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[GB] Schottland: Knoydart und Glen Nevis (Ostern 2014)
11 Tage solo durch ein unerwartet sanftes Schottland
Land: [GB]
Reisezeit: Ostern 2014 (16.-28.04.)
Region/Kontinent: Mitteleuropa
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11 Tage solo durch ein unerwartet sanftes Schottland
Land: [GB]
Reisezeit: Ostern 2014 (16.-28.04.)
Region/Kontinent: Mitteleuropa
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Lange hat es gedauert bis ich mich aufraffen konnte einen kleinen Reisebericht zu scheiben.
Normalerweise würde ich dieses Mal vielleicht sogar überhaupt keinen Reisebericht schreiben, da es über die bewanderten Gebiete schon so viele gibt, aber ich schätze dieses Forum sehr und will darum meinen Beitrag leisten

Die Anreise mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Glasgow, Bus nach Fort William (von zu Hause aus gebucht und dementsprechend günstig) und der Fußmarsch zum Camping Platz in FW (Taxi kostet ca. 7 Pfund), fühlte sich dieses Mal fast schon nach Routine an. Am nächsten Tag dann in den Zug und in Kinlocheilside ausgestiegen. Für den Preis des Zugs und des Camping Platzes hätte ich vlt am Abend vorher noch eine Taxifahrt nach Kinlocheilside bekommen...aber zum Eingewöhnen an das neue Zelt war das ok. (Nochmal Danke an morit.z hier aus dem Forum, es hat sich mehr als bewährt und ich bin sehr glücklich damit!)
Ich bin schon das letzte Mal in Kinlocheilside gestartet und wusste, dass ich 2km neben der Straße Richtung Kinlocheil laufen musste. Aber mir gefällt dieser Einstieg nach Knoydart deutlich besser als die Alternative über die Corryhully Bothy und wenn ich das richtig sehe gibt es hier auch eine mir bisher unbekannte Bushaltestelle. Der Aufstieg neben dem Fluss Rionn Lighe und dem Munro Gulvain...vlt will es ja auch jemand mal versuchen


Anstrengend und fordernd sind sie aber beide Varianten!
Mein erstes Camp war unterhalb des Munro Gulvain. Traumhaft gelegen und ein schöner Blick aus dem Zelt. Besser kann eine Tour eigentlich gar nicht starten. Das Ankommen fällt mir dieses Mal deutlich einfacher. Vlt liegt es am Wetter, vlt auch daran, weil es sich so vertraut anfühlt, wieder hier zu sein oder an dem weniger mitgebrachten Ballast.
Gemeldet waren übrigens 9 Tage Sauwetter mit Sturm und jeder Menge nassem, kaltem Regen!
Die Prognose, ich und alle die ich getroffen habe wurden dann von 10 Tagen Sonnenschein überrascht

Sonnenbrand inklusive...die Sonnencreme ist natürlich zu Hause geblieben...mal wieder ein Anfängerfehler! Und das obwohl ich es nach5 größeren Touren doch besser wissen sollte. Aber manche Fehler muss man offensichtlich öfter machen^^
Warum bin ich noch einmal nach Knoydart, wo doch Schottland auch viele andere schöne und bestimmt auch einsamere Gegenden, als die Strecke nach Sourlies an Ostern, zu bieten hat? Ich hatte noch eine Rechnung offen ;)! Wie man in meinem ersten Bericht lesen konnte, hatte ich mit den Herbststürmen und den anderen Begebenheiten meiner ersten Tour ordentlich zu kämpfen. Rucksackgewicht von 27kg (ich wurde damals scherzhaft gefragt, ob ich ein Boot dabei hätte^^), ein Zelt, das dem Wind nicht immer gewachsen war und das viele Nass, dazu die Kälte.
Ich wollte diese Gegend die mir dennoch nicht nur als Kampf in Erinnerung geblieben ist, sondern vor allem als schön und als den Ort an dem ich meine ersten großen Erfahrungen gemacht habe...diese Gegend wollte ich noch einmal sehen.
Mit dieses Mal 17kg Rucksack(start)gewicht, dem grandiosen Wetter (man darf das ja nicht so laut sagen^^, es war einfach mehr als untypisch

Ein bisschen weglos den Berg hoch, lange Pause in der Sonne, vor Strathan dieses Mal durch den Wald (das kann ich nur empfehlen) und dann das zweite Camp mitten auf dem Public Footpath. Die Tage sind im Frühling deutlich länger als im Herbst, aber diese Tour war ich trotzdem nur gemütlich unterwegs und habe die Tage früh beendet.
Am nächsten Tag dann die paar Stunden nach Sourlies marschiert. Auf dem Weg und auch schon am Tag zuvor, sind mir sehr viele tote Deers und Schafe aufgefallen...mit dem Wasser hatte ich aber zum Glück keine Probleme. Den Ostersonntag habe ich dann mit 23 (!!!) anderen Treckern bei Sourlies verbracht, tagsüber habe ich auf dem Weg aber keine Seele getroffen. Trotz Ferienzeit und dem tollen Wetter habe ich unterwegs (Ausnahme direkt an der Bothy bei Sourlies), aber nie mehr als 2-3 Gruppen täglich getroffen.
Ich hatte Schottland also quasi für mich allein.

Auf dem Weg zurück dann die Idee meinen ersten Munro zu besteigen. Der Weg nach oben war feucht, rutschig und steil. Es war matschig und es war richtig anstrengend. Es gab über weite Strecken keinen Weg und ich war mehr als glücklich, als ich fast oben angekommen endlich wieder die Andeutung eines Trampelpfades gefunden hatte.
Den Aufstieg nach Sgurr na Ciche konnte ich nicht finden, also bin ich weiter nach oben über viele Schneefelder gelaufen und immer wenn es ging drum herum gekraxelt. Schnee und Sonne...mir war das nicht so ganz geheuer und an den Rändern bin ich öfter knietief eingebrochen. Und letztlich war ich dann tatsächlich oben. Mein erster Munro! Garbh Chioch Mhor
Eine tolle Aussicht und für mich noch besser: spektakuläre Wege. Natürlich mag das jetzt für erfahrene Alpinisten nicht so dramatisch sein, aber ich hatte auf dem Weg nach oben ein Gefühl von Abenteuer.

An diesem Tag war ich allein in den Bergen und die Ruhe dort war unglaublich toll. Schottland hat für mich eine neue Seite offenbart. Und während es unten im Tal und auf der Ebene oft einfach nur beschwerlich ist (manche lieben ja angeblich bogholes), kann man hier oben unbeschwertes, spannendes Laufen genießen. Testet es mal aus

Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Fort William. Dieses Mal auf dem breiten Landrover Richtung Strathan, durch den Wald und dann an der Corrhully Bothy vorbei. In Fort William angekommen, wieder auf den Camping Platz. Am nächsten Tag einen Versuch den Ben Nevis zu besteigen. War wirklich ganz nett...war aber auch viel los. Und da er in den Wolken hing und das Wetter schlechter wurde, habe ich es 200Hm vor dem Ziel abgebrochen. Bereut habe ich den Abbruch aber nicht.
Wenn ich solo unterwegs bin, bin ich immer sehr vorsichtig. Für mich ist Trekking eine Chance, um aus meiner Komfortzone auszubrechen...aber eben auch immer mit der entsprechenden Risikoabschätzung, die bei mir aktuell bestimmt noch weit höher ausfällt als bei erfahreneren Treckern. Ich glaube jeder muss da seinen eigenen Weg finden und auch rechtfertigen. Gerade hier im Forum liest man ja immer mal wieder von haarsträubenden Touren. Keiner sollte sich von solchen Geschichten motivieren lassen, seine Grenzen in den falschen Augenblicken zu testen.
Weiter ging es dann am nächsten Tag ins Glen Nevis. Alle schwärmen so davon, also musste ich es sehen. Und es ist wirklich hübsch hier. 2 Tage bin ich im Tal geblieben, umringt von deutlich verschneiteren Munros als in Knoydart und dann ging es nochmal 2 Tage ab nach oben. Wolken und der Schnee und meine mangelnde Erfahrung am Berg...ich habe keinen weiteren Munro mitgenommen, aber die beeindruckende Stimmung und das Abenteuer blieben auch bei diesen Aufstiegen

Alles in allem eine mehr als schöne Tour. Schottland war mit Ausnahme des unfassbar guten Wetters, wie erwartet. Es war nass von unten (das Land ist einfach ein Schwamm), es war einsam und es war wieder ein Abenteuer.
Für mich persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich beim Solo-Trecken scheinbar ein vorher definiertes Ziel oder eine Route brauche. Das freie Erkunden von 2 Gebieten hat bei mir manchmal dazu geführt, dass ich schon Nachmittags mein Zelt aufgeschlagen habe um zu faulenzen. Und während das die ersten Tage noch toll war...diese tolle Landschaft für mich allein zu haben…habe ich gemerkt, dass sich im Laufe der Tour auch mal Langeweile eingeschlichen hat, ohne dass ich aber noch motiviert gewesen wäre ein Stück weiter zu laufen.
Das kannte ich so nicht. Und es mag auch am klasse Wetter gelegen haben, aber für die nächste Tour gibt es wieder ein fordernderes Ziel. Und oder eine Begleitung!

Und jetzt die Bilder zum Genießen - in zeitlicher Reihenfolge:
(Der erste Teil also in Knoydart)
2 km neben der Hauptstraße entlang laufen und dann: Hallo Schottland!
Blick auf das „wilde“ Schottland, kurz vor dem Aufstieg am Fluss Rionn Lighe
Während dem Aufstieg
Und immer noch geht es hoch
Kann eine Tour schöner starten?
Unterhalb des Munro Gulvain
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