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Meine erste Solotour in Norwegen. Geplant waren 4 Tage - dank des guten Wetters und der Umstände wurden es jedoch nur 3

Das wird weniger ein Reisebericht mit Fotos und Kommentaren, sondern eher eine Reisegeschichte. Warum es keine Bilder (außer Googlebilder) gibt? Tja, das wird sich zeigen ;)
Stunde 0
Ich fliege mit dem Flugzeug von Berlin nach Bergen – also von der Sonne in den Regen. Ich gehe raus und atme erstmal durch… „Norwegen!“ denke ich und fange mir an Gedanken zu machen wie ich nach Krakenes komme, wo mir ein Couchsurfer seinen baufälligen Caravan angeboten hat. Ich gehe ins gegenüberliegende Parkhaus und spreche die erstbeste Person an, die mich auch prompt bis zu meinem Bestimmungsort bringt.
Es braucht leider mindestens 1 Stunde bis ich (drei mal vorbeigelaufen!) den verschollenen Caravan finde. „Nur rein da“ denke ich, den der Dauerregen käst mich ziemlich an mit dem ganzen Gepäck! Nachdem ich meinen wirklich nicht sehr fitten Caravan inspiziert habe, gehe ich noch in den 500m entfernten „Coop“ einkaufen. Die Preise verwirren mich ziemlich und ich muss mich anstrengen alles umzurechnen und zu vergleichen. Chipspackung für 38 Kronen, aber einen großen Fisch für 22… mhm… ein bisschen anders als in good-old-germany

Mit den vielen neuen Eindrücken gehe ich nach dem packen bald schlafen...
Tag 1
Um 6:45 nehme ich den Bus nach Bergen. Dort angekommen nehme ich auf dem Weg zum Bahnhof die ersten Eindrücke auf. Nette Geschäfte, gepflegte Parks, alte Häuser und verwinkelte Gassen. Und jei, der Regen bleibt mein treuer Begleiter. Um kurz vor 8 startet mein Zug Richtung Finse. Leider habe ich keinen Fensterplatz, was das rausschauen ein wenig einschränkt, aber ich hoffe auf die Rückfahrt. Das was ich auf der Strecke aber teilweise zu sehen bekomme ist wirklich zum rausspringen und loswandern – kostet leider Bußgeld wenn man am roten Hebel zieht

Finse1222… 10:16 ich bin am Start. Noch kurz in die Webcam gewunken und einen kurzen Handstand für die Freunde, dann fülle ich noch Wasser auf und los geht’s – ab in die norwegische Wildnis. Was mir bewusst ist: Es liegt noch verhätnismäßig viel Schnee. Was mir nicht bewusst ist: Dieser Sommer ist der schlechteste der letzten Jahre. Deswegen ist die Schneeschmelze sehr verzögert und die Flüsse noch ungewöhnlich stark für den August.
Der Regen ist während der Zugfahrt zu Nieselregen geworden und ich ziehe Regenjacke und Regencape an. Die ersten Augenblicke bin ich wie in Trance – ich habe keine Ahnung was mich erwartet! Welche Landschaft, welche Wege, welches Wetter und was für Herausforderungen.

Ungewohnt und neu ist alles was ich sehe. Die Landschaft wirkt ein bisschen verlassen. Der Pfad windet sich durch eine Moos-Flechten-Büsche-Vegetation mit vielen kleinen und großen Steinen. Es ist ein hügeliges Tal mit einigen kleinen Bächen und wiederholt matschigen Stellen.
Ich bin froh über meine geliebten Wanderschuhe (Meindl GTX) und meine Gemaschen die die Fluss- und Matschüberquerungen sehr unproblematisch machen. Auch die geliehenen Trekkingstöcke sind Gold wert wenn man bei einem Fluss von Stein zu Stein balancieren muss. Schnell lerne ich auch die Trampelpfade lieben, die schmal, immer wieder recht unwegsam und sich selbst überlassen sind. Das macht das ganze recht natürlich und man hat nicht das Gefühl auf diesen Weg angewiesen zu sein. Er dient als Geländer an welches man sich halten kann oder auch nicht. So schreitet der Tag voran und außer ein paar Höhenmetern ändert sich wenig. Der Weg ist sehr gut markiert und fast alle 20 Meter ist auf einem Felsen oder einem Steinhaufen ein rotes „T“ gemalt. Ich muss so gut wie nie auf die Karte schauen. Das finde ich sehr angenehm, vor allem weil es dezent ist und den Betrachter nicht stört. Gegen Mittag kommt ein mäßiger Wind auf. Dafür gibt es kein Nieselregen mehr. Ich mache Rast und esse „Wasa Sport Knäckebrot“ mit WienerWürstchen – die Überbleibsel meines Abendessens. Dann meine ich noch ein Mittagessensselfie machen zu müssen und rutsche erstmal ordentlich auf einem glitschigen Felsen auf = gefühlt „gebrochener“ Ellenbogen mit Platzwunde und ein Loch in der Daunenjacke. „Das fängt ja schonmal gut an“ sage ich mir und verarzte die Wunde.
Es geht weiter, durch immer mehr Steine und Felsen, zwischen zwei großen Seen hindurch. Die Schneefelder häufen sich sowie die idyllischen Seen. Leider sind die „idyllischen Seen“ teilweise noch so hoch und von Eis bedeckt, das der gekennzeichnete Weg durch Teile des Sees verläuft. Da heißt es: Augen auf und neue Wege suchen. Dafür lässt der Wind nach – er hat sein Werk getan: Die Sonne scheint mit voller Kraft und alle Wolken haben sich verflogen. Das Braun-Grau wird bunter und lebendiger und die Seen scheinen mir blau entgegen. Aber nach ein paar Stunden wolkenlosem Himmel bereue ich es, keine Sonnencreme mitgenommen zu haben! Ich bedecke mich so gut es eben geht ohne alles zu verschwitzen und noch während ich mir über „Sonnenkonto“ und „Hautkrebs“ Gedanken mache, erstrahlt vor mir ein wunderbares Tal (Skatjörna-See). „Wie ein perfektes Gemälde“ denke ich mir – und das denke ich mir nicht das letzte Mal! Nachdem ich alles gewissenhaft mit meiner Spiegelreflex festgehalten habe, gehe ich hinunter ins Tal, am See entlang und treffe bald auf meinen ersten Wanderer, einen jungen Mann aus Stuttgart der mir sagt was ich schon irgendwie wusste: Die Westseite des Hardangerjökulen sei schwer passierbar. Er habe sich nun für die Ostseite entschieden. Ein Fluss soll eine Brücke zerstört und sich einen neuen Weg gebahnt haben!
Nachdem wir uns kurz unterhalten haben verabschieden wir uns und ziehen unseres Weges. „Ich habe ja genug Zeit eingeplant um dieses Problem irgendwie zu umgehen“ beruhige ich mich wieder und male mir schon aus wie die Situation aussehen könnte.
Gegen Abend komme ich in das Gebiet „Leirbotn“, ein langgezogenes Tal mit viel Grün und einem ca. 4 km langen Flussdelta. Hier ist alles voller Sumpf und man findet kaum eine Möglichkeit nicht bis zur Hälfte des Schuhs einzusinken. Schmatzend laufe ich im ZickZack von Stein zu Stein zu Grasbüschel und teste mit meinen Trekkingstäben den Weg aus. Nur ein paar wenige Male versinke ich mit dem ganzen Schuh. Währenddessen hat der Wind wieder eingesetzt und kühlt ein wenig ab.
Es beginnt zu dämmern und ich halte Ausschau nach einem Zeltplatz. Wegen dem Wind suche ich verzweifelt nach einem windgeschützten Plätzchen, also nach einem großen Felsen oder so mit einem Stück ebener Fläche ohne Sumpf – also ziemlich unmöglich hier


Tag 2
Nach mehrmaligem Aufwachen und wieder einschlafen wage ich einen Blick aus dem Zelt und sehe Raureif am Zelt und auf den Pflanzen, aber auch den makellos blauen Himmel! „Danke Gott“ denke ich, stehe auf und mache ich mir einen Tee. Mit der Teetasse in der Hand erkunde ich fröstelnd die Gegend in den Morgenstunden. Ich entdecke einen traumhaften See mit einem schönen Bach und sauge das alles in mich auf. Auch schöne Fotos schieße ich in dem schönen Morgenlicht. Außerdem entdecke ich ein Zelt nicht allzu weit entfernt. Doch langsam macht sich der erste Fehler bemerkbar: Sumpf = Rrrrrrichtig… Mücken!!! Und davon nicht wenige… nein, gar nicht wenige! Und wie es scheint sind alle määäächtig hungrig. Ein bisschen kann ich sie verstehen - viel zum Blutsaugen außer Lemminge haben die hier sicher nicht! Da kommt doch ein Wanderer gerade recht! „Ich bin nicht die Wohlfahrt“ rufe ich in den attackierenden Mückenschwarm und verkrieche mich wieder in mein Zelt und esse mein Müsli. Während die Geschmacksnerven sich freuen beginnt draußen eine Belagerung, welche ich nicht gewinnen kann, da ich weiterkommen will. Apropos weiterkommen… mein Zelt – es muss trocknen! Mein Schlafsack auch! Der zweite Fehler macht sich bemerkbar, ich habe meinen Zeltplatz volle Lotte an einen Schattenplatz gesetzt. „… im Osten geht die Sonne auf…“ brumme ich vor mich hin und entscheide mein Zelt in die Sonne zu tragen. Gesagt getan: Sachen packen, Heringe ziehen und ab in die Sonne. Mein Motto: Nur nicht stehen bleiben! So wird während laufen und fuchteln alles auf die großen Felsen verteilt die schon voll in der Sonne liegen. Um die Wartezeit zu überbrücken wasche ich ab und putze meine Zähne. Nachdem alles trocken ist verstaue ich alles wieder im Rucksack und düse ab. Ich schaue noch kurz bei dem zuvor entdeckten Zelt vorbei und unterhalte mich mit dem französischen Pärchen, was mir netterweise auch noch was von ihrer Sonnencreme abgibt!
Das schöne Wetter lässt nicht nach und ich komme kaum hinterher, die schönen Eindrücke zu verarbeiten. An vielen schönen Stellen mache ich Erinnerungsfotos und tolle Landschaftsaufnahmen. Hinter jedem Hügel ein neues Tal, ein neues Bild, eine neue Atmosphäre. Beschreiben kann ich mein Gefühl nicht – es hat mich schlichtweg überfordert! Man muss einfach selbst dagewesen sein würde ich behaupten. Denn obwohl sich von den Beschaffenheiten kaum etwas ändert (flache grün-braune Vegetation, Wasser, Steine oder Schnee) hat doch jeder Ort auf der Strecke sein ganz eigenes Fler.
Gegen Nachmittag komme ich in das „Skytjedalsfjellet“. Hier kann ich endlich wieder regelmäßig an den Flüssen mein Wasservorrat aufstocken. In den Sumpfgebieten hatte ich bei den vielen stehenden Gewässern so meine Bedenken, ob ich nicht wenig später hinter den nächsten Stein springen muss. Die Schneefelder häufen sich und der Gletscher kommt näher. Die Bergmassive die den Gletscher einrahmen, geben eine schöne Kulisse ab! An der letzten Kreuzung vor der bekannten Gletscherzunge „Rembesdalskaka“ entscheide ich mich dafür, heute noch die DNT Hütte „Rembesdalseter“ zu erreichen. Es ist ca. 16:00 Uhr. Das Gelände wird extrem felsig und man muss ziemlich kraxeln (das Wort trifft es erstaunlich gut) um voran zu kommen. Die Gletscherzunge sieht traumhaft und bedrohlich zugleich aus! Blau glänzen mir in der Abendsonne die Gletscherspalten entgegen und inmitten der Eisfront gähnt ein Loch aus dem ein tosender Wasserfall strömt. Das Donnern der Wassermassen im Hintergrund beginnt mein Abstieg in der nun 100% felsigen Umgebung. Es ist kein Spaß die zum Teil glitschigen Felsplatten ohne auszurutschen zu überwinden, aber es geht. Langsamer als gedacht stehe ich im Tal wo der Gletscherfluss Richtung Stausee fließt. Und nicht nur ich stehe da – auch ein tschechischer Gaststudent steht an der Brücke… an der kaputten Brücke

Toll…, also genau einer der größten und wildesten aller Flüsse auf dieser Tour sollte gemeint gewesen sein. „Das hätte man ja bei den Warnungen auch irgendwie hinzufügen können“ denke ich mir. Wir beide laufen umher und suchen nach Steinen oder sonstigen Anzeichen einer guten Überquerung. An einer Stelle hat der Fluss erst zwei Arme, da scheint es nicht ganz so wild, aber eine Möglichkeit oder einen Weg hinüberzukommen sehen wir immer noch nicht! Plötzlich entdecken wir ein ganz unscheinbares wackliges Brett, welches auf eine kleine Insel inmitten des Flusses führt. Und Fußspuren sehen wir auch! Wir haben wieder Hoffnung und wagen den Schritt. Die Insel hin und her laufend suchen wir nach einem Übergang. Wir finden auch etwas – einen Steinhaufen auf dieser Seite und auf der anderen Seite des Hauptstroms und zwei Fußspuren, welche ins Wasser gehen und nicht zurückkommen! "Es scheinen schon zwei geschafft zu haben. Muss also möglich sein!" denke ich und bespreche mich mit dem Tschechen, für den das alles der totale Horror ist, er aber ohne Rücksicht auf Verluste zu den Hütten will. In diesem Moment bin ich echt froh, dass das „Schicksal“ uns zusammengeführt hat. Alleine wäre ich umgedreht… Nach einigem hin und her entscheiden wir uns die Schuhe anzubehalten, da der Gletscherfluss eine undurchsichtige graue Brühe ist und nicht ersichtlich ist, wie es am Boden aussieht (eine weise Entscheidung). „Wasserschuhe wären jetzt geil“ wünsche ich mir in Vorahnung meiner nasser Schuhe. Der Moment ist nahe… Ich stehe auf dem letzten Stein der noch erreichbar war und teste mit dem Stock wie tief das Wasser hier ist. Ich halte den Stock vergleichend an mein Bein… „mhm… bis an die Kniekehle“. 2 min. lang zögere ich - die schnellen undurchsichtigen Wassermassen schüchtern mich gehörig ein. „Wenn du drin bist gibt es kein zurück – dann musst du durch“… „Aber es haben ja schon zwei geschafft. Dann muss ich das auch schaffen können“. Das sind meine letzten Gedankendiskussionen bevor ich den ersten Schritt in das eiskalte Nass setze. Mit jedem Schritt wird das Wasser tiefer, erst bis zum Oberschenkel dann wird meine Boxershort kalt. Ein Meter, zwei Meter, drei Meter, 4 Meter… Der Adrenalinkick verleiht Höchstleistung und so scheint mir das vorangehen gar nicht schwer bis ich an die tiefste Stelle komme und das Wasser neben meinem Bauchnabel auch meine Isomatte erwischt. Ich verliere die Kontrolle, fange mich wieder „Nur durch… nur weiter“. Ich komme wieder höher und das Ufer kommt schnell näher! „Geschafft!“ jubel ich laut und schmeiße meine Sachen von mir, hole die Kamera raus und fotografiere in voller Bereitschaft zur Hilfeleistung die Durchquerung des Tschechen. Es klappt! Während wir unsere Sachen auswringen, beglückwünschen wir uns und sind sehr froh, einander gefunden zu haben.
Um den Weg wieder zu finden, laufen wir auf die Höhe der zerstörten Brücke und finden kurze Zeit später wieder eine zerstörte Brücke über einen ziemlich starken aber schmalen Wasserfall. Man kann springen, er ist nur einen Meter breit! Ich mache eine Reihenaufnahme mit der starken Szenerie während der Tscheche springt. Ich verstaue die Kamera in meiner Tasche und komme nach. Gerade will ich springen, da wendet sich die Kameratasche und die Kamera fällt aus der anscheinend nicht richtig geschlossenen Tasche in die Fluten und ist innerhalb von wenigen Sekunden in dem Schneetunnel verschwunden. „Ouuuuh“ sagt der Tscheche und ich springe… der Kamera hinterher in die tosenden Fluten


Derweil sind wir schon am Aufstieg zu den Hütten. Das ist ein echt steiler, schmaler und schwieriger Weg. Vor allem mit klatschnassen Klamotten und Schuhen und nach 9 Stunden wandern. Dafür ist die Aussicht mit dem Stausee und dem tosenden Gletscherfluss entschädigend! Nach einer guten Stunde kommen wir gegen kurz vor 8 bei den Hütten an und treffen auf ein Berliner Pärchen welche sich mit den gesehenen Fußstapfen in Verbindung bringen lassen. Sie sind ziemlich aufgebracht über die Steinhaufen die eine scheinbar ungefährliche Furt markieren. Da wir alle dasselbe Schicksal teilen, haben wir schnell eine gute Gemeinschaft! Kurze Zeit später kommen 4 Norweger (davon einer der Hüttenwart) welche sich das Ganze mit großem Erstaunen anhören. Sie sind sehr hilfsbereit und lassen uns kostenlos in der Hütte unser Abendessen zubereiten und machen im Ofen ein Feuer um unsere Sachen über Nacht zu trocknen. Die Hütte ist wirklich sehr nett und es entstehen interessante Gespräche. Per Sponheim (Hüttenwart) erklärt, das große Eisbrocken im letzten Sommer den Abfluss des Gletschers verstopft hatten. Daraufhin hätten sich gewaltige Wassermassen angestaut. Ganz plötzlich sei das Eis gebrochen und habe sich in einer Flutwelle aus Wasser und Eis in den Stausee ergossen. Dies sei bisher zwei Mal passiert (Das erste Mal - ohne Staudamm - wurden viele Häuser und Lebensgrundlagen zerstört!) und auf meine Frage ob den nächsten Sommer die Brücke wieder fit sei antwortet er, dass der "DNT" nicht vor hat die Brücke zu erneuern, da die Gefahr zu hoch sei, dass die nächste Flutwelle Wanderern das Leben kostet. Es sei schon eine Tour um den Stausee ausgekundschaftet. Er zeigt mit dem Finger auf ein Paket was unter der Bank liegt und erklärt, das darin schon die Farbe ist mit der die neue Route wahrscheinlich diesen Sommer noch markiert würde.
Durch die Ereignisse geistig und körperlich ziemlich am Ende laufe ich gezwungenermaßen barfuss zum 100 m entfernten Zelt. Das ich dabei in Schafkacke trete verschafft mir noch ein schönes kaltes Fußbad

Tag 3
Nach einer durchwachsenen Nacht (warum kann ich nicht durchschlafen?!) stehe ich um halb 8 auf und zelebriere den Morgen mit meinen Tee und mein Müsli mit Aussicht auf den Stausee. Heute will ich es nach den gestrigen Strapazen ruhig angehen lassen. Nur keine Hektik! Mich wundert es, dass mein Genosse sich um 6 nicht verabschiedet hat.
Wiederum barfuss laufe ich zur Hütte und hole meine (Gott sei Dank) trockenen Wanderschuhe und Klamotten ab. Der Hüttenwart kommt plötzlich ganz aufgeregt auf mich zu und erzählt mir, dass mein Kollege um 6 Uhr fix und fertig gepackt und angezogen vor der Tür stand und denselben Weg zurückgehen wollte. Ihm war der bekannte Weg lieber, anstatt den ungewissen Weg weiterzugehen. Er habe ihn lange davon abhalten wollen, weil der Fluss gefährlich stark ist, es aber leider nicht geschafft. Sich hätten sich darauf geeinigt, dass er ihm nach der Überquerung eine SMS senden solle. Bevor ich gehe schreibe ich ihm meine Handynummer auf, dass er mich informieren kann wie es gelaufen ist. Noch voller Unglauben darüber, dass der Student alleine den Fluß überqueren will gehe ich weiter. Ich stoße auf zwei schöne Seen nach denen ein enormer Aufstieg folgt. Mit meinem ausgepowerten Körper muss ich oft stehen bleiben und „gezwungenermaßen“ die Aussicht genießen. Der Aufstieg scheint kein Ende zu haben, doch da eröffnet sich vor mir eine schöne Schneelandschaft. Mittlerweile hat wieder ein starker böiger Wind eingesetzt der dazu auch noch echt kalt ist (obwohl die Sonne scheint)! Was jetzt folgt sind ca. 5 ½ Stunden wandern durch eine wunderbare Schneelandschaft mit vereinzelten Steininseln und wieder einigen kleineren oder größeren Flüssen und Seen. Auch der Rand den Gletschers ist bald gut sichtbar. Ich genieße die Schönheit und das makellose weiß durch den kleinen Sehschlitz zwischen Mütze und Buff-Tuch. Der Wind ist noch stärker geworden und pfeift mir mit Seelengeduld von rechts um den Körper, sodass ich manchmal wie ein Betrunkener aus der Bahn geworfen werde. Der Schnee ist leider auch recht weich, was das vorankommen nicht so einfach macht. Und wegen dem Wind kann ich auch nicht länger als eine Minute stehen bleiben ohne das mir kalt ist. Meinen Plan heute nochmal vor Finse zu zelten wird durch die fast geschlossene Schneelandschaft und den starken Wind vollständig zunichte gemacht. Der Abstieg gibt mir dann Kräftemäßig den Rest und ich wackel wie ein alter Opa die letzten 1 ½ Stunden vom Fuße des Berges am Finsevatnet entlang bis nach Finse.
Nachdem ich dort mein Wasser aufgefüllt habe gehe ich hinter dem Damm zelten. Ich genieße es nach all den Strapazen und wunderschönen Momenten wieder angekommen zu sein. Endlich kann ich alles in Ruhe verarbeiten. Ich genieße noch ein paar Kekse mit einem leckeren heißen Früchte-Tee und gehe schlafen.
Am nächsten Tag darf ich trotz meines bereits auf den übernächsten Tag gebuchten Tickets nach Bergen fahren. Die Norweger sind halt nette Leute

Vielen Dank fürs Lesen! Keine Ahnung ob das gut zu lesen ist, wenn man nicht die passenden Bilder im Kopf hat - sry!

Ein paar Bilder von dem 3. Tag kommen nach (habe ich mit meinem Notfallhandy gemacht

Andy
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