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    [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 51.3565005
    Längengrad 10.3048754
    Nachdem Prachttaucher anregte, doch mal etwas mehr über lokale niedersächsische Wanderwege zu schreiben, versammle ich hier mal meine bisher einzelnen Einträge über Wege in Zusammenhang mit und/oder in der Nähe des Pilgerwegs Loccum–Volkenroda. Wie man aus der Info-Webseite zu diesem Pilgerweg sehen kann (z.B. beim Pilgerweg-Navigator), gibt es nicht nur den Hauptweg, sondern auch ein paar mehr oder weniger klosterbezogenen Nebenwege. So kann man zum Beispiel am sehr schönen Kloster Mariensee starten, wo auch die dazu gehörende Gartenanlagen eine Besichtigung wert sind. In der Nähe (Gegenrichtung) gibt es noch die Gelegenheit, sich mit Proviant einzudecken (Bäcker, Fleischer, ...), dann geht es weiter in Richtung Steinhuder Meer, das man entweder am Nordufer oder am Südufer passieren kann.

    Eine (momentan nur rudimentäre) Infosammlung findet sich auch im ods-wiki-Artikel zum Weg.

    So sieht’s zum Beispiel auf dem Stück zwischen Neustadt und Poggenhagen aus (Nebenweg 12: Steinhude–Kloster Mariensee):





    Der Wegabschnitt ist sehr hübsch, wobei die Pilgerroute eher die kleinen Pfade bevorzugt. Manchmal auch nicht, alternativ gibt es auch Parallelpfade durch wegbegleitende Wäldchen (die sonstigen Spaziergänger bleiben erfahrungsgemäß eher auf den asphaltierten Wegen):





    Auch gegen Abend ist es dort eher idyllisch



    tagsüber aber auch nicht schlecht (am gegenüberliegenden Ufer verläuft der E1)



    und Wirtschaftswege gibt’s dort natürlich auch:







    Wer Forellen mag, kann, wenn während der Saison immer freitags und samstags die Anlagen der Edelkrebs- und Forellenzucht direkt an der K333 geöffnet haben, sein Proviant mit frischen sowie geräucherten normalen als auch Lachsforellen erweitern (sicherheitshalber vorher anrufen, der Verkauf ist nur geöffnet solange der Vorrat reicht, und eine Sommerpause (edit: und ebenso eingeschränkte pandemiebedingte Öffnungszeiten) gibt es bspw. auch) Edit 2: Gefühlt dauernde Änderungen der Öffnungszeiten machen diese Bezugsquelle unzuverlässig. Momentan (Juli 2022) ist es nur noch der 1. Samstag im Monat und nur noch von 10 bis 14 Uhr, auch bekam ich schon zu hören, ich hätte vorbestellen müssen. Nun denn: Alternativen wären ein Fischgeschäft in der Windmühlenstraße von NRÜ oder der Wochenmarkt freitags bei der Kirche.


    Auch vom teilweise auf diesen Nebenwegsstrecken verlaufenden Sigwardsweg (benannt nach einem Mindener Bischof aus dem 12. Jahrhundert) gibt es eine Süd- und eine Nordroute. Im Moment ist die Webseite zum Weg offline, man findet aber einen gps-track z.B. bei wanderkompass.de.
    Zuletzt geändert von lina; 02.07.2022, 20:12.

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    #2
    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

    Noch mehr Wege ....

    Den eigentlichen Pilgerweg Loccum – Volkenroda traf ich eigentlich eher zufällig, obwohl mir schon länger immer wieder mal auffiel, dass auf Schildern an den netten Wegabschnitten der Umgebung häufig das Pilgerwegs-Icon prangte.

    Auf der Suche nach einem erreichbaren Wanderweg entdeckte ich zunächst die Fürstenroute, welche eigentlich ein Radweg ist. Das bedeutet hier, dass sie einen sehr hohen Asphaltanteil aufweist und sich teilweise sehr längt, vor allem dann, wenn man so auf straßenbegleitenden Radwegen vor sich hin tapert. Ich habe auf dem Weg zwar trotzdem manche schönen Orte gefunden, wurde dann aber abgelenkt, und zwar


    gleich hinter Hagenburg

    nicht nur von der einzigen Bärlauchansammlung weit und breit ...



    ... sondern von einem Abzweig: links ging’s weg zum Pilgerweg Loccum-Volkenroda – und das sah viel schöner aus zum Laufen als die Fürstenroute (ist ja auch als Fußweg gedacht)


    Blick zurück auf die Wegkreuzung

    Ein paar hundert Meter weiter kam dann der Sigwardsweg (Nordroute) dazu







    Links hoch dann weiter – rechts ist auch spannend, aber das wusste ich da noch nicht ….



    Oben ging’s dann einen Kamm-Weg entlang



    Rechts das Steinhuder Meer



    und links das Schaumburger Land



    Und dann ...



    E1? Hier???

    Tatsächlich! Am nächsten Dorfrand weitere Schilder: „E1 über Düdinghausen“



    Nun war ich doch neugierig, vergaß Bergkirchen (sehr schöne alte Kirche, ein Hofladen für Proviant) und die bisherigen Wege und folgte der angegebenen Richtung Zunächst ging das noch, aber es wurde später offensichtlich, dass hier schon länger niemand mehr entlang gelaufen war




    Wegstein mit alter Gravur und Baumpilze

    Der Weg wurde immer vermoster, die Laubschicht tiefer und man musste über Baumstämme klettern. Da nicht klar war, ob die Wegführung durch den Wald weiterging oder an dessen Rand entlang, versuchte ich die zweite Variante, es war aber nicht wirklich herausfindbar.



    Traktoren fuhren auf den Feldern, und ein Spaziergänger mit Hund war unterwegs. Da es langsam dunkel wurde, ging ich zurück nach Düdinghausen und traf an einer der vorherigen Abbiegestellen dann das E1-Zeichen wieder



    Die Recherche ergab nur Spärliches: Offensichtlich wurde irgendwann mal in Hagenburg die Wegführung geändert. In meiner Auflage des „Krause“ ist jedoch schon die neue drin. Aber fein, dass die alten Schilder noch da sind



    Bei der nächsten Gelegenheit auf dem Nebenweg Loccum – Volkenroda habe ich mich dann verlaufen (Aspaltanteil erneut sehr hoch, aber doch hübsch durch Felder)

    Bergkirchen und die Galloways

























    Einige Zeit später folgte weiteres entspanntes "Flanieren in den welfischen Staatsforsten"



    und dann doch wieder der

    Sigwardsweg: Wölpinghausen – Bad Rehburg

    welcher so ungefähr wie der Nebenweg des Pilgerwegs Loccum-Volkenroda zum Kloster Mariensee verläuft, teilweise auch wie der Roswithaweg.

    Ich lief dort in entgegengesetzter Richtung (und vielleicht lag es auch daran, dass ich fand, dass der Weg miserabel ausgezeichnet war: Schilder waren zwar vorhanden, aber missverständlich platziert, sodass ich – auch bei der folgenden Fortsetzung in Richtung Loccum – mehrere Male falsch abgebogen bin. Zum Glück hatte ich den track auf dem Navi und konnte den Weg zurück finden). Pluspunkt: Die Wegführung ist vorwiegend asphaltfrei angelegt.

    Hübsch zu laufen war es aber allemal, dieses Mai-April-Wetter war einfach toll, es hatte die Nacht vorher geregnet, alles war am Blühen und Duften und neue Regenfälle gab es trotz Bewölkung keine.









    Hier sind die Markierungen aller drei Wege versammelt: Das rote Zeichen ist für den Sigwardsweg, das grün-weiße für den Nebenweg PW LV/Kloster Mariensee und das X mit dem R darunter für den Roswithaweg (was ich bisher davon sah, sieht ebenfalls interessant aus):




    Wilhelmsturm



    Von welchem Piepmatz stammen denn die hellblauen Eierschalen?







    Hier zum Beispiel zeigt das Weg-Zeichen auf dem Schild auf Abbiegen. Das ist hier (Treppe hoch) aber falsch: Abbiegen muss man erst ein paar Meter weiter.




    Museum und Kurgelände Bad Rehburg





    Zurück nach Wölpinghausen nahm ich den Parallel-Pfad (verläuft näher an der Straße) – der war sogar noch hübscher. Kann auch sein, dass der Waldboden mal zusätzlich mit gehäckselter Rinde bestreut wurde: Man konnte jedenfalls wunderbar angenehm federnd darauf gehen. Mit diesem Weg wäre man, so man benötigt, auch in der Nähe des Campingplatzes Erlengrund (andere Straßenseite und noch ein paar hundert Meter weiter ins Gelände)



    ***

    Sigwardsweg: Bad Rehburg – Loccum (Kloster)

    Bad Rehburg präsentierte sich – wie inzwischen viele Kurbäder – als ziemlich verlassen, dennoch ist die historische Bäder-Architektur hübsch anzuschauen



    auch wenn sie manchmal etwas verfallend daherkommt



    Hügelaufwärts (ein Stückchen auf den Spuren des Meer(Rad)wegs) führt der Weg dann wieder in die Wälder







    Hier findet man dann auch die Schilder, auf denen vom „Promenieren“ als „Mode in der Zeit der Romantik“ erzählt wird, auf speziell angelegten Wegen und zu Gunsten der Gesundheit der Kurgäste. Bänke an speziell benannten Plätzen laden zu Pausen ein.


    Platz mit Gedenk-Säule und Bank zu Ehren der Prinzession Marie Wilhelmine, spätere Gattin von Georg V. (Der i-Punkt ist zwar historisch nicht plausibel, sieht aber eh nachträglich hinzugefügt aus )

    Ab dem weithin sichtbaren Fernmeldeturm geht der Weg dann wieder abwärts



    Kinderlachen ließ mich erst an ein Freibad denken, die nicht ganz passenden Temperaturen und ein kurzer Ausstieg aus dem Wanderer-ZEN-Gefühl (AKA Blick auf die Karte) enthüllte dann aber: Die Ursache der Fröhlichkeit war der hier und seine Kollegen aus dem Dino-Park – ahja




    Hier finden tatsächlich aktuelle Forschungsarbeiten statt zu Dinosaurier-Spuren – der Dino-Park ist also nicht nur (wie der Name fälschlicherweise vermuten lässt) ein simples Freizeitvergnügen


    Asphaltstück in Richtung Münchehagen

    Nach falschem und dann richtigem Abbiegen dann Raps, Raps und noch mehr Raps



    und noch ein Brassica-Familienmitglied – aber was eigentlich für eines? Wegrauke?




    Stängelumfassende Taubnessel?







    Ein paar Abzweigungen später trifft der Sigwardsweg auf den Haupt-Pilgerweg Loccum-Volkenroda, und dessen Verlauf ist dann außerordentlich idyllisch. Einzelne Spaziergänger waren auffallend langsam und kontemplativ unterwegs, warum auch immer,





    und vorbei am Anfangs-Denkmal des Pilgerwegs gelangt man dann, an der Klostermauer entlang, auf das ausgedehnte und sehr sehenswerte Klostergelände


    Offizieller Startpunkt des Pilger-Hauptwegs


    Refektoriumsgarten


    Ehemaliges Abthaus (links)


    und schließlich noch die Klosterkirche

    Das Kloster ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln vergleichsweise wirklich gut erreichbar.
    Zuletzt geändert von lina; 19.04.2016, 09:43.

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    • lina
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      #3
      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

      Ab hier also der Hauptweg:

      Pilgerweg Loccum – Volkenroda: Kloster Loccum – Stadthagen

      Da das letzte Wegstückchen so hübsch war und das Klostergelände so beeindruckend, war klar, dass ich da nochmal hin musste

      Ende der ersten Etappe war, laut Text auf der Informationstafel an der einen Hälfte des Pilger-Denkmals (die andere Hälfte dessen steht am Ziel), Stadthagen, in einer Entfernung von 19 km. Für untrainierte Pilger fand ich diese Anfangs-Etappenlänge ganz schön ambitioniert, auch wenn die Gegend nicht hügelig ist, aber immerhin erreicht man Pollhagen, das ist die nächsten Ortschaft, schon nach 10 km.

      Nun denn los – jetzt dem dunkelblauen Zisterzienserkreuz-Zeichen nach



      oder dem aufgemalten LV





      Auf der Bach-Oberfläche war es unruhig: Wasserläufer flitzten hier hin und her





      und weil ich (theoretisch ) Zeit hatte (... es war noch hell ...), schaute ich mir auch noch die Luccaburg aus dem 9. oder 10. Jahrhundert an, die in Wegnähe liegt






      Knoblauchsrauke und Sauerklee

      Nach wenigen weiteren Metern trennen sich Haupt- und Nebenweg, und ein paar Minuten später fand ich heraus, dass ich vergessen hatte, den track auf das Navi zu übertragen. Immerhin hatte ich die Karte abfotografiert. Ich beschloss, dass das reichen musste, und hoffte, dass der Pilgerweg besser markiert ist als der Sigwardsweg. Im Großen und Ganzen ist das auch so.



      Inzwischen blinzelte die Sonne wieder öfter durch die Wolken und die oberste Lage Klamotten wanderte in den Rucksack. Ich passierte einen See und tauchte dann in den Wald ein. Wunderschön ist es hier






      Aurorafalter



      Nach einigen Abzweigen und einem dunkler anmutenden Waldstück





      sowie einem kurzen Wegstück zwischen Feldern (ein eiskalter Wind wehte, und ich war froh um das mitgenommene Windshirt)



      folgte dann etwas Durststrecke: Eine relativ lange Passage entlang einer zum Glück nicht stark befahrenenen Straße


      fast geschafft

      Das Windshirt kam wieder in den Rucksack, und jetzt wurde es richtig saftig grün: Die Waldböden waren über und über bedeckt mit Pflanzen



      und als ich zwischen den Wällen einer ehemaligen Privatbahnlinie durchgelaufen war, konnte ich dem Anblick kaum glauben: Bärlauch so weit das Auge reichte! Blätter wie Handtücher! Ich sandte gedanklich ODS-Grüße an Homer Etwas irritiert war ich, dass es hier nicht nach Knoblauch roch, aber die Blüten waren noch geschlossen.






      Ehemaliger Bahndamm

      Vergnügt ging es weiter zum Platz-Der-Beiden-Hochsitze





      und vorbei an einer schmucken Schutzhütte – einem schickeren Nachbau einer früheren hier gelegenen Hirten-Unterkunft



      Am Beginn des nächsten Wäldchens war die Markierung nicht eindeutig, aber hier rettete mich die Kenntnis des folgenden Ortsnamens, kombiniert mit der abfotografierten Karte und dem Navi zur Ortsbestimmung: Es geht geradeaus weiter.

      Meine Füße freuten sich außerordentlich, dass der Wegbelag aus haselnussgroßen Schotterstückchen nach der Schranke endlich aufhörte – wer denkt sich sowas, für markierte Rad- und Wanderwege, eigentlich aus?!?



      Es geht vorbei an einem Forsthaus, nach dem ich den noch im Winter begangenen Fürstenweg kreuzte; hier blühten die Obstbäume



      und bald darauf geht es sanft hügelabwärts auf Pollhagen zu





      Mich faszinierten die dortigen perfekt gemähten Rasenflächen, die mich stark an meine Radtour in der Gegend um Vechta erinnerten. Pollhagen präsentierte sich fast menschenleer, erst in der Dorfmitte sah ich vereinzelt Leute auf der Straße.



      Hier scheint auch die heimliche Hauptstadt der silbergrauen Autos zu sein – ok, dunkelblau kommt auch manchmal vor, aber selten Die häufig steinernen Säulen links und rechts an den Grundstücks-Eingängen präsentierten sich sorgfältig bemeißelt & beschriftet, und es gibt sogar ein Storchenpaar im Ort.

      Der Weg zweigt ab und überquert den Mittellandkanal



      Überrascht stellte ich fest, dass die Dörfer vor Stadthagen praktisch ineinander übergehen.

      So, letztes Foto, kurz vor Stadthagen



      und ich muss sagen, dass mir diese Etappe wirklich sehr gut gefallen hat.
      Zuletzt geändert von lina; 03.11.2014, 12:20.

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      • lina
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        #4
        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

        Stadthagen – Rehren habe ich dann erst einmal ausgelassen (edit: inzwischen in #56), es folgte gleich

        Rehren – Hessisch Oldendorf

        In der Wegbeschreibung ist dies Etappe Nr. 3, und eine der ersten Aktionen war Windshirt-Anziehen – huh, was war das kalt!! Dann Autobahnbrücke unterquert, Landstraße überquert, und ab in den Wald. Hier wurde es gleich besser.

        Kaum jemand war unterwegs, der Wanderparkplatz war nahezu unbesetzt, der frisch gemähte Fußballplatz verlassen. Und auch nachdem das verhaltene Geräusch der wenigen auf dem Tennisplatz hin- und her hüpfenden Bälle nicht mehr hörbar war, sah ich nur vereinzelt und für kurze Zeit mal ein paar Leute.

        Zunächst folgt die Wegführung einem Stück Straße – die Böschung am Straßenrand war über und über bedeckt von blühendem Waldmeister und vor allem Bärlauch







        Beschaulich geht es dann zwischen den alten Bauerngehöften von Rannenberg hügelaufwärts.

        Auch dieser Ort schien ausgestorben, kein Kaffeeduft in der Luft, trotz Sonntagnachmittag. Wo waren die nur alle? Eine graue Perserkatze saß mitten auf der Straße, und der Fahrer des ein paar Momente später um die Ecke biegenden Autos fuhr langsam um sie herum, während sie ihm nahezu bewegungslos nachschaute. Dafür zwitscherten die Piepmätze, und zwei Ponys sowie ein paar weitere wollige Genossen widmen sich mehr oder weniger aktiv der Wiesenpflege




        fetz

        Beim nächsten Hof wurden frische Eier angeboten, die Hühner dazu tippelten hinter dem Haus durch ihr Gehege. Hätte man jetzt Kochutensilien dabei gehabt, wäre das Abendessen gesichert gewesen

        Die Pflanzen an der Böschung sahen nach wildem Majoran aus, der Geruchstest fiel aber negativ aus. Was war das nur für eine Pflanze? Die Sternmieren bildeten an den wärmeren Plätzen schon Samenstände aus, die Löwenzahnblätter waren makellos grün, dazu ungewohnt riesig, und sie fühlten sich sichtlich wohl hier. Noch immer war es stark bewölkt, aber der Wind hatte abgenommen – das Windshirt wanderte in den Rucksack.






        noch innerdörfliche Schutzhütte

        An einem kleinen Dorfplatz mit Bänken, die dort wohl schon sehr lange stehen, Papierkorb und historischer Info-Metalltafel hing auch eine Wanderkarte mit eingezeichneten Wegen im Auetal – sehr praktisch. Bei den letzten Häusern zweigt dann ein Wirtschaftsweg ab, hügelaufwärts.


        Blick zurück


        zur Seite


        und weiter

        Der nächste Abzweig kam überraschend – nun geht es wieder hügelabwärts, erneut durch intensives Grün. Die auf dem Weg sitzende große Weinbergschnecke wirkte fast wie ein Fossil, und zeitweise blinzelte inzwischen sogar mal die Sonne durch die Bäume







        Das Springkraut war auch schon kräftig am Wachsen – und wie ging gleich nochmal Brennesselspinat? Offensichtlich war ich hungrig losgelaufen





        Nach einem füßestrapazierenden Stück Schotterstrecke bergabwärts folgte die nächste Wanderweg-Kreuzung (u.a. auf den Weserberglandweg) – hier hätte ich am liebsten länger bleiben mögen, es war aber schon etwas spät ...





        Eine der inzwischen seltenener gewordenen Markierungen des Wegs an einem Baum – wenn es dazu Weg-Schildchen gab, waren die auf dieser Etappe von der Sonne überwiegend so stark ausgeblichen, dass fast nichts mehr erkennbar war



        Inzwischen waren die ersten Auto-Geräusche zu hören, doch die größere Straße blieb außer Sichtweite. Stattdessen folgten weiterhin Wald-Trampelpfade



        Einige Zeit später passiert und umrundet der Weg das alte Waldbad Rohden (das sich offensichtlich dank zahlreicher Unterstützer momentan in Renovierung befindet) samt angeschlossenem Fußballplatz und Schutzhütte in der Kehre



        dann führt der nächste Waldpfad an der Häusergrenze entlang. Den folgenden Abzweig zur mittelalterlichen Burgruine Burg Rohden hätte Göga wahrscheinlich nicht ausgelassen – befindet sie sich doch in gerade mal 400 m Entfernung Mir war aber derzeit eher nach Grün anstatt nach Gemäuer, auch wenn bald wieder Dörfergucken (Segelhorst) angesagt war, verbunden mit der Feststellung, dass es wohl in der näheren Umgebung hier einen besonders talentierten Anbieter für Trampoline zu geben schien – kaum ein Garten kam ohne eins aus





        Und auch hier: Nahezu keinerlei Zweibeiner unterwegs





        So machte mir dann auch das folgende Stück Straße nichts aus, ich blinzelte ins Grüne während oben gemütlich etwas mittelgroßes Mittelbraunes kreuzte – Fuchs? Kleines Reh? Leider zu weit weg, um es genau zu sehen, auch der Kamera-Zoom half nicht









        Kurze Zeit später erreichte ich dann den Ortsrand von Barksen. Moment – Barksen?? Ein Blick auf das Navi zeigte: Ich hätte vorher abbiegen müssen, dort, wo ich den Abzweig zum Süntelweg fotografiert hatte (sah ebenfalls vielversprechend aus). Egal. Ein paar Meter zurück, dann konnte ich über einen Feldweg doch noch auf die richtige Strecke treffen, die in der Nähe der Baumreihe entlang ging. Schnecken in großer Zahl waren unterwegs, scheinbar planlos kreuz und quer zwischen den Feldern





        Am Ende des Weges ein falsch scheinender Abzweig, aber dann doch: ein Trampelpfad durch die nächste Wiese, der der Grasbiegerichtung nach eher in Gegenrichtung genutzt wurde. Ich durchpflügte kniehohes Grün und gelangte damit doch auf den angepeilten Wanderweg





        Hier sieht man das Wegzeichen für den Pyrmonter Weg (30 km von Barsinghausen nach Pyrmont) sowie, aufgemalt, das Zeichen für den Süntelweg – welcher welcher ist und ob sie vielleicht dieselben sind, ist noch herauszufinden ...



        und am Ende des schönen Pfades liegt dann Hessisch-Oldendorf, von wo aus sich der Weg in Richtung Hameln fortsetzt.



        ---

        Edit: Vielleicht noch interessant als Ergänzung: Wanderwege Region Hannover
        Zuletzt geändert von lina; 13.01.2020, 20:52.

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        • Prachttaucher
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          • 21.01.2008
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          #5
          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

          Mein Respekt ! Da jammert man ein bißchen rum und schon kommt ein rießiger Reisebericht, der Strecke für mehrere Wochenenden beinhaltet. Hast Du so etwas für alle Fälle immer parat in der Hinterhand, um dann mal eben schnell....?

          Lesen kommt noch.

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          • lina
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            #6
            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda


            Nee, halbsowild, das ist bisher nur eine Zusammenfassung von verstreuten Einzelteilen aus dem "Outdoorerlebnis-heute"-Thread Eigentlich wollte ich den Reisebericht erst erstellen, nachdem ich Volkenroda erreicht habe – aber dann war doch mehr Stoff vorhanden als ich zunächst dachte. Zudem fand ich die Idee mit den möglichen Wegen drumherum auch reizvoll, und so habe ich halt schon mal angefangen und hoffe auf baldige Fortsetzungsmöglichkeiten ...

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            • Lookas
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              • 01.11.2011
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              #7
              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

              Yeah, Lina! Jetzt auch du? Herrlich! Ich habe gerade die Bilder goutiert und mich gefreut, dass ich fast alles sofort wiedererkenne. Nur - bei dir sieht's viel besser aus als in echt.

              Zitat von lina Beitrag anzeigen
              Einige Zeit später passiert und umrundet der Weg das alte Waldbad Rohden (das sich offensichtlich dank zahlreichender Unterstützer momentan in Renovierung befindet) samt angeschlossenem Fußballplatz und Schutzhütte in der Kehre

              Die Hütte kann ich übrigens empfehlen. Günstig, gut gelegen und ruhig.

              Zitat von lina Beitrag anzeigen
              Kurze Zeit später erreichte ich dann den Ortsrand von Barksen. Moment – Barksen?? Ein Blick auf das Navi zeigte: Ich hätte vorher abbiegen müssen, dort, wo ich den Abzweig zum Süntelweg fotografiert hatte (sah ebenfalls vielversprechend aus). Egal. Ein paar Meter zurück, dann konnte ich über einen Feldweg doch noch auf die richtige Strecke treffen, die in der Nähe der Baumreihe entlang ging. Schnecken in großer Zahl waren unterwegs, scheinbar planlos kreuz und quer zwischen den Feldern
              Und das ist mir auch passiert! Ich bin so oft an den Markierungen hier und da vorbeigerannt, dass ich manchmal schon ins Schimpfen kam ob der Bleiche ihrer Kreuze. Ohne Karte ist das an manchen Ecken des Weges nicht ganz einfach, oder? Bis wohin bist du eigentlich noch gewandert? Ich nehme wahrscheinlich erst im Frühling wieder die Strecke ab Bodenwerder auf, bis dahin fehlt mir wohl die Zeit, seufz.
              Das muss das Boot abkönnen!

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              • lina
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                #8
                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                Danke :-) – das liegt bestimmt am Frühling, da sieht alles nochmal viel besser aus – aber Du hast die besseren stories

                Und ja, die Sache mit Barksen … dabei hier ginge dort der richtige Abzweig wirklich die fußfreundlichere Strecke entlang. Und richtig schön durch grüne Wildnis *seufz* – nochmal so weit zurück wollte ich aber dann noch nicht. Ohne Karte fand ich den Weg auch schwierig zu finden. Am Anfang ging’s noch, es wurde dann aber immer spärlicher. Bei größeren Orten wird’s ganz kompliziert. Notfalls kann man sich noch die PDFs der Streckenabschnitte von der Pilgerseite auf das Smartphone laden, dazu muss man, falls unterwegs, aber erst einmal dem Funkloch entkommen und einen PDF-Reader installiert haben. Gekommen bin ich bis Hessisch Oldendorf.

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                • stoeps
                  Dauerbesucher
                  • 03.07.2007
                  • 537


                  #9
                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                  Dankeschön auch von mir. Ein Weg, den auch ich schon mehrfach gekreuzt und gestriffen habe (auf dem Wesergebirgsweg, im Bereich Steinhuder Meer, im Süntel, …) und der mir immer ansprechend vorkam. Karte und Infoheft liegen schon lange in der Landkartenkiste – und jetzt machst Du ihn nochmal richtig schmackhaft …

                  … vor allem auch mit Deinen tollen Fotos.
                  „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                  ― John Muir

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                    #10
                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                    Danke! *freu* :-)

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                      #11
                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                      Es herbstelte schon, als ich in Hessisch Oldendorf die Fortsetzung des Pilgerwegs wieder aufnahm. Da die Häuschen dort baulich sehr abwechslungsreich sind, hatte ich den Ort kurzweilig durchquert. Auf den Spuren des Deister-Süntelweges geht es dann, am Friedhof entlang, wieder auf’s freie Feld. Am Ende des schmalen Pfads durch das Maisfeld war jemand in einem Garten zugange, hinter betagten Zäunen standen alte Obstbäume. Wenige Leute gingen weiter als bis zum Friedhof.







                      Nach den Maisfeldern erstreckte sich die weite Landschaft hinter den abgeernteten Feldern mit Maisstoppeln und relativ vielen liegengebliebenen grünen Kartoffeln. Am Rand seltsam symmetrisch geformte, größere Steine. Obwohl – Steine? Nein, doch nicht





                      In Krückeberg geht die Wegführung ungewöhnlicherweise unter einem Blumenspalier hindurch. Quitten leuchteten über den Gartenzaun, Hühner liefen über ein großes, eingezäuntes Stück zu verkaufende Wiese. Nach einem Stück bergab quert man die Straße und blickt auf sich lange hin ziehende Wirtschaftswege.





                      Zuckerrüben-, Kartoffelfelder und Bärenklau säumten den Weg zum Gut Stau



                      Kurz davor kann man abbiegen und die Kirche von Weibeck besichtigen



                      Das Gut Stau stammt aus dem Jahr 1613 und sieht beeindruckend aus. Ich erinnerte mich an Lookas’ Reisebericht und speziell daran, dass der Weg mitten durch ein Gut geht. Mein Navi zeigte das auch so an, aber die Erinnerung trog trotzdem Also nach einem netten Gespräch wieder raus aus dem großen Innenhof mit den schönen Gartenanlagen: Dieses Gut will umlaufen werden


                      ... also hier gleich rechts abbiegen ...


                      Schmuck links und rechts an den Tor-Mauern



                      Die zwölf weißen Pilze am Ende des ebenfalls perfekt gemähten Außenbereich des Gutsgeländes sahen, der Lamellenfarbe nach, immerhin nach Wiesenchampignons aus



                      Am Vereinsangelplatz Baggersee Fischbeck vorbei



                      geht es dann noch lange geradeaus und schließlich, entlang Sportplätzen, nach Fischbeck, wo auch der Weserradweg durchführt. Ein Pärchen mit Radtaschen überholte mich, aber eigentlich hatten sie für Radreisende zu wenig Gepäck dabei

                      Eine kleine Runde in Fischbeck, und bald gelangt man zum geräumigen Stiftskirchen-Vorplatz. Laut Beschilderung ist die Stiftskirche von Ostersonntag bis 31. Oktober Di–Sa von 10 bis 14 Uhr geöffnet, eine Führung gibt es täglich, außer Montags, um 14:30. Schade, zu spät – hier muss ich wohl nochmal herkommen. Pilger werden hier herzlich Willkommen geheißen, und es gibt sogar eine extra Pilgerklingel – ebenfalls zeitlich beschränkt natürlich, aber die Freundlichkeit der Aushänge erfreute.

                      Weiter um die Ecke führt der Weg an einem Bach entlang. Der scheint gar nicht so harmlos zu sein – es gibt eine extra Latte mit Wasserhöhenangaben. Bedenkt man, dass ja die Weser in der Nähe fließt, erscheinen die gar nicht einmal so unwahrscheinlich.



                      Schnell ist das Dorf durchquert. Kaum Leute waren unterwegs (das Wetter war auch nicht allzu schön und spät war es auch), aber einige standen am Brathuhn-Imbissmobil, das an der Zielgeraden ins nächste Wohngebiet steht. Am Ortsrand ein paar Spaziergänger mit Hund, und welche mit Hund und Katze – letztere entschloss sich, trotz mehreren Rufen, nicht der Familie zu folgen, sondern dicht bei mir zu bleiben: Ihre Augen fixierten eindringlichst, und fast schon glühend mein Pausenproviant.

                      Allmählich geht es dann hügelaufwärts



                      Neben der Streuobstwiese am Wegesrand fanden sich noch ein paar Himbeeren(!) und Brombeeren, dann geht es in den Wald und auf eine Weggabelung zu – Suchspiel nach dem Hinweisschild. Ich lief ein Stückchen auf dem oberen Weg und erspähte dann eine Markierung auf einem Baum am unteren Weg. Zugegebenerweise wurde es langsam dunkler, das erschwerte die Wegfindung etwas Das folgende Wegstück wurde dann aber richtig hübsch



                      Der andere Weg ist sichtbarer markiert – was das wohl für einer ist?


                      Markierung zwar in Leuchtfarbe, aber das nützt inzwischen kaum noch

                      Schmal führt der Pfad am Hügel entlang. Unten verläuft die Straße, deren Geräusche aber weniger störten im Vergleich zu vorhin auf der Strecke zwischen den Feldern. Kurz darauf tritt man ins Freie und geht immer an einer Bahnlinie entlang. Schade, dass die schönen Pfade schon wieder vorbei waren.



                      Kurz vor Hameln wird es nochmal hübscher, vereinzelt traf ich Spaziergänger mit Hund



                      und eine Gruppe Rotwild flüchtete von einem Wiesenende zum anderen und später wieder retour. Nach zahlreichen zugänglichen und unzugänglichen Schrebergärten mit steinalt scheinenden Beschilderungen



                      beginnt dann Hameln. Inzwischen war es so dunkel, dass ich nicht mehr am Weg an der Weser entlang gehen mochte, und ich schlenderte lange, an hell erleuchteten Wohnungen vorbei, in Richtung Bahnhof.


                      Fazit? Mal sehen, wie es weiter geht. Diesmal war’s mir eigentlich zu viel Asphalt und zu viel Straßenlärm. In Hameln teilt sich der Weg und man kann wählen: Entweder immer an der Weser entlang oder weiter westlich weiter weg vom Weserufer. Wahrscheinlich werde ich letzteres ausprobieren.
                      Zuletzt geändert von lina; 11.09.2017, 21:34.

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                        #12
                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                        Zitat von lina Beitrag anzeigen
                        Fazit? Mal sehen, wie es weiter geht. Diesmal war’s mir eigentlich zu viel Asphalt und zu viel Straßenlärm. In Hameln teilt sich der Weg und man kann wählen: Entweder immer an der Weser entlang oder weiter westlich weiter weg vom Weserufer. Wahrscheinlich werde ich letzteres ausprobieren.
                        Ich befürchte, dass das die bessere Variante ist. Bis Bodenwerder hast du sonst ohne eine richtige Ausnahme Asphalt oder Pflastersteine unter den Füßen. Selbst die wenigen kurzen Stückchen Schotterweg oder ausgefahrener, unbefestigter Randweg sind steinhart durch die tausenden von Radfahrern, daher fand ich es so rein zu Fuß nicht unbedingt besonders angenehm - ganz abgesehen von dem sehr weitläufigen und radtechnisch stark frequentierten Flusstal, das zwar seine Momente hat, aber auch das muss man mögen. Das ist ja alles nun nicht schlimm, aber es wird halt an schönen Tagen durchaus mal eng auf dem Radweg und ich finde, das muss man dann schon abkönnen.

                        (Außerdem bin ich gespannt, ob der westliche Abstecher tatsächlich so toll ist wie mir in Hameln vorgeschwärmt wurde, deswegen stimme ich dir ganz eigennützig voll zu )
                        Das muss das Boot abkönnen!

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                        • lina
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                          #13
                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                          Danke, ja – wobei ich Straßenlärm noch nerviger finde als Asphalt. Andererseits müsste man da, wäre man Pilger, auch einfach durch. Wenn ich da an jene Pilger denke, die sich nach jedem Schritt auf den Boden werfen und sich wieder aufrappeln ... zum Glück ist es ja aber auch gestattet, den Weg einfach zu genießen

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                          • lina
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                            #14
                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                            Pilgerweg Loccum–Volkenroda: Etappe Hameln – Hämelschenburg

                            Nur wenig Zeit zur Verfügung, hin und wieder schon mal Hameln durchstreift und null Nerven für "Stadt" – das rief nach Abkürzung! Also bin ich diesmal im Stadtteil Klein Berkel losgelaufen. Hier geht es erst einmal lange hügelaufwärts, und dann, fast nicht sichtbar, zweigt der Weg in die Botanik ab. Ja, gleich neben dem Zaun, ein ganz schmaler Trampelpfad:



                            Umgehend setzte die Entspannung ein – uff, endlich! Das war es, was ich die ganze Zeit schon gesucht hatte Jemand hatte umsichtigerweise die Brombeergestrüppe um den Weg herum etwas gestutzt, und so ließ es sich prima durchkommen



                            Hübsch schlängelt sich der Pfad durch das lichte Wäldchen, zweigt dann ab



                            und das Blickfeld wird erweitert auf das ausgedehnte Nil-Delta ausgedehnte Weser-Auen und -seen



                            sowie die Radweg-Variante des Pilgerwegs am Fluss entlang



                            Kurze Zeit später kommt man auf eine wunderschöne kleine Aussichtswiese. Ob die Hamelner hier wohl an Silvester herauf kommen, um das Feuerwerk im Umland anzuschauen? Dieser Platz würde sich jedenfalls dafür eignen :-)




                            Blick in Richtung Grohnde


                            Blick in Richtung Hameln

                            Weiter, wieder hinter den Büschen an der Böschung entlang, begleiteten mich noch immer die Kommandos der beiden Bootsfahrer auf der Weser



                            Schaut man genau hin, entdeckt man auch hin und wieder ein Wegzeichen: Hier geht’s also erst einmal links weiter



                            Die Bepflanzung wird langsam "ordentlicher" und man betritt, über einen teilweise bepflasterten, breiteren Weg hügelabwärts, ein ausgedehntes Parkgelände (den Ohrbergpark) mit einer großen Anzahl an unterschiedlichen Bäumen. Laut Wegmarkierungen führen hier auch der X6, der X18 und der XW entlang – welche Wanderwege das auch immer sein mögen …

                            Am Wegrand fand ich einen außerordentlich großen Schirmling – eine grobe Messung des Hut-Durchmessers ergab mehr als 20 cm



                            Im Park waren durchaus einige Leute am Flanieren, ein Grüppchen Teenies stakste in pastellfarbener Sportbekleidung über die Rasenflächen, und eine Frau genoss sichtlich ihre Spätnachmittagszigarette auf einer Parkbank mit Aussicht. Stellenweise war der Boden dicht bedeckt mit stachligen Maroni-Schalen, die aber leider nur sehr verschrumpelte Maroni beinhalteten. Vereinzelte Fliegenpilze leuchteten im Herbstlaub





                            Die Wegführung ist hier nicht besonders gut ausgeschildert, aber letztendlich kann man nicht wirklich was falsch machen – es geht tendenziell immer an der Kante entlang und längerfristig hügelabwärts





                            Hier befindet sich auch eine der Perlen der Outdoor-Zeichenkunst – irgendwie scheint mir dieser Hund doch mit einer ziemlich menschlich anmutenden Augenpartie ausgestattet worden zu sein


                            *blink*

                            Hat man den Parkplatz passiert, streift der Weg das ausgedehnte Gelände des Instituts für Solarenergieforschung und man trifft einen lange nicht mehr gesehenen, alten Bekannten: Das EXPO-2000-Maskottchen


                            Wegzeichen mit Etappenbezeichnung entsprechend der Pilgerweg-Webseite

                            Das folgende Wohngebiet ist hübsch und ruhig, etwas irritierte mich mein Navi, das unentwegt keine Häuser, dafür aber jede Menge Wald anzeigte. Auch wenn gleich hinter der Häuserreihe gleich die Landschaft durchblitzte – die Karte war wohl doch schon etwas älter …

                            Viele Anwohner waren in den Hausgärten zugange, da, wie es aussah, in den nächsten Tagen wohl der Grünschnitt abgeholt werden würde – jedenfalls konnte man im Vorbeigehen fantasievolle Ansammlungen von Gartenaufräumarbeiten-Reste in den diversesten Gefäßen anschauen: Von einfacher Reihung bis zu kunstvollen, an Dutch-Oven-Stapel erinnernde Aufbauten bis zu dekorativ abwechslungsreichen Gefäßformen-Kompositionen war alles vertreten.


                            Reihungsbeispiel

                            Langsam ließen dann die Häuser ältere Baujahre erkennen – alles in allem war das ein anregender Spaziergang. Die Straße bog ab und gab nun endgültig den Blick auf die Landschaft frei. Überrascht wurde ich am Ortsausgang durch einen freundlichen und erfreuten Ruf über den Gartenzaun: "Guter Weg!" – Dergleichen war mir bisher noch nicht begegnet, denn als Wanderer wird man, wenn man nicht jemanden selbst anspricht, sonst eher zurückhaltend beäugt (so war jedenfalls meine Erfahrung bisher).

                            Die Wolkenformationen waren außerdem beeindruckend



                            Hügelaufwärts also nun, und an jeder Wegkreuzung ein Baum und eine Bank. Schade, dass es schon so spät war (bzw. ich so spät losgelaufen war), sodass eine Pause nicht wirklich drin war. Außerdem mag ich auch gerne ein bisschen mit den Leuten reden, die einem begegnen, und diesmal auch ein entzückendes "kleines" Fellknäuel (Leonberger, also durchaus schon nahezu bernhardinergroß) beruhigen, dem Wanderer mit 3 Beinen (= mit Trekkingstock) offensichtlich noch nicht so wirklich geheuer vorkamen

                            Inzwischen wurde die Landschaft menschenleerer



                            An der Waldwiese kreuzten sich die Blickwinkel zahlreicher Hochsitze und am Wegesrand fand ich tatsächlich noch eine Handvoll köstlicher Waldhimbeeren, die ich natürlich nicht hängenlassen konnte.

                            Inzwischen wechselte die Markierung von angebrachten Schildchen auf das selbe Motiv in gemalter Form auf Baumstämmen



                            Auf den Waldwirtschaftswegen war es mittlerweile schon ziemlich duster, und nur noch vereinzelt hörte man Vogelgezwitscher. Ein malerischer Bach wird überquert – leider konnte ich nicht mehr viel erkennen und fotografieren.



                            Lang sollte das Waldstück nicht sein, auf der Karte war eine Straße verzeichnet, die schien noch gut erreichbar. In der VTSV-Vereinsklause, die bald ins Blickfeld kam, brannte Licht, aber es war niemand zu sehen. Laut Schild werden dort Sonntag spätvormittags Getränke angeboten.

                            Der Weg zweigte eigentlich ab, an welcher Stelle jedoch war aus meinem track nicht so deutlich ersichtbar. Auch weil ich die Taschenlampe nicht aus dem Rucksack kramen wollte, lief ich auf dem asphaltierten Weg weiter in Richtung Hämelschenburg


                            Blick in Richtung Grohnde

                            wo natürlich die letzten Busse am Wochenende (es sind genau 2, samstags, sonntags gar keiner) schon um 10:40 bzw. 14:42 vorbeigefahren waren. Gerne wäre ich weitergelaufen, aber es war jetzt schon entschieden zu dunkel für eine weitere Waldetappe. Dank einer überraschend angebotenen Mitfahrgelegenheit (herzlichen Dank nochmal! :-)) kam ich jedoch gemütlich und in no time zum Emmerthaler Bahnhof, von wo aus weitere Zugverbindungen kein Problem mehr sind.


                            PS: Lookas, ich neige fast dazu, zu empfehlen, das nächste Mal nochmal an der Hamelner Brücke zu starten, um die westliche Wegvariante doch noch auszuprobieren?
                            Zuletzt geändert von lina; 22.02.2015, 23:58. Grund: Tppifehler

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                            • stoeps
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                              #15
                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                              Ob die Hamelner hier wohl an Silvester herauf kommen, um das Feuerwerk im Umland anzuschauen? Dieser Platz würde sich jedenfalls dafür eignen :-)
                              Nein, die gehen dafür sicherlich auf den Klütt – das ist der Berg direkt am anderen Weserufer.

                              X6, der X18 und der XW entlang – welche Wanderwege das auch immer sein mögen …
                              XW dürfte der alte Weser(bergland)-Weg sein; X6 Hermannsdenkmal-Hameln; X18 Hameln-Bad Karlshafen – so sagt jedenfalls meine alte Wanderkarte
                              „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
                              ― John Muir

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                              • lina
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                                • 43828
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                                #16
                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                Ah, danke :-)

                                Den Klüt habe ich, vom E1 her, noch ziemlich waldig in Erinnerung, aber ok, die Kante ....

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                                • Lookas
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                                  • 01.11.2011
                                  • 129
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                                  #17
                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                  Ei ei ei, das ist wirklich eine viel schönere Route als das Getrotte auf dem überfüllten Radweg!
                                  Aber ob ich noch einmal in Hameln ansetze? Hm. Reizt mich ja schon. Aber das kann ich mir (leider) noch längere Zeit überlegen, bis es wieder rausgeht. Momentan sind nur kurze Tagestouren im Umkreis drin.
                                  Aber ich lese fleißig mit und goutiere die visuelle Feinkost, Lina. Vielen, vielen Dank!
                                  Das muss das Boot abkönnen!

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                                  • lina
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                                    • 43828
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                                    #18
                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                    Dankesehr *freu*
                                    und: Ja, mach mal :-)
                                    Die Strecke über Lüntorf qualifiziert sich als so richtig schöner Wanderweg. Lohnt sich, imo (auch die Seitenwege ...)

                                    *

                                    Etappe Hämelschenburg – Hehlen
                                    (ca. 18 km)

                                    An einem außerordentlich sonnigen und warmen (12°C!!) novembersonntäglichen Spätmittag startete ich in Hämelschenburg zur nächsten Pilgerwegs-Etappe. Der Plan war, einfach mal zu schauen, wie weit ich komme …

                                    Dass zum Schloss ein Schlossteich gehörte, war mir neulich im Dunkeln gar nicht aufgefallen, nun aber war auch dessen zappeliger Inhalt gut sichtbar: Die Kerlchen haben sich offensichtlich daran gewöhnt, von Passanten Leckeres zugestreut zu bekommen, und so strömten sie zahlreich in meine Richtung – auch wenn ich sie enttäuschen musste



                                    Beim Passieren des Schlosses betrachtete ich die zahlreichen Verzierungen am Mauerwerk – da hinein haben Leute offensichtlich mal jede Menge Zeit investiert. Auch die Häuserreihen in Schlossnähe fand ich sehenswert, weswegen ich erst kurz vor Dorf-Ende in Richtung Landschaft abbog



                                    Ich überquerte die Emmer (Picknickplatz mit Bänken und Tischen hinter dem Brückchen), unterquerte eine Bahnlinie und schlenderte zunächst einmal ein Stück weit an Verlauf der ersteren entlang. Hier gab es wieder vermehrt aufgemalte Pilgerweg-Kennzeichnungen



                                    und wie man schon erkennen kann: Es geht hügelaufwärts (und es folgten zahlreiche Höhenmeter). In Erinnerung an das noch gültige Foto-Challenge-Thema fotografierte ich zwischendurch diverse Wassertropfen-Ansammlungen und Land-Seeigel Maronischalen, bis ich mich an die novembertypisch früher eintretenden Dunkelheit erinnerte und dachte, dass die mit dem Fotografieren verbundene Trödelei angesichts derer vielleicht doch nicht so ganz zielführend sein könnte … So erklomm ich die folgenden 100 Höhenmeter dann doch etwas zügiger



                                    Tiefblau war der Himmel, Blätter kreiselten zu Boden und bildeten weitere Laubschichten, durch die es sich ausgiebig rascheln ließ



                                    Selten, aber doch hin und wieder gab es auch Bänke, die wohl dem hier ebenfalls entlang führenden Weserberglandweg geschuldet sind – bei dieser hier hätte man sich per Tarp zwischen die Bäume links und rechts auch gut einen Wetterschutz basteln können





                                    Nach einem ausgedehnten Parkplatz an einer Abbruchkante kann man dann schon auf die folgenden waldfreie Strecke schauen



                                    Die nächste bequeme Bank noch vor der nächsten größeren Querstraße (L429) wurde umgehend für ein Päuschen genutzt bzw. zum Leeren der Thermoskanne und der Brot-und Käse-Vorräte vor dem nächsten Hügel.

                                    Auf einem der folgenden Äcker fuhr eine Landmaschine über die Bodenwellen, während im Rücken das Kraftwerk Grohnde vor sich hin dampfte und man sich langsam dem in der nächsten Kuhle liegenden Ort Lüntorf nähert. Auf solche hoch gestapelten Strohballen waren wir als Kinder oft geklettert und saßen gerne oben, mitten in den in der Sonne duftenden Halmbündeln – derartiges wird durch die aktuell häufiger genutzte runde Form aber inzwischen leider erschwert




                                    Alte Weserberglandweg-Markierung?

                                    Einige alte Bauernhöfe säumen die Straße und zahlreiche geschützte Hauseingänge – oft auch ausgestattet mit Sitzgelegenheiten – ließen vermuten, dass es hier wohl ziemlich zugig zugeht, was sich später, wieder auf dem freien Feld, bestätigen sollte. Ein Radler mit Gepäckträger-Vollausstattung, aber ohne Packtaschen, war der erste Mensch, der, in Nähe der Ortsmitte, die sonntagnachmittägliche Ruhe des Ortes belebte.

                                    Die Schilder zeigten nach links in Richtung Kirche, also bog ich ab. Danach kamen keine Schilder mehr. Ich lief weiter und entdeckte später, als nun wirklich keine mehr auftauchten, dass ich wohl falsch abgebogen war. Ein Blick auf das Navi erhellte, dass ich zusätzlich eine weitere Etappe anzeigen lassen musste: Die Strecke teilt sich in die Abschnitte A und B und der Abzweig über den Friedhof war nur ein Schlenker. Ganz zurücklaufen zum Ortskern wollte ich aber doch nicht, da der weitere Weg außerdem ein Stück Straße vorsah. Also bog ich ab auf den nächsten Feldweg ...



                                    Oben am Hügel die nächste Bank mit sehr hübscher Aussicht auf das Umland


                                    Suchbild mit Bank ...


                                    ... und die Aussicht von dort nach rechts

                                    Die Richtung, in der der Wegweiser zeigte, schien mir tendenziell nicht die gewünschte, aber geradeaus schien ein Wirtschaftsweg weiter zu gehen. Der war zwar weder auf meiner Karte noch auf dem Navi eingetragen, aber mal sehen – notfalls konnte ich ja immernoch in Richtung Straße abbiegen. Außerdem, sagte die Erfahrung, hören geschotterte Wirtschaftswege meistens nicht einfach auf. Also mal gucken, was käme


                                    Wegweiserlos im Wald

                                    So entdeckte ich also die "Jägerquelle" (auf dem Schild stand, dass sie auch noch nach heißen Sommern Wasser führe) und anschließend Wegweiser für den Weserberglandweg, aufwärts, auf Trampelpfaden. Na also


                                    Mehr Wassertropfen für die Foto-Challenge

                                    Ermutigend leuchteten die Wegweiser in kurzen Abständen durch die Bäume und führten kurze Zeit später auf den nächsten Wirtschaftsweg. Langsam wurde es dunkler, und schließlich traf ich wieder auf den Pilgerweg. Eigentlich war das eine sehr schöne Streckenvariante gewesen :-)





                                    So, nun, dachte ich, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Zügig lief ich auf dem schnurgeraden Wirtschaftsweg weiter. Auf den Wegweisern war als nächstes Ziel Sievershagen (und dazu ein Zeichen für etwas Restaurant-artiges) angegeben, das musste auf jeden Fall zu schaffen sein. Nur – Sievershagen war unauffindbar, auch nicht im Navi (dieses zeigte mir einen Ort in MeckPomm an).

                                    Dunkler und dunkler wurde es, aber der Weg war noch einigermaßen gut zu erkennen. Irgendwann musste dann mal das Blitzlicht der Kamera herhalten


                                    Bank am "Dreikantigen Stein", in einer historisch interessanten Gegend: Hügelgräber aus der Bronzezeit, Hamelner Heerstraße, etc.

                                    Hmja. Etwas später Wegweiser in Gegenrichtung, d.h.: Sievershagen also verpasst. Wäre es diese Hütte gewesen?



                                    Wie auch immer – egal jetzt.

                                    Der nächste Wegweiser wies auf einen lauschigen Abzweig bergabwärts. Im Hellen sicher wunderbar, aber im Dunkeln war mir das zu kritisch, zumal ich nicht wusste, wie lange meine Taschenlampe durchhalten würde. Laut Navi wäre es erst einmal bergab gegangen, dann, nach Überqueren der Straße (K87) wieder bergauf. Ich entschloss mich dazu, dem (nach wie vor auf keine meiner Karten verzeichneten) Wirtschaftsweg weiter zu folgen. Wind kam auf, die Geräusche wurden lauter, und es machte sich ein bisschen bemerkbar, dass ich schon länger keinen dunklen Wald mehr durchquert hatte ... huh … –– Kleinhirn an Großhirn: Es gibt keine fiesen Großtiere in hiesigen Wäldern!!

                                    Nicht wirklich viel später erreichte ich die K87 und wusste, es konnte nicht mehr wirklich weit sein bis Hehlen Die Straße war wenig befahren, also wurde die Taschenlampe nur bei einem nahenden Lichtschein angeknipst. Ich bummelte ein wenig durch den Ort, wo sich dann auch wenig später eine Bushaltestelle fand, mit sich entfaltenden Möglichkeiten, wieder zurück nach Hämelschenburg zu kommen. Knapp, aber dennoch funktionierend. Uff ….



                                    Epilog: Ich erfuhr noch

                                    a. dass Sievershagen ein Restaurant mit zwei, drei Häuschen drumherum wäre, wo man ohne Auto nicht mehr weg kommt (also eh nur zu Fuß), bzw. fand die nachfolgende Recherche: "Landgasthof Sievershagener Mühle" in Ottenstein-Sievershagen mit (auf den Wegweisern nicht vermerkter) Übernachtungsmöglichkeit (?) sowie deren Lage an der Straße an der Überquerungsstelle der Wege, nach dem Trampelpfad gen Tal

                                    und b. dass sich im Wald hinter Bodenwerder, gerade jetzt im Herbst, zahlreiche Wildschweine tummeln sollen – aber da komme ich ja erst hin
                                    Zuletzt geändert von lina; 23.08.2015, 14:10.

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                                    • lina
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                                      #19
                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                      Etappe Hehlen – Buchhagen

                                      Noch ein kleines Stückchen Pilgerweg Loccum–Volkenroda bei angenehmen 5°C und noch ohne Regen.

                                      Da ich letztes Mal zwegens der Dunkelheit nur bis Hehlen gekommen war, jetzt also ab dort, erst einmal entlang der ausgedehnten Anlagen des Weserrenaissance-Schlosses Hehlen. Ganz flach führt der Fußweg dann durch Weserauen und an Teichen entlang (laut hohem Schilder-Aufkommen: Alles verboten )





                                      Die Kirsch- und Pflaumenbäume am Weg vor der zu unterquerenden Bundesstraße scheinen nicht beerntet zu werden – zahlreiche verdorzelte Früchte hingen noch immer an den Zweigen. Zwei Schafe, die auf einer Wiese am Klärwerk herumstanden, ließen mich nicht aus den Augen.



                                      Im folgenden Ort namens Kemnade kommt man dann tatsächlich an einem (ausgeschilderten) Milchautomaten vorbei. Für einen Einwurf von 50 Cent kann man einen Liter Rohmilch bekommen, man muss allerdings ein 1-l-Gefäß mitbringen


                                      Grün ist die Farbe des Tages: Weithin sichtbares Klärwerk und Milchautomat

                                      Etwas später gelangt man zur über 1000 Jahre alte evangelisch-lutherische Klosterkirche St. Marien, die jedoch geschlossen aussah.


                                      Wiese-Fluss-Bäume- Wald-Straße-Berg an den Sportplätzen

                                      Ein Stück entlang der Weser flanierend landet man dann schon in den ersten Ausläufern des etwas größeren Orts Bodenwerder.

                                      Am Fähranleger tummelten sich ausschließlich Enten, und auch innerhalb der Ortschaft war fast niemand unterwegs. Trotz Samstagnachmittag waren die meisten Läden geschlossen oder hatten Urlaubs-Schilder auf die Eingangstüren geklebt. In geöffneten Cafés erfreuten sich einige wenige Gäste an Kaffee und Kuchen, und in der Bude vor der Konditorei gab es Pommes, Würstchen und Glühwein. Abends sei hier mehr los, hörte ich, eine Bratwurst probierend (lecker :-)). Beim Grill Akropolis wurde ein Weihnachtsbaum geschmückt. Dem plustrigen Knäuel, das auf einem Mäuerchen hockte, war wohl auch fröstelig. Also weiter.


                                      bird, contemplating ...

                                      Einen Abzweig zur Weser machte ich noch, das alte Fährhaus anschauen. Neben den hier weit verbreiteten Beschriftungen auf den Holzbalken über den Eingangstüren sieht man hier oft prächtige Ornamente. Wieder gab es umbaute Hauseingänge – es scheint auch hier hin und wieder zugig zuzugehen.

                                      Kurze Zeit später ist die FuZo zu Ende, und eine Brücke führt über die Weser. Inzwischen befinden man sich auf Teil 7 der Etappenzählung des Pilgerweg-Navigators.



                                      Bevor ich loszog, hatte ich nicht mehr auf den Wegplan geschaut, erinnerte mich jedoch an zwei Alternativen: Entweder über den nächsten Berg oder ein Stück auf der anderen Weserseite in Gegenrichtung, auf die Lenne zu, und weiter in Richtung Linse und Buchhagen (wo sich die beiden Varianten wieder treffen).

                                      Der Weg über den Berg wird in den Informationsblättern als "etwas anspruchsvoller" beschrieben – und die Höhenlinien auf der Karte sehen durchaus beeindruckend aus. An dieser Stelle kann jedoch Entwarnung gegeben werden – es ist nur ein flachlandgewöhntes "anspruchsvoll": Ein Trampelpfad durch den Wald, bergaufwärts. Richtig schön! Das versehentliche Stück Weserberglandweg vom letzten Mal war unwegsamer

                                      Da die Beschilderung nach der Brücke etwas schwächelt: Immer in Richtung Jugendherberge ist richtig, also die steilste Variante bergaufwärts.

                                      Es nebelte



                                      Steiler als dort wird’s in Folge nicht mehr (und die Jugendherberge sah im Übrigen geschlossen aus), der Weg geht schließlich nicht senkrecht, sondern schräg zum Hang nach oben auf den Vogler. Nach den ersten Metern ein lautes Flattern – ein MTB pratzelte durch das Herbstlaub gen Tal. So erklärte sich das Achtung-Schild am Weg-Anfang mit der Aufschrift "Seid fair zueinander". Später finden sich auch MTB-Hinweisschilder.



                                      Erreicht man die Ruine/den Aussichtsturm Königszinne, dann steht dort eine Parkbank und eine Schutzhütte (ohne Innenbänke zwar, und ziemlich zugig – aber ein Dach) edit: Januar 2022: Die Hütte gibt’s nicht mehr.

                                      Die Aussicht in die Umgebung ist, wie andere Bilder zeigen, bei Sonnenschein toll, bei Nebel aber dennoch akzeptabel



                                      Der Jogger, der mir in Bodenwerder begegnet war, befand sich, inzwischen trailrunnend, schon wieder auf dem Rückweg, es wurde auch langsam dunkler. Die Markierung bleibt jedoch weiterhin so, dass man keinen Sicherungsblick auf die Technik werfen muss, hell leuchten die aufgemalten Wegweiser auf den Bäumen. Nun führt der Weg, für einen etwas längeren Abschnitt, sehr schön auf federnden Pfaden unter hohen Nadelbäumen weiter. Im Gelände gibt es einige kleinere Schluchten, d.h. sollte es richtig dunkel werden, wäre eine Taschenlampe ratsam.







                                      Einen Abzweig später wird der Weg dann breiter und, ab einem stattlichen Hochsitz, auch befahrbar. Noch ein bisschen Waldwirtschaftsweg, dann weiter zwischen Wiesen





                                      und überraschend (für jemand, der vorher keine Infos gelesen hat ) passiert man das deutsche orthodoxe Dreifaltigkeitskloster, ein Mönchskloster, dessen Silhouette sich fast burg-artig am Hang zeigt. Auch in musikalischer Hinsicht kann man darüber Interessantes lesen (vgl. Naturtöniger Kultgesang).

                                      Nun noch ein Stückchen weiter durch eine kleine Ansammlung sehr schmucker Fachwerkhäuschen (die Anlage des Guts Buchhagen), und wenige Meter später erreichte ich, nach einem kleinen Stück Hohlweg, die Hauptstraße. Von den angekündigten Wildschweinen hatte ich nichts gesehen
                                      Zuletzt geändert von lina; 30.01.2022, 20:53.

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                                        #20
                                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                        Buchhagen – Holenberg

                                        Überraschend strahlender Sonnenschein anstatt des angekündigten Schnürlregens begleitete eine weitere Etappe des Pilgerwegs.

                                        Zunächst folgte noch ein kleiner Teil der Etappe 7 auf dem Lenne-Freizeitweg durch das Tal der Lenne. Hier werden in der warmen Jahreszeit Draisinenfahrten angeboten – jetzt im Frühling läuft man einfach ungestört an und auf den Gleisen entlang. Die auf der Karte eingezeichnete Schutzhütte erweist sich als Bahnwartehäuschen, es liegt im direkten Aussichtsbereich der großen örtlichen Gaststätte





                                        Im folgenden Ort Kirchbrak, wo die planmäßig 8. Etappe beginnt, hat man dann die Sorte Anblick vor sich, die sich für einen langen Teil der Strecke immer wieder in verschiedenen Ausprägungen wiederholt: Berg Diesmal zunächst einmal mitten durch eine Reihung dezentfarbiger 60er-Jahre-Häuschen.


                                        Hasi-Suchbild, und Fotografieren ohne nochmal nachzusehen, was wirklich auf dem Bild drauf ist




                                        Wegrand-Botanik und Klingt-doch-eigentlich-sehr-gut-machbar?
                                        (Höhenmeter-Zusatzinfo: Lennetal: 91 m – Ebersnacken: 473 m)


                                        Hach, schön – ab in den Wald





                                        Trotz 8 Grad und Sonnenschein fanden sich vereinzelt noch Schnee-Reste



                                        Das nächste Stück in Richtung Aussichtsturm Ebersnacken ging nun wirklich über angenehm grasbewachsene Waldwege,



                                        und zwischendurch konnte man durch die Bäume auf die umliegende Landschaft blinzeln



                                        Wie man hier z.B. sehen kann, war der Weg dann teilweise doch sehr matschig (und das öfter) – was war ich froh um meine Wanderstiefel!





                                        Die Beschilderung ist sehr gut, und sollten mal Zweifel bestehen: Es ist immer derjenige Pfad, der steiler bergauf führt







                                        Wieder diese Pilze, die ich bisher in keinem Pilzbestimmungsbuch fand



                                        Kurz vor dem Ebersnackenturm zweigt der Weg dann nochmal kurz ab



                                        Dann – geschafft!
                                        Ebersnackenturm mit Schutzhütte daneben – auf dessen Zielgeraden findet man jetzt auch Schilder des Weserberglandwegs.



                                        Und dann geht es erst einmal wieder abwärts.
                                        Naja, nicht durchgehend …



                                        Außerordentlich hübsch färbte die Abendsonne die Bäume



                                        und schließlich gibt der Weg die Aussicht auf Holenberg frei




                                        Dank ja noch Winter-Wetter waren fast keine Leute unterwegs, auch im Schnee waren gerade mal zwei Spuren zu sehen: 1 Mensch und 1 Hund. Aufgrund doch ziemlich vieler matschiger Wegabschnitte würde ich Reiseradlern aber empfehlen, sich eine Alternativstrecke zu suchen. Die Info-Seite zum Weg empfiehlt zwar schon ein "geländegängiges Rad", jedoch würde ich diesen Abschnitt allenfalls bergerfahren, trainiert, mit zweckmäßigem MTB und ohne Gepäck angehen. Und zu Fuß: Gamaschen helfen, wenigstens noch einen einigermaßen sauberen Streifen pro Hosenbein übrig zu behalten
                                        Zuletzt geändert von lina; 26.02.2015, 21:52.

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                                        • Prachttaucher
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                                          #21
                                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                          Danke - sehr inspirierend. In der zweiten Hälfte fehlen leider die Bilder.

                                          Gamaschen für die Schlammschlacht sind eingepackt - am Sonntag könnte es fies werden.

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                                          • lina
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                                            • 12.07.2008
                                            • 43828
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                                            #22
                                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                            Hui, echt? Die Solling-Vogler-Etappen oder Weserberglandweg? Klasse, wünsche jede Menge Spaß! Sonntag ist Schneeregen angekündigt.

                                            (Die Bilder müssten eigentlich da sein, ich habe das in einem anderen Browser eben nochmal ausprobiert – aber das Forum lädt gerade ziemlich langsam)

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                                              • 12.07.2008
                                              • 43828
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                                              #23
                                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                              Noch eine Ergänzung für Abschnittswanderer: Infos über öffentliche Verkehrsmittel findet man über die Webseiten der Regionalbus Braunschweig GmbH (RBB) und über oeffis.de. Je nachdem, wie spät man noch welche Stadt erreichen muss: Es gibt manchmal auch Anruf-Sammeltaxis zum Busfahrpreis, allerdings mit vorheriger telefonischer Anmeldung (soweit ich mich erinnere mindestens 1 Stunde vor Abfahrt (besser nochmal nachschauen)). Infos unter Nachtschwärmer. Sonntags sieht es im Umland allerdings mau aus, und auch samstags gibt es nur eingeschränkte Möglichkeiten.
                                              Zuletzt geändert von lina; 08.03.2015, 10:46.

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                                              • Prachttaucher
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                                                • 21.01.2008
                                                • 11979
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                Hui, echt? Die Solling-Vogler-Etappen oder Weserberglandweg? Klasse, wünsche jede Menge Spaß! Sonntag ist Schneeregen angekündigt.

                                                (Die Bilder müssten eigentlich da sein, ich habe das in einem anderen Browser eben nochmal ausprobiert – aber das Forum lädt gerade ziemlich langsam)
                                                Stimmt, die Bilder sind jetzt wieder da - danke.

                                                Erstmal Weserbergland-Weg bei mir und in entgegengesetzte Richtung mit Start in Hann Münden. In dieser Region verläuft der Pilgerweg östlich der Weser, der Wbl-Weg westlich. Weiter oben kreuzen sie sich und wechseln auf die jeweils andere Seite - witzig !
                                                Wenn es mir in einer Region besonders gut gefällt, werde ich vielleicht auch eine Wiederholung mit dem Pilgerweg oder ggf. dem Roswitha-Weg machen.

                                                Wenn Du im Verlauf schöne Abschnitte mit wenig Asphalt findest....

                                                OT: Das inspirierend bezog sich auch auf das Streckenwandern. Irgendwie reicht es wieder mit Rundwanderungen..

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                                                • lina
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                                                  • 12.07.2008
                                                  • 43828
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                                                  #25
                                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                  Holenberg – Stadtoldendorf

                                                  Es gibt Tage, da geht nicht wirklich was – und das war so einer … Finster entschlossen, der mich umschleichenden Erkältung zu trotzen, bin ich aber dennoch losgezogen – schließlich waren ja schönes Wetter und wesentlich mehr Plusgrade als in den vergangenen Wochen angesagt. Eigentlich hatte ich die ca. 25 km bis Silberborn angepeilt, auch weil es dort mal einen richtigen Campingplatz in Wegnähe gibt, der ganzjährig geöffnet sein soll.

                                                  Noch recht diesig war es beim Start in Holenberg. Feldwege lockten, aber hier sollte man nicht lang, weil man sonst in Negenborn rauskäme (es gibt keinen Abzweig zum Kloster mehr).



                                                  Straßenbegleitend geht es also, hauptsächlich bergab, in Richtung Kloster Amelungsborn.



                                                  Kurz vor der Kreuzung war ein Regenwurm beachtlicher Länge daran, den Wanderweg zu queren. Während ich versuchte, die Kamera zum richtigen Fokussieren zu bringen, musste ich feststellen, dass diese Viecher gar nicht so langsam sind, wie sie aussehen Offensichtlich wurde ihm dann aber die ganze Publicity zuviel: Er legte den Rückwärtsgang ein (wusste ich noch gar nicht, dass ein Regenwurm, ohne sich umzudrehen, auch eben mal die Richtung ändern kann ) und zog es vor, sich wieder in Feldboden einzugraben. Angesichts der zahlreichen Piepmätze in der Luft vielleicht auch keine so schlechte Idee.

                                                  Dann Kreuzung und Abbiegen zum Kloster, das, inmitten ausgedehnter Felder und umgeben von Mauern, auch gar nicht zu übersehen ist. Kurz davor: Erdbeerfelder – mjam – aber falsche Jahreszeit. Der Klosterkrug und das Klostercafé sahen ziemlich verlassen aus, und die Sonne wollte auch noch nicht so richtig rauskommen.



                                                  Durch eine große Tor-Öffnung gelangt man dann auf das Klostergelände, das sich nahezu als kleines Dorf präsentiert, erbaut aus Solling-Sandstein (laut Infotafel in Holenberg). Eine der Scheunen, gebaut im Jahre 1745 und an einem kleinen Teich liegend, solle künftig als Tagungsstätte ausgebaut werden, wie ein dort angebrachtes Schild auswies.




                                                  Tagungsstätte in spe

                                                  Der Golden Retriever vom Nachbargrundstück begleitete mich bellend auf meinem Weg zur Klosterkirche, etwas später traf ich ihn, freundlich wedelnd, an der jetzt niedrigeren Abgrenzungsmauer wieder.


                                                  Eine der Kirchentüren

                                                  In der Klosterkirche fand gerade ein Gebetsgottesdienst statt, so verweilte ich nur ganz kurz und lief, den Schildern nach, weiter. Wirklich linksherum um die Kirche? Ja – die Wegweiser zeigten durch den Klostergarten mit noch winterschlafenden Kräuter-Hochbeeten.



                                                  Dann darf man über die Klostermauer nach unten klettern – von oben sieht das recht beeindruckend aus, ist aber gut gesichert.



                                                  Hier schwächelt die Beschilderung etwas, aber auf dem Klostersteig, immer dem Weserberglandwegschild nach, ist richtig.



                                                  Inzwischen war der Himmel, zumindest in einer Blickrichtung, tatsächlich himmelblau geworden. Die Bank am ehemals künstlich angelegten Mühlenteich im Hooptal bot sich für eine kleine Pause an, und dank der in Holenberg erworbenen Vorräte (all die Leute mit den Päckchen kamen dort aus einer Seitenstraße namens "Herbrink", d.h. die Ursache musste erforscht werden ) gab es Brot mit Burgunderschinken und Tee aus der Thermoskanne. Am anderen Teich-Ufer soll mal eine Mühle gestanden haben, von der ist aber nichts mehr zu sehen. Dafür kann man auf einer Infotafel Historisches und Naturkundliches lesen.





                                                  Entlang des weiteren Weges, der in etwas Entfernung bald parallel zur K71 verläuft, plätschert die ganze Zeit der Forstbach, der, wie der Mühlenteich, jedoch auf meinen OSM-Karten nicht eingezeichnet ist. An einem Abzweig gen Berg ist auch eine Schutzhütte in geringer Entfernung vermerkt, auch hier fließt ein weiterer, nicht auf den Karten vermerkter Bach in einiger Geschwindigkeit auf den Forstbach zu. In einem in den Boden eingelassenen Wasserbecken schwebten Algen. Den Verwirbelungen nach sah das Wasser zwar nach beständig frischem Zufluss aus, war aber mit den Algen drumherum nicht wirklich nutzbar – vielleicht klappt das in einer wärmeren Jahreszeit besser. Ein Wanderer mit kleinem Rucksack und Landkarte im Ziplockbeutel orientierte sich kurz und überholte mich, zügig war er verschwunden. Ich bewunderte die zahlreichen natürlichen und extra gebauten Sandsteinmauern und -brücken am Wegesrand und genoss die Sonne.

                                                  Bald darauf wird, dann doch nach einem Stück entlang der Straße, Stadtoldendorf erreicht.
                                                  Prachttaucher-Special: Der Asphaltanteil ist für die nächsten Kilometer erst einmal hoch


                                                  Jede gut gebaute Mauer hätte, wie mir ein Steinmetz mal erzählte, auch eine Art "Maserungs"-Richtung. Diese hier ist eher experimentell :-) Daneben die Bahnhofs-Burg

                                                  Kurz vor dem alleebaumgesäumten Wegabschnitt nach Deensen beschloss ich dann, es für diesmal gut sein zu lassen – auf’s Zelt aufschlagen auf dem Campingplatz in Silberborn freue ich mich dann bei der nächsten Gelegenheit.
                                                  Zuletzt geändert von lina; 21.09.2015, 20:23.

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                                                    • 11979
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                                                    #26
                                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                    ..Bald darauf wird, dann doch nach einem Stück entlang der Straße, Stadtoldendorf erreicht.
                                                    Prachttaucher-Special: Der Asphaltanteil ist für die nächsten Kilometer erst einmal hoch
                                                    ....
                                                    OT: Danke - mal schauen, ob sich eine Umgehung basteln läßt. Wenn ich den Weserbergland weiter gehe, erreiche ich beim nächsten Mal Stadtoldendorf von Süden her kommend. An Silberborn und Neuhaus kommt man auch vorbei. Südlich von Neuhaus gefällt mir der Verlauf des Pilgerwegs (für ein Stück) besser - nicht so dicht an der Straße. Ich bin mir aber noch unschlüssig, ob ich den Solling vielleicht auf eigenen Wegen und weniger Ortskontakt durchquere - bin da schon tolle Wege gegangen, u.a. auf Moos.

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                                                      #27
                                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                      Schorborn – Silberborn

                                                      Etwas spät dran war ich diesmal, deswegen startete ich in Schorborn, um es auf jeden Fall noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Silberborn zu schaffen (eigentlich kein Problem – nur die Temperaturen fühlten sich schon so herbstlich an, als wäre es um 17 Uhr dunkel, und beim ersten Mal wieder wandern nach einem Radelsommer weiß man ja nie ...). Zwischen Stadtoldendorf und Schorborn sind es zusätzlich noch ca. 4–5 km, es geht zunächst einmal straßenbegleitend bis Deensen, dann folgt eine hübsche 2-km-Ecke durch’s Grüne nach Schorborn.

                                                      Hier kommt man her (und ich war bei diesem Anblick fast versucht, doch noch in Deensen zu starten ):



                                                      Für den grübelnden Wanderer, der darüber nachdenkt, in welche Richtung ab hier es denn ginge, gibt es an der nächsten Wegkreuzung zwei ungewöhnliche Schilder: "Rundwanderweg Deensen Pilgrim" und "Rundwanderweg Schiesshaus" – also wo auch immer man hier rundwandern kann: Die richtige Reihenfolge nach Volkenroda ist "Schießhaus" (da stehen auch ein paar mehr Häuser als nur eins)



                                                      Nun also ein kurzes Stückchen der Straße lang, auf Seitenstreifen wie man sie aus ganz alten Dörfern kennt: Nicht unbedingt Kopfsteinpflaster, aber viel Moos und andere Pflanzen in den Plattenfugen. Danach wieder Landschaft (inklusive Kletterschnecken) …



                                                      ... (süße) Brombeeren und Himbeeren
                                                      … und auch Holunderbeeren, die mich an die letztjährige improvisierte Holundersaftproduktion erinnerten (falls mal sowas geplant ist: ein Sieb erleichtert so ein Vorhaben kolossal) :-)



                                                      Wie schon erwartet, geht es kontinuierlich leicht hügelaufwärts in Richtung Grillplatz, zu dem, wie sinngemäß ausgeschildert ist, an Grilltagen immer nur ein einziges Auto fahren darf. Ich stellte mir also Horden von bergauf laufenden Grillwilligen vor ...



                                                      Das Wetter konnte sich noch immer nicht so recht entscheiden, ob es nun regnen sollte oder nicht, es sah aber immer beeindruckend aus









                                                      Wandererfreuden, trotz nun doch Regen



                                                      Die Schutzhütten am Weg sind eher luftig gebaut (der Grillplatz war das wohl nicht), dafür gibt es davon relativ viele an der Strecke















                                                      Kurz vor Schießhaus begegnete mir dann ein "Wolf" – namens "Julius"



                                                      und die Schafe eine Ecke weiter konnten dementsprechend auch sehr entspannt herumliegen



                                                      Ein Gebäude später, bergabwärts (die ehemalige Waldmühle, bewohnt), ist dann wieder länger Schluss mit Häusern; hier überquert der Weg den Hasselbach, und an einem der Wasserbecken steht eine der bekannten luftigen Schutzhütten



                                                      Der Weg ist auf diesem Teilstück übrigens gut ausgeschildert – was besonders praktisch ist, weil die heruntergeladene Etappen-gpx-Datei des Pilgerweg-Navigators nicht auf dem Navi angezeigt werden konnte.

                                                      Ein junges Pärchen machte Fotos mit Selbstauslöser unter Bäumen, auf dem Weg stand ein großer Rucksack und ein Stativ (!), und sie fragten mich, ob ich ebenfalls pilgere. Sie wären unterwegs für 3 Tage, erzählten sie, aber nicht mit Zelt. Da ich dauernd selber zum Fotografieren stehenblieb, erwartete ich eigentlich, dass sie mich einholen, was aber nicht passierte, sie liefen wohl in die andere Richtung. Später fiel mir ein, dass ich vielleicht die Zecken hätte erwähnen sollen, beim Brombeerenpflücken hatte ich erst kurz vorher eine vom Wanderschuh geschnipst. Aber dafür war es nun eh zu spät – möglicherweise wussten sie das ja auch.



                                                      An einer der nächsten Kreuzungen befindet sich die schmale F. Eder-Hütte (von der Tiefe her nur doppelte (schmale) Bankbreite), mit zwei übereinander liegenden Bänken und sogar einem Hüttenbuch



                                                      Von hier aus sind es, laut Schild, nach Silberborn jetzt nur noch 6,3 km. Sonne und dunkle Wolken wechselten sich nach wie vor ab, aber es sollte trocken bleiben bis zum Abend





                                                      Hatte ich bisher nur einige wenige Spaziergänger angetroffen, nahm inzwischen die Radlerdichte zu – vom Rennrad über die Alltagsgurke bis zum Mountainbike war alles dabei.

                                                      Den Wald fand ich hier sehr beeindruckend, darunter besonders die durch Sturmschäden geprägten Abschnitte, wo einem durch das fehlende Unterholz die große Baumhöhe bewusst wird









                                                      ... und überraschenderweise hing kurze Zeit später hoch oben zwischen den Bäumen ein riesiges Hinweis-Transparent für den dortigen Kletterpark samt Kiosk – vorbei war’s nun also mit dem Wanderer-ZEN Den verlockend aussehenden Trampelpfad des Weserberglandwegs kann man ruhig nutzen, er kürzt eine Ecke Wirtschaftsweg angenehm ab.

                                                      Ein freundliches Grüppchen Mountainbiker, einer davon mit einem gefährlich aussehenden Helm-Gebilde mit beachtlichem Kinn-Schutz, rauschte vorbei – und ich hoffte, dass der en passant gegrüßte Gott ob dieser bestimmt auch zweckgemäß genutzten Spezialausstattung nicht trotzdem Sonderschichten einlegen muss Die Radlerwaden zitterten aufgrund des Holperns auf dem hier stark tonscherben- oder sonstig schotterdurchsetzten Weg, und Spaziergänger aller Altersgruppen wurden noch zahlreicher. Wahnsinn – erst stundenlang so gut wie keiner, und hier ziehen die Jahrhunderte vorbei (wie ein Kollege das beschreiben würde ). Laut Beschilderung liegt das am gleich folgenden Moorgebiet Mecklenbruch, welches ein beliebter Anziehungspunkt für Sonntagsausflügler zu sein scheint. Hier kann man sich fast in Schottland wähnen: Auf den Moorwiesen grasen Exmore-Ponys und Galloways, und auf diversen Infotafeln kann man mehr über das Moor lesen



                                                      Nach dem ca. 1 km langen Bohlenweg





                                                      folgt noch ein Stück jetzt wirklich asphaltierter Wirtschaftsweg, dann hat man, nach gut 14 km, die Einfahrtstraße nach Silberborn/Hochsolling erreicht



                                                      Nach Auskunft hat der Bratwurststand am Parkplatz anscheinend auch bei Schnee geöffnet, es gibt dort auch Kaffee und Schaschlik :-) Der Campingplatz Silberborn erfreute mit ausgedehnten Grasflächen, wo sich trotz leicht abschüssigen Geländes ein guter Platz für’s Zelt finden ließ, nachts kann man derzeit dem Röhren der Hirsche lauschen, und Jagdzeit war, den (wenigen) Geräuschen nach, auch. Wer in die Wohngebiet-Mitte oder zur Haltestelle für Busse nach Holzminden oder Uslar möchte (sie fahren nicht oft, aber immerhin auch am Wochenende, Infos gibt’s bei rbb): Auf einem hügelabwärts führenden Trampelpfad, links neben dem Abzweig auf das Gelände, gelangt man am Bach Holzminde entlang zur Dorfmitte. Wer zur Post, zum Bäcker, etc. möchte, sollte aber der oberen Straße folgen, wo auch der Pilgerweg weitergeht.


                                                      Campingplätze
                                                      Der Campingplatz Silberborn ist übrigens nicht im Pilger-Übernachtungsverzeichnis aufgeführt, was schade ist, weil es einer der seltenen Plätze ist, die ganzjährig geöffnet haben (bzw. es gibt jemanden, der da ist und bei Bedarf z.B. den Schlüssel zu den Sanitäranlagen herausgeben kann). Der nächste ganzjährig geöffnete CP befindet sich in Dransfeld ("Am Hohen Hagen"); der CP am Niemetal in Löwenhagen schließt ab November und öffnet erst wieder am 1. März 2016).

                                                      Und last but not least: Prachttaucher-Special:
                                                      Wirtschaftswege, Wirtschaftswege und nochmal Wirtschaftswege, also recht fester Untergrund, aber doch angenehm zu gehen. Der Weserberglandweg, der ab und zu auftaucht, bietet die hübscheren Trampelpfade.




                                                      Edit: Doch noch eins: Wer gewöhnt ist, sich vor Ort über’s Internet per telefonino zu informieren: In Silberborn ist schneller der Akku leer als eine Verbindung aufgebaut (das kommt natürlich auch auf den Verbindungsanbieter an)
                                                      Zuletzt geändert von lina; 19.04.2016, 10:09. Grund: Campingplätze-Infos eingefügt

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                                                        • 21.01.2008
                                                        • 11979
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                                                        #28
                                                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                        Danke Dir - eine sehr schöne Einstimmung auf eine der schönsten Wander-Jahreszeiten. Sehr motivierend.....mal schaun.

                                                        Wirtschaftswege als Basis finde ich auch o.K. Manchmal finden sich dann vor Ort noch zwei/drei kleinere Abstecher auf naturbelassenen Wegen.

                                                        War das eigentlich ein Weg ?
                                                        https://www.outdoorseiten.net/fotos/...WLV_10b_14.jpg

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                                                          • 12.07.2008
                                                          • 43828
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                                                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                          Hallo Prachttaucher, nein, das war leider kein Weg – unter Nadelbäumen wächst ja meistens angenehm wenig Kraut wie Brombeeren, Farne, etc. Auf den Wirtschaftswegen ließ es sich recht gut laufen, die Mitte ist auch meistens nicht so sehr festgefahren.

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                                                            • 12.07.2008
                                                            • 43828
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                                                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                            Etappe 10B . Silberborn – Schönhagen

                                                            Grau und verhangen präsentierte sich der Morgen. Laut Wettervorhersage sollte es zwar lediglich eine Regenwahrscheinlichkeit von 0–10% geben (mit einer kleinen 20%-Lücke), aber auch nach Zusammenpacken des Zelts sah es wenig danach aus. Naja, mal sehen, erst einmal Kaffee. Die Kühe auf der doch ein paar hundert Meter entfernten Weide guckten interessiert, wie ich mit Rucksack, Kamera und Kaffeebecher herumjonglierte – bei der Sani-Schlüsselabgabe auf dem Campingplatz hatte es die Platzbesitzerin gut gemeint und den Becher bis zum Rand befüllt :-)



                                                            Ich passierte die Dorfkirche, deren Glocken morgens tatsächlich die winterzeitkompatible Uhrzeit geläutet hatten, und schlenderte durch den Park, vorbei am Dorfgemeinschaftshaus – ein offensichtlich wichtiges Gebäude in Orten im Hochsolling, genauso wie die öfter ausgeschilderten Grillplätze.

                                                            Besagtes Dorfgemeinschaftshaus liegt großzügig mitten in einer großzügigen Grünfläche und bietet sogar eine kleine Theater-Arena. Wider Erwarten geht es nach den letzten Häusern aber nicht geradeaus



                                                            sondern der Weg macht einen Schlenker zu Silberborn-Quelle. Die Quelle wurde, laut Infotafel, bis 1966 zur Wasserversorgung des Dorfs genutzt, indem das Wasser zunächst einmal per Windturbine zu einem erhöht platzierten Behälter transportiert wurde, um das nötige Gefälle zur Versorgung der Häuser zu schaffen


                                                            Silberborn Ursprung

                                                            Der folgende Waldweg sah zunächst einmal düster aus, das besserte sich aber nach der nächsten Kurve







                                                            Der Weg führt nun durch die sog. Sandwäsche. Der abgebaute weiße Quarzsand (ein Rohstoff für die Glasherstellung) musste nach dem Abbau zunächst gereinigt werden, was durch Ausspülen in diversen Becken erreicht wurde. Die anfallenden Ton-Anteile wurden zur Porzellanherstellung genutzt. Erst 1955 stellte die Sandwäsche den Betrieb ein.



                                                            Die Baumvielfalt der Gegend trug zu Varianten der Glasfärbung bei: Je nach Pottasche (die durch Verbrennen von Holz hergestellt wird) variierte die Glasfärbung von hellgrün (Tanne) zu dunkelgrün (Eiche, Buche).









                                                            Kurz vor Neuhaus habe ich dann wohl ein Schild übersehen – der Weg führt eigentlich fern der Häuser durch den Wald. So kam ich aber in den Genuss eines schützenden Buswartehäuschens, um in aller Ruhe die Rucksack-Regenhülle herauszufriemeln und den Schirm startklar zu machen: Von der Regenwahrscheinlichkeit von 0% konnte inzwischen bei bestem Willen nicht mehr die Rede sein

                                                            Ein Abzweig später begegnete mir dann erste von vielen folgenden Trockenmäuerchen, hier erstellt am Rand des Bächleins Holzminde



                                                            Bei Regen erfreut hier hauptsächlich die blaue Farbe der folgenden Kneipp-Möglichkeit (alle außer vielleicht Göga? )



                                                            Kurz vor der Straße gibt es dann noch einmal eine Schutzhütte, mit offenen Türen und Fenstern und sogar einer Terrasse. Das verkohlte Loch vor der einen Bankreihe, welches einen Blick auf den Unterbau der Hütte freigibt, ließ auf ein Lagerfeuer auf dem Holzboden in der Hütte schließen

                                                            Muss man hier nicht Schutz suchen, zweigt der Weg vor der Hütte über eine teilweise mit Kuhfladen verzierte – also landwirtschaftlich genutzte – Wiese ab. Fast hätte ich den Abzweig übersehen, obwohl ich mich schon gewundert hatte, warum da eigentlich Leute mitten über eine Wiese laufen ...



                                                            Inzwischen war es kräftiger am Regnen. Ich passierte einen größeren, parkähnlichen Schlosskomplex, inkl. Gestüts-Kapelle und diversen Wohnhäusern.

                                                            Für die folgende Strecke gibt es eine erweiterte Streckenmarkierung – jetzt wird die Pilgerweg-Richtung mit angezeigt: In Richtung Volkenroda steht jetzt ein "v", was zum Glück auch lesbar ist ohne Kenntnisse in Sütterlin :-)



                                                            Nun geht es bergauf, entlang des hiesigen Wildparks, und ausgedehnte Weiden flankieren den Weg auf der anderen Seite, immer hübsch abgegrenzt durch ein Trockenmäucherchen. Nur kurz nahm die Spaziergängerdichte zu, dann war wieder kein Mensch zu sehen. Schnurgerade wandert man jetzt auf einem Wirtschaftsweg durch den Wald.


                                                            Die Weiden der naheliegenden "Ranch"


                                                            "So, nun alle mal herhören, bitte." (Wildpark)


                                                            Trockenmauern (historisch, wie ich bald danach erfahre)

                                                            Die am besten wetterangepasste Kleidung war wohl inzwischen tatsächlich der Friesennerz Einen kleinen bedauernden Blick warf ich oben auf dem Hügel auf den abbiegenden, verlockend aussehenden Trampelpfad entlang der Trockenmauern





                                                            Das beständige Regnen aus dem Nebel (in GB bekannt unter dem Begriff "Drizzle") hob sich gut von den dunklen Nadelgehölzen ab. Interessanterweise säumen den Weg teilweise sehr betagte Eichen, dahinter wachsen Buchen oder eben Nadelhölzer, und ein jeweils dicht mit Farn bewachsener Bereich trennt die Baumreihe vom Weg.

                                                            Der Duft frisch geernteter Nadelbäume begleitete mich ein Stück, kurz vor der Hügelspitze namens "Bärenkopf", wo es, laut Gedenkstein, wohl mal (1869–1998) eine Försterei gegeben haben mag.



                                                            Nun aber, brombeergestrüppgesäumt, wieder hügelabwärts. An der nächsten Wegbiegung befindet sich eine Schutzhütte samt Holunderbusch



                                                            Ich hatte zwar, außer dem Becher Kaffee, noch nicht gefrühstückt, aber irgendwie war mir, trotz Schutzhütte, nicht nach einer Pause; die probierte Brombeere musste erst einmal reichen, und etwas später fand ich noch eine frische Walnuss. Inzwischen hatte ich auch eine Lösung dafür gefunden, den Schirm nicht ständig in der Hand halten zu müssen: Vertüddelt mit dem Rucksack-Brustgurt, der Fotoapparat als Gegengewicht, und letzterer unter der Weste verstaut, wurde das Konstrukt am Wegfliegen gehindert. Geht natürlich nur, wenn es nicht zu viel Wind gibt, aber klappte erstaunlich gut :-)



                                                            Eine kleine Abwechslung in der wegbegleitenden Botanik boten jetzt Lärchen. Ich spechtete hinter die erste Baumreihe nach Pilzen, aber war zu weit weg, um Genaueres erkennen zu können, lediglich ein paar Fliegenpilze leuchteten durch das Grün und Braun. Eigentlich war momentan ja perfektes Pilzwetter, zu kalt war es jedenfalls nicht.

                                                            Hier (für gute Augen ) eins der neuen Schilder: "V" (Volkenroda) nach links, "L" (Loccum") nach rechts weiter:



                                                            Doch ein paar Pilze, aber nichts sah essbar aus (obwohl das auf dem rechten Foto lila Lacktrichterlinge sein könnten)



                                                            Abgeerntete Pilze – oder muss das so? Und falls ja, was sind das für welche? Für Herbsttrompeten sind sie jedenfalls zu klein (vielleicht hatte auch jemand hier einfach ein Bündel Hallimasche abgesäbelt)



                                                            Das plötzliche Joggeraufkommen mitten aus der menschenleeren Stille, zunächst erkennbar als zusätzliche Farbpunkte in der Botanik, wunderte mich: Aus einem Seitenweg, laut Wegweiser aus dem "Erlebniswald", erschien ein schnaufender Mitbürger nach dem anderen, einige auch mehr oder weniger nervös umherfuchtelnd mit Nordic Walking-Stöcken, und teilweise behängt mit nummerierten Leibchen – aha, eine Sportveranstaltung!



                                                            Nach der Talsenke bei Steinborn war der Spuk aber auch schon wieder vorbei, auch Hinweisschilder, Pfeile und Markierungshütchen waren zunächst keine mehr zu sehen. Inzwischen war es nicht nur heller geworden, sondern der Regen hatte aufgehört. Dazu war ich ganz sicher, dass es auch nicht mehr regnen würde. Warum nur? Ich betrachtete die Umgebung und versuchte, dieses Gefühl irgendwo festzumachen, aber fand keine plausible Antwort. Das etwas andere Licht vielleicht? Tatsächlich blieb es den ganzen restlichen Tag trocken.


                                                            Brunnenkresse?



                                                            Hier waren die Bäume noch nicht allzu gelb/orange, sondern noch vorwiegend grün. Und eine Kurve weiter wurde sogar mein Wunsch erfüllt, mal wieder eine Krause Glucke zu finden (der letzte Fund ist schon eine doppelte Anzahl von Jahren her): Einfach so, ein paar Meter weg vom Weg, an einem Baumstamm, wuchs eine und, hinter dem Baumstamm, sogar noch eine, größere! WOW!!





                                                            Beschwingt ging es weiter zur Lunauquelle. Hier kommt man tatsächlich ganz leicht an das Wasser ’ran, und es hängen sogar Trinkbecher aus



                                                            Der weitere Weg war, nach den ganzen harten Wirtschaftswegen, dann ganz wunderbar! Hier verläuft auch der Weserberglandweg, dessen fußfreundlichere Trampelpfadhäufigkeit mir dort viel öfter vorzukommen scheint




                                                            Ganz klares Quellwasser :-)

                                                            Hatte ich vorher überlegt, oben entlang die andere Variante des Pilgerwegs zu laufen, die nach Uslar führt, hatte ich hier eigentlich gar nicht mehr die Wahl – die folgende Wegebeschaffenheit war einfach entzückend! Links und rechts des Weges plätscherte jeweils ein kleiner Bach, und die nächsten Sitzbank lag landschaftlich so schön, dass ich ein Weilchen bleiben wollte, auch um endlich mal zu frühstücken





                                                            Vorbei an Forellen und Ziegen ging es anschließend weiter bergab in Richtung Schönhagen



                                                            nochmal kurz hügelaufwärts an einer Kuhweide vorbei, dann wieder runter



                                                            und schon ist man am Ende dieser ca. 17 km langen Etappe angelangt.

                                                            Da ich wieder zurück zum Campingplatz wollte, war ich gespannt, ob der auch wochenends fahrende Bus mit der Nr. 510 nun lange auf sich warten ließ. Aber siehe da – kaum hatte ich die Hauptstraße erreicht, fuhr er auch schon vor, und der zusteigende Fahrgast vor mir benötigte genügend Zeit, dass ich, von der ganzen Wirtschaftsweglatscherei zugegebenerweise etwas fußlahm, ihn auch noch erreichte – perfekt! *freu*



                                                            Edit: Ergänzung
                                                            Wie ich eben sah, ist Homer da auch schon mal entlang getigert und schrub dazu einen Reisebericht: Hier
                                                            Zuletzt geändert von lina; 27.01.2017, 12:55.

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                                                              • 21.01.2008
                                                              • 11979
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                                                              #31
                                                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                              Wieder sehr stimmungsvolle Bilder und wirklich tapfer bei dem Wetter mit nur einer Brombeere als Wegzehrung.

                                                              Hier verläuft auch der Weserberglandweg, dessen fußfreundlichere Trampelpfadhäufigkeit mir dort viel öfter vorzukommen scheint

                                                              Das klingt ja wirklich gut...

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                                                                • 12.07.2008
                                                                • 43828
                                                                • Privat


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                                                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                Danke :-)
                                                                und ja, dusseligerweise hatte ich auch noch die Regenjacke auf dem Campingplatz gelassen, weil es ja hieß, es würde nicht regnen … das ging zwar, es war aber auch gut, dass es nicht stärker goss – die Regenhose lag nämlich noch zuhause (immerhin sorgten die Leicht-Gamaschen für einigermaßen trockene Hosenbeine).

                                                                Der Weserberglandweg lockt mich inzwischen auch Mal sehen, ob ich einfach noch einen Weg anfange

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                                                                  • 11979
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                  Zwei Wege gleichzeitig, ist das nicht etwas verwirrend so wie zwei Bücher gleichzeitig lesen ?

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 43828
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                    Naja, wären dann ja mindestens 3 – den E1 gibt’s ja auch noch … (und davon Anschlussstücke im Süden und im Norden)

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 11979
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                      Sorgt auf jeden Fall für Abwechslung und gerade bei zweifelhafter Wettervorhersage hilft es manchmal, wenn man auf andere Regionen ausweichen kann.

                                                                      Du suchst Dir ja meist wirklich lange Wege aus, die dann auch eine lange Beschäftigung garantieren. Mich lähmt das dann wohl eher, weil ich denke, bis ich da mal durch bin... Mit 440 km wäre der Märchenlandweg vielleicht auch etwas ?

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

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                                                                        • 43828
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                        Hmja, bei Themenwege zögere ich immer etwas Auch wenn ich mich über Infoschilder am Wegesrand freue, ist mir doch die Landschaft an sich wichtiger.

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 8931
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                          Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                          Hmja, bei Themenwege zögere ich immer etwas Auch wenn ich mich über Infoschilder am Wegesrand freue, ist mir doch die Landschaft an sich wichtiger.
                                                                          Das merkt man durchaus an Deinen Bildern!
                                                                          ministry of silly hikes

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 43828
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                            :-)

                                                                            Ich finde es immer wieder verblüffend, wie aus eigentlich denselben Grund-Zutaten ein immer wieder anders Bild entsteht, je nach Wetter, Tageszeit und vor allem natürlich der Region, in der man unterwegs ist.

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 43828
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                              Etappe 11B . Schönhagen – Vernawahlshausen

                                                                              Die Nacht war stürmisch. Unregelmäßige Böen, die den Zeltboden an den Seiten anhoben, und das laute Flattern des Außenzelts trugen dazu bei, dass ich wenig Schlaf fand. Ich hatte mein Zelt diesmal extra etwas weiter weg von dem Wohnwagen platziert, von dem ich wusste, dass dort Dauercamper zusammen mit einem sehr erkundungsfreudigen jungen Hund wohnen, denn beim letzten Mal war ich vom wiederholten Rufen des Hundenamens öfter aufgewacht. Hin und wieder zeigten Taschenlampen-Lichtkegel die nächtlichen Wanderungen der Platzgäste in Richtung Sanitäranlagen an, und auch der eine oder andere freundliche Vierbeiner war unterwegs, um mal näher zu gucken, was das eigentlich mit diesem Zelt auf sich hatte – kurz: Es war ganz schön viel Betrieb für einen aufgrund der Jahreszeit eigentlich nicht besonders stark belegten Campingplatz.



                                                                              Um 8 Uhr läuteten schließlich die Kirchenglocken, und als ich ins Freie krabbelte, zeigte sich, dass die Wettervorhersage stimmte: Der Himmel sah vorwiegend blau aus, und es war ungewöhnlich warm: Das Thermometer zeigte über +10°C. Nach der üblichen Stunde Zusammenpacken ging es los nach Schönhagen. Die Sonne strahlte.

                                                                              Vorbei an älteren Bauernhäusern und einem größeren Lokal mit Festsaal geht es dort gleich hügelaufwärts, gesäumt von Apfelbäumen, schwer beladen mit Äpfeln unterschiedlicher Sorten. Eigentlich wollte ich erst nach den ganzen anfänglichen Höhenmetern frühstücken, aber dann ließ ich mich doch zum Mal-Probieren verleiten Da es schon Frost gegeben haben soll, war zu vermuten, dass sich wohl keiner zum Pflücken finden würde.


                                                                              Pilgerweg-Unterwegs-Steckdose (Funktion nicht getestet ) und der erste zahlreicher Apfelbäume





                                                                              Es geht weiter in Richtung Südwesten, auch wenn diese Richtung hier Norden heißt





                                                                              Am Bischofstein bot sich ein Blick zurück an: Ungefähr oberhalb der Kirchturmspitze war ich letztes Mal aus dem Wald gekommen


                                                                              „ORA“ steht auf der steinernen Buchseite

                                                                              Gleich ist der Hügel erklommen, und es ist wieder vorwiegend Wald angesagt





                                                                              Inzwischen hatten die meisten Laubbäume ihre Blätter fast vollständig abgeworfen, und man konnte ausgiebig durch’s Laub rascheln :-)






                                                                              Noch ein weiterer Pilgerweg verläuft hier entlang

                                                                              Kurz danach hilft ein Blick auf die Karte – an den Wegweisern ist es nicht ersichtlich, aber der Weg biegt hier nach rechts ab, weiter an den Bäume-Stapeln entlang





                                                                              Was zunächst wie ein Hausdach oder eine Mauer aussah, entpuppte sich einige Meter später als eine von noch vielen weiteren folgenden Steigungen



                                                                              Dahinter geht es ins Freie









                                                                              Ein paar Abzweige später dann doch ein Hausdach – und das Häuschen dazu entpuppte sich als die luxuriöseste zugängliche Schutzhütte, die ich je gesehen habe, mit per Hebel verschließbarer Tür und sehr sorgfältig gebaut. Es trägt den Namen Eberhard-Rüschel-Gedenkhütte, wurde erst 1991 errichtet und dient zum Teil auch als Nutz-Häuschen für Waldarbeiter.



                                                                              Obwohl an der Hütte genügend Bänke und Tische zur Verfügung standen, war mir nicht nach einer Pause. Dazu vergaß ich vor lauter Besichtigung-Begeisterung, nochmal auf die Beschilderung zu schauen und lief geradeaus weiter anstatt links abzubiegen. Ein paar Meter später packte mich dann doch der Frühstückshunger, und um die Hände für Brot und Käse frei zu haben, befestigte ich alles, was ich bisher festhielt (Kamera, Trekkingstock) irgendwie an den Rucksackgurten. Ein Radfahrer in neongelbem T-Shirt überholt mich grüßend, er war der erste mir begegnende Mensch seit dem Morgen, und der Anblick des ganzen herumbaumelnden Zeugs ist ihm wahrscheinlich reichlich bescheuert vorgekommen



                                                                              Aber egal Ein paar hundert Meter später fiel mir dann auf, dass ich schon lange keine Schilder mehr gesehen hatte. Das konnte zwar daran liegen, dass es, wenn es geradeaus weiter geht, oft keine gibt, aber … ein Kontrollblick auf die Karte offenbarte, dass die Gegend um mich herum zwar hübsch war, aber nicht mehr der Pilgerweg. So what – der nächste Abzweig folgte in Kürze. Und so kam ich in den Genuss der Ansicht einer Heidelandschaft, echt dichtem Unterholz und schnellen Höhenmetern abwärts. Dazu diverse weiße Fundstücke









                                                                              Perfektes Pilzwetter, aber keine essbaren Pilze – das verwunderte auch das Pärchen mit den Rädern, das ich traf. Ich erfuhr, dass in den Wäldern ringsum normalerweise viele Steinpilze und Maronen zu finden seien, nur leider aber nicht jetzt





                                                                              Jetzt war auch der richtige Weg wiedergefunden, inzwischen mit Ausblicken auf die zahlreichen, eher weiter unten im Tal flanierenden Sonntagsspaziergänger. Dazu, etwas näher: Schäfchen :-)







                                                                              Die den später abzweigenden Weg zur Straße säumende Hecke hatte es in sich: lauter unterschiedliche Früchte waren darunter, bekannte (Schlehen, Hagebutten, Äpfel, Traubenkirsche, Weißdorn, etc.)



                                                                              und unbekannte:


                                                                              Viburnum opulus (Gewöhnlicher Schneeball)?

                                                                              Um zum Ziel zu kommen, hätte man auch den Weg oben am Waldrand entlang weiter gehen können, aber die Wegführung ist anders geplant: Der nächste (nicht markierte) Abzweig geht, nach Überqueren der Straße, an der sich schon in Sicht befindlichen Baumreihe entlang und bietet sehr schöne Ausblicke



                                                                              Wunderbar angenehm ist die hier sehr fußfreundliche Bodenbedeckung, insbesondere nach den harten Wirtschaftsweg-Kilometern – auch wenn man ein bisschen aufpassen muss, nicht in irgendwelche Löcher zu treten





                                                                              Nun also wieder Dorf und mehr Leute: Vernawahlshausen



                                                                              Idyllisch geht es jetzt gleich am Fluss namens Schwülme entlang (hier verläuft, laut Schildern, auch der Weserradweg),



                                                                              da jedoch meine Füße protestierten (neue Socken anzuziehen war vielleicht doch keine so gute Idee), nutzte ich die Möglichkeit, per Vernawahlshauser Bahnhof mich wieder nach Schönhagen zurück durchzuschlagen. Und am Bahnhof gab es – neben einem informativen Schild mit Karte – doch noch einen etwas größeren Pilz zu sehen (möglicherweise ist das ein violetter Rötelritterling):

                                                                              Zuletzt geändert von lina; 26.09.2020, 09:58.

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 43828
                                                                                • Privat


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                                                                                Etappen-Rest 11B und ein Teil von 12B: Vernawahlshausen – Oberweser-Oedelsheim

                                                                                Es war „Kaltnasenwetter“, das heißt: die Temperatur lag nur unwesentlich über dem Gefrierpunkt, als ich ins Zelt krabbelte. Dazu machte ich den Fehler, noch so lange zu lesen, bis ein leichtes Frösteln mir signalisierte, dass die beim Zeltaufbauen generierte Wärme wieder verschwunden war. Aber ganz wundervoll finde ich in solchen Momenten die zusätzliche Länge des Schlafsacks, die es ermöglicht, komplett darin zu verschwinden, inklusive einer Wärmflasche Die Nacht war diesmal ruhig – entweder war der Dauercamperhund gerade nicht sehr ausflugsfreudig oder ich bekam es nicht mit. Es sollte bald Schnee geben.

                                                                                Als es langsam heller wurde, hörte ich Regen auf das Zeltdach trommeln. Immerhin kündete die Wettervorhersage vom Regenstopp um 9 Uhr, aber so recht mochte ich das noch nicht für wahrscheinlich halten. Aber tatsächlich – pünktlich mit den 9-Uhr-Kirchenglocken hörte der Regen auf. Ist so eine Wetter-App nun nützlich oder nicht? In diesem Fall ja, weil ich schon, ganz optimistisch, im Zelt alles zusammengepackt hatte und daher umgehend losziehen konnte

                                                                                Vom relativ verlassenen Bahnhof Vernawahlshausen aus (ein Gleis, ein Wartehäuschen, viel Botanik und keine Häuser drumherum) geht es nun also, südlich grob der Bahnlinie entlang weiter. Die Texte auf dem Infoschild der Variante des in Vernawahlshausen startenden Eco-Pfads Kulturgeschichte Wahlsburg wiesen auf eine frühere Nutzung der Wiesen zum Bleichen von Roh-Leinenstoffen hin, uns bei dem ausgedehnten, flachen Gelände kann man sich das auch so richtig gut vorstellen.

                                                                                Laut Karte läuft man hier im hessischen Teil der Bundeslandgrenze zu Niedersachsen entlang, bis knapp vor Bursfelde, wo man wieder nach Niedersachsen wechselt, bevor es dann, hinter Reiffenhausen (Etappe 15), nach Thüringen weitergeht. Eigentlich könnte man die kommende Wegschleife auch abkürzen, was aber schade wäre, denn Lippoldsberg anzuschauen lohnt sich schon. Ich hatte auch absichtlich die B-Wegvarianten der Etappen gewählt, da die A-Varianten eher Städte durchqueren und die B-Varianten mehr Natur versprechen. Die A-Varianten führen ab Schönhagen nach Uslar und von dort aus nach Bursfelde. In Vernawahlshausen kann man sich aber noch umentscheiden und wechseln.



                                                                                Idyllisch schlängelt sich der Wirtschaftsweg zwischen den Wiesengrundstücken hin. Am Wegrand ließen sich noch ein paar Himbeeren finden, die ich natürlich unbedingt vor dem nahen Frost retten musste Auch die Schlehen mussten kurz mal angetestet werden – aber nee, für deren Genießbarkeit waren noch ein paar Minusgrade nötig.







                                                                                Kleine, aber vorwiegend luftige Schutzhüttchen sowie ein Grillplatz liegen am Wegrand und laden zum Rasten ein, außerdem lernt man, wenn man möchte, etwas über das Anlegen eines Mühlbachs durch die Benediktinerinnen des Klosters Lippoldsberg im 12. Jahrhundert.



                                                                                Nach dem Passieren der (verschlossenen) Hütte des Angelsportvereins Lippoldsberg mit teilzerstörter, aber partiell überdachter Bank davor (inkl. (offenem) Toilettenhäuschen) erreicht man dann auch schon zügig die genannte Ortschaft. Der Weg dorthin, der auch als Radweg ausgeschildert ist, neigt dazu, überflutet zu werden – teilweise war der Wasserspiegel des Bachs höher als der Weg und der Grasrand sehr matschig.



                                                                                Die Kirche der ehemaligen Benediktinerinnenklosters und inzwischen evangelische Pfarrkirche von Lippoldsberg sieht nicht nur von außen beeindruckend aus, auch die Raumwirkung und das Licht im Innenraum der romanischen Basilika sind grandios. Sowohl die Klosterkirche als auch das Besucherzentrum sind täglich geöffnet, und auch die Pilgerherberge auf dem Gelände innerhalb der nicht verschlossenen Klostermauer-Pforten macht einen sehr einladenden Eindruck.





                                                                                In den Zwischenräumen der Pflastersteine wuchs Kamille, und ein Kind zog ein kurzbeiniges, struppiges Pony hinter sich her – auf den ersten Blick hätte das Tier auch ein großer Hund sein können. Überhaupt gibt es viele aktiv genutzte Bauerngehöfte in Lippoldsberg. Auf den Weiden am Ortsrand grasten Rinder, deren Fell fast rentierartig aussah, und ich erfuhr, dass es sich hier um rätisches Grauvieh handelte.

                                                                                Durch die Felder, die vorwiegend von der ortsansässigen Baumschule genutzt werden, führt auch ein Teil des Weser-Radwegs. An die Weser kommt man bald näher heran, und entgegen der Annahme, dass das Wandern auf einem Radfernweg an einem Fluss entlang eintönig werden könnte, ist es hier unerwartet abwechslungsreich











                                                                                Der Weg geht wider Erwarten nicht über die Weserbrücke nach Gieselwerder. Plötzliche Sonnenstrahlen ließen den Rauch leuchten, der auf der anderen Fluss-Seite aus einem Kamin kräuselte. Auf der linken Seite der Brücke sah es nach Dauercamper-Platz aus – zahlreich waren die Wohnwägen, die, auf langer Strecke, die Weser entlang platziert worden waren.



                                                                                Überraschend zeigen die Wegweiser nach der Brücke über die Straße auf den Hang. Und tatsächlich: Die Beschilderung weist auf den Abhang hinauf in den Wald. Schäfchenwolken zogen über das angrenzende Feld, und es gibt sogar eine Schutzhütte. Die Sitzbank in der Hütte ist eher ein schmales, kurzes Brett, aber es gibt an der Hütte noch zwei intakte Bänke mit Aussicht auf die Weser. Zur anderen Seite sind Hochsitze zu sehen





                                                                                Beim Rascheln durch das Laub zeigten sich ein paar Rotfuß-Röhrlinge



                                                                                Für längere Zeit zieht sich der Weg nun entlang der Straße und der Weser durch den Bramwald. Weitere Ausblicke ins Umland sind hier eher selten, deswegen mussten sie auch gleich fotografiert werden





                                                                                und dann geht es auf einmal bergab. Spannend Dieses Wegstück ist nun endgültig nichts mehr für Radfahrer, und auch zu Fuß war der schlammige, blätterbedeckte Untergrund nicht ganz ohne, da rutschige Baumwurzeln und vereinzelte herumliegende Sandsteinbrocken auf den ersten Blick nicht zu sehen waren. Der Pfad ist teilweise nicht breiter als ~ 30 cm und abschüssig, da er am Hang entlang führt, dazu gibt es Brombeeren und Gestrüpp (wobei ich das richtige Dickicht gar nicht fotografiert habe) – aber schön sieht das alles schon aus









                                                                                Nach einem Stückchen Wirtschaftsweg zeigte dann ein Blick auf’s Navi eine Abkürzung. Der dazu gehörende Trampelpfad sah viel verlockender aus, also zweigte ich kurzerhand ab und traf an einer lokalen Grillhütte wieder auf den Weg



                                                                                Auf der Terrasse der Hütte gibt es eine Aussichtsbank mit Blick auf’s Tal und die Ortschaft Oberweser-Oedelsheim



                                                                                und hier wäre ich entlang gelaufen, hätte ich nicht die Abkürzung genommen



                                                                                Die Gegend erinnerte mich irgendwie an südlichere Streuobst-Wiesen



                                                                                An den folgenden größeren Hütten, deren "Fenster" mit Gaze bedeckt worden waren, war gerade jemand dabei, einen Schwenkgrill aufzustellen – und das, wo für den Folgetag doch viel Schnee angesagt war?



                                                                                Wie man hier ein bisschen sieht, zogen inzwischen schon die ersten größeren Wolkengebirge auf



                                                                                und da meine Füße aufgrund einer kürzlichen Wanderung mit den falschen Schuhen etwas am Protestieren waren, warf ich mal einen vorsichtigen Blick auf den nahegelegenen Busfahrplan. Dass 10 Minuten später der letzte Bus zurück nach Vernawahlshausen fuhr, erwies sich dann als eine ziemlich unwiderstehliche Gelegenheit. Und so schaukelte ich im einigermaßen warmen Bus (die 10 Minuten Wartezeit reichten aus, um die doch wenigen Plusgrade noch zu bemerken) durch die Dörfer zurück zum Ausgangspunkt.



                                                                                Prachttaucher Special: meist Wirtschaftswege, überwiegend asphaltiert. Zum Glück gibt es daneben fußfreundlichere Seitenstreifen.
                                                                                Zuletzt geändert von lina; 20.06.2018, 22:39. Grund: Tppifehler

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Freak

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                                                                                  • 11979
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                                                                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                  Sehr schöne Landschaft und mit dem Wetter hattest Du ja Glück! Gerade solche Wege am Waldrand mit Aussicht mag ich gerne.

                                                                                  Asphalt mit Grünstreifen, ohne Autos + netter Landschaft ist für mich völlig in Ordnung. Schade daß es dafür keine entsprechende Klassifizierung bei den OSM-Karten gibt (als Planungshilfe). Gerade hierfür sind Berichte dann sehr hilfreich.

                                                                                  Im Prinzip bist Du nun parallel zum Wesergebirgsweg auf der anderen Weserseite unterwegs ?

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Freak

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                                                                                    • 43828
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                    Ja, genau – die Wege sind jeweils auf der anderen Weserseite, man kann sich die sonnigere Seite also aussuchen :-)
                                                                                    Für mehr Waldrand-Anteil kann man auch schon ein bisschen vorher abzweigen, man sieht dort ein Häuschen zwischen den Bäumen: 51.59958023N / 9.588934947E (ich dachte vor Ort, es sei ein Försterhaus o.ä., tatsächlich ist es aber wohl ein Hotel (Berghaus Oedelsheim))
                                                                                    Zuletzt geändert von lina; 25.11.2015, 19:52.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                      Etappenrest 12B: Auf dem Fußweg weiter und auf der Rad-Variante wieder zurück zum Ausgangspunkt: Oberweser Oedelsheim – Kloster Bursfelde

                                                                                      Pünktlich zum Loslaufen wurde der Regen weniger, und so erklomm ich für den Rest der offiziellen Etappe 12B (= noch ca. 8 km) den nächsten Hügel des am Fluss liegenden Ortes Oberweser Oedelsheim. Die Feldwege quer zum Hang waren grasbewachsen, und den Wegrand säumten diverse knorrige Bäume – ein Weg also ganz so, wie man sich die besser ausgestattete Variante der Verbindungswege zur Zeit der ursprünglichen Wanderung der Mönche so vorstellt. Unten rechts im Tal fließt, träge und quecksilbern schimmernd, die Weser.



                                                                                      Die wegweisenden Schilder werden nun teilweise ergänzt durch eine Zeichnung eines Ausschnitts der Klosterkirche Lippoldsberg, was eigentlich seltsam ist, da man dafür ja wieder zurück laufen müsste.




                                                                                      Blick zurück auf den bisherigen Wegverlauf am gegenüberliegenden Waldrand entlang

                                                                                      Nun also erst einmal hügelaufwärts





                                                                                      Oben am Waldrand befindet sich eine nicht funkelnagelneue, dafür aber in puncto Lichtspiele liebevoll gestaltete kleine Schutzhütte mit Außenbänken, zwar mit Tonscherben auf dem Innenboden, dafür aber ein wundervoller Ausblick auf einige Weserschleifen



                                                                                      Auf einem inzwischen befestigteren Waldwirtschaftsweg führt die Strecke nun am Waldrand entlang nach Südosten, komplettiert mit den üblichen Waldrandutensilien wie Hochsitzen, etc.





                                                                                      Irgendwie faszinierend fand ich diese kleine Bank im Wasser – auch weil ich mir nicht erklären konnte, wofür die eigentlich gebraucht wird?



                                                                                      Wasser gab es hier im Übrigen reichlich, den Hang herunter plätscherten außergewöhnlich viele kleine Bäche hügelabwärts. Das konnte nicht nur an den Regenfällen der letzten Zeit liegen, da viele der Rinnsale mit Hilfe von Rohren in kleine Becken geleitet werden.

                                                                                      Inzwischen kam die Nässe allerdings auch wieder von oben – die 30% Regenwahrscheinlichkeit machten Ernst Die Gegend blieb abwechslungsreich, hier ist definitiv nicht Monokultur angesagt



                                                                                      Auch kündigten sich Waldarbeiten an – und infolgedessen war einiges Klettern und Balancieren nötig. Denn was auf dem rechten Foto so schön glatt und eben aussieht, war knöcheltiefer Matsch, der die Schuhe unbedingt einbehalten wollte. Auch ein seitliches Umgehen war nur für kurze Abschnitte möglich, wonach man dann wieder vor der Suppe stand. Als ich später versuchte, die Schuhe in einem der Rinnsale etwas zu säubern, war der Matsch-Gewichtsverlust jedenfalls deutlich spürbar Der Gedanke, diesen Weg zurück zu laufen, hatte sich hiermit dann auch erübrigt – hier wollte ich keinesfalls bei weniger Licht durch.


                                                                                      Nicht von der Oberfläche täuschen lassen: Die Suppe ist überwiegend mehr als knöcheltief!

                                                                                      Es wurde dann zum Glück besser, aber auch hier war ich wieder einmal sehr froh über Wanderschuhe und Kurzgamaschen



                                                                                      Etwas später sah ich, beim Blick in die Gegenrichtung, dann dieses Schild – das musste jemand hier vergessen haben, denn weit und breit war außer Vogelgezwitscher und Wasserplätschern nichts zu hören, und zu sehen auch nicht, kein Mensch, keine Viecher, nur Wald und Wege.





                                                                                      Eine Schleife weiter im Tal traf ich auf eine Absperrung des Weges wegen Forstarbeiten, inklusive mehrerer Warnungen vor fallenden Zweigen etc.. Zurück laufen war keine Option, ein paar hundert Meter zurück und sich hangabwärts vortasten auch nicht. Ein Blick auf die Karte zeigte aber einen weiteren Weg jenseits des Thielenbachs, ein kleines Bächlein, das leicht überquerbar war – eine Wegkreuzung später treffen nämlich die beiden Wegvarianten aufeinander: 11a Uslar–Bursfelde und 12B Lippoldsberg–Bursfelde.


                                                                                      Thielenbach unterquert Wegführung

                                                                                      Nach dem nächsten Abzweig wurde auch die Wegebeschaffenheit angenehmer, und bald blinzelt auch schon Bursfelde samt Anlage des ehemaligen Benediktinerklosters (gegründet 1093), das malerisch an der Weser liegt, durch die Bäume





                                                                                      Nun noch ein kurzes Stück am Feld entlang, ein bisschen Zottelschafe gucken und schon ist man am Kloster



                                                                                      Sonntags fährt hier natürlich kein Bus, weder hin noch weg (an anderen Tagen kann man aber von hier aus Hann. Münden erreichen). Also beschloss ich, den etwas kürzeren Weg an der Weser entlang zurück nach Oedelsheim zu laufen, der zum größten Teil straßenbegleitend verläuft und die Radl-Variante wäre. In den grüneren Jahreszeiten hat man bestimmt auch mehr vom hier ebenfalls verlaufenden Naturerlebnispfad An diesem Tag bzw. Abend entschädigte jedoch eine gelungene Lightshow







                                                                                      Bis ich in Oedelsheim ankam, war es dann auch stockduster. Aber wieder: Außer ein paar Autofahrern (und zahlreichem Federvieh in der Luft und in Wassernähe) war keiner unterwegs. Das konnte natürlich auch am Fastnachtswochenende liegen


                                                                                      Prachttaucher Special: Könnte ihm gefallen
                                                                                      Zuletzt geändert von lina; 30.06.2019, 12:28. Grund: … da fehlte noch ein "e"

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Freak

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                                                                                        • 11979
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                        Danke Dir - schöne Bilder. Sieht abwechslungsreich aus. Wird Zeit daß ich auch mal dort hinkomme.

                                                                                        Werde mich in Kürze mit einem kleinen Beitrag revanchieren, der Dir auch gefallen könnte.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Freak

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                                                                                          • 43828
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda



                                                                                          Danke!

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                            • 22.08.2008
                                                                                            • 8843
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                            Zitat von lina Beitrag anzeigen

                                                                                            Irgendwie faszinierend fand ich diese kleine Bank im Wasser – auch weil ich mir nicht erklären konnte, wofür die eigentlich gebraucht wird?

                                                                                            Hallo Lina
                                                                                            Immer wieder schön deine Wanderwegerkundungen.

                                                                                            So kleine Bänke in den Weihern gibt es bei uns auch. Da sitzen öfters mal Enten oder anderes Wassergeflügel drauf, im Prinzip also eine "Badeinsel" für Wasservögel.
                                                                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Freak

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                                                                                              • 43828
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                              Hallo Blauloke, vielen Dank.

                                                                                              Zusammen mit Wassergeflügel habe ich so etwas schon mal gesehen, aber dann mit Zaun drumherum. So ganz ohne Bewohner noch nicht. Aber stimmt, die können ja noch kommen :-)



                                                                                              Kloster Bursfelde – Imbsen

                                                                                              Die Etappe begann mit einem Besuch der Klosterkirche Bursfelde, einer romanischen Basilika mit wunderschönen bemalten Innenräumen. Am Gästehaus entlang (dessen Eingang sich auf der anderen Seite befindet) geht es weiter durch die Klostermauern und ein Stückchen die Straße entlang



                                                                                              Die Sonne schien, und es fühlte sich schon fast wie Frühling an, auch weil das Gras der Wiesen in schönstem Hellgrün leuchtete



                                                                                              In den Tagen davor hatte es ausgiebig geregnet, am Morgen sogar geschneit, und der Boden war dementsprechend wassergesättigt. Auf dem Trampelpfad neben einem kleinen Nieme-Zufluss entlang der Straße konnte man zwischen dem Punktemuster großer Graupel oder Regentropfen die Schuhabdrücke eines weiteren Wanderers erkennen, und auch, dass er mehrmals zur Seite weggerutscht war – ein Zeichen, den Fuß lieber an eine andere Stelle zu setzen.

                                                                                              Nach dem leuchtenden Gelb eines bühenden Zaubernuss-Busches eine Straße davor überraschte jetzt die erste Scharbockskraut-Knospe des Jahres, immerhin lag die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt, und später konnte man in den kühleren Tal-Bereichen auch noch Schneereste sehen.



                                                                                              Gespannt war ich diesmal besonders, weil die weitere Wegführung nun durch’s Tal des Weserzuflusses Nieme gehen sollte, laut Infoschild einem intakten Ökosystem. Auch wurde vor ein paar Jahren der natürliche Mündungsbereich in die Weser wieder hergestellt. Sollte es in der Weser also je wieder Lachswanderungen geben, sei die Nieme mit ihrem beständigen Gefälle für die Bergaufwanderungen der Lachse perfekt vorbereitet



                                                                                              Zunächst ging es sanft hügelaufwärts, und der anfangs breitere Forstwirtschaftsweg verengte sich zunehmend zu einem schmalen Pfad. Das Wetter war herrlich!



                                                                                              Die erste Gelegenheit, mich über Trekkingstock und Wanderschuhe zu freuen, kam bald: Die Laubansammlung am Wegrand wies eine überraschend matschige Tiefe auf



                                                                                              Waren das Pilze an diesem Zweig? Auch lilagrünen Sauerklee hatte ich bisher selten gesehen, und die Härchen auf den Blättern entdeckte ich erst beim näheren Betrachten der Fotos



                                                                                              Kurze Zeit später quert der Weg dann doch nicht die Straße, und wie auch schon auf der letzten Etappe: Zuflüsse zum nächstgrößeren Bach oder Fluss sowie kleine Wasserfälle gab es überall





                                                                                              Nach ein wenig vorsichtigem Tasten über eine rutschige, stark herbstlaubbedeckte Steigung hügelabwärts kommt man dann, nach Überqueren der Straße, näher an die Nieme heran



                                                                                              Mit Erstaunen las ich am folgenden Parkplatz mit Schutzhütte über Bachforellen, Eisvögel, Wasseramseln, Feuersalamander und Schwarzstörche – die soll es hier überall geben. Das Schwarzstörche gerne Forellen fressen, war mir auch neu – so eine ausgewachsene Forelle ist ja eine große Beute für einen Schwarzstorch? Spannende Gegend hier ...





                                                                                              Erneut die Straße überquert, wieder Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf …





                                                                                              ... und öfter auch Umwege suchen, aus dem Schlamm wieder heraus krabbeln – von zügigem Vorwärtskommen konnte jedenfalls überhaupt gar keine Rede sein. Über die Mountainbike-Spuren freute ich mich stellenweise sehr, zeigten sie doch an, wo der feste Boden war und wie tief das Drumherum ...


                                                                                              Blick zurück

                                                                                              Doch, ich war noch auf dem richtigen Weg, auch wenn ich beim Überqueren eigentlich harmlos aussehender Bächlein oft ziemlich versumpfte – da nutzte es gar nichts, dass der Weg etwas oberhalb der Nieme-Ebene entlang führte …




                                                                                              unfreiwilliger Matschtiefe-Test


                                                                                              Wie man an den Zeichen sieht, kommt der schmale Wanderweg von oben herunter

                                                                                              Ein bisschen erleichtert war ich dann doch, als der Pfad in einen einigermaßen befestigten Wirtschaftsweg mündete



                                                                                              Leider war der Campingplatz kurz vor Löwenhagen geschlossen, das wäre eine hübsche Übernachtungsmöglichkeit gewesen. Dafür erfreuten am Ortseingang die ersten Winterlinge






                                                                                              Mögliche Wegvariante zu den Bührener Kreuzsteinen

                                                                                              Hinter Löwenhagen tat der Blick über die weiten Felder gut, und eine wunderbare Ruhe breitete sich aus. Manchmal muss man ganz schön weit laufen, bis der Alltagsstress einen loslässt ..



                                                                                              je weiter ich mich Imbsen näherte, umso mehr Spaziergänger waren mit ihren Hunden unterwegs





                                                                                              und auch wenn ich diesmal nur recht langsam vorwärts kam, fand ich, dass es eine sehr hübsche Etappe war :-)


                                                                                              Prachttaucher-Special: Wenn man die manchmal parallel laufende (aber immerhin kaum befahrene) Straße vergessen kann, ist es wirklich sehr schön dort
                                                                                              Zuletzt geändert von lina; 20.11.2017, 18:47. Grund: Link repariert

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                • 11979
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                                Danke Dir. An die Ecke habe ich schöne Erinnerungen. Bin dort vor langer Zeit mal gepaddelt. Beim Kloster (in Klosternähe ?) gab es ein Cafe mit Tischen draußen, wo man gut anlegen konnte. Würde da gerne mal wieder hin.

                                                                                                Die Wege sehen fein aus !

                                                                                                OT: Jetzt aber doch nochmal die Schneereste begutachten....

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  • 43828
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                                  Etappe 14 Dransfeld – Friedland, Teil 1

                                                                                                  Dransfeld ist, geht man mal von der Definition des Begriffs „klein“ in Kombination mit dem Begriff „Dorf“ aus, ein eigentlich nicht wirklich kleiner Ort. Überraschenderweise finden sich dort Verkehrsverbindungen nach Hann. Münden und Göttingen auch am Wochenende sowie zahlreiche Ladengeschäfte mit allem, was man so an Alltagsdingen brauchen könnte, inklusive dem Eiscafè Venezia/Antoniazzi, das, wie ich an diesem Wandertag erfahren durfte, jeden Umweg rechtfertigt

                                                                                                  Dazu muss man ergänzen, dass ich mich verlaufen hatte, und so ein Weg-Schlenker entstanden war, der eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre Trotzdem: Die Köstlichkeit des Inhalts des dort erhaltenen, gut gefüllten kleinen Pappbecherchens hatte zur Folge, dass ich auch die nächsten paar Meter durch die Straßen zwischen den dort sehr hessisch anmutenden, d.h. wild verschachtelt gebauten Häusern eigentlich gar nicht so richtig mitbekommen habe – wer braucht schon ein Smartphone, um sich mal eben aus der Umgebung auszuklinken?

                                                                                                  Praktischerweise – und um jetzt wieder mal festen Boden unter die Füße zu bekommen – ist es dann gar nicht mehr weit zum Campingplatz, der, an der Straße „Am Hohen Hagen“, auf dem nächsten Hügel liegt.



                                                                                                  Neben dieser möglichen Übernachtungsstätte findet sich ein „Erlebnisbad“, beim Anblick dessen Werbeplakatierung und der dort versprochenen „Sommer-Momente“ sich die vorbeilaufende Wandererin dabei erwischte, zu hoffen, dass der kommende Sommer sich nicht nur in Momenten zeigen würde während sich die Füße derweilen über einen straßenbegleitenden Trampelpfad durch das Grün freuten. Und Gelb. Und Blau. Und Pink. Und Weiß. Und so weiter! Toll!



                                                                                                  Die folgende Schotterstrecke zwischen abgesägten Alleebäumen (Robinien?) mitsamt erfreulicher Bärlauchvorkommen an den Wegrändern war schnell überwunden, im Wald wurde der Weg angenehmer.









                                                                                                  Immernoch gab es viel Wasser hier, hin und wieder führten die Rinnsale zu Auffangbehältern, die auf den ausgedehnten Wiesen und Weiden als Viehtränke dienten. Bisher waren aber noch keine Weidetiere zu erspähen. Ein Specht hämmerte irgendwo zwischen den Baumwipfeln auf dem Weg zum Gaußturm, ansonsten war, außer gelegentlichem Zwitschern und Rascheln, nichts zu hören.











                                                                                                  Oben angelangt gibt es auf der Beschilderung des dortigen Geologie-und Bergbaupfads einiges zu lesen (jaja, auch schon der Goethe ...). Und für Leute, die sich nicht vorher informiert haben auch einiges Überraschende zu gucken – wer hätte vermutet, dass der zunächst sanft hügelabwärts schwingende Weg am Rand eines Basalt-Abbaugebietes entlang führt, durch das man anschließend auch noch laufen kann?











                                                                                                  Nachdem man auf angenehmen Wiesenpfaden wieder die Ebene des nach dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß benannten Aussichts- und Sendeturms erklommen hat (vorbei an dessen vorherigem Standort), geht es wieder ein paar Höhenmeter runter, und nach einem kurzen Stück Straße biegt der Weg wieder in den Wald ab.



                                                                                                  Die nun folgende Beschilderung, dass es sich hier um einen Pilger- und Wanderweg handelt, wunderte etwas, aber die Überraschung gelang: Hinter dem lauschigen Durchgang hat man einen großartigen, weiten Blick auf die Landschaft.





                                                                                                  Im Buch, das in der kleinen Pilgerkapelle liegt, las ich erstaunt, dass doch schon einige Wanderer schon ganz früh im Jahr auf dem Pilgerweg unterwegs waren.



                                                                                                  Nach ein paar Metern am Waldrand entlang geht es eine lange Strecke zwischen sattgrün sprießenden Getreidefeldern talwärts. Wilden Schnittlauch gibt’s da auch



                                                                                                  Doch noch ein kleiner (Rück-)Blick auf den Gaußturm



                                                                                                  auf Spaziergänger, Hunde, Traktoren,



                                                                                                  geflecktes Lungenkraut und andere Kräuter,





                                                                                                  und schließlich erreicht man, nach ein paar hundert Meter zwischen Bauernhöfen, Kirche und Schloss des Örtchens Jühnde. Das war eine wirklich hübsche Teil-Etappe. Deswegen:

                                                                                                  Prachttaucher-Special: Passt
                                                                                                  Zuletzt geändert von lina; 19.04.2016, 18:49.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    • 8843
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                                    Etappe 14 Dransfeld – Friedland, Teil 1


                                                                                                    geflecktes Lungenkraut und andere Kräuter,

                                                                                                    Hallo Lina, immer schön wenn du deine Wanderungen fort setzt und uns deinen Blick für die kleinen Schönheiten am Weg zeigst.
                                                                                                    Heute hast du mir mit dem Bild von dem Lungenkraut geholfen. Meine Tochter und ich haben heute nachmittags im Wald diese gefleckten Blätter gesehen und seit dem gerätselt was das für eine Pflanze ist.

                                                                                                    Gruß blauloke,
                                                                                                    wir sehen uns nächste Woche auf dem ODS-Treffen.
                                                                                                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Moderator
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                                                                                                      • 6552
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                                      merci!

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        • 43828
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        Etappe 14b: Dransfeld – Friedland, Teil 2 ab Jühnde

                                                                                                        „Guten Tag!“ schallte es mit kräftiger Stimme über den Gartenzaun, als ich am späten Sonntag Vormittag im Bioenergiedorf Jühnde zum nächsten Abschnitt des Pilgerwegs startete. Nur wenige Minuten später joggte der naturfarben gekleidete Grüßende, mit hörbar schweren Stiefeln an den Füßen zusammen mit zwei bullig aussehenden Hunden an mir vorbei, auf den nahen Feldweg zu, wo er die beiden von der Leine befreite.

                                                                                                        Das Dorf mit den vielen alten Bauernhöfen war auch meinerseits schnell durchquert, das Wetter sah eigentlich ganz ok aus, und für später war sogar etwas Sonne angekündigt, wonach es aber noch nicht wirklich aussah. Naja, mal sehen :-)



                                                                                                        Das Herbstlaub leuchtete schon mal wunderbar, als, nach ein paar hundert Meter zwischen Feldern und Wiesen, waldigere Gegenden begannen. Hier verloren sich auch die Spuren der jeweiligen Spaziergänger, was mir nicht ganz unrecht war, denn einer der Hunde war öfter stehengeblieben, um mal zu begucken, was ich da denn so machte in seinem Auslaufbezirk. Auch das Rufen seines außerordentlich gut zu ihm passenden Namens hatte nur eine zögerliche Reaktion zur Folge.



                                                                                                        Bahngeleise wurden unterquert, und wie man später sah, war das eine richtig gut ausgebaute ICE-Strecke, woran der Weg erst einmal treppauf entlang führte. Erstaunlicherweise fanden sich dort ziemlich viele Pilze, und auch auf der anderen Seite des bahnstreckenbedingten Landschaftseinschnitts waren Spaziergänger unterwegs.





                                                                                                        Ein sorgfältig frei gemähter, kurzer Weg führte durch den dortigen (ausgeschilderten) Naturpark.







                                                                                                        Auf den später folgenden, abwechslungsreichen Waldwegen blinzelte inzwischen auch mal die Sonne zwischen den Bäumen durch



                                                                                                        Der Weg war sowieso spannend, denn immer, wenn man dachte, es ginge geradeaus weiter, folgte der nächste Abzweig. Zwischen den Bäumen standen, verlassen, Hütten und Baumaschinen



                                                                                                        begleitet von diversen Markierungen



                                                                                                        Bezüglich Pilze tat sich mittlerweilen jedoch nicht mehr viel, eigentlich waren fast ausschließlich langstielige Knoblauchschwindlinge zu sehen



                                                                                                        Bald wurde es aber wieder heller





                                                                                                        und an einer Reihe Bienenstöcke mit wohl wegen der Kälte eher taumelnden Bewohnern vorbei ging es erst einmal in Richtung Tal, wonach sich der Weg, nach einem kurzen Stück an einer wenig befahrenen Straße entlang, in einer S-förmigen Linie den nächsten Abhang hinauf schlängelt.

                                                                                                        Die stacheligen, manchmal baumhohen Gestrüppe am linken Wegrand sahen sehr nach Wacholder aus, ich konnte jedoch keine Beeren entdecken.




                                                                                                        Trampelpfad-Zubringer zum nächsten Wirtschaftsweg

                                                                                                        Inzwischen stark zunehmende Fahrgeräusche deuten auf die beiden nahen Autobahnen hin, aber trotz schönem, weitem Ausblick war ich doch froh, als sich der Geräuschpegel wieder beruhigte,




                                                                                                        In der Nähe des Autobahn-Abzweigs Halle

                                                                                                        und mit reichlich gesammeltem Matsch an den Schuhen aus einer ziemlich glitschigen Baustellenstrecke erreichte ich schließlich die Klosteranlage des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Mariengarten



                                                                                                        Hier gibt es eine Furt für Autos und eine kleine Brücke für Fußgänger, all das ist aber Privatgelände (und wird im Pilgerführer auch nicht als Anlaufstelle genannt)



                                                                                                        Die Sitzbank am Rand des Geländes nutzte ich für eine kurze Pause, und bei der folgenden, etwas weiter hügelaufwärts stehenden Bank war die nächste – diesmal zu unterquerende – Autobahn schon zu hören. Immerhin schien sie mir nicht so laut zu tönen wie die vorherige





                                                                                                        Vor Friedland kommt noch Klein Schneen, hier bin ich auch schon mal per Leine-Heide-Radweg durchgekommen. Das Dorf sieht lauschig aus, allerdings hielten mich zwei sich gestört fühlende größere, lautstark kläffende Hunde davon ab, die dortige Kirche zu besuchen. Wie ich erst später sah, war das auch deswegen schade, weil der naturnähere Weg nach Friedland dort abzweigt. Aber weil ich (wahrscheinlich) den Schildern der Radel-Variante folge, passierte ich statt dessen einen Bauernhof, wo Grill-Proviant und bunte Eier angeboten wurden, und taperte dann auf dem straßenbegleitenden Radweg die letzten 2,5 km nach Friedland.



                                                                                                        Durch Bauarbeiten war der Bahnverkehr dort zwar etwas eingeschränkt, aber nach diversen netten Gesprächen mit weiteren Passanten und einem Besuch des Museums im sehr angenehm und geschmackvoll renovierten, historischen Bahnhofsgebäude fuhr doch noch ein Zug nach Göttingen, von wo aus ich per Anruf-Sammeltaxi* wieder zurück nach Jühnde gelangte. Zeitsparend war das alles nicht wirklich, und inzwischen war es auch beträchtlich kälter und regnerischer geworden. So war ich sehr, sehr froh um den übrigen Tee aus meiner Thermoskanne.

                                                                                                        Prachttaucher-Special: ok



                                                                                                        * Anruf-Sammeltaxi eine Dreiviertelstunde vor der vermerkten Abfahrtszeit anfordern und warten – die Telefonnummer bekommt man entweder im DB-Reisezentrum oder man erliest sie sich aus den Fahrzeiten-Anzeigetafeln der Linie A120.

                                                                                                        Wenn ich deren Preisgestaltungspolitik richtig verstanden habe, ist es besser, gleich im Reisezentrum eine Fahrkarte zu kaufen (und nicht erst im Sammeltaxi); dort am besten auch gleich fragen, wie die (unauffälligen) Autos aussehen und wo sie abfahren (das kann entlang des gesamten Bussteigs sein, nicht nur an der genannten Nummernsäule). Als Ortsunkundige fand ich das alles ziemlich kompliziert (und wegen der vielen Herumrennerei von der einen Infostelle zur anderen mit wenig Zeit eigentlich nicht machbar).
                                                                                                        Zuletzt geändert von lina; 27.01.2017, 13:35.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Etappe 15: Friedland–Bad Heiligenstadt, Teil 1 bis Burgwalde

                                                                                                          Wetter tagsüber schön, wenn auch abends klapperkalt (so ca. 2°C), aber bis abends war noch viel Zeit – kurz entschlossen schnappte ich meinen Rucksack, versenkte darin die Daunenweste und eine Thermoskanne mit heißem Tee und beschloss, die nächsten 20 km PWLV müssten jetzt sein, schließlich ist ungefähr im Mai das Grün am grünsten Also kurz noch die Kartenansicht aus dem Pilgerwegnavigator-Download ausgedruckt (der gps-Track dazu war schon lange auf dem Gerät gespeichert) und raus!

                                                                                                          Bald war Friedland erreicht, und ich taperte die ersten Meter entlang der Schlossmauer



                                                                                                          überquerte einen winzigen Bahnübergang und genoss die Aussicht auf zahlreiche grüne Hügel :-) Die Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden.

                                                                                                          Ich passierte die kleine Kirche am Wehr, neben der Tür steht eine Steinskulptur und die Spitze auf dem Turm weist als Entstehungsjahr 1782 auf.



                                                                                                          Einen Namen konnte ich nicht finden, die Kirche wird einfach als "evangelische Kirche" bezeichnet. Leider war sie geschlossen, aber für Pilger gibt es eine Kiste mit Pilgerstempel und Stempelkissen im glasüberdachten Eingangsbereich. Die landschaftliche Lage ist sehr hübsch, hinter dem Gebäude liegt eine Streuobstwiese, Wäsche flatterte im Wind, der Schuppen dahinter war bunt und Bienenstöcke gab es auch. Dahinter fließt die Leine quer, und auf dem Sportplatz hinter dem Wasser wurden die Fußballfeld-Linien offensichtlich gerade frisch nachgezogen – sogar einen Punkt für die korrekte Eckballposition war zu erspähen.

                                                                                                          So, jetzt keine Häuser mehr, es geht hügelaufwärts. Die ersten Hundespaziergänger drehten um vor der Straße, die man vor dem Wald noch überqueren muss, und ich freute mich über ein gefundenes Haargummiband, da ich – wie fast immer – vergessen hatte, eins einzustecken.




                                                                                                          Pilgerweg-Markierungssteine waren bisher auch selten – aber hier steht sogar einer mit einer Jakobsmuschel auf der Oberseite

                                                                                                          Am Wegrand war ca. jeder zweite Baum ein Kirschbaum – ich war eindeutig zur falschen Jahreszeit hier



                                                                                                          Auch sonst war die Botanik sehr abwechslungsreich. Was ist das denn für ein Busch? Eine Lärche war es nicht. Wacholder?



                                                                                                          Immerhin konnte ich entgegenkommenden Wanderern bzgl. der Identifikation von Waldmeister weiterhelfen, der ja erst seinen typischen Duft entfaltet, wenn er ein Weilchen vor sich hin welkt. Ich konnte ihnen also Waldmeisterduft ungefähr bei Erreichen der Talsohle versprechen



                                                                                                          Hmmmm, Frühlingswald :-)





                                                                                                          Dazu gibt es viele Bänke mit Ausblicken, und Ausblicke ohne Bänke







                                                                                                          und die Beschilderung ist grandios – mit Dachkonstruktion!




                                                                                                          Diesen Hügel da drüben geht’s wieder rauf

                                                                                                          Zwischen Weg und Feldern standen, später zwischen alten Apfelbäumen, Massen von Brennesseln wie aus dem Bilderbuch, die man aber wegen der wahrscheinlich gedüngten angrenzenden Getreidefelder nicht sammeln sollte,



                                                                                                          und kurz darauf hörte ich auf der linke Wegseite ein deutliches Plätschern, das auf eine Quelle hinwies. Aber auch hier würde ich wegen der darüber liegenden ausgedehnten Felder vom Probieren des Wassers absehen



                                                                                                          Die Autobahn war nah, doch sie ließ sich ganz gut ausblenden.



                                                                                                          Reiffenhausen, ein Ort mit zahlreichen sehr alten Häusern, Höfen, Haus- und Hofhunden, wird durchquert. Hier hatte ich mal anlässlich des Leine-Heide-Radwegs den Campingplatz genutzt, der liegt jedoch an einem anderen Dorfende. Die örtliche Kirche (aus 1796) war geöffnet, innen rumpelte es hin und wieder, was sich anhörte, als wäre noch jemand anderes in den Räumen, aber ich sah niemanden.



                                                                                                          Auf grasbewachsenen, erstaunlich breiten Wegen ging es weiter, zwischen Grundstücken mit großen, perfekt gemähten Rasenflächen, zügig hügelaufwärts. Hier wuchs wilder Schnittlauch, der angenehm scharf-zwiebelig schmeckte, was zu einer Markierung im Navi führte und zum Gedanken, das Proviantpaket auszupacken. Da ich bisher aber sehr am Trödeln war, verwarf ich die Idee wieder.





                                                                                                          Oben auf dem Hügel gibt es einen wunderschönen Aussichtspunkt mit Bank und Infotafel



                                                                                                          und durch eine Bioenergie-Pappelplantage geht es jetzt auf den ehemaligen Grenzstreifen zu


                                                                                                          Blick zurück auf die Schutzhütte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze

                                                                                                          Die Beschilderung wechselte, und der folgende Wald war richtig dicht und dunkel – ich konnte mich auch nicht erinnern, schon einmal durch einen derart dunklen Wald gelaufen zu sein. Der helle Schotterbelag wirkte richtig aufmunternd ...



                                                                                                          In Rustenfelde (ich war jetzt im thüringischen Eichsfeld angelangt) lag ein ungewohnter Duft in der Luft, in Richtung Holzfeuer, aber weniger nach Grillfeuerchen; von Holzheizungen vielleicht. Zügig war das Dorf durchquert, obwohl ich mich erst einmal verlaufen hatte. Die örtlichen Kirchen waren nun katholisch (hier Peter und Paul):



                                                                                                          Ich passierte die riesige örtliche Sportanlage in der Abensonne und beschloss, einfach weiter zu laufen, solange die Sonne noch nicht untergegangen war. Mal wieder ging es hügelaufwärts, und der Schotter sorgte nun, in Verbindung mit – zum Glück selten – vorbei fahrenden Autos für riesige Staubwolken, die sich weiträumig verteilten und Husten verursachten. Die Umgebung war noch immer wunderschön







                                                                                                          Ein Autobahnzubringer wird überquert, und nach einem kurzen Stück Straße folgten wieder ausgedehnte Felder



                                                                                                          Der überraschende Wegschlenker führte an der Bonifatiuskapelle am Brink vorbei



                                                                                                          wonach man, steil hügelabwärts und aufmerksam beäugt von einer kleinen Ziegenherde, auf einen oberhalb einer Straße den Hügel entlang führenden Grasweg abbiegt, an deren Rand die Stationen Christi aufgebaut sind.

                                                                                                          Eine der vielen Bänke am Wegrand bot sich an, um bei einem Becher Tee die Lage zu sondieren, da die Sonne inzwischen untergegangen war. Eigentlich dachte ich, es wären nur noch ca. 4 km bis Bad Heiligenstadt, da ich schon über 16 km gelaufen war, aber auf der Karte sah es aus, als kämen noch mindestens 8.

                                                                                                          Egal – auf dem hellen Feldweg geht es nächstes Mal weiter :-)





                                                                                                          **

                                                                                                          Prachttaucher-Special: Sehr empfehlenswert
                                                                                                          Zuletzt geändert von lina; 16.06.2017, 07:31.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Freak

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                                                                                                            • 43828
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            Etappe 15: Friedland–Bad Heiligenstadt, Teil 2

                                                                                                            Der Mai musste genutzt werden, außerdem war ich neugierig auf mehr Wandern im Osten, da ich dort bisher nur per Radl unterwegs war. Da zeitlich nur ein Sonntag möglich war und man an Sonntagen per Öffis nicht nach Burgwalde kommt, startete ich in Steinheuterode: Von der Bahnhaltestelle Uder – mit einer nach wie vor sehr empfehlenswerten „historischen“ Eisdiele in nächster Nähe – sind es nach Steinheuterode gerade mal 1,5 km an einem kaum befahrenen Sträßchen entlang



                                                                                                            Das muss nicht ohne Interessantes sein – am straßenbegleitenden Rinnsal entdeckte ich Waschbär(?)spuren im Sand



                                                                                                            In Steinheuterode ist man noch immer ca. 2 km entfernt vom Abzweig vor Burgwalde. Also schlenderte ich erst einmal über den nächsten Hügel in die Gegenrichtung. Dabei begegneten mir ein paar Spaziergänger, von denen einer, der in einiger Entfernung mit einem etwas größeren Rucksack unterwegs war, auch ein Pilger hätte sein können.

                                                                                                            Angelangt an der Anschlussstelle – die Baumreihe auf dem Hügel gegenüber kennzeichnet den Verlauf des Stationenwegs:



                                                                                                            Also nun wieder umdrehen An der angrenzenden Wiese sah man in der Ferne eine kleine Rinderherde – konnten das einige der „wilden Bullen“ sein, vor denen per Schild schon am Stationenweg gewarnt wurde?



                                                                                                            Weiter geht’s hügelaufwärts an himbeersträuchergesäumten Waldrändern entlang





                                                                                                            – und nicht nur in Südfrankreich klettern Schnecken offensichtlich gerne an Pflanzenstielen hoch



                                                                                                            Einer der Jungbullen, der vorher schon eher den Eindruck eines jungen Hundes machte, der einem flüchtenden Maulwurf hinterherbuddelt, wetzte inzwischen seine Hörner an einer Erdkante …



                                                                                                            Hübsch schlängelte sich der Weg durch das Tal, kleine und größere Kirschbäume sorgten für gelegentlichen Blütenregen.




                                                                                                            Blick zurück

                                                                                                            Wetterbetreffend wurde es langsam T-shirt-kompatibler :-) Der Weg führt vorbei an diversen wenig bis alternativ genutzt aussehenden landwirtschaftlichen Großanlagen, sogar ein älteres, blitzeblank geputztes Feuerwehrfahrzeug konnte gesichtet werden. Und schon war ich wieder zurück in Steinheuterode



                                                                                                            Zu meiner Überraschung war die schmucke kleine katholische Kirche St. Alban im Ort (der zum ersten Mal 1227 urkundlich erwähnt wurde) tatsächlich geöffnet.

                                                                                                            Weiter geht’s hügelaufwärts, wo man sich am Ortsrand per Beschilderung über die Wege im folgenden Gelände sowie den Standort einer hiesigen Schutzhütte informieren kann.



                                                                                                            Inzwischen überwog die Farbe Gelb :-)



                                                                                                            und nachdem der Beweis erbracht war, dass selbst Weinbergschnecken an Pflanzenstielen emporklettern können, bog der Weg zu meiner großen Freude auf einen Waldpfad ab









                                                                                                            In Rengelrode war die Kirche samt deren Zugänge festlich dekoriert, und zahlreiche ebenso festlich geschmückte Besucher tummelten sich in der Umgebung. Irgendwie sah das alles nach einer Familienfeier aus, weswegen ich auf die Besichtigung der Kirche verzichtete



                                                                                                            und den Ort zügig querte


                                                                                                            Blick zurück, zwischen Apfel-, Birnen- und Kirschbäumen



                                                                                                            Die nahe liegende Autobahn war inzwischen wieder hörbarer, wenn auch nicht zu sehen





                                                                                                            aber dann übertönte ein deutliches Summen die Geräusche. Und tatsächlich: eine Reihe Bienenstöcke in der Nähe






                                                                                                            Gewimpertes Kreuzlabkraut (Dank @Highfish :-))

                                                                                                            Nach der nächsten Hügelkuppe



                                                                                                            lag dann schon Bad Heiligenstadt.

                                                                                                            Der hinter der Kurve sich bietende Anblick ausgiebigen Betonbrückenbaus in Industrie-Umgebung war nach der ganzen Natur-Lauschigkeit bisher zwar etwas gewöhnungsbedürftig,



                                                                                                            dafür wurde aber der Beschluss, das gepflückte vierblättrige Kleeblatt an die nächsten freundlichen Menschen zu verschenken, erfolgreich umgesetzt: Ein Paar Pilger in spe mit Hund erkundigten sich aus einem Auto heraus über ihre zeitnah geplante Zufußpilgerstrecke. Dazu kann man nur sagen: Sehr zu empfehlen und viel, viel schöner als per Auto :-)


                                                                                                            **

                                                                                                            Prachttaucher-Special: Könnte ihm gefallen :-)
                                                                                                            Zuletzt geändert von lina; 01.10.2018, 12:47.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak

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                                                                                                              • 43828
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              Etappe 16 B: Bad Heiligenstadt–Johanniter-Gut Beinrode

                                                                                                              Eigentlich war bestes Radelwetter, aber schon länger kribbelte es auch in den Füßen, also packte ich den Wanderrucksack und startete zu einer weiteren Etappe auf dem PWLV. In der zunehmenden Blütendichte am Rand des hügeligen Bad Heiligenstadt erspähte ich gleich mal zwei Taubenschwänzchen – sozusagen die Kolibris unter den Schmetterlingen – das fing ja schon mal hübsch an :-)



                                                                                                              Gesäumt unter anderen von Zwetschgensträuchern ging der Weg hübsch den Hügel weiter nach oben. Auf dem Boden lagen jede Menge saftige Früchte, die sich teilweise fast schon in Kleinportionen Zwetschgenmus mit Schale drumherum verwandelt hatten, ganz warm von der Sonne und sogar ohne Krabbel-Bewohner.





                                                                                                              Da ich spontan losgezogen war, stand ich etwas ratlos vor dem Wegweiserbaum nach den letzten Häusern vor der Botanik, ich hatte mir nur gemerkt, dass ich die Waldvariante 16B laufen wollte – und "B" kam gar nicht vor. Sicherheitshalber also mal ein Foto machen, was sich auch als hilfreich erwiesen hat, denn die Beschilderung wurde noch verwirrender Also: Pilgerpfad Gut Beinrode = grünes Kreuz, anfangs oft ein blaues (Etappe A (= blaues Kreuz) ist zu Beginn gleichlaufend (ca. 6 km ab Waldrand), die Benennung "B" kommt auch später nie vor, dafür gibt es A oft in Form auffälliger, weiß gestrichener Wegsteine. Auch Kombinationen mit einem gelben Streifen treten auf, gefolgt von einem roten Streifen. Am besten merkt man sich "Burg Scharfenstein" als erstes Etappenziel (davor evtl. noch die Kapelle Steinhagen) und "Gut Beinrode" als zweites). Zusätzlich gibt es noch ein Jakobsweg-Zeichen, welches eigentlich der verlässlichste Wegweiser ist, hier aufgeführt wahrscheinlich, aber nicht sicher, mit gelbem Streifen und dem Namen "Pilgerpfad". Uff ...



                                                                                                              Bedeutet dieses weiße Dreieckchen jetzt, dass ich doch lieber den linken unteren Weg hätte nehmen sollen? Auflösung: Nein. Aber egal, irgendwo würde ich schon rauskommen und nach Leinefelde finden.



                                                                                                              Es war sonnig und warm, aber eher trocken – also kein Pilzwetter – aber am Wegrand leuchteten wenigstens einige mattblaue Pf-F’sche Blombeeren (AKA Kratzbeeren)






                                                                                                              Rastplatz mit Bänken namens "Brockenblick" (der Brocken ist knapp 50 km weit weg)

                                                                                                              An der nächsten Wegkreuzung …



                                                                                                              … folgte der nächste rätselaufgebende Schilderbaum. "Dün" heißt der gesamte bewaldete Höhenzug. Etappe 16B wird hier "Nebenstrecke Kapelle Steinhagen" genannt, obwohl im Pilgerweg-Navigator die Etappe als alternative "Hauptstrecke" aufgeführt ist, "Nebenstrecken" werden separat aufgelistet. Sich außerdem erst einmal nicht verwirren lassen von "Gut Beinrode" ist hier ebenfalls empfehlenswert … "Burg Scharfenstein auf dem Pilgerpfad" klang auch ok.



                                                                                                              … und der gelbe Streifen ist auch schon mal gut


                                                                                                              einer der 5 Einzelpilze der Etappe

                                                                                                              Schöne Pfade gibt es drumherum zu Hauf, man könnte also noch einige landschaftlich reizvolle Umwege einbauen. Den Wirtschaftsweg begleitet hier ein Baumlehrpfad mit Exemplaren der "Bäume des Jahres" bis 2015, z.B. eine Wildbirne,



                                                                                                              und der unbekannte Strauch auf einer früheren Etappe war offensichtlich tatsächlich ein Wacholder.



                                                                                                              Hier sieht man einen der markanten weißen Wegsteine, Variante A biegt hier also ab. Die stabil gebaute Schutzhütte mit Balkon ein paar Meter weiter war verschlossen, ein weiteres Gebäude und ein Bauwagen ließ eine Basisstation für Waldarbeiter vermuten.








                                                                                                              Keine Stockschwämmchen





                                                                                                              Nach einem Stück entlang der wenig befahrenen K229 wurde es etwas buchen-duster (Wegweiser: jetzt roter Streifen), und so freute ich mich auf das kommende Wegstück am Waldrand entlang. Seltsamerweise waren hier keinerlei Geräusche zu hören, keine Piepmätze zwitscherten zwischen den Zweigen. Auch die entgegenkommende Wanderin war auf leisen Sohlen unterwegs und sorgte so für eine Überraschung.





                                                                                                              Ab hier schien es jedoch eine beliebte Spazierstrecke zu sein, möglicherweise lag das an der Nähe zur Burg Scharfenstein, die als Ausgangspunkt dienen kann: Dort gibt es Parkplätze. Aus Richtung der Kapelle Steinhagen, die den 14 Nothelfern gewidmet ist, duftete es nach Kaffee – Gäste schraubten für ihre Pause gerade die mitgebrachte Thermoskanne auf. Südlich der Bergkuppe des Heiligenbergs, also dort, wo die Kapelle steht, hatte im Mittelalter eine Siedlung bzw. Hof-Anlage namens Sachsenhagen gelegen, welche inzwischen eine Wüstung ist (welche auf der OSM-Karte als "Wüstung Steinhagen" bezeichnet wird).



                                                                                                              Es war auch wirklich sehr schön hier, und ich war aufgrund der warmen Außentemperaturen durstig, also packte ich ebenfalls meine Thermoskanne aus, setzte mich auf eine der schattigen Bänke und plünderte mein Proviantpäckchen :-)





                                                                                                              Die folgenden Büsche am Wegrand hingen voller kleiner Schlehen und Hagebutten, sie säumten ein angelegtes Biotop mit bunten Wiesenblumen, ein Schild mahnte zur Ruhe, denn alle Viecher der Gegend wären da drin Ok, ein paar mehr Naturgeräusche waren tatsächlich auch jetzt zu erlauschen, aber aus dem Stapfen aus dem Unterholz ein paar Meter weiter materialisierte sich kurz darauf ein Wanderer, dessen Anblick zur Selbstbeschreibung von Igelstroem passte. Allerdings sprach der sehr kleine Rucksack dagegen, aber wer weiß?




                                                                                                              Baumpilze, mal in luftigerer Höhe angesiedelt





                                                                                                              Sattschwarz lag die wenig befahrene Straße an der Burg Scharfenstein in der Abendsonne. Auf der Burg, die eine bewegte Geschichte hat (gebrandschatzt 1525 und danach wieder aufgebaut, außerdem heißt es im Info-Artikel des Pilgernavigators: "Ein aus dem nahe gelegenen Kloster Reifenstein (Etappe 17b) geflohener Mönch predigte auf der Burg Scharfenstein zu Martin Luthers Zeiten die Reformation.") hielt ich mich nur kurz auf, denn Frittierfett war deutlich im kleinen Restauranttrakt im Eingangsbereich zu riechen, und das schreckt mich zuverlässig ab. Der Kuchen dagegen sah gut aus. Also machte ich nur einen kleinen Abstecher auf die Aussichtsterrasse und drehte wieder um, um weiter zu suchen: Wo konnte jetzt die Fortsetzung des Weges sein? Die Auflösung folgte per Beschilderung am Stamm einer riesigen Buche unterhalb der Burg: Es geht einen gemähten Pfad entlang:



                                                                                                              Links, gleich bei den ersten Waldbäumen, hing ein Abzweig mit der Aufschrift „Beinrode“, aber das konnte eigentlich nicht sein, ich suchte ja das „Gut Beinrode“, außerdem sollte noch etwas mehr Wald folgen. Also einigermaßen geradeaus weiter durch’s Gras, auch wenn der Pfad jetzt kaum erkennbar war, kurz darauf wurde es schon wieder ein Waldweg,



                                                                                                              der sich in eine langgezogene, breite Schneise verwandelte, mit Hochsitz ungefähr in der Mitte.



                                                                                                              Auch wenn der Pfad angenehm zu gehen war, freute ich mich, als es wieder heller wurde und der Waldrand auftauchte, wonach ich auf einen schmalen Pfad abbiegen konnte, der längere Zeit an den abgeernteten Feldern entlang führte.





                                                                                                              Kartoffeln hier zu pflanzen stelle ich mir schwierig vor, da die Erde durchsetzt war mit Unmengen von Steinen.



                                                                                                              Zum Aussichtspunkt "Beinröder Aussicht" bin ich dann nicht abgebogen, es war mal wieder spät geworden, und ich wollte möglichst nicht im Dunkeln am Ziel ankommen. Am luftigen Unterstand an der Grenze zwischen Wald und Felder, der allenfalls als Sonnen-Schutzhütte nützt, stand eine Grilltonne mit sogar frischen Holzvorräten darin.



                                                                                                              Kurze Zeit später, wieder im Wald, tauchte eine weitere kleine Kapelle auf, mit zahlreichen Bänken davor – das Ziel eines Stationenwegs, der relativ steil bergaufwärts führt. Im Gegensatz zur Kapelle der 14 Nothelfer war die Tür leider verschlossen.





                                                                                                              Also nun bergab nach Kallmerode, jedoch nicht direkt in den Ort, sondern am Waldrand entlang vorbei.



                                                                                                              Die Kreuzung am Abzweig sowie die Straße, auf die der Abzweig trifft (= B247) gaben erst einmal wieder Rätsel auf – richtig ist, erst runter zur Straße laufen, und dort nicht geradeaus weiter, sondern am Straßenrand entlang, es sei denn, man möchte den Sportplatz besuchen.


                                                                                                              One way, nur in Gegenrichtung? Beide Beschilderungen sind hier nicht wegweisend

                                                                                                              Zum Glück war das Wegstück an der Straße nicht lang, da hier viele Autos unterwegs waren. Erleichtert bog ich bei der nächsten Gelegenheit am Waldrand wieder in Richtung Weiden ab. Auf einem Plattenweg an einem weitläufigen Gelände entlang, das sich als zu "Armins Bauernhof" gehörend entpuppte, ging es weiter – die Weg-Bestätigung folgt an einer Bauernhof-Ecke.



                                                                                                              Am Zaun des bunt zusammengewürfelte Gebäudekomplexes bellte der schwarzweiße Hofhund eher pflichtbewusst als aggressiv, und ein bis in alle Bodenlücken reichender, stabiler Zaun bot ihm auch nicht die kleinste Lücke zum Ausbüxen, was schon wieder übertrieben wirkte. Vom Gut Beinrode zeigte sich nach einer Schafwiese eine hohe Gutsmauer, von dahinter hörte man tobende Kinder (hier ist auch ein Schullandheim, es gibt Ferienwohnungen und eine Pilgerstation). Das Johanniter-Gut machte einen sehr einladenden Eindruck, man könnte dort auch übernachten – nicht nur als Pilger.







                                                                                                              Und nächstes Mal geht’s dann hier weiter – auch wenn man Kallmerode zunächst umgangen hat, wird es nochmal nördlich, hinter den Hügeln, auf dem Weg nach Silberhausen umkreist, wo dann die Etappe 16B wieder mit der Etappe 16A zusammentrifft.



                                                                                                              Insgesamt war das eine hübsche Etappe, wenn auch der wegfindende Aspekt des Pilgers als Suchender etwas überstrapaziert wird

                                                                                                              PS: Mit kirchlichen Übernachtungsmöglichkeiten sieht es für die weiteren Etappen ziemlich mau aus – so jedenfalls nach den Angaben des Pilgernavigators. Allerdings sind im Pilgerweg-Übernachtungsbegleitheft der ev.-lutherischen Landeskirche Hannover noch ein paar Optionen gelistet (Download hier).


                                                                                                              **

                                                                                                              Prachttaucher-Special: Schaut aus als könnte das passen :-)
                                                                                                              Zuletzt geändert von lina; 18.01.2020, 12:44.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                • 43828
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                                                                                                Intermezzo – denn es fehlte bis jetzt, relativ am Anfang (zwischen den Abschnitten #3 und #4), noch ein Wegstück:

                                                                                                                Etappe 2: Stadthagen – Rehren
                                                                                                                (ca. 19 km)

                                                                                                                Auch die Strecke am Straßenrand entlang hat mal ein Ende, und bevor man Stadthagen erreicht, darf man dann doch noch auf Wirtschaftswegen zwischen ausgedehnten Feldern und Wiesen laufen.


                                                                                                                Zum Höhenzug am Horizont möchte man als nächstes hin

                                                                                                                Hin und wieder stehen sogar Bänke am Wegesrand, und es begegnen einem Spaziergänger, die u.a. mit Hunden aus dem nahen Tierheim unterwegs sind – es war diesmal überhaupt eine ziemlich hundereiche Etappe :-)




                                                                                                                Es kann sehr bunt sein, was man auf niedersächsischen Wegen findet, hier aber eher nicht: Beispiel diverser Muster keramische Reste als Wegbefestigung, hier aus dem Bereich Bodenfliesen


                                                                                                                Blick zurück


                                                                                                                Kurve kurz vor dem Tierheim

                                                                                                                In Stadthagen angekommen kann man die Ladenstraße der Innenstadt komplett umgehen und dem Weg am Stadtwall folgen.



                                                                                                                Was aber eigentlich schade wäre, denn ein kleiner Ausflug in das Gelände innerhalb dessen offenbarte das dortige Angebot als erfreulich und abwechslungsreich, nahezu ohne die erwarteten Billiglädenketten. Ich bekam köstlichen Kuchen zum Mitnehmen im Nostalgiecafé, im Bioladen etwas später hätte ich, neben dem sonstigen Angebot, auch neue Wandersocken erwerben können, es gab einen Laden mit Frischfisch und diverse weitere Lebensmittelläden für die Proviantergänzung. Abgerundet wurde alles durch historische Gebäude, u.a. das fürstliche Mausoleum, eine ehemalige Lateinschule, Schloss Stadthagen samt Schlosspark, Kurgelände, Gesundbrunnen am Mühlenbach und Vieles mehr.


                                                                                                                Weg am Stadtwall und Mausoleum


                                                                                                                Weg an der Schlossmauer

                                                                                                                Das folgende kurze Stück an der Straße entlang führt am ehemaligen Schaumburger Brauereigelände vorbei, und dann gleich kann man, nach einem in wenigen Minuten durchquerten Wohngebiet sowie nach Unterqueren der B65, in wieder mehr Natur eintauchen – um, in meinem Fall, die volle Kraft der kalten Windstärke von – laut App – ca. 26 km/h zu genießen


                                                                                                                Sandsteinmäuerchen mit Pflanzen im Wohngebiet

                                                                                                                Das folgende Hagenhufendorf Krebshagen besteht vor allem aus großen alten Bauerngehöften, vor allem entlang des Krummbachs, dessen Wasser schön klar aussieht, und von dem man sich gut vorstellen kann, dass sich dort früher zahlreiche Flusskrebse tummelten – was in der Orts-Chronik tatsächlich beschrieben wird. Der Name des Ortes soll aber dennoch nicht davon kommen, sondern von einer zur Zeit der Besiedlung „modernen“ Art der Ritterrüstung, nach seiner Form „Krebs“ genannt (man denke an die Abbildung der römischen „Schildkrötentechnik“ bei Asterix und Obelix).


                                                                                                                Krummbach in Richtung Krebshagen

                                                                                                                Am Abzweig des Pilgerwegs steht eine auf den ersten Blick baufällige Wassermühle (aus 1870), die man zeitweise auch besichtigen kann. Die besondere, gebogene Giebelform an manchen Häusern hatte ich bis dato auch noch nicht gesehen: sie werden als sog. „Rundgiebel“ beschrieben (eine Form des Walmdachs), und die Grundstücke begrenzen nach wie vor oft Sandsteinmäuerchen. Auf den beliebten Vignetten mit gravierten Inschriften über den meist großen Türen kann man lesen, dass viele Gebäude um 1900 herum erstellt wurden.



                                                                                                                Auf dem Weg am Bach sieht man schließlich die Gehöfte von ihrer Rückseite aus – was fast ein bisschen schade ist, denn Häuser gucken macht auch Spaß, aber der Pfad ist hübsch. Auf dessen anderer Seite befinden sich Weiden und Äcker, und die – wie mich ein Spaziergänger informierte – sog. „Kummerhaufen“. Das sind Hügel mitten in der flachen Landschaft, bestehend aus „tauben“ Steinen, die aus dem Bergbau übrig geblieben waren und früher in Haufen aufgeschichtet werden mussten. „Kummer“ deswegen, weil die Haufen Ackerfläche wegnahmen. Inzwischen wachsen darauf Bäume.


                                                                                                                Wassermühle und Pfad am Bach entlang





                                                                                                                Nach Abzweig und einem kleinen Wegstück an der Straße entlang (wer Kartoffeln oder Walnüsse kaufen möchte, kann diese in einem Selbstbedienungshäuschen erwerben) geht es dann, vorbei an einer Kirche, an einem Abzweig mit Restaurant inkl. Festsaal, weiter hügelaufwärts auf den Bückeberg. Die ebenfalls am Weg liegende Bäckerei Wagner sah verlassen aus (in den Regalen stand gerade mal eine Handvoll Honiggläser), laut Beschilderung gibt es aber dennoch – spärliche – Öffnungszeiten (sogar Sa und So, aber nur morgens). Allerdings: Honigbrot ist auch was Feines :-)




                                                                                                                Blick zurück auf den bewaldeten Höhenzug, wo man her kommt; rechts im Bild einer der „Kummerhaufen“


                                                                                                                Wald-Eingang mit Schautafel vom Gelände, mit eingezeichneten Wanderwegen, Schutzhütten, Höhenlinien und weiteren Infos



                                                                                                                Das mit dem Aufwärts geht stetig weiter – immerhin muss man 325 Höhenmeter zurücklegen, um zum höchsten Punkt der Etappe auf dem Kammweg bei 408,2 m zu kommen. X12 bezeichnet den Dachtelfeldweg, außerdem gibt es auf dem Bückeberg noch den X11 (Bückebergweg bzw. Fernwanderweg E11).




                                                                                                                Altes Holz


                                                                                                                Neues Holz

                                                                                                                Die von Lookas beschriebene Schutzhütte lag hübsch auf einem kleinen Hügel im Wald, etwas später kann man auch beim Bremsschacht 7 Pause auf überdachten Holzbänken machen – was mich zu der Zeit aber nicht wirklich lockte, denn das beständige Nieseln fing an, stärker zu werden. Sehr zugig war es weiterhin, auch zwischen den Bäumen.

                                                                                                                Oben im Mischwald, am Kammweg, befindet sich ein ausgedehntes Steinbruch-Gelände, auf dem nach Saurierspuren geforscht wird, und der Text auf den Schildern ist illustriert mit Zeichungen – alle mit ausgesprochen schönem Wetter und Beschreibungen wie „Iguanodon-Herden durchstreifen die Lagune“.




                                                                                                                Saurierspuren-Steinbruch

                                                                                                                Bei den vorherrschenden Temperaturen lag „Lagune“ ein wenig außerhalb meiner Vorstellungskraft, aber dennoch waren jetzt ein paar mehr wackere Spaziergänger zu sehen, mit Hunden und auch ohne, teilweise versuchend, ihre Zigaretten trotz beträchtlich eisiger, nasser Brise zum Glimmen zu bringen.

                                                                                                                Landschaftlich war es aber wirklich hübsch hier, und anstatt dem Bogen zum auf dem Schild stehenden jbf/Walter 1,7 km zu folgen, nahm ich den Abzweig mit dem Pfad zum selben Ziel, der etwas schmaler und damit lauschiger aussah. Irgendwie klang der Name nach Gaststätte – ob man da wohl einen heißen Tee bekommen konnte? jpf entpuppte sich dann aber als vergleichsweise riesige Anlage des Jugend-, Bildungs- und Freizeitcentrums Bückeberg – und als geschlossen, ebenso der dortige „Jausenkeller“. Schade, aber naja … weiter. Ein paar Meter weiter zweigte der Weg dann ab, und es ging nun wieder den Bückeberg hinunter.



                                                                                                                Brrr, war das kalt, nass und windig. Als der Nieselregen etwas weniger wurde, beschloss ich, an ein paar praktisch gestapelten Baumstämmen, Pause zu machen. Schließlich hatte ich eine kleine Thermoskanne mit Tee und etwas übrigen Weihnachtsstollen über den Bückeberg geschleppt.

                                                                                                                Der Plan funktionierte, und Minuten später sah die Welt wieder freundlicher aus – also nix wie ran an’s restliche Wegstück (schließlich war die abendliche Dunkelheit nicht mehr lange hin).



                                                                                                                Aus dem Wald draußen ein kurzer Blick nach Auetal/Rehren,



                                                                                                                dann, nach Abzweig an einer Hütte mit Kneipp-Becken wieder durch ein Stück Wald, quer zum Hang – zunächst auf einem Wirtschaftsweg,



                                                                                                                dann abbiegend in Richtung eines dunklen Stücks Nadelwalds, dem Laubwald folgte. Auf dem blätterbedeckten Boden war der Weg erst einigermaßen (und überraschend) gut zu sehen, und an den Bäumen leiteten bleiche aufgemalte blaue Kreuzzeichen auf ebenso bleichem, wohl früher mal weißem Untergrund. Alles etwas unsystematisch, aber erst einmal ausreichend. Kurz vor dem Waldrand habe ich dann aber doch falsch interpretiert und stapfte ein Stück über eine sumpfige Wiese.


                                                                                                                Suchbild mit blasser Baum-Markierung



                                                                                                                Ein Kontrollblick auf das Navi zeigte, dass am Waldrand in der Nähe doch ein Weg sein müsste – also wieder rein in den Wald. Dort fand ich dann auch tatsächlich einen Trampfelpfad, der wesentlich besser begehbar war als die Wiese. Uff.


                                                                                                                Kathrinhagen, vom Waldrand aus

                                                                                                                Noch ein kleines Stück, dann kam war auch schon Kathrinhagen erreicht, mit erstaunlich viel Betrieb für ein kleines Wohngebiet, das immerhin historische Wurzeln hat (es entstand gegen Ende des 12. Jahrhunderts) – was an dem Neubaubereich, den man betritt, zunächst gar nicht zu erkennen war. Aber es gibt eine sehr alte Kirche (die Katharinenkirche), und eine sehr alte Linde dazu, deren Anblicke ich aber auf’s nächste Tageslicht verschoben habe. Und so beendete ich den Tag Brot und Käse mümmelnd und den übrigen heißen Tee trinkend im angenehm windgeschützten und beleuchteten(!) Buswartehäuschen an der wenig befahrenen Kathrinhagener Hauptstraße :-)

                                                                                                                *

                                                                                                                Es stellte sich heraus, dass das im Dunkeln noch erspähte Wegzeichen wirklich ein Wegzeichen war und der Weg nicht in, sondern durch einen Hof (mit Pilger-Übernachtungsmöglichkeiten) führte.



                                                                                                                Denn weiter ging’s durch einen Schuppen hindurch, auf einen heckengesäumten, schmalen Weg zum Tor des Katharinenkirchen-Geländes, an dessen anderem Ende die uralte Linde steht, in deren Stamm ein Zwischenraum ist. Leider war die Kirche verschlossen.



                                                                                                                In schönstem Sonnenschein folgte ein Stück am Straßenrand hügelabwärts. Ob die ziemlich weit entfernt entdeckte kleine Tiergruppe tatsächlich eine Muffelwildherde waren? Derzeit soll es immerhin ca. 350 Mufflons am Bückeberg geben.





                                                                                                                Die etwas rätselhafte Markierung auf dem nächsten Hinweisschild an der Auebrücke im Tal zeigt einfach nur eine Haarnadelkurve an,





                                                                                                                und das letzte Wegstück vor Rehren verläuft zwischen Bach, Wiese und Feldern – im zur Frühlingszeit bestimmt lieblichen Auetal. Die Geräusche der nahen Autobahn waren dennoch hörbar, auch wenn sie zeitweise übertönt wurden von einem beweglichen Rap-Konzert in einem schwarzen Kapuzenpulli, welches der noch junge Hund eines entgegenkommenden Spaziergängers näher erkunden wollte.




                                                                                                                Blick in Gegenrichtung


                                                                                                                In der Sonne glitzernde Übrigbleibsel vom Maisfeld des Vorjahres


                                                                                                                Ganz schön schnell unterwegs an diesem Wintermorgen

                                                                                                                In Rehren



                                                                                                                schließlich angekommen, kann man noch eine kleine Kapelle besichtigen – sofern sie denn geöffnet hat (einen Pilgerstempel kann man, laut Aushang, ebenfalls nutzen, aber nur während der Öffnungszeiten). Die Bänke im dazu gehörenden Gärtchen sahen einladend aus.



                                                                                                                So, das fehlende Teilstück wäre jetzt ergänzt, und dem Streckenverlauf nach geht es jetzt in #4 weiter :-)


                                                                                                                Prachttaucher Special: Eigentlich war das eine hübsche, abwechslungsreiche Etappe mit einigen unerwarteten Goodies – wenn auch, im 1. Teil, mit ziemlich viel anstrengendem Wetter
                                                                                                                Zuletzt geändert von lina; 23.09.2020, 14:09.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Damit dieser Thread, die Orte betreffend, nicht zu sehr durcheinanderpurzelt, geht’s zum Sigwardsweg jetzt weiter im Rahmen des Threads Weser-Wanderwege :-)

                                                                                                                  Kommentar