• Johnny
    Erfahren
    • 09.02.2009
    • 250
    • Privat


    [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 47.04006993
    Längengrad 9.4376831054
    Hoi,
    Diesen Sommer, vom 5. bis 27. September habe ich mir einen Traum erfüllt: Ich bin die Alpenpassroute komplett in einem durch gelaufen! Von Sargans bis Montreux am Genfersee, 350 Kilometer Strecke, 18000 positive Höhenmeter, knapp 3 Wochen pure Freiheit! Ich war aber zum Glück nicht alleine, sondern war mit diesem Stinker hier, meinen Bruder, unterwegs Er hat sich mir in Altdorf angeschlossen, die erste Woche von Sargans bis dort bin ich alleine gelaufen.

    Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an mein "Trauma", dass ich hier beschrieben habe... dies sollte mir nicht nochmal passieren, und so haben wir uns so gründlich und genau vorbereitet, wie wir konnten, vor allem trainiert, trainiert und trainiert! Ich war in der Form meines Lebens, als ich dieses Abenteuer begann!



    Übernachtungen:
    Übernachtet haben wir im Zelt, auf den meistens exzellenten Campingplätzen! Für kleines Geld kriegt man dort schon jede Menge Luxus geboten, mehr als wir erwarteten. Einige Nächte mussten wir auch in Hütten nächtigen, wobei das nicht mein Fall ist, Bettenlager sind mir ein Graus! Würd ich nie nie wieder freiwillig machen wenn ich auch zelten kann.

    Ausrüstung:
    Wer gern eine Gearlist haben möchte, dem stell ich eine zusammen oder stell sie auf wunsch hier rein, nur soviel: Wir haben beide 75 Liter Rucksäcke von Larca gehabt, und die wogen am Anfang so 15 Kilo, später nur noch 12-14, wohlgemerkt mit Zelt und Verpflegung! Man kann auch ohne dem UL-Wahn verfallen zu sein leicht reisen, wenn man sich Gedanken macht.

    Film:
    Bleibt noch anzumerken, dass wir während der Tour viel gefilmt haben und derzeit ein ca. 1 stündiger Film darüber ensteht, der wohl um Weihnachten rum fertig sein wird, den Trailer könnt ihr euch hier schonmal anschauen!




    Ich habe während der ganzen Zeit Tagebuch geschrieben, und das soll hier als Reisebericht dienen! Ich habe es beim Abtippen kommentiert, da ich so vieles vergessen habe aufzuschreiben, weil es einfach zu viele Eindrücke gab! Also los....


    05.09.2011
    Anreise nach Bad Ragaz


    Bin heute hier wohlbehalten auf dem Campingplatz in Bad Ragaz angekommen! Nach einer endlosen Gondelei per Zug durch solche Weltstädte wie Düsburch, Kölle, Monnem, Bade-Bade und Freiburg kam der Zug auch irgendwann mal an. Nur komische Leute und schräge Typen an Bord. Wollte da nicht groß aufs Klo gehen, deshalb auch leichte Irritationen beim Stuhlgang, aber sonst keine besonderen Vorkommnisse.
    Lecker Suppe und Bier zum Abendessen genossen, lausche gespannt der Lebensgeschichte eines schwäbischen Radfahrers, die er grad seinem Spezi auftischt. Na denn guten Appetit, gell… hoffentlich wird der irgendwann mal müde, schwätzet Zuviel!

    Nachtrag: Seinem Hochdeutschen Kameraden isses auch zu viel geworden, der musste auf einmal weg, spülen oder so…. oder fünf gegen Willy, was weiß ich! Endlich Ruhe!

    OT: Die beiden waren Zeltnachbarn von mir, sie kamen kurz nach mir dort an. Anscheinend haben die mit ihren Rädern die Pässe in der Gegend abgegrast.

    (leider keine Fotos von diesem Tag)



    06.09.2011
    Weisstannental

    Aufwärts: 740m

    Heute mittelprächtig geschlafen, war kalt wie sau, zog wie Hechtsuppe im Zelt. Musste zweimal nachm Klo, aber nicht so schlimm. Hab heut Morgen n Appel gegessen, und n Kaffee getrunken, und Milubrei gegessen, sehr nahrhaft.

    OT: Das war, auch wenn ich es nicht jeden Tag explizit erwähnt habe, eigentlich unser Standard- Frühstück. So ein warmer Milchbrei ist morgens so ziemlich das einzige, was ich noch herunterwürgen konnte, und er wärmt zudem ungemein, wenn man morgens bei Temperaturen um die 5°C aufwacht. Der Kaffee war anfangs Nestle 3in1 Fertigkaffee, später sind wir auf Instantkaffee von Coop umgestiegen, den wir meistens schwarz und ohne Zucker getrunken haben.

    Bad Ragaz ließ ich per Zug hinter mir, hab mich dann in Mels prompt verlaufen.
    Sehr warm heute, weil Bombenwetter! Den ganzen Tag über wunderschön. Hab geschwitzt wie ein Brauereipferd. Hab mir Zeit gelassen und gebummelt, leider bin ich unversehens in ein Jagdbanngebiet geraten, Habs Zelten dann lieber sein lassen. Hab mich entschlossen, auf Alp Siez zu nächtigen, was die Sache teurer macht. 38 CHF pro Nase im Massenlager! Die nehmen es auch von den lebenden.
    Ist aber schön hier und ich habe nette Gesellschaft (hoffentlich stinken die nicht!)


    Rückblick ins Rheintal


    Das Weisstannental



    07.09.2011
    Foopass

    Aufwärts: 1250m
    Abwärts: 1250m

    Hat da einer geschnarcht heute Nacht! Das hat mir Alpträume beschert, von denen ich besser nicht erzähle. Nach einem reichhaltigen Frühstück (war ja auch teuer genug) schenkte mir die Älplerin heimlich noch eine Flasche warmen Tee, bevor ihr Mann was merkte!
    Bin um 8.30 Uhr aufgebrochen und nach einer ewigen Schinderei nach oben gelangt. Aber was nette Leute man trifft: Einen Jäger, der mir schweißgebadet begegnete und mir erzählte, dass er seinen toten Hirsch jetzt irgendwie vom Berg kriegen muss. Dann wurde ich von einer Frau zu meinem Vorhaben beglückwünscht, sie freute sich richtig für mich. Kurz vorm Pass dann zwei ältere Herren, dir mir erzählten sie hätten erst mit 50 mit Bergwandern angefangen und sie gehen jetzt mit 70 noch los! Aber sie haben mich trotzdem beneidet ;)

    OT: An diese Begegnungen denke ich gerne zurück! Die Wanderin kam mir entgegen und dachte zuerst, ich sei der Senn von der Alp Foo, und sprach mich deswegen an. Die Verwechslung beruhte wohl auf meinem Gepäck, ich sah mit dem riesenhaften Rucksack wohl aus als schleppte ich da Verpflegung hoch. Als ich das lachend verneinte, kamen wir ins Gespräch, und ich erzählte Ihr was ich noch so vor mir hätte und sie fing fröhlich an mich am Arm zu schütteln und freute sich wohl sehr für mich, das hat mich in dem Moment sehr aufgemuntert. Es war dann auch eine sehr herzliche Verabschiedung, obwohl wir uns nur 5 Minuten unterhalten haben. Eine Bemerkenswerte Begegnung, die mir im Gedächtnis blieb.
    Die beiden älteren Herren sprachen mich sofort an, ich traf sie direkt unterhalb des Passes, sie lächelten schon als sie mich sahen, vielleicht erahnten sie was ich vorhatte (während der ganzen Zeit haben wir fast niemanden getroffen, der nur annähernd so große Rucksäcke dabei hatte, bis auf wenige Ausnahmen, daran hat man sich dann aber auch gegenseitig als Langstreckenwanderer erkannt). Wir kamen sofort ins Gespräch, es waren auch Deutsche. Als ich Ihnen dann erzählte, dass ich mir damit einen Traum erfülle, haben sie mir dann erzählt dass sie das genauso machten als sie vor 20 Jahren endlich damit angefangen haben, in die Berge zu gehen. Die haben damals direkt den Traumpfad München-Venedig gemacht! Nur machten sie inzwischen nur noch Tagestouren. Ich wünschte, ich hätte Fotos zusammen mit denen während der Begegnungen gemacht, rückblickend waren das genau die richtigen Aufmunterungen zur rechten Zeit in dieser frühen Phase, wo man noch so viel vor sich hat und das Ende so weit weg ist.


    Dann der erste Pass dieses Unternehmens: Der Foopass! Sehr anstrengend, aber was für eine Aussicht! 2223 Meter hoch, eine Schneise im Grat die den Wind verdichtet wie in einem Kanal, man tritt nach oben und wird fast zurückgepustet! Wahnsinnslandschaft, ich habe eine Stunde dagesessen und genossen, einfach nur dagesessen…


    Das einzige Bild von diesem Tag, weil meine Batterien total leer waren: Die Passhöhe!

    Dann ein Gewaltabstieg nach Elm in nur 2 ½ Stunden! Das sind immerhin 1200 Höhenmeter gewesen. Weiter unten bot mir eine alte Frau an, mich mitzunehmen, aber ich wollte mir diese Kraftleistung nicht nehmen lassen. Sie bestand dann aber darauf mir wenigstens noch eine Abkürzung zum Campingplatz zu erklären.

    OT: Ich fühlte mich da sehr an den Film „Rat Race“ erinnert, wo zwei Damen eine alte Frau nach dem Weg fragen, und sie ihnen unbedingt ein Eichhörnchen verkaufen will. Die wollen das aber nicht und wollen nur den Weg wissen, und die alte schickt sie „eine Abkürzung“ entlang, die aber direkt in einer Schrottgrube endet. Vorher lesen die beiden noch im vorbei fliegen das Schild „Ihr hättet ein Eichhörnchen kaufen sollen!“ Ich habe immer nach einem Schild Ausschau gehalten, aber es war die richtige Abkürzung, und die alte Dame auch eine liebe.

    Da lieg ich nun und bin platt, nach 9 Stunden Lauferei. Aber es hat sich gelohnt! Nun gibt’s erst mal was hinter die Krawatte und ab in die Heia. Morgen 1. Rasttag!



    08.09.2011
    Einsam in Elm

    (leider keine Fotos!)
    Heute Rasttag in Elm. Hab scheisse geschlafen, wieder Alpträume, weiß nur nicht mehr worum es da ging. Der Campingplatz ist ein kleiner Wald mit vermoosten Steinen und Bänken und genau drei Flecken, auf denen man ein Zelt aufstellen kann, und am Arsch der Welt. Heute ist Scheisswetter, und ich weiß noch nicht wie ich heute waschen soll, der kram muss ja auch trocknen, und wie ich die Zeit rumkriegen soll. Hab das Messner-Buch schon halb durch…
    muss ich es halt mehrmals lesen.


    Dieses Foto hab ich am nächsten Tag gemacht, Blick zurück auf Elm. Eingekreist ist der Wald, in dem ich gehaust habe.

    OT: Ich hab mir vor der Tour noch das Buch „Der nackte Berg“ besorgt, weil es im Angebot war und ich was zu lesen brauchte. Ich habe insgesamt dreimal gelesen. Paradoxerweise heißt es im Untertitel „Einsamkeit und Brudertot“ oder so, und wir haben uns später geschüttelt vor Lachen, dass ich ausgerechnet so ein Buch mit auf eine Tour mit meinem Bruder nehme.

    Eine Frage bewegt mich grade: Warum empfinden wir Vogelgezwitscher eigentlich als angenehm? Ist das historisch bedingt? Und überhaupt, wann kommen wir endlich nach Montreux?

    Inzwischen scheint die Sonne durch, es hat aufgehellt! Schön angenehm kühl, nicht zu warm, wie es halt sein kann auf 1080m über Meer. Ich habe heute Vormittag einen Spaziergang durchs Dorf gemacht, totales Kuhkaff. Nix los hier. Man hörte nur unentwegt die Ballerei vom Schiessplatz Wichlen, da oben üben die Panzerschiessen. Mordskrach, schallt durchs ganze Tal. Dann hab ich mir eine Tomatensuppe gekocht und die Wäsche gemacht, endlich ist der Gestank raus aus den T-shirts. Jetzt trocknen sie auf dem Zelt in der Sonne. Hoffentlich hält das Wetter.

    War eben nochmal inner City um Brot zu kaufen. Da stand die ganze Zeit ein vollbepackter und schwerbewaffneter Rekrut vor dem Supermarkt auf der Straße, als wolle er diese absperren oder auf jemanden warten. Als ich Ihn mit meinen Einkäufen passierte, sprach er mich an: „Hesch churz zit?“ Ich versteh kein Wort und denke, Ich darf nicht vorbei, und frage freundlich: „Was?!?“
    Er wieder: „Hesch churz zit???“ Auf meinen fragenden Blick hin, der wohl aussag wie: „Schwätz deutlich, Junge!“ wiederholte er: „Hascht du Kchurrrz Zeit?“ ACH SO!
    Er bat mich, ihm eben was zu trinken aus dem Volg zu holen, drückte mir Geld in die Hand und bestellte Eistee. Ich drückte ihm meine Iichaufstütä in die Hand mit den Worten „Hier, pass mal drauf auf!“. Sichtlich verlegen versuchte er diese irgendwie zu verstecken, was ihm nicht gelang. Ich also da rein, mit Eistee wieder zur Kasse und da seh ich wie er sich die Tüte zu meiner Erheiterung hinten an den Gürtel gehängt hat, so dass sie vor seinem Arsch baumelte, was wirklich saukomisch aussah! Er durfte offensichtlich nicht damit gesehen werden. Da war er auch froh, als ich endlich wieder da war mit seinem Labsaft, bedankte sich und ich ging grinsend meiner Wege.

    OT: Da haben meine Sprachkenntnisse leicht versagt, weil ich normaler weise Schweizerdeutsch ganz gut verstehen kann. Aber der hat echt genuschelt, und sobald die Leute angefangen haben, schnell und in irgendeinem dem Tal eigenen Dialekt zu sprechen, musste ich aufgeben.

    So, nu is endlich Abend und Ich lieg nach Essen „im Bett“. Da es abends wieder regnete, musste ich die nassen Sachen reinholen zu mir in den Schlafsack (hab mal gehört, das soll funktionieren) und vom Zelt aus kochen, was wunderbar klappte. Ich bin meiner Meinung nach vollkommen Himalaya-tauglich! Wenn ich so drüber nachdenke, hab heute im Ort ein Barometer gesehen, da waren 90% Luftfeuchte angegeben, kein Wunder dass hier nichts trocknet. Das Handtuch wird eher immer nasser! Ich habe seit heut mittag einen Zeltnachbarn, der sagte mir schon, morgen wird’s Wetter „guet!!“ Na denn… Ich mach mal Heia jetz…

    OT: Das war einer der einsamsten Tage, die ich je erlebt habe. Das Waldstück war echt gruselig, es gab nur ein Toilettenhaus in der Nähe, ohne Dusche, und es kam so gut wie niemand vorbei, ich war meist völlig alleine. Zudem haben mich dann diverse SMS aus der Heimat an meine Einsamkeit erinnert, und abends allein im Zelt war es besonders schlimm. War ich froh, da endlich wegzukommen! Ich habe auch keine Fotos davon gemacht, weil ich mich daran nicht so gern erinnere.


    09.09.2011
    Der Richetlipass

    Aufwärts: 1400m
    Abwärts: 1700m

    Was für ein Tag! Früh aufgestanden, so gegen halb acht los, und weil mir mein Zeltplatznachbar das letzte Klopapier weggeschnappt hat, musste ich extra nochmal durchn Ort latschen und bei der Seilbahnstation ne Vorstandssitzung abhalten! Naja, endlich diesen dunklen feuchten Wald da hinter mir gelassen, nochn Tag länger und ich wär eingegangen, alles feucht!
    Hab dann die Backen zusammengekniffen und hab mich den Berg hochgequält, bis zum Erbser Sattel 5 ½ Stunden! Naja, mit Pausen, aber trotzdem… hat lang gedauert! Aber da oben war grandioses Wetter, ich war in einer anderen Welt! Diese Almwiesen, kühle klare Luft, einfach zauberhaft. Bin dann noch hoch auf den Erbser Stock, 2182 Meter, mir lag das Tal zu Füssen! Alles was störte waren nur diese verdammten Panzerschiessübungen!

    OT: Von oben hatte ich einen tollen Einblick in die Manöver, immerhin konnte ich dann mal sehen worauf die geschossen haben. Da gings ganz schön ab, man konnte aus Kilometerweiter Entfernung die Einschläge der Kugeln in die Ziele erkennen. Diese Schiessübungen sind glaub ich immer für einen ganzen Monat angelegt, in Elm wars der gesamte September! Die genauen Pläne, welche Brigade wann und wo sein musste zum Schiessen hing öffentlich aus. Ich hatte nur unheimliches Mitleid mit den Einwohnern, die das wohl jahrein, jahraus 4 Wochen lang ertragen müssen. Ich kann mir denken, dass die da gern verreisen.


    Das Martinsloch über Elm, ein 30 meter großes Loch im Felsen, dass man auf Kilometerweite Entferung mit bloßem Auge erkennen kann!


    Blick über die Wichlenmatt vom Erbser Stock hinüber zum Richetlipass



    Panoramablick über die Wichlenmatt mit meinen zum trocknen ausgelegten Sachen rechts


    Panoramablick auf den Erbser Stock rechts im Bild und zurück nach Osten Richtung Elm

    Hab mich dann über die Wichlenmatt hinauf auf den Richetlipass gequält, 2261 Meter! Aber Sausteil! Ich bin fast eingegangen. Hab da oben noch ein Nickerchen gehalten und die grandiose Aussicht genossen, bis ich merkte wie spät es inzwischen war: fast viertel nach 3! Gefährlich spät für einen geruhsamen Feierabend. Der Abstieg war die Hölle. In der prallen Sonne wohl die steilsten Wanderwege, die ich je -gesehen habe, runter! Und der Rucksack schob von hinten! Wär 2-3 mal fast aus dem Hang gesegelt, weil ich rutschte oder stolperte, was jedes mal einen Puls von 180 zur Folge hatte. Dann noch weiter nach Linthal, pure Schinderei die Teerstraße runter, insgesamt 1600m Abstieg und das mit den 15 Kilo auf dem Rücken, und am Ende hatte ich kein Wasser mehr!

    OT: Ich war so durstig auf dem Weg nach unten, dass ich einfach meine Flasche unter ein Rinnsal hielt, das neben der Straße den Fels herunterkroch. Ich bin davon nicht gestorben, es tat so gut!


    Auf dem Pass


    Im Hintergrund die Felsen über dem Urnerboden!


    Päuschen



    Panoramablick vom Pass Richtung Westen

    Zudem ging mir mein Gestank nach 3 Tagen Waldcamping und Passüberschreitung schon selber gewaltig auf die Nerven, ich wollte nur noch Duschen. In Linthal dann war ich einfach nur noch gar… Ins nächstbeste Hotel reingestolpert, und siehe da: Ein nettes B&B, Familie Manser! Einzelzimmer, Fernseher, Balkon mit Tödi-Blick UND: Dusche! Holla, hab ich geduscht, war das schön. Nun lieg ich hier, etwas surreal nach den Elmer-Wald Tagen, im Bett und schaue Fern. Sachen gibt’s… aber schlimmeres.
    Ich wird jetzt noch „WTC“ zuende gucken und dann gut schlafen, da bin ich mir sicher.

    OT: B&B Manser kann ich nur allerwärmstens weiterempfehlen! Man übernachtet da bei einer supernetten Familie, die Frau Manser schmeisst das Hotelbusiness und kann einem viel erzählen von der Gegend und der Schweiz! Zudem gibt’s unten auf der Terrasse Weintrauben direkt von den Ranken, neben einer Küche für die Gäste. Ihren Honig machen die selber, der Mann ist Imker. Tiptop!


    B&B Familie Manser
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 01.10.2012, 09:20.
    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

  • Johnny
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    • 09.02.2009
    • 250
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    #2
    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux


    10.09.2011
    Urnerboden

    Aufwärts: 720m

    Was für ein Wetter heute! Heute Prächtig geschlafen, war ja auch ein richtiges Bett! Frau Manser tischte dann auch ordentlich auf zum Frühstück, hat mir die Hälfte davon eingepackt. Hab mich sehr nett mit Ihr unterhalten währenddessen. Dann hab ich ihr noch was nettes in ihr Gästebuch geschrieben und die Kurve gekratzt.

    OT: Könnte man Joghurt sicher in meinem Rucksack transportieren, den hätte sie mir auch noch mitgegeben! Hab dann noch Tipps bekommen von einem der Dauergäste, einem Postautofahrer der ständig zwischen Altdorf und Linthal pendelt und Abends dann immer, wenn er in Linthal ist, bei Mansers schläft. Der sagte mir, man kann da überall am Klausen wildzelten, das würde niemanden stören, was mich sehr ermutigt hat, bei dem Thema bin ich irgendwie immer sehr vorsichtig.

    Hab mich dann Richtung Klausenpass erstmal kräftig verlaufen, weil die Penner da in Linthal diesen nirgends ausschildern! Und alle Wanderwege auf meiner Karte sind seid Jahren gesperrt und unbegehbar. So hab ich dank der Hilfe einer netten junge Dame, die extra ihre Mutter anrief um nachzufragen, den Weg doch noch gefunden. Hatte dann aber keinen Bock auf diese Sausteilen Waldwege und bin die zweite Hälfte der Strecke nur die Passstraße gelaufen. Die war streckenweise so schmal dass ich manchmal Panik vor den Motorrädern hatte. Oben im Urnerboden angekommen hab ich mich erstmal an den wildromantischen Flätschenbach gesetzt und was gefuttert und die Hufe gekühlt, war echt Sauheiss!


    Der Flätschenbach


    Die Hauptstraße, die durch den Urnerboden führt Richtung Klausenpass

    Hab mich dann entschlossen, den Fisetenpass sausen zu lassen weil ich absolut keinen Bock mehr hatte, noch höher zu steigen in der Hitze. Hab dann nach günstigen Zeltplätzen ausschau gehalten, und mir fiel dabei auf dass der Urnerboden wohl ein Paradies für Wildcamper ist! Überall Wohnmobile und Zelte am Flussufer. Hab in Port erstmal vollgetankt (Wasser) und kurz danach auch ein schönes Plätzchen am Fluß gefunden. Der Knaller! Schöner kann man nicht campen. Mit Sicherheit schon eins der Highlights bisher!


    Links im Bild der Ort Port, von wo aus die Seilbahn zum Fisetengrat führt.


    Blick von der Kirche in Port zurück auf den Urnerboden



    Eine Kuhbrücke


    Mein zauberhafter Zeltplatz

    Dann hat sich noch eine Älplerin, Isa aus dem Allgäu, zu mir gesellt und mir noch ein Bier ausgegeben. Sie hatte den Tag in der Sonne mitm Rucksack voll Pils ebenfalls am Fluß genossen und mich vorbeigehen sehen, und sie brauchte wohl genauso jemanden zum Quatschen wie Ich. Das Bier war eine Wohltat, Im Fluß gekühlt, und die Gesellschaft ebenfalls, machte sich doch vorher schon wieder Einsamkeit in mir breit. Um sechs musste sie dann wieder Kühe melken, Und ich hab noch den Abend genossen. Später hab ich sogar noch den Mond aufgehen sehen, und wie er die Felsen über dem Urnerboden erleuchtete. Magisch!


    Abendstimmung über dem Urnerboden


    Blick aus meinem Zelt



    11.09.2011
    Über den Klausenpass

    Aufwärts: 650m
    Abwärts: 1500m

    Der letzte Tag alleine! Bin von Kuhglocken geweckt worden, als diese an meinem perfekten Lagerplatz vorbei auf Ihre Weisen getrieben wurden. Dann hab ich mich aufgerafft, Frühstück gemacht und in aller Ruhe meinen Kaffee genossen. Gegen halb zehn bin ich dann los, ein wundervoller Morgen erwartete mich, Sonnenschein pur! In Richtung Pass bin ich dann noch an dem Hof vorbeigekommen, wo die nette Isa gerade arbeitete, da hab ich nochmal gewinkt und bin dann die letzten 600 Höhenmeter zum Pass hoch. Da es so schön kühl, aber dennoch sonnig war, war das Wandern, das Höher steigen, eine wahre Freude wie selten zuvor. Ich merkte wie ich langsam in Fahrt kam und mein Körper sich den extremen Strapazen anpasste.


    Blick zurück auf den Urnerboden


    Rot eingekreist das Kiesbett, wo mein Zelt stand

    Ich genoss den Weg nach oben, und auf dem Klausenpass angekommen, empfingen mich hunderte Motorradfahrer und Ausflügler und eine lebhafte Geräuschkulisse. Ich setzte mich abseits hin und machte Mittagspause und war stolz, die 600 hm in nur 1 ¾ Stunden geschafft zu haben, eine persönliche Höchstleistung. Ich schrieb meiner Nichte Ida dann noch eine Karte zum Geburtstag und sah mir das bunte Treiben auf dem Pass an, bevor ich mich wieder aufmachte.


    Klausenpasshöhe!


    Blick Richtung Surenenpass

    Nun lag ja noch der ganze Weg nach Altdorf vor mir, laut Schildern 29 Kilometer! Nicht zu schaffen, dachte ich, und nahm mir erstmal nur vor, bis Spiringen oder Unterschächen zu laufen, und ab da den Rest mit Bus zu fahren. Aber ich merkte bald, wie zügig ich vorankam, und nur 3 ½ Stunden nach meinem Aufbruch vom Pass war ich schon bis Spiringen gelaufen, 900 hm niedriger und immerhin die halbe Strecke bis Altdorf. So wurde ich mutig und nahm mir vor, den Rest auch noch zu laufen. Ich musste nur bis 19.00 Uhr in Flüelen sein, wo Lukas ankommen würde! Und siehe da, ich wäre ein guter Gebirgsjäger geworden, 18.05 Uhr war ich in Altdorf.


    Hotel Klausenpass


    Schächentaler Höhenweg, auf dem Weg nach Spiringen


    Wilhem Tell-Museum in Bürglen

    Eine unfassbar lange Etappe lag hinter mir, und ich pfiff aus den letzten Löchern. Da der Campingplatz Moosbad mich mit einer fadenscheinigen Ausrede wieder wegschickte, ging ich Lukas nach Flüelen entgegen und traf ihn freudig am Bahnhof. Endlich nicht mehr allein! Wir beschlossen, den Campingplatz in Flüelen aufzusuchen, wo man uns willkommen hieß. Und schon brach schlechtes Wetter los, und es goss aus Kübeln, sodass wir grad noch das Zelt aufbauen konnten, ich noch schnell duschen ging und wir zwei dann bei der Rezeption im trockenen saßen und mit kühlem Bier anstießen! Was eine Wohltat, so ne kalte kanne, nach so einem Tag! Alter, war ich müde!

    OT: Der Campingplatz Moosbad war echt der totale Reinfall, ein Haufen alter Dauercamper, denen man schon von weitem ansah, dass man nicht willkommen war. Der ganze Platz war eh schon vollgestellt mit deren Blockhütten, das waren größtenteils nicht mal mehr Wohnwagen. Die Begründung, warum wir nicht dort zelten durften, war aberwitzig: Der aufziehende Sturm würde uns wegblasen, kein Zelt würde da heut nacht stehen bleiben! Wir dürften aber im Wohnwagen schlafen, 50 Franken pro Nase. Nein Danke, ihr könnt mich mal! In Flüelen am Camping wars denen scheissegal, weils auch scheissegal ist, so ein Zelt fliegt nicht einfach weg, da hab ich schon schlimmere Unwetter in einem weitaus sperrigeren Zelt überlebt. Würde sowieso jedem den Camping Surfing Urnersee in Flü empfehlen, weil das eine lockere Atmosphäre und nette Leute sind, größtenteils wirklich Surfer, und das sieht man denen auch an. Fand ich echt angenehm da.


    Ein Sturm zieht auf: Flüelen am Vierwaldstättersee


    Nach dem Duschen, nur noch Minuten bis zum kühlen Bier!


    12.09.2011
    Surenenpass

    Aufwärts: 770m
    Abwärts: 1300m

    Eine Woche unterwegs! Und soviel erlebt, dass ich froh bin es alles notiert zu haben. Wir sind um sieben Uhr aufgestanden, und konnten gleich sehen, das wird ein schöner Tag. Niedrige Wolken, die fetzig waren und sich rasch auflösten. Wir haben mit Frühstücken und ich mit Klamotten waschen ewig gebraucht, und sind erst um neun Uhr los gekommen. Sind dann in einen Aldi rein, Brot und Wurst kaufen, und dann zum Telldenkmal, Lukas Ankunft nachstellen und nochmal einen Blick auf die schöne Altdorfer Altstadt zu werfen. Die Apotheke hatte leider dicht, ich hätte dringend was gebraucht um eine schmerzhafte Entzündung am Fuß zu behandeln. So muss ich wohl noch bis Engelberg die Zähne zusammenbeissen.


    Notdürftige Versorgung der Wunde


    Wilhelm Tell- Denkmal in Downtown Altdorf


    So ein Tourist!

    OT: Wir kannten uns in Altdorf weniger bis sehr schlecht aus, also fragten wir einen Mitarbeiter der Müllabfuhr nach einer Apotheke. Der strengte sich mächtig an mit nachdenken und empfahl uns eine, wohl die einzige im Dorf. Er erklärte uns ganz genau den Weg und überliess nichts dem Zufall. Die Apotheke hatte leider geschlossen und als wir dann später wieder auf Ihn stiessen, rein zufällig, blieb er stehen mit seinem Transporter, liess das Fenster herunter und fragte uns, ob wir es gefunden hätten. Es tat ihm dann unendlich leid, dass die Apotheke zu war, und er kümmerte sich überhaupt nicht um den Verkehr, sondern überlegte tatsächlich angestrengt, wo es denn noch eine geben könnte. Schliesslich überzeugten wir Ihn davon, es auch noch ohne eine Apotheke lebend nach Engelberg zu schaffen, so liess er uns dann gehen und verabschiedete sich noch von uns. Ehrlich, sowas würde einem in Deutschland wohl nie passieren, vor allem nicht mit einem Müllmann!

    Sind dann nach Attinghausen zur Seilbahnstation und bis Brüsti hochgefahren, auf 1500 Meter Höhe, weil mir erstens 1700 Meter Aufstieg zum Surenen zu krass waren, und zweitens für Lukas an seinem ersten Tag auch nicht zu machen gewesen wär.


    In der Seilbahn nach Brüsti


    Seine ersten Meter!


    Blick zurück Richtung Klausenpass

    Wir sind dann einen herrlichen Grat entlang zum Pass hoch, meistens in den Wolken, doch als wir oben waren, nach 3 Stunden schwerstarbeit, da rissen die Wolken auf, und wir hatten in alle Richtungen perfekte Sicht! Und was für eine Aussicht! Bisher vielleicht der schönste Pass, mit dem Titlis und seinen Gletschern auf der einen und dem Klausenpass und den Glarner Alpen auf der anderen! Wir haben die Zeit da oben sehr genossen, und uns noch nett mit einem Schweizer Paar unterhalten!


    Uri-Rotstock in den Wolken




    Höher hinauf!


    kleiner See unterhalb des Passes


    Auf der Passhöhe, in der Sonne!


    Panoramablick zurück Richtung Osten


    Panoramablick vom Pass Richtung Engelberg







    OT: Wir haben gegenseitig Fotos von uns gemacht und noch Tipps ausgetauscht, für unseren und deren Abstieg, weil die beiden nach Attinghausen wollten und wir nach Engelberg ergänzte sich das ganz wunderbar. Bei der Begegnung musste ich abermals an ein Zitat meiner Oma denken: „Böse Menschen gehen nicht in die Berge!“ Bei fast jeder Begegnung grüsst man sich oder hält ein Schwätzchen. Immer wenn wir aus dem Tal hinaufstiegen in die Berge hatte ich nach den Turnschuhtouristen und reichen Bonzen in den Dörfern immer das Gefühl, man sei da oben wieder „unter sich“, unter vernünftigen und netten Menschen. Was die anderen unten und bei Seilbahnen hält, ist wohl in Ungefähr das, was Kurt Diemberger (wenn auch im Kontext des Extrembergsteigens) die „Barriere der Anstrengung“ nennt.


    Das Blackenchapelli auf dem Weg nach Engelberg. Man beachte die Amphitheaterähnliche Felswand im Hintergrund! Ein absolut spiritueller Ort, kein Wunder dass dort eine Kirche steht.

    Dann sind wir erst um viertel vor vier wieder los und haben gesehen, dass wir runter kamen um noch rechtzeitig in Engelberg anzukommen. Der Abstieg zog sich, und wir waren beide am Ende, so dass wir wenige Kilometer vor dem Ziel den Daumen raushielten. Ein Älpler hielt an, ein lieber älterer Mann mit Rauschebart, und nahm uns mit nach Eienwäldli zum Campingplatz. Im Auto dudelte die ganze Zeit Jodelmusik, stilecht oder? Der war supernett und wir unterhielten uns ein wenig mit ihm.

    OT: Er tat mir aber unendlich leid, weil wir unheimlich gestunken haben müssen. Anfangs war er sehr gesprächig, er zeigte uns sogar im Vorbeifahren einen Klettersteig. Dann aber wurds zunehmend wärmer und stiller im Auto, die Scheiben waren zu, und ich bemerkte, wie er den Kopf zur Seite drehte und sich an der Nase herumstrich und rümpfte. Aus Höflichkeit wollte er wohl nicht die Scheiben herunterlassen. Ein lieber Kerl, der uns tapfer ertragen hat!


    Auf dem Weg nach unten, wer entdeckt die Murmelis?

    Dann in Eienwäldli checkten wir ein, duschten ganz schnell, haben uns noch jeder ne Kanne Bier besorgt und haben uns dann mit Erbswurst mit Wursteinlage den Bauch vollgehauen. Perfekt! Hab dann die Gelegenheit genutzt, um endlich meine Marie anzurufen, und das war auch so schön nach einer Woche wieder mit Ihr zu sprechen. Dann bin ich ins Bett und hoffe nur, dass mir morgen nicht mehr alles wehtut.


    Outdoor-Küche


    Die untergehende Sonne strahlt den Groß Spannort an

    OT: Der Campingplatz war vom Feinsten! Vier Sterne, mit dazugehörigem Hotel und Restaurant. Die Armaturen in den WC-Häusern waren aus schwarzem Granit, alles blitzblank sauber und modern, und die Wiesen für die Zelte sahen aus als ob man da auch Golf drauf spielen kann. Exzellent für das kleine Geld!
    Zuletzt geändert von Johnny; 29.11.2011, 13:20.
    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

    Kommentar


    • Johnny
      Erfahren
      • 09.02.2009
      • 250
      • Privat


      #3
      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

      fortetzung folgt! mal sehen wie schnell der rest kommt
      Mit den besten Grüßen vom Johnny!
      Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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      • hrXXL
        Fuchs
        • 28.08.2007
        • 1771
        • Privat


        #4
        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

        Sehr schöner Bericht und ich freu mich schon auf die Fortsetzung. Ich war dieses Jahr selbst in der Schweiz und bin in 3,5 Tagen von Meiringen nach Adelboden gelaufen. Wenn alles paßt, will ich den kompletten Weg der Grünen Via Alpina nächstes Jahr machen in unter 2 Wochen, was denke ich Machbar ist.

        Vom Wetter müßtet ihr bis auf etwas schnee Glück gehabt haben oder?
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        • Lookas
          Erfahren
          • 01.11.2011
          • 129
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          #5
          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

          Zitat von hrXXL Beitrag anzeigen
          Vom Wetter müßtet ihr bis auf etwas schnee Glück gehabt haben oder?
          Das kommt noch ...

          In der Seilbahn nach Brüsti hinauf trafen wir übrigens noch zwei Engländer, die eine Frau dabei hatten (oder war es umgekehrt?). Die drei waren sehr trocken witzig und fragten, na, wohin geht's? Johnny kratzte sein Englisch zusammen und erzählte etwas von der Tour, worauf der eine antwortete, dass sie heute in Brüsti bleiben würden, aber morgen bis Engelberg laufen wollten. Das sei doch ein ganz schönes Stück Weg, oder? Aber sie würden morgen wohl gerne nach uns Ausschau halten, falls wir auf der Strecke blieben ... Und einer der drei grinste in einem ziemlich eigenartigen Akzent: But you'rrr 'avin' a taint!- Yeah, we won't die, we have a tent! grinste Johnny und wir mussten lachen - wir zwei über den witzigen Akzent, die drei über den Witz ...
          Zuletzt geändert von Lookas; 29.11.2011, 09:26.
          Das muss das Boot abkönnen!

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          • Johnny
            Erfahren
            • 09.02.2009
            • 250
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            #6
            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

            Zitat von hrXXL Beitrag anzeigen
            Sehr schöner Bericht und ich freu mich schon auf die Fortsetzung. Ich war dieses Jahr selbst in der Schweiz und bin in 3,5 Tagen von Meiringen nach Adelboden gelaufen. Wenn alles paßt, will ich den kompletten Weg der Grünen Via Alpina nächstes Jahr machen in unter 2 Wochen, was denke ich Machbar ist.
            ja das müsste machbar sein, wenn du gut durch kommst. Wenn man ohne große Pausen durchmarschiert, was nicht soviel spass macht, dann geht das schon!
            Mit den besten Grüßen vom Johnny!
            Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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            • hotdog
              Freak

              Liebt das Forum
              • 15.10.2007
              • 16106
              • Privat


              #7
              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

              OT: Geht das nur mir so? Die Ladezeit der Fotos ist extrem hoch.
              Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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              • Homer
                Freak

                Moderator
                Liebt das Forum
                • 12.01.2009
                • 17221
                • Privat


                #8
                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                Zitat von hotdog Beitrag anzeigen
                OT: Geht das nur mir so? Die Ladezeit der Fotos ist extrem hoch.
                OT: bei mir gings ratzfatz
                420

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                • Todden
                  Erfahren
                  • 27.03.2011
                  • 219
                  • Privat


                  #9
                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                  Zitat von hotdog Beitrag anzeigen
                  OT: Geht das nur mir so? Die Ladezeit der Fotos ist extrem hoch.
                  OT: Nein, geht mir auch so, die Ladezeiten sind leider extrem hoch. Aber dafür lohnt es sich...

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                  • Homer
                    Freak

                    Moderator
                    Liebt das Forum
                    • 12.01.2009
                    • 17221
                    • Privat


                    #10
                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                    OT: liegt wohl daran, daß die bilder nicht bei ods, sondern bei photobucket liegen und teilweise erst runterskaliert werden müssen
                    420

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                    • Johnny
                      Erfahren
                      • 09.02.2009
                      • 250
                      • Privat


                      #11
                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                      mh das tut mir leid, das ist wirklich merkwürdig, ich hab die vorher alle runterskaliert auf 800x600.... ich schau mal ob ich die neu hochlade, bei mir gehts ratzfatz
                      Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                      Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                      • hotdog
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 15.10.2007
                        • 16106
                        • Privat


                        #12
                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                        OT:
                        Zitat von Johnny Beitrag anzeigen
                        mh das tut mir leid, das ist wirklich merkwürdig, ich hab die vorher alle runterskaliert auf 800x600.... ich schau mal ob ich die neu hochlade, bei mir gehts ratzfatz
                        ...oder doch auf den ods-Server? *klimper* Das Problem scheint mir bei photobucket zu liegen bzw. den unterschiedlich guten Kommunikationswegen dorthin.
                        Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                        • lutz-berlin
                          Freak

                          Liebt das Forum
                          • 08.06.2006
                          • 12457
                          • Privat


                          #13
                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                          OT: geht alles ganz schnell,laptop,pc und tablet

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                          • Johnny
                            Erfahren
                            • 09.02.2009
                            • 250
                            • Privat


                            #14
                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                            oha, problem entdeckt, photobucket hat die ge-resizeden fotos wieder ge-resized
                            ich klär das mal eben mit dem eimer, dann könnt ihr sie geniessen!

                            Jemand einen tip, wie ich noch meine panoramabilder hier reinstellen kann ohne dass alles explodiert? Vielleicht als vorschau oder so?

                            Edit: So jetz müsste es besser sein, oder?

                            EDIT 2: Hab die panoramabilder auf ODS hochgeladen und verlinkt!
                            Zuletzt geändert von Johnny; 29.11.2011, 13:05.
                            Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                            Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                            • hrXXL
                              Fuchs
                              • 28.08.2007
                              • 1771
                              • Privat


                              #15
                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                              @Johnny

                              mich hat es gewundert das es so prima bei mir gelaufen ist, obwohl ich wirklich untrainiert war. Hab am Tag so um die 3800hm (Auf + Ab) gemacht.
                              hrXXLight - Lightweight Outdoor Blog

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                              • Johnny
                                Erfahren
                                • 09.02.2009
                                • 250
                                • Privat


                                #16
                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                jo das is stramm, wir haben aber eher ne ruhige kugel geschoben, weil wir
                                1. das ganze ja 3 wochen durchhalten mussten und das geht ganz schön auf die knochen und gelenke und
                                2. war es ja unser urlaub!

                                mal sehn ob ich heute noch zum schreiben komm!
                                Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                • Wafer

                                  Lebt im Forum
                                  • 06.03.2011
                                  • 9533
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                  Hallo Jonny.

                                  Das liest sich ja supertoll! Respekt!
                                  Ich bin im Frühjahr 2009 und 2010 vom Bodensee über Chur an den Lago Magiore gelaufen. Da ich jeweils recht früh im Jahr unterwegs war leider nur ein Pass. Aber das was ihr da gemacht habt das reizt mich absolut.
                                  Ich bin mal auf die Fortsetzung gespannt. Der Trailer verspricht ja noch interessante Etappen.

                                  Gruß Wafer

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                                  • Johnny
                                    Erfahren
                                    • 09.02.2009
                                    • 250
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                    Danke Wafer! DeinE Tour hab ich auch schon vor einiger Zeit verschlungen, und ich finds immer noch schade dass du keinen Fotoapparat dabeihattest! Ich bin so oft im Tessin gewesen und am San Bernardino, das ist so eine umwerfend schöne Gegend da... allerdings hab ichs immer nur im Hochsommer geniessen dürfen, noch nie im Schnee!
                                    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                    • Johnny
                                      Erfahren
                                      • 09.02.2009
                                      • 250
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                      So, weiter gehts!


                                      13.09.2011
                                      Jochpass


                                      Heute wars Aufstehen schwierig, um sieben Uhr hat Lukas Wecker geklingelt, und ich kam irgendwie nicht hoch. Um Otto Kempter zu zitieren: “Na, i hab no koan Auftrieb!“
                                      Lukas stand dann auf und hat angefangen Kaffe zu kochen, und irgendwann bin auch ich aufgestanden und hab mich fit gemacht. Da alles nass war wegen tau, mussten wir erst alles in der aufgehenden Sonne trocknen, was auch solala gelang. Dann sind wir in den Ort gelaufen, Einkaufen und zur Apotheke, Wundsalbe für meinen Fuß kaufen. Den hab ich gleich behandelt und dann sind wir gegen 10.00 Uhr hoch Richtung Jochpass, der 1200 Meter über uns lag.

                                      OT: Endlich, endlich eine Salbe gehabt für den Fuß! Die Stelle war so wund und entzündet, dass das Anziehen der Schuhe schon eine Qual war, genau wie die ersten Kilometer jeden Morgen. Die Schmerzen haben dann nur nachgelassen, weil die Nerven betäubt waren nach einiger Zeit.


                                      Trockensession auf dem Kiesweg auf dem Camping Eienwäldli!



                                      Wo solls denn hingehen, bitteschön? Schilderwald Engelberg!



                                      Invasion der Asiatischen Horden!

                                      OT: Ich war echt wieder erstaunt, wieviele Busse selbst so spät in der Sommersaison da noch auf den Parkplätzen stehen! Alles voller Inder, Thailänder und sonstige Asiatische Erdenbürger irren umher, und wissen vor lauter Bergen gar nicht was sie zuerst fotografieren sollen. Da Engelberg einer der mit Seilbahnen am besten ausgestattste Ort ist den ich kenne, mussten die sich keine Sorgen darüber machen, wie sie den Bergen Gefahrlos näher kommen konnten.


                                      Panorama in Unter-Trübsee


                                      An dem Ort muss man einfach Pause machen...


                                      ...mit dieser Aussicht!

                                      Wir gingen denselben Weg hoch wie damals mit Philipp (frühere Tour mit meinem Kumpel), und wieder schien herrlich die Sonne, und es war einfach tolles Wetter. Wir kamen bis Trübsee gut voran und machten dort eine längere Pause, um uns dann den letzten Aufschwung Richtung Jochpasshöhe zu stellen.


                                      Kurz vor Trübsee, im Hintergrund lauert er bereits....



                                      ...der majestätische Titlis!


                                      Man beachte meinen hässlichen Hut, den ich noch versucht hab blau zu färben. 2 Euro bei Postenbörse, am Ende stank er schlimmer als meine Socken und die Druckknöpfe waren vom Schweiss durchgerostet. Aber er hats getan!


                                      Blick hinauf zum Jochpass



                                      Die Rast in Trübsee

                                      Satanschlag was ein steiles Stück! 400hm pure Schinderei, in einem 45° Winkel grade den Berg hoch. Oben angekommen, sahen wir warum: Wir waren ausversehen auf einen Biketrail geraten, der für teuflische Abfahrten gedacht war, weniger zum Wandern. Oben erholten wir uns erstmal von der Strapaze und mussten dabei zusehen, wie sich der Himmel immer mehr mit Wolken zuzog.


                                      Endlich oben! Beweisfoto


                                      Panorama von der Jochpasshöhe, Richtung Osten


                                      Was auch immer der Trudy- Trail sein soll....


                                      ...wir waren nicht die einzigen, die das amüsant fanden!

                                      Und auf dem Abstieg Richtung Engstlenalp waren auch bald große Teile des Himmels mit Wolken bedeckt. Wir entschlossen und dann, wegen der Gefahr von Regen auf der zauberhaften Engstlenalp zu bleiben, hatte ich sie noch von meiner Wanderung mit Philipp damals in guter Erinnerung. Besser als zelten im Regen allemal!


                                      Engstlenalp in Sicht!



                                      Unsere Ankunft auf einer der schönsten Alpen der Schweiz, wie ich finde! War ein schönes Gefühl, wieder hier zu sein.


                                      Verlassene Hütten, der Almabtrieb war schon vorbei

                                      Wir haben uns dann auf eine Bank gesetzt und zugeschaut, wie das Tal zuzog und uns dann hinter der Hütte was zu Essen gekocht. Am Abend dann haben wir uns noch lange mit unserer Zimmergenossin unterhalten, die die gesamte Via Alpina in Abschnitten läuft, so gab es viel zu erzählen und wir haben und den ein oder anderen Tipp geholt. Alles in allem ein schöner Tag!


                                      Unsere gute Stube auf der Engstlenalp


                                      In der Ferne lässt sich das Berner Oberland blicken, bevor es von Wolken verhüllt wird


                                      Ja, da solls morgen langgehen, auf den Grat.

                                      p.s.: bin mit wenigen Ausnahmen, also etwas mogelei bisher rund 140km zu Fuß gelaufen.

                                      OT: Die Zimmergenossin konnte uns verdammt viele Tipps zu Campingplätzen auf unserem Routenverlauf geben, welche mit Aufenthaltsraum wären, welche nah am Ort liegen etc., war super! Vor allem hatte sie eine lustige Frisur, weswegen wir sie am liebsten Bobby Dylan getauft hätten. Von Ihr haben wir auch unser späteres Lieblingswort „Faserpelz“, wobei wir da noch nicht wussten was es zu bedeuten hatte.


                                      Beim Kochen hinter der Hütte, es gab wie immer...


                                      ... köstliche Tütensuppe mit Wursteinlage!



                                      14.09.2011
                                      Irrweg nach Meiringen-
                                      Über den Hochstollen!


                                      Heute auf der Engstlenalp nicht so gut geschlafen, mehrmals aufgewacht, spät sind noch Wanderer/Bergsteiger ins Lager neben uns gekommen, haben ganz schön gepoltert.
                                      Sind um sieben Uhr aufgestanden und haben das exzellente Frühstück genossen, reichhaltig würde in jedem Katalog stehen. Doch dann haben wir uns mit unseren Rucksäcken vors Hotel gesetzt und gewartet, bis der Regen nachlässt, war ganz schön am pissen. Gegen neun dachten wir dass es etwas aufklart und sind los, Richtung Tannalp hoch. Doch schon kurz vor Tannalp sahen wir, dass Wolken ohne Ende da hochgeschossen kamen und es nichts mit gutem Wetter werden würde.


                                      Alpen-Rambo klar zum Einsatz! Die Gamaschen sollten sich an diesem Tag noch als Überflüssig zum Schutze meines Beinkleides erweisen, kamen jedoch später zum vielleicht wichtigsten Einsatz ihres Lebens


                                      Auf dem Weg Richtung Tannalp

                                      Schon waren wir wieder im Regen. Haben dann kurzentschlossen die Gratüberschreitung Richtung Planplatten abgeblasen und auf Melchsee-Frutt gegangen, durch dichten Nebel. Man konnte keine hundert meter weit sehen. Wir kamen uns auf dem Hochplateau vor wie in Schottland, in den Highlands! Melchsee-Frutt war da echt eine hässliche Überraschung, was für Scheiss Bausünden! Plattenbau- Hotel und uralte Restaurant-Klotzbauten, dazu etliche Baustellen, schlimmer gings nicht mehr. Der Baustellenlärm war stellenweise Ohrenbetäubend.

                                      OT: Melchsee-Frutt ist echt ne Schande, vor allem der Baustellenlärm. Später im Nebel dachten wir nach Stunden der Wanderei, wir wären am Arsch der Welt oder noch viel weiter, und da hörten wir auf einmal wieder den Lärm hochschallen, als würden die Bagger direkt unter uns rumoren. Flucht zwecklos!



                                      Am Gespenstischen Blausee, im tiefen Nebel! Alles was wir hörten, war....


                                      ... Baustellenlärm! In dieser Umgebung etwas surreal, wie man sich denken kann!

                                      Wir haben nach einer kurzen Rast reissaus genommen und dachten tatsächlich, man könnte einfach vom Hochplateau runter nach Meiringen spazieren. Aber denkste, auf unseren Karten haben wir den Grat, der das Plateau im Westen begrenzt, zwar gesehen aber böse unterschätzt! Wir sind also im tiefsten Nebel Richtung Hochstollen/Gratüberschreitung aufgebrochen und haben dann, nach 1 ½ Stunden auf dem Grat angekommen, gemerkt auf was wir uns da eingelassen haben. Wir hatten keine 100 meter sicht, der Wind pfiff, und der Grat zog tatsächlich noch bis auf 2500 m hoch über den Hochstollen hoch.


                                      Endlich auf dem Grat angekommen, die Freude währte nur kurz.

                                      Hochalpines Gelände, Schotterfelder, loses Gestein, der Weg sauschwer und immer eng am Hang und Abgrund, es war so steil rechts, ein Ausrutscher und das wärs wahrscheinlich gewesen. Im tiefsten Nebel haben wir uns da hoch gekämpft und es hörte nicht auf, immer höher zogen die Serpentinen ihre Bahnen in den Nebel und wir hatten schon Angst, den falschen Weg zu gehen, doch es gab nur den einen!


                                      Da irgendwo, da muss es lang gehen!


                                      Der Wit Ris

                                      Irgendwann, wir mussten ja sehr langsam und vorsichtig gehen, nach langer Zeit, erreichten wir einen Wegweiser etwas unterhalb eines Gipfelkreuzes. Da stand, dass wir uns auf dem Hochstollen, 2480 meter hoch, befänden. Wir dachten ja, wir würden unterhalb des Gipfels queren und irgendwann wieder tiefer steigen, doch selbst auf der Karte war dies nicht zu erkennen. Wir hatten so mal eben einen 2500m hohen Berg aus Versehen bestiegen. Zwischen Lachen und Weinen, es waren nun immerhin fast 2000 hm bis Meiringen, entschieden wir uns, die paar meter zum Gipfel hoch zu gehen und dort schrieben wir auch unsere Story in Kurzform ins Gipfelbuch. Bisher der höchste Punkt der Tour!


                                      Ein Schild, das uns offensichtlich vor der Gefahr des Gratweges warnen sollte... nur stand unten auf der anderen Seite, von wo wir kamen, wiedermal keines. Kein neues Phänomen für mich, leider!


                                      Der Gipfel des Hochstollen! Wie Sie sehen, sehen Sie ... nichts!Lukas vertraut dem Gipfelbuch unsere Wahnwitzige Odysee an


                                      Mein "Gipfelfoto"


                                      Jetzt kann es in der Theorie nur noch runtergehen, sagten wir uns, da es ja der höchste Berg in der Umgebung war!

                                      OT: Eigentlich sollte das unser Geheimnis bleiben, das mit der Bergbesteigung die mal eben so ausversehen geschah. Es resultierte rückblickend vor allem aus der minderwertigen Qualität der aus dem Internet kopierten Wanderkarten, die waren einfach nicht zu entziffern wenn es da um millimeterkleine Bezeichnungen und Höhenlinien ging. Aber es war doch in der retrospektive weit weniger Gefährlich, als wir es wohl empfunden haben, es war einfach nur die Ungewissheit wohin es führte, die uns einen gehörigen Schrecken einjagte, wobei solche Wege nah am Abgrund immer schwierig zu gehen sind mit 15 Kilo schweren Ungetümen auf dem Rücken, da kann der Wind ganz schön reingreifen. An einem schönen Sonntag kann man da aber sicher auch mit Kindern hoch. Aber nu, es sollte ja keine Pussy- Tour werden, wie wir uns gegenüber immer wieder betonten!
                                      Wir mussten nur die ganze Zeit daran denken, was für eine grandiose Aussicht wir wohl hätten, wäre nur das Wetter schön! Um Himmels willen, daran will ich gar nicht denken, was wir da wohl verpasst haben.



                                      Surreale Felsformationen schälten sich immer wieder aus dem Nebel, höchscht Gespenstisch!


                                      Ein Gebilde wie aus einem James Bond- Film

                                      Danach ging der Weg dann auch zügig aber angenehm bergab und schnell erreichten wir Käserstatt, von wo wir bis Lischen mit der Seilbahn abkürzten, weil die Zeit knapp wurde. Wir hatten ja nie so eine Art Abenteuer im Nebel geplant! Von Lischen rannten wir förmlich den Rest bis Reuti, um von dort abermals per Bahn nach Meiringen zu gelangen, weil Laufen weil nicht mehr gegangen, wir waren zu fertig! Unheimlich fertig! Eigentlich sollte heute der Weg nur Sanft nach Meiringen bergab führen, stattdessen hatten wir wieder 700hm nach oben gemacht und über 1000hm nach unten. Wir haben dann noch schnell eingekauft und auf dem superben Campingplatz Balmweid eingecheckt, die Duschen genossen und mit letzter Kraft unser Essen gekocht. Was für ein verrückter, aufregender Tag!


                                      Ist das nicht niedlich? Blumenkästchen an den Ortsschildern!


                                      Unser Abendessen! Wurst mit Suppe... oder wars umgekehrt?
                                      Zuletzt geändert von Johnny; 29.11.2011, 22:57.
                                      Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                      Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                      • Tie_Fish
                                        Alter Hase
                                        • 03.01.2008
                                        • 3550
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                        Aaah! Super, gleich kommt mein Lieblingsstück! Los, schreib weiter!

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                                        Grüße, Tie »

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                                        • Johnny
                                          Erfahren
                                          • 09.02.2009
                                          • 250
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                          Zu Befehl
                                          Jetzt kommt auch meine Lieblingstage...


                                          15.09.2011
                                          Rasttag in Meiringen


                                          Heute Rasttag in Meiringen! Campingplatz Balmweid, ist der Knaller hier! Wir sind seit heut Morgen die einzigen mit Zelt hier auf der riesen Wiese, und können uns ausbreiten ohne Ende. Haben heut morgen gleich nach der Abreise unserer Nachbarn deren Platz an einem großen Tisch bezogen, der aus einem großen Felsblock besteht. Stühle haben wir auch, und da der Platz in der Sonne liegt, konnten wir Zelt und alle unsere Frischgewaschenen Sachen prima trocknen. Hat bestimmt ne ganze Stunde gedauert, bis wir den Dreck aus all unseren Sachen raus hatten. Eine sämige graubraune Suppe lief danach den Abfluss runter. Jetzt hab ich fast nur noch saubere Sachen!


                                          Unser Zeltplatz. Die Wiese hatten wir komplett für uns, gegenüber das exzellente Sanitär- und Rezeptionshaus!

                                          Heute ist schon mein 10. Tag, kaum zu glauben. Ich gewöhne mich bereits sehr an diese Art Vagabundenleben und habe unser feines Zelt sehr liebgewonnen, fühle mich pudelwohl darin. Lukas war heut mittag schonmal einkaufen, und wir haben nun wieder Äpfel und Kaffee! Feine Sache dies. Heute ist super Wetter, blauer Himmel, und man kann sogar vom Tal aus super die umliegenden Gipfel sehen, wie sie sich malerisch gegen den blauen Himmel absetzen. Hier könnte man es Tagelang aushalten, der Platz ist einfach super, mit allem Komfort ausgestattet und mit einem „großzügigen und modernen Sanitärbereich“ ausgestattet, wie es in jedem Katalog heissen würde. Jetzt sitzen wir in unseren Gartenstühlen, die Füße auf dem Tisch neben unserem Zelt und lesen und hören Musik, entspannung pur. War bei mir nach 5 Tagen auch mal wieder dringend nötig, bis hierher nun schon ca. 160km, davon bestimmt 150 zu Fuß. Kaum zu glauben, dass der feuchte Moderwald von Elm schon über 120km weit weg ist!

                                          OT: Wer sich hier wundert dass ich immer auf Katalogsprache verweise, ich habe im Reisebüro gelernt und damit 4 Jahre lang zu tun gehabt, und ich sage euch, Katalogsprache verfolgt einen! Aber ich kann diesen Campingplatz nur hervorheben, er war so schön ruhig und idyllisch, es war echt paradiesisch einfach nur in der Sonne zu sitzen und völlige Ruhe zu haben. Bis auf ein paar Dauercamper war da wenig bis gar nichts los. Ich musste an diesem Tag mein Handy dringend aufladen, der Akku war komplett leer, und gegen einen kleinen Obulus wird dieser Service an der Rezeption angeboten. Ich hatte mein Ladegerät vergessen, und war umso erstaunter, dass die da genau das richtige vor Ort hatten! Es blieben für uns praktisch keine Wünsche offen, weobei wir ja auch recht genügsam waren.


                                          Traumhafter Tag im Haslital


                                          Hinter mir gehts die Große Scheidegg hinauf, das große Ziel des nächsten Tages!


                                          Panoramablick übers Haslital!

                                          Wir waren später noch gemeinsam im Dorf, uns das Sherlock Holmes Museum angucken! Meiringen ist ja „bekanntlich“ das Kaff in dessen Nähe der Meisterdieb gestorben ist (Die Reichenbachfälle, der Ort des geschehens, sind morgen dran). Auf jeden Fall war das Museum sehr charmant gemacht, in der alten Englischen Kirche von Meiringen eingerichtet, war dort sogar das Wohnzimmer Holmes ´ nachgebildet.


                                          Wir sind solche Touristen... aber wir mussten es einfach tun! Mit diesem Herrn Holmes...


                                          ... haben wir uns trotzdem prächtig verstanden. Ein guter Zuhörer!

                                          Danach haben wir uns noch jeder ne Metzgerwurst aufe Faust geholt und haben die Tourischteninfo gesucht wegen Wetterbericht. Nach etlichen Umwegen haben wir sie am Bahnhof (wo eigentlich sonst?) gefunden und das Wetter für morgen, für die große Scheidegg, sieht gut aus, für Grindelwald nicht so übermorgen. Ich kann nur hoffen und beten, dass dort wenigstens etwas vom Eiger zu sehen ist, sonst dreh ich durch. Ich freu mich aber jedenfalls sehr auf morgen, endlich mal das Wellhorn und endlich wieder das Wetterhorn sehen, „meinen“ Berg, der Berg der mir glatt die Sprache verschlagen hat, als ich ihn vor 4 Jahren das erste mal von der Engstlenalp aus gesehen hab.

                                          OT:
                                          Leider blieb mir dieses Jahr dieser erhabene Anblick verwehrt! Das war ein magischer Augenblick damals, als ich morgens das Sonnendurchflutete Gental runterguckte und am Ende thronte in der Ferne das Wetterhorn mit seinen Gletschern! Umwerfend schön, wird ich nie nie nie vergessen.


                                          Naja, wir haben dann abends noch ne Suppe gekocht und Kuchen mit Bier genossen und noch den gruseligen Kinderspielplatz etwas inspiziert, aber der ist echt böse. Hätte ich Kinder, hätte ich Ihnen verboten da zu spielen. Selbst ich wär fast schreiend vor dem gruseligen Hottapferd davongerannt. Hoffentlich kann ich nu überhaupt schlafen, morgen wollen wir sehr früh aufstehen, wird schon klappen. ;)


                                          Das gruselige Pferd! Würdet ihr da eure Kinder spielen lassen??? Ich träum heut noch davon!




                                          16.09.2011
                                          Ins Land der Riesen-
                                          Über die Große Scheidegg!


                                          Heut um halb sieben aufgestanden, war arschkalt und ich hab ewig gebraucht um mich hochzuraffen aus dem warmen Schlafsack. Dann aber ging alles fix und wir hatten um kurz nach acht alles fettich, und konnten planmäßig aufbrechen. Um neun Uhr haben wir den ersten Zug rauf auf die Reichenbachfälle genommen, mit einer wilden Horde von Oppas auf Ausflug zusammen. Wir müssen sehr befremdlich auf sie gewirkt haben. Die Reichenbachfälle waren überragend schön und Angsteinflößend, 120 meter hoch, und der Ort an dem Sherlock wohl gestürzt ist. Stell ich mir nicht so geil vor, sah aus als ob das ziemlich weh tut.


                                          Blick zurück auf dem Weg zu den Reichenbachfällen. Ein wunderschöner Morgen!



                                          Blick auf Meiringen von den Reichenbachfällen aus. Hinten gehts links das Gental- und zum Sustenpass hoch


                                          Die Reichenbachfälle!


                                          Der Anzug sitzt


                                          Na junge, schon Hunger auf die Chips und den Schnaps?

                                          Nachdem wir alles gesehen haben, man stand ja auch nur gegenüber der Wasserfälle auf einem Balkon, gingen wir los und wurden noch kurz von 2 Opas zur Rede gestellt, der eine mit großen Zahnlücken und der andere mit sehr feuchter Aussprache. Sie fanden es auch ganz großartig was wir vorhatten, und wünschten uns noch viel Glück. Schönes Gefühl, soviel Zuspruch zu erhalten.

                                          OT: Diese Rentnerklassenfahrt war ja wohl super, die sind da hoch und kaum waren die da, haben die etwas jüngeren Begleiter gleich Pils und Schnaps ausgepackt und in dem kleinen Wintergarten neben der Terrasse ein Chipsbuffet aufgebaut! So will ich meinen Ruhestand auch mal verbringen!


                                          Blick zurück Richtung Meiringen. Der höchste Berg des linken Grates, das ist der Hochstollen, den wir 2 Tage vorher ausversehen überschritten.

                                          Wir kamen danach super voran. Topfit sind wir die große Scheidegg hochgerannt! Und was für ein super Wetter! Es war bisher nach dem Urnerboden die schönste Strecke und auch die schönste Landschaft! Man könnte kitschig sagen, als ob sich das jemand ausgedacht hat, der malerische Fluß in der mitte, und viel Nadelwald drumherum, Holzhäuser und Almen und alles überragt vom Well- und vom Wetterhorn, das grandiose Wetterhorn. Es verschlug mir abermals die Sprache! Diese Felsfluchten, das kann man nicht in Worte fassen, und oben die Gletscher drauf, die in der Sonne blitzten… Ich habe einfach viele Fotos gemacht und gestaunt!


                                          Das Wellhorn lässt sich blicken!


                                          Man tritt aus dem Wald heraus und hat auf einmal so einen Blick! Was für ein absolut perfekter Moment!






                                          Hotel Rosenlaui



                                          Pause gegenüber vom Hotel


                                          Bei der Rast bewundern wir den Grat direkt über uns...


                                          ... wie er sich gegen die Sonne absetzt!


                                          Die Wanderung führte durch traumhafte Landschaft, sehr sanft ansteigend, super zu laufen!


                                          Engelhörner- Grat im Hintergrund


                                          Weiter gehts, teilweise durch Hochmoor-artige Landschaft, immer mal wieder eine steilere Stufe dazwischen


                                          Lukas vor dem Wetterhorn!


                                          Alpiglen, ich vor dem Wetterhorn


                                          Kurz vor der Passhöhe, blick zurück ins Tal

                                          Die Wanderung hat riesigen Spaß gemacht und wir waren punkt 2 Uhr oben auf der Scheidegg, 1960 meter, und was wir dann sahen, das verschlug uns erst recht die Sprache. Wir hatten ja mit einer schönen Aussicht gerechnet, aber nicht mit diesem Anblick, der sich nun vor uns ausbreitete: Eiger, die Spitze des Mönch, der weit entfernten Gipfel des Gspaltenhorns, zahlreiche Gletscher, Grindelwald zu unseren Füßen und das alles unter einem strahlend blauen Himmel! Wir standen nur und staunten, fast um Worte ringend dass du huldigen, aber… unmöglich! So setzten wir uns, machten Mittagspause und sogen den Ausblick eine Stunde lang förmlich in uns auf. Es wehte ein starker, aber warmer Wind und es war einfach Paradiesisch! Das Paradies der Alpen!


                                          Ein erhabener Moment! Passhöhe Große Scheidegg






                                          Hier hätte ich den ganzen Tag sitzen können!







                                          OT: Das mag sich, wie ich erschreckt feststellen muss, ganz schön kitischig lesen, aber ich glaube man merkt dadurch wie ergriffen ich wohl davon war, von diesem Tag, sowas hab ich einfach noch nie in meinem Leben gesehen, so ein Panorama! Und ich hab solange von dieser Tour geträumt, und diesen Pässen. Es war schon was besonderes, ich hab den Text mal so gelassen wie er ist ;)

                                          Irgendwann mussten wir wieder los, und wir nahmen den Rückweg unter unsere Füße. Wir gingen meist die Fahrstraße, weil diese eine angenehme Steigung/Gefälle hatte und besser zu laufen war als die Wanderwege. Wir haben uns kurz vor Grindelwald noch kurz verlaufen, weil wir ein Schild übersehen hatten.


                                          Nordwand des Wetterhorns, man sieht genau wo die abbrechenden Seracs ihren Weg durch die Wand finden und unten im Couloir zerschellen!



                                          Aufbruch nach Grindelwald


                                          Bauern beim Heumachen


                                          Das mächtige Schreckhorn über dem oberen Grindelwaldgletscher


                                          Fiescherhörner über dem unteren Grindelwaldgletscher

                                          Irgendwann, inzwischen war in der heissen Nachmittagszeit das Laufen nach sieben Stunden zur Qual geworden, nahm die Ochsentour ein Ende und wir erreichten Grindelwald. Vollgestopft mit Menschen aller Herren Länder und Autos ohne Ende, so schnell und unschön kann sich die Umgebung ändern. Wir trotteten durch den Ort, mit letzter Kraft und suchten den Coop um noch einzukaufen, als Lukas noch von Schweizer Urlaubern angesprochen wurde und den guten Rat bekam: „Immer nur ein Auge voll mitnehmen und weiter, sonst verliebt man sich und bleibt für immer!“ Das kann in meinen und Lukas Augen nur begrenzt für Grindelwald gelten, aber für die Landschaft natürlich schon in vollem Umfang!
                                          Wir kauften noch ein, schleppten uns zum Campingplatz und staunten nicht schlecht, man zeltet hier wirklich direkt unterhalb der Eiger Nordwand! Wahnsinn! Mal sehen, wie nu Morgen das Wetter wird…


                                          Grindelwald!


                                          In Grindelwald an der Touristeninfo. Weiss jemand was die Statue zu bedeuten hat?


                                          Unser Blick auf den Eiger vom Campingplatz aus. Atemberaubend!


                                          Unser Zigeunerlager steht!

                                          p.s.: Wir haben übrigens ein neues Lieblingswort: FASERPELZ! So nennen die Schweizer hier Fleecejacken Zum Schiessen, oder?
                                          Pps.: Nur noch ca. 160 km bis Montreux!
                                          Zuletzt geändert von Johnny; 30.11.2011, 11:34.
                                          Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                          Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                          • Lookas
                                            Erfahren
                                            • 01.11.2011
                                            • 129
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                            Hey Johnny, wo bleiben die Anekdoten???

                                            Als wir zum Trüebsee hinaufgingen, überholten wir eine Familie - junger Kerl mit Bierdose in der Hand, stabile junge Frau, dazu eine ältere Dame und einer sehr alte Dame. Es stellte sich beim nächsten Aufeinandertreffen heraus, dass das Holländer waren, die in der Bullenhitze ohne Sonnenschutz und offenbar bis auf das Bier ohne Flüssigkeit die Piste hinauf liefen ... na ja, schlichen, denn die älteste Dame musste geführt werden. Der Kerl trank dauernd Bier - und als wir später hinab sahen, machten die ständig Pause. Trotz unserer Befürchtungen haben sie es aber zur Hütte am See geschafft. Völlig plemplem, den Berg auf so eine Art zu machen.

                                            Die Bobby Dylan auf der Engstlenalp hatte - kann man auf dem Foto gut sehen - ihr Handtuch zum Trocknen vors Fenster gehängt. Als ich mich an den Tisch setzte, merkte ich, dass meine Füße furchtbar, wirklich absolut übelst müffelten und bekam einen Heidenschreck. Das verrückte war nur, dass sie aus der unmittelbaren Nähe den Geruchstest bestanden! Hm. Daraufhin sah ich mir das Handtuch an - und fiel fast in Ohnmacht. Das war der Übeltäter! Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde, das war ursprünglich gar nicht grau gewesen! Okay ... ich habe es dann vorsichtig so zur Seite geschoben, dass es nicht mehr direkt in der Frischluftzufuhr hing. Alter Finne!!!

                                            Auf der Suche nach dem Campingplatz in Meiringen trafen wir zwei französische Mädchen mit dicken Strickpullis, die uns fast auslachten: "We usually camp in the woods!" Na gut, danke, den Platz finden wir auch so, lachte ich zurück. Da läuft teilweise ein Volk rum! Ich war amüsiert, die Schweiz ist echt klasse und interessant!
                                            Das muss das Boot abkönnen!

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                                            • Johnny
                                              Erfahren
                                              • 09.02.2009
                                              • 250
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                              HAHA, danke, das mit dem Handtuch hatte ich vergessen!
                                              Das war echt übel... Die Anekdoten überlasse ich von nun an dir, ich habs in meinem Tagebuch teilweise einfach vergessen aufzuschreiben ;)
                                              Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                              Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                              • Lookas
                                                Erfahren
                                                • 01.11.2011
                                                • 129
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                Da waren einige echt schöne Kleinigkeiten dabei. Die Schweizer, die mich in Grindelwald anhielten, zum Beispiel. Ich ging - völlig platt - den Trottoir hinab, da sprach mich einer der älteren Spaziergänger völlig aus dem Nichts von der Seite an: "Haben Sie den Stock'ch im Wald geschnitten?" Ich musste verneinen, denn den hatte ich vor 5 Jahren im väterlichen Garten aufgetan. So kamen wir ins Gespräch und der Mann war auch sehr angetan von unserer Tour. Das waren alles so nette Leute, ich bin das aus Norddeutschland in der Form nicht unbedingt gewöhnt, da geht man nicht überall so neugierig auf Fremde zu. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel - kommt halt auch drauf an, wie man sich selber verhält.

                                                Rosenlaui haben wir übrigens immer schön freundlich Rosenloui genannt. Kann man auch schön zur Modern Talking Melodie von Brotherloui singen.

                                                Ach ja, und noch eine Sockengeschichte! Auf der Bahnfahrt hinauf zu den Reichenbachfällen mussten wir und unsere Rucksäcke die Bahn mit dem Rentnerclub teilen. Lustige Leute! Ich hatte nur meine dreckigen Socken vergessen zu waschen und dann beim Aufbruch kurzerhand außen an den Rucksack gehängt. Als ich den dann aus Platzgründen auf den Schoß nehmen musste, fühlte ich mich an den Handtuch-Vorfall erinnert - und diesmal lag es definitiv an mir!!! Der arme Opa neben mir ... aber der konnte seinen Atemweg dann ja schnell am Chipsbuffet mit Schnaps desinfizieren. Wohl bekommt's ...

                                                Oh, und die Holländer in Grindelwald auf dem Campingplatz: Wir beide hatten uns informiert und wussten, dass das Wetter anderntags schlechter würde. Uns gegenüber campten zwei nette Holländer, die jedoch unbedingt am nächsten Morgen zur Grathütte am Eiger aufbrechen wollten und bestimmt eineinhalb Stunden lang ihre Ausrüstung vorbereiteten, um dann noch angestrengt die Route zu besprechen. Am nächsten Morgen waren sie weg - ich hoffe mal für sie, dass da nichts passiert ist und dass es ihnen trotz des Wettereinbruchs Spaß gemacht hat. Ich wär da nicht hoch.
                                                Zuletzt geändert von Lookas; 30.11.2011, 11:55.
                                                Das muss das Boot abkönnen!

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                                                • Tie_Fish
                                                  Alter Hase
                                                  • 03.01.2008
                                                  • 3550
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                  Suppa! Echhht suppaah, odr'?
                                                  Grüße, Tie »

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                                                    Erfahren
                                                    • 09.02.2009
                                                    • 250
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                    Das war eín perfekter Tag! Einfach nur ein perfekter Tag!
                                                    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                                    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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                                                      • 06.08.2009
                                                      • 1136
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                      Hey herrlicher Reisebericht.
                                                      Bin gespannt wann es weiter geht.
                                                      Jetzt müsste doch die Tour kommen die ich Ende Juli mit meinem Hund gegangen bin. Von Grindelwald über Selfinafurgge nach Griesalp und weiter über die Blümlisalphütte nach Kandersteg.
                                                      Oben an der Selfinafurgge die Steinböcke aus nächster Nähe zu beobachten war nen Erlebnis.

                                                      Warum seit Ihr eigentlich so oft auf Campingplätzen abgestiegen? Mach ich in der Schweiz nie.
                                                      Oben in Gipfelnähe morgens die Sonne aufgehen sehn ist nen Erlebnis worauf ich auf Tour nicht verzichten würde.

                                                      Aber jetzt wieder das Wort zurück. Bin schon gespannt was Ihr als nächstes erlebt habt.
                                                      Gruss Sven

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                                                        • 08.01.2004
                                                        • 1384


                                                        #28
                                                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                        Zitat von Johnny Beitrag anzeigen
                                                        p.s.: Wir haben übrigens ein neues Lieblingswort: FASERPELZ! So nennen die Schweizer hier Fleecejacken Zum Schiessen, oder?
                                                        Tun das die Sachsen nicht auch ?

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                                                          Freak

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                                                          • 12.07.2008
                                                          • 43828
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                          OT: "Faserpelz" ist der ältere Ausdruck für "Fleece".
                                                          Das heißt, die "early adopters" haben den Begriff einfach beibehalten

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                                                          • Lotta
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                                                            • 17.12.2007
                                                            • 929


                                                            #30
                                                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                            Schöner Bericht, ich bin schon auf das Video gespannt!

                                                            Aber die Fotos vermisse ich sehr, ist so nur halb so gut

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                                                            • Maunz
                                                              Fuchs
                                                              • 24.08.2009
                                                              • 1964
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                              Leider kann ich nur einen Teil der Photos sehen, ziemlich oft steht dort eine Meldung von photobucket: "This image exceeds rbandwidthwith too many views". dabei machen Text und die angezeigten Bilder neugierig. Das ist ja eines der wenigen Gebiete hier bei den Reiseberichten, wo ich auch schon unterwegs war, wenn auch nur auf kleinen Tagestouren.

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                                                              • Mika Hautamaeki
                                                                Alter Hase
                                                                • 30.05.2007
                                                                • 3996
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                Hab auch keine Chance an die Fotos ranzukommen....
                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                A. v. Humboldt.

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                                                                  Freak
                                                                  Liebt das Forum
                                                                  • 21.12.2003
                                                                  • 13981
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                  Dann kommt halt vorbei und schaut euch die Region in echt an
                                                                  Ist halt das Problem bei manchen kostenlosen Bilderhostern, dass sie nur eine gewisse Menge Datenverkehr pro Monat zulassen, danach sieht man nichts mehr. Da empfiehlt sich entweder ein anderer Anbieter oder gleich die Galerie hier bei uns.
                                                                  Von Engstlen an den Hasliberg habt ihr euch echt den mühsamsten Weg "ausgesucht" der Höhenweg nach Planplatten wäre sicher noch leichter gewesen - und es hätte auch noch eine Möglichkeit halbhoch an der Talflanke gegeben, neben der Gentalstrasse natürlich.
                                                                  Übrigens, was du als Wetterhorn bezeichnest ist zumindest so wie ich deine Bildbeschriebe verstehe "nur" das Scheideggwetterhorn, das Wetterhorn ist die graue Pyramide mit der kleinen weissen Spitze.
                                                                  Mittlerweile ist es zum Glück wieder ganz weiss.

                                                                  Gruss
                                                                  Henning
                                                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                  nur unpassende Kleidung.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 24.08.2009
                                                                    • 1964
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                    Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                    Dann kommt halt vorbei und schaut euch die Region in echt an
                                                                    Anderer Leute Bilder gucken macht auch Spaß
                                                                    Urlaub in der Umgebung von Interlaken steht für nächsten Sommer und Herbst ganz oben auf der Wunschliste. Die FeWo-Liste liegt hier schon rum ! Und ich werde noch genug Fragen zu möglichen Tagestouren haben.......

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 01.11.2011
                                                                      • 129
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                      Mit der dankbaren Genehmigung von Johnny werde ich hier in den nächsten Tagen noch etwas weiterschreiben, denn es ist doch schade, dass dieser Bericht gerade da aufhört, wo's erst richtig spannend wird.
                                                                      Johnny hat leider viel zu tun, ich hoffe, ich krieg das aber noch zusammen - denn hinter Lauterbrunnen endet mein eigenes Tagebuch, das ich aus Faulheit nicht weitergeführt habe. Aber anhand der Fotos und der Route kriege ich noch fast alles zusammen - und wenn Johnny wieder an Bord kommt, wird er sicher noch einiges ergänzen.

                                                                      @Mods: Es wäre super, falls einer von Euch mich noch als Mitreisenden eintragen könnte, das hat Johnny nämlich verpennt. Herzlichen Dank!!
                                                                      Das muss das Boot abkönnen!

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 01.11.2011
                                                                        • 129
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                        Mein Tagebuch ist leider nicht so locker-flockig wie Johnnys, dafür aber länger:

                                                                        Samstag, 19.09.2011
                                                                        Eiger

                                                                        Kalt und nass war’s morgens um halb sieben, als ich mich aus dem Zelt quälte. Es war pitschnass und eiskalt, aber es hatte aufgehört zu regnen. Am Abend waren die Wolken über den Tschuggen und Männlichen von Westen her gekommen, und auch heute Morgen zogen dichte Wolken daher. Aber es war trocken (d.h. es regnete nicht), daher blieben wir beim Plan „Eigertrail“, direkt unter der Wand lang. Frühstück, packen, Füße tapen und bei Hannes noch Salbe auf die Blasen – gegen halb neun gings los.


                                                                        Das Wetterhorn im Morgenrot


                                                                        So sah unser Zelt am Morgen aus


                                                                        Das obligatorische Fraß-Foto - Frühstück: Kaffee und Milupabrei


                                                                        Johnny vor einem seiner Lieblingsberge, dem Wetterhorn

                                                                        Hannes blieb noch mit dem Gepäck am Bahnhof Grund, ich rannte hoch zum Coop (morgen ist Sonntag!) und holte Brei und Batterien und Magnesium. Wir trinken jeden Abend zur „Vorbeuge“ gegen Muskelkater eine Tasse lösliches Magnesium, das uns nun ausging. Kurz nach neun war ich zurück – und das Geochse ging los: 500 m Aufstieg nach Alpiglen. Hölle, das war eine Steigung! Wir ächzten und schwitzten, dass es eine Freude war. Völlig nass erreichten wir schließlich, endlich Alpiglen, ohne eine Menschenseele getroffen zu haben. Aber dort, am Beginn des Eigertrails, waren plötzlich hundert Menschen! Keine fünfzig Meter weiter war eine Station der Jungfraubahn, die ständig voll war mit Japanern und hier Wanderer ausspie. So saßen wir zuerst alleine da, aßen unsere 11-Uhr-Jause, da tauchten die ersten auf. Auch die waren zu Fuß, wenigstens die, denn dann liefen dauernd frische Bahnfahrer vorbei den Pfad hinauf.


                                                                        Da kommen wir her ...


                                                                        ... da wollen wir hin

                                                                        Und der hatte es zuerst in sich. Wir quälten uns die Serpentinen hinauf, immer Stück für Stück, Schritt für Schritt. Es war frisch, keine Sonne schien und die Wand stand mächtig und groß über uns. Ständig hing eine Wolke in der Spinne und die konkave Form der Wand war deutlich zu sehen. Als ob sie nur ein paar Meter weg wäre!


                                                                        Die Wand


                                                                        Gut zu erkennen: Der "Pilz" oder "Mushroom"


                                                                        Gut 500 m über Grund - äh, Grind-elwald


                                                                        Rast in Alpiglen


                                                                        Mein persönliches Foto des Tages: Am Fuß des Eigertrails

                                                                        Wir liefen hoch bis zu einem Wasserfall, der vom Eiger herab kam. Dort ging es parallel zur Wand weiter, unterhalb der Schutthalden, die breit und mächtig am Wandfuß lagen. So manche Wanderer überholten uns, es war wirklich viel los am Trail. Wir hielten aber auch des öfteren an, um mit dem Fernglas in die Wand zu sehen und brauchten daher viel Zeit für die Strecke. Als wir endlich etwa zwei Drittel geschafft hatten, fing es jedoch an zu regnen und wurde schlagartig eiskalt. Wir fingen an, uns zu beeilen; schnell die Regenjacken angezogen und weiter ging’s. Wir waren ja sonst recht schnell unterwegs, wenn wir denn mal liefen, aber hier war der Wurm drin; wir gewannen nur schleppend Raum.


                                                                        Ab da geht's quer zum Wandfuß rechts hinüber: Der Wasserfall


                                                                        Geschafft - die steilste Strecke ist erledigt


                                                                        Sieht nah aus, ist aber noch ein gutes Stück zu gehen. Links Mitte im Geröllfeld ist der Weg erkennbar, der zur Station Eigergletscher führt

                                                                        Anmerkung: Der Eigertrail ist aber auch länger, als er auf den Karten wirkt. Man unterschätzt die gewaltige Mächtigkeit der Wandbreite kolossal, selbst, wenn man direkt darunter steht. Das Ding ist derartig riesig, dass es von unten erstaunlich klein wirkt. Es ist wie bei einem Mandelbrot-Fraktal: Die tatsächlichen Größendimensionen werden erst klar, wenn man immer näher kommt. Ein eigenartiger Effekt; allein die Rote Fluh ist in der Masse der Wand bloßes Detail, das neben all den anderen Details zu einer Kleinigkeit zu schrumpfen scheint. Bei näherer Betrachtung – ähnlich wie bei einem höchauflösenden Digitalbild – werden aber neue Details sichtbar, die wiederum noch mehr Details enthalten und für sich genommen ein neues großes Bild ergeben. Ich weiß nicht, wie man diesen eigenartigen Effekt anders beschreiben kann – hinzu kommt die schräg nach hinten abfallende Linie der Spinne, die den Berg optisch stark verkürzt, je näher man kommt.


                                                                        Der Blick hinauf - auf Fotos kann man dieses Eigenartige, diese unbeschreibliche Wirkung der Wand gar nicht wiedergeben. Fahrt selber hin und schaut es euch an - alles andere ist Mumpitz


                                                                        Die Wolken werden von der Wand förmlich "eingefangen" und auch weiter unten bei uns regnet's


                                                                        Links ist die Wand - wir sind bereits auf dem Grat oberhalb des Passes. Das Bild zeigt die konkave Form der Wand hervorragend, eine echte "vertikale Arena" mit Mikroklima. Kein Wunder, dass Heinrich Harrer schreibt, sie besäße ein eigenes Wettersystem ...


                                                                        Eine Hinweistafel auf die Heckmair-Route

                                                                        Der Wind war derartig kalt, dass ich erstmals meine Handschuhe anzog. Plötzlich zweigte der direkte Weg zum Pass rechts ab, völlig unbeschildert, aber wie auf der Karte vermerkt. Alle anderen Wanderer strebten jedoch längs der Wand weiter zur Bahnstation „Eigergletscher“, von wo aus sie mit der ahnradbahn weiter gen Jungfraujoch oder Grindelwald fahren konnten. Egal, wir wollten rechts über den Grat zum Pass und liefen los. Warum der Weg nicht beschildert war, sahen wir dann schnell: Zwei Wandabbrüche hatten ihn beschädigt, so dass wir zwei al richtig klettern mussten – und das mit den Rucksäcken in nassem Gelände, was aber richtig gut und problemlos klappte.
                                                                        Als ich dann meine Handschuhe auszog, um mir die Nase zu putzen, merkte ich auf einmal etwas klebriges, harziges an meinen Fingern. Zuerst dachte ich, mein alter, zuverlässiger Haselnussstab würde absurder Weise harzen – merkte aber sofort, dass das Zeug auch innen im Bündchen der Jacke war. Es war die Jacke! Hannes hatte sie mir selber genäht, echtes, super MYOG aus Stoff von extremtextil. Und nun, beim ersten härteren Einsatz, löst sich die Imprägnierung, läuft herunter, schillert in allen Farben und klebt wie doof! Wir waren ziemlich überrascht und nicht amüsiert.

                                                                        Anmerkung: Zweimal Waschen, danach vernünftig neu imprägniert – das Ding ist nun spitze und perfekt. Hannes hat eine tolle Arbeit geleistet und der Stoff ist bombig, der „atmet“ wie sonst nichts. Weshalb das mit der Imprägnierung so war – druff g’schisse, egal. Kann mal passieren.

                                                                        Wir erreichten den offenbar recht neu angelegten Stausee oberhalb des Passes und pausierten kurz in einem kirchenähnlichen Haus, das eine Ausstellung zur Eiger-Nordwand beherbergte. Sakralarchitektur und musealer Content – soso. Sagt viel über den Stellenwert aus, der der Wand offenbar zugemessen wird. Im Eingang konnte man Hinterstoissers Schuh betrachten, das berühmte Foto des toten Toni Kurz im Seil und wurde von einem Blitzlichtgewitter empfangen, das die mediale Aufmerksamkeit für die Wand symbolisiert. Im Hauptraum gab’s eine Nachbildung der Wand in Holz, auf die mit Laserlicht per Knopfdruck sämtliche wichtige Routen projiziert werden können. Wir pausierten hier etwa 20 Minuten – es war schließlich beheizt. Dann ging’s weiter, mittlerweile ohne Regen.


                                                                        Die "Museumskirche" der Eigernordwand


                                                                        Die Passhöhe kleine Scheidegg

                                                                        Auf dem Pass war immer noch die Hölle los, obwohl Hannes meinte, das sei noch gar nichts! Die Bahnstation füllt hier den gesamten, engen Raum der Passhöhe aus, dahinter steht das berühmte Hotel und überall rennen Asiaten herum. Japaner und Amerikaner, hier und da ein klarer britischer Akzent – da fielen die Inder kaum auf. Und das eigenartigste: Wir waren die Exoten unter diesen Exoten. Als Wanderer mit Sack und Pack, also nicht mit Daypack oder Tüte, stellten wir die Ausnahme dar. Verrückt! Also setzten wir uns an den Bahnsteig, vesperten und beobachteten fasziniert die Horden: gackernde Frauengruppen, die sich kreischend fotografieren ließen, ernste ältere Ehepaare, die wortlos nebeneinander herumstanden, jüngere Pärchen, die sich gegenseitig auf mehr oder weniger interessante Details der Szenerie hinwiesen etc. pp.
                                                                        Und fast alle trugen nagelneue, tipptopp gepflegte „Bergkleidung“: saubere, leichte Wanderschuhe, vorzugsweise graue Zippoff Wanderhosen und darüber die typischen karierten Funktionshemden in rot oder blau. Aber gewandert ist kaum einer, vielleicht gilt dieses Standard-Outfit ja als folkloristisch und daher als Teil des Erlebnisses in den Bergen, wer weiß. Es ist mir auch ehrlich gesagt egal, denn die Gegend lebt vom Tourismus und dazu gehört auch immer eine Portion „Stallgeruch“, auch wenn der aus dem Oevre nagelneuer, noch nicht gewaschener Kleidung besteht.
                                                                        Ich schätze, dass wir denen anders herum ähnlich komisch vorgekommen sind, verschwitzt und mit Patina versehen, strubbelbärtig und mit verdreckten Stiefeln und Hosen. Es liegt doch immer im Auge des Betrachters, wie etwas wahrgenommen wird – weshalb sollte man mit unnötig viel Gepäck den Berg hochächzen, wenn man bequem hinauffahren kann? Darüber kann und darf man auch trefflich streiten und ich finde beide Ansätze völlig legitim. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.
                                                                        Und noch etwas konnten wir wenigstens zeitweise beobachten: Den Eiger-Mönch-Jungfrau-Komplex, direkt gegenüber unserer nassen Bank. Was für ein Massiv! Fotos können gar nicht wiedergeben, wie mächtig und massig diese Felsen sind. Oben lag im Wolkenschleier der hin und wieder sichtbare ewige Schnee, wir sahen hin und wieder die Sphinx auf den Jungfraujoch und die sicherlich gigantischen Risse in den mächtigen Séracs der Gletscher ...


                                                                        Eiger und Mönch


                                                                        Das Jungfraujoch mit Sphinx


                                                                        Noch mehr Jungfrau


                                                                        Eine ruhige Minute nach Abfahrt des Zuges: Ein seltenes Bild hier oben

                                                                        Es zog sich langsam zu. Wir hatte viel Zeit am Eiger vertrödelt und mussten nun langsam los, es war bereits halb vier. Also packten wir wieder alles zusammen und eilten den Weg hinunter gen Lauterbrunnen. Der Plan war, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, ab Wengen das steilste Stück mit der Bahn hinab zu fahren. Hannes hatte vor Jahren hier eine falsche Abzweigung genommen und war südlich an den Trümmelbacher Wasserfällen hinabgekommen – für ihn damals eine Höllentour, an die er nur mit Schauern zurückdachte. Daher wählten wir den einfachen Weg, der 2,5 Stunden dauern sollte und von uns in zwei absolviert wurde.
                                                                        Wir waren ziemlich müde. Das kalte Wetter war anstrengender als die Wärme der letzten Tage, besonders der Wind pfiff ziemlich unangenehm, trotz unserer guten Jacken, den Handschuhen und den Kopfbedeckungen war das auf Dauer unangenehm. Ich stellte fest, dass der Abstieg zudem stärker auf die Fußballen ging und die Knie spürbar stärker belastete, weshalb ich ab nun bei Abstiegen stets einfache Stoffbandagen anlegte. Das half.
                                                                        Die Zahnradbahn kam fast sofort und trug uns die letzten 400 m ins Tal, dessen Wände unglaublich steil sind. Was für ein scharf geschnittener, tiefer Schlauch, ein richtiger Canyon! Das Tal ist aufgrund der oft lotrechten Wände ein Mekka der internationalen Basejumper-Szene, obwohl dieser Sport offiziell – soweit uns versichert wurde – verboten ist. Die Schweizer dulden ihn jedoch, was u.a. auch touristische und damit handfeste monetäre Gründe hat.


                                                                        Passhöhenbezwinger


                                                                        Da taten mir die Hufe weh - ab Wengen ging's per Bahn hinab

                                                                        Anmerkung: Wieder zu Hause sahen wir uns eine schweizer Doku über das Lauterbach-Phänomen an, in der beide Positionen gezeigt werden: Hüben die Bauern, die sauer sind, weil die Springer ihnen die Wiesen plattmachen, drüben die Jumper, die ihren Sport als Lebenseinstellung betrachten und darauf pochen, ihn ausüben zu wollen. Dazwischen changiert die Verwaltung; hier zieht das Argument Fremdenverkehr, ein etwas dubioses Anspielen auf das Jedermannsrecht, das gleich wieder relativiert wird und der Fremdenverkehr. Es gibt sogar eine Liste der tödlich Verunglückten, die im Netz steht – eine Art digitaler Shrine of Rememberance der Jumper-Community. Kurz vor unserem Besuch war wieder eine junge Amerikanerin an der „Nose“, dem berühmtesten Felsen hier, tödlich verunglückt ...

                                                                        Unser ganz persönliches Problem aber war, dass es Samstag Abend 17:45 Uhr war. Alles hatte zu – wo kriegen wir nun unsere zwei Kannen Pilsken her?! Wir liefen erst mal durchs Dorf, wobei Hannes jede zweite Ecke als Drehort des alten James-Bond-Klassikers „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ erkannte und begeistert erklärte. Das Szene-Café der Basejumper am Ortsausgang gehörte jedoch nicht dazu.
                                                                        Auch der Platz wimmelte von Engländern. Ich habe selten so viele britische Mundarten nebeneinander gehört – und dazwischen ständig das breite Amerikanisch. Selbst der Platzwart war Nordengländer. Der Vorteil war: Es gab neben der Rezeption ein Lädeli mit allem, was das (britische) Herz begehrte! Auch unser liebes Tell-Bier strahlte uns in warmem Rot entgegen ...
                                                                        Ich sagte an der Rezeption: „Zwei Jungs zu Fuß und ein Zelt, bitte.“
                                                                        „Ah, endlich wieder einmal etwas Deutsch sprechen!“ freute sich die Rezeptionistin. „Ich glaube, ich habe den ganzen Tag nur Englisch geredet ...“
                                                                        Der Platz war unglaublich. Ein differenziertes Mülltrennungs-System, ein hochmoderner Aufenthaltsraum mit 16:9 Fernseher und auch deutschem TV sowie penibel saubere, musikbeschallte Sanitäranlagen standen uns zur Verfügung. Wir konnten quasi im Takt von Chris de Burgh sch****. Hihihi!
                                                                        Ich checkte nach dem Essen meine Mails und kontaktierte Daheim. Dann sah ich den Wetterbericht: Unwetter, Regen, Schnee in den Hochlagen. Griesalp, unser nächstes Ziel, sollte es laut Swiss Meteo besonders treffen: Regen den ganzen Tag. Wir beschlossen daraufhin, den morgigen Tag abzuwarten und uns ein weiteres Päuschen zu gönnen. Entsprechend entspannt konnten wir auch in die Schlafsäcke kriechen und das Regentrommeln auf dem Außenzelt genießen ...
                                                                        Das muss das Boot abkönnen!

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak
                                                                          Liebt das Forum
                                                                          • 21.12.2003
                                                                          • 13981
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                          Super, der Bericht geht weiter.
                                                                          Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
                                                                          Wir erreichten den offenbar recht neu angelegten Stausee oberhalb des Passes und pausierten kurz in einem kirchenähnlichen Haus, das eine Ausstellung zur Eiger-Nordwand beherbergte. Sakralarchitektur und musealer Content – soso. Sagt viel über den Stellenwert aus, der der Wand offenbar zugemessen wird.
                                                                          Der Stausee ist ein Speicherbecken für die Beschneiungsanlagen und das kirchenähnliche Haus dürfte früher eine Trafostation gewesen sein, die wurden hier früher oft in der Art gebaut.

                                                                          Gruss
                                                                          Henning
                                                                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                          nur unpassende Kleidung.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 01.11.2011
                                                                            • 129
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                            Sonntag, den 18.09.2011
                                                                            Ruhetag in Lauterbrunnen

                                                                            Viel ist nicht zu berichten, das steht auch so in meinem Tagebuch; vielleicht einige alltägliche Routinen und Details, die sonst häufig ausgespart bleiben, weil sie schlicht profan sind. Reiseberichte sind nicht unbedingt Texte, in denen man von täglich erfolgreicher Verdauung lesen möchte – darüber gibt’s hier auch nichts. Aber andere Routinen prägen eine Tour doch nachhaltiger, als man oft bemerkt, so etwa das bei uns übliche Ritual, dass ich morgens stets der erste war, der sich aus dem Zelt schälte, Wasser holen ging und den treuen Trangia anwarf, um Kaffee und Milubrei klar zu machen.

                                                                            Anmerkung: Johnny dagegen trug einen MYOG Kocher mit sich, den er aus einer Tomatenmarkdose als Brenneinheit, etwas Kaninchendraht als Topfhalterung und einer doppelt gefalteten Alufolie als Windschutz gebastelt hat. Die Folie zerbröselte zwar langsam, tat aber noch brav ihren Dienst.

                                                                            Ja, das Aufstehen – da war ich der deutlich diszipliniertere. Ich bin zwar sonst auch stark zu einem entspannten laissez-faire neigend, aber ich habe es tatsächlich verlernt, morgens einfach länger liegen zu bleiben. Der Kaffee brachte uns dann meist etwas nach vorne, der Brei war in der Kühle der hoch gelegenen Täler stets eine wohlige Wohltat, so heiß und leicht zu essen. Perfekt für den Morgen, fanden wir – und er hielt üblicherweise von knapp sieben, halb acht bis etwa elf Uhr, dann gab’s Brot, Landjäger, Äpfel und Käse. Auf die Äpfel legte ich großen Wert, auch wenn sie schwer und voluminös sind, aber frisches Obst ist für mich unterwegs absolut wichtig. Und Johnny fand das auch.


                                                                            Nahrungszubereitung vor dem Wohnzimmer

                                                                            Den Tag verbrachten wir diesmal im Aufenthaltsraum, weil es dauernd regnete. Ein Engländer mit einem Akto (um das wir ihn ein bißchen beneideten) saß den kompletten Tag in seinem Auto, was etwas eigenartig wirkte: Das kleine Hilleberg neben dem viel größeren Auto, in dem der Typ hockte. Bei uns verbrachten zwei osteuropäische Jungs den Tag, schauten Autorennen, dann gingen sie fort und wir sahen schön Bundesliga. Zwischendurch wuschen wir, ließen das Zeug und unsere Stiefel im Trockenraum und verdödelten Zeit. Erst nachmittags klarte es etwas auf und wir spazierten durch das hohe, schmale Tal zur „Nose“ und genossen die Schönheit dieses Ortes. Ein Springer kam uns schnellen Schrittes entgegen, sonst war nichts los.


                                                                            Etwas sehr verwackelt, aber: Heißt Lauterbrunnen nicht so, weil es hier laute Brunnen (=Quellen) gibt? Die fallen hier quasi alle zehn Meter vom Himmel ...


                                                                            Malerische Häuser - ich war begeistert

                                                                            Abends sahen wir entzückt bei zwei Tell-Bieren noch den Münsteraner Tatort, was etwas skurril war, so mitten in der Schweiz im Wanderurlaub. Der nächste Tag sollte besser werden, weniger Niederschlag und etwas Sonne – also freuten wir uns auf einen der schönsten Pässe der Tour: Die Sefinenfurgge.
                                                                            Das muss das Boot abkönnen!

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 01.11.2011
                                                                              • 129
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                                                                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                              Montag, 10.09.2011
                                                                              Sefinenfurgge

                                                                              Tage, an denen etwas Besonderes passiert, beginnen häufig völlig unspektakulär – so auch unser Abenteuer an der Sefinenfurgge. Tatsächlich regnete es nicht mehr, als wir aufstanden, aber es war arschlattenkalt und alles war klamm oder nass. Wir holten unsere letzten Klamotten aus dem Trockenraum und frühstückten. Tags zuvor war mein Rucksack patschnass geworden und auch unser altes Zelt hatte dem Dauerregen irgendwann nichts mehr entgegen zu setzen gehabt. Es müffelte schon ziemlich (ein bißchen nach Pferdestall, eieiei) und in Anlehnung an den „Piz Gloria“ aus dem James-Bond-Film nannten wir es nun nur noch liebevoll „Pilz Gloria“. Was soll’s – es ist unser Heim in einem fremden Land.
                                                                              Wenn es derartig kalt ist, ziehe ich den BW-Pulli noch unters Flies, dann geht es. So auch heute; wir packten schweigend. Hannes duschte noch schnell und dann ging es los, zurück in den Ort. Bei Coop stockten wir noch schnell unsere Vorräte auf, u.a. mit einer neuen Tafel Nussschokolade. Dann liefen wir weiter zur Seilbahn und fuhren hinauf zur Grütschalp. Was für ein Panorama! Wie man sehen kann, waren diesmal weniger die Berge das Beeindruckende als vielmehr die wie mit dem Lineal gezogene Schneefallgrenze. Schade, dass wir die Jungfrau nicht noch einmal in voller Pracht bestaunen durften.


                                                                              Das Panorama von der Grütschalp aus


                                                                              Die Jungfrau - züchtig verhüllt


                                                                              Kurz vor Mürren

                                                                              Entlang der Zahnradbahn wanderten wir durch die kalte Luft Richtung Mürren. Es zog und war eisig, dann begann der Regen. In Mürren zogen wir uns an der Bahnstation in den geheizten Warteraum zurück und aßen etwas; es war wieder elf Uhr, Jausenzeit. Meine Regenjacke harzte wieder vor sich hin und ließ auch das Tragesystem meines Rucksacks kleben. Ich bekam etwas Angst, dass das Zeug sich vielleicht als richtiger Kleber entpuppt, der mir die Gurte an die Jacke klebt – aber das war unbegründet. Ein paar Asiaten saßen kurz bei uns, dann kam die Bahn und auch wir liefen weiter.
                                                                              Am Ortsausgang ging es gleich voll in die Steilen, was uns soweit beschäftigte, dass wir erst gar nicht darauf achteten, dass hier alles mit einem feinen, matschigen Schneefilm überzogen war. Je weiter wir kamen, desto mehr Schnee wurde es, dann regnete es wieder und die Tropfen verwandelten sich nach kurzer Zeit in leichte Flocken. Der Schnee blieb kaum richtig liegen, es sah fast so aus, als könne es in den nächsten Stunden noch wegtauen. Doch es schneite weiter, was uns aber nicht schreckte. Johnny kannte den Pass und wir einigten uns darauf, an der Rotstockhütte nach der Meinung des Wirts zu fragen. Wenn der nichts gegen einen Passaufstieg einwendete, wäre die Sache geritzt. Wäre er dagegen – tja. Dann könnten wir immer noch die Nacht dort verbringen und dann weitersehen.


                                                                              Kurz vor der Spilbodenalp


                                                                              Die Spilbodenalp


                                                                              Rast an der Spilbodenalp

                                                                              Wir wussten beide um die Gefährlichkeit von Neuschnee im Gebirge, von Wetterumschwüngen und Kälteeinbrüchen, deshalb waren wir nicht leichtsinnig, sondern wollten uns an den Rat von Einheimischen halten. Schließlich wollten wir beide wieder heile mit allen Zehen und Fingern nach Hause kommen!


                                                                              Noch ist alles dran

                                                                              Dann sahen wir vor uns im lichten, noch weit überschaubaren weißen Treiben eine einzelne Gestalt, deren Spuren auch im Matsch und dem Schnee sichtbar waren. Zwei weitere kamen uns entgegen, grüßten freundlich, dann erkannten wir uns: Es war ein nettes, sympathisches englisches Pärchen, mit denen ich am Eigertrail bereits kurz Bekanntschaft gemacht hatte.
                                                                              „Have you been up to the Pass?“ fragte ich nach einer freundlichen Begrüßung.
                                                                              „No, we tried for the Rotschtockhutten but the snow went to deep for us. Even the way vanishes,” antwortete die Frau.
                                                                              „Oh, that’s not quiet what we love to hear,” sagte ich.
                                                                              Die beiden lachten, dann beruhigte sie uns: „But it’s doable – even for you guys!”
                                                                              Your word in god’s ear, dachte ich bestem Denglisch, dann verabschiedeten wir uns herzlich und gingen unserer Wege.
                                                                              Wir trafen dann auf den anderen Wanderer, einen alten, weißbärtigen Jäger, die Flinte über der Schulter. Er sah malerisch aus, mit den altmodischen Gamaschen, dem grünen Hut und dem lodenen Waidrock, wie aus einem Heimatfilm entsprungen. Seine blauen Augen waren stechend und klar und leuchteten irre intensiv. Hannes fragte ihn nach kurzer Begrüßung, ob er den Pass für gangbar halte, da nickte der Alte. Am Nachmittag würde es aufklaren, der Schnee sei nur vorübergehend.
                                                                              Wie es mit Lawinen aussehe, fragte Hannes, er habe oben beim letzten Besuch Schneefelder über dem Passabstieg ins Kiental gesehen.
                                                                              Da könnten wir beruhigt sein, lächelte der Alte. Bei dem pappigen Neuschnee bestünde keinerlei Gefahr, jedenfalls nicht dort oben am Pass.
                                                                              Wir dankten ihm und liefen weiter, etwas beruhigt ob der Antworten. Bereits fünf Minuten später kam die Rotstockhütte in Sicht – a propos Sicht, die war langsam bescheiden geworden. Ich schätze, etwa 250, teilweise 300 m dürfte die Sicht betragen haben. Der Schnee fiel nun dichter herab, deckte tatsächlich den vorher schlammigen Pfad zu und pappte an den Stiefeln.
                                                                              „Kein Wunder, dass die Engländer aufgegeben haben!“ rief Hannes.
                                                                              Ich nickte. „Aber für uns ist das kein Problem – it’s doable!“
                                                                              Wir lachten, denn dass die uns für solche Cracks hielten, war amüsant. Nicht, dass wir die Situation trotz solcher Sprüche leicht nahmen, aber sich etwas Mut zusprechen, tut da schon ganz gut.
                                                                              Die Hütte war bewartet, und zwar von zwei süßen Schweizerinnen, die nicht nur ein goldenes Gemüt, sondern auch Spaß am Reden hatten. Obwohl wir bestimmt zwei Liter Schmelzwasser verursachten, wurden wir herzlich aufgenommen und bewirtet. Hannes trank eine heiße Schoki, ich nahm von dem frischen Nußkuchen. Lecker (was auch für die beiden Mädels galt)! Wir flirteten etwas, lachten viel zusammen und trugen uns ins Gästebuch ein.
                                                                              Gestern seien Engländer dagewesen, erzählten die beiden, die hätten den „Talk like a pirate day“ zelebriert – und nur in „har har, Captain“ und ähnlichen Phrasen kommuniziert. Sehr seltsam, das! Wir lachten gemeinsam über die Imitation, die sie uns angedeihen ließen. Ich bin auch immer wieder über dieses karnevaleske Element der britischen Kultur verblüfft, das uns ja außer im Rheinland weitgehend fehlt. Strange people!
                                                                              Auf unsere Frage, ob der Pass tatsächlich begehbar sei, zuckte die Brünette bloß mit den Schultern und sagte: „Schon, wenn ihr den Weg findet.“
                                                                              Wir sahen uns an und dann war es abgemacht: Wir versuchen es.
                                                                              Die Stiefel gut nachgeschnürt, die Sonnenbrillen aufgesetzt und verabschiedet, dann traten wir hinaus ins mittlerweile dichtere Treiben. Die Sicht war schlecht, aber Hannes fand den Weg und führte. Ich hatte keine Gamaschen dabei, also spurte er und ich trottete hinterdrein. Noch lag der Schnee nicht mal zehn Zentimeter hoch, die rot-weißen Markierungen waren noch gut zu sehen. So tapften wir voran, hintereinander, auf dem langsam schlechter sichtbaren Pfad. Als wir in den letzten Talkessel traten, verlor Hannes den Weg.



                                                                              Auch die Pfähle, an denen wir uns orientiert hatten, waren fort. Die an sich hohen, schuttbeladenen Hänge um uns verschwanden im Weiß, das nun dicht und heftig um uns trieb.
                                                                              „Da vorne muss der Aufstieg sein!“ rief Hannes gegen den Wind. „Kann nicht mehr weit sein. Lass uns unten am Bach langgehen, dann kommen wir schneller durch!“
                                                                              Das war der direktere Weg, unterhalb des eigentlichen Pfads, der irgendwo unter dem Schnee rechts über uns verlaufen musste. Am Wässerchen entlang kletterten wir über den Schutt durch die tiefste Stelle des Tals, bis wir am Fuß des steilen Geröllfelds standen, das zum Pass hinaufführte. Hannes zögerte kurz.
                                                                              „Links oder rechts?“ schrie er etwas unschlüssig. „Wenn wir falsch laufen, war’s das!“
                                                                              Da entdeckte ich rechts oben das gelbe Wanderwege-Schild der Passhöhe, das kurz zu sehen war. „Da oben,“ rief ich. „Dahin!“
                                                                              Hannes nickte. Ich hielt ihn kurz auf, zog die Nussschoki hervor und teilte sie. „Hier, erst noch eine Stärkung, dann lass uns los.“
                                                                              Schweigend aßen wir, das tat gut. Diese Geste war spontan, aber wichtig. Jetzt galt es und das schweißte uns zusammen. Dann stapfte Hannes los, durch den nun teilweise knöcheltiefen Schnee. Ich kletterte hinterdrein, langsam, vorsichtig, konzentriert. Obwohl Hannes spurte, rutschte mir ständig Schnee in die Stiefel, schmolz an den Knöcheln und war beißend kalt. Wo das ganze Schmelzwasser blieb, war mir später ein echtes Rätsel – wahrscheinlich haben die Stiefel es aufgesogen und wogen hinterher einzeln soviel wie ein Paar Meindl Perfekt!



                                                                              Ständig traten wir trotz aller Vorsicht und Bedachtsamkeit in Löcher, sanken ein oder rutschten kurz weg. Unsere Stöcke hielten aber gut, fingen jeden Sturz ab und bewährten sich. Gut, dass wir sie hatten! Hannes blieb einmal in der Handschlaufe hängen, die ausriss, auch verbog sich einer seiner Stöcke, als er ihn verkantete und sich dann darauf stützte. Wir kämpften; mit der Kälte, dem Schnee, der Nässe unserer Hosen, dem Hang, dem Frust – und kamen langsam, aber sicher voran.
                                                                              Dann stieß Hannes auf den echten Weg, der knapp unter der Passhöhe von links recht breit herüberführte – und darauf waren Spuren. Sie kamen aus dem Nichts von den Felsen links oben herunter, trafen auf den Pfad und führten hinauf zum Pass. Wir sahen uns an.
                                                                              „Der ist knapp vor uns!“ freute sich Hannes. „Vielleicht kriegen wir den noch!“
                                                                              Wir folgten der Spur, die uns die letzten Meter hinauf leitete. Dann, die letzten Schritte, ein letztes Mal ausgleiten, aufstehen, weiterstapfen ... und ich stand oben.
                                                                              Geschafft!

                                                                              Wir waren erleichtert und umarmten uns erst einmal. Was für ein Krimi! Hannes schoss ein paar Fotos, ich kletterte vorsichtig fünf Schritte zurück und schleppte mich für eine kurze Filmaufnahme noch einmal herauf, dann hieß es: Abstieg.
                                                                              Der Pass war ohnehin eine Enttäuschung, weil wir rein gar nichts sehen konnten. Was für eine Aussicht muss man von hier haben, wenn das Wetter gut ist! Aber in dieser weißen Hölle sahen wir höchstens fünfzig Meter weit, graue Schemen von Felsen und stöbernde Schneeflocken, mehr nicht. Da hieß es, gut aufzupassen, wenn wir nun die Treppe hinabgingen, die mit einem Stahlseil als Handlauf die andere, deutlich steilere Seite sicherte. Eine Treppe an einem Pass! Auf was die Schweizer alles kommen ...


                                                                              Noch ein paar Schritte ...




                                                                              Geschafft!


                                                                              "Gipfel"-Foto

                                                                              Der Schnee lag hoch auf den Stufen, über die die frischen Spuren liefen. Hannes ging voran, stets eine Hand am Seil. Vorsichtig und konzentriert setzten wir Fuß vor Fuß; ein falscher Schritt, einmal abrutschen – dann wären wir mit den schweren Rucksäcken unaufhaltsam hinabgesaust. Und das war stets präsent, deshalb gingen wir langsam und sehr behutsam. Die Rucksäcke zerrten nach hinten, der Schnee lag nach oben gewölbt auf den Stufen, so dass man auf runde Tritte stieg, von denen man leicht abrutschen konnte. Ich schlug daher die Hacken in den Schnee, frass mich förmlich mit den Stiefeln darin fest und versuchte, stets ganz nach hinten an die Stufe zu kommen, damit der komplette Fuß darauf stand. So stieg ich Schritt für Schritt mehr oder weniger auf den Fersen hinunter.
                                                                              Als die Treppe endete, lag ein Geröllfeld vor uns, eine Art Schuttfuß, über das wir im Zickzack hinab mussten. Der weg war nur noch teilweise erkennbar, aber zu unserem Glück führte die Spur zielsicher den Pfad entlang hinab. Wir freuten uns darüber; ohne diese mysteriöse Spur wären wir deutlich länger oben gewesen und hätten bestimmt eine bis zwei Stunden länger für den restlichen Abstieg benötigt. So folgtenihr wir möglichst schnell, aber derjenige war deutlich fixer unterwegs als wird, denn die Spur begann immer mehr, im Schneefall zu verschwinden. Hin und wieder verloren wir sie und standen dann vor der Frage: rechts oder links?
                                                                              Einige Felsformationen teilten das schmale Tal hier und da, und dann hieß es, zu schauen, wo es am besten entlang geht. Da die Sicht nicht ausreichend war, konnten wir nur anhand der Karte abschätzen, wo wir uns in etwa befanden. Dazu schaltete ich das GPS an, damit wir uns an den Höhenmetern orientieren konnten. Damit hatten wir ziemlich präzise Angaben, die wir mit den Höhenlinien auf der Karte abglichen und dann feststellten, wo wir uns befanden. Das ging sehr gut und zügig, so dass wir immer tiefer stiegen und sogar ohne Spur – die dann schließlich auch querfeldein lief – einige ungünstige Umwege meiden konnten.
                                                                              Im Schneegestöber meckerten Schafe um uns herum, die Hände froren bald trotz Handschuhe und ich merkte, dass die Energie der Schokolade längst aufgebraucht war. Wir wurden müde, denn die ungewohnte Kälte strengte noch mehr an als die im Vergleich äußerst entspannten Auf- und Abstiege der letzten Tage. Meine Hose war zudem nass, meine Stiefel schwer und quatschten vor Nässe, langsam ging uns das Wetter echt auf die Nerven.
                                                                              Dann merkten wir, dass der Schnee pappiger wurde, immer häufiger Steine aus der weißen Decke hervorlugten und die Sicht sich besserte. Schließlich fanden wir den Weg wieder und konnten ihm ab nun problemlos folgen – das schlimmste Stück lag hinter uns. Die Sicht besserte sich und wir kamen nun in Höhenlagen, in denen wir gefahrlos absteigen konnten. Wir hatten es geschafft.
                                                                              Uf de Hüble trafen wir einen alten Älpler, der dort seine Kühe im Stall versorgte. Wo wir denn herchäme? – Oben vom Pass, das sei ganz schön zugeschneit. – Ach was, das sei noch gar nichts, da sollten wir den Winter mal erleben! Der Pass sei doch noch machbar, winkte der Alte ab und kicherte. Er wünschte uns noch viel Spaß.
                                                                              Daraus zogen Hannes und ich zwei Lehren. Erstens kann man den Ratschlägen der Einheimischen nicht blind vertrauen, wenn das Wetter umschlägt. Offenbar denken diejenigen, die ohnehin ständig im Gebirge unterwegs sind, in anderen Erfahrungshorizonten, die nicht auf recht unerfahrene Wanderer wie uns anwendbar sind und die wir nicht kritiklos hätten annehmen dürfen. Zweitens wurde uns langsam klar, dass wir daher ziemlich unbedarft in eine handfeste Gefahr getappt waren, die wir unmöglich abschätzen konnten. Wir hatten uns auf die Ratschläge des Jägers und der Mädchen verlassen, weil wir keine Erfahrung mit alpinem Schneefall hatten und davon ausgegangen waren, dass die schon wüssten, was sie uns rieten.
                                                                              Puh. Da wurde mir grad mal anders.
                                                                              Es mag ja sein, dass es deutlich gefährlichere Situationen für Leute wie uns gibt, aber beide waren wir uns hinterher einig, dass das doch verdammt eng war. Zum Glück neigen wir beide nicht zu Panik oder Hektik, sondern sind ruhig geblieben, vorsichtig und haben bei Schwierigkeiten immer angehalten, miteinander beratschlagt und gemeinsam eine Entscheidung getroffen. Diese Zeit muss man sich dann einfach nehmen, und ich bin froh, dass wir zwei als Gespann so gut funktionieren. Das ist nicht bei allen Brüderpaaren so, aber wir konnten uns zum Glück voll und ganz aufeinander verlassen.
                                                                              Da das Naturfreundehaus geschlossen war, kehrten wir im Golderli ein, das ich nur empfehlen kann. Die Wirte sind nette Leute, sehr hilfbereit und bereiten das beste Frühstück, das ich je gegessen habe. Hier wurde unsere Erkenntnis vertieft, denn die beiden schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, als sie hörten, von wo wir herkamen. Die Frau wies uns auch noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass für uns ganz andere Kategorien gelten als für Älpler. Als Hannes dann fragte, ob die Blüemlisalp für morgen gangbar sei, rief sie kurz oben an, um uns dann zu sagen, dass alles zugeschneit und teilweise vereist sei. Schade, denn das wäre das Dach unserer Tour gewesen, doch nun waren wir gerne bereit, eine Alternativroute zu laufen und einfach das Kiental hinab zu wandern.
                                                                              Das war der Plan für den nächsten Tag, als wir unsere nassen Sachen im Zimmer ausbreiteten und das noch immer klamme Zelt unter dem Vordach zum Lüften aufhängten. Die Anstrengung des Tages saß uns tief in den Knochen, als wir noch auf ein Bier ins Wohnzimmer oben gingen und uns am Ofen wärmten. Und so endete dieser Tag ähnlich unspektakulär, wie er begonnen hatte.
                                                                              Das muss das Boot abkönnen!

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 29704
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
                                                                                @Mods: Es wäre super, falls einer von Euch mich noch als Mitreisenden eintragen könnte, das hat Johnny nämlich verpennt. Herzlichen Dank!!
                                                                                [x] done

                                                                                Die ersten Touren sind immer die eindrücklichsten... schöner Bericht
                                                                                Meine Reisen (Karte)

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
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                                                                                  • 129
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                  Danke sehr, super! Ja, das war meine erste größere Alpentour, und dann gleich an allem vorbei, was am Hauptalpenkamm eine Hausnummer hat. Und die Sefinenfurgge werde ich nie vergessen ...

                                                                                  Dienstag, 20.09.2011
                                                                                  Die Sonne im Nacken: Kiental

                                                                                  Das Erlebnis vom Vortag hinterließ Spuren, besonders körperlicher Art. Wir fühlten uns zerschlagen und müde, als wir in den Frühstücksraum traten und sprachlos vor den Köstlichkeiten standen, die uns erwarteten. Ich habe noch nie vorher solch ein reichaltiges, herrliches Frühstück genossen wie hier im Golderli, einfach fantastisch. Allein die Käsesorten, die Marmelade, das frische Brot ...


                                                                                  Da machte das Packen keinen Spaß: Alles zum Trocknen ausgebreitet

                                                                                  Ein perfekter Start in einen sehr schönen Tag, das war uns klar. Nach einem netten Abschied schulterten wir etwas später die Rucksäcke und wanderten die Straße hinab am Hotelkomplex Griesalp vorbei, die „mit 28 Prozent Steigung die steilste PostAuto-Linie Europas [hinab]. Nur kleine Postautos schaffen es, sich auf dem Weg durch die Pochtenschlucht um die Kurven zu winden“, wie auf www.postauto.ch zu lesen ist. Der Himmel war zwar noch leicht bedeckt, aber offensichtlich würde uns ab Mittag den ganzen Tag die Sonne scheinen, wenn sie denn erst mal in das Tal hinab reichte. Bis dahin würden noch einige Stunden vergehen, die recht kühl waren. Um uns herum tropften noch die Bäume, aber der Weg hinab lief sich gut, und als der Bewegungsapparat erst mal geschmiert war, genossen wir das entspannte Gehen in vollen Zügen.
                                                                                  An der Pochtenalp vorbei ging’s am Dündefall entlang, der wahrlich beeindruckend ist. Das Wasser toste so laut, dass wir uns kaum verständigen konnten. Was mich besonders faszinierte, was der tiefer liegende und erst 1972 entstandene Tschingelsee, der mittlerweile weitgehend verlandet ist. Das Wasser „versickert“ förmlich darin, jedenfalls sah das so aus, als wir daran vorbeimarschierten: als ob der Kies- und Sandboden den Bach „schluckt“.


                                                                                  Wahnsinnspanorama am Tschingelsee


                                                                                  Ich bin mir nicht sicher: Ist das die Bütlasse?

                                                                                  Anmerkung: Hier im Tal stehen überall Bildtafeln mit Hexen darauf, oft von Kindern gemalt. Ein eigenartiger Brauch, auch am Wasserfall stand eine aus Holz gefertigte Hexenfigur. Letzte Überreste einer heidnisch geprägten Kultur?

                                                                                  Wir bummelten das Tal hinab, um am Nachmittag in Frutingen die Bahn nach Kandersteg zu nehmen. Das war unser Plan, denn wenn wir schon den Hohtürli-Pass mit der Blüemlisalp auslassen mussten, wollten wir wenigstens einen halben Ruhetag einlegen. Der Viehabtrieb hatte begonnen, so dass wir oberhalb des Ortes Kiental zuschauen konnten, wie die Älpler ihre Kühe einholten. Ein interessantes Schauspiel, inklusive Ausreißversuche diverser Rinder und Durcheinander auf der Sammelweide nebst lautstarker Viehverteilung.


                                                                                  Viehabtrieb - Verladeplatz

                                                                                  Mittags rasteten wir am lustig plätschernden Gornerwasser, kochten und relaxten in den warmen, herrlichen Strahlen der Sonne. Ein wunderschöner Tag, und da die Wolken aufgerissen waren, bestaunten wir das imposante, weißgepuderte Panorama um uns herum mit Schwarzhore, Bundstock, Dündehore und wie sie alle heißen ...


                                                                                  Mitagessen!


                                                                                  Lecker!

                                                                                  In Kandersteg bezogen wir den Zeltplatz, der sich terrassenförmig mit einem sagenhaften Blick auf die Bunderspitz an die Flanke der Bire schmiegt. Es wurde empfindlich kalt abends, wir lagen immerhin auf 1.200 m, das spürten wir dann schon. Der Vorteil des Platzes war, dass er einen Aufenthaltsraum nebst „Küche“ besaß, in dem wir uns als einzige aufhielten, kochten und noch etwas lasen und unser Tell tranken. Morgen war die Bunderchrinde dran – darauf waren wir schon gespannt. Auch die Frage, ob der Schnee dann noch Schwierigkeiten machen würde, stand im Raum. Der Wetterbericht hatte aber gutes Wetter angesagt, deshalb waren wir voller Hoffnung.


                                                                                  Unsere improvisierte Wäscheleinen


                                                                                  Der Blick vom Zelt aus auf Bunderspitz und Chlyne Lohner ...


                                                                                  ... mit Sonnenuntergang.


                                                                                  Der Blick in die andere Richtung: Links Blüemlisalp, rechts das Doldenhorn


                                                                                  Davor noch der Üssere Fisistock



                                                                                  Anmerkung: Das Abendessen bestand aus – Erbswurst mit Cervela. Wir aßen schlürfend gemeinsam aus dem Topf und überlegten, wie fein es wäre, mal nur Cervela zu kochen. Erbswurst hin oder her – aber anstatt zwei Cervelas hinein zu schnippeln, wären vier doch auch mal eine leckere Variante, od’r?
                                                                                  Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                  Kommentar


                                                                                  • Lookas
                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 01.11.2011
                                                                                    • 129
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                    Mittwoch, 21.09.2011
                                                                                    Ein makelloser Tag
                                                                                    Aufwärts: 1.450 m
                                                                                    Abwärts: 1.250 m


                                                                                    So kalt wie heute Nacht war es die ganze Tour über noch nicht. Hannes lag die halbe Nacht wach, weil er so bitter fror und zog sich alles an, was er finden konnte. Ich lag dagegen in meinem Ajungilak Iglo und schnarchte in aller Ruhe. Erst als der Wecker klingelte und ich wie üblich als erster aufstand, merkte ich, wie arschlattenkalt es war. Hölle noch eins! Da merkte man die 1.200 m unseres Campingplatzes aber deutlich – doch zu unserem Glück war das auch die letzte kalte Nacht unserer Reise. Das Tiefdruckgebiet der letzten Tage hatte sich verzogen, der Himmel war weitgehend klar und die Sonne ging mit beeindruckender Flammkraft auf – die Berge glühten förmlich. Am Abend hatte Hannes noch den Sternenhimmel bewundert, der sich über der Bunderchrinde erstreckte, nun lag er zerknautscht und müde im Schlafsack.



                                                                                    Genau gegenüber von unserem Zelt erhob sich die steile Talwand. Etwas links lag der vorgeschobene, hochgereckte Chlyne Loner und dahinter die Bunderspitz. Wir konnten in den Talkessel hineinsehen, der sich dort oben öffnete, doch entgegen unserer Vermutung war dort nicht die Bunderchrinde – die lag weiter hinten, versteckter, durch den Loner verdeckt.
                                                                                    Hinter uns erhob sich die weiß gepuderte Spitze des Blüemilsalphorns. „Mit dem habe ich jetzt noch eine Rechnung offen!“ knurrte Hannes. „Da muss ich wohl noch mal wiederkommen!“
                                                                                    Aber vorerst gingen wir fort, bummelten durchs Städtchen und liefen an der Bahn entlang gen Süden. Bald führte der Weg rechts an den Hang und am Internationalen Pfadfinderzentrum Kandersteg vorbei, wo viele junge Kerle und Mädchen herumliefen.
                                                                                    Drei junge Männer überholten uns, alle hoch gewachsen, schlank und bestens ausgerüstet – die liefen wohl zu einer Hüttentour los, so wenig, wie die dabei hatten. Wir dagegen schnauften die Matte hinter dem Zentrum hinauf, tauchten in den kühlen, schattigen Wald ein und kletterten den steinigen und steilen Weg hinauf. Ein paar Straßenquerungen später wand sich der Weg über die Fahrstraße am Alpbach hinauf und vor der steilen, malerischen Kulisse der Gällihore ins Usser Üschene hinein.
                                                                                    Die Sonne schien uns auf den Latz und ließ uns übermütig werden. Strahlend blauer Himmel, herrliche Berge, ein toller Tag – wir fingen an, mit den Kühen zu flirten und erzählten uns Unsinn von „weißem Marmor“, der da oben auf den Bergen rumliegt und über den wir sogar barfuß drüber könnten. Auch auf der Bunderspitz saß noch ein weißes Häubchen, das sahen wir – und die mächtigen Alpen um uns herum waren malerisch anzusehen in ihrer Pracht:


                                                                                    Das Doldenhorn, die Fisistöcke, Balmhorn, Altels, Blüemilsalphorn, Hockenhorn – und wie sie alle heißen.

                                                                                    Über uns zog sich nun die steile Wand des Loner das Tal entlang, auf etwa 2.000 m Höhe durch eine Terasse gegliedert. Da mussten wir rauf, auch sahen wir nun endlich den kleinen Einschnitt der Bunderchrinde. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unspektakulär klein die Pässe teilweise sind, fast wie völlig unbedeutende Scharten. Und doch klettern hier seit Jahrtausenden die Menschen von hüben nach drüben.





                                                                                    So auch wir. Zuerst rasteten wir im Gras, lagen in der Sonne, genossen die Wärme und trockneten die Unterlegplane fürs Zelt. Dabei gab’s die obligarotische Jause, dann mussten wir weiter. Im Zickzack wand sich der Pfad nun steil aufwärts, erreichte die Wand und zog sich die jähe Steigung neben einem kleinen Bach mit Wasserfall hinauf. Fast genau 220 hm mussten wir eine fast lotrechte Wand hinauf, die jedoch an dieser Stelle voller Scharten und Gesteinsstufen war. Dann erreichten wir die Kante und traten auf die Terasse Alpschele hinaus – vor ein unglaubliches Panorama! Atemberaubend! Vor uns lag der gesamte Kamm der Hörner, bis zur Jungfrau konnten wir sehen – bei strahlend blauem Himmel, warmer Luft, herrlicher Sonne und bester Laune. Was für ein Tag, was für ein Erlebnis!





                                                                                    Wir posierten jubelnd vor diesem Bild, genossen den Ausblick staunend und atemlos, konnten uns gar nicht sattsehen an all den makellos weißen, schroffen Bergen, den Pyramiden aus Fels und Eis, die sich da vor uns aufbauten. Wahnsinn!
                                                                                    Es war ein makelloser Tag. Die ruhige Kugel vom Vortag hatte uns gut getan, das Wetter war perfekt und wir waren topfit. Was sollte jetzt noch komen? Wir waren hier schon auf dem Höhepunkt der Tour, fraglos! Solch einen Blick würde und der Hahnemoospass sicherlich nicht gewähren! An der Alphütte rasteten wir, tankten Wasser und schossen noch ein paar Fotos. Weit hinter uns kamen noch zwei Gestalten herauf, die uns aber im Leben nicht einholen würden. Auch weiter oben, zwischen Bunderspitz und Chlyne Loner, tauchten Menschen auf und verschwanden wieder. Aber die Bunderchrinde – das sahen wir – war leer. Aber nicht mehr lange!
                                                                                    Der Weg die letzten 300 hm hinauf war noch eimal anstrengend, denn nun ging es über ein ausgedehntes Geröllfeld. Der Schnee von den Vortagen lag hier noch in der Rinne des Weges, so dass es fast unmöglich war, ihn vernünftig zu laufen. Trat man hinein, strengte es an, ging man am Rand entlang, geriet das Geröll in Bewegung. Wir fluchten und schimpften, schafften es aber wohlbehalten und gut, endlich die Passhöhe zu erreichen. Und von dort hatten wir erneut ein perfektes Panorama!



                                                                                    Die Mittagspause wurde ausgedehnt. Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass der Abstieg zwar lang, aber ohne großes Gefälle und damit recht einfach war. Also blieben wir sitzen, entspannten, tankten Höhensonne und genossen diesen einmaligen Tag in vollen Zügen. Was an der großen Scheidegg der Eiger gewesen, das war nun diese weiße Kette von Riesen, die zwar nicht so groß, dafür aber eindrucksvoller aufgereiht vor uns lagen. Das eigenartig geschichtete, bröselige Gestein verlieh der Scharte zudem ein ganz ungewöhnliches Aussehen, schuf eine merkwürdige, aber schöne Atmosphäre.
                                                                                    Kurz bevor wir aufbrachen, kamen die beiden Gestalten herauf – es waren zwei Frauen um die Ende Vierzig, die gemeinsam einige Touren gingen und die wir schon im Golderli getroffen hatten. Sie erkannten uns an meinem Hut, der sehr charakteristisch ist und für Amüsement sorgte.
                                                                                    Dann liefen wir hinab ins andere Tal, das wenig von dem zu bieten hatte, was wir gerade im Kandertal genossen hatten. Die gegenüberliegenden Gsür und Albristhore waren nur 2.700 m hoch – immer noch Hausnummern, keine Frage, aber im direkten Vergleich wirkte es etwas ernüchternd. Wir verließen die hochalpinen Regionen, die großen Pässe waren mit diesem hier vorbei. Daher kam Hannes auf die Idee, am nächsten Tag anstelle des normalen Passweges über den „mickrige“ 1.950 m hohen Hahnenmoos eine kombinierte Albristhore-Hahnenmoos Tour zu machen: Zuerst eine Überschreitung, dann über die Passhöhe hinunter nach Lenk. Ich sah auf die Karte und wusste gleich: Never ever. Das klappt nicht, das ist viel zu weit.
                                                                                    Hannes hing dem aber noch einige Zeit nach, also einigten wir uns darauf, das ganze am Abend noch mal durchzusprechen. Bis dahin könnten wir auch die Relationen des Albristhore besser einschätzen, das nun eher auf Augenhöhe vor uns lag und nicht besonders groß wirkte.



                                                                                    Der Abstieg verlief schnell und unkompliziert. Wir wussten zwar nicht, wo in Adelbode der Campingplatz war, aber ich hatte im Vorfeld zwei Stellen auf der Karte markiert, die wir nun ansteuerten. Siehe – die erste passte gleich. Der Platz protzte zwar mit allen möglichen Auszeichnungen, aber das war auch schon wieder etwas her, wie wir feststellten. Doch uns reichte es dicke. Nur sputen mussten wir uns, da um 19 Uhr der Coop oben im Dorf dicht machte und es bereits halb sieben war. Mit müden Knochen in Latschen knapp 100 hm hoch zu rennen, ist schon heftig ... aber wir schafften es.
                                                                                    Und so endete auch dieser perfekte Tag mit einer perfekten Erbswurst mit Cervelas und Wilhelm Tell. Was will man mehr? Doch höchstens noch ein Tell, oder?


                                                                                    Donnerstag, 22.09.2011
                                                                                    Höher!
                                                                                    Aufwärts: 740 m
                                                                                    Abwärts: 1.000 m


                                                                                    Der Herbst holte uns in den Nächten langsam ein, obwohl das Wetter tagsüber herrlich spätsommerlich mit sicherlich um die 20° war. Der Nachteil bei solch kühlen Nächten ist das viele Kondenswasser, das wir morgens von der Zeltinnenwand abwischen mussten. So ganz trocken bekamen wir das Außenzelt nie, so dass es oft den ganzen Tag im Beutel vor sich hin gammelte. Daher müffelte es auch so heftig, was aber auch daran lag, dass es erst wenige Wochen zuvor von heftigem Schimmelbefall gereinigt worden war – ein Wasserschaden hatte ihm arg zugesetzt. Trotzdem leistete unser „Pilz Gloria“ treue und wunderbare Dienste, ließ sich schnell und komfortabel auf- und abbauen und hielt uns weitestgehend trocken.
                                                                                    Adelboden war übrigens nicht unsere Kragenweite. Der Ort lag zu hoch am Steilhang, der Campingplatz ganz unten an der Hauptstraße am Bach, weshalb es zusätzlich feucht war. Wenigstens funktionierten die warmen Duschen und sonst alles, doch wir waren nicht traurig, den Platz wieder zu verlassen. Eine alte Ansichtskarte aus den 1960er Jahren nahm ich noch mit, da war der Platz schon drauf und sollte unsere Mutter an ihre Jugend im Zelt in der Schweiz erinnern.
                                                                                    Der heutige Pass lag nicht besonders hoch, dafür war er einige Kilometer weit zu laufen. Zuerst führte uns der Weg am Allebach entlang durch waldiges Gebiet, begleitet von der absurd langen und flachen Seilbahn linker Hand. Dass es Seilbahnen auf Steilstufen oder hohe Gipfel gibt – geschenkt. Aber auf drei Kilometer Strecke eine Steigung von knapp 220 m auszugleichen, ist bekloppt. Da kann man doch besser Bus fahren oder eine Eisenbahn bauen! In Gilbach waren wir gezwungen, einen Umweg zu gehen, weil der Wanderweg aufgrund von Waldarbeiten gesperrt war. So erlebten wir erstmals auf der Straße diese merkwürdigen Roller mit breiten Reifen, genannt „Trottis“, die hier den Touristen angeboten wurden, um vom Pass abzufahren. Die sausten wie irre an uns vorbei – und überall standen Schilder, die entweder vor den Dingern warnten oder ihnen zeigten, wo sie nicht langfahren durften.


                                                                                    Kleine Pause für 'ne Jause an der Bahnstation

                                                                                    Die Seilbahn hatte es uns bereits gezeigt: Adelboden war Rentner- und Touristenmagnet, warum auch immer. Wahrscheinlich war hier der Anstieg so flach, der nächste Pass so leicht erreichbar und Gott weiß was sonst noch alles, so dass sich hier ein florierender Fremdenverkehr entwickelte. Jedenfalls war vor Geilsbüel sogar der Wanderweg geteert! Wir fühlten uns kurz wie im Münsterland auf einem Waldradweg für Radwandergruppen.
                                                                                    „Das geht hier alles vor die Hunde!“ schimpfte ich in Hannes’ Kamera. „Das ist ja schon wie Deutschland hier. Warum fahren wir überhaupt noch hierher?“
                                                                                    In Geilsbüel machte wir Rast und vesperten kräftig. So zügig und einfach waren wir seit der Großen Scheidegg nicht mehr vorangekommen! Während wir vor der Seilbahnstation saßen und aßen, sauste eine Schulklasse bestimmt drei Mal an uns vorbei, stoppte und fuhr mit Trottis erneut hoch zum Pass, um sofort wieder herabzufahren.
                                                                                    „Nur Holländer machen so was!“ erklärte ich gespielt ernsthaft, obwohl im Hintergrund laut und deutlich ein Schweizer Idiom zu hören war. Ist doch wahr!
                                                                                    Jetzt war die Frage: Ehrlicher Aufstieg oder Pussy-Urlaub? Wir wählten ersteres, uns war das hier alles viel zu einfach. Also links rum, südlich zum Grat hoch, über Wiesen, schmale Pfade und ein paar doch noch recht steile Ecken, höher bitte, höher! So stiegen wir auf fast 2.000 m und standen schließlich knapp 50 m über der Passhöhe auf einem Felsvorsprung, von dem man eine grandiose Aussicht auf das Tal bis weit hinter Adelboden hat – selbst die Bunderchrinde konnten wir fast sehen, wenn sie nicht vom Nünihore verdeckt worden wäre. Fantastisch!





                                                                                    Vom Grat oberhalb der Passhöhe ließen einige Schweizer ihre Modellsegler fliegen, die majestätisch um die Höhen kreisten. Langsam stiegen wir den breiten Pfad ab und näherten uns dem Pass. Hier wurden bereits die Schneezäune aufgestellt, alles winterfertig gemacht. Ja, wir waren spät im Jahr, aber in der richtigen Zeit, denn es war insgesamt wenig los und wir hatten häufig die Berge für uns. Diesen Pass allerdings nicht, denn der war schlicht zu einfach zu erreichen. Haufenweise Touristen sonnten sich bei Bier und Brotzeit, da schossen wir bloß ein paar Fotos und verzogen uns auf eine Wiese etwas abseits, wo das Zelt ausgebreitet und Siesta gemacht wurde.





                                                                                    In der Mittagssonne trocknete unser „Pilz Gloria“ recht schnell, auch die Füße bedankten sich für die Pause und wir dösten vor uns hin. Gegen ein Uhr liefen wir dann weiter – heute waren wir tatsächlich früh und schnell unterwegs.
                                                                                    Der Abstieg nach Lenk war traumhaft schön und unkompliziert. Eine breite Straße führte bis auf 1.658 m fast geradeaus nach Büelberg, dann in ein völlig verammeltes und verlassenes Feriendorf voller Chalets (Loosegg), wo der Weg endlich einmal auf einen Wanderpfad abknickte. Als ich auf einer Weide mit Jungkühen und Jungbullen kurz pinkeln ging, wurde Hannes angegriffen – einer der Jungbullen hielt ihn wohl für unerwünscht und begann, ihn zu verfolgen und mit dem Kopf zu stoßen. Hannes bekam fast Panik, weil er doch einigen Respekt vor Kühen hat, aber als ich dazukam, konnten wir das Vieh gemeinsam zurückhalten. Schnell weg hier! Wer weiß, weshalb das Tier ausgerechnet was von Hannes wollte?!


                                                                                    Böse Kühe!

                                                                                    Lenk gefiel uns auf Anhieb. Es war ein kleiner, schmucker Ort mit allem, was das Herz begehrt. Und wir waren so früh, dass Zeit genug für alles mögliche war. Der Campingplatz „Seegarten“ lag südlich etwa einen halben Kilometer vom Einkausfzentrum mit Coop entfernt, wunderschön inmitten von Wiesen und mit einem fantastischen Fernblick auf die Kette des Hauptkamms, die das Tal nach Süden hin quer abschnitt. Ein Traum! Der Verwalter war noch in der Mittagspause und bat uns, gegen fünf noch mal ins Büro zu kommen, solange chillten wir in der Sonne, ich ging einkaufen und dann gönnten wir uns ein schönes Abendessen im neu renovierten Aufenthaltsraum, der einfach super war. So mussten wir nicht vor dem Zelt im Kalten hocken, sondern konnten uns ausgiebig dort oben ausbreiten und etwas länger aufbleiben.


                                                                                    Der Ausblick vom Zelt mit (links) dem Wildstrubelmassiv und (rechts) Gletscherhorn und Laufbodenhorn, in der Mitte das Plateau des Glacier de la Plaine Morte
                                                                                    Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 01.11.2011
                                                                                      • 129
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                      Freitag, 23.09.2011
                                                                                      Du getötet meine Bruder in ’staaaad!
                                                                                      Aufwärts: ca. 1.300 m
                                                                                      Abwärts: 1.150 m


                                                                                      Die Wolken hingen tief über dem Tal, als wir uns morgens fröstelnd in den Aufenthaltsraum schlichen, um dort im halbwegs Warmen das Frühstück zu essen. Was für ein Luxus! Tische, Spüle, Kocher – alles da! Wir brauchten unsere Kocher gar nicht erst anwerfen, sondern konnten alles nutzen. Herrlich!
                                                                                      Durch den frischen Morgen stapften wir dann zurück in den Ort, wo ich in den Coop ging, um Wurst, Brei und Äpfel zu holen. Was wir noch hatten, würde nie im Leben für zwei, drei Tage reichen, und da das Wochenende vor der Tür stand, war es angebracht, lieber etwas mehr mit zu schleppen als Sonntags irgendwo hungernd herumzusitzen. Ohnehin waren wir etwas unschlüssig: Der Route nach lag heute Lauenen auf dem Weg, doch das war ein Katzensprung. Morgen am Samstag käme die Chrinde und dann Gsteig. Auf Gsteig folgte ein längerer Sonntag nach Col des Mosses und dann würden wir Montag nach Montreux kommen, um Dienstag wieder nach Hause zu fahren – denn dafür galten unsere Tickets. Mit dieser Variante waren wir unzufrieden, und so überlegte Hannes, ob wir nicht einen Tag abkürzen könnten – aber wie? Zudem waren wir uns nicht sicher, ob es in Gsteig tatsächlich einen Campingplatz gebe, d.h wir konnten Lauenen streng genommen nicht überspringen und nach Gsteig ins Blaue hinein weiterlaufen. Andererseits war es auch nicht drin, von Lauenen aus in einem langen Gewaltmarsch Gsteig zu überspringen und direkt nach Col des Mosses weiter zu laufen – das war definitiv zu weit!
                                                                                      Während ich einkaufte, wälzte Hannes die Schwierigkeiten und wartete draußen bei den Rucksäcken. Eine Schweizerin sprach ihn an: Woher und wohin er käme? Ein nettes Gespräch entspann sich, sie war ebenfalls eine leidenschaftliche Wandererin und wünschte uns beiden alles Gute und einen gelungenen Abschluß!


                                                                                      Die Sonne kommt raus!

                                                                                      Etwas beflügelt von diesem schönen Erlebnis liefen wir den Ort nach Norden hinaus und genossen die fast völlige Abwesenheit des internationalen Tourismus. Der Platzwart hatte uns gesagt, dass Lenk eher ein Ziel für die Schweizer sei, als für Ausländer, daher wirkte hier noch alles ganz anders als z.B. in Adelboden oder Kandersteg, ganz zu Schweigen von Grindelwald! In Agerte schraubte sich unser Weg in die Höhe und wir erreichten schnell die Schlucht des Wallbachs, dem wir nun folgten. Malerische Chalets lagen hier, weiter oben dann Almen, die von einzelnen Älplern bewirtschaftet wurden. Als wir kurz vor Sitegrab eine Weide überquerten, hörten wir hinter uns plötzlich mächtiges Glockengeläut und Stampfen – da kamen uns glatt die gesamten Kühe hinterher gejoggt! Es war ein beängstigender Anblick, wie rund fünfzehn dieser großen Tiere erschreckend flink und schnell auf einem Haufen die bewaldete Wiese herab auf uns zugerannt kamen ...
                                                                                      Ich fragte Hannes: „Wie weit ist das Tor noch weg?“
                                                                                      „Gleich hier hinter dir, vier, fünf Meter oder so.“
                                                                                      „Alles klar! ... JAAA, KOMMT DOCH! Na? Traut Euch!!!“ schrie ich den Viechern entgegen und Hannes posierte als Gandalf: „Du kannst nicht – vorbei! Flamme von Udûn!“ Dann sprangen wir schnell in Sicherheit – wobei die dünne Plastikrute, die als Torersatz hin und her schwang, nicht gerade vertrauenserweckend war. In dem Moment kam aber von unten her zum Glück der Älpler mit seinem Jeep und hielt, so dass sich die Kühe auf ihn konzentrierten. Puh!


                                                                                      "Du kannst nicht .... vorbei!"

                                                                                      Die letzten Kilometer bis zum Pass führten uns über nasses, quatschiges Gras, das getränkt mit schillerndem Zeug war – vermutlich Kuhmist. Hannes fand die Tiere ohnehin ekelig: „Die kacken auf ihr eigenes Essen und fressen das dann!“ schüttelte er sich. „Das ist doch ekelig, oder?“
                                                                                      Am Obere Lochberg, den letzten Häusern vorm Pass, der hinter einer Schulter lag, mähte ein Älpler weiter oben Gras im Wald, während wir uns an einem Brunnen erfrischten. Da stellte er den Kantenschneider aus und setzte sich vor seine Hütte, um ebenfalls zu pausieren. Wir grüßten aus der Entfernung, er hob die Hand und dann zogen wir unseres Weges, durch sumpfiges Gebiet, das von Seggegewächsen dominiert wurde und so ganz anders war als die bisherigen Matten, die wir emporgewandert waren.



                                                                                      Unsere ungünstige Lage wurde um so deutlicher, als wir bereits viertel vor elf am Trütlisbergpass ankamen – wir konnten Gsteig schaffen, aber was erwartete uns dort? Außerdem hatten wir beide wenig Lust darauf, die mickrigen Pässe dort zu laufen. Also setzten wir uns ins Gras etwas oberhalb der Passhöhe und genossen die wunderschöne Landschaft.



                                                                                      Plötzlich stieß ich Hannes an. „Da, der Berg mit der Doppelspitze – Junge, rat mal, wer das ist!“
                                                                                      Hannes zögerte.
                                                                                      „Mann, das ist die Gummfluh!“ rief ich. „Wir sind direkt vor der Gummfluh!“



                                                                                      Irre! Mein allererster Alpenurlaub war 1978 in die Schweiz gegangen – ins Chalberhöni-Tal am Fuß der Gummfluh. Unser Vater hatte sie damals gemalt und das Bild hing seit dem im Wohnzimmer. Wir alle kannten diesen Berg, er gehörte quasi zur Familienfolklore – und nun saßen wir starr vor Staunen freudig auf dem Trütlisberg und starrten ihn an! Ob wir da nicht doch entlang könnten? Fragte wir uns sofort. Scheiß drauf, das muss doch gehen! Wo liegt denn Col des Mosses? Ungefähr da. Wenn wir die geplante südliche Route gehen, müssen wir in einem großen Bogen wieder nördlich; gehen wir aber jetzt nörlich über Gstaad und die Gunnfluh, müsste Col des Mosses sogar fast auf unserer Route liegen ...
                                                                                      Die Karten, die Hannes vorbereitet hatte, gaben den Bereich nicht mehr her. Gstaad war nicht mehr drauf, also mussten wir pokern – und das taten wir. Rechter Hand, also nördlich vom Pass, zog sich ein Grat am Tal entlang, den wir prima als Abstieg nach Gstaad nutzen konnten. „Wasseregrat“ stand auf der Karte, die endete, kurz bevor auch der Grat zu en-den schien. Und zu Gstaad fiel uns spontan ein weiterer Bruderwitz ein: „Du getötet meine Bruder in ’staaad!“
                                                                                      Das war ein Zitat aus dem von uns geliebten französischen Agentenfilm „OSS 117 – Er ist sich selbst genug“ – eine Parodie auf die frühen James-Bond-Filme und daher ein Hit bei uns.


                                                                                      Auf dem Weg zum Wasseregrat: Diese Flanke gerade hinauf, dann über der Alp quer links am Hang entlang


                                                                                      Am Grat

                                                                                      Wir konnten es kaum glauben: Perfektes Wetter, eine neue, spannende Route und ein hoffentlich gelöstes Zeitproblem – wie geil! Und wir kamen nach Gstaad! Voller Freude nahmen wir die neue Route in Angriff und liefen schnell quer hinüber zum Hang des Louwenehore, an den sich der Grat anschloss. Es war heiß und sonnig, perfektes Wetter und wir griffen mächtig aus. Da wir in knapp 2.000 m Höhe wanderten, hatten wir ein atemberaubendes Panorama nach Süden hin bis zum Dente Blanche (meinte Hannes jedenfalls) und einen perfekten Ausblick auf „unsere“ Gummfluh.



                                                                                      Allerdings hielt der Grat noch einige Überraschungen parat, denn nach einer anfänglichen leichten Wanderung wurde das Gelände schroff und der Weg felsig, eng und teilweise etwas haarig zu gehen mit unseren Ungetümen auf dem Rücken.


                                                                                      Heiß war's - perfektes Wetter!

                                                                                      Hier und da mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, rückwärts absteigen und vorsichtig um Ecken hangeln. Ei der daus! Wenn jetzt wieder Nebel wäre – aber zum Glück lachte uns schweißtreibend die Sonne aufs Haupt.
                                                                                      Bald schon lag Gstaad zum Greifen nah tief, tief unter uns und wir rasteten am Stand, wo eine alte Biwakhütte steht, die wir staunend erkundeten.


                                                                                      Hoch über Gstaad - ein Traum!

                                                                                      Dann liefen und kletterten wir weiter und erreichten gegen halb drei die Seilbahnstation Dürrischilt am Ende des Wasseregrats. Eine Privatparty war dort in lustigem Gange und hin und wieder fuhren Gondeln herauf – doch offiziell war geschlossen. Wir seufzten, nahmen die Stöcke und liefen hinab ins Tal, steile Wege über Weiden und schließlich die Fahrstraße entlang.
                                                                                      Dann kamen die ersten Häuser, Hotels thronten über dem Dorf, schicke Autos brausten an uns vorbei und wir kamen uns ziemlich fehl am Platz vor, als wir die Fußgängerzone hinauf gingen, an edlen Boutiquen vorbei und an der Touri-Info Halt machten. Ich ging hinein, schwitzend, stinkend, freundlich und fragte höflich, ob mir die Damen nicht sagen könnten, wie wir morgen am besten nach Col des Mosses kommen könnten – zu Fuß, verstünde sich.
                                                                                      „Richtiges“ Kartenmaterial gäbe es hier keins, antworteten die Damen, aber Panoramakarten, das könne uns doch sicher weiterhelfen?



                                                                                      Mit der Panoramakarte „Gstaad. Mountain Rides“ in der Hand ging ich seufzend wieder hinaus. Immerhin – wenn man dem Ding trauen durfte, lag L’Etivaz direkt unterhalb der Gummfluh auf der anderen Seite und Col des Mosses nur unwesentlich weiter den Berg hinauf. Das sah schon mal gut aus, auch da mit versichert worden war, dass die Gummfluh bloß eine Tageswanderung sei – mittags könnten wir sie erreicht haben. Es sah so aus, als hätten wir alles richtig gemacht! Am Bahnhof erklärte mir zudem ein freundlicher Beamter, wo wir einen Campingplatz finden könnten – der sei etwas außerhalb, in Richtung Saanen.
                                                                                      Nach einem befremdlichen Coop-Einkauf zwischen Anzug tragenden Halbwüchsigen, die sich auf russisch unterhielten, fanden wir den Campingplatz auf Anhieb. Er lag hübsch am Flüßchen Saane und schien gut geführt zu werden. Der nette, weißbärtige Platzwart schickte uns in die hinterste Ecke, aber da war sonst niemand außer zwei alten Campingwagen, so dass wir dort unsere Ruhe hatten. Und: Er konnte uns mit dem Weg nach Col des Mosses weiterhelfen! Von L’Etivaz aus sei das nicht mehr weit, man müsse nur die Passstraße hinaufgehen, meinte er. Das sei nicht ungefährlich, aber machbar. Zu unserer großen Freude schloß sich aber unsere vorletzte Karte an L’Etivaz an – jedenfalls beinahe. Perfekt!



                                                                                      Als wir dann etwas später beim Abendessen saßen, tauchte ein älteres Schweizer Pärchen auf. Sie waren ganz entzückt darüber, dass wir ihr Land durchquerten und derartig schätzten – besonders stolz erwies sich jedoch der Mann auf die guten Cervelas, die wir genüßlich kochten. Ja, die seien etwas ganz besonderes! Seine Frau würde sie ja auch grillen, vorne und hinten kurz anstecken und dann in der Pelle übers Feuer. Herrlich! Dann erzählte er noch, die Haute Route gelaufen zu sein, von Chamonix bis Zermatt! Das sei auch etwas für uns, ganz bestimmt!
                                                                                      Und so endete dieser herrliche Tag in aller Ruhe und Zufriedenheit wie immer bei Erbswurst mit Cervelas und Wilhelm Tell.



                                                                                      Samstag, den 24.09.2011
                                                                                      Weiße Flagge am Röstigraben
                                                                                      Aufwärts: 1.547 m
                                                                                      Abwärts: 1.150 m


                                                                                      Der vorletzte Tag! Wenn alles gut läuft, sind wir morgen Abend in Montreux ... am Genfer See! Montreux! – Wir waren ganz schön aufgeregt, als uns das klar wurde. Nur noch einen Tag! Irre – wir hatten uns so an das Zelt, an unseren Rhythmus gewöhnt, dass es eigenartig wirkte, so plötzlich vor dem Ende der Tour zu stehen. Auf einmal sollte alles vorbei sein, dabei war es doch so fantstisch, herrlich, anstrengend zwar, aber schlicht großartig.
                                                                                      Und nun krochen wir am vorletzten Morgen des Wanderns aus dem Zelt in die feuchte Kälte, kochten Frühstück, tranken Kaffee und waren gespannt darauf, was der Tag wohl bringen würde. Hinauf ins Chalberhöni! Dorthin, wo ich als Kind gespielt und unser Vater das Bild der Gummfluh gemalt hatte, das auch Hannes in- und auswendig kannte. Ob wir so weit hinauf ins Tal kämen, dass wir die Hütte von damals sehen könnten?
                                                                                      Zuerst jedoch führte der Weg am Flüßchen entlang Richtung Saanen. Es war ein hübscher, touristenkompatibler Kiesweg mit einigen Schildern zu allem möglichen Naturzeugs, quasi didaktisch aufbereitetes Wandern. Kurz vor Saanen liefen wir über den nächsten Zeltplatz, der tatsächlich links und rechts vom Wanderweg angelegt war – wir gingen direkt darüber. Ungewöhnlich, aber schön angelegt und direkt am Fluß. Dann erreichten wir Saanen und bewunderten den hübschen Bahnhof, von dem aus die Straße uns ins Chalberhöni führte. An schicken neuen Häusern in Rüebeldorf vorbei schlängelte die Route sich in das schnell enger werdende Tal, bis der Wanderweg rechts abzweigte und die Straße verließ, um nun am Hang entlang durch den schönen, sonnendurchfluteten Wald zu verlaufen. War das schön hier! Das Wetter ließ nichts zu wünschen übrig und der Wald umhüllte uns in seiner ganzen Pracht. So konnten wir ewig weiterlaufen, hier und da an Häusern bzw. Almen vorbei, ab und an über eine Weide und stets dabei mit schöner Regelmäßigkeit überrascht durch die vielseitigen, vielfältigen und höchst unterschiedlichen Lösungen, mit denen die Älpler die Törchen für die Pfade gestalten. Mal musste man den Draht ausklinken und wieder einhängen, dann schritt man durch ein viel zu enges Drehkreuz, etwas weiter war man gehalten, das Törchen nach oben hochzuklappen – ähnlich einer Schranke – oder über eine Trittleiter den Zaun zu überklettern. Hannes filmte jede neue Variante und machte später daraus eine witzige Aneinanderreihung der vielfältigen Varianten der Schweizer Weidentorkultur.
                                                                                      In Chalberhöni selbst verbreiterte sich das Tal wieder, so dass der Pfad auf die Straße zurück führte. Hier war nicht viel los, nur ein paar Familien bauten gemeinsam an einem Stall, während die Kinder gemeinsam spielten. Hannes schäkerte wieder mit den Kühen, dann trafen wir auf ein blaues Straßenschild: „Chalberhönistrasse“. Ich fotografierte es mit dem Handy und schickte die MMS unkommentiert an unsere Mutter – sie kam nur leider nie an, wie übrigens alle meine SMS von unterwegs.
                                                                                      Ich war aber wieder da – nach 33 Jahren stand ich wieder unterhalb der Gummfluh im Tal und genoss die wärmende Sonne.



                                                                                      Was für ein Glück wir nun mit dem Wetter hatten, dabei war es Ende September! Nur dort, wo wir in den Schatten der Hänge eintauchten, wurde es schlagartig kühl und feucht. Hier hielt sich der Tau bis weit in den Tag hinein, was auch zu matschig-rutschigen Wanderpfaden führen konnte. Am Ende des Tals, nachdem wir bereits knapp 380 hm absolviert hatten, führte der Wanderweg uns links hinauf zum Wilde Bode, einem Rücken, der direkt zu Füßen des Gummesels, dem untersten Pfeiler der Gummfluh, lag. Vor uns kletterte eine junge Familie, da sich an der Pfadabzweigung im Tal ein Wanderparkplatz befand, von dem aus einige Leute starteten, wie wir sahen. Den Pfad ganz hinauf zu klettern war anstrengend und schwierig, weil wir dauernd rutschten und vorsichtig gehen mussten. Hannes war vorgelaufen, da ich noch ein paar Erinnerungsfotos schoss – und dabei keine 600 m Luftlinie von der Hütte entfernt stand, auf der wir damals wohnten. Aber wir beide wussten nicht, wo die lag, das stellte sich erst später heraus, als Hannes und unsere Mutter die Karten und alten Dias abglichen!



                                                                                      Oben auf dem Rücken machten wir Rast und setzten uns neben den Wanderwegweiser an eine der tief ausgetretenen Rinnen, die die Kühe und die Erosion in die Weide gefräst haben. Mehrere Wanderer liefen den Rücken entlang zum Muttehubel, um von dort vermutlich eine Gratwanderung nach Saanen zu absolvieren. Wir mussten in die andere Richtung, zum Col de Jable, unserem heutigen Pass und zugleich die Sprachgrenze. Wir verließen damit die „deutsche“ Schweiz und kamen ins französischsprachige Vaude – nachdem wir das Berner Oberland nun komplett durchquert hatten. Diese Sprachgrenze wird in der deutschsprachigen Schweiz häufig auch als „Röstigraben“ bezeichnet, im französischsprachigen Teil dagegen auch als Rideau de rösti („Röstivorhang“) – in Anspielung auf den „Eisernen Vorhang“, ein recht klarer Hinweis auf die erstaunliche Rigidität, mit der diese Sprachgrenze von beiden Seiten aufrecht erhalten wird. Wie im gesamten französischsprachigen Kulturraum pflegen auch die Romands, also die romanischstämmige Bevölkerung der Schweiz, einen gewissen Sprachchauvinismus, der nach meinen Erfahrungen in Deutschland höchstens noch in Bayern vorkommt.
                                                                                      Wir erlebten diese krasse Abgrenzung sehr deutlich – keine fünfhundert Meter vor dem Pass grüßten wir einen Älpler, der auch mit „Grüezi miteiand’!“ antwortete. Direkt hinter dem Pass dann trafen wir einen weiteren Älpler, der mit dem Handy auf Französisch telefonierte – und auch mit „Bonjour!“ antwortete! Wir mussten lachen, weil dieser harte Kontrast derartig merkwürdig war – auch der Baustil der Almen war plötzlich grundlegend anders, weniger dunkles Holz, viel mehr heller Naturstein. Irre!
                                                                                      So stapften wir auf den Col zu, den wir gegen viertel vor elf erreichten. Geschafft! Die Sprachgrenze ist erreicht!!


                                                                                      Der Col de Jable: Die "Schweizer Mauer"

                                                                                      Wir witzelten herum, denn quer über den Pass zog sich eine niedrige Steinmauer, aufgeschichtet aus zahllosen Felsbrocken und gekrönt von einem rundgewickelten Stacheldraht. Es sah tatsächlich so aus wie eine Grenze, eine echte, gesicherte Grenze! Wir waren baff. Sicher hat diese Mauer ursprünglich eine ganz profane Nutzung als Einfriedung von Weiden gehabt, aber die Wirkung war eine ganz andere, jedenfalls auf uns Spinner: „Die Schweizer Mauer!“ rief ich. „Wenn man von dort drüben rüber möchte, schießen die von der anderen Seite! Wie bei der DDR damals.“
                                                                                      „Ja, das ist hier Frankreich auf der anderen Seite,“ stimmte Hannes zu.


                                                                                      Der Blick vom Pass aus auf "Frankreich"

                                                                                      Spontan kletterte ich auf die Trittleiter, die neben dem Wegweiser stand, hob mein Handtuch, das ich zum Trocknen in die Sonne legen wollte, und rief:

                                                                                      „Wir hissen die weiße Flagge im Angesicht des Erbfeindes Frankreich! Wir kommen in Frieden; wir haben die Dicke Bertha zu Hause gelassen und werden Paris diesmal verschonen. Bitte gewährt uns Durchlass, wir sind friedliche Wanderer.“



                                                                                      Offensichtlich half unsere diplomatische Anstrengung, denn als wir nach gebührender Mittagspause die Grenze überschritten, schwiegen die Waffen.



                                                                                      Am Fuß der Gummfluh entlang stiegen wir nun durch einen herrlichen Wald ab. Es war warm, sonnig, die Insekten summten und wir fühlten uns einfach gut. Unterwegs trafen wir auf eine Gruppe junger Leute, die im Wald lagerten und picknickten, grüßten ab nun geflissentlich mit „Salut!“ (bloß nicht auffallen, nachher werden wir wieder nach Bern ausgewiesen!) und genossen die Strecke bis L’Etivaz.
                                                                                      Dort gabelten sich die Wege und wir mussten uns entscheiden: Links durchs ruhige Tal oder rechts am Hang hinauf über die Passstraße? Am Flüßchen im Grund setzten wir uns neben einem Sägewerk auf eine Bank, aßen etwas und diskutierten das Problem. Ohne richtige Karte waren wir etwas unsicher, da unsere nächste Wanderkarte erst ab dem Punkt La Poyat einsetzte. Daher wussten wir schlicht nicht, welche Variante kürzer war.
                                                                                      Nach einigen Metern ins ruhigere Tälchen gen Süden blies Hannes zum Rückzug, denn wir hätten sonst über den Berg hinüber gemusst – und das sahen wir sofort, dass das eine Schinderei würde, ganz zu Schweigen von dem Zeitaufwand! Und jetzt war es schon weit über Mittag, daher drückte die Zeit. Wenn man nicht weiß, wann man ankommen wird und wie weit es tatsächlich noch ist, kann man schon leicht unruhig werden. Also war es abgemacht: Wir laufen die Passstraße, scheiß auf die Motorräder und LKW!
                                                                                      Um es kurz zu machen, sei gesagt, dass die folgenden 4 km nach La Lécherette wirklich heftig waren. Aber wir schafften sie in knapp einer Stunde, und das den Berg hinauf über eine breite und vielbefahrene Straße, ständig auf der Hut vor LKW, Autos und Zweirädern, die hier an uns vorbeibrausten. Wo es ging, liefen wir möglichst neben der Straße, rannten nacheinander um nicht einsichtige Kurven und schwitzten Blut und Wasser, dass uns niemand umfährt. Offiziell war das mit Sicherheit kein Weg für Fußgänger, aber man sah am Straßenrand, dass wir lange nicht die einzigen waren, die hier entlang liefen.
                                                                                      Endlich, endlich erreichten wir die Hochebene bei La Lécherette, schleppten uns zur Post neben dem Hotel (gegenüber auf dem Parkplatz standen Unmengen an Motorrädern) und schnappten nach Luft.
                                                                                      Ich nutzte die Pause, um im kleinen Tante-Emma-Laden des Gebäudes zwei schöne Samstagabends Biere zu erstehen. Hatten wir ein Glück! Hier gab es fast alles, wir hätten nichts mitschleppen müssen, aber das weiß man ja nie im Vorfeld.
                                                                                      „Est-ce qu’il y a une place de camping, Madame?“ fragte ich in meinem besten Restfranzösisch der längst vergangenen Realschulzeit.
                                                                                      Die Besitzerin nickte scheu – ich war ihr vermutlich nicht ganz geheuer – und deutete weiter die Straße hinab Richtung Col des Mosses. Da vorne sei ein Platz, keine dreihundert Meter weiter!
                                                                                      Wir konnten unser Glück kaum fassen. Hier oben, noch weit vor Col des Mosses, konnten wir bleiben! Wie geil! Alles richtig gemacht – hier an der Post wären wir sonst ohnehin vorbei gekommen, abgebogen und dann westlich Richtung Lac d’Hongrin gegangen. Perfekt! Durch unseren Ausflug über Gstaad hatten wir also sogar ganz richtig und wie erhofft einen kompletten Tag eingespart und sogar noch die Gummfluh umrundet. Yeah!
                                                                                      Also los, Rucksäcke auf und ab dafür. Die restlichen Meter spurten wir nun unbedarft die Straße hinab, denn die war gerade und gut einsehbar. Im Wald stand eine Skulptur aus Holz, per Motorsäge ausgeschnitten, wie ich vermutete, die einen Fuchs darstellte. Darunter war eingeschnitzt: „Le couizon“ und daneben ein Pfeil: Camping. Hurra!
                                                                                      Der Platz war eigenartig, aber hübsch. Es gab statt Toilettenhäuschen einen einzigen Sanitärcontainer, daneben stand ein alter Wohnwagen mit Vordach. Die Dauercamper hier grüßten freundlich, doch das waren ungewöhnliche Camper, alle sehr individualistisch, doch sehr höflich. Nur eine Frau hatte ihren Stellplatz über und über mit Gartendeko ausgestattet; den übrigen schien das nicht so wichtig zu sein. Ich fragte beim ersten Wohnwagen nach der Réception, da wies mich der nette, dicke Mann zu der Gartendekorateurin. Die wiederum beschied uns, bis sieben Uhr zu warten, dann käme der Besitzer, der uns weiterhelfen könne, sie sorge hier nur für Ordnung.
                                                                                      Alles klar. Wir bauten unser Zelt auf, breiteten uns aus, duschten, kochten und alberten herum. Gegen kurz nach sieben rollte ein Auto herab, parkte neben dem alten Wohnwagen und drei Gestalten verschwanden darin. Niemand schien sich um uns zu scheren, daher ging ich nach einer Viertelstunde hinunter und klopfte vorsichtig an.
                                                                                      Im Vorzelt saßen drei schräge Gestalten um einen kleinen Tisch, jede ein Bier in der Hand: ein dicker, langhaariger Typ, ein dünner, agiler Kerl und eine unsichere, ketterauchende Frau. Ich wurde mit Salut! begrüßt – ah, Neuankömmlinge, ich solle mich setzen, und ob ich ein Bier wolle. Zack, schon hatte ich ein nasses, kühles Heineken in der Hand. Der Dünne griff bei Gelegenheit hinter sich und holte aus einer wasserdichten Truhe die Flaschen heraus; waren sie leer, wanderten sie klirrend in eine blaue Tonne.
                                                                                      Oh, zu zweit sogar? Ich solle meinen Bruder holen, der möge doch sicher auch ein Bier, oder? – Aber sicher, M’sieu! ... Hannes! Kommst du mal?
                                                                                      Der Abend wurde unvergesslich.
                                                                                      Wir saßen dem „Donc“ gegenüber, Besitzer des Platzes und mit richtigem Namen Laurent Mermod, aber der Dünne behauptete, hier nenne jeder seinen Kumpel bloß den „Donc“, weil er das ständig sage (es hieß offenbar so viel wie „Passt schon!“ oder „Schon klar“ oder so). Er war etwas sprechfaul, für ihn redete meist der Dünne in gebrochenem Englisch oder dessen Frau Sarah, die etwas Deutsch beherrschte. Zusammen mit unseren rudimentären Französischkenntnissen und etwas Englisch ergab das eine heitere Runde mit viel Gelächter und Spaß.
                                                                                      Der Donc war hier in der Gegend offenbar ein bekannter Mann, Initiator des nach ihm benannten Donc Festival in Col des Mosses, das als Bluesfestival internationalen Ruf genösse und seit 1999 stattfände, erzählte der Dünne uns stolz. Danach sah der Donc jedoch – mit Verlaub – nicht im Entferntesten aus, schien aber eine wahre Seele von Mensch zu sein. Wir verbrauchten fast seinen gesamten Biervorrat, der dann aufs Haus ging, denn so viel Spaß hätten sie hier schon lange nicht mehr gehabt. Der Donc sei glücklich, dass wir seine Gäste seien, die anderen hier wären schließlich eher langweilig, übersetzte uns der Dünne das Genuschel des Donc.
                                                                                      Zum Abschluss gab es dann tatsächlich noch einen Absinth mit Feuer und ohne Zucker – alter Finne, dachte ich, wie sollen wir beide denn morgen früh bloß aus den Federn kommen?!
                                                                                      Dann verabschiedeten sich die drei und fuhren gegen neun wieder fort. Hannes und ich blieben sprachlos zurück.
                                                                                      „Wie geil ist das denn?“ sagte Hannes. „Die kommen jeden Abend her, sehen ‚nach dem Rechten’ und geben sich die Kante? Abgefahren.“
                                                                                      Das war der einsame Höhepunkt unserer letzten Woche, da waren wir uns einig. Und schlafen konnten wir jetzt auch – und zwar wie die Murmeltiere!
                                                                                      Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 129
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                                                                                        Sonntag, den 25.09.2011
                                                                                        Montreux, Montreux!
                                                                                        Aufwärts: ca. 600 m
                                                                                        Abwärts: 1.500 m


                                                                                        Von der Gastfreundschaft des Donc fühlten wir uns am nächsten Morgen etwas „rough“, wie die Engländer sagen – aber egal, es war der letzte Tag, der große Tag, heute Abend würden wir in Montreux sein, am Ziel! Nur noch der Col de Chaude lag vor uns, verglichen mit Sefinenfurgge oder Bunderchrinde läppische 1.621 m, mehr nicht, knappe 280 m höher als der Zeltplatz. Aber das Beste war, dass wir den Zeitplan überlistet hatten, und das gleich auf ganzer Linie.
                                                                                        Für Hannes war dies nun schon der 21. Tag und der 13. Pass, für mich „nur“ der 14. Tag und der 10. Pass, trotzdem eine schöne Leistung und eine fantastische Zeit. Es war mittlerweile ganz natürlich und selbstver-ständlich, dass wir morgens aufstanden und losgingen, abends irgendwo ankamen und dann am nächsten Morgen wieder weiterzogen. Ein tolles, unbeschreibliches Gefühl, jeden Tag etwas Neues zu erleben, Unbekanntes zu sehen und Herausforderungen zu überwinden – so klein sie auch sein mögen. Und mit dem heutigen Tag würde das, sowie alles glatt lief, vorbei sein – heute Abend würden wir zum letzten Mal das Zelt neu aufschlagen. Morgen war freier Tag, da würden wir uns Montreux ansehen und die Sonne genießen.
                                                                                        Heuer jedoch rollten wir erst das Zelt ein, packten alles und dann stapfte ich hinauf zum dicken Schweizer und fragte nach dem Weg. Er nahm die Karte, drehte sie hin und her und wies uns dann unten durch den Wald, der an den Platz grenzte. Dort gehe es weiter, das könne man nicht verfehlen.
                                                                                        Also schulterten wir die Rucksäcke und liefen los, über den Bach und den flachen Hang hinauf an einem alten Stall vorbei zur Straße, die uns nördlich des Stausees Lac d’Hongrin an den Kasernen entlang zum Fuß des Passes bringen sollte. Mitten auf der Kreuzung, die wir überqueren mussten, stand ein alter Panzer – weshalb auch immer. Das Rohr zeigte jedenfalls nach Osten, in Richtung „deutscher“ Schweiz ...



                                                                                        Wir liefen nun die nächsten Stunden nördlich am Hang oberhalb des Stausees entlang, der malerisch und klar zu unseren Füßen lag.



                                                                                        Überall standen Angler an den Schotterstränden, parkten Wohnmobile an der Straße, Autos und Motorräder. Der See schien ein Paradies für Angler zu sein, jedenfalls wimmelte es hier nur so davon. Irgendwann erreichten wir die Staumauer, die in Doppel-U-Form angelegt ist und den Bach Hongrin in sein Tal entlässt. Ein Tunnel führte uns in das Tal, am Straßenrand stand dann sogar an einer beschädigten Stelle ein Schild für Radfahrer, hier könne man sich prima auf die Fresse packen, abhalsen oder mit der Nase bremsen, falls man nicht aufpasse. So ein Schild hatten wir auch noch nicht gesehen und lachten uns tot!



                                                                                        Überall liefen nun Ziegen auf den Weiden herum, die teilweise einfach unter den Zäune hindurch schlüpften und dann auch auf der Straße standen. Als wir den Talgrund erreichten und an einem Bauernhof vorbeiliefen, folgte uns sogar ein Trupp Ziegen – sie hielten uns offenbar für ihre Hirten! Dort, in La Vuichoude d’en bas, führte uns der Weg steil aufwärts über eine Kuhweide. In sicherer Entfernung von den Ziegen suchten wir uns nach etwa 50 hm ein paar Steine aus und rasteten dort.
                                                                                        Erneut hatten wir Glück mit dem Wetter: Sonne, Wärme, blauer Himmel. Herrlich! Dann hörten wir einen langgezogenen, gurrenden Ruf, etwas wie „Couli couli couli!“ Ein Meckern antwortete und plötzlich begann es überall im Tal, zu bimmeln. Die Ziegen strömten im Laufschritt heran und verschwanden direkt im Stall – und Hannes erzählte, dass er schon davon gehört habe, wie Ziegen mit Lockrufen dressiert seien. Die würden dann einfach in ihren Stall laufen, um sich füttern und melken zu lassen. Irre!



                                                                                        Der Aufstieg wurde nun steiler. Ein junges Paar kam tief unter uns herauf, die waren etwas schneller, denn sie trugen auch bloß Daypacks. Wir beide arbeiteten uns die Steigung im Zickzack hinauf, durch Wald und über Weide bis zur nächsten Alp. Dort tranken wir, genossen den jetzt schon tollen Ausblick auf das kleine Tal, brachen die letzte Karte unserer Route an und wandten uns den letzten ca. zwei Kilometern bis zum Pass zu. Die führten uns direkt in sumpfiges Gebiet – als wir in den Wald traten, matschte und quatschte es derbe unter den Stiefeln, der Weg war teilweise unbegehbar und die Kühe hatten auf breiter Front den Boden Knöcheltief umgepflügt. Die weiche, nasse Erde hatte ihre Fußstapfen tief aufgenommen, und nun balancierten wir schimpfend und fluchend von einer halbwegs sicheren Stelle zur nächsten. Das Paar überholte uns und kämpfte mit ähnlichen Schwierigkeiten, war aber wortkarg und grüßte bloß kurz. Der Sumpf ging über in Buschwerk, die Sonne drang durch und es wurde deutlich angenehmer.
                                                                                        Dann erreichten wir die letzte Alp vor dem Pass. Ich ging den Pfad hin-auf zum Wegweiser und drehte mich freudig um: „Da! ... Montreux! Montreux!“
                                                                                        „Ich glaub’s ja nicht, das erste Mal, dass Montreux ausgeschildert ist,“ freute sich Hannes. Das Ziel war nun zum Greifen nah!



                                                                                        Nur eine kurze Verschnaufspause, Schulterklopfen und weiter ging’s, um die äußerste Schulter der Les Essetttes herum und dann lag der Pass am Ende einer langen, fast schnurgeraden Straße vor uns. Der letzte Pass. Der „heiße“ Pass – „chaude“ bedeutet tatsächlich „Hitze“. Wir liefen hurtig hinauf und freuten uns. Geschafft! Um 11:45 Uhr standen wir auf der Passhöhe und sahen den See. Da lag Villeneuve, direkt unter uns am Lac Léman, am Genfer See! Wir waren da!









                                                                                        Wir tanzten vor Freude, umarmten uns und genossen die Aussicht. Warm war es hier auch, obwohl ein kühler Wind ging, aber das hatten Pässe halt so an sich. Und doch glaube ich, dass die Bezeichnung „Pass der Hitze“ vielleicht etwas damit zu tun hat, dass er eine Art Wärmescheide bildet zwischen dem warmen Seetal und dem kühleren Tal des Hongrin – wer weiß. Wir setzten uns hin, posierten etwas für Fotos und ruhten uns aus. Der Anblick war zwar schön, aber noch nicht spektakulär, denn wir sahen nur einen Zipfel des „Haut Lac“, mehr nicht.
                                                                                        Aber das war egal. Ein schönes Mittagessen gab es nun, wir hatten ja Zeit und ab nun ging es nur noch abwärts – „in der Theorie!“ wie wir dann immer bedeutungsvoll zu sagen pflegten, seit jenem Tag am Hochstollen. Aber es war tatsächlich noch weit, sehr weit, das wussten wir auch und konnten es auch auf der Karte sehen. Bis Sonchaux waren es noch bestimmt vier Kilometer, dann noch einmal mindestens drei bis Glion und dann noch einmal einen hinab nach Montreux, um dort noch mindestens einen am Ufer entlang zum Campingplatz zu laufen – alles in allem also etwa neun, schlimmstenfalls zehn Kilometer. Das konnte drei, vier Stunden dauern, soviel war klar. Aber dafür hatten wir es dann auch hinter uns und würden direkt am Ufer zelten. Herrlich!
                                                                                        So nahmen wir frohen Mutes die Teerstraße unter die Hufe und schritten schnell die Serpentinen hinunter. In dem Kaff Vuadens kam uns ein schmächtiger Jüngling entgegen, der uns anhielt und fragte, ob wir ihm sagen könnten, wo er sich befände. Er war Student in Lausanne und kam aus Deutschland, wohnte jedoch in Villeneuve bei Verwandten und pendelte jeden Tag zur Uni. Heute hatte er mal in die Berge gehen wollen und sich nach einer dieser typischen Panoramakarten gerichtet, die aufgrund ihrer Ungenauigkeit und seiner geringen Erfahrung aber nicht viel wert war. Wir nahmen ihn einfach mit bis hinter Sonchaux, wo er dann eine Abzweigung nach Veytaux hinab nahm, um am See zurück zu spazieren. Stranger Typ – wir waren etwas belustigt, so unbedarft, wie er losgerannt war.
                                                                                        Noch vor Glion schmerzten uns die Füße vom vielen Abwärtslaufen auf Asphalt und hartem Schotter. Oh Mann, wann waren wir denn endlich da? Es war schon drei Uhr und wir noch nicht mal in Glion, oberhalb von Montreux! Von dort sollte eine endlose Treppe hinab in die Stadt gehen, etwas, auf das wir mit wenig Freude schauten. Dann, endlich, tauchten erste Rastbänke auf, Häuser, die Straße wurde befestigter, dann erreichten wir den Ortskern und setzten uns bei der Schule auf die Terasse mit Blick auf den See. Herrlich!
                                                                                        Das Wetter ließ nach, es regnete etwas, aber unter den Kastanien saßen wir gut und vesperten noch etwas. Schließlich rafften wir uns auf und trotteten die Straße hinab, fanden den Pfad zu der Treppe und stiegen die tausend Stufen hinab. Um 15:52 Uhr dann hatten wir endlich an einer Stelle freien Blick auf unser Ziel: Montreux.






                                                                                        Aber angekommen waren wir noch lange nicht. Die Treppe kostete Zeit und Substanz, ein ewig langer, steiler Stufenwurm, der sich über 200 m in die Tiefe zog. Als wir dann endlich, endlich das Tal erreicht hatten und in Montreux standen, umfing uns der Straßenlärm, die vielen Autos und die hastenden Menschen wie eine andere Welt. Wir waren gar nicht mehr an so etwas gewohnt und fühlten uns fehl am Platz. Auf der Promenade war es dann besonders schlimm, weil hier der ganze Jetset seine Juwelen spazieren führte und wir uns vorkamen wie wilde Männer aus den Bergen, struppig, stinkend, dreckig und heruntergekommen. Räuber, die in die Stadt kommen, um Beute zu machen. Wir posierten um halb sechs vor dem Stadtplan von Montreux am Stravinski Auditorium, so lange waren wir noch mit den letzten Kilometern beschäftigt gewesen!





                                                                                        Und wir waren platt, fix und fertig. Beide wollten wir nur noch Ruhe und Abendessen, nichts weiter! Also stratzten wir im Stechschritt die Promenade hinab, einmal komplett um die Bucht von Vernex und um Clarens herum, am Yachthafen vorbei bis Burier, wo der Campingplatz sein sollte. Fast drei Kilometer noch mehr Tagesleistung ... und dann stolperten wir hinab zum Strand, sahen ein paar windschiefe Zelte und klopften beim Kiosk an.
                                                                                        „Können wir hier zelten?“
                                                                                        „Non, c’est fermé! S'il vous plaît regarder pour la panneau! We ’ave closed, sorry, look at the sign!“ sagte der Mann im Kabuff etwas schroff.
                                                                                        Ja, da hing ein unscheinbares Hinweisschild am Eingang – wir waren nur wenige Tage zu spät dran. Die Zelte spielten keine Rolle, die waren halt da. Wir dagegen durften nicht mehr. Was jetzt? Ich fragte, ob es hier irgendwo noch einen Campingplatz gebe, da zeigte der Typ weiter den See entlang und sagte, irgendwo in Vevey gebe es wohl noch was, das sei noch ein, zwei Kilometer weiter (tatsächlich mit Auto etwa 6 km!), wir sollten doch einfach den Bus nehmen, der oberhalb des Platzes fuhr.
                                                                                        Oh Gott. Wir waren ziemlich niedergeschlagen. Vevey! Wo zum Geier war das denn überhaupt? Unsere Karte endete in Montreux, feine Sache. Aber am Bushaltehäuschen gab es zumindest einen groben Überblicksplan und wir konnten so in etwa abschätzen, wo Vevey liegt. Den nächsten Bus nahmen wir dann auch gleich – bis Vevey Gare, dort stiegen wir aus und wandten uns an einen Polizisten.
                                                                                        „Excuse moi, Monsieur …“
                                                                                        „Oui?“
                                                                                        „Est-ce qu’il y a une place de camping ici?“
                                                                                        „Oh – hm. Une … ah, oui, ‚la pichette’, c’est une kilometre en cette direction.“
                                                                                        „Ah, merci bien, Monsieur!“
                                                                                        Also noch mal ewig und drei Tage weit! Der Polizist fügte aber noch hinzu, dass wir dort drüben – soweit er wüsste – mit dem Bus abfahren könnten, das sei nicht weit. Wir dankten ihm und dann liefen wir zu der Haltestelle. Aber so ganz passte das alles nicht – der hatte sicher keine Ahnung, welche Linie wohin fuhr, befürchteten wir, und das zu Recht, wie sich herausstellte. Die Linie fuhr nämlich etwa noch 800 m bis zur Standseilbahn La Funiculaire, dort war Endstation. Ich lief ins Häuschen, um eventuell Personal zu fragen, da hatte Hannes aber schon zwei junge Mädchen angesprochen, die uns den richtigen Weg wiesen – wenn wir schnell gehen würden, seien es etwa zwanzig Minuten bis zum Platz.
                                                                                        Das klang gut. Es war schon sieben, wir mussten uns beeilen, denn die Plätze hatten bislang sämtlich gegen sieben geschlossen. Also rannten wir direkt gegenüber des Nestlé-Stammsitzes los, an kleineren Villen vorbei, über eine schmale Nebenstraße und dann unterhalb der Bundesstraße 9 nach Lausanne entlang bis endlich, endlich ein Schild auftauchte: Camping La Pichette! Unsere Stimmung war dennoch im Keller, wir hatten Hunger, waren müde und konnten beide einfach nicht mehr. Aber das Beste war: Der Platz war noch nicht geöffnet! Die Rezeption machte erst um acht auf! Uns fiel ein Stein vom Herzen!!!
                                                                                        Eine junge Frau war jedoch da, und die wies uns an, uns einfach unter den Bäumen einen Platz zu suchen, wenn dann der Chef zurück sei, sollten wir uns gegen acht wieder an der Réception melden. Alles klar – gerne. Wir liefen glücklich den Hang hinab zum Platz, der zugleich zum Segelhafen gehörte, breiteten unsere Sachen aus, fielen zu Boden und atmeten tief durch.

                                                                                        Wir – sind – da!

                                                                                        Den Rest des Abends verbrachten wir im langsamen Modus. Gegen acht kam ein energischer, weißhaariger Mann herangestampft, fragte, ob wir uns angemeldet hätten und beorderte uns dann sofort hinauf, er käme gleich nach. Wir hatten allerdings noch ein Bargeldproblem, nämlich ein paar Franken zu wenig für zwei Nächte. Ich fragte ihn also, ob es okay wäre, erst mal nur die erste Nacht zu zahlen, wir würden morgen ohnehin zum Einkaufen in die Stadt gehen und dann das restliche Geld nachzahlen, heute hätten wir einfach einen irre anstrengenden Tag gehabt und würden von den letzten Franken gerne in seiner Bar noch ein Bier trinken.
                                                                                        Ach, das sei kein Problem, lachte er. Wir könnten auch zwei Bier trinken und morgen einfach für beide Tage zahlen.
                                                                                        Wir waren so erleichtert, dass wir ihm überschwänglich dankten, doch er grinste bloß. Uns jedenfalls schmeckte das Bier auf seiner Terasse fantastisch, auch, wenn wir beide viel zu müde und groggy waren, um uns groß zu unterhalten. Ich glaube, wir sind gegen neun bereits ins Zelt gesunken ...
                                                                                        Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 129
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                                                                                          Montag, den 26.09.2011
                                                                                          A Grand Day Off
                                                                                          Abwärts: 1m

                                                                                          Was für ein Gefühl! Wir mussten nicht früh aufstehen, der Wecker piepte nicht und es war angenehm warm im Zelt. Kein Frost, keine frische, kalte Luft – nein, hier herrschte spätsommerliche Wärme, als uns die Sonne langsam wachkitzelte. Wir waren am Ziel! Wir hatten es geschafft! Scheiß auf Montreux, was ist schon Montreux? Der Platz hier war super, viel besser als dieser halbseidene und halböffentliche Strandabschnitt da hinten, wo wir zuerst bleiben wollten. Hier konnten wir uns ohne Bedenken einfach mal absetzen, denn unser Platz lag so weit außerhalb, dass hier niemand ungefragt vorbei kam, ganz sicher. Der Besitzer war energisch, aber ein freundlicher Mann mit längeren, weißen Haaren und Bart, der dem Akzent nach vermutlich Amerikaner war oder mal gewesen sein könnte. Er sprach jedenfalls gut Deutsch und Französisch, jedenfalls hatte er alls im Griff und führte den Platz ziemlich gut.
                                                                                          Einziger Nachteil war der Umschlagplatz für Kies und Sand am Kai. Ein Teil des Hafens war dafür abgetrennt und wurde regelmäßig von schweren Lastern besucht, die aber nach ersten Irritationen einfach nicht weiter störten. Heute war ohnehin Montag, da sollten die Leute auch ihrer Arbeit nachgehen, wenn wir schon frei hatten und genüsslich in der warmen Sonne abhingen.
                                                                                          Nach einem geruhsamen Vormittag machten wir uns gegen elf auf die Latschen, um uns die Stadt ein wenig anzusehen, einzukaufen und ein paar Mirbringsel zu organisieren. Entspannt watschelten wir gemeinsam den Weg zurück, den wir am Abend noch so verbissen hergestiefelt waren. Im Sonnenschein war alles gleich viel schöner, was auch daran lag, dass wir ohne Rucksäcke und Stiefel unterwegs waren. Unsere Socken allerdings konnte man trotzdem sehen – die hatten weiße Stellen hinterlassen, was ziemlich komisch aussah!



                                                                                          Nun hatten wir auch ein Auge für das riesige Nestlé-Gebäude. Teufel, war das schnieke! Da saß sichtbar das Geld, keine Frage. Hinter dem Gelände des Konzerns bogen wir rechts ab und folgten mehreren kleinen Straßen bis ans Ufer, wo die Promenade begann. In der warmen Luft ließ es sich prächtig schlendern, die Blumen standen noch in voller Blüte und der See lag in klarem Blau fast spiegelglatt vor uns. Die Berge am anderen Ufer verschwanden im Dunst, der durch die Wärme über dem Wasser hing, doch die Sonne strahlte heiß und direkt herab. Ein Traum! Wir waren im Urlaub!



                                                                                          Zuerst schlenderten wir komplett am See entlang, bewunderten die eigenartigen Kunstobjekte im Wasser und lümmelten uns eine Weile auf eine Bank in der Nähe der Charlie-Chaplin-Statue des Künstlers John Doubleday. Der große Komiker hatte seinen Lebensabend auf dem Anwesen Manoir de Ban in einer Gemeinde oberhalb Veveys verbracht und gehörte damit zu den „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt.



                                                                                          Wir hatten sowieso vor, noch ein paar Souveniers zu besorgen, doch Vevey stellte sich als eigenartig Nippesavers heraus; eigentlich hatte ich eine Tasse mit Schweizer Flagge oder etwas ähnliches mitbringen wollen, aber hier gab es nichts! Wir liefen kreuz und quer durch den Ort – aber gefunden haben wir bloß einen Kiosk, wo sich Hannes eine BILD (!) kaufte. Dafür landeten wir in einem riesigen Einkaufszentrum, aus dem wir einiges an Nahrungsmitteln mitnahmen. Als Abschluß der Tour hatten wir für den Abend ein Festessen geplant, so richtig groß und herrlich. Dazu besorgten wir Gurken, Tomaten, Käse, Knoblauchgewürz, Senf und Olivenöl. In einem Discounter holten wir uns zusätzlich noch ordentlich Bier und Rotwein sowie knallrote Würstchen aus reinem Rindfleisch.
                                                                                          Zurück auf dem Platz war dann Baden angesagt. Hannes’ Traum war es gewesen, die komplette Passroute zu laufen und dann in den Genfer See zu springen – und keine dreihundert Meter vom Campingplatz entfernt gab es einen schmalen, öffentlichen Strandabschnitt, wie geschaffen für uns. Ich hatte allerdings keine Badehose dabei, daher lieh mir Hannes seine abgeschnittene Läuferleggins, die ziemlich komisch an mir aussah. Aber das war egal, denn das Wetter und das Wasser lockten! Am Strand saßen ein paar Leute herum und sonnten sich, zwei Typen kochten etwas auf einem Gaskocher und wir setzten uns direkt ans Wasser. Kamera aufgestellt, angemacht – und dann rein in den See!



                                                                                          Das tat gut. Nach all den Aufstiegen in den Bergen folgte nun ein allerletzter Abstieg ca. 1 m unter Seeniveau, in kühles, klares Wasser, in dem jedoch einige Algen schwammen. Auch die Schwäne, mit denen ich hier als Zweijähriger definitiv keine Freundschaft geschlossen hatte, waren nicht zu sehen. Das kurze Video war ein toller Schluss für den Film, den Hannes später aus den vielen Videoschnipseln machte, die wir unterwegs aufgenommen hatten. Dann saßen wir noch einige Minuten in der Sonne, ließen uns trocknen und kehrten schließlich zum Zelt zurück, denn der Rasen davor war deutlich gemütlicher als der grobe Kies des Strandes.



                                                                                          So saßen wir gegen halb drei vor dem Zelt, Hannes las BILD und wir genossen in aller Ruhe ein halbwegs kühles Wilhelm Tell. Gegen halb sechs bekamen wir Hunger und suchten unseren Kram zusammen. Weiter weg am Ufer des Platzes standen mehrere Holztische mit Bänken, die perfekt für unser Festmahl geeignet waren. Rund um uns herum erstreckte sich das sagenhafte Panorama des Sees, Angler standen auf den großen Felsbrocken am Wasser und wir begannen in aller Ruhe, die Tomaten und die Gurke zu schnippeln. Was für ein Festessen! Sogar gute Butter hatten wir besorgt, in der wir die Würstchen braten wollten. Außer den Rindswürsten hatten wir noch ein Sechserpack scharfe Würstchen dabei, die kamen zuerst an die Reihe.



                                                                                          Das Fett spritzte wie doof, nur gut, dass das keinen interessierte – der Holztisch sog die Spritzer förmlich auf und war hinterher komplett ein-gesaut. Ein älterer Angler gesellte sich kurz zu uns, lächelte über unsere Kochkünste und zeigte stolz seinen Fang, den er gleich neben unsererm Tisch tötete. Zack! Uns war das wumpe, hauptsache, wir mussten seine Fische nicht essen, denn wir hatten Appetit auf diese sagenhaften, roten Rindswürste. Und was soll ich sagen – die waren perfekt! Unfassbar. Wir schwelgte in den Dingern, so etwas Gutes hatten wir schon lange nicht mehr gehabt! Hammer!



                                                                                          Und während wir uns so in den höchsten Tönen von dem Genuss der Würste vorschwärmten, ging am westlichen Ende des Sees langsam, in milchigblauem Dunst, die goldene Spätsommersonne unter. Ein malerischer, ein magischer Moment, der uns völlig fesselte. Einen schöneren, perfekteren Abschluss konnte man sich nicht wünschen – nicht einmal ausdenken, unmöglich.
                                                                                          Das war einmalig.



                                                                                          Erst, als es dunkel war und langsam kühl wurde, räumten wir unsere Sachen ab, packten zusammen und liefen zurück. Wir hatten so viel Zeug dabei, dass wir zwei Mal gehen mussten, dabei rannte Hannes dem glücklichen und leicht beschwipsten Platzchef in die Arme, der offenbar mit guten Stammgästen seinen Geburtstag feierte.
                                                                                          „Was für ein herrlicher Abend,“ rief der Chef ... und damit hatte er vollkommen Recht.
                                                                                          Unser freier Tag war grandios gewesen, nun leerten wir nach einem Spülgang im Dunkeln noch den Wein am Ufer und krochen glücklich und zufrieden in die Schlafsäcke. Morgen geht es zurück – schade. Wenn die Rückfahrt nicht schon so günstig im Vorraus gebucht gewesen wäre, hätten wir sicher noch ein, zwei Tage hier verbracht.



                                                                                          Dienstag, den 27.09.2011
                                                                                          Rückfahrt

                                                                                          Wir wollten eigentlich gar nicht wieder fort, jedenfalls nicht so schnell. Aber was half es? Den Zug ausfallen lassen und einen oder zwei Tage später zum vollen Tarif fahren, konnten wir uns nicht leisten. Also quälten wir uns um halb sieben raus, packten und füllten ein letztes Mal unsere Flaschen. Ich hatte das Pech, dass mir ein Vogel noch kurz vor Aufbruch auf den Rucksack kackte – das war echt ekelhaft!
                                                                                          An der Rezeption fragten wir den Chef nach Busverbindungen und er stellte uns fix eine Riviera-Card aus, mit der wir als Gäste seines Platzes umsonst mit dem Nahverkehr fahren durften. Super! Direkt oberhalb des Platzes fuhr der Bus zum Bahnhof, also stiefelten wir nach einem großen Dankeschön an den Chef hinauf und warteten etwa zehn Minuten. Dann genossen wir den Rundblick über Vevey, der sich von der Fahrstrecke des Busses aus bot. Hoch über dem See umrundeten wir die Stadt und stiegen am Bahnhof aus. Dumm nur, dass der Zug ab Montreux gebucht war, ob der auch in Vevey hielt? Wir ließen es nicht darauf ankommen und fuhren im Bummelzug nach Montreux, wo sich zeigte, dass wir uns diese Strecke hätten sparen können.
                                                                                          Ich holte noch schnell zwei Kaffee aufe Faust für uns beide, dann hielt unser Zug und wir nahmen Platz. Der See zog langsam an unseren Fenstern vorbei, die Sonne lachte und irgendwie hatten wir gar keine Lust, zu fahren. Bis Basel SBB schlugen wir die Zeit tot, dösten und lasen in der kostenlosen Bahnzeitschrift. Beim Umstieg hatten wir noch etwas Zeit, so dass wir in Basel tatsächlich einen (allerdings sündhaft teuren) Souvenirladen fanden, aus dem wir uns leider nur noch Kleinigkeiten leisten konnten. So verschwanden unsere letzten Franken u.a. für eine Stange Toblerone – mehr war bei mir nicht drin.
                                                                                          Unser Zug nach Osnabrück wurde irgendwo getrennt, daher waren die Wagen völlig unsinnig nummeriert und wir liefen im falschen Teil herum, um unsere Plätze zu finden. Erst die Durchsage nach Abfahrt klärte uns über unseren Irrtum auf – aber da war es zu spät und wir saßen bereits bequem auf nicht reservierten Plätzen.
                                                                                          Der Nachteil war, dass wir dann ab Köln oder so in den vorderen Teil mussten und bis Münster stehen durften. Kein besonders schöner Abschluss für die Fahrt, aber was soll’s. Wenigstens von Münster bis Osnabrück fanden sich dann noch zwei freie Plätze. In Osna nahm Hannes die nächste NWB nach Essen, ich wartete noch eine halbe Stunde länger, bis meine Bimmelbahn nach Vechta fuhr. Wir umarmten uns, er nahm noch unser „Pilz Gloria“ mit und wir stellten fest, dass wir uns gar nicht vorstellen konnten, diese Tour mit irgendjemand anderem zu machen – so gut hatte es mit und gepasst. Das Glück hat man selten, aber wir zwei hatten tatsächlich ein perfektes Team abgegeben.
                                                                                          Dann fuhr sein Zug. Ich wartete auf meinen, dann erreichte ich gegen Abend auch meine Wohnung in Vechta ... das Ende einer fantastischen Reise, 350 km quer durch die Schweiz von Sargans nach Montreux/Vevey. Wobei – ich bin ja bloß von Altdorf bis Vevey gewandert.
                                                                                          Aber immerhin, ich war dabei.

                                                                                          written by Johnny & Lookas
                                                                                          Zuletzt geändert von Lookas; 16.10.2012, 15:39.
                                                                                          Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 78
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                                                                                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                            Moin und danke für den ausführlichen Bericht!!

                                                                                            Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
                                                                                            Vorbildliche, sehr effiziente Sporknutzung

                                                                                            Gruß,
                                                                                            John
                                                                                            Zuletzt geändert von hanseaticjonny; 16.10.2012, 15:58. Grund: Wechsstaben verbuchselt!

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Gerne im Forum
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                                                                                              • 73
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                              Vielen Dank für euren tollen Bericht und den klasse Bildern.


                                                                                              Das Bild, mit den Verkehrszeichen mit dem Fahrrad, ist absolut der Hammer.
                                                                                              Gruß Detlev

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 25.05.2011
                                                                                                • 404
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                                                                                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                Einfach klasse, Euer Bericht! Gerade wenn man man viele Orte wiederentdeckt, die mal selber schon gesehen hat.

                                                                                                Jedenfalls habt Ihr eine tolle Tour gemacht - und einen super Bericht darüber abgeliefert.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 01.11.2011
                                                                                                  • 129
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                  Danke, das war wirklich eine tolle Reise! Wir waren noch lange ziemlich geflasht - ich habe mehrere Tage gebraucht, um wieder zu Hause "anzukommen". Mal sehen, ob wir nächstes Jahr was anderes hinbekommen - den GR11 durch die Pyrenäen oder vielleicht eine Woche Tessin, mal sehen. Koalitionsverhandlungen werden demnächst wiederaufgenommen.
                                                                                                  Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 09.02.2009
                                                                                                    • 250
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                    Danke fürs fertigschreiben! Bei mir hats mit dem "ankommen" so lange gedauert, dass es mir vor einem Jahr aus purer Wehmut einfach zu schwer fiel da weiterzutippen... aber so ist es endlich erledigt!

                                                                                                    Ich wette dass dieses Fahrrad-Verkehrsschild ein Unikat ist, dass sich irgendein spaßvogel von Ziegenhirte da hingehängt hat
                                                                                                    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
                                                                                                    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 13.05.2013
                                                                                                      • 140
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                      Ach schön, auch knapp 1 Jahr nach Erstellen des Berichtes noch dafür ...


                                                                                                      Zitat von Johnny Beitrag anzeigen
                                                                                                      p.s.: Wir haben übrigens ein neues Lieblingswort: FASERPELZ! So nennen die Schweizer hier Fleecejacken Zum Schiessen, oder?
                                                                                                      Oder liebevoll auch "Fasi" genannt - gehört in dieser Kurzform auch zu meinen Lieblingswörtern


                                                                                                      Zitat von Lookas
                                                                                                      Ich wette dass dieses Fahrrad-Verkehrsschild ein Unikat ist, dass sich irgendein spaßvogel von Ziegenhirte da hingehängt hat
                                                                                                      Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, wenn ich verrate, dass es kein Unikat ist
                                                                                                      (Das nächste Schild ähnlicher Art befindet sich nicht weit von mir hier entfernt an einem Bahngleis - da sind halt unten keine Buckel sondern Striche, sieht also so aus.)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        • 76
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                        Wow, ich war, nein ich bin immer noch total begeistert von eurem Bericht. Ich hab mitgefiebert als Ihr im Schneetreiben unterwegs ward und über das absolut witzige Radfahrerschild lachen müssen. Sehr mitreissend geschrieben.
                                                                                                        In einem anderen Reisebericht von Lookas hab ich mich auch schon über einen Verweis über die ??? amüsieren können.
                                                                                                        Das Teilstück bei Engelberg bin ich selber schon in gelaufen und auch den Wasseregrat bei Gstaad und waren auch auf dem selben Campingplatz wie ihr.

                                                                                                        Freut mich riesig, das ihr als Brüder gemeinsam so ne Tour auf die Beine gestellt habt.
                                                                                                        Leider hat mein Bruder für solche Wandertouren nichts übrig und seine Knie würden das wahrscheinlich gesundheitlich nicht mitmachen.

                                                                                                        Aber vielen Dank für den tollen Bericht.
                                                                                                        Die Straße gleitet fort und fort,
                                                                                                        durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 22.04.2009
                                                                                                          • 1239
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                          Super Bericht!..Klasse Fotos!

                                                                                                          Die scharfen "Dinger" nennen sich Merguez (Rindwurst), gibt es auch in länger und bekommt man auch bei uns in den meisten Supermärkten.

                                                                                                          VG rockhopper

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            • 7
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                            Hallo Ihr beide,

                                                                                                            ich finde euren Bericht aus meiner Wahlheimat ganz toll und die Bilder beeindruckend. Super Sache und es ist ja wirklich alles dabei. Cervelas, Kühe, Berge uvm.

                                                                                                            Das macht ja richtig Lust auf Nachahmung. Aber davon bin ich noch meilenweit entfernt

                                                                                                            lg us em Aargau
                                                                                                            Schweizlove
                                                                                                            Laufende Steingeiss

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 01.11.2011
                                                                                                              • 129
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux


                                                                                                              Das ist ja cool, dass der immer noch gelesen wird! Danke für Eure lieben Kommentare - ich bin gerade auch wieder voll geflasht, weil diese Reise für uns auch als Brüder was ganz besonderes war und tief in mir weiter wirkt ... ich weiß gar nicht, wie man das sagen soll. Spektakulär oder exotisch war es jetzt nicht, aber für uns beide ist es was sehr persönliches.

                                                                                                              @rockhopper: Danke! Ich muss dann gleich Montag mal die einschlägigen Geschäfte checken. Alter, waren die Dinger lecker!!!

                                                                                                              @chaot: Meine Knie sind leider auch anfällig ... mittlerweile. Ich wünsche dir aber, dass du trotzdem auch etwas ähnliches mit jemandem teilen kannst. Ich habe ja das Glück, zwei Brüder zu haben - da ist die Chance halt einfach größer, dass einer das auch gerne macht. Ansonsten gibt es leider auch nicht viele Leute in meiner Umgebung, die sowas gerne mitmachen.

                                                                                                              @schweizlove: Bei dem Nickname bist du aber bestimmt schon auf dem richtigen Weg. Wenn du jetzt noch die richtigen Stiefel findest, geh einfach drauflos! Nutz dein Glück, da zu wohnen und genieße einfach, raus zu kommen. Die Abenteuer kommen dann ganz von alleine ...
                                                                                                              Das muss das Boot abkönnen!

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Neu im Forum
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                                                                                                                • 7
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                                Danke Lookas, aber bis dahin habe ich noch einen ordentlichen Weg vor mir.
                                                                                                                Ich bin eher so die Lauftante
                                                                                                                Bergwandern mit Schatzi, allerdings noch nix mit Übernachtung und Zelt und so.
                                                                                                                Mein Nick kommt von Schweiz und Love (meine Love ist von hier) und ich bin her gezügelt, wie die Schweizer so sagen.

                                                                                                                Dir und deinem Bruder weiterhin schöne Wanderungen,

                                                                                                                lg Schweizlove
                                                                                                                Laufende Steingeiss

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 17
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                                  Hallo Lukas und Johannes,
                                                                                                                  ihr habt vielleicht den besten Bericht dieses Forums geschrieben: mit Intelligenz, Witz und einem Schuß Selbstironie - absolut wunderbar!! Ohne das Selbstdarstellungs- und Geltungsbedürfnis, das in anderen Berichten ziemlich offensichtlich ist. Dazu diese herrlichen Fotos. SPITZE !!


                                                                                                                  P. S. Matthäus und Markus waren wohl nicht dabei?

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    • 30.01.2013
                                                                                                                    • 1944
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                                                                                                    Zitat von spaetzuender Beitrag anzeigen
                                                                                                                    [I]hr habt vielleicht den besten Bericht dieses Forums geschrieben: mit Intelligenz, Witz und einem Schuß Selbstironie - absolut wunderbar!! Ohne das Selbstdarstellungs- und Geltungsbedürfnis, das in anderen Berichten ziemlich offensichtlich ist.
                                                                                                                    Mich sticht der Hafer.

                                                                                                                    Dass ich eine überaus positive Meinung von Lookas’ Reiseberichten habe, ist ja bekannt. In obigem Bericht fiel mir aber gerade wieder einmal auf, wie wichtig die distinktive Abgrenzung des ODS-Wanderers von anderen Touristen und Tagesausflüglern ist. Das ist irgendwie ein literarisches Genre-Element. Aber gerade in der Schweiz ist ja die Koexistenz verschiedener Arten von Tourismus etwas besonders Gewöhnliches. Dass der stinkende Mehrtagesgepäckwanderer gelegentlich beäugt wird, liegt also nicht daran, dass er hier ein Wesen von einem anderen Planeten wäre, sondern dass es an ihm im Zweifel mehr Interessantes zu sehen gibt. Wenn ich – sagen wir: mit meiner fast 90-jährigen Tante – zum Tagesausflug mit der Seilbahn nach oben fahre, betrachte ich dort die vereinzelten Gepäckwanderer wohl auch mit einigem Interesse. Das liegt aber nicht zwangsläufig daran, dass für mich das Wandern eine fremde Welt ist. Und so wird es vielleicht auch noch manchem anderen ergehen, der einen ODS-Wanderer an der Seilbahnstation oder in der Fußgängerzone trifft. Man braucht gar nichts zu stilisieren. Ohnehin treten die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens in sehr verschiedenen touristischen Rollen in Erscheinung.
                                                                                                                    Lebe Deine Albträume und irre umher

                                                                                                                    Kommentar