• OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
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    [AT] Alter Herr auf neuen Wegen: in den Ötztaler und Stubaier Alpen

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 46.9704176
    Längengrad 10.9368949
    Austria Österreich Ötztal Alpen Berge Mountains Wandern Hiking Trekking
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal Titel.jpg Ansichten: 211 Größe: 320,6 KB ID: 3288683
    Tja, ihr Lieben: es gibt kein Vertun, und Drum-Herum-Reden hilft nicht (Jammern sowieso nicht): ich bin nun im 75. Lebensjahr angekommen und muß mich zu den alten Herren zählen. Viele Herrschaften meines Alters fahren im Sommerurlaub bevorzugt dort hin, wo sie schon die letzten 30 Jahre jeden Sommer hingefahren sind. Meine Güte!! Für mich ist das nichts. Ich habe immer noch die Neugier einer jungen Person in mir und nehme mir jedes Jahr vor, irgendwo hin zu fahren, wo ich noch nie war. Und weil es für einen Halb-Österreicher eine Schande ist, noch nie im Ötztal gewesen zu sein, nahm ich mir dasselbe für den Juli 2024 vor...


    8. Juli 2024

    Als der Zug in Ötztal Bahnhof hält, habe ich schon einige Kilometer hinter mir, beginnend in Delemont im Schweizer Kanton "Jura". Somit habe ich mir wohl eine Pause verdient und verzehre in einem Restaurant am Bahnhofsvorplatz erst einmal eine Pizza. Dann steige ich in den Bus nach Sölden, was eine ziemlich lange Strecke ist. Dort angekommen, habe ich rund eine Stunde Aufenthalt bis zur Abfahrt des Anschlußbusses nach Vent und somit Zeit, mir das Getriebe in Sölden anzuschauen. Es ist ein richtiger Schicki-Micki-Ort: die Hotels, die Restaurants, die Geschäfte bzw. Einkaufszentren - alles. Auf der Straße immer wieder Konvois von Sportwagen oder schweren Motorrädern, wahrscheinlich auf dem Weg zum/vom Timmelsjoch. Nicht meine Welt, und ich bin irgendwie erleichtert, als ich in den Bus nach Vent steige und bis zur Endstation "Hotel Similaun" fahre.


    Erstes Zwischenziel von Vent sind die Rofenhöfe. Natürlich gibt es dort hin auch eine Autostraße, aber attraktiver ist selbstredend der Wanderweg mit der abschließenden Hängebrücke.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 01 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 643,4 KB ID: 3288304 1 - Die Hängebrücke zu den Rofenhöfen


    Zweites Zwischenziel ist die Talstation der Materialseilbahn zur Vernagthütte. Bis dort hin führt ein etwas langweiliger Fahrweg. Dann aber wird es richtig schön:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 02 or ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 631,8 KB ID: 3288303 2 - Der Wanderweg zum Hochjochhospiz verläuft anfangs noch unterhalb der Baumgrenze, an Alpenrosen vorbei ...


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 03 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 477,5 KB ID: 3288302 3 - ... wird weiter oben aber alpiner.

    Es ist ein ziemlich langer Weg, und an einer geeigneten Stelle mache ich eine Verschnaufpause. Genau diese Stelle erschien auch bereits einer anderen Person geeignet, und sie hat ihre Sonnenbrille hier vergessen. Wenn das auf dem Abstieg passiert ist, dann ist der Besitzer jetzt natürlich schon sonstwo. War es aber beim Aufstieg, dann ist der Besitzer jetzt womöglich im Hochjochhospiz und wird sich freuen, wenn ihm die Sonnenbrille nachgeliefert wird. Also stecke ich sie erst einmal ein.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 04 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 448,5 KB ID: 3288300 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 4a ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 232,8 KB ID: 3288301 4 & 5 - Um 19 Uhr erreiche ich das Hochjochhospiz auf 2413m Höhe; ein schönes Gebäude, nicht wahr?


    Florian Scheiber, der super-nette Hüttenwirt, begrüßt mich freundlich und fragt: "Bist du der Letzte?" - Ich antworte: "Oh, da bin ich nicht sicher, aber es kann gut sein, daß hinter mir niemand mehr kommt". - "Wir warten nämlich noch auf einen letzten Gast für heute; er heißt Gottfried." - "Na, das bin dann ich, und damit sind wir für heute komplett".


    Ihr Lieben, ihr müßt wissen: das Hochjochhospiz ist recht stark frequentiert, vor allem von zahlreichen Wanderern, die sagen, sie gingen den berühmten E5 nach Südtirol (eine andere Variante des E5, anscheinend noch stärker frequentiert, führt etwas weiter südöstlich über die Martin-Busch-Hütte). So ist es anerkennenswert, daß die Wirtsleute hier solch einen guten Überblick haben, welche Gäste sie erwarten bzw. ob da jemand abgängig ist.

    Nach dem Abendessen übergebe ich meinen Fund an Carmen, die super-nette Hüttenwirtin. Sie kann ja einmal herum fragen, ob jemand eine Sonnenbrille vermißt. Anschließend ziehe ich mich früh zurück. Es war ein langer Reise- bzw. Marschtag gewesen.
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.12.2024, 02:25.

  • woodcutter
    Dauerbesucher
    • 13.11.2011
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    #2
    Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
    Ich habe immer noch die Neugier einer jungen Person in mir und nehme mir jedes Jahr vor, irgendwo hin zu fahren, wo ich noch nie war.
    So bleibt man jung ...
    Meinen Respekt! Danke für´s virtuelle Mitnehmen!

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    • Wafer

      Administrator
      Liebt das Forum
      • 06.03.2011
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      #3
      Hallo Gottfried.

      Da fängst du ja wieder eine Tour an, die ich unbedingt lesen muss. Bin ich doch erst kürzlich auf meiner E5-Tour über das Timmelsjoch gekommen und musste zu Fuß durch das Skigebiet von Sölden. Vielleicht wäre es schlauer gewesen deinen Weg zu nehmen? Wir werden sehen ...
      Ich bin allerdings etwas erstaunt! Ich war auch am 8. Juli in den Bergen und bin gnadenlos im Schnee versunken. Ich bin nur noch nicht zum Berichten gekommen. Aber das war stellenweise nicht mehr lustig! Und hier sehe ich kein einziges Schneefeld! Und du warst am Hauptkamm unterwegs und ich nur im Lechquellengebirge!
      Und das mit dem Alter - die üblichen Phrasen, die zu solchen Gelegenheiten gedroschen werden, lasse ich mal weg. Wenn ich mir deine Touren der letzten Jahre so anschaue, dann würde ich mich glücklich schätzen, wenn ich in deinem Alter noch solche Touren machen könnte! Stell dein Licht also mal nicht gar so weit unter den Scheffel!

      Viele Grüße aus dem Schwabenland

      Wafer 🙋🏼‍♂️

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      • OutofSaigon
        Erfahren
        • 14.03.2014
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        #4

        Danke für euere netten Kommentare! Besonders Wafer hat immer nette Worte für andere.

        Wafers Weitwanderungen verdienen unsere Bewunderung (meine hat er jedenfalls). Die von mir selbst gebackenen Brötchen sind sehr viel kleiner: mal ´ne Woche hier, mal zehn Tage dort. Nur hatte ich das Glück, daß "hier" und "dort" mitunter in sehr ungewöhnlichen Regionen lagen, z.B. in Mahale oder Wollo. -- Mahale? Wollo? Nie gehört? Wenn ich mich aufraffen kann, stelle ich dazu noch einmal Berichte hier ein (ich habe schon etwas in der Schublade).

        Ich stelle mein Licht nicht unter den Scheffel, aber ich habe den Scheffel schon allzu oft auf die Birne bekommen in Form irgendeines unerklärlichen Versagens der Software. Besonders ätzend dabei sind unverständliche Fehlermeldungen, mit denen man nichts anfangen kann. - Naja...


        Der E5 hat in dieser Gegend anscheinend drei Varianten: über das Timmelsjoch, über die Similaunhütte, oder über die Hütte "Schöne Aussicht / Bella Vista". Von diesen Varianten scheint mir die zweite am beliebtesten zu sein, aber vielleicht irre ich mich da auch. Welche von diesen drei Varianten die "beste" ist, wage ich nicht zu beurteilen.

        Zum Thema "Schneelage" kommen wir noch...

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        • OutofSaigon
          Erfahren
          • 14.03.2014
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          #5
          9. Juli 2024

          Nachdem es gestern ein langer Tag war, habe ich mir für heute vorgenommen, nur "mit Halbgas zu fahren". Laut Topokarte sollte die leichtere der beiden Routen zur Vernagthütte gerade recht sein.

          Ich steige also nach dem Frühstück erst einmal ein wenig vom Hochjochhospiz auf.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 05 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 476,9 KB ID: 3288586 6 - Blick auf das Hochjochhospiz und die gegenüberliegenden Berge; ganz rechts die Finailspitze an der Grenze zu Südtirol


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 06 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 251,8 KB ID: 3288585 7 - Blick in Richtung Hintereisferner; seine Reste sind gerade noch in der Distanz zu sehen


          Dann macht der Wanderweg eine Spitzkehre, und somit habe ich ab hier den Hang links und das Tal rechts. Die Route verläuft praktisch horizontal und ist richtig leicht zu begehen, nach den Maßstäben eines Bergwanderers geradezu ein Spaziergang.


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 07 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 302,6 KB ID: 3288587 8 - Blick Richtung Nordosten; rechts oben der Gipfel der Wildspitze


          Die Wanderroute biegt ganz allmählich von Osten nach Norden um, und so kommt irgendwann einmal die Vernagthütte ins Blickfeld.


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 08 ods punkt.jpg Ansichten: 0 Größe: 331,3 KB ID: 3288588 9 - Blick auf die Vernagthütte (roter Punkt) und die Hintergraslspitzen oberhalb davon


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 08a ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 433,2 KB ID: 3288590 10 - Diese kleine Querung ist die einzige "technische Schwierigkeit" auf einem ansonsten sehr leichten Weg


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 09 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 314,2 KB ID: 3288589 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 10 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 289,9 KB ID: 3288592 11 & 12 - Dann ist die Vernagthütte erreicht ...

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 11 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 297,5 KB ID: 3288591 13 - ... und ich mache Mittagspause.
          .
          Die Vernagthütte ist der Ort, an dem Akeleis Bericht urplötzlich abbricht. Von Schnauf- und Schnarchgeräuschen ist die Rede; dann kommt nichts mehr. Akelei und Gruppe hätten weiter gehen können (1) über den unteren Teil des Seuffertweges, also den normalen Hütten-Abstiegsweg bis zur Talstation der Seilbahn, und von dort über die Rofenhöfe nach Vent, (2) über den hier von mir beschriebenen "Spazierweg" zum Hochjochhospiz, oder (3) in der Direttissima über die Guslarspitzen zum Hochjochhospiz. Letzteres ist allerdings kein Spazierweg mehr; denn da geht es über 3000m hoch.




          Ich plaudere noch ein wenig mit der Hüttenwirtin (der Schwester des Hüttenwirts im Hochjochhospiz) und mache mich dann auf den Rückweg. Auf diesem finde ich am Wegesrand eine Mütze, die irgend jemandem herunter gefallen ist. Ich sammele sie auf, um sie zur Hütte zu bringen. Den Nachmittag vertrödele ich nur im Hochjochhospiz - heute ist es, wie intendiert, nur ein sehr leichter Tag gewesen. Nach dem Abendessen übergebe ich meinen Fund an Carmen, die super-nette Hüttenwirtin. Sie kann ja einmal herum fragen, ob jemand eine Mütze vermißt.

          Zuletzt geändert von OutofSaigon; 12.12.2024, 03:31.

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          • OutofSaigon
            Erfahren
            • 14.03.2014
            • 483
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            #6
            10. Juli 2024

            Heute habe ich wieder mehr Energie bzw. Ambition, heute will ich auf die Guslarspitzen, drei Gipfel von über 3000m Höhe nördlich des Hochjochhospiz. Zunächst ist es der genau gleiche Anstieg wie zur Vernagthütte, siehe also Foto Nr. 6 oben. Danach aber geht es höher hinauf, und es eröffnen sich andere Ausblicke.


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 13 ods.jpg Ansichten: 223 Größe: 278,1 KB ID: 3288669 14 - Blick in Richtung Brandenburger Haus; die kahlen Flächen waren wohl bis vor wenigen Jahrzehnten noch permanent von Eis bedeckt


            Auch dieser Weg ist eigentlich nicht schwer, wenn auch nicht ganz so kinderleicht wie der Weg zur Vernagthütte.


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 14 ods.jpg Ansichten: 222 Größe: 258,0 KB ID: 3288673 15 - Querung eines Schneefleckens auf dem Weg zur Mittleren Guslarspitze; vor mir zwei Bergsteiger aus Wien


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 15 ods.jpg Ansichten: 226 Größe: 288,5 KB ID: 3288671 16 - Blick nach Südosten über das Rofental zum Kreuzkamm; ganz rechts wiederum die Finailspitze an der Grenze zu Südtirol


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 16 ods.jpg Ansichten: 225 Größe: 262,6 KB ID: 3288668 17 - Auf dem Kamm ganz knapp westlich des Gipfels der Mittleren Guslarspitze; "H.H." bedeutet Hochjochhospiz, "V.H." bedeutet Vernagthütte. Im Mittelgrund der Gipfel der Hinteren Guslarspitze.


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 19 ods punkt.jpg Ansichten: 225 Größe: 312,8 KB ID: 3288672 18 - Blick vom Gipfel der Mittleren Guslarspitze (3126m) nach Nordosten, hinunter zur Vernagthütte (gelber Punkt) und zum Gipfel der Wildspitze (rechts oben); rechts im Mittelgrund der Gipfel der Vorderen Guslarspitze


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 17 ods punkte.jpg Ansichten: 224 Größe: 247,8 KB ID: 3288670 19 - Blick nach Nordwesten; grüner Punkt = Brandenburger Jöchl (3248m), blauer Punkt = Kesselwandspitze (3414m), gelber Punkt = Hochvernagtspitze (3536m)


            Verdutzt und kopfschüttelnd beobachten die beiden Wiener Bergsteiger und ich einen Wanderer, der - bei dem roten Punkt - immer wieder versucht, das steile Schneefeld hinauf zu steigen, aber - offenbar ohne Steigeisen - immer wieder hinunter rutscht, bis er es schließlich aufgibt.
            .

            Dann steige ich auf dem gleichen Weg und ohne besondere Vorkommnisse wieder ab zum Hochjochhospiz. Die zusätzliche Besteigung der Hinteren und der Vorderen Guslarspitze habe ich mir geschenkt, obwohl ich dann drei weitere Dreitausender auf meiner Liste gehabt hätte. Die Aussicht wäre ohnehin dieselbe gewesen. Auf dem Rückweg finde ich am Wegesrand ein T-shirt, das irgend jemandem herunter gefallen ist. Ich sammele es auf, um es zur Hütte zu bringen.


            .
            Anmerkung: irgend jemand (war es Blauloke?) fragte einmal auf diesem Forum nach einem leicht zu besteigenden Dreitausender. Über solche Optionen gibt es (mindestens) ein ganzes Buch (z.B. dieses hier: klick), aber die Mittlere Guslarspitze kann ich mit gutem Gewissen empfehlen. Die rund 700 Höhenmeter Aufstieg ab Hochjochhospiz sind - je nach Tempo und Pausen - gut in zwei bis drei Stunden zu schaffen, und die technischen Anforderungen gehen nirgends über T2 hinaus.



            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 37 ods.jpg Ansichten: 495 Größe: 309,6 KB ID: 3289285 19 – Entspannter Nachmittag am Hochjochhospiz

            Nach dem Abendessen übergebe ich meinen Fund an Carmen, die super-nette Hüttenwirtin. Sie kann ja einmal herum fragen, ob jemand ein T-shirt vermißt.

            Zuletzt geändert von OutofSaigon; 12.12.2024, 03:28.

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            • bananensuppe
              Dauerbesucher
              • 13.08.2006
              • 898


              #7
              Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
              10. Juli 2024



              Verdutzt und kopfschüttelnd beobachten die beiden Wiener Bergsteiger und ich einen Wanderer, der - bei dem roten Punkt - immer wieder versucht, das steile Schneefeld hinauf zu steigen, aber - offenbar ohne Steigeisen - immer wieder hinunter rutscht, bis er es schließlich aufgibt.




              Vielleicht hat er Abrutschübungen gemacht.

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              • OutofSaigon
                Erfahren
                • 14.03.2014
                • 483
                • Privat


                #8
                Zitat von bananensuppe Beitrag anzeigen
                Vielleicht hat er Abrutschübungen gemacht.
                Dazu hätte er dann aber besser seine Skier mitgenommen...


                Nun aber noch mal zum Thema "Schneelage": ihr seht in Foto Nr. 15, wie dünn der kleine Schneeflecken nur noch war. Die beiden Herren sind wahrhaftig nicht in Gefahr, zu versinken. Andererseits berichtet Wafer, er sei in jenem Zeitraum fast versunken, und das "nur" im Lechquellgebirge. - Leute: was heißt hier "nur"? Das Lechquellgebirge ist äußerst niederschlagsreich und im Winter sehr schneesicher (zur Freude der Skitouristen). Daß von solchen Schneemassen bis in den Sommer hinein noch ordentlich was übrig ist, kann ja niemanden verwundern.

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                • OutofSaigon
                  Erfahren
                  • 14.03.2014
                  • 483
                  • Privat


                  #9
                  11. Juli 2024

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 21 ods.jpg Ansichten: 143 Größe: 291,2 KB ID: 3288833
                  20- Ein Lehrer verklickert seiner Schulklasse, wie der heutige Tag ablaufen soll ...


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 22 ods.jpg Ansichten: 139 Größe: 263,6 KB ID: 3288829 21 - ... dann bricht die Gruppe auf zur Hütte "Schöne Aussicht", also auf der Trasse des E5


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 23 neu ods.jpg Ansichten: 144 Größe: 299,9 KB ID: 3288834 22 - Auch euer Berichterstatter macht sich auf die Beine


                  Für meinen Aufenthalt im Hochjochhospiz habe ich ja keine besondere Agenda, geschweige denn den Druck, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen. So habe ich mir für heute nur vorgenommen, von der Hütte ein wenig nach Westen zu wandern, in Richtung Mutspitze. Wohlgemerkt: "in Richtung" und nicht unbedingt bis auf den Gipfel auf 3257m Höhe. Mal schauen, was sich ergibt!

                  Nicht weit von der Hütte erblicke ich dieses Schild: "1938"

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 24 ods.jpg Ansichten: 142 Größe: 311,2 KB ID: 3288831 23 - Was bedeutet "1938"?

                  Soll das heißen, daß der Gletscher (der Hintereisferner, siehe Foto 7), der hier nicht einmal mehr in der Distanz zu sehen ist, im Jahr 1938 noch bis hier hin gereicht hat?? Das wäre ja ungeheuerlich. Nachdenklich wandere ich weiter...


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 25 ods.jpg Ansichten: 140 Größe: 319,7 KB ID: 3288832 24 - Detail am Wegesrand


                  Schließlich steigt der Weg relativ steil nach Nordwesten an.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 26 ods.jpg Ansichten: 144 Größe: 288,3 KB ID: 3288830 25 - Weiterweg nach Nordwesten

                  Viele von euch erkennen es rasch: dies ist eine geradezu klassische Seitenmoräne eines ehemaligen Gletschers. Wir müssen also folgern, daß bis vor etwa 200 Jahren die gesamte rechte Hälfte dieses Fotos noch von Eis bedeckt war, und zwar bis auf die Höhe dieser Seitenmoräne. Wahrhaft erschreckend, sich das vor Augen zu führen!!

                  Anschließend strawanze ich nur, mehr oder weniger ziellos, ein wenig auf dem grasigen Gelände umher. Es gibt dort nichts Besonderes, und so mache ich nicht einmal ein weiteres Foto, sondern gehe irgendwann einmal wieder zurück zur Hütte. Als ich dort eintreffe, flachst Carmen mich an: „Na, was hast du heute gefunden?“. Leider habe ich heute gar nichts gefunden, habe nicht einmal irgendeine Person getroffen. Der Bereich um die Mutspitze wird offenbar nur selten von Wanderern aufgesucht.


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 27 ods.jpg Ansichten: 140 Größe: 242,8 KB ID: 3288835 26 - Der Abschluß eines entspannten Wander-Halbtages: ein köstlicher Kaiserschmarrn auf dem Hochjochhospiz


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 28 ods.jpg Ansichten: 140 Größe: 281,6 KB ID: 3288836 27 - Für den kommenden Tag kündigt sich Regenwetter an...
                  .
                  .
                  Fortsetzung folgt
                  Zuletzt geändert von OutofSaigon; 26.10.2024, 11:32.

                  Kommentar


                  • StefanBoe
                    Erfahren
                    • 14.12.2020
                    • 440
                    • Privat


                    #10
                    Genieße es sehr, deinem schönen Bericht zu folgen! Die Ötztaler um Vent herum kenne ich noch nicht und bekomme auf diese Weise gute Einblicke.

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                    • Maunz
                      Alter Hase
                      • 24.08.2009
                      • 2520
                      • Privat


                      #11
                      Danke für den tollen Bericht!
                      Das Schild kann durchaus die Markierung des Gletscherstandes sein. Wenn ich auf eigenen Fotos sehe, wie sehr sich manche Gletscher in den lezten 30 Jahren zurückgezogen haben, ist das plausibel.

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                      • Flachlandtiroler
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                        Moderator
                        Liebt das Forum
                        • 14.03.2003
                        • 30307
                        • Privat


                        #12
                        Zitat von Maunz Beitrag anzeigen
                        Wenn ich auf eigenen Fotos sehe, wie sehr sich manche Gletscher in den lezten 30 Jahren zurückgezogen haben, ist das plausibel.
                        Das klassische Besipiel gibt die Konkordiahütte. Man braucht sich keineswegs den ganzen Film (über den Umbau der Gletschertreppe) anzusehen, die ersten Bilder reichen.
                        Die Hütte lag ursprünglich 50m über auf Gletscherniveau, jetzt sind es 200 Meter Höhenunterschied.

                        Mer de Glace ähnlich, letztes Jahr war die Rede davon dass jedes Jahr s i e b e n Meter Dicke (!) verloren gehen. Was das bei einer Steigung von nahezu Null für eine Strecke ist, kann man sich vorstellen.
                        Meine Reisen (Karte)

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                        • Maunz
                          Alter Hase
                          • 24.08.2009
                          • 2520
                          • Privat


                          #13
                          Am Rhonegletscher sieht man es auch gut, da gibt es auch Tafeln mit Jahreszahlen. Wir haben in diesem Jahrtausend noch den Steingletscher anfassen können, nur eben die paar Meter vom Parkplatz abwärts. Und wo hängt der jetzt?
                          Wieder on topic: das Bild am Anfang von Beitrag # 5 gefällt mir besonders gut - kleines Haus und ganz viel Berg

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                          • berniehh
                            Alter Hase
                            • 31.01.2011
                            • 2627
                            • Privat


                            #14
                            Sehr schöner Bericht und die schneebedeckten Berge sehen von der Guslarspitze aus richtig klasse aus.

                            Der Gletscherrückgang ist dramatisch. Der Hintereisferner soll in einem einzigen Jahr mal 5 Prozent seiner Masse verloren haben und mit allen anderen Gletschern sieht es ähnlich schlimm aus
                            www.trekking.magix.net

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                            • OutofSaigon
                              Erfahren
                              • 14.03.2014
                              • 483
                              • Privat


                              #15
                              Für euere netten Kommentare bedanke ich mich.

                              Maunz: wenn dir Foto Nr. 6 gefallen hat (ich nummeriere die Fotos, damit man leichter darauf Bezug nehmen kann), dann wird dir das noch kommende Foto Nr. 29 ebenso gefallen - es ist quasi das Gegenstück dazu und sogar noch eine Steigerung.

                              Der Gletscherschwund ist gerade in diesem Bereich offensichtlich und erschreckend. Wir sollten diesen Faden aber bitte nicht zu einem Platz für allgemeine Diskussionen über den Klimawandel machen. Lasst uns beim Thema "Ötztal" bleiben!

                              Ich habe dieses Jahr keine Hüttentour gemacht, sondern mich nur auf drei Hütten einquartiert und von dort aus Tagestouren unternommen. Die allerletzte davon war ein absolutes Highlight in mehrfacher Hinsicht - dazu kommen wir noch (Spannung, Spannung). Die anderen Tagestouren aber waren alle von der sehr gemäßigten Art - kein Vergleich z.B. mit Stefans toller Tour dieses Jahr . - (Bernds Touren sind sowieso eine Liga für sich). - Das macht aber auch nichts. Ich werde eben immer älter, und selbst eine Tour, die ich vor fünf Jahren noch gemacht habe, wäre mir jetzt wohl schon zu hart.

                              Trotzdem bin ich nicht unzufrieden oder enttäuscht: die wenigsten meiner Schul- und Studienfreunde kämen überhaupt noch bis zum Hochjochhospiz (oder zur Sarotlahütte, von der noch die Rede sein wird), geschweige denn darüber hinaus...
                              Zuletzt geändert von OutofSaigon; 12.12.2024, 03:33.

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                              • Flachlandtiroler
                                Freak
                                Moderator
                                Liebt das Forum
                                • 14.03.2003
                                • 30307
                                • Privat


                                #16
                                Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                9. Juli 2024
                                [...]
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht Name: 2024 Oetztal 06 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 251,8 KB ID: 3288585 7 - Blick in Richtung Hintereisferner; seine Reste sind gerade noch in der Distanz zu sehen
                                Vergleichsbild, etwas weiter hinten im Tal aufgenommen, vor vierzig Jahren im Hochsommer:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 840520.jpg
Ansichten: 726
Größe: 197,8 KB
ID: 3289315
                                Meine Reisen (Karte)

                                Kommentar


                                • Bergahorn
                                  Erfahren
                                  • 13.04.2019
                                  • 465
                                  • Privat


                                  #17
                                  Habe gerade mal auf einer geerbten Karte von 1951 geschaut, wo der Gletscher eingezeichnet ist, vielleicht hilft dir das mit dem 1938-Schild weiter. Leider konnte ich darauf keine Jahresangabe zum Gletscherstand finden. Da sie über 70 Jahre alt ist, darf ich das Foto davon wohl hier posten, hoffe ich jedenfalls.

                                  Außerdem: Danke für den Bericht!
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20241026_122832660_copy_1280x964.jpg Ansichten: 0 Größe: 690,3 KB ID: 3289323
                                  Angehängte Dateien

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                                  • OutofSaigon
                                    Erfahren
                                    • 14.03.2014
                                    • 483
                                    • Privat


                                    #18
                                    Mit der Diskussion über den Hintereisferner kommen wir nun auf ein gewisses „Nebengleis“, aber ich nehme dieses Unterthema auf mit der Maßgabe, daß wir bald wieder zum „Hauptgleis“ zurück kehren.
                                    Zunächst einmal Dank an Bergahorn für die Übersendung dieser alten Topokarte! Laut §64 des Urheberrechts-Gesetzes erlischt das Urheberrecht nach 70 Jahren, also darf man eine Karte von 1951 jetzt wohl kopieren.

                                    Auf dieser Karte habe ich markiert, wo damals die Gletschertore („GT“) eingetragen waren. Darüber hinaus sehe ich: die Schmelzwasserbäche des von Norden kommenden Gletschers sind (noch) ziemlich klein eingezeichnet.
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Hintereis 1940s annot.jpg Ansichten: 0 Größe: 582,0 KB ID: 3289964
                                    Nun schauen wir mal, wie die Situation jetzt auf Opentopomap dargestellt ist:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Hintereis 2020s annot.jpg Ansichten: 0 Größe: 147,2 KB ID: 3289961
                                    Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                                    Das Gletschertor des Hintereisferners ist nun viel weiter im Westen, das Gletschertor des nördlichen Gletschers schon außerhalb des Kartenausschnitts. Der von Norden kommende Schmelzwasserbach ist inzwischen so breit und reißend geworden, daß der Bau einer Brücke erforderlich wurde.

                                    Die folgenden vier Fotos verdeutlichen es nochmals (das erste und das letzte hatte ich schon oben gezeigt). Die Aufnahme-Standorte habe ich auf obiger Karte mit A, B, C und D markiert.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 24 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 311,2 KB ID: 3289959 A – Nochmals die Markierung „1938“

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 24+ ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 301,2 KB ID: 3289963 B – Brücke über den von Norden kommenden Schmelzwasserbach – „Einfach Drüberhüpfen“ ist hier offensichtlich keine Option mehr

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 24++ ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 380,2 KB ID: 3289960 C – Blick bergab über die alte Mittelmoräne (die Brücke habe ich mit „Br“ markiert)
                                    Diese Moräne war wohl im 19. Jahrhundert eine Mittelmoräne zwischen den beiden Gletscherzungen von Norden und von Westen, die anschließend gemeinsam das jetzige Tal der Rofenache bergab geflossen sind, bis auf Höhe des jetzigen Hochjochhospiz und wahrscheinlich sogar noch weiter talabwärts.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 26 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 288,3 KB ID: 3289962 D – Blick bergauf über die alte Seitenmoräne
                                    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 30.10.2024, 04:02.

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                                    • OutofSaigon
                                      Erfahren
                                      • 14.03.2014
                                      • 483
                                      • Privat


                                      #19
                                      Für die Zeit ab dem Jahr 2000 kann man solche Entwicklungen auch über Satellitenbilder, z.B. bei Google Earth, verfolgen. Für den Hintereisferner sieht das aus wie folgt:

                                      Hintereisferner im Jahr 2000:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Hintereisferner 2000 Satellit annot.jpg
Ansichten: 504
Größe: 131,8 KB
ID: 3290900

                                      Hintereisferner im Jahr 2022:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Hintereisferner 2022 Satellit annot.jpg
Ansichten: 498
Größe: 113,2 KB
ID: 3290901

                                      Auf beiden Bildern seht ihr übrigens auch - ganz klein winzig - den Schatten des Hochjochhospiz; ich habe ihn jeweils mit einem "H" markiert.


                                      Solche (und weitere) Bildpaare kann man natürlich von sämtlichen Alpengletschern erstellen. Weil wir aber nicht vom Hundersten ins Tausendste geraten sollten, mache ich jetzt hier Schluß und kehre zurück auf das "Hauptgleis".

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                                      • OutofSaigon
                                        Erfahren
                                        • 14.03.2014
                                        • 483
                                        • Privat


                                        #20
                                        12. Juli 2024

                                        Gestern nachmittag hat der Regen sich angekündigt, heute früh ist er da. Volle Kanne. Buchstäblich. Da kann man nicht viel machen. GAR nichts zu machen und NUR in der Hütte herum zu sitzen, ist aber auch nicht mein Ding. Also?? Bei meiner Wanderung zur Guslarspitze (siehe oben) habe ich gesehen, daß ein Wegweiser reparaturbedürftig ist (der Druck der winterlichen Schneebedeckung hat die Schilder glatt vom Pfosten gerissen) und daß der Weg eine Verbesserung der Drainage gebrauchen könnte. Also bespreche ich mit Florian, ob ich das nicht heute machen könnte. So viele Freiwillige des Alpenvereins und anderer Organisationen arbeiten immer wieder mit vieler Mühe an solchen Aufgaben, warum kann ich das nicht auch tun?

                                        Ihr müßt wissen: jeder Hüttenwirt ist auch verantwortlich für die Unterhaltung eines genau definierten Teils des Wegenetzes in der Umgebung „seiner“ Hütte, und der Weg zur Guslarspitze fällt in Florians Zuständigkeit. Daher geht er gerne auf meinen Vorschlag ein und gibt mir alles notwendige Gerät und Material für die geplanten Arbeiten mit.

                                        So ziehe ich denn los und arbeite ein paar Stunden im Regen, schraube die Wegweiserschilder wieder an und hacke seitliche Regenwasserabflüsse in die Schultern des Wanderweges. Fotos davon werdet ihr wohl nicht erwarten, oder?

                                        Nachmittags bedankt sich Florian bei mir für meinen Einsatz und spendiert mir ein Stamperl seines selbst gebrannten Zirbenschnapses. Diesen kann ich allen Gästen empfehlen, auch dann, wenn sie ihn bezahlen müssen


                                        13. Juli 2024

                                        Heute ist das Wetter schon wieder etwas besser, oder sollte ich sagen „weniger schlecht“? Ich frühstücke erst einmal. Dann trete ich vor die Hüttentür.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 31 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 231,1 KB ID: 3290903 28 - Florian, der super-nette Hüttenwirt, macht von einer Wandergruppe ein Foto „mit allen drauf“

                                        Schaut hin: alle Herrschaften haben ihre Regenjacken angezogen und die Regenhüllen über die Rucksäcke gezogen. Dies mit Sicherheit nicht deswegen, weil sie alle blöd sind.

                                        Dies soll mein letzter Tag auf dem Hochjochhospiz sein, und ich habe mir vorgenommen, auf dem E5 nach Südwesten zu gehen, also in Richtung zu der Hütte „Schöne Aussicht / Bella Vista“ auf der Grenze zu Südtirol. Auch heute aber wieder nur „in Richtung“, mithin nicht unbedingt bis zu einem definierten Ziel, sondern nur so weit, wie es mir sinnvoll erscheint. Der E5 geht in das Tal hinein, das ihr in obigem Foto im Hintergrund erkennt. Es sieht heute nicht gerade sonnig aus dort, bestenfalls „durchwachsen“.

                                        Einige Zeit nach jener Wandergruppe mache auch ich mich auf den Weg. Das ist in diesem Falle erst einmal ein beträchtlicher Abstieg nach Süden hinunter zur Rofenache, die Überquerung derselben auf einer Brücke, und dann der Wiederaufstieg auf den Gegenhang. Nach einer guten halben Stunde bist du dann wieder auf derselben Höhe, auf der du gestartet bist.

                                        „Durchwachsen“ ist etwas anderes als „Schnürlregen“: es gibt durchaus einmal sonnige Abschnitte, und einen solchen erwische ich auch zum Glück auf besagtem Gegenhang.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 32 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 355,6 KB ID: 3290904 29 – Blick zurück auf das Hochjochhospiz von Süden

                                        Nun also geht der Weg das Tal hinauf nachn Südwesten. Führte der Zustieg zur Hütte von Nordosten noch durch grasiges Gelände, so ist es hier, obwohl auf gleicher Höhe, einfach nur steinig, steinig und nochmals steinig. Warum ist das so? Klar: auch dieses Seitental war offenbar noch bis vor kurzer Zeit permanent von Eis / Firn / Schnee bedeckt, und es konnte sich keine Vegetation entwickeln. Das Hochjochhospiz dagegen liegt auf einem Südhang, dort war es schon immer wärmer.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 33 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 364,5 KB ID: 3290905 30 – Die erste kleine Bachquerung nehme ich noch gelassen. Selbst mit Halbschuhen kein Problem

                                        Weiter geht es. Steine ohne Ende. Vor mir die Perspektive, bald in die Wolken bzw. den Nebel zu geraten.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 34 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 266,4 KB ID: 3290907 31 – Hier geht es zur S.A., ganz unpolitisch „Schöne Aussicht“

                                        Weiter geht es. Steine ohne Ende. Vor mir weiterhin die Perspektive, bald in die Wolken bzw. den Nebel zu geraten. Hmmm.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 35 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 337,4 KB ID: 3290906 32 – Bei dieser Bachquerung zögere ich lange

                                        Das Wasser steht hier sehr viel höher als bei dem ersten Bächlein, und es würde mir wohl von oben in die Schuhe laufen. Außerdem: wie komme ich auf der anderen Seite wieder aus dieser Rinne heraus? Das Gemisch von durchweichter Erde und Steinen sieht mir nicht Vertrauen erweckend aus. Der Schneezunge traue ich ebenfalls nicht: sie ist bereits stark vom Bach unterspült und klebt gerade nur noch so am Hang. Irgendwann ist irgend jemand die eine Person, die eine zu viel war und diese ganze Schneezunge in den Bach rutschen läßt. Nun war ich aber schon mehrmals die eine Person, die eine zu viel war und eine Schneezunge zum Abrutschen oder eine Schneebrücke zum Einsturz gebracht hat. Das muß nicht sein, zumal ich mir ja für die nächsten Tage wieder einige schöne Touren vorgenommen habe.

                                        So entscheide ich denn, daß ich von einem Versuch, diesen Bach jetzt hier zu queren, zu wenig zu gewinnen und zu viel zu verlieren hätte. Daher kehre ich hier um und wandere zurück zum Hochjochhospiz.

                                        Dort angekommen, treffe ich die Eltern der Hüttenwirtin, die aus Gries im Sulztal zu Besuch gekommen sind. Belustigt stellen wir fest, daß der Vater den gleichen Vornamen hat wie ich selbst (er ist in Österreich gebräuchlicher als in Deutschland und geht auch in meinem Falle auf den österreichischen Teil meiner Familiengeschichte zurück). Wir begießen dies mit mehreren Stamperln des schon erwähnten köstlichen Zirbenschnapses und verbringen, angeregt plaudernd, einen sehr angenehmen gemeinsamen Abend, meinen letzten im Hochjochhospiz.

                                        Morgen früh soll es dann weiter gehen zu anderen Zielen.
                                        .


                                        Zuletzt geändert von OutofSaigon; 12.12.2024, 03:33.

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                                        • OutofSaigon
                                          Erfahren
                                          • 14.03.2014
                                          • 483
                                          • Privat


                                          #21
                                          14. Juli 2024

                                          Fünf Tage und sechs Nächte war ich nun im Hochjochhospiz, länger als jeder andere Gast während dieser Zeit, länger wahrscheinlich auch als die allermeisten Hüttengäste überhaupt. Es wird also Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. So wandere ich denn im Morgenlicht zurück nach Vent, natürlich wiederum vorbei an den Rofenhöfen.

                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 41  ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,7 KB ID: 3291608 33 - Im Morgenlicht wandere ich zurück nach Vent


                                          Wie ich von Vent zur Amberger Hütte komme, hat mir Carmen, die super-nette Hüttenwirtin erklärt. "Fahr mit dem Bus bis nach Längenfeld und warte dort, gleich neben der Bushaltestelle, bei der sogenannten Mitfahrbank, bis dich jemand mitnimmt nach Gries im Sulztal. Von dort an mußt du allerdings wieder laufen".


                                          Also gehe ich in Vent erst einmal zur Endhaltestelle des Busses. Zwei Damen sind auch schon dort. Voller Vorfreude verfolgen wir auf der digitalen Anzeige, wann der Bus kommen wird. Noch sechs Minuten ... noch vier Minuten ... noch zwei Minuten ... (???) ... (???) ... noch 50 Minuten ... - Oh, was ist da los? Warum ist der Bus nicht gekommen??

                                          Verwirrt gehe ich in Richtung Ortsmitte, um heraus zu finden, was da vorgeht. Eine freundliche junge Polizistin gibt mir alsbald Auskunft: heute ist "Kirtag" (Kirchweihtag) in Vent, und die Straße ist wegen der Prozession kurzzeitig gesperrt. Da sehe ich auch schon die Einheimischen, in schöne Tracht gekleidet, den Pfarrer usw.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 42 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 275,6 KB ID: 3291609 34 - Kirtag (Kirchweihtag) in Vent


                                          Das hatten wir natürlich nicht auf dem Plan gehabt, und auch die digitale Anzeige hatte es nicht berücksichtigt. Ich nehme aber zur Kenntnis, daß die Gebete ausdrücklich sowohl für die Bewohner als auch die Besucher des Ortes den göttlichen Segen erbitten, und das versöhnt ja denn doch wieder.
                                          .

                                          Der nächste Bus kommt dann wieder regulär, und so fahre ich erst einmal hinunter nach Schicki-Micki-Sölden. Dort gefällt es mir heute auch nicht besser als vor einer Woche, aber der Anschlußbus bringt mich bald nach Längenfeld, wo ich auch sogleich die von Carmen erwähnte Mitfahrbank finde.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 43 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 345,1 KB ID: 3291610 35 - Mitfahrbank in Längenfeld

                                          Ich habe kaum ein paar Minuten gewartet, da hält auch schon ein Auto an, ein Sammeltaxi (diese fahren hier relativ oft und werden von der Landesregierung subventioniert). Drinnen ist noch mehr als genug Platz für mich und meinen Rucksack, denn es sitzt nur einzige junge Dame drin. So fahren wird denn los in Richtung Gries, das erste Stück über bemerkenswert steile Serpentinen. Beim Plaudern stellt sich heraus, daß die junge Dame eine Cousine von Carmen ist. Das überrascht mich allerdings nicht allzu sehr, denn Carmen stammt ja aus Gries.

                                          In Gries angekommen (was nicht lange gedauert hat), habe ich erst einmal Hunger und kaufe mir in einem Laden eine Leberkäs-Semmel (LKW = Leberkäs-Weck sagt man in Schwaben dazu). Der Laden wird bemerkenswerterweise von einem "Zuag´roasten" betrieben.

                                          Anschließend starte ich zum Fußmarsch zur Amberger Hütte. Am Straßenrand fällt mir eine interessant gewachsene Lärche auf.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 44 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 491,9 KB ID: 3291613 36 - Interessant gewachsene Lärche an der Straße zur Amberger Hütte

                                          Notabene: ich sagte "Straße", nicht "Weg", und in der Tat führt zur Amberger Hütte eine gewalzte Straße. So kann man die Hütte leicht versorgen: der Lastwagen fährt bis an die Küchentür. Außerdem ermöglicht diese Straße zahlreichen E-Bikern eine bequeme Fahrt bis zur Hütte, und daher ist diese Hütte auch in erheblichem Maße eine Ausflugsgaststätte für Tagesgäste.
                                          .

                                          So wandere ich denn eine ganze Weile bergauf. Es ist ordentlich heiß, und ich habe einen relativ schweren Rucksack dabei. Relativ schwer ist er, weil ich verschiedene Schuh-Modelle mitgenommen habe, um sie unter unterschiedlichen Bedingungen zu testen. Darauf komme ich noch zurück. Nun aber sehe ich erst einmal, schwitzend, am Straßenrand ein Haus mit Bänken und Sonnenschirmen davor - höchst einladend für eine Rast.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 45 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,6 KB ID: 3291611 37 - Rast auf der Sulztalalm

                                          Dies ist die Sulztalalm, betrieben von Wirt Gabriel und seiner Frau. Zwei Kinder, Magdalena und Johann, hüpfen ebenfalls herum. Hier lasse ich mir nicht nur ein Getränk servieren, hier schließe ich auch schnell Freundschaft mit Gabriel und den Seinen und nehme mir vor, wieder zu kommen.

                                          Dennoch muß ich heute nun erst einmal weiter (habe mich ja schließlich auf der Amberger Hütte zur Übernachtung angemeldet). Eine gute halbe Stunde später treffe ich denn auch an meinem Tagesziel ein.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 47 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 263,5 KB ID: 3291614 38 - Ankunft an der Amberger Hütte

                                          Irgendwann gibt es ein leckeres Abendessen, und ich hatte also einen guten Tag.

                                          Leicht belustigt bemerke ich, daß hier gratis Ohropax ausgegeben wird.


                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 48 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,4 KB ID: 3291612
                                          39 - Oropax (oder Ohropax?) gibt es hier gratis

                                          Ich habe aber sowieso immer meine eigenen Ohrstöpsel dabei und schlafe daher sehr gut. Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird!
                                          .
                                          Fortsetzung folgt​

                                          Kommentar


                                          • StefanBoe
                                            Erfahren
                                            • 14.12.2020
                                            • 440
                                            • Privat


                                            #22
                                            Lustig: Wo ich dein Bild sehe, kann ich mich wieder an die verwachsene Lärche am Weg zur Amberger Hütte erinnern. (Tour durch die Stubaier 2013). Auch an die Oropax-Dose auf der Amberger Hütte meine ich mich erinnern zu können. Den Weg zur Hütte fand ich durch die gewalzte Piste mittelmäßig, aber den flachen Sulztalboden und überhaupt das weitläufige Gebiet oberhalb der Hütte fand ich super!

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                                            • Schwindelfrei
                                              Gerne im Forum
                                              • 13.11.2017
                                              • 72
                                              • Privat


                                              #23
                                              Danke für diesen netten Bericht (bzw. den bisherigen Berichtsabschnitt) !

                                              Die Rofenhöfe bei Vent sind nicht nur Bauernhöfe wie viele andere. Vielmehr lese ich im Internet, sie seien (1) oberhalb der Baumgrenze gelegen sowie (2) die höchstgelegene Dauersiedlung Österreichs und auch (3) die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen insgesamt.

                                              Behauptung (1) ist unrichtig, wie das erste Foto hier schon beweist: noch oberhalb der Rofenhöfe stehen ausgewachsene Bäume. Behauptung (2) mag richtig sein; jedenfalls kann ich sie (derzeit) nicht widerlegen. Behauptung (3) ist ebenfalls unrichtig: das kleine Dorf Juf in Graubünden liegt nochmals rund hundert Meter höher (und da Juf östlich der Linie Chur-Chiavenna liegt, rechnen wir es zu den Ostalpen).

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                                              • mariusgnoedel
                                                Dauerbesucher
                                                • 11.05.2017
                                                • 922
                                                • Privat


                                                #24
                                                Zitat von Schwindelfrei Beitrag anzeigen
                                                Danke für diesen netten Bericht (bzw. den bisherigen Berichtsabschnitt) !

                                                Die Rofenhöfe bei Vent sind nicht nur Bauernhöfe wie viele andere. Vielmehr lese ich im Internet, sie seien (1) oberhalb der Baumgrenze gelegen sowie (2) die höchstgelegene Dauersiedlung Österreichs und auch (3) die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen insgesamt.

                                                Behauptung (1) ist unrichtig, wie das erste Foto hier schon beweist: noch oberhalb der Rofenhöfe stehen ausgewachsene Bäume. Behauptung (2) mag richtig sein; jedenfalls kann ich sie (derzeit) nicht widerlegen. Behauptung (3) ist ebenfalls unrichtig: das kleine Dorf Juf in Graubünden liegt nochmals rund hundert Meter höher (und da Juf östlich der Linie Chur-Chiavenna liegt, rechnen wir es zu den Ostalpen).

                                                OT:
                                                Naja, je nach Quelle sind diese Höfe auch nur die höchstgelegenen, ganzjährig bewirtschafteten Höfe in Österreich. Beispielsweise ist Kühtai auf dem Papier höher und es gibt auch wenige Einwohner.

                                                Baumgrenze - was ist die genaue Definiton?
                                                Richtig ist, dass oberhalb der Höfe - Richtung Breslauer Hütte es keine Bäume mehr gibt.

                                                Andererseits auf der anderen Talseite gehen die Bäume/der Wald bis ca 2200hm ... 2300hm (bei der Talleitspitze/Hörnle).

                                                Zum Bericht:
                                                Toller Bericht und tolle Bilder, ich war bei Vent/Hochjochhospitz/... immer später dort und es gab dann keine (Alt)Schneefelder mehr. Im Hochjochhospitz war der Bach ziemlich laut im Zimmer.

                                                Amberger Hütte/Gries war ich noch gar nicht.

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                                                • Flachlandtiroler
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                                                  Moderator
                                                  Liebt das Forum
                                                  • 14.03.2003
                                                  • 30307
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  OT:
                                                  Zitat von mariusgnoedel Beitrag anzeigen
                                                  Baumgrenze - was ist die genaue Definiton?
                                                  Die Bäume bilden noch "Wald" i.e. die Kronen berühren sich untereinander.


                                                  Zu Amberger Hütte und Vent vergleiche auch hier (Schrankogel & WIldspitze).
                                                  Schaut noch ziemlich gleich aus...
                                                  Meine Reisen (Karte)

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                                                  • OutofSaigon
                                                    Erfahren
                                                    • 14.03.2014
                                                    • 483
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    Wir sind hier nun abermals auf ein gewisses "Nebengleis" gekommen, auf dem wir nicht allzu lange verweilen sollten.

                                                    Erklärungen zu den Begriffen "Waldgrenze" bzw. "Baumgrenze" findet ihr u.a. in einem Artikel bei Wikipedia (klick) und auch auf der Homepage des Schweizer Alpenclubs (klick). - Kamerad Martin "Flachlandtiroler" ist hier etwas durcheinander geraten, indem er eine Frage zur Baumgrenze mit einer Definition der Waldgrenze beantwortet. Die Baumgrenze liegt höher als die Waldgrenze; denn selbst dort, wo kein geschlossener Wald mehr vorzufinden ist, wachsen noch einzelne Bäume oder ganz kleine Baumgrüppchen. Irgendwann einmal ist aber auch damit Schluß.

                                                    Auf dem allerersten Foto in meinem Bericht seht ihr noch oberhalb der Rofenhöfe ein kleines Waldstück. Das zweite Foto ist aufgenommen oberhalb der Waldgrenze, aber noch unterhalb der Baumgrenze; es war NACH (also westlich) der Talstation der Materialseilbahn zur Vernagthütte - bis zu dieser führt noch ein Fahrweg für Klein-LKW, danach existiert nur noch ein Wanderweg; dort fährt nur noch das Gelände-Motorrad von Florian Scheiber.​

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                                                      Erfahren
                                                      • 14.03.2014
                                                      • 483
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Danke für euere Kommentare, StefanBoe und mariusgnoedel !

                                                      Nein, es ist kein "toller Bericht" - es sind eigentlich nur die Urlaubsfotos eines älteren Herrn. Dieser ist absolut kein Ironman, Olympiasieger o.ä., aber noch einigermaßen rüstig, und er hat auch keine Tomaten auf den Augen, sondern erlebt und registriert noch viele schöne Dinge, die eigentlich alle erleben und registrieren können, sofern sie auch nur einigermaßen fit und aufgeschlossen sind.

                                                      Marius: wenn du noch nicht im Sulztal und auf der Amberger Hütte warst (so wie ich selbst bis vor einem halben Jahr), dann lies einfach weiter!

                                                      Stefan: ich bin belustigt, daß du dich nach elf Jahren noch an jenen Baum erinnerst. Ich bin sogar beeindruckt. Ich bin nicht sicher, ob ich mich nach elf Jahren noch an so etwas erinnern würde; ja: ich bin nicht einmal sicher, ob ich in elf Jahren überhaupt noch am Leben sein werde, hahaha! - Wenn du 2013 in den Stubaier Alpen warst, kommt vielleicht irgendwann einmal noch ein Bericht davon

                                                      Die Ohrenstöpsel kenne ich nur als Ohropax (mit "h"). Ohne "h" schreibt man die geologisch-geographischen Fachbegriffe "Orographie" (Beschreibung von Gebirgen) und "Orogenese" (Entstehung von Gebirgen).

                                                      Die ungewöhnliche Weite des Tals oberhalb der Amberger Hütte ist auch mir aufgefallen, und ich werde noch darauf eingehen. Wartet ab!

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                                                      • OutofSaigon
                                                        Erfahren
                                                        • 14.03.2014
                                                        • 483
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        15. Juli 2024

                                                        Kurz nach sieben Uhr trete ich vor die Hüttentür, um hinauf zu schauen zu dem Ziel, das ich mir für heute vorgenommen habe: dem Vorderen Sulzkogel, 2796m hoch, dem Hausberg der Amberger Hütte. (Notabene: es gibt mehrere Berge namens "Sulzkogel"; wer also im Internet nach weiteren Informationen sucht, sollte sorgfältig darauf achten, auf welchen dieser verschiedenen Sulzkogel sich die gefundenen Informationen beziehen).


                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 51 ods.jpg Ansichten: 74 Größe: 308,0 KB ID: 3293716 40 - Von der Amberger Hütte schaue ich hinauf zum Vorderen Sulzkogel (2796m)

                                                        Das erscheint mir ein verlockendes Ziel: steil und felsig, eine gewisse Herausforderung. Zwar war die Guslarspitze, die ich am 10. Juli bestiegen habe (siehe oben), deutlich höher (3126m), aber doch auch irgendwie leicht zu bezwingen und keine technische Herausforderung.

                                                        Dann gehe ich also los. In Anbetracht des felsigen Geländes habe ich heute keine Wanderschuhe angezogen, sondern Zustiegschuhe, die für felsiges Geländes ausgelegt sind. Mal sehen, wie die sich hier bewähren! Allerdings führt der erste Teil des Anstiegs natürlich zunächst durch grasiges Terrain bzw. über erdige Wege, bevor es weiter oben richtig felsig wird.


                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 52 ods.jpg Ansichten: 73 Größe: 372,8 KB ID: 3293718 41 - Aufstiegsroute zum Sulzkogel

                                                        Irgendwo auf dem grasigen Terrain nehme ich erst einmal mein mitgebrachtes Frühstück ein. Ich frühstücke eigentlich viel lieber draußen, in der freien Natur, als in irgendeiner Hüttenstube, aber das ist natürlich Geschmackssache. Etwa um halb neun Uhr steige ich dann wirklich an, und es ist auch wirklich ein schöner Anstieg im Morgenlicht.


                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 53 ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 392,2 KB ID: 3293723 42 - Anstieg im Morgenlicht

                                                        Rasch erreiche ich den felsigen Teil des Aufstiegs, und der hat es in der Tat in sich. Sehr große Blöcke, keinerlei "Weg" mehr, sondern nur noch Markierungen, mit denen man der besten Route durch das Gestein folgt. Mit Fotos kann man das eigentlich gar nicht recht dokumentieren. Ohne Hilfsmittel kommt man da kaum noch weiter. Ich müßte wohl meine Hände zu Hilfe nehmen, hätte ich nicht meine Trekkingstöcke dabei. An einigen Stellen sind künstliche Trittstufen aus Stahl angebracht, damit es überhaupt noch geht. Ich sehe sogar einige Sicherungsringe in den Fels gebohrt, und das erstaunt mich denn doch. Zum Abseilen sind die offensichtlich nicht; denn dafür ist das Gelände immer noch zu "flach", also bei weitem nicht steil genug. Ich kann mir den Zweck dieser Ringe nur so vorstellen, daß viele Bergführer ihre Gäste bzw. Gästegruppen dort am Seil sichern wollen; denn ein Sturz könnte hier schon zu erheblichen Verletzungen führen.

                                                        Ob das noch Wegklasse T4 ist oder schon T5, das kann ich nicht kompetent beurteilen; da müßten wir einige unserer ODS-Fachleute hier her schicken. Auf jeden Fall habe ich hier das, was ich mir gewünscht habe: die Art von Herausforderung, die ich an der Guslarspitze irgendwie vermißt habe. Andererseits ist dies auch schon nahe der Grenze dessen, was ich noch ungesichert gehen will - ich bin ja schließlich kein wirklicher Bergsteiger, sondern nur ein Wanderer. - Am Seil gesichert zu klettern, wäre eine andere Sache, und auch dazu werde ich später in diesem Sommer noch kommen (Spannung, Spannung).
                                                        .

                                                        Etwa um zehn Uhr erreiche ich dann den Gipfel und schieße, nicht ohne einen gewissen Stolz, ein Selfie mit dem Gipfelkreuz. Und natürlich bin ich bei so einem herrlichen Wetter nicht allein hier oben.


                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 54a ods.jpg Ansichten: 73 Größe: 109,8 KB ID: 3293717 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 54b ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 191,7 KB ID: 3293719 43 & 44 - Auf dem Gipfel des Sulzkogel


                                                        Vom Gipfel aus hat man selbstredend eine tolle Aussicht, vor allem nach Süden, in den oberen Teil des Sulztals.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 55 ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 336,1 KB ID: 3293720 45 - Blick nach Süden ins obere Sulztal

                                                        Ihr seht (von rechts) die Gipfel der Kuhscheibe (3188m), der Wilden Leck (3359m), des zweithöchsten Berges im Sulztal, dann in Bildmitte des Windacher Daunkogels (mit 3348m nur wenig niedriger) und ganz links der Mutterberger Seespitze (3302m).
                                                        .

                                                        Im Nachhinein merke ich auch, daß ich euch auf diesem Foto meine Wanderziele der nächsten drei Tage zeigen kann: am 16. Juli ging ich - in Bildmitte - zu dem Gletschersee, der hier von einem Felsriegel verdeckt wird und daher nicht zu sehen ist; am 17. Juli wanderte ich rechts hinauf in das weite grasige Kar unterhalb der Kuhscheibe (der Berg heißt tatsächlich Kuhscheibe mit "b", nicht etwa mit "ß"); dann am 18. Juli wanderte ich am Hang des Schrankogels (3497m), des höchsten Berges im Sulztal, hinauf bis zu einer Schulter, die "Hohes Egg" genannt wird). - Von all dem werde ich euch im Folgenden berichten.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 55 ods annot1.jpg Ansichten: 73 Größe: 337,8 KB ID: 3293722 46 - Blick nach Süden ins obere Sulztal, mit Erläuterungen


                                                        Zwar ist es wunderschön hier oben, aber ewig kann / will man hier ja auch nicht bleiben - irgendwann geht es wieder zurück. Ich turne also den felsigen Teil des Hanges wieder hinunter. Meine Zustiegschuhe bewähren sich sehr gut; für solches Gelände sind sie ja auch gemacht. Ein wenig gehe ich leider noch fehl und gerate auf eine Seitenroute, die woanders hin führt. Bei der Markierung der Route haben die Kameraden vom Alpenverein leider nicht genügend daran gedacht, daß die Markierungen nicht nur beim Anstieg, also von unten, gut zu sehen sein müssen, sondern auch beim Abstieg, also von oben. Irgendwann bemerke ich aber natürlich meinen Irrtum und finde den Weg auf die korrekte Abstiegsroute auch wieder.

                                                        Dann endet der Felshang, und ich komme wieder zurück in das grasige Terrain und auf den erdigen Weg. Auf diesem steige ich entspannt ab in Richtung Amberger Hütte... - da passiert es: ich rutsche auf dem erdigen Weg aus und setze mich auf den Hosenboden. Für dieses Gelände sind meine Zustiegschuhe eben nicht gemacht, dafür haben ihre Sohlen zu wenig Profil. Kein großes Problem, sollte man denken, aber leider ist es nicht so einfach: beim Ausrutschen und Hinsetzen verhakt sich meine rechte Hand in der Schlaufe des Trekkingstocks, so daß mein rechter Oberarm vehement nach hinten-oben gerissen wird. Es tut ordentlich weh in der Schulter. Ich rappele mich wieder auf, gehe weiter zur Hütte, lege dort meinen Tagesrucksack und die Stöcke ins Lager und setze mich erst einmal auf die Terrasse. Mein Oberarm schmerzt, und meine Selbstdiagnose lautet "Zerrung des rechten Trizeps" (der Trizeps ist der Muskel an der Hinterseite / Unterseite des Oberarms). Wie falsch das war, sollte sich noch zeigen.

                                                        Nun aber ruhe ich mich erst einmal aus, lasse mir einen Kaffee bringen und sitze lange und gemütlich auf der Terrasse der Hütte.


                                                        Am Spätnachmittag, noch bevor sie auf der Hütte das Abendessen servieren, denke ich mir, ich könnte doch noch einmal das gute halbe Stündchen bergab spazieren zur Sulztalalm und dort essen. Gabriel ist so ein netter Kerl, und er macht leider viel weniger Umsatz als die Wirtin auf der Amberger Hütte; warum also sollte ich nicht noch einmal bei ihm einkehren? Gedacht, getan - ich spaziere hinunter, setze mich auf die Terrasse der Sulztalalm, ruhe mich aus und schaue aus einer leicht anderen Perspektive nochmals zurück auf den Sulzkogel.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 56a+46 ods.jpg Ansichten: 4 Größe: 273,7 KB ID: 3293899 47 - Auf der Terrasse der Sulztalalm; der Blick auf den Sulzkogel ist kostenlos, das Bier aber nicht


                                                        Nach genossenem frühen Abendessen spaziere ich wieder hinauf zur Amberger Hütte. Dort herrscht spürbare Unruhe unter den Gästen, fast ein wenig Aufregung. Was denn da los sei, frage ich und bekomme gesagt, die Wirtin sei drauf und dran, die Bergwacht zu rufen, denn einem Gast sei möglicherweise etwas zugestoßen. Auf mein Nachfragen hin erzählt man mir, ein Wanderer sei heute früh zum Sulzkogel aufgebrochen und seither nicht mehr gesehen worden. "Oh weh", denke ich, "aber da kann ich wohl auch nichts machen".

                                                        Na, und während ich noch so in der Gaststube stehe, kommt die Wirtin aus der Küchentür, sieht mich und ruft: "ACH, DA BIST DU JA!". Ich bin verdattert und antworte "Wieso? Ich war doch die ganze Zeit schon da, habe lange bei euch auf der Terrasse gesessen und danach nur noch einen kleinen Spaziergang gemacht". Ich selbst war also "der Vermißte", dessentwegen man fast die Bergwacht gerufen hätte. Die wären ganz schön sauer gewesen, und das mit Recht. Mein langes Sitzen auf der Terrasse ist vom Hüttenpersonal irgendwie nicht so registriert worden, wie ich gedacht hatte. Ich entschuldige mich also und verspreche, ab morgen jeden Tag genau ins Hüttenbuch einzutragen, wann ich in welche Richtung aufgebrochen bin und wann ich wieder zurück gekommen bin.
                                                        .

                                                        Ich quatsche anschließend noch ein wenig mit anderen Gästen in der Stube, dann geht der Tag zu Ende. Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.

                                                        Fortsetzung folgt
                                                        Zuletzt geändert von OutofSaigon; 17.11.2024, 07:06.

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                                                        • Wafer

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                                                          Liebt das Forum
                                                          • 06.03.2011
                                                          • 10055
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          Hallo OutOfSaigon.

                                                          Da stellst du uns wieder eine tolle Region vor! Ich lese deine Berichte sehr gerne mit, weil sie sehr gut in mein 'Beuteschema' passen! Vielen Dank also, für's mitnehmen!

                                                          Zu deiner Frage zur Schwierigkeitsgradeinteilung des Weges auf den Sulzkogel: der Weg ist bei OSM als T5 eingetragen. Das gilt sicher nicht für den ganzen Weg, denn die ersten Meter ab der Hütte beschreibst du ja als überschaubar. Da der Weg aber als Ganzes bei OSM eingetragen ist und nicht in einzelne Abschnitte unterteilt wurde, wurde er nach der schwierigsten Stelle eingestuft und das scheint T5 - demanding_alpine_hiking - zu sein. Zu sehen in den Attributen des Weges selber.
                                                          Dazu musst du nur die Region in OSM suchen und nah genug heranzoomen. Dann auf den Button oben rechts mit dem Pfeil und dem Fragezeichen klicken und dann mit dem Cursor oder dem Finger auf die Stelle klicken, an der du wissen willst, wie es da aussieht. Dir wird im linken Bereich der Seite eine Liste der Objekte angezeigt, die im Umfeld dieser Stelle liegen. Such dir den Eintrag aus, über den du Details wissen willst und klicke auf ihn. Dann siehst du dessen Attribute. Die Schwierigkeitsgradeinteilung, von der du sprichst, liegt im Attribut sac_scale. Wenn du auf den Namen des Attributes klickst, wird dir angezeigt, was es da für Details dazu gibt.
                                                          Wie du siehst, brauchst du garnicht die Experten von ODS anzufordern und dorthin schicken, sondern du kannst die Rauchzeichen des Internets auch aus der Ferne deuten! 😇Aber sei dir bitte immer bewusst: Nicht alles was in den Weiten des Internets zu finden ist, ist die reine Wahrheit!!!

                                                          Übrigens:
                                                          Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                          .
                                                          Fortsetzung folgt


                                                          Darüber freue ich mich am meisten!!!

                                                          ​Viele Grüße und noch viel Spaß in den Bergen rund um das Ötztal!

                                                          Wafer
                                                          Zuletzt geändert von Wafer; 19.11.2024, 06:34.

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                                                            Erfahren
                                                            • 14.03.2014
                                                            • 483
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            Hallo Wafer,
                                                            ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar und vor allem den Hinweis darauf, was man aus Openstreetmap.org (OSM) alles heraus ziehen kann! Das war mir gar nicht bekannt. Ich bin mit "klassischen" Topokarten groß geworden und ausgebildet worden, und ich schaue immer noch lieber auf Opentopomap.org. Muß also meinen Horizont in dieser Hinsicht noch erweitern. Auch viele andere KameradInnen hier sind dir sicher dankbar für deine wertvollen Hinweise, auch wenn sie es nicht explizit hier (oder anderswo) hin schreiben.
                                                            .
                                                            Also: ein gewisser Martin Borsje hat auf OSM eingetragen, daß er den Weg auf den Sulzkogel als T5 einstuft. T5 ist eine Klassifizierung des Schweizer Alpenclubs: "Anspruchsvolles Alpinwandern" mit den Erläuterungen: "Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen. Exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen. ...". Das paßt schon. Ich bin also mit Martin Borsje einer Meinung (was natürlich nicht bedeutet, daß die gesamte Menschheit unsere Meinung teilen muß). Diese Einstufung bezieht sich, wie üblich, auf den schwierigsten Teil des Gesamtroute. Weiter unten ist es viel einfacher, wie das folgende Foto zeigt - meines Erachtens ein typisches Beispiel für einen Weg der Klasse T2 (im Hintergrund wieder der Windacher Daunkogel).
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 57 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 218,7 KB ID: 3294384


                                                            Ansonsten freut es mich, daß dein "Beuteschema" meinem ähnelt. Allerdings komme ich nun bald zum Ende meines Berichts über das Ötztal. Außerhalb des Ötztals habe ich im Sommer 2024 noch eine weitere Tour gemacht, über die ich - aus gutem Grund - lieber einen separaten Bericht schreiben werde.
                                                            Zuletzt geändert von OutofSaigon; 21.11.2024, 13:51.

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                                                              Erfahren
                                                              • 14.03.2014
                                                              • 483
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                                                              16. Juli 2024

                                                              Als ich morgens aus dem Fenster des Lagers schaue, sehe ich dies:

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 61 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,9 KB ID: 3294802 48 - Der Morgen des 16. Juli

                                                              Nicht wirklich berauschend, aber irgend etwas will ich denn doch unternehmen, irgend eine leichte / kurze Wanderung. Meine Wahl fällt auf den Talweg, der von der Hütte stracks nach Süden führt bis zu dem Gletschersee, den ihr auch of Opentopomap seht.

                                                              So gehe ich denn erst einmal etwa einen Kilometer auf der Westseite des Baches entlang, drehe mich dann um und schaue zurück auf die Amberger Hütte.

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 62 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 207,4 KB ID: 3294804 49 - Blick auf die Amberger Hütte von Süden

                                                              Ihr seht die Hütte, relativ klein, am Fuß des Felsriegels, der dort das Tal absperrt. Dieser Felsriegel ist offenbar auch der Grund dafür, warum wir hier, so hoch in den Bergen, diese große Schotterfläche vorfinden. Das ist ja nicht klassisch. Typischerweise sind Bäche so hoch in den Bergen tief eingeschnitten, oft fast schluchtartig, mit erheblichem Gefälle. Ausgenommen davon sind Täler, die von Gletschern zu der typischen U-Form ausgehobelt worden sind. - Wenn sich hoch in den Bergen doch große Schotterfelder bilden, hat das immer einen besonderen Grund (davon schrieb ich ja schon in meinem Bericht über den Jomsom-Trek in Nepal - klick), und hier ist das meiner Meinung nach eben jener Riegel aus einem anscheinend äußerst harten Gestein, das den Bach, den Wannenbach, daran hindert, sich tiefer einzugraben und den Schotter abzutransportieren.

                                                              Auf Opentopomap seht ihr diese ganzen Flächen als "See" eingetragen...
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sulztal OTM.jpg Ansichten: 0 Größe: 136,3 KB ID: 3294810
                                                              Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                                                              ... aber das ist eben nicht ganz richtig, auch wenn dieser ganze Schotter hin und wieder knöchelhoch unter Wasser stehen mag.​
                                                              .

                                                              Ein wenig weiter südlich quert der Wanderweg dann den Bach auf die Ostseite, und dies nicht durch eine Furt, sondern über eine Brücke (und von dieser habe ich auch das folgende Foto gemacht)

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 63 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 279,1 KB ID: 3294807 50 - Der vom Gletschersee kommende Bach wird mit Hilfe einer Brücke gequert
                                                              ..​

                                                              Dann geht es weiter, ein wenig langweilig, durch sehr steinig-kahles Gelände. Steinig-kahl ist es natürlich deswegen, weil es bis vor einigen Jahrzehnten noch permanent von Eis bedeckt war und sich eine Vegetation in solcher Höhe eben nicht innerhalb weniger Jahre entwickelt.

                                                              Ich passiere einen etwas lädierten Wegweiser

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 59 ods.jpg Ansichten: 42 Größe: 311,3 KB ID: 3294805 51 - Lädierter Wegweiser auf dem Weg zum Gletschersee

                                                              Schließlich erreiche ich dann den Gletschersee. Er liegt am Fuß dieser Felsstufe:

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 64 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 255,5 KB ID: 3294806 52 - Der Gletschersee im oberen Sulztal. Rechts oben in den Wolken der Gipfelaufbau der Wilden Leck

                                                              Das Wasser, das hier herunter rauscht, ist das Schmelzwasser aus dem Sulztalferner bzw. den Resten desselben. Noch ein paar Jahrzehnte, und diese Reste werden ganz verschwunden sein. Dann wird der Wannenbach nicht mehr das ganze Jahr über reichlich Wasser führen, sondern nur noch während der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen.

                                                              Dieser kleine See und diese Felsstufe bilden das südliche Ende des Sulztals, soweit man es als Wander-Territorium betrachten kann, also mit Wegen, die nicht über die Schwierigkeit T2 hinaus gehen. Natürlich kann man auch auf den Sulztalferner gehen, der noch weiter südlich liegt, und von dort nach Westen ins Ötztal und nach Osten ins Stubaital queren. Das sind dann allerdings hochalpine Übergänge und nicht mehr das Gelände, wo ein älterer Herr, nur mit Halbschuhen und Tagesrucksäckchen ausgerüstet, problemlos im Alleingang herum rennen kann.
                                                              .

                                                              Mangels einer praktikablen Alternative gehe ich dann den gleichen Weg wieder zurück zur Hütte und habe dabei noch einmal den Blick auf die gesamten großen Schotterflächen, von denen ich oben sprach. Das ist schon sehr ungewöhnlich in solch einer Umgebung.

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 60 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 228,8 KB ID: 3294803 53 - Die Schotterflächen oberhalb der Amberger Hütte; die Hütte selbst ist kleinwinzig genau in Bildmitte zu sehen. Links oben der am Vortag bestiegene Sulzkogel
                                                              .

                                                              Das Ganze war absolut keine spektakuläre Wanderung, hat auch nur ein paar Stunden gedauert. Ebenso unspektakulär verlaufen der Nachmittag und der Abend, die ich hauptsächlich in der Gaststube verbringe, zugegebenermaßen etwas gelangweilt, aber auch in der angenehmen Gesellschaft von Lothar, Iris und Beatrix (die genau wissen, daß ich sie meine, falls sie rein zufällig diesen kleinen Bericht lesen sollten).


                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 90 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 256,6 KB ID: 3294808 54 - Ein Kind freut sich über den gelungenen Aufbau eines Kartenhauses
                                                              .

                                                              Im Rückblick kann ich sagen, daß dies leider nur ein gewisser "Lückenbüßer-Ausflug" war, nichts Besonderes in irgendeiner Hinsicht. In Anbetracht des Wetters hat der heutige Tag aber eben nicht mehr hergegeben als dies, und so muß man damit zufrieden sein.
                                                              .

                                                              Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.
                                                              .
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                                                              Nachbemerkung: zwei Tage später sollte ich noch einmal einen Blick in diesen südlichsten Teil des Sulztales werfen, und zwar aus einer sehr interessanten erhöhten Perspektive. Selbstverständlich werde ich euch auch daran teilhaben lassen - bleibt am Ball!
                                                              .
                                                              Fortsetzung folgt


                                                              Zuletzt geändert von OutofSaigon; 24.11.2024, 09:30.

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                                                                Erfahren
                                                                • 14.03.2014
                                                                • 483
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                17. Juli 2024

                                                                Auch dieser Tag beginnt mit einem Blick aus dem Fenster, genau um 6.30h, und wiederum denke ich mir "Hmmm"

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 71 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,4 KB ID: 3295694 55 - Blick aus dem Fenster um 6.30h

                                                                Aber, wie es so oft ist in den Bergen: schon eine halbe Stunde später sieht die Sache wieder anders aus:

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 71a ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 224,9 KB ID: 3295695 56 - Blick aus dem Fenster um 7.00h

                                                                Also, worauf soll ich noch warten?? Schuhe an, und los!


                                                                Heute nehme ich mir vor, ein wenig die Westseite des Sulztals zu erkunden, genauer gesagt: den Bereich, der zu dem Berg namens Kuhscheibe hinführt. Den Berg selbst habe ich mir abgeschminkt, als ich gestern abend in der Gaststube mitbekam, wie eine Gruppe, die dort hinauf wollte, sich ausgerüstet hat: mit Steigeisen und sonst etwas. Ich will aber nur ein wenig wandern, ein wenig schöne Landschaft genießen und wenn möglich auch ein wenig Sonnenschein. Gletscherausrüstung habe ich aber leider keine dabei, Begleitung auch nicht.


                                                                Zunächst ist die Route für eine kurze Zeit dieselbe wie zu dem Gletschersee am Vortag, dann aber geht es rechts (also nach Westen) die grasige Talschulter hinauf. Dort bietet sich dann bald die Art von Ausblick, die wir Bergwanderer so lieben: unten im Tal hängt der Nebel drin, aber wir hier oben haben den allerschönsten Sonnenschein.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 72 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,1 KB ID: 3295693 57 - Nebel im Tal, Sonnenschein hier oben

                                                                Dann wird es immer herrlicher. Ich wandere gemütlich nach Südwesten durch das weite Kar. Von besonderen Vorkommnissen kann ich euch nicht berichten, aber die folgenden beiden Fotos fassen es zusammen:


                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 73 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 548,8 KB ID: 3295706 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 74 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 340,0 KB ID: 3295698 58 & 59 - In dem weiten Kar unterhalb der Kuhscheibe


                                                                Nach Osten schaue ich über das Tal hinweg auf den Schrankogel, der mit fast 3500m der höchste Berg des Sulztals ist (er ist auch nur zehn Meter niedriger als der höchste Gipfel der Stubaier Alpen insgesamt: das etwas weiter südöstlich gelegene Zuckerhütl). Diese Richtung habe ich mir für morgen vorgenommen, aber ich schaue heute schon einmal voller Vorfreude dort hinüber.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 75 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,4 KB ID: 3295697 60 - Blick über das Sulztal auf den formschönen Schrankogel um Viertel nach zehn Uhr morgens


                                                                Dann aber trübt es sich rasch ein, und es entsteht sogar eine geschlossene Wolkendecke, gar nicht weit über meinem Kopf. Die Gipfel sind weg. Mit Unmut bemerke ich auch, daß die Untergrenze dieser Wolkendecke sich abwärts bewegt, und dies mit durchaus sichtbarer Geschwindigkeit. Das war es dann wohl für heute, und ich trete wohl besser den Rückweg an.

                                                                Während ich zurück marschiere, senkt sich dann auch die Wolkendecke schneller, als ich selbst wieder zur Amberger Hütte absteige. Kurz vor der Hütte hat sie mich eingeholt, und ich stehe im Nebel.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 76 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 235,3 KB ID: 3295708 61 - Ankunft an der Hütte kurz vor Mittag; das war es für heute


                                                                Am Nachmittag entscheide ich mich, auch heute wieder auf der Sulztalalm zu Abend zu essen, und wandere also hinunter. Am Straßenrand (wie schon erwähnt, ist es kein Wanderweg, sondern eine Fahrstraße) sehe ich zwei Wegweiser gewissermaßen ins Nirgendwo:

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 58 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 463,1 KB ID: 3295696 62 - Wegweiser ins Nirgendwo (?)

                                                                Winnetous scharfe Augen würden erkennen, daß hier irgendwann einmal jemand gegangen sein muß. Sie würden auch die Reste einer Farbmarkierung auf einem großen Stein sehen (für Nicht-Winnetous: der obere dieser beiden Wegweiser zeigt genau darauf). Es belustigt mich auch, daß Westfalen hier mit "h" geschrieben ist. - Im Ganzen aber ist eines klar: auf dieser Route geht (heutzutage) fast niemand (mehr), und wer trotzdem hier gehen wollte, liefe erhebliche Gefahr, irgendwo unterwegs die Route zu verlieren, was in Anbetracht des unübersichtlichen Geländes wohl reichlich blöd wäre.
                                                                .

                                                                Während ich auf der Sulztalalm esse und trinke, fängt es an zu regnen, richtig ordentlich sogar. Mist! Da passiert dann etwas wirklich Rührendes: Gabriel, der nette Wirt, sagt zu mir: "Ich kann dich doch jetzt nicht durch den Regen zurück latschen lassen. Wart´! Ich werde meinen Schwiegervater bitten, dich mit dem Auto nach Hause zu fahren". So geschieht es denn auch, und ein netter Herr meiner eigenen Altersgruppe bringt mich mit dem Auto zurück zur Amberger Hütte. - Das sollte dir mal mit einem deutschen Gastwirt passieren!!


                                                                Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.


                                                                - - - - - - -

                                                                18. Juli 2024

                                                                Heute ist der morgendliche Blick aus dem Fenster so verheißungsvoll, daß ich mir gar nicht erst die Mühe mache, ihn zu fotografieren, sondern baldestmöglich aufbreche.

                                                                Heute quere ich den Bach auf die Ostseite schon gleich bei der Hütte, und anschließend geht es in leichtem aber stetigem Gefälle bergauf. Es ist ein wunderschöner Morgen. Bereits nach einer halben Stunde habe ich einiges an Höhe gewonnen und schaue hinüber auf die Westseite des Sulztals, wo ich gestern war.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 81 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 398,6 KB ID: 3295709 63 - Blick zurück auf das Gelände des gestrigen Ausflugs


                                                                Linker Hand liegt im Licht der Morgensonne der Hang des Schrankogels. Auf einmal sieht er so flach aus, gar nicht mehr wie gestern. Aber das ist ja immer so in den Bergen: das beste und akkurateste Bild von einem Berg hat man immer vom gegenüber liegenden Hang; am Fuß des Berges selbst sieht er immer ganz anders aus.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 82 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 266,1 KB ID: 3295699 64 - Blick hinauf zum Schrankogel


                                                                Langsam biegt der Wanderweg nach Osten um und verläuft dann eine ganze Weile auf einer alten Seitenmoräne.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 83 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 349,5 KB ID: 3295702 65 - Der Wanderweg verläuft nun auf einer alten Seitenmoräne

                                                                Auch hier gilt wieder: noch vor 200 Jahren muß die ganze rechte Hälfte des obigen Bildes die Oberfläche eines Gletschers gewesen sein. Beinahe unglaublich!

                                                                Ich drehe mich um 180 Grad und schaue über Seitenmoräne talabwärts.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 84 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 265,3 KB ID: 3295700 66 - Blick talwärts auf selbiger Seitenmoräne. Ganz links die Wilde Leck, rechts daneben die Kuhscheibe

                                                                Hier überholt mich eine Gruppe drahtiger junger Männer, die mir natürlich weit überlegen sind. Sie wollten auf den Gipfel des Schrankogel, erzählen sie mir. Dies könnte ich mir zwar auch für mich selbst vorstellen, aber es wäre eben doch ein Maximalziel, das ich nun nicht unbedingt mit aller Macht erreichen muß.


                                                                Bald verläßt der Weg die Moräne wieder und führt steiler hinauf in Richtung zu einer Schulter, die "Hohes Egg" genannt wird, und von dort weiter zum Schrankogel. So gewinne ich rasch an Höhe.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 86 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 499,3 KB ID: 3295703 67 - Steiler Weg hinauf zum Hohen Egg

                                                                Wenig später habe ich dann auch jenes Hohe Egg erreicht und schaue den weiteren Hang hinauf. Von hier bis zum Gipfel des Schrankogel sind es noch weitere 700 Höhenmeter, und ich entscheide relativ schnell, daß ich nun nicht derartig weit diese Steinhalde hinauf krabbeln will. Ich bin schließlich ein Pensionär im Urlaub, verdammt noch mal! - Hier mache ich für heute Schluß, setze mich ins Gras und schaue nur so in die schöne Sommersonnen-Landschaft, hinüber in das Gelände, wo ich gestern war.


                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 87 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 387,5 KB ID: 3295704 68 - Die Steinhalde hinauf zum Schrankogel, die ich mir erspare

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 88 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 465,1 KB ID: 3295705 69 - Blick nach Westen in das Gelände, wo ich gestern war. Links oben die Kuhscheibe, rechts oben die schroffen Hänge, die schon in Foto Nr. 59 zu sehen waren

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 85 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 426,7 KB ID: 3295701 70 - Ohne Worte

                                                                Nach Süden blicke ich noch einmal in das Tal, in dem ich vorgestern war, zu dem Gletschersee hin und auf den Sulztalferner bzw. seine traurigen Reste. Das ist also der Blick aus erhöhter Perspektive, den ich euch oben versprochen hatte.

                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 89 ods annot.jpg Ansichten: 0 Größe: 537,9 KB ID: 3295707 71 - Blick nach Süden auf den Sulztalferner. Moränenreste, die im Gelände noch klar erkennbar sind, habe ich mit farbigen Punkten markiert


                                                                Nach einer langen und gemütlichen Rast auf dem Hohen Egg trete ich dann den Rückweg an und erreiche die Hütte ohne besondere Vorkommnisse am frühen Nachmittag. Etwas später treffen auch die drahtigen jungen Männer dort ein und erzählen mir von ihrer Tour auf den Gipfel. Lang und steinig sei es gewesen, und das hatte ich mir ja auch gleich gedacht. Der letzte Teil vor dem Gipfel sei sogar sehr schroff gewesen, fast gefährlich. Diese Auskunft bestätigt mir nun erst recht, daß ich gut daran getan habe, mich mit dem Erreichen des Hohen Egg zufrieden zu geben.


                                                                Nun habe ich also vier Tage und fünf Nächte auf der Amberger Hütte verbracht und im Sulztal alles erkundet, was für einen Wanderer wie mich sinnvoll war. Genug! Morgen soll es weiter gehen ...
                                                                .
                                                                Fortsetzung folgt

                                                                Zuletzt geändert von OutofSaigon; 30.11.2024, 02:13.

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                                                                  • 13214
                                                                  • Privat


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                                                                  Toll, wie Du da noch mit 75 Jahren in den Bergen rumstapfst. Ich weiß es zu würdigen. Bin auch ein alter Herr und nur ein Jahr jünger.
                                                                  Wir beide in einem Alter, in dem sich andere -- auch viel jüngere--mit künstlichen Hüft-und Kniegelenken oder Herz-Kreislauf-Problemen rumplagen. Berge zum Wandern habe ich nicht, aber Holzarbeiten im Wald und Gartenarbeit erfordern auch eine gewisse Fitness. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich das alles noch kann. Ich vermute, Du genießt Deine Tage auf der Tour mit ähnlicher Dankbarkeit.
                                                                  Ditschi

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                                                                    Erfahren
                                                                    • 14.03.2014
                                                                    • 483
                                                                    • Privat


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                                                                    19. Juli 2024

                                                                    Auch auf der Amberger Hütte war ich, wie gesagt, nun ziemlich lange. Heute will ich dann also nach Ötz, dem größten Ort im unteren Ötztal. Ich verabschiede mich von der Wirtin und wandere erst einmal hinab zur Sulztalalm, um dort zu frühstücken.


                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 92 ods.jpg Ansichten: 71 Größe: 277,6 KB ID: 3296682 72 - Beim Abstieg von der Amberger Hütte schaue ich noch einmal zurück auf den Sulzkogel, dann ...


                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 91 ods.jpg Ansichten: 73 Größe: 195,8 KB ID: 3296687 73 - ... gibt es auf der Sulztalalm ein köstliches Heidelbeer-Omelett zum Frühstück


                                                                    Wohl gesättigt verabschiede ich mich denn auch von Gabriel und seiner Familie und wandere weiter talabwärts nach Gries zu der dort stehenden "Mitfahrbank". Bevor ich noch richtig dort bin, sehe ich eine Dame, die gerade in ihr Auto einsteigen will. Höchstwahrscheinlich wird sie nach Längenfeld fahren; denn woanders hin kann man eigentlich von Gries aus überhaupt nicht fahren. Als ich sie freundlich frage, ob sie mich wohl mitnehmen könne, willigt sie sofort noch freundlicher ein. Während der Fahrt bestätigt sie mir, wie üblich es hier sei, Anhalter mitzunehmen. Sie sei in jüngeren Jahren fast immer so unterwegs gewesen.

                                                                    In Längenfeld aus ihrem Auto ausgestiegen, erwische ich auch bald einen Bus talabwärts nach Ötz. Dort habe ich mich angemeldet in einem Gasthof, der mir verlockend erschien. Als ihn sehe, übertrifft er allerdings meine Erwartungen bei weitem: das muß wohl einer der urigsten Gasthöfe der ganzen Ostalpen sein. Georg, der super-nette Wirt, erklärt mir auch die viele Jahrhunderte lange Geschichte dieses Hauses und führt mich herum. Ich bin beeindruckt und freue mich, daß ich hier zwei Übernachtungen gebucht habe.


                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 94 ods.jpg Ansichten: 69 Größe: 292,3 KB ID: 3296683 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 93 ods.jpg Ansichten: 76 Größe: 146,4 KB ID: 3296681
                                                                    74 und 75 - Gasthof zum Stern in Ötz; ein tolles Original

                                                                    Überhaupt ist Ötz ein netter Ort und gefällt mir viel besser als Sölden. Natürlich gibt es auch hier reichlich Fremdenverkehr und demzufolge Restaurants und Geschäfte aller Art; es wirkt aber nicht so, als ob der Ort seine Seele an den Teufel der Geldgier verkauft hätte.

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 96 ods.jpg Ansichten: 70 Größe: 293,2 KB ID: 3296685 76 - Ötz, ein netter Ort


                                                                    - - - - -

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                                                                    Als Georg, der super-nette Wirt, mir am Vorabend meine Gästekarte übergab, machte er mich noch darauf aufmerksam, daß ich heute damit eine Seilbahn kostenlos benutzen dürfe. Na, und weil ich kein verbohrter Purist bin und in diesem ganzen Sommer noch nicht ein einziges Mal mit einer Seilbahn gefahren bin, nehme ich mir vor, mit der Acherkogelbahn hinauf zu fahren zur Neuen Bielefelder Hütte und die dortige Umgebung zu erkunden. Zu jener Umgebung gehört auch der Acherkogel. Die Ötztaler weisen stolz darauf hin, daß er der nördlichste Dreitausender der Alpen sei. Damit ist er natürlich auch der nördlichste Dreitausender Europas insgesamt (denn die Berge Skandinaviens sind ja nur viel niedriger), aber letzteres scheint den Ötztalern gar nicht so bewußt zu sein.

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 97 ods.jpg Ansichten: 71 Größe: 323,3 KB ID: 3296684 77 - Morgendlicher Blick auf den Acherkogel


                                                                    Als ich während der Seilbahnfahrt mein Handy heraus ziehen will, um ein Foto zu machen, merke ich: Mist! Ich habe das Handy im Hotelzimmer liegen gelassen. - So müßt ihr euch in diesem vorletzten Abschnitt meines kleinen Berichts leider mit Text ohne Fotos zufrieden geben. Von der Bergstation der Seilbahn wandern viele, sehr viele, Besucher in Richtung zur Neuen Bielefelder Hütte und weiter zu den nahe gelegen Roßköpfen. Anfangs habe ich keine andere Wahl, als mit der Meute zu gehen, biege dann aber, so bald es geht, vom Hauptweg ab nach Süden, wo es viel ruhiger ist. So wandere ich wohl eine knappe Stunde durch die dortigen Latschenkiefern, sehe vor mir die Ruine der Alten Bielefelder Hütte, biege dann aber wieder nach Nordosten ab und besteige den Wetterkreuzkogel (2591m) "von hinten", also von der Südseite her, während fast alle anderen Wanderer von der Nordseite her hier ankommen (sofern sie überhaupt so weit gewandert sind und sich nicht mit dem Erreichen der Roßköpfe begnügt haben und wieder abgestiegen sind zu Speis und Trank auf der Neuen Bielefelder Hütte - dies tun offenbar die meisten).

                                                                    Den Acherkogel selbst zu besteigen, habe ich mir gar nicht erst vorgenommen, und dies nicht nur aus Zeitmangel. Ihr seht in Foto 77, wie steil er ist - das sollte ich lieber nicht im Alleingang versuchen. So spaziere ich denn gemütlich über die Roßköpfe zur Neuen Bielefelder Hütte, wo ich gerade noch einen Sitzplatz bekomme für mein eigenes Mittagessen nebst Bier in sehr erholsamer Atmosphäre, diesen letzten Tag im Ötztal voll genießend. Nach all diesem geht es zurück zur Seilbahn und wieder hinunter nach Ötz. Es war ein netter kleiner Ausflug gewesen.

                                                                    - - - -

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                                                                    Mein Aufenthalt im Ötztal ist beendet. Mit dem Bus fahre ich von Ötz zum Bahnhof und von dort mit dem Zug wieder in die Richtung, aus der ich gekommen bin: Kanton Jura, Schweiz.

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 2024 Oetztal 98_neu ods.jpg
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ID: 3298427 78 - Dieser Zug bringt mich vom Bahnhof Ötztal wieder in Richtung Schweiz. Genau darüber seht ihr noch einmal den Acherkogel und links davon die kleineren Gipfel, auf denen ich am Vortag war


                                                                    Notabene: ich schrieb nicht "in die Schweiz" sondern "in Richtung Schweiz"; denn vorher machte ich, von Bludenz aus, erst noch einmal eine Bergtour, die in meinem ganzen Leben immer einen besonderen Stellenwert haben wird. Davon allerdings berichte ich demnächst separat...


                                                                    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.12.2024, 02:48.

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 10055
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      Hallo OutOfSaigon

                                                                      Da warst die wieder in einer mir sehr gut bekannten Ecke unterwegs. Ich war da schon viel im Winter auf der Bielefelder Hütte. Aber auch im Sommer. Hier habe ich ein paar Eindrücke hinterlassen. Zuerst ein paar vom Winter, im Folgenden aber auch von den Roßköpfen im Sommer. Und auch von hinten erstiegen. Das möge dem einen oder anderen als Ersatz-Ilustration für deine Tour dienen.

                                                                      Viele Grüße

                                                                      Wafer 🙋🏼‍♂️

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 01.04.2014
                                                                        • 1239
                                                                        • Privat


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                                                                        Ich war heuer kurz vor dir auf der Amberger und muss sagen ich finds erstaunlich wie du die Bauarbeiten für die Wasserkraft ausblendest.
                                                                        Ich kann mir schwer vorstellen dass sie im Juli schon fertig waren?

                                                                        Zum Sulzkogel, die Sicherungsringe sind vor allem dafür wenns nass ist die Leute wieder sicher runter zu bringen, wenn du zb. mit nem Kurs da bist. Und dass es nötig ist, du hast ja sicherlich auch die Plakette für den Unfall vom letzten Jahr gesehn.

                                                                        Zu dem hier "Sehr große Blöcke, keinerlei "Weg" mehr, sondern nur noch Markierungen, mit denen man der besten Route durch das Gestein folgt. Mit Fotos kann man das eigentlich gar nicht recht dokumentieren. Ohne Hilfsmittel kommt man da kaum noch weiter"

                                                                        ich sags mal so, ich weiß nicht ob du dich vertan hast? Grad im Blockgelände haben die Wegwarte doch unglaubliches geleistet, nicht durchgängig aber zum großen Teils hats da Stufen, befestigte Wege, der interessante Teil mit den von dir angesprochenen Haken kommt doch erst weiter droben.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 14.03.2014
                                                                          • 483
                                                                          • Privat


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                                                                          Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
                                                                          Hallo OutOfSaigon
                                                                          Da warst du wieder in einer mir sehr gut bekannten Ecke unterwegs. ...
                                                                          Manchmal frage ich mich, welche Ecken in Europa dir NICHT gut bekannt sind ...
                                                                          ... und immer wieder staune ich (mit Bewunderung), wieviel Zeit du aufbringen kannst für deine Wanderungen. Du mußt doch wohl an anderer Stelle deines Lebens große Opfer bringen. Ich selbst bin jetzt recht zufrieden mit meiner Zeitaufteilung zwischen Ehe, Familie, sonstiger sozialer Umgebung, städtischen Unternehmungen und eben "Outdoor". In früheren Jahrzehnten stand die Berufsarbeit natürlich sehr stark im Vordergrund, vielleicht ein wenig allzu sehr, aber auch das hat mir viel Genugtuung bereitet.


                                                                          Ditschi: vielen Dank für deinen netten Kommentar! Auch du benutzt wieder die Vokabel "toll", und ich beginne, darüber nachzudenken. -- Du hast recht: man muß zutiefst dankbar sein, wenn man verschont bleibt von Problemen, die man nicht in der Hand hat (z.B. viele Arten von Krebs, Parkinson´s disease u.ä.). Seine Lebensgewohnheiten (Essen, Trinken, Rauchen, Sport, Schlafen u.ä.) und die daraus resultierenden Konsequenzen hat man aber selbst in der Hand, und da bemühe ich mich nach Kräften um das Beste; dieses offenbar auch mit gewissem Erfolg

                                                                          Kommentar


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                                                                            Freak

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                                                                            • 13214
                                                                            • Privat


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                                                                            @ OutofSaigon, Dank zurück, daß Du mir geantwortet hast. Ja, man kann mit seinem Lebenswandel die Wahrscheinlichkeiten körperlicher und mentaler Beeinträchtigungen beeinflussen. Und auch richtig, daß man leider beileibe nicht alles in eigener Hand hat. Ich fühle mich auch noch leidlich fit für Garten- und insbesondere Waldarbeit. Aber die Phasen der Arbeit werden kürzer und die Erholungspausen länger. Ich vermute jedoch, ohne die Tätigkeiten würde es mir schlechter gehen. Die Befriedigung, etwas zu leisten, trägt auch zum Wohlbefinden bei.
                                                                            Ditschi

                                                                            Kommentar


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                                                                              Anfänger im Forum
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                                                                              • 42
                                                                              • Privat


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                                                                              Ein sehr netter Bericht: irgendwie charmant-lässig geschrieben und abwechslungsreich illustriert (nur selten sind zwei aufeinander folgende Bilder sehr ähnlich, das ist bei anderen Berichten nicht immer so).
                                                                              Also Danke dafür! Das Lesen hat Spaß gemacht.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Anfänger im Forum
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                                                                                • 10
                                                                                • Privat


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                                                                                Hallo OutofSaigon,

                                                                                vielen Dank für deinen schönen Bericht

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 14.03.2014
                                                                                  • 483
                                                                                  • Privat


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                                                                                  Vielen Dank für die netten Antworten! - Ich werde noch eine Schlußbetrachtung schreiben.

                                                                                  Tja, Ditschi: einen Garten habe ich hier leider nicht, meinen eigenen Wald schon gar nicht, und der nächstgelegene Hügel ist 1½ Autostunden entfernt. Ich laufe also nur auf Straßen (morgens um fünf, bevor der Verkehr los bricht) oder auf dem Laufband im Fitnessraum unserer Wohnanlage. Dort gehören ca. 70% der Anwesenden zur Altersgruppe 20-45 Jahre, weitere 25% zur Altersgruppe 45-70. Meine eigene Altersgruppe (70+) ist fast immer nur durch mich selbst vertreten. Das finde ich irgendwie verwunderlich, denn gerade wir sollten doch bestrebt sein, Siechtum und Tod hinaus zu schieben, so weit es nur irgend geht. Oder??

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Freak

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                                                                                    • 13214
                                                                                    • Privat


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                                                                                    Tja, oder ? Ich weiß nicht, ob das mit dem Hinausschieben immer so klappt. Auch fitte Menschen sterben, wenn sie dran sind. Aber genießen darf man es wohl, wenn noch alles geht, was man tun möchte.
                                                                                    Ich ergänze noch einmal kurz: einen eigenen Wald habe ich auch nicht. Schön wäre es. Ansonsten kenne ich in meinem Umfeld Menschen Mitte 80, übergewichtig, unsportlich, ein Leben lang geraucht und gesoffen wie ein Schlot. Es ist manchmal erstaunlich, was der menschliche Körper alles wegsteckt. Und andere, asketisch gelebt, fit und sportlich, sind früh gestorben. Das sind Anekdoten.
                                                                                    Statistisch läßt sich belegen, was uns gut tut und was uns schadet. Im Einzelfall hilft uns das nicht, wenn uns das Schicksal zum statistischen Ausreißer bestimmt.
                                                                                    Eigentlich mag ich darüber gar nicht sinnieren.
                                                                                    Ditschi
                                                                                    Zuletzt geändert von Ditschi; 25.12.2024, 18:25. Grund: Schreibfehler berichtigt

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 14.03.2014
                                                                                      • 483
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                                                      Ich werde noch eine Schlußbetrachtung schreiben.
                                                                                      Tja, die Schlußbetrachtung:

                                                                                      Erstens dämmerte es mir eine Weile nach meinen Wanderungen im Ötztal, daß ich zwar - wie erwähnt - noch nie vorher im Ötztal gewesen war, sehr wohl hingegen schon einmal in den Ötztaler Alpen: als ich 2019 auf dem "Vinschger Höhenweg" unterwegs war, befand ich mich am Südrand der Ötztaler Alpen. Meinen Bericht von jener Wanderung findet ihr hier.

                                                                                      Zweitens kam ich beim Landkartenstudium im Herbst zu dem Schluß, daß ich im Sulztal vielleicht besser nicht die Amberger Hütte als "Basislager" ausgewählt hätte, sondern die Winnebachseehütte nordöstlich von Gries im Sulztal (auf Opentopomap hier zu sehen). Der Weg dort hin ist offenbar ein richtiger schöner Wanderweg und keine blöde Fahrstraße, und um die Winnebachseehütte herum gibt es anscheinend etliche attraktive Wanderoptionen, bis hin zum Westfa(h)lenhaus - zu letzterem siehe auch Foto Nr. 62 und meinen Kommentar dazu. Eines allerdings wäre mir dabei entgangen: Gabriel und seine nette Familie auf der Sulztalalm.

                                                                                      Drittens ist es nun genau neun Monate her, daß ich beim Abstieg vom Sulzkogel zu Sturz gekommen bin, wie beschrieben in Beitrag Nr. 28. Was ich anfangs noch für eine relativ harmlose Sache hielt, erwies sich später doch als ziemlich schwerwiegend. Beim MRT-Scan in Saigon stellte sich heraus, daß etliche Sehnen im Bereich meiner rechten Schulter angerissen oder sogar abgerissen waren. Damit wurde eine Schulter-OP unumgänglich, und das war nicht lustig. Selbst jetzt im April erscheint mir die Genesung erst zu 99% komplett - ein ganz schöner Mist!

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Freak

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                                                                                        • 13917
                                                                                        • Privat


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                                                                                        Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                                                        Drittens ist es nun genau neun Monate her, daß ich beim Abstieg vom Sulzkogel zu Sturz gekommen bin, wie beschrieben in Beitrag Nr. 28. Was ich anfangs noch für eine relativ harmlose Sache hielt, erwies sich später doch als ziemlich schwerwiegend. Beim MRT-Scan in Saigon stellte sich heraus, daß etliche Sehnen im Bereich meiner rechten Schulter angerissen oder sogar abgerissen waren. Damit wurde eine Schulter-OP unumgänglich, und das war nicht lustig. Selbst jetzt im April erscheint mir die Genesung erst zu 99% komplett - ein ganz schöner Mist!
                                                                                        Au weia!
                                                                                        Dann mal gute Besserung für danach!
                                                                                        Krall Dich an die Physio und mach was oberkörperlastiges (paddel, klettern oder so).
                                                                                        Wandern auf Ísland?
                                                                                        ICE-SAR: Ekki týnast!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 14.03.2014
                                                                                          • 483
                                                                                          • Privat


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                                                                                          Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                                                                                          Au weia!
                                                                                          Dann mal gute Besserung für danach!
                                                                                          Krall Dich an die Physio und mach was oberkörperlastiges (paddel, klettern oder so).
                                                                                          Vielen Dank! "Physio" gibt es hier nicht wirklich. Was indiziert ist, muß der Patient selbst entscheiden. Bevor ich die Muskulatur von Schulter und Oberarmen wieder belaste / aufbaue, will ich erst ganz sicher sein, daß die Sehnen wieder komplett verheilt sind, und das geht in meinem Alter nicht mehr so schnell. Ohnehin ist in meinem Alter das reine Überleben schon Priorität Nr. 1, und dazu ist die Gesundheit von Herz und Kreislauf weit wichtiger als toll aussehende Muskelpakete.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Neu im Forum
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                                                                                            • 2
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Was für eine tolle Schlussbetrachtung, OutofSaigon – vielen Dank dafür!
                                                                                            Ich hab deine Beiträge mit großem Interesse gelesen, gerade weil sie so reflektiert, ehrlich und dabei nicht wehmütig, sondern fast schon augenzwinkernd daherkommen.

                                                                                            Dein Gedanke zur Winnebachseehütte ist nachvollziehbar – aber wie du selbst sagst: ohne die Sulztalalm hätte dir eine besondere Begegnung gefehlt. Und letztlich sind es ja oft genau diese Momente, die uns im Gedächtnis bleiben – mehr als jeder „perfekte“ Tourenplan.

                                                                                            Was die Schulter angeht: Puh, da hast du wirklich was durchgemacht. Ich wünsche dir weiterhin eine gute und vollständige Genesung – auch wenn's dauert. Dein realistischer Umgang mit dem eigenen Körper und Alter ist beeindruckend. Du zeigst, dass Aktivsein nicht zwangsläufig mit Leistung zu tun haben muss, sondern mit Bewusstsein und Freude an der Bewegung – selbst wenn’s mal „nur“ das Laufband ist.

                                                                                            Bleib weiter so aktiv und inspiriert – und vielleicht gibt’s ja irgendwann doch noch eine Geschichte von der Winnebachseehütte 😊

                                                                                            Beste Grüße

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 14.03.2014
                                                                                              • 483
                                                                                              • Privat


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                                                                                              Ganz herzlichen Dank, liebe Kameradin, für diesen außerordentlich netten Kommentar! Ich bin richtig gerührt, daß du deinen aller-ersten Beitrag hier meinem Thema gewidmet hast (und den zweiten deiner beiden Beiträge einem anderen Thema von mir).

                                                                                              Ja: ich bin eher augenzwinkernd-schalkhaft von Natur, schmunzele auch des öfteren über mich selbst. Sehr schön, daß du das siehst! Verbiesterte Menschen merken das gar nicht.

                                                                                              Ich versuche in der Tat, mich realistisch einzuschätzen, habe aber im Sommer 2024 doch noch einmal die Genugtuung einer lang ersehnten "Leistung" erlebt (klick). - Ansonsten bin ich schon hochzufrieden, wenn der Arzt mir bei der medizinischen Routine-Untersuchung jedes Jahr sagt: "Ausgezeichnet für Ihr Alter".

                                                                                              Auf die Winnebachseehütte werde ich nicht mehr kommen; denn das Sulztal habe ich nun "abgehakt". Nicht, weil es mir unattraktiv erschiene, sondern weil ich eben noch so viel anderes erkunden muß Im kommenden Sommer will ich einmal in die Zentralschweiz - Kanton Uri oder so; nicht nur der Berge wegen, sondern auch, um dort einige liebe Menschen zu treffen (was mir mindestens ebenso wichtig ist).

                                                                                              Betreffend meine Schulterverletzung: hätte ich nicht die Hand in der Schlaufe des Stockes gehabt, wäre absolut nichts passiert. Also laßt euch das zur Warnung dienen!

                                                                                              Macht's gut alle miteinander!


                                                                                              Kommentar


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                                                                                                • 30307
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                                                                                                Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                                                                                Bevor ich die Muskulatur von Schulter und Oberarmen wieder belaste / aufbaue, will ich erst ganz sicher sein, daß die Sehnen wieder komplett verheilt sind, und das geht in meinem Alter nicht mehr so schnell. Ohnehin ist in meinem Alter das reine Überleben schon Priorität Nr. 1, und dazu ist die Gesundheit von Herz und Kreislauf weit wichtiger als toll aussehende Muskelpakete.


                                                                                                Ansonsten ist jede Schulterverletzung anders; aber außer den "Muskelpaketen" gibt es noch ein weiteres Genesungsziel, das IMHO wesentlich wichtiger ist: Die Wiederherstellung der Mobilität, also der Beweglichkeit von Arm und Schultergelenk. Je nach Sachlage sollte man diesem Ziel durchaus größere Bedeutung beimessen und nicht erst warten, bis zwar alles zusammengewachsen ist, aber die Sehnen soweit verkürzt haben und sich endlich garnicht mehr dehnen lassen und es bei den dann folgenden Versuchen erneut zu Verletzungen kommt.
                                                                                                Aber ich bin kein Mediziner.
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