[SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

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  • louwzi
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    • 19.10.2008
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    #21
    AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

    09.09.2012

    Heute ist es als wir aufstehen ziemlich kalt, aber wir können unseren Augen kaum trauen, als wir noch im Schlafsack liegen auf unserem Zeltdach tatsächlich das Schattenspiel der Birken sehen – die Sonne scheint !


    Sonne - unglaulich, aber wahr

    Ein Blick aus der Tür bestätigt es – rundum blauer Himmel abgesehen von ein paar kleinen, dekorativen, weißen Schafwölkchen. Wir beschließen, heute einen Pausentag einzulegen und nur mit leichtem Gepäck zum Nallu aufzusteigen.


    Ein paar Wolken sind noch zu sehen


    Aber bald klart es wunderbar auf

    Da wir also reichlich Zeit haben, gibt es zum Frühstück frisch gebackenes Bannock (auch wenn uns beim Backen vor Kälte fast die Finger abfallen und auch unsere Gaskartusche weiter leidet).


    Frühstückvorbereitung - es ist kalt...


    ...aber das Ergebnis kann sich sehen lassen

    Der Beginn des Weges ist durch den Regen der vergangenen Tage ganz schön matschig, doch kurz darauf befinden wir uns auf dem stetig aufwärtsführenden Weg durch das Stuor Reaiddavaggi. Dort, wo der links von uns fließende Bach im Schatten liegt, haben sich an dem Ufergebüsch wunderschöne Eisablagerungen gebildet, so dass wir erst einmal einen Fotostopp machen. Da es im Schatten der Berge jedoch recht kalt ist, zieht es uns bald weiter. Auch der Weg ist stellenweise leicht vereist.


    Vereiste Uferböschung


    Übergefrorener Pfad

    Die Landschaft ist wirklich traumhaft schön! Links auf den Berghängen zeigen sich noch kleine Schneefelder bzw. Gletscherflecken und das Wetter hätte nicht besser sein können.


    Was für ein Panorama - in der Ferne ist unser Tagesziel schon zusehen




    Blick zurück ins Visttasvaggi

    Als wir dann beim Nallu ankommen verstehen wir, warum dieses eins der am meisten fotografierten Motive in der Gegend ist.


    Der Nallu ist schon in Sicht

    Obwohl wir bei der Vorbereitung auf die Tour selbst zahlreiche Bilder davon gesehen haben, sind wir doch ziemlich von der Form des Berges beeindruckt. Und so machen auch wir unser „klassissches Nallu-Bild“ – wieder eine Aufnahme mehr.


    "Unser" Nallu-Bild

    Nachdem wir auf einem Felsen in der Sonne eine längere Pause gemacht haben, gehen wir noch ein Stück weiter Richtung Nallustugan. Die Landschaft „hinter“ der Nallustuga, wo sich das Stuor Reaiddavaggi gabelt, ist wunderschön.


    Blick Richtung Nallustugan

    Leider schaffen wir es nicht mehr bis zur Stuga, da wir doch ganz schön gemütlich unterwegs waren und es schon relativ spät ist. Also noch ein Grund, ein weiteres Mal hierhin zurückzukehren.

    Wir machen uns auf den Heimweg und unterwegs noch einmal eine Pause am Wasserfall, wo der Bach, der durch das Stuor Reaiddavaggi fließt, zum Visttasvaggi hinabstürzt.

    Als wir zum Lagerplatz zurückkehren, sammeln wir ein wenig Treibholz, um daraus bei Einbruch der Dunkelheit ein Lagerfeuer zu machen. Begeistert von den Eindrücken des Tages schauen wir in die Flammen und lassen den Tag bei einer Tasse Tee ausklingen. Da das Lagerfeuer jedoch mehr raucht als wärmt (obwohl das Holz ziemlich trocken war) verkriechen wir uns dann doch irgendwann ins Zelt. Auf unseren Kapuzen hat sich bereits eine Schicht Frost gebildet und auch die Getränke in unseren Flaschen sind mit einer dünnen Eisschicht übergefroren . Als wir auf unser Thermometer gucken stellen wir fest, dass die Temperatur bereits auf minus 4,1 Grad abgekühlt ist.


    Schöne Lichtstimmung




    Brrrrr, kalt!

    Die Nacht ist dann doch recht frisch – sollten wir häufiger Touren so weit nördlich und um diese Jahreszeit unternehmen, würden wir uns vermutlich doch noch ein paar wärmere Schlafsäcke zulegen. So mummeln wir uns so gut es geht mit Thermounterwäsche, Mütze und Inlett in unsere Blue Kazoos und versuchen, so wenig kalte Luft wie möglich hereinzulassen.
    Leider konnten wir auch in dieser Nacht keine Polarlichter sehen.
    Zuletzt geändert von louwzi; 31.10.2013, 13:51.

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    • bblume
      Erfahren
      • 19.06.2013
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      #22
      AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

      Sehr schön!! Wunderbare Bilder...
      Wir hatten das gleiche Wetter im Vistasvaggí, das weckt Erinnerungen... Sah wirklich genauso aus bei uns.

      Ist ja interessant, ich hab auch den TNF Blue Kazoo. Uns war es nachts im Vistasvaggí bei, laut Stugvard, -4 Grad auch kalt. Im Kaskasavagge ging es dann ohne Regenhose nicht mehr. Aber meine TAR Matte verlor jede Nacht komplett Luft, daran wird es auch teilweise gelegen haben.
      Zuletzt geändert von bblume; 31.10.2013, 14:05.

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      • Kuoika
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        • 23.08.2012
        • 471
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        #23
        AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

        Die Bilder vom Vistasvaggí machen mich wirklich neidisch. Da war es bei uns fast durchweg grau und die meiste Zeit haben uns tiefhängende, wabernde Wolken begleitet.

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        • louwzi
          Erfahren
          • 19.10.2008
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          #24
          AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

          Mit dem Wetter hatten wir an dem Tag wirklich unheimliches Glück. Das war eine sehr schöne Entschädigung für die Tage davor (allerdings kommt danach auch noch so einiges, wofür man entschädigt werden musste ).

          Zum Blue Kazoo: unser Schlafsack hat noch folgende Temperaturangaben: -4/-10/-29 °C. Offenbar wurden diese Werte beim Nachfolgemodell korrigiert, da jetzt die Werte mit -2 °C / -9 °C / -27 °C angegeben sind. Vielleicht hat TNF selbst eingesehen, dass die Werte nicht ganz realistisch sind. Zumal wir auch noch ein Cocoon Coolmax-Inlett dabei hatten, welches nochmal zumindest 2-3 °C Unterschied ausmachen dürfte. Und es war auch nicht so, dass uns nur ein wenig frisch war sondern wir haben wirklich derbe gefroren (und wir sind beide eigentlich nicht besonders empfindlich). Es sei denn, es lag an der Isomatte - hier hatten wir eine ThermARest Prolite 4 dabei (noch das orangene Modell). Mit derselben Ausrüstung würden wir die Tour wohl nicht nochmal machen.

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          • louwzi
            Erfahren
            • 19.10.2008
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            #25
            AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

            10.09.2012

            Als wir aufwachen ahnen wir es schon. Es regnet und zwar so dermaßen, dass wir beschließen heute einfach im Zelt zu bleiben(Bis auf die Toilettengänge natürlich).

            Diesmal leider kein Schattenspiel auf dem Zelt


            Zeltidyll

            Wir vertreiben uns die Zeit mit Essen, lesen, Hörbuch hören( Der Player funktioniert noch) und Karten spielen. Es regnet quasi durchgehend und wir sind uns einig „Das war die letzte Tour! Nie wieder! Nächstes Jahr fahren wir in die Sahara“
            Unser einziger Trost ist, dass unser Zelt Dicht ist und alle Mückenstiche von Alex abgeschwollen sind.
            Natürlich gab es auch in der Nacht keine Polarlichter, da es durchgeregnet hat.

            Hier noch ein Paar Bilder wie sich unser „Referenzbaum“ in den 3 Tagen verändert hat. Die verlorenen Blätter, waren alle auf und in dem Zelt.


            Tag 1


            Tag 2


            Tag 3

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            • bblume
              Erfahren
              • 19.06.2013
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              #26
              AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

              Ist ja witzig, habe auch dieselbe Therm a Rest
              Die Bilderreihe mit dem Baum ist sehr gelungen!
              Ja, bei meinem Blue Kazoo wurden die Temp.-Angaben anscheinend schon runter korrigiert (zu recht).

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              • louwzi
                Erfahren
                • 19.10.2008
                • 126
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                #27
                AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                11.09.2012

                Als wir heute Morgen aufstehen ist der Himmel noch immer wolkenverhangen und die umliegenden Berge hüllen sich in dichten Nebel. Dennoch wollen wir heute auf jeden Fall weiterlaufen. Bereits gestern haben wir uns Gedanken zu unserer Route gemacht.

                Ursprünglich hatten wir angedacht, durch das Kaskasavagge wieder auf den Kungsleden zurückzukehren, um diesem bis zur Singistugorna zu folgen und von dort aus nach Nikkaluotka zu laufen. Da uns unsere noch zur Verfügung stehende Zeit jedoch recht knapp erscheint, trauen wir uns diese Strecke nicht zu. Die Alternative, das Visttasvaggi weiter bis nach Nikkaluotka zu laufen, ist hingegen zu kurz und außerdem gefiel uns die zunehmend dichter werdende Vegetation, die den Blick auf das traumhafte Panorama versperrt, nicht so gut.


                Bedrohliches Wetter

                Als Kompromiss einigen wir uns daher darauf, zunächst das Visttasvaggi ein Stück weiter zu laufen, um dann entlang der Flanke des Njunni in das Kaskavagge zu laufen und uns anschließend unterhalb des Darfalcohkka zur Tarfalastugan durchzuschlagen.

                Bereits nach einem kurzen Stück auf dem Pfad durch das Visttasvaggi sind wir froh, diesem nicht mehr allzu lange folgen zu müssen. Der Pfad ist ziemlich schlammig und das nasse Gestrüpp tut sein Übriges, als wir versuchen, die schlimmsten Stellen zu umgehen. Aber auch nach dem Queren der Brücke über den Visttasjohka ergeht es uns nicht viel besser. Es regnet zunehmend stärker und ein ungemütlicher Wind weht von den Bergflanken hinab.
                Zu Beginn müssen wir uns durch einen dichten Birkenwald kämpfen. Der Weg wird immer steiler und unwegsamer; einzig die Schneehühner, die wir im Dickicht beobachten können, sind eine kleine Entschädigung. Auf der kahlen Bergflanke wird es dann noch ungemütlicher und wir bereuen es schon, bei dem schlechten Wetter wider der Vernunft nicht im Tal geblieben zu sein. Umzukehren wäre nach der bereits gelaufenen Strecke jedoch auch nicht schön, zumal wir den steilen rutschigen Geröllhang lieber hoch als runter laufen. Als wir in den tiefhängenden Wolken ankommen, sinkt die Sicht auf etwa 10 Meter. Zum ersten Mal sind wir froh, unser GPS dabeizuhaben, um für den Fall der Fälle den Pfad wiederfinden zu können. Alex Stimmung ist auf dem Tiefpunkt und am liebsten würde er an Ort und Stelle das Zelt aufbauen.

                Der Boden ist jedoch uneben und komplett mit Geröll übersät und in dem Nebel wollen wir auch nicht zu weit vom Pfad abweichen, um nach einem Zeltplatz zu suchen. Jenny ist ohnehin der Meinung, dass es am meisten Sinn macht, bis zur kleinen Schutzhütte an der Brücke über den Gaskkasjohka weiterzulaufen. Es stürmt und unsere Klamotten sind völlig durchnässt, so dass eine Nacht im Zelt ohnehin nicht gemütlich wäre. Unsere Sachen würden wir über Nacht ganz sicher nicht trocken bekommen.


                Blick auf den Gaskkasjohka

                Völlig nass und durchgefroren erreichen wir die Hütte. Nach einer kurzen Schrecksekunde, weil wir dachten sie wäre abgeschlossen (die Tür hat geklemmt ), flüchten wir ins behagliche Innere. Auf unseren bisherigen Touren haben wir Hütten kaum in Anspruch genommen und wenn dann eher aus Bequemlichkeit und weniger aus der Not heraus. Nun wissen wir vier Wände und ein Dach über’m Kopf richtig zu schätzen. Nach einiger Zeit bekommen wir auch den Ofen zum Laufen, auch wenn durch die heftigen Windböen immer wieder Rauch ins Innere der Hütte gedrückt wird (wir taufen den Ofen liebevoll „Poldi“). Dies ist uns jedoch herzlich egal. Nachdem sich die Hütte etwas aufgewärmt hat, wir uns trockene Sachen angezogen, heißen Tee getrunken und etwas gegessen haben, fühlen wir uns wieder wie Menschen und empfinden den Tag schon fast eher als Abenteuer und nicht mehr als Katastrophe.

                Schlafen tun wir allerdings nicht so gut. Zum einen stürmt es so heftig, dass die Böen die ganze Hütte zum Erzittern bringen (spätestens jetzt sind wir froh, nicht im Zelt zu liegen!), zum anderen ist die Wärme im Vergleich zum Frost der letzten Nacht sehr ungewohnt.


                "Poldi"


                Holzvorrat
                Zuletzt geändert von louwzi; 10.11.2013, 10:34.

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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1265
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                  Sehr schöner Bericht bisher und eine schicke Route, die ihr gelaufen seid. Schade nur, dass ihr wettertechnisch nicht immer soviel Glück hattet. Aber die Herbstbilder, besonder vom Vistasvaggi, sehen ja auch echt traumhaft aus. Interessant auch zu erfahren, dass die Tür bei der Kaskavagge-Hütte nur klemmt. Ich war 2010 dort und bin nicht reingekommen (wollte eigentlich auch nur nen Blick reinwerfen und hab gemerkt, dass die Tür nicht aufging).

                  Zitat von louwzi Beitrag anzeigen
                  Jenny ist ohnehin der Meinung, dass es am meisten Sinn macht, bis zur kleinen Schutzhütte an der Brücke über den Gaskkasjohka weiterzulaufen. Es stürmt und unsere Klamotten sind völlig durchnässt, so dass eine Nacht im Zelt ohnehin nicht gemütlich wäre. Unsere Sachen würden wir über Nacht ganz sicher nicht trocken bekommen.
                  Als ich das gelesen habe, dachte ich nur "die Armen, wenn die wüssten, dass die Hütte wahrscheinlich abgeschlossen ist und sie deswegen wohl mit ihren nassen Sachen bei diesem Schietwetter zelten müssen". Freu mich für Euch, dass es dann doch geklappt hat.

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                  • louwzi
                    Erfahren
                    • 19.10.2008
                    • 126
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                    #29
                    AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                    Da hatten wir wirklich Glück - ich hatte nämlich zuerst versucht die Tür aufzuziehen und habe zu Alex schon entnervt gesagt, dass sie abgeschlossen ist . Er hat es dann glücklicherweise nochmal versucht und geschafft - offenbar wollte er noch viel lieber ins Warme als ich .

                    Den ersten Schock hatten wir aber schon, als wir bei der Brücke über den Gaskkasjohka angekommen sind und die Hütte nicht in Sichtweite war. Nach der Karte waren wir davon ausgegangen, dass sich diese unmittelbar bei der Brücke befinden müsste. Dort lagen jedoch nur ein paar einzelne Holzplanken. Wir waren sehr erleichtet, als wir nach der Biegung dann die Hütte entdeckten.

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                    • louwzi
                      Erfahren
                      • 19.10.2008
                      • 126
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                      #30
                      AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                      12.09.2012

                      Als wir heute Morgen aufstehen, hat sich der Sturm etwas gelegt. Dennoch peitscht der Regen noch immer gegen das Fenster der Hütte. Also beginnen wir den Tag gemütlich mit einem langen Frühstück. Nochmal werden wir bei einem solchen Wetter nicht loslaufen – der gestrige Tag hat uns gereicht. Falls wir heute nicht weiterkommen, werden wir morgen wieder in das Visttasvaggi absteigen und doch den kurzen Weg nach Nikkaluokta nehmen.

                      Gegen 11:00 Uhr beginnt es jedoch plötzlich aufzuklaren und um 11:45 Uhr begrüßt uns, als wir aus der Hütte schauen, ein beinahe wolkenloser, strahlend blauer Himmel . Wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann ist einfach immer wieder beeindruckend.

                      In Windeseile packen wir unsere Sachen zusammen und beschließen, die ursprünglich geplante Tour zur Tarfalastugan fortzusetzen. Bei unserem Aufbruch werden wir von einer Herde Rentiere begleitet, die sich offenbar genauso über das wunderschöne Wetter freut wie wir.


                      Unsere gemütliche Zuflucht


                      Der Gaskkasjohka

                      Der knackige Aufstieg entlang der Flanke des Vardu bringt uns ganz schön ins Schwitzen; oben angekommen werden wir dafür mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Die Gerölllandschaft mit den kleinen Seen sieht aus wie von einer anderen Welt und die bläulich schimmernden Gletscher rundherum tun ihr Übriges.


                      Mondlandschaft


                      Blick zurück

                      Obwohl wir normalerweise nicht gerade gerne auf Geröll laufen, macht uns das Wandern an diesem Tag unglaublich viel Spaß und wir kommen gut voran. Das Wetter und die Sicht sind so herrlich, dass wir beide ein richtiges Stimmungshoch haben (vielleicht liegt es auch einfach an dem enormen Kontrast zum gestrigen Tag).



                      Schließlich kommen wir an einen Gletscherfluss des Darfalglaciären. Der Schneebrücke, die den Fluss noch teilweise überspannt, trauen wir nicht so ganz uns so ziehen wir unsere Crocs an und waten hindurch. Dies ist unsere Premiere im Durchqueren eines Gletscherflusses und wir sind uns sicher, dass unsere Füße und Knöchel diese Erfahrung nicht allzu bald vergessen werden (und erst recht nicht wiederholen wollen).


                      Schneebrücke über den Gletscherfluss

                      Nachdem wir unterhalb des Darfalglaciären noch ein paar Schneefelder gequert haben, erreichen wir den Pass zum Darfalvaggi und damit mit ca. 1.540 Metern den höchsten Punkt des Pfades.


                      Schneefelder


                      Abkühlung

                      Vor uns breitet sich ein atemberaubendes Panorama aus. Staunend lassen wir den Blick über die Berg- und Gletscherwelt des Kebnekaise-Massivs gleiten. Wir sind uns sofort einig, dass dies die schönste und beeindruckendste Aussicht ist, die uns auf unseren bisherigen (zugegebenermaßen noch nicht soooo zahlreichen) Touren begegnet ist.


                      Kebnekaise-Massiv



                      Durch dieses Erlebnis mit neuer Energie beflügelt beschließen wir, den Aufstieg zum Darfalcohkka zu versuchen, um eine noch bessere Aussicht genießen zu können. Wir lassen unsere Rucksäcke unten stehen und beginnen den steilen Aufstieg entlang des gerölligen Hangs. Nachdem die Steinblöcke jedoch zunehmend Größer werden und wir nur noch sehr langsam voran kommen, wird uns nach etwa 250 zurückgelegten Höhenmetern klar, dass wir es vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr schaffen werden, den steilen Hang sowie den weiteren Weg bis zur Tarfalastugan abzusteigen. Also kehren wir schweren Herzens um. Durch die Zeitverzögerung können wir immerhin noch ein paar schöne Fotos von der gegenüberliegenden Gletscherwelt bei schwindendem Tageslicht mit toller Lichtstimmung machen.


                      Gletscherwelt mit Abendstimmung

                      Während wir noch ein wenig die Aussicht genießen, überholt uns eine Gruppe älterer Schweden (so um die 60?), die uns erzählen, dass sie den gesamten Weg von der Vistasstugan aus gelaufen sind. Wir sind schwer beeindruckt – selbst mit Tagesrucksäcken, die die Gruppe dabei hat, finden wir diese Leistung sehr beachtlich (vor allem in Anbetracht des Alters). Beeindruckend ist auch immer wieder, dass sämtliche Schweden egal welchen Alters (oder auch Norweger, wie wir schon öfters festgestellt haben), fließend Englisch sprechen. Etwas Sorgen machen wir uns dann aber doch, als sie für den Abstieg nicht den vorgesehen Weg wählen, der etwas unterhalb der Stugan in das Tal mündet, sondern quer zum Hang direkt in Richtung der Hütte absteigen wollen. Offenbar haben es glücklicherweise alle geschafft, heile unten anzukommen.

                      Auch wir brechen angesichts der einbrechenden Dunkelheit bald auf. Der Abstieg ins Darfalvaggi gestaltet sich dann nochmal als ziemlich kniffelig, da der Hang ziemlich steil und geröllig ist. Die mittlerweile eher schlechten Lichtverhältnisse machen die Sache nicht gerade einfacher. Mit dem letzten Licht des Tages schaffen wir es gerade noch rechtzeitig, wieder ebene Erde unter die Füße zu bekommen und einen – wenn auch eher unkomfortablen – Zeltplatz zwischen den Steinen zu suchen.


                      Letztes Abendlicht

                      Als wir im Dunkeln mit Stirnlampen das Zelt aufbauen, kommt ein einzelner Wanderer ohne Lampe den Weg entlang. Als wir ihm zusichern, dass es bis zur Hütte nicht mehr weit sei und er es bald geschafft habe kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen und teilt uns mit, dass er der Stugvard der Hütte sei. Kein Wunder, dass er den Weg auch im Dunkeln findet.

                      Glücklich und erschöpft essen wir Abendbrot und fallen in die Daunen. Wir sind sehr froh, dass uns das Wetter die heutige Etappe doch noch ermöglicht hat – diese Tage sind es, an denen man sich schwört niemals mit dem Trekking aufzuhören.

                      Und es kommt noch besser. Als Alex entgegen aller Hoffnung um Mitternacht aus dem Zelt schaut, können wir immerhin den Hauch von Polarlichtern am Sternenhimmel erkennen. Es ist zwar nicht viel, jedoch für uns beide, die bisher noch nie Polarlichter gesehen haben, eine ganz besondere Erfahrung. Wir sind so begeistert, dass uns auch die Kälte – die unser Zelt schon wieder mit einer feinen Frostschicht versehen hat - nicht davon abhalten kann aus den Schlafsäcken zu schlüpfen, um uns an ein paar Aufnahmen zu versuchen.

                      Hier ist das (zugegebenermaßen nur mäßig spektakuläre) Ergebnis:


                      Polarlicht mit Zeltschnur

                      Für uns war es jedenfalls der perfekte Abschluss eines wunderbaren Tages (auch wenn wir nachts wieder ziemlich gefroren haben).


                      Übergefrorenes Zelt

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                      • Fjaellraev
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                        • 21.12.2003
                        • 13981
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                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                        Schön.
                        Die Schilderung dieses Tages bestärkt mich darin, diesen dieses Jahr aus Wetter- und/oder Zeitgründen vor Ort aus der Tourenplanung geworfenen Weg irgendwann auch noch unter die Füsse zu nehmen.

                        Zur Schutzhütte: Irgendwie wundert es mich dass die bei Mortias verschlossen gewesen ist. Ich kann mich nämlich bei den Hüttten dieses Typs eigentlich nirgends an ein von aussen zugängliches Schloss erinnern. Auch auf eurem Bild ist kein von aussen zugängliches Schloss zu erkennen. Hat sie bei ihm vielleicht nur sehr extrem geklemmt?

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1265
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                          #32
                          AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                          Zur Schutzhütte: Irgendwie wundert es mich dass die bei Mortias verschlossen gewesen ist. Ich kann mich nämlich bei den Hüttten dieses Typs eigentlich nirgends an ein von aussen zugängliches Schloss erinnern. Auch auf eurem Bild ist kein von aussen zugängliches Schloss zu erkennen. Hat sie bei ihm vielleicht nur sehr extrem geklemmt?
                          Also ich kann mich jetzt nicht mehr daran erinnern, ob da außen ein Schloss angebracht war, nur dass ich die Tür nicht aufbekommen habe. Aber ich hatte eh nicht vor gehabt in der Hütte zu übernachten, da ich bei der Brücke gezeltet habe. Am nächsten Morgen wollte ich dann einfach mal interessehalber reinschauen. Als ich dann beim ersten Versuch die Tür nicht aufbekommen habe, hab ich's halt gelassen.Gut möglich, dass die Tür einfach nur klemmte.

                          Davon abgesehen, Hammer Fotos. Bei meiner Tour 2010 hatte ich ursprünglich auch vorgehabt den Weg von Kaskavagge nach Tarfala zu laufen. So wie ich das hier sehe hätte es sich auf jedenfall gelohnt. Und natürlich schön, dass Ihr noch Polarlichter sichten konntet. Hoffe mal, dass das Wetter dann die nächsten Tage so blieb.

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                          • Kuoika
                            Erfahren
                            • 23.08.2012
                            • 471
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                            #33
                            AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                            Wow, so schöne Bilder.

                            Zitat von louwzi Beitrag anzeigen




                            Gletscherwelt mit Abendstimmung
                            Über zugehörigen Pass und am Gletscher lang bin ich dieses Jahr nach Tarfala, leider nicht mit so einem tollen Abendlicht. Schön, das Ganze jetzt noch mal aus der Perspektive zu sehen.

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                            • louwzi
                              Erfahren
                              • 19.10.2008
                              • 126
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                              Danke für die lobenden Worte.

                              Wegen der Hütte: Von Außen war tatsächlich kein Schloss zu sehen. Ich glaube von Innen kann man einen Riegel vorschieben (wobei ich mir auch da nicht sicher bin). Vielleicht hat es nur so doll geklemmt wie bei uns oder es war jemand drinnen, der die Tür verriegelt hat.

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                              • louwzi
                                Erfahren
                                • 19.10.2008
                                • 126
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                13.09.2012

                                Die Nacht war kalt, aber wir haben recht gut geschlafen. Als wir am Morgen aus dem Zelt schauen, haben wir schönes Wetter mit ein paar tiefer hängenden Wolken die traumhaft an den Berghängen wabern





                                Wir beschließen alles zusammenzupacken und uns den Gletscher hinter der Tarfalastugan etwas näher anzusehen. Bei der Gletscherzunge angekommen, machen wir eine Pause knipsen ein paar Fotos und kehren schließlich um, um uns auf den Weg in Richtung der Kebnekaise Fjällstation zu machen.





                                Der Weg durch das Darfalvaggi bringt uns der Zivilisation wieder näher und wir treffen einige andere Wanderer.
                                An den etwas schmaleren Stellen bilden sich sogar kleinere Staus.
                                Der Abstieg an sich, gestaltet sich nicht sonderlich schwierig, so dass wir recht schnell an der Fjällstation ankommen.


                                Darfalvaggi

                                Wir kaufen etwas Schokolade schauen uns die Station etwas genauer an und finden schließlich einen ruhigen Zeltplatz in ca. 1 km Entfernung zur Station. Einen Platz direkt bei der Station wollten wir nicht, da uns der Trubel dort etwas zu viel war.
                                Wir essen draußen und gehen danach ins Zelt und hören Hörbuch.


                                Blick in Richtung Nikkaluokta


                                Zeltplatz

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                                • louwzi
                                  Erfahren
                                  • 19.10.2008
                                  • 126
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                  14.09.2012

                                  Als wir aufwachen regnet es und zwar so sehr, dass wir keine Lust haben auch nur einen Fuß vor das Zelt zu setzten. Der Regen hört den ganzen Tag nicht, auf also vertreiben wir uns die Zeit mit lesen Hörbuch hören, essen und dem Gedanken am 16.09(Unser Hochzeitstag) abends in Kiruna die Sauna unserer Hotels ausgiebig zu nutzen.
                                  Zuletzt geändert von louwzi; 28.11.2013, 15:17.

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                                  • louwzi
                                    Erfahren
                                    • 19.10.2008
                                    • 126
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                    15.09.2012

                                    Als wir aus dem Zelt kriechen trauen wir unseren Augen kaum, denn was wir da sehen lässt uns fast vom Glauben abfallen: Sonne und zwar so ganz ohne Regen und so und dazu auch noch warm, aber mit Wind……





                                    Schnell bauen wir unser Zelt ab und machen uns auf den Weg Richtung Nikkaluokta. Wir genießen jeden einzelnen Schritt in der warmen Sonne und hätten uns gewünscht, dass unsere ganze Tour so gewesen wäre.



                                    Am Laddjujavri machen wir eine lange Pause und genießen das herrliche Wetter.




                                    Hunger!!!!

                                    Wir schlagen unser Zelt kurz vor Nikkaluokta auf. Das Wetter ist immer noch gut, so dass wir am letzten Tag unserer Tour sogar die Möglichkeit haben, draußen in unseren Büchern zu lesen.





                                    Als es dunkler wird und Alex anfängt zu frieren gehen wir ins Zelt. Leider hört Alex am heutigen Tage nicht mehr auf zu frieren, denn er hat über Nacht Fieber bekommen…… die ganze Nacht wurde er von Schüttelfrost begleitet und hat kaum ein Auge zu gemacht

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                                    • louwzi
                                      Erfahren
                                      • 19.10.2008
                                      • 126
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                      16.09.2012

                                      An unserem Hochzeitstag geht es Alex nicht besser und er nimmt etwas gegen das Fieber. Das Wetter ist gut und noch etwas wärmer als gestern.

                                      Wir packen unsere Sachen und brechen Richtung Nikkaluokta auf


                                      Auf dem Weg bekommen wir noch einen Regenschauer ab, obwohl um uns herum blauer Himmel herrscht. Zumindest verabschiedet sich Lappland von uns mit einem schönen Regenbogen.


                                      In Nikkaluokta kaufen wir uns im Restaurant etwas zum Frühstücken und genießen die Zeit bis der Bus kommt in der Sonne.


                                      Als wir nachmittags in unserem Hotel in Kiruna einchecken geht es Alex nicht besser,
                                      aber er möchte unbedingt in die Sauna auf die wir uns so lange gefreut hatten. Fieber und Sauna? Egal….. danach ist er völlig platt und wir verbringen den restlichen Tag auf unserem Zimmer.


                                      Kiruna


                                      Am nächsten Tag geht es per Zug wieder nach Hause.

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                                      • louwzi
                                        Erfahren
                                        • 19.10.2008
                                        • 126
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                        Fazit

                                        Nun hat wohl auch uns das Lappland-Fieber gepackt. Nachdem wir bei der Ankunft zunächst ein wenig enttäuscht waren, da uns die Landschaft in Relation zur langen Anreise nicht besonders aus den Socken gehauen hat, wurde die Gegend mit jedem Tag, den wir unterwegs waren etwas schöner. Insbesondere auch die große Weite, in die wir laut Karte egal in welche Richtung für etliche Zeit hätten weiterlaufen können, war sehr beeindruckend. Mit etwas mehr Zeit kann man diese Landschaft sicherlich noch besser erkunden und schätzen lernen.

                                        Für uns allerdings das nächste Mal bitte bei etwas wärmeren Temperaturen .
                                        Der Nachtfrost selbst war nicht so schlimm (bzw. mit wärmeren Schlafsäcken gut auszuhalten), aber die Kälte tagsüber, die die Pausen so kurz wie möglich und nur so lang wie nötig hat werden lassen, hat die Erfahrung etwas getrübt. Gerade die Zeit am Abend, wenn man noch draußen vor dem Zelt sitzt und die Stille genießt, war doch sehr durch unser Zähneklappern geprägt und allzu oft sind wir zeitig in die Schlafsäcke gekrochen (obwohl wir Thermounterwäsche, Fließpulli, Fließjacke und Winterjacke übereinander anhatten). Unter normalen Umständen hätten wir wohl nicht gefroren – gepaart mit der Anstrengung am Tag war es dann aber doch sehr kühl.

                                        Lappland – wir kommen gerne wieder, aber das nächste Mal bei etwas wärmerem Wetter, direkt nachdem die schlimmste Mückenplage vorbei ist (und dafür dann mit Autan im Gepäck

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                                        • gearfreak
                                          Erfahren
                                          • 30.01.2010
                                          • 280
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [SE] Abseits der ausgetretenen Pfade des Kungsleden in Schwedisch Lappland

                                          Eine schöne Tour, und auch sehr schön nacherzählt, danke dafür!
                                          Ich habe übrigens auch noch nie Polarlichter gesehen und fand euer Photo sehr beeindruckend

                                          LG gearfreak

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