[SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

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  • Nuklid
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    • 09.06.2013
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

    Schön, dass ihr die Tour zum Gipfel ohne Regen gehen konntet und sogar etwas Sicht hattet.
    Jap, das wussten wir auch zu schätzen. Wir hatten aber auch immer die Sorge im Hinterkopf, dass der Regen doch einsetzt und wir über nasse Blockfelder zurück müssten.

    Viele eurer Bilder kommen mir sehr bekannt vor. Zwei der Schneefelder im Härjångsdalen hab ich fast identisch auf Fotos.
    Die Stelle ruft aber auch sehr laut: "Fotografier mich!"

    @Kuoika:

    Meinst du diese Rutschspuren?



    Keine Ahnung, sieht fast nach Skiern aus...

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    • Nuklid
      Erfahren
      • 09.06.2013
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      • Meine Reisen

      #22
      Am Abend vollbrachte ich noch eine kleine Meisterleistung, als ich für einen Gang zur Fjällstation nicht meine Regenhose überziehen wollte - es regnete ja auch gerade nicht - und von einem wolkenbruchartigen Regenschauer überrascht wurde. Meine Hose triefte und war völlig durchnässt. Da meine Freundin mir noch angeraten hatte, die Regenhose überzuwerfen, wurde ich bei meinem Anblick den ganzen Weg über ausgelacht - ich konnte es ihr nicht verdenken.



      Tag 13:




      Am nächsten morgen war der Himmel sehr bewölkt und teilweise zimelich grau. Aber es regnete nicht.
      Wir mussten nun auf 1340 m hoch und den Pass nach Ekordörren überschreiten.
      Gutgelaunt machten wir uns auf den Weg.

      In der Nähe der Fjällstation kamen uns noch einige andere Leute entgegen.
      Wir kamen an dem kleinen Berg Kläppen vorbei. Am See auf der anderen Seite hatte ich mich vor zwei Jahren zwei Tage lang mit Magen-Darm gequält. Es war schön, diesmal gesund und munter vorbeizugehen.

      Die letzten Menschen die wir für längere Zeit trafen, war eine, in einer Mulde Essen kochende Familie. In der Tat war es recht windig.
      Das Gelände wurde zunehmend steiniger in Richtung Passhöhe, es lag noch viel Schnee.













      Schließlich erreichten wir die Passhöhe. Wir machten eine kurze Pause und genossen die selbst bei diesem Wetter umwerfende Aussicht. Weit, weit über das Fjäll reichte der Blick. Hügel, Seen, Flüsse und drumherum die Berge.
      Dann begann der Abstieg.





      Der Wind wurde immer stärker, als die Hütte in Sicht kam. Ich hoffe, dass wir nicht gegen die Regeln verstoßen haben (wir haben nichts in der Richtung entdeckt), aber wir kochten uns dann jedenfalls in der Schutzhütte Kartoffelbrei. Draußen tobte mittlerweile eher ein Sturm, selbst in einr Mulde hätte das kaum geklappt.

      Die warme Zwischenmahlzeit war auch durchaus sinnvoll, denn als wir weitergingen begann einem der Regen ins Gesicht zu peitschen. Das Gelände durch dieses - eigentlich sehr schöne, schluchtartige Tal - war ziemlich hügelig. Immer wenn man einen Hügel überschritt, brauste einem schlagartig der Sturm ins Gesicht.

      Wir folgten der Abzweigung zum Sylsjön. Das Gelände wurde sehr sumpfig, aber Regen und Wind ließen deutlich nach.

      Einige Rentiere kreuzten unseren Weg, am Horizont kam der Sylsjön in Sicht.









      Das Wasser stand teilweise knöchelhoch. Bei den ausgelegten Holzbohlen, genaugenommen alte Winterwanderwegpfähle, war man sich nie sicher, ob sie wirklich Hilfe oder nicht doch eher dem Sturze förderlich waren.
      Es war eine ziemlich Schlammschlacht, bei der man besser zwei Mal hinsah, wo genau man seine Füße hinsetzte.
      Immerhin war es jetzt von oben trocken.

      Irgendwann gegen Abend erreichten wir dann den See, wo wir uns auch ein Zeltplätzchen suchten. Eigentlich ein sehr schöner Platz, aber einsetzender Regen macht den Genuss schwierig.




      So langsam begruben wir unsere Hoffnung auf ein paar Tage stabil besseren Wetters und freuten uns auf die baldige Rückkehr zum Auto.

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      • Nuklid
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        • 09.06.2013
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

        Tag 14:






        Der Weg führte uns entlang des Seeufers durch sumpfiges, nasses Gelände. Vor uns zogen sich die Winterwegmarker wie an der Perlenschnur aufgreiht zum Horizont.

        Das Wetter war konstant wechselhaft: Etwa eine knappe, halbe Stunde Regen und starker Wind, dann Sonnenschein und Wärme. Dann wieder eine Ladung Wind und Regen. So ging das den ganzen Tag. Für eine gemütliche Kochpause zu wenig Sonnenzeit, wie wir später feststellen durften.

        Der Sumpf endete weitgehend und der Uferweg wurde eine nette, landschaftliche Abwechslung. Es gab viele tolle Lagerplätze am Ufer - wäre nur das Wetter besser gewesen.











        Nachmittags mussten wir hier durch:


        In einer "Sturmphase" stellten wir nach dem überqueren eines Rentierzaunes den Verlust des Rucksackregencapes meiner Freundin fest. Wir gingen nochmal zum Treppchen am Zaun und schauten von oben umher. Trotz seiner alramroten Farbe entdeckten wir das Cape nirgends. Wer weiß, wo der Wind es hingetragen hatte. Dumm gelaufen.


        Kurze Zeit später schlugen wir am Ufer unser Zelt auf. Angesichts des phasenweise stürmischen Windes wählten wir einen geschützen Platz hinter einem Hügel.






        Wir verbrauchten das letzte Stück Zwiebel beim Kochen und genossen die, jetzt länger verweilende, Sonne.







        Anschließend sammelte ich etwas Holz und versuchte an der angrenzenden Feuerstelle ein Feuerchen in Gang zu bringen. Als es schließlich lamgsam in Fahrt kam, setzten Wind und Regen meinem Vorhaben ein plötzliches Ende.

        Wir entschlossen uns, morgen bis zum Auto durchzumarschieren. Ein, zwei Tage Puffer hatten wir zwar noch, aber bei dem Wetter war es jetzt auch genug. Wir hatten unsere Highlights gehabt und waren unterm Strich ganz zufrieden mit dem Erlebten und Gesehenen.

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        • Kuoika
          Erfahren
          • 23.08.2012
          • 471
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

          Zitat von Nuklid Beitrag anzeigen
          Meinst du diese Rutschspuren?



          Keine Ahnung, sieht fast nach Skiern aus...
          Genau die meine ich. Aber die waren irgendwie so breit. Dachte eher an Poporutsche.

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          • Nuklid
            Erfahren
            • 09.06.2013
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

            @Kuoika: Eine "Poporutsche" könnte es natürlich auch gewesen sein - bei Sylarna hat sich ein großer Familienverband den ganzen Tag an den Hängen vergnügt.


            Tag 15:




            Am Morgen weckte uns strahlender Sonnenschein und die damit verbundene Wärme trieb schnell aus Schlafsack und Zelt. Der Himmel war strahlend blau.
            Nach einem gemütlichen Frühstück am Seeufer machten wir uns auf den Weg zur letzten Etappe.







            Wir begegneten dem ersten anderen Menschen seit Sylarna. Das Wetter schien zu bleiben, es war der schönste und beständigste Tag des gesamten Trekks.





            Wir folgten dem Weg Richtung Osten. Einmal sahen wir in der Ferne ein paar Zelte, ansonsten war hier wanderermäßig nichts los.




            Mittags machten wir eine Kartoffelbreipause. Wir genossen das reizende Wetter - schade, dass wir nicht mehr davon gehabt hatten.









            Irgendwo versenkte ich ein Bein versehentlich noch bis zum Schenkel in einem kleinen Matschloch, ansonsten ging es zügig voran.





            Schließlich verließen wir den Weg Richtung Norden, zu einem letzten, sehr schönen Querfeldein-Abschnitt.

            Gegen Nachmittag begann das Mückengekreuch für eine gute Stunde ziemlich aufdringlich zu werden und umschwirrte stetig in großer Zahl unsere Köpfe. Dank Balistol Sf. war es auszuhalten, aber stehenbleiben wollte man nicht.

            Wir kamen etwas entfernt an einem einzelnen Haus im Kahlfjäll vorbei. Im Wind flatterte Kleidung auf der Wäscheleine und eine Familie saß wie die Orgelpfeifen aufgereiht auf einer Bank nebeneinander. Nachdem wir noch über den mutmaßlichen Rentierschlachtplatz stolperten, vermittelte dieser Anblick auf die Entfernung eine merkwürdige Stimmung. Irgendwas zwischen Schlussszene einer Bonanza-folge und einem fiesen Stephen King-Setting, in dem die Kleidung auf der Leine arglosen Wanderern gehört.




            Schließlich erreichten wir die Baumgrenze und stiegen zur Straße ab. Es folgten noch einige zähe Kilometer entlang der Schotterstraße.

            Am Parkplatz war viel los. Wir zogen uns um und inspizierten erstmal, welche Lebensmittel wir noch im Auto hatten - viel weniger als erhofft. Also schnell zu dem kleinen Supermarkt. Der hatte jedoch leider schon zu. Wir beschlossen, noch etwas Richtung Mora zu fahren.


            In Hede kauften wir uns an einer Tankstelle mangels Alternativen ein Sandwich mit etwa 300 Zusatzstoffen. Wir fuhren noch etwas weiter und schliefen dann an einem kleinen Rastplatz im Auto.





            Epilog

            In Sveg ging's ab in den Coop (der sonntags zu unserer Freude geöffnet hatte) - nach zwei Wochen eher homogener Ernährung immer ein kleines Fest.

            Gemütlich fuhren wir nach Süden, rasteten hier und dort, labten uns an den Einkäufen und hatten keine Eile. Zwischendurch gab es kräftigen Regen und ich machte unangenehme Erfahrungen mit Spurrillen und Aquaplaning. Etwas später kamen wir an eine Kreuzung, wo es einen heftigen Unfall gegeben haben musste: Ein Auto lag verkehrtherum in einen Innenhof verkeilt, überall Rettungskräfte mit Schaufeln. Uns kamen noch einige Polizei- und Rettungsfahrzeuge entgegen. Wir fuhren sehr, sehr defensiv weiter.

            Abends biwakierten wir wieder am selben Rastplatz wie auf der Hinfahrt. Diesmal war der Schlafsack am nächsten Morgen allerdings von außen völlig nass.


















            Wir fuhren weiter Richtung Helmstad. Das Wetter war prächtig. Unser Ziel war Bastad, wir wollten ein bisschen Zeit am Strand verbringen und im Idealfall auch dort übernachten.
            Bostad war ein schöner Ort, allerdings ziemlich überlaufen. Aber es gab Pizza, Eis, und vernünftiges Bier. Wir hingen ein paar Stündchen am Promenadenstrand ab.



            Gegen Abend fuhren wir Richtung Norden die Küstenlinie ab und suchten einen geeigneten Platz für ein Strandbiwak. Nachdem wir zwei, drei Parkplätze verworfen hatten, entdeckten wir relativ schnell einen Strandparkplatz ohne Verbotschilder, benachbartem Hotel oder andere Widrigkeiten.

            Wir gruben eine Bierkühlung in den Sand und bestaunten die Abendsonne. Vom Meer her wurden ständig kleine, schwarze Spinnen auf den Betrachter geweht. Man konnte dabei zuschauen, wie sie die Schuhe binnen Minuten mit Spinnenfäden überzogen. Eine regelrechte Invasion!
            Man war also ständig damit beschäftigt, sich die Viecher vom Leib zu klopfen.

            Dafür war der Sonnenuntergang schön.










            Morgens, als ich gerade erwacht war, kam - neben einigen Joggern - ein älteres Paar im Bademantel den Strand entlang.
            Der Mann hatte ein adlerartiges Gesicht und stierte mich anhaltend böse an. Ich versuchte es mit einem freundlichen "Hej". Er schaute weg. Dann starrte er mich wieder feindselig an. Ich stierte zurück. Das ging dann so, bis sie endlich vorüber waren. Sehr unangenehme Begegnung.

            Ich wollte dem Grießgram nicht nocheinmal begegnen - wir packten zügig unsere Sachen und fuhren Richtung Malmö.



            In Malmö hatten zwei Tage Aufenthalt und eine Hotelübernachtung. Die Innenstadt hat ihre schönen Ecken, mit Stockholm kann sie aber nicht mithalten.






            Den letzten Abend verbrachten wir in Smygehuk, gaben die letzten Kronen aus und pennten im Auto. Im Sonnenuntergang durften wir den Möwen zuschauen, wie sie in Scharen die Fische aus dem Hafenbecken holten.
















            Am nächsten Morgen fuhr das Schiff nach Travemünde.


            Fazit:

            Sylarna bestiegen, sehr viele Rentiere gesehen und unterm Strich in Anbetracht der Gesamtwetterlage auch relativ viele "trockene" Wanderabschnitte gehabt - wir waren ganz zufrieden. Auch wenn ein paar mehr richtige Sonnentage natürlich wünschenswert gewesen wären. Und ein bisschen waren wir auch zufrieden, dass Motivation und Ausrüstung dem häufig miesen Wetter zumindest basal zwei Wochen relativ problemlos standhielten - einen solchen "Testfall" hatten wir zuvor noch nicht gehabt.

            Schön war auch, dass weder Abgeschiedenheit noch Höhe jemals Beklemmung auslösten, wir fühlten uns mittlerweile recht vertraut mit der Landschaft und konnten sie sehr unbefangen genießen.

            Und wieder die Erkenntnis: Die weglosen Etappen waren die besten, das wird ausgebaut. Und die miesesten Matschgruben sind häufig die Wege selbst.


            Vielen Dank für's Interesse!

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              #26
              AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

              Vielen Dank fürs Schreiben. War immer wieder spannend zu verfolgen. Für den Hochsommer war es wirklich kein tolles Wetter für die Gegend. Hast Du noch eine Gesamtüberblickskarte mit euren Wegen, musste mich immer wieder anhand der vorherigen Tage erinnern wo ihr gerade seid (zugegebenermaßen "Jammern auf sehr hohem Niveau").

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              • Nuklid
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                #27
                AW: [SE] Ruhe, Regen, Rene: Zwei Wochen durch's Jämtland 2015

                Damit kann ich tatsächlich dienen:

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