AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen
Tag 7 Glen Lochan – Glen Almond
Ich wache viel zu früh auf, warum auch immer. Es ist noch nicht mal fünf! Aber immerhin: es
regnet nicht. Die Regenklamotten und die Rucksackhülle sind noch genau so tropfnass wie am
Vorabend, das Zelt ist logischerweise auch nicht trockener. Da habe ich eine total genial Idee: ich
laufe einfach gleich los, ohne Frühstück, und wenn dann die Sonne rauskommt mache ich eine lange
Frühstückspause und trockne alles. Solche Ideen kann ich nur vor fünf Uhr haben. Eine Stunde
später habe ich es dann tatsächlich geschafft, im Halbschlaf alles zusammen zu packen.
Bald führt der Weg durch ziemlich hohes Gras, ziemlich nasses hohes Gras. Hm, wenn ich
weiterlaufe, habe ich zusätzlich zu dem anderem nassen Krempel bald auch noch eine nasse Hose.
Die Regenhose will ich auch nicht anziehen, die habe ich gestern von innen nassgeschwitzt. Bäh!
Na gut, dann mache ich also die Hosenbeine ab, dann bleiben die trocken, die Beine trocknen
hoffentlich schneller als die Hose. Und bestimmt kommt ja ganz bald eh die Sonne raus, ganz
sicher.
Und dann muss ich im Halbschlaf irgendwo falsch abgebogen sein. Trotz GPS. Auf alle Fälle
komme ich auf der falschen Seite vom Lochan Uaine raus. Und anstatt einfach ein Stück zurück zu
gehen, laufe ich einfach weiter. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eigentlich kein Frühaufsteher
bin?
Diese Seite vom Loch ist leider Sumpf pur. Nein, stimmt nicht, es ist Sumpf mit Wassergräben.
Über einen Graben springen, beim Landen ein gutes Stück einsinken, Füße wieder rausziehen, ein
paar Schritte vorwärts, über den nächsten Graben springen und das ganze von vorne. Und nochmal,
und nochmal... Und wo bleibt eigentlich die Sonne?
Irgendwann steht mir das Wasser in den Schuhen. Großartig, jetzt habe ich auch noch nasse Schuhe
und nasse Socken. Aber irgendwann bin ich durch. Juhuu!
Also erst mal Schuhe ausziehen, Wasser rausschütten, Socken auswringen. Wenigstens die
trockenen Hosenbeine kann ich jetzt wieder dranmachen. Aber: schön ist es hier, trotzdem. Auch
ohne Sonne, seufz.
Mittlerweile ist es nach neun, und ich könnte etwas Sonne wirklich gebrauchen. Aber nützt ja nichts,
weiter geht es, ohne Sonne, mit nassen Schuhen, Richtung Glen Almond.
Und dann, dann kommt sie endlich, spät aber doch: die Sonne! Halten wir fest: Tag 7, später
Vormittag und ich freue mich, dass die Sonne scheint. Jetzt noch an einer Farm vorbei und dann bin
ich im Glen Almond. Das einzige, was ich jetzt noch bräuchte, wäre Wasser. Aber viele von den
Bächen, die hier normalerweise die Hänge runterkommen, sind entweder komplett ausgetrocknet
oder nur sehr spärliche Rinnsale. Ich fülle meine Flasche dann letztendlich direkt am Almond –
Mandelwasser, sozusagen. ;)
Die nassen Schuhe nerven. Nein, ich habe noch nicht gelernt, nasse Füße zu lieben. Ich hasse nasse
Füße. Da ich hier auf einem breiten Fahrweg unterwegs bin, beschließe ich, ein Stück in den
Gummilatschen weiterzulaufen. Alles besser als feuchte Füße.
Aber moment, wollte ich nicht eigentlich schon längst meine Frühstückspause nachholen? Wasser
habe ich, Sonne ist da und ein nettes Fleckchen sollte hier nicht all zu schwer zu finden sein.
Stimmt, also halte ich an und packe aus. Alles was feucht ist, wird in der Sonne ausgebreitet. So,
und jetzt endlich frühstücken. Äh, wo ist eigentlich mein Thermo-Kaffeebecher? Der war doch ziemlich weit oben im Rucksack. Ich packe alles aus – kein Becher. Hilfe! Ich laufe noch mal ein Stück zurück,
ich kann ihn ja eigentlich nur verloren haben, als ich die Schuhe gewechselt habe. Aber es nützt
nichts, der Becher bleibt verschwunden. Ungefähr 20 Jahre lang habe ich das Teil mit mir
rumgeschleppt, er wird mir fehlen. Er war nicht nur klein und leicht, er hatte auch einen dicht
schließenden Deckel. Außerdem war er sozusagen mein Messbecher.
Ich trinke meinen Kaffee erst mal aus dem Topf und betrauere meinen Verlust. Das kommt nur von
der dämlichen Frühaufsteherei, jawohl.
Die späte Frühstückspause geht nahtlos in eine frühe Mittagspause über. Aber irgendwann ist dann
alles wieder trocken, inklusive Schuhe, und es geht endlich weiter. Das auf dem Bild ist ein
Weltkriegs-Gedenkstein, darauf steht: „This cairn is built on the site of Stuck Chapel in memory of
those who gave their lives in the great war 1914 – 1918“
Der Plan war heute eigentlich, am frühen Nachmittag schon das Zelt aufzustellen und dann noch
einen Ausflug auf den Creagan na Beinne zu machen. So weit der Plan. Das Zelt steht dann auch
relativ früh, nur auf den Hügel habe ich jetzt gerade so überhaupt keine Lust. Ne, ich will da nicht
rauf, jedenfalls nicht heute. Ich überlege kurz, heute ist Sonntag, das heißt, ich bin jetzt eine Woche
unterwegs. Ich beschließe, diese Tatsache mit einem faulen Nachmittag gebührend zu feiern.
Die Nachbarn kommen zwischendurch mal auf einen kurzen Besuch vorbei. Und ansonsten widme
ich mich den schwierigen Tätigkeiten 'Sonne genießen' und 'Wolken schauen'. Und wenn ich
wirklich will, der Creagan na Beinne läuft mir nicht weg, der ist morgen auch noch da.
Tag 7 Glen Lochan – Glen Almond
Ich wache viel zu früh auf, warum auch immer. Es ist noch nicht mal fünf! Aber immerhin: es
regnet nicht. Die Regenklamotten und die Rucksackhülle sind noch genau so tropfnass wie am
Vorabend, das Zelt ist logischerweise auch nicht trockener. Da habe ich eine total genial Idee: ich
laufe einfach gleich los, ohne Frühstück, und wenn dann die Sonne rauskommt mache ich eine lange
Frühstückspause und trockne alles. Solche Ideen kann ich nur vor fünf Uhr haben. Eine Stunde
später habe ich es dann tatsächlich geschafft, im Halbschlaf alles zusammen zu packen.
Bald führt der Weg durch ziemlich hohes Gras, ziemlich nasses hohes Gras. Hm, wenn ich
weiterlaufe, habe ich zusätzlich zu dem anderem nassen Krempel bald auch noch eine nasse Hose.
Die Regenhose will ich auch nicht anziehen, die habe ich gestern von innen nassgeschwitzt. Bäh!
Na gut, dann mache ich also die Hosenbeine ab, dann bleiben die trocken, die Beine trocknen
hoffentlich schneller als die Hose. Und bestimmt kommt ja ganz bald eh die Sonne raus, ganz
sicher.
Und dann muss ich im Halbschlaf irgendwo falsch abgebogen sein. Trotz GPS. Auf alle Fälle
komme ich auf der falschen Seite vom Lochan Uaine raus. Und anstatt einfach ein Stück zurück zu
gehen, laufe ich einfach weiter. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eigentlich kein Frühaufsteher
bin?
Diese Seite vom Loch ist leider Sumpf pur. Nein, stimmt nicht, es ist Sumpf mit Wassergräben.
Über einen Graben springen, beim Landen ein gutes Stück einsinken, Füße wieder rausziehen, ein
paar Schritte vorwärts, über den nächsten Graben springen und das ganze von vorne. Und nochmal,
und nochmal... Und wo bleibt eigentlich die Sonne?
Irgendwann steht mir das Wasser in den Schuhen. Großartig, jetzt habe ich auch noch nasse Schuhe
und nasse Socken. Aber irgendwann bin ich durch. Juhuu!
Also erst mal Schuhe ausziehen, Wasser rausschütten, Socken auswringen. Wenigstens die
trockenen Hosenbeine kann ich jetzt wieder dranmachen. Aber: schön ist es hier, trotzdem. Auch
ohne Sonne, seufz.
Mittlerweile ist es nach neun, und ich könnte etwas Sonne wirklich gebrauchen. Aber nützt ja nichts,
weiter geht es, ohne Sonne, mit nassen Schuhen, Richtung Glen Almond.
Und dann, dann kommt sie endlich, spät aber doch: die Sonne! Halten wir fest: Tag 7, später
Vormittag und ich freue mich, dass die Sonne scheint. Jetzt noch an einer Farm vorbei und dann bin
ich im Glen Almond. Das einzige, was ich jetzt noch bräuchte, wäre Wasser. Aber viele von den
Bächen, die hier normalerweise die Hänge runterkommen, sind entweder komplett ausgetrocknet
oder nur sehr spärliche Rinnsale. Ich fülle meine Flasche dann letztendlich direkt am Almond –
Mandelwasser, sozusagen. ;)
Die nassen Schuhe nerven. Nein, ich habe noch nicht gelernt, nasse Füße zu lieben. Ich hasse nasse
Füße. Da ich hier auf einem breiten Fahrweg unterwegs bin, beschließe ich, ein Stück in den
Gummilatschen weiterzulaufen. Alles besser als feuchte Füße.
Aber moment, wollte ich nicht eigentlich schon längst meine Frühstückspause nachholen? Wasser
habe ich, Sonne ist da und ein nettes Fleckchen sollte hier nicht all zu schwer zu finden sein.
Stimmt, also halte ich an und packe aus. Alles was feucht ist, wird in der Sonne ausgebreitet. So,
und jetzt endlich frühstücken. Äh, wo ist eigentlich mein Thermo-Kaffeebecher? Der war doch ziemlich weit oben im Rucksack. Ich packe alles aus – kein Becher. Hilfe! Ich laufe noch mal ein Stück zurück,
ich kann ihn ja eigentlich nur verloren haben, als ich die Schuhe gewechselt habe. Aber es nützt
nichts, der Becher bleibt verschwunden. Ungefähr 20 Jahre lang habe ich das Teil mit mir
rumgeschleppt, er wird mir fehlen. Er war nicht nur klein und leicht, er hatte auch einen dicht
schließenden Deckel. Außerdem war er sozusagen mein Messbecher.
Ich trinke meinen Kaffee erst mal aus dem Topf und betrauere meinen Verlust. Das kommt nur von
der dämlichen Frühaufsteherei, jawohl.
Die späte Frühstückspause geht nahtlos in eine frühe Mittagspause über. Aber irgendwann ist dann
alles wieder trocken, inklusive Schuhe, und es geht endlich weiter. Das auf dem Bild ist ein
Weltkriegs-Gedenkstein, darauf steht: „This cairn is built on the site of Stuck Chapel in memory of
those who gave their lives in the great war 1914 – 1918“
Der Plan war heute eigentlich, am frühen Nachmittag schon das Zelt aufzustellen und dann noch
einen Ausflug auf den Creagan na Beinne zu machen. So weit der Plan. Das Zelt steht dann auch
relativ früh, nur auf den Hügel habe ich jetzt gerade so überhaupt keine Lust. Ne, ich will da nicht
rauf, jedenfalls nicht heute. Ich überlege kurz, heute ist Sonntag, das heißt, ich bin jetzt eine Woche
unterwegs. Ich beschließe, diese Tatsache mit einem faulen Nachmittag gebührend zu feiern.
Die Nachbarn kommen zwischendurch mal auf einen kurzen Besuch vorbei. Und ansonsten widme
ich mich den schwierigen Tätigkeiten 'Sonne genießen' und 'Wolken schauen'. Und wenn ich
wirklich will, der Creagan na Beinne läuft mir nicht weg, der ist morgen auch noch da.
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