AW: [UK] Applecross - Torridon - Letterewe, Juli 2014
So, Endspurt. Viel gibt es nicht mehr zu berichten.
Sonnenbrand, oder warum ich mich über dichte Wolken freue
Ich schlafe schlecht. Mein letzter Sonnenbrand ist schon so lange her, dass ich gar nicht mehr weiß, wie unangenehm das ist, vor allem im Zusammenhang mit der Kunststoffhülle des Schlafsacks und der Plastikmatratze. Ein schönes kühles Baumwolltuch wäre mir jetzt lieber... Außerdem wird es kalt hier oben auf dem Berg, und das Problemknie muckt vor sich hin.
Ich stehe daher sehr früh auf. Das Zelt ist taunass, am Himmel ist keine Wolke zu sehen, rund ums Zelt gibt es keine Wolke aus Midges, denn ein leichter Wind weht. Perfekt! Ich beschließe, meinen Morgenkaffee nicht am Zelt, sondern oben neben dem Wasserfall zu trinken. Kaffee mit Aussicht, sozusagen. Ich packe alles in den kleinen Daypack, ziehe die Windjacke drüber (es ist kühl im Schatten!), ignoriere die Proteste des rechten Knies, und gehe bergauf.
Der See liegt noch im Schatten; hier ist es zu frisch für eine ausgedehnte Pause.

Loch Coire Mhic Fhearchair by Borderli, on Flickr
Neben dem Wasserfall suche ich mir einen schönen Felsen, koche Kaffee, und setze mich mit der Kaffeetasse und der Kamera an den Rand des Coire, baumele mit den Beinen, und genieße die Aussicht. Die Sonne kommt langsam herum und leuchtet die Landschaft aus. Ich habe diese Aussicht ganz für mich alleine und fühle mich so klein und unbedeutend, aber auch gleichzeitig privilegiert, das erleben zu dürfen. Die Stimmung am frühen Morgen ist eine ganz besondere, fast noch besser als die bei Sonnenuntergang. Es ist schön, einfach nur schön. Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen, glaube ich.
Irgendwann ist das Zelt in der Sonne und trocknet schnell.

Coire Mhic Fhearchair und das Zelt by Borderli, on Flickr

Coire Mhic Fhearchair by Borderli, on Flickr
Nach einer langen, langen Zeit mache ich mich wieder auf den Rückweg.

Baosbheinn und Beinn an Eòin by Borderli, on Flickr
Frühstücken, packen, Abschied nehmen. Das war ein schöner Zeltplatz. Ein Punkt auf meiner Liste ist abgehakt.

Flowerdale Forest by Borderli, on Flickr
Der Tag wird sonnig und warm. Viel zu warm für meinen Geschmack, und viel zu sonnig für meinen Sonnenbrand.
Die Idee, weglos nach Kinlochewe zu gehen, gebe ich schon morgens früh auf - ich brauche mein Knie noch eine Weile, da gehe ich kein Risiko ein. Ein andermal, die Gegend läuft ja nicht weg. Außerdem ist das ein Grund, wieder hierher zu kommen.

Liathach by Borderli, on Flickr
An einem meiner Lieblingsfelsen mache ich wieder eine Pause. Trotz der sommerlichen Temperaturen habe ich inzwischen die Windjacke an; die Sonne brennt mir zu heftig auf die ohnehin schon roten Arme. Sonnenbrand - ich - in Schottland?! Glaubt mir kein Mensch!

Boots by Borderli, on Flickr
Auf dem Weg zurück ins Glen Torridon begegnen mir nicht mehr als fünf Wanderer. Ein ruhiger Spaziergang also.

Coire Dubh Mòr by Borderli, on Flickr
Unten am Parkplatz beschließe ich, das nächstbeste Auto anzuhalten, um nach Kinlochewe zu gelangen. Es ist viel zu warm, um auf der Straße zu laufen - vor allem, wenn die schönen Ausblicke fehlen. Kein Problem, gleich das erste Auto hält an. Zwei deutsche Urlauber auf dem Weg zu den äußeren Hebriden. Wir unterhalten uns ganz nett, als plötzlich das Auto seltsame Geräusche von sich gibt. Zum Glück nur falscher Alarm; es fährt dann doch wieder weiter. In Kinlochewe steige ich aus und gehe direkt zum Shop. Ich brauche etwas kaltes zu trinken, und davon jede Menge. Mit einer Sammlung gekühlter Getränke, der Times und einem großen Eis komme ich wieder raus und suche mir eine schattige Bank auf dem Parkplatz weiter unten an der Straße.
Gut, und jetzt? Lochan Fada steht eigentlich noch auf meiner Liste. Durchs Gleann Bianasdail hin, zelten, auf der Wanderautobahn über die Heights of Kinlochewe wieder zurück. Aber heute nicht mehr. Mir ist warm! Ich fahre doch extra nach Schottland, um bei kühlen Temperaturen zu wandern... Hm. Bunkhouse? Hotel? Ich gehe rüber und frage nach einem freien Bett. Pech gehabt, sogar das Bunkhouse ist ausgebucht, das ganze Wochenende. Ich reserviere mir vorsichtshalber ein Bett für Montagabend, und beschließe dann, zu dem schönen Platz am Kinlochewe River, nahe der Eilean na Craoibhe, zu laufen und dort unter dem Baum (Schatten!!) mein Zelt aufzubauen. Also los, die paar Kilometer sind doch noch drin, sage ich mir, hast ja noch nichts gemacht heute.
Es werden verdammt lange Kilometer. Unterwegs wechsele ich vom dünnen Merinoshirt (morgens war das noch angebracht) zum noch dünneren Plastikshirt (das stinkt nach einer halben Stunde schlimmer als das Wollteil nach drei Tagen...), gehe unter Todesverachtung durch Farnfelder, die höher sind als ich, trinke eine Wasserflasche nach der anderen leer, und schwitze vor mich hin. Wo bleiben nur die versprochenen Wolken? Ich will Regen, Wind, Wolken!
Irgendwann bin ich am Ziel. Heute sind keine wilden Ziegen da, der Ginster blüht auch nicht mehr, dafür steht rundherum hoher Farn. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass hier ein schöner Platz zum Zelten ist, hätte ich ihn nicht gefunden.
Ich baue die Burg auf, packe Crocs, Matte, Handtuch und leere Wasserflaschen ein, lasse den Rest des Gerödels im Zelt, und schlurfe zum Fluss. Hosenbeine hochkrempeln, und rein ins Wasser. Leider ist der Wasserstand nicht besonders hoch, aber zum Abkühlen reicht es aus. Kühles Wasser im Genick und im Gesicht - eine Wohltat! Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Schottland mal so dringend eine Abkühlung brauchen würde.

Kinlochewe River by Borderli, on Flickr
Ich mache es mir am Wasser bequem und warte, bis der Baum seinen Schatten auf das Zelt wirft und dadurch die Temperaturen etwas erträglicher macht. Dabei gehe ich immer wieder ins kühle Nass und kühle mich ab. Herrlich, diese einfachen Dinge des Lebens.
Später ziehen die ersten Wolken auf. Endlich! Der Wind nimmt zu, und die Temperaturen werden wieder angenehm.
Nachts werde ich wach und wundere mich darüber, dass ein Gestängebogen einen Schatten wirft. Ein Blick nach draußen zeigt mir, warum: Vollmond! Er lässt sich aber nur kurz zwischen den Wolken blicken.

Vollmond am Kinlochewe River by Borderli, on Flickr
Am nächsten Tag ist für mich kein Wandertag. Das Knie ist wieder geschwollen, und das Wetter entspricht dem, was ich vom schottischen Sommer kenne: Windstill, Drizzle, Midgies.
Ich schlafe lange, trödele vor mich hin, und laufe in der Mittagszeit nach Kinlochewe, auf der Suche nach etwas Essbarem, was nicht aus der Tüte kommt. Im Coffeeshop werde ich fündig, und genieße ein ausgiebiges Mittagessen, das sich über zwei stärkere Regenschauer hinzieht. Dann latsche ich wieder zurück zum Zelt und lasse den Tag mit ein paar Schmerztabletten und kühlen Umschlägen ausklingen. Die Kamera hat heute auch einen ruhigen Tag.

Regentag am Loch Maree by Borderli, on Flickr
So, Endspurt. Viel gibt es nicht mehr zu berichten.

Sonnenbrand, oder warum ich mich über dichte Wolken freue
Ich schlafe schlecht. Mein letzter Sonnenbrand ist schon so lange her, dass ich gar nicht mehr weiß, wie unangenehm das ist, vor allem im Zusammenhang mit der Kunststoffhülle des Schlafsacks und der Plastikmatratze. Ein schönes kühles Baumwolltuch wäre mir jetzt lieber... Außerdem wird es kalt hier oben auf dem Berg, und das Problemknie muckt vor sich hin.
Ich stehe daher sehr früh auf. Das Zelt ist taunass, am Himmel ist keine Wolke zu sehen, rund ums Zelt gibt es keine Wolke aus Midges, denn ein leichter Wind weht. Perfekt! Ich beschließe, meinen Morgenkaffee nicht am Zelt, sondern oben neben dem Wasserfall zu trinken. Kaffee mit Aussicht, sozusagen. Ich packe alles in den kleinen Daypack, ziehe die Windjacke drüber (es ist kühl im Schatten!), ignoriere die Proteste des rechten Knies, und gehe bergauf.
Der See liegt noch im Schatten; hier ist es zu frisch für eine ausgedehnte Pause.

Loch Coire Mhic Fhearchair by Borderli, on Flickr
Neben dem Wasserfall suche ich mir einen schönen Felsen, koche Kaffee, und setze mich mit der Kaffeetasse und der Kamera an den Rand des Coire, baumele mit den Beinen, und genieße die Aussicht. Die Sonne kommt langsam herum und leuchtet die Landschaft aus. Ich habe diese Aussicht ganz für mich alleine und fühle mich so klein und unbedeutend, aber auch gleichzeitig privilegiert, das erleben zu dürfen. Die Stimmung am frühen Morgen ist eine ganz besondere, fast noch besser als die bei Sonnenuntergang. Es ist schön, einfach nur schön. Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen, glaube ich.
Irgendwann ist das Zelt in der Sonne und trocknet schnell.

Coire Mhic Fhearchair und das Zelt by Borderli, on Flickr

Coire Mhic Fhearchair by Borderli, on Flickr
Nach einer langen, langen Zeit mache ich mich wieder auf den Rückweg.

Baosbheinn und Beinn an Eòin by Borderli, on Flickr
Frühstücken, packen, Abschied nehmen. Das war ein schöner Zeltplatz. Ein Punkt auf meiner Liste ist abgehakt.

Flowerdale Forest by Borderli, on Flickr
Der Tag wird sonnig und warm. Viel zu warm für meinen Geschmack, und viel zu sonnig für meinen Sonnenbrand.

Die Idee, weglos nach Kinlochewe zu gehen, gebe ich schon morgens früh auf - ich brauche mein Knie noch eine Weile, da gehe ich kein Risiko ein. Ein andermal, die Gegend läuft ja nicht weg. Außerdem ist das ein Grund, wieder hierher zu kommen.

Liathach by Borderli, on Flickr
An einem meiner Lieblingsfelsen mache ich wieder eine Pause. Trotz der sommerlichen Temperaturen habe ich inzwischen die Windjacke an; die Sonne brennt mir zu heftig auf die ohnehin schon roten Arme. Sonnenbrand - ich - in Schottland?! Glaubt mir kein Mensch!


Boots by Borderli, on Flickr
Auf dem Weg zurück ins Glen Torridon begegnen mir nicht mehr als fünf Wanderer. Ein ruhiger Spaziergang also.

Coire Dubh Mòr by Borderli, on Flickr
Unten am Parkplatz beschließe ich, das nächstbeste Auto anzuhalten, um nach Kinlochewe zu gelangen. Es ist viel zu warm, um auf der Straße zu laufen - vor allem, wenn die schönen Ausblicke fehlen. Kein Problem, gleich das erste Auto hält an. Zwei deutsche Urlauber auf dem Weg zu den äußeren Hebriden. Wir unterhalten uns ganz nett, als plötzlich das Auto seltsame Geräusche von sich gibt. Zum Glück nur falscher Alarm; es fährt dann doch wieder weiter. In Kinlochewe steige ich aus und gehe direkt zum Shop. Ich brauche etwas kaltes zu trinken, und davon jede Menge. Mit einer Sammlung gekühlter Getränke, der Times und einem großen Eis komme ich wieder raus und suche mir eine schattige Bank auf dem Parkplatz weiter unten an der Straße.
Gut, und jetzt? Lochan Fada steht eigentlich noch auf meiner Liste. Durchs Gleann Bianasdail hin, zelten, auf der Wanderautobahn über die Heights of Kinlochewe wieder zurück. Aber heute nicht mehr. Mir ist warm! Ich fahre doch extra nach Schottland, um bei kühlen Temperaturen zu wandern... Hm. Bunkhouse? Hotel? Ich gehe rüber und frage nach einem freien Bett. Pech gehabt, sogar das Bunkhouse ist ausgebucht, das ganze Wochenende. Ich reserviere mir vorsichtshalber ein Bett für Montagabend, und beschließe dann, zu dem schönen Platz am Kinlochewe River, nahe der Eilean na Craoibhe, zu laufen und dort unter dem Baum (Schatten!!) mein Zelt aufzubauen. Also los, die paar Kilometer sind doch noch drin, sage ich mir, hast ja noch nichts gemacht heute.
Es werden verdammt lange Kilometer. Unterwegs wechsele ich vom dünnen Merinoshirt (morgens war das noch angebracht) zum noch dünneren Plastikshirt (das stinkt nach einer halben Stunde schlimmer als das Wollteil nach drei Tagen...), gehe unter Todesverachtung durch Farnfelder, die höher sind als ich, trinke eine Wasserflasche nach der anderen leer, und schwitze vor mich hin. Wo bleiben nur die versprochenen Wolken? Ich will Regen, Wind, Wolken!

Irgendwann bin ich am Ziel. Heute sind keine wilden Ziegen da, der Ginster blüht auch nicht mehr, dafür steht rundherum hoher Farn. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass hier ein schöner Platz zum Zelten ist, hätte ich ihn nicht gefunden.
Ich baue die Burg auf, packe Crocs, Matte, Handtuch und leere Wasserflaschen ein, lasse den Rest des Gerödels im Zelt, und schlurfe zum Fluss. Hosenbeine hochkrempeln, und rein ins Wasser. Leider ist der Wasserstand nicht besonders hoch, aber zum Abkühlen reicht es aus. Kühles Wasser im Genick und im Gesicht - eine Wohltat! Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Schottland mal so dringend eine Abkühlung brauchen würde.


Kinlochewe River by Borderli, on Flickr
Ich mache es mir am Wasser bequem und warte, bis der Baum seinen Schatten auf das Zelt wirft und dadurch die Temperaturen etwas erträglicher macht. Dabei gehe ich immer wieder ins kühle Nass und kühle mich ab. Herrlich, diese einfachen Dinge des Lebens.
Später ziehen die ersten Wolken auf. Endlich! Der Wind nimmt zu, und die Temperaturen werden wieder angenehm.
Nachts werde ich wach und wundere mich darüber, dass ein Gestängebogen einen Schatten wirft. Ein Blick nach draußen zeigt mir, warum: Vollmond! Er lässt sich aber nur kurz zwischen den Wolken blicken.

Vollmond am Kinlochewe River by Borderli, on Flickr
Am nächsten Tag ist für mich kein Wandertag. Das Knie ist wieder geschwollen, und das Wetter entspricht dem, was ich vom schottischen Sommer kenne: Windstill, Drizzle, Midgies.
Ich schlafe lange, trödele vor mich hin, und laufe in der Mittagszeit nach Kinlochewe, auf der Suche nach etwas Essbarem, was nicht aus der Tüte kommt. Im Coffeeshop werde ich fündig, und genieße ein ausgiebiges Mittagessen, das sich über zwei stärkere Regenschauer hinzieht. Dann latsche ich wieder zurück zum Zelt und lasse den Tag mit ein paar Schmerztabletten und kühlen Umschlägen ausklingen. Die Kamera hat heute auch einen ruhigen Tag.

Regentag am Loch Maree by Borderli, on Flickr
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