Krisengebiete bereisen?

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Blackbox
    Erfahren
    • 09.09.2014
    • 315
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: Krisengebiete bereisen?

    Ich kann mir durchaus vorstellen, "problematische Gebiete" (der Begriff "Krisengebiete" gefällt mir nicht) zu bereisen, einfach, weil es dort Dinge gibt, die ich in diesem Leben noch sehen möchte. Und ich meine auch, dass das letztlich jeder mit sich selbst abmachen muss. Wer sich, in vollem Bewusstsein, dass ein Gebiet problematisch ist, dafür entscheidet, dieses Gebiet zu bereisen - warum nicht?

    Allerdings muss man dann auch bereit sein, die möglichen Konsequenzen - was auch immer die sein mögen - zu tragen. Und vor allem sollte man sich meiner Ansicht nach nicht darauf verlassen können, dass einem das Auswärtige Amt dann irgendwie den Hintern rettet, also z.B. einen nach einer Entführung auf Kosten der Steuerzahler freikauft. Das geht meines Erachtens aus Prinzip nicht.

    Kommentar


    • dominiksavj
      Fuchs
      • 10.04.2011
      • 2319
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: Krisengebiete bereisen?

      Die bessere Frage ist was macht man wenn die Region zum Krisengebiet wird?
      Bei uns 2013 in Bangkok passiert, zwei Tage nachdem wir abgeflogen sind sind die
      Demos eskaliert.
      Haben selbst aber noch am Vorabend des Abfluges Demonstranten in großen Mengen auf der Strasse getroffen,
      durch das Regierungsviertel war kein durchkommen, Militär usw....
      Alles in allem eine mulmige Situation.
      freedom's just another word for nothing left to lose

      Kommentar


      • Toni6642
        Erfahren
        • 01.09.2012
        • 103
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: Krisengebiete bereisen?

        Auch in den Ländern, die hierzulande als Kriesengebiet gelten, leben ganz normale, freundliche Menschen, die sich über jeden Touristen freuen. Meistens haben diese Menschen mit der politischen Situation im Land nicht viel am Hut, wollen einfach nur in Frieden leben. Mich reizt es, gerade diese Länder zu bereisen, weil man unter Umständen Geschichten und Hintergründe mitkriegt, die hier in den Nachrichten niemals rüberkommen. Mich interessiert das Leben der Menschen, die so ganz andere Probleme haben als wir hier.
        Das AA ist wirklich sehr vorsichtig und gibt sehr schnell Teilreisewarnungen raus. Sobald eine Reisewarnung für ein Land ausgesprochen ist, kann man übrigends auch keine konsularische Hilfe erwarten, wenn etwas passiert. Im Übrigen hat das amerikanische Department of State vor kurzem eine Reisewarnung für Deutschland im Zusammenhang mit den PEGIDA-Demonstrationen herausgegeben.
        Also, ob und wie man bestimmte Gegenden bereist muss jeder für sich entscheiden. Ich würde dabei eher auf die Einschätzung von Einheimischen vertrauen. Wenn ich ein Land, das als Krisengebiet gilt, gar nicht kenne, keine persönlichen Kontakte dahin habe und die Sprache nicht spreche, würde ich wohl auch davon absehen dahin zu reisen.

        Kommentar


        • hyrek
          Fuchs
          • 02.09.2008
          • 1348
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: Krisengebiete bereisen?

          Zitat von dominiksavj Beitrag anzeigen
          Die bessere Frage ist was macht man wenn die Region zum Krisengebiet wird?
          hatten wir seinerzeit auch in kenia. haben uns dann entschieden weiterzufahren, da wir hauptsaechlich im busch unterwegs waren, weitab von menschenmassen.

          ansonsten waren wir mitte der 90 noch in mexiko / guatemala. in mexiko hiess es nur, wenn wir nach chiappas reinkommen, ist alles OK. fuer guatemala hatten wir eine persoenliche empfehlung eines geheimdienstes der big five und eine private tel-nr der cia (fuer den fall, dass was passiert waere). ist eine lange geschichte. im endeffekt war es unkenntniss und neugierde (wir haben nachts gefechte gehoert). muss nicht wieder sein.

          problem ist halt, dass der staat erpressbar wird, auch wenn man selbst gar nicht will. man darf presse / propaganda nicht unterschaetzen.
          ------------------------------------
          the spirit makes you move

          Kommentar


          • Ditschi
            Freak

            Liebt das Forum
            • 20.07.2009
            • 12369
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: Krisengebiete bereisen?

            Zitat blackbox: Und vor allem sollte man sich meiner Ansicht nach nicht darauf verlassen können, dass einem das Auswärtige Amt dann irgendwie den Hintern rettet, also z.B. einen nach einer Entführung auf Kosten der Steuerzahler freikauft. Das geht meines Erachtens aus Prinzip nicht.
            Das ist so einfach nicht. Es gibt eine Fürsorgepflicht eines Staates seinen Bürgern gegenüber im Ausland, den sogenannten Auslandschutz.
            http://www.peterlang.com/download/ex...act_262404.pdf
            Gelesen habe ich die Abhandlung nicht, kann also nicht dazu referieren. Aber schon das abgedruckte Vorwort macht deutlich, welche rechtlichen Probleme dabei auftreten können.
            Kein Wunder, daß das AA vorsichtig ist mit Reisewarnungen und Sicherheitshinweisen, denn eigene Bürger, bei denen sich die Gefahr realisiert, können ihr Land ganz schön in die Bredouille bringen.
            Das sind nur die Rechtsfragen. Dazu kommt das menschliche Leid: soll ein Entscheidungträger den Angehörigen eines geliebten Menschen sagen, man werde sich nicht um ihn kümmern, weil der ja selbst schuld sei ? Ich denke, das sind Situationen, in denen man helfen möchte und nicht ein Verschulden diskutiert. Ich könnte mir auch gut vorstellen, daß ein Reisender selbst in einer Situation, in der es um sein Leben geht , sehr schnell abrückt von einer leichtfertigen Äußerung, er reise risikobewußt auf eigene Gefahr und man müsse ihm nicht helfen.
            Dieses " selbst schuld" ist leicht gesagt, aber weder menschlich noch rechtlich durchzuhalten.
            Ditschi
            Zuletzt geändert von Ditschi; 11.02.2015, 22:51. Grund: Autor des Zitates nachgeschoben

            Kommentar


            • grenzenlos
              Dauerbesucher
              • 25.06.2013
              • 566
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: Krisengebiete bereisen?

              Guten Morgen ,

              bin z.Z. im sicheren Neuseeland, somit 12 Stunden zeitversetzt. War nach meiner Nachtruhe überrascht und erfreut über die vielen Antworten. Danke,
              Aus meiner Sicht liegt in allen Antworten viel Vernünftiges, denn sie gehen in der Regel mit den eigenen Interessen einher. Dazu gehört die berechtigte Frage von Baciu nach der Motivation.
              nimrodxx schreibt diesbezüglich über seine Tauchleidenschaft. Ich denke, genau dies ist es, dass man seine Leidenschaften, seine Hobbys oder auch beruflichen Ambitionen (auf Berge steigen, im Meer versinken, durch Wüsten wandern, fremde Kulturen kennen lernen, in Ländern helfen, dort Freunde treffen, im Dschungel übernachten und, und,...) erleben, ausleben möchte.
              Ein Teil von uns nimmt dafür auch die wirklichen bzw. theoretischen Risiken in kauf.

              Ich stimme auch nimrodxx zu, dass die Reise/Teilreisewarnungen teilweise als politische Druckmittel verwendet werden. Der Tourismus ist in vielen Ländern ein absolut wichtiger Wirtschaftsfaktor.

              Der Einschätzung von Toni6642, man solle auf den Einschätzungen der Einheimischen vertrauen, ist für mich selbst ein vernünftiger Weg. Egal welches Land, 99 Prozent der Bevölkerung sind prima Zeitgeister. Trifft man auf den 100ten, egal in welchem Land, kann es kritisch werden. Es gibt zudem auch den Spruch: Zur falschen Zeit am falschen Ort.

              Vor ca. 4 Monaten bekam ich ein E-Mail. Wir sollen am australischen Stuart Highway wachsam sein. Vorher wäre mir nie in den Sinn gekommen, diesbezüglich im AA nachzuschauen. Die Ausführungen vom AA beziehen sich auf die Kriminalität im Großraum Alice Spring. Vor Ort war dann zu erfahren (von Einheimischen), ja, schon länger gibt es am Highway Probleme mit grausigen Raubüberfällen. Für mich ein Zeichen, dass man überlegen sollte, wo man am Highway übernachtet.

              Die Problematik von Lösegeldzahlungen bzw. politischen Erpressungen sehe ich so: Wenn Lösegeld gezahlt wird, ist dies der absolute Anreiz für weitere Verbrechen. Die Lawine ist da mächtig am rollen.

              LG grenzenlos

              PS: Bezüglich Lösegeld
              Mein ehemaliger Chef fragte mich vor Jahren, Hofmann wo verbringst du dieses Jahr deinen Urlaub?
              Im Jemen.
              OK, wenn die dich entführen, dann sei sicher, ich bezahle jede Forderung. Die Hauptsache ist, die behalten dich dann wirklich!
              Zuletzt geändert von grenzenlos; 11.02.2015, 22:13.
              Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

              Gruß, Wi grenzenlos

              Kommentar


              • grenzenlos
                Dauerbesucher
                • 25.06.2013
                • 566
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: Krisengebiete bereisen?

                Zitat von Toni6642 Beitrag anzeigen
                Wenn ich ein Land, das als Krisengebiet gilt, gar nicht kenne, keine persönlichen Kontakte dahin habe und die Sprache nicht spreche, würde ich wohl auch davon absehen dahin zu reisen.
                Finde ich sehr sinnig und somit wichtig.
                Bezogen auf unsere letzte Jementour:
                Würde ich das Land nicht relativ gut kennen, Freunde und Bekannte dort haben, Gi nicht die Sprache sprechen, es auch unser erster Besuch ohne diese Voraussetzungen dort hätte sein sollen, in der momentanen Vorortsituation, hätten wir verzichtet.

                Nachtrag einige Stunden später: seit gestern herrscht Chaos in Sanaa. Trotz unserer Kenntnisse zum Land, würde ich jetzt nicht einreisen wollen
                Zuletzt geändert von grenzenlos; 12.02.2015, 04:52. Grund: Aktualität
                Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                Gruß, Wi grenzenlos

                Kommentar


                • qwertzui
                  Alter Hase
                  • 17.07.2013
                  • 2903
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Krisengebiete bereisen?

                  Ich war zweimal gerade vor Ort als sichere Reiseländer zu Krisengebieten wurden. September 1989 in Kaschmir und August 1990 in Jugoslawien. Die Aufregung und Angst der Bevölkerung werde ich nie vergessen. Die eigene Schwierigkeit Informationen zu bekommen, da man die Sprache dort nicht beherrscht, nicht wissen, ob man wieder weg kommt, weil wichtige Verbindungsstraßen gesprengt wurden - bewusst hätte ich mich dafür nicht entschieden - aber es ist nun mal nicht alles im Leben planbar. Die kontrollierte und informierte Einreise in ein deklariertes Krisengebiet, wo man vorher ungefähr weiß, auf welche Gefahren man wo zu achten hat, kann da durchaus sicherer sein.

                  Kommentar


                  • grenzenlos
                    Dauerbesucher
                    • 25.06.2013
                    • 566
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: Krisengebiete bereisen?

                    Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
                    Die kontrollierte und informierte Einreise in ein deklariertes Krisengebiet, wo man vorher ungefähr weiß, auf welche Gefahren man wo zu achten hat, kann da durchaus sicherer sein.
                    Da ist was dran.

                    Anfang der 90ger war ich gemeinsam mit Gi in Kroatien. Wir hatten Hilfsgüter für ein Flüchtlingslager gesammelt und dann ins damalige Krisengebiet gebracht. Sogar unsere Jungs waren dabei. Es gab keinerlei Probleme. Wir hatten uns eine Adresse von einem Lager übers Rote Kreuz besorgt.
                    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                    Gruß, Wi grenzenlos

                    Kommentar


                    • Gast180628
                      GELÖSCHT
                      Dauerbesucher
                      • 08.10.2012
                      • 510
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: Krisengebiete bereisen?

                      Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                      Liebe F-Gemeinde,

                      angeregt durch die Diskussionen zu meinem kurzen Jemenbericht, würde es mich interessieren, wie ihr so mit der Frage umgeht?
                      Da dies ja ein weites Feld sein kann, stelle ich einfach einige Fragen dazu:

                      1. Was ist für euch eigentlich ein Krisengebiet?

                      2. Falls ihr schon solche Gebiete, Länder bereist habt, wie bereitet ihr euch darauf vor? Wie informiert ihr euch vorher?

                      3. Falls ihr schon solche Gebiete, Länder bereist habt, wie waren letztendlich die Erfahrungen?
                      1. wo man verschwunden oder umgebracht werden kann, ohne dass es jemand interessiert oder mitkriegt. jemen find ich schon sehr mutig.
                      bei reisewarnungen vom aa sollte man schon den hintergrund etwas weiter recherchieren. "krisengebiete" sind ein sehr weites feld, "bürgerkriegsähnliche dritte welt" gibts auch in amiland.

                      2. nicht wirklich. alle paar jahre eine beruflich motivierte kurz"reise" (menschenrechte gucken). aber sowohl als auch: vorher kontakte zu locals knüpfen (und wenn man nur das dorf x als "anschrift" der familie y hat, die dann schon gar nicht mehr da ist). leute aus der ngo-industrie ansprechen. andere reisende fragen. "zuhause" zu jemand kontakt halten, der/die selbst erfahrung hat und ggf. von dort aus was zu machen versucht. letzteres für krisengebiete wie somalia, jemen, syrien, irak u.v.m. wohl kaum möglich; embedded schliess ich mal aus als "reise".

                      3. auch obs aa was macht oder nicht, hängt vom individuellen zufall ab. schon deshalb ist mir eigene organisation lieb (siehe 2.).
                      ortswechsel, wenn man sich zu mulmig fühlt - wenn möglich. versus: jemand einheimischem vertrauen können; ist man ggf. zu mehreren betroffen.

                      4. bei so ner langzeitreise wie eurer ist das kriterium wohl hauptsächlich "vertrauen in die menschen". diese grundsätzliche haltung teilen wir wohl alle hier.
                      jenseits von krisen: auch thru-hiker haben gerne trail-manager.

                      gruesse, wr

                      Kommentar


                      • travelinghans
                        Gesperrt
                        Anfänger im Forum
                        • 29.03.2014
                        • 15
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: Krisengebiete bereisen?

                        Ich versuche mal, es auf den Punkt zu bringen:

                        Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes (AA) würde ich sehr ernst nehmen, dazu zähle ich auch Teilreisewarnungen. Solche Landesteile würde ich unbedingt meiden, wenn ich frei planen kann. Vor einer endgültigen Entscheidung würde ich noch lesen, was das US Overseas Security Advisory Council (OSAC) schreibt. Schreiben die was Harmloseres, kann man abwägen.

                        Reise- und Sicherheitshinweise des AA sollte man lesen, würden mich aber auf keinen Fall von einer Reise in das Gebiet abhalten.


                        Wenn ich mir die aktuelle Liste der Reisewarnungen des AA ansehe, sehe ich meine Haltung bestätigt. Oder hat jemand einen konkreten Fall aus der aktuellen Reisewarnungs-Liste, wo er ohne Bedenken einen Erholungsurlaub verbringen würde? (Um touristische Reisen geht es hier, oder? Ein Journalist oder z.B. Bergsteiger, der mit seinen Fotos Geld verdient, sieht das möglicherweise anders. Auch ein unvermeidlicher Transit z.B. mit dem eigenen PKW von Quetta die N40 nach Iran ist Abwägungssache.)
                        Zuletzt geändert von Vegareve; 01.10.2015, 08:19.

                        Kommentar


                        • Flummi87
                          Erfahren
                          • 31.07.2014
                          • 368
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: Krisengebiete bereisen?

                          Ich versuchs auch mal auf den Punkt zu bringen:
                          Das AA ist teilweise sehr moderat und nachsichtig mit Reisewarnungen. Soll heißen da wird teilweise sehr lange gezögert, obwohl die Lage katastrophal ist.
                          Wenn man nun der Meinung ist, man müsse eine solche Warnung auch noch ignorieren und gerät man dann in ernsthafte Schwierigkeiten, sollte für solche Leute kein einziger Cent der Steuergelder locker gemacht werden.

                          Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum sich solche Fragen wie diese hier überhaupt ergeben. Es gibt eben Länder auf dieser Welt, da ists nicht so gemütlich wie bei uns hier. Menschen quatscht man dort nicht zu "Tode", man schlägt sie einfach tot - und es interessiert niemanden.

                          Nur ein kleiner Gedankengang von jemandem, der in einigen dieser vermeintlich "wunderschönen" Ländern gearbeitet hat.

                          Kommentar


                          • Mocc
                            Gesperrt
                            Anfänger im Forum
                            • 04.02.2015
                            • 21
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: Krisengebiete bereisen?

                            Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen

                            1. Was ist für euch eigentlich ein Krisengebiet?

                            2. Falls ihr schon solche Gebiete, Länder bereist habt, wie bereitet ihr euch darauf vor? Wie informiert ihr euch vorher?

                            3. Falls ihr schon solche Gebiete, Länder bereist habt, wie waren letztendlich die Erfahrungen?
                            zu 1. Egal welche persönliche Definition man sich subjektiv ausdenkt, wenn das AA von Reisen in ein Gebiet dringend abrät, ist es ein akutes Krisengebiet. Wenn dann Botschaftsangehörige abgezogen werden (z.B. Jemen), dann geschieht das nicht aus Feigheit, sondern aus Klugheit.

                            zu 2. In so ein Gebiet würde ich als Tourist nicht reisen. Als Professioneller (z.B. humanitärer Helfer, Expat) nutzt man die einschlägigen Infoquellen (z.B. der NGO, der Botschaft usw. vor Ort).

                            Man sollte neben der Bewertung des eigenen Risikos auch immer die möglichen Folgen für andere beachten. Ein Tourist, der durch sein riskantes Reiseverhalten trotz staatlicher Warnung höchster Stufe, dann den Staat im Entführungsfall ob erbeten und nicht erbeten zum Handeln zwingt (Einrichtung einer Taskforce zwecks Verhandlungen, Zahlung von Lösegeld) handelt unverantwortlich. Ein Professioneller, der sich in einem dringenden Hilfseinsatz befindet, sollte sicherstellen, daß sein Einsatz mit den deutschen Koordinierungsstellen abgesprochen ist.

                            zu 3. Am gefährlichsten sind Gebiete, wo es praktisch keine staatlichen Autoritäten mehr gibt (z.B. Somalia, Jemen), die regelnd durchgreifend die Macht auch auf den Straßen haben oder in denen die Autoritäten selbst Verbrecher sind (z.B. IS Syrien/Irak). Es ist großer Mist, wenn es keine wirksame Polizei gibt und man jedem hergelaufenen Verbrecher/Clan/Stamm durch Drohungen, Erpressungen und Entführungen schutzlos ausgeliefert ist, oder wenn die „Polizei“ selbst nur aus Verbrechern besteht, die sich so finanzieren. In Gebieten, wo es so etwas wie eine Front gibt zwischen zwei Kriegsparteien (z.B. Balkankrieg), kann man sich mit vorsichtigem Verhalten selbst etwas schützen, (z.B. indem man Konvois und abgesprochene Feuerpausen nutzt).

                            Extrem gefahrerhöhend ist immer eigene Bewaffnung, deshalb ist sie auch für Professionelle grundsätzlich von den Entsendern verboten. Auch das Anheuern von bewaffneten Kräften (z.B. die Technicals in Somalia) ist gefährlich, weil diese Leute früher oder später die Waffen einfach umdrehen zwecks neuer Lohnverhandlungen oder weil Entführung am Ende mehr bringt als der nächste Wochenlohn. Man finanziert so oder so nur das Fortbestehen des Chaos.

                            Nach unserem freiheitlichen Verständnis kann man Reisende nicht daran hindern, in Krisengebiete höchster Kategorie auszureisen und die Allgemeinheit im Zweifel auch noch finanziell zu belasten. Sie sind sowieso meist nicht in der Lage, die entstandenen Kosten vollständig zurückzuzahlen. Vom politischen Schaden, den diese Touristen im Falle eigener Bewaffnung anrichten können, ganz abgesehen.

                            Kommentar


                            • Mocc
                              Gesperrt
                              Anfänger im Forum
                              • 04.02.2015
                              • 21
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Krisengebiete bereisen?

                              Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                              Der Einschätzung von Toni6642, man solle auf den Einschätzungen der Einheimischen vertrauen, ist für mich selbst ein vernünftiger Weg. Egal welches Land, 99 Prozent der Bevölkerung sind prima Zeitgeister. Trifft man auf den 100ten, egal in welchem Land, kann es kritisch werden. Es gibt zudem auch den Spruch: Zur falschen Zeit am falschen Ort.
                              Die Einschätzung Einheimischer ist immer querbeet. Eine mit Überblick und neutraler kritischer Distanz bekommt man so selten.

                              Ich habe mal einem argentinischem Freund, der seit Jahren in Westdeutschland lebt, geraten seinen Urlaub in Ostdeutschland zu verbringen, weil es dort nach meinen Reiseerfahrungen so schöne Natur und Städte gibt. Als er wiederkam, sagte er mir, daß er dort nie mehr hinfahren würde, weil er dort in zwei Wochen so oft wegen seines südländischen Aussehens verbal angegriffen wurde, wie in 10 Jahren in Westdeutschland nicht. Seine deutsche Frau war im Urlaub dabei und bestätigte seine Aussage. Sie hatten oft Angst, daß aus Beschimpfung Handgreiflichkeit wird.

                              Ich war also ein schlechter einheimischer Ratgeber mit wenig Überblick, was Urlaub in meinem eigenen Land betrifft.

                              Daß egal in welchem Land 99 Prozent der Bevölkerung prima Zeitgeister sind, kann ich nicht bestätigen. Im Jemen sind erheblich mehr als 1% der Bevölkerung radikalisierte Bewaffnete, die für ihre jeweilige Glaubensrichtung bereit sind zu töten und westliche Touristen zu entführen. Momentan hat eine Minderheit von 25% der Bevölkerung die Macht in der Hauptstadt übernommen. Diese Gruppe ist auch für viele Entführungen von Ausländern verantwortlich. Die anderen 75% sind auch nicht besser, denn sie folgen immer mehr der sunnitischen Al Kaida.

                              „Zur falschen Zeit am falschen Ort.“ klingt wie Lotto, wie Unfall mit Auto. Trifft aber die Situation im Jemen überhaupt nicht, denn dort ist es seit Monaten absehbar, daß die Lage eskalieren muß, wenn 25% die Macht übernehmen wollen.

                              Kommentar


                              • Zoidberg
                                Anfänger im Forum
                                • 30.08.2013
                                • 22
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: Krisengebiete bereisen?

                                Zitat von nimrodxx Beitrag anzeigen
                                Neben der Information für seine eigenen Bürger ist das AA aber auch ein politisches Instrument und Touristen (bzw deren ausbleiben) für viele Länder ein sehr wirkungsvolles Druckmittel.
                                Davon, dass das AA, oder die Bundesregierung über das AA eine Reisewarnung als politisches Druckmittel einsetzt habe ich noch nicht gehört. Da hätte ich gerne mal ein Beispiel für.

                                Ich teile die Auffassung, dass die Reisewarnungen aus guten Gründen herausgegeben werden. Und wenn es sich nur um bestimmte Regionen handelt, wird das vom AA auch ausdrücklich so angegeben, aktuelles Beispiel Ukraine.

                                Wenn ich in den Nachrichten von entführten Touristen in Krisengebieten höre, die dann mit großem diplomatischen und/oder finanziellem Aufwand aus der Situation befreit werden, freue ich mich zwar, dass die Geschichte für die Betroffenen glimpflich augegangen ist, aber ehrlich gesagt ärgere ich mich gleichzeitig über die Gedankenlosigkeit der Leute, denn den Aufwand zahlt die Gemeinschaft, also unter anderem auch ich.

                                Und ja, es gibt in jedem Krisengebiet für irgendjemanden ein Top10-Ziel, aber man kann ja auch auf Wunschziel Nr. 2 oder 3 ausweichen und hoffen, dass sich die Lage in dem entsprechenden Land/Gebiet irgendwann wieder entspannt.

                                Kommentar


                                • Mocc
                                  Gesperrt
                                  Anfänger im Forum
                                  • 04.02.2015
                                  • 21
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: Krisengebiete bereisen?

                                  "Wenn ich ein Land, das als Krisengebiet gilt, gar nicht kenne, keine persönlichen Kontakte dahin habe und die Sprache nicht spreche, würde ich wohl auch davon absehen dahin zu reisen."

                                  Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                                  Finde ich sehr sinnig und somit wichtig.

                                  Finde ich gar nicht sinnig und somit irreführend.

                                  Wenn ich ein Land, das als Krisengebiet gilt, kenne, persönliche Kontakte dahin habe und die Sprache spreche, würde ich davon absehen dahin zu reisen, wenn mehrere Regierungen (Deutschland, USA usw.) davon dringend abraten und ihr Botschaftspersonal evakuieren.

                                  Kommentar


                                  • Sternenstaub
                                    Alter Hase
                                    • 14.03.2012
                                    • 3377
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: Krisengebiete bereisen?

                                    OT: man könnte fast meinen, das AA hat hier eine Außenstelle eingerichtet.
                                    Wie Grenzenlos mehrmals schrieb, waren sie aufgrund ihrer Reise nicht auf dem neuesten Stand und haben auch die sie warnenden mails von Freunden nicht rechtzeitig erhalten. Und er schrieb ebenso, dass er bei der jetzigen Lage im Jemen nicht dorthin reisen würde. Die Beratungsresistenz-Keule herauszuholen, finde ich in diesem Fall ein wenig anmaßend.

                                    Und ja, Warnungen der US würde ich nur bedingt berücksichtigen, wenn ich eigene Erkenntnisse hätte. Dann hätte man zu Allendes Zeiten auch nicht nach Chile reisen dürfen.



                                    tja - Rechtschreibung.... ;)
                                    Zuletzt geändert von Sternenstaub; 12.02.2015, 19:31.
                                    Two roads diverged in a wood, and I—
                                    I took the one less traveled by,
                                    And that has made all the difference (Robert Frost)

                                    Kommentar


                                    • Ditschi
                                      Freak

                                      Liebt das Forum
                                      • 20.07.2009
                                      • 12369
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: Krisengebiete bereisen?

                                      Zitat Zoidberg: Davon, dass das AA, oder die Bundesregierung über das AA eine Reisewarnung als politisches Druckmittel einsetzt habe ich noch nicht gehört. Da hätte ich gerne mal ein Beispiel für.
                                      Diese Behauptung, von zwei usern in diesem thread erhoben, ist mir auch aufgefallen. Seit 2 Tagen suche ich immer einmal wieder nach einem Beleg und bin bislang nicht fündig geworden. Ein Beleg wäre für mich, daß Bundesregierung oder AA dieses in einer Verlautbarung einräumen.
                                      Ansonsten findet sich diese Behauptung immer einmal wieder ohne Beleg in net und wird offenbar kritiklos tradiert. Wie das net halt so ist.
                                      Die Behauptung fand ich zumeist im Zusammenhang mit zwei Fallgruppierungen:
                                      Geschäftsleute in der Tourismusbrache verwenden sie gerne, wenn aufgrund einer Reisewarnung die Kunden ausbleiben. Die Behauptung soll dann wohl sagen, es sei garnicht so schlimm, da die Reisewarnung ja aus sachfremden Erwägungen erfolgte.
                                      Reisende, die Reisewarnungen nicht beachten, benutzen sie gerne als eine Art Rechtfertigung mit dem gleichen Argument: alles halb so schlimm, die Reisewarnung erfolgte ja aus sachfremden Erwägungen.
                                      Aber ich lasse mich gerne mit einem überzeugenden Beleg eines Besseren belehren.
                                      Ditschi

                                      Kommentar


                                      • Mocc
                                        Gesperrt
                                        Anfänger im Forum
                                        • 04.02.2015
                                        • 21
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: Krisengebiete bereisen?

                                        Zitat von grenzenlos Beitrag anzeigen
                                        Anfang der 90ger war ich gemeinsam mit Gi in Kroatien. Wir hatten Hilfsgüter für ein Flüchtlingslager gesammelt und dann ins damalige Krisengebiet gebracht. Sogar unsere Jungs waren dabei. Es gab keinerlei Probleme. Wir hatten uns eine Adresse von einem Lager übers Rote Kreuz besorgt.

                                        Flüchtlingslager in Kroatien waren anders als z.T. in Bosnien nicht in Kampfzonen. Es war nie gefährlich, Flüchtlingslager in Kroatien zu besuchen, wenn man die ausgewiesenen Routen befolgte.

                                        Der Trick der Argumentation zur Rechtfertigung der Jemenreise ist hier der unscharfe Begriff „Krisengebiet“. Kroatien war nie in Gänze ein gefährliches Krisengebiet, wo man als Reisender mit Entführung und Beschuss rechnen mußte. Die gesamten Kriegsjahre über konnte man in bestimmten Regionen Kroatiens unbedenklich Urlaub machen.

                                        Das kann man seit langem im Jemen und besonders in Sanaa nicht.

                                        Kommentar


                                        • Zoidberg
                                          Anfänger im Forum
                                          • 30.08.2013
                                          • 22
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: Krisengebiete bereisen?

                                          Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                          Ansonsten findet sich diese Behauptung immer einmal wieder ohne Beleg in net und wird offenbar kritiklos tradiert. Wie das net halt so ist.
                                          Das wollte ich damit ausdrücken, ich glaube nämlich nicht, dass das jemals passiert ist. Klingt schon fast ein wenig nach Verschwörungstheorie...


                                          Zitat von Clarence Beitrag anzeigen
                                          Und ja, Warnungen der US würde ich nur bedingt berücksichtigen, wenn ich eigene Erkenntnisse hätte. Dann hätte man zu Allendes Zeiten auch nicht nach Chile reisen dürfen.
                                          Dem stimme ich wiederum zu, ich kann mir gut vorstellen, dass gerade die USA diesbezüglich andere Maßstäbe ansetzen. Warnungen des deutschen AA würde und werde ich allerdings immer enst nehmen.

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X