AW: Lykischer weg
Theoretisch sehr gerne, ich habe allerdings entgegen meiner ursprünglichen Idee nur sehr wenig Notizen gemacht und mich irgendwann dazu entschlossen, einen ausführlichen Reisebericht zu schreiben, weil mir die Eindrücke einfach zu viel waren, um es in Textform festzuhalten. Ich kann aber gerne ein paar allgemeine Sachen zusammenfassen und antworte ansonsten auch sehr gerne auf konkrete Fragen.
Insgesamt hat es mir, wie gesagt, sehr gut gefallen. Ich habe ein paar Etappen wegen schlechten Wetters übersprungen und quasi mit der Besteigung des Tahtalis aufgehört (mehr dazu weiter unten).
Anfänglich hatte ich allerdings sehr mit dem felsigen Untergrund zu kämpfen. Der Weg ist schon sehr steinig und im Vergleich zu meinen bisherigen Touren musste ich doch deutlich mehr darauf achten, wo ich hintrat. Auch mit dem Buch von Kate Clow habe ich desöfteren gehadert. Die Angabe von Distanzen in Zeiteinheiten statt Längen fand ich problematisch, auch ihre Beschreibung des Weges, die oft mehr geologisch-historischen Abhandlungen gleichkommt, war nichtimmer hilfreich. Das schmälert natürlich nicht ihren Verdienst um den Weg und einige Sachen im Buch waren durchaus hilfreich (z.B. die Höhenprofile). Im Endeffekt bin ich nach wenigen Tagen aber von meinem ursprünglichen Plan, das Handy nur selten einzuschalten um SMS zu schreiben, dass es mir gut geht, dazu übergegangen, die (gratis) App OSMAnd als GPS-Ersatz zu benutzen. Das hat super geklappt, die Türkeikarte die man dafür runterladen kann ist wirklich sehr detailliert und der Lykische Weg ist tatsächlich bis ins letzte Detail eingezeichnet. Im Flugmodus mit GPS auf Standby hielten meine drei Akkus auch fast immer lang genug, bis ich mal wieder in einer Pension eingekehrt bin.
Die Landschaft war absolut großartig, noch viel schöner als ich erwartet hatte. In den ersten Tagen bin ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen und habe ständig versucht, Bilder zu schießen, was mit meiner Aldi-Digi-Cam nicht so richtig geklappt hat. Irgendwann bin ich dann zum Genießen übergegangen und habe nur noch vereinzelte Schnappschüsse gemacht.
Meine Bekanntschaften während der Reise waren fast durchweg positiv. Das fing in Istanbul mit meinem Couchsurfing-Host Deniz an und ging mit Couchsurfing bei Ayse in Antalya weiter (da blieb ich erst drei Tage, nach der Tour dann nochmal 4 Tage und wir sind weiterhin in Kontakt). Mehmet habe ich ja oben schon erwähnt. Neben einigen Ein-bis-zwei-Tages-Bekanntschaften auf dem Trail sind vor allem Franz und Marga zu erwähnen, ein deutsches Paar, das mit sehr leichtem Gepäck von Pension zu Pension unterwegs war oder Teile des Weges per Dolmus übersprang, um dann Tagestouren zu machen und dass ich über zwei Wochen hinweg regelmäßig auf dem Trail oder in Ortschaften wiedertraf und das mich zwischenzeitlich quasi "adoptierte" und "den armen Studenten" oft zum Essen einlud.
Die eindrucksvollste Bekanntschaft war Felix, ein 21-jähriger Engländer, der irgendwann mal angefangen hatte zu studieren, sein komplettes Studiendarlehen dann aber innerhalb weniger Monate in Alkohol und Ketamin investiert hat und seitdem mehr schlecht als recht auf dem Bau arbeitete. Der war kurzfristig, alleine und auf eigene Faust gekommen, um auf dem Weg quasi einen "kalten Entzug" zu machen und über sein Leben nachzudenken. Mit Felix verbrachte ich mehrere Tage auf dem Trail und zur Entspannung auf dem schönen und günstigen Campingplatz am Strand von Andriake. Ich stehe heute noch mit ihm über Facebook in Kontakt und es ist super zu hören, dass er mittlerweile mit seiner festen Freundin volunteer work in Indonesien macht, keinerlei Drogen mehr angefasst hat und danach einen festen Job in einem Hotel in Aussicht hat.
Den meisten Spaß hatte ich vermutlich mit Jan, einem massigen niederländischen Physiotherapeuten und Chiropraktiker, der seit Jahrzenten in Deutschland wohnte und den Lykischen Weg vermutlich mit dem schwersten Rucksack aller Zeiten beging - seine letzte Wanderung hatte er vor 20 Jahren gemacht und wollte nun "mal wieder raus". Zu Anfang hatte er u.a. neun T-Shirts, vier kurze Hosen, drei Jeanshosen, drei auf A4-Seiten kopierte Bücher von Nietzsche, David Graeber und Marx ("Mein Tochter studiert Philosophie, die hat mir denen kopiert!") und einen großen Regenschirm. Allerdings wurde sein Gepäck dann auch mit jedem Dorf ein wenig kleiner. Wenn jemand mal einen Hirten mit Karlsruher SC T-Shirt rumlaufen sieht, wisst ihr nun wo der er es her hat.
Mit Jan lief ich fast die komplette erste Woche, bevor wir uns aus den Augen verloren, später bei Cirali aber wiedertrafen.
Mein persönliches Highlight war ganz klar die Besteigung des Tahtali. Eigentlich hatten Jan und ich ausgemacht, hinter Olympos zusammen die "leichtere" Route am Strand entlang zu gehen. An der Gabelung bin ich dann aber doch spontan alleine in Richtung Tahtali abgebogen und habe somit meinen ersten Gipfel überhaupt (wenn man den Brocken in der Grundschule und Torc Mountain in Kerry mit seinen 503m nicht mitzählt) bestiegen. Für mich als Friesen, in dessen Heimatstadt eine 11m hohe Werft allen Ernstes den Namen "Heppenser Berg" trägt, war das eine besondere Erfahrung. Insbesondere, da ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes "from Sea to Summit" bestieg, da der erste Morgen der Besteigung mit Planschen am Strand von Olympos begann. Zwei Tage später im Schnee zu stehen war einfach wirklich klasse. Runtergefahren bin ich dann allerdings ehrlicherweise mit dieser unsäglichen Seilbahn und von da aus per Anhalter und Bus zurück nach Antalya. Als ich oben ankam waren meine Schuhe hinüber und die Luft bei mir nach 4,5 Wochen einfach raus.
Ausrüstungsmäßig lief übrigens alles super. Gut, meine Schuhe waren am Ende hin, aber das war bei superleichten Trailrunning-Barfuß-Schuhen halt auch zu erwarten. Besonders nützlich erwies sich mein Hobo (Vargo Hexagon Titanium) in Vebrindung mit Tampons als Zunder, was dann sogar noch einen Belgier beeindrucken konnte, der als Privatier seit mehreren Jahren nur noch auf Trails lebt und laut eigener Aussage seit längerem mit der kochproblemtik haderte. Selbst auf dem Sattel des Tahtali gab es genügend Brennmaterial. Mein Tarptent Rainbow war für das Wetter perfekt, die Anschaffung des Kindles hat sich mehr als gelohnt (16 Bücher in sechs Wochen Reise) und auch sonst war alles super. Ich habe lediglich realisiert, dass für die nächste Tour ein leichterer Rucksack hermusste, so dass ich direkt nach der Tour von meinem Bach Specialist auf den Lightwave Ultrahike gewechselt bin. Und ich hatte anfänglich definitiv zu viel Nahrung dabei, weil ich ob der günstigen Preise und der Verlockungen von WC und Dusche doch öfter in Pensionen mit Abendessen und Frühstück abgestiegen bin, als gedacht und die Nachkaufmöglichkeiten unterschätzt habe.
Das wäre so, was mir gerade spontan durch den Kopf ging. Auf konkrete Fragen hier oder per PN antworte ich wie gesagt sehr gerne. Auf Wunsch kann ich auch noch ein paar Fotos nachliefen.
Theoretisch sehr gerne, ich habe allerdings entgegen meiner ursprünglichen Idee nur sehr wenig Notizen gemacht und mich irgendwann dazu entschlossen, einen ausführlichen Reisebericht zu schreiben, weil mir die Eindrücke einfach zu viel waren, um es in Textform festzuhalten. Ich kann aber gerne ein paar allgemeine Sachen zusammenfassen und antworte ansonsten auch sehr gerne auf konkrete Fragen.
Insgesamt hat es mir, wie gesagt, sehr gut gefallen. Ich habe ein paar Etappen wegen schlechten Wetters übersprungen und quasi mit der Besteigung des Tahtalis aufgehört (mehr dazu weiter unten).
Anfänglich hatte ich allerdings sehr mit dem felsigen Untergrund zu kämpfen. Der Weg ist schon sehr steinig und im Vergleich zu meinen bisherigen Touren musste ich doch deutlich mehr darauf achten, wo ich hintrat. Auch mit dem Buch von Kate Clow habe ich desöfteren gehadert. Die Angabe von Distanzen in Zeiteinheiten statt Längen fand ich problematisch, auch ihre Beschreibung des Weges, die oft mehr geologisch-historischen Abhandlungen gleichkommt, war nichtimmer hilfreich. Das schmälert natürlich nicht ihren Verdienst um den Weg und einige Sachen im Buch waren durchaus hilfreich (z.B. die Höhenprofile). Im Endeffekt bin ich nach wenigen Tagen aber von meinem ursprünglichen Plan, das Handy nur selten einzuschalten um SMS zu schreiben, dass es mir gut geht, dazu übergegangen, die (gratis) App OSMAnd als GPS-Ersatz zu benutzen. Das hat super geklappt, die Türkeikarte die man dafür runterladen kann ist wirklich sehr detailliert und der Lykische Weg ist tatsächlich bis ins letzte Detail eingezeichnet. Im Flugmodus mit GPS auf Standby hielten meine drei Akkus auch fast immer lang genug, bis ich mal wieder in einer Pension eingekehrt bin.
Die Landschaft war absolut großartig, noch viel schöner als ich erwartet hatte. In den ersten Tagen bin ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen und habe ständig versucht, Bilder zu schießen, was mit meiner Aldi-Digi-Cam nicht so richtig geklappt hat. Irgendwann bin ich dann zum Genießen übergegangen und habe nur noch vereinzelte Schnappschüsse gemacht.
Meine Bekanntschaften während der Reise waren fast durchweg positiv. Das fing in Istanbul mit meinem Couchsurfing-Host Deniz an und ging mit Couchsurfing bei Ayse in Antalya weiter (da blieb ich erst drei Tage, nach der Tour dann nochmal 4 Tage und wir sind weiterhin in Kontakt). Mehmet habe ich ja oben schon erwähnt. Neben einigen Ein-bis-zwei-Tages-Bekanntschaften auf dem Trail sind vor allem Franz und Marga zu erwähnen, ein deutsches Paar, das mit sehr leichtem Gepäck von Pension zu Pension unterwegs war oder Teile des Weges per Dolmus übersprang, um dann Tagestouren zu machen und dass ich über zwei Wochen hinweg regelmäßig auf dem Trail oder in Ortschaften wiedertraf und das mich zwischenzeitlich quasi "adoptierte" und "den armen Studenten" oft zum Essen einlud.
Die eindrucksvollste Bekanntschaft war Felix, ein 21-jähriger Engländer, der irgendwann mal angefangen hatte zu studieren, sein komplettes Studiendarlehen dann aber innerhalb weniger Monate in Alkohol und Ketamin investiert hat und seitdem mehr schlecht als recht auf dem Bau arbeitete. Der war kurzfristig, alleine und auf eigene Faust gekommen, um auf dem Weg quasi einen "kalten Entzug" zu machen und über sein Leben nachzudenken. Mit Felix verbrachte ich mehrere Tage auf dem Trail und zur Entspannung auf dem schönen und günstigen Campingplatz am Strand von Andriake. Ich stehe heute noch mit ihm über Facebook in Kontakt und es ist super zu hören, dass er mittlerweile mit seiner festen Freundin volunteer work in Indonesien macht, keinerlei Drogen mehr angefasst hat und danach einen festen Job in einem Hotel in Aussicht hat.
Den meisten Spaß hatte ich vermutlich mit Jan, einem massigen niederländischen Physiotherapeuten und Chiropraktiker, der seit Jahrzenten in Deutschland wohnte und den Lykischen Weg vermutlich mit dem schwersten Rucksack aller Zeiten beging - seine letzte Wanderung hatte er vor 20 Jahren gemacht und wollte nun "mal wieder raus". Zu Anfang hatte er u.a. neun T-Shirts, vier kurze Hosen, drei Jeanshosen, drei auf A4-Seiten kopierte Bücher von Nietzsche, David Graeber und Marx ("Mein Tochter studiert Philosophie, die hat mir denen kopiert!") und einen großen Regenschirm. Allerdings wurde sein Gepäck dann auch mit jedem Dorf ein wenig kleiner. Wenn jemand mal einen Hirten mit Karlsruher SC T-Shirt rumlaufen sieht, wisst ihr nun wo der er es her hat.

Mein persönliches Highlight war ganz klar die Besteigung des Tahtali. Eigentlich hatten Jan und ich ausgemacht, hinter Olympos zusammen die "leichtere" Route am Strand entlang zu gehen. An der Gabelung bin ich dann aber doch spontan alleine in Richtung Tahtali abgebogen und habe somit meinen ersten Gipfel überhaupt (wenn man den Brocken in der Grundschule und Torc Mountain in Kerry mit seinen 503m nicht mitzählt) bestiegen. Für mich als Friesen, in dessen Heimatstadt eine 11m hohe Werft allen Ernstes den Namen "Heppenser Berg" trägt, war das eine besondere Erfahrung. Insbesondere, da ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes "from Sea to Summit" bestieg, da der erste Morgen der Besteigung mit Planschen am Strand von Olympos begann. Zwei Tage später im Schnee zu stehen war einfach wirklich klasse. Runtergefahren bin ich dann allerdings ehrlicherweise mit dieser unsäglichen Seilbahn und von da aus per Anhalter und Bus zurück nach Antalya. Als ich oben ankam waren meine Schuhe hinüber und die Luft bei mir nach 4,5 Wochen einfach raus.
Ausrüstungsmäßig lief übrigens alles super. Gut, meine Schuhe waren am Ende hin, aber das war bei superleichten Trailrunning-Barfuß-Schuhen halt auch zu erwarten. Besonders nützlich erwies sich mein Hobo (Vargo Hexagon Titanium) in Vebrindung mit Tampons als Zunder, was dann sogar noch einen Belgier beeindrucken konnte, der als Privatier seit mehreren Jahren nur noch auf Trails lebt und laut eigener Aussage seit längerem mit der kochproblemtik haderte. Selbst auf dem Sattel des Tahtali gab es genügend Brennmaterial. Mein Tarptent Rainbow war für das Wetter perfekt, die Anschaffung des Kindles hat sich mehr als gelohnt (16 Bücher in sechs Wochen Reise) und auch sonst war alles super. Ich habe lediglich realisiert, dass für die nächste Tour ein leichterer Rucksack hermusste, so dass ich direkt nach der Tour von meinem Bach Specialist auf den Lightwave Ultrahike gewechselt bin. Und ich hatte anfänglich definitiv zu viel Nahrung dabei, weil ich ob der günstigen Preise und der Verlockungen von WC und Dusche doch öfter in Pensionen mit Abendessen und Frühstück abgestiegen bin, als gedacht und die Nachkaufmöglichkeiten unterschätzt habe.
Das wäre so, was mir gerade spontan durch den Kopf ging. Auf konkrete Fragen hier oder per PN antworte ich wie gesagt sehr gerne. Auf Wunsch kann ich auch noch ein paar Fotos nachliefen.
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