[SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

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    [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

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    Nach unserer Tour an Silvester wollte ich diesen Winter noch eine Tour im Fjäll während des "vårvinters" machen, etwa Anfang April mit Übernachtung in Hütten. Leider hatte in meinem Freundeskreis um diese Zeit niemand die Möglichkeit, mit auf Tour zu gehen, so dass es meine erste Wintersolotour werden sollte.

    Da ich zwar Wintertourerfahrung habe, aber bisher nie solo im Winter unterwegs war, tendierte ich deswegen zu einer Tour in einer mir nicht völlig unbekannten Gegend. Nach etwas Überlegung entschied ich mich für eine kleine Runde wieder in der Gegend um Vålådalen in Jämtland, mit hoffentlich mehr Schnee als bei unserer Tour vergangenes Silvester.

    Start und Ziel würde Vålådalens Fjällstation sein, und die Runde würde über die Hütten Stensdalen, Gåsen und Vålåstugorna verlaufen. Bis auf die Strecke Vålådalen – Stensdalen – Gåsen kenne ich die Abschnitte aus dem Sommer. Auf die neue Hütte in Stensdalen war ich schon seit ihrer Einweihung vorletztes Jahr neugierig, und seit ich vor einigen Jahren im Sommer durch das Härjångsdalen zwischen den Vålåstugorna und Gåsen – einer der schönsten Abschnitte dort oben, wie ich finde – gelaufen war, wollte ich dort mal im Winter durch. Also eine schöne Kombination, um sich diese Wünsche zu erfüllen.

    Ausserdem kam in mir der Gedanke auf, mal auszuprobieren, wie es sich mit einer Pulka im Schlepp fährt, anstatt das Gepäck im Rucksack auf dem Buckel mitzuschleppen, wie ich es bisher getan habe. Und siehe da, Vålådalens Fjällstation vermietet die 144er Fjellpulken. Wunderbar.
    Zugverbindungen, Taxi von Undersåker nach Vålådalen und die Pulka waren schnell gebucht, und die Übernachtungen in den Hütten vorbezahlt.
    Die Runde an sich brauchte vier Tage, zu denen ich noch zwei Reservetage für schlechtes Wetter oder Tagestouren hinzurechnete.

    Am Samstag, den 2. April 2016 fuhr ich dann abends mit der Tunnelbana zum Stockholmer Hauptbahnhof und stieg in den Nachtzug gen Jämtland.


    1. Tourtag, 3. April 2016

    Der Zug sollte um 09:11 in Undersåker ankommen, wo dann hoffentlich mein vorbestelltes Taxi auf mich warten würde, das mich nach Vålådalen fahren würde. Gegen 08:00 stand ich auf und suchte den Bistrowagen, um zu schauen, ob etwas Frühstückartiges zu bekommen war. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich, dass der Frühling schon kräftig auf dem Vormarsch war. An vielen Stellen war der Schnee schon weggetaut, nur an geschützten Stellen war er noch vorhanden. Hoffentlich ist das in höheren Lagen besser, dachte ich. Der Zug war vor der Fahrplanzeit unterwegs und fuhr deshalb nur langsam, während ich mein Frühstück ass. Um kurz nach neun hielten wir dann in Undersåker, und ein paar Minuten später kam auch schon mein Taxi.

    Als wir in Vålådalen ankamen, war der Anblick der Schneelage etwas ernüchternd. Schon einiges getaut, aber wohl noch genug, um entlang der Wege vorwärtszukommen. Ein Blick auf die Berge rundherum sah aber vielversprechend aus, wohl kein Schneemangel in höheren Lagen.
    Mein Gepack hatte ich zum Transport in Packsäcke verpackt und diese in meinen grösseren Wanderrucksack verstaut. Den Rucksack und meine Skitasche stellte ich erstmal vor der Fjällstation an eine Bank und ging zum Sportboden hoch, um die gebuchte Pulka abzuholen. Anschliessend lud ich die Packsäcke in die Pulka, packte meine Ski aus, und brachte den leeren Rucksack und die Skitasche in den Gepäckraum der Fjällstation. Dann noch Klamottenwechsel und Thermoskanne auffüllen, und los konnte es gehen.

    Durch das Tauwetter war die Strasse und der Parkplatz in Vålådalen komplett frei von Schnee. Da ich die gemietete Pulka nicht über Asfalt ziehen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als Ski und Stöcke auf der Pulka festzumachen, und dann alles über Parkplatz und Strasse zum Beginn des Winterweges zu tragen. Etwas unhandlich, aber es ging.

    Es kann losgehen!


    Das Wetter war an diesem Tag super, die Sonne strahlte hell, der Himmel war blau, die Lufttemperatur war aber knapp über null. Der Schnee war dadurch hier unten im Tal schon ziemlich weich. Ich hatte bei der Wärme in Kombination mit der Pulka keine Lust auf Ski wachsen, und machte die Kurzfelle drauf. Nach ein paar hundert Metern musste ich allerdings schon die Ski das erste Mal wieder abschnallen, da an einem kurzen, steilen Abhang der Schnee teilweise schon verschwunden war.

    Das Ende dieses kurzen Abhangs war schneefrei. Lill-Stensdalsfjället im Hintergrund.


    Unten angekommen ging es über einen kleinen Bach. Die Übergangsstelle sah auch schon etwas angefeuchtet aus, aber sie hielt. Kurze Zeit später kam dann der Jokk, der von den Nulltjärnarna kommt, dieser liess sich über eine stabile Schneebrücke passieren. Ein paar hundert Meter weiter tat sich neben dem Winterweg ein Loch auf, das Eis auf dem Jokk war instabil geworden, und das Wasser hatte sich inzwischen ein beachtliches Loch herausgearbeitet.

    Loch neben dem Winterweg.


    Ich passierte einen kleinen See und die ersten Moorflächen, auf denen schon viele brauen Flecken zu sehen waren. Auf dem Weg war schon noch genug Schnee, aber ab und an wurde der Weg schmal, oder man musste einen kleinen Umweg fahren, da auf dem urspünglichen Weg ein kurzes Stück schneefrei geworden war, aber alles kein Problem. Am Himmel waren Cirruswolken zu sehen, und ein Blick nach oben offenbarte ein Halo um die Sonne.

    Der erste See wird passiert.


    Auf einem grösseren Moorstück.


    Halo.


    Nach sechs Kilometern teilte sich der Weg. In südlicher Richtung ging es zu den Vålåstugorna, ich zweigte in nordwestlicher Richtung ab nach Stensdalen. Zunächst machte ich erstmal meine Mittagspause, dann ging es durch den Wald etwas bergauf, um dann später auf einer grösseren Moorfläche auszukommen. Auch hier viele braune Flecken. In der Ferne liessen sich die Berge der Anarisfjällen ausmachen.

    Auf einer weiteren Moorfläche. Blick Richtung Südost, im Hintergrund Anarisfjällen.


    Lichtung im Wald. Im Hintergrund Lill-Stensdalsfjället.


    Noch ein kleiner Anstieg, und der Wald wurde lichter. Kein Nadelholz mehr, nur noch Birken. Die Hütte war noch etwa 3 km entfernt. Nun kam unerwartet das anstrengendste Stück der Etappe. Nicht wegen Steigungen o.ä., sondern weil nun ein paar Abschnitte kamen, auf denen der Schnee auf bis zu 150 Metern komplett weggetaut war, und die auch nicht zu umfahren waren. Also jedes Mal Ski abschnallen und die Pulka über die feuchte Erde ziehen. Dann tauchte aber alsbald die Stensdalenhütte zwischen den Birken auf, wo ich rechtzeitig für die Sauna ankam.
    In der Sauna sass ich dann mit zwei Schweden. Der eine kam gerade aus Storulvån, von wo er über das Tjallingdalen nach Stensdalen gelaufen war. Er war mit Zelt unterwegs, übernachtete aber diese Nacht in der Hütte, und wollte über Vålåstugorna und Helags nach Ramundberget. Der andere kam von den Vålåstugorna und wollte am nächsten Tag nach Vålådalen. Er sagte, dass auf dem Weg von von Vålåstugorna nur sehr wenig Schnee lag, er sei recht hoch am Hang gelaufen, um immer Schnee unter den Ski zu haben. Hmm, das klang ja nicht so gut in Bezug auf meine geplante Route. Aber mal schauen, Pläne kann man ja auch ändern.

    Nach der Sauna machte ich mir schnell mein Abendessen. Die neue Hütte in Stensdalen hat ein paar ”ungewohnte” Finessen. Zum Beispiel braucht man das Abwasser nicht raustragen, sondern es gibt Spülbecken mit Abfluss. Ausserdem gibt es eine grosse Veranda, und aufgrund des schönen Wetters wurde es das erste Abendessen im Freien in diesem Jahr.

    Erstes Abendessen des Jahres im Freien.
    Zuletzt geändert von Vintervik; 17.04.2016, 13:13. Grund: Geotagg

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    #2
    AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

    Die meisten Photostellen erkenne ich ja wieder, aber es ist wirklich heftig wie stark der Schnee da in vier Wochen geschmolzen ist - wobei, wenn man den Wärmeeinbruch Mitte März erlebt hat wundert einen gar nichts - bin natürlich gespannt wie es auf der weiteren Strecke, soweit sie mir bekannt ist, ausgesehen hat.
    Die Stensdalsstuga ist für eine STF-Stuga schon noch etwas ungewohnt, aber in meinen Augen ein gelungener Bau - trotzdem bleibt die 65an mein Favorit.

    Gruss
    Henning
    (Noch mit seinen Bildern beschäftigt...)
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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    • Vintervik

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      #3
      AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
      Die Stensdalsstuga ist für eine STF-Stuga schon noch etwas ungewohnt, aber in meinen Augen ein gelungener Bau - trotzdem bleibt die 65an mein Favorit.
      Ungewohnt ist die richtige Bezeichnung.
      Ich finde sie insgesamt auch gelungen, aber ein paar Details wiederum auch nicht so gut, wie z.B. die Kochinseln (Herde zu nah beieinander), oder warum man die recht hohe Deckenhöhe in den Zimmern nicht für ein Trockengestell genutzt hat, wie es in den anderen Hütten auch ist. Der Trockenraum ist bei voller Hütte recht schnell ebenfalls voll. Aber vielleicht wird im Laufe der Zeit noch nachgerüstet.

      Und ja, die 65er finde ich auch sehr gemütlich (so lange man im Winter bei gut geheizter Hütte nicht ganz oben schlafen muss ).

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      • Vintervik

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        #4
        AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

        2. Tourtag, 4. April 2016

        Der nächste Morgen bot leider nicht mehr den Sonnenschein des Vortages, es war bewölkt. Dafür war die Temperatur unter null gefallen, und trotz der Wolken sah es so aus, als wenn es sich noch aufmachen könnte. Der Wind hatte über Nacht angezogen, aber sollte im Laufe des Vormittags schon wieder abflauen, was dann auch so passierte.

        K., der Schwede, der nach Ramundberget wollte, hatte mit mir das Zimmer geteilt, und aufgrund der Aussage des anderen Schweden aus der Sauna, dass der Weg in Richtung Vålåstugorna nicht so gut sei, was die Schneemenge betrifft, entschied er sich, über Gåsen zu gehen, dann irgendwo zwischen Gåsen und dem Windschutz Hulke zu zelten, um dann am nächsten Tag in Richtung Helags weiterzugehen. Er fragte mich, ob wir bis Gåsen hoch zusammen laufen wollten, was wir dann machten.
        Nach dem Frühstück liefen wir gegen 09:30 los. Er zog auch eine Pulka hinter sich her, und vom Tempo her passte es sehr gut.
        Der Weg führte nun ins Lill-Stensdalen, und verlief die ersten drei Kilometer noch im Birkenwald. Schneefreie Stellen gab es nur noch vereinzelt, und auch nur maximal einen Meter lang. Zweimal flog ein Schneehuhn im Wald hoch, als wir passierten. Der Weg verlief zunächst auf der Nordseite des Tals, und knickte dann zur Südseite ab. Dabei sah man am Hang des Lill-Stensdalsfjället grosse Felder blauen Eises durch den Schnee schimmern.

        Blaues Eis am Hang des Lill-Stensdalsfjället.


        Nach gut drei Kilometern erreichten wir die Baumgrenze, und nun ging es für die nächsten 3 Kilometer stetig bergauf, bis wir auf etwa 1000m Höhe ankamen. Rechter Hand voraus kam die steile Ostwand des Tjallingklumpen in Sicht, dessen Gipfel aber in den Wolken lag. Die Wolken waren abgesehen von der nicht so guten Sicht auf die umliegenden Berge aber gar nicht so schlecht, denn durch sie behielt der Schnee eine gute Konsistenz. Wenn bei der Temperatur von etwas unter null die Sonne geschienen hätte, wäre der Schnee schnell weich und matschig geworden.

        An der Baumgrenze, K. geht voraus.


        Nun wurde es flach, und 1,5 km weiter waren wir am Windschutz Stäntja angekommen, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Wie alle Windschutzhütten im Jämtlandsfjäll ist auch Stäntja dieses Jahr im März erneuert worden. Die neue Hütte ist vom Prinzip her wie die alten in der Gegend eingerichtet, mit zwei breiten Pritschen, wo zur Not vier Leute liegend Platz finden können und einem Ofen. Im Gegensatz zu den alten Hütten sind sie allerdings nun innen weiss gestrichen, und unter dem Dach befinden sich zwei Leisten, an denen man Klamotten zum Trocknen aufhängen kann.

        Windschutz Stäntja.


        Wir sassen noch nicht lange in der Hütte, da kam eine Gruppe von fünf älteren Schweden an, die auch in Stensdalen übernachtet hatten, und wir sassen mit sieben Personen im Windschutz. Die fünf waren auch auf dem Weg nach Gåsen, und während des Essens ging es zwischen uns allen sehr gesprächig zu.
        Nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns von den fünf anderen, ”Wir sehen uns oben in Gåsen!”, und machten uns auf den Weg weiter hoch nach Gåsen. Vom Windschutz aus konnte man ins Tjallingdalen schauen, eingerahmt im Süden vom Tjallingklumpen und im Norden vom Västra Bunnerstöten, von dem aber aufgrund der Wolken auch nicht viel mehr als die unteren Hänge zu sehen war.

        Blick ins Tjallingdalen.


        Vom Windschutz aus ging es erst einmal für etwa 1,5 km relativ eben weiter, dann kam der letzte Anstieg der Etappe, und wir mussten etwa 180 Höhenmeter aufwärts, wovon die letzten 100 Meter etwas steiler sein würden.

        Am Fuss des letzten Anstiegs.


        Der Gipfel des Gåsen war ständig in Wolken, aber nun schaute auch ab und an mal die Sonne durch Lücken in den Wolken. Während des Aufstiegs zum höchsten Punkt konnten wir einen Blick in Richtung Härjångsdalen werfen, auch der Westhang des Stora Härjångsstöten kam aus den Wolken hervor und wurde von der Sonne beleuchtet. Im letzten Anstieg merkte ich schon deutlich, wie die Pulka an mir zog, aber ich war auch überzeugt, dass dieses Stück mit Rucksack auf dem Rücken mindestens genauso anstrengend wäre.

        Blick hinunter ins Härjångsdalen.


        Westhang des Stora Härjångsstöten.


        Kurz vor Erreichen der höchsten Stelle auf 1200 Metern kam eine Wolke vom Gipfel des Gåsen herübergezogen, und wir gingen ein paar Minuten im Nebel. Der verzog sich dann aber genauso schnell wie er gekommen war, und wir konnten die Hütte Gåsen sehen. Nun ging es den letzten Kilometer etwa 80 Meter bergab, die wir schnell runterglitten, gegen kurz vor vier nachmittags waren wir an der Stugvärdshütte.

        Hütte Gåsen, im Hintergrund in den Wolken das Helagsmassiv.


        Dort verabschiedeten K. und ich uns, dankten uns gegenseitig für die gute Gesellschaft und tauschten noch mail-Adressen für Fotos aus. Dann glitt K. weiter bergab runter zum Gåsån und weiter in Richtung Hulke, wo er irgendwo am Weg einen Zeltplatz suchen wollte.

        Die Stugvärdin teilte mich in die grössere der beiden Hütten ein, und ich entschied mich ausserdem, einen meiner Reservetage hier zu verbringen.
        Die Hütte war an diesem Abend ziemlich voll, dementsprechend war das Lautstärkeniveau in der Küche, aber wie üblich in den Hütten finden sich immer nette Leute zum Unterhalten. Das Zimmer teilte ich mit zwei Schweden, die auf Skatingski und mit wenig Gepäck von Storulvån hochgekommen waren. Sie wollten am nächsten Morgen sehr zeitig los, um erst nach Sylarna rüber zu fahren, dort zu Mittag zu essen, um dann nach Blåhammaren hochzulaufen, wo sie schon das Drei-Gänge-Abendessen gebucht hatten.

        Die berühmte Fernsicht von Gåsen auf Helags und Sylarna war heute durch die Wolken leider nicht so sehr vorhanden.
        Nach dem Abendessen und etwas Schnack mit anderen Gästen ging es dann schon relativ früh ins Bett.
        Zuletzt geändert von Vintervik; 11.04.2016, 20:16.

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          #5
          AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

          3. Tourtag, 5. April 2016

          Der heutige Tag war einer meiner Reservetage, insofern war Ausschlafen angesagt. Irgendwann frühmorgens merkte ich im Halbschlaf, wie die beiden Schweden sich auf den Weg machten, ich drehte mich nochmals in meinem Schlafsack um und schlief bis halb neun. Der Blick aus dem Fenster beim Aufstehen war allerdings etwas ernüchternd. Schlechte Sicht, und es schien recht windig zu sein. Der erste Schritt aus der Tür in Richtung der benachbarten Klohütte offenbarte dann auch, dass es regnete. Die Temperatur lag knapp über null. Naja, vielleicht gar nicht so schlecht, dieses Wetter auszusitzen.

          Viele von den Gästen waren schon dabei, sich abfahrbereit zu machen, ich liess mir mit meinem Frühstück Zeit, bist der grösste Rummel in der Küche vorbei war. Die Stugvärdin kam rein mit der Wettervorhersage in der Hand. Den Vormittag über sollte dieses Wetter anhalten, nachmittags sollte der Niederschlag aufhören und die Sicht besser werden, vielleicht auch verbunden mit ein paar Lücken in den Wolken.
          Dann frühstückte ich erstmal in Ruhe. Ausser mir blieb noch ein weiterer Gast, eine Bekannte der Stugvärdin, heute in der Hütte. Am nächsten Tag wollte sie nach Stensdalen runterlaufen.
          Der Regen wollte erst nicht aufhören, während des späten Vormittags ging er dann in feuchten Schnee über. Aber so gegen ein Uhr hörte der Niederschlag tatsächlich auf und die Sicht verbesserte sich. Die Stugvärdin und ihre Bekannte machten sich zu einer kleinen Tour auf, sie wollten den kleinen 1233m hohen ”Hügel” südöstlich des Gåsen umrunden.

          Ich wollte auch raus. Eine Tour auf den Gipfel des Gåsen war leider nicht drin, dieser war ununterbrochen in Wolken. Ich entschloss mir deshalb, einfach ein bisschen dem Winterweg folgend in Richtung Härjångsdalen zu laufen. Also Klamottenwechsel, Thermoskanne und das Notwendigste in den Tagesrucksack packen, Schuhe an, und draussen die Ski unter die Schuhe schnallen. Es ging zunächst leicht bergauf bis zu einer Kuppe, dann wieder bergab. Mir war noch aus dem Sommer in Erinnerung, dass der Winterweg nach der Kuppe über ein oder zwei kleine Seen führen müsste, und dem war auch so. Das Eis war dick, aber die Schneelast wohl recht hoch, so dass etwas Wasser hochgekommen war, da ein paar Skispuren vom Vortag vorher leicht feucht geworden und angefroren waren.

          Kurz vor den beiden kleinen Seen. Rechts am Hang die steile Kante des Stråahpatjaerhvie.


          Ich fuhr bis zur Abfahrt, die zum höchstliegenden der Härjångsjöarna runterführt und schaute ins Tal. Nun taten sich auch ein paar Löcher in den Wolken auf, durch die blauer Himmel zu sehen war. Bei einem Blick nach Nordwesten auf die Rückseite des 1233m hohen Hügels sah ich in etwas Entfernung die Stugvärdin und ihre Bekannte. Letztere erzählte mir später, dass sie wohl kurz darauf eine frische Vielfrassspur gefunden hätten, der sie dann hinterhergefahren sei, während die Stugvärdin zur Hütte zurückgelaufen sei. Einen Vielfrass hatte sie aber leider dennoch nicht gesehen. Ich machte so langsam kehrt und fotografierte noch ein bisschen, durch die Wolkenlücken und die durch diese durchscheinende Sonne ergaben ein paar tolle Kontraste auf dem Schnee in der Landschaft.

          Blick ins Härjångsdalen, unten der oberste der Härjångssjöarna.


          Ein Fleck Sonnenlicht auf dem Fuss des Stråahpatjaerhvie. Im Hintergrund in den Wolken der Stora Härjångsstöten.


          Dann lief ich zur Hütte zurück und machte mir einen gemütlichen Nachmittag. Die ersten Gäste kamen an, zwei Frauen, die von den Vålåstugorna hochgekommen waren, ein Vater mit seiner Tochter, die von Storulvån kamen, sowie zwei ältere Schweden, die ebenfalls von Storulvån kamen. Bei diesen beiden habe ich schon gut gestaunt, sie waren sehr fit, und beide fast 80 Jahre alt. Später am Nachmittag kam noch ein Schwede auf Randoneeski mit Fellen und mit Pulka im Schlepp aus Storulvån an.

          Ich ging im Laufe des Nachmittags und Abends immer mal wieder mit der Kamera vor die Tür, die Kulisse und die Lichtverhältnisse änderten sich ständig.
          Abends bot sich mir trotz Bewölkung eine blaue Stunde aus dem Bilderbuch.

          Blick von Gåsen in Richtung Südwesten. Sonnenlicht erleuchtet den Miesehketjahke, links im Hintergrund ein Teil des Helagsmassivs.


          Blick von Gåsen nach Süden in Richtung des Holkendurrie während der blauen Stunde.

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            #6
            AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

            4. Tourtag, 6. April 2016

            Der Blick aus dem Fenster am diesem Morgen offenbarte einen nach wie vor bewölkten Himmel, die Sicht in Richtung Härjångsdalen war nicht so gut, und es windete etwas. Die Temperatur war knapp unter null. Aber abwarten, es könnte sich noch aufmachen. Immerhin fiel kein Niederschlag.
            Ich machte mir in der Küche mein Frühstück, und so langsam kamen auch die anderen Gäste aus ihren Zimmern. Ich liess mir Zeit, denn die heutige Etappe würde kaum Steigungen, sondern vielmehr leichte Abfahrten und ebenes Gelände enthalten. Gåsen liegt auf 1120m, die Vålåstugorna auf 900m. Ich würde der einzige sein, der heute durchs Härjångsdalen fahren würde, die anderen würden sich auf den Weg nach Storulvån, Sylarna oder Stensdalen machen.
            Die Stugvärdin kam mit dem Wetterbericht in die Küche. Der Wind würde im Laufe es vormittags abflauen, aber es sei vormittags auch mit etwas Nebel zu rechnen, event. mit etwas Niederschlag. Zum Nachmittag hin sollte es sich wieder aufmachen. Nachdem ich gefrühstückt, Thermoskanne und Wasserflasche gefüllt hatte, packte ich meine Sachen zusammen und in die Pulka, um dann noch schnell mein Zimmer zu fegen.

            Gegen 10:30 machte ich mich auf den Weg. Die Spur, die ich gestern gelaufen hatte, war noch vorhanden, und ich lief in ihr bis dahin, wo ich gestern kehrt gemacht hatte. Der Stråahpatjaerhvie war heute in Wolken, überhaupt waren die Wolken heute niedriger als gestern.

            Kurz vor der ersten Abfahrt runter ins Härjångsdalen.


            Ich fuhr die erste Abfahrt zum obersten See der Härjångssjöarna runter, wo der Weg einen Knick macht und dann gen Osten führt. Hier konnte ich nun durch das gesamte Tal schauen. Die Gipfel der Berge runt herum waren in Wolken, allerings konnte ich in der Ferne bis zum Luspientjaerhvie vor dem Gråsjöfjället schauen – noch, denn am Ende des Tals war es merkwürdig dunkel.

            Blick gen Osten durch das Tal.


            Ich lief weiter, der Weg war leicht abschüssig mit ein paar kurzen Abfahrten, sehr bequem zu laufen, allerdings war der Schnee durch das recht warme Wetter etwas weich. In der Ferne war nun zu sehen, dass der Luspientjaerhvie so langsam in Wolken verschwand.

            Ein Stück weiter unten im Tal, Blick gen Osten. In der Ferne zieht es sich zu.


            Gegen 11:30 kam ich am Härjången Windschutz an, und machte dort eine frühe Mittagspause. So lange war ich noch nicht unterwegs, aber vermutlich wird der Windschutz aufgrund des Wetters die gemütlichste Stelle für eine Mittagspause auf dieser Etappe sein. Auch dieser Windschutz war nagelneu, mit gleicher Einrichtung wie Stäntja. Während ich in der Hütte sass, sah ich aus dem Fenster das Tal hinunter und konnte sehen, wie Wolken das Tal hinaufzogen. Die Sicht würde bald recht bescheiden sein.

            Ankunft am Windschutz Härjången.


            Eine halbe Stunde später lief ich weiter. Als ich neben dem Liefkiesåajja war und auf die untersten Seen der Härjångssjöarna zulief, zog es sich um mich herum zu. Noch konnte ich Konturen in der Umgebung erkennen, auch die Wegmarkierungen waren gut zu sehen. Auf dem See 980 wurde es dichter, die Renvaktarstuga am Nordufer verschand immer mal wieder aus meinem Blick. Dann wurde es kurzzeitig wieder besser, aber als ich ein paar Meter auf dem untersten See lief, war ich pötzlich im whiteout. Ich konnte nur noch die direkt nächste Wegmarkierung sehen, alles andere um mich rum war weiss. Ich lief weiter, und als ich das Ende des Sees erreicht hatte, wurde die Sicht wieder etwas besser. Gleichzeitig fing es aber leicht an zu schneien, aber da kaum Wind wehte, beeinträchtige das die Sicht nicht so sehr. Ich ging ein paar Meter das Ufer hoch, und konnte nun ein bisschen weiter ins Tal runter sehen.

            Am Ostufer des untersten Sees, Blick Richtung Osten ins Tal.


            Dann hörte ich auf einmal Motorgeräusche hinter mir, und zwei STF-Skooter mit Anhänger überholten mich. Die Fahrer grüssten, und fuhren weiter bergab. Prima, nun hatte ich eine perfekte, feste Spur, und kam gefühlt mehr als doppelt so schnell voran. Die Sicht war nun zeitweise etwas besser, aber die Skooter verlor ich dennoch schnell aus den Augen, nur hören konnte ich sie noch einen Moment. Nun ging es in der Spur trotz relativ geringem Gefälle und Pulka richtig flott bergab, das machte richtig Laune.

            Unterwegs auf der "Skooterautobahn".


            Auch wenn die Sicht auf die umliegenden Berge nicht vorhanden war, wusste ich ungefähr wo ich war, da ich im vorbeilaufen ein paar markante Stellen, die mir von meiner Sommertour in Erinnerung geblieben waren, wiedererkannte.
            Die Skooterspur verlief nicht immer so nah an den Wegmarkierungen, weil die Fahrer natürlich Wege suchten, wo die Schneeunterlage sehr gut war. Etwas weiter unten im Tal wurde der Nebel dann wieder dicht, und ich verliess die Skooterspur, um sicherheitshalber den Wegmarkierungen zu folgen, falls es wieder whiteout geben sollte. Das machte zwar die Wegwahl etwas umständlicher, da ein paar Markierungen ab und an auf schneefreien Stellen standen, aber man konnte diese Stellen immer gut umlaufen. Die ersten Birken tauchten im Nebel auf, d.h. ich war schon recht weit unten im Tal. Plötzlich hörte ich wieder Motorgeräusche und sah Scheinwerferlicht, die beiden Skooter kamen mir wieder entgegen und fuhren an mir vorbei in Richtung Gåsen.

            Die Sicht wurde nun wieder richtig schlecht, ich konnte meist nur bis zur übernächsten Markierung sehen. An einer Wegmarkierung musste ich einen kleinen Moment stehen bleiben und nach dem nächstem Kreuz Ausschau halten. Erst sah ich nichts, aber als ich meine Sonnenbrille kurz abnahm, sah ich es endlich. Als ich weiterlief, sah ich auch den Grund, weshalb es so schlecht sichtbar war. Es war nämlich eigentlich die übernächste Markierung, die direkt nächste war umgefallen und somit nicht sichtbar. So weit konnte es aber nicht mehr bis zur Hütte sein, eigentlich müsste ich nun in etwa südlich des Gruvsmällen sein. Bei einer kurzen Trink- und Schokoladenpause im dichten Nebel schaltete ich mein GPS ein, und dieses bestätigte meine Vermutung. Bis zur Hütte waren es noch etwa drei Kilometer.

            "Hervorragende" Sicht.


            Nach der kurzen Pause lief ich weiter, und nach ca 20 Minuten tauchten rechter Hand von mir Wegkreuze auf, der Winterweg, der von Helags kommt. Vom Kreuzungspunkt waren es noch zwei Kilometer, auf denen auf den Moorflächen schon recht viel Schnee weggetaut war, aber ich kam dennoch gut vorwärts. Gegen kurz vor drei sah ich dann die Vålåstugorna aus dem Nebel auftauchen, und stand kurz danach vor der Tür der grossen Hütte. Ich schnallte Ski und Pulka ab, und ging in die Hütte. Der Stugvärd hiess mich willkommen und gab mir etwas Saft zu trinken. Die beiden Skooter, die mir begegnet waren, hatten eine Ladung Lebensmittel zur Hütte gebracht, und er war nun dabei, alles zu sichten und einzuräumen.

            Ich nahm ein Zimmer in Beschlag, räumte meine Pulka aus, und machte mir etwas warmes Wasser, um mich zu waschen. Dann war erstmal eine ausgiebige Teepause angesagt, während ich einige Zeit mit dem Stugvärd schnackte. Draussen wurde das Wetter während des Nachmittags nicht besser, es hörte nicht auf zu schneien. Erst geben Abend gab es ein paar Lücken in den Wolken, die etwas Abendlicht durchliessen.

            Luspientjaerhvie und Gråsjöfjället im Abendlicht.


            Gruvsmällen im Abendlicht.


            Vålåstugorna im Abendlicht.


            Es kam kein anderer Gast mehr an diesem Nachmittag/Abend. Ich entschied mich ausserdem, meinen zweiten Reservetag bei den Vålåstugorna zu verbringen. Es wäre noch eine Alternative gewesen, am nächsten Tag zur Lunndörrstuga zu laufen, um von dort wieder nach Vålådalen abzufahren, aber der Stugvärd sagte mir, dass auf dem Weg nach Lunndörren längere schneefreie Flächen vorhanden seien, und das würde mit der Pulka im Schlepp definitiv wenig Spass machen. Am nächsten Tag sollte das Wetter ausserdem wieder etwas besser werden, und damit die Chancen auf eine kurze Tagestour gut sein.
            Zuletzt geändert von Vintervik; 17.04.2016, 14:05.

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            • Vintervik

              Fuchs
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              #7
              AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

              5. Tourtag, 7. April 2016

              Heute war wieder etwas ausschlafen angesagt, und erst gegen halb neun stieg ich aus meinem Schlafsack heraus. Ich ging den Tag sehr gemütlich an und frühstückte in Ruhe, wobei ich mir die Karte anschaute und überlegte, was ich heute machen könnte. Draussen war das Wetter besser geworden, es waren nach wie vor einige Wolken am Himmel, aber ab und an öffnete sich doch oben eine Lücke und blauer Himmel und Sonnenlicht kam hindurch. Der Wind schien auf West/Nordwest gedreht zu haben. Ab und zu kam noch ein Schneeschauer von Westen durch das Härjångsdalen bzw. über den Gruvsmällen und die Smällhögarna rübergezogen.

              Nach einigem aus-dem-Fenster-schauen nach dem Frühstück entschied ich mich, dem Winterweg in Richtung Vålådalen etwas zu folgen. Zum einen war ich schon etwas neugierig, ob an dem, was der Schwede unten in Stensdalen bzgl. Der Schneelage auf dem Weg gesagt hatte, wirklich was dran war, zum anderen waren in Richtung Härjångsdalen ständig Schneeschauer zu sehen, eine gute Sicht würde ich dort nicht haben. Auch in Richtung Gråsjöfjället sah es ständig recht bewölkt aus, in Richtung Vålådalen war dageben ab und an die Sonne zu sehen. Also war die Entscheidung gefallen.

              Ich machte mich gegen 11:45 auf und lief runter zum Winterweg, dem ich zunächst ein paar hundert Meter nach Nordwest folgte. Jetzt war ich in der Sonne, alles um mich herum strahlte weiss. Ein tolles Erlebnis nach dem durchwachsenen Wetter gestern und vorgestern.

              Gruvsmällen


              Ich folgte den Markierungen, und Schnee war hier genug vorhanden. Als ich um die Ecke in Richtung Nord abbog, konnte ich ein bisschen weiter vorrausschauen. Es waren einige braune Flecken auszumachen, aber eine Skooterspur wies mir den Weg um die braunen Flecken herum. Zwei Schneehühner hatte ich schon auf dem kurzen Stück aufgescheucht, und man hörte ihre Rufe überall in der Gegend. Dann erblickte ich plötzlich eine Herde Rentiere, blieb stehen, holte Kamera und Teleobjektiv aus dem Rucksack, und beobachtete sie. Sie hatten mich nicht bemerkt, sondern waren vollkommen auf die schneefreien Flecken konzentriert auf der Suche nach etwas essbarem. Nach einer Zeit liefen sie alle weiter etwas bergab, und ich verlor sie aus den Augen. Ich packte die Kamera wieder weg und fuhr ein Stück weiter. Ein paar Minuten später sah ich sie wieder, blieb wieder stehen und holte die Kamera raus. Jetzt bemerkten mich ein paar Rentiere, aber sie störten sich nicht an mir.
              Wieder setzten sie ihren Weg fort, und ich folgte ihnen in sicherem Abstand. Zwischendurch kam von der Seite ein weiterer Schneeschauer an, der aber nur von kurzer Dauer war. Ich fuhr noch ein Stückchen weiter, und bremste sofort, als ich sah, dass die Rentiere ein Stück weiter vorne den Winterweg überquerten. In einem langen Zug liefen sie hintereinander langsam von rechts nach links über den Weg. Ein paar schauten mich im vorbeigehen kurz an.

              Rentiere im Schneeschauer


              "Was will der denn?"


              Beware of crossing trains


              Als sie passiert hatten, fuhr ich noch ein Stück den Weg entlang, bis in etwa auf die Höhe der Kroktjärnarna. Hier machte ich kehrt, da es sich nun wieder zuzog und es nach Schnee aussah. Als ich mich den Vålåstugorna wieder näherte, merkte ich, dass ich nun nicht mehr so gut vorankam. Der Schnee stollte nun unter meinen Kurzfellen. Zwangsweise etwas langsamer ging ich zu den Hütten hoch.
              Gegen 15:00 war ich wieder in der Hütte und ass ein sehr spätes Mittagessen.
              Dabei kamen die nächsten Gäste an. Ein Vater plus Tochter, die aus Vålådalen hoch kamen, und ein Ärztehepaar, das von Helags kam. Später kam noch ein zweites Ehepaar aus Lunndörren, anschliessend noch zwei jüngere Familien mit Kinderpulka, ebenfalls aus Lunndörren. Letztere bezogen die kleinere der beiden Hütten, da sie einen Hund dabei hatten.
              Das Ehepaar, das aus Lunndörren kam, bestätigte mir, dass der Weg von dort zu den Vålåstugorna an einigen Stellen schneefrei gewesen wäre, und sie die Ski einige Male ein gutes Stück tragen mussten.

              Während des späteren Nachmittags wurde das Wetter eine Zeit lang gut, die Sonne kam viel hervor. Abends bewölkte es sich allerdings zunehmend. Ich wusste, dass an diesem Abend event. hohe Nordlichtaktivität herrschen würde, aber leider waren die Wolken zu dicht.

              Schönes Wetter am späten Nachmittag


              Ich unterhielt mich noch lange mit den anderen Gästen, und verschwand dann gegen 21:30 ins Bett.

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              • Vintervik

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                #8
                AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                6. Tourtag, 8. April 2016

                Heute morgen klingelte der Wecker meiner Armbanduhr um 7 Uhr. Ich wollte pünklich loskommen, da es bis Vålådalen 20km sind, und die Schneeverhältnisse auf dem Weg nicht sicher waren, vor allem unten im Tal. Das Wetter der letzten Tage hatte den Schnee dort wohl nicht vermehrt, eher im Gegenteil.
                Über Nacht war allerdings hier oben etwas Neuschnee gefallen, und ausserdem war die Temperatur etwas gefallen, nun war es zwischen -2 und -3 Grad. Die Sonne schien, aber es wehte etwas aus Südwest. Das war aber gar kein Problem, denn den Wind würde ich auf dem Weg von schräg hinten haben.
                Der Vater mit Tochter, die gestern aus Vålådalen hochgekommen waren, sagten mir, dass der Weg nur an ein paar Stellen schneefrei sei, aber meist nur maximal ein oder zwei Meter. Das klang gut. Sie selber wollten heute nach Lunndörren weiterlaufen, die anderen beiden Paare wollten nach Gåsen hoch. Nach dem Frühstück und dem Auffüllen der Thermoskanne und der Wasserflasche packte ich die Pulka, fegte mein Zimmer, und holte etwas Holz aus dem Holzschuppen, um den Vorrat im Zimmer etwas aufzufüllen. Praktischerweise musste man an keiner Hütte das Holz selber hacken, es war schon in passenden Scheiten angeliefert worden.

                Als ich nach dem Fegen nach draussen kam, begutachtete der Mann des anderen Ehepaars die Pulka und fragte ein bisschen zu Gewicht und wie ich mit ihr zurechtkäme. Ich sagte, dass ich nicht so viel über sie wüsste und es für mich ein Ausprobieren sei, aber bisher gut mit ihr klarkäme. Er selber hatte auch eine Pulka dabei, aber keine Fjellpulken, sondern eine Acapulka. Auf die war ich dann neugierig und ging um die Hütte, wo er sie abgelegt hatte und schaute mir sie an.

                Dann verabschiedete ich mich innen in der Hütte, machte draussen die Kurzfelle unter die Ski, Pulka an den Zuggurt, schnallte die Ski an, und los ging es. Die Uhr zeigte inzwischen halb zehn.
                Der Schnee war nicht mehr pappig wie am gestrigen nachmittag, sondern es liess sich wunderbar auf ihm laufen. Die Spuren von gestern waren grösstenteils noch vorhanden, aber ab und an zugeweht. Der Neuschnee der Nacht hatte sich allerdings positiv auf die bisher schneefreien Stellen des Weges ausgewirkt.

                Gruvsmällen am Morgen.


                Blick zurück in Richtung Vålåstugorna.


                Blick nach vorne, links zwei Gipfel der Smällhögarna.


                Der Weg führte nun für mehrere Kilometer auf relativ konstanter Höhe entlang, kleine Anstiege und Abfahrten wechselten sich ab. Die Wegmarkierungen standen ab und an dennoch auf schneefreien Flächen, aber diese liessen sich alle einfach umlaufen, Skispuren oder Skooterspuren wiesen mir den richtigen Weg.

                Mehrfach hoben in unmittelbarer Nähe Schneehühner ab. Als ich zu den Kroktjärnarna kam, blieb ich kurz stehen und schaute über die Seen gen Osten. Die Fernsicht war recht gut heute, die Lunndörrsfjällen und Anarisfjällen waren zu sehen. Auf der anderen Seite der Seen sah ich plötzlich Bewegung, ein paar Rentiere liefen dort auf den schneefreien Flächen umher.

                Blick gen Osten über die Kroktjärnarna. Rechts im Vordergrund der Vålåvalen, im Hintergrund Lunndörrsfjällen und Anarisjällen.


                Die beiden nördlichsten Gipfel der Smällhögarna.


                Als ich weiterlief, kreuzten ausserdem frischen Rentierspuren den Weg, eine andere Gruppe war von rechts nach links über den Weg gelaufen, allerdings konnte ich sie linker Hand nicht sehen.
                Als ich die Kroktjärnarna hinter mir gelassen hatte, stieg der Weg langsam an, da die Steigung nach Süden ausgerichtet war befand sich auch hier weniger Schnee auf dem Weg, aber ich kam dennoch gut vorwärts. Nach ein paar Höhenmeter blieb ich stehen, in einer Linkskurve konnte man schön in Richtung Lunndörren und Anarisfjällen schauen.

                Blick Richtung Lunndörren (Taleingang rechts) und Anarisfjällen.


                Ich lief weiter bergauf, und dann sah ich die Rentiere, die vermutlich vorher über den Weg gelaufen waren. Also wieder stehenbleiben, Kamera und Tele raus, und ein bisschen beobachten und fotografieren. Nach ein paar Minuten packte ich dann aber wieder alles ein, den ein Blick hinter mich verhiess Schnee, die Gipfel waren allesamt in einer grauen Wolke verschwunden.

                Rentiere.


                Rentiere.


                Nun bliess es auch kräftig auf, und ich sah zu, dass ich weiterkam. Ein paar hundert Meter weiter hörte ich plötzlich Motorgeräusche, zwei Skooter kamen mir entgegen. Die beiden blieben stehen, ich grüsste die Fahrer und fragte wo sie hinwollten. Sie wollten hier oben in einem der Seen fischen, und sie wollten wissen, ob genug Schnee auf dem Weg liegen würde. Dann fuhren sie weiter, und ich hatte wieder eine frische Spur, auf der ich laufen konnte. Inzwischen hatte es angefangen, zu schneien.

                Der Weg führte nun über eine kleine Kuppe und um den nördlichsten Ausläufer der Smällhögarna herum. Dann ging es ein paar Meter bergab bis zur Weggabelung, an welcher der Weg nach Stensdalen in Richtung Nordwest abzweigt. Ich blieb auf dem Weg, und fuhr nun gen Norden bergab runter nach Vålådalen. Von hier oben sah es so aus, als wenn ich während der Abfahrt ab und an die Ski abschnallen müsste, aber das täuschte. Auf dem Weg lag ausreichend Schnee, es liess sich wunderbar abfahren. Da ich auch nun die Baumgrenze passiert hatte, war es auf einmal so gut wie windstill. Auf halbem Wege nach unten kam mir eine Frau auf Skatingski auf dem Weg zu den Vålåstugorna entgegen, die sich von zwei Jagdhunden ziehen liess. Wir hielten beide an, und sie fragte mich nach den Wegverhältnissen. Ich sagte, der Schnee sei kein Problem, aber sie würde jetzt gut Gegenwind haben. Kein Problem, sagte sie, sie hätte ja Hilfe, und wiess auf die Hunde. Ob es denn oben Schneehühner und Rentiere gäbe. Oh ja, sagte ich, einige Schneehühner, und auch Rentiere. Sie wandte sich an ihre Hunde, habt Ihr gehört Jungs, Ihr müsst Euch benehmen da oben! Ich fragte sie über die Wegverhältnisse unten im Tal, und sie sagte, es wäre in Ordnung bis Skaftet, dann wird es zum Teil nicht so gut.
                Wir wünschten gegenseitig ”god tur!” und liefen weiter.

                Ich fuhr noch einige Höhenmeter bergab und kam auf einer Moorfläche raus, die ich schnell überquerte, bis ich zur Weggabelung kam, wo der Sommerweg zum ehemaligen Sameviste Skaftet abzweigt. Hier hatte ich eine geschützte Stelle, die ich für die Mittagspause nutze. Kurz hinter Skaftet teilte sich der Winterweg in Ski- und Skooterweg. Mir wurde oben auf der Hütte empfohlen, den Skiweg zu nehmen, da dieser durch den Wald und weniger über Moore führen würde und dort deswegen mehr Schnee liegen würde. Ich folgte diesem Rat, allerdings war der Weg dennoch nicht so leicht zu laufen, v.a. mit Pulka. Der Weg war gleichzeitig der Sommerweg, und war irgendwann von einem Skooter freigefahren worden, und genauso breit war er dann auch, aber mit vereister Schneedecke, auf der ein klein bisschen Puder der letzten Nacht lag, und an den Seiten mit etwa 20 – 30cm hohen ”Schneewänden”. Zusammengefasst machte er den Eindruck einer vereisten Mischung aus Rodelbahn und Buckelpiste. Wenn es bergab ging, musste ich etwas vorsichtig sein, denn die geringe Breite des Weges liess ein kontrolliertes Bremsen nicht zu. Es kam auch vor, dass am Ende einer Abfahrt eine Kurve war, und eh ich an dieser Kurve Bekanntschaft mit dem in Abfahrtrichtung nächsten Baum machte, schnallte ich die Ski ab und ging die Abfahrt zu Fuss runter.

                Am Ende einer Abfahrt kam mir eine grössere Gruppe zu Fuss entgegen. Als ich genauer hinsah, erkannte ich warum. Sie kamen einen kleinen, aber steilen Abhang herunter, der komplett schneefrei war. Also wieder Ski ab, und Pulka hochziehen. Die Entgegenkommenden sagten mir aber, dass dieses das schlechteste Stück sei, ansonsten käme man auf Ski voran.

                Schneefreie Steigung.


                Etwa 2,5 km hinter Skaftet kam ich dann zur Brücke über den Stensån. Ich schnallte die Ski ab und zog die Pulka langsam über die Brücke zur anderen Seite. Auf der anderen Seite eine kurze Trinkpause, und ein paar hundert Meter weiter kam ich dann zur Weggabelung, an der ich sechs Tage zuvor nach Stensdalen abgebogen bin.

                Stensån.


                Der restliche Weg nach Vålådalen verlief nun eben, aber unterwegs merkte ich, dass noch weniger Schnee auf dem Weg lag als am Sonntag zuvor. An einigen Stellen traten langsam Bäche hervor, bzw. der Schnee auf dem Weg auf den Mooren sah sehr feucht aus.
                Etwa einen Kilometer vor Vålådalen kam ich wieder an die Stelle, wo der Jokk von den Nulltjärnarna schon vor sechs Tagen ein Loch neben dem Weg geschaffen hatte. Dieses Loch war nun deutlich grösser geworden und hatte etwa einen weiteren Meter vom Weg weggerissen.

                Das selbe Loch wie sechs Tage zuvor (Blick in entgegengesetzte Richtung), nur grösser.


                Die Schneebrücke, über die ich einige Meter weiter den Jokk überquert hatte, existierte nicht mehr. Ein Stück abseits ging es noch, das Wasser über Schnee zu überqueren, ansonsten hätte die Sommerbrücke auch funktioniert. Dennoch war ich beeindruckt, was innerhalb der kurzen Zeit passiert war. Auch der Übergang über den letzten Bach vor Vålådalen war nicht mehr so möglich, sondern musste per Umweg mit abgeschnallten Ski überquert werden.

                Dann lief ich die letzten Meter hoch, und stand gegen 15:45 am Parkplatz vor Vålådalens Fjällstation. Ich packte die Ski und die Stöcke auf die Pulka, und trug alles bis vor die Tür des Hauptgebäudes. Ich holte meinen Rucksack und die Skitasche aus dem Gepäckraum der Station, lud den Inhalt der Pulka in den Rucksack, packte Ski und Stöcke in die Skitasche, und gab die Pulka oben im Sportboden ab.

                Eigentlich wollte ich heute abend schon wieder gen Stockholm fahren, aber da leider nun keine Nachtzüge mehr fuhren (ich hoffe, SJ wird sehr bald überzeugt werden, dass sie die Nachtzüge wieder ganzjährig einsetzen, und nicht nur zur touristischen Hauptsaison ), hatte ich vorher eine Übernachtung in Vålådalen gebucht. Dafür hatte ich nun Zeit, in Ruhe in die Sauna zu gehen, und mir etwas Luxus in Form des Drei-Gänge-Abendessens zu gönnen.
                In der Sauna traf ich einen Gast aus Gåsen wieder, der mit seiner Frau unterwegs war. Später setzten wir uns im Restaurant zusammen an einen Tisch und berichteten uns von unseren Touren.


                Abreisetag, 9. April 2016

                Nach dem Ausschlafen und Frühstück wartete ich auf den Taxibus, der mich am frühen Nachmittag nach Undersåker brachte. Am späten Abend kam ich dann in Stockholm an.

                Unterm Strich eine schöne, erholsame Kurztour. Das Ausprobieren der Pulka fand ich geglückt, ich kam sehr gut mit ihr zurecht, und meine Schultern haben es mir gedankt.
                Ich werde wohl in einem der nächsten Winter wieder hierher zurückkehren, zum einen ist es eine schöne Gegend, zum anderen möchte ich einmal bei gutem Winterwetter durch das Härjångsdalen laufen. :-)

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                • Jo0ken
                  Gerne im Forum
                  • 18.03.2015
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                  #9
                  AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                  Danke für den tollen Bericht. Vor allem die Rentier Fotos finde ich sehr gelungen.
                  Meine Bilder auf flickr

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                  • Kuoika
                    Erfahren
                    • 23.08.2012
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                    #10
                    AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                    Sieht ja teilweise aus wie zu Silvester.
                    Schön, dass Tour und Pulkaprämiere so gut geklappt haben.

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                    • Nuklid
                      Erfahren
                      • 09.06.2013
                      • 439
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                      #11
                      AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                      Schöne Fotos, beneide dich echt um die Rentiersichtungen. Krass wie weit die Schneeschnelze in den tieferen Lagen innerhalb der Woche vorangeschritten ist.

                      Von welchen max. -Temp. geht man in der Gegend denn im Varvinter generell eigentlich so aus? Dieses Jahr war es offenbar doch eher warm.

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                      • Vintervik

                        Fuchs
                        • 05.11.2012
                        • 1930
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                        #12
                        AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                        Zitat von Nuklid Beitrag anzeigen
                        Von welchen max. -Temp. geht man in der Gegend denn im Varvinter generell eigentlich so aus? Dieses Jahr war es offenbar doch eher warm.
                        Ja, es war recht warm dieses Jahr. Im März hat es eine Wärmeperiode gegeben, und zu der Zeit, als ich dort war, hat es tagsüber auch deutlich Plusgrade in niedrigeren Lagen gegeben, ausserdem z.T. Regen.
                        Habe ein paar Leute vor Ort gefragt, und alle sagten, dass es dieses Jahr schon sehr warm gewesen wäre und mit früher Schneeschmelze unten im Tal.

                        Naja, es kann schon tagsüber Plusgrade während des vårvinters geben, v.a. wenn später die Sonne gut knallt, oder mal ein Tief vorbeizieht, das warme Luft mitbringt. Aber am besten finde ich es eigentlich, wenn man tagsüber leichte Minusgrade hat, und es nachts dennoch leicht zweistellig Minus wird. Dann ist der Schnee gut, und man muss sich tagsüber aber nicht so dick einpacken.

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                        • Matterhorn
                          Gerne im Forum
                          • 18.02.2016
                          • 82
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                          Vielen Dank für den klasse Tourenbericht und für die tollen Fotos! Ich bin einfach nur begeistert!

                          Und ich finde ebenfalls, dass die Rentier-Bilder besonders gelungen sind.

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                          • Vintervik

                            Fuchs
                            • 05.11.2012
                            • 1930
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Eine kleine Wintersolotour in Vålådalen/Jämtland

                            Danke! Freut mich, dass der Bericht gefällt.

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