[FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

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  • Sarekmaniac
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    Liebt das Forum
    • 19.11.2008
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    #41
    AW: [Fi] Im Wald-Out

    Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
    Wären in dem Gelände eigentlich Altai-Ski die bessere Wahl gewesen oder ging das mit Fjällskiern gut?
    Altai-Ski habe ich dort zum ersten Mal in natura gesehen. Die gab es in Saariselkä überall in den Hotels und Sportläden zum Ausleihen. Probiert habe ich sie nicht. IMO sind diese Dinger nicht Fisch nicht Fleisch und ein Fortschritt allenfalls für jemanden, der von Schneeschuhen her kommt und nicht Skifahren kann. Selbst im dichten Wald hat man ständig Passagen, wo man die bessere Gleitfähigkeit der Ski ausspielen kann. Und wenn man im offenen Gelände ist (über der Baumgrenze, auf See- und Flusseis, auf Loipen) ist man mit Ski sowieso im Vorteil. Die Tragfähigkeit der Fjällski war absolut ausreichend, wenn man seinen (schweren) Rucksack trägt und nicht, wie ich, zieht, wäre die Alternative eher die finnischen Waldski. 230 bis 260 cm lang und entsprechend tragfähiger als Fjällski.

    Zitat von Daddyoffive Beitrag anzeigen
    Danke für den Bericht! Sehr, sehr nett Deine Bilder! Wenn ich jetzt doch nur noch meinen Tourpartner vom Kungsleden abbringen könnte ...
    Ja, überlegt euch das mal. Das Gelände ist aber IMO nix für große Pulkas mit schwerem "Expeditionsgepäck".
    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
    (@neural_meduza)

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    • Sarekmaniac
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      #42
      AW: [Fi] Im Wald-Out

      Tag 9
      Snellmanimaja-Porttikoski
      Ca 18 km




      Ich heize abends nicht allzusehr, und merke schon nachts, dass es draußen sehr kalt sein muss. Irgendwann mache ich den Schlafsack zu, weil mir fröstelig wird, so stark ist die Hütte ausgekühlt. Morgens um acht zeigt das Thermometer draußen minus 23 Grad.


      Snellmanimaja


      Laut Hüttenbuch sind zwei Tage vorher drei Leute von hier nach Porttikoski gegangen, so dass ich auf eine gute Spur hoffen kann. Ich mache mir einen faulen Vormittag, hacke Holz, schreibe Tagebuch und breche gegen 12:00 Uhr auf. Nach Porttikoski sind es 12,5 km Luftlinie, mit den unzähligen Flussschleifen eher 18-20 km Strecke. Ich brauche fünf Stunden. Mittags ist es noch klar und kalt, dann zieht es zu, es wird wärmer und beginnt zu schneien. Der grau verschleierte Fluss hat seinen ganz eigenen Reiz.


      Auf dem Suomujoki I.


      Auf dem Suomujoki II.

      Etwa drei Viertel der Strecke laufe ich auf dem Fluss, zwischendurch, bei größeren offenen Stelle, muss ich immer wieder in den Wald wechseln. Der ist recht rumpelig, ständig geht es kleine Hügelchen rauf und runter. Einmal verzettele ich mich, ausgerechnet als ich einer Skooterspur folge, von der ich mir ein flottes Vorankommen verspreche. Plötzlich stehe ich vor einem breiten Zufluss zum Suomujoki, der komplett offen und sumpfig ist. Der Skooterfahrer ist einfach durch den Schlamm hindurchgebraust, ich gehe lieber in meiner eigenen Spur zurück zum Fluss und suche nach einem besseren Weg.

      Pünktlich zu meiner Ankunft in Porttikoski kommt die Sonne wieder heraus und ich genieße einen weiteren schönen Sonnenuntergang am Flussufer.







      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
      (@neural_meduza)

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      • marcus
        Alter Hase
        • 01.12.2004
        • 3324
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        #43
        AW: [Fi] Im Wald-Out

        Porttikoski. Unsre alte Hütte steht also noch.....schön....
        \"wir haben gelernt wie vögel zu fliegen, wie fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt wie menschen zu leben\"

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        • paddel
          Fuchs
          • 25.04.2007
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          #44
          AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

          Ach ist das schön!

          Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
          vorausgesetzt man hat die Mittel.

          W.Busch

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          • smeagolvomloh
            Fuchs
            • 07.06.2008
            • 1929
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            #45
            AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

            Vielen Dank für das Einstellen dieses inspirierenden Reiseberichtes!

            "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
            Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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            • Sarekmaniac
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              • 19.11.2008
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              #46
              AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

              Da ja einige Rückfragen zu der Pulka kamen, habe ich mal einen separaten Faden mit Testbericht aufgemacht:

              https://www.outdoorseiten.net/forum/...44#post1445244
              Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
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              • momper
                Dauerbesucher
                • 05.12.2011
                • 674
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                #47
                AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

                DANKE für den tollen Bericht!
                ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
                ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

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                • Sarekmaniac
                  Freak

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                  #48
                  AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

                  Tag 10
                  Porttikoski - Kivipää
                  Ca. 14 km




                  Der Tag beginnt, wie der gestrige Sonnennuntergang es versprochen hat: Bei strahlend blauem Himmel breche ich auf. Auf den ersten drei Kilometern, vom Suomujoki Richtung Nordwesten, komme ich durch das vielleicht schönste Waldgebiet dieser Tour. Viele urige Kiefern und Kelos, große, mittlere, kleine (Kelokindergarten, Keloschule, Kelouniversität....


                  Wald bei Porttikoski I


                  Wald bei Porttikoski III


                  Wald bei Porttikoski IV


                  Wald bei Porttikoski V


                  Wald bei Porttikoski VI

                  Auch das daran anschließende tief eingeschnittene Bachtal, Puilakankuru, das ich hinaufwandere, gefällt mir sehr. Ich bin zwar noch lieb und klein, doch will ich mal ein V-Tal sein...


                  Puilakankuru.

                  Jenseits der Wasserscheide geht es eine Kette kleiner Seen hinunter, am letzten und größten, dem Puilakkalampi, mache ich Mittagspause.


                  Auf dem Puilakkalampi.

                  Etwa zwei Kilometer jenseits des Sees erreiche ich den nächsten größeren Fluss, den Kulasjoki, der rasch gequert ist, und laufe dann weiter Richtung nordwest einen seiner Zuflüsse, den Lassinoja hinauf. Etwa zwei km geht es direkt die Nationalparkgrenze entlang, die breite Schneise (eventuell ein alter Forstweg, aber auf jeden Fall von Menschenhand) ist tischeben und von Skootern befahren. Irgendwann drehen Grenze, Schneise und Fahrspur nach Norden ab. Das letzte Stück entlang des Lassinoja geht es durch sumpfiges, offenes Gelände mal rechts, mal links des Flusses.

                  Ich erreiche die Hütte im letzten Abendlicht.



                  Wie üblich führt mich der erste Gang in den Holzschuppen, der, zum ersten Mal auf dieser Tour, völlig leer ist. Die Scheite in der Hütte wären ausreichend für den Abend, aber die lasse ich lieber liegen, schließlich ist es nicht allzukalt, und es könnte ja in den nächsten Tagen jemand kommen, der ein Feuer wirklich nötig hat. Ich komme ja morgen nach Saariselkä zurück und werde Bescheid sagen, dass kein Holz mehr da ist.

                  Kivipää ist die einzige Übernachtungshütte, die von Saariselkä per (normaler) Tagesetappe erreichbar ist, und ich vermute, dass es dementsprechend viele Kurztouren hierhin gibt, die den Holzvorrat rascher schmelzen lassen als anderswo.

                  Tag 11
                  Kivipää - Saariselkä
                  Ca. 20 km



                  Kivipää.

                  Heute ist der letzte Tag der Tour, ich schlafe lang und mache mir einen faulen Vormittag. Gegen neun höre ich Skootergeräusche. Zwei Mitarbeiter des Nationalparks, jemand anders hat am Vortag bereits, wie sie mir erzählen, den fehlenden Holzvorrat gemeldet. Von einer Lagerstelle, die ca. zwei km entfernt liegt, transportieren sie nun Stämme zur Hütte, sie fahren immer noch hin und her, als ich gegen zwölf aufbreche. Sämtliches Holz, das auf den Hütten verheizt wird, wird innerhalb des Nationalparks geschlagen. Immer dran denken, wenn man sein Feuerchen schürt, besonders im Sommer...

                  Von der Hütte steige ich straks auf Richtung westen, auf den Kivipää. Oberhalb der Baumgrenze weht es recht ordentlich, die Pulka ist jetzt so leicht, dass sie ständig umgeblasen wird. Irgendwann nervt das und ich schnalle mir zum ersten Mal den Rucksack auf den Rücken. Beim Abfahren durch den recht steilen, sehr dichten Wald verheddere ich mich ein wenig und merke zu spät, dass ich in ein falsches Bachtal geraten bin, dass wieder nach Süden abbiegt. Es heißt "Huissarurumoja" (oder so ähnlich. Leider verläuft dieses Tal entlang einer arg strapazierten Knickfalte meiner Wanderkarte). Also ist ein kleiner Gegenanstieg angesagt, bis ich einen Rücken gequert habe, der (definitiv) Vellinsärpimepää heißt und nach einer weiteren kurzen Abfahrt beim Höhenpunkt 351 das Loipensystem von Saariselkä erreiche. Ich war so spät aufgebrochen, weil ich dachte, der letzte Tag wäre wegen der Loipe easy going (was auch stimmt), aber nach meinem kleinen ungeplaten Exkurs muss ich mich nun doch sputen, ich will heute schließlich noch lecker zu Abend essen...


                  Auf dem Kivipää.


                  Loipe bei Saariselkä.

                  Ich schaffe die 15 km bis zum Skigebiet am Kaunaspää in zweieinhalb Stunden, dann geht es durch den eher abstoßenden Servicebereich der Skilifte und über eine Asphaltstraße in den Ort. Ich miete mich im ersten Hotel ein, was meinen Weg kreuzt, das ist das Lapland Hotel Riekonlinna, ein potthäßlicher Klotz. Der Spot wandert auf das Balkongeländer und schickt sein Okay-Signal in den Himmel, ich springe unter die Dusche und sitze 15 Minuten später im Speisesaal. Finnische Küche vom Feinsten. Es gibt Muikko mit Kartoffelbrei. Das sind diese kleinen, im Ganzen mit Semmelbrösel und Butter frittierten kleinen Fische, die einen immer so anklagend aus ihren weißen Äuglein anschauen, dass man sie am besten mit dem Kopf in Majonnaise stippt, bevor man sie verschlingt. In diesem Fall ist das Stippen nicht notwendig, da den Fischen, wohl dem touristischen Publikum geschuldet, pietätvoll die Köpfe entfernt wurden. Ich sehe vor meinem geistigen Auge einen armen Küchenjungen, der Stundenlang mit der Schere an kleinen Fischen rumschnibbelt. Aber egal, ob mit oder ohne Köpfe, Muikko sind lecker, ich schlage mir den Bauch voll, surfe dann noch ein bißchen auf dem Gästecomputer in der Lobby und gehe ins Bett.

                  Eigentlich bin ich ziemlich müde, aber erwartungsgemäß schlafe ich total schlecht, wie immer, wenn ich längere Zeit in der Kälte übernachtet habe. Das Frühstück ist ebenso gut und stilvoll wie das Abendessen, mit vielen lokalen Produkten. Weil mein Flug erst abends geht, muss ich den ganzen Tag in Saariselkä rumkriegen. Furchtbar, aber es geht. Nicht missverstehen, es gibt sicher häßlichere Orte. Immerhin finde ich einen Laden mit vielen finnischen Spezialitäten, so dass ich meine Shoppingaktivitäten in sinnvolle Bahnen lenken kann. Abends esse ich noch mal im Riekonlinna, und gegen neun fahre ich mit dem Bus zum Flughafen.

                  Im Wald ist es anders im Winter als im Fjäll, aber es hat mir gut gefallen. Ich werde das noch mal wiederholen, aber mit weniger Gepäck.

                  Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                  (@neural_meduza)

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                  • gargantula
                    Erfahren
                    • 09.12.2013
                    • 222
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

                    Mir wäre das zu kalt. Um so schöner, dass ich hier deine Eindrücke und die schönen Fotos vom unberührten Schnee betrachten kann.
                    “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                    (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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                    • maahinen
                      Erfahren
                      • 01.02.2014
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                      #50
                      AW: [FI] Im Wald-Out: Urho Kekkonnen

                      Hei Sarek,

                      kiitos sinulle!
                      Also, danke dir für das Mitnehmen! Ein wunderschöner Bericht mit wunderschönen Bildern!

                      Terveisin, maahinen

                      Ps. Mit deiner Leichtpulka hatte ich ein dejavu... Für unsere erste Wintertour dort hatten meine Schwester und ich eine Plastikpulka aus dem Kindergarten, in dem ich damals arbeitete, ausgeliehen. Als Zugseil dienten ein paar alte Nylonstrumpfhosen... Im Vergleich war Deine schon richtig hochprofessionell!
                      Zuletzt geändert von maahinen; 15.02.2016, 18:58.

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