AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland
... und dann kam ein Helicopter und brachte uns alle vier fröhlich nach Hause...

Natürlich nicht! Ein bisschen müssen wir noch. Irgendwie habe ich für den heutigen Tag sehr wenige Fotos ausgewählt. Sind wohl alle durchs Raster gefallen. Also müsst Ihr jetzt erst mal mit Text vorliebnehmen. Ich schau aber noch mal nach und schiebe evtl. noch ein paar Bilder hinterher. Dafür gibt's morgen aber noch ein paar schöne Momentaufnahmen.
So. 16.08.2015, von Tuiskukuru nach Suomonruoktu – 17 km
Für die letzten beiden Tage haben wir uns einiges vorgenommen. Aber irgendwie müssen wir ja wieder rauskommen aus der Wildnis. Heute schaffen wir es sogar bereits um zwölf startklar zu sein. Mit viel Disziplin und Antreiben gelingt es uns mal. Das Problem sind hier vor allem die Kinder. Paul beispielsweise breitet seine Sachen sofort nach Ankunft breitflächig in der ganzen Hütte aus. Stef nennt das immer die Rucksackexplosion. Das führt dazu, dass alle immer alles suchen und somit das Einpacken langatmig wird. Ich selbst suche mir immer eine kleine feine Ecke, wo ich meine Utensilien wohlsortiert hinlege, damit ich sie schnell wieder einpacken kann. Es hilft nicht immer. Manchmal wird auch dieses Refugium vom Tornado der Unordnung überrollt.

Einpacken ist sehr verhasst. Besonders bei Paul.
Bevor wir starten, begegnet uns schon wieder der erste Frühaufsteher. Ein junger Typ mit Hund. Rotblond, wie viele hier oben. Spricht kaum Englisch. Und macht auch sonst nicht den Eindruck, dass er irgendwie angesprochen werden möchte. Aber als er sieht, dass wir die Karte zücken, um noch einmal den Weg zu besprechen, kommt er hinzu und zeigt uns die Route. Dann kehren wir die Hütte und zwitschern ab. Das Wetter ist wieder wunderbar zum Laufen. Heiße Sonne, frischer Wind, keine Mücken. Wir überqueren zunächst einige Obstbaumwiesenhügel, spärlich bewachsen mit Birken und Kiefern. Der Boden jedoch ist grün wie überall. Ganz Finnland scheint flächendeckend mit Moos, Heidekraut und Blaubeeren bewachsen zu sein. Die sind übrigens jetzt langsam reif, sodass wir sie unterwegs essen können. Auf der Kuppe des ersten Hügels ziehen wir kurze Hosen an. Irgendwann ist wieder Schoki-Time. Damit wir auch mal zu viert zu sehen sind, wagen wir uns an den Selbstauslöser und schießen jede Menge Ulkfotos, an denen wir auch im Nachhinein noch sehr viel Spaß haben.


Irgendwann senkt sich der Weg nach unten ins Tal. Ein zauberhafter Schlängelbach windet sich durch hellgrüne Grasinseln. Dazwischen stehen Tannen, wie im Märchenwald. Wenn jetzt ein sprechender Wolf oder ein Einhorn auftauchte, ich wäre nur zwei Sekunden verwundert. Danach erschien‘ es mir logisch.
Hanni und Paul schwatzen plätschernd drauflos. Es geht um die Sims, ein Computerspiel, das einer virtuellen Puppenstube gleicht. Heiter. Die Stimmung ist heiter. Anders kann ich es nicht beschreiben. Langsam verändert sich die Landschaft wieder. Wir kraxeln nach oben und laufen lange Zeit oberhalb einer canyonartigen Schlucht, durch die sich donnernd das Wasser zwängt. An einer Feuerstelle (irgendwas mit –lampi) rasten wir lange. Damit der Rest des Körpers auch was zu tun kriegt, üben wir Rollover – eine Pilatesübung, mit der ich zu Hause immer gequält werde. Hanni und Paul können sie mühelos. Dann irgendwann verlassen wir die Wilderness Zone und erreichen wieder die Komfort Zone des Parks. Man merkt es sofort. Die Wege sind breiter. Es gibt Brücken und Wegweiser.
Die Hütte ist leider schon besetzt: Zwei total mufflige Pseudohardcoremüslifinninnen versuchen uns mit bösen Blicken zu vertreiben. Als wir sie fragen, ob sie hier schlafen wollen, tun sie erst so, als verstünden sie uns nicht. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und beziehen die Hütte. Drinnen sehe ich eine fast volle Tüte Kaffee. Das gibt’s doch nicht! Ich komme fast um vor Glück. Hat die Jemand hier vergessen? Oder gehört sie etwa den Mädels? Ich renne raus und frage sie. Ich kriege keine Antwort. Dafür reißt mir Eine von ihnen sofort die Tüte aus der Hand. Ooooooch, diese Enttäuschung… Man muss es mir angesehen haben. „Is was?“, schnellen ihre Augenbrauen schnippisch nach oben. „Nein, nein, es ist nichts, alles ist gut…“ Eher beiße ich mir die Zunge ab, als sie um zwei Teelöffel Kaffee zu bitten. Hätte ich nur nicht gefragt. Zwei Teelöffel weniger hätte sie gar nicht gemerkt…nur zwei winzige Löffelchen…. hach… Für dieses Linsengericht könnte also ich zur Diebin werden. Na gut: Mundraub. Mundraub ist nicht strafbar. Ich würde zur Mundräuberin werden. Es ist schon erstaunlich, was so eine Reise alles ans Licht bringt.
Aber jetzt ist es ja eh zu spät. Wer fragt, kriegt Antworten.
Mächtig frustriert und den Kaffeegeruch noch in der Nase, heize ich erst mal die Bude ein. Alles wird von den beiden Truden mit mürrischen Blicken begleitet. Als es zu warm wird, protestieren sie. Na gucke doch! Plötzlich können sie Englisch! Abends im Bett – sie schlafen über uns – reden sie lange miteinander. Was für eine wunderbar plätschernde Sprache. Wäre mein Buch nicht so spannend – ich würde einschlafen davon.
... und dann kam ein Helicopter und brachte uns alle vier fröhlich nach Hause...

Natürlich nicht! Ein bisschen müssen wir noch. Irgendwie habe ich für den heutigen Tag sehr wenige Fotos ausgewählt. Sind wohl alle durchs Raster gefallen. Also müsst Ihr jetzt erst mal mit Text vorliebnehmen. Ich schau aber noch mal nach und schiebe evtl. noch ein paar Bilder hinterher. Dafür gibt's morgen aber noch ein paar schöne Momentaufnahmen.
So. 16.08.2015, von Tuiskukuru nach Suomonruoktu – 17 km
Für die letzten beiden Tage haben wir uns einiges vorgenommen. Aber irgendwie müssen wir ja wieder rauskommen aus der Wildnis. Heute schaffen wir es sogar bereits um zwölf startklar zu sein. Mit viel Disziplin und Antreiben gelingt es uns mal. Das Problem sind hier vor allem die Kinder. Paul beispielsweise breitet seine Sachen sofort nach Ankunft breitflächig in der ganzen Hütte aus. Stef nennt das immer die Rucksackexplosion. Das führt dazu, dass alle immer alles suchen und somit das Einpacken langatmig wird. Ich selbst suche mir immer eine kleine feine Ecke, wo ich meine Utensilien wohlsortiert hinlege, damit ich sie schnell wieder einpacken kann. Es hilft nicht immer. Manchmal wird auch dieses Refugium vom Tornado der Unordnung überrollt.

Einpacken ist sehr verhasst. Besonders bei Paul.
Bevor wir starten, begegnet uns schon wieder der erste Frühaufsteher. Ein junger Typ mit Hund. Rotblond, wie viele hier oben. Spricht kaum Englisch. Und macht auch sonst nicht den Eindruck, dass er irgendwie angesprochen werden möchte. Aber als er sieht, dass wir die Karte zücken, um noch einmal den Weg zu besprechen, kommt er hinzu und zeigt uns die Route. Dann kehren wir die Hütte und zwitschern ab. Das Wetter ist wieder wunderbar zum Laufen. Heiße Sonne, frischer Wind, keine Mücken. Wir überqueren zunächst einige Obstbaumwiesenhügel, spärlich bewachsen mit Birken und Kiefern. Der Boden jedoch ist grün wie überall. Ganz Finnland scheint flächendeckend mit Moos, Heidekraut und Blaubeeren bewachsen zu sein. Die sind übrigens jetzt langsam reif, sodass wir sie unterwegs essen können. Auf der Kuppe des ersten Hügels ziehen wir kurze Hosen an. Irgendwann ist wieder Schoki-Time. Damit wir auch mal zu viert zu sehen sind, wagen wir uns an den Selbstauslöser und schießen jede Menge Ulkfotos, an denen wir auch im Nachhinein noch sehr viel Spaß haben.


Irgendwann senkt sich der Weg nach unten ins Tal. Ein zauberhafter Schlängelbach windet sich durch hellgrüne Grasinseln. Dazwischen stehen Tannen, wie im Märchenwald. Wenn jetzt ein sprechender Wolf oder ein Einhorn auftauchte, ich wäre nur zwei Sekunden verwundert. Danach erschien‘ es mir logisch.
Hanni und Paul schwatzen plätschernd drauflos. Es geht um die Sims, ein Computerspiel, das einer virtuellen Puppenstube gleicht. Heiter. Die Stimmung ist heiter. Anders kann ich es nicht beschreiben. Langsam verändert sich die Landschaft wieder. Wir kraxeln nach oben und laufen lange Zeit oberhalb einer canyonartigen Schlucht, durch die sich donnernd das Wasser zwängt. An einer Feuerstelle (irgendwas mit –lampi) rasten wir lange. Damit der Rest des Körpers auch was zu tun kriegt, üben wir Rollover – eine Pilatesübung, mit der ich zu Hause immer gequält werde. Hanni und Paul können sie mühelos. Dann irgendwann verlassen wir die Wilderness Zone und erreichen wieder die Komfort Zone des Parks. Man merkt es sofort. Die Wege sind breiter. Es gibt Brücken und Wegweiser.
Die Hütte ist leider schon besetzt: Zwei total mufflige Pseudohardcoremüslifinninnen versuchen uns mit bösen Blicken zu vertreiben. Als wir sie fragen, ob sie hier schlafen wollen, tun sie erst so, als verstünden sie uns nicht. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und beziehen die Hütte. Drinnen sehe ich eine fast volle Tüte Kaffee. Das gibt’s doch nicht! Ich komme fast um vor Glück. Hat die Jemand hier vergessen? Oder gehört sie etwa den Mädels? Ich renne raus und frage sie. Ich kriege keine Antwort. Dafür reißt mir Eine von ihnen sofort die Tüte aus der Hand. Ooooooch, diese Enttäuschung… Man muss es mir angesehen haben. „Is was?“, schnellen ihre Augenbrauen schnippisch nach oben. „Nein, nein, es ist nichts, alles ist gut…“ Eher beiße ich mir die Zunge ab, als sie um zwei Teelöffel Kaffee zu bitten. Hätte ich nur nicht gefragt. Zwei Teelöffel weniger hätte sie gar nicht gemerkt…nur zwei winzige Löffelchen…. hach… Für dieses Linsengericht könnte also ich zur Diebin werden. Na gut: Mundraub. Mundraub ist nicht strafbar. Ich würde zur Mundräuberin werden. Es ist schon erstaunlich, was so eine Reise alles ans Licht bringt.

Mächtig frustriert und den Kaffeegeruch noch in der Nase, heize ich erst mal die Bude ein. Alles wird von den beiden Truden mit mürrischen Blicken begleitet. Als es zu warm wird, protestieren sie. Na gucke doch! Plötzlich können sie Englisch! Abends im Bett – sie schlafen über uns – reden sie lange miteinander. Was für eine wunderbar plätschernde Sprache. Wäre mein Buch nicht so spannend – ich würde einschlafen davon.
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