[UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

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    • 28.08.2012
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    #21
    AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

    Tag 7 Glen Lochan – Glen Almond

    Ich wache viel zu früh auf, warum auch immer. Es ist noch nicht mal fünf! Aber immerhin: es
    regnet nicht. Die Regenklamotten und die Rucksackhülle sind noch genau so tropfnass wie am
    Vorabend, das Zelt ist logischerweise auch nicht trockener. Da habe ich eine total genial Idee: ich
    laufe einfach gleich los, ohne Frühstück, und wenn dann die Sonne rauskommt mache ich eine lange
    Frühstückspause und trockne alles. Solche Ideen kann ich nur vor fünf Uhr haben. Eine Stunde
    später habe ich es dann tatsächlich geschafft, im Halbschlaf alles zusammen zu packen.



    Bald führt der Weg durch ziemlich hohes Gras, ziemlich nasses hohes Gras. Hm, wenn ich
    weiterlaufe, habe ich zusätzlich zu dem anderem nassen Krempel bald auch noch eine nasse Hose.
    Die Regenhose will ich auch nicht anziehen, die habe ich gestern von innen nassgeschwitzt. Bäh!
    Na gut, dann mache ich also die Hosenbeine ab, dann bleiben die trocken, die Beine trocknen
    hoffentlich schneller als die Hose. Und bestimmt kommt ja ganz bald eh die Sonne raus, ganz
    sicher.
    Und dann muss ich im Halbschlaf irgendwo falsch abgebogen sein. Trotz GPS. Auf alle Fälle
    komme ich auf der falschen Seite vom Lochan Uaine raus. Und anstatt einfach ein Stück zurück zu
    gehen, laufe ich einfach weiter. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eigentlich kein Frühaufsteher
    bin?
    Diese Seite vom Loch ist leider Sumpf pur. Nein, stimmt nicht, es ist Sumpf mit Wassergräben.
    Über einen Graben springen, beim Landen ein gutes Stück einsinken, Füße wieder rausziehen, ein
    paar Schritte vorwärts, über den nächsten Graben springen und das ganze von vorne. Und nochmal,
    und nochmal... Und wo bleibt eigentlich die Sonne?
    Irgendwann steht mir das Wasser in den Schuhen. Großartig, jetzt habe ich auch noch nasse Schuhe
    und nasse Socken. Aber irgendwann bin ich durch. Juhuu!
    Also erst mal Schuhe ausziehen, Wasser rausschütten, Socken auswringen. Wenigstens die
    trockenen Hosenbeine kann ich jetzt wieder dranmachen. Aber: schön ist es hier, trotzdem. Auch
    ohne Sonne, seufz.



    Mittlerweile ist es nach neun, und ich könnte etwas Sonne wirklich gebrauchen. Aber nützt ja nichts,
    weiter geht es, ohne Sonne, mit nassen Schuhen, Richtung Glen Almond.



    Und dann, dann kommt sie endlich, spät aber doch: die Sonne! Halten wir fest: Tag 7, später
    Vormittag und ich freue mich, dass die Sonne scheint. Jetzt noch an einer Farm vorbei und dann bin
    ich im Glen Almond. Das einzige, was ich jetzt noch bräuchte, wäre Wasser. Aber viele von den
    Bächen, die hier normalerweise die Hänge runterkommen, sind entweder komplett ausgetrocknet
    oder nur sehr spärliche Rinnsale. Ich fülle meine Flasche dann letztendlich direkt am Almond –
    Mandelwasser, sozusagen. ;)
    Die nassen Schuhe nerven. Nein, ich habe noch nicht gelernt, nasse Füße zu lieben. Ich hasse nasse
    Füße. Da ich hier auf einem breiten Fahrweg unterwegs bin, beschließe ich, ein Stück in den
    Gummilatschen weiterzulaufen. Alles besser als feuchte Füße.
    Aber moment, wollte ich nicht eigentlich schon längst meine Frühstückspause nachholen? Wasser
    habe ich, Sonne ist da und ein nettes Fleckchen sollte hier nicht all zu schwer zu finden sein.
    Stimmt, also halte ich an und packe aus. Alles was feucht ist, wird in der Sonne ausgebreitet. So,
    und jetzt endlich frühstücken. Äh, wo ist eigentlich mein Thermo-Kaffeebecher? Der war doch ziemlich weit oben im Rucksack. Ich packe alles aus – kein Becher. Hilfe! Ich laufe noch mal ein Stück zurück,
    ich kann ihn ja eigentlich nur verloren haben, als ich die Schuhe gewechselt habe. Aber es nützt
    nichts, der Becher bleibt verschwunden. Ungefähr 20 Jahre lang habe ich das Teil mit mir
    rumgeschleppt, er wird mir fehlen. Er war nicht nur klein und leicht, er hatte auch einen dicht
    schließenden Deckel. Außerdem war er sozusagen mein Messbecher.
    Ich trinke meinen Kaffee erst mal aus dem Topf und betrauere meinen Verlust. Das kommt nur von
    der dämlichen Frühaufsteherei, jawohl.





    Die späte Frühstückspause geht nahtlos in eine frühe Mittagspause über. Aber irgendwann ist dann
    alles wieder trocken, inklusive Schuhe, und es geht endlich weiter. Das auf dem Bild ist ein
    Weltkriegs-Gedenkstein, darauf steht: „This cairn is built on the site of Stuck Chapel in memory of
    those who gave their lives in the great war 1914 – 1918“



    Der Plan war heute eigentlich, am frühen Nachmittag schon das Zelt aufzustellen und dann noch
    einen Ausflug auf den Creagan na Beinne zu machen. So weit der Plan. Das Zelt steht dann auch
    relativ früh, nur auf den Hügel habe ich jetzt gerade so überhaupt keine Lust. Ne, ich will da nicht
    rauf, jedenfalls nicht heute. Ich überlege kurz, heute ist Sonntag, das heißt, ich bin jetzt eine Woche
    unterwegs. Ich beschließe, diese Tatsache mit einem faulen Nachmittag gebührend zu feiern.





    Die Nachbarn kommen zwischendurch mal auf einen kurzen Besuch vorbei. Und ansonsten widme
    ich mich den schwierigen Tätigkeiten 'Sonne genießen' und 'Wolken schauen'. Und wenn ich
    wirklich will, der Creagan na Beinne läuft mir nicht weg, der ist morgen auch noch da.
    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
    Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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      • 28.08.2012
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      #22
      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

      Tag 8 Glen Almond – irgendwo hinter Ardeonaig

      Aber auch am nächsten Tag habe ich keine Lust auf den Creagan na Beinne. Vielleicht komme ich
      irgendwann mal wieder vorbei? Also geht es weiter Richtung Ardtalnaig. Oh, Kühe, mal was anderes als Schafe und noch mehr Schafe. Und bald schon taucht der Loch Tay in der Ferne auf.







      Was leider auch heißt, es geht jetzt auf der Straße weiter, zumindest die fünf Kilometer bis
      Ardeonaig. Dafür gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf den Loch Tay. Aber dann ist das
      Straßenstück endlich zu Ende, es geht wieder hinauf in die Hügel. Und dann stehe ich, nein, nicht
      vor einem verschlossenem Tor, sondern vor einem Zaun ohne Tor. Seltsam, sehr seltsam. Ich schaue
      ein Stück nach rechts und nach links – kein Tor, keine Stiles. Auf der anderen Seite steht ein Rob
      Roy Wegweiser, ich bin im Moment auf er Rob Roy Hauptstrecke, die ist beschildert. Es geht also
      unzweifelhaft auf der anderen Seite weiter. Hm, an einer Stelle sieht der Zaun aus als wären da
      schon mehrere Leute drüber gestiegen. Ich schließe mich also meinen Vorgängern an und klettere
      drüber. Nicht ohne mich zu fragen, wie der Farmer das macht, oder gehört das Land auf der anderen
      Seite dem Nachbarn?



      Ein Stück weiter stelle ich dann mein Zelt auf. Für heute reicht es. Es wird noch ein wunderschöner
      Abend. Gegen halb zehn färben sich die Hügel langsam rötlich.



      Das ist meine letzte Wildcamp-Nacht. Ab morgen kommt dann alle paar Kilometer ein Zeltplatz.
      Einerseits schön, andererseits aber auch irgendwie schade. Ja, ich weiß, es gibt genug Leute die auch im Nationalpark zwischen den Zeltplätzen zelten. Aber das wäre ein anderes Thema.
      Es wird allerdings auch Zeit, dass ich wieder bei einem Geschäft vorbeikomme. Ich habe seltsamerweise nur noch 3 Streichhölzer und das Klopapier ist fast alle. Nein, das hat keinen direkten Zusammenhang. Vor allem das mit den Streichhölzern verstehe ich wirklich nicht. Ich bilde mir ein, ich hätte sie in Aberfeldy kontrolliert und da wären noch genug da gewesen?? Sehr seltsam.
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      • RockingKatja
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        • 21.03.2012
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        #23
        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

        Sehr unterhaltsam, hehe. Freue mich auf die Fortsetzung
        Kate-ventures - My adventures on the road

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        • Borderli
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          • 08.02.2009
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          #24
          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

          Unterhaltsamer Bericht bisher!
          Als du nasse Füße erwähntest fiel mir ein, dass ich davor dieses Jahr fast gänzlich verschont blieb - obwohl in meinen Schuhen kein Fetzen Goretex ist. Und dass, wo ich mich in den letzten Jahren so an die nassen Füße gewöhnt habe...

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            • 18.04.2008
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            #25
            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

            Ich frag mich: Wie schafft Ihr das bloß, in Schottland "immer" nasse Füsse zu kriegen, und "immer" in Bogholes zu versinken? Ich habe trotz reichlich Querfeldeinlauferei nicht einmal Handvoll Boghole-Treffer über Gamaschenhöhe hinaus zu verbuchen, und von oben in Stiefel hineingelaufenes Wasser habe ich genauso selten gehabt.
            Aber ich habe auch nie Wanderstöcke benutzt.

            Kaputte Goretex-Membrane sind mir schon eher vertraut, nur gibt gibt es dafür ja Sealskinz.

            Aber jetzt bitte weiterschreiben!
            Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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            • Schlammschnecke
              Erfahren
              • 28.08.2012
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              #26
              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

              Also zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, das war das erste Mal, dass ich in Schottland wirklich das Wasser aus den Schuhen gekippt habe.
              Letztes Jahr hatte ich so wenig Schlamm, das war schon fast unschottisch. Dafür hatte ich im Jahr davor zwar trockene Füße, bin aber fast jeden Tag durch knöchelhohen Schlamm gewatet. Merke: eine Wanderung am Fluss entlang ist schön, aber nicht unbedingt wenn besagter Fluß ein paar Tage vorher Hochwasser hatte und über die Ufer getreten ist.
              Aber das ist ja das schöne an Schottland - es ist immer wieder anders.
              Und ansonsten geht es morgen weiter. Ups, heute ist schon morgen. Egal, dann geht es später weiter.
              Gute Nacht
              Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
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              • Schlammschnecke
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                #27
                AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                Tag9 irgendwo hinter Ardeonaig – Balquhidder Braes Holiday Park

                Aus dem Topf schmeckt mir der Frühstücks-Kaffee irgendwie nicht. Und dazu gibt es
                Porridge-Suppe weil mir mein 'Messbecher' fehlt. Vielleicht finde ich in Callander
                einen Ersatz? Ich hoffe es wenigstens. Der Tag kann eigentlich nur noch besser werden.
                Ich werfe noch einen allerletzten Blick zurück zum Loch Tay und dann geht es weiter.



                Das leicht missglückte Frühstück ist bald vergessen, hier ist es viel zu schön für schlechte Laune.

                An einem kleinen Lochan a‘ Chaorainn vorbei,



                zum großen Lochan Breaclaich. Der (das?) ist aber nicht von Natur aus so groß, der ist
                aufgestaut, für ein Wasserkraftwerk. Ich bin froh, dass ich gestern nicht weitergelaufen bin. Auch wenn es auf der Karte anders aussieht, aber hier ist es, von den beiden Lochans abgesehen, ziemlich trocken. Kann natürlich auch am derzeitigen Wetter liegen.



                Danach verlasse ich die Rob-Roy-Hauptroute kurzzeitig wieder. Nach Killin will ich
                heute nicht. Oder anders gesagt, ich genieße nochmal eine kleine Portion
                Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Es geht durch den Wald, immer wieder mit schönen
                Ausblicken. Normalerweise wäre mir die Waldautobahn wahrscheinlich zu eintönig, aber
                heute bin ich ganz froh drüber. Eine schöne Gelegenheit, sich die letzten Tage nochmal
                durch den Kopf gehen zu lassen. Und im übrigen scheint auch heute wieder die Sonne. Das
                ist jetzt schon der dritte regenlose Tag in Folge!



                Am Nachmittag stoße ich dann am Lochan Lairig Cheile wieder auf die Hauptroute, die
                hier auch die Cycle Route 7 ist. Es geht jetzt auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke
                durchs Glen Ogle. Hier ist einiges los, hauptsächlich Familien die einen Tagesausflug machen, und auch die vielbefahrene A85 ist immer in 'Hörweite'. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen!





                Der Weg liegt zwar zum Glück größtenteils im Schatten, trotzdem wird es mir langsam wirklich zu
                warm. Das ist mir in Schottland schon lange nicht mehr passiert.
                Dann geht es am Loch Earn vorbei und dann bin ich auch schon fast da.





                Ich hatte zwar kurz überlegt bis Strathyre weiterzulaufen, aber die Hitze macht mich
                echt fertig. Nein, für heute reicht es mir.
                Der Balquhidder Braes Holiday Park macht es mir erst mal nicht einfach - ich finde den
                Eingang nicht. Der Campingplatz ist dann, trotz des imposanten Namens, eher übersichtlich und
                'basic'. Die Tentarea, ein sehr kurzer Grünstreifen, liegt direkt an der A84. Aber es
                gibt es etwas heute sehr wichtiges: Schatten. Da mein Zelt das einzige ist, kann ich mir das schattigste Fleckchen aussuchen.
                Also: Zelt aufbauen, Duschen gehen und dann erst mal faul in den Schatten legen. Und da
                ich drangedacht habe heute die getrockneten Pilze einzuweichen, gibt es später Nudeln
                mit Pilzsoße. Am Tisch sitzend. Auch mal wieder nett.
                Der Verkehr lässt zum Glück später stark nach. Oder ich bin so müde, dass ich schlicht
                nichts mehr davon mitbekomme.
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                  Tag 10 Balquhidder Braes Holiday Park – Callander

                  Ich habe gut geschlafen, trotz der Straße. Es scheint heute, mal wieder, die Sonne. Langsam
                  wird es mir unheimlich. Sollte es laut Statistik im Juli nicht eigentlich mehr regnen
                  als z.B. im September?
                  Das allerletzte Streichholz geht fürs Frühstück drauf. Aber heute Abend, in Callander,
                  kann ich ja zum Glück alles kaufen was ich brauche. Also kein Grund zur Sorge.
                  Ich packe meinen Krempel und es geht erst mal am ehemaligen Kingshouse Hotel vorbei,
                  das mittlerweile Mhor 84 heißt, angeblich weil es immer wieder Verwechslungen mit dem
                  anderen Kingshouse Hotel am WHW gab.





                  War der Steinkreis gegenüber vom Hotel früher auch schon da? Beim letzten Mal habe ich
                  den Schlenker über Balquhidder gemacht und bin zum Grab von Rob Roy gepilgert. Ist
                  wirklich sehr schön da, aber heute will ich direkt auf dem Rob Roy Way weiter. Der
                  trennt sich hier wieder von der Cycle Route. Und so habe ich heute erst noch mal meine
                  Ruhe und den Weg für mich alleine.
                  Es geht nach oben, und nach oben und immer noch ein Stück nach oben. So fühlt es sich zumindest an, laut Karte sind es aber nur etwa 100 Höhenmeter. Zum Glück habe ich
                  meinen Rucksack schon ziemlich leergefressen. Es gibt immer wieder nette Bächlein und
                  zwischendurch auch mal Aussicht.





                  Kurz vor Strathyre kommen mir dann ein paar Spaziergänger entgegen. Erst mal ist es
                  Zeit für eine Mittagspause, im Schatten. Durch den kleinen Ort bin ich dann ziemlich
                  schnell durch und da ist auch schon der Balvag.



                  Von hier ab muss ich mir den Weg wieder mit den Radlern teilen. Das ist kein großes
                  Problem, aber ich bin halt nicht mehr allein unterwegs. Es geht jetzt immer am Loch
                  Lubnaig entlang und ich beneide die Paddler, Kayakfahrer und alles was sich so auf dem
                  See herumtreibt. Ein bisschen Sonne ist ja ganz nett, aber zu viel ist eindeutig zu
                  viel.



                  Irgendwann ist der Loch Lubnaig dann auch zu Ende. Der normale Aufstiegsroute auf den
                  Ben Ledi ist immer noch gesperrt. Damit fällt die Option für morgen schon mal raus.
                  Tja, und an den Falls of Leny geht mir dann die Puste aus. Ne, die Temperaturen sind
                  nichts für mich, deswegen fahr ich ja nach Schottland. Ich mache noch mal eine lange
                  Pause, im Schatten. Nur gut, dass die Tage im Sommer so lang sind.



                  Und dann nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Vorbei an der Stelle wo die Römer
                  ihr Lager hatten. Mit dem Leny im Rücken, als Schutz vor den Barbaren aus dem Norden.
                  (Das war der Feldzug von Agricola. Ganz viele Details hier:
                  http://www.theromangaskproject.org.u...Bochastle.html)



                  Puh, und dann bin ich endlich da, oder zumindest in Callander. Ich kaufe meine Streichhölzer und außerdem noch einen Becher 'Dosenpfirsiche'. Genaugenommen sind es Plastikpfirsiche, weil es ja keine Dose ist sondern ein Plastikbecher, egal. Was man unterwegs so alles ißt!
                  Die letzten Kilometer zum Campingplatz ziehen sich. Bin ich froh als ich endlich da
                  bin. Spontan beschließe ich: Ich laufe morgen nicht weiter, basta. Bei den Temperaturen
                  macht das wirklich keinen Spaß. Anscheinend sehe ich auch ziemlich fertig aus. Der
                  Campingplatzbesitzer gibt mir extra einen Platz nahe an den Duschen und fährt mich die
                  paar Meter bis dorthin mit dem Auto!
                  Und hurra, es gibt Schatten. Und damit das gleiche Programm wie gestern: Erst mal
                  duschen und dann faul in den Schatten legen.
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                    #29
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                    Tag 11 - Pause

                    Juhu, ein fauler Tag liegt vor mir. Zum Glück hab ich für mein Zelt den genialsten Platz überhaupt - morgens und abends Schatten. Also kann ich erst mal faul im Zelt liegen bleiben ohne gleich geröstet zu werden. Ich habe den 'Pfirsichbecher' aufgehoben. Der ist aus relativ stabilem Plastik und einen Deckel hat er auch. Also - ab heute kein Kaffee mehr aus dem Topf. Ich benütze bis zum nahen Ende der Tour einfach den Pfirsichbecher. Das Frühstück ist gerettet.
                    Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg nach Callander. Ich kaufe ein paar Postkarten und bummle herum bis auch die Post finde, der Briefmarken wegen. Dann kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt. Ups, wo kommt denn an der Kasse plötzlich der riesige Haufen her? Und wer soll das alles essen? Ich? Ach so, ja dann.
                    Ich setze mich auf den Platz und fange schon mal an mit essen. Ist eh schon fast mittag.

                    Danach mache ich mich auf den Weg zu den Bracklinn Falls. Ich weiß zwar nicht genau wie ich da hinkomme, aber ich werde sie schon finden, denke ich mir. Irgendwann läuft dann vor mir eine Familie, und ich denke mir, die wissen doch bestimmt was sie tun und laufe unauffällig hinterher. Tja, bis sich die Mutter umdreht und mich fragt, ob ich den Weg zu den Bracklinn Falls kenne. Aber wir haben sie gefunden. Leider waren so ziemlich alle anderen auch schon da. Gut, wenn da schon mal Leute sind, dann kommen die auch mit aufs Bild - so sieht man die Dimensionen irgendwie besser.
                    Beeindruckend ist das alles schon, aber es war mir dann doch zu voll. Nachdem ich die Bilder gemacht habe verschwinde ich wieder.







                    Auf dem Rückweg schaue ich noch bei dem Fleck vorbei, wo das piktische Fort stand. Davon ist leider auch nicht wirklich was übrig. Direkt vor dem ehemaligen Fort stehen jetzt Bäume, ich nehme mal stark an, dass die früher nicht da waren. Aber ein Stück weiter gibt es noch die Aussicht wie die Pikten sie ungefähr gehabt haben müssten. Na gut, minus den Campingplatz, den man links im Bild schon sieht.



                    Später werfe ich meine Sachen nochmal in die Waschmaschine. Es sind leider nur noch ein paar Tage bis zum Rückflug, und selbigen kann ich dann mit relativ sauberen Klamotten antreten. Und den Rest des Tages sitze ich einfach im Schatten und mache ziemlich wenig, ehrlich gesagt.

                    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
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                      • 28.08.2012
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                      #30
                      AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                      Tag 12 Callander - Aberfoyle

                      Heute geht es wieder weiter. Ganz kurz habe ich überlegt, vielleicht früh aufzustehen und loszulaufen bevor es wieder heiß wird. Sehr kurz.
                      Auf dem Weg nach Callander habe ich heute Gesellschaft. Die Frau fährt das support-Fahrzeug für einen Radfahrer und zwei Wanderer, die für irgendein Charity-Event auf dem Weg nach Norden sind. Die Wanderer, erzählt sie mir, sind heute schon um halb sechs aufgebrochen...



                      Wie man an der Uhr sieht, bin ich mal wieder ziemlich spät dran. Und dann muss ich erst mal aus Callander wieder rausfinden, was irgendwie gar nicht so einfach ist.





                      Aber irgendwann bin dann doch wieder unterwegs. Das erste Ziel für heute ist Loch Venachar. Und als ich dort ankomme ist es auch schon Zeit für die Mittagspause - IM Loch Venachar. Großartig.





                      Und bis Aberfoyle ist eh nicht weit, denke ich mir. Und so mache ich mich nach einer langen, faulen Mittagspause wieder auf den Weg. Kann ja nicht viel passieren, auf dem kurzen Stück, denke ich mir. Und dann ist plötzlich der Weg gesperrt.
                      "Road Ahead Closed to Public Access Alternative Path Diversion --->"
                      Och nö, brauch ich das jetzt? Der Ersatzweg führt erst mal ziemlich weit in die falsche Richtung. Und Schatten gibt
                      es hier auch keinen. Aber die Aussicht ist toll.



                      Und dann ist der Weg zu Ende. In dem Moment kommt aus dem Wald vor mir ein Grüppchen mit Hund. Der Satz 'siehst du, ich wusste wir finden da wieder raus', oder so ähnlich, und ihre glücklichen Gesichter als sie den Weg sehen, hätten mir sehr zu denken geben sollen. Ich frage vorsichtig nach, und man erklärt mir, es wäre machbar aber 'very muddy'.
                      Die Ersatzroute führt ab hier weglos durch den Wald. Zum Glück hat das Grüppchen genug tiefe Löcher im aufgeweichten Boden hinterlassen, an denen ich mich orientieren kann. Aber Spaß macht das wirklich keinen.



                      Bei diesem namenlosen Loch komme ich dann wieder aus dem Wald raus. Uff. Jetzt brauche ich erst mal eine Pause. Und danach ist irgendwie der Wurm drin. Als ich weitergehen will, kratzt irgendwas an meinem linken Knöchel. Ich halte nochmal an, ziehe den Schuh aus, finde aber nichts. Leider kratzt es beim weitergehen immer noch und wird eher schlimmer. Also nochmal anhalten, Schuh und Socke ausziehen, alles gründlich inspizieren - nichts zu sehen außer einer ganz leichten Rötung am Knöchel. Beim weitergehen kratzt es immer noch. Ich versuche es zu ignorieren, aber dafür ist es zu unangenehm. Also entschließe ich mich, nochmal anzuhalten und ein Pflaster drüber zu kleben.
                      Als ich das Pflaster rausholen will, sehe ich, dass die Sonnencreme ausgelaufen ist. Was für eine Sauerei! Aber mit dem Pflaster ist es dann wenigstens etwas besser. Ich habe keine Ahnung was das war. Vielleicht hat mich am Loch Venachar irgendwas gebissen oder gestochen?
                      So, jetzt könnte es also endlich zügig weitergehen. Und dann ist plötzlich der ganze Weg voller winziger Frösche. Oder sind es Kröten? Sie sind leider nicht nur sehr klein, sondern auch sehr zappelig. Deswegen habe ich leider kein besseres Bild zustande gebracht.



                      Ich bemühe mich, auf die Tierchen nicht draufzutreten, was gar nicht so einfach ist. Bis ich dann endlich aus dem Wald draußen bin, ist es schon halb fünf.
                      Jetzt noch durch die Menteith Hills und dann bin ich schon fast da. Denke ich mir wenigstens.



                      Irgendwo muss ich dann falsch abgebogen sein. Und so stehe ich plötzlich vor einer Straße. Was jetzt? Entweder ich gehe zurück und suche den richtigen Weg, oder ich laufe ca. einen Kilometer auf der Straße und gehe den restlichen Weg bis Aberfoyle auf dem Radweg.
                      Ich entscheide mich, leider, für die Straße. Ein Kilometer ist ja nicht weit, denke ich mir. Hier ist nur leider ziemlich viel Verkehr. Und auf der rechten Straßenseite gibt es keine Möglichkeit den Autos auszuweichen. Ich kann also den entgegenkommenden Verkehr zwar sehen, aber dann kann ich nur hoffen, dass die Autos es schaffen sowohl mir als auch dem Gegenverkehr auszuweichen.
                      So wird das nichts. Ich wechsle also vorsichtig auf die linke Seite. Hier kann ich immer wieder ein paar Schritte neben der Straße machen, dann muss ich auf eine Lücke im Verkehr warten, schnell ein paar Schritte auf der Straße, und dann wieder von vorne. Puh.
                      Ich überlege, ob ich nicht doch besser wieder zurück gehe. Da hält plötzlich neben mir ein Auto. Ob ich mitfahren will? Aber sicher doch, gerne doch, da überlege ich nicht lange. Sie fragen mich, wo ich in Aberfoyle hin will. Ich sage, dass ich nur ein paar Sachen einkaufen will. Ah, und dann weiter zum Campingplatz? Man sieht mir offensichtlich an was ich vorhabe.
                      Sofort bieten sie mir an, in Aberfoyle zu warten bis ich mit dem Einkaufen fertig bin und mich dann zum Campingplatz zu fahren. Und davon kann ich sie auch nicht abbringen. Ich habe es versucht, ehrlich!
                      Tja, und als ich nicht aufpasse, spendieren sie mir nach dem dem Einkaufen auch noch was zu trinken. Ich bin froh, dass ich für meine beiden Engel wenigstens eine Packung Kekse gekauft habe, sonst hätte ich langsam ein richtig schlechtes Gewissen. Die beiden sind schon etwas älter und weit rumgekommen. Und so sitzen wir da und plaudern über Wanderungen und wandern und Schotten und andere Menschen...
                      Beinahe hätten sie mich auch noch zum Essen eingeladen. Das kann ich gerade noch abwenden, mit dem Hinweis, ich müsste dann ja alles was ich gekauft habe morgen mitschleppen.
                      Und dann werde ich am Campingplatz abgesetzt, was für ein Service! Es ist schon reichlich spät und so beeile ich mich mit dem Zelt aufbauen. Dann ganz schnell duschen und dann was essen.

                      Kommen wir zum Grund warum ich in Aberfoyle noch mal einkaufen war. Ich hatte es am Anfang ja schon erwähnt, dass ich diesmal mit Bio-Ethanol unterwegs war anstatt mit Spiritus. Ist anscheinend jetzt die neue Mode auf der Insel? Brennt angeblich wie Spiritus. Angeblich.
                      Nun, ich dosiere meinen Spiritus normalerweise so, dass der Kocher ausgeht wenn das Wasser kocht oder die Nudeln fertig sind. Das hat aber mit dem Bio-Ethanol nicht richtig funkioniert. Da ging der Kocher dann schon aus, kurz bevor das Wasser richtig gekocht hat. Bis zum Ende der Tour habe ich das mit der richtigen Dosierung irgendwie nicht hingekriegt. Ja, und jetzt am Ende der Tour ist die Flasche schon verdächtig leer. Beim Spiritus blieb mir nach zwei Wochen immer noch gut was übrig.
                      Deswegen hatte ich beschlossen, fürs Abendessen noch mal eine Dosensuppe zu kaufen, die man nur kurz warmmachen muss. Rein sicherheitshalber.
                      Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                      Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                      • Heather
                        Erfahren
                        • 03.06.2013
                        • 250
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                        #31
                        AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                        Schöner Bericht! Macht Spaß zu lesen und teilzuhaben!

                        Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                        Ich frag mich: Wie schafft Ihr das bloß, in Schottland "immer" nasse Füsse zu kriegen, und "immer" in Bogholes zu versinken? Ich habe trotz reichlich Querfeldeinlauferei nicht einmal Handvoll Boghole-Treffer über Gamaschenhöhe hinaus zu verbuchen, und von oben in Stiefel hineingelaufenes Wasser habe ich genauso selten gehabt.
                        Aber ich habe auch nie Wanderstöcke benutzt.

                        Kaputte Goretex-Membrane sind mir schon eher vertraut, nur gibt gibt es dafür ja Sealskinz.

                        Aber jetzt bitte weiterschreiben!
                        OT: Mensch, du Glückspilz! Ich hatte diese Woche, in Schottland, trotz Gamaschen und ohne bogholes feuchte Stiefel. Lag nicht am Material, sondern an der Luftfeuchtigkeit, die sich nachts festgesetzt hat. Und dank der an herrschenden Windstille ist auch nichts mehr trocken geworden. Zum Glück haben mich die Midgies abgelenkt.

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                        • rockhopper
                          Fuchs
                          • 22.04.2009
                          • 1238
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                          #32
                          AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                          Wunderbarer Bericht!!! Danke!
                          VG rockhopper

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                          • Schlammschnecke
                            Erfahren
                            • 28.08.2012
                            • 373
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                            #33
                            AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                            Tag 13 Aberfoyle - Drymen

                            Der 'Sprit' reicht nicht nur fürs Frühstück, es wäre sogar noch was übrig geblieben. Aber gerade mal genug, um einen Becher Wasser heiß zu machen. Nun gut, muss ich diesmal wenigstens nicht sehen, wie ich den restlichen Spiritus loswerde.
                            Der Campingplatz liegt direkt am bzw. im Loch Ard Forest. Das heißt, ich nehme den Hinterausgang und stehe direkt im Wald. Das ist zwar nicht der offizielle Rob Roy Way, aber auf den stoße ich dann später eh wieder. Und so wird das heute zuerst nochmal ein langer, einsamer, Waldspaziergang.



                            Gegen Mittag erreich ich dann das Corrie Aqueduct. 304 Meter victorianische Ingenieurskunst.





                            Zuerst hatte ich ja gedacht, das ist irgendwelches altes Zeug, dass da einfach noch rumsteht. Weit gefehlt! Auch heute noch trinken die Leute in Glasgow Wasser aus dem Loch Katrine. Transportiert in Aquädukten und Kanälen die mittlerweile über 150 Jahre alt sind!

                            http://www.engineering-timelines.com...em.asp?id=1244



                            Und ich hätte ja fast nicht mehr dran geglaubt, aber es ist zwar immer noch warm und sonnig, aber nicht mehr heiß und schwül. Hurra! Endlich wieder 'Wanderwetter'.
                            Und dann bin ich auch schon am Muir Park Reservoir und damit sozusagen fast da.





                            Kurz vor Drymen treffe ich dann noch einen Rob-Roy-Wanderer, dessen Ausrüstung hauptsächlich aus Optimismus besteht, um es mal so zu sagen. Er fragt mich, wie weit es noch bis zum nächsten größeren Ort ist. Ups. Karte hat er anscheinend keine. Also lasse ich ihn einen Blick auf meine werfen. Nur ist die leider uralt und der Rob Roy Way darauf noch nicht eingezeichnet. Ich hoffe, er ist irgendwo angekommen.
                            Aber die letzen Kilometer nach Drymen sind ziemlich hart, im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Füße lassen mich deutlich und unmissverständlich merken, was sie von Asphalt halten - gar nichts. Oder kurz und in anderen Worten: Aua.

                            Nein, das ist kein triumphaler Einzug in Drymen. Ich bin dann einfach nur noch froh, dass ich da bin. Ich setze mich erst mal in die Bushaltestelle und habe keine Lust wieder aufzustehen. Ich mache dann wenigstens noch ein Bild vom Clachan Inn:



                            Hier habe ich damals die erste Nacht auf dem WHW verbracht. An dem Tag war es übrigens auch ungewöhnlich heiß, aber das war wenigstens nur ein Tag. Ich gehe noch in den Spar, eine Zeitung kaufen und Tomaten. Dann warte ich auf den Bus und beobachte die WHW-Wanderer, die in Drymen eintrudeln. Und oh Wunder, es fängt an zu regnen. Es gibt ihn noch, den guten schottischen Regen.

                            Für die letzte Nacht habe ich mir ein Bett in einem Hostel in Stirling reserviert. Ich dachte mir, ganz egal wo ich am Ende ankomme, nach Stirling komme ich immer irgendwie. Ich hätte ja gerne einen großen Bogen um Glasgow gemacht, der Commenwealth Games wegen, das ging aber nicht. Und so stehe ich dann im total überfüllten Zug von Glasgow nach Stirling. Aber weit ist es ja nicht.

                            Zum Abendessen gibt es Reste. Die restlichen Nudeln, die übrig gebliebene Tomatensoße, in die ich dann noch den Rest vom Öl reinkippe und dazu die frischen Tomaten. Göttlich! Ich habe keine Lust mehr an dem Abend noch was zu unternehmen. Also lese ich noch in der Zeitung, packe später schon mal meinen Krempel zusammen, das meiste jedenfalls, und gehe früh ins Bett.
                            Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                            Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                            • Schlammschnecke
                              Erfahren
                              • 28.08.2012
                              • 373
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                              Ende

                              Am nächsten Tag nehme ich den Bus zum neuen Bannockburn Visitor Centre.



                              Meine Meinung dazu? Sehr modern, sehr 3D, sehr interaktiv. Also wenn ihr Erwachsene Menschen sehen wollt, die komische Brillen auf dem Kopf haben und in der Luft herumfuchteln, hier seid ihr richtig.
                              Der Informationsgehalt ist aber leider etwas mager. Oder vielleicht geht man hier davon aus, dass eh jeder schon alles über Bannockburn weiß?
                              Ich hab mir dann ein Buch gekauft und mich damit in die Cafeteria gesetzt. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, ehrlich gesagt. Übrigens war es vor 700 Jahren auch schon ungewöhnlich heiß und trocken. Vielleicht war die Woche der Beitrag des Wetters zum Bannockburn-Jubiläum?





                              Ich nehme den Bus zurück zum Hostel, hole mein Gepäck ab und mache mich auf den Weg nach Edinburgh. Ein letztes Highlight gibt es noch: Die Fahrt mit der Tram zum Flughafen. Ja, es gibt sie wirklich und sie fährt. Ich hab nur leider vergessen ein Beweisfoto zu machen.

                              Pünktlich um Mitternacht bin ich dann wieder daheim. Mit einem Fotoapparat voller Bilder und einem Kopf voller Eindrücke.
                              Und wie war es? Großartig. Trotz der Hitze. Die brauche ich wirklich nicht nochmal. Jedenfalls nicht eine Woche am Stück. Was ich anders machen würde? Wenn ich gewußt hätte wie das Wetter wird, hätte ich einen Tag in Aberfeldy verbummelt. Und die Umleitung am Loch Venachar war Käse, da wäre ich besser auf dem Radweg geblieben. Aber gut, das kann man vorher nicht wissen.

                              Ja, der Rob Roy Way hat für einen Fernwanderweg sehr viel Asphalt. Er hat aber auch sehr viel Abgeschiedenheit und Ruhe. Ich hab ja in Drymen so ein wenig mitgekriegt, was zur selben Zeit auf dem West Highland Way los war. Und was die Landschaft angeht, muss sich der RRW auch nicht verstecken.

                              Ansonsten? Die neuen Schuhe haben sich bewährt, dass sie am Lochan Uaine nass waren, kann man ihnen nicht vorwerfen. Sind ja keine Gummistiefel. Ansonsten hatte ich dieses Mal nichts neues dabei. Halt, die Kamera habe ich vergessen. Gut, mit der muss ich mich wohl noch auseinandersetzen, dann gibt es zukünftig hoffentlich weniger Bilder-Ausschuss.
                              Die uralte Alu-Matte fällt bald auseinander, die wird wohl vor der nächsten größeren Tour ersetzt. Und den dicken Schlafsack hätte ich vielleicht nicht unbedingt gebraucht, aber da wären wir dann wieder bei den Sachen, die man vorher nicht wissen kann.

                              Und nächstes Jahr? Keine Ahnung. Vielleicht mache ich die Lücke zwischen Drymen und meiner quer-durch-die-Borders-Tour zu? Oder ganz was anderes. Mal sehen was an Schottland-Berichten hier noch auftaucht die nächsten Monate, vielleicht ist ja was inspirierendes dabei?
                              Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                              Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                              • theslayer
                                Dauerbesucher
                                • 13.11.2013
                                • 586
                                • Privat

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                                #35
                                AW: Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                Toller Bericht, gespickt mit genau der richtigen Menge Ironie!
                                Vielen Dank dafür!
                                Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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                                • Glenfiddich
                                  Erfahren
                                  • 19.02.2012
                                  • 278
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                  Danke fürs Mitnehmen. Mir hats gut gefallen und ich musste auch oft lachen.
                                  Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                                  • lina
                                    Freak

                                    Vorstand
                                    Liebt das Forum
                                    • 12.07.2008
                                    • 42949
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                    Ging mir ebenso

                                    Ganz herzlichen Dank!
                                    Wann ziehst Du wieder los (und, ganz wichtig: Wann kommt der nächste Reisebericht? )?

                                    Kommentar


                                    • shoreman
                                      Anfänger im Forum
                                      • 20.11.2012
                                      • 22
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                                      #38
                                      AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                      Gut gemacht! Vielen Dank für Bilder UND SCHREIBE!!

                                      (Hey was hast Du da für ein cool- farbenes Zeltle??)
                                      Do something worth failing

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                                        • 28.08.2012
                                        • 373
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [UK] Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen

                                        Freut mich, wenn euch der Bericht gefallen hat. Danke!

                                        Einige Nachträge: Der Steinhaufen unterhalb des Beinn Dearg war der Sliabh na Cloiche Moire (Tag 4). Und das 'namenlose' Loch nach der Loch Venachar Umleitung nennt sich Allt a' Chip Dhuibh (Tag 12).

                                        Wenn ich alles richtig zusammengerechnet habe, waren es dieses Jahr ca. 180 Kilometer 'Fußweg'. Damit waren es von Drymen bis Drymen ungefähr 630 Kilomter. Ja, dann wären es jetzt also 'nur' noch ungefähr 430 Kilometer Fußweg bis zum Südwestzipfel Schottlands...

                                        Das Zelt ist ein Eureka Spitfire. Vom Preis-Leistungsverhältnis her kaum zu schlagen. Was allerdings eher am kleinen Preis als an der tollen Leistung liegt.
                                        Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                        Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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