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Dieses Jahr sollte es also eine Kajaktour geben; eigentlich nichts Neues, die gibt es jedes Jahr. Aber eine richtige, mit allem Krempel im Boot: keine Tagestouren von einem festen Standort aus. Und es musste der Norden sein, denn in den Sommerferien ist es im Süden einfach viel zu heiß. Der weiten Anfahrt zum Trotz wurden die Lofoten zum Ziel auserkoren, denn da gibt es Landschaft im Überfluss, und es gibt bestimmt einsame Buchten zum Übernachten – soweit die Theorie. Damit die Anfahrt mit dem Auto ein wenig kürzer, und dafür der Erlebniswert gesteigert werde, sollte das Auto in Bodø bleiben. Mit dem Schiff ging es weiter auf die Inseln: genau gesagt nach Svolvær. Dann hatten wir zweieinhalb Wochen Zeit für die Kajaktour. Zurück sollte es von Moskenes wieder nach Bodø gehen.

So war der Plan, und um es vorwegzunehmen, es hat auch funktioniert. Es gab aber ein paar Herausforderungen, von denen ich berichten will.
Wir fuhren zu dritt, meine Frau und unser 16jähriger Sohn waren dabei. Alle drei sind wir erfahrene Paddler, und diese Art Urlaub machen wir nicht zum ersten Mal.
Obwohl wir die Anfahrt mit der Fähre Kiel-Oslo um etliche Kilometer verkürzt hatten, standen 2300km mehr auf dem Tacho, als wir in Bodø am Fähranleger waren. Vorher haben wir noch Lebensmittel für ca. 5 Tage gebunkert, denn man kann ja bei der Bootsfahrt nie wissen, wann die nächste Einkaufsmöglichkeit erreichbar ist. In Bodø gibt es im großen Einkaufszentrum alles, was man braucht. Parkplätze sind aber rar gesät: Langzeitparkplätze gibt es NUR am Fährhafen und am Flugplatz. Überraschung: der Parkscheinautomat am Fährhafen schluckt nur Münzen und die auch nur für maximal ein Woche. Also war es gut, etwas früher zu erscheinen, denn das Auto muss zum nahen Flughafen gebracht werden. Nachdem der dortige Automat per Kreditkarte mit ca. 120 Euro gefüttert war, hatte ich den Parkschein für die nächsten zweieinhalb Wochen in der Hand. Per Taxi ging es zurück zum Hafen.
Die Fähren:
Von Bodø aus gehen Fähren (torghatten-nord.no) mehrfach täglich nach (und von) Moskenes, dem südlichen Ende der größeren Lofoteninseln. Außerdem ist Bodø Haltepunkt der Hurtigruten: Nach Norden gehen die Schiffe um 15 Uhr los, zurück von den Lofoten treffen sie um 2 Uhr 30 in der Frühe ein. Das war der Grund, weshalb wir zunächst nach Svolvær wollten: Wir hatten keine Lust, bei der Rückreise mitten in der Nacht in Bodø zu landen.
Der Preisunterschied der beiden Routen ist bemerkenswert: Die Hurtigruten kosteten uns pro Nase 60 Euro plus 15 Euro Fahrradkarte für jedes Boot. Wir haben das vorreserviert, obwohl es vermutlich nicht notwendig war. Das freundliche Personal auf der Hurtigruten nahm die Boote (jedes auf eigenem Bootswagen) entgegen und sicherte sie. Torghatten-Nord von Moskenes aus zurück kostete uns keine 60 Euro; für alle drei zusammen, wohlgemerkt. Die Seekajaks, immerhin mehr als 5m lang, kamen kostenlos mit. Wir machten sie selbst im Autodeck fest. Der Komfort der beiden Schiffe rechtfertigt den Preisunterschied jedoch: Es ist ungefähr die Differenz zwischen Wartesaal mit Pommesbude und Hotel-Lounge mit Bar.
Das Hurtigrutenschiff Richard With kam pünktlich. Ganz selbstverständlich und ohne Schwierigkeit rollten wir mit unseren vollgepackten Seekajaks auf das Autodeck. Wir genossen eine komfortable Überfahrt mit Abendessen über Stamsund nach Svolvær. Dort war um 21 Uhr noch lebhafter Betrieb; immerhin mussten die Hurtigruten-Kreuzfahrer, die sich hier eine knappe Stunde die Füße vertreten dürfen, noch für alles Mögliche umworben werden. Wir schoben unsere Kajaks durch die Menge, um einen niedrigen Steg im Hafen zu erreichen.
Die Seekajaktour:
Da der nächste Campingplatz direkt am Wasser im benachbarten Kabelvåg nur ca. 6 km entfernt war, fuhren wir direkt dorthin. Meine Bedenken, wegen zu schlechter Wetterbedingungen nicht paddeln zu können, wurden schon auf der Hinfahrt zerstreut: es war bestes Wetter und wenig Wind. Die Sonne verschwindet nur für eine Stunde knapp unter den Horizont, und dunkel wird es nicht.
Der Zeltplatz liegt an der E10, die sich durch die Inseln der Lofoten schlängelt. Hier kam uns die Erkenntnis, dass wir nicht allein sein werden; zumindest nicht in der Nähe dieser Wohnmobilrollbahn. Gleich zwei Bikergruppen suchten wie wir die Nähe des Wassers. Es gab auch was zum Feiern, und der Vergleich mit frühskandinavischen Wikingerhorden drängte sich auf. Zumindest störte es niemanden, als wir gegen Mitternacht unsere Zelte aufschlugen.
Merke: In der Hauptsaison sind die Lofoten überlaufen. Die E10 ähnelt dann von der Verkehrsdichte her bundesdeutschen Landstraßen, auf denen sich ein WoMo ans andere reiht. Die Kanuroute wurde deshalb so gelegt, dass sie möglichst wenig Berührung mit der Hauptstraße hatte.





Wir umpaddelten also um den südwestlichen Teil von Austvågøya, und kamen durch den Sundklakkstraumen zur Nordküste von Vestvågøya. Wir passierten diese Insel nicht nur sondern fuhren durch die Seen Ytter- und Innerpollen bis tief ins Landesinnere zum Wikingermuseum. Zurück im Norden paddelten wir durch den Nappstraumen wieder an die Südküste von Moskenesøya, wo wir dann für den Rest der Tour blieben. Beendet haben wir die Paddeltour mit eine Runde durch den Reinefjord und einem Abstecher zum Moskenstraumen, von wo aus wir zurück nach Å (das Dorf heißt nur Å!) fuhren.
Die Gezeitenströme:
Der Küstenpaddler wird aufmerksam, wenn Meeresarme den Wortsteil “-straumen“ im Namen haben: da strömt also was. Die Lofoten haben bemerkenswerten Tidenhub, und die Folge sind teils kräftige Strömungen über 10km/h zwischen (und um) den Inseln. Man kann nachschlagen, wann da wo und was fließt: Im Norwegischen Lotsenführer (pilot guide) „Den norske los“ Band 5 sind die Fließrichtungen und –zeiten mit Bezug auf die Gezeiten in Bodø eingetragen. Das hört sich schwieriger an als es ist: Der Führer ist kostenlos runterladbar, und da der für uns interessante Teil aus Schaubildern und Tabellen besteht, kommt man mit gutem Willen auch ohne Norwegisch zu können ans Ziel.
Wer sich die Morgenruhe nicht durch die vorgegebenen Tidenzeiten verderben lassen will, der muss Glück oder Geduld haben, wenn an einer Engstelle die Strömung falsch herum läuft: denn dagegen kommt man nicht an. Wir befuhren den Sundklakkstraumen während seiner Ruhezeit bei Ebbe; der Nappstraumen dagegen schob uns mit gut 5km/h zurück und wollte uns nicht passieren lassen. Wir überlisteten ihn, indem wir am Rand durch die Engstelle schlichen. Wir fuhren bis zum Südkap von Moskenesøya nach Lofotodden um rüber nach Værøya schaun zu können. Zwischen den beiden Inseln fließt der Moskenstraumen, der berüchtigte Mahlstrom. Die Strömungen ändern sich hier mehrfach im Tidenverlauf. Bei schönstem Wetter konnten wir die Aussicht genießen. Der Wind schob die entgegenkommende Strömung zu steilen Wellen, und wir waren froh, relativ nah am Ufer zu sein und dort nicht durch zu müssen.
Landschaftlich war die gesamte Tour sehr lohnend, wobei uns aber Moskenesøya am eindrucksvollsten erschien.




Über die Übernachtungsplätze:
Das Tolle an der Landschaft der Lofoten ist ja, dass die Berge aus dem Meer herauswachsen. Und das tun sie direkt auf den ersten Metern, nachdem sie sich aus dem Wasser erhoben haben: sprich, die Ufer sind steil. Wo das Ufer nicht steil ist, da ist die Landschaft meist genutzt und entfällt somit als Übernachtungsplatz. Nicht jeder geeignete Platz ist vom Meer her zugänglich, da das Ufer voller Steine liegt und/oder sich die hohe Brandung drauf bricht. Man muss also rechtzeitig mit langem Hals nach geeigneten Plätzen schauen, denn es kann sein, dass kilometerlang nichts Geeignetes in Sicht kommt. Bemerkenswert war der Rastplatz bei Uttakleiv auf Vestvågøya (68°12'41"N 13°30'19"E): direkt am Strand, mit Frischwasser und Klo. Der stand auf keiner Karte und war vermutlich deshalb auch nur spärlich genutzt. Andere Plätze fanden wir auf einer winzigen Insel, oder einem Flecken Wiese über einem Stückchen Strand. Vermutlich gab es weitere Plätze und wir haben sie nicht gesehen.
In Nusfjord und Å übernachteten wir in einem Rorbuer, den zur Ferienwohnung umgebauten Fischerhütten. Das ist je nach Größe und Lage ein unterschiedlich teurer Spaß ab ca. 120€ aufwärts. Der Vorteil ist klar: Warme Dusche und trockene Ausrüstung am nächsten Tag!
Das Wandrerhem in Å allerdings war im Vergleich zu den Rorbuern teuer: für drei Betten wollte man dort ca. 90 €, bei Gemeinschaftsbad und schmuddeliger Küche. Die Rorbuer, die von der gleichen Rezeption aus vermietet wurden, kosteten ca. 130€ !


Die Strände im Norden
Wir machten eine Wanderung auf die Nordseite von Moskenesøya, die wir nicht bepaddelt haben, zum Bunesetstrand. Man paddelt von Reine aus nach Vindstad; wer kein Kajak hat, der fährt mit der Fjordfähre. Von dort ist der Strand zu Fuß mit einer nur halbstündigen Wanderung über einen flachen Pass zu erreichen. Deshalb wird er gern besucht. Das mit vollem Recht, denn es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde: blaues Wasser, weißer Strand und steile Berge rechts und links. Ein ähnliches Ziel ist die Kvalvika etwas weiter im Norden, auch hier führen Wanderwege hin. Wer also mit dem Boot den Norden von Moskenesøya entdecken will, wird in der Saison diese Strände nicht allein haben.



Wetter
Wir erlebten das Wetter als bunte Mischung zwischen bestem Sonnenschein bei relativer Wärme von fast 20° und heftigem horizontalem Regen mit entsprechendem Wind bei 12°. Alle Varianten dazwischen waren vertreten. Immerhin kein Schnee und kein Gewitter, auch das soll im Sommer vorkommen. Die Vorhersagen waren mit Vorsicht zu genießen, und mussten sehr tolerant interpretiert werden.
Einkaufen:
Norwegen ist kein Schnäppchenland, das weiß man, wenn man dorthin fährt. Die kleinen Läden in Å und Nusfjord verhindern zwar den Hungertod, doch die Artikel waren nochmals deutlich teurer als auf dem Festland. Der Supermarkt in Reine war dagegen gut sortiert.



Was haben wir sonst noch entdeckt
Wikingermuseum: War interessant und gut gemacht. Neben den Ausstellungen und der umfangreichen Doku auf Videoschirmen gab es u.a. Axtwerfen, Bogenschießen, eine Fahrt auf dem Wikingerschiff und eine gute Cafeteria.
Å: Das südlichste und letzte Dorf an der E10 ist sehenswert. Die vielgelobten Zimtschnecken aus der Museumsbäckerei haben uns auch geschmeckt.
Ausrüstung:
Wir fuhren in komplett ausgerüsteten (Abschottung, Pumpe, Skeg, Reservepaddel) Seekajak-Einern von Rockpool und NDK. Bei 12° Wassertemperatur hatten wir Trockenanzüge und Schwimmwesten an. An Sicherheitsausrüstung hatten wir ein Seefunkgerät und Notfeuerwerk dabei. Zur Orientierung benutzen wir in A3-Bögen laminierte 50.000er Karten.
Zum Schluss paddelten wir von Å zurück nach Moskenes, zur Fähre nach Bodø. Wir fanden einen ausreichend niedrigen Steg im Hafen, an dem wir unsre Boote aus dem Wasser hievten, setzen sie auf die Bootswagen und rollten zum Fähranleger. Hier hatten wir keine Vorreservierung, doch für uns gab es trotz vollem Autodeck ohne Probleme noch Platz. Zwischen den Autos schoben wir die Boote in den Schiffsbauch.
Das Auto stand noch am Flughafen!
vom pickhammer

So war der Plan, und um es vorwegzunehmen, es hat auch funktioniert. Es gab aber ein paar Herausforderungen, von denen ich berichten will.
Wir fuhren zu dritt, meine Frau und unser 16jähriger Sohn waren dabei. Alle drei sind wir erfahrene Paddler, und diese Art Urlaub machen wir nicht zum ersten Mal.
Obwohl wir die Anfahrt mit der Fähre Kiel-Oslo um etliche Kilometer verkürzt hatten, standen 2300km mehr auf dem Tacho, als wir in Bodø am Fähranleger waren. Vorher haben wir noch Lebensmittel für ca. 5 Tage gebunkert, denn man kann ja bei der Bootsfahrt nie wissen, wann die nächste Einkaufsmöglichkeit erreichbar ist. In Bodø gibt es im großen Einkaufszentrum alles, was man braucht. Parkplätze sind aber rar gesät: Langzeitparkplätze gibt es NUR am Fährhafen und am Flugplatz. Überraschung: der Parkscheinautomat am Fährhafen schluckt nur Münzen und die auch nur für maximal ein Woche. Also war es gut, etwas früher zu erscheinen, denn das Auto muss zum nahen Flughafen gebracht werden. Nachdem der dortige Automat per Kreditkarte mit ca. 120 Euro gefüttert war, hatte ich den Parkschein für die nächsten zweieinhalb Wochen in der Hand. Per Taxi ging es zurück zum Hafen.
Die Fähren:
Von Bodø aus gehen Fähren (torghatten-nord.no) mehrfach täglich nach (und von) Moskenes, dem südlichen Ende der größeren Lofoteninseln. Außerdem ist Bodø Haltepunkt der Hurtigruten: Nach Norden gehen die Schiffe um 15 Uhr los, zurück von den Lofoten treffen sie um 2 Uhr 30 in der Frühe ein. Das war der Grund, weshalb wir zunächst nach Svolvær wollten: Wir hatten keine Lust, bei der Rückreise mitten in der Nacht in Bodø zu landen.
Der Preisunterschied der beiden Routen ist bemerkenswert: Die Hurtigruten kosteten uns pro Nase 60 Euro plus 15 Euro Fahrradkarte für jedes Boot. Wir haben das vorreserviert, obwohl es vermutlich nicht notwendig war. Das freundliche Personal auf der Hurtigruten nahm die Boote (jedes auf eigenem Bootswagen) entgegen und sicherte sie. Torghatten-Nord von Moskenes aus zurück kostete uns keine 60 Euro; für alle drei zusammen, wohlgemerkt. Die Seekajaks, immerhin mehr als 5m lang, kamen kostenlos mit. Wir machten sie selbst im Autodeck fest. Der Komfort der beiden Schiffe rechtfertigt den Preisunterschied jedoch: Es ist ungefähr die Differenz zwischen Wartesaal mit Pommesbude und Hotel-Lounge mit Bar.
Das Hurtigrutenschiff Richard With kam pünktlich. Ganz selbstverständlich und ohne Schwierigkeit rollten wir mit unseren vollgepackten Seekajaks auf das Autodeck. Wir genossen eine komfortable Überfahrt mit Abendessen über Stamsund nach Svolvær. Dort war um 21 Uhr noch lebhafter Betrieb; immerhin mussten die Hurtigruten-Kreuzfahrer, die sich hier eine knappe Stunde die Füße vertreten dürfen, noch für alles Mögliche umworben werden. Wir schoben unsere Kajaks durch die Menge, um einen niedrigen Steg im Hafen zu erreichen.
Die Seekajaktour:
Da der nächste Campingplatz direkt am Wasser im benachbarten Kabelvåg nur ca. 6 km entfernt war, fuhren wir direkt dorthin. Meine Bedenken, wegen zu schlechter Wetterbedingungen nicht paddeln zu können, wurden schon auf der Hinfahrt zerstreut: es war bestes Wetter und wenig Wind. Die Sonne verschwindet nur für eine Stunde knapp unter den Horizont, und dunkel wird es nicht.
Der Zeltplatz liegt an der E10, die sich durch die Inseln der Lofoten schlängelt. Hier kam uns die Erkenntnis, dass wir nicht allein sein werden; zumindest nicht in der Nähe dieser Wohnmobilrollbahn. Gleich zwei Bikergruppen suchten wie wir die Nähe des Wassers. Es gab auch was zum Feiern, und der Vergleich mit frühskandinavischen Wikingerhorden drängte sich auf. Zumindest störte es niemanden, als wir gegen Mitternacht unsere Zelte aufschlugen.
Merke: In der Hauptsaison sind die Lofoten überlaufen. Die E10 ähnelt dann von der Verkehrsdichte her bundesdeutschen Landstraßen, auf denen sich ein WoMo ans andere reiht. Die Kanuroute wurde deshalb so gelegt, dass sie möglichst wenig Berührung mit der Hauptstraße hatte.





Wir umpaddelten also um den südwestlichen Teil von Austvågøya, und kamen durch den Sundklakkstraumen zur Nordküste von Vestvågøya. Wir passierten diese Insel nicht nur sondern fuhren durch die Seen Ytter- und Innerpollen bis tief ins Landesinnere zum Wikingermuseum. Zurück im Norden paddelten wir durch den Nappstraumen wieder an die Südküste von Moskenesøya, wo wir dann für den Rest der Tour blieben. Beendet haben wir die Paddeltour mit eine Runde durch den Reinefjord und einem Abstecher zum Moskenstraumen, von wo aus wir zurück nach Å (das Dorf heißt nur Å!) fuhren.
Die Gezeitenströme:
Der Küstenpaddler wird aufmerksam, wenn Meeresarme den Wortsteil “-straumen“ im Namen haben: da strömt also was. Die Lofoten haben bemerkenswerten Tidenhub, und die Folge sind teils kräftige Strömungen über 10km/h zwischen (und um) den Inseln. Man kann nachschlagen, wann da wo und was fließt: Im Norwegischen Lotsenführer (pilot guide) „Den norske los“ Band 5 sind die Fließrichtungen und –zeiten mit Bezug auf die Gezeiten in Bodø eingetragen. Das hört sich schwieriger an als es ist: Der Führer ist kostenlos runterladbar, und da der für uns interessante Teil aus Schaubildern und Tabellen besteht, kommt man mit gutem Willen auch ohne Norwegisch zu können ans Ziel.
Wer sich die Morgenruhe nicht durch die vorgegebenen Tidenzeiten verderben lassen will, der muss Glück oder Geduld haben, wenn an einer Engstelle die Strömung falsch herum läuft: denn dagegen kommt man nicht an. Wir befuhren den Sundklakkstraumen während seiner Ruhezeit bei Ebbe; der Nappstraumen dagegen schob uns mit gut 5km/h zurück und wollte uns nicht passieren lassen. Wir überlisteten ihn, indem wir am Rand durch die Engstelle schlichen. Wir fuhren bis zum Südkap von Moskenesøya nach Lofotodden um rüber nach Værøya schaun zu können. Zwischen den beiden Inseln fließt der Moskenstraumen, der berüchtigte Mahlstrom. Die Strömungen ändern sich hier mehrfach im Tidenverlauf. Bei schönstem Wetter konnten wir die Aussicht genießen. Der Wind schob die entgegenkommende Strömung zu steilen Wellen, und wir waren froh, relativ nah am Ufer zu sein und dort nicht durch zu müssen.
Landschaftlich war die gesamte Tour sehr lohnend, wobei uns aber Moskenesøya am eindrucksvollsten erschien.




Über die Übernachtungsplätze:
Das Tolle an der Landschaft der Lofoten ist ja, dass die Berge aus dem Meer herauswachsen. Und das tun sie direkt auf den ersten Metern, nachdem sie sich aus dem Wasser erhoben haben: sprich, die Ufer sind steil. Wo das Ufer nicht steil ist, da ist die Landschaft meist genutzt und entfällt somit als Übernachtungsplatz. Nicht jeder geeignete Platz ist vom Meer her zugänglich, da das Ufer voller Steine liegt und/oder sich die hohe Brandung drauf bricht. Man muss also rechtzeitig mit langem Hals nach geeigneten Plätzen schauen, denn es kann sein, dass kilometerlang nichts Geeignetes in Sicht kommt. Bemerkenswert war der Rastplatz bei Uttakleiv auf Vestvågøya (68°12'41"N 13°30'19"E): direkt am Strand, mit Frischwasser und Klo. Der stand auf keiner Karte und war vermutlich deshalb auch nur spärlich genutzt. Andere Plätze fanden wir auf einer winzigen Insel, oder einem Flecken Wiese über einem Stückchen Strand. Vermutlich gab es weitere Plätze und wir haben sie nicht gesehen.
In Nusfjord und Å übernachteten wir in einem Rorbuer, den zur Ferienwohnung umgebauten Fischerhütten. Das ist je nach Größe und Lage ein unterschiedlich teurer Spaß ab ca. 120€ aufwärts. Der Vorteil ist klar: Warme Dusche und trockene Ausrüstung am nächsten Tag!
Das Wandrerhem in Å allerdings war im Vergleich zu den Rorbuern teuer: für drei Betten wollte man dort ca. 90 €, bei Gemeinschaftsbad und schmuddeliger Küche. Die Rorbuer, die von der gleichen Rezeption aus vermietet wurden, kosteten ca. 130€ !


Die Strände im Norden
Wir machten eine Wanderung auf die Nordseite von Moskenesøya, die wir nicht bepaddelt haben, zum Bunesetstrand. Man paddelt von Reine aus nach Vindstad; wer kein Kajak hat, der fährt mit der Fjordfähre. Von dort ist der Strand zu Fuß mit einer nur halbstündigen Wanderung über einen flachen Pass zu erreichen. Deshalb wird er gern besucht. Das mit vollem Recht, denn es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde: blaues Wasser, weißer Strand und steile Berge rechts und links. Ein ähnliches Ziel ist die Kvalvika etwas weiter im Norden, auch hier führen Wanderwege hin. Wer also mit dem Boot den Norden von Moskenesøya entdecken will, wird in der Saison diese Strände nicht allein haben.



Wetter
Wir erlebten das Wetter als bunte Mischung zwischen bestem Sonnenschein bei relativer Wärme von fast 20° und heftigem horizontalem Regen mit entsprechendem Wind bei 12°. Alle Varianten dazwischen waren vertreten. Immerhin kein Schnee und kein Gewitter, auch das soll im Sommer vorkommen. Die Vorhersagen waren mit Vorsicht zu genießen, und mussten sehr tolerant interpretiert werden.
Einkaufen:
Norwegen ist kein Schnäppchenland, das weiß man, wenn man dorthin fährt. Die kleinen Läden in Å und Nusfjord verhindern zwar den Hungertod, doch die Artikel waren nochmals deutlich teurer als auf dem Festland. Der Supermarkt in Reine war dagegen gut sortiert.



Was haben wir sonst noch entdeckt
Wikingermuseum: War interessant und gut gemacht. Neben den Ausstellungen und der umfangreichen Doku auf Videoschirmen gab es u.a. Axtwerfen, Bogenschießen, eine Fahrt auf dem Wikingerschiff und eine gute Cafeteria.
Å: Das südlichste und letzte Dorf an der E10 ist sehenswert. Die vielgelobten Zimtschnecken aus der Museumsbäckerei haben uns auch geschmeckt.
Ausrüstung:
Wir fuhren in komplett ausgerüsteten (Abschottung, Pumpe, Skeg, Reservepaddel) Seekajak-Einern von Rockpool und NDK. Bei 12° Wassertemperatur hatten wir Trockenanzüge und Schwimmwesten an. An Sicherheitsausrüstung hatten wir ein Seefunkgerät und Notfeuerwerk dabei. Zur Orientierung benutzen wir in A3-Bögen laminierte 50.000er Karten.
Zum Schluss paddelten wir von Å zurück nach Moskenes, zur Fähre nach Bodø. Wir fanden einen ausreichend niedrigen Steg im Hafen, an dem wir unsre Boote aus dem Wasser hievten, setzen sie auf die Bootswagen und rollten zum Fähranleger. Hier hatten wir keine Vorreservierung, doch für uns gab es trotz vollem Autodeck ohne Probleme noch Platz. Zwischen den Autos schoben wir die Boote in den Schiffsbauch.
Das Auto stand noch am Flughafen!
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