[NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

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  • Alpentrekker
    Erfahren
    • 22.07.2013
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

    Ist immer interessant zu sehen wenn man da selbst erst letztes Jahr war und das man nicht der einzige ist der sich so ewig an der riesigen Geröll passage zwischen glitterheim und spiterstulen abgemüht hat aber auf jeden Fall sehr schöne bilder.
    - Walk, Walk, Walk ... -
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    • losgelaufen
      Anfänger im Forum
      • 08.08.2015
      • 17
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

      Leider hat es ein bisschen länger gedauert. Aber jetzt geht es weiter.

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      Tag 5

      Nicht viel los
      Es windet und regnet den ganzen Tag. Zwischen 10 Uhr und 12 Uhr scheint zwar die Sonne, doch die Wettervorhersage sagt für die Zeit danach den ganzen Tag Regen an. Pünktlich um kurz nach 12 fängt es dann auch tatsächlich an zu regnen. Dabei vertilge ich meine letzten gute Laune Salametti. Dabei hätte ich sie am nächsten Tag noch gut gebrauchen können. Memo an mich. Beim nächsten mal viel mehr davon mitnehmen. Abends macht der Regen dann doch nochmal eine kurze Pause. Ich nutze die Zeit um mir meine Beine etwas zu vertreten. Es gibt wirklich schöneres als den ganzen Tag im Zelt zu sitzen. Von diesem Tag gibt es auch nur ein Foto.



      Tag 6

      Es geht früh los
      Da ich gestern auf der faulen Haut lag nahm ich mir vor so gegen sechs Uhr aufzustehen. Meine Wetterapp sagte für den ganzen Tag schönes Wetter an, erst gegen Abend sollte es wieder etwas zuziehen und Regnen. Wach war ich dann sogar schon um fünf Uhr. Es war bitterkalt. Eine Stimme in mir sagte zu mir, dass ich verrückt bin wenn ich jetzt aufstehe und aus dem warmen und gemütlichen Schlafsack herauskrieche. Ich entscheide mich fürs verrückt sein. Das Frühstück ließ ich aber erstmal weg, das wollte ich später in der warmen Sonne genießen. So war dann erstmal zusammenpacken angesagt. Hatte ich schon erwähnt, dass es bitterkalt war? Immerhin wurden die Bergspitzen schon von der Sonne beschienen.



      Doch bis die so richtig das Tal erreichten dauerte es noch eine ganze Weile. Alles verpackt ging es um kurz nach sechs Uhr in Richtung Spiterstulen. Auch heute war es irgendwie noch komisch auf einem asphaltierten Weg zu laufen. Da passt einfach irgendetwas nicht.



      So ca. 20 Minuten später bin ich dann in Spiterstulen. Nur einige wenige Wanderer liefen hier um diese Uhrzeit schon herum. Voll muss es in den Hütten aber in jedem Fall gewesen sein. Zumindest waren die Parkplätze soweit ich das beurteilen konnte voll. Es war anhand der Kennzeichen interessant zu sehen, woher die Autos alle kamen. Der Großteil natürlich aus Norwegen, gefolgt von deutschen Kennzeichen. Sonst aus wirklich fast ganz Europa. Großbritannien, Dänemark, Polen, Österreich, Ungarn, Schweden. Der Galdhoppigen ist halt einfach ein Anziehungsmagnet. Was ich auch gut daran erkannte, dass ich auf meinem Weg nirgends so viele Zelte gesehen habe. Der Zeltplatz, oder vielmehr das Galdhoppigen Basecamp wie ich es selbst nannte, war gut gefüllt. Ich selbst lasse den Galdhoppigen aber wie auch schon den Glittertind aus.

      Wer den richtigen Weg nimmt ist klar im Vorteil
      In Spiterstulen an den Touristeninfoschildern stehend, sieht man den Weg der zum eigentlichen Wanderweg in Richtung Leirvassbu führt nicht sofort. Was man aber sieht, ist die Brücke die zum Basecamp führt und ein Weg der dahinter anschließt. Natürlich nehme ich diesen Weg.




      Nach einigen Metern kommt mir allerdings der Gedanke, dass ich nicht so ganz richtig bin. Laut Wanderkarte die ich an meinem Ruhetag zur Genüge angesehen hatte, müsste der Visa rechts von mir fließen, jetzt fließt er aber links von mir. Also zurückgeschaut und da sehe ich den Ausgang oder Eingang, je nachdem wie man es sehen möchte, von Spiterstulen. An den Touristeninfoschildern hätte ich nach links gehen müssen und nicht nach rechts über die Brücke. Ich gehe jedoch erstmal weiter. der Visa wird immer wilder und von den Gletscherabflüssen kommt einiges an Wasser runter. Ich nutze die Zeit um zu fotografieren und in den Bächen von Stein zu Stein zu hüpfen.




      Die Sonne kommt immer mehr über die Bergspitzen hervor und es wird heller. Ich gehe zurück nach Spiterstulen. Mitlerweile herrscht hier auch schon reger Betrieb, die Zeltstadt zumindest ist in voller Bewegung. Ein paar sieht man auch schon den steilen Weg in Richtung Galdhoppigen erklimmen. Schon ein bisschen komisch nach ein paar Tagen geradezu absoluter Einsamkeit wieder so vielen Menschen zu begegnen.



      Wieder über die Brücke geht es diesmal zum richtigen Weg. Auf dem Weg schweift der Blick immer wieder zum Gletscher Svellnosbreen. Das sieht schon klasse aus. Der Weg ist hier noch recht angenehm zu gehen. Hin und wieder hat es zwar größere Wasserpfützen vom gestrigen Regen, jedoch alles halb so wild. Die Sonne hat es mitlerweile auch über die Gipfel geschafft. War es zuvor noch richtig frisch und ich gut eingepackt, muss ich nun Jacke und leichtes Fleece ablegen. Gefühlt stieg die Temperatur nun vom Gefrierpunkt auf 20 Grad plus an. So gegen neun Uhr entscheide ich mich an einem Bach mein Frühstück zu mir zu nehmen. Der Weg steigt danach mehr und mehr an.

      Rudolph and Friends




      Zwei Brücken sind zu überqueren, wobei ich an der letzten irgendwie den Absatz zum Weg total übersehe da ich nach vorne und nicht nach unten schaue und einen ordentlichen Satz mache. Doch ich stehe noch. Es folgt ein nicht ganz einfach zu überquerender Gletscherabfluss. Einen Stein hatte ich etwas falsch eingeschätzt und wäre fast im Wasser gelandet, doch ich konnte gerade so noch mein Gleichgewicht halten.






      Auch häufen sich nun die Geröllsteine wieder mehr. Und wenn sich Geröllsteine häufen, ist was nicht fern? Genau! Altschneefelder. Meine Flucherei hält sich allerdings noch in Grenzen. Zum Glück wusste ich hier noch nicht was mich etwas später noch erwartete. Also stapfe ich über Geröll und durch Schnee den Weg weiter, der auch immer steiler wird. Zwischendrin geht der Blick immer wieder zurück. Die Aussicht ist auch heute wieder einfach beeindruckend.






      Gerade als ich durch so ein blödes Schneefeld laufe und konzentriert auf den Boden sehe nehme ich an meinem linken Blickfeld eine Bewegung wahr. Ich schaue in die Richtung der Bewegung. Rentiere! Schnell bleibe ich stehen und bewege mich nicht. Nur meine Kamera habe ich im Anschlag. Hier im Forum hatte ich gelesen, dass Rentiere im Normalfall einige Kilometer flüchten wenn Menschen zu nahe kommen und so unnötig Energiereserven verbrennen. Deshalb will ich sie möglichst nicht aufscheuchen. Die kleine Rentierherde scheint gemütlich unterwegs zu sein. Eines bleibt stehen und ich bin mir sicher, dass es mich sieht. Es sieht jedoch nicht so aus, als ob die Rentiere nun etwas in ihrem Verhalten ändern. Erst als sie weiter weg den Berg hoch sind gehe ich weiter. Erst jetzt merke ich, ich stehe ja noch in einem Schneefeld. Gerade noch gute Laune … Naja weiter gehts über das Altschneefeld, wenn auch nicht so elegant wie die Rentiere, die ja geradezu über den Schnee zu schweben scheinen.



      Winter wonderland?
      Es geht über Schnee steil hoch in Richtung Kyrkjeglupen, was mich mächtig ins schwitzen bringt. Fast ganz oben angekommen bleibe ich stehen und schaue zurück ins Visdalen um zu sehen wo ich hergekommen bin. Schon eine ordentliche Strecke denke ich mir. Die Aussicht ist jedenfalls klasse.




      Ein klein wenig ging es noch hoch. Und dort erstreckte sich das Grauen. Schnee soweit das Auge reichte. Ich lief quasi aus dem Sommer direkt in den Winter. Ein Schritt nach vorne, Winter. Ein Schritt zurück, Sommer. Aber ich will ja nach vorne. Also ein Schritt nach vorne in den Winter. Es ging also Mühsam durch den Schnee weiter. Es kamen mir zwei Wanderer entgegen. Der erste lief normal und gab auch ordentlich Tempo vor. Der zweite humpelte doch ordentlich und tat sich schwer das Tempo zu halten. Ich fragte ob alles ok ist. Der linke Knöchel tat ihm weh meinte er. Da ich Tape dabei hatte fragte ich noch ob ich wir den Knöchel tapen sollen. Er verneinte und meinte, dass schon alles inordnung ist und ging weiter. Auch für mich ging es weiter durch den Schnee. Und es war anstrengend, so richtig anstrengend. Nur mit kleinen Schritten kam ich vorwärts und sackte hier und da immer mal wieder etwas ein. Zudem flogen hier so viele Mücken herum wie ich sie bisher auf der gesamten Tour nicht gesehen hatte. Die Wolken wurden etwas dichter und es wurde frischer. Also Mütze auf, Jacke an und weiter gehts.




      Bis ich mit einem mal einsacke und mit dem linken Bein bis zum Oberschenkel im Schnee stecke und erstmal nicht mehr raus komme. Im ersten Moment erschreckt man sich ordentlich wenn der Boden auf einmal nachgibt. Ich der die ganze Zeit über den Schnee fluchte muss nun einfach anfangen zu lachen. Ich schnalle den Rucksack ab und kann mich aus dem eiskalten Schnee drücken. Doch es geht weiter. An vielen Stellen sieht man nun, dass ich nicht der Erste bin der hier im Schnee eingesackt ist. Und oft sieht der Schnee recht dünn aus, sodass ich öfters nicht den Wanderspuren folge sondern knapp daneben durch den tieferen Schnee laufe. Mir kommen zwei Russen entgegen, die wissen wollten wie lange sie denn noch durch den Schnee zu laufen hätten. Als ich ihnen sagte, so zwei Stunden sicherlich noch, schienen sie mir nicht gerade den glücklichsten Eindruck zu machen, was ich total verstehen konnte. Mir sagten sie hingegen, dass Leirvassbu nicht mehr weit entfernt ist und ich es bald geschafft hätte.




      Und tatsächlich Leirvassbu ist zu sehen. Meine Laune steigt wieder etwas. Das gibt nochmal so etwas wie einen Motivationsschub wenn man das Ziel vor Augen hat. Nach einigen weiteren Metern gibt der Schnee wieder nach und ich sacke wieder ein. Diesmal lache ich aber nicht. Ich haue mir mein linkes Schienbein ordentlich an einem unter dem versteckten Stein an. Was will man automatisch machen wenn man sich ordentlich das Schienbein anhaut? Man will es sich einfach nur halten und sich hin und her wälzen und vor Schmerz schreien. Ich war schon dabei mich zu wälzen, da überlegte ich es mir doch noch anders. Keine fünf Sekunden dauerte es und ich stand wieder. Der Schnee ist einfach zu kalt um sich in Selbstmitleid zu wälzen. ;) Mein Schienbein war in den nächsten Tagen ordentlich grün und blau. Aber an diesem Tag tat es zu meinem Glück nicht allzu lange weh. Und mir wurde nun auch klar, wieso mir der humpelnde Wanderer entgegen kam. Bei etwas mehr Pech hätte ich vielleicht nun auch humpeln dürfen. Eine weitere halbe Stunde später erreiche ich Leirvassbu. Und erstmal stehe ich blöd da. Zelten ist in der näheren Umgebung ja verboten und der Schnee macht es auch nicht gerade möglich irgendwo sein Zelt aufzuschlagen. Der gesamte Leirvatnet war zugefroren und an dessen Ufer war auch keine Möglichkeit. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten. In der Hütte zu schlafen oder noch ein Stück weiter zu gehen.





      Eigentlich war ich für diesen Tag bedient, aber ich wollte nicht wirklich in der Hütte schlafen. Ich packe erstmal meine Karte aus und schaue wo denn vielleicht ein geeigneter Platz sein könnte. Ich entschied mich dazu mein Glück an den Hogvagltjonnen zu versuchen. Also ging es weiter auf dem Weg nach Gjendebu. Als wenn ich nicht schon genug davon gehabt hätte geht es auf Schnee steil den Berg hoch. Doch ich wollte es ja so. Über den Berg drüber ging es gleich wieder nach unten. Immer noch weit und breit kein geeigneter Zeltplatz. Nur an Bergflanken mit ordentlich Geröll darüber. Da schläft man besser nicht. Es geht weiter und mir kommt ein Norweger entgegen. Wir sind beide am fluchen, ich weil ich wieder mal einsacke und er, weil aufgrund des weichen Untergrunds sein Knie schmerzt. Er fragt mich wo ich her komme und entschuldigt sich schon fast für den vielen Schnee. Der Sommer will dieses Jahr einfach nicht in Schwung kommen, doch normal ist es hier richtig schön. Ich entgegne ihm, dass die Landschaft auch mit Schnee im Prinzip schön aussieht und nur das halt anstrengender ist. Er war auf Gipfelbesteigung mit Sohn und Neffe die beide noch nach kämen. Klar, je älter der Norweger, desto schneller ist er unterwegs. Das glaubt man auch nur wenn man es selbst sieht. Wir verabschieden uns und so 10 Minuten später laufen die beiden dann auch an mir vorbei. Und endlich, nach einer weiteren halben Stunde finde ich endlich meinen Zeltplatz. Ich schnalle meinen Rucksack ab und setze mich auf einen Stein. Die Sonne kommt wieder etwas mehr zum Vorschein und wirft die umliegenden Berge mitsamt Schnee in ein tolles Licht. Ich hole natürlich meine Kamera raus und mache meine Fotos. Es kam ein Wanderer in Gummistiefeln vorbei. Zumindest sahen sie aus wie Gummistiefel. Ich jedenfalls würde hier nicht mit Gummistiefeln laufen wollen. Ich baue mein Zelt auf und genieße mein Abendessen. Spaghetti Bolognese. Als Nachtisch eine Tafel Ritter Sport, die ich meiner Meinung nach verdient hatte. Und dazu einen schönen warmen Tee. Es war nun gegen 21 Uhr, doch draußen war es wieder richtig hell nachdem die Sonne herauskam. Irgendwann danach muss ich dann aber trotz der Helligkeit eingeschlafen sein.

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      • Alpentrekker
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        • 22.07.2013
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        #23
        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

        Hallo losgelaufen,
        ist schon hart wenn man so den unterschied von letztem Jahr zu diesem Jahr sieht. Da ich ja letztes Jahr bis dahin den gleichen Weg gelaufen bin und ungefähr zur gleichen Zeit ... Die Rentierherde scheint in der Umgebung wohl jedes Jahr zu sein. Ich hatte da nämlich letztes Jahr auch welche gesehen.
        Ich denke mal das weist du zwar, aber man kann schon bei den Hütten zelten nur muss man hält was bezahlen. Das waren in Leirvassbu 70 Kronen. Dafür kann man eben auch die sanitären Einrichtungen mit nutzen. Aber das ist ja immer Geschmackssache ob man das möchte
        Ich freue mich wenn es weiter geht und sehr schöne Bilder.
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        • losgelaufen
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          #24
          AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

          Zitat von Alpentrekker Beitrag anzeigen
          Hallo losgelaufen,
          Ich denke mal das weist du zwar, aber man kann schon bei den Hütten zelten nur muss man hält was bezahlen. Das waren in Leirvassbu 70 Kronen. Dafür kann man eben auch die sanitären Einrichtungen mit nutzen. Aber das ist ja immer Geschmackssache ob man das möchte
          Ich freue mich wenn es weiter geht und sehr schöne Bilder.
          Die Infos die ich hatte waren, dass man in Leirvassbu nicht Zelten darf. Gut wenn ich es wirklich gewollt hätte, hätte ich nachgefragt. Andererseits war da so viel Schnee, dass ich in der näheren Umgebung garnicht hätte Zelten können.

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          • Alpentrekker
            Erfahren
            • 22.07.2013
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            #25
            AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

            Andererseits war da so viel Schnee, dass ich in der näheren Umgebung garnicht hätte Zelten können.
            Das ist dann eben die andere Sache. War aber letzes Jahr auch nicht so einfach da einen Platz zu finden, da da alles recht uneben ist und 2 andere Leute mir die ebenen Plätze weggeschnappt hatten.
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            • losgelaufen
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              • 08.08.2015
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              #26
              AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

              Nein ich habe den Thread hier noch nicht vergessen. Weiter gehts.

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              Tag 7

              Im Windkanal
              So gegen 23 Uhr wache ich schon wieder auf. Der Graupel prasselt ordentlich gegen mein Zelt. Da ich kein Thermometer bei mir habe ist das allerdings eine grobe Temperatur Angabe für mich. Bei dem Gedanken, dass es jetzt wahrscheinlich so um die null Grad hat verkrieche ich mich noch tiefer in meinen Schlafsack. Die Nacht über wache ich dann noch öfter auf und jedes mal grüßt mich der Graupel. Zusätzlich rauschte durch das Tal ein ordentlicher Wind. Da ich in all dem Schnee um mich herum gestern den erstbesten Platz genommen habe und ein wenig windgeschütztes Plätzchen hatte, schüttelte es mein Zelt auch ordentlich durch. Ich kann also von einem bestandenen Windkanaltest für mein Zelt sprechen.



              Zweimal kamen in der Zeit Wanderer direkt am Weg neben meinem Zelt vorbei. Ob die viel Spaß hatten weiß ich nicht. Ich wollte auch nicht raus um zu fragen. Das ganze hielt bis 13 Uhr an. Schlagartig hören Wind und Graupel auf, sogar die Sonne kommt heraus. Zum ersten mal schaue ich dann auch aus meinem Zelt und sehe, dass die Wolken langsam aber sicher verschwinden.

              Weiter gehts
              Doch das aufraffen fällt mir schwer. Beim Gedanken an den Schnee steigt die Motivation auch nicht gerade ins unermessliche. Dass der Schnee nun sehr weich sein würde, da hatte ich in dem Moment noch nicht mal dran gedacht. Doch es nützt alles nichts. Je eher ich aufbreche, desto schneller habe ich den Schnee hinter mir. Während ich zusammenpacke laufen drei Wanderer an mir vorbei und gehen etwa zehn Meter weiter den kleinen Hügel hinunter Richtung Bach. Auf der anderen Seite haben sie hinter mehreren Felsen für sich einen Zeltplatz ausgemacht. „Oh den habe ich gestern garnicht gesehen“, denke ich mir. Da der Platz aber auf der Windzugewandten Seite ist, ist es für mich letztendlich nicht weiter schlimm ihn nicht gesehen zu haben. Ich hätte mich sonst wahrscheinlich ein ganzes Weilchen verflucht.



              Ich schultere meinen Rucksack und stapfe los. Nach nur wenigen Metern wartete der Schnee auf mich. Ein super weicher Schnee bei dem ich das Gefühl habe doppelt so tief, im Vergleich zu gestern, einzusacken. Die Wolken werden wieder grauer und hängen tiefer. Doch bis auf ein paar vereinzelte Tropfen hält es. Was das angeht bleibt mir mein Glück wenigstens hold. Von vergangenen Wanderungen bin ich das normalerweise ganz anders gewohnt. Der Wind nimmt auch wieder zu und dreht alle zehn Minuten. Mal ziehen die Wolken über die eine Gipfelkette nur um dann ein wenig später wieder zurückzukommen. Nur der Schnee zieht nicht davon, der bleibt leider liegen. Mühsam geht es am Nedre Hogvaltjonnen vorbei. Auch wenn es etwas Grau ist, die Landschaft entschädigt. Das sieht einfach klasse aus. Mit den Schneebedeckten Bergen um mich herum und wie die Wolken dicht über die Gipfel wabern.




              Gute Entscheidung
              Etwas später taucht zu rechter Hand, nach der Wegkreuzung in Richtung Olavsbu, in einiger Entfernung eine Bootshütte am Anfang des Langvatnet auf. Die sah ich gestern schon auf meiner Karte. Da hatte ich auch noch überlegt bis dorthin zu laufen und in deren Nähe mein Zelt aufzuschlagen. Doch es war gut, dass ich mich für den erstbesten Platz entschieden hatte. Um die Hütte sah es von meiner Position so aus als ob sich dort ein kleines Eiland gebildet hatte. Die Hütte war umgeben von Wasser, Schnee und vermutlich nicht gerade festem Eis.




              Als ich ungefähr auf gleicher Höhe der Hütte war konnte ich zwar eine Stelle mit Geröll erkennen, an der man wohl irgendwie über das Wasser gekommen wäre, doch machte das von hier keinen sehr sicheren Eindruck. Zudem waren hier weit und breit keine weiteren Zeltmöglichkeiten. Wenn ich es dann nicht rüber geschafft hätte, dann hätte ich entweder zurück müssen oder so lange weiterlaufen müssen bis ich einen besseren Platz gefunden hätte. Doch das sind natürlich viele wenns und hätte.



              Zum ersten mal etwas Nervenflattern
              In der Folgezeit wurde zwar der Schnee weniger, doch dafür begrüßte mich der Matsch. Von den Hängen kam ordentlich Schmelzwasser herunter. Bei so einem Schmelzwasser Delta musste ich dann auch das erste mal ganz schön Nerven lassen. Da war so viel Wasser, dass ich schätzungsweise ca. zehn Meter vor mir hatte. Ich ging etwas den Hang hinauf und hinunter um nach einer Stelle für die Überquerung Ausschau zu halten, die mich vielleicht auf einfachem Weg auf die andere Seite bringt. Doch die niedrigste Stelle schätzte ich vielleicht noch bis zur Mitte meines Schienbeins. Da stand ich nun und sagte leise vor mich, „Nicht wirklich oder? Kann nicht euer Ernst sein“. Wen auch immer ich in dem Moment meinte. Vermutlich die Riesen, die hier ja heimisch sind. Zehn Minuten vergehen, in denen ich analysiere wie ich am ehesten auf der anderen Seite ankomme. Schuhe aus und durchwaten? Der Gedanke daran versetzt mich nicht gerade in Verzückung. Das Wasser ist eiskalt. Also gut, es geht von Stein zu Stein. Aber richtig langsam und vorsichtig. Die Steine sind verdammt rutschig. Wenn ich hier mit meinen vielleicht „nur noch“ 16 Kilo auf dem Rücken und 1,5 Kilo vor der Brust nur ein wenig aus dem Gleichgewicht komme, dann war es das. Zumal das Wasser kräftig fließt. Ein Glück habe ich meine Trekkingstöcke die mir Sicherheit geben. Ich habe zwar nicht auf die Uhr gesehen, aber gefühlt habe ich minimum fünfzehn Minuten gebraucht. Der Norweger hätte wahrscheinlich gelächelt und wäre Jesus gleich über das Wasser rüber. Auf der anderen Seite angekommen, setze ich erstmal meinen Rucksack ab und gönne mir zwei Müsliriegel und einen ordentlichen Schluck Wasser. Dabei schaue ich zurück über das Delta und bin schon irgendwie Stolz auf mich.



              Für die Sonnenbrille!
              Doch es muss ja weiter gehen. Rucksack geschultert und weiter gehts. Nach zehn Minuten auf matschigen Wegen und einem kleineren Schneefeld kommt die Sonne etwas hervor. Instinktiv greife ich vorne an meine Kameratasche hin wo normalerweise meine Sonnenbrille wartet. Und ich greife ins Leere. Oh nein! Das letzte mal als ich die Brille bewusst sah war direkt nach dem Delta als ich bei meiner kleinen Pause die Brille auf einen Stein gelegt hatte. Was mach ich jetzt? Zurück laufen und den Weg bis zu meiner Pausenstelle absuchen oder weitergehen und auf die Sonnenbrille verzichten? Der Gedanke daran, dass die Sonne in den nächsten Tagen doch noch kräftig scheinen könnte treibt mich zurück. Mit zugekniffenen Augen zu wandern ist kein Spaß. Zehn Minuten klingen an sich auch nicht nach viel, doch hier macht der Weg die Musik. Und in den letzten Minuten mochte ich die Musik überhaupt nicht. Also zurück durch Matsch und Schnee nur um das ganze dann nochmal zu durchlaufen. Dafür war die Sonnenbrille tatsächlich auf dem Stein an der ich sie abgelegt hatte.




              Auf wiedersehen Schnee!
              Nach einer halben Stunde Fußmarsch ging es zuerst steil hoch und dann auch gleich wieder steil runter. Und was sahen meine Augen da? Ein fast Schneefreies Tal. Noch einmal umdrehen zum Langvatnet und dem Schnee auf wiedersehen sagen. Dann geht es mit deutlich besserer Laune hinunter. Beeindruckende Wasserfälle rauschen hier die Hänge hinab. Die Kamera habe ich hier im Anschlag.







              Es geht zum See Hellertjonne an dessen Beginn mehrere Zelte stehen. So langsam dachte ich auch schon an meinen nächsten Zeltplatz. Das ganze sah jedoch recht belegt aus, sodass es für mich dann noch etwas weiterging. Der Hellertjonne fließt über den Hellerfossen Wasserfall ab, den man schon von weitem hören kann. Je näher man ihm kommt, desto lauter wird er auch. Beeindruckend mit welcher Geschwindigkeit das Wasser hier abfließt.






              Da stehe ich also nun direkt neben dem Abfluss und nehme erst jetzt die Aussicht ins Storadalen wahr. Gut es ist zwar etwas grau in grau durch die tiefen Wolken, aber hey. Dort unten ist weit und breit kein Schnee zu sehen. Ich gehe also recht freudig meines Weges weiter. Doch was passiert, wenn ich mich schon zu früh zu ausgelassen freue? Richtig! Ein Schneefeld. Ein steiles noch dazu, dass den Weg unter sich begraben hat. An den Spuren erkenne ich, dass hier schon der ein oder andere runtergerutscht sein musste. Die Alternative ist ein, wenn überhaupt, Fußschmaler Weg der am Rand der Felsen hier zu sehen war. Natürlich probiere ich erstmal diesen Weg. Doch ich gebe recht schnell auf. Mir ist die Gefahr zu groß unkontrolliert auf dem weichen Schnee abzurutschen. Dann doch schon lieber kontrolliertes runterrutschen. Auf dem Hintern gehts also ca. fünf Meter runter. Läuft prima denke ich mir noch. Bis mir der Schneefreie Erdboden bewusst wird an dem der Schnee ziemlich abrupt endet. Ok, also langsamer bitte...ähm...langsamer? In einer Blitzreaktion erinnere ich mich an meine Zeit als professioneller Tütenrutscher in meiner Kindheit an der Garage meiner Eltern. Zack die Füße hoch und den Hintern voraus. Hat prima geklappt.




              Eine letzte Brücke gilt es im Geröll zu überqueren. Links den Hang hoch ist ein orangenes Zelt zu erkennen, weiter unten ein grünes. Eventuell hat es da noch ein Plätzchen. Doch oberhalb des orangenen Zeltes sind viele größere Felsen. Das ganze ist mir zu unsicher. Ich marschiere weiter ins Tal hinab.



              Und man glaub es nicht, ein angenehmer Weg liegt zu meinen Füßen. Wenn auch nicht für sehr lange. Etwas später taucht eine Schutzhütte mit viel Platz drum herum auf. Felsen und natürliche Erderhebungen bieten einen guten Windschutz. Ausreichend Wasser in der Nähe. Für mich perfekt. Ich setze meinen Rucksack ab und fange an mein Zelt aufzubauen. Genau in dem Moment als ich das Außenzelt überwerfe fängt es an zu tropfen. Schnell alles festgezurrt und die Sachen inklusive mir im Zelt verstaut. Der Regen wird kräftiger. Mir aber egal, ich mache mir im Zelt erstmal mein Abendessen. Glück gehabt.
              Zuletzt geändert von losgelaufen; 19.01.2016, 21:34.

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              • gargantula
                Erfahren
                • 09.12.2013
                • 222
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                Schön, dass es weitergeht!
                “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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                • Tie_Fish
                  Alter Hase
                  • 03.01.2008
                  • 3550
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                  Die Bilder sind ja herzzerreißend!

                  Hinwill
                  Grüße, Tie »

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1980
                    • Privat

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                    #29
                    AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                    Schöner Bericht mit richtig guten Fotos. Bitte unbedingt bald zu Ende schreiben.
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • losgelaufen
                      Anfänger im Forum
                      • 08.08.2015
                      • 17
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                      Euer Wort ist mir Befehl.

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                      Tag 8

                      Warmer Morgen
                      Das monotone prasseln des Regens auf meinem Zelt ließ mich irgendwann einschlafen. Als ich aufwache ist es im Vergleich zu den vergangenen Tagen unfassbar warm im Zelt. Ich schaue aus dem Zelt und sehe blauen Himmel und Sonnenschein. Im Vergleich zu gestern, als es hier im Storadalen noch grau in grau war, gefällt es mir heute ausgesprochen gut. Ich verlasse ziemlich schnell das Zelt um der angestauten Hitze zu entkommen. In Richtung Süden lassen sich die Knutsholstinden und Tjonnholstinden ausmachen. Schweift der Blick nach Norden sieht man den Hellerfossen, an dem ich gestern vorbeikam. Noch viel mehr hört man ihn als man ihn sieht.




                      Ich hab so meinen Spaß
                      Meine erste Amtshandlung ist erstmal Wasser aus dem nahen Fluss zu holen um die Waschprozedur hinter mich zu bringen. Wie immer ist das Wasser eiskalt, dafür bin ich putzmunter. Danach mache ich mir mein Müsli und setze mich auf einen der Schutzhütte nahegelegenen Felsen. Die ersten Wanderer sind natürlich auch schon unterwegs und gehen in einiger Entfernung auf dem Wanderweg in Richtung Hellerfossen. Ich weiß nicht wieso, aber es amüsiert mich zu sehen wie sich die Wanderer an dem steilen Schneefeld, an dem ich gestern runtergerutscht bin, abmühen. Zwei Wanderer haben einen Hund dabei, der seinen Rucksack wie es sich für einen anständigen Hund gehört selbst trägt. Als das „kleine Rudel“ am Schneefeld ankommt, ist der Hund in Null Komma nichts oben, seine beiden Zweibeiner brauchen schon deutlich länger. Einen weiteren Wanderer kann ich ausmachen, der das Schneefeld so wie ich gestern hinunter möchte. Ich vermutete stark, dass seine Schneebedingungen durch den Regen und die Sonne noch schwerer sind als meine. Sprich der Schnee deutlich weicher ist. An die 20 Minuten vergehen, in denen er versucht einen Weg zu finden. Mal klettert er etwas höher um dort einen Weg zu finden, geht vor und wieder zurück, rührt sich nicht und entscheidet sich soweit ich das an der Geschwindigkeit festmachen konnte für die selbe Art des Vorwärtskommen wie ich gestern.

                      Wandererlotto
                      Nicht allzu weit entfernt von der Schutzhütte führt ein steiler Weg der zur Memurutunga führt hinauf. Ein einzelner Wanderer müht sich den Weg hinauf. „Puh“ denke ich mir, das sieht anstrengend aus, zumal es ordentlich warm ist. Bisher kam ich nur selten dazu mich irgendwo hinzusetzen und die Aussicht zu genießen. Diesmal wollte ich die Chance nicht ungenutzt lassen. Schnell noch alle feuchten Sachen zum trocknen ausgelegt und dann zum Fluss hinunter. Dort setze ich mich auf ein erhöhtes Flussbett und schau dem wild fließenden Wasser zu und genieße die Aussicht allgemein.






                      Nur da sitzen und nichts tun. Ein mancher muss sowas lernen, ich zum Glück nicht. Mitlerweile ist es 13 Uhr. Gemächlich mache ich mich in Richtung Zelt auf. Etwas sollte ich heute dann doch noch vorwärts kommen. Aber eigentlich will ich noch garnicht zusammenpacken. Mir gefällt es hier einfach zu gut. Meine Sachen sind alle trocken und langsam wird alles verstaut. Zwei Möglichkeiten hatte ich von hier aus. Entweder über die Memurutunga ins Memurudalen oder über Gjendebu zum Buckelaegret und von dort schließlich ins Memurudalen. Da die Aussicht vom Buckelaegret insgeheim noch besser sein soll als auf dem Besseggen, auch wenn ich das eigentlich noch nicht beurteilen konnte, entschied ich mich gestern schon für die Variante, Gjendebu – Bukkelaegret – Memurudalen. Dort gibt es zwar Drahtseil gesicherte Passagen, aber durch meine Wanderungen in den Alpen sollte das ja kein Problem mehr sein.





                      Mein Weg führt mich zunächst also langsam talabwärts. Der Weg ist recht bescheiden. Ständig größere Steine und ein häufig überfluteter Weg. Da kam reichlich Wasser von den Bergen runter. Zusätzlich nahmen auch die Sträucher zu. Es wurde dichter und dichter. Und auch wärmer und wärmer. Schließlich war ich zum ersten Mal in Norwegen in einem kleinen Wald. Entlang des Weges trifft man auf die einheimischen Kühe die nur verdutzt gucken wenn sie einen sehen. Zu ihrem Vergnügen wahrscheinlich ist der Weg mit lauter großen Tretminen gepflastert. Während wir Zweibeiner Kuhlotto spielen und darauf wettet in welchem Feld die Kuh einen Kuhfladen platziert, glaube ich ja fest daran, dass die Kühe so etwas wie Wandererlotto spielen. Welcher Wanderer tritt zuerst in welche Tretmine? Falls jemand eine bessere Erklärung hat, her damit!






                      Wieder am Gjendesee
                      Nach ca. einer Stunde tauchen eingezäunte Grundstücke mit, nehme ich zumindest an, schönen Ferienhäusern auf. Auf einem der Grundstücke stand auch ein kleiner roter Traktor. Wobei ich mir bis heute noch nicht ganz im klaren darüber bin wie der dort hin kam. Auf einem Grundstück half ein kleiner Junge mit roten Bäckchen seinem, ich nehme es wieder nur an, Großvater fleißig beim Holzhacken. Vorbei an einem Schild, dass darauf hinweist wo und wie ich zu zelten habe, geht es nach Gjendebu. Zelten will ich hier ja sowieso nirgends, ich will ja heute noch ins Memurudalen.






                      Gjendebu ist eine kleine Touristenhütte, aber mit reichlich Zeltplätzen drum herum. Und zum ersten mal komme ich nach meinem Tourstart wieder am Gjendesee an. Eigentlich hätte ich hier schon mal in so eine Norwegische Wanderhütte schauen können, aber meine Gedanken sind in dem Moment auf dem Weg. Die Hütte lasse ich rechter Hand liegen. Es geht weiter an vielen Zeltplätzen vorbei in Richtung Bootsanleger von Gjendebu, wo in just dem Moment auch das letzte Boot des Tages anlegt und eine große Gruppe an Jugendlichen mitsamt Betreuern ablädt. Der Rundumblick hier ist überragend. Ich verabschiede mich jedoch still ins Uferdickicht von Gjendebu und marschiere weiter. Viele Steine, matschige Pfützen und rutschige Passagen bilden meinen Weg. Es geht immer leicht bergauf bergab voran. Zahlreiche Mücken sorgen dafür, dass ich garantiert nicht stehen bleibe. Bis zu einer Stelle an der es verdammt Steil wird.





                      Safety first!
                      Meine Blicke folgen dem Weg. Und wieder einmal denke ich mir „ach du scheiße“. Ein Weg voll mit Schutt auf dem es wirklich mühsam voran geht. Immer wieder rutsche ich etwas. Als ich etwas an Höhe gewonnen habe lasse ich zum ersten Mal meinen Blick zurück schweifen. „Holla die Waldfee“! Der Blick zurück ließ schon mal erahnen welchen Ausblick man von oben über den Gjendesee haben muss. Es geht weiter. Bis zur ersten Drahtseil versicherten Stelle … bitte was? Drahtseil? Während man als Wanderer aus dem DAV/ÖAV Raum bei Drahtseil versicherter Stelle an eine Passage mit Drahtseil und Sicherungsanker denkt (und in der Regel nicht mal braucht), findet man in diesem kleinen Teil Norwegens zumindest eine Stahlkette vor die irgendwo oben befestigt ist aber ansonsten nur lose herunterbaumelt. Im Fels selber hat es zum Teil nur zwei fingerbreite Absätze auf die man seine Füße mitsamt wuchtigen Wanderstiefeln setzen kann. Na gut, dann versuche ich mal mich die ca. zwei Meter da hoch zu ziehen. Und tatsächlich, ich schaffe es. Erstmal verschnaufen. Das strengt doch ordentlich an. Es geht weiter steil hoch und der Weg wird schmaler. Bis dann die nächste Drahtseil versicherte Stelle auftaucht. Da stehe ich also nun vor einer nahezu glatten Steinwand, die deutlich höher als die von gerade eben ist und an der Wasser herunterrinnt. „Ok wo ist die versteckte Kamera“, murmel ich vor mich in. Ich entschließe mich dazu es anzugehen. Mit einem Fuß versuche ich irgendwie in so eine kleine Felsspalte zu kommen und mich dann hochzuziehen. Den ersten halben Meter bringe ich hinter mich. Doch dann keine Chance mehr. Dem Braten traue ich nicht. Die 15 kg auf meinem Rücken und die Kameratasche vorne behindern meinen Aufstieg einfach zu sehr. Im Fall des Falles bringt mir diese Stahlkette nichts. Wenn ich abrutsche rutsche ich ab. Da ist nichts mehr mit festhalten. Also abbruch und zurück, da komme ich nicht hoch. Den halben Meter wieder herunterzukommen und dann noch die Wand von eben, wahrlich auch schon wieder eine kleine Herausforderung. Hinauf ist doch leichter als hinunter. Es geht also die geschafften ca. 200 Höhenmeter wieder runter. Ich kann euch sagen, sowas nervt richtig. Aber safety first. Ist mir etwas zu unsicher, dann mache ich es nicht. In solchen Momenten drehe ich dann lieber um. Mein Kopf sagt zwar, da oben ist da Ziel da musst du hin, doch mein Bauch ist dann anderer Meinung. Und auf den höre ich in solchen Momenten.




                      Über Stock und Stein und durch Mückenschwärme geht es also wieder in Richtung Gjendebu. Hinter bzw. jetzt wieder vor Gjendebu und noch vor dem Bootsanleger sah ich noch weitere Zeltmöglichkeiten. Eine davon, mit toller Aussicht in Richtung Memurubu, sollte dann mein Platz für die kommende Nacht werden. Der Weg in Richtung Bukkelgraet war für mich doch richtig anstrengend. Zum ersten mal macht sich leichter Zweifel bei mir breit, ob ich noch genug Power für den Aufstieg zum Besseggen habe. Immerhin geht es dort ja auch 700 Höhenmeter hinauf und dann wieder hinunter.

                      Ich baue mein Zelt auf und gehe etwas später noch zum Bootssteg und studiere den Fahrplan.
                      Das erste Boot geht um 7:30 Uhr. Das ist ja mal richtig früh. Das nächste Boot dann um 10:30 Uhr. Und das letzte um 15:30 Uhr. Für den nächsten Tag beschließe ich, allenfalls nach Memurubu mit dem Boot zu fahren und mir im Memurudalen dann einen schönen Platz zu suchen.

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                      • Nopasaran
                        Gerne im Forum
                        • 25.09.2015
                        • 66
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [NO] Vier Jahreszeiten Tour im Jotunheimen - Juli 15

                        Ein tolles Bericht!
                        Das muss ich mal selbst wiederholen.

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