[UK] The Blue Sky of Skye

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  • Hunter9000
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    [UK] The Blue Sky of Skye

    Tourentyp
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    Mitreisende
    The Blue Sky of Skye
    Einmal quer durch die Wolkeninsel

    11. – 20. Mai 2014


    Gedanken zur Reise

    Wer an dieser Stelle einen Reisebericht erwartet, indem ich mich unter Qualen, im strömenden Regen und mit Blasen an den Füßen völlig fertig durch die schottischen Highlands plage, den muss ich leider enttäuschen; für solche Erzählungen muss der Bericht aus dem letzten Jahr reichen. Wer, auf der anderen Seite – verleitet durch den Titel –, eine Bilderbuchreise durch eine der schönsten Ecken Schottlands erwartet, wird ebenfalls enttäuscht werden. The Blue Sky of Skye war ein euphorischer Arbeitstitel, unter dem die Reise geplant worden ist. Ich habe zwar überlegt ob ich den Titel den tatsächlichen Gegebenheiten anpassen sollte, entschied mich aber schließlich dagegen. Und ganz falsch ist der Titel schließlich auch nicht.

    Warum nun Skye? – Nachdem ich die letzten beiden Jahre in Knoydart und auf dem Cape Wrath Trail alleine unterwegs gewesen bin, machte meine Freundin dieses Jahr klar, dass sie wieder einmal einen gemeinsamen Pärchenurlaub haben wollte. Da es klar war, dass ich wieder etwas Auslauf brauchen würde, suchten wir also nach einer passenden Wanderstrecke; natürlich in Schottland. Hierbei galt es eine Strecke zu finden, welche mich nicht völlig langweilen, meine Freundin auf der anderen Seite nicht überfordern würde. Zuerst schlug sie den Rob Roy Way vor, der in der Nähe von Glasgow startet und von dort Richtung Nordosten führt. Nach kurzem Studium des Weges war mir aber klar, dass mir die Strecke und die Landschaft dort so gar nicht zusagten. Ich stellte dafür den Isle of Skye Trail zur Diskussion. Der Trail ist zwar weit davon entfernt einfach zu sein, ist aber meistens doch so Zivilisationsnah, dass man jederzeit abbrechen und die Route den Witterungsbedingungen und dem körperlichen Befinden anpassen kann (was wir auch reichlich genutzt haben). Außerdem befindet er sich in einer Ecke von Schottland, die ich noch gar nicht kenne und Skye an und für sich sollte ja ein schönes Fleckchen sein.

    Geplant war die klassische Route von walkinghighlands von Norden nach Süden zu gehen. Also ein Start bei Rhuba Hunish, gefolgt von einem Marsch durch die Trotternish, einem Zwischenstop in Portree, und dann ein Marsch nach Sligachan und Camasunary. Den Abstecher nach Elgol im Süden wollten wir uns sparen. Von Camasunary sollte es über den Pass nach Kirkibost und von dort über die Straße nach Torrin gehen. Dann weiter nach Bhorneraig und schließlich nach Broadford. Im Ganzen wollten wir 6 ½ Tage unterwegs sein.

    Die Anreise nach Skye sollte wie bei meiner letzten Tour über Aberdeen erfolgen. Vom Flughafen würde es dann per Zug weiter nach Inverness gehen und von dort, nach einer Übernachtung, mit dem Citylink Bus direkt nach Portree. Die letzten Kilometer würden wir dann mit einem Stagecoach nach Duntulm zurücklegen, wo sich der Startpunkt des Trails befindet.

    Ausrüstung

    Stolz kann ich sagen, dass ich für diese Tour allen Versuchungen widerstanden und mir keine neue Ausrüstung gekauft habe! Natürlich konnten wir zu zweit nicht in meinem geliebten Gossamer losziehen, aber zum Glück haben wir ja noch das kleine Vaude Taurus UL in unserer Abstellkammer. Auch die Töpfe wurden gegen ihre größeren Brüder ausgetauscht. Da meine Freundin möglichst wenig Gewicht schleppen sollte, trug ich neben dem Zelt, der Unterlagsplane für das Zelt, Karten, Kochausrüstung auch noch das Essen. Meine Freundin selbst sollte nur ihr Wasser, ihren Schlafsack und ihre Kleidung schleppen müssen. Dadurch würde ich letztendlich etwa doppelt so viel wie meine Freundin tragen – was ganz gut zur Verteilung unseres Körpergewichts passt. Dennoch machte ich mir bezüglich des Gewichts etwas Sorgen, würde sie doch – inklusive Wasser – 10kg auf dem Rücken tragen. Ich war etwas am zweifeln, ob sie dies über Tage hinweg und durch teils wegloses Gelände würde tragen können.
    Zuletzt geändert von Hunter9000; 25.05.2014, 15:14.

  • Scrat79
    Freak
    Liebt das Forum
    • 11.07.2008
    • 12533
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [UK] The Blue Sky of Skye

    Da bin ich mal auf Fortsetzung gespannt!
    Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
    Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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    • Martin1978
      Fuchs
      • 16.08.2012
      • 1668
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      #3
      Ich auch!!!

      An ahlen Räschtshreipfehllern ist das Schmartfon schuld!
      Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord
      Du tysta, Du glädjerika sköna!
      Jag hälsar Dig, vänaste land uppå jord,
      Din sol, Din himmel, Dina ängder gröna.

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      • Borderli
        Fuchs
        • 08.02.2009
        • 1734
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        #4
        AW: [UK] The Blue Sky of Skye

        Ha, noch jemand, der zu dieser Zeit in Schottland unterwegs war! Ich bin seit gestern Abend zurück und füttere den Computer gerade mit Fotos.
        Bitte weiterschreiben!

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        • Hunter9000
          Dauerbesucher
          • 02.06.2012
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          #5
          AW: [UK] The Blue Sky of Skye

          Wir haben bei jedem Regenschauer an dich gedacht, Borderli!

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          • Glenfiddich
            Erfahren
            • 19.02.2012
            • 278
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            #6
            AW: [UK] The Blue Sky of Skye

            Wow, klasse ein Reisebericht von Skye. Werde aufmerksamer Leser sein. Allein schon weil ich ja im September auch 2 Wochen da unterwegs sein werde.

            Ich freue mich auf deinen Bericht / Bilder.
            Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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            • RockingKatja
              Erfahren
              • 21.03.2012
              • 215
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              #7
              AW: [UK] The Blue Sky of Skye

              Nachdem letztes Jahr der CTW beliebt war, scheinen sich dieses Jahr einigen auf dem Skye Trail rumzutreiben, hehe Stand auch bei mir auf dem Plan, musste aber verschoben werden. Bin sehr gespannt auf deinen Bericht!
              Kate-ventures - My adventures on the road

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              • Hunter9000
                Dauerbesucher
                • 02.06.2012
                • 671
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                Sonntag, 11. Mai – Anreise

                Wir starteten unsere Reise von Erzhausen von Darmstadt aus. Von hier ist es nicht weit zum Flughafen Frankfurt. Ursprünglich hatten die Eltern meiner Freundin vorgeschlagen uns zum Flughafen zu fahren, aber sie entscheiden sich kurzentschlossen uns und bezahlten uns stattdessen ein Taxi. Das wäre praktischer meinten sie. Das ist zwar sicherlich richtig, jedoch kommt es mir etwas seltsam vor so viel Geld für eine Taxifahrt auszugeben. Zumal wir um dieses Geld auch gleich von Heidelberg mit dem Zug zum Flughafen hätten fahren können. Aber gut. Vor der Abfahrt machen wir sie noch mit der Funktionsweise des SPOT vertraut, erläutern noch einmal unsere geplante Reiseroute und schmeißen uns dann in unsere Trekkingsachen.

                Schließlich kommt es zur Verabschiedung und wir fahren mit dem Taxi los. Wir kommen nicht weit, als beim Taxifahrer das Handy klingelt. Der Vater meiner Freundin ruft an, es würden noch Turnschuhe bei ihnen im Haus stehen, ob wir die brauchen würden. Wir können ihn rasch beruhigen: Die Schuhe brauche ich nur um nach der Reise nicht in den Wanderschuhen Auto fahren zu müssen. Die restliche Fahrt verläuft dann ohne Zwischenfall und wir erreichen den Flughafen viel zu früh. Rasch werden die Rucksäcke in die Transportsäcke gepackt und aufgegeben. Wie üblich stellt sich dabei die Frage: Werden die Säcke als Sperrgepäck deklariert, oder nicht? In diesem Fall werden sie zu einem Mittelding. Seit neuestem darf / muss man bei Lufhansa sein Gepäck selbst abgeben. Aber noch bevor wir zu den Automaten können, werden wir von einer Mitarbeiterin abgefangen: Unsere Rucksäcke sind für die Maschinen zu sperrig und wir dürfen zehn Meter weiter zu einem normalen Check-in Schalter gehen. Dann beginnt wieder die leidige Zeit des endlosen Wartens, gefolgt von einem kurzen Flug.

                Gelandet in Aberdeen habe ich genau wie letztes Jahr geplant zu Fuß zum Bahnhof von Dyce zu gehen. Das Wetter ist trocken, bewölkt und windig; von daher perfekt für einen kleinen Marsch entlang der Straße, an der immer noch neue Bürogebäude hochgezogen werden. Irgendwo bei der Hälfte des Weges – wir marschieren recht flott – ereilt uns irgendwann die Erkenntnis, dass ich bei der Planung der Reise irgendwie eine Stunde verloren habe, beziehungsweise die Strecke zum Bahnhof als viel kürzer in Erinnerung hatte. Auf jeden Fall wird es verdammt knapp unseren gebuchten Zug zu erwischen! Wir fallen irgendwann in einen leichten Trab und schließlich jogge ich vorne los um unsere Tickets am Automaten abzuholen und uns so Zeit zu erkaufen. Schnell geht das Joggen mit Gepäck aber extrem auf die Oberschenkel. War das mit 18 in der Armee auch schon so anstrengend? Völlig außer Atem erreiche ich den Bahnhof – in fünf Minuten kommt der Zug – nestle schnell nach der Kreditkarte und der Buchungsnummer, was alles ewig zu dauern scheint. Dann kommt auch schon meine Freundin an den Bahnsteig. Sie ist kreidebleich und völlig verschwitzt. Wenig später fährt dann auch der Zug ein und wir fallen auf unsere Plätze. Um den Kreislauf meiner Freundin zu stabilisieren kaufe ich ihr eine Cola, dennoch zittert sie noch eine gute Weile, bis sie anfängt sich wieder zu erholen. Was für ein toller Start! Ich fühle mich extrem schuldig wegen dieses dummen Planungsfehlers und so fahren wir die ersten Stationen recht schweigend dahin.

                Draußen vor dem Fenster zieht dabei die grüne Landschaft voller Herden mit Schafen, Baby-Schafen, Rindern, Baby-Rindern, Pferden und Baby-Pferden sowie ganzen Hainen von gelb blühendem Ginster vorbei. Nur langsam bekommen wir beide ein Auge dafür und finden uns endlich in unserem Urlaub ein. In Inverness angekommen dämmert es bereits. Wir kehren kurz im Restaurant zur gelben Möwe ein und gehen dann weiter zum Student Hostel, von dem ich aus dem letzten Jahr noch gute Erinnerungen habe. Wir erhalten ein Zimmer im ersten Stock, richten uns dort etwas ein und gönnen uns dann das Abendessen. Meine Freundin klagt dabei immer noch über Erschöpfung und auch über starke Ohrenschmerzen. Wir hoffen beide, dass sie nicht gleich am ersten Tag krank wird.

                Nach der langen Anreise und der ungeplanten Sporteinlage gehen wir früh schlafen.

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                • Hunter9000
                  Dauerbesucher
                  • 02.06.2012
                  • 671
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                  Montag, 12. Mai – 1. Tag

                  Ich schlafe gut, bin jedoch bereits um sechs Uhr früh wach, meien Freundin bereits um vier. Nachdem wir beide erkennen, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist gehen wir in den Gemeinschaftsraum hinab und frühstücken ausgiebig. Dann schnappen wir uns unsere Sachen und machen uns auf den Weg zu M&S um dort nach Hustenlutschtabletten für meine Freundin zu suchen, der es gesundheitlich gerade gar nicht so gut geht. Ich sehe die Tour schon auf der Kippe stehen. Wir finden jedoch keine nicht-medizinischen und marschieren unverrichteter Dinge zum Busbahnhof. Dort lasse ich meine Freundin und unser Gepäck zurück, während ich über die Straße zum regionalen Outdoorladen gehe um dort unser Gas zu kaufen. Ich warte ungeduldig einige Minuten vor der Tür, bis der Laden öffnet und bin entsprechend der erste Kunde. Kurz nach neun bin ich aber wieder am Busbahnhof – der Bus geht um 9:15. In der Zwischenzeit hat sich meine Freundin zwei Franko-Kanadier angelacht, die ebenfalls bei uns im Hostel waren und nun nach Skye wollen. Sie heuern mich gleich als Fremdenführer an und wollen Tipps, was man sich auf Skye alles ansehen kann.

                  Wir setzen uns im Bus weit vorne hin, nachdem ich zuvor eine allgemeine Warnung bezüglich des Fahrstils schottischer Busfahrer in Kombination mit schottischen Straßen ausgesprochen habe. Pünktlich brausen wir ab und lassen Inverness hinter uns. Entlang Loch Ness spiele ich noch den Fremdführer („Da Loch Ness, hier Urquart Castle, rechts irgendwo der Great Glen Way…“) doch schon bald schlafen sowohl die beiden Jungs als auch meine Freundin neben mir. So sehe ich mir die Landschaft eben alleine an. Als wir uns der Westküste nähern sehe ich auf den Bergen den ersten Schnee. Ansonsten scheint das Wetter aber perfekt zum wandern: Es ist bewölkt (aber nicht durchgehend) und trocken. Was will man in Schottland mehr? Als wir an Shiel Bridge, Morvich und Dorne vorbeikommen sind sowohl die Jungs als auch meine Freundin wieder wach; letztere ist jedoch etwas weiß um die Nase aufgrund des rasanten Fahrstils unseres Fahrers. Mir wird in der Zwischenzeit klar, dass Schottland für mich viel von seinem Abenteuercharakter verloren hat. Die Berge beiderseits des Glen Shiel sind im Gegenteil so etwas wie alte Freunde, die man freut wieder zu sehen. Aber die Spannung des Neuen fehlt. Anscheinend ist es Zeit für mich, mir ein neues Reiseland zu suchen, indem für mich alles noch neu und spannend ist.

                  Kurz vor Portree rammt der Busfahrer noch ein Schaf von der Straße ohne auch nur kurz die Bremse zu betätigen, dafür kommen wir pünktlich an. Wir verabschieden uns von den beiden Jungs, die sich im Independent Hostel einquartiert haben. Wir machen es uns bei Sonnenschein auf dem Marktplatz gemütlichen, essen Salami, Käse und Wurst und warten auf den Regionalbus. Dieser fährt eine Stunde später auch ab und bringt uns für 4,90 Pfund entlang der Westküste nach Duntulm. Meine Freundin schläft bald wieder neben mir, was mich sehr beunruhigt, da sie sonst so gut wie nie in öffentlichen Verkehrsmitteln schläft. Nebenbei studiere ich stets die Karte, wo wir uns gerade auf Skye befinden. Eine gute Entscheidung. Denn irgendwann sehe ich aus dem Fenster das Duntulm Hotel, welches hinter uns verschwindet. Zaghaft wende ich mich an den Busfahrer: „Is the Duntulm Busstop already behind us?“ Der Busfahrer blinzelt mich kurz an und seinem überraschten Gesichtsausdruck nach zu urteilen scheint ihm gerade zu kommen, dass er uns vor einer halben Stunde Tickets nach Duntulm verkauft hat. „Depends where you want to get off in Duntulm…“, meint er stattdessen. „At the telephone box?“, schlage ich vor. Er nickt, bremst und wir sind am Ziel. Mit uns steigt noch ein weiterer Wanderer, mit deutlich leichterem Gepäck, aus.

                  Es herrscht strahlend blauer Sonnenschein und von dem im Wetterbeicht angekündigten Wetter – starke Bewölkung, sowie vereinzelte Regenschauer – ist nichts zu sehen. Soll uns recht sein! Wir packen unsere Rucksäcke um, stellen die Trekkingstöcke ein und machen die obligatorischen Fotos vom Startpunkt neben der roten Telefonzelle. Es gibt jeweils Einzelbilder, sowie ein modernes Selfie mit uns beiden. Das Duckface lassen wir dann aber doch aus, so trendy sind wird nicht.

                  Über den gut sichtbaren Weg, der sogar mit Pfosten markiert ist, geht es von der Telefonzelle aus nach Norden in Richtung der legendären Lookout Bothy. Zur linken sehen wir dabei die Ruinen von Duntulm Castle, sowie die Reste des Dorfes Erisco, in dem heute die Schafe grasen. Während des Gehens halten wir Ausschau nach Frischwasser, da wir nur wenig mitgenommen haben. Doch außer einem traurigen Rinnsal, der entlang des Zauns zwischen zwei Weidegebieten verläuft, ist nichts zu sehen.

                  An einer Rinderherde vorbei, die uns misstrauisch beäugt, erklimmen wir den Hügel Meall Tuath, auf dessen Spitze die kleine weiße Bothy steht, welche den schönen Namen The Lookout trägt. Noch nie habe ich eine so kleine Bothy gesehen, aber auch keine die so schön und sauber ist. Vom Ausblick, den man von hier über die Klippen nach Norden hat, und der durch die großen Fensterfronten erst so richtig ermöglich wird, brauche ich erst gar nicht zu reden. Erstaunt stelle ich außerdem fest, dass es in der Bothy sogar ein eigenes Fernglas gibt, welches noch keine Füße bekommen hat! Nachdem wir unser Nachtlager hergerichtet haben marschiere ich in einem großen Halbkreis rund um die Bothy, auf der Suche nach einer Frischwasserquelle. Aber außer einer dicken Highlandkuh und schönen Aussichtsplätzen finde ich nichts.

                  Es bleibt uns also nichts anders übrig als uns mit unseren leeren Wasserflaschen und dem Wasserfilter zu bewaffnen und zu dem kleinen Rinnsaal zurückzugehen, den wir zuvor beim Zaun gesehen haben. Unterwegs machen wir noch ein paar Abzweiger, da wir immer weieder glauben iregndwo in den Wiesen Wasser glitzern zu sehen, was sich aber jedesmal als Trugschluß erweist. Also pumpen wir fleißig das nicht wirklich lecker aussehende Wasser in unsere Flaschen. Nach dem Pumpvorgang sieht es aber schon deutlich besser aus und um unsere Psyche noch mehr zu beruhigen werfen wir in jede unserer Flaschen noch eine Chortablette. Das sollte reichen. Zumal wir den Großteil des Wassers ohnehin beim Kochen verbrauchen werden.


                  Lookout Bothy mit Highlandkuh

                  Zurück in der Bothy legt sich meien Freundin noch einmal aufs Ohr und schläft für mehr als eine Stunde. Ihr scheint es wirklich nicht gut zu gehen und klagt auch immer noch über Ohrenschmerzen. Wir wollen bis morgen abwarten, um dann zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Gegen sechs Uhr Abends stößt noch Andreas zu uns. Er hat den Skye Trail gerade abgeschlossen und wirkt reichlich erschöpft. Er war die Tage wohl immer länger unterwegs.

                  Wir kochen unser Abendessen und ich fachsimple mit Andreas etwas über Ausrüstung – er war im letzten Jahr mit der Gossamer Dackelgarage unterwegs und konnte sich so gar nicht damit anfreunden (unverständlich für mich!); er hat sie glaube ich, auch gleich wieder verkauft – und frage nach einigen Dingen bezüglich des Skye Trails. Vor allem die Wegbeschaffenheit der nicht vorhandenen Wege durch die Trotternish Mountains interessiert mich.

                  Am Abend blicken wir noch hinunter auf die Hunish Halbinsel und die umgebenden Gewässer, auf der Suche nach einigen Walen, doch leider sind – zumindest von hier oben – keine zu sehen.


                  Rhuba Hunish

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                  • Heather
                    Erfahren
                    • 03.06.2013
                    • 250
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                    #10
                    AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                    Schöner Bericht! Bitte bald weiter schreiben.

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                    • Borderli
                      Fuchs
                      • 08.02.2009
                      • 1734
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                      #11
                      AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                      Die Farbe des Himmels kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich glaube, die habe ich in dieser Zeit auch gesehen...

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                      • Matty
                        Erfahren
                        • 09.03.2012
                        • 244
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                        #12
                        AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                        Bei der Vorbereitung hat es ein wenig an Recherche gemangelt, weil sonst wuesste man vom Wasserproblem bei der LookOut Bothy (schon auf der Karte erkenntlich, das da nichts mit Wasser ist).

                        http://www.mountainbothies.org.uk/bo...sp?bothy_id=24
                        Bothy small, no fireplace or stove, no drinking water at bothy or on the headland, but water may be obtained at Trotternish Art Gallery, Solitote NG 428 742
                        Der Weg ist neu befestigt und hat teilweise auch eine neue Fuehrung. Die Pfosten stammen von den Bauarbeiten, die den neuen Wegverlauf gekennzeichnet haben.

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                        • Hunter9000
                          Dauerbesucher
                          • 02.06.2012
                          • 671
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                          Ich hab durchaus bereits vorab auf der Karte gesehen, dass dort keine Bäche eingezeichnet waren. Aber eigentlich findet sich immer irgendwo etwas Wasser. Zur Not hätten wir eben bis zum Hotel zurück gehen müssen, wäre auch nur eine Stunde Fußmarsch gewesen.

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                          • Hunter9000
                            Dauerbesucher
                            • 02.06.2012
                            • 671
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                            Dienstag, 13. Mai – 2. Tag

                            Ich schlafe herrlich und relativ lange. Draußen vor der Bothy strahlt die Sonne von einem blauen Himmel. Immer noch nichts von der durchgehenden Bewölkung und dem angesagten Regen zu sehen – irgendwie macht mich das Misstrauisch, auch wenn ich mich wahnsinnig über das Wetter freue! Wir packen unsere Rucksäcke, Andreas lässt sich Zeit, er ist von Gestern noch geschafft. Vor dem Frühstück, als meien Freundin aufs Klo geht, übersieht sie ihr erstes Boghole und versenkt gleich ihren Croc und ihren Socken darin. Sie nimmt es mit Humor und der Anblick, wie sie einbeinig zur Bothy springt ist göttlich.

                            Gegen acht Uhr brechen wir schließlich auf – meine Freundin mit einem paar frischer Socken – und bewegen uns an der Nordküste entlang. Wir genießen den Ausblick und das Wetter. Außerdem testen wir das Navigationssystem am Handy meiner Freundin, welches wir mit den Karten von Skye, sowie den Wegpunkten des Trails gefüttert haben, wie er auf walkinghighlands zu finden ist. Dies erleichtert an diesem und auch an einigen der Folgetage die Navigation ungemein, führt auf der anderen Seite aber auch dazu, dass ich kaum auf meine Karten schaue, wodurch ich selbst etwas den Bezug zu Distanzen verliere (auch wenn diese natürlich auch auf dem Handy angezeigt werden, aber die Möglichkeit des Zoomens überfordert irgendwie mein auf fixe Rastergrößen ausgelegtes Gehirn).


                            Nordküste der Isle of Skye

                            Praktisch den ganzen Vormittag über geht es durch das Farmland der Nordküste, immer wieder über Zäune hinweg und über kaum sichtbare Pfade. Bei den Ruinen der Kirche St. Moluag schleichen wir uns an einer Kuhherde vorbei auf eine Straße. Neben dieser fließt der Kilmaluag River, bei dem wir endlich unsere Wasservorräte auffüllen können – auch wenn hier zahlreiche Schafsherden direkt am Fluss grasen.


                            Kühe bei den Ruinen von St. Moluag

                            Bei den Ruinen einer alten Radarstation angekommen fällt uns auf, dass sich aus dem Norden eine dunkle Wolkenfront nähert, die verdächtig nach Regen aussieht. Da der Wind ständig dreht ist noch nicht ganz klar, ob sie sich in unsere Richtung bewegt, aber wir beschließen sie weiter im Auge zu behalten.

                            Wir haben gerade die kurze Kletterpartie bei Steall a‘ Ghreip hinter uns gebracht – die von oben deutlich dramatischer aussieht, als sie dann ist – als uns der Regen schließlich einholt. Es ist aber nur ein kurzer Schauer, der über uns hinweg zieht und wir kommen gar nicht erst dazu unsere Regenhosen anzuziehen. Als wir einen Kilometer weiter das Flodigarry Hotel passieren ist es schon wieder trocken und wir machen im Sonnenschein unsere Mittagspause. Hier sehen wir an einigen extrem windgeschützten Stellen auch die ersten Midges. Die Saison hat also schon gestartet, aber sie sind noch weit davon entfernt zu einer Plage zu werden.


                            Flodigarry Hotel

                            Nun geht es einen Kilometer weit über harten Asphalt an der Hauptstraße entlang, die wir beim Loch Langaig wieder verlassen. Die kurze Etappe auf der Straße reicht aus um Schmerzen in den Fußsohlen zu erzeugen und ich habe bereits große Vorfreude auf die langen Straßenetappen nach Portree.

                            Nach Loch Langaig geht es rasch steil bergauf in Richtung des Quiraing. Das Wetter ist immer noch bestens und bietet uns traumhafte Ausblicke auf diese zerklüftete Landschaft. Der Weg ist deutlich zu sehen, ist jedoch an manchen Stellen sehr ausgesetzt, was Trittsicherheit, vor allem aber Schwindelfreiheit erfordert. Ich gehe wie üblich voran, spreche diese Stellen jedoch bewusst nicht an um meine Freundin nicht überflüssig nervös zu machen. Sie meistert die Stellen auch ohne Probleme.

                            Während des Aufstieges werden wir von einer Gruppe Schotten überholt, welche trotz schweren Gepäcks ein gutes Tempo vorlegen. Als sie uns passieren plaudern wir kurz. Sie wollen ebenfalls auf den Ridge, müssen sich jedoch, da sie heute spät aufgebrochen sind, noch gut beeilen. Da sie oben campieren wollen weise ich sie noch darauf hin, dass es am Kamm direkt kaum Wasser gibt, aber das wissen sie bereits. So eilen sie dann weiter von dannen, während wir gemütlich weiter trotten.

                            Je näher wir schließlich der Felsformation kommen, welche als „The Prison“ bekannt ist, desto mehr Leute – hauptsächlich Tagesausflügler – treffen wir, bis sich das ganze schließlich zu einer wahren Völkerwanderung entwickelt. Selbst auf den West Highland Way habe ich nie so viele Leute an einem Fleck in den Highlands gesehen.


                            Meine Freundin im Quiraing

                            Regelmäßig machen wir mit unseren dicken Rucksäcken den Leuten Platz, die uns entgegen kommen, oder die uns überholen. Je näher wir dem Parkplatz an der Straße kommen, desto mehr Leute treffen wir auch in leichten Turnschuhen und ohne Rucksäcke. Die Ausrüstung der Wanderer ist somit ein gutes Zeichen für die Distanz zu Straße. Der Ausblick der sich an diesem Tag hier über das Land und die Trotternish Moutains bietet ist aber auch einfach zu gut, als das man ihn sich entgehen lassen könnte. Ich komme aus dem fotografieren kaum heraus.


                            Trotternish Mountains

                            Wie mir geht es vielen anderen, unter anderem einer ganzen Gruppe von schottischen Fotografen, die mit voller Ausrüstung unterwegs sind um einige gelungene Schnappschüsse zu machen. Wahrscheinlich für die Isle of Skye Foto Challenge. Am Parkplatz angekommen stellen wir fest, dass dieser bis zum letzten Platz gefüllt ist. Es stehen sogar Autos direkt neben der Straße, weil der Platz nicht reicht. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es an einem Tag wie diesem am Old Man aussehen muss, der ja so eine Art Wahrzeichen der Insel ist.

                            Hier am Parkplatz treffen wir auch ein Heidelberger Ehepaar, welches mit dem Auto den ganzen Weg bis hier herauf gefahren ist. Warum sich Leute das antun, werde ich nie verstehen. Wahrscheinlich genauswenig, wie diese Leute verstehen werden, wie man mit einem Rucksack durch die Landschaft laufen kann, ohne regelmäßige Duschen und einem warmen Bett.


                            The Prison

                            Meine Freundin und ich überlegen ob wir hier wie geplant unser Lager aufschlagen sollen oder ob wir weiter gehen. Gut, ich überlege. Meine Freundin hat für heute eigentlich genug. Irgendwie würde ich das gute Wetter gerne noch ausnützen, auf der anderen Seite bietet dieser Platz eine traumhafte Aussicht und ein kleiner Bach fließt direkt aus den Bergen nördlich der Straße zum Parkplatz herab. Da dieser Urlaub im Gegensatz zum Letzten auch etwas entspannender werden soll schlagen wir also gegen drei Uhr nachmittags unser Zelt an einem windgeschützten Platz auf. Wir tun gut daran das Zelt an einem so schönen Tag aufzustellen. Das letzte Mal, dass wir es aufgebaut haben ist doch schon fast ein Jahr her und wir brauchen 20 Minuten bis es schließlich steht. Im Wind oder Regen wären in dieser Zeit alle unsere Sachen vollkommen nass gewesen.

                            Wir werden von einigen Leuten etwas eigenartig angesehen und ein Asiate spricht uns auch darauf an, ob wir hier wirklich lagern wollen. Es wäre doch saukalt in der Nacht. Wir verweisen auf unsere Schlafsäcke und richten unser Lager ein. Hier zeigt sich, dass das Taurus UL nur für zwei Personen geeignet ist, die sich wirklich sehr gerne haben – was bei uns ja zum Glück der Fall ist – und die nur wenig Gepäck haben. Wir deponieren den Rucksack meiner Freundin am Fußende im Zelt und meinen in der kleinen Apsis. Negativ fällt und diesmal auf, wie dünn der Boden des Zeltes ist. Zum Glück haben wir die dazugehörige Bodenplane noch extra dazu gekauft. Ohne dieser drückt sich das Wasser, kniet man im Zelt, sofort durch den Boden. Hier hat man in punkto Gewicht eindeutig an der falschen Stelle gespart.

                            Als es Abend wird nimmt die Anzahl der Tagesausflügler rapide ab und gegen sechs Uhr ist der Parkplatz wie leer gefegt. Wir genießen noch die herrliche Aussicht von unserem Lagerplatz und ich erkunde etwas den Weg, der entlang der Klippen weiter führt, bis wir uns ins Zelt verziehen. Sobald die Sonne sich dem Horizont nähert wird es doch empfindlich kalt. Kaum sind auch wir im Zelt erobern die Schafe wieder den Parkplatz und breiten sich ungestört auch über die Straße auf. Vor dem Schlafen gehen nehme ich noch eine Schmerztablette ein. Meine Schultern sind dermaßen verspannt, dass sich die Verspannung bis in den Kopf ausbreitet und ich unter tierischen Kopfschmerzen leide. Das kann morgen ja heiter werden!

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                            • Borderli
                              Fuchs
                              • 08.02.2009
                              • 1734
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                              #15
                              AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                              Ich kann schon verstehen, warum man mit dem Auto bis zum Quiraing fährt. Haben wir selbst schon oft gemacht. Stand schon die Burger-Bude am Quiraing-Parkplatz?
                              Dass man dort, vor allem bei schönem Wetter, kaum die Kamera aus der Hand legen kann, kann ich nur bestätigen.

                              Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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                              • Hunter9000
                                Dauerbesucher
                                • 02.06.2012
                                • 671
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                                #16
                                AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                                Ich kann shcon auch verstehen, dass man da mit dem Auto hinfährt. Warum man sich aber in Heidelberg ins Auto setzt um nach Skye zu fahren, verstehe ich nicht.

                                Burger-Bude war leider noch nicht da...

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                                • Borderli
                                  Fuchs
                                  • 08.02.2009
                                  • 1734
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                                  Die haben sich doch bestimmt noch mehr angesehen, als nur diese Insel, nehme ich an.
                                  Die Burger-Bude war im Mai 2012 das Ziel von Mr Borderli, als ich mich mit meinen Eltern und meinen Hunden auf den "Aussichtshügel" gegenüber des Quiraing aufmachte, so als Ausklang zum vorherigen Storr-Spaziergang. Er fand seinen Venison-Burger lecker...

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                                  • Glenfiddich
                                    Erfahren
                                    • 19.02.2012
                                    • 278
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                                    schöner Beginn des Reisebericht mit schönem Wetter an den ersten Tagen. Hat deine Freundin den Ihre Socke nebst Croc wieder dem Boghole entrissen ? Kommt sowas eigendlich wie norddeutsche Moorleichen in 200 Jahren wieder hoch ?
                                    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                                    • Hunter9000
                                      Dauerbesucher
                                      • 02.06.2012
                                      • 671
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                                      Jaja, es war nicht so besitzergreifend. Aber dafür sehr nass

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                                      • Hunter9000
                                        Dauerbesucher
                                        • 02.06.2012
                                        • 671
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [UK] The Blue Sky of Skye

                                        Mittwoch, 14. Mai – 3. Tag

                                        Die Nacht ist kalt. Insbesondere der Morgen kurz vor Sonnenaufgang. Sowohl ich in meinem als auch meine Freundin in ihrem dicken Winterschlafsack frieren für eine halbe Stunde vor uns hin, bis die Temperaturen endlich wieder steigen und wir noch einmal kurz etwas wegdösen. Dann geht aber erbarmungslos der Wecker. Wir müssen heute früh raus, die Strecke durch die Trotternish ist lange und wird auch anspruchsvoll. Um 6:30h kriechen wir aus dem Zelt. In der Nacht hat es zugezogen, aber es sieht nicht wirklich nach Regen aus und auch die Nacht war trocken. Es ist aber windig und verdammt kalt.


                                        Morgenrot über Staffin

                                        Wir frühstücken, waschen ab, füllen unsere Wasserbehälter bis zum Rand und brechen dann das Zelt ab. Um acht Uhr marschieren wir los. Bereits die erste Steigung bringt uns mit dem ganzen Wasser im Gepäck gut ins Schwitzen. Noch ist der Weg gut zu erkennen, wird er doch häufig von Tagestouristen benutzt und an den wenigen Ecken, an denen er kurz verschwindet hilft uns das Navi vom Handy rasch weiter. Bereits bevor wir den 466 Meter hohen Bioda Buidhe, den ersten Gipfel auf unserer Tagesetappe, erreichen, ist der Weg so gut wie verschwunden. Dafür hat der Wind aufgefrischt. Der Abstieg ins Bealach nan Coisichean ist schließlich völlig weglos, was meine Freundin ziemlich anstrengt und durch den Wind nicht gerade verbessert wird. Ich selbst habe mehr ein Problem mit der Aussicht. Die Gipfel der Trotternish sind nicht besonders spektakulär und die Klippen selbst bekommt man von hier oben kaum oder nur schlecht zu Gesicht. Damit haben die Trotternish für mich aus der Entfernung und aus dem Tal deutlich mehr Eindruck auf mich gemacht als jetzt, da ich auf ihnen stehe.

                                        Je später der Vormittag wird desto stärker wird der Wind und aus dem Süden ziehen auch immer mehr Wolken heran. Meine Freundin ist durch die zahlreichen Steigungen, das weglose gehen und auch durch Wind schon gut erschöpft. Trotz mehrmaligem Nachfragen möchte sie jedoch nicht abbrechen. Als wir den Gipfel von Beinn Edra hinter uns haben, es ist kurz vor elf Uhr, ziehe ich jedoch die Reißleine und ordne den Abstieg ins Tal an. Der Wind kommt mittlerweile in Böen und die Wolken vor uns haben ein unheilverkündendes dunkles Grau angenommen; außerdem hängen sie so tief, dass sie die Trotternish wahrscheinlich umhüllen werden. Von meiner Freundin kommt keine Widerrede. Wir nehmen den weglosen Abstieg Richtung Fairy Glen und kommen rasch an der Talsohle an, was wieder zeigt, wie niedrig die Trotternish eigentlich sind. Ich bin ziemlich wehmütig, dass wir hier abbrechen mussten, aber ein Blick zurück zeigt mir, dass es die richtige Entscheidung war. Mittlerweile sind die Gipfel in den Wolken und es fängt nun auch an zu regnen. Nur der Wind ist im Tal nicht mehr zu spüren.


                                        Blick entlang der Trotternish


                                        Trotternish im Nebel

                                        Bei leichtem Nieselregen essen wir zu Mittag und bahnen uns dann einen Weg durch das sumpfige Land, bis wir den auf der Karte verzeichneten 4x4 Weg finden, der ins Fairy Glen führt. An einer Stelle müssen wir über ein Gatter klettern, welches verschlossen ist – mit den Rucksäcken keine so einfache Aufgabe. Direkt hinter dem Gatter treffen wir auf eine Gruppe Engländer, mit denen sich sofort der übliche Plausch entspinnt. Sie überlegen den Beinn Edra zu besteigen und fragen nach dem Wetter oben. Ich blicke kurz über die Schulter, von den Bergen ist wirklich nicht mehr viel zu sehen, und dann auf die Engländer: Eine trägt kurze Shorts, alle nur Turnschuhe und eine leichte Regenjacke. Ich rate ihnen daher dringend von dieser Unternehmung ab! Sie sind froh, dass ihnen jemand die Entscheidung abnimmt, sie hatten schon gehadert, ob es eine gute Idee wäre.

                                        Während sie noch etwas die regnerische, wolkenverhangene Landschaft genießen gehen wir weiter zum Parkplatz am Fairy Glen. Das Tal selbst ist auch ganz nett, aber in den Highlands gibt es sicherlich Glens die genauso schön oder sogar noch schöner sind. Natürlich sind die wenigsten davon direkt mit dem Auto zu erreichen.

                                        Die Straße aus dem Glen heraus Richtung dem Dorf Uig ist wieder geteert und damit der Tod für unsere Füße. Vor allem meine Freundin mag nicht mehr aber auch ich spüre den Asphalt bald unter den steifen Wanderstiefeln. Kurzerhand beschließe ich also bei den nächsten Autos den Daumen raus zu strecken. Tatsächlich ist es bereits das dritte Auto welches hält, obwohl es bereits gut beladen ist. Ein ungarisches Pärchen, welches seit sechs Jahren immer in den Sommermonaten in Portree in der Gastronomie arbeitet nimmt uns mit. Obwohl sie eigentlich nach Portree wollen machen sie den kleinen Umweg und setzen uns in Uig in der Nähe des Piers ab. Von hier aus hoffen wir einen Bus in Richtung des Storr – unserem eigentlichen Tagesziel – zu ergattern. Natürlich haben wir den Bus um 15 Minuten verpasst und der nächste geht erst morgen früh. In Uig werden bereits am frühen Nachmittag die Gehsteige hochgeklappt.

                                        Nach einer Toilettenpause erörtern wir unsere Möglichkeiten. Im Grunde gibt es zwei: Wir campieren auf dem hiesigen Campingplatz und fahren morgen mit dem Bus weiter, oder wir versuchen unser Glück abermals per Anhalter. Da der Pier eine Endstation darstellt fahren hier keine Autos durch, aber viele vom großen Parkplatz weg. Wir beginnen daher ganz frech abwechselnd offensichtliche Tagesausflügler anzusprechen wohin sie denn unterwegs sind und ob sie noch einen Platz für zwei Wanderer haben. Wohin die Leute fahren ist uns dabei relativ gleich, solange wir an eine größere Straße kommen. Optimal wäre natürlich Portree oder eben der Old Man of Storr, aber in diesem Augenblick sind wir nicht wählerisch. Leider fahren die meisten in Richtung Dunvegan um das schlechte Wetter für eine Burgbesichtigung zu nutzen.

                                        Erst ein älteres Ehepaar hat erbarmen mit uns. Sie wohnen in Staffin und können uns bis dahin mitnehmen. Damit sind wir voll zufrieden. Von dort aus können wir versuchen weiter zu trampen oder morgens den Bus nehmen. Auf jeden Fall wären wir aus der Endstation in Uig draußen. Wir verstauen die Rucksäcke im Kofferraum, steigen ein und werden natürlich auch gleich gefragt woher wir kommen: „Austria and Germany.“ Bei Deutschland wird der Mann hellhörig. Woher meine Freundin denn genau käme. Darmstadt bei Frankfurt erklärt sie. Der Mann steigt wortlos wieder aus und geht zum Kofferraum. Ich denke schon, dass war’s jetzt, er wirft uns wieder aus dem Auto. Stattdessen wirft er lachend seine Baseballmütze aus dem Kofferraum zu uns nach vorne. Darauf groß das Logo von Mainz 05! Er hat bis zu seiner Pension abwechselnd immer drei Monate in Schottland und drei Monate in Mainz als Maschinenschlosser gearbeitet und ist ein großer Fußballfan. Was bin ich froh, dass ich meine Freundin dabei habe, welche während der nun folgenden Fahrt mit ihm über Fußball reden kann, während ich nur Bahnhof verstehe.

                                        Während der Fahrt beschließt der Mann plötzlich – anscheinend sind wir im sympathisch – uns direkt bis zum Old Man of Storr zu fahren. Was für ein Glück. Wir bedanken uns überschwänglich, immerhin ist das kein kleiner Umweg. Wir passieren den Parkplatz, an dem wir heute Morgen noch gelagert haben und fahren nach Staffin hinunter. Am Kilt Rock bieten sie uns sogar an eine Zwischenstation zu machen, aber wir lehnen dankend ab. Wir wollen die Freundlichkeit der zwei wirklich nicht überstrapazieren. Dafür muss ich als Österreicher noch erklären, dass wir nicht alle so aussehen wie unser Vertreter beim Songcontest. Aber immerhin ein Thema, bei dem ich mitreden kann.

                                        Am Parkplatz zum Old Man lassen uns die beiden dann raus. Es regnet, stürmt und von den Bergen sieht man nicht das Geringste. Die Frau unseres Fahrers ist skeptisch, ob wir wirklich hier bleiben wollen, dann verabschieden wir uns, bedanken uns noch mal und machen uns bei heftigem Wind an den Aufstieg. Weit gehen wir jedoch nicht, da wir beide keine besondere Lust mehr haben. Stattdessen suchen wir in dem abgeholzten Gebiet nach einem guten Stellplatz für das Zelt. Ein Zeltplatz ist dann auch bald gefunden, gut ist er jedoch nicht. Weder haben wir eine Wasserquelle in der Nähe – aber wir haben ja vom morgen noch genug Wasser – noch haben wir (und das war viel bedeutsamer) irgendeine Art von Windschutz. Zudem ist der Platz so schmal, dass wir das Zelt nur quer zum Wind aufstellen können.

                                        Wir packen an extra Abspannleinen raus was wir haben, aber dennoch wird das Zelt unsanft eingedrückt, zumal das Taurus gerade für Seitenwind aufgrund seiner Konstruktion sehr anfällig ist. Bis wir schlafen gehen muss ich mehrmals raus um die Leinen nachzuspannen und dementsprechend stelle ich mich auf eine sehr kurze Nacht ein. Dass das Zelt abschüssig steht und wir daher eine leichte Kopflage haben fällt bei diesen negativen Bedingungen schon gar nicht mehr ins Gewicht.

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