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Mitreisende | |
Land: Norwegen
Reisezeit: September 2016 ( 04.09 - 18.09)
Region: Skandinavien/Nordeuropa

Tourvideo in HD: https://youtu.be/GLOJMwl9zIg
Prolog
Steine! Steine in allen Größen. Ausgenommen natürlich die, über die man bequem gehen kann. Das würde uns erwarten, hatte uns ein Ortskundiger vorgewarnt, wenn wir die Hochlagen des Børgefjells, inklusive der höchsten Gebirgsformationen der Gegend, den Golvertinden- und Kvigtindenmassiven, besuchen wollten.
Außer großen und kleinen Steinen wurden uns allerdings auch phantastische Aussichten versprochen. Große Gletscherareale, Schmelzeisseen und wunderbare Bergseen. Außerdem im September wenig Altschnee und Mücken. Herz, wat willste mehr.
Eigentlich wollten wir ja, wie letztes Jahr, wieder nach Lomsdal-Visten aber der dortige Nationalpark-Ranger erinnerte uns während des Mailausstausches zur Reisevorbereitung daran, das der September dort der mit Abstand feuchteste Monat sei. Der Golfstrom pustet fröhlich feucht-warme Luft direkt gegen die küstennahen Berggipfel und der Regen macht so manche Route unmöglich. Was dann im Landesinneren ankommt, ist deutlich weniger feucht und landet im Børgefjell, das östlich davon liegt.
Nun ist das Børgefjell so unbekannt ja nicht, dennoch wenig begangen und es gibt auch verhältnismässig wenig Reiseberichte, was an der fehlenden Wege- als auch Hütteninfrastruktur liegen mag. Im Kerngebiet des Parks fehlt beides, was uns zusätzlich reizte.
Nach Erwerb der beiden Nordeca-Karten Børgefjell Süd und Nord nahm die Planung Fahrt auf. Kopfzerbrechen bereitete uns der Einstieg in den Park. Viele Wanderer kommen über Majavatn im Westen, doch ein Rundkurs bis zum Golvertinden im Norden hätte zuviel Zeit gekostet. Wir hatten zwar 13 Tage, planten aber aufgrund der weglosen Strecke und der hohen Routenführung konservativ, zumal die Gipfeltouren als Tagesausflüge mit leichterem Gepäck geplant wurden.
Zunächst erwogen wir den Zustieg aus dem Nordosten entlang der Mjolkelva aus dem Susendalen, wohin eine Busverbindung besteht. Allerdings gibt es nur kurz einen Forstweg und dann geht man weglos durch die Vegetation. Weil wir keine weiteren Infos bekamen, verwarfen wir den Plan. (Nach Kennenlernen der Vegetation in dieser Gegend würde ich nun auch davon abraten, wenn man nicht gerade einen Faible für Bushwhacking hat).
Eine Busverbindung besteht auch ins Simskardet, einer weiteren Einfallspforte in den Park im Nordwesten und von da kommt man gut in die Golvertindenregion. Weiterhin hat man die ersten Kilometer einen Pfad und eine Hütte für die erste Nacht. Die Route sollte dann nach Majavatn führen, dazwischen war reichlich Zeit für Spaziergänge auf die Dächer des Parks und Verweilen an den großen Bergseen, sollten uns die Wettergötter wohlgesonnen sein.
Aufgrund von 13 Tagen im Fjell und der vorsichtshalber mitgeführten Eisaxt und Grödeln (beides natürlich nie benutzt
), um nicht bei den Gipfelbesteigungen an einem steilen Altschneefeld zu scheitern, wurden die Rucksäcke so schwer wie nie. Bei mir standen 24Kg zu Buche, bei meiner Frau knapp 19 Kg. Es ließ sich aber dank gutem Trainingszustand alles problemlos bewältigen, dennoch bin ich immer fassungslos, wenn ich z.B. über Bernies Wellnesstrips mit 40Kg-Rucksack lese. 
Buchstäblich auf den letzten Drücker wurde noch ein Satellitencommunicator angeschafft, das Delorme Inreach SE. Nachdem wir auf der letzten Tour 8 Tage niemanden getroffen hatten und diesmal mit ähnlichen Verhältnissen rechneten, war für uns die Möglichkeit von Tracking, SOS-Notruf, sowie jederzeit SMS/E-Mail Kommunikation nach Hause eine wichtige Innovation. Die damit verfügbare Wettervorhersage versprach ebenfalls ein nützliches Feature zu sein. Das für eine Powerbank weitere 180g hinzukamen, nahmen wir gerne in Kauf.


Das wir mittlerweile doch keine Anfänger mehr sind, merkten wir daran, dass das Packen relativ entspannt verlief. Das wir dennoch immer Anfänger bleiben würden, merkten wir dann später.
Kurz den Wettergott anbeten und ab ins Bettchen. Die Vorhersage hielt zwischen Sonnenschein und ausgewachsenem Sturm für die ersten Tage alles bereit.
Anreise: Berlin - Trondheim - Mosjøen
Frühmorgens bringt uns ein Freund zum Flughafen und ich darf mal wieder meine in Schönefeld am BER versenkten Steuergelder bewundern. Nachdem uns Norwegian ohne besondere Vorkommnisse (zu denen auch Essen und Trinken gehört hätten
), dafür aber mit Free WiFi nach Trondheim brachte, setzte sich die Verschwendung von Geldern fort.
Unzählige Kronen flossen in Form von sauteurem Kaffee in unsere Kehlen, während wir die 4 Stunden Wartezeit auf unseren Zug vertrödelten und dabei den Flughafen inspizierten, hier wollten wir schließlich auf dem Rückweg übernachten.



Immer wieder hervorzuheben auch die äußerst freundlich drein schauende norwegische Schokomilch.

Dann gings mit der Bummelbahn nach Mosjøen und so schön die Strecke ist, günstiger und ökologisch korrekter als der Flug, würde ich wohl das nächste Mal wieder mit Widerøe fliegen. Wir wären dann schon um 15.00 Uhr im bewährten Mosjøen-Hotel gewesen und nicht erst um 22.00 Uhr. Somit fiel das beste am Hotel, nämlich das Inklusive-Abendessen aus. Immerhin konnten wir noch das 3:0 Deutschland gegen Norwegen sehen, bevor wir mit viel Vorfreude ins Bett fielen.
Tag 1: Mosjøen - Trofors - Simskardet - Simskardhytta
Morgens um 6.00 Uhr genossen wir zum letzten Mal für lange Zeit die warme Dusche und labten uns am typischen norwegischen Frühstück. Bei strahlendem Sonnenschein kaufen wir im Intersport Gas und trinken noch einen leckeren Kaffee, bevor uns ein Bus nach Trofors bringt. Hier gibt es neben einem Werkzeugladen sogar einen Supermarkt, wo wir nochmal Schoki einwerfen und die Karten studieren

und in strahlendem Sonnenschein auf unseren nächsten Bus warten.

Der Bus kommt ziemlich spät, aber er kommt. Der Fahrer ist aber erstaunt, uns anzutreffen. Es handelt sich eigentlich um einen Schulbus, mit dem die kleinen Kinder nach der Schule wieder auf die Dörfer verteilt werden. Er nimmt uns natürlich trotzdem mit. Wir müssen auch nix zahlen, weil er dafür erst die Geräte hochfahren müsste.
Von ca. 10 neugierigen Kinderaugenpaaren fixiert schaukeln wir über zunehmend schmalere Straßen und sind baff, wie abgelegen die Menschen hier teilweise wohnen. Interessant auch, dass wir bei ca. 1 Stunde Busfahrt praktisch keinen Gegenverkehr hatten.
Schließlich sind wir die letzten Passagiere und der Fahrer entlässt uns gegen 16:00 Uhr mit erhobenen Daumen in die Pampa. Die Startposition könnte schlechter sein.


Euphorisch ob des guten Wetters, das laut Vorhersage leider die nächsten beiden Tage deutlich schlechter werden soll, schmeißen wir die GoPro, unser Garmin GPS und das Delorme inReach an und wandern gut gelaunt in einer Wolke aus Elektrosmog los. Der Weg verläuft zunächst als Schotterstraße mit schönen Aussichten auf die Berge.

Nach kurzer Wanderung gelangen wir zu einem Parkplatz mit den Resten eines Klos. Die nicht vorhandenen Autos deuten an, dass die nächsten 13 Tage ziemlich einsam werden.

Ab jetzt folgen wir einem nicht markierten aber gut ausgetretenem, teils sumpfigen Pfad entlang der Simskardelva, die schöne Landschaft des Simskardet nimmt uns sofort gefangen.

Schließlich ereichen wir die offizielle Grenze des Nationalparks und betreten diesen.

Wenig später gelangen wir zu einer Brücke über den Fluss. Im Gegenlicht fällt mir ein Sack mit Holz und einer Axt auf, was wenig später von Bedeutung sein wird.

Flussaufwärts durch schöne bewaldete Hänge gelangen wir schließlich zur idyllisch im Wäldchen gelegenen offenen Simskardhytta. Eine Statskog, die wie üblich mit Gas, einem Ofen und Holz alles hat, was man braucht um glücklich zu werden. Nur die Axt fehlte halt.


Erstmal genießen wir vor der Hytta die letzte Abendsonne und essen lecker. Dann bewähren sich die in Trondheim auf der Tankstelle gekauften Ofenanzünder, die ich aus leidvoller Erfahrung immer mitnehme, falls es nur Holzscheite in Baumstärke gibt, aber keine Axt. So spare ich einen längeren Ausflug zurück zur Brücke.

Wir heizen die Hütte kuschelig ein und genießen ein letztes Mal warmes Wasser für viele Tage. Weitere Wege und Hütten sind für die nächsten 12 Tage nicht eingeplant.
Reisezeit: September 2016 ( 04.09 - 18.09)
Region: Skandinavien/Nordeuropa

Tourvideo in HD: https://youtu.be/GLOJMwl9zIg
Prolog
Steine! Steine in allen Größen. Ausgenommen natürlich die, über die man bequem gehen kann. Das würde uns erwarten, hatte uns ein Ortskundiger vorgewarnt, wenn wir die Hochlagen des Børgefjells, inklusive der höchsten Gebirgsformationen der Gegend, den Golvertinden- und Kvigtindenmassiven, besuchen wollten.
Außer großen und kleinen Steinen wurden uns allerdings auch phantastische Aussichten versprochen. Große Gletscherareale, Schmelzeisseen und wunderbare Bergseen. Außerdem im September wenig Altschnee und Mücken. Herz, wat willste mehr.

Eigentlich wollten wir ja, wie letztes Jahr, wieder nach Lomsdal-Visten aber der dortige Nationalpark-Ranger erinnerte uns während des Mailausstausches zur Reisevorbereitung daran, das der September dort der mit Abstand feuchteste Monat sei. Der Golfstrom pustet fröhlich feucht-warme Luft direkt gegen die küstennahen Berggipfel und der Regen macht so manche Route unmöglich. Was dann im Landesinneren ankommt, ist deutlich weniger feucht und landet im Børgefjell, das östlich davon liegt.
Nun ist das Børgefjell so unbekannt ja nicht, dennoch wenig begangen und es gibt auch verhältnismässig wenig Reiseberichte, was an der fehlenden Wege- als auch Hütteninfrastruktur liegen mag. Im Kerngebiet des Parks fehlt beides, was uns zusätzlich reizte.
Nach Erwerb der beiden Nordeca-Karten Børgefjell Süd und Nord nahm die Planung Fahrt auf. Kopfzerbrechen bereitete uns der Einstieg in den Park. Viele Wanderer kommen über Majavatn im Westen, doch ein Rundkurs bis zum Golvertinden im Norden hätte zuviel Zeit gekostet. Wir hatten zwar 13 Tage, planten aber aufgrund der weglosen Strecke und der hohen Routenführung konservativ, zumal die Gipfeltouren als Tagesausflüge mit leichterem Gepäck geplant wurden.
Zunächst erwogen wir den Zustieg aus dem Nordosten entlang der Mjolkelva aus dem Susendalen, wohin eine Busverbindung besteht. Allerdings gibt es nur kurz einen Forstweg und dann geht man weglos durch die Vegetation. Weil wir keine weiteren Infos bekamen, verwarfen wir den Plan. (Nach Kennenlernen der Vegetation in dieser Gegend würde ich nun auch davon abraten, wenn man nicht gerade einen Faible für Bushwhacking hat).
Eine Busverbindung besteht auch ins Simskardet, einer weiteren Einfallspforte in den Park im Nordwesten und von da kommt man gut in die Golvertindenregion. Weiterhin hat man die ersten Kilometer einen Pfad und eine Hütte für die erste Nacht. Die Route sollte dann nach Majavatn führen, dazwischen war reichlich Zeit für Spaziergänge auf die Dächer des Parks und Verweilen an den großen Bergseen, sollten uns die Wettergötter wohlgesonnen sein.

Aufgrund von 13 Tagen im Fjell und der vorsichtshalber mitgeführten Eisaxt und Grödeln (beides natürlich nie benutzt


Buchstäblich auf den letzten Drücker wurde noch ein Satellitencommunicator angeschafft, das Delorme Inreach SE. Nachdem wir auf der letzten Tour 8 Tage niemanden getroffen hatten und diesmal mit ähnlichen Verhältnissen rechneten, war für uns die Möglichkeit von Tracking, SOS-Notruf, sowie jederzeit SMS/E-Mail Kommunikation nach Hause eine wichtige Innovation. Die damit verfügbare Wettervorhersage versprach ebenfalls ein nützliches Feature zu sein. Das für eine Powerbank weitere 180g hinzukamen, nahmen wir gerne in Kauf.

Das wir mittlerweile doch keine Anfänger mehr sind, merkten wir daran, dass das Packen relativ entspannt verlief. Das wir dennoch immer Anfänger bleiben würden, merkten wir dann später.

Kurz den Wettergott anbeten und ab ins Bettchen. Die Vorhersage hielt zwischen Sonnenschein und ausgewachsenem Sturm für die ersten Tage alles bereit.

Anreise: Berlin - Trondheim - Mosjøen
Frühmorgens bringt uns ein Freund zum Flughafen und ich darf mal wieder meine in Schönefeld am BER versenkten Steuergelder bewundern. Nachdem uns Norwegian ohne besondere Vorkommnisse (zu denen auch Essen und Trinken gehört hätten

Unzählige Kronen flossen in Form von sauteurem Kaffee in unsere Kehlen, während wir die 4 Stunden Wartezeit auf unseren Zug vertrödelten und dabei den Flughafen inspizierten, hier wollten wir schließlich auf dem Rückweg übernachten.



Immer wieder hervorzuheben auch die äußerst freundlich drein schauende norwegische Schokomilch.

Dann gings mit der Bummelbahn nach Mosjøen und so schön die Strecke ist, günstiger und ökologisch korrekter als der Flug, würde ich wohl das nächste Mal wieder mit Widerøe fliegen. Wir wären dann schon um 15.00 Uhr im bewährten Mosjøen-Hotel gewesen und nicht erst um 22.00 Uhr. Somit fiel das beste am Hotel, nämlich das Inklusive-Abendessen aus. Immerhin konnten wir noch das 3:0 Deutschland gegen Norwegen sehen, bevor wir mit viel Vorfreude ins Bett fielen.

Tag 1: Mosjøen - Trofors - Simskardet - Simskardhytta
Morgens um 6.00 Uhr genossen wir zum letzten Mal für lange Zeit die warme Dusche und labten uns am typischen norwegischen Frühstück. Bei strahlendem Sonnenschein kaufen wir im Intersport Gas und trinken noch einen leckeren Kaffee, bevor uns ein Bus nach Trofors bringt. Hier gibt es neben einem Werkzeugladen sogar einen Supermarkt, wo wir nochmal Schoki einwerfen und die Karten studieren

und in strahlendem Sonnenschein auf unseren nächsten Bus warten.

Der Bus kommt ziemlich spät, aber er kommt. Der Fahrer ist aber erstaunt, uns anzutreffen. Es handelt sich eigentlich um einen Schulbus, mit dem die kleinen Kinder nach der Schule wieder auf die Dörfer verteilt werden. Er nimmt uns natürlich trotzdem mit. Wir müssen auch nix zahlen, weil er dafür erst die Geräte hochfahren müsste.

Von ca. 10 neugierigen Kinderaugenpaaren fixiert schaukeln wir über zunehmend schmalere Straßen und sind baff, wie abgelegen die Menschen hier teilweise wohnen. Interessant auch, dass wir bei ca. 1 Stunde Busfahrt praktisch keinen Gegenverkehr hatten.

Schließlich sind wir die letzten Passagiere und der Fahrer entlässt uns gegen 16:00 Uhr mit erhobenen Daumen in die Pampa. Die Startposition könnte schlechter sein.


Euphorisch ob des guten Wetters, das laut Vorhersage leider die nächsten beiden Tage deutlich schlechter werden soll, schmeißen wir die GoPro, unser Garmin GPS und das Delorme inReach an und wandern gut gelaunt in einer Wolke aus Elektrosmog los. Der Weg verläuft zunächst als Schotterstraße mit schönen Aussichten auf die Berge.

Nach kurzer Wanderung gelangen wir zu einem Parkplatz mit den Resten eines Klos. Die nicht vorhandenen Autos deuten an, dass die nächsten 13 Tage ziemlich einsam werden.

Ab jetzt folgen wir einem nicht markierten aber gut ausgetretenem, teils sumpfigen Pfad entlang der Simskardelva, die schöne Landschaft des Simskardet nimmt uns sofort gefangen.

Schließlich ereichen wir die offizielle Grenze des Nationalparks und betreten diesen.

Wenig später gelangen wir zu einer Brücke über den Fluss. Im Gegenlicht fällt mir ein Sack mit Holz und einer Axt auf, was wenig später von Bedeutung sein wird.

Flussaufwärts durch schöne bewaldete Hänge gelangen wir schließlich zur idyllisch im Wäldchen gelegenen offenen Simskardhytta. Eine Statskog, die wie üblich mit Gas, einem Ofen und Holz alles hat, was man braucht um glücklich zu werden. Nur die Axt fehlte halt.



Erstmal genießen wir vor der Hytta die letzte Abendsonne und essen lecker. Dann bewähren sich die in Trondheim auf der Tankstelle gekauften Ofenanzünder, die ich aus leidvoller Erfahrung immer mitnehme, falls es nur Holzscheite in Baumstärke gibt, aber keine Axt. So spare ich einen längeren Ausflug zurück zur Brücke.


Wir heizen die Hütte kuschelig ein und genießen ein letztes Mal warmes Wasser für viele Tage. Weitere Wege und Hütten sind für die nächsten 12 Tage nicht eingeplant.

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