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Dänemark zum Fahren-Gucken.
(c) der gramm. Konstruktion: mein Dönermann ("Sollich einpacken oder zum Laufen-Essen?")

Mein Rappe und ich sind zurück aus Dänemark. Aus verschiedenen Gründen konnte ich meine Planung nicht so umsetzen, wie ich es vorhatte. Über den tatsächlich gefahrenen Abschnitt gibt es jetzt aber einen Bericht.
Ein kleines Vorwort:
6 Tage, viel Wasser, viele Hügel und ein Bad am Tag.
Als Karte dienten mir Ausdrucke vom selbst erstellten Track von http://cycle.travel/ . Weiterhin hatte ich eine Karte anständige Karte von Sjælland dabei, aber des unanständigen Windes wegen nicht genutzt. Mein Lebensretter in Orientierungsfragen waren die geladenen gpx-Tracks in Osmand, leider vergaß ich die Lenkerhalterung auf dem Schreibtisch...
Ich habe einige Nächte auf den dänischen Naturlagerplätzen verbracht. Attraktive Plätze hatte ich mir vorher in der app "Shelter" als Favorit markiert und somit offline verfügbar.
Tag 1: (Dortmund-) Flensburg - Dybbøl Strand (38,7km, 300m TC)

Mein Freund begleitet mich noch zum Dortmunder Hauptbahnhof, wir versuchen ein hübsches Abschiedsbild zu schießen, da ich aber nur so mittelgroße Reisefreude verspüre und Bauchschmerzen habe ziehe ich auf allen Bildern Grimassen.
Der Zug fährt verspätet ein. Ich verstaue schnell mein Stahlross auf seinem gebuchten Stellplatz und stürze in die Boardtoilette. Als der Zug sich in Bewegung setzt suche ich mir ein heimeliges Plätzchen mit Blick auf mein Fahrrad und beginne, an meiner Mütze herumzuhäkeln.
In Münster steigt eine Damen-Radreise-Gruppe ein. Ich helfe ihnen beim Fahrräderverladen. Man setzt sich neben mich und wird nun bis Hamburg intensiv mit mir kommunizieren.
Wir fahren verspätet in Hamburg ein, meinen Anschluss nach Flensburg verpasse ich daher zusammen mit einigen weiteren Reiseradlern.
Man kommt auch hier ins Gespräch: alle anderen wollen von Flensburg aus gen Osten an der Ostsee entlang, die meisten in Hotels und Pensionen übernachten.
Im Regionalzug nach Flensburg setzt sich eine wohlparfümierte Dame mit ihrem Enkel sowie zwei weitere Radler zu mir. Nach wenigen Minuten hört die Dame, dass sich die anderen beiden über Unterkünft und Sehenswürdigkeiten in Flensburg unterhalten. Sie nutzt dreist die Gelegenheit, über Flensburg zu referieren, über die Familiengeschichte zu berichten, die Durchfahrenen Ortschaften zu kommentieren, über die Dänische Minderheit in Flensburg, bilinguales Aufwachsen, das dänische Schulsystem, Efter- und Lejrskolen, Beate Uhse ("Mein Freundin, eine ganz starke Frau, ist, also war, sie ist ja nun leider verstorben, eben nun der Meinung, dass man sich alle Bereiche seines Lebens so schön gestalten sollte, wie man mag...") und dänische Nationalgerichte zu berichten. Das Parfüm brennt in meinen Augen.
Meine Körpersprache (apathisch aus dem Fensterschauen) wird ignoriert und ich werde mehr oder weniger gezwungen, mich an der Kommunikation zu beteiligen. Eigentlich bin ich wirklich kein Menschenfeind, aber ich bin froh als ich gegen 15 Uhr endlich in Flensburg auf dem Bahnsteig stehe und, weiss dass all diese Leute jetzt einen anderen Weg gehen oder fahren werden.

Ich will mein Telefon mit angezeigtem Track in seine Halterung stecken, muss aber leider feststellen, dass ich diese wohl daheim vergessen habe. Ich hasse Radfahren in Städten und erwartungsgemäß wird der Start der Radtour so etwas chaotisch: falscherum durch die Einbahnstraße, den Schildern auf einen Parkplatz gefolgt, ...
Ich schiebe mein Fahrrad durch die Hafenspitze und freue mich, dass der Regen, der in Dortmund 2,5 Tage lang ohne Unterbruch herrschte, aufgehört hat.
Grau und dunstig wirkt die Stadt trotz der vielen Touristen ziemlich trostlos.


Am Ortsausgang Flensburg verfahre ich mich gut, der erste Einstaz für den Osmand nach etwa 3km.
Vor Kollund geht es steil den Hügel hoch, der Weg ist frisch dick geschottert. Als ich mit dem Reifen nur noch durchdrehe steige ich ab. Doch auch schiebend ist dieser Hügel eine echte Herausforderung. Herzlich willkommen im platten Land.
In Kollund gibt es plötzlich einen Flashback zu einem Radurlaub am Limjord vor wenigen Jahren: Ein auffälliges Briefkastenmodell fällt mir ins Auge. Diese schwarzen Briefkästen mit einem geschwungenen Edelsathlstreifen muss es irgendwann mal bei einem Discounter oder gratis zum Zeiungsabo oder so gegeben haben. Heute zähle ich insgesamt 12 Stück am Wegesrand, am folgenden Tag 21, dann 16 usw. (Nein, normalerweise zähle ich keine Gegenstände am Wegesrand...)


Der Rest des Weges aus der Flensburger Förde heraus ist unspektakulär, doch ich freue mich über die adretten Vorgärten, Hagebuttenhecken und tangige Seeluft.
Ich fühle mich körperlich ziemlich angegriffen. Fröstelnd entscheide ich mich in Dybbøl den Lagerplatz aufzusuchen. Am Weg steht kein Schild, also navigiere ich mit dem Telefon dorthin. Leider entscheide ich mich für den falschen Stichweg zum Gedarmstien herunter. Deshalb muss ich mein Fahrrad unter zwei Zaun-Drähten hindurch ziehen. Ich denke erst, mir sei so kalt, dass meine Muskeln krampfen als ich das Fahrrad darunter durch wuchte, dann dämmert es mir doch noch, dass die Krämpfe nicht physiologisch bedingt sind, sondern einfach Strom auf dem Draht ist.
Ich finde die zugewiesene Wiese, stelle schnell mein Zelt auf und speise zu Abend. Dann rolle ich mich in meinen Schlafsack (es ist noch hell, vielleicht 19:30Uhr). Physisch und psychisch angeschlagen überlege ich, morgen einfach wieder heim zu fahren. Ich habe überhaupt keinen Bock auf Anstrengung, die ist hier aber nunmal unumgänglich.
Irgendwann trifft noch ein kleines Rudel Pfadfindermädels ein, aber auch die liegen bald in ihrem Schlafsack.
Ich stöpsel meinen mp3-Player in die Ohren und liege so noch eine ganze Weile rum und lasse die Gedanken reisen.
To be continued...
(c) der gramm. Konstruktion: mein Dönermann ("Sollich einpacken oder zum Laufen-Essen?")
Mein Rappe und ich sind zurück aus Dänemark. Aus verschiedenen Gründen konnte ich meine Planung nicht so umsetzen, wie ich es vorhatte. Über den tatsächlich gefahrenen Abschnitt gibt es jetzt aber einen Bericht.
Ein kleines Vorwort:
6 Tage, viel Wasser, viele Hügel und ein Bad am Tag.
Als Karte dienten mir Ausdrucke vom selbst erstellten Track von http://cycle.travel/ . Weiterhin hatte ich eine Karte anständige Karte von Sjælland dabei, aber des unanständigen Windes wegen nicht genutzt. Mein Lebensretter in Orientierungsfragen waren die geladenen gpx-Tracks in Osmand, leider vergaß ich die Lenkerhalterung auf dem Schreibtisch...
Ich habe einige Nächte auf den dänischen Naturlagerplätzen verbracht. Attraktive Plätze hatte ich mir vorher in der app "Shelter" als Favorit markiert und somit offline verfügbar.
Tag 1: (Dortmund-) Flensburg - Dybbøl Strand (38,7km, 300m TC)
Mein Freund begleitet mich noch zum Dortmunder Hauptbahnhof, wir versuchen ein hübsches Abschiedsbild zu schießen, da ich aber nur so mittelgroße Reisefreude verspüre und Bauchschmerzen habe ziehe ich auf allen Bildern Grimassen.
Der Zug fährt verspätet ein. Ich verstaue schnell mein Stahlross auf seinem gebuchten Stellplatz und stürze in die Boardtoilette. Als der Zug sich in Bewegung setzt suche ich mir ein heimeliges Plätzchen mit Blick auf mein Fahrrad und beginne, an meiner Mütze herumzuhäkeln.
In Münster steigt eine Damen-Radreise-Gruppe ein. Ich helfe ihnen beim Fahrräderverladen. Man setzt sich neben mich und wird nun bis Hamburg intensiv mit mir kommunizieren.
Wir fahren verspätet in Hamburg ein, meinen Anschluss nach Flensburg verpasse ich daher zusammen mit einigen weiteren Reiseradlern.
Man kommt auch hier ins Gespräch: alle anderen wollen von Flensburg aus gen Osten an der Ostsee entlang, die meisten in Hotels und Pensionen übernachten.
Im Regionalzug nach Flensburg setzt sich eine wohlparfümierte Dame mit ihrem Enkel sowie zwei weitere Radler zu mir. Nach wenigen Minuten hört die Dame, dass sich die anderen beiden über Unterkünft und Sehenswürdigkeiten in Flensburg unterhalten. Sie nutzt dreist die Gelegenheit, über Flensburg zu referieren, über die Familiengeschichte zu berichten, die Durchfahrenen Ortschaften zu kommentieren, über die Dänische Minderheit in Flensburg, bilinguales Aufwachsen, das dänische Schulsystem, Efter- und Lejrskolen, Beate Uhse ("Mein Freundin, eine ganz starke Frau, ist, also war, sie ist ja nun leider verstorben, eben nun der Meinung, dass man sich alle Bereiche seines Lebens so schön gestalten sollte, wie man mag...") und dänische Nationalgerichte zu berichten. Das Parfüm brennt in meinen Augen.
Meine Körpersprache (apathisch aus dem Fensterschauen) wird ignoriert und ich werde mehr oder weniger gezwungen, mich an der Kommunikation zu beteiligen. Eigentlich bin ich wirklich kein Menschenfeind, aber ich bin froh als ich gegen 15 Uhr endlich in Flensburg auf dem Bahnsteig stehe und, weiss dass all diese Leute jetzt einen anderen Weg gehen oder fahren werden.
Ich will mein Telefon mit angezeigtem Track in seine Halterung stecken, muss aber leider feststellen, dass ich diese wohl daheim vergessen habe. Ich hasse Radfahren in Städten und erwartungsgemäß wird der Start der Radtour so etwas chaotisch: falscherum durch die Einbahnstraße, den Schildern auf einen Parkplatz gefolgt, ...
Ich schiebe mein Fahrrad durch die Hafenspitze und freue mich, dass der Regen, der in Dortmund 2,5 Tage lang ohne Unterbruch herrschte, aufgehört hat.
Grau und dunstig wirkt die Stadt trotz der vielen Touristen ziemlich trostlos.
Am Ortsausgang Flensburg verfahre ich mich gut, der erste Einstaz für den Osmand nach etwa 3km.

In Kollund gibt es plötzlich einen Flashback zu einem Radurlaub am Limjord vor wenigen Jahren: Ein auffälliges Briefkastenmodell fällt mir ins Auge. Diese schwarzen Briefkästen mit einem geschwungenen Edelsathlstreifen muss es irgendwann mal bei einem Discounter oder gratis zum Zeiungsabo oder so gegeben haben. Heute zähle ich insgesamt 12 Stück am Wegesrand, am folgenden Tag 21, dann 16 usw. (Nein, normalerweise zähle ich keine Gegenstände am Wegesrand...)
Der Rest des Weges aus der Flensburger Förde heraus ist unspektakulär, doch ich freue mich über die adretten Vorgärten, Hagebuttenhecken und tangige Seeluft.
Ich fühle mich körperlich ziemlich angegriffen. Fröstelnd entscheide ich mich in Dybbøl den Lagerplatz aufzusuchen. Am Weg steht kein Schild, also navigiere ich mit dem Telefon dorthin. Leider entscheide ich mich für den falschen Stichweg zum Gedarmstien herunter. Deshalb muss ich mein Fahrrad unter zwei Zaun-Drähten hindurch ziehen. Ich denke erst, mir sei so kalt, dass meine Muskeln krampfen als ich das Fahrrad darunter durch wuchte, dann dämmert es mir doch noch, dass die Krämpfe nicht physiologisch bedingt sind, sondern einfach Strom auf dem Draht ist.

Ich finde die zugewiesene Wiese, stelle schnell mein Zelt auf und speise zu Abend. Dann rolle ich mich in meinen Schlafsack (es ist noch hell, vielleicht 19:30Uhr). Physisch und psychisch angeschlagen überlege ich, morgen einfach wieder heim zu fahren. Ich habe überhaupt keinen Bock auf Anstrengung, die ist hier aber nunmal unumgänglich.
Irgendwann trifft noch ein kleines Rudel Pfadfindermädels ein, aber auch die liegen bald in ihrem Schlafsack.
Ich stöpsel meinen mp3-Player in die Ohren und liege so noch eine ganze Weile rum und lasse die Gedanken reisen.
To be continued...
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