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Ich bin Whisky, äh, rum – von Aviemore zurück nach Drymen
Nachdem mein letzter Versuch eines Reiseberichts ungefähr so interessant war wie eingeschlafene Füße, habe ich ihn irgendwann abgebrochen. Wenn es diesmal nicht besser wird - an der Tour lag es nicht.
Was bisher geschah… Wie bei so einigen anderen, begann meine Schottland-Wandersucht vor vielen Jahren mit dem West Highland Way. Mehrtägige Wandertouren hatte ich vorher schon gemacht, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, sowas in Europa zu machen. Bis ich dann vom WHW hörte. Später habe ich dann noch den Great Glen Way drangehängt. Letztes Jahr hatte ich dann die Idee, da anzuknüpfen und von Inverness aus weiterzulaufen. Zuerst ein gutes Stück die Küste entlang und dann auf dem Speyside Way nach Aviemore. Dieses Jahr ging es dann von Aviemore aus weiter – zurück nach Drymen, dem ersten Ort in dem ich damals auf der West Highland Tour übernachtet habe.
Prolog:
Nach nur ungefähr vier Stunden Schlaf mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. *gähn* Ich wäre ja gerne nach Schottland geflogen, das gaben aber die Flugpläne bzw. der Geldbeutel nicht her. Letztendlich war dann die einzig sinnvolle Variante der Flug nach London und der Nachtzug nach Aviemore.
Und so stehe ich also am Sonntagnachmittag in London anstatt in Schottland. Ich hab ja an sich nichts gegen London, aber heute kann ich mich für die Stadt einfach nicht begeistern. Ich bestaune die ewige Schlange am London Eye, nehme zur Kenntnis, dass Westminster und Big Ben noch da sind, und will eigentlich einfach nur noch weg. Zu viele Menschen, zu viele Autos, viel zu viel Trubel.
Das Schlafwagen-Abteil habe ich zum Glück für mich allein. So richtig viel Platz ist da nämlich nicht, vor allem wenn man mehr Gepäck hat als ein Handtäschchen. Und dann falle ich ziemlich schnell ins Bett und schlafe ein. Morgen, wenn ich aufwache, bin ich in Schottland, hurra!
Montag 14. Juli, Tag 1: von Aviemore ins Glen Feshie
Ich wache viel zu früh auf. Es ist gerade mal sechs Uhr. Die Vernunft sagt: Leg dich wieder hin und schlaf weiter! Leider kann sie sich nicht durchsetzen, nach dem Motto: Schnauze liebe Vernunft, ich habe Urlaub!
Als der Zug in Pitlochry hält, bekomme ich Panik. Pitlochry? Dann sind wir doch beinahe schon fast so gut wie da. Okay, der Fahrplan und die Uhr sagen, es wären noch 1 ½ Stunden – aber, aber, aber - wir sind doch schon in Pitlochry!!! Hektisch fange ich an meinen Rucksack unsystematisch aus, um und wieder einzupacken. Und wieder aus, und nochmal von vorne. Puh, so wird das nichts. Doch lieber erst mal frühstücken. Ich schlinge hastig meine Brote runter. Immer mit prüfendem Blick aus dem Fenster. So, aber jetzt ganz schnell packen. Fertig! Ha!
Tja, ich würde mir dann doch gerne noch die Zähne putzen. Leider ist die Zahnbürste jetzt ziemlich weit unten im fix und fertig gepackten Rucksack. Höre ich die Vernunft da irgendwo im Hintergrund, ganz leise hämisch lachen? Schnauze! Dann packe ich eben wieder aus, wir sind ja erst in, wo sind wir denn gerade, ah in Newtonmore. Waaah – was heißt hier ‚erst‘?
Als der Zug endlich in Aviemore ankommt, bin ich fertig. Mit den Nerven. Mit dem packen aber auch. Jetzt geht es endlich los. Aus Aviemore raus, durch Inverdrui durch und zum Lochan Mor. Irgendwo steht mir ein Kissing Gate im Weg, dass zu klein ist für mich und meinen Rucksack. Aber irgendwie geht das auch.
Am Lochan Mor lege ich erst mal eine kleine Verschnaufpause ein. Der Adrenalinpegel sinkt. Es sickert langsam durch. Ich bin in Schottland. Ich habe gaaanz viel Zeit. Der Proviant reicht für fünf Tage, wenn es sein muss auch für sechs. In der Zeit sollte ich es doch wirklich bequem bis Blair Atholl schaffen. Ich muss nicht rennen. Ich muss mich nicht beeilen. Durchatmen. Runterkommen. Dann geht es weiter zum Loch an Eilein.
Wieso renne ich eigentlich schon wieder? Hier ist es doch schön. Ich würde ja gerne noch ein Päuschen einlegen – aber die Midges sind dagegen. Dann halt nicht. Also weiter zum Loch Gamhna.
In gebührendem Abstand zu irgendwelchen Lochs und den dazugehörigen Midges mache ich dann nochmal Pause. Ups – bin ich gerade wirklich im Sitzen eingeschlafen? Kommt davon, wenn man quasi mitten in der Nacht aus dem Bett fällt. Ich bin einfach kein Frühaufsteher.
Der River Feshie. Leider wird das Wetter immer schlechter. Kurz hinter Feshiebridge fängt es an zu regnen. Zuerst denke ich mir, ach so ein kleines bisschen Nieselregen, merkt man ja kaum. Bis ich aus dem Wald rauskomme. Ich drehe ganz schnell wieder um und ziehe mir im Schutz der Bäume die Regenhose an. Dann laufe ich in Regenklamotten weiter. Und irgendwann im Halbschlaf. Irgendwo schaffe ich es auch noch, falsch abzubiegen. Ich stehe nie wieder so früh auf! Kann ja nicht gesund sein, sowas.
Was mir zunehmend Sorgen macht, ist weniger der Regen als vielmehr der starke, böige Wind. Der gefällt mir gar nicht. Dann stehe ich plötzlich vor diesem Schild und mein müdes Hirn kann sich erst mal nicht entscheiden wo Westen und Osten ist.
Jetzt aber, aufwachen, nachdenken, Entscheidung fällen. Bis zur Bothy wären es von hier aus noch ca. 4 Kilometer. Ein Dach über dem Kopf klingt natürlich sehr verführerisch. Allerdings müsste ich die vier Kilometer morgen wieder zurück, weil es die Brücke weiter südlich nicht mehr gibt. Aber auf Verdacht auf der Westseite weiterzulaufen, nur um möglicherweise nach etlichen Kilometern festzustellen, dass der Wind nicht nachlässt und es keinen geeigneten Platz zum Zelten gibt? Dafür hab ich heute irgendwie nicht mehr genug Reserven. Und wo ist jetzt eigentlich Osten? Okay, Osten ist auf der Seite wo die Bothy ist, und wo ich eigentlich nicht hin will. Andererseits sieht es von hier wirklich nicht so aus, als gäbe es auf der Westseite irgendwo einen windgeschützten Platz für das Zelt.
Ich laufe dann doch los Richtung Bothy. Auf eine unruhige Nacht im Zelt kann ich jetzt wirklich verzichten. Vier Kilometer klingt ja an sich nicht nach viel. Aber ich falle fast im Gehen über meine eigenen Füße. Nein, aus mir wird kein Frühaufsteher mehr. Der frühe Vogel kann seinen Wurm von mir aus gerne behalten.
Nach ca. einem Kilometer stehe ich vor dem Alt Garbhlach. Der wäre an sich kein Hindernis. Schon gleich gar nicht weil es eine Brücke gibt. Aber ich bin müde. Und die Brücke ist nass. Und irgendwie habe ich gerade das dumpfe Gefühl, dass das keine gute Kombination ist. Dann fällt mir auf, dass hier etwas fehlt: der Wind. Okay, ich habe hier Wasser und ein windgeschütztes Fleckchen. Jedes brauche ich nur noch einen halbwegs ebenen Platz, der groß genug ist für mein Zelt. Hm, ist knapp, aber – passt! Juhuu.
Ich baue das Zelt auf, packe meinen Krempel aus, mache ganz kurz die Augen zu – und wache ein paar Stunden später wieder auf. Nur gut, dass es im Sommer so lange hell ist. Essen wollte ich eigentlich schon noch was. Ich entscheide mich für Couscous mit Tomatensoße. Heißes Wasser drüber und fertig. Kriege ich heute grad noch hin.
Nachdem mein letzter Versuch eines Reiseberichts ungefähr so interessant war wie eingeschlafene Füße, habe ich ihn irgendwann abgebrochen. Wenn es diesmal nicht besser wird - an der Tour lag es nicht.
Was bisher geschah… Wie bei so einigen anderen, begann meine Schottland-Wandersucht vor vielen Jahren mit dem West Highland Way. Mehrtägige Wandertouren hatte ich vorher schon gemacht, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, sowas in Europa zu machen. Bis ich dann vom WHW hörte. Später habe ich dann noch den Great Glen Way drangehängt. Letztes Jahr hatte ich dann die Idee, da anzuknüpfen und von Inverness aus weiterzulaufen. Zuerst ein gutes Stück die Küste entlang und dann auf dem Speyside Way nach Aviemore. Dieses Jahr ging es dann von Aviemore aus weiter – zurück nach Drymen, dem ersten Ort in dem ich damals auf der West Highland Tour übernachtet habe.
Prolog:
Nach nur ungefähr vier Stunden Schlaf mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. *gähn* Ich wäre ja gerne nach Schottland geflogen, das gaben aber die Flugpläne bzw. der Geldbeutel nicht her. Letztendlich war dann die einzig sinnvolle Variante der Flug nach London und der Nachtzug nach Aviemore.
Und so stehe ich also am Sonntagnachmittag in London anstatt in Schottland. Ich hab ja an sich nichts gegen London, aber heute kann ich mich für die Stadt einfach nicht begeistern. Ich bestaune die ewige Schlange am London Eye, nehme zur Kenntnis, dass Westminster und Big Ben noch da sind, und will eigentlich einfach nur noch weg. Zu viele Menschen, zu viele Autos, viel zu viel Trubel.
Das Schlafwagen-Abteil habe ich zum Glück für mich allein. So richtig viel Platz ist da nämlich nicht, vor allem wenn man mehr Gepäck hat als ein Handtäschchen. Und dann falle ich ziemlich schnell ins Bett und schlafe ein. Morgen, wenn ich aufwache, bin ich in Schottland, hurra!
Montag 14. Juli, Tag 1: von Aviemore ins Glen Feshie
Ich wache viel zu früh auf. Es ist gerade mal sechs Uhr. Die Vernunft sagt: Leg dich wieder hin und schlaf weiter! Leider kann sie sich nicht durchsetzen, nach dem Motto: Schnauze liebe Vernunft, ich habe Urlaub!
Als der Zug in Pitlochry hält, bekomme ich Panik. Pitlochry? Dann sind wir doch beinahe schon fast so gut wie da. Okay, der Fahrplan und die Uhr sagen, es wären noch 1 ½ Stunden – aber, aber, aber - wir sind doch schon in Pitlochry!!! Hektisch fange ich an meinen Rucksack unsystematisch aus, um und wieder einzupacken. Und wieder aus, und nochmal von vorne. Puh, so wird das nichts. Doch lieber erst mal frühstücken. Ich schlinge hastig meine Brote runter. Immer mit prüfendem Blick aus dem Fenster. So, aber jetzt ganz schnell packen. Fertig! Ha!
Tja, ich würde mir dann doch gerne noch die Zähne putzen. Leider ist die Zahnbürste jetzt ziemlich weit unten im fix und fertig gepackten Rucksack. Höre ich die Vernunft da irgendwo im Hintergrund, ganz leise hämisch lachen? Schnauze! Dann packe ich eben wieder aus, wir sind ja erst in, wo sind wir denn gerade, ah in Newtonmore. Waaah – was heißt hier ‚erst‘?
Als der Zug endlich in Aviemore ankommt, bin ich fertig. Mit den Nerven. Mit dem packen aber auch. Jetzt geht es endlich los. Aus Aviemore raus, durch Inverdrui durch und zum Lochan Mor. Irgendwo steht mir ein Kissing Gate im Weg, dass zu klein ist für mich und meinen Rucksack. Aber irgendwie geht das auch.
Am Lochan Mor lege ich erst mal eine kleine Verschnaufpause ein. Der Adrenalinpegel sinkt. Es sickert langsam durch. Ich bin in Schottland. Ich habe gaaanz viel Zeit. Der Proviant reicht für fünf Tage, wenn es sein muss auch für sechs. In der Zeit sollte ich es doch wirklich bequem bis Blair Atholl schaffen. Ich muss nicht rennen. Ich muss mich nicht beeilen. Durchatmen. Runterkommen. Dann geht es weiter zum Loch an Eilein.
Wieso renne ich eigentlich schon wieder? Hier ist es doch schön. Ich würde ja gerne noch ein Päuschen einlegen – aber die Midges sind dagegen. Dann halt nicht. Also weiter zum Loch Gamhna.
In gebührendem Abstand zu irgendwelchen Lochs und den dazugehörigen Midges mache ich dann nochmal Pause. Ups – bin ich gerade wirklich im Sitzen eingeschlafen? Kommt davon, wenn man quasi mitten in der Nacht aus dem Bett fällt. Ich bin einfach kein Frühaufsteher.
Der River Feshie. Leider wird das Wetter immer schlechter. Kurz hinter Feshiebridge fängt es an zu regnen. Zuerst denke ich mir, ach so ein kleines bisschen Nieselregen, merkt man ja kaum. Bis ich aus dem Wald rauskomme. Ich drehe ganz schnell wieder um und ziehe mir im Schutz der Bäume die Regenhose an. Dann laufe ich in Regenklamotten weiter. Und irgendwann im Halbschlaf. Irgendwo schaffe ich es auch noch, falsch abzubiegen. Ich stehe nie wieder so früh auf! Kann ja nicht gesund sein, sowas.
Was mir zunehmend Sorgen macht, ist weniger der Regen als vielmehr der starke, böige Wind. Der gefällt mir gar nicht. Dann stehe ich plötzlich vor diesem Schild und mein müdes Hirn kann sich erst mal nicht entscheiden wo Westen und Osten ist.
Jetzt aber, aufwachen, nachdenken, Entscheidung fällen. Bis zur Bothy wären es von hier aus noch ca. 4 Kilometer. Ein Dach über dem Kopf klingt natürlich sehr verführerisch. Allerdings müsste ich die vier Kilometer morgen wieder zurück, weil es die Brücke weiter südlich nicht mehr gibt. Aber auf Verdacht auf der Westseite weiterzulaufen, nur um möglicherweise nach etlichen Kilometern festzustellen, dass der Wind nicht nachlässt und es keinen geeigneten Platz zum Zelten gibt? Dafür hab ich heute irgendwie nicht mehr genug Reserven. Und wo ist jetzt eigentlich Osten? Okay, Osten ist auf der Seite wo die Bothy ist, und wo ich eigentlich nicht hin will. Andererseits sieht es von hier wirklich nicht so aus, als gäbe es auf der Westseite irgendwo einen windgeschützten Platz für das Zelt.
Ich laufe dann doch los Richtung Bothy. Auf eine unruhige Nacht im Zelt kann ich jetzt wirklich verzichten. Vier Kilometer klingt ja an sich nicht nach viel. Aber ich falle fast im Gehen über meine eigenen Füße. Nein, aus mir wird kein Frühaufsteher mehr. Der frühe Vogel kann seinen Wurm von mir aus gerne behalten.
Nach ca. einem Kilometer stehe ich vor dem Alt Garbhlach. Der wäre an sich kein Hindernis. Schon gleich gar nicht weil es eine Brücke gibt. Aber ich bin müde. Und die Brücke ist nass. Und irgendwie habe ich gerade das dumpfe Gefühl, dass das keine gute Kombination ist. Dann fällt mir auf, dass hier etwas fehlt: der Wind. Okay, ich habe hier Wasser und ein windgeschütztes Fleckchen. Jedes brauche ich nur noch einen halbwegs ebenen Platz, der groß genug ist für mein Zelt. Hm, ist knapp, aber – passt! Juhuu.
Ich baue das Zelt auf, packe meinen Krempel aus, mache ganz kurz die Augen zu – und wache ein paar Stunden später wieder auf. Nur gut, dass es im Sommer so lange hell ist. Essen wollte ich eigentlich schon noch was. Ich entscheide mich für Couscous mit Tomatensoße. Heißes Wasser drüber und fertig. Kriege ich heute grad noch hin.
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