[NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

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    [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

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    Mitreisende
    Reisebericht Hardangervidda Juli / August 2015

    Hier ist dann mein Reisebericht zu unserer Tour durch die Hardangervidda. Es ist mein / unser erster Bericht also seid bitte gnädig.

    Nachdem ich vor ca. 2 Jahren den ersten Reisebericht hier im Forum gelesen habe, ist es Ende Juli dann für meinen Bruder Hauke und mich endlich auch so weit. Die allererste Trekkingtour steht an.

  • Fjeldfross
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    #2
    AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

    Vorbereitung:

    Nach zahllosen Stunden bei einem großen Outdoorausstatter und diversen Supermarktketten in Hamburg, ist die benötigte Ausrüstung sowie Lebensmittel gekauft. Wir haben uns gegen Trekkingnahrung entschieden und so stapeln sich Nudeln, Reis und Couscous sowie Tütensuppen diverser Geschmacksrichtungen, Thunfisch und Frühstücksfleisch zusammen mit unserer restlichen Ausrüstung in 2 Kisten.

    Die Anmeldung beim DNT ging problemlos von statten. Eine Angelkarte wurde besorgt. Landkarten und Wanderführer liegen schon seit einem Jahr bei mir herum. (Also jede Menge Zeit um sich eine Route zu überlegen.) Eine ganze Menge Ausrüstung sammelt sich nach und nach in den Kisten. Wir haben so unsere Zweifel, dass das alles in unsere Rucksäcke passt.



    Diverses Male wird probegepackt. Ich bin vor Beginn unseres Urlaubs extrem aufgeregt. Immer wieder werden die Packlisten gelesen, ergänzt und berichtigt. Das Probelaufen in der Lüneburger Heide klappt problemlos. Allerdings löste sich nach dem letzten Urlaub die Sohle vom rechten Stiefel. Bis jetzt hält sie aber. Mal sehen wie’s in der Vidda wird…

    Angesetzt hatten wir beide zehn Tage, wovon 3 Tage als Pausentage geplant waren. Die geplante Route sollte von Haukeliseter über den Holmasjørn, Hellevassbu, Litlos, Torehytten, Hadlaskard, und Stavali nach Kinsarvik führen.

    Letztendlich waren wir dann nur 6 Tage unterwegs. Warum erfahrt ihr im weiteren Bericht.



    Anreise:




    Am Sonntag den 26.7. ging es dann endlich los. Mit unseren Eltern ging es im Auto nach Hirtshals und von da aus mit der Fähre nachts nach Larvik. Von dort dann mit einem Zwischenstopp nach Røldal. Während der Passquerung aus Richtung Haukeligrend wurde die Gegend immer weißer. Bedrückendes Schweigen im Auto. Mit so viel Schnee hat wohl keiner von uns vieren gerechnet. (Wir haben praktisch erst während der Tour erfahren, dass wir uns das schneereichste Jahr seit 40 Jahren ausgesucht hatten…)
    Auf jeden Fall muss der „Schock“ erstmal verdaut werden. So geht in Røldal erstmal jeder seinen Gedanken nach…
    Eine Nacht haben wir dann noch in Røldal verbracht, um am nächsten Tag aus Haukeliseter zu starten.


    Erster Tag (Mi. 29.7.15) Haukeliseter - Holmasjørn

    Nach der Ankunft in Haukeliseter wird bei 9° C und Nieselregen gepackt. Nach vielen (!) prüfenden Blicken auf die Packlisten steht fest: Wir haben doch alles…



    Um ca. 11:45 geht’s dann los. Die Vidda begrüßt uns mit stärker werdendem Nieselregen und einem knackigem Anstieg.



    Überraschender Weise fällt uns der Anstieg nicht so schwer, wie erwartet. Nur der anhaltende Nieselregen zwingt uns einmal zum Anhalten zwecks Jackentauschs. Danach geht’s weiter bergauf.
    „Oben“ angekommen führt uns der Weg erst einmal über eine leichte Hügellandschaft weiter. Es wird das erste Schneefeld gequert; Schon jetzt ist die Aussicht genial. Was erwartet uns erst im Herzen der Vidda? Zusätzlich hat der Nieselregen aufgehört (Euphorie pur).





    Es werden immer mal wieder kleine Schneefelder gequert. In den Schnee sind hier noch tiefe Spuren vorheriger Wanderer gelaufen. Allerdings folgen diese Spuren nicht immer eins zu eins dem markierten Weg. Bis jetzt war der Weg auf der anderen Seite des Schneefeldes immer zu erkennen. Über teils fast schwarze Moränen steigen wir über viele Schneefelder stets leicht bergan.

    Nach einem ziemlich großen Schneefeld vor dem „Velse Nup“ verlieren wir dann doch den Weg. Nach Befragung der Karte sind wir zu weit östlich… 2 nette Norweger auf Tagestour bestätigen uns kurz darauf in unser neuen Richtung und warnen uns vor Schnee auf dem weiteren Weg. VIEL Schnee. (Kann es denn noch schlimmer werden?)

    Diese Frage beantwortete sich wenig später von selber. Wir stehen vor, oder besser auf, dem Altschneefeld, vor dem wir gewarnt wurden und uns entgleiten dann doch ein wenig die Gesichtszüge. Richtung Mannevatn ist keine Landschaft zu erkennen, alles ist weiß. Das Tal durch das wir zum Mannevatn absteigen ist wie in Watte gepackt. Ständig rutschen wir mit den Füßen weg oder sinken teilweise bis zum Knie ein. Zusammen mit dem doch ungewohnten Rucksackgewicht eine echt harte Nummer. Der Mannevatn selber liegt unter einem dicken Schnee- und Eispanzer.



    Nachdem wir mindestens eine ¾ Stunde durchgängig über Schnee gelaufen sind, brauchen wir eine Pause. Bei mir macht sich langsam Ernüchterung breit. Ich bin durch das Laufen über Schnee jetzt doch ziemlich erschöpft. Hauke und ich wägen unsere Optionen ab. Auf jeden Fall wollen wir unser Tagesziel, den Holmasjørn erreichen. Zu allem Überfluss hat es inzwischen auch wieder angefangen zu nieseln. Im Tal vom Mannevatn zum Holmasjørn gehen wir halb am Hang um dem Schnee auszuweichen.





    Am Holmasjørn bietet sich uns das gleiche Bild wie am See vorher. Dick mit Eis und Schnee verpackt liegt der Holmasjørn als ebene Fläche vor uns… (Warum bin ich eigentlich so doof und schleppe ´ne Angelrute mit??) Große Schneeflächen in direkter Seenähe zwingen uns das Zelt auf einem Hügel etwas oberhalb des Sees aufzustellen.

    Andererseits hätten wir aus dem See eh kein Frischwasser bekommen. So stellen wir das Zelt in der Nähe eines Baches auf. Einen geeigneten Zeltplatz zu finden gestaltet sich schwierig. Nach einigem Suchen findet sich dann doch ein Stückchen einiger Maßen gerader Untergrund, der wirkt als wäre er auf genau unser Zelt zugeschnitten worden.



    Beim Zeltaufbau erwischt uns dann auch noch der einzige „richtige“ Schauer an diesem Tag. Einigermaßen trocken bleiben unsere Sachen immerhin trotzdem. Es ist ca. 17:00 Uhr als wir uns erstmal ins Zelt flüchten. Wir dösen eine Stunde, um dann zu klären, ob wir weiter machen oder morgen umkehren.

    (Dazu muss man wissen, dass wir uns nicht nennenswert körperlich vorbereitet haben. Außerdem empfanden wir beide es als extrem anstrengend auf Altschnee zu laufen. Gefühlt führte knapp die Hälfte des Weges heute über Altschnee.)

    Eine Stunde später steht dann unser Entschluss fest. Wir werden umkehren. Wir versuchen unsere Eltern zur verabredeten Zeit zu erreichen, haben aber keinen Empfang…

    Dann werden (Abschieds-)Fotos gemacht und Abendbrot gegessen. Um 20 Uhr ist Feierabend.




    Zweiter Tag (Do.30.7.15) Holmasjørn - Hellevassbu

    Um 8:30 traue ich mich das erste Mal aus dem Zelt. Der Himmel ist grau in grau. Doch eine halbe Stunde später kämpft sich die Sonne durch. Nachdem die Wolken vertrieben sind, scheint sie dann vom (fast) wolkenlosen Himmel.





    Das Wetter und meine gute Laune überzeugen Hauke davon, dass wir uns den weiteren Wegverlauf mal angucken können. (Genial wie sich das gute Wetter auf die Landschaft und Laune auswirkt.) Weiterer Plan ist also Richtung Hellevassbu zu laufen und je nach Wegverhältnissen zu entscheiden, ob wir die Strecke komplett gehen oder umdrehen.



    Nur im T-Shirt bewältigen wir dann den Anstieg zum Armortaeggi. Oben angekommen werden die T-Shirts getrocknet sowie die Aussicht genossen.



    Weiter geht’s leicht bergan. Fast am obersten Punkt erreichen wir ein riesen Schneefeld. (Laut Buch geht der Abstieg über selbiges.) Oben angekommen entdeckt mein Bruder eine Gruppe Rentiere. Leider fliehen diese bevor ich meine Kamera zur Hand hab. Für einen Schnappschuss hat die Zeit zum Glück noch gereicht.





    Der Abstieg über das steile Altschneefeld gestaltet sich schwierig. Wir kommen aber beide heil unten an. Von hier wirkt der Abstieg fast noch beeindruckender…



    Weiter geht der Weg vorbei an kleinen Tümpeln und sumpfigen Abschnitten. Teils wird der gut sichtbare Weg auch als Bachbett missbraucht. Die Landschaft ist einmalig. Dank des guten Wetters sind die Farben absolut genial.



    An einem Flüsschen wird Pause gemacht und das Zähneputzen von morgens nachgeholt. Nach Querung des Baches geht es linker Hand eines blau schimmernden Sees über Schneefelder leicht bergan. Es liegt heute aber weniger Schnee als gestern. Deshalb kommen wir auch relativ gut voran.

    Wir queren den Zulauf des Sees über eine Hängebrücke. Der weitere Weg folgt dem Fluss stromauf. Immer wieder erweitert sich der Fluss zu kleinen Seen. Wäre nicht so viel Eis am Ufer und im Wasser würden einige Stellen zum Baden einladen.







    Der Weg führt meist relativ dicht am Fluss entlang. Leider liegen dort sehr oft Schneeschollen, die keinen vertrauenserweckenden Eindruck machen. Also weichen wir immer wieder vom Weg ab und gehen schräg an einem Hang querfeldein.

    Langsam zehrt die heutige Etappe an unseren Kräften. Vor allem bei mir… Die Abstände zwischen den Pausen werden immer kürzer. Schließlich steigen wir an und verlassen den Fluss. Von oben kann man die Hütte Hellevassbu schon sehen.



    Inzwischen schleppe ich mich nur noch dahin. Vom restlichen Weg bekomme ich leider kaum etwas mit. Ich konzentriere mich nur noch darauf einen Fuß vor den anderen zu setzten. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir endlich an der Hütte. Im Windschatten sinke ich ins Gras und komme langsam wieder zu mir, der Müsliriegel 10 Minuten später will mir auch noch nicht so richtig schmecken.



    Als ich mich soweit wieder ausgeruht habe wird abseits der Hütte ein geeigneter Zeltplatz gesucht. Wir entscheiden uns dafür auf einer Landzunge direkt am Seeufer zu zelten. Es ist ca. 17:00 Uhr.

    Überall im Heidekraut finden wir die Gänge der Lemminge. Leider sehen wir von denen aber nichts. Der Zeltboden ist hier wunderbar weich. Im Vergleich zum Platz gestern ein 5 Sterne Bett.

    Allerdings hat die dicke Moos- und Heideschicht auch den Nachteil, dass, sobald man sich im Windschatten aufhält, überall Mücken sind. Zum Glück sind die Biester nicht besonders stechfreudig. Sonst wäre es hier wahrscheinlich nur schwer aus zu halten.







    Nach dem Zeltaufbau wird das Wetter genossen, Tagebuch geschrieben und – leider erfolglos - geangelt. Allerdings wird es allmählich auch in der Sonne kalt, da der Wind stärker wird. Ohne Jacke geht gar nichts mehr.

    Später erkunden wir die nähere Umgebung bevor wir uns draußen ans Essenkochen machen. Um 21:00 Uhr ist dann Bettruhe.




    Dritter Tag (31.7.15) Hellevassbu - Litlos

    Der dritte Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, allerdings treibt uns ein eisiger Wind zum Frühstücken wieder ins Zelt.

    Zu meiner Freude ist von meiner gestrigen Erschöpfung nicht mehr viel nach. Frohen Mutes packen wir unsere Rucksäcke und zuckeln in Richtung Litlos los. Kurz nach Hellevassbu beginnt der größte Anstieg für heute.





    Ein teils sehr tief ausgewaschener Pfad windet sich Meter für Meter die Bergflanke hinauf. Teils geht es über verblockte Wegstellen bei denen man eher von Stein zu Stein balanciert als zu gehen. Je höher wir kommen, desto öfter treffen wir auf kleinere Schneefelder.



    An einem fast zu gefrorenem See machen wir kurz Rast. Noch wissen wir beide nicht wie anstrengend dieser Tag noch wird…



    Der Weg wird ebener und die Landschaft, falls das überhaupt geht, noch karger. Der Weg führt im leichten bergauf, bergab immer wieder über Altschnee. An einem der höchsten Punkte sehen wir zum ersten Mal den Harteigen.





    Wir sind beide relativ erschöpft, da aufgrund des starken und eisigen Wind kaum vernünftige Pausen möglich sind. Dabei haben wir erst knapp die Hälfte der Etappe. Immerhin geht es ab jetzt hauptsächlich bergab.

    In einem wunderschönen Tal machen wir dann im Windschatten die einzige ausgedehnte Pause. (Inklusive eisiger Wäsche; Wassertemperatur gefühlt 4-5 Grad°)



    Nach der Pause geht es erfrischt weiter. Große Altschneefelder werden immer wieder gequert.





    Der weitere Wegverlauf zieht sich - trotz häufig genialer Aussicht - sehr. Das liegt vor allem an den Altschneefeldern.

    Endlich sehen wir den Litlosvatnet sowie die Hütte auf der anderen Seite des Sees.





    Es geht an einer weitläufig vereisten/verschneiten Bergflanke links am See entlang. Wo kein Schnee liegt, läuft oder steht Schmelzwasser. Nasse Füße haben wir beide eh schon, also stört uns das nur wenig. Nach endlos wirkender Schinderei erreichen wir endlich um 18:30 Litlos.

    Heute wollen wir vernünftiges Abendessen und ein warmes Bett. Also schnell an die Rezeption und dank DNT-Ausweis bekommen wir 2 sogar noch ein Zimmer. Dies teilen wir uns mit zwei anderen Deutschen.
    (Maren, Felix: Falls ihr das hier lest, es war total nett mit euch!)
    An der Rezeption erfahren wir außerdem, dass man hier warm duschen kann. (Hätten wir das nur vorher gewusst…) Also schnell unter die Dusche bevor es um 19:00 Uhr Essen gibt.

    Das war übrigens absolut perfekt! Fischsuppe, gebratene Forelle mit Kartoffeln und Salat, Waldbeerenmousse, besser geht‘s nicht…

    Nach dem Essen wird noch Tagebuch geschrieben. Außerdem sind Hauke und ich uns einig, dass wir uns morgen nicht noch mal so quälen wollen. Wir studieren also noch kurz die Karte und finden eine Stelle, an der wir wohl morgen Abend übernachten könnten. Danach fallen wir dann aber auch wie tot ins Bett.


    Vierter Tag (1.8.15) Litlos - Torehytten

    Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstücksbuffet. Wir verabreden uns mit Maren und Felix erstmal gemeinsam weiter zu gehen. Im Laufe des Tages überholen wir uns dann immer wieder und gehen abschnittsweise zusammen.

    Das Wetter ist grauer als die letzten zwei Tage. Das tut unserer Laune aber keinen Abbruch. Bei einer Bachquerung kurz nach dem Start stelle ich mich ein bisschen dämlich an und laufe deswegen erstmal mit feuchtem Fuß weiter. (Schon doof, wenn das Wasser oben in den Stiefel schwappt…)

    Obwohl wir heute den ersten höchsten Punkt unserer gesamten Tour erreichen geht der Weg relativ eben weiter.

    Immer wieder sieht man den Harteigen - absolut beeindruckend.



    Dann stehen wir irgendwann an einer Furt, die wir nicht trockenen Fußes queren können. Maren und Felix kommen in dem Moment, in dem wir beide unsere Schuhe ausziehen, von ihrer Erkundungstour zurück: Weiter oben gibt’s leider auch keine Möglichkeit trocken drüber zu kommen.

    Das heißt Zähne zusammen beißen, Hose hochkrempeln und waten. Fast knietief ist das Wasser, und verflucht kalt…



    Später, an zwei vereisten Seen vermuten Hauke und ich unseren am Vorabend ausgeguckten Lagerplatz. Wir sind aber sehr fit und folgen dem Weg weiter Richtung Harteigen.

    Auf einem großen Altschneefeld werden wir von einer Wandergruppe auf Tagestour aus Litlos fast joggend überholt. (Ein bisschen demotivierend ist es ja schon, wenn jemand mit Bauchtasche und Wasserflasche in der Hand an einem vorbei läuft, während man sich im Schnee mit seinem Rucksack abmüht…)

    Schneller als gedacht stehen wir dann am Fuße des Schwarzjochs, ähm Harteigens. Im Windschatten werden mit Maren und Felix Kekse und Schokolade geteilt, bevor es an den letzten Streckenabschnitt geht.





    Wir steigen vom Fuße des Harteigens auf eine prärieähnliche Ebene ab. Ab dann geht es fast nur noch geradeaus.





    Hauke und ich sind uns inzwischen einig, dass wir Torehytten hinter uns lassen, um noch ein paar Kilometer zu gehen. Allerdings nicht Richtung Hadlaskard sondern direkt Richtung Stavali. Diese Planänderung ist dem doch insgesamt sehr hohem Schneeaufkommen geschuldet.

    Dann stehen wir quasi gegenüber der Hütte plötzlich an einer Schlucht. – WOW – in einem großen Bogen gehen wir in die Schlucht hinunter, um diese am Talboden über einen alten Erdrutsch zu durchqueren. Der See bei der Hütte ist wieder fast ganz mit Eis und Schnee bedeckt. Die Schneemengen bringen uns wieder mal zum Staunen.



    Kurz vor der Hütte kommt uns die Hüttenwartin entgegen. Da Maren und Felix kein Zelt dabei haben, trennen sich hier unsere Wege, auch wenn es uns kurz schwer fällt dem Holzfeuergeruch zu widerstehen.

    Direkt hinter der Hütte beginnt ein Anstieg; von hier aus erhaschen wir einen letzten Blick auf den Harteigen.



    Es beginnt zusätzlich zum allgegenwärtigen Wind zu nieseln. Das macht uns aber nichts aus. Euphorisch wegen unserer guten Kondition heute ignorieren wir das Schmuddelwetter und genießen die Landschaft.



    Unser Nachtlager schlagen wir ungefähr 1,5h später hoch über dem Veivatnet auf. Nach dem Essen wird wieder Tagebuch geschrieben und gestaunt wie weit wir heute gekommen sind.





    Durch immer lauter werdendes Glockenbimmeln neugierig geworden, wird das Zelt dann doch noch einmal aufgemacht. Irgendwie sind die Schafe hier ziemlich neugierig, stehen sie doch fast bei uns im Vorzelt…

    Nachts beginnt es dann zu regnen. Ich hoffe, dass es nicht so lange regnet, dann würde die Etappe morgen ganz schön matschig werden…

    Fünfter Tag (2.8.15) Veivatnet - Lonavatnet

    Heute stehen wir sehr spät auf. Zum Glück hat der Regen über Nacht aufgehört. Die Sonne wechselt sich mit Wolken ab. Das Frühstück gibt’s draußen, mit Blick auf den See.
    Kurz danach setzt der Regen wieder ein. Auch vereinzelte Schneeflocken rieseln herab.
    Daher heute: Rucksackpacken im Zelt.


    Beim Anziehen bemerke ich dann, dass mein rechter Schuh die letzten Tage mit erneutem Ablösen der Sohle quittiert. Ich überlege kurz die Sohle mit Panzertape zu fixieren, entscheide mich aber wegen dem dann fehlenden Profil an der Spitze dagegen. Sollte der Spalt größer werden, muss ich eben doch mit getapeten Schuh rumlaufen.

    Um 11:30 Uhr sind dann endlich alle Sachen gepackt. Später gestartet sind wir nur in Haukeliseter…

    Wir folgen dem recht konsequent absteigenden Weg am Hang mit tollem Blick auf den
    Veivatnet. Das Wechselspiel aus Sonne und Wolken schafft beeindruckende Szenerien und Farben.





    Langsam entfernen wir uns vom See und folgen einem kleinen Tal. Der gut markierte Weg führt immer wieder über kleine Schneefelder. Irgendwann hören die Markierungen jedoch auf. Als der gut sichtbare Pfad dann auch noch verschwindet, gehen wir - das einzige Mal auf der gesamten Tour - zurück zur letzten Markierung. Wir beschweren uns beide über die Schafe, die sich nicht an Wegemarkierungen halten… An der Markierung gibt es dann erstmal ein Frust-Leckerli. Hinter einer Bergkuppe kann Hauke dann endlich doch noch ein Steinmännchen ausmachen. Rucksäcke wieder aufsetzten und querfeldein über Altschnee und teils kniehohes Gestrüpp.

    Auf der anderen Seite sehen wir dann auch warum wir den Weg nicht gefunden haben.
    Der Weg liegt unter einer meterhohen Schneedecke versteckt. (Kein Wunder das man den nicht findet…)





    Tendenziell empfinden wir die Landschaft hier aber als grüner als auf den letzten Etappen.
    Ab jetzt ist es auch kein Problem mehr den Weg zu finden. Es geht vorbei an teils vereisten Seen und Bächen.






    Es geht heute immer im Wechsel bergauf, bergab. Mal gemütlich und zwei Mal sogar mit richtiger Kletterei. Mit so großen Rucksäcken nicht ohne… An der Wegkreuzung Richtung Stavali wollen wir Pause machen. Wir liegen noch nicht mal fünf Minuten im Gras, als es beginnt zu regnen. Entnervt ziehen wir weiter.





    An einem Bach finden wir dann doch noch eine Stelle zum Pause machen. Der Wind zwingt uns auch heute wieder in den Windschatten. (Die Rucksäcke eigenen sich dafür übrigens, zusammengestellt und mit einer Regenjacke drüber gehängt, perfekt.)

    An einem See will uns ein Goldregenpfeifer unbedingt von seinem Nest weglocken. Dabei wollen wir den Hügel doch gar nicht hoch…



    Nach einer Kurve um eine Felsspitze sehen wir ein paar Hütten. Diese lassen wir jedoch links liegen und folgen nun einem weiten Tal. Immer ungefähr halb hoch wandern wir auf der rechten Seite des Tals weiter. Hier führt der Weg ständig durch kniehohes Gestrüpp. Anscheinend ist es hier vor extremen Wettereinflüssen recht geschützt…

    Immer wieder beäugen uns die Schafe am Hang misstrauisch. Da wir aber auf dem Weg bleiben, stellen wir anscheinend keine nennenswerte Gefahr da.





    Allmählich schwinden dann doch unsere Kräfte. Das ständige Auf und Ab hinterlässt Spuren. Leider leidet meine Fotoausbeute so drastisch, dass ich vom letzten Wegabschnitt keine Bilder mehr gemacht habe.

    Wir verlassen das Tal und steigen rechter Hand zu einem Pass auf. Jetzt laufen wir wieder über eine geschlossene Schneedecke, die den gesamten Pass bedeckt. Der Abstieg zum Lonavatnet ist ziemlich steil und wegen des Schnees, der sich praktisch bis ans Seeufer herunter zieht, auch nicht ungefährlich. Wir kommen jedoch unversehrt unten an.

    Eine traumhafte Szenerie erwartet uns. Der fast eisfreie See strahlt blau. Ausnahmsweise weht auch kaum Wind, so dass, nachdem das Zelt steht, erstmal die Angel zu ihrem zweiten Einsatz kommt. Leider erneut ohne Erfolg. (Wahrscheinlich sind die Fische alle erfroren.) Also gibt’s wieder Nudeleintopf…



    Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwindet wird es recht schnell kalt. Allerdings sorgt der niedrige Stand für absolut geniales Fotolicht.



















    Nach der Fotosession geht es dann aber zurück ins Zelt, Tagebuch schreiben. Dabei wird mir bewusst, dass wir heute schon den fünften Tag unterwegs sind und morgen voraussichtlich der letzte Tag sein wird. Irgendwie bedrückend, aber wir freuen uns auch auf ebenen Zeltboden und vernünftiges Sanitär… Schließlich fallen uns beiden dann die Augen zu.


    Sechster Tag (3.8.15) Lonavatnet - Kinsarvik

    Wir stehen relativ früh auf. Drohende Regenwolken drängen uns zur Eile. Von der märchenhaften Stimmung gestern Abend ist nicht mehr viel über.

    Nach nicht mal 100 Metern müssen wir auf einem kleinen Schneefeld ein paar Meter bergab zurücklegen. Ich bin noch nicht eingelaufen und durch das Rucksackgewicht und mangelnden Halt im abschüssigen Gelände lande ich kopfüber im Schnee - zum Glück nichts passiert.

    Nach kurzer Zeit fängt es an zu regnen. Wir erreichen fast gleichzeitig Stavali und ziehen uns im Schutze eines Dachüberstandes die Regenjacken an. Durch den fehlenden Wind versuchen wir gar nicht erst den Regen auszusitzen. Außerdem hat keiner von uns Lust schon nach dem kurzen Wegstück Pause zu machen.



    In stärker werdendem Regen gehen wir weiter und folgen dem Tal.
    Während einer kurzen Regenpause frühstücken wir an einem Fluss.



    Ironischerweise müssen wir, um die ca. 1500 Höhenmeter nach Kinsarvik absteigen zu können, erstmal einen Pass überwinden. Im wieder einsetzenden Regen folgen wir dem Weg bergauf. Die Steine werden zunehmend rutschiger. Mehrere kleine Bäche werden gequert, bis wir irgendwann oben sind.

    Nach kurzer Verschnaufpause steigen wir wieder ab. Das Wetter wird besser, langsam kämpft sich die Sonne durch die Wolken.

    An einem See kommt uns eine Gruppe Norweger entgegen. Auf Nachfrage sagen wir, dass es noch ca. 2 Stunden bis nach Stavali sind. Die Gruppe warnt uns vor rutschigen Felsen hinter ihnen.

    Kaum ist die Gruppe um die Ecke verschwunden rutsche ich zum zweiten Mal aus - und liege im (Regen-)Bachbett. Diesmal tuen Hand und Hüfte ziemlich weh, hoffentlich ist es nichts Ernstes…



    Bald darauf stehen wir auf den glatt geschliffenen Felsen bei den Wasserfällen des Kinso.



    Wir sehen jetzt auch den Hardangerfjord in der Ferne. (O-Ton: Das ist ja nicht mehr weit…)



    Ab jetzt geht es ausschließlich bergab. Die glatten Felsen sind noch nass, sodass man höllisch aufpassen muss, um nicht ein weiteres Mal hinzufallen.

    Vom ersten Wasserfall geht es erst sehr steil bergab, danach flacht die Steigung etwas ab. Inzwischen brennt die Sonne vom Himmel. Relativ schnell erreichen wir nun die Baumgrenze. Unter den Bäumen staut sich die verdunstete Feuchtigkeit. Es ist kaum zum Aushalten.
    Zusätzlich schieben uns die Rucksäcke förmlich den Abstieg hinab.

    Wir treffen Maren und Felix beim Pause machen, wollen aber nicht schon wieder Pause machen und laufen deshalb weiter.
    Pause machen wir später an einer Flussbiegung.





    Der Weg ist hier fast überlaufen. Familien mit kleinen Kindern schauen uns staunend hinterher… (Sehen wir so schlimm aus?) Schließlich stehen wir auf der Schotterstraße die uns zum Kraftwerk auf die Asphaltstraße führt.

    Wir sind uns schon jetzt einig, dass wir niemals in Kinsarvik starten wollen. Die Steigung ist heftig. Wir merken unsere Kniekehlen und Füße. Zum Glück schieben uns die Rucksäcke den Berg fast von alleine runter.



    Am Kraftwerk angekommen erwartet uns eine Asphaltstraße. Jetzt ist es nicht mehr weit. Das erste Auto seit 6 Tagen überholt uns und wir schlängeln uns der Straße folgend langsam Richtung Fjord.





    In Kinsarvik angekommen suchen Hauke und ich den verabredeten Campingplatz auf, der sich wieder Erwartens direkt am Fjord befindet (Google Maps hat halt keine Ahnung), und bauen unser Zelt direkt am Wasser auf.

    Der anschließende Gang in den Spar-Supermarkt wird zur Tortur. Telefongeklingel, schreiende Kinder und 5-mal so viele Leute wie auf der gesamten restlichen Tour auf einmal erschlagen uns fast.

    Nach stressiger, aber erfolgreicher Einkaufstour telefonieren wir mit unseren Eltern, um einen Abholtermin zu vereinbaren und lassen den Abend bei Brot, Käse, Wurst, Mozell und Bier ausklingen.

    Das Wetter könnte zum Abschluss nicht besser sein.











    Abschluss:
    Am nächsten Tag holen uns unsere Eltern ab.
    Dann verbringen wir noch eine Woche mit unseren Eltern am Hardangerfjord und Umgebung, bevor es wieder nach Hause geht.


    Fazit:

    Etwas Gutes hatte der viele Schnee auch, denn da viele Sommerbrücken noch nicht aufgebaut waren, wäre es 1-2 Wochen später vermutlich viel schwieriger gewesen, über den einen oder anderen Fluss zu kommen.

    Wir hatten viel zu viel Nahrung und Spiritus mit. Ansonsten waren wir mit unserem Gepäck sehr zufrieden. Beide Rucksäcke wogen am Anfang der Tour ca. 20 Kilo. Immerhin wissen wir also, dass das Gewicht auf weiteren Touren kein enormes Problem darstellt und könnten auch längere Touren planen.

    Es war auf jeden Fall ein absolut überwältigendes Erlebnis „alleine“ in der Natur unterwegs zu sein und wir sind uns einig das wir weiterhin trekken werden. Ziele genug gibt es ja.

    Zuletzt geändert von Fjeldfross; 16.10.2015, 18:05.

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    • Nopasaran
      Gerne im Forum
      • 25.09.2015
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      #3
      AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

      Wie schön!

      Ich wollte durch Vidda im August laufen, aber wegen viel Schnee haben wir unsere Route geändert. Wie ich aber sehe ohne Grund eingentlich .

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      • OttoStover
        Fuchs
        • 18.10.2008
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        #4
        AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

        It was a very nice report, with good pictures also. Good debut! But I must insist you take a tour in Norway when there is not so much snow. You really had a hard time, Hardangervidda is usually a very easy place to hike. But as this year were unusual in terms of snow and temperature this was the result. I only hopes it does not keep others from coming, since the conditions this year were exceptional.
        Otto
        Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
        Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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        • Nopasaran
          Gerne im Forum
          • 25.09.2015
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          #5
          AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

          Zitat von OttoStover Beitrag anzeigen
          It was a very nice report, with good pictures also. Good debut! But I must insist you take a tour in Norway when there is not so much snow. You really had a hard time, Hardangervidda is usually a very easy place to hike. But as this year were unusual in terms of snow and temperature this was the result. I only hopes it does not keep others from coming, since the conditions this year were exceptional.
          Otto
          Hm... One of my norwegian friend said Vidda was totally fine this summer, the other insisted that we better change our route. I really wonder why people differ in their opinion?

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          • OttoStover
            Fuchs
            • 18.10.2008
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            #6
            AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

            Zitat von Nopasaran Beitrag anzeigen
            Hm... One of my norwegian friend said Vidda was totally fine this summer, the other insisted that we better change our route. I really wonder why people differ in their opinion?
            The thing is that vidda is so huge, and conditions so different, that both could be right. But luckily for you then Norway has one of the best sites for snow and met conditions senorge.no
            Otto
            Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
            Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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            • Nopasaran
              Gerne im Forum
              • 25.09.2015
              • 66
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              #7
              AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

              Hey Otto,

              you are right, Vidda is not small .

              Thanks a lot for the link, this is awesome! Untill now i only knew about the forecast page yr.no.

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              • gargantula
                Erfahren
                • 09.12.2013
                • 222
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                #8
                AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

                Schöner Bericht!
                “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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                • mecha
                  Neu im Forum
                  • 28.07.2015
                  • 8
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                  #9
                  AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

                  haha, die Brücke find ich gut
                  Auch sonst isses ein super Bericht und schöne Bilder ;)
                  Mein neuer Blog - liebe Grüße aus Österreich! :)

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                  • maxz
                    Anfänger im Forum
                    • 27.11.2014
                    • 23
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

                    Sehr schöner ausführlicher Bericht!

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                    • fcelch
                      Dauerbesucher
                      • 02.06.2009
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                      #11
                      AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

                      Sehr schöner Bericht und tolle Fotos. Wirklich noch viel Schnee für August.

                      Das sollte sich jeder ansehen der immer noch meint das man im Juni schon durch die Vidda laufen kann.

                      Gruß
                      Fcelch

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                      • nico23
                        Gerne im Forum
                        • 18.01.2015
                        • 53
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                        #12
                        AW: [NO] Hardangervidda 2015: Sommer in Weiß

                        Hej!
                        Toller Bericht! Ich erkenne einige Stellen wieder. Wir waren 2013 von Finse nach Haukeliseter unterwegs. Damals allerdings mit sehr wenig Schnee im Vergleich zu diesem Jahr. So oder so kann die Vidda einem schon ganz schön die Kraft aus den Knochen saugen. ;)
                        Viel Spass bei weiteren Touren!

                        nico
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