Erster Trekkingtour alleine

[DerReisende123]

Hi,
ich (19 J, m), plane diesen September zum ersten mal alleine wandern/trekken zu gehen. Nun stellt sich mir die Frage, welche Gegend in Nordeuropa besonders geeignet ist. Zeitlich steht mir der gesamte September zur Verfügung. Durch einige tage/wochenlangen Radtouren mit Zelt durch dünnbesiedelte Landschaften weiß ich zumindest, was mich ungefähr erwartet und vor welchen Herausforderungen mich das Reisen stellen wird/könnte. Ich hatte über den Kungsleden oder den West Highland Way nachgedacht. Eignen sich diese für "Anfänger" im September? Habt ihr evtl. noch andere Ideen?
Würde mich über eure Tipps und Anregungen freuen!
PS: über Tipps zur Ausrüstung würde ich mich auch sehr freuen, da ich bisher nahezu kein Equipment für mein Vorhaben besitze.
Danke im Voraus!

[Moltebaer]

Am Kungsleden machen die Hütten typischerweise Mitte September zu, falls Du einen Notnagel bräuchtest. Aber die ersten zwei Septemberwochen sind recht schön und reichen für den Pfad.

An Ausrüstung brauchst Du im wesentlichen:

• Zelt
• Isomatte
• Schlafsack
• Lampe
• Kocher
• Topf
• Eßgeschirr
• Trinkflasche
• Regenkleidung
• Fleece-/Daunenjacke
• Stiefel
• Rucksack
• Nahrung für x Tage, ggf. auf Hütten nachkaufbar

[DerReisende123]

Danke für die schnelle Antwort😄
Welchen Abschnitt des Kungsleden könntest du empfehlen? Würde sich der West Highland Way auch lohnen? Island klingt auch nicht schlecht, wobei ich letztes Jahr schon mit dem Fahrrad um Island gefahren bin (mit einem 20 Grad Komforttemperatur Schlafsack😖). Welchen Komforttemperatur sollte der Schlafsack für Schweden/Schottland im September haben?

[Moltebaer]

Kommt drauf an, wie viel Bergkulisse oder Wald Du haben willst. Sowohl der nördliche als auch der südliche sind schön.
Zu Island im September würde ich einem Anfänger nicht raten.
Informier Dich mal über die üblichen Temperaturen. Ich denke mit T_lim -5 bis -10°C sollte es auf dem nördlichen Kungsleden klappen.

[Waldhexe]

Also ich würde einem Anfänger vom Kungsleden im September abraten. Meiner Meinung nach sollten nach Schließung der Hütten dort nur Leute unterwegs sein, die wissen, was sie tun. Du hast noch keine Erfahrung mit der Ausrüstung, weißt noch nicht sicher, was Du brauchst und wirst wahrscheinlich zu viel und in manchem nicht das Richtige für Dich mitnehmen. Außerdem wird es mit Proviantnachkauf schwierig, wenn die Hütten zu sind. Du musst also alles mitnehmen und weißt noch nicht, wie Du mit schwerem Gepäck klarkommst, nehme ich an. Der Weg und die Orientierung sind zwar nicht schwer, aber das Wetter kann ganz schön herausfordernd werden. Das gleiche gilt für Island und Schottland, wobei er West Highland Way immerhin Bothies, gelegentlich Pubs und mehr Ausstiegsmöglichkeiten bietet.
Ich würde zum West Higland Way raten oder zu was in Irland. Auch hier das Wetter im Auge behalten und Wind Chill nicht unterschätzen.
Der Schlafsack sollte als Komforttemperatur leichte Minusgrade haben, wenn Du eher verfroren bist auch mehr.

[lina]

Durch einige tage/wochenlangen Radtouren mit Zelt durch dünnbesiedelte Landschaften(...)
PS: über Tipps zur Ausrüstung würde ich mich auch sehr freuen, da ich bisher nahezu kein Equipment für mein Vorhaben besitze.
Danke im Voraus!

Dann hast Du doch schon Erfahrung?
Woran genau zweifelst Du?

[Ljungdalen]

Naja, der WHW ist für einen ganzen Monat viel zu kurz, und außerdem zivilisationsnaher.

Beim Kungsleden (dem nördlichen) kommst du alle paar Tage bis > 1 Woche mal über eine Straße, wo dann ein paar Häuser stehen.

Anfängergeeignet sind die beide, von den technischen Schwierigkeiten her. September perfekter Monat (für meinen Geschmack).

Aber wie Moltebaer schon schrieb, schließen die Hütten auf dem Kungsleden Mitte September (konkret in diesem Jahr am 17.09.). Solange die offen sind, kann man da alle 2-3 Tage Proviant nachkaufen (nicht zwischen Kvikkjokk und Ammarnäs), ABER gegen Ende der Saison kann das Angebot schon ausgedünnt sein. Danach gibt es nichts mehr, und auch in allen Orten, durch die man kommt, nicht (z.B. Kvikkjokk, da ist kein Laden). Das größere Problem nach dem 17.09. ist aber, dass man nicht mehr über die Seen kommt, an denen keine Ruderboote liegen, zB Langas und Sitojaure (und bei den anderen, zB Teusajaure & Laitaure, wäre ich mir nicht so sicher). Zudem kommt man auch zB von Vakkotavare/Saltoluokta nicht mehr mit regulärem ÖPNV weg.

Sprich, bis 17.09. alles gut, danach logistische Herausforderung (bis zur realistischen Unmöglichkeit)

Schlafsack: Kungsleden im September *kann* nachts schon mal temperaturmäßig ins Minus gehen. WHW eher nicht.

[Ljungdalen]

PS Weil das hier so propagiert wird: WHW (& generell v.a. Westen Schottlands) und Irland: da regnet es jeden verdammten Tag, entweder kürzer oder dauerhaft (meine Erfahrung bislang, bei mehreren Besuchen; Mai, September, Oktober)

(Nord-)Schweden: da regnet es ggf. ein paar Tage am Stück, aber dann ist es auch ein paar Tage (und mehr) am Stück "schön".

OK, vielleicht unzulässige Verallgemeinerung, aber die Tendenz ist so. Regen ja auch nicht *sooo* schlimm - wir sind ja nicht aus Zucker - aber sollte man vllt. erwartungstechnisch im Hinterkopf haben...

[DerReisende123]

Vielen Dank für eure Antworten. Ausrüstungstechnisch mache ich mir da keine Gedanken, war nur die Frage ob für diese Gegenden noch etwas spezielles benötigt wird. Dennoch denke ich, dass das nicht das Problem werden wird, zumal sich ja längere Radtouren ausrüstungstechnisch da grundlegend gar nicht groß von Wanderungen unterscheiden (vermute ich). Regen macht mir auch nichts aus, hatte letztes Jahr 3 Wochen täglich etwa 15h Regen auf Island.
Kungsleden nach dem 17.09 klingt dann doch etwas zu herausfordernd für mich😆. Dann doch lieber nur Anfang September oder den WHW. Wie sieht es mit der Zivilisation auf dem WHW aus (Wandernde im September, Einkaufsmöglichkeiten etc.)? Gibt es sonst noch Alternativen die sich für diese Jahreszeit anbieten?

[lina]

Ok, jetzt ahne ich, was Du meinst.
Es gibt vor allem zwei Unterschiede zwischen zu-Fuß und Radreisen:

• Mit dem Rad ist das Gewicht der Ausrüstung ein Stückweit egal, da ist das Packmaß ein dringlicheres Kriterium. Zu Fuß musst Du alles tragen, insofern sollte das Gepäck bzw. die Einzelteile dessen nicht zu schwer sein.
• Mit dem Rad ist man zivilisationsnäher unterwegs, da erreicht man schneller (oder überhaupt) einen Einkaufsladen, und es reicht i.d.R. aus, nachmittags einkaufen zu gehen (wobei eine Notration dabei zu haben auch nicht verkehrt ist). Zu Fuß muss man mehr vorplanen bzw. in entlegenere Gebiete Nahrungsmittel und ggf. Wasservorrat mitnehmen.

Bzgl. Klamotten würde ich auch ein kleines bisschen andere mitnehmen, so ist z.B. ein Schlupf-Windbreaker beim Radfahren etwas suboptimal, weil er sich im Fahrtwind aufbläst. Beim Wandern hingegen passiert das nicht. Und ich würde zum Wandern Schirm und Regenhose mitnehmen (aber da hat jeder so seine Vorlieben, also Regenjacke, Poncho, …).

[Ljungdalen]

Auch für die zweite Septemberhälfte noch etwas: von Kvikkjokk eine Runde durch den Padjelanta und wieder zurück oder nach Sulitjelma (Norwegen), oder das Ganze in Gegenrichtung, oder Runde von Sulitjelma aus.

(Wieder zurück/Runde, weil man im Norden nach Ritsem nicht regulär über den See (Akkajaure/Áhkájávrre) und von dort weg kommt; oder man startet dort am letztmöglichen Tag - schon 03.09. in diesem Jahr, evtl. Hubschrauber nach Verabredung auch später, aber dann vmtl. teurer - und geht Richtung Süden; haben wir 2011 gemacht, mit dem vorletzten Boot.)

Vorteile:

• einsam (gut möglich bzw. sogar wahrscheinlich, durchschnittlich < 1 Person/Tag zu treffen)
• in Tagesabständen Hütten mit Noträumen oder (BLT) zur regulären Übernachtung offen (zur späteren Bezahlung) - zumindest bei katastrophaler Witterung

Nachteile:

• einsam (wenn etwas "passiert"... aber bei den Hütten sind wiederum Nottelefone)
• natürlich keine Versorgungsmöglichkeit zwischendurch (für 14 Tage "mitschleppen" bekomme ich hin, länger sollte auch noch gehen, aber noch keine Erfahrungen...)
• kann kühl werden, je später, desto kühler, klar (um 20.09. hatten wir in Stáloluokta -4 °C bei relativ scharfem Wind... und ja, wir waren in der Hütte )

[DerReisende123]

Okay, also gibt es hier scheinbar gespaltene Meinungen ob sich der Kungsleden für "Anfänger" eignet. Der WHW scheint in jedem Fall als Anfänger machbar zu sein. Der Kungsleden reizt mich schon, doch die Schilderungen von Ljungdalen klingen schon so, als wäre das alleine für den Anfang ne ziemliche Herausforderung. Sonst noch irgendwelche Vorschläge für 2-4 wöchige Touren? Irland wurde ja auch erwähnt. Was gibt es sonst noch so?

[Moltebaer]

Peaks of the Balkans? Zwei Wochen im September gut möglich, auch später.

[Goldi]

Dee WHW ist für zwei bis vier Wochen definitiv zu kurz. Den hast du in 7 Tagen locker durch. Du kannst ihn allerdings nach FW verlängern.

[codenascher]

In FT William kommt er ja an. Aber dann weiß er, ob er sich mehr zutraut und richtig in die Highlands eintauchen könnte!

Von Ft.William stehen dann die Türen offen.

[DerReisende123]

Die Idee, in Ft. William dann zu entscheiden ob es noch weiter geht klingt gut. Danke!😀 Habt ihr konkrete Ideen wo's da dann weitergehen könnte? Meint ihr halbhohe Wanderschuhe eignen sich für dieses Vorhaben? Habe mir die erst neu ziemlich teuer gekauft und würde mir ungern neue kaufen. Wie sieht es bzgl. Rucksack aus? Welches Volumen könnt ihr da empfehlen?

[DerReisende123]

Balkan ist schon in Planung, nächstes Jahr mit dem Fahrrad👍

[codenascher]

Schau hier in die Reisebericht Sektion, da sollten sich einige Touren finden wenn du über die Karte fährst (von mir müssten es fünf sein).

Je mehr nordwestlich, desto einsamer.

Was sollte gegen die Schuhe sprechen? Nass werden sie alle Rucksack, du musst doch wissen was du mitnehmen willst.
Icke: 1wo Highlands mit Futter 60l.

[Pinguin66]

Die Idee, in Ft. William dann zu entscheiden ob es noch weiter geht klingt gut. Danke!😀 Habt ihr konkrete Ideen wo's da dann weitergehen könnte? Meint ihr halbhohe Wanderschuhe eignen sich für dieses Vorhaben? Habe mir die erst neu ziemlich teuer gekauft und würde mir ungern neue kaufen. Wie sieht es bzgl. Rucksack aus? Welches Volumen könnt ihr da empfehlen?

... 120 km Skye Trail in Schottland - Islay of Skye
... halbhohe Wanderschuhe gehen, aber sie müssen eingelaufen sein!
... Erstelle ein vollständige Pckliste mit Gewichtsangaben und lege alles zurecht. Du wirst sehen, wieviel Volumen du benörigst und wie schwer das wird. Danach wählt man den Rucksack. Es macht keinen Sinn, einen 700 g UL-Rucksack zu wählen, wenn er über seine sinnvolle Nutzlast beladen wird. Aber einen 3,5 kg Militärrucksack braucht man auch nicht.
60l ist schon ein guter Richtwert. Es kommt auch auf deine Größe an. Mit Konfektionsgr. XXL braucht man für die Ausrüstung eben deutlich mehr Platz als mit XS.
Achte bei Neuanschaffungen gleich auf Gewicht auch wenn es am Anfang etwas teurer wird. Dein Rücken und die Knie werden es dir danken.

[DerReisende123]

Danke für die Hinweise! Habe nun folgende Produkte ins Auge gefasst, wäre über euer Feedback dazu sehr dankbar:

• Zelt: Vango Nevis 100
• Isomatte: Thermarest z lite
• Schlafsack: Carinthia G180 oder Robens Gully 1200
• (evtl. Thermarest compressible Pillow)
• Wie steht ihr zu Trekkingstöcken, lohnen die sich oder geht das auch ohne?

Habt jemand Erfahrung mit der o.g. Ausrüstung? Ist die Isomatte ausreichend für die Temperaturen in Schottland im September, ist das Kissen vielleicht zu viel (obwohl ich mir den Luxus gerne leisten würde)? Wenn ihr Alternativen kennt, gern her damit (preislich natürlich nicht unbedingt teurer)!😉