Mont Ventoux; wer war schon oben?

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  • uli.g.
    Freak
    Liebt das Forum
    • 16.02.2009
    • 13261
    • Privat

    • Meine Reisen

    Mont Ventoux; wer war schon oben?

    Guten Morgen!

    Vielleicht passt meine folgende Frage am ehesten hier hin:

    Wir fahren nächste Woche in Urlaub in die Drome Provencale und ich trage mich mit dem Gedanken, unter anderem mal früh morgens einen Berglauf auf den Mont Ventoux zu laufen; geplant ist die Westroute ab Malaucene (21 km, 1650 hm); Hat jemand hier im Forum Erfahrungen mit einem derartigen Unterfangen? Insb. Alternativen zur Fahrstraße, Busverbindungen zum Wieder runterkommen etc.

    Für Tips wäre ich dankbar!

    Liebe Grüße

    Uli
    "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

  • Rajiv
    Alter Hase
    • 08.07.2005
    • 3187

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

    So richtig weiterhelfen kann ich nicht.
    Bin mir auch nicht sicher, was du mit Westweg genau meinst.
    Wenn ich es richtig mir aus meinen Erinnerungen und der Karte zusammenreime, dann gab es zwei Wege von Malaucene.
    Der nördlich der Straße (D974) Málaucene verlaufende GR4 und der südlichere GR91/GR91B. Die südlichere Variante kenne ich überhaupt nicht.
    Vom GR4 kenne ich auch nur den Abschnitt von Mont Serein(Touristen-/Wintersportort) hinauf zum Berg, ca. 500Höhenmeter und ca. 1,5 Stunden ohne größere Pause.
    Vom Mt. Ventoux führt der GR 4 dann östlich z. Tête de la Grave und von dort geht es hinab zum GR 9 und auf dem GR 9 zurück nach Mt. Serein.

    Zu einer Busverbindung kann ich auch nichts sagen, da ich mit eigenem Fahrzeug unterwegs war.

    Rajiv
    Ich wünscht' ich wär ein Elefant,
    dann wollt ich jubeln laut,
    mir ist es nicht ums Elfenbein,
    nur um die dicke Haut.

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    • Fernwanderer
      Alter Hase
      • 11.12.2003
      • 3885
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

      Da hast Du Dir ganz schön was vorgenommen, das wird buchstäblich eine heiße Sache.
      Fußläufig könnte ich mir eher das Signal de Lure vorstellen, und kenne den Ventoux auch nur vom Fahrradsattel aus. Auf der Straße ist immer reichlich Verkehr und wirklich empfehlen möchte ich Dir darum so einen Lauf wirklich nicht.

      Grüße
      Fernwanderer
      In der Ruhe liegt die Kraft

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      • November
        Freak

        Liebt das Forum
        • 17.11.2006
        • 11219
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

        Vor sehr vielen Jahren war ich schon mal oben, meiner Meinung nach ein sehr eindrucksvoller und lohnender Berg.
        Hochzu gings die Straße entlang. Wir sind getrampt und das war dort wirklich kein Problem (im Gegensatz zu Restfrankreich). Es sind genug freundliche Autofahrer unterwegs, liegt vielleicht an diesem besonderen Berg. Somit könnte das für dich eine günstige Heimwärtsvariante sein.
        Runterzu sind wir irgendeinen wunderschönen Fußweg gelaufen. Wenn du mit laufen allerdings rennen meinst, wird es sicher hart, aber das weißt du ja selber am besten.

        Während unten und auf halber Höhe bestes T-Shirt-Wetter herrschte, war oben übrigens alles vereist und der Wind war schneidend.

        OT: An dieser Stelle muß ich auch unbedingt noch einfügen, daß ich auf dem Abstieg meine Isomatte verloren habe.
        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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        • uli.g.
          Freak
          Liebt das Forum
          • 16.02.2009
          • 13261
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

          Guten Morgen!

          Es scheint tatsächlich keinerlei ÖPNV vom Gipfel wieder runter zu geben; muss ich mein Ehegespons also 2 Mal um Fahrdienste bitten (1 x zum "Fuß" und 1 x zum Gipfel - das kostet mind. einen Tag "Provencalische-Märkte-Bummeln-und-Souvenirs-Shoppen"..........).

          Es soll schon ein Berg-Lauf werden und da ich alleine unterwegs sein werde, bleibe ich doch besser auf der Fahrstrasse; ich hoffe, gegen 5 Uhr loszukommen und dann 3,5 bis 4 Stunden später, bevor es richtig heiss wird, oben zu sein. Könnt ihr, die ihr schon oben wart, euch daran erinnern, ob´s da oben Wasser (Kiosk, Café o.ä.) gibt oder ob ich die letzten Schlucke bis ganz nach oben tragen muss?

          LGUli
          Zuletzt geändert von uli.g.; 14.08.2009, 07:22. Grund: vertippt
          "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

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          • Fernwanderer
            Alter Hase
            • 11.12.2003
            • 3885
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

            Da oben gibt es für Geld fast alles, aber vielleicht nicht schon ab halb neun.
            Und November hat auch recht, schon grandios da oben.
            In der Ruhe liegt die Kraft

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            • Wanderzwerg
              Fuchs
              • 09.07.2009
              • 2283
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

              Hallo,

              Mont Ventoux; wer war schon oben?
              Ich!! Allerdings vor 20 Jahren mit dem Rennrad. Ich bin von Malaucene hochgefahren. Wenn ich mich richtig erinnere war es Ende August. Die Strasse liegt mortgens noch teilweise im Schatten und ist bis ca. 4-5 km vor dem Ende zum Teil im Wald. Oben gehts dann in Serpentinen durchs Geröll, allerdings auf der Nordseite, so daß man oft im Schatten ist. Es ist deutlich anders als der Anstieg von Bedoin, der z. B. bei der Tour de France gefahren wird nicht die Hitzehölle in einer Mondlandschaft. Trotzdem habe ich in 2 h Anstieg am Morgen etwa 3 l Wasser gebraucht.

              Es gibt so 400 Höhenmeter untern dem Gipfel eine Schistation mit Restaurant und auf dem Gipfel Kiosk und 2 Restaurants/Bars. Zumindes war das im letzten Jahrtausend so.

              Falls Du die gut befahrene Straße (Massen von Radfahreren und viele Autos) vermeiden willst solltest Du die Südseite vermeiden, die soll wirklich die Hölle sein (nahezu senkrecht zur Mittagssonne, kein Schatten und Vulkangeröll soweit das Ausge reicht).

              Wenn Du einen geeigneten Tag erwischst (z. B. bei abflauenden Mistral oder Mistral am Vortag) ist der Blick überwältigend, ich konnte seinerzeit die Alpen sehen und das Mittelmeer erahnen. Bei Mistral ist es allerdings weniger lustig, ich habs mal mit dem Auto erlebt. Es war eiskalt und der Wind trieb kleinere Steine über den Parkplatz.

              Gruß
              Zwerg

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              • uli.g.
                Freak
                Liebt das Forum
                • 16.02.2009
                • 13261
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

                Guten Abend euch allen und Danke für Eure Tips!

                Inzwischen ist der Plan des "Mont Ventoux zu Fou(ss)" schon etwas gereift; nun ja, so richtig "Petrarca-mäßig" ist die Nummer ja nun nicht; aber ich freu´ mich trotzdem diebisch drauf! .....;

                Vorab - obwohl es mir als reinem Neuling eigentlich nicht ansteht, andere "Neulinge" hier im Forum zu begrüßen - ein donnerndes "Grüß´Gott" (so sagt man bei uns im Schwarzwald - fernab etwaiger metaphysischer, klerikaler, konfessioneller oder sonstiger Grenzen -, wenn sich Wanderer begegnen) an Wanderzwerg!; Vielen Dank für Deine Sonnenlauf- und Wetterlagentips; sehr wertvoll! - hoffentlich - ......!

                Ich werde also - nach Möglichkeit "unter der Woche" die Fahrstraße ab Malaucène nehmen; Morgens um Halb 6 scheint ´ne gute Zeit zu sein; 3,5 Stunden sollten genügen........

                Da wir rund zwei Wochen am Fuße des MV Urlaub machen werden, werde ich versuchen, einen besonders geeigneten Morgen zu finden; mein Ehegespons hat sich - als Gegenleistung für einen Tag Keramikshoppen (Dieulefit - und da sag´einer, Laufen sei ein preiswertes Hobby ....) - bereit erklärt, mich morgens an den Start zu fahren und bei km 10 und 15 je eine Flasche Wasser und Müsliriegel und Bananen (natürlich Banafair!!!!!........) zu hinterlegen!

                Ich bin schon ziemlich gespannt auf diesen "Aufstieg"; - und freue mich, euch davon zu erzählen

                LGUli
                "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

                Kommentar


                • uli.g.
                  Freak
                  Liebt das Forum
                  • 16.02.2009
                  • 13261
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

                  ....und ich war oben!

                  Nachfolgend mein Bericht:

                  Dienstag, 1.9., 5:20; pünktlich weckt mich meine innere Uhr; leise schleiche ich mich an´s Fenster; nachdem der Mistral die letzten drei Tage ziemlich geblasen hatte, war es gestern nachmittag abgeklungen; hoffentlich kein Wetterwechsel - draußen ist es noch stockdunkel, windstill und sternenklar; also ist heute der große Tag meiner “Erstbelaufung”.

                  Ich wecke meine Marketenderinnenehefrau, setze Kaffee auf, packe die beiden Versorgungstüten für km 11 und km 16 (je 3 Bananen und eine Flasche Badoit), beschrifte sie in bestmöglichem französisch, dass es sich hier um Läuferversorgung und nicht um Umweltverschmutzung am Wegrand handelt; zusätzlich bindet meine inzwischen aufgestandene Tochter noch je zwei Luftballons dran; meine “Mädels” werden mit dem Wagen die Strecke vorfahren, die Tüten entsprechend deponieren und dann auf dem Wochenmarkt nach Vaison la Romaine (immer dienstags) shoppen um mich dann 3:45 bis 4 Stunden später auf dem Gipfel abzuholen.

                  Trinkgurt, zusätzliches Langarmshirt und Windjacke sind gepackt, Pflaster (falls die Blase an der Ferse wieder aufplatzen sollte), Tempos, AOK-kärtchen und 30 Euros für die “Gipfelcrèpes”; I-Pod, Mütze und Sonnenbrille; Stirnlampe? Naja, nehmen wir sie zur Sicherheit mit.... Als ich die Laufsachen anziehe, erhebt sich Lenny von seiner Decke und schaut mich völlig verständnislos an, weil dies (a.) absolut keine Laufzeit ist und ich (b.) die Joggingleine nicht anziehe und er deshalb heute wohl nicht mit darf; ich versichere ihm, daß Jani sich vormittags um ihn kümmert und wir am frühen Nachmittag wieder zurück sind.

                  Nach zwei weiteren Kaffee und einem Marmeladenbaguette fahren wir gegen 6:30 von St. Réstitut ab Richtung Malaucène. Es ist noch immer ziemlich duster und zu meinem großen Schrecken häufen sich Richtung Osten immer mehr Wolken an und es wird immer diesiger; hoffentlich jetzt kein Wetterwechsel und v.a. kein Regen! Ich war schon ein paar Mal in der Provence und weiß, was es bedeutet, wenn es hier regnet! Unter gar keinen Umständen sollte man hier bei einem Regenguß irgendwo mutterseelenallein auf einer Bergstraße in leichten Laufklamotten unterwegs sein!

                  Bei der Abfahrt zeigte das Thermometer 20°C; jetzt pendelt es sich bei 18°C ein; langsam wird der Himmel im Osten heller und zart rosa; leider fahren wir eher südöstlich und dort ist es nach wie vor stockduster. Hinter Vaison la Romaine fahren wir in derart dichten Nebel, daß man keine 30 m weit mehr sieht. Kurz vor Malaucène überholen wir einen Rennradfahrer, der zusätzlich zum Blinklicht mit Warnweste unterwegs ist. Ich entscheide mich, auf jeden Fall die Stirnlampe im Blinkmodus am Handgelenk mitzunehmen.

                  In Ortskern von Malaucène zweigt nach links die D 974 Richtung Mont Ventoux ab (Nichts Gutes verheisst der Wegstein: “Mt.-Ventoux, Alt 1900, Alt. 342, Deni. 1558 m, 21,5 km à 7,5 %”).

                  Ein paar 100 m nach der Abzweigung setzen mich meine Mädels ab; wir verabreden uns “auf kurz nach 11 auf dem Gipfel”; dann bin ich allein im nebligen Halbdunkel und setze mich gemächlich in geschätztem 7´er Schnitt in Bewegung. Es ist 7 Uhr 18. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht “gegen die Uhr” sondern ein “zurückgenommenes Wohlfühltempo” zu laufen.

                  Nach ein paar Minuten zieht der Radfahrer mit der Warnweste von vorhin langsam an mir vorbei, ein kurzer Gruß, dann gewinnt er langsam Meter für Meter und ich bin vernünftig genug, das Tempo nicht anzuziehen.

                  Es läuft sich herrlich an diesem frühen Morgen, die letzten Urlaubstage und das frühe Ins-Bett-Gehen gestern abend haben gut getan; die kühlfeuchte Luft ist vollgesogen vom Duft des Kiefern- und Pinienwaldes, durch den sich die Straße schlängelt. Allein die Blutblase an der linken Ferse zwickt und macht mir etwas Sorgen; hoffentlich reibt sie nicht auf.....

                  Kurz nach Kilometerstein 3 (sehr komfortabel; jeder km wird angezeigt und zusätzlich die durchschnittliche Steigung!) überholt mich mit hoher Geschwindigkeit ein junger Mann auf dem Mountainbike; keine Funktionskleidung, kein Helm, keine Wasserflasche; Respekt! Wenn er in DEM Tempo bis hoch unterwegs ist!.... alle Achtung. Ein paar hundert Meter weiter allerdings steht er in einer Kurve und fingert vermeintlich hochkonzentriert an seinem Handy herum - naja, vielleicht ein Wald- und Streckenkontrolleur oder sonstwas famoses; ich ziehe gemächlich an ihm vorbei, grüße kurz und widme mich wieder der zauberhaften Waldumgebung und den langsam häufiger werdenden Ausblickmöglichkeiten in´s Tal.

                  Kurz darauf überholt mich ein Wohnmobil mit belgischem Kennzeichen; was will der denn so früh morgens???; naja, egal, nach ein paar Minuten ist der Dieselgestank auch wieder verweht; allerdings hält der Camper ein paar hundert Meter später an und es entsteigt ihm ein älterer Herr mit Camcorder und beginnt mich zu filmen; eitel und selbstverliebt, wie ich nun mal bin, lasse ich ihn gerne gewähren und winke ihm auch kurz vor dem Vorbeilaufen freundlich in die Kamera - und werde in dem Moment wieder mit Wahnsinnstempo von dem Mountainbiker von vorhin überholt! - der aber just 100 m später wieder schwer atmend und mittlerweile mit nacktem Oberkörper am Strassenrand steht; Du liebe Zeit! Galt also der Camcorder gar nicht meiner läuferischen Großtat sondern: ich laufe diesem Schmalspur-Eddy-Mercks in seinem Amateurvideo ´rum!!!!!!! Na egal, ihn stört das sicher mehr als mich und so geht´s gemeinsam die nächsten paar Kilometer; erst überholt mich der Camper, dann kommt Eddy und sobald er am Photospot vorbei ist, überhole ich ihn wieder....

                  Etwa bei km 7 kommen mir von oben meine Mädels entgegen; sie waren bis ganz oben gefahren; auf dem Gipfel hat es 13 °C und kräftigen Wind und die Sicht und Aussicht bezeichnet meine Tochter als “geilestmöglich”.

                  Langsam beginnen die Momente, in welchen die aufgehende Sonne über das vor mir liegende Bergmassiv tritt, häufiger zu werden; die Vegetation wird merklich lichter und niedriger; an die Stelle dichter Kiefernhaine treten Buchs, Wacholder und Kräuter. Immer wieder zweigen markierte Wanderwege und Pfade von der Straße ab; dort, wo die Sonne auf die Hänge trifft, zeichnet sich der kräftige Kontrast zwischen dem satten Grün des Macchiagestrüpps und dem strahlenden Hellbeige des Kalkbodens ab; in den türkis-, graublauen Schattenlagen der Täler unten liegt noch immer der Nebel; endlose Hügelketten weit unter mir; hierher muß ich unbedingt mal ein paar Tage zum Wandern kommen; an so einem Morgen in der Macchia aus dem Schlafsack krabbeln und dann auf den Weg zum Gipfel; muß der Hammer sein; aber heute bin ich ja zum Laufen da; also verschwindet, ihr petrarca´schen Romantizismen! (Aber Wanderstiefel und dann “ab in´s Gelände” wär´ schon - wie meine Tochter es ausdrückt - “geilestmöglich” - obwohl; hier zu laufen ist mehr als dto,)

                  Da mir die Sonne immer häufiger, länger und höher zublinzelt, verfalle ich auf den fixen Gedanken, sie täte dies zielgerichtet und hämisch und nach dem Motto: “wart´ nur, das dicke Ende kommt noch”; aber es bleibt zunächst halbschattig und kühl.

                  Der Panoramablick bei km 8 ist der Hammer, irgendwie “unendlich” und nur durch eine liegende 8 zu umschreiben; (weshalb ich mich an ihn im nachhinein besonders gut erinnere..)..

                  Pünktlich bei Km 11 winkt mir die “Intermarché-Plastiktüte” mit den beiden Luftballons und dem verlockenden Inhalt (1 Flasche Badoit und 2 Bananen) zu. Ich nehme tiefe Schlucke (was soll´s, wenn´s später rülpst und gluckert; ich lauf´ ja nicht “auf Zeit”!) und fülle mit dem Rest die Trinkflaschen am Gurt auf; die Banane: wir haben heut´ abend für ein 5-Gänge-Menü reserviert, aber DIESER Geschmack an DIESEM Ort und DER Aussicht!? - nicht zu toppen! Rund hundert Meter hinter mir sehe ich “meinen Eddy” im Schlagschatten einer Scheinzypresse(?) stehen; und er sieht nicht gut aus...... Hat mich sein Versorgungscamper schon überholt? ...ich habe nicht darauf geachtet; ich schnappe die Badoit-Flasche und die 2. Banane, laufe die 100 m zu ihm runter und biete sie ihm an; aber er zeigt mir irgendwelchen Astronautennahrungsfirlefanz in seiner Lenkertasche und weist darauf hin, dass der Camper ein wenig weiter oben auf ihn warten würde; na dann... ich bin ja nun nur sehr bedingt für den Unfug anderer Leute verantwortlich (obwohl ich “meinen Eddy” am liebsten mit “Chuck-Norris-round-house-kicks” den Berg hinunter geprügelt hätte!!!!....) also behalte ich mir meine “Zweitbanane” “für später” auf und laufe weiter (Um das Ganze nicht künstlich zum Spannungselement zu erheben: “Eddy” hab´ ich seit diesem Moment bis später am Gipfel nicht mehr gesehen, seinen “Versorgungscamper” noch 2 oder 3 mal: und: am Gipfel haben wir uns nochmal getroffen und ich glaube, ihm war´s eher peinlich..... ( so viele Auslassungspunkte gibt´s gar nicht !!!!).

                  Wieder bin ich allein und zieh´ weiter meine Strecke den Berg hoch. Zwischendurch überholen mich einige Klein/Versorgungslaster, PKW´s und knatternde Motorräder; ein paar Touristenfahrzeuge tragen Rennräder “auf-dem-Dach”; was soll DAS denn???? Gibt´s da eine spezielle “downhill”-Sportart (auf Rennrädern????!!!!!), haben die Angst um ihr Fahrrad, wenn sie´s bei einem Ausflug zuhause lassen, wollen sie ihr Fahrrad mal Höhenluft riechen lassen oder lassen die sich einfach mir ihrem Bike auf dem Gipfel photographieren? (Keine Ahnung; Aber! (Um das Ergebnis vorweg zu nehmen): auf dem Gipfel waren MEHRERE PKW mit Fahrraddachträger aber KEINES(!) mit Fahrrad!)......

                  Ein einsamer Rennradler im roten Shirt mit weißem Kreuz auf´m Buckel zieht gemächlich in mir vorbei; sein gequältes: “Boa Schua” beim Überholen beantworte ich mit einem donnernden: “Hopp-Schwyz - Servus”, was ihn 1. Vor Schreck fast über den Lenker absteigen und 2. „gruezi!“ rufen lässt - (so sin´ mir halt im Dreyeckland ...)

                  Bei ca km 14,5 und hm 1445 öffnet sich das Gelände zu einer Art Alm; Mont Serein, Skistation und Chaletdörfchen; scharfe Rechtskurve, die Straße wird eng und es wird sehr steil; am Straßenrand die Schneehöhenmeßstangen; aber ich weiß ja, daß bei km 16 meine 2.Versorgungstüte steht, ich hau´ mir 2 der 3 Bananen rein, fülle die Trinkflaschen und trinke den Rest, esse die dritte Banane gemächlich im Gehen; diesmal war´s aber etwas viel Kohlensäure - es gluckert und rülpst schon gewaltig - das nächste Mal vielleicht besser “de l´eau plat”... (Leider ist die Plastiktüte und der Restmüll bei der späteren Rückfahrt spurlos verschwunden; ich hoffe, irgendwer hat sie mitgenommen - hab´ ja blöder Weise 31.8. statt 1.9. draufgeschrieben - ich hoffe, ich hab´ nicht eine windverwehte Umweltsauerei am MV begangen.....).

                  Eigentlich kann es jetzt nicht mehr weit sein und noch immer laufe ich weitgehend verschattet im Wald; wann kommt denn die vielbeschriebene Geröllwüste der Gipfelregion? Ich mache mir Sorgen, weil langsam Waden, Oberschenkel und Hüftgelenke zu schmerzen beginnen; die Fersenblase hat sich glücklicher Weise nicht mehr gemeldet; etwa 3 km vor dem Gipfel endet die Vegetation und ich betrete eine völlig unwirkliche Stein- und Schotterwelt; ein paar - wilde? - Schafe am Wegrand zerren letzte Kräuterreste zwischen den Steinen hervor, sonst nichts, außer einem plötztlich aufkommenden Wind, der mich wie vor eine Wand laufen läßt. Aber das ist egal; ich kann den Gipfel förmlich riechen und empfinde die letzten 2 km eher als langweilig denn als anstrengend - was aber nichts mit dieser atemberaubenden Landschaft, sondern nur damit zu tun hat, dass ich jetzt einfach keine Lust mehr habe und “oben” sein will; der Turm auf dem Gipfel ständig über mir; die Radar(?)station etwas abseits; an der Abzweigung zur Radarstation steht der Belgiercamper und der Kameramann winkt mir fröhlich zu; von Eddy keine Spur.

                  Noch eine Kehre - und dann ist plötzlich alles vorbei; ein Parkplatz, das Gipfelschild, die Typen mit den Würsten und Süßigkeiten bauen gerade ihre Stände auf; ein Kiosk - und das war´s dann; “Krampfaderngeschwader”; PKW´s, Motorrad - und jede Menge Fahrradfahrer; keine Spur von Crèpes oder einem Café - ein Restaurant befindet sich auf der anderen Seite etwas weiter unten, an der Straße Richtung Bédoin; ich verkneife mir hinunter zu laufen, denn (a.) zieht es “wie Hechtsuppe”, (b.) auf “wieder hochlaufen” hab´ich heut´ schon gar keinen Bock mehr und (c.) haben wir uns “auf dem Gipfel” verabredet und ich auf irgendwelche Suchaktionen am dem Gipfel schon gar keinen Nerv. À propos Uhrzeit: Ankunft auf dem Gipfel: 10:17; für mich unglaubliche, sensationelle 2:59!!!!!!! Ich kann es kaum fassen, obwohl die Zwischenzeiten schon gezeigt hatten, dass ich “ganz gut unterwegs” war! Kalkuliert hatte ich irgendwas zwischen 3:40 und 4:00; was mache ich nun bis kurz vor 11, wenn mich mein Versorgungstross abholt? Es windet mit mind. 5 bft. Und ich bin um meine zusätzlichen Klamotten sehr dankbar (Guter Tipp!!!!!)! Ich schaue mir das Warenangebot des Kiosk an; nichts, was ich wirklich brauchte und das M.-V.-finisher-shirt ist mir mit 50,- € denn doch zu teuer, v.a., weil es erkennbar ein Radfahrerhemd mit den typischen Lendentaschen ist (außerdem hab´ich eh´ nur 30,-€ dabei.....); Also wieder raus - “in den Windkanal” und: MICH LAUST DER AFFE! Vor dem Gipfelschild posiert Eddy mit seinem Mountain-Bike - und sein Kamera-Mann hält fleissig drauf - ; Wie ist der denn hier hoch gekommen?!?! Ich gehe auf ihn zu, begrüße ihn; er erkennt mich nicht gleich, läuft dann aber hochrot an (waren da doch ein paar km im Camper zwischengeschoben?.....) Und wir fabulieren darüber, dass die letzten km doch ziemlich heftig waren..... und wünschen uns weiterhin “schönen Urlaub”......

                  Ansonsten ist man hier schon ein rechter „Exot“, wenn man nicht auf mindestens zwei Rädern hier hochgekommen ist; außer mir nur noch ein einsamer Trail-läufer mit Trinkrucksack und Stöcken; er sieht meinen Trinkgurt, lächelt; wir nicken uns - von „Radlosem zu Radlosen“ zu; dann studiert er weiter seine Wanderkarte und und verschwindet dann Richtung Radarstation. Auch mir wird es langsam etwas kalt und zugig und so entschließe ich mich, langsam wieder bergab zu laufen; bei km 17 kommen mir meine beiden Marketenderinnen entgegen – und so endet mein Ventouxlauf ziemlich unspektakulär – aber bequem! - auf dem Beifahrersitz unseres Wagens – und ich genieße die herrliche Aussicht und lasse den Lauf noch mal revue-passieren.

                  Summa summarum: ein richtig tolles Lauferlebnis, das ich bei sich bietender Gelegenheit jederzeit wiederholen würde! Und um diese Jahres- und Uhrzeit auch keine Hitzeschlacht!

                  P.S.: ein paar Tage später sind wir mit dem Auto nochmal von Bédoin aus hochgefahren; auch ganz schön, aber ne Menge Radfahrer und der Berg kommt von dieser Seite nicht so spektakulär vor; außerdem hatte ich den Eindruck, dass das Geröllfeld unter dem Gipfel hier erheblich weiter hinunter reicht; also besser über Malaucène!

                  LGUli
                  "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

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                  • Fernwanderer
                    Alter Hase
                    • 11.12.2003
                    • 3885
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Mont Ventoux; wer war schon oben?

                    Schick.
                    Wirklich herrlich stelle ich mir das "Eddy-Video" vor, in dem wortwörtlich Du als Running-Gag auftauchst.
                    Danke für den Bericht.

                    Fernwanderer
                    In der Ruhe liegt die Kraft

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