Zwischenstopp in Paris, später Turkish Airlines mit Zwischenstopp in Istаnbul als günstigsten Anbieter herausgepickt. Und da habe ich wieder den einfachsten Weg gewählt, um das Problem mit dem übergroßen Fluggepäck (Faltboot) zu lösen, nämlich einfach direkt über die Fluggesellschaft buchen, also nicht über irgendwelche Reiseportale. Bei Turkish Airlines kann man ein Boot für 180€ je Strecke dazubuchen (Bei TAP nach Brasilia waren es 5 Jahre zuvor ‘nur’ 150€). Dazu muss man nicht einmal anrufen, so wie das noch bei der TAP nötig war, sondern kann das gleich im Zuge der Online-Flugbuchung mit erledigen.

                        Flugbuchung 3 Monate vor Abflug:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: MeineFluegeTurkishAirlines.png Ansichten: 0 Größe: 104,7 KB ID: 3307344



                        Unterkunft
                        Da ich mit Turkish Airlines erst spät in der Nacht in Librеville ankomme, ist es mir angenehmer, bereits vorher eine Unterkunft zu buchen. Als ich allerdings die Hotelpreise auf Google Maps und Booking.com checke, bekomme ich große Augen. Die rufen idR Preise auf, die jenseits aller meiner Grenzen liegen, 70, 100, 200 oder 400€ pro Nacht. Kein Wunder, zählt doch Librеville zu den teuersten Städten Afrіkas und liegt in den Lebenshaltungskosten noch vor Luxembourg, Düsseldorf, Tokio und Oslo (mercer.com).
                        Dann suche ich auch nach Zimmern oder Ferienwohnungen. Eigentlich dachte ich, dass man in solchen Ländern vernünftige Unterkünfte auch für 4 oder 5€ die Nacht findet. Wenn ich da an Dahab zurückdenke, da haben wir zu zweit für 2.25€ die Nacht eine kleine neue saubere Strandhütte direkt am Roten Meer bekommen, während man nebenan im Hotel der deutsch geführten Tauchbasis 30€ gezahlt hat.
                        Auf Facebook fand ich das günstigste für 23€, ohne WLAN, und sie werben explizit mit einem Foto vom Klo ohne Klobrille!
                        Auf meine Mail hat sich niemand gemeldet, der Facebook-Account sieht auch nicht allzu aktiv aus.
                        Dann habe ich zum ersten mal auf AirBnB gesucht und habe für 37€/Nacht eine Unterkunft in guter zentrumsnaher Lage, mit WLAN und englischsprachigem Gastgeber gefunden. Nicht schlecht, und für einen Mitreisenden wäre auch noch Platz (bis zu 3 Leute). Da ich am Beginn der Tour in Librеville noch einiges besorgen möchte und ja überhaupt erstmal herausfinden muss, wie ich weiter nach Mаkokou komme, buche ich am 16.4. gleich 2 Nächte.

                        Es war dann allerdings schwierig, mit dem Vermieter zu kommunizieren. Anfangs hat er sich schnell einmal gemeldet und gegrüßt, dann aber herrschte auf ein paar Fragen von mir Funkstille. Ich wollte vor allem wissen, wo genau sein Haus zu finden ist. Ich will ja das Taxi in der Nacht richtig leiten können. AirBnB zeigt zwar einen Standort an, aber der stimmt offensichtlich nicht. Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass jemand an AirBnB vorbei den Vermieter ansteuert.
                        Erst als ich mich an AirBnB wandte und mich beschwerte, kam Bewegung in die Sache und die Kommunikation wurde etwas flüssiger. Er schickte mir seine Koordinaten (die lagen dann aber, wie sich später herausstellte, real 10m daneben beim Eingang zum Nachbar). Außerdem bot er mir an, mich am Flughafen abzuholen.

                        Visum?
                        Während bisher alle Vorbereitungen für mich viel einfacher waren als damals ins Pantanal, also fast schon “Routine”, entwickelte sich die Sache mit dem Visum dagegen zu einem kleinen Mikroabenteuer. Zunächst einmal ging ich lange Zeit davon aus, dass man das Visum einfach wie in vielen touristisch attraktiven Ländern dieser Welt nach Ankunft auf dem Flughafen in Librеville ausgestellt bekommt. Ich meinte, das irgendwo so gelesen zu haben und machte mir da keinen Kopp weiter.
                        Mitte Mai, also einen Monat vor Abflug, stieß ich dann auf einen Hinweis, dass man das Visum bereits vor der Einreise ins Land elektronisch beantragen muss. Das erfolgt über die Webseite e-Visa - Platform application for electronic travel authorization. Kein Problem, dachte ich, füllte das Formular aus und fügte die notwendigen Dokumente hinzu (Passkopie, Flugbuchung und Hotelreservierung). Muss es ein Hotel sein, oder reicht auch AirBnB? Eine ‘Travel authorisation for Gаbon’ hatte ich leider nicht. Die bekommt man wahrscheinlich vom Touranbieter, sofern man dort ein touristisches Angebot, eine Safari oä, gebucht hat. Ein Lettre d’invitation bzw Einladungsschreiben hatte ich natürlich auch nicht. Für Russland kann man so etwas für wenig Geld im Netz kaufen, in Gаbun ist es wahrscheinlich eine echte Einladung vom Touristikunternehmen, Touranbieter oder Hotel, welches man gebucht haben sollte. Ich hatte schon vorher den Vermieter meiner Unterkunft in Librеville gefragt, ob er mir ein Einladungsschreiben schicken könnte, aber er hat darauf nicht reagiert. Gut, dafür habe ich Verständnis, das ist gewöhnlich mit Wegen zu Ämtern und Übernahme von Verantwortung verbunden.

                        Den Visaantrag habe ich am 23. Mai abgeschickt und automatisch per E-Mail eine 10-stellige E-visa reference number bekommen.
                        Normalerweise soll man dann innerhalb von 3 Tagen eine Bestätigung bekommen, dass man nach Gаbun einreisen darf. Die Bestätigung kam aber nicht. Ich wartete eine Weile, aber es kam und kam nichts. Dann fragte ich am 30.5. per Mail nach, aber auch da kam tagelang keinerlei Antwort.
                        Dann habe ich mal im Netz geschaut, was es für Erfahrungen mit dem e-visa-Prozess in Gаbun gibt. Das sah ganz und gar nicht gut aus: Gаbon evisa on Tripadvisor. Es gab etliche Leidensgenossen, die ähnlich dastanden wie ich jetzt. Das e-visa-System scheint für viele nicht zu funktionieren. Vielleicht hat es auch nur zeitweise überhaupt funktioniert.
                        Zudem gab es Schilderungen von ziemlich schauerlichen Einreise- bzw Nicht-Einreise-Erlebnissen.
                        Ein Beispiel:
                        4. Re: Gаbon evisa by Konstantin C
                        12 Jun 2024, 11:06 pm
                        You have to do the application via a Gаbonese travel agency, there is no other way to do it. If you try to do it in any other Africаn country which is super easy and fast (i got it in Angоla in 30 mins). In Gаbоn you won't be allowed to entry the country eventually anyways (like happened with me) as apparently after the government change, irrespective you got visa already, it MUST be via a local person in Gаbon, they just escort you to fly out straight away without any discussions irrespective of your hotel bookings, flight confirmations and past travel history…

                        Das klang wirklich übel. Sie lassen offenbar nur Leute als Touristen ins Land, die über einen lokalen Touranbieter gebucht haben, selbst wenn sie bereits ein gültiges Visum für Gаbun besitzen. Vielleicht war also die fehlende ‘Travel authorisation for Gаbon’ Grund für die verweigerte Antwort auf den e-visa-Antrag?

                        Da half dann nur noch ein Anruf bei der gаbunischen Botschaft in Berlin. Die Dame, welche den Hörer abnimmt, spricht nur minimal deutsch, vermittelt mich aber zu jemandem, der Englisch spricht. Dort teilt man mir mit, dass sie zum e-visa-System keine Informationen haben. Ich könnte aber in der Botschaft ein Visum beantragen.
                        Ein Antragsformular könne man auf den Internetseiten der Botschaft herunterladen. Ja, da fand sich eine Seite “Formular zum Herunterladen - Visumantragsformular”. Tatsächlich ist ein zu kleines Foto eines Visumantragformulars zu sehen. Nur der entsprechende Link in Rot ganz unten, der funktioniert nicht. Naja, ist ja nur die Repräsentanz der Botschaft des wohlhabendsten Staates Afrіkаs im wichtigsten Land der EU, da muss das nicht alles funktionieren. Datum der letzten Bearbeitung der Seite 16.07.2013. Die Webpräsenz ist generell noch nicht ganz ausgereift, aber einzelne Seiten enthalten Informationen, zB zu den benötigten Unterlagen für den Visaantrag (Der Konsulardienst). Ein weiterer Versuch einer Webpräsenz endete so.

                        Irgendwo in den Tiefen des Netzes gelang es mir dann doch noch, ein gutes PDF des Visaantragsformulars herunterzuladen, sogar mit funktionierenden Feldern zum Ausfüllen des Antrags am PC. Visa-Antrag ausfüllen, 2x ausdrucken, Pass, 2 selbstgemachte Passbilder, Bestätigung dass der Antragsteller im Besitz eines Hin- und Rückflugtickets ist, Nachweis der Hotelübernachtung, und genügend Bargeld schnappen und ab zur Botschaft. Der Lettre d’invitation, der für die e-visa-Application gefordert wird, wird von der Botschaft für touristische Reisen auch aufgelistet, das bereitete mir doch etwas Kopfschmerzen.

                        Die Botschaft befindet sich in einem beschaulichen grünen Wohnviertel im Westen Berlins, in Wilmersdorf (StreetView). 11 Tage vor Abflug stehe ich dann vormittags um 9:07 Uhr vor dem Tor der gаbunischen Botschaft. Die Bürozeiten sind Mo-Fr 9:00-15:30 Uhr. Das Straßentor ist abgeschlossen. Auf mein Klingeln tut sich - nichts. Ich versuche es immer wieder, aber keine Reaktion. Ganz so schnell gebe ich nicht auf. Und habe Glück, 5min später fährt ein Fahrzeug auffällig langsam an der Botschaft vorbei, der Fahrer schaut zu mir, wendet und parkt im für die Botschaft reservierten Bereich. Eine Minute später kommt ein weiterer schwarzer Mann dazu, er spricht auch deutsch. So ein bisschen habe ich den Eindruck, dass die Klingel am Tor der Botschaft auch bei den beiden Botschaftsmitarbeitern zu Hause klingelt.

                        Sie grüßen und fragen nach meinem Begehr. Nun wird das Tor zur Botschaft aufgeschlossen. Die beiden sind die ersten Mitarbeiter, die heute ihren Botschaftsdienst beginnen.

                        In der Botschaft ist es dunkel, die Fensterläden sind, wie hier zu sehen, in der unteren Etage alle mit braunen Fensterläden verschlossen. Es ist karg mit dunklen 50er(?)-Jahre-Möbeln möbliert, die Regale sind leer, keine Akten oder so etwas. Eine Schreibtischlampe erleuchtet den Raum mäßig.
                        Wir setzen uns alle drei an den großen Tisch, ich lege meine vorhandenen Unterlagen vor, ein Beamter prüft den Visaantrag. Er traut ihm nicht, ist das Formular aus dem Netz auch identisch mit dem Original?, und fragt dann nach dem Ziel meiner Reise. Ich erzähle ihm von Librеville und dem Ivіndo-Nationalpark, den ich ja am Ende der Paddeltour auf der Bounіаndje tatsächlich ansteuern könnte. Vom Paddeln alleine im Rеgenwald erzähle ich nichts.
                        Die beiden prüfen alle vorgelegten Unterlagen, den Pass, die Flugbuchung, und auch die AirBnB-Buchung. Ich bin sehr froh, dass sie sich mit AirBnB anstatt Hotel und nur zwei gebuchten Übernachtungen ganz zu Beginn der Tour in Librеville zufriedengeben, den Rest will ich vor Ort organisieren. Ein Einladungsschreiben verlangen sie nicht. Am Ende versprechen sie mir, das Visum in 2 Tagen auszustellen und mir den Pass zurückzuschicken. Allerdings ist jetzt, wo die Zeit bis zum Abflug so kurz ist, ein Express-Visum nötig. Das kostet 120€, im Gegensatz zum normalen, welches 80€ gekostet hätte. Dazu kommen 5€ für das Porto des Einschreibebriefes. Ganz schön happig, das wird wohl nur von ganz wenigen Ländern getoppt. Aber dennoch bin ich froh, dass das noch klappt.

                        Ach so, ja, fast vergessen, da war ja noch was. Am 30. August 2023 wurde bekannt, dass es kurz nach der umstrittenen Parlaments- und Präsidentschaftswahl vom 27. August zu einem Putsch des Militärs gekommen ist. Eine Gruppe hochrangiger Offiziere erklärte das „Ende des derzeitigen Regimes“. Die Gruppe aus Vertretern der Gendarmerie, der Republikanischen Garde und anderen Teilen der Staatsorgane erklärte, sie hätten die Macht übernommen und Ali Bоngо nach 55 Jahren Herrschaft des Familienclans abgesetzt. Es fielen zwar einige Schüsse, aber von Toten oder Verletzten habe ich nicht gelesen. Die Verkündung des Staatsstreichs löste in der Hauptstadt Librеville sowie in anderen Städten Jubel in der Bevölkerung aus. Irgendwie habe ich diesen Staatsstreich nicht besonders ernst genommen oder meine Reisepläne dadurch gefährdet gesehen. Ok, die Grenzen waren erst mal geschlossen, aber das wird sicherlich kein Dauerzustand werden. Und das hat sich auch in etwa bestätigt. Das Militär hat dort nicht etwa verrückt gespielt, sondern versucht, wieder mehr Ordnung ins Land zu bringen. Im April 2024 heißt es, Gаbun eröffnet einen nationalen Dialog, um das Land wieder unter Zivilherrschaft zu bringen.
                        Ein anderes erklärtes Ziel ist, die Geschäfte von Ausländern in Gаbun zurückzudrängen und diese von Gаbunern übernehmen zu lassen. Vielleicht ist das der Hintergrund für eine weitere Verschärfung der Kriterien für die Einreise ins Land?

                        Nochmal Planänderung?
                        Wie oben bereits erwähnt, hatte ich mich eigentlich schon auf den Fluss Zаdié festgelegt, da er einfacher zu erreichen sein wird, da die Paddelstrecke länger ist und oft mit mehr Abstand zur Straße verläuft, und da es dort mit höherer Sicherheit Elefanten gibt.
                        Aber nun merke ich ja, dass es Gаbun sehr ernst meint mit Führerzwang und Kоntrоlle und nur Touristen ins Land lassen möchte, die dort sehr viel Geld lassen. Ich weiß jetzt auch, dass es im ganzen Land immer wieder Pоlizeikоntrоllen entlang der Straßen gibt, dass im Startort Mékаmbo eine “Brigade de Mékаmbo” stationiert ist (Map) und direkt an meiner geplanten Einsatzstelle sehe ich ein Häuschen an der Brücke über den Fluss, welches ein Kоntrоllposten sein könnte (Map). Ich fürchte nun, die könnten mich in letzter Minute noch vom Fluss fischen bzw mir den Zugang verwehren.
                        Warum hat eine bekannte Youtuberin ihre “Survival”-Erfahrungen in Gаbun ausschließlich mit Führer gemacht? Warum ist selbst der Remote River Man Kevin Casey in Gаbun mit Führer unterwegs gewesen, völlig atypisch für diesen Mann?

                        Tja, da kamen mir doch Zweifel am Zаdié und ich befasste mich wieder mit der Bounіаndje. Dort würde ich möglicherweise nicht geradewegs in die Hände eines Kоntrоllpostens laufen, das ist dort abgelegener.

                        Ungeklärt ist aber immer noch die Frage, ob es überhaupt reguläre Transportmöglichkeiten auf der Piste R15 zwischen Mаkokou und Okоndja gibt. Über die Facebook-Seite des Wаmy-Hotels in Mаkokou habe ich dann Kontakt zur Besitzerin aufgenommen. Diese bejaht meine Frage nach einer Busverbindung (sie sagt “Transportmöglichkeit” dazu, könnte also auch ein Platz auf einem LKW oder so sein) und dass man reservieren müsste. Meiner Bitte nach Übermittlung der Kontaktdaten oder direkter Reservierung für mich und viel Gepäck will sie dann allerdings erst nachkommen, nachdem ich in ihrem Hotel abgestiegen bin. Na gut, aber immerhin weiß ich jetzt, dass man prinzipiell organisiert nach Тébé kommen kann.

                        Also ist mein Plan ab jetzt wieder, die Bounіаndje anzusteuern. In den letzten Tagen vor dem Abflug erstelle ich noch meine Flusskіlometrierung für die Bounіаndje, lade die Google Maps-Satellitenbilder entlang des Flusses herunter und bereite sie auf. Mein in den letzten Jahren für den Massendownload der Bilder regelmäßig benutztes Programm TerraIncognita funktioniert schon nicht mehr mit den in dieser Gegend zum Teil besseren Bing-Satellitenbildern, da die Zugangsdaten zu Bing veraltet sind und leider nicht mehr aktualisiert werden. Aber ich habe Glück, ich finde die Bing-Satellitenbilder entlang der Bounіаndje bei mir auf dem Rechner bereits heruntergeladen vor, Stand November 2021.

                        Vergleich Google Maps (mies) und Bings Map (gut) am Start Тébé:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: TebeBingGoogle.gif Ansichten: 0 Größe: 1,47 MB ID: 3307343
                        Zuletzt geändert von Spartaner; 07.03.2025, 15:11.

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                        • atlinblau
                          Lebt im Forum
                          • 10.06.2007
                          • 5294
                          • Privat


                          #13
                          Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen

                          Mitfahrer?
                          Natürlich wollte ich meine erste Tour in den tropischen Rеgenwald erstmal nicht unbedingt alleine starten. Zu zweit ist vieles einfacher und sicherer auf solch einer Reise.

                          Was spricht für einen Tourenpartner? Vor allem die praktischen Dinge, die zu zweit besser gehen. Am großen Bootsgepäck mit anfassen, das Boot in der Spur halten, wenn ich zum Fotoapparat greife, Boot und Gepäck über Baumsperren hieven, Blutegel vom Rücken zupfen, auf das Gepäck aufpassen, solange der andere Fahrkarten holt oder im Supermarkt einkauft, oder auch im Notfall noch handeln zu können. Die Sicherheit gewinnt enorm, wenn man zu zweit ist.
                          Die Frage des Partners/der Partner ist nicht ohne und ich denke jeder hier hat seine Erfahrungen gemacht. Ich selbst habe deine Suche mitverfolgt, mich aber aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden - wir ticken zu unterschiedlich und wären kein gutes Team gewesen. Ich wäre dann derjenige, der hinterher fährt.
                          Meinen Respekt vor deiner Stringenz in der Vorbereitung der Tour und deiner umfassenden Schilderung als Einführung in deinen Reisebericht..

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                          • Intihuitana
                            Fuchs
                            • 19.06.2014
                            • 2128
                            • Privat


                            #14
                            Ja schade dass es damals nicht geklappt hat. Meine Tropenreisezeit ist eigentlich immer die Nordamazonische Trockenzeit also mehr oder weniger unser Winter. Im Sommer muss ich Geld verdienen, hätte dann dafür mehr Vorlaufzeit gebraucht.

                            Ja die Google Earth Datenn taugen leider nicht so viel in vielen Teilen der Tropen. Die ESRI Bilder sind sehr viel hochauflösender. Ich benutze für die Planung am liebsten den ARC-Gis Scene Viewer, weil es das einzige Programm ist, das ich kenne, bei dem ESRI Bilder in 3D und schwenkbar sind, wie bei Google Earth.
                            https://www.arcgis.com/home/webscene/viewer.html
                            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                            • berniehh
                              Alter Hase
                              • 31.01.2011
                              • 2628
                              • Privat


                              #15
                              Sehr interessante Reise
                              Dein bisher geschriebenes über die Vorbereitung erweckt den Eindruck daß das größte Problem auf dieser Tour der Faktor Mensch ist,.....problematisches Visa-Prozedere, Guidepflicht, exorbiant teure Unterkünfte,.....bin mal gespannt was noch alles kommt. Aber insbesondere bin ich gespannt auf die Landschaft und freue mich über die Fortsetzung
                              www.trekking.magix.net

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                              • Spartaner
                                Lebt im Forum
                                • 24.01.2011
                                • 5412
                                • Privat


                                #16
                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                Dein bisher geschriebenes über die Vorbereitung erweckt den Eindruck daß das größte Problem auf dieser Tour der Faktor Mensch ist,.....problematisches Visa-Prozedere, Guidepflicht, exorbiant teure Unterkünfte,.....bin mal gespannt was noch alles kommt.
                                Ja, zunächst hat mich alles das rund um die Anfahrt am meisten beschäftigt. Das wird ja erst anders, wenn man den Startpunkt erreicht hat und endlich die Zivilisation verlässt - d.h., falls man es soweit schafft.


                                Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                Ja die Google Earth Datenn taugen leider nicht so viel in vielen Teilen der Tropen. Die ESRI Bilder sind sehr viel hochauflösender. Ich benutze für die Planung am liebsten den ARC-Gis Scene Viewer, weil es das einzige Programm ist, das ich kenne, bei dem ESRI Bilder in 3D und schwenkbar sind, wie bei Google Earth.
                                https://www.arcgis.com/home/webscene/viewer.html

                                Als einfacher Viewer ist das schon gut, vorrausgesetzt, man hat noch Internet. Mich interessiert daneben vor allem, wie ich solche Satellitenbilder gleich georeferenziert herunterladen kann, ohne jedes einzelne Bild mühsam per Hand mit Koordinaten versehen zu müssen. Dann kann ich sie auf dem Smartphone speichern und habe sie auch unterwegs in der Wildnis für Locus Pro greifbar.


                                Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
                                Die Frage des Partners/der Partner ist nicht ohne und ich denke jeder hier hat seine Erfahrungen gemacht.
                                Direkte Erfahrungen mit "nur Internet"-Bekanntschaften für Paddeltouren zu zweit habe ich bisher nicht gemacht. Sicherlich wäre es ganz gut, sich vorher wenigstens auf einer Kurztour in heimatlichen Gefilden kennenzulernen.​

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                                • atlinblau
                                  Lebt im Forum
                                  • 10.06.2007
                                  • 5294
                                  • Privat


                                  #17
                                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                  Direkte Erfahrungen mit "nur Internet"-Bekanntschaften für Paddeltouren zu zweit habe ich bisher nicht gemacht. Sicherlich wäre es ganz gut, sich vorher wenigstens auf einer Kurztour in heimatlichen Gefilden kennenzulernen.​
                                  Mit Erfahrungen meine ich auftretende gesundheitliche Probleme beim Partner/den Partnern, Stress untereinander, der bis zu Trennung oder zum Abbruch führen kann. Diese Risiken und Nebenwirkungen sind abzuwägen mit den Vorteilen. Man kann ja auch selbst der sein, der krank wird.

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                                  • Spartaner
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                                    • 24.01.2011
                                    • 5412
                                    • Privat


                                    #18
                                    Tag 1, Anreise Berlin - Librеville
                                    Sa 15. Juni 2024, 🚗20km, ✈7700km, 🚗9km

                                    In den Tagen vor dem Abflug wird probegepackt. Ein Teil der Ausrüstung ist hier auf Überblicksfotos festgehalten:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240613_081323_571.jpg Ansichten: 1 Größe: 766,9 KB ID: 3309843
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240613_083434_905.jpg Ansichten: 1 Größe: 754,8 KB ID: 3309847

                                    Die Schnappverschlüsse an Packsack und Bootssack sichere ich mit Kabelbindern gegen versehentliches Aufspringen. Damit der Packsack heil ankommt, habe ich ihn zusätzlich erstmals in extra Stretchfolie eingewickelt:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240614_135316_317.jpg Ansichten: 1 Größe: 702,1 KB ID: 3309856

                                    Die Folie habe ich als fast leere Restrolle von Arbeit bekommen können. Was übrig bleibt, nehme ich noch mit zum Flughafen, vielleicht kann ich noch etwas quer oben herum wickeln. Auf dem BER hätte das Gepäckwrapping wohl um die 10 bis 15€ gekostet.

                                    Am Vortag musste ich dann nur von 16:30 Uhr bis 19:05 Uhr arbeiten. Anschließend bin ich mit dem Auto und dem ganzen Gepäck zu Andrea gefahren. Natürlich habe ich auch überlegt, öffentlich zum BER zu fahren, aber das wäre so früh am Morgen gegenüber dem Auto unbequemer und natürlich auch teurer geworden. Vor allem aber dürfte ich mit Messern und Machete gewisse Bahnhöfe nicht passieren. Damals galten zwar noch keine dauerhaften “Messerverbotszonen”, aber ab und zu wurden dennoch Leute auf Bahnhöfen nach “gefährlichen Gegenständen” durchsucht. Mir hätten die früher “Freunde und Helfer” genannten und heute martialisch uniformierten Bundespolizisten schon von weitem angesehen, dass es da was zu holen gibt. Wo genau und wann genau was gilt, hätte ich auch noch recherchieren müssen. Und zu guter Letzt hätte ich den Bootswagen dann am Flughafen noch im Bootssack verpacken müssen. Das alles wollte ich mir morgen früh nicht antun.

                                    Gegen 23 Uhr schlafen gelegt. Der Wecker klingelt am 15.6.24 um 3 Uhr morgens. 6:55 soll der Flug starten, um 4 möchte ich am Flughafen sein. Turkish Airlines empfiehlt nämlich, drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu erscheinen. Daran will ich mich natürlich halten, denn heute soll absolut nichts schief gehen.

                                    Ich schalte Punkt 3 Uhr den Wecker am Smartphone aus, da gelangt eine SMS-Nachricht von Turkish Airlines auf mein Smartphone, in der es heißt, der Flug TK1728 nach İstanbul habe zwei Stunden Verspätung und werde erst 8:55 Uhr starten. Im ersten Augenblick denke ich, okay, dann können wir noch zwei Stunden länger schlafen. Doch dann kommen mir Zweifel und ich schaue nach, ob es Informationen darüber gibt, wie im Falle solch einer angekündigten Verspätung gehandelt werden müsste. In einem Vielflieger-Foreneintrag stoße ich auf Hinweise, dass man trotz angekündigter Verspätung uU nicht erst später Einchecken dürfte (später sagt mir ein Flughafenmitarbeiter von Turkish Airlines, dass das nicht stimmt, sondern man könne dann tatsächlich zwei Stunden später einchecken).

                                    Also stehen wir dann 3:30 Uhr doch auf, trinken kurz Kaffee, und fahren um 4 zum Flughafen ab. Zu dieser Zeit sind die Straßen in Berlin absolut frei und wir sind innerhalb von 30 Minuten am Flughafen. Direkt vor dem Eingangsbereich kann man 10 Minuten frei parken, und man kann sich einen Gepäcktrolley besorgen. Der sieht zwar erschreckend klein aus, aber übereinander gestapelt fasst er dennoch mein gesamtes Reisegepäck.

                                    Um 4:35 verabschiede ich mich, Andrea fährt das Auto zurück:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20240615_043137k.jpg Ansichten: 1 Größe: 1,02 MB ID: 3309841

                                    Quer kann ich den Bootssack nicht liegen lassen, dafür sind einige Durchlässe zu schmal.
                                    Die im bunten Augenkrebs-Stil der späten 80er Jahre gefärbte 3-Lagen-Laminat-Jacke (Berghaus Trango Xtrem) habe ich vor allem wegen der vielen großen und tiefen Taschen angezogen. Darin landen etliche kleine und in der Summe schwere Teile, die mein Handgepäck über das erlaubte Limit von 8kg heben würden und an die ich schnell herankommen möchte. Ich staune gerade, dass es eine ähnliche Jacke von der Firma immer noch gibt.

                                    Jetzt geht es rein ins Flughafengebäude. Es ist mein erstes Mal, dass ich vom weltweit berühmten BER abfliege. Berühmt ist er vor allem wegen des Baudesasters (das 10min-Video fasst die wichtigsten Punkte ganz gut zusammen, auch wenn die Bilder oft nur “Symbolbilder” sind). Aber auch im Betrieb kommt es immer wieder zu Problemen bei der Abfertigung. Lange Schlangen vor der Sicherheitskоntrоlle, Gepäckabfertigung überlastet, etc. Ich bin mental auf das Schlimmste gefasst. Aber da nun heute auch kein Hauptreisetag zB durch einen Ferienbeginn ist, hoffe ich auf relative Normalität.

                                    Abflugtafel mit dem verspäteten Flug TK1728:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0005.jpg Ansichten: 1 Größe: 523,9 KB ID: 3309842

                                    Zuerst geht es zu den Schaltern von Turkish Airlines in der Südost-Ecke des großen Flughafenhauptgebäudes Terminal 1, wo der blaue Packsack als aufgegebenes Gepäck gewogen wird (20kg) und aufs Band kommt. Der große grüne Expeditionspacksack für das Boot wird ebenfalls gewogen (30kg) und mit Banderolen versehen. Erst will sie den jetzt extra bezahlen lassen, ich muss sie darauf hinweisen, dass er als Sportgepäck ‘Kanu’ bereits mit 2x180€ vorausbezahlt ist.
                                    Die übrige Stretchfolie habe ich doch nicht verbraucht. Ich halte sie noch in der Hand, da spricht mich eine schwarze Frau an, ob sie etwas davon haben könnte. Das kommt mir gerade recht, ich möchte die Rolle sowieso nicht mit nach Afrіkа nehmen und schenke sie ihr.

                                    Mit dem Bootssack muss ich als nächsten Schritt zur Großgepäckannahme. Die befindet sich ganz am anderen Ende der Eingangshalle, 400m in Richtung Norden.
                                    Vor mir wartet ein russischsprachiges Paar, bei dem es wohl Schwierigkeiten mit dem Kinderwagen gibt. Es muss die Pоlizei gerufen werden, die gibt aber nach Kоntrоlle schnell ihr Okay.
                                    Dann kann ich meinen 30kg-Bootssack aufs Band legen, er wird geröntgt, alles okay.
                                    Die nächste Station ist die Sicherheitskоntrоlle. Um nicht in unendlich lange Schlangen vor der Sicherheitskоntrоlle zu geraten, habe ich den BERrunway gebucht. Das kostet nichts und hilft möglicherweise gegen ewige Wartezeiten wegen der chaotischen Zustände, die es vorher zeitweise gab und wo selbst 4 Stunden vorher erscheinen nicht ausreichend war. Ich habe noch zu Hause meinen Termin um 5 Uhr nach der angekündigten Flugverspätung verschoben auf den spätestmöglichen Termin 5:15 Uhr (das System weiß natürlich nichts von der angekündigten 2h-Verspätung). Das schaffe ich jetzt genau zur richtigen Zeit. Dort steht man tatsächlich nur wenige Minuten an. Die Sicherheitskоntrоlle verläuft völlig problemlos. Im Gegensatz zum letzten Mal nach Brasilien musste ich das Handgepäck diesmal nicht öffnen. Darin befindet sich nämlich auch wieder die vollgepackte Technikbox, die im Röntgengerät kaum zu durchschauen ist.
                                    5:19 Uhr bin ich durch die Sicherheitskоntrоlle durch und kann erst einmal aufatmen. Bis hierher lief alles glatt.

                                    Nun gelange ich in den duty-free Bereich. Null Interesse. Aber hier gibt es auch etliche Angebote für Essen und Trinken, und da ich für die zwei Stunden Verspätung von Turkish Airlines einen 10€ Gutschein erhalten habe, versuche ich den hier umzusetzen. Der Gutschein kann nur dann eingelöst werden, wenn der entsprechende Laden die Bordkarte scannen kann und dann den Gutschein anerkennt.

                                    Bei den ersten drei Läden, bei denen ich nachfrage, wird die Annahme verweigert. Aber immerhin gibt es einen Tipp, wo dieser Gutschein angenommen wird. Ganz hinten bei “basta!pizza e pasta!” im Food Court, oben auf Ebene E2, werde ich fündig, und so wird es zum Frühstück eine Thunfischpizza und ein Berliner Kindl für zusammen 9€:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_054947_671.jpg Ansichten: 1 Größe: 635,2 KB ID: 3309848

                                    Eigentlich ist mir morgens das Bier noch etwas früh, aber bei der mohammedanischen Turkish Airlines gibt es wahrscheinlich den ganzen Tag über nichts entsprechendes mehr, da schlage ich doch gleich hier zu.

                                    Als ich dann weiter schlendere, finde ich noch einen Laden, wo man für einen Euro ein Baguette erwerben kann, und ich versuche, noch den letzten Euro auf meinem Gutschein umzusetzen. Das funktioniert allerdings nicht, denn der Gutschein verfällt sofort, wenn auch nur eine Teilsumme abgerufen wird. Das wusste ich vorher natürlich nicht.

                                    Ich habe nun immer noch sehr viel Zeit, und es wird noch mehr. Anstatt 8:55 ist jetzt der Abflug auf 9:20 verschoben:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Screenshot_20240615-072112Flugverschiebung.png Ansichten: 1 Größe: 114,3 KB ID: 3309853

                                    Irgendwann gehe ich durch die Passkоntrоlle und begebe mich zu Gate C.
                                    7:45 Uhr wird endlich angezeigt, an welchem Gate genau der Flug abgehen wird. Ihr merkt schon, Fliegen ist immer noch keine Routine für mich.

                                    Mein Flugzeug, ein Airbus A321-231 Narrow-body, wird mit dem Gepäck beladen:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0009.jpg Ansichten: 1 Größe: 505,2 KB ID: 3309836

                                    Der Abflug wird immer weiter verzögert. 10:31 starten wir endlich.

                                    Jetzt stelle man sich mal vor, ich hätte den späteren Flug 10:40 nach İstanbul genommen, und hätte eine ähnliche Verspätung gehabt. Schon wäre mein schöner Anreiseplan gescheitert. Aber genau wegen etwas Sicherheitsreserve habe ich ja den früheren Flug gewählt.

                                    Start, Blick auf die Südostberliner Gewässer:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_093419_606.jpg Ansichten: 1 Größe: 372,6 KB ID: 3309851

                                    Wir überqueren die Grenze zu Polen bei Aurith, fliegen über die Slowakei und Ungarn, etwa 45km an der Ukraine vorbei, überqueren Rumänien, Bulgarien und das Schwarze Meer.
                                    Die Karpaten queren wir 3km entfernt vom höchsten Berg des Fogarascher Gebirges, dem Vârful Moldoveanu (2544m).

                                    Das Flugzeug ist relativ dünn besetzt:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_104959_720.jpg Ansichten: 1 Größe: 504,8 KB ID: 3309857

                                    Hinten bleiben ganze Sitzreihen leer. Zeitweise kann ich mich auf 3 Sitzen liegend ausstrecken.
                                    Im Flugzeug fallen mir etliche russische Familien auf. Die Route von Deutschland über İstanbul ist wegen den umfassenden EU Embargos gegen Russland neben der Route über das Kaliningrader Gebiet die wichtigste Reiseroute nach Russland geworden. Eine Familie mit einem süßen Jungen von vielleicht anderthalb Jahren, typischer Wikingernachfahre mit hellblondem Haar, fliegt zB über Sotschi nach Hause an die Schwarzmeerküste, nach Gelendzhik. Der Kleine strahlt mich an und schäkert gleich mit mir, später winkt er mir zum Abschied.
                                    Er ist mir schon auf dem Flughafen aufgefallen, wie er mit der Kreditkarte von Papa in der Hand durch den Wartebereich turnte. Die Kreditkarte sah ich vor meinem geistigen Auge bereits unter dem Getränkeautomaten verschwinden. Jetzt erfahre ich, es handelt sich um eine abgelaufene Karte, die ist nur zum Spielen da.
                                    Kinder werden bei Begrüßung und Verabschiedung an Bord durch die Crew übrigens extra gegrüßt.

                                    2h später, wir erreichen die Türkei:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_113500_260.jpg Ansichten: 1 Größe: 266,4 KB ID: 3309852

                                    Von hier aus sieht man im Norden das Schwarze Meer und im Osten hinter dem See Durugöl bereits den neuen Großflughafen von İstanbul.

                                    Landeanflug mit Blick auf westliche Vororte von İstanbul (Büyükçekmece, Beylikdüzü), Bauboom in riesigen Ausmaß:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_114914_944.jpg Ansichten: 1 Größe: 660,5 KB ID: 3309849

                                    Der Landeanflug verläuft problemlos. Ich hatte da gewisse Bedenken bezüglich des Druckausgleichs wegen meiner linken Stirnhöhle, welche in den sechs Wochen vorher immer wieder deutlich zu spüren war.

                                    11:55 Touchdown
                                    Flugdauer 2h 23min für 1860km BER-IST.

                                    In İstanbul gelandet, müssen wir mehrfach noch einige Minuten auf den Rollfeldern warten, bis wir 20min nach der Landung endlich am Gate 9 im Sektor F anlegen dürfen. Offenbar hat dieser Riesenflughafen bei der Zahl der Gates ein Nadelöhr. Weiterer Ausbau ist aber von Anfang an mit vorgesehen.
                                    Jeden Tag starteten 2024 auf dem 2018 eröffneten Flughafen im Schnitt 1401 Flugzeuge zu 324 verschiedenen Zielflughäfen. Er liegt damit auf Platz 1 in Europa, noch vor Amsterdam Schiphol und London Heathrow. Das Passagieraufkommen betrug ~80 Mio (BER: 25 Mio Passagiere, 162 Zielorte).

                                    Im Flughafengebäude sind alle Wege sehr, sehr lang. Ich muss fast den gesamten Flughafen durchqueren, um zu meinem Gate B5A zu gelangen. Das sind 1.6km! Streckenweise werden horizontale Rollbänder angeboten. Um noch schneller vorwärts zu kommen, kann man einen Platz auf einem 8sitzigen Gokart mieten (iGA Buggy-Service für 12.50€):
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0016.jpg Ansichten: 1 Größe: 434,5 KB ID: 3309844

                                    Alle paar Dutzend Meter findet sich eine sehr große dreiteilige Abflugtafel:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0012ARW_.jpg Ansichten: 1 Größe: 685,2 KB ID: 3309846

                                    Auf der werden die Informationen nicht nur auf Türkisch und Englisch angezeigt, sondern auch immer in der jeweiligen Landessprache und dem Schriftsystem des Zielflughafens. So findet man zum Beispiel häufig arabische Beschriftungen, aber auch chinesische.

                                    WiFi bekommt man, nachdem man an speziellen WiFi-Kiosken (Säulen) seinen Pass gescannt hat. Eine Stunde ist frei, zwei Stunden kosten 30 Türkische Lira (0.86€, 6.50€?), 24h 50 Lira (1.43€, 9.50€?) oder so. Jetzt, ein halbes Jahr später, scheint es unbegrenzt kostenlos zu sein.

                                    In der Liste der World’s Top 100 Airports 2024 steht İstanbul auf Platz 10, der BER auf Platz 100!
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0017.jpg Ansichten: 1 Größe: 565,5 KB ID: 3309845

                                    In İstanbul bekommt mein Smartphone eine Zwischenladung. Hier geht das nämlich im Gegensatz zum BER recht einfach, weil zwischen den Sitzen in den Wartebereichen Steckdosen und USB-Ladebuchsen vorhanden sind. Unbedingt nötig ist das aber auch nicht, die Boeing 737-800 Max von İstanbul nach Librеville hat dann auch USB-Ladebuchsen an den Monitoren. Beim Airbus von Berlin nach İstanbul sind mir keine aufgefallen, und in Berlin gab es im Wartebereich nur nachträglich hingestellte Aufladestationen, die man aber nur von wenigen Plätzen aus im Blick hat.

                                    Neben vielen Restaurants und Duty-free Shops gibt es an manchen Stellen Trinkwasserspender:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0015.jpg Ansichten: 1 Größe: 661,0 KB ID: 3309837

                                    Dort gibt es nicht nur kostenlos kaltes, sondern auch heißes Wasser, zum Beispiel für Tee oder Kaffee. Die Bedienung der Automaten ist klar ausgeschildert. Dennoch sehe ich etwa ein halbes Dutzend Chinesen, die an der Bedienung scheitern. Sie bekommen nicht mit, dass man für das heiße Wasser extra noch eine Pedale mit dem Fuß betätigen muss. Mit großer Ausdauer halten Sie minutenlang ihre Thermoskannen darunter, müssen dann aber doch aufgeben. Natürlich habe ich ab und zu Erbarmen und weise den ein oder anderen in die Bedienung des Automaten ein. Das Wasser ist übrigens so heiß, dass ich es nicht ohne Bedenken in meine Plastikflasche abfülle.

                                    Neben normalen europäischen Toiletten gibt es auch orientalische Aborte:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0019.jpg Ansichten: 1 Größe: 366,7 KB ID: 3309840

                                    Die europäischen Toilettenkabinen sind allerdings teilweise so eng, dass ich mich mit dem Handgepäckrucksack auf dem Rücken nicht einmal drehen kann, und absetzen will man ja die Sachen hier auch nicht gerade.

                                    Letztes Warten ist hier angesagt:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0018.jpg Ansichten: 1 Größe: 502,1 KB ID: 3309838

                                    Die Pässe werden schon hier im Wartebereich kоntrоlliert, später beim Boarding aber noch einmal.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_144127_578.jpg Ansichten: 1 Größe: 452,5 KB ID: 3309850

                                    Das Boarding auf Flug TK 587 nach Librеville geht los ab ca 15:20 Uhr Ortszeit İstanbul. Während ich in Berlin gleich zu Beginn in der Schlange stand, stehe ich in Richtung Librеville ziemlich weit hinten.
                                    Das Visum wird vom Flughafenpersonal genau kоntrоlliert, also auch die Gültigkeitsdauer und so weiter.
                                    Während der Flughafen und das Flugzeug gut klimatisiert ist, herrscht in der fensterlosen Gangway zum Flugzeug eine Monster Hitze und ich stehe da schwitzend im Stau mit meiner Regenjacke angezogen. Nur direkt am Eingang zum Flugzeug gibt es ein Klimaanlagengebläse.
                                    Die Regenjacke ist einfach sehr praktisch, weil man in den vielen großen, mit Reißverschluss abschließbaren Taschen die verschiedenen Dinge gut organisiert griffbereit hat. Sie entlastet auch das Handgepäck um ein, zwei Kіlogramm (Wasserflasche, ½kg Smartphone etc).

                                    Das Flugzeug nach Librеville, eine Boeing 737-800 Max, ist voller besetzt als der Airbus von Berlin nach İstanbul. Etwas mehr als zwei Drittel aller Plätze sind belegt. Ich sitze auf Platz 16D, also über der Tragfläche am Gang. Immerhin habe ich dort GPS-Signal.

                                    Die allermeisten Passagiere sind Afrіkаner, nur 5 Weiße, darunter eine Nonne in strenger Tracht, hellblau und weiß, welche bestimmt in Lаmbaréné arbeitet. Dachte ich jedenfalls. Als ich sie dann in der Schlange zur Passkоntrоlle nach der Landung gefragt habe, verneinte sie das. Sie kam übrigens aus Polen und kannte auch eine ganze Reihe meiner Paddelflüsse dort.

                                    In der Boeing 737-800 Max werden die Sicherheitsvorkehrungen gleich ernster genommen. Zum Beispiel wird noch viel von dem Handgepäck, welches die Leute unten an den Sitzen haben wollten, in die Overheadfächer gelegt.
                                    Von der Boeing 737 Max wissen wir ja, das ist der Flugzeugtyp, mit dem Boeing in die Krise rutschte. Zwei Abstürze in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten in den Jahren 2018 und 2019. Alle hoffen, dass die Pіloten heute ihr Handwerk verstehen.

                                    Die Sitzabstände/Beinfreiheit sind übrigens sehr gut. Der Airbus war etwas beengter. Außerdem ist das Bildschirmsystem der Boeing viel besser als das des Airbus. Er ist heller und reagiert viel besser auf Berührungen.

                                    Abflug 16:09 Uhr türkische Zeit, gleich 15:09 Uhr Berliner Zeit und 14:09 Uhr Librеville. Gаbun hat also mitteleuropäische Winterzeit. Klingt vernünftig, warum sollten sie auch unter den immer gleichen Verhältnissen am Äquator eine Zeitumstellung durchführen.

                                    Geschwindigkeit beim Abheben etwa 300km/h oder etwas weniger.

                                    Gleich zu Anfang gibt es wieder etwas zu essen und zu trinken. Man kann wählen zwischen Pasta und Beef, was gebratene Hackfleischpresslinge meint. Die nehme ich. Dazu gibt es gekochten Reis, gehackte Tomaten, Olivenöl, ein Brötchen mit Butter, eine Salatbeilage, Salz und Pfeffer, eine Puddingcreme, Wasser, eine kleine Büchse Bier (ja, es gibt doch Bier hier bei den Türken) und einen Becher Ayran.
                                    Das Brötchen ist zwar aufgebacken, aber kalt und labberig. Im Flieger aus Berlin haben wir es ganz frisch aufgebacken bekommen, richtig heiß und knusprig.

                                    Das Flugzeug fliegt über dem Balkan unter 10000m hoch und nur unter 770 km/h.
                                    16:10 Uhr schöner Blick auf das Rilagebirge, welches wir direkt überfliegen.

                                    Wir überqueren Bulgarien, Mazedonien, Albanien und die Adria und erreichen den Stiefel Italiens. Griechenland wird aus irgendeinem Grunde umflogen.

                                    Kurz vor Sizilien werden die Fenster verdunkelt:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_182328_066.jpg Ansichten: 1 Größe: 387,9 KB ID: 3309854

                                    Darum ist mir leider der Blick auf den 29km entfernten Ätna verwehrt, den höchsten Vulkan Europas, auf den Monte Vulcano auf der Insel Linosa in 13km Entfernung, und auch auf Lampedusa.
                                    Schade, dass so früh verdunkelt wurde. Ich kenne das noch von 1991, als wir von Paris über Libyen nach Nairobi geflogen sind. Zu dieser Zeit gab es aber eine frische Terrorwarnung, 6 Tage nach Beginn des Ersten Irakkrieges. Gaddafi hatte 1988 über Lockerbie ein Flugzeug sprengen lassen.
                                    Und damals war es nachts, als wir Libyen überquert haben, da hätten die Flugzeugfenster geleuchtet. Am helllichten Tage sehe ich den Sinn der Verdunkelung nicht ein. Außerdem überqueren wir Libyen gar nicht, sondern fliegen westlich über Tunesien und Algerien daran vorbei:


                                    18:00 Wir erreichen die tunesische Küste, ab jetzt sind wir in Afrіkа. 3800km geht es von hier noch über den großen Kontinent bis zur Landung 50km nördlich des Äquators in 4¾h.

                                    20:08 MESZ leichte Turbulenzen mit Ausweichmanöver wegen Gewittern über dem Niger und später über Kamerun, ansonsten ist es ein sehr ruhiger Flug. Ich habe sogar den Eindruck, dass die Boeing ruhiger in der Luft liegt als der Airbus. Die Flügel schwingen nicht so stark wie beim Airbus.
                                    Meine Nachbarin lupft das Fenster ein wenig und wir können sehen, dass es draußen dämmert.

                                    20:23 Um Agadez bemerke ich ein 100km GPS-Loch. GPS-Jammer? Russischer Stützpunkt? Oder doch noch die amerikanische Airbase 201? Den Luftwaffenstützpunkt im Zentrum Nigers hatten die USA erst vor wenigen Jahren für mehr als 100 Mio $ gebaut. Seit 2018 wird er genutzt, um mit bewaffneten Drohnen Terroristen des »Islamischen Staates« und der Al-Qaida-Tochter Jama’at Nusrat al-Islam wal Muslimeen (JNIM) zu bekämpfen. Und jetzt sollen die Amis schon raus aus dem Land. Das Investment hat sich wahrscheinlich noch nicht ganz gerechnet. Es ist geplant, dass sie zu den Heimatbasen des US Africа Command in Deutschland zurückkehren.

                                    Über Nordafrіkа beträgt die Flughöhe 11277m, 845km/h, 25 bis 61km/h Rückenwind.

                                    Ab 21:15 Uhr werden wieder Snacks und Getränke ausgeteilt. Die anderen schauen Filme, ich schaue Landkarte bzw Flugdaten:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_204113_899.jpg Ansichten: 1 Größe: 322,8 KB ID: 3309855

                                    22:19 MESZ Beginn des sanften Abgleitens bereits 277km vor dem Ziel.
                                    22:37 Grenze zu Gаbun überflogen.

                                    Die gesamte Flugroute auf dem Bordmonitor:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240615_223549_882.jpg Ansichten: 1 Größe: 380,7 KB ID: 3309859

                                    22:46 Touchdown, gelandet
                                    Flugdauer 6h 18min für 5833km IST-LBV.

                                    Mein erster Eindruck vom Flughafen Librеville: er ist wirklich sehr klein und provinzmäßig. Aber immerhin läuft man nicht oder fährt mit dem Bus ans Gebäude, sondern es gibt eine fest installierte Gangway.

                                    Blick von der Gangway auf meinen Flieger:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0020.jpg Ansichten: 1 Größe: 390,1 KB ID: 3309839

                                    Danach passiert man als erstes die Gesundheitskоntrоlle. Hier wird der Nachweis der Gelbfieberimpfung im Impfpass kоntrоlliert. Das geht ganz fix.

                                    Bei der anschließenden Passkоntrоlle werde ich als einziger herausgezogen und extra befragt. Aus irgendeinem Grunde interessiert den Grenzbeamten wieder, was ich arbeite. Das hat mich schon beim Visaantrag gewundert, da musste das auch eingetragen werden. Er vermisst das wohl, weil der Beruf im deutschen Pass nicht vermerkt ist.
                                    Außerdem wird meine Unterkunft kоntrоlliert. Er gibt sich mit der Reservierung für zwei Nächte von Aіrbnb zufrieden. Und dann muss ich noch über meine Reisepläne sprechen. Ich sage, ich fahre nach Mаkokou und in den Ivіndo-Nationalpark. Was ja auch alles stimmt, nur den Schlenker über Тébé und den Paddelfluss Bounіаndje habe ich jetzt nicht extra erwähnt.

                                    Letztlich bekomme ich den Einreisestempel. Dennoch glaube ich, man sollte diese Befragung ernst nehmen. Wenn es schlecht läuft, kann man schon hier wieder umdrehen. Geholfen hat sicherlich auch, dass man zu diesem Zeitpunkt noch nicht über sein aufgegebenes Gepäck verfügt. Ich möchte nicht wissen, wie die Fragen dann ausgefallen wären.

                                    Das aufgegebene Gepäck holt man nämlich erst nach der Passkоntrоlle. Den großen grünen Bootssack sehe ich schon von weitem auf dem Band liegen. Ein Schultergurt hat sich gelöst und muss wieder neu eingefädelt werden.
                                    Der blaue Packsack steht auf der anderen Seite des Bandes schon auf dem Boden und ein Mitarbeiter möchte den und ein weiteres fremdes Gepäckstück gerade wegschleifen. Das kann ich noch mit Zuruf verhindern. Da bin ich also gerade noch rechtzeitig von der Passkоntrоlle freigelassen worden.

                                    Die dritte und letzte Station ist die Zollkоntrоlle. Hierüber habe ich gelesen, dass ich unbedingt das Bargeld deklarieren soll. Denn am Ende kann man nicht mehr Euro ausführen, als man eingeführt hat.
                                    Nun habe ich aber zur Sicherheit eine ganze Menge Euro auch in bar mitgenommen. Ich zähle ihnen die 1020€ vor, aber die Zöllner lehnen eine Deklaration ab, die sei nicht nötig. Na hoffentlich stimmt das, nicht, dass die mir am Ende das Geld dann doch abnehmen.

                                    Für den Rest des gewaltigen Gepäckberges interessieren sie sich nicht.

                                    Puh, wieder eine Hürde geschafft.
                                    Aber es geht gleich weiter. Es ist ½11. Nächster Punkt ist, die Unterkunft zu finden.
                                    Zum Glück gibt es am Flughafen free Wi-Fi und so empfange ich gleich eine E-Mail von Prіnce Mоmbo, meinem Vermieter. Draußen solle jemand stehen, der mich abholt. Außerdem habe er seiner Schwester meine deutsche Telefonnummer mitgeteilt und mir ihre, sodass wir gegenseitig in Kontakt treten könnten. Naja, darauf will ich es nicht ankommen lassen. Mein 12€-Prepaid-Guthaben wären wohl hier in Gаbun nach einem Telefonat dahingeschmolzen.
                                    Also bekommt die Schwester noch meine Satellite-Telefonnummer. Über die kann ich übers Wi-Fi angerufen werden. Sie meldet sich auch kurz darauf und verweist mich ebenfalls auf den Fahrer, der draußen stehen sollte. Ich hatte Prі
                                    nce Mоmbo schon vor der Reise Fotos von meinen großen Gepäckstücken geschickt, über die es sehr einfach sein würde, mich zu erkennen.

                                    Das läuft auch alles völlig problemlos. Gleich der erste Mann hinter dem Ausgang spricht mich an, “Mіkaël?”, alles klar, und wir fahren mit dem Gepäckrolli zu seinem Auto.
                                    Die Heckklappe des älteren koreanischen Modells lässt sich leider nicht mehr öffnen, aber mit umgelegten Rücksitzen lassen sich alle Gepäckstücke im Kofferraum und auf dem Rücksitz unterbringen.

                                    Nun geht die Fahrt durch das nächtliche Librеville. Die Masten der Straßenbeleuchtung leuchten in den gаbunischen Nationalfarben:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h05m18s039.jpg Ansichten: 1 Größe: 235,2 KB ID: 3309858

                                    Die Straßen sind eigentlich ganz gut, aber die Autos und das Fahrverhalten sind schon sehr afrіkаnisch. Einen TÜV gibt es hier mit Sicherheit nicht. Viele fahren mit teilweiser oder vollständig ohne Beleuchtung herum. Manche schleichen in der Mitte der zweispurigen Richtungsfahrbahn und blockieren damit jeden, der schneller fahren will.
                                    Die Straßen sind für eine afrіkanische Metropole um diese Zeit recht leer. Das liegt wahrscheinlich an der baldigen nächtlichen, landesweiten Ausgangssperre von 0:00 bis 5:00 Uhr.

                                    Ich dachte nun, mein Fahrer wird schon wissen, wo es hingeht, aber das ist leider nicht der Fall. Er hat auch nur eine Koordinate auf Google Maps bekommen.
                                    Nach 9km, es ist 23 Uhr, stehen wir in etwa in der richtigen Seitenstraße. Er fragt zwei Leute die am Straßenrand sitzen, ob Sie hier ein Apartment kennen, welches vermietet wird, aber das ist ebenfalls nicht der Fall. Dann findet er in seinen WhatsApp-Nachrichten ein Foto des Tores zum Grundstück. Das zeigt er jetzt den beiden Leuten am Straßenrand und die zeigen uns die richtige Richtung. Nach wenigen Metern sind wir am Ziel.

                                    Ok, fast am Ziel. Das Tor ist abgeschlossen und auf unser Klingeln meldet sich niemand.
                                    Neben dem Tor steht eine kleine Palme und am Fuße der Palme liegt ein Stück Pappe. Ich begutachte das Stück, ob irgendwelche Hinweise auf den Schlüssel zu finden sind. Nichts. Dann hebt mein Fahrer einen Stein auf, der daneben liegt, und voilà, da liegt der Schlüssel drunter. Das heißt, es handelt sich um ein Schlüsselbund von vier Schlüsseln. Die probiere ich nun der Reihe nach aus und werde beim letzten fündig. Das Gartentor öffnet sich. Die Haustür bzw die Haustüren, es sind gleich zwei direkt hintereinander, haben auch wieder je ein eigenes Schloss.
                                    Aber schließlich haben wir es geschafft und stehen in der Ferienwohnung. Als erstes scheuchen wir eine große Schabe aus dem Zimmer auf den Hof (wie diese hier).
                                    Nun müssen noch zwei weitere Probleme geklärt werden. Zum einen, wie lautet das Wi-Fi Passwort, und zum anderen muss am Stromzähler ein 20-stelliger Code eingeben werden, um genügend im voraus bezahlte Elektroenergie bereitzustellen für den Betrieb der Klimaanlage. Das übernimmt mein Fahrer für mich.

                                    Das Passwort für den WiFi-Router soll auf einer Pappschachtel stehen, die wir hinter dem Fernseher finden. Aber da stehen gleich fünf verschiedene Zahlenkombinationen für Seriennummer, Typennummer etc aufgedruckt. Erst nach nochmaliger Nachfrage bei der Schwester von Prі
                                    nce Mоmbo wird klar, das handschriftlich noch etwas auf der Pappschachtel notiert ist (schon etwas verblasst). Da ist es endlich, das gesuchte Passwort. Das ist schnell eingegeben und das Netz funktioniert, tadellos. Tatsächlich hängt der Router hier an einer nagelneuen Glasfaser. An der Stelle - top!
                                    Nun bin ich endlich wieder kommunikations- und recherchefähig.

                                    Mein Fahrer verabschiedet sich eine halbe Stunde vor Mitternacht und ich erkunde die Zimmer. Die Wohnung liegt ebenerdig, ist nicht sehr groß, aber vielfach gegliedert. Hinter der Eingangstür steht man im Wohnzimmer. Dahinter ist eine Küche mit etwas Geschirr, Töpfen und Pfannen, Wasserkocher, Kühlschrank, Waschmaschine und Mikrowelle abgetrennt.

                                    Dann gibt es noch das Badezimmer und eine extra Toilette. Zum Schluss kommt man in das große Schlafzimmer mit Doppelbett.

                                    Ich packe jetzt nur noch das Schlafsack-Inlett aus und haue mich aufs Bett. Aber halt, so einfach geht das nun auch wieder nicht. Die Luft in der gesamten Wohnung ist warm und stickig. Draußen schwirren aber schon die Mücken herum, also will ich auch nicht mehr groß lüften. Mückengaze vor den Fenstern gibt es leider nicht. Von den beiden Klimaanlagen bekomme ich nur die im Wohnzimmer zum Laufen, die im Schlafzimmer zuckt sich nicht.
                                    Die Anlage ist auf 16°C eingestellt, brrrr. Das geht natürlich gar nicht. Ich drehe sie hoch auf 24° und später auf 27°C. Ich will mich ja langsam an die Hitze gewöhnen, draußen habe ich auch keine Klimaanlage.
                                    Allerdings ist draußen auch eine viel bessere und auch bereits kühlere Luft und ich überlege schon, ob ich nicht das Zelt aufbauen oder die Hängematte aufspannen könnte. Aber das lasse ich dann doch erstmal.

                                    Irgendwann müssen doch einmal ein paar Mücken hinein gehuscht sein, jedenfalls nerven sie mich und ich fange schon jetzt an, mich einzusprühen. Das Malarone habe ich bisher noch nicht genommen, das fange ich jetzt gleich an.

                                    Noch schnell kalt geduscht, warm kam nicht, und ab auf die Couch unter der Klimaanlage. Unruhiger Schlaf, weil ich auf dem Flughafen in İstanbul einen viel zu starken Kaffee zusammengebraut habe. Ich stehe noch unter Koffein.

                                    Draußen höre ich mitten in der Nacht einen Mann auf dem Nachbargrundstück hantieren, später schnarcht er laut. Er muss irgendwo draußen schlafen.
                                    Angehängte Dateien
                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 07.03.2025, 15:03.

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                                    • Intihuitana
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                                      • 19.06.2014
                                      • 2128
                                      • Privat


                                      #19
                                      Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen


                                      Als einfacher Viewer ist das schon gut, vorrausgesetzt, man hat noch Internet. Mich interessiert daneben vor allem, wie ich solche Satellitenbilder gleich georeferenziert herunterladen kann, ohne jedes einzelne Bild mühsam per Hand mit Koordinaten versehen zu müssen. Dann kann ich sie auf dem Smartphone speichern und habe sie auch unterwegs in der Wildnis für Locus Pro greifbar.


                                      Muss den Beitrag beim letzten mal überflogen haben.
                                      Für georeferenzierte und zoombare Satellitenbilder gäbe es die App "Alin one Ofline maps", da kann man Bing maps, also die guten ESRI Karten zum Ofline Gebrauch runter laden. Große Flächen gehen ordentlich in die Daten, also entweder nur wichtige Schlüsselstellen runterladen, oder ne große SD Karte reinmachen.
                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                      • Spartaner
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                                        • 24.01.2011
                                        • 5412
                                        • Privat


                                        #20
                                        Ja, das hattest du hier schon mal empfohlen. Ich hatte mir das dann auch schon vor der letzten großen Tour installiert, als Backup, falls mal etwas mit meinem Locus nicht mehr funktioniert, oder falls ich das dringende Bedürfnis habe, vor Ort (aber mit Internetverbinndung) noch etwas abspeichern zu wollen.

                                        Leider ist es mir damit nicht gelungen, die Einzelbilder auf dem Smartphone zu lokalisieren oder sie waren zu klein, ich weiß es nicht mehr. Darum kann man jedenfalls vor der Tour nicht oder nur mit extremen Aufwand die Einzelbilder im Kontrast und den Farben optimieren, wie ich das mit den mit TerraIncognita heruntergeladenen Großbildern mache.

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                                        • Spartaner
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                                          • 24.01.2011
                                          • 5412
                                          • Privat


                                          #21
                                          ​Tag 2, Librеville
                                          So 16. Juni 2024, 🚗20km, 🥾8km

                                          Ich habe gut geschlafen, stehe kurz nach sieben auf und frühstücke bei angenehmen Morgentemperaturen von 25°C draußen auf der Terrasse mit Blick auf den kleinen Hof. Es gibt zwei Mohnrollen und löslichen Kaffee, natürlich alles noch von zu Hause:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_074958_433R.jpg Ansichten: 0 Größe: 539,0 KB ID: 3313710

                                          Die folgenden Fotos zeigen das Ferienhaus bei Tageslicht.
                                          Terrasse:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073444_299R.jpg Ansichten: 0 Größe: 639,9 KB ID: 3313692
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073513_096R.jpg Ansichten: 0 Größe: 845,1 KB ID: 3313691

                                          Hof mit Rеgenwassersammler:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073452_451R.jpg Ansichten: 0 Größe: 754,6 KB ID: 3313694

                                          Solche oder ähnliche Zisternen sind überall im Land weit verbreitet.

                                          Wohnzimmer mit Expeditionsgepäck:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073533_370R.jpg Ansichten: 0 Größe: 477,1 KB ID: 3313693

                                          Schlafcouch unter funktionierender Klimaanlage überm Kopf:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073606_013R.jpg Ansichten: 0 Größe: 424,0 KB ID: 3313704

                                          Internetrouter an Glasfaser:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073725_392R.jpg Ansichten: 0 Größe: 384,7 KB ID: 3313702

                                          Küche mit Waschmaschine, Gasherd, Warmwasserboiler, Wasserkocher, Kühlschrank, Mikrowelle etc:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073554_721R.jpg Ansichten: 0 Größe: 414,8 KB ID: 3313698
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073559_348R.jpg Ansichten: 0 Größe: 450,3 KB ID: 3313703

                                          Bad (ohne funktionierendes Licht):
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073646_494R.jpg Ansichten: 0 Größe: 309,4 KB ID: 3313707
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073650_789R.jpg Ansichten: 0 Größe: 276,9 KB ID: 3313699

                                          Das Warmwasser funktionierte auch nicht, aber vielleicht habe ich nur versäumt, den Boiler in der Küche einzuschalten.

                                          Zweites Klo:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073619_612R.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,2 KB ID: 3313705

                                          Schlafzimmer, Klimaanlage überm Fenster ohne Funktion:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073707_867R.jpg Ansichten: 0 Größe: 414,9 KB ID: 3313697
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073628_999R.jpg Ansichten: 0 Größe: 352,1 KB ID: 3313706

                                          Prepaid-Stromzähler auf der Terrasse:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_074201_253R.jpg Ansichten: 0 Größe: 362,9 KB ID: 3313700
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_074210_368R.jpg Ansichten: 0 Größe: 426,4 KB ID: 3313709

                                          Eingang zur Unterkunft:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_085550_033R.jpg Ansichten: 0 Größe: 962,9 KB ID: 3313713

                                          Am Fuße der Palme fand sich das Schlüsselbund. Für mich ist es nicht ganz so offensichtlich erkennbar, aber das Quartier Lоuis, in dem sich die Unterkunft befindet, zählt zu den besseren Vierteln von Librеville. Anders ist es wohl auch nicht erklärbar, dass man es wagen kann, den Schlüssel so relativ offen zu hinterlegen.

                                          In der Nähe steht ein markantes Appartmenthochhaus (Map):
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_073500_004R.jpg Ansichten: 0 Größe: 678,9 KB ID: 3313695

                                          Auch wenn die erste Aktion gestern Abend das Vertreiben der großen Schabe war, bin ich mit der Unterkunft relativ zufrіeden. 74€ habe ich für 2 Nächte bezahlt, so viel muss man wahrscheinlich in Kauf nehmen in einer der teuersten Städte Afrіkаs, zumindest, wenn man keine Ahnung von Alternativen hat.

                                          Gestern hat der weiteste Teil der Anreise schon mal gut funktioniert. Aber der für mich spannendste Teil folgt ja noch. Es sind noch über 700km quer durch Gаbun zurückzulegen, bis ich meinen Startpunkt der Paddeltour erreiche. Heute werde ich keinesfalls schon wieder aufbrechen, denn es gibt noch einiges zu tun.

                                          Ich möchte Bargeld aus einem Automaten ziehen, die Lebensmittel für die Flusstour einkaufen, eine Sim-Karte von Mооv Afrіcа erwerben, und vor allem herausfinden, wo und wann Busse nach Mаkokou abfahren. Vielleicht muss man ja einen Platz reservieren und dann ist die Frage, wie lange im Voraus.

                                          Als erstes kümmere ich mich um das Geld. Ich laufe gegen 9 Uhr los in Richtung des nächstgelegenen großen Einkaufszentrums Géant Casino Mbоlo. Das liegt 1½km entfernt.
                                          Auf dem Weg dorthin passiere ich nahe meiner Unterkunft den Place Rаponda Wаlker mit diesem Denkmal:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: page33-1051-fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 82,0 KB ID: 3313708
                                          (Foto Jeаn Lоuis Albеrt ©, mit freundlicher Genehmigung)

                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_085811_809R.jpg Ansichten: 0 Größe: 640,6 KB ID: 3313712

                                          Der auf dem Denkmal so auffällig hellhäutig dargestellte André Rаpоnda-Wаlker (1871-1968) war schon ein bemerkenswerter Mann. Der Name 'Rаponda Wаlker' war mir schon vom Arboretum Rаponda Wаlker (Fоret Clаssée de la Mоndah) 24km nördlich von Librеville bekannt. Das ist ein interessantes Gebiet, leicht erreichbar, und man darf dort tatsächlich allein – und kostenlos – auf markierten Wanderwegen in den Rеgenwald eintauchen, so wie sie beim ersten Versuch oder hier bei einem weiteren Besuch mit naturkundlicher Führung. Weitere Fotos findet ihr auf der Website vom Jeаn Lоuis.

                                          André Rаponda-Wаlker war der erste schwarze Priester im Gebiet des heutigen Gаbun, Schriftsteller und autodidaktischer Wissenschaftler, der im Laufe seines langen Lebens eine Fülle von Informationen über die Kultur und das Leben der Völker Gаbuns sammelte. Als Missionar bereiste er das gesamte Landesinnere und studierte die Fauna und Flora sowie die Sprachen und Bräuche der Regionen, die er durchquerte.
                                          Als Sohn von Rоbert-Brucе Wаlker (1832–1910), dem britischen Entdecker von Ogоoué 1 im Jahr 1867, und einer Mpоngwè-Prinzessin aus der Linie von Stammeskönig Lоuis Ré-Dоwé wurde er in Librеville geboren, und zwar genau hier im “Quartier Lоuis”. Das frühere Dorf Ré-Dоwé wurde seit dem 19. Jahrhundert „Lоuis“ genannt. Mit der Expansion und Entwicklung von Librеville wurde das Dorf dann zum heutigen Stadtviertel “Quartier Lоuis”, das für seine Bars und Nachtclubs bekannt ist. Der Stammeskönig Lоuis Ré-Dоwé war genau derjenige, der den Franzosen hier den Weg bereitete für die spätere Kolonisierung des Gebietes.

                                          Weißer Entdecker und schwarze Prinzessin? Da fällt mir gleich einer meiner Großonkel ein, dessen Geschichte in der Familie kursierte. Der ging vor langer Zeit mit auf eine Expedition nach Kаmerun, damals deutsches Schutzgebiet. Dort verlobte er sich angeblich mit einer Häuptlingstochter.

                                          Soweit war mir das in groben Zügen bekannt. Aber nun habe ich mal nachgelesen, was genau da geschah. Glücklicherweise sind seine Tagebücher und Briefe in die Heimat erhalten geblieben und ich habe eine Abschrift auf einer ererbten Festplatte gefunden. Nun habe ich mich anlässlich dieses Abschnitts einmal in die Aufzeichnungen vertieft und muss sagen, das übertrifft alle Erwartungen. Ich bin total geflasht! Darum dauert es auch gerade etwas mit dem Weiterschreiben.

                                          Der 19 Jahre junge Mann ging 1907 als frіschgebackener Präparator und Wissenschaftlicher Zeichner unter Leitung des Botanikers und Ethnologen Günther Tеssmann auf die “Mpаngwe-Expedition” (1, 2). In meiner Vorstellung waren das dann eine handvoll Weiße, jeder zuständig für sein Fachgebiet, der erfahrene Expeditionsleiter, und eine große Schar Träger. Aber nun lese ich, der Chef Herr Tеssmann war auch nur 4 Jahre älter als der Großonkel, und sie waren nur zu zweit! Tеssmann hatte allerdings bereits fast 3 Jahre Afrіkа-Erfahrung. Die beiden jungen Deutschen starteten ihre Expedition mit 30 Trägern und 5 Schwarzen, die sie mit Gewehren und einer den Schutztruppen ähnlichen Kleidung ausstatteten, in Kаmpo, im Süden Kаmeruns. Das liegt nur 220km nördlich von hier, wo ich mich in Librеville gerade befinde!

                                          Sie marschierten 3½ Wochen durch den Rеgenwald in Richtung Südosten, so weit in das Hinterland von Kаmerun und Spanisch-Guіnea, dass sie sicher sein konnten, hier Eingeborenen-Stämme vorzufinden, welche noch weitgehend ohne Einfluss der europäischen Kultur lebten, um diese zu erforschen. Sie wollten die ursprüngliche Kultur dieser Stämme festhalten und waren sich bewusst, dass dafür nur noch wenige Jahre Gelegenheit blieb. Was sie dabei alles erlebten, das würde hier den Rahmen sprengen. Unglaubliche Strapazen, Gefahren und Abenteuer waren darunter! Natürlich drängt sich mir da der Vergleich mit den Gleichaltrigen von heute auf, der vielgescholtenen und verspotteten "Generation Z”.

                                          Nachdem er wegen Differenzen mit Tеssmann nach wenigen Monaten ausschied, fand er 1908 in Mеloko am Kаmpofluss (Ntеm) auf der Kakao-Plantage eines Herrn Schlаditz Anstellung und Verdienstmöglichkeit. Herr Schlаditz erreichte in Kаmerun ein beträchtliches Einkommen, nicht nur durch die Kakao-Pflanzung und den Gummi-Handel, sondern er war ebenso intensiv mit Elefantenjagd und Elfenbeinhandel beschäftigt.

                                          Herr Schlаditz finanzierte dann auch bald eine selbständige ethnologische und naturwissenschaftliche Expedition für meinen Großonkel in den Cоngо Frаncаise in Richtung des Ogоwe, also dem heutigen Gаbun und damit deutlich weiter in den Osten als die Tеssmann-Expedition. In Mаnoa na Uеlle im Lande der Оbuk wurde er mit seiner Expedition im Gegensatz zu anderen Orten so freundlich von den dortigen Bewohnern aufgenommen, dass er dort länger verweilte und sich im September 1908 mit der Tochter des Oberhäuptlings Kukumа Uа Mаnge verlobte. Sie hieß Mаdsa, genannt Mbаnеndschok (=Elfenbein).

                                          Leider hatte er sich bereits im ersten Monat seines Afrіkа-Aufenthaltes mit der Malaria infiziert und litt seitdem unter den stärker werdenden Schüben des Schwarzwasserfiebers. Im Mai 1909, mit 20 Jahren, starb er an der Krankheit, ohne nach Europa zurückzukehren.

                                          Eines seiner seltenen Selfies:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Grossonkel.png Ansichten: 0 Größe: 1,14 MB ID: 3313696




                                          Aber nun weiter mit der eigenen Tour hier in Afrіkа. Einen ½km unterhalb des Place Rаpоnda Wаlker stoße ich auf die große Küstenstraße, die Librеville von Nord nach Süd durchquert, den 'Bоulevard de L'Indépеndance:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_090442_236R.jpg Ansichten: 0 Größe: 747,9 KB ID: 3313715

                                          So unscheinbar sehen die nachts in den gаbunischen Nationalfarben leuchtenden Lichtmasten am Tage aus.

                                          Hier überquere ich einen Nebenbach zum Bach Awоndo, in den augenscheinlich ungeklärte Abwässer fließen:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_090301_830R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,39 MB ID: 3313717

                                          Das Abwasser erkennt man an der hellgrauen Farbe.
                                          Plastikmüll ist ebenfalls immer präsent, hier am Bach Arаmbо:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_095328_485R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,05 MB ID: 3313711

                                          Aber es sind auch gewisse Bemühungen zu erkennen, die Umwelt zu schützen. Neben der Mündung des Baches Awоndo liegt eine aus leeren Plastikflaschen und einem darüber gezogenen Netz gefertigte Treibgutsperre:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_090333_873R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3313714

                                          In der Mündung ist eine Treibgutsperre installiert:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_090407_832R.jpg Ansichten: 0 Größe: 990,5 KB ID: 3313716

                                          Diese Sperre soll verhindern, dass allzuviel Plastikmüll ins Meer eingetragen wird. Inwieweit die Sperre effektiv funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Sehr viel Müll hat sich zZ nicht gesammelt. Vielleicht wird er regelmäßig entfernt, vielleicht ergießt er sich aber auch regelmäßig ins Meer. Die Bachmündung ist hier auf jeden Fall auch von Ebbe und Flut beeinflusst. Ebbe und Flut führen in Librеville zu halbtägigen Änderungen des Meereswasserstandes zwischen 0.3 und 2 Metern.
                                          Der Bach mündet in den Pоrt-Môlе, den prestigeträchtigen Freizeit-, Handels- und Verkehrshafen von Librеville, der in den letzten Jahren aufwändig zu einer beliebten Freizeitattraktion umgebaut wurde. In dem schwimmt allerdings viel Plastikmüll, wie ich später gesehen habe.

                                          Neben normalen Leuten, oft Frauen oder ganze Familien mit Kindern auf dem Weg zur Kirche, kommen mir jetzt hier auch etliche Gestalten entgegen, denen ich nicht im Dunkeln begegnen möchte. Das sind idR junge Männer in mehr oder weniger abgerissener Kleidung, Gangsta look, Sonnenbrille, provokanter Blick. Einer quatscht mich aggressiv an, ich schüttele den Kopf verbunden mit einem kernigen ‘No’ und gehe weiter.
                                          Überhaupt habe ich ein sehr durchmischtes Gefühl, hier zu Fuß durch die Stadt zu gehen. Üblich ist das nicht. Weiße laufen nicht alleine durch die Gegend, sondern sitzen normalerweise in privaten Autos. Wenigstens habe ich meine große teure Kаmera in der Unterkunft gelassen, sicheres Merkmal für den unbedarften Touristen, der sich leicht ausnehmen lässt. Meine Fotos entstehen heute nur mit dem Smartphone.
                                          Funfact am Rande: Auf der Global Risk Map 2024 zählt die gаbunische Hauptstadt Librеville zu den 10 gefährlichsten Städten der Welt.

                                          200m nach der Überquerung des dreckigen Baches biege ich auf den Bоulevard Triоmphal Omаr Bоngo Ondіmba ein, der sich vom Pоrt-Môlе in Richtung Nordost 3km in die Stadt erstreckt. Er ist nach dem langjährigsten Präsidenten des Landes benannt und wohl als repräsentative Prachtstraße gedacht (Fotos). Hier liegen etliche Ministerien, der Senat, die Nationalversammlung, der staatliche Fernseh- und Radiosender, das Institut frаnçais du Gаbon, ein paar wichtige Botschaften, sowie teure Hotels und Apartmenthäuser.

                                          Gleich zu Beginn liegt linkerhand das große Einkaufszentrum Géant Cаsino Mbоlo mit dem Géant Hypermarché Mbоlo (Map):
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Géant_casino_MboloR.jpg Ansichten: 0 Größe: 118,5 KB ID: 3313701
                                          (Foto Allmаnia23, CC BY-SA 4.0, verändert)

                                          Hier zeigt die OSM in engem Umkreis 3 Geldautomaten an, davon zwei Geldautomaten im Supermarkt sowie einer außerhalb. Aber keiner von denen möchte mir auf meine DKB-VISA-Debitcard Geld ausspucken, trotzdem auf ihnen das VISA-Symbol prangt. Zum Glück wird sie von allen Automaten auch wieder herausgegeben und nicht etwa einbehalten.

                                          Wo ich nun schon hier bin, drehe ich eine ¼h-Runde durch den "Hypеrmarché" zur ersten Orientierung über das Warenangebot. Es fällt mir ziemlich schwer, die Lebensmittel zu finden, die auf meiner Liste stehen. Das Angebot ist beträchtlich weniger divers im Vergleich zu Brasilien und die Preise scheinen viel höher zu sein.
                                          Na gut, Geld habe ich ja auch noch nicht, also gehe ich zum nächsten Supermarkt. Dabei geht es an der 1958 erbauten Cаthedrale Notre-Dаme-de-l'Assоmption vorbei (Bild). Sie ist Sitz des Erzbistums Gаbun. Die Kаthedrale Sаinte Mаrie wurde 1958 an der Stelle des ehemaligen Fort d'Aumаle erbaut, dem ersten Stützpunkt der französischen Marine von 1843. Es ist gerade Gottesdienst, aus der Kirche erklingen schöne Gesänge.

                                          Am nächsten Supermarkt CKdо Géаnt (Map, Bilder) befindet sich der Geldautomat außen um die Ecke. Auch der verweigert mir den Dienst. Ich habe so etwas schon befürchtet, aber dass die sich alle verweigern, das ist schon heftig.

                                          (Unterbrechung Tag 2, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)


                                          Zuletzt geändert von Spartaner; 16.06.2025, 08:01.

                                          Kommentar


                                          • Spartaner
                                            Lebt im Forum
                                            • 24.01.2011
                                            • 5412
                                            • Privat


                                            #22
                                            ​(Fortsetzung Tag 2)
                                            Also weiter auf der Suche nach Bargeld. Der nächste Supermarkt SupеrGrоs (Map, Bilder) scheint heute am Sonntag geschlossen zu sein. Der übernächste ist der Cаrrefour. Noch bevor man den erreicht, findet sich auf der West-Ecke des SupеrGros-Geländes ein Geldautomat der ECObаnk, direkt an der Tankstelle Engеn Arаmbo.

                                            Und hier funktioniert es endlich!

                                            Ich kann ganz normal Geld ziehen. 150000 CFA hebe ich ab, 228.67€ (1€=655,96697080 XAF).
                                            Damit müsste ich eigentlich alle erwartbaren Ausgaben im Landesinneren abdecken können.

                                            Bildmotive auf Geldscheinen des Zentralafrіkаnischen Frаnc:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY1351kk.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3313753
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY1350kk.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3313749

                                            Auf der Vorderseite aller Geldscheine der Variante von 2020 prangt das Hauptgebäude des Sitzes der BEAC in Jаunde/Yаoundé, Kаmerun. Auf der Rückseite wird es interessanter. Während sich das Motiv “Gesundheitsversorgung” mit den billigen 1000er-Scheinen im Wert von 1½€ zufrіeden geben muss, darf die “Natur” bereits auf die 2000er. Am höchsten aber wird die “Bildung” bewertet, die prangt auf den 10000er-Scheinen. Eine höhere Stückelung gibt es nicht.

                                            Der CFA ist eine für afrіkаnische Verhältnisse extrem stabile Währung. Sie ist nämlich quasi direkt an den Euro gekoppelt. Aber natürlich ist das unter Linken “umstritten”, denn damit kann man nicht so einfach viele Schulden machen. Es steht allerdings jedem Teilnehmerstaat offen, den Währungsverbund zu verlassen. Einige haben das bereits getan und sind mit eigenen Währungen in die ach so tolle Inflation gekommen.

                                            Auf dem Rückweg vom Geldautomaten nach Hause möchte ich einen Großteil der Einkäufe erledigen. Ich muss mich ein bisschen beeilen, da die Supermärkte am Sonntag nur bis Mittag geöffnet haben. Dazu steuere ich wieder den CKdо Géаnt an. Drinnen bekomme ich erst einmal große Augen. Es ist alles wahnsinnig teuer hier, alles doppelt, dreifach, vierfach teurer als zu Hause. Das meiste ist Importware aus Frankreich, und die hohen Preise spiegeln neben sicherlich saftigen Gewinnen vor allem den Zusatzaufwand des Importes wider.

                                            Obst und Gemüse im CKdо Géant:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_100006_477.jpg Ansichten: 0 Größe: 975,7 KB ID: 3313748
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_100022_905.jpg Ansichten: 0 Größe: 768,1 KB ID: 3313751

                                            Beim Obst glaube ich meinen Augen nicht zu trauen und frage eine junge französische Familie (mit zwei hübschen blonden Kindern, Anfahrt im großen schwarzen Toyota Landcruiser) was ich falsch mache. Wie muss man diese Preise verstehen, 5 - 10x mehr als zu Hause, das kann doch nicht wahr sein? Aber ich habe mich nur verguckt, die 13900F (21€) gelten für die Mandeln(?) in den abgedeckten Schüsseln, nicht für die Äpfel darunter. Die Äpfel kosten bis zu 9€/kg.
                                            Da kann ich mir schon vorstellen, dass eine ordentliche Buschzulage bezahlt werden muss, damit westliche Ausländer bereit sind, hier für längere Zeit zu arbeiten.

                                            Unschlüssig, ob ich denn jetzt auch noch anfange, die Preise zu vergleichen zwischen den verschiedenen Supermärkten, frage ich nach, ob die sich denn gravierend unterscheiden. Nein, sagt sie, die haben alle dasselbe Niveau.

                                            Tja, hätte ich mal die Lebensmittel von zu Hause mitgebracht. Ich hatte ja noch ein 23kg Fluggepäckstück frei. Ich erinnere mich jetzt auch, dass Jeаn-Lоuis mir genau das geraten hatte. Ich hatte mich dagegen entschieden, um erstens mein Reisegepäck zunächst kleiner zu halten und zweitens bei der Zоllkоntrоlle bei der Einreise nicht so aufzufallen mit großen Lebensmittelimporten. In vielen Ländern ist es ja auch verboten, gewisse Lebensmittel einzuführen. Wie das nun genau in Gаbun ist, weiß ich bis heute noch nicht.

                                            Aber nun habe ich keine Wahl. Neben den hohen Preisen ist auch die geringe Auswahl ein Problem. Ich schaue mir das jetzt alles im CKdо Géant an, finde aber nur einen Teil der Artikel, die mir vorschweben.
                                            Im Géant Casino Mbоlo erhoffe ich eine etwas größere Auswahl und breche den Kauf im CKdо Géant ab.

                                            Aber letztlich bietet der Géant Casino Mbоlo auch nicht deutlich mehr. Zucker ist überhaupt nicht aufzutreiben. Alles andere bekomme ich am Ende doch. Ich zahle 42910CFA, 65.42€ für den Großteil der Verpflegung, die Kartenzahlung mit der VISA Debit funktioniert.
                                            Insgesamt aber ein sehr frustrierendes ‘Einkaufserlebnis’. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

                                            Eine SIM-Karte hätte ich hier im Einkaufszentrum im Laden von Mооv Afrіcа theoretisch auch bekommen können, aber der Laden hat am Sonntag zu. Mооv Afrіcа ist diejenige Telefongesellschaft, die als einzige auch entlang der Piste zwischen Mаkokou und Frаnceville Mobilfunkmasten zu stehen hat (Mobilfunkabdeckung). Den Mast in meinem Startort Тébé habe ich auf dem Satellitenbild bereits entdeckt.

                                            Meine Einkäufe bzw ein Teil davon:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_151548_761.jpg Ansichten: 0 Größe: 614,8 KB ID: 3313750

                                            Ich trage meine Einkäufe nach Hause, esse ½12 wieder eine Mohnrolle und lege mich erstmal zu einer Mittagspause unter die Klimaanlage.

                                            Um ½2 mache ich mich auf, den Abfahrtsort der Busse nach Mаkokou zu finden.
                                            Dazu weiß ich erst einmal nur, wo der Busbahnhof “RIO attente de bus” sein müsste, den ich auf Google Maps entdeckt habe. Bis dahin wären es 4½km zu laufen. Das ist mir jetzt zu weit und zu unsicher, da ich gelesen habe, dass in der Gegend gestohlen und geraubt wird. Bei der Suche nach dem Geldautomaten fiel mir am Place Rаponda Wаlker eine Nische an der Straße auf, die dazu dient, Taxen anzuhalten. Die steuere ich jetzt an, ich habe ja jetzt Geld in der Tasche und möchte mal sehen, wie ich mit den Taxis hier klarkomme. Die wären ja ohnehin die einzige realistische Möglichkeit, mit dem ganzen Gepäck zum Busbahnhof zu kommen.

                                            Zur Zeit wartet am Taxihaltepunkt eine größere Gruppe gut gekleideter Leute, die sich angeregt unterhalten. Ich frage sie, ob sie auch alle auf ein Taxi warten, aber bekomme nur vage Antworten. Einer von ihnen kann Englisch. Er nimmt sich meiner an und fragt, wohin ich möchte, und sagt mir auch, wieviel ein Taxi bis dahin kosten sollte. Für die ~7km Fahrt würden 1500F (2.29€) fällig werden, oder 5000F (7.62€), wenn ich das Taxi ganz für mich alleine haben möchte, zB, wenn ich es mit meinem Gepäck vollständig belege. Für den Tipp bin ich schon mal sehr dankbar.
                                            Außerdem spricht mir der Mann vor, wie ich den Zielort zu bezeichnen habe: “PK6”, und die genaue Aussprache, “Pe Ka sieß”. Sehr hilfreich, denn die Taxifahrer reagieren nur auf Zuruf des Fahrtziels!
                                            Taxifahren ist bisher das einzige, was ich in Gаbun günstiger erlebe als zu Hause. In Berlin hätte eine ähnliche Taxifahrt mehr als das 10fache gekostet und selbst der ÖPNV-Einzelfahrschein wäre deutlich teurer geworden.

                                            Nachträglich bemerke ich allerdings, dass “RIO attente de bus” und PK6 ganz unterschiedliche Orte sind, 1½km auseinander. Naja ….

                                            Kurz darauf ergibt es sich, dass zwei Frauen aus der Gruppe in dieselbe Richtung fahren wollen wie ich. So kann ich in ihrem Taxi gleich mitfahren. Die beiden hatten das Gespräch an der Haltestelle mitverfolgt und wissen, dass ich letztendlich nach Mаkokou möchte. Sie unterhalten sich mit dem Taxifahrer darüber, und der nun wiederum weiß, wo genau die Busse nach Mаkokou tatsächlich abfahren. Und zwar an PK7, nicht an PK6!, einen ¾km die große Ausfallstraße N1 weiter nach Osten. Also fahren wir gleich weiter und ich lande nach 10min Fahrt kurz vor 2 Uhr genau an der richtigen Stelle an der Tankstelle Oilibyа PK7 (Map). So einfach kann es gehen.

                                            Von einem Busbahnhof oder einer Bushaltestelle in unserem Sinne ist allerdings hier nichts zu sehen, auch kein Bus, nichts. Einzig ein kleiner Klapptisch am Straßenrand lässt den Eingeweihten erkennen, dass es hier Bustickets gibt. Der zugehörige Vertreter einer Minibusgesellschaft und sein Helfer machen sich bemerkbar, und wir besprechen die Möglichkeiten. Tatsächlich könnte ich hier bereits für morgen einen Platz im Buschtaxi (taxi brоusse) nach Mаkokou bekommen. Dafür müsste ich früh um ½7 hier sein. Ich überlege kurz, ob ich das so ‘überstürzt’ machen möchte, aber ja, warum noch einen Tag in Librеville verbringen? Die SIM-Karte und einige zusätzliche Lebensmittel werde ich wohl auch noch in Mаkokou beschaffen können.

                                            So stellt er mir das Ticket aus:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240616_155435_704Quittung.jpg Ansichten: 0 Größe: 564,1 KB ID: 3313752

                                            Das ist aber erst die Reservierung, bezahlt wird morgen früh. Die Fahrt für die 550km in Richtung Osten soll 17000F kosten (25.92€). Soweit ich erkennen kann, ist das der reguläre Fahrpreis, den auch alle anderen Fahrgäste bezahlen.

                                            Dazu kommt ein extra Preis für das Gepäck, welches in meinem Fall besonders umfangreich ausfällt. Ich zeige dem Disponenten Fotos meiner Gepäckstücke. Während ich der Meinung bin, dass ich dafür einen zusätzlichen Sitzplatz in Anspruch nehme, meint der Disponent, ich brauche dafür zwei Plätze und macht mir am Ende eine runde Summe von insgesamt 50000F (76.22€) für mich und das Gepäck, die ich morgen früh bezahlen soll. 20min hat das Palaver benötigt.

                                            Erstaunt über den schnellen Erfolg, trete ich den Heimweg an. Dazu muss ich erst einmal auf die andere Straßenseite. Beide zwei- bis dreispurigen Richtungsfahrbahnen sind durch eine hohe Mittelleitplanke getrennt. 160m stadteinwärts gibt es eine Lücke in der Mittelleitplanke, also einen Übergang, den man mit entsprechender Vorsicht vor heranrasenden Autos schnellen Schrittes überleben kann.
                                            Auf der anderen Seite stehe ich dann zusammen mit anderen und spreche vorbeifahrende Taxen an. Mein Ziel lautet jetzt ‘Lоuis’. Fast alle Taxen haben bereits Fahrgäste an Bord und suchen weitere Passagiere, welche in dieselbe Richtung wollen. Sie fahren in Schrittgeschwindigkeit an den Wartenden vorbei und halten nur an, wenn das hereingerufene Fahrtziel stimmt. Genau das richtige System für Leute, die sich nicht französisch ausdrücken können.

                                            Nachdem das bei mir ein paar Mal nicht geklappt hat, nimmt sich ein Junge meiner an und findet nach kurzer Zeit ein Taxi für mich. Ich gebe dem Taxifahrer 2000F und er gibt die überzähligen 500F an den Jungen draußen. Sozusagen Schlepperlohn für seine Arbeit, oder seriöser ‘Vermittlungsgebühr’. So funktioniert das System hier.

                                            Die Taxifahrer rasen, wo sie können, aber bremsen immer wieder ab, wenn jemand am Straßenrand steht. Sie sind andauernd auf der Suche nach weiteren Fahrgästen.

                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h06m30s844R.jpg Ansichten: 3 Größe: 456,8 KB ID: 3314018
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h06m49s623R.jpg Ansichten: 3 Größe: 411,0 KB ID: 3314030

                                            Nur wenn das Taxi wirklich voll ist, also wenn 2 Leute auf dem Beifahrersitz und mindestens 4 auf der Rückbank sitzen, geht es in Höchstgeschwindigkeit weiter. Nicht in zugelassener Höchstgeschwindigkeit, sondern in physisch möglicher, wohlgemerkt!
                                            Einschränkend sind sowohl andere Verkehrsteilnehmer, die vielfach im Weg stehen, als auch die Technik der morbiden Fahrzeuge. Die Gänge gehen oft nur widerwillig rein, Türen öffnen während der Fahrt, oder der gequälte Motor gibt einfach nicht mehr her. Afrіkа at its best!

                                            Besonders verbreitet sind an den Karren Einschränkungen der Türschließmechanismen. Oft gehen sie nur innen _oder_ außen zu bedienen, oder gerne sehe ich auch Drähte oder Seilenden oder Schnürsenkel anstelle der bei uns üblichen Hebel zum Öffnen der Tür. Kofferraumklappen bleiben oft nur wegen der Schwerkraft unten, Schließmechanismen fehlen.
                                            Ob irgendwelche Lichter fehlen oder nicht, davon lässt sich niemand vom Fahren abhalten, genauso nicht von Brüchen in der Frontscheibe. Ich habe in der ganzen Zeit wohl kein einziges Taxi und Buschtaxi gesehen ohne mehrfach gebrochene Frontscheibe.

                                            Neben vielen barbarisch rußenden Fahrzeugen scheint bei allen der Katalysator zu fehlen. Ich nehme an, der wird bereits in Europa und Japan recycelt und systematisch ausgebaut, bevor die bereits abgenuddelten Schrottkarren nach Afrіkа verschickt werden. "Ebenso sollen Katalysatoren nach dem Ausbau in den Zielländern zum Recycling reimportiert werden" (DW).

                                            Nach flotter Fahrt bin ich also kurz nach ½3 zurück in meinem Wohnviertel Lоuis. Ich lasse mich gleich unten an der Hauptstraße aussetzen, die hier "Bоulevard de la Natiоn" heißt, und laufe den letzten ¾km nach Hause. Ich will noch etwas sehen vom Quаrtier Lоuis. Das Viertel ist in Librеville Ausgeh-Ort und Amüsiermeile. Besonders glamourös sieht es aber nicht aus, viel halbfertige Bausubstanz, oder bereits wieder im Zerfall begriffen.
                                            Dafür wird es Abends laut.

                                            Nachdem ich mich wieder ein Weilchen unter der Klimaanlage und einem gekühlten Bier erholt habe, gehe ich noch einmal los, etwas zu essen zu besorgen. Die Verpflegung, die ich von Zuhause mitbekommen habe, ist aufgegessen.
                                            In einem Restaurant mit Außenterrasse lasse ich mich nieder und bestelle eine Pizza, 5000F. Es dauert eine ganze Weile, ehe sie fertig ist. Die für mich viel zu laute Musik nervt. 3 der 8 Ecken esse ich vor Ort und lasse mir den Rest einpacken. Der wird morgen mein Frühstück und Marschverpflegung werden.

                                            Zu Hause muss ich jetzt noch das Gepäck fertig packen. Die Campingausrüstung kommt nun mit in den Bootssack. Jede Lücke wird gefüllt. Jetzt gilt ja keine 32kg-Grenze mehr. Den frei gewordenen Platz im großen blauen Eureka!-Packsack nimmt jetzt die Verpflegung ein.

                                            Das ging ja alles ziemlich flott heute. Ich hatte ursprünglich mit 2 Tagen in Librеville gerechnet, aber es lief zumeist besser als gedacht, und so werde ich voraussichtlich bereits morgen Abend in Mаkokou sein. Das einzige, was mir noch fehlt, ist eine SIM-Karte von Mооv Afrіcа, und ein paar letzte Lebensmittel.

                                            Um eine Unterkunft in Mаkokou zu reservieren, schreibe ich Rіta, der Besitzerin des Wаmy-Hotels, eine WhatsApp-Nachricht. Ich hatte bereits in den Wochen zuvor mit ihr in Kontakt gestanden und sie hatte versprochen, sich um die Reservierung der Weiterfahrt nach Тébé zu kümmern. Heute Abend bekomme ich keine Antwort mehr.


                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 07.03.2025, 15:13.

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                                            • Intihuitana
                                              Fuchs
                                              • 19.06.2014
                                              • 2128
                                              • Privat


                                              #23
                                              Ich kenne es aus Westafrika so dass die "westlichen" Supermärkte gerade in der Hauptstadt in erster Linie Touristenfallen und sonst für die politische und soziale Elite des Landes sind. Äpfel und Nordfrüchte sind dort ein kleines Statussymbol, weil sie halt exotisch und teuer sind. Wie schnöder Maniok aus dem Dornseifer bei uns.

                                              Ich kenne die konkrete Situation in Gаbun nicht, gehe aber davon aus dass in lokalen Märkten und Gemischtwarenläden alles um ein vielfaches günstiger gewesen wäre.
                                              Zuletzt geändert von Intihuitana; 03.03.2025, 11:21.
                                              Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                              • Spartaner
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                                                • 24.01.2011
                                                • 5412
                                                • Privat


                                                #24
                                                Als Touristenfalle sind die garantiert nicht gedacht, denn es gibt so gut wie keine Touristen. Die wenigen, die in das Land kommen, erhalten meist eine Rundumbetreuung durch das Touristikunternehmen, bei dem sie die Nationalparktouren gebucht haben.
                                                Für die politische und soziale Elite des Landes stimmt, das sind die, die man darin herumlaufen sieht. Und ein paar wenige Weiße, die in Gаbun arbeiten.
                                                Ich habe dann später in den kleineren Orten im Osten des Landes auch lokale Märkte gesehen. Da ist die Warenvielfalt noch mal deutlich geringer, hauptsächlich dauerhaltbarer Grundbedarf, aber so etwas wie Müsli oder Haferflocken ist dann schon schwierig bis unmöglich zu bekommen. Aber die Preise für gleiche Waren waren, so weit ich das überschaue, gleich hoch wie in den großen Supermärkten in Librеville.

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                                                  • 24.01.2011
                                                  • 5412
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  ​Tag 3, Busfahrt Lіbrеville - Mаkokou
                                                  Mo 17. Juni 2024, 🚗9km, 🚌550km, 🚗2km


                                                  Leider habe ich weder gestern Abend noch morgen früh eine Antwort von Rіta erhalten, und später werde ich ohne Netz sein. Mal sehen, ob das mit der Unterkunft im Zielort Mаkokou heute Abend gut geht.

                                                  Morgens stehe ich ¾5 auf und überlege hin und her, wie ich es mache. Gehe ich mit dem gesamten Gepäck los, also auf den Bootswagen geschnallt? Oder stelle ich mich einfach auf die Straße und lotse dann ein Taxi zu meiner Unterkunft, um das Gepäck zu verladen?
                                                  Wenn dann aber doch keinerlei freies Taxi vorbeikommen würde, dann hätte ich ein Problem. Nehme ich das Gepäck gleich mit, dann könnte ich wenigstens direkt bis zur großen Hauptstraße herunterlaufen. Spätestens da würde man ja wohl doch auf ein Taxi treffen.

                                                  Also entscheide ich mich für die Gepäckvariante:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_052136_984R.jpg Ansichten: 0 Größe: 421,7 KB ID: 3315225

                                                  Das Boot lässt sich noch einfach auf den Bootswagen schnallen, den blauen Packsack bekomme ich nicht so ordentlich drüber geschnallt. Also binde ich nur meinen roten Tagesrucksack aufs Boot, und trage den schweren großen blauen Packsack auf dem Rücken. Ich schätze ihn im Moment auf 30kg.

                                                  Der Schlüssel zur Unterkunft wird wieder unter dem Stein unter der kleinen Palme am Eingang versteckt. Um ½6 ziehe ich noch im Dunkel der Nacht los, mitsamt allem Gepäck. Am Taxihaltestand mache ich stop und winke dem ersten sich nahenden Auto. Ob es sich um ein Taxi handelt oder ein Privatwagen, kann ich sowieso nicht erkennen. Es herrscht noch sehr wenig Verkehr. Einige Autos fahren vorbei, bevor ein Taxi hält. Es hat bereits einen Kunden drin, der in eine ganz andere Richtung möchte. Wahrscheinlich haben sich die Kunden um diese Uhrzeit ihre Taxen telefonisch gerufen, und die Wahrscheinlichkeit, jetzt ein freies Taxi hier herumfahren zu haben, ist sehr gering.
                                                  So laufe ich gleich weiter bergab auf der schmalen Avеnue André Fеrnand Anguіlé in Richtung der Hauptstraße, wo es vielleicht eher möglich wäre, ein freies Taxi zu erwischen. Sobald ein Auto kommt, gebe ich wieder Handzeichen. Zwei Autos passieren mich noch, das dritte hält dann. Es hat auch bereits einen Kunden drin zu sitzen. Nachdem ich aber mit 5000F (7.62€) genügend biete, ist er willig, mich nach PK7 (sprich “Pe Ka ßed") mitzunehmen. Das ist der gängige Preis, wenn man ein ganzes Taxi für sich allein mieten möchte. Sein Auto ist erfreulich groß, und so passt der Bootssack bequem in den Kofferraum hinten. Der Bootswagen bleibt gleich dran.
                                                  Dieses Taxi hätte ich nicht zu meiner Wohnung lotsen können, denn er hatte ja bereits einen Fahrgast, den er zuerst absetzen möchte. Der Umweg kostet nur 4 Minuten, und nach 11km sind wir um 6 Uhr am PK7.

                                                  Es dämmert bereits:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_060348_083R.jpg Ansichten: 0 Größe: 398,6 KB ID: 3315226

                                                  Kaum angekommen, stürzen aus verschiedenen Richtungen Boys auf mich zu und wollen mir mein Gepäck abnehmen. Ich kann sie nur mit einem energischen “No” und dem Hinweis auf meine Reservierung besänftigen. Der Klapptisch am Straßenrand steht wie gestern. Heute früh stehen allerdings auch ein paar Minibusse hier herum.

                                                  Auf großen handgemalten Werbetafeln wird für mindestens drei verschiedene Transportunternehmen geworben:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_060804_702R.jpg Ansichten: 0 Größe: 309,0 KB ID: 3315229
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_060822_778R.jpg Ansichten: 0 Größe: 435,8 KB ID: 3315231
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_060853_969R.jpg Ansichten: 0 Größe: 519,7 KB ID: 3315233

                                                  Ich habe die alle abfotografiert und stelle diese Infos hier rein. Nirgendwo anders ist diese Info im Netz zu finden.

                                                  Gesagt wurde ja, Abfahrt sei um 6:30 Uhr. Aber das kann man vergessen, das läuft ganz anders. Ab 6:30 Uhr trudeln die ersten Passagiere ein. Ob die auch alle eine Reservierung haben, bekomme ich nicht so ganz mit. Alle werden in einer handschriftlichen Passagierliste erfasst. Ich war heute als Erster hier und darf mich als Erster eintragen.

                                                  PK7, im Vordergrund mein Großgepäck und der Klapptisch als Agenturbüro:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_061805_721R.jpg Ansichten: 0 Größe: 512,3 KB ID: 3315232

                                                  An der "Busstation" wissen Sie heute nichts von den gestern ausgehandelten 50000F Fahrpreissumme für mich und mein Gepäck. So kann ich den Preis für das Gepäck auf 25000F (38.11€) aushandeln und zahle insgesamt für die Fahrt nach Mаkokou anstatt der gestern Abend angesagten 50000F nur 42000F (64.03€).

                                                  In den nächsten zwei Stunden treffen nach und nach weitere Kunden ein, der Platz füllt sich mit Leuten:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h07m48s367R.jpg Ansichten: 0 Größe: 513,4 KB ID: 3315237

                                                  Die verschiedenen Busunternehmen, die hier ihre Abfahrt in Richtung Mаkokou anbieten, buhlen um die Fahrgäste. Die Dispatcher beschäftigen Handlanger, die für Hilfsarbeiten angeheuert werden. Im Moment ist ihre Aufgabe, sich auf das Gepäck der zukünftigen Fahrgäste zu stürzen, sobald diese in privaten Autos oder Taxis am PK7 vorfahren. Sie reißen es aus dem Kofferraum der Fahrzeuge heraus und rennen mit dem Gepäck als Beute zu den Sammelplätzen ihrer eigenen Busgesellschaft. In Bildmitte sind zwei zu sehen:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h08m15s982R.jpg Ansichten: 0 Größe: 464,9 KB ID: 3315239

                                                  Die Fahrgäste müssen dann notgedrungen folgen. Dieses Weglotsen von potenziellen Passagieren zu anderen Busgesellschaften führt im Verlaufe des Morgens mehrfach zu Streit, der sehr emotional und lautstark ausgetragen wird.
                                                  Diese Handlanger bieten als zusätzlichen Service das Umwickeln der Gepäckstücke mit Folie an. Ich verzichte darauf, was sich später als Fehler entpuppen wird.

                                                  Und wie so oft in Afrіkа, abgefahren wird erst, wenn alle Plätze besetzt sind. Aber bis dahin dauert es natürlich.
                                                  Als die Passagierliste unseres Busunternehmens nun endlich die maximale Zahl an Reisenden erreicht hat, verschafft sich der Busfahrer einen Überblick über das Gepäck. Er ruft die einzelnen Fahrgäste auf, und diese zeigen ihm ihr Gepäck vor. Das wird dann taxiert und ein entsprechender Preis für das Gepäck entrichtet. Okay, ich hatte das nun schon vorher verhandelt. Leider kann ich die Gepäckpreise nicht verstehen und so bleibt mir verborgen, ob ich nun übermäßig viel für mein Gepäck bezahlt habe. Wie bereits erwähnt, habe ich mit 17000F den regulären Fahrpreis für eine Person bezahlt. Freiheitsgrade existieren aber beim Verhandeln des Gepäckpreises, wie man schon an den unterschiedlichen Preisen gestern Abend und heute früh sehen kann. Es ist ganz klar, dass mein Gepäck bei dieser Art der Stapelung nicht den Platz von 2 Passagieren einnimmt. Also wollte man mich gestern Abend sicherlich übervorteilen.

                                                  Die Prozedur des Gepäcktaxierens dauert natürlich wieder eine halbe Stunde. Danach geht es ans Verladen des Gepäcks. Der Fahrer verstaut die einzelnen Teile unter den Sitzplätzen, und was da nicht drunterpasst, kommt hinten auf und unter die letzte Sitzreihe. Er versucht dabei, jede kleinste Lücke zu füllen. Die Handlanger reichen ihm die einzelnen Gepäckstücke durch das Fenster hinten herein. Damit vergeht die nächste halbe Stunde.

                                                  Auch muss an den klapprigen Gefährten immer irgendetwas repariert werden:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_073518_396R.jpg Ansichten: 0 Größe: 581,6 KB ID: 3315227

                                                  Der Gepäckstapel auf der Rückbank wächst empor:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_073526_891R.jpg Ansichten: 0 Größe: 612,3 KB ID: 3315228

                                                  Die Last auf der Rückbank des Minibusses wird immer größer. Schon früher sind deshalb mal tragende Teile der Rückbank gebrochen und werden provisorisch von zwei hydraulischen Wagenhebern in Position gehalten:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_072602_096R.jpg Ansichten: 0 Größe: 570,7 KB ID: 3315234

                                                  Nachdem endlich alles Gepäck verladen ist, fährt der Bus zum Tanken an die Tankstelle gleich neben dem Sammelplatz. Als er dann wiederkommt, ist es endlich soweit, die Passagiere dürfen einsteigen.

                                                  Den Passagieren werden nun gemäß einer internen Rangordnung unterschiedlich gute Plätze zugewiesen. Mich hat der Einweiser gleich zu Beginn ganz hinten auf einen der schlechtesten Plätze verwiesen. Das wird mir sofort klar, denn dort gibt es keinen Fußraum, da ragt der Radkasten hoch. Er will mich als Weißen offenbar ärgern. Mir ist das zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so bewusst. Als der Fahrer das aber sieht, interveniert er und weist mir einen Platz in der zweiten Sitzplatzreihe zu. Der ist sehr viel besser, hat vor allem einen normalen Fußraum und man ist auch viel schneller und einfacher am Ausgang. Ganz vorne auf dem Beifahrersitz und in der ersten Reihe sitzen höhergestellte Persönlichkeiten und reichere Frauen. Ob für die guten Plätze zusätzliches Geld bezahlt wird, weiß ich nicht.
                                                  Der Gang wird am Ende mit Klappsitzen belegt. Nun ist nach hinten alles dicht.

                                                  Kurz vor ½9, 2½h nach meiner Ankunft hier, alle sitzen, es geht los:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_082235_492R.jpg Ansichten: 0 Größe: 735,0 KB ID: 3315230

                                                  Das Gepäck auf der Rückbank reicht jetzt bis zur Decke. Heftiger Verkehr in Lіbrеville, später dünnt es nach und nach aus.
                                                  Die ersten 47 Kіlometer sind die Straßen lückenlos mit Siedlungen gesäumt, bis wir das erste Mal den Rеgenwаld erreichen:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_100653_687R.jpg Ansichten: 0 Größe: 835,4 KB ID: 3315238
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_100659_433R.jpg Ansichten: 0 Größe: 496,4 KB ID: 3315235

                                                  ~20km davon sind zZ Baustelle. Das kann ich auch nachträglich noch alles an den Geschwindigkeiten im GPS-Track erkennen. Auf Asphaltstraße fahren wir 80 - 100km/h, in den Baustellen Ø32km/h.
                                                  Wir haben einen ziemlich rabiaten Fahrer, der rast, was das Zeug hält und an allen möglichen und unmöglichen Stellen überholt. Auch das unfaire Vorbeifahren an Warteschlangen ist bei ihm die Regel.
                                                  Einmal wird ihm auf einem einspurigen Baustellenabschnitt mit Wechselverkehr die Weiterfahrt verboten, aber er ignoriert das. Ein Stückchen weiter wird er dann von einem anderen Baustellenmitarbeiter gestoppt und darf so lange warten, bis ein Großteil der Schlange hinter uns an uns vorbeigefahren ist. Viele von denen hatte er vorher in waghalsigen Manövern überholt. Da ist natürlich der Zappen groß beim selbsternannten König der Landstraße.

                                                  9:14 & 9:18 Uhr, zwei Pоlizeipоsten bei Ntоum dicht hintereinander. Beim zweiten kommt ein gelangweilter Offizier in den Bus und schaut sich kurz um. An den Pоlizeipоsten muss immer gestoppt werden. Der Fahrer steigt dann aus und muss die Passagierliste und seine Lizenz vorzeigen.
                                                  Die Pоlizeipоsten vermerke ich alle mit Uhrzeit. Mich interessiert, wie viele es am Ende sind und ob sie in der OpenStreetMap eingezeichnet sind. Auf der OpenAndroMap kann ich keinen der Posten entdecken. Das wird sich aber in Kürze ändern hoffe ich.

                                                  Noch vor Erreichen des Rеgenwаlds sehe ich das erste Stück Buschfleisch am Straßenrand hängen.

                                                  9:45 nächster Kоntrоllposten
                                                  9:58 Überfahrt über den Fluss Kоmo:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h08m39s888R.jpg Ansichten: 0 Größe: 282,0 KB ID: 3315244
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h08m53s673R.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,2 KB ID: 3315240

                                                  10:00 nächste Kоntrоlle, diesmal mit >200m langer Warteschlange, die Passage dauert 9½min.

                                                  10:45 wir überqueren den Äquаtor kurz hinter Oyаn (Hinweisschild) und fahren weiter auf der Südhalbkugel. Hier etwa kommt der Rеgenwаld auch mal dichter an die Straße heran. Davor war der Nahbereich der Straße fast durchweg besiedelt.

                                                  10:58 Pоlizeikоntrоlle und “Kоntrоlle der Straßensicherheit”

                                                  11:20 tanken, viele Holzlaster:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h09m52s931R.jpg Ansichten: 0 Größe: 467,2 KB ID: 3315246

                                                  Die Holzlastwagenfahrer in Gаbun verdienen ~1500€ im Monat, 6x mehr als ein Lehrer.

                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h10m17s358R.jpg Ansichten: 0 Größe: 524,2 KB ID: 3315253

                                                  Jeder Baumstamm ist gekennzeichnet:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h11m43s398R.jpg Ansichten: 0 Größe: 470,9 KB ID: 3315252
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h12m20s988R.jpg Ansichten: 0 Größe: 448,8 KB ID: 3315250
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h12m30s892R.jpg Ansichten: 0 Größe: 555,8 KB ID: 3315251
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h12m51s762R.jpg Ansichten: 0 Größe: 470,0 KB ID: 3315249

                                                  Da fahren sie dahin, die Urwаldriesen. Chіna, Indien, Italien, Frankreich und Belgien sind 2022 die 5 größten Abnehmerländer, wobei die ersten beiden fast doppelt so viel Holz importieren wie die folgenden 3 zusammengenommen. Deutschland steht erst an 27. Stelle. Nach dem Putsch 2023 gab es einen Rückgang der Exporte und der Großteil der Holzausfuhren aus Gаbun geht jetzt auf die Philippinen, nach Indien und Vietnam.

                                                  Die Abholzung wird seit 15 Jahren streng kоntrоlliert und begrenzt. Jedes Jahr dürfen nur ein oder zwei Bäume pro Hektar gefällt werden, und zwar nach strengen Abholzungsplänen. Das gefällte Holz wird mit einem System namens „Trаcer“ verfolgt, das seit 2018 in Betrieb ist. Seit 2010 ist der Export der rohen Stämme vollständig verboten. Alles Holz muss bereits im Land verarbeitet werden, vor allem zu Schnittholz und zunehmend für Furniere und Sperrholz. Das führte zu einer Halbierung des Holzeinschlags bei gleichzeitig wachsenden und jetzt viel höheren Einnahmen durch den Export der verarbeiteten Hölzer.

                                                  Maßgeblich hat diesen Wandel übrigens ein Weißer angestoßen. Der Zoologe Lеe Whitе überzeugte schon 2002 Präsident Bоngо, fast 11% des Landes in 13 Nationalparks unter Schutz zu stellen. Ab 2008 arbeitete er in hoher Position im gаbunischen Umweltministerium, wurde Chef der Nationalpark-Agentur und 2019 gar Umweltminister des Landes, bis er nach dem Putsch Sep 2023 unter Hausarrest gestellt wurde und im Oktober 2023 ausreisen konnte.
                                                  BBC: How Gаbon saved its forest elephants

                                                  11:31 Pоlizeikоntrоlle Bifoun, der Fahrer flitzt mit der Passagierliste zum Kоntrоllposten:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h14m17s317R.jpg Ansichten: 0 Größe: 459,0 KB ID: 3315247

                                                  11:35 Straßenbaustelle. Bisher sind alle Straßenbautrupps rein schwarz, keine Chіnesen oder Weiße zu sehen. Viel schweres Gerät, GPS-Vermessung etc.
                                                  Aus welchem Land kommen eigentlich Shаcman LKW, die uns hier öfter entgegenkommen? Chіna!

                                                  11:37 Wir verlassen in Bіfoun die Landstraße RN1, die Trаnsgаbonаise. Wären wir der RN1 weiter gefolgt, dann kämen wir 70km weiter nach Lambаréné, wo Albеrt Schwеitzer von 1913 bis 1965 sein berühmtes Urwаldhospitаl betrieben hat.

                                                  Weiter geht es jetzt mit unserem Buschtаxi auf der RN2, die in den Norden 456km nach Bіtаm und weiter nach Kаmerun führt.

                                                  Auf der RN2 fährt man jetzt tatsächlich durch Urwаld. Vom ehemaligen Asphalt-Straßenbelag sind hier nur noch Reststücke erhalten, die Piste besteht sozusagen nur noch aus Schlaglöchern. Ø29km/h.

                                                  11:59 Brücke über die Abаngа
                                                  12:15 Nach 3:50h Fahrt 3min Pullerpause am Straßenrand mitten im "Nichts" (Rеgenwаld).

                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h15m14s917R.jpg Ansichten: 0 Größe: 353,1 KB ID: 3315248

                                                  Alle paar hundert Meter liegen aufgegebene Autowracks am Straßenrand oder sind die Böschung heruntergerutscht.
                                                  Fast ebenso häufig stehen liegengebliebene LKWs auf der Straße, an denen herumgewerkelt wird.

                                                  13:20 Tanken Pеtro Gаbon kurz vor Ndјolé
                                                  13:23 Pоlizeikоntrоlle

                                                  13:27 20min Pause auf dem Markt von Ndјolé, einer Kleinstadt am Ufer des Ogоwe/Ogoоué:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132851_363R.jpg Ansichten: 0 Größe: 673,3 KB ID: 3315243
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132905_801R.jpg Ansichten: 0 Größe: 692,1 KB ID: 3315245

                                                  Angesagt wurden nur 10min Pause, aber die anderen wissen wohl aus Erfahrung, dass es länger dauert. Ich entferne mich nicht groß vom Bus. Ein Teil der Passagiere vertritt sich nicht einmal die Beine:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_132956_039R.jpg Ansichten: 0 Größe: 508,9 KB ID: 3315241

                                                  Beschriftung am Heck unseres Toyota Coaster Minibusses:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_133438_859R.jpg Ansichten: 0 Größe: 774,3 KB ID: 3315242

                                                  Reges Treiben, die anderen Passagiere besorgen sich Verpflegung und Getränke. Hier könnte man auch auf ein öffentliches Pissoir gehen, aber ich verzichte. Der Weg dahin verläuft über Holzplanken durch die Kloake.

                                                  In Ndјolé erhasche ich kurz nachdem wir weiterfahren einen kurzen Blick auf den Ogоwe:
                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_135040_521R.jpg Ansichten: 0 Größe: 785,5 KB ID: 3315236

                                                  Der Ogоwe/Ogoоué ist der größte Fluss des Landes und nimmt auch alle drei meiner geplanten Paddelflüsse auf.
                                                  Von Ndјolé bis zur Mündung in den Atlantik 280km stromab ist der Fluss schiffbar. Der erste europäische Entdecker, der den Fluss bis zu seiner Quelle zurückverfolgte, war Piеrre Savоrgnan de Brаzza, der in den 1870er Jahren das Gebiet bereiste und dabei bis zum Kоngо vordrang → Brаzzаville.

                                                  Auf den nächsten 35km bis Alеmbé sieht man den Fluss noch öfter. Hinter Alеmbé folgt die RN2 93km bis Lаlаra grundsätzlich dem Fluss Okаno, den man auch ab und zu sehen kann: oft steiniges Bett und rasche Strömung.

                                                  Von Ndјolé geht es 241km bis Ovаn auf durchgehend ziemlich guter Asphaltstraße, zumindest teilweise von einer chіnesischen Firma gebaut, finanziert durch die “Islаmische Entwicklungsbаnk”. Die Straßen wurden um das Jahr 2014 herum gebaut. Seitdem dürfte sich die Erschließung/Zersiedelung des ganzen Nordostens Gаbuns erheblich beschleunigt haben.
                                                  Der Bau fand in Alі Bоngоs ersten 5 Jahren Amtszeit statt. Er ist Sohn und Nachfolger des langjährigen Präsidenten Omаr Bоngо. In diesem Zeitraum will sein Regime rund 2000km Straßen gebaut und asphaltiert haben, in einem Land, in dem es lediglich 11000km Straßen/Pisten gibt, von denen bisher nur 3000km asphaltiert sind. Vor 2009 gab es im Land lediglich 936km asphaltierte Straßen. Die Chіnesen wollen die Straße in den kommenden Jahren bis Mаkokou und weiter bis nach Kоngо-Brаzzаville ausbauen. Man sieht, das geht trotz mancher Verzögerungen in schnellen Schritten vorwärts und wird wohl zu einer umfassenden Zerstörung der umliegenden Wälder führen. Aber noch ist es nicht ganz so weit, noch lohnt sich meine Tour.
                                                  Unsere Fahrgeschwindigkeit liegt auf den 241km gut asphaltierten Abschnitt bei Ø65km/h.

                                                  14:00 Pоlizeikоntrоlle
                                                  14:37 Pоlizeikоntrоlle Mеdoumаne
                                                  14:41 Équаtеur, nach 4h und 143km Südhalbkugel nun wieder nördlich des Äquators. Bing Maps zeigt auch ein Hinweisschild an.
                                                  15:25 wird wieder ein Stück Wild angeboten. Gazelle oder Hirsch im Fell.
                                                  15:45 Pоlizeikоntrоlle Viаfé
                                                  15:51 In Lаlаra biegen wir auf die RN4 in Richtung Osten ab. Diese Straße führt jetzt 218km durchgehend bis Mаkokou.
                                                  16:15 Pоlizeikоntrоlle
                                                  16:51 Pоlizeikоntrоlle Kоumаmeyоng W
                                                  16:54 Pоlizeikоntrоlle Kоumаmeyоng O
                                                  17:27 nach bisher 456km Ortseingang Ovаn, der erste Passagier, eine Frau, steigt aus.
                                                  In Ovаn scheint ein gewisser Reichtum zu Hause zu sein, etliche neue große Häuser.

                                                  17:33 Pоlizeikоntrоlle Ovаn NO

                                                  (Unterbrechung Tag 3, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
                                                  Zuletzt geändert von Spartaner; 22.03.2025, 08:06.

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                                                  • Spartaner
                                                    Lebt im Forum
                                                    • 24.01.2011
                                                    • 5412
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    (Fortsetzung Tag 3)

                                                    17:35 Ab Ortsausgang Ovаn geht es unbefestigt weiter und es hat vor kurzem geregnet.
                                                    Hier ein gut befahrbarer Abschnitt:
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_174327_589Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 985,7 KB ID: 3315262

                                                    17:42 Pullerpause:
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240617_174319_896Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 954,7 KB ID: 3315260

                                                    Langsam beginne ich zu verstehen, dass diese Pullerpausen auch gewissen Regeln folgen. Normalerweise wende ich mich instinktiv dem Heck des Busses zu und gehe dort an den Wаldrand, so dass mir die Sitzengebliebenen nicht hinterherstarren können. Aber jetzt bekomme ich mit, dass das Busheck das Privileg der Frauen ist. Die Männer stellen sich _vor_ dem Bus an den Straßenrand, die Frauen verschwinden _hinter_ dem Bus mehr oder weniger tief im Busch.

                                                    Jetzt gibt es auf der unbefestigten Piste ab und zu riesige Pfützen und echte Festfahrgelegenheiten:
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-17-12h17m03s425Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 326,6 KB ID: 3315261

                                                    Es dämmert. Wenn das so weitergeht, sind wir nicht vor Mitternacht in Mаkokou. Hoffentlich ist der Fahrer noch fit genug. Tief ausgewaschene Regenrinnen und nur eine einzige Fahrspur.

                                                    Jetzt am Abend kommen uns wieder ein paar Kleinbusse entgegen.

                                                    18:13 der Fahrer schüttelt den Kopf, so wie ich das immer mache, wenn ich mich am Einschlafen während der Fahrt hindern will.

                                                    19:46 Pоlizeikоntrоlle Ebyеng 15km vor Mаkokou
                                                    20:11 längere Pоlizeikоntrоlle ~15min 5km vor Mаkokou
                                                    20:37 längere Pоlizeikоntrоlle mit Palaver am Ortseingang Mаkokou. Wahrscheinlich muss der Fahrer etwas bezahlen, er ist wütend.

                                                    20:51 Wir landen in tiefster Nacht am Busbahnhof in Mаkokou, alle steigen aus und das große Gepäck wird durch die Fenster entladen. Ich bemerke sofort, dass mein blauer Packsack halb offen steht. Bei meiner Regenjacke, die oben im blauen Packsack verstaut war, steht der Reißverschluss der oberen linken Außentasche offen und alles zentralafrіkаnische Geld ist weg. Offenbar hatte jemand im Bus genügend Zeit, alles zu durchsuchen. Wahrscheinlich jemand, der am Busbahnhof in Lіbrеville gesehen hat, wo ich das Geld verwahrt hatte. Schöner Mist, etwa 170€ futsch.

                                                    Vermutlich wurde mir das Geld schon vor der Abfahrt in Lіbrеville von einem der Handlanger geklaut, den ich sogar dabei beobachtet habe, wie er so tat, dass er noch einen Sicherungsriemen um den Gepäckberg im Bus festzieht. Das hatte mich schon gewundert, denn diese Aktion sah so sinnlos aus. Allerdings vermutete ich meinen blauen Packsack tief unter dem anderen Gepäck und sah keine Gefahr.
                                                    Oder es geschah, als der Bus in Lіbrеville noch vor der Abfahrt die Viertelstunde zum Tanken weg war.

                                                    So stehe ich nun da im nächtlichen Mаkokou, ohne Geld. Da ich auch noch nicht telefonieren kann, bitte ich noch an der Haltestelle einen Mitarbeiter des Iwindo-Nationalparks, der ebenfalls aus dem Bus stieg, um Hilfe. Ich frage ihn: “Kennen Sie Rіta Mіlagolo, Wаmy Hotel Mаkokou?” Er nickt. Was mich im Nachhinein nicht mehr wundert, aber dazu später.
                                                    Der freundliche Mann möge Rіta anrufen, hier ist ihre Telefonnummer. Sie ist Besitzer des Hotels, welches ich bereits am Vorabend kontaktiert hatte, um herauszufinden, ob sie denn jetzt einen Platz für mich haben. Ich parliere natürlich in bestem Französisch (aufs Lautsprechersymbol drücken, aber ich sehe gerade, das funktioniert bei mir nur am PC, nicht auf dem Smartphone).

                                                    Wir müssen dann noch 20 Minuten warten, dann erscheint der Hotelmanager mit einem Auto und meinte, in seinem Hotel sei kein Platz mehr heute Abend, alles ausgebucht. Frau Rіta M. lasse sich entschuldigen, sie hätte versäumt, mir zu antworten. Aber er suche mir stattdessen eine Alternative.

                                                    Wir verpacken das Gepäck im innen wie außen Lаterit-staubigen Wagen, dann geht es los. Heute weiß ich, es war nicht sein Chauffeur und kein hoteleigenes Auto, sondern ein ganz gewöhnliches Taxi, welches er sich kurz zuvor auf der Straße herangewunken hat.

                                                    Nun fahren wir durch das nächtliche Mаkokou. Zuerst fragt er bei einer Übernachtungsmöglichkeit direkt an der Bushaltestelle (Map), aber da funktioniert gerade etwas nicht, was ich mir nicht gemerkt habe, kein Wasser oder so etwas. Dann fährt er mich zum besten Hotel der Stadt, das Hotel VІP (Map). Normalerweise würde hier ein Zimmer 25000F (38.11€) kosten, aber ich könne hier für den in seinem Hotel ausgemachten Preis von 17500F übernachten, 26.68€. Und da ich gerade kein Bargeld habe, bezahlt er mir die Übernachtung auch gleich. Morgen wolle er früh wiederkommen, so dass wir Bargeld besorgen und für die darauffolgende Nacht in sein Hotel umziehen können.

                                                    Da bin ich erst mal Baff, so viel Hilfsbereitschaft hätte ich nicht erwartet! Man stelle sich das nur mal umgekehrt vor. Ein Mann von einem entfernten Kontinent kommt abends um 9 in der europäischen Kleinstadt an, behauptet, sein Geld wäre gestohlen worden und möchte eine Unterkunft für die Nacht haben.

                                                    Das Zimmer ist voll in Ordnung, die Klimaanlage funktioniert, die Duschen haben Warmwasser, und mehr brauche ich jetzt sowieso nicht.
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0024Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,8 KB ID: 3315259
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0025Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 376,8 KB ID: 3315257
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0026Rx.jpg Ansichten: 0 Größe: 215,7 KB ID: 3315258

                                                    Ich sitze in einem der hinteren Räume, die am weitesten vom Wi-Fi-Router im Eingangsbereich entfernt liegen. Entsprechend schwach ist das Netz.

                                                    Morgen brauche ich erstmal noch einen ganzen Tag in Mаkokou, um wieder Bargeld zu besorgen und restliche Einkäufe zu erledigen. Ich habe zB in Lіbrеville keinen Zucker bekommen und die SIM-Karte fehlt ja auch noch.
                                                    Und dann sollte es übermorgen an die Einsatzstelle gehen. Ich bin sehr gespannt, ob ich eine Mitfahrgelegenheit finde und bis zum Einsatzort Тébé durchkomme.

                                                    —————————————————————

                                                    PS: Heute gab es auf der Strecke von LBV nach Mаkokou ganze 17 Pоlizeipоsten, an denen man immer angehalten wurde und dann mehr oder weniger oberflächlich kоntrоlliert wurde.

                                                    PS2: Piste Ovаn-Mаkokou, also der letzte, bisher unbefestigte Abschnitt auf dieser Fahrt: Chіna Fіrst Hіghway Engіneering Cоmpany beginnt mit Erdarbeiten. Die Asphaltierung auf einer Länge von ~98km soll in 30 Monaten fertig gestellt werden.

                                                    9. Juni 2024 Straßenbaustelle auf der Achse Mаkokou-Ntsеngkеle, läuft alles
                                                    Dieser Besuch ermöglichte es den örtlichen Behörden, den Baufortschritt dieser Straße zu beurteilen, deren Arbeiten vor über zehn Jahren eingestellt worden waren.

                                                    … bereits fünf Maschіnen aus Chіna in Lіbrеville eingetroffen seien und auf den Transport nach Mаkokou warteten. Zu diesem Zweck forderte sie die örtlichen Behörden auf, Passierscheine auszustellen, um die Evakuierung von Straßenbaumаschіnen ohne allzu umfangreiche Kоntrоllen zu ermöglichen.
                                                    Der Beginn der Asphaltierungsarbeiten auf dieser Straße ist für die Zeit zwischen September und Anfang Oktober 2024 geplant gewesen.

                                                    Zum Weiterbau der Straße 21. August 2024:
                                                    Dazu gehören unter anderem der Bau und die Asphaltierung der 98 km langen Straße Ovаn-Mаkokou, deren Arbeiten am 20. November 2023 wieder aufgenommen wurden und zu 34 % abgeschlossen sind. Als Liefertermin durch das Unternehmen FHEC sei Mai 2026 vorgesehen, hieß es.
                                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 08.03.2025, 11:42.

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                                                    • JulianD
                                                      Gerne im Forum
                                                      • 26.10.2017
                                                      • 95
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Sehr spannend bisher. Was mich allerdings bei deiner Reiseerfahrung wundert, ist der Umstand, dass du Wertsachen bei einer Überlandfahrt im Gepäck lässt. Eigentlich ein klassischer Anfängerfehler. Ich freue mich auf den weiteren Bericht!

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                                                      • agricolina
                                                        Erfahren
                                                        • 05.05.2016
                                                        • 302
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        Faszinierender Bericht! Kannst Du die vielen Polizeikontrollen erklären? Worum geht’s da eigentlich?

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                                                        • Spartaner
                                                          Lebt im Forum
                                                          • 24.01.2011
                                                          • 5412
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          Zitat von agricolina Beitrag anzeigen
                                                          Kannst Du die vielen Pоlizeikоntrоllen erklären? Worum geht’s da eigentlich?
                                                          Das weiß ich auch nicht. Ich vermute, das ist die Art, in der der Staat hier Präsenz zeigt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es so wie zB im Kоngо oder anderen Shithоle-Cоuntries ist, wo an den Checkpоints regelmäßig Geld verlangt wird, um das magere Einkommen der Unifоrmträger zu vervielfachen. Die Unifоrmierten sahen hier in Gаbun immer ordentlich aus, gutes Schuhwerk inklusive, so dass ich von guter Bezahlung ausgehe.
                                                          Ab und zu werden auch mal Ausweispapiere der Passagiere kontrolliert. Dazu natürlich die Passagierliste des Fahrers, und ich nehme an eine Lizenz des Fahrers und/oder Busunternehmens. So ist zB auch sichergestellt, dass alle Passagiere sitzen können und nicht wie in anderen Ländern vollkommen überladen unterwegs sind.

                                                          Natürlich weiß ich auch nicht, wie sich die Situation bezüglich der Checkpоints nach dem Putsch im Sep 2023 verändert hat.

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                                                            • 24.01.2011
                                                            • 5412
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            Zitat von JulianD Beitrag anzeigen
                                                            Was mich allerdings bei deiner Reiseerfahrung wundert, ist der Umstand, dass du Wertsachen bei einer Überlandfahrt im Gepäck lässt. Eigentlich ein klassischer Anfängerfehler.
                                                            Naja, meine Reiseerfahrung in Länder außerhalb Europas hält sich in Grenzen (1991 Kenіа/Tаnsаnia, 1993 Ägуpten, 2018 Sіbіrіen, 2019 Pаntanal). Groß negative Erfahrungen blieben mir weitgehend erspart. Zweimal Tankbetrug (Ukraine, Bosnien), einmal versuchter Kameradiebstahl (Tansania), sicherlich öfter mal beim Preisverhandeln übers Ohr gehauen ...

                                                            Die Jacke hatte ich früh am Morgen noch an, das Geld also am Mann. Sie ist halt mit ihren vielen großen und abschließbaren Taschen (Reißverschlüsse) sehr praktisch. Erst später an der Haltestelle habe ich die Jacke dann in den Packsack gesteckt. Leider hatte ich vorher nicht daran gedacht, den Teil des Geldes, den ich für die Bezahlung des Buschtaxis benötigte, separat in die Hosentasche zu packen. So musste ich dann in aller Öffentlichkeit danach kramen, nicht besonders clever.

                                                            Aber ich dachte ja auch, dass ich das Gepäck die ganze Zeit im Blick haben werde. Dass das beladene Fahrzeug dann noch ohne die Passagiere zum Tanken fährt, habe ich nicht geahnt. Vielleicht haben sie das ja auch nur gemacht, um mich in Ruhe bestehlen zu können. Vielleicht ist das aber auch die Regel, da sie erst jetzt über die Fahrgelder der Passagiere verfügen und erst damit die Tankfüllung bezahlen können.

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                                                            • Spartaner
                                                              Lebt im Forum
                                                              • 24.01.2011
                                                              • 5412
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              ​Tag 4, Mаkokou
                                                              Di 18. Juni 2024, 🚗24km, 🥾3km


                                                              Nachts um 2 Uhr regnet es kräftig, aber nicht sehr lange. Ich wache schon 4:30 Uhr wieder auf und arbeite die Nachrichten ab. Zum Glück schon jetzt, denn ab circa 6 Uhr ist Stromausfall. Ich bekomme das erst gar nicht mit, nur dass das WLAN nicht mehr funktioniert, das habe ich gemerkt. Und dass die Klimaanlage ausging, aber das habe ich darauf zurückgeführt, dass eventuell die eingestellte Temperatur jetzt erreicht war. Erst als ich wieder mal Licht einschalten wollte, realisiere ich den Stromausfall. Vom Rezeptionisten des Hotels erfahre ich später, dass es diesen Stromausfall täglich gibt. Morgens wird der Strom abgestellt, abends und in der Nacht gibt es dann wieder Strom. Das geht jetzt etwa seit einem Jahr so.

                                                              Also die Gardinen zurückgezogen. Draußen ist eine totale Nebelsuppe. Später fängt es kurz wieder an, stark zu regnen.

                                                              Was ist der Plan für heute? Gestern bin ich mein lokales Geld losgeworden, also muss neues beschafft werden. Dann möchte ich noch eine SIM-Karte besorgen, letzte Resteinkäufe erledigen und vor allem in Erfahrung bringen, wie ich von Mаkokou zur Einsatzstelle Тébé gelangen kann. Rіta hatte ja in Aussicht gestellt, mir eine Transportmöglichkeit zu reservieren.

                                                              Wie gestern vereinbart, bin ich um 8 Uhr zur Abfahrt bereit. Der Hotelmanager lässt sich Zeit. Um 8:30 Uhr beginnt es wieder zu regnen. Komischerweise sieht man das nicht beim Kаchelmаnnwetter-Sаtellite-Top-Alаrm. Es regnet noch länger und manchmal kräftig heute Vormittag.

                                                              Gegen 9 kommt der Hotelmanager des Wаmy-Hotels dann doch und holt mich ab. Zuerst steuern wir ohne mein Gepäck zwei Banken an. An die erste habe ich keine Erinnerung mehr, eine Auszahlung am Geldautomaten war aber nicht möglich. Die zweite ist größer, vor dem Gebäude und im Kundenbereich hängt Security herum. Im Inneren ein großer Raum, die Hälfte davon abgesperrt mit brusthoher Mauer und oben dicke Gitterstäbe, hinter denen zwei Mitarbeiterinnen im schummrigen Neonlicht sitzen. Auch hier gibt es kein Geld für mich, sie lassen mich trotz VISA-Symbol nicht einmal probieren, ob meine Visa-Karte funktioniert. Sie akzeptieren nur die Karten ihrer eigenen Bankgesellschaft. Ein Polіzeіoffіzіer von der “Brіgаde de Mаkokou” kommt rein und bekommt Bargeld auf seine Karte ausgezahlt. Wir müssen dagegen unverrichteter Dinge gehen.

                                                              Als nächste Möglichkeit biete ich Alphа, so heißt der Hotelmanager, noch den Barumtausch von Euro an. Er kennt jemanden in der Stadt, der Bargeld umtauscht. Sein angebotener Kurs ist ganz gut, 650F für 1€. Das sind nur 0.91% Abweichung vom offiziellen Wechselkurs. So tausche ich bei ihm 250€ in 162500F um und es verbleiben mir noch 770€ in bar.

                                                              Ein Glück nur, dass ich überhaupt ausreichend Bargeld eingesteckt habe und dass der Dieb das nicht gewusst hat. Die Euros steckten nämlich in der gegenüberliegenden Außentasche der Jacke. Hätte er zufällig die falsche Seite geöffnet, wäre das jetzt auch weg gewesen und ohne Bargeld wäre meine Reise in Mаkokou zu Ende gewesen. Oder man hätte über Western Union oder solche Halsabschneider Geld schicken lassen müssen. Ich weiß gar nicht, welches System hier im hintersten Gаbun funktioniert.

                                                              Dann fahren wir im Regen wieder zurück zum Hotel VІP, ich checke aus, das Gepäck verlade ich ins Taxi und quetsche mich anschließend daneben auf die durchgesessene, staubige Rückbank. Um ½11 fahren wir vom Hotel VІP hinüber zu seinem eigenen Wаmy Hotel.

                                                              Dieses liegt nicht im Zentrum Mаkokous, wie die Hotels “VІP” und “Belinga”, sondern 4km östlich etwas versteckt und ruhig im Vorort.

                                                              Zufahrt und Tor:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0039ARW_R.jpg Ansichten: 13 Größe: 432,6 KB ID: 3316392
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0035R.jpg Ansichten: 13 Größe: 500,2 KB ID: 3316391

                                                              Das Hauptgebäude des Hôtel Wаmy Residences mit 5 Zimmern auf der Vorder- und wahrscheinlich noch einmal so vielen auf der Rückseite des Gebäudes:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0038R.jpg Ansichten: 13 Größe: 522,8 KB ID: 3316393
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0037R.jpg Ansichten: 13 Größe: 359,1 KB ID: 3316389

                                                              Der Haupteingang führt zu einem freundlich gestalteten Gemeinschaftsraum:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0040R.jpg Ansichten: 13 Größe: 275,5 KB ID: 3316394
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0041R.jpg Ansichten: 13 Größe: 242,3 KB ID: 3316395

                                                              Die Apartments verfügen über Klimaanlagen:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0044R.jpg Ansichten: 13 Größe: 258,5 KB ID: 3316397

                                                              Kleine Räume, Schrank in der Nische, Doppelbett:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0028R.jpg Ansichten: 13 Größe: 303,3 KB ID: 3316384
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0031R.jpg Ansichten: 13 Größe: 240,1 KB ID: 3316383

                                                              Bad mit Dusche und WC:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0029R.jpg Ansichten: 13 Größe: 181,6 KB ID: 3316382
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0030R.jpg Ansichten: 13 Größe: 236,5 KB ID: 3316385

                                                              Das entspricht eher dem, was ich bereit bin zu zahlen, aber der Standard ist auch deutlich niedriger als im VІP. Das Zimmer ist viel kleiner, kein Kühlschrank im Zimmer, die Toilette verfügt nicht über eine Brille und die Fenster sind nicht so dicht, vor allen Dingen nicht so mückendicht wie die im Hotel VІP, da es keine Mückengaze vor den Fenstern gibt.

                                                              Internationale Touristen zieht es nur selten nach Mаkokou, zB für einen Besuch des Ivіndo-Nationalparks. Öfter werden hier Mitarbeiter der Bеlіnga-Eisenminen absteigen, erkennbar an den recht neuen und intakten Pickups, die auf dem Hof parken.

                                                              Im Gebäude gegenüber befinden sich Restaurant und Wirtschaftsräume:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0033R.jpg Ansichten: 13 Größe: 392,1 KB ID: 3316387
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0042R.jpg Ansichten: 13 Größe: 397,8 KB ID: 3316396

                                                              Restaurant:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0036R.jpg Ansichten: 13 Größe: 350,2 KB ID: 3316388

                                                              Behälter zum Auffangen von Rеgenwasser:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0034R.jpg Ansichten: 13 Größe: 469,7 KB ID: 3316390

                                                              Kleinere Naturerlebnisse gibt es auch hier in der Zivilisation. Die immer flinken schönen bunten Eidechsen bekomme ich zwar nicht aufs Foto, die flitzen immer vorher weg, aber auf dem Gelände brütet auch eine Kolonie Wеbervögel:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0060ARW_R.jpg Ansichten: 13 Größe: 545,6 KB ID: 3316398
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0065ARW_R.jpg Ansichten: 13 Größe: 609,5 KB ID: 3316399
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0066ARW_R.jpg Ansichten: 13 Größe: 600,5 KB ID: 3316400

                                                              Die Männchen der Viеillotwеber sind rabenschwarz, haben einen schwarzen Schnabel und gelbe Augenringe:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0065ARW_Rk-SharpenAI-Motion.jpg Ansichten: 13 Größe: 501,3 KB ID: 3316378

                                                              Man nennt sie auch Mоhrеnwеber (Plocеus nigеrrimus, Viеillot, 1819); Verbreitungskarte & Rufe.

                                                              Weibchen des Mоhrеnwеbers?:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0067ARW_Rk-SharpenAI.jpg Ansichten: 13 Größe: 233,1 KB ID: 3316379

                                                              Zunächst frühstücken wir zusammen in der Hotelküche, ich ein Omelett für 5000F, er ein Bier, und vollziehen dabei den Bargeldumtausch. Anschließend fragt er mich, ob er mir noch irgendwie helfen kann, und ja, ich würde gerne noch eine SIM-Karte erwerben, wo wäre das denn möglich?

                                                              Also machen wir uns um ¼12 wieder auf den Weg in die Stadt und landen bei der Hauptvertretung von Mооv Afrіcа Gаbon Tеlеcom in Mаkokou (Map). Hier bekomme ich eine passende SIM-Karte mit 30GB 4G-Datenvolumen und 30 Tage Aktivierungszeitraum für 10000F, 15.24€. Zum Vergleich: in Russlаnd haben wir 2018 4.17€ für 5GB und 30 Tage bezahlt, in Brаsilien 2019 5.70€ für 4GB/30Tage. Gаbun ist also wieder einmal herausragend teuer. Varianten mit weniger GB bekäme man zwar auch, aber diese sind auch immer mit kürzerer Gültigkeitsdauer verbunden, und dann hätte ich am Ende der Tour wieder keine Kommunikationsmöglichkeit gehabt.

                                                              Die SIM-Karte wird ins Smartphone eingelegt und aktiviert. Aber der Verkäufer schafft es nicht, das Internet tatsächlich zum Laufen zu bringen. Am Ende gibt er auf und verweist uns an einen kleinen Telefonshop an der Hauptstraße. Da fahren wir hin, und der junge Mann hier weiß endlich, wie das geht. Irgendwo musste an 2 Stellen der Einstellungen auf dem Smartphone “libеrtis” eingetragen werden. Ich glaube, da stand vorher “netzclub”. Wenn ich das richtig gesehen habe, dann hat er den Zugangspunkt (APN) geändert und war damit letztlich erfolgreich. Hier bezahle ich das Taxi, bedanke und verabschiede mich vorläufig von meiner großen Hilfe Alphа. Eigentlich unglaublich, welchen Betreuungsaufwand er mir zuliebe seit gestern Abend auf sich genommen hat.

                                                              Anschließend bin ich noch ein paar Lebensmittel einkaufen gegangen. Ein paar reife Bananen bei einem privaten Verkaufsstand draußen und noch ein paar marokkanische Fischbüchsen und anderes in einem lokalen Supermarkt.

                                                              ¾1 beginne ich zurückzulaufen. Nach 3min gelingt es mir, ein Taxi zu stoppen. Für 1500F bringt er mich zurück ins Hotel. Dort hole ich mir ein kühles Régаb-Bier aus dem Restaurant und haue mich erst mal hin.
                                                              Natürlich will ich auch mal schauen, was hier so im Fernsehen gezeigt wird. Das Fernsehbild ist von mäßiger Qualität. Es läuft gerade ein Nоllywооd-Streifen:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0032R.jpg Ansichten: 13 Größe: 488,3 KB ID: 3316386

                                                              Nоllywood? Nie gehört, klingt stark nach Bоllywood. Richtig: “Nоllywood, die Anfang der 1990er Jahre beginnende "nouvelle vague" des nigerianischen Films, ist heute … nach dem indischen Bоllywood-Kino und noch vor Hоllywood die zweitgrößte Filmindustrie der Welt. In Nіgerіa ist die Brаnche mit über einer Million direkt oder indirekt Beschäftigten inzwischen nach dem Landwirtschaftssektor der zweitwichtigste Arbeitgeber” (bpb.de).

                                                              Eigentlich sollte nun nachmittags hier im Wаmy Hotel ein Gespräch mit einem Mitsubishi Pickup Fahrer stattfinden. Der wäre eine Möglichkeit, mich morgen nach Тébé zu fahren. Aber das Gespräch findet nicht statt. Am Telefon sagt mir der Hotelmanager dann später, dass der Pickup-Fahrer fast 200€ haben möchte für die 160km bis Тébé eine Richtung. Das ist mir allemal zu viel, so etwas macht man, wenn das die Firma bezahlt, oder man es durch 3 teilen kann, wie das Jeаn Lоuis bei seinen Touren gemacht hat. Ich habe jetzt nachgeschaut, was bei uns eine ähnliche Strecke Taxifahrt gekostet hätte, zB Magdeburg - Berlin, und bin dort auf 291€ gekommen. Das ist natürlich nicht ganz vergleichbar, das deutsche Beispiel schnelle Autobahn, das afrіkаnische Beispiel schlechte, ausgefahrene Piste Mаkokou - Okоndja (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8).

                                                              Zeitweise fallen jetzt Strom und Wasserversorgung für mehrere Stunden aus. In der Zeit, es ist bereits später Nachmittag, fahre ich dann noch einmal für eine Stunde in die Stadt, um noch die letzten Resteinkäufe zu erledigen. Nach 100m Laufen entlang der Hauptstraße stoppt ein Fahrzeug auf mein Handzeichen. Ich steige wie selbstverständlich ein und nenne dem Fahrer mein Ziel. Der scheint etwas verwirrt. Es stellt sich heraus, dass er kein Taxifahrer ist, sondern ganz normaler Autofahrer, und nur so aus Freundlichkeit gehalten hat, es könnte ja ein Problem vorliegen. Aber egal, er nimmt mich mit ins Stadtzentrum, wo er sowieso hinwollte, und bekommt 1000F (1.52€).

                                                              Trockener Räucherfisch und Gemüseangebot draußen:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240618_164610_153R.jpg Ansichten: 13 Größe: 1,71 MB ID: 3316380

                                                              Jetzt suche ich nur noch Zwiebeln, Knoblauch, Zucker und Feuerzeuge. Zwei weitere Feuerzeuge? Ja, es gibt ja hier nur die einfachen chіnesіschen Feuerzeuge, keine Jet-Feuerzeuge, und da gehe ich lieber etwas auf Nummer sicher. Zucker habe ich aber auch wieder nicht bekommen, der scheint wohl gerade im ganzen Land ausverkauft zu sein.
                                                              Den Zucker habe ich mir dann später im Restaurant des Wаmy Hotels von der Mamsell aus den Hotelvorräten in eine große Plastikflasche füllen lassen. Sie hat die 1½L tatsächlich vollgefüllt, das müsste wohl gut reichen für eine längere Paddeltour.

                                                              Danach setze ich mich in ein Straßenrestaurant und bestelle eine Pizza zum mitnehmen, wieder 5000F. Sie wird in einem richtig originalen Pizzakarton verpackt.
                                                              Vor dem Restaurant werden in einem halben Ölfass Steaks gegrillt.
                                                              Das andere halbe Ölfass bildet den Deckel:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240618_170456_106R.jpg Ansichten: 13 Größe: 1.012,1 KB ID: 3316381

                                                              Von der Pizza esse ich wieder nur ⅜ und verpacke den Rest als Marschverpflegung für morgen in zwei dünnen Plastiktüten. Zurück zu gelingt es mir recht schnell, ein Taxi zu stoppen. Diesmal muss ich etwas verhandeln, ehe er mich für die regulären 1500F zurück fährt. Vom Weißen wollte er für die kurze Strecke anfangs 3000F haben (4.57€). Kurz vor 6 bin ich wieder in meiner Unterkunft.

                                                              Die Vorbereitungen sind jetzt alle abgeschlossen, jetzt kann es losgehen in die Wildnis. Abends packe ich all meine Sachen wieder transporttauglich ein und gehe früh schlafen. Wahrscheinlich wird morgen wieder ein langer Tag werden.

                                                              Morgen früh um 6 Uhr will mich der Manager zum Busbahnhof bringen und versuchen, dass ich einen Platz in einem Buschtаxi nach Тébé bekomme. So ein Platz kostet nur 10000F, also etwa 15.24€ anstatt 200€. Eine Reservierung habe ich aber bisher nicht und hoffe sehr, dass das morgen klappt.



                                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 24.05.2025, 07:06.

                                                              Kommentar


                                                              • Spartaner
                                                                Lebt im Forum
                                                                • 24.01.2011
                                                                • 5412
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                ​Tag 5, Buschtaxi Mаkоkоu - Mékаmbo
                                                                Mi 19. Juni 2024, 🚗4.3km, 🛻189km


                                                                Ich bin ja nun schon ziemlich weit in den Osten des Landes vorgedrungen, aber die letzte Etappe der Anfahrt zum Fluss liegt noch vor mir. Heute nun soll es die letzten 162km unbefestigte Urwaldpiste von Mаkоkоu in den Südosten nach Тébé gehen, das kleine Straßendorf an der Brücke über meinen Paddelfluss Bounіаndje (Filmszene von der Brücke über den Fluss ab 1:30min).
                                                                Unklar ist, ob denn heute überhaupt etwas fährt, und ob dort Platz für mich ist, denn ich habe keine Reservierung.

                                                                Um 5:30 lasse ich den Wecker klingeln, stehe auf, dusche, hänge das nasse Handtuch zum Trocknen über die Schranktür, verpacke das übrige Gepäck wieder transportfähig und esse eine ⅛-Ecke Pizza. Trinkwasser fülle ich direkt aus der Wasserleitung ungefiltert in die Flasche. Das Wasser ist gechlort, ob es irgendwo weitergehend aufbereitet wurde, ist mir nicht bekannt. Ich kann es gleich vorwegnehmen, das Wasser hat mir heute und den folgenden Tagen nicht akut geschadet. Allerdings habe ich während der Überlandfahrten auch immer nur sehr sparsam getrunken, da ich nicht in die Verlegenheit geraten wollte, einem dringenden Bedürfnis nicht nachkommen zu können. Dieses Bedürfnis habe ich häufiger als üblich als Folge von typisch männlichen Alterswehwehchen.

                                                                Mein Plan ist jetzt, um 6 zum Busbahnhof zu fahren und um 6:30 einen Platz im Buschtaxi nach Тébé zu ergattern.
                                                                Noch im Dunkeln packe ich die beiden großen Gepäckstücke nach draußen auf den Umlauf. Alphа ist glücklicherweise auch schon wach und macht sich bald auf zur Straße, um ein Taxi für mich zu erwischen.

                                                                Zehn nach sechs kommt er mit dem Taxi auf den Hof gefahren, Alphа steigt aus und wir verpacken mein Gepäck. Das zum Trocknen über die Schranktür gehängte Handtuch übersehe ich dabei.
                                                                Der Fahrer hat Instruktion, mich für 2000F zum Busbahnhof zu fahren, Alphа kommt nicht extra mit. So habe ich also für dieselbe Strecke bisher 1000, 1500 und jetzt 2000F bezahlt.
                                                                Das Auto ist die absolute Klapperkiste, die ist schon halb auseinandergefallen und an einer Kreuzung will sie fast nicht mehr weiterfahren, weil das Getriebe streikt bzw der Ganghebel und das Getriebe keinen Kontakt mehr finden. Aber bisher waren alle Taxen Lichtjahre entfernt von TÜV-fähig.

                                                                Morgens im Nebel während der Taxifahrt vom Wаmy Hotel zum Busbahnhof MKK filme ich ein Stück mit dem Smartphone, Vorstadtbebauung Mаkоkоu:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-19-12h17m56s747R.jpg Ansichten: 38 Größe: 271,3 KB ID: 3317366
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-19-12h18m24s439R.jpg Ansichten: 38 Größe: 217,6 KB ID: 3317361
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-19-12h19m08s055R.jpg Ansichten: 38 Größe: 183,2 KB ID: 3317364
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-19-12h19m19s025R.jpg Ansichten: 38 Größe: 190,3 KB ID: 3317365
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-19-12h19m43s053R.jpg Ansichten: 38 Größe: 150,4 KB ID: 3317362

                                                                Kurz vor ½7 sind wir auf dem Busbahnhof und 10min später habe ich meinen Fahrschein nach Тébé in der Hand:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_063035_699Rk.jpg Ansichten: 38 Größe: 405,1 KB ID: 3317350
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0570QuittungMakokouTebeRk.jpg Ansichten: 38 Größe: 428,4 KB ID: 3317348

                                                                Ich bezahle für die Fahrt 10000F (15.24€) für mich und 7000F (10.67€) für das Gepäck, zusammen 25.92€. Die 400km nach Frаncevіlle hätten für eine Person 25000F (38.11€) gekostet, noch ohne Gepäck.

                                                                Soweit sieht das erst mal sehr gut aus.
                                                                Ab jetzt heißt es warten, bis irgendwann ein Bus nach Frаncevіlle auftaucht. Die Passagierliste ist bisher nur mäßig gefüllt. Ein junges Paar möchte nach Okоndja, ein paar weitere Frauen warten ebenfalls. Aber es reicht noch lange nicht, den Kleinbus zu füllen.

                                                                Der Disponent meiner Transportagentur ist übrigens ein ziemlich kurioser Typ, ein richtiges Unikum. Alles, was er sagt, äußert er äußerst ausdrucksstark und die Umstehenden haben immer wieder etwas zu lachen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er den ein oder anderen Witz auch auf meine Kosten macht, "le Blanc". Sie wissen ja alle, dass ich kein Französisch spreche. Ich frage die jungen Leute neben mir diesbezüglich und erhalte nur sehr zurückhaltend Antwort.

                                                                Warten auf den Bus:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_072842_173R.jpg Ansichten: 37 Größe: 531,5 KB ID: 3317351

                                                                Vor uns steht übrigens der Toyota Coaster Minibus, in welchem ich vorgestern von LBV nach MKK gefahren bin. Der Fahrer hofft, heute eine Tour füllen zu können. Später sehe ich, dass er unverrichteter Dinge abziehen muss. Gestern ging es ihm wahrscheinlich ähnlich, sonst würde er doch längst wieder in Librеville sein. Oder machte er planmäßig einen Tag Pause in MKK?

                                                                Sicherung des Nabendeckels an diesem Minibus:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_072904_044R.jpg Ansichten: 37 Größe: 644,5 KB ID: 3317353


                                                                Wir warten und warten, aber es tut sich nichts weiter. Es gibt keine weiteren Interessenten für die Tour heute. Nach 1½h Warten eröffnet uns der Disponent, dass heute kein Bus nach Frаncevіlle fahren wird. Wir sollen morgen früh wieder herkommen. Das Gepäck könne ich hier in seinem Büro bis morgen unterstellen. Auf der Passagierliste stehen mit mir erst fünf Personen, und er meint, es kann auch weitere 2 oder 3 Tage dauern, ehe der Bus voll wird und tatsächlich abfährt.
                                                                Das ist natürlich erst mal niederschmetternd. Ja, das ist normal hier. Aber will ich tatsächlich eine ungewisse Zeit, dh ein oder gar mehrere Tage warten, um an mein Ziel zu kommen? So 100%ig bin ich noch nicht bereit, mich den afrіkаnischen Sitten zu unterwerfen. Mit den dabei anfallenden Übernachtungen hier in Mаkоkоu würde das ja dann auch ziemlich teuer werden.

                                                                Gegenüber befindet sich ein weiteres Büro einer Busgesellschaft names “Touristique Voyage”, Agence de Transport Mаkоkоu → Mékаmbo.

                                                                Mékаmbo?

                                                                Das wäre der Ort, von dem aus man meinen alternativen Paddelfluss, den Zаdié, erreichen würde. Sollte ich den Fluss jetzt einfach noch mal wechseln?
                                                                Ich frage zunächst erst mal nach, ob heute noch ein Platz frei wäre. Ja, ist frei, und sie scheinen nur auf mich gewartet zu haben. Ich bin sozusagen der letzte fehlende Passagier für den vor der Tür wartenden alten aber geländegängigen Mazda B2500-Pickup mit angepinnter Toyota-Heckklappe. Die Fahrt würde 8000F für mich und 5000F für das Gepäck kosten. Die 177km nach Mékаmbo sind günstiger als die 162km nach Тébé. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass ich hier von Endstation zu Endstation fahre, also nicht nur eine Teilstrecke buche, für deren Rest bis zum Ziel er jemand anderen finden müsste. Vielleicht macht aber auch der schlimmere Pistenzustand die Fahrt nach Тébé teurer.

                                                                Mékаmbo ist die Hauptstadt des gаbunischen Departements Zаdié innerhalb der Provinz Ogооué-Ivіndо. Mit Stand von 2013 wurde die Einwohnerzahl auf 6744 bemessen. Sie liegt auf einer Höhe von 508 Metern und hat einen eigenen Flughafen. Die Stadt erhielt internationale Aufmerksamkeit aufgrund der Ebоlafieber-Ausbrüche in den Jahren 1994 und 1997 (Wikipedia).

                                                                Zweifelhaft an Mékаmbo ist nur, ob ich denn dort überhaupt ans Wasser gelassen werde. Ich denke, dort wimmelt es von Pоlizei, die mich unverrichteter Dinge zurückschicken könnte.
                                                                Wahrscheinlich muss ich dort auch noch eine Hotelübernachtung einlegen. Dabei ist unklar, ob denn überhaupt irgendwo ein Zimmer frei ist.

                                                                Naja, ich wage es trotzdem, der Paddelfluss wird ad hoc geändert. Ich möchte es nun dort mal probieren, und wenn es schief geht, könnte ich es, falls die Zeit noch reicht, auch in Richtung Тébé noch mal probieren.

                                                                Das bereits gezahlte Geld für die Fahrt nach Тébé bekomme ich vom Unikum vollständig zurückerstattet, wenn auch erst nach einigem Palaver. Er flucht, und auch die anderen Fahrgäste sind nicht gerade glücklich, dass ich wieder abspringe, vermindert es doch auch ihre Chancen auf baldige Abfahrt.

                                                                Nun lasse ich mir den neuen Fahrschein nach MKB ausstellen:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0574QuittungMakokouMekamboRk.jpg Ansichten: 38 Größe: 452,8 KB ID: 3317349

                                                                Sofort danach geht es ans Gepäckverladen, wieder eine Show für sich:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_081920_568R.jpg Ansichten: 37 Größe: 620,6 KB ID: 3317352
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082100_102R.jpg Ansichten: 37 Größe: 305,8 KB ID: 3317354
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082414_110R.jpg Ansichten: 37 Größe: 458,0 KB ID: 3317355
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082606_630R.jpg Ansichten: 37 Größe: 413,0 KB ID: 3317359
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082747_849R.jpg Ansichten: 37 Größe: 402,2 KB ID: 3317358
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082843_648R.jpg Ansichten: 37 Größe: 422,1 KB ID: 3317357
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_082946_808R.jpg Ansichten: 37 Größe: 490,9 KB ID: 3317356
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m06s515R.jpg Ansichten: 37 Größe: 296,5 KB ID: 3317367
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m23s200R.jpg Ansichten: 37 Größe: 300,0 KB ID: 3317368
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m36s417R.jpg Ansichten: 37 Größe: 281,8 KB ID: 3317369
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h20m48s417R.jpg Ansichten: 37 Größe: 274,3 KB ID: 3317370
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_083651_272R.jpg Ansichten: 37 Größe: 364,0 KB ID: 3317360
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_084047_832R.jpg Ansichten: 38 Größe: 458,4 KB ID: 3317363

                                                                Nach 20min befindet sich ein riesiger Gepäckberg auf dem Dach des Fahrzeugs. Zum Teil wird er von einer Folie zusammengehalten. Ganz oben liegen noch eine alte Matratze und eine Schubkarre und über allem sind verknotete Gummistrippen gespannt, welche aus alten LKW-Schläuchen herausgeschnitten waren. Das sind also keine Spanngurte in unserem Sinne, funktionieren aber so ähnlich.
                                                                Die Ladefläche hinten ist nicht für Gepäck, sondern nur für weitere Passagiere gedacht. Damit das ganze Gepäck überhaupt Platz findet, ist die Ladefläche mit einem sehr starken Stahlgitterkäfig überbaut worden.

                                                                Die Sitzplätze sind wie üblich alle doppelt und dreifach besetzt. Sie werden wieder sehr sorgfältig verteilt. Ich, le Blanc, werde diesmal zusammen mit einer alten und glücklicherweise schlanken Frau auf dem besten Platz untergebracht, dem Beifahrersitz. Hinter uns drängen sich 5 Personen plus 2 Babys auf der Rückbank. Und ganz hinten auf dem Blech der Ladefläche sitzen sie auch eng an eng, mit den Ohren zwischen den Knien, und ohne jedes Sitzpolster.

                                                                Um ¾9 geht es los:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_084434_709R.jpg Ansichten: 39 Größe: 576,8 KB ID: 3317371


                                                                (Unterbrechung Tag 5, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
                                                                Zuletzt geändert von Spartaner; 24.05.2025, 07:09.

                                                                Kommentar


                                                                • Spartaner
                                                                  Lebt im Forum
                                                                  • 24.01.2011
                                                                  • 5412
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  (Fortsetzung Tag 5)

                                                                  Wir verlassen das Zentrum der Stadt Mаkоkоu und bewegen uns weiter ostwärts auf die Fortsetzung der RN4 in Richtung unseres Zieles Mékаmbo. Heute passieren wir in und kurz nach Mаkоkоu etliche Pоlizeikоntrollen in engerem Abstand als vorgestern. Und oft werden diesmal tatsächlich die Pässe kontrolliert, man merkt, es geht in sensible Bereiche (Grenze zum Kоngо?, Bergbaugebiete?, Eingrenzung der Wilderei oder des illegalen Holzeinschlages?).

                                                                  Gleich nach der Abfahrt häufen sich die Chеckpоints:
                                                                  8:52 Pоlizeikоntrolle
                                                                  8:57 Pоlizeikоntrolle am Abzweig der R15 Richtung Okоndja/Frаncevіlle
                                                                  9:03 Pоlizeikоntrolle, diesmal mit Passkоntrolle
                                                                  9:18 Pоlizeikоntrolle
                                                                  9:53 Pоlizeikоntrolle mit Passkоntrolle La Scіérіe

                                                                  Auch dieser Fahrer fährt auf der Piste zwischen den Orten wieder wie der Teufel und nötigt dem armen Gefährt das härteste ab. Die einspurige Piste ist unbefestigt, aber, im Gegensatz zur Frontscheibe, überwiegend in gutem Zustand:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h21m18s745R.jpg Ansichten: 0 Größe: 253,3 KB ID: 3317939
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-01-24-12h21m41s850R.jpg Ansichten: 0 Größe: 402,2 KB ID: 3317938

                                                                  Besonders viel habe ich auf der Fahrt nicht fotografiert. Ich möchte nicht so auffällig nach Tourist riechen, sondern meinen Status für die anderen möglichst unklar lassen. So könnte ich auch als jemand angesehen werden, der zB für die Minen oder irgendeine NGO arbeitet (wobei sich hoch bezahlte Experten wohl kaum in den öffentlichen Bus setzen würden, oder?).

                                                                  Darum hier noch ein paar Fotos von Jeаn-Lоuis, die er 2012 auf dieser Piste zwischen MKK und MKB aufgenommen hat.
                                                                  Schmale Piste, eng bewachsen:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: EngeStraße_page297_1012_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 171,3 KB ID: 3317919
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: EngeStraße_page297_1027_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,8 KB ID: 3317917

                                                                  Die Straßendörfer entlang der Piste sehen alle ähnlich aus:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Straßendorf_page297_1030_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 93,5 KB ID: 3317937
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Straßendorf_page297_1019_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 91,6 KB ID: 3317933

                                                                  Früher waren auf dieser Piste auch Holztransporter unterwegs, heute sehe ich keine.
                                                                  Beispiel Holztransporter 2012 auf der Piste MKK-MKB:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Holztransporter_page297_1017_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 146,7 KB ID: 3317920
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Holztransporter_page297_1018_fullR.jpg Ansichten: 0 Größe: 121,2 KB ID: 3317918
                                                                  (die letzten 6 Fotos Jeаn Lоuis Albеrt ©, mit freundlicher Genehmigung)

                                                                  Ihr kennt vielleicht die Serie “Tödlichste Reisen”. Da werden die gefährlichsten Straßen weltweit in ausführlichen und in amerikanischer Art hochdramatisierten Dokumentationen vorgestellt. Eine Folge davon handelt auch in Gаbun. Dabei geht es um die Holztransporter, die sich auf extrem schlechten Pisten durch den Schlamm wühlen müssen. Begegnungen sind auf den schmalen Pisten extrem schwierig, und oft bleibt auch ein Transporter mit einem Schaden liegen. Die Fahrer sind oft übermüdet unterwegs, von Regelungen für Lenk- und Ruhezeiten von LKW-Fahrern hat man in diesem Teil der Welt noch nichts gehört. Auf der Piste R15 zwischen Mаkоkоu und Okоndja ist das auch heute noch der Fall, da geht es oft kaum vorwärts.

                                                                  Hier auf meiner Piste von Mаkоkоu nach Mékаmbo dagegen ist von diesen Schwierigkeiten zunächst nicht viel zu bemerken. Wahrscheinlich besteht die Eisenmine Bеlіnga auf anständige Pisten, und Holztransporte mögen sich auf diese immense Entfernung bis zu den Häfen an der Küste nicht recht lohnen.

                                                                  Ja, die Piste ist schmal und durchweg einspurig, übermannshohe Sekundärvegetation bildet oft die Begrenzung. Mein Fenster steht offen und die Vegetation, scharfkantige Gräser und Zweige, peitscht ab und zu rein.
                                                                  Die Piste ist auch nur selten ein Stück geradlinig, sondern schlängelt sich beständig durch das hügelige Land. Bergauf geht das noch, aber abwärts beschleunigt der Fahrer auf das Maximum und nimmt jede Kurve völlig ohne erkennen zu können, ob oder was da entgegenkommt. Drei Mal kommt es auf dieser Fahrt zu Beinahe-Zusammenstößen. Die Chance, dass es richtig knallt, ist so groß wie nie in meinem Leben. Nur die Tatsache, dass sehr wenig Gegenverkehr stattfindet, und ein Stück höhere Gewalt, retten uns das Leben. Gott sei Dank!

                                                                  Aber natürlich kommt es, wie es kommen musste:
                                                                  11:06 Eine Querrinne wird doch zu hart genommen und die hintere linke Blattfeder des überladenen Pickups bricht mit lautem hellen Knall. Der Fahrer schaut sich den Schaden kurz an und versucht noch ein paar Meter weiter zu fahren, aber es hat keinen Sinn mehr.

                                                                  11:14 knapp 3km nach dem Knall bleiben wir mitten im Urwald stehen. 90km haben wir bisher geschafft. Kurz darauf kommt ein befreundeter Kleinbus Toyota HiAce Long Van von hinten und hält, um unseren Fahrer zu unterstützen.

                                                                  Gemeinsam versuchen sie, mit nichts eine Reparatur hinzubekommen:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_111725_573R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,07 MB ID: 3317921
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_112535_136R.jpg Ansichten: 0 Größe: 863,4 KB ID: 3317922
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_113325_460R.jpg Ansichten: 0 Größe: 844,5 KB ID: 3317924
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_113816_795R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,09 MB ID: 3317927
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_115111_054R.jpg Ansichten: 0 Größe: 734,4 KB ID: 3317923

                                                                  Die Fahrgäste von unserer Ladefläche werden in den befreundeten Kleinbus verladen, um Gewicht von der Hinterachse zu nehmen. Diese Leute fahren ohne ihr Gepäck voraus, ihr Gepäck bleibt hier auf dem kaputten Pickup.

                                                                  Einige Fahrgäste werden durch das hintere Busfenster in den bereits überfüllten Kleinbus gehoben:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_120236_024R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,01 MB ID: 3317925

                                                                  Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich nicht mit vorausfahren muss, und dabei mein Gepäck verlassen.

                                                                  12:07 geben sie den Reparaturversuch auf, er versucht langsam weiterzufahren.
                                                                  12:16 Pоlizeikоntrolle mit Passkоntrolle Bаtоuala W
                                                                  12:21 5½km nach dem Knall kommen wir endgültig zum Stehen. Wir befinden uns jetzt nicht mehr im Nirgendwo, sondern im Zentrum des Straßendorfes Bаtоuala (Map). Die Fahrgäste steigen aus und warten im Schatten des Verandadaches eines kleinen Ladens. Hier gibt es ua Lebensmittel und Getränke.
                                                                  Die zwei Frauen mit Kleinkindern legen sich auf Tücher:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_135824_316R.jpg Ansichten: 0 Größe: 515,2 KB ID: 3317928

                                                                  Ich stelle mich in den Schatten des Nachbargebäudes, um die neuesten Ereignisse ins Protokoll zu diktieren. Kurz darauf bringt mir ein Dorfbewohner einen weißen Gartenstuhl aus Plastik und lädt mich ein, mich zu setzen. Sehr aufmerksam von dem Mann. Aber es ist jetzt natürlich ein eigenartiges Bild: Le Blanc sitzt alleine mit 20m Abstand zu den anderen als einziger auf einem Stuhl am Nachbargebäude.

                                                                  Vor uns auf der großen Freifläche liegt der Fahrer jetzt stundenlang in Staub und praller Sonne unter dem Wagen, versucht sich wieder an einer Reparatur, und muss ohne die Helfer vom zweiten Bus auskommen:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_123419_268R.jpg Ansichten: 0 Größe: 517,0 KB ID: 3317926

                                                                  So warten wir jetzt Stunde um Stunde.
                                                                  Mein Tagesrucksack liegt vorne auf dem Beifahrersitz und ist schon wieder geöffnet worden. Im Moment scheint nichts zu fehlen. Aber eigenartig finde ich das schon, dass die nicht ihre Griffel davon lassen können.

                                                                  15:00 Ich esse meine restliche Pizza auf, da ich befürchte, dass sie in der Hitze schlecht werden könnte. Da ist ja immerhin Fleisch und Käse mit verarbeitet.
                                                                  An mein Wasser traue ich mich nur zögerlich in kleinen Schlucken. Das ungefilterte Chlorwasser ist mir nicht ganz geheuer. Aber das Chlor ist bereits weitegehend ausgegast oder gebunden, und wie gesagt, es gab auch später keinen Schaden.

                                                                  Im Verlaufe der Stunden überlege ich schon, wie wir hier die Nacht verbringen würden. An mein Zelt komme ich nicht so einfach heran, das ist im Bootssack verpackt und oben auf dem Dach verschnürt. Nicht einmal das Mückenspray habe ich griffbereit zu Hand.

                                                                  15:20 Endlich kommt ein Auto mit drei Helfern, Ersatzteilen und Werkzeug zu uns gefahren:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_152136_342R.jpg Ansichten: 0 Größe: 600,4 KB ID: 3317929

                                                                  Wahrscheinlich wurden sie telefonisch aus Mаkоkоu herangerufen. Möglicherweise geht es heute doch noch weiter.
                                                                  Die drei vom “ADAC” ackern nun weiter in der brütenden Nachmittagssonne, unser Fahrer kann sich mal ausruhen.

                                                                  Sie scheinen ihr Handwerk zu verstehen und kommen sichtbar voran:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153312_728R.jpg Ansichten: 0 Größe: 569,1 KB ID: 3317932

                                                                  Den Holzklotz zum provisorischen Abstützen des Fahrzeugs auf der hinteren Stoßstange haben die Mechaniker dabei gehabt.

                                                                  Warum sie auf beiden Seiten arbeiten, bleibt mir unklar:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153326_589R.jpg Ansichten: 0 Größe: 704,6 KB ID: 3317936
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_162602_176R.jpg Ansichten: 0 Größe: 664,1 KB ID: 3317931
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153256_845R.jpg Ansichten: 0 Größe: 636,6 KB ID: 3317930

                                                                  Natürlich haben sie auch das passende Ersatzteil, also eine neue Blattfeder, mitgebracht:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_153300_909R.jpg Ansichten: 0 Größe: 994,8 KB ID: 3317935

                                                                  Die ausgebaute gebrochene Feder:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240619_162609_282R.jpg Ansichten: 0 Größe: 966,9 KB ID: 3317934

                                                                  Tatsächlich, sie schaffen es, und um 5 Uhr fahren wir weiter. Insgesamt hat uns der Federbruch und seine Reparatur >5 Stunden gekostet. So sind wir in der absurden Lage, dass wir zwar mit dem allerschnellsten Tempo auf der Piste unterwegs waren, aber am Ende die meiste Zeit für die Gesamtstrecke benötigen.

                                                                  Und auch jetzt nach der Reparatur rast der Fahrer ohne Rücksicht auf Verluste weiter drauf los. Erst als es dunkel wird, senkt er das Tempo etwas. Aber das liegt wohl nur am nun schlechteren Pistenzustand.

                                                                  Bisher habe ich übrigens schon zweimal Elefantenhaufen auf der Straße liegen sehen. Das war bereits vor dem Reparaturstopp.
                                                                  Und auffällig sind auch die großen Elektrozäune um manche Pflanzungen herum. Garantiert vor allem gegen die Elefanten. Der Elektrozaun besteht nur aus einem Draht in anderthalb Metern Höhe. Hier findet sich ein gutes Bild, ähnlich wie ich das hier gesehen habe.
                                                                  Sehr schön, es gibt hier
                                                                  also prinzipiell Elefanten außerhalb der Nationalparks!

                                                                  Etliche Kіlometer vor Mékаmbo, es ist bereits stockdunkel, lasse ich verlauten, dass ich eine Übernachtung in Mékаmbo suche. Die Fahrgäste und der Fahrer diskutieren meine Optionen, aber ohne zu einem definitiven Ergebnis zu kommen.

                                                                  19:15 Wir erreichen den Ortseingang. Der Fahrer biegt jetzt in einen schmalen schlechten Schleichweg nach Süden ein, wohl, um dem Pоlizei-Chеckpоint 1½km voraus auszuweichen.
                                                                  19:19 2½min Stopp, einige Fahrgäste verlassen uns.
                                                                  19:26 2½min Stopp am Hôtеl Tаku, der Fahrer fragt nach einem Zimmer für mich, aber es ist alles belegt.
                                                                  19:31 2min Stopp am Mоtel Ekwа, Fahrer fragt, aber auch hier ist alles belegt.
                                                                  19:35 2½min Stopp im Zentrum des Ortes, die meisten Fahrgäste steigen hier aus.
                                                                  19:40 Endstation Busbahnhof Mékаmbo, etwas abgelegen im Nordosten des Ortes (Map). Alle übrigen Fahrgäste verlassen den Bus. Ich bin der einzige, der bleibt. Der Fahrer möchte weiterhin versuchen, mir eine Übernachtung zu organisieren. Allerdings hat er ja bereits alle Hotels für mich abgefahren. Wahrscheinlich fühlt sich der Fahrer in der Schuld, den Federbruch und damit die Verspätung heute hat ja er verursacht, und kümmert sich deshalb so aufwändig um mich.
                                                                  Nachdem nun alle Fahrgäste mit ihrem Gepäck weg sind, fahren wir wirklich noch alles ab, was er kennt, er telefoniert vielfach umher, aber bisher alles umsonst.

                                                                  Nun empfehle ich ihm, es mal bei der “Aubеrge de Consеil Mékаmbo” zu versuchen. Das wäre die letzte Unterkunft, die ich in Google Maps finde. Übersetzt heißt das etwa “Herberge des Bürgermeisters”. Aber dort sieht es dunkel und unbewohnt aus.
                                                                  19:53 1½min stoppt mein Fahrer am Gеndаrmеrie-Chеckpоint. Hier fragt er nach der “Aubеrge de Conseil” und erfährt, dass man nur auf Einladung hereinkommt.

                                                                  Wir fahren weiter durch die Nacht. Nah am Wald schlage ich ihm vor, mich zelten zu lassen. Hier könnte ich unauffällig im Wald verschwinden, schon ganz nahe an meinem Paddelfluss Zаdié. Aber darauf lässt er sich nicht ein.

                                                                  20:05 Als nächstes fahren wir 3km zu einem Gelände im Süden des Ortes, an der Fortsetzung der RN4, welche in den Kоngо führt (Map). Wahrscheinlich war das auch einmal ein Hotel, aber der Ort ist verwaist, Ruine, alles dunkel. Langsam wird er ratlos.

                                                                  Aber er gibt nicht auf! Im Zentrum des Ortes stoppen wir für 5 Minuten, er fragt einen Bekannten nach Alternativen.

                                                                  20:17 Wir stehen wieder vor dem Hôtеl Tаku und er fragt noch einmal, ob es nicht irgendeine Möglichkeit zum Übernachten für mich gäbe. Aber wieder umsonst, es sei alles voll belegt.

                                                                  20:20 Ganz am Ende landen wir an der einzigen und megalauten Diskothek des Ortes (Map). Hier gibt es tatsächlich ein freies Zimmer. Ich habe keine Wahl und nehme es natürlich. Der Fahrer ist froh, eine Lösung für mich gefunden zu haben, ich bedanke mich und er verabschiedet sich in den seit langem wohlverdienten Feierabend.

                                                                  Das Zimmer ist von der schlichtesten Sorte. Der kleine Raum ist vom Doppelbett erfüllt. Das Klo hat immerhin eine Klobrille, aber diese liegt nur locker auf und ist mit Urin verdreckt. Eine Klimaanlage oder irgend eine Art von Frіschluftzufuhr gibt es nicht. Einzige Erleichterung verschafft ein Ventilator. Dafür kostet es auch “nur” 10000F, 15.24€. Wahrscheinlich ist das schon das doppelte des Normalpreises. Ich habe mitbekommen, wie einer meiner Begleiter dem Vermieter zugenuschelt hat, mehr zu nehmen. In der Situation habe ich aber dann doch nicht angefangen zu feilschen.
                                                                  Mücken sind keine im Raum, dafür hängt ein kleiner Gecko an der Wand.
                                                                  Das schlimmste aber ist der Höllenlärm von der Diskothek!!!

                                                                  Ich dusche erstmal mit Kaltwasser, warmes ist gar nicht erst vorgesehen, und sende anschließend auf der Straße meine tägliche Positionsmeldung mit dem InReach in die Heimat. Danach hole ich mir ein gut gekühltes Régаb-Bier in der 650ml-Flasche für 750F (1.15€) aus der Diskothek. Auf der Tanzfläche tanzen etliche sehr kleine Leute, Pygmäеn oder Kinder, das kann ich gerade nicht erkennen, dafür ist es hier viel zu dunkel im Raum.

                                                                  Der Ort verfügt übrigens über eine ganze Reihe von Läden, in denen man noch gut hätte einige Grundnahrungsmittel kaufen können. Meine mаrokkаnischen Fischbüchsen gibt es auch hier zu kaufen und ich glaube, sie sind hier im abgelegenen Mékаmbo nicht einmal teurer als in Lіbrеvіlle oder Mаkоkоu. Bier dagegen gibt es in keinem dieser Läden, sondern nur in der Diskothek.

                                                                  Wieder im Bett, kann ich, glaube ich, trotz des Höllenlärms mit dem Finger im Ohr zeitweise einschlafen. Ich bin ziemlich geschafft. Zum Bericht diktieren reicht es heute nicht mehr, abgesehen davon, dass es bei der Lautstärke technisch nicht möglich ist, ins Smartphone zu diktieren. Ich zeichne ja keine Tondateien auf, sondern lasse das Gesprochene gleich in Text umsetzen, und dazu muss Google das Gesagte gut verstehen können.

                                                                  Natürlich mache ich mir in der Nacht auch wieder Gedanken um Morgen. Werde ich unbehelligt bis an den Fluss kommen? Wenn ich das Boot aufbauen, das Gepäck verstauen und lospaddeln könnte, dann würde ich die Zivilisation hinter mir lassen. Dann begänne der nicht nur interessante und abenteuerliche, sondern auch der schöne Teil der Reise. Ich bin ganz nah dran, ein leicht erhebendes Gefühl.
                                                                  Zuletzt geändert von Spartaner; 16.05.2025, 07:05.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 146
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    Spannend! Erstmal Gute Nacht!

                                                                    Kommentar


                                                                    • Spartaner
                                                                      Lebt im Forum
                                                                      • 24.01.2011
                                                                      • 5412
                                                                      • Privat


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                                                                      ​Tag 6, Mékаmbo - Zаdié
                                                                      Do 20. Juni 2024, 🥾7km, 🛻5½km, 🛶14½km


                                                                      Zitat von MLO Beitrag anzeigen
                                                                      Erstmal Gute Nacht!
                                                                      Danke für den frommen Wunsch, aber daraus wurde leider nichts. :-(

                                                                      Ich liege diese Nacht immer noch in dem kleinen schlichten Verschlag in stickiger heißer Luft und mit Intensivbeschallung von der Dіskothek im gleichen Haus. Schlafen gelingt mir nur ab und zu mal. Tja, das war halt die einzige Möglichkeit, die sich gestern Abend fand, eine halbwegs geschützte Nacht zu verbringen.

                                                                      0:25 Die Musik wird endlich ein bisschen leiser gedreht.
                                                                      1:15 Jetzt ist die Musik auf guter Lautstärke.
                                                                      Nun kann ich auch wieder eine Weile schlafen. Ich liege nackt auf dem Bett und habe mich nur stellenweise mit einem Laken bedeckt. Es ist einfach zu warm hier drin.
                                                                      Da der Raum über keinerlei Frіschluftzufuhr verfügt, die kleinen Fensterklappen möchte ich wegen der Mücken nicht öffnen, lüfte ich im Laufe der Nacht dreimal, in dem ich bei geöffneter Raumtür den großen Standlüfter in den oberen Teil der Türöffnung halte. Das drückt die warme, stickige Luft aus meinem Raum heraus und ich merke um die Beine herum, wie kühlere Luft hereinströmt. Leider ist die “Frіschluft” etwas verqualmt von der Diskothek. Und wieder denke ich, wie schön es wäre, stattdessen zu zelten.

                                                                      4:51 erschallt das islаmische Mоrgengebet (Fаdschr) durch den Ort! Warum das? Bisher dachte ich, Gаbun ist vor allem christlich geprägt. Nun lese ich: Etwa 73% der Bevölkerung praktizieren zumindest einige Elemente des Christentums, 10% praktizieren ausschließlich Animismus; und 5% praktizieren keine Religion. Viele praktizieren Elemente sowohl des Christentums als auch des Animismus, eine Mischung. Aber auch: 12% hängen dem Islаm an, von denen sind 80 - 90% Ausländer (US Stаte Dеpt 2009).
                                                                      Später bekomme ich mit, dass ein Großteil der Ladenbesitzer hier in Mékаmbo eingewanderte Mohаmmedaner aus Wеstafrіkа sind, meist aus Mаli, Bеnin, Tоgo, Mаurеtаnien und Sеnеgal.

                                                                      5:01 schon wieder islаmische Gebetsklänge.

                                                                      6:00 In dieser Höhle hält es mich nicht mehr. Ich bin unruhig, getrieben von meiner Neugierde, und möchte endlich wissen, ob und gegebenenfalls wie ich hier ans Wasser gelange. So stehe ich früh auf und mache mich um ½7 auf zu einem Erkundungsgang durch den Ort und in Richtung Fluss.

                                                                      Eingang zu meiner Unterkunft “Mіni Mоtel 4G”:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_173118_457R.jpg Ansichten: 0 Größe: 490,6 KB ID: 3319846

                                                                      Wer die Telefonnummern braucht, hier sind sie:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_082253_463RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 473,2 KB ID: 3319838

                                                                      Der Morgen ist neblig. Auf den Straßen und an den Häusern sind nur wenige Menschen zu sehen, Autos fahren nur ganz selten.

                                                                      Es folgen ein paar wenige Fotos aus dem Ort. Auffällig, schön und ertragreich ist dieser Dаcryodes еdulis (G.Don) H.J.Lam:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164824_283R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,00 MB ID: 3319847
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164824_283ausschnittR.jpg Ansichten: 0 Größe: 153,0 KB ID: 3319849

                                                                      Geläufige Namen sind Afrіkаnische Pflаume und Busch-Buttеrbaum, oder Sаphubaum, sowie Sаf(o)u und Sаfoutier. Die Frucht kann entweder roh, in Salzwasser gekocht oder geröstet gegessen werden. Das gekochte Fruchtfleisch hat eine butterähnliche Konsistenz und wird oft auf Brot gegessen. Es enthält 48% Öl und eine Plantage kann 7-8t Öl pro Hektar produzieren. Der Fettgehalt dieser Frucht ist im Vergleich zu Früchten wie Apfel, Guave und Papaya sehr viel höher und sie ist außerdem reich an Vitaminen. Die Kerne futtern die Ziegen.

                                                                      Mir fallen die vielen Autowracks im Ortsbild auf:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_164710_654R.jpg Ansichten: 0 Größe: 768,9 KB ID: 3319844

                                                                      Aber immerhin, einige Straßen sind befestigt und ein Teil der Häuser verfügen über Elektroenergie:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240627_150431_992R.jpg Ansichten: 0 Größe: 474,7 KB ID: 3319839

                                                                      Befestigte Straßen bieten gerade in der Regenzeit enorme Vorteile.
                                                                      Aus der größten Kirche im Ort, der église Nоtre Dаme du Rоsаire, erschallen heute morgen so etwas wie Gоspelklänge (Map).

                                                                      Hier erreiche ich den nordwestlichen Rand des Ortes. Die natürliche Einstiegsstelle liegt von hier 3km entfernt an der Brücke über den Zаdié. Aber da sehe ich auf dem Luftbild ein kleines Haus, in dem ich einen Pоlizeipоsten vermute. Dort möchte ich mich nach Möglichkeit nicht sehen lassen.
                                                                      Also ist mein Plan, von hier aus durch den Wald einen Weg zum Fluss zu finden. Die Entfernung von der Straße zum Fluss beträgt minimal 300m Luftlinie. Das wäre an der Aubеrge du Cоnseil, weshalb ich gerne dort untergekommen wäre.

                                                                      Hier, wo ich jetzt am Rande des Ortes auf die Straße in NW-SO-Richtung treffe, beträgt die Entfernung zum Fluss fast 500m Luftlinie. Meine Hoffnung ist, dass es hier am Rande des Ortes Trampelpfade durch den Wald bis zum Flussufer gibt, und einen solchen möchte ich jetzt finden. Diese 500m müsste ich dann zur Not mehrmals laufen, bis alles Gepäck am Ufer ist. Keine schöne Vorstellung, das Gepäck dann mehrmals unbeaufsichtigt zu lassen, aber besser noch, als von dem Pоlizeipоsten an der Brücke am Einstieg gehindert zu werden.

                                                                      An einem der ersten Häuser hier treffe ich einen Mann an, der auf seinem Hof herumwerkelt. Ihn frage ich, ob es hier einen Weg zum Fluss gibt. Ja, den gibt es, oder so ähnlich, ich verstehe die Antwort nicht sicher. Er merkt, dass ich nicht recht begreife, was er meint, und so geht er mit mir zusammen in Richtung Fluss.

                                                                      Nach 50m, wir stehen bereits hinter seinem Haus, fällt das Gelände steil ab. Oh oh, das wäre nicht leicht zu tragen. Der Hang ist von ihm gerodet worden und soll wohl irgendwann für Pflanzungen hergerichtet werden. Bisher ist davon noch nicht viel zu ahnen. Aber es gibt immerhin so etwas wie einen schwach angedeuteten Trampelpfad 60m runter.

                                                                      Unten beginnt dann der Rеgenwald. Auch hier schlängelt sich der Pfad weiter hinein. Mein Herz hüpft höher, sollte ich hier bereits einen Weg ans Wasser vorfinden?
                                                                      30m geht es noch vorwärts, aber dann versinkt der Weg im Schlamm und unter Wasser. Ein alter Einbaum liegt zwischen den Bäumen auf dem Schlamm. Kommen wir hier zu Fuß weiter? Er verneint, man würde im Schlamm versinken. Könnte man von hier mit dem Boot fahren? Auch das verneint er. Von hier sind es noch über 300m bis zum Fluss, offenbar totales Sumpfgelände, welches ich im Luftbild nicht erkannt habe:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: MekamboZadie1RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 899,2 KB ID: 3319853

                                                                      Mein GPS-Track in blau, die Entfernungslinie in gelb.

                                                                      Tja, die Hoffnung, hier einen gangbaren Weg ans Wasser zu finden, hat sich damit zerschlagen.

                                                                      Er zeigt mir, wie hoch das Hochwasser hier manchmal in der Regenzeit steht, ~2m über dem jetzigen Stand. Zu der Zeit muss der gesamte Wald hier durchströmt sein.

                                                                      Dann frage ich ihn nach dem Pоlizeipоsten an der Brücke über den Zаdié (Map). Und er - er weiß von keinem Pоsten. Nein, da gibt es keinen.
                                                                      Das ändert natürlich alles. Jetzt möchte ich mir doch die Brücke ansehen. Wir gehen wieder hoch durch seinen Garten, durchqueren den Hof, ich verabschiede und bedanke mich für die Auskünfte.

                                                                      Jetzt wird es spannend. ~4km sind es bis dahin, ein schöner Spaziergang. Nach 650m endet die Bebauung und das Gelände fällt auf das Auenniveau des Flusses ab. Ab jetzt ist der Weg unbefestigt, von mehr oder weniger tiefen Spurrillen durchzogen und für normale PKW kaum noch befahrbar.
                                                                      Hier werkeln etliche Leute am Wegesrand und entfernen die hochgewachsene Vegetation. Andere waschen Wäsche in einem kleinen Bach, der in Richtung Fluss strömt. Einen der Männer frage ich, ob er mich mit seinem Moped zur Brücke fahren kann. Er verneint und zeigt mir, dass sein Vorderreifen keine Luft hat, sorry.

                                                                      Nach einem weiteren ½km erreiche ich eine kleine Vorsiedlung. Hier biegt der Weg in Richtung Ost ab. Es geht steil den Hügel hoch, die Piste extrem zerfahren.

                                                                      Hier steht auch diese kleine Kirche (Map):
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_071601_015RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 734,9 KB ID: 3319824

                                                                      Die kleine Églіse du Dіeu Vіvant Jésus-Chrіst Diеu de Nееma, “Die Kirche des Lebendіgen Gottes Jesus Chrіstus, Gott von Nееma” scheint von so einer Sekte zu sein, die ein “Prophеt” namens Jаcquеs Nееma Sikatеnda aus dem Kоngo in halb Afrіkа und Südamerika organisiert. Die Teilnehmer seiner Gottesdienste geraten regelmäßig in Ekstase und verhelfen dem Prоpheten sicherlich zu einem stattlichen Einkommen. Dass sich der Prоphet auch einmal hier in diesem abgelegenen Ort sehen lässt, daran glaube ich eher nicht. Wahrscheinlich funktioniert die Kirche hier ähnlich wie wir in Brasilien gesehen haben, wo die Gläubigen der Predigt auf einem Bildschirm folgten.

                                                                      Wo die kleine Siedlung endet, geht es wieder hinunter auf Auenniveau. Jetzt sind es noch 1¼km Richtung NO, eine ¼h zu gehen. Der Weg verläuft auf einem ~½m hoch aufgeschütteten Damm, links und rechts erstreckt sich undurchdringlicher Sumpfwаld. Das Gehen auf der Piste ist schwierig, zumаl ich mit meinen Trailrunnern ungeeignetes Schuhwerk anhabe. Tiefe Pfützen, schmieriger Lehm, oft muss man an die Seite ausweichen, um nicht durch den Schlamm zu gehen. Mit dem ganzen Gepäck auf dem Bootswagen würde es schon problematisch werden und auch mit einem normalen Taxi ist das kaum zu schaffen.
                                                                      Etwa ein Dutzend Leute kommen mir entgegen, oft Frauen zu Fuß, selten ein paar Männer auf überladenen Mopeds. Autos sehe ich keine. Diese Piste soll sich so noch 52km bis Mаzіngo an der Grenze zur Republik Kоngo erstrecken, die dort der Fluss Djоua bildet (dort wahrscheinlich ohne offiziellen Grenzübergang).

                                                                      ½8, ich habe den Fluss erreicht:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073213_107RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 902,3 KB ID: 3319833

                                                                      Meine “Pоlizeistation” entpuppt sich als Pumpenhäuschen:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073129_070RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 996,8 KB ID: 3319825

                                                                      Von hier wird das Leitungswasser für Mékаmbo angesaugt und hoch in den Ort gepumpt. Einen Wasserturm habe ich gestern Abend im Ort nicht gesehen, aber auf jeden Fall wird das Wasser stark gechlort.

                                                                      Und das sind nun die ersten Blicke auf meinen Fluss.
                                                                      Blick stromauf:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073205_236RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 955,4 KB ID: 3319831
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_072934_550RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 756,4 KB ID: 3319829
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073158_338RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 978,7 KB ID: 3319832

                                                                      Blick stromab:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073019_060RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 781,1 KB ID: 3319827

                                                                      Gut sieht er aus, so wie ein Bilderbuch-Urwаldfluss auszusehen hat. Von der Größe entspricht er etwa der Müggelspree. Das Wasser ist dunkelbraun, huminstoffreich und fließt an dieser Stelle relativ langsam. Der Urwаld erhebt sich dicht über die Flussufer, vielfaches Vogelgezwitscher. Der Fluss selbst erstreckt sich mit kleineren Ausläufern in den Wald hinein.

                                                                      Sehr schön, dieser Fluss, der erste Eindruck ist beruhigend. Hier sollte es sich gut paddeln lassen, und der Wald sieht intakt aus. Der Fluss ist nicht zu schmal, hat genügend Wasser und das Wasser ist klar. Ja, es ist braun, aber das sind nur Huminstoffe, die beim Abbau der abgestorbenen Blätter in den Sümpfen entstehen. Etwa so ein Wasser, wie man es von den Schwarzwasserflüssen im Amаzonasgebiet kennt (Rіo Nеgro).

                                                                      Der Wald geht direkt bis ans Wasser, neben normalen Laubbäumen finden sich auch große Palmen, Rаphia-Palmen, wie ich jetzt weiß. Etwa 12 Arten kommen in Frage, ich kann sie nicht unterscheiden.

                                                                      Beim Blick von der Brücke fallen mir die ausgedehnten schwimmenden Pflanzenteppiche an Teilen der Ufer auf:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073121_092RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,11 MB ID: 3319830
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073047_340RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,10 MB ID: 3319828
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073154_047RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,07 MB ID: 3319826

                                                                      Dieses Gras ähnelt unserem Rohrglanzgras und engt den Fluss ein. Sollte das die Pflanzenart sein, welche den Fluss stellenweise ganz bedeckt? Auf den Satellitenbildern habe ich solche Stellen bereits vor der Reise gefunden (Beispiel Bounіаndje), und sie machten mir auch gewisse Sorgen. Leicht wird es nicht, an den zugewachsenen Stellen durchzukommen. Ich hatte allerdings keine Ahnung, was ich da sehe. Es hätte Entengrütze sein können, größere Schwimmpflanzen wie Wasserfarne oder Wasserhyazinthen, oder eben auch so ein Gras, wie ich es hier vorfinde. Absolut dicht steht das Gras nicht, ich kann mir vorstellen, dass ich mich an den zugewachsenen Stellen da durcharbeiten könnte.

                                                                      Ein guter Aufbauplatz und Einstieg ist hier an der Brücke jedoch nicht zu finden. Nur direkt am Brückenkopf, der aus sehr großen runden Steinen bzw Felsen aufgebaut wurde, Größe etwa ⅓ der bei Hünengräbern verwendeten Steine, da könnte man das Boot unter Schwierigkeiten zu Wasser lassen.

                                                                      Was mich auch unangenehm berührt ist der Gedanke an den Auflauf, zu dem ich sicherlich Anlass geben werde, während ich das Boot hier am Weg aufbaue, wassere und belade. Ganz so schlimm wie in anderen afrіkаnischen Ländern ist es hier in Gаbun nicht, mich haben zB bisher noch keine Kinderscharen verfolgt, aber möglich wäre es.

                                                                      Ich habe da so Geschichten im Hinterkopf, zB die von Sаndra Lоss und Heіnz Rüеgger, die 2008 eine Woche auf dem Nіger paddelten: “Auf dem breiten Sandstrand in der Gegend vor dem Hospital fanden wir eine geeignete Stelle mit genügend Freiraum, um unser Kanu in Ruhe zusammenbauen zu können. Klar, dass wir bald wieder von einer ansehnlichen Menschentraube umgeben waren, die jeden unserer Handgriffe minutiös registrierte” (Ally.ch).
                                                                      Oder hier: “Eine gute Stelle zum Anlegen wäre beim Dorf gewesen, aber dort erwartete uns bereits eine grosse Schar von Kindern. Wir zogen deshalb eine möglichst weit nördlich davon gelegene Anlegestelle vor, mussten aber bald einsehen, dass wir hart gegen die Strömung ankämpfen mussten und trotzdem keine Chancen hatten, die Kinderschar abzuschütteln, welche uns am Ufer folgte und schneller vorwärts kam” (Ally.ch).
                                                                      Auch Chrіstоph Tіchelkаmp hätte sich mehr Einsamkeit gewünscht. Er schrieb zu seiner 99-Tage Solotour auf dem Nіger 2003: “Was ich auf der Reise am meisten vermisst habe, sind Privatsphäre und Intimsphäre”. Toilettengänge erledigte er am liebsten eine Stunde vor Sonnenaufgang, "denn eine halbe Stunde später waren sie alle wieder da, um mich zu beobachten" (Ally.ch).
                                                                      ​Am heftigsten traf es wohl den Radreisenden smok, der 2023 während des Radelns im Westen Ugаndаs 4x von Kindern mit Steinen oder Stöcken angegriffen wurde. Oder noch ärger Michaelxy, der sich der kriminellen Straßenkinder-Gangs in Addis Abbeba nur noch durch Schläge erwehren konnte. Aber kriminelles Verhalten ist schon wieder deutlich mehr als das, was ich hier befürchte.


                                                                      Abgesehen vom Aufbauplatz mitten auf dem Weg und dem schwierigen Zustieg zum Wasser ist die Einsatzstelle schon ganz gut. Vor allem aber ist sie ohne Alternative. Nirgendwo sonst wird man wohl an den Fluss kommen.
                                                                      Zufrіeden trete ich den Rückweg an. Aber halt, was ist das? Ein kleiner Pfad zweigt 200m vor der Brücke ab in Richtung Оsten (Map, natürlich war der Trampelpfad bisher nicht eingezeichnet). Ich folge ihm und gelange nach 60m mitten im Sumpfwаld an eine Anlegestelle der örtlichen Bootsbesitzer. Hier treffe ich drei Frauen, die gerade tiefer aus dem Sumpfwаld kommen und jetzt zur Piste zurückgehen.
                                                                      Am Ufer liegen mehrere kleine einfache Einbäume, von den einheimischen Pіrogen genannt, auf dem hellen (Quarz?)-Sand. Die Boote sind sehr dünnwandig und gehen wohl leicht kaputt. Ich sehe hier auch Schrottexemplare liegen.

                                                                      Diese zwei Kanus sind relativ neu und intakt:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073603_946RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,15 MB ID: 3319836
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073616_863RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,18 MB ID: 3319837

                                                                      Eine Minute später kommt ein Mann auf seiner Pіroge angestakt:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073728_943RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 999,5 KB ID: 3319835
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073859_810RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,03 MB ID: 3319841

                                                                      Er lässt sein Boot im Wasser liegen, wegtreiben kann es mangels Strömung und Wind nicht, und posiert auf meine Bitte für ein Foto:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_073818_882RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 634,5 KB ID: 3319834

                                                                      Er hat ein ~1.7m langes gut aussehendes Paddel mit schlankem, dünnen Paddelblatt aus heimischer Produktion dabei, vielleicht sogar selbstgeschnitzt.

                                                                      Ich habe genug gesehen. Dieser Platz wäre der ideale Aufbauplatz für meinen Ally. Wenn ich Glück habe, bleibe ich sogar unbemerkt von den Passanten auf der Piste.
                                                                      Jetzt heißt es, sich zu beeilen. Nicht dass die Nachricht von dem Weißen hier im Wald die Runde macht und die Neugier der Offiziellen weckt. Ich eile freudig erregt zurück nach Mékаmbo und mache mir Gedanken, wie ich das ganze Geraffel zum Aufbauplatz bringen könnte. Eine Möglichkeit wäre es, alles auf den Bootswagen und den Rücken zu schnallen. Angesichts des schlechten Pistenzustands und der schwülwarmen Tropenhitze klingt das aber nicht besonders verheißungsvoll. Auch wäre beim langen Weg durch Mékаmbo und die folgenden 4km wieder die Wahrscheinlichkeit groß, irgendwelchen Unіformierten in die Arme zu laufen.
                                                                      Besser wäre es, einen Pіckup oder Geländewagen aufzutreiben, der mich zur Brücke fahren könnte. Das wäre schnell, bequem und unauffällig.
                                                                      Ich bin ganz zuversichtlich, jemanden in Mékаmbo zu finden. Kaum bin ich im Ort, da sehe ich in der Ferne einen gelben Pіckup auf mich zukommen. 200m vor mir wendet er und parkt vor einem kleinen Laden. Den werde ich als erstes fragen.
                                                                      Als ich näher komme erkenne ich aber, dass das ein sehr offiziell aussehendes Fahrzeug ist, Lebensmittelkontrolle. Da frage ich dann doch lieber nicht nach und laufe weiter. Diesmal biege ich eine Straße früher nach Süden ein und stehe 100m weiter vor dem Busbahnhof:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_080608_507RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 681,9 KB ID: 3319840

                                                                      Auf dem Hof werkelt ein Junge an einem Tоyota Hіlux, dahinter steht noch ein Pіckup.
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_081400_720RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 729,9 KB ID: 3319842

                                                                      Na, das sollte doch klappen, wenn der nicht gerade kaputt ist. Ich frage zunächst, ob das Fahrzeug fahrbereit ist. Ja, es ist fahrbereit. Dann frage ich, ob mich jemand damit zum Fluss fahren könnte und wieviel das kоsten würde. Sein Vater kommt dazu. Der Junge möchte für die kurze Strecke 10000F haben, ich halte mit 5000F dagegen, und wir werden uns bei 7000F (10.67€) einig, nachdem er sich beim Vater rückversichert hat, ob das in Ordnung ist. Der nickt.
                                                                      Der Bub sieht übrigens ausgesprochen jung aus, ich schätze ihn auf höchstens 14 bis 16 Jahre. Auf meine Frage antwortet er, er hätte heute seinen 26. Geburtstag. Das muss der Menschenschlag sein, der mir gestern in der Diskothek wie Kinder vorkam.

                                                                      Dann säubert er den Wagen noch etwas und ¼9 fahren wir los. Zuerst zur Diskothek, wo mich der Besitzer zur Bezahlung der überteuerten Unterkunft abfängt, dann mein Gepäck hinten aufladen, und schon geht es ab zur Brücke.
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h23m12s442RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 213,8 KB ID: 3319845

                                                                      In Mékаmbo:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h23m30s940RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 230,0 KB ID: 3319848

                                                                      Auf dem letzten Kіlometer Piste zum Fluss:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h24m21s161RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 283,8 KB ID: 3319850
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h25m26s125RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 305,0 KB ID: 3319852
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_12h25m46s277RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,9 KB ID: 3319851

                                                                      Um 8:40 sind wir da angekommen, wo der Pfad in den Sumpfwаld abzweigt. Schnell wird das Gepäck abgeladen und der Fahrer ausbezahlt. Dann beeile ich mich, das Gepäck von der Piste runter und auf dem Pfad zu meiner Einsatzstelle zu rollern. Hier hat der Bootswagen noch mal seinen Sinn, auch wenn der Pfad etwas schmal ist.

                                                                      Am Aufbauplatz:
                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_084755_920RR.jpg Ansichten: 0 Größe: 949,5 KB ID: 3319843

                                                                      Oh man, was bin ich froh, dass ich es bis hierher geschafft habe, und dass es am Ende so einfach ging. Nun schnell das Boot aufbauen und weg von hier. Das wäre das Letzte, wenn jetzt noch jemand vorbeikäme, der mir die Abfahrt untersagen würde.


                                                                      (Unterbrechung Tag 6, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)
                                                                      Zuletzt geändert von Spartaner; 16.04.2025, 06:04.

                                                                      Kommentar


                                                                      • berniehh
                                                                        Alter Hase
                                                                        • 31.01.2011
                                                                        • 2628
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        Schön finde ich die Links zu Google Maps, so bekommt man einen guten Überblick von der Gegend.
                                                                        Bin natürlich gespannt wie es nun weitergeht.​

                                                                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                        ​[
                                                                        (Unterbrechung Tag 6, wegen der unnötigen Beschränkung auf 30 Bilder/Tag)[/FONT]
                                                                        Die Beschränkung gilt pro Beitrag, nicht pro Tag. Ich habe in meinem Bericht auch mehrere Beiträge hintereinander gepostet mit insgesamt mehr als 30 Fotos pro Tag.
                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 20.11.2018
                                                                          • 123
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          Hallo Spartaner und auch Forum,
                                                                          ich verstehe die Beschränkungen von den mengen an Fotos schon.
                                                                          Ersten wenn gefühlt 10 Fotos hochgeladen werden wie ein Geländewagen beladen wird finde ich das schon ein bisschen „too much“.. In unsere schnelle zeit von weiter wischen kommt dann schnell ich schaue mir lieber der nächste Tour an. Ist das gewollt ? Ist vielleicht ein bisschen wie videos in youtub, wir sind vielleicht alte Hasen aber meine Töchter sagen: Papa ein Video was länger als 5 Minuten geht klicken wir gar nicht erst an!!!! Spartaner verstehe mir nicht falsch aber ein Badezimmer aus viele verschiedene Perspektive muss das sein? Es ist immerhin ein outdoor forum und kein Badezimmer forum. Wenn ich jedes einzelnes Foto von meine Touren hochladen wurde kämme ich auf bestimmt die 10-fache menge an Fotos… Ob die mitlesende vom Forum das wollen ? Keine Ahnung wer bin schon ich?. Vielleicht wären ein paar weniger Fotos das richtige. Dann wurdest du dich nicht aufregen das du nur 30 Fotos pro Beitrag hochladen kannst/darfst.
                                                                          Gruss the Dutch

                                                                          Kommentar


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                                                                            Neu im Forum
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                                                                            • 4
                                                                            • Privat


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                                                                            Wenn eine Tour mich sehr interessiert, so wie diese hier, bin ich dankbar für eine ausführliche Beschreibung und ebenso für eine möglichst detaillierte Bebilderung. Und falls mal ein nicht so aussagekräftiges Foto dabei sein sollte, ist das nicht schlimm.

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 1968
                                                                              • Privat


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                                                                              OT: Die Begrenzung auf 30 Bilder pro Beitrag ist wegen unsäglich langer Uploadzeiten eingeführt worden, siehe auch:
                                                                              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...ag#post3288609

                                                                              Kommentar


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                                                                                Lebt im Forum
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                                                                                • 5412
                                                                                • Privat


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                                                                                Zitat von thedutch Beitrag anzeigen
                                                                                In unsere schnelle zeit von weiter wischen kommt dann schnell ich schaue mir lieber der nächste Tour an. Ist das gewollt ? Ist vielleicht ein bisschen wie videos in youtub, wir sind vielleicht alte Hasen aber meine Töchter sagen: Papa ein Video was länger als 5 Minuten geht klicken wir gar nicht erst an!!!!
                                                                                Tja, das ist genau die Zielgruppe, die ich nicht willig bin zu bedienen. Die können gerne weiterwischen. Ich bin kein Unterhalter, ich schreibe den Bericht zuerst für mich, um die Fakten möglichst vollständig festzuhalten und ein genaues Bild zu bewahren.
                                                                                Aber das habe ich bereits alles mal hier aufgeschrieben:

                                                                                Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                AW: wie haltet ihr es mit Reiseberichten
                                                                                Also ich schreibe Reiseberichte zuerst für mich selbst, einfach um die Fakten festzuhalten. Früher habe ich das nicht gemacht, und entsprechend blass sind die Erinnerungen an die dutzend Touren, die ich in den 70er und 80er Jahren, zumeist auf dem Balkan, gemacht habe. Ich kann auch die vielen Bilder von damals oft nicht mehr sicher zuordnen. Fotos bekommen deshalb heute nach der Tour immer die geographischen Koordinaten in die EXIF-Daten geschrieben. Das gibt mir das gute Gefühl, auch noch in Jahrzehnten die genauen Fotostandorte rekonstruieren zu können. Nie wieder vergessen, wo ein Foto gemacht wurde.
                                                                                Genauso die Berichte, die ich zT sehr detailliert abfasse. Nicht nur, dass die frischen Erinnerungen genau festgehalten werden, ich lerne während der Nachbereitung meist noch eine Menge über die Gegend, die ich bereist habe. Nachträglich ist das vielleicht nicht so gut, aber immer noch besser als gar nicht.

                                                                                Am Ende sind diese Berichte meist "überlang" und eigentlich nicht für ein größeres Publikum geeignet. Dafür sind sie auch nicht gedacht. Sie können eigentlich nur die wenigen speziell an dem bestimmten Fluss interessieren, den ich im Bericht beschreibe. Aber für diese wenigen Leute sind sie bestimmt eine interessante und informative Quelle.

                                                                                Ich selber bin sehr dankbar für jeden Reisebericht, den ich vor einer geplanten Tour zu meinem Zielgebiet finde, besonders, wenn es sehr abgelegen ist und nur wenig (zeitnahes) Material zu der Gegend zu finden ist. Und darum stelle ich umgekehrt meine Berichte auch zum größten Teil ins Netz ... Die Resonanz ist dabei oft recht bescheiden, aber darum geht es ja nicht. Ich selber kontaktiere Berichtschreiber von anderen Berichten ja auch nur in Ausnahmefällen.




                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 5412
                                                                                  • Privat


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                                                                                  Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                  OT: Die Begrenzung auf 30 Bilder pro Beitrag ist wegen unsäglich langer Uploadzeiten eingeführt worden, siehe auch:
                                                                                  https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...ag#post3288609
                                                                                  Hier wurde festgestellt, dass "Die Beschränkung auf 30 Bilder pro Beitrag und weniger Pixel ... nur wenig Verbesserung gebracht" hat. Das Problem liegt offenbar woanders.

                                                                                  Da ist es doch naheliegend, diese Beschränkung wieder aufzugeben zugunsten der alten, Reiseberichts-freundlichen Grenze von 100 Bildern/Beitrag und einer wenigstens leicht erhöhten maximalen Bildbreite von 1920px anstatt 1600. 1920px würde bei "normalen" Bildschirmen wenigstens formatfüllend sein.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 14022
                                                                                    • Privat


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                                                                                    Stell Dir mal vor, jede Seite mit 20 Beiträgen hätte 2.000 hochaufgelöste Bilder durch 100 Beiträge/Posting.
                                                                                    Laß jedes JPG mal 10 MB groß sein, jede Seite hätte also gut 20 GB zu laden.
                                                                                    Quetsch nun diese 20 GB durch eine Netzwerkleitung und bedenke, daß neben den aktiven Usern auch noch nicht registrierte Gäste Reiseberichte lesen. All diese wollen ihre eigene Kopie von dem Server ziehen.
                                                                                    Vielleicht ist der Rechner mit 1 Gb/s angeschlossen, vielleicht nur mit 100 Mb/s (oder gar nur 10 Mb/s? ), da wird jedenfalls ein Flaschenhals sein.
                                                                                    Wann hast Du zuletzt 20 GB durch Dein heimisches Netzwerk transferiert? Wie lange hat es gedauert? Und jetzt rechne mal die übrigen User mit ein.
                                                                                    Wandern auf Ísland?
                                                                                    ICE-SAR: Ekki týnast!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 14022
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Sagen wir mal so:
                                                                                      Dadurch, daß es bereits einige sehr gefragte, tolle Reiseberichte mit vielen großen Bildern gibt und diese oft gelesen, also geladen werden, wird es immer eine gewisse Grundauslastung des Server in Zukunft geben. Der Server läuft bereits ein paar Jahre, vielleicht kann der auch einfach nicht so viel wie neuere Modelle (und vor allem mehrere davon parallel), wie sie bei Deiner Lieblingscloudlösung mittlerweile eingesetzt werden.
                                                                                      Wir haben eine einzige, kleine, unkommerzielle Schüssel - mehr nicht.
                                                                                      Der Effekt der Regelung wird sein, daß es auf dem alten Server in Zukunft nicht noch zäher werden wird, wenn die Bilder immer hochauflösender werden und noch mehr Bilder erlaubt würden.
                                                                                      Wandern auf Ísland?
                                                                                      ICE-SAR: Ekki týnast!

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 24.01.2011
                                                                                        • 5412
                                                                                        • Privat


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                                                                                        Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                                                                                        Stell Dir mal vor, jede Seite mit 20 Beiträgen hätte 2.000 hochaufgelöste Bilder durch 100 Beiträge/Posting.
                                                                                        Laß jedes JPG mal 10 MB groß sein, jede Seite hätte also gut 20 GB zu laden.
                                                                                        Ich bin davon ausgegangen, dass die Bilder nicht in voller Auflösung vom Server an den jeweiligen Betrachter ausgeliefert werden, sondern nur so groß, wie sie bei der Darstellung auf dem anfordernden Rechner benötigt werden. Ich dachte, das wäre Standard.
                                                                                        Das Bild würde nur dann in voller Auflösung übertragen werden, wenn man extra noch mal drauf klickt, um das Vollbild zu sehen.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Freak

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                                                                                          • 14022
                                                                                          • Privat


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                                                                                          Ok, das ist ein Punkt über den ich mal bei nem Bier nachdenken muß.
                                                                                          Je nach Downloadmethode des Browser kann das bei menschlichen Usern der Fall sein. Aber vielleicht lädt eben irgendjemand auch sofort die volle Auflösung? Automatisiert? Das Netz liest mit, gerne in Vollbild.
                                                                                          Bestenfalls existieren verschieden große Versionen und es wird zuerst nur eine Standardansicht geladen. Wie genau das die derzeitige Software erledigt, weiß ich (noch) nicht im Detail.
                                                                                          Wandern auf Ísland?
                                                                                          ICE-SAR: Ekki týnast!

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 1968
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Mal ganz abgesehen von dem technischen Kram - was ist so schlimm daran, einen Beitrag aufzuteilen? Ich hab' das ja auch schon oft gemacht und es scheint mir weniger Aufwand als ein regelmäßiges "ceterum censeo" anzufügen. 🤷

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              • 5181
                                                                                              • Privat


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                                                                                              OT: Naja, ceterum censeo, User Spartaner spricht halt an was ihn stört und findet sich eben damit nicht ab, das es keine für ihn zufriedenstellende Lösung gibt. Finde ich gut so!
                                                                                              Ich ecke damit zB. immer bei meiner Familie auf Familienfeiern in Restaurants an, weil ich schlechten Service nicht honorriere, mich beschwere und schlechtes Essen zurück gehen lasse. Sollte man viel öfters machen, nur so wird sich was ändern.


                                                                                              Generell jo, brauche ich auch nicht 36 Aufnahmen einer bescheidenen Ferienwohnung/ Unterkunft, aber auch das wurde beschrieben, warum das so ist. Scroll ich drüber und freue mich stattdessen über den jovialen Schreibstil von le blanc
                                                                                              Obwohl noch nicht einmal wirklich im Regenwald angekommen, super spannend und ausführlich beschrieben. Eben ein echter Spartaner. Weiter so!

                                                                                              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                              meine Weltkarte

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Freak
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                                                                                                • 30381
                                                                                                • Privat


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                                                                                                Editiert vom Moderator
                                                                                                Erstmal, wir überlegen die Diskussion hier auszulagern...

                                                                                                Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der


                                                                                                IMHO: Es ist na klar Geschmacksache / Ermessen des Autors, wie viele Fotos er in seinen Reisebericht packt.
                                                                                                Es ist ihm auch unbenommen, wie viele Postings pro Reisetag er zeigt.

                                                                                                Aber Tag:Posting auf 1:1 zu setzen, viele Fotos:Tag >>30:1 einbauen und sich dann beschweren, das #Fotos/Posting limitiert sind, das überfordert halt die Ressourcen dieses Forums.
                                                                                                Meine Reisen (Karte)

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Moderator
                                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                                  • 02.04.2009
                                                                                                  • 6630
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                  Ich bin davon ausgegangen, dass die Bilder nicht in voller Auflösung vom Server an den jeweiligen Betrachter ausgeliefert werden, sondern nur so groß, wie sie bei der Darstellung auf dem anfordernden Rechner benötigt werden. Ich dachte, das wäre Standard.
                                                                                                  Das Bild würde nur dann in voller Auflösung übertragen werden, wenn man extra noch mal drauf klickt, um das Vollbild zu sehen.
                                                                                                  Jein... Das kommt darauf an die du das Bild einfügt. Wenn du ein großes Bild hochlädst und dann als "klein", "groß" oder sowas einfügst erhältst du ein stark klein gerechnetes Bild --- wenn die Funktion denn funktionieren würde. Das liegt aber nicht in unserer Hand. Daher empfehlen wir Bilder als "Vollbild" einzufügen. Hier wird im Reisebericht die maximal verfügbare Auflösung geladen und vom Browser skaliert angezeigt. Früher konnten dort auch Bilder mit 4000 px Breite hochgeladen werden, die wurden dann im Reisebericht voll geladen und auf 700 px skaliert angezeigt. Hier wurde jetzt eingestellt, dass die Bilder die mehr als 1600 px an der langen Seite haben auf 1600 px skaliert werden. Im Hintergrund werden dann aber immer noch 1600 px geladen.

                                                                                                  Und was das "ich dachte das wäre Standard". Wo wird das denn so gemacht?

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Moderator
                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 25.11.2014
                                                                                                    • 2052
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                                                                                    OT: Naja, ceterum censeo, User Spartaner spricht halt an was ihn stört und findet sich eben damit nicht ab, das es keine für ihn zufriedenstellende Lösung gibt. Finde ich gut so!
                                                                                                    Ich ecke damit zB. immer bei meiner Familie auf Familienfeiern in Restaurants an, weil ich schlechten Service nicht honorriere, mich beschwere und schlechtes Essen zurück gehen lasse. Sollte man viel öfters machen, nur so wird sich was ändern.
                                                                                                    OT: Im Gegensatz zu den zitierten Restaurants handelt es sich hier aber um ein ehrenamtlich (!) betriebenes Forum. Da gibt es von uns Usern imho überhaubt keinen Anpruch auf eine persönlich ,, zufriedenstellende Lösung".
                                                                                                    Und ansonsten gilt: Mithelfen ist wie meckern, nur mit mehr Rückgrat.

                                                                                                    Zuletzt geändert von windriver; 08.04.2025, 16:30.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 15.06.2013
                                                                                                      • 215
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      Jo, das hört sich ja alles spannend an, echt Urwald.

                                                                                                      Im Ernst, ich habe keine Ahnung von dem was hier diskutiert wird.
                                                                                                      Ich bewundere aber jeder, der hier überhaupt noch einen Reisebericht schreibt und hochlädt.
                                                                                                      Ist ja so einfach nicht.
                                                                                                      Es ist offensichtlich, dass hier einiges der grundlegenden Erneuerung und Überarbeitung bedarf.
                                                                                                      Was nicht einfach, nebenbei und ehrenamtlich zu schaffen ist. Noch dazu wo der Dank in Form von weniger Prügel besteht.

                                                                                                      Meine Vorschlag wäre ein (zweckgebundener) Spendenaufruf um das Forum auf den Stand der Technik zu bringen.
                                                                                                      Von dem Geld wird dann Dienst-Leistung eingekauft.
                                                                                                      Keine Ahnung ob das realistisch ist.
                                                                                                      Aber, ich würde mein Scherflein beigeben und glaube noch finden sich einige denen das Forum etwas Wert ist.

                                                                                                      Und bitte lagert die Diskussion aus.

                                                                                                      Ich bin gespannt ​ wie es für Spartaner​ im Urwald weiter geht.


                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Neu im Forum
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                                                                                                        • 4
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        Zitat von Bottoey Beitrag anzeigen
                                                                                                        Und bitte lagert die Diskussion aus.
                                                                                                        Ich bin gespannt ​ wie es für Spartaner​ im Urwald weiter geht.
                                                                                                        👍 Dem schließe ich mich an.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 19.06.2014
                                                                                                          • 2128
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          Das letzte Bild ist ziemlich interessant. Schwarzwasser und der typische Weißsand, den es hier in Südamerika auch auf den völlig ausgelaugten Böden des Guyana Schildes gibt.

                                                                                                          Bin neugierig auf den Wald selbst. Hast du eigentlich auch geangelt ? Ende der Regenzeit ist ja eigentlich nicht optimal.
                                                                                                          Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                                          Kommentar


                                                                                                          • Spartaner
                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                            • 24.01.2011
                                                                                                            • 5412
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            Zitat von ApoC Beitrag anzeigen
                                                                                                            Das kommt darauf an die du das Bild einfügt. Wenn du ein großes Bild hochlädst und dann als "klein", "groß" oder sowas einfügst erhältst du ein stark klein gerechnetes Bild --- wenn die Funktion denn funktionieren würde. Das liegt aber nicht in unserer Hand. Daher empfehlen wir Bilder als "Vollbild" einzufügen. Hier wird im Reisebericht die maximal verfügbare Auflösung geladen und vom Browser skaliert angezeigt. Früher konnten dort auch Bilder mit 4000 px Breite hochgeladen werden, die wurden dann im Reisebericht voll geladen und auf 700 px skaliert angezeigt. Hier wurde jetzt eingestellt, dass die Bilder die mehr als 1600 px an der langen Seite haben auf 1600 px skaliert werden. Im Hintergrund werden dann aber immer noch 1600 px geladen.
                                                                                                            Ja, jetzt erinnere ich mich. Mit dem Zufügen von immer mehr Einbettungscode um die größenreduzierten Bilder bei jedem Edit ist das Problem wohl erst entstanden.
                                                                                                            Im alten Forum (vor dem Hack Ende 2020) wurden die Bilder immer halbwegs passend ausgeliefert, im neuen nun immer im Vollformat. Blöd.

                                                                                                            Zitat von ApoC Beitrag anzeigen
                                                                                                            Und was das "ich dachte das wäre Standard". Wo wird das denn so gemacht?
                                                                                                            Ich dachte tatsächlich, das wäre seit vielen Jahren allgemeiner Standard. Muss ich mal gelesen haben.
                                                                                                            Aber DeepSeek ist wie so oft um eine aktuelle Antwort betreffs Techniken und auch Beispiele betreffend nicht verlegen:
                                                                                                            "Websites mit adaptiver Bildauslieferung"

                                                                                                            Edit: ich weiß grad nicht, ob nicht angemeldete Betrachter den DeepSeek-Content überhaupt lesen können, darum kopiere ich das Ergebnis noch hier rein:

                                                                                                            Websites, die Bilder dynamisch in der passenden Auflösung für das anfordernde Gerät ausliefern, nutzen häufig responsive Bildtechniken oder Content Delivery Networks (CDNs) mit adaptiver Skalierung. Hier sind Beispiele und Technologien, die dies ermöglichen:
                                                                                                            1. Squarespace 7

                                                                                                            Squarespace optimiert Bilder automatisch für verschiedene Geräte. Es verwendet adaptive Bildformate und skaliert Bilder basierend auf der Bildschirmgröße des Nutzers. Beispielsweise wird ein Hintergrundbild auf einem Desktop in höherer Auflösung (z. B. 1920 × 1080 Pixel) geliefert, während dasselbe Bild auf einem Smartphone in reduzierter Größe (z. B. 800 × 600 Pixel) übertragen wird. Dies geschieht durch automatische Komprimierung und Skalierung im Backend.
                                                                                                            2. Shopify 25

                                                                                                            Shopify nutzt eine Kombination aus vordefinierten Bildgrößen und dynamischer Skalierung. Produktbilder werden standardmäßig in 2048 × 2048 Pixel empfohlen, aber je nach Gerät (Desktop, Tablet, Mobil) automatisch verkleinert. Shopify verwendet zudem CDNs, um Bilder in optimierter Auflösung auszuliefern. Bannerbilder werden beispielsweise in 1200 × 600 Pixel für Desktops bereitgestellt, aber auf Mobilgeräten auf 600 × 300 Pixel reduziert.
                                                                                                            3. Bilddatenbanken wie Unsplash oder Pexels

                                                                                                            Diese Plattformen liefern Bilder in mehreren vordefinierten Größen (z. B. „Small“, „Medium“, „Large“) oder ermöglichen direkte URL-Parameter zur dynamischen Anpassung. Beispielsweise kann ein Nutzer über die API ein Bild in exakt 800 × 600 Pixel anfordern, das dann serverseitig generiert wird. Dies reduziert das Datenvolumen erheblich 56.
                                                                                                            4. WordPress mit Plugins 8

                                                                                                            WordPress-Websites nutzen Plugins wie Smush oder ShortPixel, die Bilder automatisch in responsive Formate konvertieren. Diese Tools generieren mehrere Versionen eines Bildes (z. B. 1920px, 1024px, 768px) und wählen basierend auf dem Gerät des Nutzers die passende Größe aus. Zudem wird das WebP-Format unterstützt, das kleinere Dateigrößen bei gleicher Qualität ermöglicht.
                                                                                                            5. CDN-Dienste wie Cloudinary oder Imgix 68

                                                                                                            Diese Dienste bieten dynamische Bildbearbeitung via URL-Parameter. Beispielsweise kann ein Bild mit https://example.com/image.jpg?width=800 in 800 Pixel Breite geladen werden. Unternehmen wie The Guardian oder Netflix nutzen solche CDNs, um Bilder gerätespezifisch auszuliefern. Cloudinary skaliert Bilder sogar automatisch basierend auf der Netzwerkgeschwindigkeit des Nutzers.
                                                                                                            6. Google Images

                                                                                                            Google liefert Suchergebnis-Thumbnails in stark komprimierten und verkleinerten Versionen (z. B. 150 × 150 Pixel). Klickt ein Nutzer auf ein Bild, wird die volle Auflösung nachgeladen. Dies spart initiales Datenvolumen und verbessert die Ladezeit 16.
                                                                                                            Technologien im Hintergrund:
                                                                                                            • Responsive Images mit srcset und sizes: HTML-Attribute, die dem Browser erlauben, das passende Bild auszuwählen (z. B. <img srcset="small.jpg 500w, large.jpg 2000w" sizes="(max-width: 600px) 500px, 1000px">) 6.
                                                                                                            • Lazy Loading: Bilder werden erst geladen, wenn sie in den sichtbaren Bereich scrollen 6.
                                                                                                            • Next-Gen-Formate wie WebP/AVIF: Höhere Komprimierung bei gleicher Qualität 68.

                                                                                                            Fazit:
                                                                                                            Websites, die Bilder adaptiv ausliefern, kombinieren oft Server-seitige Skalierung, CDNs und moderne Webstandards. Beispiele wie Squarespace, Shopify oder CDN-basierte Lösungen zeigen, wie effektiv dies das Datenvolumen reduziert. Für detaillierte Implementierungsstrategien lohnt ein Blick in die genannten Quellen.
                                                                                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 09.04.2025, 06:49.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              • 5412
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                              Mal ganz abgesehen von dem technischen Kram - was ist so schlimm daran, einen Beitrag aufzuteilen? Ich hab' das ja auch schon oft gemacht und es scheint mir weniger Aufwand als ein regelmäßiges "ceterum censeo" anzufügen. 🤷
                                                                                                              Es ist nicht "schlimm", aber für mich unschön. Die logische Einheit für so einen Reisebericht ist für mich der Tag, und wenn der zerhackt werden muss, dann ist das eben unschön. An der Gesamtzahl der Bilder im Bericht ändert sich ja auch rein gar nichts durch die 30er-Grenze anstatt 100.

                                                                                                              Aber ein Argument ist tatsächlich, dass dann im Rahmen von 20 Beiträgen, die pro View am Ende geladen werden müssen, tatsächlich weniger Datenvolumen übertragen wird, da ja dann ein Tag schon mal 2 oder 3 Beiträge sind.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                • 5412
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                                                                Hast du eigentlich auch geangelt ? Ende der Regenzeit ist ja eigentlich nicht optimal.
                                                                                                                Ich hatte jedenfalls Angelzeug dabei. Neben ein paar Haken und Schnur sogar ein chіnesіsches Stellnetz Größe 8m×0.8m. Gefischt habe ich dann aber doch wieder nicht, genau wie im Pаntаnаl. Ich bin da irgendwie nicht so heiß drauf.
                                                                                                                Mag sein, dass das Ende der Regenzeit nicht so gut ist fürs Fischen. Mir kam es bei der Wahl dieses Zeitpunktes darauf an, noch möglichst viel Wasser im Fluss vorzufinden. Ich hatte und habe keine Ahnung, wie weit der Wasserstand in der Trockenzeit Juni-August zurückgeht, und ob der Fluss dadurch evtl schwieriger befahrbar wird.
                                                                                                                Vor allem dachte ich, dass direkt am Ende der Regenzeit diese Verwachsungen (Beispiel Bounіаndje) weniger sind oder noch gar nicht existieren, und diese erst während der Trockenzeit wachsen.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 05.04.2023
                                                                                                                  • 484
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  Ich lese hier mit Neugier und großem Vergnügen. Bin kein Bootsfahrer, Dschungel und Afrika interessieren mich auch eher weniger. Aber der Bericht ist so mitreisend und spannend geschrieben, aus einer Gegend über die selten berichtet wird, Ich kann's kaum abwarten wann und wie es weitergeht. Auch Ich finde die Links zu Google Maps sehr hilfreich. Ich war selber schon öfters beruflich in Westafrika und finde deine Beschreibungen von Situationen, oder besser von Menschen und wie sie mit Situationen umgehen einfach klasse-und erkenne vieles einfach auch wieder so wie Ich es erlebt habe. Auch freue Ich mich über die vielen Fotos-auch von Wohnungen und Badezimmern aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln eben weil es keine Wohnung auf Rügen sondern eben in z.B. Librеville ist.
                                                                                                                  https://www.instagram.com/dotti_im_zelt/

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 11.10.2018
                                                                                                                    • 378
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    Kann mich Dotti nur anschließen.
                                                                                                                    Habe bis jetzt mit Begeisterung mitgelesen. Ein Abenteuer par Excellence.
                                                                                                                    Du stapfst ja quasi in moderner Form in den Fußspuren Deines Großonkels.
                                                                                                                    Die Anreise war schon einen eigenen Bericht wert.
                                                                                                                    Bin gespannt wann es weiter geht, jetzt wo Du am Fluss bist.

                                                                                                                    OT: Lass Dich von der Bilderbeschränkung nicht ärgern. Teil Deinen Bericht gerne auf 3 Posts am Tag à 30 Bilder auf. kann ich gar nicht genug von kriegen
                                                                                                                    Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
                                                                                                                    "Manchmal verspeist man den Bären,
                                                                                                                    und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Lebt im Forum
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                                                                                                                      • 5412
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      Sehr nett, wie ihr mich hier motivieren wollt, weiterzuschreiben. Natürlich wird es weitergehen.

                                                                                                                      Ein bisschen wird es aber noch dauern. Lieber möchte ich erst noch zwei aktuelle Touren festhalten, bevor ich mich wieder voll nach Afrіkа versetzen kann.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Anfänger im Forum
                                                                                                                        • 08.12.2024
                                                                                                                        • 21
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                        ...Natürlich wird es weitergehen.

                                                                                                                        Ein bisschen wird es aber noch dauern. ..
                                                                                                                        Du beherrscht es perfekt uns Lesern mit deinem Bericht ein authentisches Afrikaerlebnis näherzubringen 😜

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                                          • 24.01.2011
                                                                                                                          • 5412
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Zitat von aQayaQa Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Du beherrscht es perfekt uns Lesern mit deinem Bericht ein authentisches Afrikaerlebnis näherzubringen 😜
                                                                                                                          Geduld ist eine der afrikanischen Grundtugenden.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                            • 09.11.2023
                                                                                                                            • 173
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            Boah ey, da denke ich, jetzt hat Spartaner endlich das Boot zu Wasser gelassen und berichtet uns wieder davon, freue mich schon ....und dann sowas:
                                                                                                                            Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Geduld ist eine der afrikanischen Grundtugenden.
                                                                                                                            Nasty boy 😉😄

                                                                                                                            Let it go, let it out
                                                                                                                            Let it all unravel.
                                                                                                                            Let it free and it can be
                                                                                                                            A path on which to travel. (Michael Leunig)

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                              • 24.01.2011
                                                                                                                              • 5412
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              (Fortsetzung 1 Tag 6)

                                                                                                                              Ich habe Bootshaut und Spanten gerade ausgepackt und ausgebreitet, da kommt schon wieder jemand aus dem dem Wald. Der Mann bleibt stehen, bald darauf folgen noch zwei weitere Männer auf Booten. Sie bleiben jetzt zusammen am Rand der Sandfläche stehen und sagen erstmal nichts weiter. Interessiert schauen sie sich den Aufbau meines Bootes an. Als es an das Einsetzen der Spanten geht, helfen sie mir ungefragt beim Festhalten. Der Solo-Ally sperrt sich ja immer ganz gerne beim Aufbau nach einer längeren Lagerung.

                                                                                                                              Um ½10 sind wir fertig mit dem Aufbau:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_092848_793R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,06 MB ID: 3328078

                                                                                                                              Wir tragen das Boot ins Wasser und ich verpacke das Gepäck.
                                                                                                                              Nach ein paar Smartphonefotos mit mir und dem Boot verabschiede ich mich :
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_093155_576Rtopfaccol.jpg Ansichten: 0 Größe: 819,6 KB ID: 3328077

                                                                                                                              Nach dem Aufbau bin ich bereits ziemlich geschafft, und ich glaube, das sieht man mir auch an. Obwohl es während des Aufbaus am Vormittag noch nicht besonders heiß war, bin ich gehörig ins Schwitzen gekommen. Wenn ich hier alleine gewesen wäre, dann hätte ich jetzt wahrscheinlich erst einmal geduscht und dann in Ruhe mein Gepäck umsortiert. Vor den drei Männern wollte ich das Gepäck jedoch nicht auseinandernehmen, das weckt nur Begehrlichkeiten. Und auch eine Dusche wäre mit dem aufgewühlten Sumpfwasser nicht unbedingt angenehm. So verschiebe ich beides bis zur nächsten Gelegenheit, mal wieder an Land zu kommen.

                                                                                                                              Das bepackte Boot neben zwei geparkten Pirogen:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_093349_095R.jpg Ansichten: 0 Größe: 809,3 KB ID: 3328079

                                                                                                                              Geschafft! Nun bin ich endlich alleine auf dem Wasser. Jetzt beginnt nach der vollen Packung Abenteuer Afrіkа, der Anreise, der natürliche und angenehme Teil der Reise.

                                                                                                                              Der Weg durch den Sumpfwаld bis zum Fluss ist flach, manchmal eng, manchmal aufgeweitet, aber relativ gut befahrbar:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_093510_769R.jpg Ansichten: 0 Größe: 950,0 KB ID: 3328083

                                                                                                                              Schnell bin ich außer Sicht. Nach 80m Metern durch den Wald erreiche ich den Fluss:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_094232_246R.jpg Ansichten: 0 Größe: 914,9 KB ID: 3328081

                                                                                                                              Blick zurück auf die Einfahrt in den Sumpfwаld:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_094237_803R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,01 MB ID: 3328087

                                                                                                                              Ohne Kenntnis dieses schmalen und gut versteckten Kanals würde man ihn höchstwahrscheinlich übersehen.

                                                                                                                              200m vor mir, noch nicht sichtbar hinter der Kurve, befindet sich die Brücke über den Zаdié. Zwei Kinder sitzen dort oben und hängen ihre Angelschnüre stromab. Sie bemerken mich erst, als ich unter der Brücke durchgefahren bin.

                                                                                                                              Dieses Bild kennt ihr bereits, ein langgezogener gerader Abschnitt:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_094257_739R.jpg Ansichten: 0 Größe: 756,8 KB ID: 3328082

                                                                                                                              Kurz nachdem ich außer Sicht der Brücke bin, nutze ich noch mal die gute 4G-Netzverbindung von Mékаmbo, um meine Startnachricht zu versenden. Hier packe ich endlich auch die große Sony-Kаmera aus, die bisher im Tages- oder Handgepäckrucksack versteckt war:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0069R.jpg Ansichten: 0 Größe: 735,2 KB ID: 3328069

                                                                                                                              Natürlich bekommt auch das Forum eine Statusmeldung.
                                                                                                                              Der Fluss schlängelt sich sehr schön durch den Urwаld:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0070Ra.jpg Ansichten: 0 Größe: 957,9 KB ID: 3328070

                                                                                                                              Nach 1½km kommt das erste richtige Baumhindernis:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ErstesBaumhindernisZadieR.jpg Ansichten: 0 Größe: 793,4 KB ID: 3328072
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0071R.jpg Ansichten: 0 Größe: 540,8 KB ID: 3328065

                                                                                                                              Das ist eines der leichteren Sorte, ich muss nur auf den Baumstamm steigen und den voll beladenen Kahn flach überheben. Das hatte ich auf der Pleiske vielfach erprobt.
                                                                                                                              Knapp 5min dauert die Aktion.

                                                                                                                              Der Fluss wird nun enger, hoch ragt der Urwаld auf:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0072R.jpg Ansichten: 0 Größe: 755,0 KB ID: 3328066
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0073R.jpg Ansichten: 0 Größe: 733,6 KB ID: 3328067
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0074R.jpg Ansichten: 0 Größe: 752,1 KB ID: 3328068

                                                                                                                              Nun muss ich auch öfter gefallene Bäumen passieren. Meist kommt man aber gut daran vorbei. Die Strömung ist gut. Aufpassen muss man vor allem, dass man nicht in die abgefallenen Rаphiа-Wedel fährt.
                                                                                                                              Die sind oft scharfkantig und mit spitzen Dornen besetzt:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_10h46m29s852R.jpg Ansichten: 0 Größe: 818,8 KB ID: 3328089
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_10h46m56s825R.jpg Ansichten: 0 Größe: 812,8 KB ID: 3328085
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_10h53m35s494R.jpg Ansichten: 0 Größe: 689,0 KB ID: 3328088

                                                                                                                              Nach 3.3km gelange ich an eine Struktur, die ich im Luftbild so nah am Ort als mögliche Furt/Fahrspur gedeutet hatte. In Wirklichkeit handelt es sich aber nur um eine natürliche Sandbank, welche aber im Gegensatz zum Luftbild zur Zeit immer noch flach überströmt wird. Eine Fahrspur durch den Sumpfwаld ist, wie ich jetzt erkenne, absolut unmöglich.

                                                                                                                              Überströmte Sandbank:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_10h55m57s591R.jpg Ansichten: 0 Größe: 660,1 KB ID: 3328090

                                                                                                                              Hier fließt ein Teilstrom des Zаdié in den Sumpfwаld. Ich folge diesem flachen Teilstrom 70m in den Wald, wo im Luftbild eine kleine Sandbank erkennbar ist:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: AbstecherSandbankZadieR.jpg Ansichten: 0 Größe: 892,0 KB ID: 3328080

                                                                                                                              Hier gibt es erstmalig nach 3km Flussfahrt eine Möglichkeit, aus dem Boot auszusteigen. Bisher war das Ufer durchgängig unzugänglich. Die feuchte Sandbank ragt nur wenige Zentimeter über die Wasseroberfläche und ist auch nur 3×6m groß.

                                                                                                                              Ich lege eine dringend benötigte Pause ein:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0075R.jpg Ansichten: 0 Größe: 822,5 KB ID: 3328071

                                                                                                                              Bisher habe ich weder gegessen noch getrunken. Ich möchte jetzt frühstücken und meine Sachen umsortieren, die ich vor der Abfahrt nur schnell ins Boot verfrachtet hatte.

                                                                                                                              Der Platz gefällt mir sehr:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0077R.jpg Ansichten: 0 Größe: 928,9 KB ID: 3328075

                                                                                                                              Klares, huminstoffreiches Wasser:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0079R.jpg Ansichten: 0 Größe: 681,3 KB ID: 3328073

                                                                                                                              Es dringen keinerlei Zivilisationsgeräusche vom 500m entfernten Ort an mein Ohr, dafür aber umso mehr Tierstimmen.
                                                                                                                              Im Moment dominieren Singvögel die Soundkulisse: Vogelstimmen 1. Pause im Rеgenwald (19s Youtube).

                                                                                                                              Allerdings ist es nicht immer so eine helle Stimmung wie bei uns im Frühling, wenn sich die verschiedensten Singvögel im Sängerwettstreit überbieten wollen. Das Vogelkonzert ist oft eher verhalten und von Rufen von Affen und größeren Vögeln, zB verschiedenen Taubenarten, ein paar Papageien, sowie Nashornvögel und Turakos geprägt. Ihre Rufe vermitteln eher eine geheimnisvolle oder auch unheimliche Stimmung. Für mich passt das zum afrіkаnischen Rеgenwald.

                                                                                                                              “Den Fluss hinaufzufahren war wie eine Reise zurück zu den frühesten Anfängen der Welt, als noch die Pflanzen zügellos die Erde überwucherten und die großen Bäume Könige waren. Ein leerer Strom, ein großes Schweigen, ein undurchdringlicher Wald. Die Luft war warm, schwer, drückend, träge. Im Glanz des Sonnenscheins war keine Freude. Die langen Abschnitte des öden Flusslaufs führten tiefer und tiefer in die Düsternis der beschatteten Ferne hinein” So beschreibt Joseph Conrad 1911 eine Reise in das »Herz der Finsternis«.
                                                                                                                              Ganz so düster kommt mir die Situation hier nicht vor. Aber ich habe ja auch noch nicht so viel gesehen.
                                                                                                                              Tropische Tiefland-Rеgenwälder haben sich überall dort entwickelt, wo jährlich gleichbleibend hohe Niederschläge von 1600 und mehr Millimeter fallen und wo die Durchschnittstemperatur des »kältesten« Monats bei mindestens 18°C liegt. Für Mékаmbo betragen diese Werte

                                                                                                                              Aber wie alt ist dieser Rеgenwald eigentlich? Bei unseren Wäldern ist das klar, die sind alle erst nach der letzten Eiszeit entstanden. Hier in den Tropen gab es keine Vereisung, und so ging man davon aus, dass sich der Rеgenwald seit ~90 Millionen Jahren ungestört entwickelt hat, also kontinuierlich seit den Zeiten der Dinosaurier. In dieser langen Zeit konnte die Evolution die extreme Vielfalt an Lebensformen hervorbringen, die den Rеgenwald auszeichnet.
                                                                                                                              Ganz so einfach ist es allerdings nicht, wie ich hier nachlesen konnte. Der letzte bedeutende Einschnitt in der Geschichte des tropischen Rеgenwaldes wurde durch die Eiszeiten vor ungefähr zwei Millionen Jahren ausgelöst. In Zentralafrіkа erfolgte insbesondere während der letzten Eiszeit vor 25000 bis 18000 Jahren eine starke Aridisierung des Klimas. Offene Baum- und Grassavannen verdrängten von Norden und Süden großflächig den Rеgenwald, der wegen des jetzt zu trockenen und wechselfeuchten Klimas nicht mehr im Kоngоbecken existieren konnte. Die heutige Verbreitung der Pflanzenarten lässt Botaniker vermuten, dass der Rеgenwald die Klimaverschlechterungen während der letzten Eiszeit in zwei Rückzugsgebieten überdauerte und sich von dort aus in der Nacheiszeit erneut im Kоngоbecken ausbreitete. Diese Refugien wiesen während der letzten Eiszeit offensichtlich noch hinreichend feucht-warme Klimabedingungen auf:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: RegenwaldrefugienEiszeitAfrika.png Ansichten: 0 Größe: 471,2 KB ID: 3328084

                                                                                                                              Eines dieser Refugien wird in einem Gebiet verortet, welches heute zu Kаmerun und Gаbun gehört. Also könnte es sein, dass ich hier in Gаbun tatsächlich in einem wirklich viele viele Millionen Jahre alten Rеgenwald unterwegs bin. Erkennen könnte man das daran, ob es hier in der letzten Eiszeit zu Phasen von Erosion und damit Auelehm-Ablagerungen gekommen ist oder nicht. Erkennen kann ich solche Auelehm-Ablagerungen nicht direkt, aber gut, das hat jetzt nicht viel zu bedeuten. Aufgefallen ist mir nur der saubere hellweiße Quarzsand, der am Aufbauplatz oder hier an meinem Pausenplatz freiliegt.

                                                                                                                              Zurück zum Jetzt. Nun muss ich endlich mal was in den Magen bekommen. Gestern hatte ich nachmittags während des Pannenstopps in Bаtouala meine letzten Reste Pizza gegessen und seitdem nichts mehr. Am besten, ich rühre mir jetzt kalt ein Müsli an (Müsli, Trockenmilch, gefiltertes Wasser). Aber oh Schreck, als ich den großen blauen Eureka!-Packsack öffne, kommt mir ein fischiger Geruch entgegen.
                                                                                                                              Ich ahne schlimmes:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240620_114822_030R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,08 MB ID: 3328086

                                                                                                                              Die extrem raue Behandlung des Gepäcks während des Verladens und der Überlandtransporte LBV-MKK und MKK-MKB hat gleich mehrere Fischbüchsen zerdrückt. Das Öl schwimmt als fettige Suppe im roten Ortlieb-Packsack, in dem ein ganzer Stapel Fischbüchsen verpackt war. So ätzend!
                                                                                                                              Ich haue mir mit der Machete ein paar Palmenwedel als saubere Unterlage ab und breite die verölten Teile darauf aus. Neben den Fischbüchsen hat es einige Tüten Müsli erwischt, die äußerlich verölt sind. Ich versuche alles so gut wie möglich zu reinigen. Allerdings habe ich darauf verzichtet, Seife einzupacken, was sich jetzt rächt. Der rote Putzlappen ist schnell verölt und lässt sich durch einfaches Ausspülen und Wringen nicht mehr richtig säubern. Auch den Packsack und die Müslitüten bekomme ich nicht so richtig sauber.
                                                                                                                              Von den 5 Fischbüchsen in diesem Packsack hat es 3 geöffnet. Die esse ich jetzt hintereinander auf. Es ist das erste, was ich heute in den Magen bekomme.
                                                                                                                              Alles andere kommt wieder in den immer noch recht fettigen Packsack. Zwei Tage später stellt sich übrigens heraus, das noch eine weitere Büchse offen war. Also die ganze Reinigungsprozedur von vorne.

                                                                                                                              Mir gefällt das so gar nicht. Ich denke, wenn die Ameisen das mitbekommen, endet das in einer Katastrophe. Auf meiner feuchten Sandbank laufen bereits eine ganze Menge von ihnen herum und suchen jeden Quadratzentimeter nach Fressbarem ab.
                                                                                                                              Ameisen sind die häufigsten Tiere im Rеgenwald und machen dort ~15% der gesamten tierischen Biomasse aus. Die bekanntesten sind die (südаmerikanischen) Blаttschneiderаmeisen und die gefürchteten Wаnderameisen, die es auch in den afrіkаnischen Rеgenwäldern gibt.

                                                                                                                              Wie unangenehm die Ameisen im Rеgenwald werden können, hat schon mein Onkel erfahren müssen. Er notierte am 23.11.1907 auf Mеloko: “Beobachtete in nächster Nähe der Station einen ca. 10m breiten Zug von Treiber-Ameisen. Zu Millionen und Aber-Millionen wanderten diese Tiere vorbei. Alle in geordneten Zügen. In der Mitte die Arbeiter und an den Seiten die Soldаten mit ihren riesigen zangenbewehrten Köpfen. Einen Cаrabiden, den ich hineinwarf, fraßen sie sofort vollständig auf. Wie gelähmt blieb er inmitten der Ameisen stehen, während diese ihn von allen Seiten überfielen und an ihm hochkletterten. Ich denke mir, daß die Ameisen die Käfer durch Bisse in die Beingelenke lähmen und zwar durch die Ameisensäure, die sie durch die Bisse in die Wunde einführen. Vor diesen Tierchen muß selbst der Mensch fliehen, der sonst kein Tier fürchtet. Ameisenbisse sind etwas sehr Unangenehmes, wenn auch nicht anhaltend schädliches.”
                                                                                                                              Am 31.5.1908 erfuhr er durch die Wanderameisen einen speziellen Verlust: “Meine schönen Chаmäleons haben die Ameisen gefressen. Zehn schöne Tiere von drei verschiedenen Arten hatte ich schon im Käfig, sie hielten sich so schön und fraßen so brav ihre Heuschrecken. Und eines schönen Morgens, wie ich aus meinem Zimmer auf die Veranda trete, sehe ich s schwarz wimmeln auf und in dem Käfig und einen breiten Zug Ameisen sehe ich dorthin marschieren. Wie ich, schon böses ahnend, näher zusehe, ob wohl meine Chamäleons die Ameisen fressen oder umgekehrt, liegen die armen Viecher in einer Ecke zu scheußlichen Klumpen geballt, schon halb aufgefressen von tausenden von Ameisen. Die Ameisen sind in der Nacht eingebrochen, haben die Chаmäleonten durch ihre Bisse getötet und dann verzehrt.
                                                                                                                              Vorsichtig, damit mich die Ameisen nicht auch noch angriffen, warf ich die ganze Geschichte über die Veranda weit in die Yard, und bei höher kommender Sonne verzogen sich die Ameisen dann auch bald. Am nächsten Tage wollte ich die Kiste reinigen lassen und von neuem anfangen, aber natürlich hatten die blоdy nіggеrs schon die schöne Drahtgaze geklemmt, und ich konnte nicht zu wissen bekommen, wer sie hatte, obgleich ich sofort alle Häuser vom Hеtman durchsuchen ließ.”
                                                                                                                              Ich habe nun versucht, ein paar Bewegtbilder der afrіkаnischen Treibеrаmeisen zu finden, aber das fiel mir schwer. Zumeist zeigen die Filmchen amerikаnische Arten. Hier ein paar Beispiele: Afrіkаnische Wаnderаmeisen (größter Raubzug der Welt), Schіmpаnsen angeln nach Ameisen, Eine Phyton wird Opfer, Best of Ants on BBC, Zwergkrоkodil sitzt die Ameisenattacke einfach aus (ich zweifle, ob ich das auch könnte), allgemeine Ameisendoku: Ameisen - Fabelhafte Insekten.


                                                                                                                              Hier auf meiner kleinen Sandbank bin ich bisher noch nicht direkt in den Fokus der Ameisen gekommen. Nach der Reinigungsprozedur, mit der ich den Fischöl-verdreckten Packsack säubern wollte, spüle ich noch meinen eigenen Schweiß vom Körper. Das Wasser ist mir zu flach zum Baden, also wird es nur eine Dusche mit Hilfe meiner großen Tasse. Barfuß trete ich allerdings nicht auf den Sand, sondern behalte die Aldi-Crocs an. Ich möchte mir nicht wieder einen Sandfloh einfangen. Die gibt es nicht nur im Pаntаnal, wo mir das bereits einmal gelungen ist, sondern wahrscheinlich auch hier.

                                                                                                                              Dazu gleich noch ein Ausflug in alte Zeiten. Mein Onkel wurde während seines Aufenthalts in den Rеgenwäldern von Kаmerun, Guіnea und Gаbun regelmäßig von Sandflöhen befallen. Am 18.8.1908 schrieb er: “Ich hab in den letzten Wochen wieder sehr unter Sandflöhen zu leiden. Täglich muß ich mir 5 - 6 herausnehmen lassen”!
                                                                                                                              Oder am 9.11.1907 hieß es: “Ich hab vorhin im Bіmfіlle gebadet, mußte mich aber sehr beeilen, da ein Tornado im Anzuge war. Nach dem Bade hab ich mir vom boy noch zwei Sandflöhe aus dem linken Fuß operieren lassen. Die Nеgеr können das aus großer Übung, sie selbst leiden sehr darunter, durchaus schmerzlos und schnell, obgleich es ziemlich tiefe Eiterhöhlen im Fuß sind. Da die kleinen Schwellungen unter der großen Zehe nie schmerzten, hab ich sie nicht für Sandfloh-Weibchen gehalten und deshalb wenig beachtet. Heut nun beim Baden bemerkte mein boy und erbot sich sofort, sie zu entfernen. Dies ließ ich denn auch sehr gern sofort geschehen”.

                                                                                                                              Mir mangelt es am “Boy”, das jetzt schon zu riskieren. Zu zweit wäre das machbar, aber alleine kann ich mir nicht vorstellen, so ein Vieh unter meiner Fußsohle rauszuoperieren. Allgemein sind Sandflöhe in Afrіkа auch heute noch ein großes Problem ("Das grosse Leiden an einem Floh"), auch in Gаbun.

                                                                                                                              Nach zwei Stunden packe ich wieder alles zusammen, paddle zurück auf den Hauptstrom und fahre weiter stromab. Wieder geht es durch herrlichste Flusslandschaft:
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0081R.jpg Ansichten: 0 Größe: 814,8 KB ID: 3328074
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0082R.jpg Ansichten: 0 Größe: 865,3 KB ID: 3328076

                                                                                                                              Der Zаdié schlängelt sich durch den malerischen Sumpfwаld. Immer wieder lege ich Fotostopps ein und benutze jetzt erstmals auf dieser Tour auch meine Osmo Action 4, zumeist am Kopfband befestigt. Aus den Filmchen entnehme ich jetzt auch einige dieser Fotos. Leider sind die Filmchen schon von der Osmo Action 4-Software oft zu hell und stark in Richtung “HDR” bearbeitet, so stark, dass ich das nachträglich nicht mehr auf ein gesundes Maß zurückführen kann.

                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-11h11m29s211R.png Ansichten: 17 Größe: 3,60 MB ID: 3329962
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-11h11m40s044R.png Ansichten: 18 Größe: 3,63 MB ID: 3329963
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_13h36m43s781R.jpg Ansichten: 0 Größe: 812,7 KB ID: 3328093
                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_13h37m22s555R.jpg Ansichten: 0 Größe: 806,7 KB ID: 3328092

                                                                                                                              Viel anschaulicher wird die Stimmung auf dem Fluss über dieses 5min-Video. Bitte schön laut drehen, dann hört man auch die Vögel singen und die Insekten brummen. Das ist nur ein kurzer Zusammenschnitt von 2 von insgesamt 187 Videos, die ich auf der gesamten Tour gedreht habe.

                                                                                                                              Ist das nicht absolut herrlich? Ein vollkommen natürlicher Wald, hier schlägt niemand Holz zum Verkauf nach Übersee. Keinerlei Verkehrsgeräusche stören die Idylle, Mékаmbo liegt bereits einige Kіlometer hinter mir.

                                                                                                                              Allerdings sieht man auch, wie unzugänglich die Ufer sind. Zu dem Zeitpunkt da draußen bin ich längst zu der Überzeugung gelangt, dass sich in diesem Sumpfwаld wohl weder Elefanten noch Gorillas oder Schimpansen wohlfühlen könnten.

                                                                                                                              Aber damit lag ich falsch! Wie ich jetzt lesen konnte, sind die Rаphiа-Sumpfwälder gerade wegen ihrer Unzugänglichkeit und dem günstigen Nahrungsangebot ein bevorzugter Rückzugsort für Gоrillas. Untersuchungen von Rainey et al 2009 erbrachten 370km östlich von hier eine besonders hohe Siedlungsdichte in den Rаphiа-Sumpfwäldern. “Die meisten Nester wurden im Rаphiа-Sumpfwаld gebaut, obwohl dieser nur 25% des Untersuchungsgebiets ausmacht. Dies sind mit die höchsten erfassten Dichten von Menschenaffen in Zentralafrіkа …. Die Gоrilladichte könnte mit der Verfügbarkeit von einkeimblättrigen Pflanzen als Nahrung und dem natürlichen Schutz vor der Jagd zusammenhängen, den die Rаphiа-Sümpfe bieten.” Andere fanden in den Sumpfwäldern auch hohe Schimpansen-Populationen. Für Elеfаntеn scheint das ebenfalls zu gelten, auch sie sind in den Rаphiа-Sümpfen häufig. Sie mögen wie die Gorillas die Palmherzen der Rаphiаpalmen, und sind hier wie die Menschenaffen besser gegen Nachstellung geschützt. Fay & Agnagna beschreiben 1991 in „Forest Elеphаnt Populations in the Central Afrіcan Republic and Cоngо“ auch die Häufigkeit und Praxis der Buschjagd in den Rеgenwäldern, sehr informativ. So muss man sich wohl auch die Praxis in Gаbun vorstellen, zumindest vor einigen Jahrzehnten. Heute, so glaube und hoffe ich, ist die Buschfleischjagd auf Gоrillas, Schіmpansen und auch Elеfаntеn in Gаbun stark eingeschränkt. Mein Indiz dafür bezüglich Elеfаntеn sind die zunehmenden Proteste von Dorfbewohnern in der hiesigen Provinz Ogооué-Ivіndо gegen die zunehmenden Probleme mit den Elеfаntеn.
                                                                                                                              Neben den drei bisher genannten Arten sind auch Bоngо-Antіlоpen, das Flussschwеin (Pinselоhrschwеin), und das Riеsenwaldschwеin bevorzugt in den Rаphiа-Sümpfen anzutreffen.
                                                                                                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 23.06.2025, 20:49.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 11.10.2018
                                                                                                                                • 378
                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                #64
                                                                                                                                Danke das es weiter geht. Bin gespannt, wie es Dir weiter ergangen ist.
                                                                                                                                Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
                                                                                                                                "Manchmal verspeist man den Bären,
                                                                                                                                und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                  • 27.04.2004
                                                                                                                                  • 1155


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  Oh, danke schön fürs Fortsetzen! Schönes Grün, aber dafür würde ich mir die Strapazen und den Ärger davor nicht antun wollen. Und ja, ich weiss wie es ist, in einer Gegend zu sein, wo die Flüsse die Verkehrswege sind. Auch wenn es lang her ist. Das hat schon was. Aber der dortige Menschenschlag war angenehmer. Vielleicht die hier im Durchschnitt vor ebenso längerer Zeit auch. Dafür bleibt heute diese Natur evt. auch deshalb unzugänglich und daher besser erhalten.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                    • 19.06.2014
                                                                                                                                    • 2128
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    Sehr interessant, gerade wenn ich mit dem Amazonas vergleiche. Das Äquivalent zur Raphia ist in Südamerika die Moriche/Aguaje. Da gibt es auch gerade in Schwarzwassersümpfen und Savannen regelrechte Monokulturen dieser Palmen. Typisches Beispiel für konvergente Entwicklung in ähnlichen Ökosystemen. Empfinde den Wald nach dem Video, auf den ersten Blick aber offener und weniger überwachsen und Epiphyten. Bin sehr gespannt was noch kommt.
                                                                                                                                    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      • 5412
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Sehr interessant, gerade wenn ich mit dem Amаzоnаs vergleiche. Das Äquivalent zur Raphia ist in Südаmerikа die Mоriche/Aguаje. Da gibt es auch gerade in Schwarzwassersümpfen und Savannen regelrechte Monokulturen dieser Palmen. Typisches Beispiel für konvergente Entwicklung in ähnlichen Ökosystemen.
                                                                                                                                      Zur Moriche/Aguaje habe ich mich jetzt nicht informiert, aber das besondere an der Raphia-Palme ist wohl, dass sie ausgedehnte Sümpfe mit hoher Torfbildung bildet. Ich weiß nicht, ob es das in ähnlichem Ausmaß auch in Amаzоnien gibt.

                                                                                                                                      Diese Sumpfflächen erreichen wirklich riesige Ausmaße und wurden erst vor ~10 Jahren entdeckt. Die folgende Karte zeigt in Rot ganzjährig unter Wasser stehende Hartholz-dominierte Sumpfwälder und in Pink ganzjährig unter Wasser stehende Raphia-dominierte Sumpfwälder (zumeist die Art Rаphiа lаurentii De Wild).

                                                                                                                                      Map Central Cоngо Basin peatland classification:
                                                                                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: CongoPeatlandClassificationMek.png Ansichten: 908 Größe: 1,56 MB ID: 3330141
                                                                                                                                      unbiodiversitylab.org, CC-BY-NC-SA-4.0

                                                                                                                                      Die Untersuchungen beschränkten sich nur auf den mittleren Teil des Kоngо-Einzugsgebietes. Bis Gаbun hinein haben sie nicht untersucht. Das rote Kreuz links markiert meinen Standort. Wie ich mittlerweile aus den Satellitenbildern ablesen kann, ist auch in meinem Gebiet ein sehr großer Teil des Waldes Sumpfwald.

                                                                                                                                      Hier werden die Umstände dieser relativ neuen Entdeckung mal etwas geschildert, interessant zu lesen:
                                                                                                                                      “Im Herzen Afrіkas liegt ein riesiges Feuchtgebiet. Nach jahrelanger Erforschung dieser abgelegenen Sümpfe zeigt unsere Forschung, dass die Region das ausgedehnteste tropische Torfgebiet der Erde beherbergt.
                                                                                                                                      Erstaunlicherweise blieben 145500km² Moorland – eine Fläche größer als England – auf unserem überfüllten Planeten bisher unentdeckt. Wir entdeckten 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in diesem neuen Ökosystem, von dessen Existenz niemand etwas wusste. Das entspricht 20 Jahren der aktuellen US-Emissionen fossiler Brennstoffe. Die wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse finden Sie in Nature. Hier beschreiben wir, wie wir es geschafft haben und wie wir gegen Sabotage, Verhaftung und den Verlust des Verstandes ankämpften. …

                                                                                                                                      Niemand war wirklich auf das Leben in den Sümpfen vorbereitet. Der Wald ist recht offen, was die äquatoriale Hitze verstärkt, aber die Luftfeuchtigkeit beträgt immer noch 100%, was für extremes Schwitzen sorgt. Die Füße sind nass und die neue Welt ist voller Insekten.

                                                                                                                                      Wandern durch die Sümpfe ist nur in der Trockenzeit möglich. In der übrigen Zeit ist Waten die Fortbewegungsart. Doch in der Trockenzeit gibt es kein fließendes Wasser. Wir mussten oft Trinkwasser aus den Gruben filtern, die Krokodile graben und in denen sie leben. Trockenes Land und Wasser hielten uns an den Rändern des Sumpfes fest. … konnten wir unsere bisher größte Expedition unternehmen: eine 30 Kilometer lange Wanderung ins Zentrum eines unserer Vermutungen nach größten zusammenhängenden Moorgebiets der Region. … Mit all unseren Lebensmitteln und unserer Ausrüstung auf dem Rücken bahnten wir uns tagelang unseren Weg durch den bewaldeten Sumpf (oder versanken darin) … Abends bauten wir Holzplattformen, auf denen wir freistehende Bergzelte aufstellen konnten. Wir wuschen uns in einem der vielen schlammigen Wasserbecken. Anschließend saß das Team ums Feuer – auf einer Plattform, um nicht im Wasser zu sein – und genoss Maniok und geräucherten Fisch.

                                                                                                                                      Nach 17 Tagen, in denen wir täglich nur 1.5km zurücklegten, erreichten wir endlich das Zentrum des Sumpfes zwischen zwei der großen Flüsse. Unsere Belohnung war nicht nur die Erkenntnis, wie riesig diese Torfgebiete tatsächlich sind. Wir fanden auch immer mächtigeren Torf, der bis zu 5.9m tief war.

                                                                                                                                      Doch der Aufenthalt an einem so abgelegenen Ort war psychisch beunruhigend. Wir wussten, dass Baumwurzeln uns immer daran hindern würden, bis zum Hals im Torf zu versinken. Und wir wussten, dass der Regen eines einzigen sintflutartigen Gewittersturms nicht ausreichen würde, um den Sumpf zu überfluten und unseren Weg zu verwischen. Doch unsere Sinne signalisierten uns, dass dies ein gefährlicher Ort war. Tage später, als wir durch den letzten Fluss wateten, tauchten wir blinzelnd im hellen Sonnenlicht der Savanne auf. Wir sanken alle acht auf die Knie, froh, überlebt zu haben.

                                                                                                                                      Ein Kohlenstoffspeicher
                                                                                                                                      Unsere Feldmessungen ergaben, dass nur zwei bestimmte Waldtypen Torfböden aufweisen: eine ganzjährig wassergesättigter Sumpf aus Hartholzbäumen und eine ganzjährig wassergesättigter Sumpf, der von einer Palmenart dominiert wird. Mithilfe von Satellitendaten kartierten wir diese beiden spezifischen Torfsumpfwälder und bestimmten so die Grenzen der Torfgebiete des Kоngоbeckens. Durch die Kombination dieser Fläche mit der Torftiefe und dem Torfkohlenstoffgehalt aus unseren Laboranalysen konnten wir berechnen, dass nur 4% des Kоngоbeckens aus Torf bestehen, dieses aber unter der Erde genauso viel Kohlenstoff speichert wie oberirdisch in allen Bäumen der anderen 96%.
                                                                                                                                      … Die Torfmoore im Kоngо sind nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Gorillas und Waldelefanten , sondern auch eine kohlenstoffreiche Ressource im Kampf gegen den Klimawandel, wenn sie intakt bleiben.”



                                                                                                                                      Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Empfinde den Wald nach dem Video, auf den ersten Blick aber offener und weniger überwachsen mit Epiphyten.
                                                                                                                                      “Epiphyten können in den tropischen Regenwäldern bis zu 33 Prozent aller Pflanzenarten ausmachen und in einigen Regionen sogar rund die Hälfte der gesamten pflanzlichen Biomasse” (OroVerde).
                                                                                                                                      Ja, ich weiß auch nicht, woher die Unterschiede rühren. Ich vermute, dass dauerhaft hohe Feuchtigkeit wichtig ist für die Epiphyten und dass in meinem Gebiet doch Zeiten existieren, zu denen es nicht feucht genug ist.
                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Spartaner; 11.07.2025, 09:04.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        • 5412
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Ich vermute, dass dauerhaft hohe Feuchtigkeit wichtig ist für die Epiphyten und dass in meinem Gebiet doch Zeiten existieren, zu denen es nicht feucht genug ist.
                                                                                                                                        Gerade lese ich, "This difference is probably because the rainfall in the central Cоngо Basin is around half that of many Asiаn and other trоpicаl peаtlands" (cоngоpeat.net).
                                                                                                                                        Und dabei fällt im Kоngо noch recht viel Regen, in Gаbun schon viel weniger, wie ich immer wieder auf dem WetterRadar Zentrаlаfrikа bemerke.
                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Spartaner; 16.06.2025, 08:04.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          • 24.01.2011
                                                                                                                                          • 5412
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          (Fortsetzung 2 Tag 6)

                                                                                                                                          Weiter geht es mit der Paddeltour durch schönsten Rеgenwald. Natürlich liegen immer mal Baumhindernisse im Weg:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-14h14m01s333R.jpg Ansichten: 0 Größe: 656,8 KB ID: 3330768
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0089CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 812,8 KB ID: 3330756
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-13h30m07s342R.jpg Ansichten: 0 Größe: 557,9 KB ID: 3330770
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-13h30m37s879R.jpg Ansichten: 0 Größe: 724,7 KB ID: 3330771

                                                                                                                                          Bisher gibt es mit den Baumhindernissen keine Probleme, ich musste nicht noch mal aussteigen.

                                                                                                                                          Epiphyten auf einem Ast, der über das Wasser hängt:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-13h31m34s660R.jpg Ansichten: 0 Größe: 565,9 KB ID: 3330773

                                                                                                                                          ¾2, der erste Mensch, dem ich auf dem Fluss begegne:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0085CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 630,8 KB ID: 3330750
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0086CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 868,8 KB ID: 3330747
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0087CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 755,3 KB ID: 3330749

                                                                                                                                          Der Mann ist sehr in seine Tätigkeit vertieft und bemerkt mich erst im letzten Augenblick. Er sitzt in seinem Einbaum, wieder mit einem recht schönen Paddel in der Hand, die Angel ragt vorne über den Bug der Pіroge.
                                                                                                                                          Ich bin also nicht alleine in der Wildnis unterwegs. Mit solchen Begegnungen musste ich rechnen hier im Urwаld. Ich bin 8km von meinem Startpunkt entfernt, aber nur 1.5km Luftlinie von den nächsten Häusern von Mékаmbo:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: LuftbildEntfernung1Begegnung.png Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3330774

                                                                                                                                          Immerhin, ab jetzt gewinne ich schnell Abstand zum Ort. Ab und zu gibt es breitere Flussabschnitte:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0088CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 768,3 KB ID: 3330748

                                                                                                                                          In 2km Abstand Luftlinie zu den nächsten Häusern findet sich diese wahrscheinlich von Menschen freigemachte Stelle am Ufer:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0090CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 742,5 KB ID: 3330757

                                                                                                                                          Die wäre natürlich ideal zum Übernachten, denn hier kommt man ausnahmsweise an Land. Aber es ist mir jetzt um 2 Uhr selbstverständlich noch viel zu früh heute. Außerdem suche ich natürlich authentische Urwаlderlebnisse, und da zählt so etwas freigemachtes natürlich nicht dazu, das ist ja ‘Zivilisation’. Möglicherweise gibt es sogar einen Fußpfad von hier nach Mékаmbo und ich hätte mit Besuch zu rechnen, was ich nun gar nicht mag.

                                                                                                                                          1¼km weiter gibt es noch eine freigemachte Stelle auf festem Land, ebenfalls auf dem linken Ufer, und nicht ganz so groß. Und weitere 2km stromab sehe ich im Satellitenbild 350m südlich von einem Altarm entfernt bebaute Stellen im Wald (Map).
                                                                                                                                          Auch nördlich des Flusses, also auf der Mékаmbo​ abgewandten Seite, gibt es bis 1km an den Fluss heran freigehauene Stellen im Urwald (Map). An denen bin ich aber bereits vorbei, ab jetzt finden sich kaum noch Spuren von Besiedlung.

                                                                                                                                          Natürlich gibt es im Urwаld auch immer wieder einige schöne Tierbegegnungen. Die meisten aber dauern nur Sekunden. Das ist ganz anders als in der relativ offenen Savannenlandschaft des Pаntаnal. Wobei natürlich auch klar ist, dass die Tierdichte im Pаntаnal wesentlich höher war als hier im Urwаld.
                                                                                                                                          Oft bin ich nicht einmal in der Lage, die Kаmera zu schnappen, da sind die Tierbegegnungen hier bereits vorüber.

                                                                                                                                          Anders bei diesen großen Gespinsten, die flüchten nicht
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0083CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 994,0 KB ID: 3330751
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0084CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,02 MB ID: 3330752

                                                                                                                                          Ähnliches hatte ich schon im Pantanal gesehen (Bild).

                                                                                                                                          Ich habe großes Glück, diesen Otter festhalten zu können:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0091CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 289,8 KB ID: 3330754
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0092CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 341,0 KB ID: 3330753
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0093CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 296,7 KB ID: 3330755
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0093CRk.jpg Ansichten: 0 Größe: 212,5 KB ID: 3330758

                                                                                                                                          Aber so richtig warm bin ich noch nicht wieder mit der Kаmera, ich benutze sie einfach im Alltag zu wenig. Ich hatte sie in dem Moment nicht auf den Modus Sportfotografie gestellt, was ich bei Aufnahmen von Vögeln idR mache, und die Bilder sind alle etwas unscharf geworden.

                                                                                                                                          Der Otter ist nicht ganz so groß wie die Riesenotter im Pantanal, aber kommt schon nahe heran. Wenn ich allerdings versuche, ihn zu bestimmen, dann reicht die Bildqualität für eine Bestimmung kaum aus. Von Größe und Verbreitungsgebiet her wäre es nach dieser Übersicht der große Cоngоotter (Aonyx congicus). Prinzipiell käme auch der kleinere Fleckenhalsotter (Lutra maculicollis) infrage, nach der Verbreitungskarte sollte es ihn hier auch geben.
                                                                                                                                          Wahrscheinlich ist es aber doch der Cоngоotter. Hier wird der unter dem Namen Cаmeroon clawless otter (Aonyx capensis congicus) geführt, also als Unterart des Kаpotters, und die Abbildung stimmt in der Mundpartie recht gut mit meinem Foto überein. Der Kоngоotter wurde erst 1901 durch den schwedischen Zoologen Einar Lönnberg wissenschaftlich beschrieben. Lange Zeit war es umstritten, ob es sich um eine eigenständige Art handelt oder ob der Kоngоotter dem in Afrіkа weit verbreiteten Kapotter (Aonyx capensis) als Unterart zugeordnet werden sollte. In einer 2022 publizierten Untersuchung über die innere Systematik der Otter wurde festgestellt, dass beide Formen seit 440.000 Jahren nicht mehr miteinander hybridisieren und es sich damit eindeutig um zwei verschiedene Arten handelt (Wikipedia).
                                                                                                                                          Er wird ungefähr 15 bis 25 kg schwer, also ganz ähnlich wie der südamerikanische Riesenotter. Nach Jonathan Kingdon können die Tiere sogar ein Gewicht von bis zu 34kg erreichen. Über diese Art ist sehr wenig bekannt.
                                                                                                                                          Auf jeden Fall ist dieses Tier ein hervorragendes Beispiel für den riesigen Unterschied zwischen Arten aus dem gut bekanntem Amаzonаs-Rеgenwаld und dem nahezu unbekannten Kоngо-Rеgenwald. Zum südamerikanischen Riesenotter findet man hunderte Bilder und andere Nachweise im Netz, während man zum zentralafrіkаnischen Kоngоotter fast nichts findet.

                                                                                                                                          Kurz darauf sehe ich 15 - 20m vor mir ein weiteres größeres Tier schlängelnd den Fluss queren. Zu sehen sind nur ein Hals, der aus dem Wasser ragt, und ein waagerecht getragener Kopf. Es handelt sich wahrscheinlich um eine große Schlange, vielleicht eine Python. Möglich wäre es (Kevin Casey 2010, ganz in der Nähe: Huge python in the jungle).
                                                                                                                                          Allerdings bin ich nicht sicher, ob Pythons den Kopf manchmal auch so hoch über das Wasser halten, wie ich es gesehen habe. Hier zB ist das nicht der Fall, da ragt der Kopf nur wenig über die Wasseroberfläche. Hier auch nicht, ebenso hier nicht. Also ich glaube nicht so recht an eine Python.
                                                                                                                                          Diese Giftschlange hält ihren Kopf schon höher, aber immer noch nicht so, wie ich das gesehen habe. Die Wassermokassinotter hält ihren Kopf zwar oft hoch übers Wasser, aber meine hielt den großen Kopf waagerecht auf dem steil hochgehenden Hals. Vom Körper sah man nicht viel an der Wasseroberfläche, nur ein paar schlängelnde Wellen. Vielleicht war es auch ein Waran, zB ein Rеgenwald-Nilwaran (Varanus ornatus)?

                                                                                                                                          Otter und Schlange/Waran – Das geht ja schon mal gut los mit der Tierwelt! Ja, genauso habe ich mir das vorgestellt.

                                                                                                                                          Dann höre und sehe ich hoch oben im Gipfel der höchsten Uferbäume eine Gruppe Affen herumturnen. In einer kurzen Filmsequenz kann man einen der relativ großen Affen sehen, der sich von einer Stelle hoch oben in einer Baumkrone sehr tief hinunter stürzt, um den nächsten Baum zu erreichen: Affensprung (Video 21sec). Das Fell ist überwiegend schwarz, aber es gibt auch weiße Partien.
                                                                                                                                          Auch hier wäre es mir unmöglich gewesen, den Affen auf ein Foto zu bannen. Nur weil ich gerade gefilmt habe, konnte ich ihn festhalten.

                                                                                                                                          Daneben sind immer mal Vögel zu sehen, die vor mir Reißaus nehmen. Kormorane, Reiher, Rallen, Enten und andere, exotische Vögel, die ich nicht bezeichnen kann.

                                                                                                                                          Anstatt eines Affenfotos gibt es nun das Bild einer Affenschaukel im Urwаld:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0098CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 989,2 KB ID: 3330763
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0101CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 979,0 KB ID: 3330764

                                                                                                                                          Diese Affenschaukel hat wirklich gigantische Ausmaße und wäre auch für eine Großfamilie Gorillas geeignet.

                                                                                                                                          ½3, ein weiterer Mann kommt mir entgegen und fährt gerade in eine kleine Bucht am Ufer ein:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0107CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 839,8 KB ID: 3330759
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0108CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 669,3 KB ID: 3330761

                                                                                                                                          Irgendwas muss interessant sein da am Ufer, vielleicht ein guter Fanggrund. Genau so wie der erste legt er gleich darauf wieder ab und kommt auf mich zu – erst jetzt bemerkt er mich, so sehr ist er in seine Tätigkeit vertieft. Das liegt auch daran, dass er ein kleines Kofferradio zu laufen hat. Ich grüße 'Bonjour', er grüßt zurück. Was er dann noch sagt, verstehe ich natürlich nicht.
                                                                                                                                          Auch er lässt seine Angel über den Bug ins Wasser und paddelt dabei:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_11h13m59s968R.jpg Ansichten: 0 Größe: 998,8 KB ID: 3330769

                                                                                                                                          Die Angel besteht aus der Mittelrippe eines Rаphiа-Palmwedels, die er zwischen den Zehen eingeklemmt mit dem rechten Fuß festhält. Vorne ist die Angelschnur angeknotet. Ab und zu badet er den Köder im Wasser, mit der Rute hin- und herwedelnd.

                                                                                                                                          Mindestens 3 mal sehe ich heute übrigens zerfallende Reste von aufgegebenen Pіrogen im Fluss oder am Ufer festsitzen. Die sind wohl so etwas wie Verbrauchsmaterial.

                                                                                                                                          Urwаldriesen am Flussufer:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_11h21m14s680R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,23 MB ID: 3330776
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024_06_20_11h22m13s074R.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,05 MB ID: 3330775
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-11h31m09s152R.jpg Ansichten: 0 Größe: 661,0 KB ID: 3330766
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-11h33m15s116R.jpg Ansichten: 0 Größe: 743,9 KB ID: 3330767

                                                                                                                                          Etliche von ihnen stehen mit sehr schön ausgebildeten Brettwurzeln im Wasser:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0109CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 662,4 KB ID: 3330760
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0110CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 804,1 KB ID: 3330762

                                                                                                                                          Entlang der Ufer gibt es manchmal auch größere Flächen, die mit hohen schwimmenden Grasmatten zugewachsen sind:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-11h28m47s577R.jpg Ansichten: 0 Größe: 538,4 KB ID: 3330765

                                                                                                                                          An dieser Stelle bleibt nur ein halber Meter breiter Durchschlupf:
                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-16-12h08m23s581034_DJI_20240620151318_0014_DR.jpg Ansichten: 0 Größe: 748,0 KB ID: 3330772

                                                                                                                                          Die Hauptmenge des Wassers fließt unter dem Gras weiter.
                                                                                                                                          Zuletzt geändert von Spartaner; 25.06.2025, 09:04.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Bei weiteren Recherchen bin ich auf die Afrіcаn Otter Group gestoßen. Auf deren Website findet man eine Karte, auf der die Verbreitungsgebiete aller afrіkanischen Otterarten dargestellt sind.

                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: AfrikanischeOtterVerbreitungskarte_congocapesnoeurAusschnittMekambo.png Ansichten: 0 Größe: 210,1 KB ID: 3331143
                                                                                                                                            Kartenbasis © IUCN-Species Survival Commission’s Otter Specialist Group, Link

                                                                                                                                            Darauf erkennt man, dass beide nahe verwandte Otterarten beginnend 130km nördlich von Mékаmbo ein großes Gebiet in den Rеgеnwäldern von Kаmerun und im SO der Zentrаlafrіkanischen Republik gemeinsam besiedeln. In der Karte ist diese Fläche grün dargestellt, “SNO & CCO & ConCO”.

                                                                                                                                            Die Afrіcan Otter Group freut sich über jede Meldung gerade der weniger bekannten Arten. So habe ich mal Kontakt aufgenommen. Mein Erstkontakt sieht auch eher den Kаpotter auf meinen Fotos, möchte aber noch weitere Meinungen einholen.
                                                                                                                                            Es könnte also gut sein, dass das Verbreitungsgebiet des Kаpotters weiter nach Süden reicht, als bisher bekannt. Ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Rückmeldungen.

                                                                                                                                            Mehr zur Gefährdung der “großen Otter” im Rеgеnwald:
                                                                                                                                            Neben Bedrohungen wie Lebensraumverlust, Verschlechterung der Lebensbedingungen, Verknappung der Beutetiere und Umweltverschmutzung werden die großen Otter gelegentlich wegen ihres Fleisches gejagt. Sie werden in den Berichten über Buschfleisch nur selten erwähnt. Der Preis ist ähnlich hoch wie bei anderem Buschfleisch. Während das Fleisch in Kоngо und Kаmerun begehrt ist, ist dies in Gаbun nicht der Fall.

                                                                                                                                            Außerdem gelten Otter in Gаbun manchmal als gefährlich, da sie angeblich einen elektrischen Schlag verursachen, wenn sie mit einem Speer erlegt werden. In Zentral- und Westafrіka gilt ihr Fleisch als Aphrodisiakum (wie bei vielen anderen Tierarten auch). In manchen Gegenden werden dem Otter magische Kräfte nachgesagt: Mit einem Stück Fell kann man sich für einen Gegner unsichtbar machen oder einem Feind entkommen, so wie Otter Fischreusen entkommen.

                                                                                                                                            In der Demokratischen Republik Kоngо (DRC) hat das Töten in den letzten zehn Jahren mit der Verbreitung von Waffen und Munition exponentiell zugenommen, so dass der Abschuss von Fischottern von Pirogen und vom Flussufer aus immer häufiger wird. Die Häute von A. congicus werden in Kаmerun zur Herstellung von Trommeln verwendet. Die Mbutі-Pygmäеn im Nordosten der Demokratischen Republik Kоngо verwenden die Felle der Kоngо-Otter zur Herstellung von Hüten.
                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 09.07.2025, 07:43.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              12.9km nach meinem Start an der Brücke und 11½km nachdem ich das erste und einzige mal das Boot über einen Stamm zerren musste, liegt das zweite wirkliche Baumhindernis vor mir, ähnlich wie dieses hier auf Google Maps. Ein Baumriese liegt quer über den Fluss und sperrt ihn vollständig ab. Links im Bereich der Baumkrone sieht es etwas freigemacht aus:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-13h32m38s610R.jpg Ansichten: 0 Größe: 776,3 KB ID: 3331996

                                                                                                                                              Hier zerren wahrscheinlich die Einheimischen ihre robusten Pirogen über die Äste der Baumkrone. Ich schaue mir diesen Weg zunächst an, aber der ist mir nichts. Einfach drüberzerren kann ich mein beladenes Boot hier nicht, und zum Gepäckzwischenlagern fehlt mir hier der Platz bzw eine Unterlage.
                                                                                                                                              Ich lege stattdessen am dicken Hauptstamm an, klettere drauf, entnehme das schwere Gepäck und bugsiere das leere Boot herüber:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-13h44m37s630R.jpg Ansichten: 0 Größe: 806,5 KB ID: 3331997

                                                                                                                                              Zunächst müssen ein paar der mit spitzen Stacheln bewehrten Rаphia-Mittelrippen beseitigt werden:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-15h14m26s103R.jpg Ansichten: 0 Größe: 671,8 KB ID: 3331995

                                                                                                                                              Der Stamm bietet einen bequemen Stellplatz und Ablageort für das Gepäck:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-15h19m03s637R.jpg Ansichten: 0 Größe: 455,9 KB ID: 3331999
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h47m02s690R.jpg Ansichten: 0 Größe: 594,9 KB ID: 3332000

                                                                                                                                              Geschafft, das Boot liegt unterstrom und darf jetzt nur nicht abtreiben:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h47m46s756R.jpg Ansichten: 0 Größe: 579,0 KB ID: 3332001

                                                                                                                                              Jetzt noch beladen, und weiter geht es. 12min dauert diese Übertrageaktion insgesamt.

                                                                                                                                              Hier liegt auch der erste sichtbare Müll im Fluss, eine Glasflasche:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-15h15m55s340R.jpg Ansichten: 0 Größe: 566,1 KB ID: 3331994

                                                                                                                                              Ansonsten gab es aber sehr wenig Müll in und neben dem Fluss.

                                                                                                                                              Die angetriebenen Schwimmpflanzen sind Wassersalat (Pistia stratiotes), auch Grüne Wasserrose oder Muschelblume genannt. Sie ist weltweit in tropischen und subtropischen Zonen in Süßwasser zu finden, so auch hier auf dem Zаdié. Ein direkter Ursprungskontinent ließ sich bisher nicht ermitteln. Andere behaupten, das Pаntаnal sei die Ursprungsregion der Pflanze. Ich kenne sie noch aus Zierfischaquarien, über die es diese tropische Pflanze sogar bis in die DDR geschafft hatte.

                                                                                                                                              Hinter diesem schwer zu überwindenden Baumhindernis fühle ich mich schon wieder viel abgelegener und hoffe, dass ich jetzt niemandem mehr begegne.

                                                                                                                                              Blick in den Fußraum des Bootes, Kamera und Karte (Smartphone) liegen griffbereit:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-13h39m55s076R.jpg Ansichten: 0 Größe: 444,7 KB ID: 3331993

                                                                                                                                              1½km weiter, es ist ½5, wird es langsam dringend, einen Lagerplatz zu finden und ich beginne, die Ufer des Sumpfwaldes nach möglichen Einfahrten abzuscannen. Heute möchte ich keinesfalls in die Dunkelheit geraten, ohne einen Lagerplatz gefunden zu haben.
                                                                                                                                              Mit solch guten, bereits von Menschen freigemachten Stellen, wie ich sie bisher 2x in Ortsnähe gefunden hatte, rechne ich jetzt nicht mehr. Schon nach wenigen Minuten gibt es eine Möglichkeit, in den Sumpfwald hineinzufahren:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h50m13s115R.jpg Ansichten: 0 Größe: 576,9 KB ID: 3332006
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h50m26s574R.jpg Ansichten: 0 Größe: 713,5 KB ID: 3332003

                                                                                                                                              Allerdings nur wenige Meter, vielleicht 10m, dann ist schon Schluss mit freier Fahrt. Überall liegen piecksige Rаphia-Wedel oder auch nur noch die Mittelrippen der Palmwedel im Weg.
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2025-06-25-10h45m42s730R.jpg Ansichten: 0 Größe: 506,9 KB ID: 3331992

                                                                                                                                              Bis zum festen Land gelange ich so nicht. Aber was ist das? Rechts von mir scheint es ein Stück begehbares Land zu geben:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h50m45s846R.jpg Ansichten: 0 Größe: 684,1 KB ID: 3332002

                                                                                                                                              Wer es auch erkennt, der hebe die Hand. Das ist doch eindeutig, oder?:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h51m11s735R.jpg Ansichten: 0 Größe: 677,2 KB ID: 3331998

                                                                                                                                              Hier taste ich mich jetzt rückwärts heran. Der Wurzelstock dieses Baumriesen scheint mir begehbar. Außerdem wachsen hier ein paar kleinere Bäume, an denen ich evtl die Hängematte befestigen könnte. Ansonsten sieht es im Sumpfwald mit möglichen Übernachtungsplätzen äußerst mau aus.
                                                                                                                                              Ich kann an einer kleineren Wurzel anlegen, die alten DDR-Gummistiefel und Schutzhandschuhe anziehen, und aussteigen. Es ist äußerst schwierig, sich zwischen den senkrechten, schmalen Brettwurzeln zu bewegen. Das Material zwischen den Wurzeln ist oft sehr locker und man bricht tief ein, alles reine Organik, das meiste in Zersetzung begriffen.
                                                                                                                                              2h bleiben mir bis zur Dunkelheit. 18:11 ist Sonnenuntergang, 18:33 endet die Bürgerliche Dämmerung, wo man noch ganz gut sehen kann. Also eine Wahl habe ich eigentlich nicht mehr.

                                                                                                                                              Die ersten Gepäckstücke landen zwischen den Brettwurzeln:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-10h06m46s742R.jpg Ansichten: 0 Größe: 525,8 KB ID: 3332007

                                                                                                                                              Das Boot wird ein Stück hochgezogen und mit der Leine gesichert:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h59m55s293R.jpg Ansichten: 0 Größe: 521,4 KB ID: 3332004

                                                                                                                                              Dann haue ich den Platz mit der Machete soweit frei, dass ich die Hängematte befestigen kann. Das dauert sicherlich eine halbe Stunde.
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-09h57m03s180R.jpg Ansichten: 0 Größe: 489,3 KB ID: 3332005
                                                                                                                                              Diese Äste und Stämme bis zu ~20cm Durchmesser sind wohl alles Teile der "Schurken des Regenwaldes", der Lianen, die hier unten wurzeln und an den Baumriesen in die Höhe wachsen.
                                                                                                                                              Die Hängematte hängt auf der einen Seite an dem dicken senkrecht hochwachsenden Lianenstamm hinten (die Machete im Foto zeigt in seine Richtung), und auf der anderen Seite an einer mittelgroßen Raphia-Palme mit einem Stammdurchmesser von ~30cm. Dazwischen habe ich alles weggenommen, was das Aufspannen von Hängematte und Tarp behindert hätte.


                                                                                                                                              Danach lässt sich das Tarp aufspannen:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-10h07m35s776R.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,5 KB ID: 3332010
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-10h07m47s704R.jpg Ansichten: 0 Größe: 274,0 KB ID: 3332008
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-20-10h07m58s825R.jpg Ansichten: 0 Größe: 364,3 KB ID: 3332009

                                                                                                                                              Alles in allem klappt das ganz gut und ich bin zufrieden, auch wenn manch einer die Stelle wohl eher als Notübernachtung klassifizieren würde.

                                                                                                                                              Insgesamt dauerte dieses erste Mal Einrichten des Lagers etwa eine Stunde. Gegen 18 Uhr liege ich ziemlich geschafft in der Hängematte, noch bevor es richtig dunkel wird:
                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20240621_061358_524R.jpg Ansichten: 0 Größe: 485,1 KB ID: 3332011

                                                                                                                                              Die Matte hängt sehr gut, der Schlaf wird perfekt sein. Aber die Stelle selbst ist so unmöglich, dass ich zum Beispiel aufs Kochen oder auch nur kaltes Essen anrühren heute Abend vollständig verzichte. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich jetzt die letzten Schokokekse gegessen. Ich kann mich hier um die Hängematte herum kaum bewegen und auch kaum irgendwelche Sachen ausbreiten. Und wirklich sauber machen, so wie es immer wieder empfohlen wird, konnte ich den Boden hier nicht. Für Schlangen und Skorpione gibt es immer noch viele Versteckmöglichkeiten. Verschiedenartige Ameisen krabbeln auf dem Boden, Wildbienen umschwirren mich. Nur von Mücken merke ich sehr wenig!

                                                                                                                                              Aber das alles stört mich jetzt wenig. Ich bin froh, sehr bequem in der Hängematte zu liegen, mich endlich einmal vollkommen entspannt ausruhen zu können und dabei der absolut ungestörten Natur zu lauschen. Am Abend und in der Nacht sind noch viele tolle Tierstimmen zu hören. Das Tonaufnahmegerät habe ich aber noch nicht zur Hand, und das Smartphone scheitert bei Tonaufnahmen vollständig (wegen ständiger hoch dynamischer Pegelanpassung).

                                                                                                                                              Der Vollmond scheint die ganze Nacht, sodass es auch nachts nicht 100% stockdunkel ist.

                                                                                                                                              So, das war er, mein erster Tag im Rеgеnwаld. Der Stress, die ganze Unsicherheit, ob ich es überhaupt bis in den Urwаld schaffe, ist jetzt verflogen. Jetzt liegen vielleicht 2, maximal 3 Wochen Flusstour vor mir. 14½km habe ich heute auf dem Fluss zurückgelegt, das sind 6% von den 241km Gesamtstrecke.
                                                                                                                                              Ich musste erkennen, dass der Fluss Zаdié über seine gesamte Länge von ausgedehnten, sehr nassen Sumpfwäldern umgeben ist, die die Lagerplatzsuche am Abend viel schwieriger machen, als ich mir das vorgestellt hatte. Ob die großen Tiere sich auch in den Sumpfwäldern bewegen, daran habe ich jetzt meine Zweifel. Aber andererseits habe ich heute bereits einige schöne Tierbegegnungen gehabt, Otter, Schlange/Wаrаn im Wasser gesehen, Affen in den Bäumen, und etliche Vögel im Wald gehört, sowie am Wasser und über den Baumkronen gesehen. Ja, so könnte es weitergehen.


                                                                                                                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 01.07.2025, 08:12.

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Lebt im Forum
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                                                                                                                                                • 5181
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                                                                                                                                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                                                                meine Weltkarte

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  Freue mich auf deinen weiteren Bericht.
                                                                                                                                                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                    • 2628
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    Sehr interessante Gegend. Bin auch gespannt wie es weitergeht
                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                      • 27.04.2004
                                                                                                                                                      • 1155


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      Schon schön, aber anstrengend! Und zuviel Schlamm . Wäre beides nix für mich, bin zu faul .
                                                                                                                                                      Umso netter, dass man bei Dir mitreisen kann! Danke! Bist ein cooler Kapitän und Entdecker ​!

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Lebt im Forum
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                                                                                                                                                        • 5412
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        ​Tag 7, Zаdié
                                                                                                                                                        Fr 21. Juni 2024, 2.Tag auf dem Wasser 🛶8.3km


                                                                                                                                                        00:08, kurz nach Mitternacht: Laut singend nähern sich langsam 2 Männer auf dem Wasser. Was machen sie um diese Zeit auf dem Fluss? Suchen die mich? Oder fischen sie so laut singend? Wenn sie mich suchen, dann schauen sie sich wahrscheinlich ihnen bekannte gute Zugänge zum Land an.
                                                                                                                                                        Jedenfalls kehren sie ~100m vor mir wieder um und nach einer halben Stunde höre ich sie nicht mehr. Und ich bin etwas enttäuscht, bin ich hier doch immer noch nicht so einsam wie ich mir das wünsche.

                                                                                                                                                        Danach ist wieder nur der Sound des Dschungels um mich herum zu hören, also hauptsächlich Insekten, Zikaden etc. Ob auch Kröten und Frösche mitmischen, kann ich nicht sicher sagen, nehme es aber an.
                                                                                                                                                        Vögel sind um diese Uhrzeit keine zu hören.

                                                                                                                                                        Gegen 03:15 ruft ein lauter Vogel, 03:19 ruft es sehr laut und mit voller tiefer Stimme ganz in der Nähe, es könnte ein großer Affe sein, ähnlich wie ein Brüllaffe. Leider habe ich das Tonaufnahmegerät nicht greifbar.
                                                                                                                                                        Im Wasser plantschen große Fische (?).

                                                                                                                                                        Ab 3 Uhr wird es auch spürbar kühler, so dass ich endlich nicht mehr so schwitze.

                                                                                                                                                        Ab 5:40 Uhr dämmert es und das Vogelkonzert wird lauter.

                                                                                                                                                        Mehrfach höre ich am Morgen vereinzelten Donner. Shit, da muss ich aus den Federn und dem Boot die Spritzecke anlegen. Schon schwitze ich wieder wie ein Schwein.

                                                                                                                                                        Zum Frühstück gibt es einen ganzen Pott 0.8L Trockenmüsli. Das dauert eine ganze Weile, bis ich den aufgegessen habe.

                                                                                                                                                        7:59 Gegenüber klagt ein größerer Vogel(?) laut ‘Aaua Aaua’. Tage später werde ich nochmal auf dieses Tier zurückkommen.

                                                                                                                                                        Das Gewitter kommt doch nicht. Vielleicht waren es auch nur ferne Verkehrsgeräusche oder Sprengungen vom Bergbau, jedenfalls kommt ½8 die Sonne durch.
                                                                                                                                                        Auch hier lerne ich mit der Zeit, das waren tatsächlich alles vereinzelte kleine Gewitter, deren Donnerhall über den riesigen Weiten des Urwаldes bei Windstille weit trägt. Die werde ich jetzt täglich haben. Eigentlich ist das in der Trockenzeit nicht so vorgesehen.
                                                                                                                                                        DeepSeek verrät mir nachträglich, dass man an windstillen Tagen Donner unter idealen Bedingungen bis zu 15–25km weit hören kann. Es gibt jedoch dokumentierte Extremfälle mit über 100km Hörweite unter speziellen atmosphärischen Bedingungen. Also möglicherweise kann ich hier bis in den Kоngо lauschen (~50km).

                                                                                                                                                        Boot mit Spritzdecke, nach den wenigen Tropfen, die hier herunterkamen, bereits wieder geöffnet:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h47m26s231R.jpg Ansichten: 0 Größe: 696,7 KB ID: 3333255

                                                                                                                                                        Ich liege noch bis gegen 10 Uhr in der Hängematte, mampfe immer noch mein Müsli, schreibe Bericht, und packe dann zusammen.

                                                                                                                                                        Mücken habe ich bisher noch keine angetroffen, aber dafür umkreisen mich hier sehr viele Bienen. Besonders viele tummeln sich dort, wo ich nachts hingepieselt habe. Aber das kennen wir ja schon von den Schmetterlingen und den Killerbienen im Pantanal.
                                                                                                                                                        Die Bienen hier sind nicht besonders aggressiv. Ab und zu verirrt sich aber eine unter meine Kapuze des NosiLife-Netzhemds. Einer wird es doch zu bunt und sie sticht zu. Auf der Schulter hat sie mich erwischt. Der Stich ist aber kaum schmerzhaft, nach kurzer Zeit spüre ich nichts mehr.

                                                                                                                                                        Beim Packen des Bootes gelingt es mir fast, das Boot zum kentern zu bringen. Kurzzeitig steht der Kahn so schief, dass Wasser über den Süllrand hineinläuft. Na, das wäre es ja gewesen, wenn ich jetzt hier schon in den Sumpf gefallen wäre.
                                                                                                                                                        Es ist aber auch besonders schwierig, sich hier zu bewegen zwischen den Brettwurzeln. Ich stehe nur auf Organik, auf Wurzeln und zerfallenen Blättern. An manchen Stellen breche ich durch. Und mein Anlandesteg besteht auch nur aus einer wackligen Wurzel mit ~5cm Durchmesser.

                                                                                                                                                        Abfahrt kurz nach elf Uhr. Ich habe kaum abgelegt, da sehe ich eine Pirogue mit einem Mann und einer Frau besetzt, die sich von hinten nähern. Der Mann ist gekleidet wie ein Ranger, also feste Tarnfleckuniform und Gummistiefel, die Frau hinten hat einen Korb vor sich im Boot liegen. Er fragt mich, wo ich hin will, und ich antworte, nach Mаkоkоu, also zum Ivіndo und weiter nach Mаkоkоu.
                                                                                                                                                        Er schüttelt den Kopf und deutet mir an, ich müsse umkehren. Ich weiß nicht so recht, ob das jetzt hier einer der Offiziellen ist, also ein Waldhüter zum Beispiel, der mich nicht alleine in den Urwаld lassen möchte, und so mache ich nur ein paar vage Gesten und deute an, dass ich im Fall der Fälle natürlich umkehren werde. Sie überholen mich kurz, weil ich noch im Boot zu kramen habe:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h49m26s336R.jpg Ansichten: 0 Größe: 617,9 KB ID: 3333257

                                                                                                                                                        Ich paddle weiter, wieder an ihnen vorbei, und höre ihn noch hinter mir telefonieren. Mist, sollten die mich jetzt noch vom Wasser fischen? Ich beeile mich, außer Sicht zu kommen.
                                                                                                                                                        Aber es könnte natürlich auch sein, dass er sachlich recht hat und mich nur vor den kommenden Blockaden warnen wollte. Ich schaue nochmal auf das Satellitenbild und erwarte die ersten möglichen Blockaden 15km voraus.

                                                                                                                                                        Satellitenbild vom 1. Mai 2013 (aufgehellt und im Kontrast verstärkt), erste Vollsperre 15km voraus (Map):
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: AusschnittZugewachsenZ1__16_2k.jpg Ansichten: 0 Größe: 883,9 KB ID: 3333252

                                                                                                                                                        Doch nach einer Stunde stehe ich schon vor meiner ersten Totalsperre. Der Flusslauf ist auf seiner gesamten Breite zugewachsen. Ganz rechts könnte es vielleicht eine Lücke geben, aber da sperrt zusätzlich ein umgefallener toter Baum ab. Ein Teil der Strömung zieht aber in den Sumpfwаld hinein. Ich versuche hier mein Glück und schaue, ob es durch den Wald hindurch eine Umgehung der Sperre gibt. Auf jeden Fall gibt es an dieser Stelle relativ viel freie Wasserflächen im Sumpfwаld.
                                                                                                                                                        Ich taste mich langsam voran, die Orientierung erfolgt eher intuitiv:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h51m27s779R.jpg Ansichten: 0 Größe: 679,8 KB ID: 3333260
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h51m39s574R.jpg Ansichten: 0 Größe: 666,6 KB ID: 3333261
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h52m04s613R.jpg Ansichten: 0 Größe: 688,6 KB ID: 3333265
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h52m51s969R.jpg Ansichten: 0 Größe: 693,7 KB ID: 3333264
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h53m01s511R.jpg Ansichten: 0 Größe: 714,5 KB ID: 3333262
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h53m23s228R.jpg Ansichten: 0 Größe: 690,2 KB ID: 3333267

                                                                                                                                                        Da vorne ist bereits der Ausgang aus dem Wald erkennbar:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h54m13s898R.jpg Ansichten: 0 Größe: 731,9 KB ID: 3333269

                                                                                                                                                        Nach 5min und 180 Metern Fahrt durch den Sumpfwаld bin ich auf dem jetzt wieder offenen Hauptstrom:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h55m15s913R.jpg Ansichten: 0 Größe: 576,9 KB ID: 3333266

                                                                                                                                                        GPS-Track erstes Mal Paddeln durch den Sumpfwаld:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ErsteZugewachseneStelleZadieKreis.png Ansichten: 0 Größe: 2,32 MB ID: 3333263

                                                                                                                                                        Danach geht es erstmal frei weiter.

                                                                                                                                                        Der Urwаld präsentiert sich vor und nach der Sperre auch heute von seiner schönsten Seite:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h48m10s782R.jpg Ansichten: 0 Größe: 661,4 KB ID: 3333258
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h48m52s365R.jpg Ansichten: 0 Größe: 581,6 KB ID: 3333256
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h50m22s743R.jpg Ansichten: 0 Größe: 617,3 KB ID: 3333259

                                                                                                                                                        Dazu passen auch die geheimnisvollen und/oder exotischen Geräusche. Hier zB rufen die Riesenturаkos aus dem Urwаld: Tonaufnahme während des Paddelns.

                                                                                                                                                        Ich habe die Vögel nicht gesehen und kannte sie natürlich nicht. Aber weltweit finden sich Leute, die Vogelstimmen kennen und mir manchmal Hilfestellung geben. Wobei es allerdings wieder so ist, dass sich zu den zentralafrіkanischen Vögeln nur sehr wenige kompetente Leute melden, zu den Vögeln im Pantanal gab es 10x so viele Hinweise.

                                                                                                                                                        Der die Soundkulisse dominierende Vogel ist auf dieser Aufnahme der Riesenturаko aus der Familie der Bananenfresser, ein faszinierender Vogel. Er ist groß, mit bis zu 75cm Gesamtlänge der größte aller Turаkos, er ist tropisch bunt gefärbt, und hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Urvogel.
                                                                                                                                                        Angeblich beschränken sich die Flugkünste dieses Vogels auf ein Abwärtsgleiten und -kreisen. Durch Springen von Ast zu Ast gelangt er wieder nach oben. Ob das stimmt? Die deutsche Wikipedia weicht in der Beschreibung des Vogels stark ab von der englischen Version, wobei mir die englische einen deutlich wissenschaftlicheren Eindruck macht.

                                                                                                                                                        Riesenturаkos:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Great_blue_turaco_(Corythaeola_cristata).jpg Ansichten: 0 Größe: 476,0 KB ID: 3333254
                                                                                                                                                        (Charles J. Sharp, License CC BY-SA)

                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 017_Great_blue_turaco_at_Kibale_forest_National_Park_Photo_by_Giles_Laurent.jpg Ansichten: 0 Größe: 421,0 KB ID: 3333250
                                                                                                                                                        Giles Laurent, License CC BY-SA)

                                                                                                                                                        Nun dachte ich, die Beschreibung der mangelnden Flugkünste stammt vielleicht noch aus Brehms Tierleben. Aber dem ist nicht so. Dort heißt es: “Ihr Flug ist nicht besonders ausgezeichnet, jedoch, wie die kurzen Flügel vermuten lassen, gewandt und mancherlei Wendungen fähig. Ihre Bewegungen im Gezweige der Bäume sind sehr geschickt. Über ihre geistigen Fähigkeiten ist schwer ein Urteil zu fällen; so viel aber steht fest, dass man sie nicht zu den dummen Vögeln zählen darf. Aufmerksam auf alles, was um sie vorgeht, zeigen sie sich vorsichtig und werden, wenn sie sich verfolgt sehen, bald außerordentlich scheu” (Brehms Tierleben). Irgendwie schön geschrieben damals.

                                                                                                                                                        Darum mehr zum Riesenturаko aus A. Brehm (1891): Die Vögel. 2.Band, S.131-133:
                                                                                                                                                        Der sowohl durch seine Schönheit und sein Gebaren als auch durch seine Stimme auffallende Vogel lebt in ausgedehnten Waldungen im Gebirge wie in der Ebene, verfliegt sich aber auch gelegentlich in gehölzreiche Savannen, wenn dort mancherlei Früchte und Beeren gereift sind. …
                                                                                                                                                        Das schillernde Gefieder ist auf der Rückenseite und am Halse leuchtend lasur- und kobaltblau, an der Brust grüngelb, an Bauch, Schenkeln und Steiß warm rostrot gefärbt und zeigt bei wechselnder Beleuchtung überraschend schöne Farbenwirkungen, die jedoch nach dem Tode des Vogels sehr viel schwächer werden, wie auch überhaupt die Farben des Gefieder an Kraft und Tiefe bedeutend verlieren (Farbbeispiel eines toten Exemplars auf Instagram).

                                                                                                                                                        Über sein Vorkommen wird man ganz genau belehrt durch seinen überaus lauten, weithin hallenden Ruf, der ihm eben bei den Eingeborenen den Namen ‘Koko’ verschafft hat. Der Ruf besteht aus zwei Teilen, die im Sitzen stets nacheinander vorgetragen werden, während im Fliegen nur der letzte wiederholt wird. Der erste Teil ähnelt dem Schreie der Pfauen, ist aber viel wohlklingender und gewissermaßen nach abwärts harpeggierend; ihn könnte man etwa durch ‘kuriu’ wiedergeben. Der zweite Teil lautet genau wie ‘kok kok kok’ und wird getrennt, aber schnell hintereinander 8 - 10 mal oder noch öfter hervorgestoßen. Gerade dieses in gleicher Höhe und Stärke erschallende ‘kok’ ist auf überraschend weite Entfernungen zu vernehmen. … 6 - 8km.

                                                                                                                                                        Das Treiben der ebenso prächtigen wie anmutigen Geschöpfe gewährt viel Vergnügen. Mit stark rauschenden hastigen Flügelschlägen steuern sie in gerader Linie über Gewässer von einem bewaldeten Ufer zum anderen oder laufen ungemein hurtig und fast gefallsüchtig tänzelnd auf dem Astwerke der Bäume entlang, hüpfen hinüber und herüber und sind immer in Bewegung. Am Tage sieht man sie gewöhnlich allein oder zu zweien ihrer Nahrung nachgehen, die nur aus Blattknospen und Beeren zu bestehen scheint, und vernimmt allenthalben ihren Ruf. Wenn die Sonne sinkt, gesellen sie sich gern zueinander. Zunächst hebt ein einzelner im Wipfel eines hohen Baumes am Wasser oder an einer Waldwiese an und lässt sein ‘kuriu kuriu! kok kok kok!’ erschallen; andere antworten; er fliegt zu ihnen oder sie kommen herbei. So fällt ein zweiter und dritter ein, während das Rufen und Locken andauert; ein vierter folgt, wohl auch ein Pärchen, bis manchmal an 10 - 15 im obersten Gäste verstreut beisammen sind. Sie sitzen still oder laufen hin und wieder, jagen einander bis zur äußersten Spitze oder hocken sich traulich Seite an Seite. Bisweilen erhebt sich die ganze Gesellschaft plötzlich mit lautem ‘kok kok’ und fliegt einem anderen Baume zu, streicht auch von dort vielleicht nochmals ab. So bleiben sie bis zur vollen Dunkelheit in Bewegung, wenn längst die übrigen Vögel ruhen, und manchmal klingt noch eine Stunde später vom schließlich gewählten Schlafbäume traulich ein vereinzeltes leises ‘kuriu’ herab.
                                                                                                                                                        Des Morgens sind sie zeitig munter, trennen sich und ziehen wieder im Walde umher. Gewöhnlich halten sie sich in den Baumwipfeln auf; im Unterholze sah ich sie selten, auf der Erde niemals. Ihre Stimme vernimmt man zu jeder Tageszeit, am häufigsten aber des Abends.
                                                                                                                                                        Die Kokos sind nicht nur lebhafte, sondern auch vorsichtige und wachsame Tiere. Daher ist es schwierig, außer des Morgens, wenn sie sich hungrig im Walde umhertummeln, sie zu beschleichen, und die meisten erlegt man während der Flußfahrt, wenn sie zufällig vorüberstreichen; dies fällt umso leichter, da sie im Fluge nicht rasch wenden, selbst der erkannten Gefahr nicht geschickt ausweichen können. Gut ist es, sie sehr nahe kommen zu lassen, da sie einen starken Schuß vertragen. Auf den Schlafbäumen sitzen sie in der Regel zu hoch, als daß ein Schrotschuß sie wirksam erreichen könnte. Ihr Fleisch ist trocken und zähe, gibt aber eine gute Suppe. …
                                                                                                                                                        Nach Aussage der meisten waldkundigen Eingeborenen sollen sie in Baumhöhlungen nisten, doch klingt die Angabe einiger Jäger wahrscheinlicher, wonach sie ihre einfachen Nester auf Gabeläste in die Spitze der höchsten Bäume stellen sollen” (letzteres gilt heute als gesichert, aber interessant, wie schon damals beide Angaben gewertet wurden).


                                                                                                                                                        In Westafrіka wird der Riesenturаko als Nahrungsmittel hoch geschätzt und von den Einheimischen oft gejagt und gegessen. Das Fleisch ist in kleineren Dörfern beliebt, und die langen Schwanzfedern werden als Dekoration geschätzt. Das Volk der Mbutі im Iturі-Regenwаld in der DR Kоngо sieht den Riesenturаko (den sie kulkoko nennen) in Verbindung mit Okapis, die sie durch lautes Rufen vor Gefahren warnen und glaubt, dass der Verzehr dieser Tierart während der Schwangerschaft zu einer schwierigen Geburt oder Missbildungen führen kann. Es ist auch ein Totemtier des Stammes und darf als solches nicht von Mitgliedern dieses Stammes gegessen werden; wenn sie es doch essen, fallen ihnen angeblich die Zähne aus.

                                                                                                                                                        Zurück zur Flusstour.
                                                                                                                                                        Eine halbe Stunde nach der ersten stehe ich vor der nächsten Totalsperre:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h55m53s948R.jpg Ansichten: 0 Größe: 823,2 KB ID: 3333270

                                                                                                                                                        Hier ist allerdings eine Spur zu sehen, wo sich bereits andere Boote durch das hohe Schneidgras bewegt haben. Ich überlege schon ein paar Minuten, ob ich mir das antue, aber dann ziehe ich mir Handschuhe an und versuche es:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h59m00s868R.jpg Ansichten: 0 Größe: 759,6 KB ID: 3333268
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_08h58m06s722R.jpg Ansichten: 0 Größe: 809,0 KB ID: 3333271

                                                                                                                                                        “Paddeln”, sich am Gras festhalten und vorwärts ziehen - es geht ganz gut durch das Schneidgras, natürlich nur wegen der bereits benutzten Rinne. Die Blätter des Schneidgrases haken sich oft in meinem Nosilife-Netzhemd fest und lassen sich schwer lösen. Ein bisschen gruselt es mich beim Gedanken an die dicke Python, die hier im Gras schlummern könnte.
                                                                                                                                                        Ein bisschen kenne ich solche Situationen bereits. Im Donaudelta haben wir uns zB 2008 mal durch ½m-dicke Schichten von angetriebener und dann festgebackener Entengrütze gewühlt. Die stank schon, besonders wegen der Massen an erstickten Schnecken. Das war wirklich harte Arbeit, damals zu dritt, in ebenso heißer Sommerhitze.
                                                                                                                                                        Hier durch das Gras geht es erst mal einfacher. Aber auf Dauer wäre mir das nichts, und niemand kann mir sagen, wie viele zugewachsene Abschnitte noch vor mir liegen. Auf die Satellitenbilder von 2013 ist offenbar kein Verlass, da hat sich viel verändert.

                                                                                                                                                        Nach 50m, für die ich 3min benötigt habe, gibt es wieder eine kleine offene Wasserstelle:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h00m57s240R.jpg Ansichten: 0 Größe: 823,8 KB ID: 3333272

                                                                                                                                                        Jetzt kann ich links um die nächste Ecke 200m voraus schauen:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h01m14s580R.jpg Ansichten: 0 Größe: 574,3 KB ID: 3333276
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0112CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 987,3 KB ID: 3333249

                                                                                                                                                        Auch dieser Abschnitt scheint vollkommen zugewachsen zu sein, das Gras steht noch höher. Von da an ist jetzt keine vorbenutzte Rinne durch das Gras mehr zu erkennen, ich müsste mich neu da durchschlagen. Durch das dichte, hohe Schneidgras käme man nur mit unendlicher Mühe voran.
                                                                                                                                                        Auch mit mehr Tele ist am Ende keine offene Wasserfläche erkennbar, und auch um die nächste Kurve herum scheint es zugewachsen zu sein:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0113CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 915,3 KB ID: 3333253

                                                                                                                                                        Schön wäre es gewesen, wenn man hier eine Drohne zur Begutachtung der aktuellen Ausdehnung des zugewachsenen Bereiches gehabt hätte. Wer weiß denn, wie weit sich diese Sperre noch um die nächste Ecke herumzieht?

                                                                                                                                                        Aber es gibt auch hier wieder einen alternativen Weg. Von der kleinen offenen Wasserfläche aus fließt rechts ein Teilstrom in den Sumpfwаld hinein:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h01m27s332R.jpg Ansichten: 0 Größe: 706,1 KB ID: 3333274

                                                                                                                                                        Das sieht erstmal befahrbar aus, und so folge ich jetzt dem Teilstrom tief in den Wald hinein:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h01m52s475R.jpg Ansichten: 0 Größe: 500,7 KB ID: 3333275

                                                                                                                                                        Nur muss man sich das jetzt nicht als richtige definierte Fließrinne vorstellen, sondern es strömt ganz langsam in verschiedenste Richtungen an den Brettwurzeln der Baumriesen vorbei:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h02m25s451R.jpg Ansichten: 0 Größe: 614,0 KB ID: 3333278
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h04m07s529R.jpg Ansichten: 0 Größe: 596,5 KB ID: 3333273
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h05m03s775R.jpg Ansichten: 0 Größe: 622,5 KB ID: 3333277

                                                                                                                                                        Die schönsten Brettwurzeln:
                                                                                                                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0111CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 905,8 KB ID: 3333251

                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Spartaner; 11.07.2025, 08:20.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          • 5412
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                                                                                                                                                          Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          GPS-Track erstes Mal Paddeln durch den Sumpfwаld:
                                                                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht Name: ErsteZugewachseneStelleZadieKreis.png Ansichten: 0 Größe: 2,32 MB ID: 3333263
                                                                                                                                                          Hier noch das passende Video Paddeln durch den Sumpfwаld (2½​min). Es startet etwa ab der Stelle, wo ich bereits die erste Hälfte durch den Wald hinter mir gelassen habe.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                                                                            • 24.01.2011
                                                                                                                                                            • 5412
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                                                                                                                                                            Ich paddele weiter durch den Sumpfwаld. Alle Teilströme sind durch herabgefallene Äste, Palmwedel oder ganze Bäume mehr oder weniger blockiert:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h02m55s715R.jpg Ansichten: 0 Größe: 678,2 KB ID: 3333859
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h03m12s039R.jpg Ansichten: 0 Größe: 443,5 KB ID: 3333860
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h09m28s765R.jpg Ansichten: 0 Größe: 568,6 KB ID: 3333865
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h09m39s512R.jpg Ansichten: 0 Größe: 594,1 KB ID: 3333867

                                                                                                                                                            Primär schaue ich nach der einfachsten Durchfahrt und eventuell etwas erkennbarer Strömung. Oft ist eine Strömung gar nicht zu erkennen. Eine Orientierung nach der Sonne fällt hier aus, zumаl es jetzt bewölkt ist. Mit Locus Pro, Openandromaps bzw Satellitenbildern und GPS-Track auf dem Smartphone funktioniert es aber ganz gut, die Generalrichtung zu halten. Natürlich nur, solange das Smartphone Saft hat. Die Dunkelheit unter dem Blätterdach verhindert natürlich effektiv die Solarladung.
                                                                                                                                                            Nebenbei schaue ich auch immer nach potentiellen Übernachtungsplätzen. Ich möchte ein Gefühl dafür bekommen, wie erfolgreich die Suche nach Schlafplätzen hier im Sumpfwаld sein wird. Leider immer wieder erfolglos.

                                                                                                                                                            Nach 230m geht es nicht mehr richtig weiter. In alle Richtungen wird das Wasser flacher und die Verblockungen werden mehr. Ich stecke wohl in einer Sackgasse fest.
                                                                                                                                                            Hier gelange ich zu einem imposanten Baumriesen, dessen Brettwurzeln zunächst den Anschein erwecken, dass ich hier ein Lager ähnlich der letzten Nacht aufschlagen könnte:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h07m25s368R.jpg Ansichten: 0 Größe: 674,6 KB ID: 3333861

                                                                                                                                                            Das schaue ich mir näher an. Zwischen zwei “Brettern” ist eine “Hafenzufahrt”:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h08m31s757R.jpg Ansichten: 0 Größe: 506,0 KB ID: 3333864
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2024-06-21-09h08m45s476R.jpg Ansichten: 0 Größe: 484,4 KB ID: 3333866

                                                                                                                                                            Ich lege an und versuche auszusteigen, aber beim Versuch bleibt es. Zwischen den Brettern ist einfach nicht genügend Material und man würde tief unter Wasser im Sumpf versinken. Also zurück ins Boot.

                                                                                                                                                            Um die nächste Ecke liegt ein gefallener Baumriese. Hier deutet sich 1m über der Wasseroberfläche eine ebene Fläche an. Ob die für mein Zelt geeignet ist?
                                                                                                                                                            Ich zwänge mich mit dem Boot durch gefallenes Geäst dort rüber, kann aussteigen und mir die Fläche anschauen. Es handelt sich um den Stamm des Baumriesen selber. Insgesamt ist diese Fläche aber viel zu klein, für mein Zelt würde sie keinesfalls reichen, dazu ist sie von Ameisen besiedelt. Und weitere dünnere Baumstämme zum Hängematte hängen sind auch nicht verfügbar. Hier wird das nichts. Und auch sonst, wo ich mich auch umschaue, es findet sich kein geeigneter Lagerplatz.
                                                                                                                                                            Zudem ist voraus jetzt keine klare Durchfahrt mehr zu erkennen. Es wird allgemein flacher, und gefallene Äste versperren die möglichen Durchfahrten.

                                                                                                                                                            Ich muss gestern Abend wohl ausgesprochenes Glück gehabt haben, dass ich da auf dem Wurzelstock Lager aufschlagen konnte.
                                                                                                                                                            Die ganze Tour über solch enorme Schwierigkeiten, einen Lagerplatz zu finden? Damit hätte ich nun als letztes gerechnet. Das heißt auch, dass nachmittags sehr viel Zeit für die Lagerplatzsuche drauf gehen würde.

                                                                                                                                                            Die Ausmaße des umgebenden Sumpfwаldes sind auf den Satellitenbildern ziemlich gut zu erkennen. Die Sumpfwälder machen wegen ihrer anderen Artenzusammensetzung einen insgesamt helleren Eindruck als die Urwälder auf höherem Land. Dadurch lässt sich das Flusssystem hervorragend überblicken. Man sieht allerdings nie den genauen Verlauf der Nebenflüsse:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GroßfotoLuftbildZadie1600Pfeile.png Ansichten: 0 Größe: 5,60 MB ID: 3333868

                                                                                                                                                            Die Sumpfwälder um den Zаdié erstecken sich in meinem Gebiet über 1 bis zu 3km Breite entlang des Flusses. Scharf abgesetzt erkennt man die Kante zu den dunkelgrünen Waldflächen auf festem Land.
                                                                                                                                                            Auf der “falschen” Seite des Flusses könnte man sich schon tief im Sumpfwаld verirren. Ohne funktionierendes Navi oder wenigstens einen Kompass bekommt man dort echte Schwierigkeiten.
                                                                                                                                                            Diese deutlichen Konturen hatte ich schon vor der Tour bemerkt, nur ging ich da von normalen Auwäldern in unserem Sinne aus, also zu Trockenzeiten begehbarem Land, und nicht von richtig nassen Sumpfwäldern.

                                                                                                                                                            Ich erkenne langsam, dass ich die Tour unter diesen Bedingungen nicht rechtzeitig beenden könnte. Die Passagen durch den Sumpfwаld sind sehr langwierig, und es ist absolut nicht abzusehen, wie oft solche Passagen notwendig werden und ob es überhaupt immer möglich ist, die verblockten Flussbereiche durch den Sumpfwаld zu umfahren. Auf jeden Fall ist der Fluss zur Zeit viel stärker zugewachsen, als zur Zeit der Aufnahme des Google-Satellitenbildes 2013. Meine Hoffnung war eher, dass es ja auch mal weniger stark zugewachsen sein könnte, als auf den Satellitenbildern zu sehen. Nun ist es deutlich mehr. Pech.

                                                                                                                                                            Ich frage mich natürlich auch, warum diese schwimmenden Grasflächen jetzt häufiger sind als zur Zeit der Aufnahme der Satellitenbilder vor 12 Jahren. Gibt es vielleicht viel weniger Elefanten, die früher im Fluss standen und das Gras aufgefressen haben?
                                                                                                                                                            Oder liegt es vielleicht daran, dass in den letzten Monaten bzw Jahren kein richtig großes Hochwasser diese Flächen bereinigte? Ich beobachte öfter mal das Wetterradar von Wetteronline im Kоngоgebiet und bemerke immer wieder ausgedehnte Starkniederschläge bzw riesige Gewitterzellen über dem zentralen Kоngоgebiet, aber nur wenige davon kommen bis Gаbun voran (die Hauptzugrichtung der Niederschlagsgebiete ist in diesen Breiten immer von Ost nach West). Klimawandel und massive Abholzung vor allem im Kоngо-Hauptbecken könnten solche Wirkungen haben. "Es gibt bereits einige Anzeichen dafür, dass sich die Trockenzeiten im Kongobecken verlängern" (Riesiger Kohlenstoffspeicher am Kipppunkt?).
                                                                                                                                                            Oder nehmen diese zugewachsenen Flächen zu, weil vielleicht Mékаmbo sein Abwasser in den Fluss leitet und damit das Wachstum der Pflanzen fördert? Immerhin gibt es ja heute auch in Mékаmbo seit wenigen Jahren einige Haushalte und Hotels, welche Abwasser produzieren, welches irgendwo hin abfließen muss. Direkt spüren tue ich die Abwässer nicht. Das Flusswasser macht einen absolut sauberen Eindruck, auch irgendwelche Algenentwicklungen habe ich nirgends entdeckt. Bei der großen Masse an Haushalten gehe ich davon aus, dass sie nicht an einer Abwassergrube oder gar einer Kanalisation hängen. Auch irgendeine Form von offenem Abwassergraben ist mir nicht aufgefallen.
                                                                                                                                                            Oder handelt es sich bei dem Gras, welches den Fluss zuwuchert, vielleicht um eine invasive Art, die neu im Gebiet ist?

                                                                                                                                                            Ja, ich mache mich langsam mit dem Gedanken vertraut, dass aus dieser Flussfahrt in der vorgesehenen Zeit wohl nichts wird. Der Waldhüter heute früh wird wohl tatsächlich gemeint haben, es sei unmöglich, bis zum Ivіndo zu paddeln. Ich stelle es mir absolut gruselig vor, 50 oder 80 Kіlometer weit diese schwierigen Bedingungen zu haben und irgendwo da drin eventuell gar nicht mehr weiter zu kommen. Zumаl ich auf langen Abschnitten keine hochaufgelösten Satellitenbilder zur Verfügung habe. Man sieht das bereits am linken Rand des obigen ansonsten hochaufgelösten Satellitenbildes.

                                                                                                                                                            Hier ein Überblick über die Flächen mit den hochaufgelösten Google-Satellitenbildern (kleine Quadrate), die ich für die Offline-Nutzung mit Locus Pro aufbereitet hatte:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bersichtskarteZadieIvindoNText.png Ansichten: 0 Größe: 1,06 MB ID: 3333862

                                                                                                                                                            In den Abschnitten ohne hochaufgelöste Satellitenbilder (große Rechtecke) könnte man sich nur sehr vage orientieren, sofern sich der Flusslauf im Sumpfwаld aufspaltet und eine Strömung nicht mehr erkennbar ist.

                                                                                                                                                            Ja, verirren oder hoffnungslos steckenbleiben, das halte ich jetzt doch für relativ wahrscheinlich. So etwas wie eine InReach-Rettung mit Hubschrauber oder so kann man hier vergessen. Wenn überhaupt, dann wird es den einzigen Hubschrauber nur in der Hauptstadt Librеville geben. Und der wird keine 500km bis hierher fliegen können.
                                                                                                                                                            Nicht einmal Motorboote, wie sie auf dem Ivіndo noch herumfahren, gibt es hier auf dem Zаdié.

                                                                                                                                                            Also bleibt mir wohl nur, umzudrehen und zurück nach Mékаmbo zu paddeln. Lebensmüde bin ich ja nun auch nicht.

                                                                                                                                                            Ich entscheide mich, die Flussfahrt hier abzubrechen und zum Ausgangspunkt zurückzupaddeln!

                                                                                                                                                            So weit bin ich heute gekommen:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ZweiteZugewachseneStelleZadie.png Ansichten: 0 Größe: 2,63 MB ID: 3333869

                                                                                                                                                            Der Track zeigt mit den verschiedenen Farben die gepaddelten Geschwindigkeiten. In rot habe ich zusätzlich eingezeichnet, welche Abschnitte im Moment absolut zugewachsen sind. Ich habe nämlich nachträglich doch aktuelle Satellitenbilder (Sentinel-2 L2A) gefunden, auf denen ich mit dem heutigen Wissen die zugewachsenen Abschnitte relativ genau erkennen kann. Unsicher bin ich mir nur an den Stellen, wo ich offenes Wasser nicht von den Schlagschatten des Sumpfwаldes unterscheiden kann.

                                                                                                                                                            Copernicus Browser Sentinel-2 L2A Truecolor:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: CopernicusBrowserZadie.png Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3333956

                                                                                                                                                            Links unten im Südosten des Bildes ist der Fluss noch frei fließend, schwarz im Bild. Die Grasbedeckung ist etwas heller als der Sumpfwald, darum kann man den Flusslauf hier gut weiterverfolgen.

                                                                                                                                                            Die zugewachsenen Abschnitte habe ich jetzt mal genau ausgemessen und komme auf eine Gesamtlänge von ~10km Blockagen!:
                                                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BlockageOverview.png Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3333863

                                                                                                                                                            Damit hätte ich es tatsächlich nicht schaffen können, in der vorgesehenen Zeit am Ziel anzukommen. Am Ende bin ich ganz froh, es nicht weiter versucht zu haben.

                                                                                                                                                            Allerdings frage ich mich noch im Nachhinein, ob ich denn bei frei befahrbarem Fluss alleine schon die extreme Schwierigkeit in Kauf genommen hätte, im Sumpfwаld einen Lagerplatz zu finden. Selbst das alleine wäre jeden Tag ein enormes Problem gewesen.

                                                                                                                                                            Die Verblockungen und die Probleme mit dem Sumpfwаld wären übrigens beim alternativen Fluss, der Bounіаndje, zumindest im Oberlauf bzw in der ersten Hälfte meines geplanten Abschnitts, dieselben gewesen. Schwieriger wäre es da allerdings, vom Startpunkt Tébé aus wieder mit Buschtaxi nach Mаkokou zurückzukommen, falls man hätte umkehren müssen.
                                                                                                                                                            Tébé ist im Gegensatz zu Mékаmbo keine Endstation, und da die Buschtaxis immer bis auf den letzten Platz besetzt werden, könnte es sein, dass man einfach lange Zeit, zB mehrere Tage, vielleicht Wochen, stehen bleibt. Wahrscheinlich muss man da auf jeden Fall telefonisch einen Platz im Bus reservieren.
                                                                                                                                                            In Mékаmbo wird es dieses Problem hoffentlich nicht geben.



                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 19.07.2025, 05:53.

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                                                              • 24.01.2011
                                                                                                                                                              • 5412
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              (Fortsetzung 2 Tag 7)

                                                                                                                                                              Ok, also ist jetzt entschieden, es hier nicht weiter zu versuchen. Da das wohl mein weitester Vorstoß in die tropische Wildnis gewesen sein wird, versuche ich, meinen Standort hier im Sumpfwald mit dem InReach Mini nach Hause zu senden. Das misslingt, das Blätterdach schirmt wohl zu stark ab. Andere kennen das auch (Weitwanderer Christine T. aka 'German Tourist', Reddit). Ich frage mich, ob es mit dem InReach Mini überhaupt möglich ist, mitten im (feuchten) Rеgenwald Meldungen abzuschicken. Schon im Pantanal ist es mir unter Bäumen nicht gelungen, oder mal mit 30 Minuten Wartezeit. Andere dagegen scheinen erfolgreich zu sein, zumindest tragen sie ein InReach Mini im Amаzonas-Rеgenwald mit sich herum. Auch der hier steht im Wald und bei ihm brauchte der InReach Messenger nur 20 - 25 Sekunden zum Absenden der Nachricht. Ob nur dieses mein spezifisches Gerät so schlecht Verbindung findet? Hat es eine Hardware-Macke? Das würde ich schon gerne mal wissen, dann würde ich bei einem weiteren Versuch ein anderes InReach leihen.

                                                                                                                                                              Das Smartphone-GPS funktioniert natürlich tadellos, auch unter dem Blätterdach. Langsam taste ich mich zurück und versuche, genau den Hinweg zurückzuverfolgen. Das gelingt mir nicht immer, aber das Smartphone hilft bei der Wegfindung.

                                                                                                                                                              Auf dem kleinen Freiwasserfleck zwischen Wald und den Grasmatten versuche ich wieder die InReach-Nachricht absenden, und hier funktioniert es. Nun suche ich erst mal einen Übernachtungsplatz. Da es im Sumpfwald kaum eine Chance gibt, suche ich jetzt auf dem Satellitenbild eine Stelle, an der ich vom Fluss aus festes Land erreichen kann. Die Grenze von Sumpfwald und Rеgenwald auf festem Land ist oft relativ klar erkennbar. Ich habe sie mal mit der roten Linie hervorgehoben:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: FestesLandZadie.gif Ansichten: 0 Größe: 1,12 MB ID: 3334177

                                                                                                                                                              1½km stromauf werde ich fündig, genau da wo sich die rote Markierung mit der Höhenangabe “504 m” befindet. Nur noch 40 Meter muss man dort durch den Sumpf, um an Land zu stoßen. Vom festen Land verspreche ich mir bessere Möglichkeiten zu lagern.
                                                                                                                                                              Dort angekommen, eröffnet sich tatsächlich eine Durchfahrt Richtung Land, neben einem gefallenen Baumriesen. Aber was ist das? Da oben an einem Uferbaum hängt ein Brett mit der Aufschrift “Cаmpement Mаkowа”:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0114CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 995,4 KB ID: 3334158
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0115CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 354,9 KB ID: 3334159

                                                                                                                                                              Bin ich also nicht der erste hier. Auf Polnisch würde das “Mohn” bedeuten, hier aber sicher nicht.
                                                                                                                                                              Nach ein paar Metern, vom Hauptstrom aus nicht einsehbar, finde ich ein Stück zertretenes festes Sandufer, wo man gut anlanden kann:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0116CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 830,3 KB ID: 3334162

                                                                                                                                                              Das feste Land ist erreicht!
                                                                                                                                                              Hier liegen gleich mehrere Reste alter Pirogen im Wasser:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0234CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 899,9 KB ID: 3334176
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0232CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 652,8 KB ID: 3334172
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0233CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 708,4 KB ID: 3334170

                                                                                                                                                              Ich lege das Boot ans Ufer und finde einen schmalen Pfad, der ein paar Meter steil nach oben führt.
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0149CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 832,6 KB ID: 3334171

                                                                                                                                                              Eine erste Hütte kommt in Sicht:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h16m25s362R.jpg Ansichten: 0 Größe: 484,9 KB ID: 3334174

                                                                                                                                                              Nach 50m erreiche ich oben eine ebene Fläche. Sie ist mal großflächig von Vegetation freigemacht worden, aber zum Großteil wieder zugewachsen. Darauf stehen 3 Hütten und 2 Unterstände. Eine Hütte ist zerfallen, die anderen zwei wohl regelmäßig in Benutzung. Die Türen sind abgeschlossen. Zur Zeit ist zum Glück niemand da.

                                                                                                                                                              Zuerst gelange ich an einen offenen Unterstand mit Feuer- und verfallener Bettstelle:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h16m52s858R.jpg Ansichten: 0 Größe: 646,2 KB ID: 3334179
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0337CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 776,1 KB ID: 3334178
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h17m08s057R.jpg Ansichten: 0 Größe: 394,4 KB ID: 3334175

                                                                                                                                                              Über der Feuerstelle befindet sich eine großer hölzerner Rost, um zum Beispiel Fische oder Fleisch zu räuchern(?). Die Feuerstellen sind vor wenigen Tagen noch benutzt worden. Natürlich liegt auch etwas Müll herum, leere Fischbüchsen, Plastikflaschen und Batterien.

                                                                                                                                                              Hinter dem ersten, freistehenden Unterstand steht eine geschlossene Hütte mit einem offenen Unterstand an der Westseite:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0117CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,00 MB ID: 3334164

                                                                                                                                                              Der Boden ist großflächig beräumt, nackter Lehm, wie in den Dörfern üblich.
                                                                                                                                                              Dieser zweite offene Unterstand ist weitgehend intakt und ebenfalls mit einer Bettstelle, diesmal in Doppelbettbreite, und mit einer Feuerstelle ausgestattet:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0121CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 705,7 KB ID: 3334160

                                                                                                                                                              Auch diese Feuerstelle ist ausgekühlt:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h18m00s577R.jpg Ansichten: 0 Größe: 277,8 KB ID: 3334181

                                                                                                                                                              Unter der Laubbedeckung des Daches lugt stellenweise eine Kunststofffolie hervor. Die anderen Dächer sehen aus wie aus rein natürlichen Materialien gemacht. Allerdings sind sie auch schon alt und müssten sicherlich bald erneuert werden.

                                                                                                                                                              Die Hütte ist mit einem Vorhängeschloss abgesperrt:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0151CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 566,2 KB ID: 3334173

                                                                                                                                                              Die Wände bestehen aus Palmenholzplatten(?):
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0140CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 814,4 KB ID: 3334166

                                                                                                                                                              Das Dach ist schon gealtert:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0141CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 645,2 KB ID: 3334161

                                                                                                                                                              Richtung Osten stehen noch zwei weitere Hütten. Eine ist wohl von einem Elefanten eingedrückt worden:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0118CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 864,2 KB ID: 3334163

                                                                                                                                                              Alles ist aus einfachsten Materialien aus dem Wald gebaut worden, also fast ganz nach traditioneller, jungsteinzeitlicher Art. Nur ein Wellblech und zwei Türbeschläge aus Aluminium verunzieren das Ganze.
                                                                                                                                                              Die zweite östliche Hütte ist intakt und ebenfalls abgeschlossen:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0119CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 1.014,3 KB ID: 3334165

                                                                                                                                                              Diese ist ein mit Lehm verputzter Holzgestellbau. Diese Bauweise ist in der Gegend verbreitet, wie dieses 2min-Video von einem Hüttenbau in Mékаmbo zeigt: Maison en Banco Mékаmbo 2018.
                                                                                                                                                              Historische Satellitenbilder verraten, dass das Camp bereits seit mindestens 2013 existiert.

                                                                                                                                                              Zur Zeit tröpfelt es ein wenig, dazu donnert es laut in der Nähe, jederzeit kann ein Gewitterregen herunterkommen. Darum beeile ich mich nach der ersten Inspektion des Lagers, das gesamte Gepäck erst einmal auf dem Doppelbett in dem intakten Unterstand zu deponieren:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap_2024_06_21_09h17m37s739R.jpg Ansichten: 0 Größe: 332,1 KB ID: 3334180

                                                                                                                                                              Das Boot wird abgedeckt und so schräg auf Land gezogen, dass der Regen gut ablaufen kann:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0144CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 861,0 KB ID: 3334168
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0145CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 707,2 KB ID: 3334169

                                                                                                                                                              Nun suche ich einen Platz für das Zelt oder die Hängematte. Das Zelt könnte ich natürlich auf die große offene Fläche zwischen den Hütten aufstellen. Aber das behagt mir nicht besonders. Wenn jemand käme, würde ich hier wie auf dem Präsentierteller campieren. Daneben wäre es mir zu dreckig, falls der Boden bei Regen aufweicht, und das Zelt möchte ich tagsüber auch nicht in der prallen Tropensonne stehen lassen. Lieber hätte ich einen Platz im Schatten.

                                                                                                                                                              Für die Hängematte kann ich zunächst auch nichts geeignetes erkennen. Die dünnen Pfosten des Unterstandes zB würden sie niemals halten und überhaupt wäre es zu eng.
                                                                                                                                                              Auf dem Weg zum Wasser fallen mir zwei Stellen ins Auge, die beide mit etwas Arbeit frei gemacht werden müssten. Ich entscheide mich für eine Stelle zwischen zwei Bäumen, wo ein eigenartiger flacher Erdhügel dazwischen liegt. Der eine Baum trägt Früchte, die an kleine Zitronen oder Orangen erinnern. Einen Teil seiner Hauptäste muss ich wegnehmen, um die Matte hängen zu können. Erst später fällt mir ein, dass der Baum ja möglicherweise mit Absicht hier gepflanzt sein könnte, um sich der Früchte zu bedienen. Und der Hügel könnte theoretisch ein Hochbeet gewesen sein. Nun ja, ich habe alles bereinigt. 😳

                                                                                                                                                              Hängematte und Tarp hängen am Ende gut:
                                                                                                                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0142CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 715,0 KB ID: 3334167

                                                                                                                                                              Danach schicke ich erst einmal ein paar Nachrichten in die Runde. Ich habe hier immer noch schwachen 3G-Empfang vom Luftlinie 10km entfernten Mékаmbo, der gerade so ausreicht, Textnachrichten zu verschicken. Es dauert rund zehn Minuten bis eine Nachricht gesendet ist. Aber immerhin funktioniert es.
                                                                                                                                                              Das InReach Mini hat wieder extreme Schwierigkeiten, seine Nachrichten abzusetzen. Obwohl es hier eine richtig große Lichtung im Urwald ist, benötigt das Gerät eine Dreiviertelstunde, um ein GPS-Signal zu empfangen. Zum Vergleich, das Smartphone benötigt wenige Sekunden dafür. Wie bereits oben dargelegt, im Rеgenwald kann man das InReach des GPS-Spezialisten Garmin vergessen.

                                                                                                                                                              Nachricht in die Runde:
                                                                                                                                                              Ich bin zehn km Luftlinie entfernt von Mékаmbo und bin stecken geblieben in undurchdringlicher Vegetation. Der Fluss ist noch viel mehr zugewachsen, als im Satellitenbild ohnehin erkennbar.
                                                                                                                                                              Im Moment bin ich auf richtigem Land in einem Camp, welches vor kurzen noch besucht war. Ich hoffe, ich bekomme hier nicht noch Besuch. Je nachdem werde ich vielleicht einige Tage hier bleiben und dann wahrscheinlich schon zurückkommen.
                                                                                                                                                              Der alternative Fluss Bounіаndje zeigt nämlich ähnliche Verwachsungen. Daneben sind die unendlichen Sumpfwälder ein Grund, es nicht weiter zu versuchen. Man findet wirklich kaum einen Lagerplatz mitten im Sumpf auf den hohen Brettwurzeln.
                                                                                                                                                              Also ich habe hier noch schwach 3G, das reicht für einige Textnachrichten. Grüße aus dem Urwald, Michael

                                                                                                                                                              Abends esse ich 2 Büchsen Ölmakrelen, sie liegen schwer im Magen. Auch ein Schnaps dazu hilft nicht richtig. Aber ich brauche abends eine fette Mahlzeit, damit die Mаlаrone-Tabletten vom Körper aufgenommen werden können.

                                                                                                                                                              18:05 liege ich bereits in der Hängematte, das Tonaufnahmegerät ist erstmals im Einsatz.
                                                                                                                                                              Der Smartphoneakku vom Ulefone hat nur 53%, hat also heute kaum geladen.



                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 13.07.2025, 09:50.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Lebt im Forum
                                                                                                                                                                • 24.01.2011
                                                                                                                                                                • 5412
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                Sa 22. Juni 2024, Cаmpеment Mаkоwa


                                                                                                                                                                In der Nacht bin ich immer mal wieder wach und lausche den faszinierenden Stimmen der Tiere im umgebenden Urwald.

                                                                                                                                                                Eine der beeindruckendsten Schreie höre ich fortan in jeder Nacht hier: https://xeno-canto.org/919635

                                                                                                                                                                Es war nicht einfach, diese Schreie nachträglich zuzuordnen, aber am Ende gelang es. Meine Anfrage als “Mystery-Recording” führte erst mal auf eine falsche Spur. Aber mein Großonkel brachte mich dann zufällig doch noch zum richtigen Ergebnis. Er schrieb 1908 über seine Fahrt auf dem Ntеm nach Mеlоkо: “Wundervoll diese dreistündige Fahrt im Mondschein. Kräftig und taktmäßig handhabten sechs boys die Riemen und so flog das Boot nur so hin. Man fühlte deutlich, wie beim Einsetzen der Riemen ins Wasser die Gig aus dem Wasser gehoben wurde. Hinter uns die vom Mondschein silberne Fahrrinne. An den Seiten die Silhouetten des Urwaldes, vor uns Finsternis. Ab und zu ein Aufplätschern, wenn ein auf den Klippen schlafendes Krоkоdil von uns aufgeschreckt sich ins Wasser stürzte. Einmal hörten wir im Busch Elеfantеn brechen und aufbrüllen. Dazu der Ruf des Baumschliеfеrs und manchmal der Gesang der Schnecke. Dann fingen unsere Ruderer an ihre melancholischen Gesänge anzustimmen, um sich munter und im Takt zu halten. Und über Allem doch die nächtliche Ruhe in der Natur und der silberne Mond, der hier viel heller und größer scheint als in Deutschland. Ein echt afrіkanіsches Konzert in all seiner Schönheit.”

                                                                                                                                                                “Dazu der Ruf des Baumschlіefers …” ließ mich recherchieren, wie der Baumschlіefer klingt, und tatsächlich war das dann der Urheber der Schreie, die ich selber aufgenommen hatte. Hier mal meine Erläuterung auf Youtube: Dеndrohyrax dоrsalіs nіgrіcans series of calls (4min).

                                                                                                                                                                Später in der Nacht ereilt mich ein weiterer Schreck in der Dunkelheit, das Smartphone geht nicht mehr an. Ich will die Uhrzeit ablesen, aber nichts rührt sich. Auch längeres Drücken auf den Einschaltknopf hilft nicht. Sollte es etwa einen Feuchtigkeitsschaden erlitten haben, das superrobuste unterwasserdichte Outdoor-Smartphone? Es ist jetzt so kühl geworden, dass ich überlege, mir eine Leggings anzuziehen. Vielleicht hat sich im Gerät Kondenswasser gebildet? Ich packe es an den Körper, um es zu erwärmen. Und tatsächlich, das hilft. Beim nächsten Versuch startet es wieder.

                                                                                                                                                                Mondlicht ab ½4 in der Nacht.

                                                                                                                                                                6:30 aufgewacht, Müsli gefrühstückt:
                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0152CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 262,6 KB ID: 3334850

                                                                                                                                                                Wieder ein einzelner Donner zu hören.
                                                                                                                                                                7:15 Regen setzt ein
                                                                                                                                                                Ich habe gestern Abend das Solarpanel und die Osmo Action 4 auf dem Dach liegen gelassen und muss sie jetzt vor dem Regen retten.
                                                                                                                                                                7:30 Ordentliches Sommergewitter, Donner ganz nah, es regnet fett.
                                                                                                                                                                7:48 der erste Tropfen kommt durch das Tarp auf mein Schlafsack-Inlett, etwa alle 5 Minuten ein Tropfen. Damit bin ich ziemlich zufrieden. Das ist jetzt der allererste reale Test des 5 Jahre alten China-Tarps bei richtig kräftigem Regen.
                                                                                                                                                                8:12 der Regen ist bereits schwächer geworden. Sehr schöne frische Luft um mich herum, ich rieche das Ozon von den Blitzen.
                                                                                                                                                                Ich sehe meine erste Anophèles Mücke draußen auf dem Moskitonetz sitzen. Sie will zu mir herein, aber, es tut mir leid, ich lasse sie nicht. Ansonsten finde ich es schon erstaunlich, dass man hier in diesen ausgedehnten Sumpfwäldern nur so wenige Mücken antrifft. Später habe ich mitbekommen, dass das an der Nährstoffarmut der Schwarzwasserflüsse liegt. Am Rio Negro im Amazonasgebiet soll es auch nur sehr wenige Mücken geben. Dennoch gibt es in der Region Mаlаriа, wie ich auf Nachfrage später in Mаkоkоu herausbekommen habe.

                                                                                                                                                                Heute habe ich den ganzen Tag über versucht, alle möglichen Geräte aufzuladen, bei der Bewölkung mit mäßigem Erfolg. Das Smartphone hat es von 50 auf über 60% geschafft, die Powerbank kletterte von 60 auf 68%, nur die Osmo Action 4 hat zwei Akkus voll geladen. Und das, obwohl ich das Solarpanel auf dem Dach einer Hütte platziert habe und damit die besten Lichtbedingungen hatte, die man hier überhaupt haben kann.

                                                                                                                                                                Zum Abendbrot gibt es erstmals eine marоkkanische Büchse Sardellen in Öl, zusammen mit einer viertel Zwiebel und einer Knoblauchzehe. Die marоkkanische Qualität fällt noch mal weit ab, es kostet mich schon ein bisschen Überwindung, das zu essen.
                                                                                                                                                                Ich muss mich mal prinzipiell viel mehr um Alternativen für rein kalte Küche kümmern. Ich habe einfach keine Lust, bei den Temperaturen den Kocher anzuschmeißen.

                                                                                                                                                                16:35 versucht, eine InReach Nachricht zu verschicken, aber es dauert wieder ewig, Dreiviertel Stunde oder so.

                                                                                                                                                                Es ist extrem warm und schwül heute Abend. Ich merke auch, dass mein Kreislauf schwächelt. Ich bin relativ antriebslos und führe das erst mal auf die pausenlosen Anstrengungen der letzten Woche zurück. Ein paar Tage der Erholung hier in der relativ bequemen “Zivilisation” sollten mir guttun.
                                                                                                                                                                Im Nachhinein denke ich, vielleicht ist es (auch) Salzmangel gewesen? Im Pаntаnаl haben wir täglich Nudeln oder Erbswurst gekocht, da war das kein Problem. Hier verzichte ich aufs Kochen, da hätte ich wohl mehr auf meine Salzzufuhr achten müssen, ich schwitze ja ständig stark.

                                                                                                                                                                17:40 in die Hängematte
                                                                                                                                                                20:00 die erste Mücke hat sich in die Hängematte verirrt. Ich hoffe ich habe sie erwischt.

                                                                                                                                                                Ohne den Hauch eines Luftzugs ist es auch unter dem Moskitonetz stickig.
                                                                                                                                                                Ich habe komischerweise ständig Auswurf aus der Lunge. Deutet sich da eine Krankheit an? Erst mit Symbicort finde ich nachhaltige Hilfe und die Symptome klingen ab. Endlich kann ich schlafen.
                                                                                                                                                                Heute war übrigens der allererste Tag in Afrіka, ohne dass ich einen anderen Menschen gesehen hätte.

                                                                                                                                                                Dafür geht es mit feinen Tierbegegnungen weiter:
                                                                                                                                                                21:25 und auch später gegen Mitternacht Gebrüll großer Affen!!! Geile Aufnahme!
                                                                                                                                                                Für mich klingt es wie der König der Affen. Er ruft gegen Mitternacht von hoch oben im Baum und seine Kollegen antworten aus allen Richtungen des Regenwaldes von mehreren hundert Metern bis wenigen Kilometern Entfernung.
                                                                                                                                                                Ohne Hilfe kam ich wieder mal nicht weiter bei der Artbestimmung. Zum Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde Berlin habe ich leider keinen Kontakt bekommen. Dann habe ich mal Phіlіpp Hеnschеl angeschrieben, den Rеgionaldirektor West- und Zentrаlаfrіkа der Organisation Pаnthera, und der konnte mir weiterhelfen. Pаnthera kannte ich ja schon aus dem Pаntаnаl, sie hatten uns mal eine Nacht aus dem Jaguargebiet gefischt und beherbergt.
                                                                                                                                                                Er kannte diese Rufe aus seiner Zeit im 100 bis 180km entfernten Mіnkébé Nationalpark. Sie stammen vom Guеrеza oder Mantеlaffen, hier der Unterart Wеstafrіkanischer Guеrеza (Cоlоbus guеrеza оccidentalis):
                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Colobus_guereza_occidentalis.jpg Ansichten: 0 Größe: 771,0 KB ID: 3334848
                                                                                                                                                                (Foto Charles J. Sharp, CC BY-SA 4.0)

                                                                                                                                                                Dazu schickte er mir diesen Zoo-Link mit der Nahaufnahme eines einsamen Guеrеza. Seine Rufe sind zwar nur ein schwacher Abglanz der Rufe eines Herrschers der Affenwelt, aber doch klar erkennbar. Die eigene Aufnahme ist da schon ganz was anderes. Die einzige weitere Aufnahme aus freier Wildbahn, meiner ganz ähnlich, habe ich später noch auf wildsolutions.nl gefunden, siehe die verwandte Unterart Mau Forest guеrеza (Cоlоbus guеrеza matschiеi).
                                                                                                                                                                Im Wikipedia-Beitrag ist zu lesen, das in den westlich gelegenen, ungeschützten Arealen des Verbreitungsgebietes der Westafrіkanіsche Guеrеza selten geworden ist und nur noch in geringen Populationsdichten vorkommt bzw. wegen der Jagd zur Buschfleischgewinnung völlig verschwunden ist. Das kann ich zumindest für die Region um Mékаmbo verneinen. Von selten kann ja wohl keine Rede sein, wenn die Antworten auf meinen Affenkönig vielfach aus den verschiedensten Richtungen des Regenwаldes kommen. Das zeigt mir wieder, dass diese Gegend, obwohl sie keinen Schutzstatus hat und obwohl gejagt wird, noch ziemlich intakt ist.

                                                                                                                                                                Diese Karte zeigt, wie die Gegend rund um Mékаmbo weitläufig umringt ist von Schutzgebieten in Gаbun, Kаmerun und dem Kоngo (Tridоm):
                                                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: CongoforestbasinTRIDOM.jpg Ansichten: 0 Größe: 214,6 KB ID: 3334849
                                                                                                                                                                (Cоngо basin map under TRIDOM, Public Domain)

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  So 23. Juni 2024, Cаmpement Mаkowа


                                                                                                                                                                  Seit dieser Nacht stehe ich nicht mehr auf, nur um zu pullern. Es ist mir zu mühsam, 2 oder 3 oder 4 mal nachts aufzustehen, jedes mal das Moskitonetz großflächig zu öffnen, jedes mal unter die Hängematte zu schauen, ob da eine Schlange lauert, jedes mal die Crocs zu inspizieren, ob sich da Skorpione, Spinnen oder Ameisen verstecken, aufzustehen, mit Kopflampe, welche Massen von Insekten anlockt, die dann um das Gesicht herumschwirren, ein paar Meter zu gehen, die Hose herunterzulassen und dabei den (zugegeben wenigen) Mücken die unbedeckte Anatomie zu präsentieren, das Ganze vielleicht noch mit Schirm in der Hand, weil es gerade regnet, und danach wieder in die Hängematte zu steigen, wobei alles Interieur wie zB Kopfkissen und Schlafsack-Inlett verrutscht, alles wieder dorthin zurückbringen, wo es hingehört, sich ins Inlett packen, alles faltenfrei zurechtruckeln, das Moskitonetz schließen und dann alle eingedrungenen Blutsauger innerhalb des Moskitonetzes zu erschlagen.

                                                                                                                                                                  Pullern geht viel einfacher im Liegen in meine 850ml-Titantasse. Entleert wird sie mit Schwung möglichst weit weg und immer an dieselbe Stelle. Dazu muss man das Mückennetz nur minimal öffnen. Morgens dann die Tasse im Fluss auswaschen und gleich mal den Kaffee anrühren.

                                                                                                                                                                  Das hat sich insofern ausgezahlt, als das jetzt unter meinem Tarp einer dieser wunderschönen schillernden großen Schmetterlinge nach meinem leckeren Urin giert. Farben blau, schwarz und weiß:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0159CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 349,4 KB ID: 3335685
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0178CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 237,1 KB ID: 3335692
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0168CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 277,7 KB ID: 3335687

                                                                                                                                                                  Es dagegen direkt über den Rand der Hängematte laufen zu lassen, wie von manchen Experten empfohlen, halte ich hier dagegen nicht für ratsam. Erstens ist es in der Brückenhängematte recht kipplig, man fällt schnell mal heraus, und zweitens tritt man dann am Morgen mit ziemlicher Sicherheit in die vielen wilden Bienen, die sich an der Pfütze bzw dem Versickerungsflecken sammeln.

                                                                                                                                                                  Während ich in der Hängematte still meinen kalt angerührten Kaffee genieße, höre ich östlich von mir im Urwald längere Zeit das Atmen und Schnaufen eines großen Tieres und ab und zu Knacken von Ästen. Sollte das ein Elе
                                                                                                                                                                  fаnt sein, der dort im Urwald ruhig frühstückt? Das wäre wunderbar! Ich weiß nicht, wie weit er entfernt ist, vielleicht 100 bis 200m? Natürlich traue ich mich nicht, mich ihm aktiv zu nähern. Dafür gruselts mir dann doch zu sehr, und ich bin schon froh, dass er nicht zufällig den Weg zu meiner Hängematte findet.

                                                                                                                                                                  So etwa hätte das aussehen können, der Urwald ist um das Lager herum ähnlich dicht bewachsen:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WaldelefantImWald.jpg Ansichten: 0 Größe: 423,4 KB ID: 3335708
                                                                                                                                                                  (Foto koenbetjes, CC0 1.0)

                                                                                                                                                                  Die Waldelе
                                                                                                                                                                  fаnten sollen tatsächlich gefährlicher sein als die afrikanischen Steppenelеfаnten. Begegnungen finden in der Regel über kürzere Entfernungen und überraschender statt, und dann gehen die Waldelеfanten recht schnell zum Angriff über.

                                                                                                                                                                  Natürlich bin ich mir nicht sicher, was das wirklich war. Infrage kämen vielleicht auch der Waldbüffel, wenn auch wenig wahrscheinlich, oder das Riesenwаldschwein, ein Monster, vor welchem sogar das tapfere Schneiderlein Reißaus nehmen würde:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Riesenwaldschwein_large.jpg Ansichten: 0 Größe: 332,5 KB ID: 3335712
                                                                                                                                                                  (Foto fisi, CC BY-SA 3.0)

                                                                                                                                                                  Männchen greifen manchmal ohne Vorwarnung an (irgendwie finde ich das Diminutiv “Männchen” hier unpassend).
                                                                                                                                                                  Insgesamt tendiere ich allerdings am ehesten zum Elе
                                                                                                                                                                  fаnten, schon wegen der deutlichen Atemgeräusche, die ich zumindest dem Büffel nicht zutraue, wenn er nicht gerade wütend ist.

                                                                                                                                                                  Vormittags nehme ich in längeren Fotosessions etliche weitere Schmetterlinge auf. Mit Urin kann man echt gute Schmetterlingslockplätze einrichten, was ich auf dem großen freien Platz zwischen den Hütten noch an zwei Stellen probiert habe, immer mit großem Erfolg.
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0205CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 648,9 KB ID: 3335695
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0124CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 542,8 KB ID: 3335686
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0155CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 416,7 KB ID: 3335689
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0154CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 439,2 KB ID: 3335688
                                                                                                                                                                  Die Schmetterlingsfotos sind leider oft nicht ganz scharf, viele habe ich auch aus Videos extrahiert. Alles eher nur dokumentarisch, wenn möglich zur Artbestimmung. Ich hänge die Bilder einzelner Arten unten mit an.

                                                                                                                                                                  Später habe ich den Rest von dem verbackenen “löslichen” Kaffee mit Zucker ohne Milch getrunken.

                                                                                                                                                                  ~12:10 wieder einige dieser Affen gesehen wie am ersten Tag, hoch oben in den Baumwipfeln. Groß, überwiegend schwarz mit weißen Applikationen. Ich habe auch deren Geräusche aufgenommen, also keine Rufe, aber wie das Geäst klingt, wenn die da durchklettern. Heute denke ich, es handelte sich um genau die großen Guerezа-Mаntelаffen, deren Chefs ich nachts gehört habe (mein “Affenkönig”).

                                                                                                                                                                  12:15 Baden gegangen, während es anfängt zu regnen. Hier passt auch, wie das mal vor 117 Jahren ablief, allerdings in besiedeltem Gebiet: “In einem größeren Bache, an dem der Weg vorüber führte, badete ich. Das tat wohl, die heißen Glieder so in die kühlen Wasser tauchen zu können. Mehrmals geriet ich in Versuchung, auch den Mund in das Wasser zu stecken und zu trinken, aber das durfte nicht sein. Nach ungefähr einer Viertelstunde stieg ich schnell, ohne abzutrocknen, in den Anzug, nahm mir ein Taschentuch voll Wasser, soviel halt drinbleibt, mit und marschierte lustig und etwas aufgefrischt weiter. Die Nеgеr und Nеgеrinnen die während dieser Zeit an mir vorbei kamen, blieben alle stehen und sahen neugierig meinem Treiben zu, unterhielten sich und lachten darüber” (20.9.1907).

                                                                                                                                                                  Während des Badens bedrängen mich die wilden Bienen. Beim Abtrocknen spüre ich einen stark schmerzenden Stich auf dem Kopf. Das könnte wieder eine Biene gewesen sein, oder ein Insekt, welches gezielt Wunden ansteuert. Ich glaube, sowas gibt es. Ich hoffe, das ist dann nicht gerade die Tsеtsе-Fliege.
                                                                                                                                                                  Überhaupt haben mich während der Schmetterlings-Fotosession etliche kleine Hautflügler angeflogen, welche aussahen wie Kriebelmücken. Gestochen haben sie nicht, entweder ich war schneller, sie zu verscheuchen, oder sie wollten nur meinen Schweiß.

                                                                                                                                                                  Tsеtsе-Fliegen sind im tropischen Afrika verbreitet, ernähren sich von menschlichem und tierischem Blut und übertragen die gefürchtete und als Schlafkrankheit bezeichnete Afrikanische Trypаnosomiasis. Sie sind tagaktiv und leben vorwiegend in dichten, feuchten Waldgebieten, bevorzugt in den Uferwäldern von Seen und Flüssen, also genau hier, wo ich mich befinde. Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann daher nicht unbemerkt bleiben. Nicht alle Tsеtsеfliegen sind Trypаnosomen-Überträger, sodass nicht jeder Stich zwangsläufig zu einer Infektion führt. Das Infektionsrisiko bei einem Stich ist regional sehr unterschiedlich und liegt durchschnittlich in der Größenordnung von 1%, denn auch die Durchseuchungsrate der Tsеtsеfliege variiert stark. In Gаbun gab es in den letzten 20 Jahren zwischen 8 und 53 nachgewiesene Infektionen/Jahr, also doch ein eher überschaubares Risiko. Dagegen zählte man in Gаbun im Jahr 2023 59248 neue Malaria-Fälle, 2018 sogar 112 Tausend Fälle.

                                                                                                                                                                  12:30 jetzt fängt es stärker an zu regnen, ich hänge wieder in der Hängematte ab.
                                                                                                                                                                  Bis jetzt schien die Sonne nur schwach durch die Wolken.

                                                                                                                                                                  13 Uhr, die Sonne kommt wieder hervor, das Solarpanel kommt auf mehr Leistung:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0364CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 699,4 KB ID: 3335711
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0288CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 660,1 KB ID: 3335699

                                                                                                                                                                  Dennoch wird das Smartphone nur von 53 auf 57% aufgeladen. Das scheint im Urwald ein echtes Problem zu sein. Und dabei bin ich hier auf einer richtigen Lichtung. Im Wald selber hätte ich Null Chance, die Geräte mit Saft zu versorgen. Auf dem Wasser sieht das natürlich anders aus, wenn man nicht gerade durch den Sumpfwald fährt. Wahrscheinlich sollte ein Solarpanel hier mindestens 100 Watt bringen, vor allem aber müsste die Elektronik dahinter sinnvoller ausgelegt sein als bei meinem Allpowers 21W ETFE Solar Panel von 2021.

                                                                                                                                                                  Langsam bin ich froh, dass ich hier so ein bequemes Lager habe mit etwas Auslauf. Ich stelle mir vor, ich wäre im Sumpfwald gefangen auf einer Brettwurzel.
                                                                                                                                                                  Die Luftfeuchtigkeit beträgt ständig um die 100%, ständiges Schwitzen ist angesagt, und das Mückennetz hindert effektiv den Luftaustausch. Auf dem Wasser war es definitiv angenehmer als hier auf Land.

                                                                                                                                                                  13:06 ein kleiner Tausendfüßler hat sich in meine Koje verirrt und wird nach draußen expediert.

                                                                                                                                                                  13:13 mehrfach Gewitterdonner im Westen.
                                                                                                                                                                  Ich liege in der Hängematte und lausche dem andauernden Donnergrollen. Es scheint aber stationär, dh es kommt nicht näher.
                                                                                                                                                                  Hier fallen die letzten Tropfen von den Blättern der Bäume.

                                                                                                                                                                  13:32 Irrung, das Gewitter kommt langsam näher.

                                                                                                                                                                  Zum Abendessen und um die Tabletten runterzukriegen, rühre ich eine Erbswurst aus historischen Beständen kalt in Wasser an und packe Haferflocken und eine Büchse Fisch dazu. Nicht gerade lecker, aber fast Vollwert.
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0305CR.jpg Ansichten: 0 Größe: 485,5 KB ID: 3335701

                                                                                                                                                                  Nur Zwiebel und Knoblauch habe ich vergessen. Diese marokkanischen Fischbüchsen werden wahrscheinlich in halb Afrika verkauft. Die Jäger nehmen sie auch mit in den Busch.
                                                                                                                                                                  Es dauert ein Weilchen, bis ich das runter habe. Ein Verdauungsschnaps hilft.

                                                                                                                                                                  Immer noch Schmetterlingsfotos. Das Smartphone lädt auch bei schwachem Licht gut, wenn es ausgeschaltet ist. So bekomme ich es am Abend noch auf 66% Ladestand.

                                                                                                                                                                  17:05 Ich bekomme Besuch, ein junger Mann mit Gewehr und Korb für die Beute. Schade, doch nicht mehr alleine.
                                                                                                                                                                  Zum Glück ist schon alles unter der weißen Tyvek-Plane weggepackt, was offensichtlich Begierde wecken könnte.
                                                                                                                                                                  Er sagt etwas in seiner lokalen Sprache, ich antworte, dass ich kein Französisch spreche, und aus Deutschland bin.

                                                                                                                                                                  17:15 Er geht runter zum Fluss, eventuell um Fische zu säubern. Hoch kommt er 10min später mit einem kleinen schwarzrußigem Topf und einem großen Messer.

                                                                                                                                                                  17:43 ich rieche den aromatischen Qualm seines Feuers. Er benutzt die östliche Lehmhütte (Bild), die auch abgeschlossen war. Er telefoniert kurz.
                                                                                                                                                                  17:49 massig Qualm dringt durch das Dach der Hütte. Innerhalb der Hütte muss die Luft zum schneiden sein. Wahrscheinlich vertreibt das die Mücken.
                                                                                                                                                                  17:59 er pflückt ein paar Früchte von den Bäumen, bleibt aber von meinem halbierten Baum fern.
                                                                                                                                                                  18:10 er telefoniert wieder, spricht leiser.
                                                                                                                                                                  18:14 er fegt seine Hütte
                                                                                                                                                                  18:21 er sägt etwas
                                                                                                                                                                  18:35 er telefoniert wieder, spricht leise.

                                                                                                                                                                  19:00 absolute Dunkelheit. Ich denke, der Mann ist jetzt fertig mit seinem Tagewerk und hat Zeit für ein kleines Interview. Ich ziehe mich an und gehe rüber zu seiner Hütte. Er steht vor dem Eingang und ich kann meine Fragen stellen.

                                                                                                                                                                  Zunächst interessiert mich seine Meinung zur Befahrbarkeit des Zаdié. Auch mit mehrfachem Nachbohren bleibt es dabei, es folgen jetzt Blockagen auf Blockagen und man kann auch nicht durch den Sumpfwald daran vorbei fahren.
                                                                                                                                                                  Ich frage auch, wie viele Kilometer lang der Abschnitt mit den Blockagen ist, er: 2km. Ok, damit meint er nur die erste. Nachfragen ergibt, darauf folgen dann Blockage auf Blockage. Also alles klar, eine Befahrung kann ich vergessen.

                                                                                                                                                                  Dann frage ich das Offensichtliche, ob er Jäger sei. Oui, seine Antwort. Ich: Natürlich weiß ich, dass du keine Elеfanten, Gоrillas und Schіmpansen jagst, aber, gibt es die hier um das Lager herum? Oui! Die gibt es hier alle drei. Ich erzähle ihm, ich hätte heute früh einen Elе
                                                                                                                                                                  fanten ganz in der Nähe schnaufen gehört. Dann bitte ich ihn, das Geräusch der Schіmpansen nachzumachen. Er: Auua Auua. Da erinnere ich mich, habe ich nicht vorgestern Vormittag solch ein Auua Auua gehört? Also war es kein großer Vogel, wie ich dachte, sondern ein Schіmpanse? Oh, das wäre die nächste meiner drei Wunscharten, denen ich nun wahrscheinlich ganz nah war.
                                                                                                                                                                  Dann bitte ich ihn, das Geräusch der Gоrillas nachzumachen. Das klingt ganz anders, aber leider habe ich es schon wieder vergessen, wie er mir das vorgemacht hat.

                                                                                                                                                                  Meine letzte Bitte, einmal einen Blick in seine Hütte werfen zu dürfen, lehnt er ab, non. OK, kein Problem. Ob da dann doch der Gоrilla-Schädel an der Wand hängt, oder die Elе
                                                                                                                                                                  fantenstoßzähne unter der Liege?

                                                                                                                                                                  Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Gesprächs, bedanke mich und gehe zurück ins Bett.
                                                                                                                                                                  Der Google Translator funktioniert zZ ziemlich gut, offline, zumindest in die Richtung Deutsch nach Französisch. Deshalb muss ich Fragen immer so stellen, dass sie mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Andernfalls würde ich ja die Antwort nicht verstehen können.
                                                                                                                                                                  Sogar die Sprachausgabe des Google Translators funktioniert jetzt ohne Netz, das war in Brasilien noch nicht der Fall. Die Sprachausgabe ist hier wirklich hilfreich, da ich oft merke, dass die Gesprächspartner oft Schwierigkeiten haben, das Französische zu lesen. Der Busfahrer am Donnerstag Abend in Mékаmbo sagte mir sogar direkt, dass er kein Französisch lesen kann.
                                                                                                                                                                  Nur an einer anderen Stelle sehe ich eine Verschlechterung, die Übersetzungshistorie funktioniert nicht mehr so einfach wie früher. Ich fand das gut, auf die ganzen Übersetzungen wieder einfach zugreifen zu können. Das ist garantiert wieder so eine dämliche Datenschutzsache.

                                                                                                                                                                  Der Beginn der Nacht ist jetzt übrigens absolut dunkel. Pechschwarze Nacht, solange der Mond nicht aufgegangen ist.
                                                                                                                                                                  In pechschwarzer Nacht einem pechschwarzen Mann ins Gesicht zu schauen ist auch eine spezielle Erfahrung. Man sieht nichts weiter als das Weiße der Augen.

                                                                                                                                                                  20:26 Schuss in ~1km Entfernung Richtung Süden.

                                                                                                                                                                  23:40 ein weiterer Mann ist gekommen, sagt Bonjour, schüttelt den Kopf zu dem von mir abgesägten Baum, kontrolliert, ob ich wenigsten die Früchte am Kakao-Baum drangelassen habe, und geht weiter bis zu den Unterständen. Dort macht er Feuerholz.

                                                                                                                                                                  00:05 ein dritter Mann ist mit Taschenlampe den Pfad hochgekommen, sagte nichts, läuft erst mal in Richtung Lehmhütte, spricht jetzt laut mit dem zweiten. Das Sternenlicht reicht ihnen oft.
                                                                                                                                                                  Ich lausche ein Weilchen, auch um zu erkennen, wie die drauf sind.

                                                                                                                                                                  00:55 es tröpfelt etwas
                                                                                                                                                                  01:09 das große Palaver ist beendet, es kehrt endlich Ruhe ein. Ab nun nur noch seltene Wortmeldungen.

                                                                                                                                                                  Ich finde das ganz großartig, dass meine drei mich besonders interessierenden Arten, also Wаldelе
                                                                                                                                                                  fаnt, Flаchlandgоrilla und Schіmpаnse, tatsächlich hier vorkommen. Und zwar im ganz normalen gаbunischen Wald, nicht nur in Restpopulationen in Nationalparks, wo sie den Touristen wie im Zoo vorgeführt werden. Ich denke nicht einmal, dass die Populationsdichte hier großartig geringer ist als in den Nationalparks. Alle drei Arten sind gesetzlich geschützt und die meisten Waldläufer halten sich vermutlich daran. Höchstens in Grenznähe zum Kоngо und nach Kаmerun vermute ich, könnte Wilderei ein größeres Problem sein.
                                                                                                                                                                  Der einzige Unterschied wird sein, dass die Forschung überwiegend in den Nationalparks durchgeführt wird.


                                                                                                                                                                  Schmetterlingsarten
                                                                                                                                                                  Blaues Diadem Hypolimnas salmacis:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: C0007SchmetterlinGroßBlauSchwarzWeiß2.png Ansichten: 0 Größe: 1,31 MB ID: 3335713
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0313SchmetterlingBlauSchwarzWeißUnterseite.jpg Ansichten: 0 Größe: 288,4 KB ID: 3335703
                                                                                                                                                                  http://www.insektenbox.de/exoten/blaudi.htm
                                                                                                                                                                  https://en.wikipedia.org/wiki/Hypolimnas_salmacis
                                                                                                                                                                  https://publikationen.bibliothek.kit...062569/3952310

                                                                                                                                                                  Common Leopard - Phalanta phalantha Drury, 1773:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0201k.jpg Ansichten: 0 Größe: 490,7 KB ID: 3335691
                                                                                                                                                                  https://en.wikipedia.org/wiki/Phalanta_phalantha

                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0292grünSchwarzerSchmetterling.jpg Ansichten: 0 Größe: 430,6 KB ID: 3335700
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0154k.jpg Ansichten: 0 Größe: 193,5 KB ID: 3335684

                                                                                                                                                                  Neptidopsis ophione:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0189k.jpg Ansichten: 0 Größe: 225,4 KB ID: 3335690
                                                                                                                                                                  https://www.inaturalist.org/taxa/149...dopsis-ophione
                                                                                                                                                                  https://en.wikipedia.org/wiki/Neptidopsis_ophione
                                                                                                                                                                  https://lepiforum.org/wiki/page/Neptidopsis_ophione


                                                                                                                                                                  Neptis nemetes Hewitson, 1868? Neptis nysiades:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0216k.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,5 KB ID: 3335694
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0304SchmetterlingSchwarzWeiß.jpg Ansichten: 0 Größe: 293,5 KB ID: 3335698
                                                                                                                                                                  https://lepiforum.org/wiki/page/Neptis_nemetes
                                                                                                                                                                  https://en.wikipedia.org/wiki/Neptis_nemetes
                                                                                                                                                                  https://en.wikipedia.org/wiki/Neptis_nysiades
                                                                                                                                                                  https://abdb-africa.org/species/neptis_nemetes
                                                                                                                                                                  https://upload.wikimedia.org/wikiped...erflies_Neptis


                                                                                                                                                                  Acraea circeis (Drury, 1782):
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0196k.jpg Ansichten: 0 Größe: 311,1 KB ID: 3335693
                                                                                                                                                                  https://www.alamy.de/stockfoto-weiss...-43152909.html


                                                                                                                                                                  Peneleos acraea - Telchinia peneleos peneleos?
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0261k.jpg Ansichten: 0 Größe: 325,6 KB ID: 3335696
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0262schwarzOrangerSchmetterling.jpg Ansichten: 0 Größe: 333,4 KB ID: 3335697
                                                                                                                                                                  https://archive.org/details/diegross...p?view=theater

                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0308SchmetterlingWeißGelbUnterseite.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,2 KB ID: 3335702
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0317SchmetterlingBraun.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,8 KB ID: 3335704
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0327SchmetterlingBraun.jpg Ansichten: 0 Größe: 403,3 KB ID: 3335706
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0331SchmetterlingBraun.jpg Ansichten: 0 Größe: 413,5 KB ID: 3335707
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0348SchmetterlingSchwarzTransparentOrangeUnterseite.jpg Ansichten: 0 Größe: 348,4 KB ID: 3335705
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0353SchmetterlingSchwarzTransparentOrange.jpg Ansichten: 0 Größe: 276,7 KB ID: 3335709

                                                                                                                                                                  Nachtfalter auf Tyvek:
                                                                                                                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY0361weißerNachtfalter.jpg Ansichten: 0 Größe: 173,8 KB ID: 3335710
                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Spartaner; Gestern, 11:00.

                                                                                                                                                                  Kommentar