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Um es vorweg zu nehmen: es ist kein sonst üblicher Reisebericht. Zuviel Auto, Motorboot und Ferienhaus. Aber ich werde diese Dinge aufs Nötigste beschränken und ansonsten die Erlebnisse hervorheben, die eine Reise ausmachen: Perspektivwechsel und ein Blick über den Tellerrand.
Warum?
Weil Angeln nur mit der Drift auch eine Form von Outdooraktivität ist.
Prolog
Es ist früher Morgen am ersten Weihnachtsfeiertag 1994. Lättler, Jürgen, Daniel und ich stehen auf einem Schweizer Rastplatz. Wir sind auf dem Weg zu unserer Italientour. Mailand, Florenz und Rom.
Mit dem Bulli, Giebelzelt, Luftmatrazen und Sommerschlafsäcken. Wir machten gerade Pause unsere Füsse sind kalt, wir bewegen uns damit es uns wärmer wird. Unsere Reise hat noch nicht richtig begonnen, rufe ich in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn aus: "Und nächstes Jahr fahren wir nach Norwegen!" Daniel antwortet: "Du spinnst doch! In Norwegen ist es schweinekalt! Wir fahren nach Espagna. Da ist es schön warm. Hast Du gehört? Espagna!"
Zu diesen Reisen kam es allerdings nicht, aber das ist ein anderes Kapitel.
Seit dieser Tour spukte mir Norwegen im Kopf herum. Immer wieder nahm ich mir vor nach Norwegen zu fahren. Irgendwann, knapp 10 Jahre späte,r kaufte ich mir in einem Anfall von Euphorie und mit dem Urlaubsgeld, im örtlichen Fachhandel eine hochwertige Meeresangel samt Ausrüstung. Fest in dem Glauben, daß ich den nächsten Urlaub in Norwegen verbringen werde. Naja, ess dauerte bis 2016, bis ich es endlich geschafft hatte. Und es sollte gleich ein reiner Angelurlaub werden.
Das Ziel lautete: Ombo im Boknafjord.
Wir waren also dieses Mal zu fünft: Jochen, Gregor, Alwin, Thomas (Sawyer hier im Forum) und ich.

Tom
Gregor organisierte also diese Norwegenfahrt. Für ihn war es die dritte Angelreise. Er besorgte den VW Crafter, buchte das Ferienhaus auf Ombo mit den Motorbooten und kümmerte sich auch die Fähren von Hirtshals nach Kristiansand und zurück.
Zirka 4 Wochen vor der Tour trafen wir uns bei mir zu Hause bei einem Grillabend, um uns gegenseitig kennenzulernen und um organisatorische Dinge zu besprechen: wer was zu besorgen hatte, was wir zu Essen mitnehmen und Alwin wollte noch eine Sammelbestellung der Kieler Blitz Pilker starten.
Es gab für Tom und mich, die wir sozusagen die Novitzen waren, einige offene Fragen zum Thema Meeresangeln. Von der Rute, über Rollen, Vorfächer bis zu den Haken.
Zur Vorbereitung schaute ich mir immer wieder Videos zum Thema Naturköderfischen und Bau von Vorfächern an, bastelte, sortierte, kaufte, bastelte, sortierte in, um, aus, hin und her.
Weitere wertvolle Tipps bekam ich hier im Forum per PN. Aber dazu später mehr.
Am Abreisetag, einem Freitag Morgen um 2 Uhr, haben wir uns wieder bei mir getroffen. Die beiden Brüder haben den Crafter schon mit ihren Utensilien beladen und natürlich auch mit einer 400l Gefriertruhe. In die stopften wir das vorgekochte und geforene Essen, die Brotlaibe und im Gegenzug wollten wir sie dann mit dem gefangenen Fisch füllen.
Die Sammelbestellung der Pilker ist natürlich nicht rechtzeitig eingetroffen. Die Pilker, die alle vorrätig sein sollten, mussten erst produziert werden. Aber flexibel wie wir sind, haben wir beschlossen, in Hamburg einen Zwischenstopp im Angelcenter Vögler zu machen und uns noch ein wenig einzudecken.
Nachdem das Auto beladen war, und wir drinsaßen, kam der erste Wehrmutstropfen: es war an der Grenze der Zuladung. Entsprechend war das Fahrverhalten.

Es gab neben den üblichen Pausen, einen Zwischenstop in Hamburg, um uns noch mit weiterem Pilkmaterial einzudecken. Reinhard Mey hätte seine helle Freude an uns gehabt und anstelle "Männer im Baumarkt", "Männer im Angelladen" singen können.

Der rauhe Charme der Hansestadt begrüsste uns
An der dänischen Grenze wurden unsere Pässe kontrolliert und ein Blick ins Fahrzeuginnere geworfen. Für uns völlig ungewohnt, dass wir an einer innereuropäischen Grenze so genau kontrolliert werden.
Dänemark an sich war landschaftlich recht unspektakulär. Jedenfalls auf der Autobahn. Dafür ist sie und die Rastanlagen blitzeblank sauber. Kein Müll der auf der Strasse oder neben der Fahrbahn herumliegt.
In Hirtshals ging es auf die Schnellfähre. Es ist sehr beeindruckend, wie schnell die Be- und Entladung so einer Fähre funktioniert. Nach drei Stunden kamen wir in Kristiansand an. Es war mittlerweile 0.30 Uhr und Norwegen empfing uns mit einer beeindruckenden Landschaft. Jedenfalls das was ich im Dunkeln mitbekommen habe. Irgendwann, ich meine es war gegen sieben Uhr morgens, kamen wir dann auch mal in Judaberg an. Zwischen Judaberg und der Insel Ombo trennte uns noch eine Fähre.

Ich werde mich in dem Bericht nicht nur auf die reine Angeltätigkeit eingehen, sonst wäre der Bericht relativ schnell geschrieben, sondern auch Dinge ansprechen, die mir so während der Reise und des Aufenthalts aufgefallen sind.
Auf der Fähre nach Kristiansand haben wir uns im Pizza-Restaurant aufgehalten. Dabei sind uns eine oder mehrere, so ganz war es nicht ersichtlich, Jugendgruppen mit BetreuerInnen oder Familien aufgefallen, die sich größtenteils sehr unbeschwert und fröhlich auf dem Schiff umher bewegt haben.
Da gab es die Mädchengruppe mit Animateurin, die augenscheinlich für "Star Search" trainierten, die Jungs haben derweil fleißig im zollfreien Laden Süßigkeiten und Softgetränke gekauft, und ihre Beute mit kleinen Sackkarren ins Restaurant geschleppt. Es gab Mädchen, die neben uns am Tisch mit ihren Mobiltelefonen daddelten, und am nächsten Tisch gab es Liebeskummer, Tränen und Trost durch Betreuerinnen und Freundinnen.
Insgesamt wirkten diese Butterfahrer alle samt recht entspannt, locker und fröhlich. Ohne den sonst berühmt berüchtigten Alkoholkonsum der Skandinavier. Sollte dies nur ein Vorurteil ihnen gegenüber sein?
Vorgewarnt durch meine erfahrene Kollegen, habe ich auch nach den üblichen Zechern und Trunkenbolden Ausschau gehalten. Legendär sollen sie sein, die Butterfahrten, bei der sehr, sehr viel Alkohol konsumiert wird.
Aber, wie es so ist, wenn die Erwartungshaltung groß, größer, am größten ist: Keine Trunkenbolde - keine Ausfälle!
Doch zurück nach Judaberg. Auf der Fahrt dorthin, sind wir auch durch mehrere Tunnel gekommen. Dabei fiel mir auf, dass die Tunnel einerseits keine Kurve beschreiben, sondern bei der Einfahrt ein fast lineares Gefälle aufweisen und nach dem Scheitelpunkt einen linearen Anstieg. Dazu kommt, dass die Tunnel in den Fels gesprengt wurden und auf langer Strecke keine Beton-Wandverkleidung aufweisen. Es scheint sich wohl um relativ alte und stabile Geoformationen zu handeln.
Bei uns um die Ecke hat die Herrenknecht AG ihren Stammsitz. Sie ist der Weltmarktführer im Bereich der Tunnelvortriebstechnik und ihre Maschinen werden weltweit in allen Großbaustellen im Bereich des Tiefbaus eingesetzt. Daher war ich über die "rohen" Gesteinswände in den Tunneln in einem so fortschrittlichen Land wie Norwegen etwas erstaunt. Jochen meinte dazu (er war beim Kampfmittelräumdienst u.a. auch in Afghanistan) die Norweger haben die Tunnel einfach durch Sprengen vorangetrieben.

Alwin, unser erfahrenster Angler und Norwegenfahrer
Leider hatten bei unserer Ankunft in Judaberg die Geschäfte noch nicht geöffnet. Ein Kaffee wäre nach dieser langen Fahrt mal wieder eine gute Maßnahme gewesen. Wir haben uns vorgenommen, zukünftig einen kleinen Kocher und Instantkaffee für die Pausen ohne Kaufmöglichkeit mitzunehmen. An alles hatten wir gedacht, sogar in Erwägung gezogen, einen Gas-, Hobo-, oder Spirituskocher mitzunehmen. Doch diese Pläne wurden kühn wieder verworfen. So sind wir ein wenig durch den Ort gelaufen und haben die zwei Stunden bis zur Fähre wartend verbracht - ohne heißen und belebenden Mukkefuck.

Auf der Fähre nach Ombo
Auf Ombo angekommen hat Tom wieder das Steuer übernommen und es ging auf recht steilen und engen Serpentinen nach Jörstadvägen zu unserem Ferienhaus. Die Vorbewohner waren noch mit ihrer Spurenbeseitigung beschäftigt, so dass wir uns währenddessen mit Werner, dem Hausvermittler, den wir nach den aktuellen Hotspots ausquetschten, und Erkundungen des kleinen Hafens die Zeit vertrieben.

Unser Hafen mit den Booten

Einweisung in die Boote und das Echolot
Nach der Bootseinweisung haben wir uns aufgeteilt. Gregor hatte zwei Boote für uns angemietet. Ein Kleineres und ein Größeres. Alwin nahm Tom, den Angelnovitzen unter seine Fittiche, und mit auf das kleinere Boot.
Gregor, Jochen und ich nahmen das größere Boot. Da ich bisher keinerlei Erfahrung mit Motorbooten hatte und die Aus- und Einfahrt in unseren Hafen etwas knifflig war, bot sich Gregor an zu fahren. Werner erklärte uns klipp und klar bei der Einweisung, dass Bootsschrauben Geld kosten!
Zudem kannte Gregor vom letzten Jahr noch ein paar gute fängige Stellen, die wir als erstes ansteuern wollten. Es waren meistens Erhebungen und Rücken im Fjord.
Bei der Platzaufteilung waren wir ganz pragmatisch. Gregor als Steuermann im Heck, Jochen im Bug und ich in der Mitte. Trotzdem haben wir es hin und wieder geschafft, dass sich die Leinen verhedderten. Meistens aber dann, wenn die Makrelen bissen. Sie schwammen dann kreuz und quer, und mehr als einmal mussten wir nach dem Fang die Leinen entwirren.

Jochen kurbelt seinen Fang hoch. Auch wenn Ihr es nicht direkt seht, Jochen trug seine Weste unter der Jacke, die er sich übergezogen hatte, da es draussen auf dem Fjord an manchen Tagen recht kühl und windig wurde.
Schon bei der ersten Stelle haben wir gleich auf Anhieb gut gefangen. Hauptsächlich Köhler. Bei mir hat es ein paar Minuten gedauert, bis ich an meinen Angeln, die von Werner als fängigste gepriesene grünen Vorfächer montiert und mir dann noch die richtige Pilktechnik abgeschaut und angeeignet hatte. Dann lief es auch irgendwann bei mir.
Von Gregor gab es auch gleich Mecker, dass Paternostersysteme, lose Pilker, Drillinge und sonstiges Zeug nicht auf dem Boot verteilt und Unordnung geschaffen wird. Die Unfallgefahr auf einem schwankenden Boot ist einfach zu groß. Aber dafür hatten wir ja unsere Boxen und Koffer mit der Ausrüstung dabei.


Es gab auch keine Diskussionen wegen der Schwimmwestenpflicht. Jeder trug seine Feststoffweste. Ich trug dabei immer meine Paddelweste, da sie verschiedene Taschen und Fächer hat, in die ich verschiedene Sachen stecken kann. Bei miesem Wetter war ich ziemlich froh, dass sie gute isolierende und wärmende Eigenschaften hat. Ein weiterer Punkt der für das Tragen der Westen spricht.
Auf unseren Booten hatten wir schwarze Mörtelwannen, die wir mit Wasser füllten und in die wir die Fische nach Betäubung und Kiemenschnitt legten.

Auch hier erschallte die klare Anweisung aus dem Heck, dass Fischblut, Innereien und sonstige Sauereien sofort mit einer Pütz Wasser weggespült werden sollen. Das würde uns hinterher viel Arbeit ersparen. Irgendwie klang es ja auch einleuchtend.

Am meisten Erfolg hatten wir wenn wir mit dem Boot über die vom Echolot angezeigten Schwärme drifteten und dabei unsere Pilker bewegten.

Auch auf dem Wasser gilt die norwegische Null Promille Regel
Mehr als einmal hatten wir einen "Full House" an der Angel, bei der jeder Haken inklusive der Drillinge am Pilker, mit einem Köhler oder Makrele belegt war. So etwas ist fürs eigene Ego natürlich sehr förderlich.
Wir haben irgenwann die Stellung gewechselt und sind zum "Ryggen" gefahren. Und wieder suchten wir die Drift und die Fänge wurden immer besser. Nachdem unsere Wannen ziemlich voll waren, wir haben in unregelmäßigen Abständen immer wieder das Wasser ausgetauscht, damit die Fische stets kühl blieben, und die Fische richtig ausbluten konnten, machen wir uns auf den Rückweg. Immerhin steckte uns noch die Anreise in den Knochen.
Im Hafen begann dann die eigentliche Arbeit. Zwei Stunden Fische putzen, ausnehmen und filetieren. Alwin versuchte es Jochen, Tom und mir beizubringen. Es gelang ihm auch - nach einigen Zigaretten.


Ich brauchte circa 20 Fische bis Alwin mit meinem Ergebnis und den Filets zufrieden war. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich bei dieser Arbeit extrem konzentrieren muss und ich dabei nicht viel reden darf. Es ging aber allen so. Uns kommt dabei zu gute, dass wir als Jäger eine gewisse Disziplin gewöhnt sind, da es hier um nichts anderes als um hochwertigstes Lebensmittel ging. Daher gab es kein Gemaule, Gezeter, Anzeichen von Unlust oder Null-Bock Syndrom. Nur ab und zu ein Zähneknirschen, wenn es immer mal wieder einen wenig dezenten Hinweis von Alwin gab.
So arbeiteten wir schweigsam an unseren Fischen. Gregor hatte sich voll und ganz den Makrelen gewidmet. Sie wurden von ihm nur gut geputzt und dann später als ganzer Fisch einvakumiert.

Bei den letzen 20 Fischen haben wir gemerkt, dass sie teilweise schon zu warm wurden. Das Fleisch hatte nicht mehr die gewohnte Festigkeit und filetieren wurde dadurch schwieriger. In der Gefriertruhe haben wir dann für die nächsten Tage Plastikflaschen mit Wasser eingeforen, die uns in den kommenden Tagen, die Fische beim Filetieren kühl halten sollten.
Nach dieser Arbeit hat ein Teil der Truppe die Fischplätze mit dem Hochdruckreiniger geputzt und und der andere Teil parallel die Fische einvakumiert und einfrieren lassen.

Floh wartet geduldig auf ihren Anteil

Dann ging es ans Essen kochen. Das hatte natürlich noch niemand vorbereitet. Letztendlich kamen wir meist nicht vor 23 Uhr zum Essen, was meinen Magen und Ernährungshaushalt natürlich komplett umkrempelte. Schwer lag das Zeugs im Magen und entsprechend unruhig habe ich immer geschlafen.
Aber an diesem ersten Abend gab es gleich als kulinarisches Highlight, die Filets, die wir laut Alwin zerschnitten, zerrissen und nicht seinen Ansprüchen genügend, nicht mit nach Hause nehmen wollten, gewürzt, in Mehl gewendet und in Butter angebraten. Achja, übrig blieb nichts, ausser der Erkenntnis, daß das Leben und Angeln in Norwegen schön sind.
[Fortsetzung folgt...]
Warum?
Weil Angeln nur mit der Drift auch eine Form von Outdooraktivität ist.

Prolog
Es ist früher Morgen am ersten Weihnachtsfeiertag 1994. Lättler, Jürgen, Daniel und ich stehen auf einem Schweizer Rastplatz. Wir sind auf dem Weg zu unserer Italientour. Mailand, Florenz und Rom.
Mit dem Bulli, Giebelzelt, Luftmatrazen und Sommerschlafsäcken. Wir machten gerade Pause unsere Füsse sind kalt, wir bewegen uns damit es uns wärmer wird. Unsere Reise hat noch nicht richtig begonnen, rufe ich in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn aus: "Und nächstes Jahr fahren wir nach Norwegen!" Daniel antwortet: "Du spinnst doch! In Norwegen ist es schweinekalt! Wir fahren nach Espagna. Da ist es schön warm. Hast Du gehört? Espagna!"
Zu diesen Reisen kam es allerdings nicht, aber das ist ein anderes Kapitel.
Seit dieser Tour spukte mir Norwegen im Kopf herum. Immer wieder nahm ich mir vor nach Norwegen zu fahren. Irgendwann, knapp 10 Jahre späte,r kaufte ich mir in einem Anfall von Euphorie und mit dem Urlaubsgeld, im örtlichen Fachhandel eine hochwertige Meeresangel samt Ausrüstung. Fest in dem Glauben, daß ich den nächsten Urlaub in Norwegen verbringen werde. Naja, ess dauerte bis 2016, bis ich es endlich geschafft hatte. Und es sollte gleich ein reiner Angelurlaub werden.
Das Ziel lautete: Ombo im Boknafjord.
Wir waren also dieses Mal zu fünft: Jochen, Gregor, Alwin, Thomas (Sawyer hier im Forum) und ich.

Tom
Gregor organisierte also diese Norwegenfahrt. Für ihn war es die dritte Angelreise. Er besorgte den VW Crafter, buchte das Ferienhaus auf Ombo mit den Motorbooten und kümmerte sich auch die Fähren von Hirtshals nach Kristiansand und zurück.
Zirka 4 Wochen vor der Tour trafen wir uns bei mir zu Hause bei einem Grillabend, um uns gegenseitig kennenzulernen und um organisatorische Dinge zu besprechen: wer was zu besorgen hatte, was wir zu Essen mitnehmen und Alwin wollte noch eine Sammelbestellung der Kieler Blitz Pilker starten.
Es gab für Tom und mich, die wir sozusagen die Novitzen waren, einige offene Fragen zum Thema Meeresangeln. Von der Rute, über Rollen, Vorfächer bis zu den Haken.
Zur Vorbereitung schaute ich mir immer wieder Videos zum Thema Naturköderfischen und Bau von Vorfächern an, bastelte, sortierte, kaufte, bastelte, sortierte in, um, aus, hin und her.
Weitere wertvolle Tipps bekam ich hier im Forum per PN. Aber dazu später mehr.
Am Abreisetag, einem Freitag Morgen um 2 Uhr, haben wir uns wieder bei mir getroffen. Die beiden Brüder haben den Crafter schon mit ihren Utensilien beladen und natürlich auch mit einer 400l Gefriertruhe. In die stopften wir das vorgekochte und geforene Essen, die Brotlaibe und im Gegenzug wollten wir sie dann mit dem gefangenen Fisch füllen.
Die Sammelbestellung der Pilker ist natürlich nicht rechtzeitig eingetroffen. Die Pilker, die alle vorrätig sein sollten, mussten erst produziert werden. Aber flexibel wie wir sind, haben wir beschlossen, in Hamburg einen Zwischenstopp im Angelcenter Vögler zu machen und uns noch ein wenig einzudecken.
Nachdem das Auto beladen war, und wir drinsaßen, kam der erste Wehrmutstropfen: es war an der Grenze der Zuladung. Entsprechend war das Fahrverhalten.

Es gab neben den üblichen Pausen, einen Zwischenstop in Hamburg, um uns noch mit weiterem Pilkmaterial einzudecken. Reinhard Mey hätte seine helle Freude an uns gehabt und anstelle "Männer im Baumarkt", "Männer im Angelladen" singen können.

Der rauhe Charme der Hansestadt begrüsste uns
An der dänischen Grenze wurden unsere Pässe kontrolliert und ein Blick ins Fahrzeuginnere geworfen. Für uns völlig ungewohnt, dass wir an einer innereuropäischen Grenze so genau kontrolliert werden.
Dänemark an sich war landschaftlich recht unspektakulär. Jedenfalls auf der Autobahn. Dafür ist sie und die Rastanlagen blitzeblank sauber. Kein Müll der auf der Strasse oder neben der Fahrbahn herumliegt.
In Hirtshals ging es auf die Schnellfähre. Es ist sehr beeindruckend, wie schnell die Be- und Entladung so einer Fähre funktioniert. Nach drei Stunden kamen wir in Kristiansand an. Es war mittlerweile 0.30 Uhr und Norwegen empfing uns mit einer beeindruckenden Landschaft. Jedenfalls das was ich im Dunkeln mitbekommen habe. Irgendwann, ich meine es war gegen sieben Uhr morgens, kamen wir dann auch mal in Judaberg an. Zwischen Judaberg und der Insel Ombo trennte uns noch eine Fähre.

Ich werde mich in dem Bericht nicht nur auf die reine Angeltätigkeit eingehen, sonst wäre der Bericht relativ schnell geschrieben, sondern auch Dinge ansprechen, die mir so während der Reise und des Aufenthalts aufgefallen sind.
Auf der Fähre nach Kristiansand haben wir uns im Pizza-Restaurant aufgehalten. Dabei sind uns eine oder mehrere, so ganz war es nicht ersichtlich, Jugendgruppen mit BetreuerInnen oder Familien aufgefallen, die sich größtenteils sehr unbeschwert und fröhlich auf dem Schiff umher bewegt haben.
Da gab es die Mädchengruppe mit Animateurin, die augenscheinlich für "Star Search" trainierten, die Jungs haben derweil fleißig im zollfreien Laden Süßigkeiten und Softgetränke gekauft, und ihre Beute mit kleinen Sackkarren ins Restaurant geschleppt. Es gab Mädchen, die neben uns am Tisch mit ihren Mobiltelefonen daddelten, und am nächsten Tisch gab es Liebeskummer, Tränen und Trost durch Betreuerinnen und Freundinnen.
Insgesamt wirkten diese Butterfahrer alle samt recht entspannt, locker und fröhlich. Ohne den sonst berühmt berüchtigten Alkoholkonsum der Skandinavier. Sollte dies nur ein Vorurteil ihnen gegenüber sein?
Vorgewarnt durch meine erfahrene Kollegen, habe ich auch nach den üblichen Zechern und Trunkenbolden Ausschau gehalten. Legendär sollen sie sein, die Butterfahrten, bei der sehr, sehr viel Alkohol konsumiert wird.
Aber, wie es so ist, wenn die Erwartungshaltung groß, größer, am größten ist: Keine Trunkenbolde - keine Ausfälle!
Doch zurück nach Judaberg. Auf der Fahrt dorthin, sind wir auch durch mehrere Tunnel gekommen. Dabei fiel mir auf, dass die Tunnel einerseits keine Kurve beschreiben, sondern bei der Einfahrt ein fast lineares Gefälle aufweisen und nach dem Scheitelpunkt einen linearen Anstieg. Dazu kommt, dass die Tunnel in den Fels gesprengt wurden und auf langer Strecke keine Beton-Wandverkleidung aufweisen. Es scheint sich wohl um relativ alte und stabile Geoformationen zu handeln.
Bei uns um die Ecke hat die Herrenknecht AG ihren Stammsitz. Sie ist der Weltmarktführer im Bereich der Tunnelvortriebstechnik und ihre Maschinen werden weltweit in allen Großbaustellen im Bereich des Tiefbaus eingesetzt. Daher war ich über die "rohen" Gesteinswände in den Tunneln in einem so fortschrittlichen Land wie Norwegen etwas erstaunt. Jochen meinte dazu (er war beim Kampfmittelräumdienst u.a. auch in Afghanistan) die Norweger haben die Tunnel einfach durch Sprengen vorangetrieben.

Alwin, unser erfahrenster Angler und Norwegenfahrer
Leider hatten bei unserer Ankunft in Judaberg die Geschäfte noch nicht geöffnet. Ein Kaffee wäre nach dieser langen Fahrt mal wieder eine gute Maßnahme gewesen. Wir haben uns vorgenommen, zukünftig einen kleinen Kocher und Instantkaffee für die Pausen ohne Kaufmöglichkeit mitzunehmen. An alles hatten wir gedacht, sogar in Erwägung gezogen, einen Gas-, Hobo-, oder Spirituskocher mitzunehmen. Doch diese Pläne wurden kühn wieder verworfen. So sind wir ein wenig durch den Ort gelaufen und haben die zwei Stunden bis zur Fähre wartend verbracht - ohne heißen und belebenden Mukkefuck.

Auf der Fähre nach Ombo
Auf Ombo angekommen hat Tom wieder das Steuer übernommen und es ging auf recht steilen und engen Serpentinen nach Jörstadvägen zu unserem Ferienhaus. Die Vorbewohner waren noch mit ihrer Spurenbeseitigung beschäftigt, so dass wir uns währenddessen mit Werner, dem Hausvermittler, den wir nach den aktuellen Hotspots ausquetschten, und Erkundungen des kleinen Hafens die Zeit vertrieben.

Unser Hafen mit den Booten

Einweisung in die Boote und das Echolot
Nach der Bootseinweisung haben wir uns aufgeteilt. Gregor hatte zwei Boote für uns angemietet. Ein Kleineres und ein Größeres. Alwin nahm Tom, den Angelnovitzen unter seine Fittiche, und mit auf das kleinere Boot.
Gregor, Jochen und ich nahmen das größere Boot. Da ich bisher keinerlei Erfahrung mit Motorbooten hatte und die Aus- und Einfahrt in unseren Hafen etwas knifflig war, bot sich Gregor an zu fahren. Werner erklärte uns klipp und klar bei der Einweisung, dass Bootsschrauben Geld kosten!
Zudem kannte Gregor vom letzten Jahr noch ein paar gute fängige Stellen, die wir als erstes ansteuern wollten. Es waren meistens Erhebungen und Rücken im Fjord.
Bei der Platzaufteilung waren wir ganz pragmatisch. Gregor als Steuermann im Heck, Jochen im Bug und ich in der Mitte. Trotzdem haben wir es hin und wieder geschafft, dass sich die Leinen verhedderten. Meistens aber dann, wenn die Makrelen bissen. Sie schwammen dann kreuz und quer, und mehr als einmal mussten wir nach dem Fang die Leinen entwirren.

Jochen kurbelt seinen Fang hoch. Auch wenn Ihr es nicht direkt seht, Jochen trug seine Weste unter der Jacke, die er sich übergezogen hatte, da es draussen auf dem Fjord an manchen Tagen recht kühl und windig wurde.
Schon bei der ersten Stelle haben wir gleich auf Anhieb gut gefangen. Hauptsächlich Köhler. Bei mir hat es ein paar Minuten gedauert, bis ich an meinen Angeln, die von Werner als fängigste gepriesene grünen Vorfächer montiert und mir dann noch die richtige Pilktechnik abgeschaut und angeeignet hatte. Dann lief es auch irgendwann bei mir.
Von Gregor gab es auch gleich Mecker, dass Paternostersysteme, lose Pilker, Drillinge und sonstiges Zeug nicht auf dem Boot verteilt und Unordnung geschaffen wird. Die Unfallgefahr auf einem schwankenden Boot ist einfach zu groß. Aber dafür hatten wir ja unsere Boxen und Koffer mit der Ausrüstung dabei.


Es gab auch keine Diskussionen wegen der Schwimmwestenpflicht. Jeder trug seine Feststoffweste. Ich trug dabei immer meine Paddelweste, da sie verschiedene Taschen und Fächer hat, in die ich verschiedene Sachen stecken kann. Bei miesem Wetter war ich ziemlich froh, dass sie gute isolierende und wärmende Eigenschaften hat. Ein weiterer Punkt der für das Tragen der Westen spricht.
Auf unseren Booten hatten wir schwarze Mörtelwannen, die wir mit Wasser füllten und in die wir die Fische nach Betäubung und Kiemenschnitt legten.

Auch hier erschallte die klare Anweisung aus dem Heck, dass Fischblut, Innereien und sonstige Sauereien sofort mit einer Pütz Wasser weggespült werden sollen. Das würde uns hinterher viel Arbeit ersparen. Irgendwie klang es ja auch einleuchtend.

Am meisten Erfolg hatten wir wenn wir mit dem Boot über die vom Echolot angezeigten Schwärme drifteten und dabei unsere Pilker bewegten.

Auch auf dem Wasser gilt die norwegische Null Promille Regel
Mehr als einmal hatten wir einen "Full House" an der Angel, bei der jeder Haken inklusive der Drillinge am Pilker, mit einem Köhler oder Makrele belegt war. So etwas ist fürs eigene Ego natürlich sehr förderlich.
Wir haben irgenwann die Stellung gewechselt und sind zum "Ryggen" gefahren. Und wieder suchten wir die Drift und die Fänge wurden immer besser. Nachdem unsere Wannen ziemlich voll waren, wir haben in unregelmäßigen Abständen immer wieder das Wasser ausgetauscht, damit die Fische stets kühl blieben, und die Fische richtig ausbluten konnten, machen wir uns auf den Rückweg. Immerhin steckte uns noch die Anreise in den Knochen.
Im Hafen begann dann die eigentliche Arbeit. Zwei Stunden Fische putzen, ausnehmen und filetieren. Alwin versuchte es Jochen, Tom und mir beizubringen. Es gelang ihm auch - nach einigen Zigaretten.


Ich brauchte circa 20 Fische bis Alwin mit meinem Ergebnis und den Filets zufrieden war. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich bei dieser Arbeit extrem konzentrieren muss und ich dabei nicht viel reden darf. Es ging aber allen so. Uns kommt dabei zu gute, dass wir als Jäger eine gewisse Disziplin gewöhnt sind, da es hier um nichts anderes als um hochwertigstes Lebensmittel ging. Daher gab es kein Gemaule, Gezeter, Anzeichen von Unlust oder Null-Bock Syndrom. Nur ab und zu ein Zähneknirschen, wenn es immer mal wieder einen wenig dezenten Hinweis von Alwin gab.
So arbeiteten wir schweigsam an unseren Fischen. Gregor hatte sich voll und ganz den Makrelen gewidmet. Sie wurden von ihm nur gut geputzt und dann später als ganzer Fisch einvakumiert.

Bei den letzen 20 Fischen haben wir gemerkt, dass sie teilweise schon zu warm wurden. Das Fleisch hatte nicht mehr die gewohnte Festigkeit und filetieren wurde dadurch schwieriger. In der Gefriertruhe haben wir dann für die nächsten Tage Plastikflaschen mit Wasser eingeforen, die uns in den kommenden Tagen, die Fische beim Filetieren kühl halten sollten.
Nach dieser Arbeit hat ein Teil der Truppe die Fischplätze mit dem Hochdruckreiniger geputzt und und der andere Teil parallel die Fische einvakumiert und einfrieren lassen.

Floh wartet geduldig auf ihren Anteil

Dann ging es ans Essen kochen. Das hatte natürlich noch niemand vorbereitet. Letztendlich kamen wir meist nicht vor 23 Uhr zum Essen, was meinen Magen und Ernährungshaushalt natürlich komplett umkrempelte. Schwer lag das Zeugs im Magen und entsprechend unruhig habe ich immer geschlafen.
Aber an diesem ersten Abend gab es gleich als kulinarisches Highlight, die Filets, die wir laut Alwin zerschnitten, zerrissen und nicht seinen Ansprüchen genügend, nicht mit nach Hause nehmen wollten, gewürzt, in Mehl gewendet und in Butter angebraten. Achja, übrig blieb nichts, ausser der Erkenntnis, daß das Leben und Angeln in Norwegen schön sind.
[Fortsetzung folgt...]
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