AW: [UK] Go North Go Cape Wrath - 260 km auf dem Cape Wrath Trail
Dienstag, 27. August – 12. Tag
Ich schlafe diese Nacht schlecht. Die Bisse der Midges haben angefangen sich zu entzünden und jucken extrem, wodurch sie mich die halbe Nacht wach halten. Ich stehe um 7:30 Uhr auf und bin kurz nach acht Uhr startklar. Draußen regnet es; Nebel und Wolken hängen über dem Loch. Also geht es im Ganzkörperkondom los. Peter schläft noch, aber wir wollen uns in drei Tagen in einer Bothy bei Sandwood Bay wieder treffen.
Über das stete auf und ab der Uferstraße geht es nach Westen, den gesamten Loch Glendhu entlang. An der Einmündung des Maldie Burn in den Loch, lass ich diesen Salzwasserfjord hinter mir und wende mich wieder nach Norden. Mittlerweile hat es sich richtig eingeregnet und ich habe das bei weitem widerlichste Wetter der Tour. Der Weg nach Norden sollte eigentlich ein Fußpfad sein, ist aber eine breite, frisch angelegte Kiesstraße. Hier wird nämlich ein neues Wasserkraftwerk gebaut. So komme ich auch mit jedem – wirklich jedem – Bauarbeiter ins Gespräch, der sich auf der Anlage befindet. Einer ruft mir bereits von weitem zu: „Terrible weather today, isn’t it?“ Schlagfertig rufe ich zurück: „No, it’s a beautiful day! No Midges!“ Damit scheine ich genau den schottischen Humor getroffen zu haben, denn er fährt laut lachend weiter.
Praktisch ohne Pausen zu machen gehe ich am nebelverhangenen Loch an Leathaid Bhuain vorbei, durch den baumlosen Reay Forest, immer noch auf der frisch angelegten Straße dahin. So komme ich viel schneller als erwartet zum abgeholzten Achfary Forest und steige im Nieselregen zur Ortschaft Achfary und der A838 hinab. Anstatt hier gleich wieder von der Straße abzugehen und den Ben Stack im Westen zu umrunden, beschließe ich auf der Straße zu bleiben. Ich sehe keinen Grund darin mich durch abgeholzten Wald durchzuschlagen, wenn ich von der Landschaft bei den tiefhängenden Wolken ohnehin nichts sehe. Es windet stark auf der Straße aber ich komme gut voran und es gibt kaum Verkehr, dafür aber einen breiten Grünstreifen. Auf den sechs Kilometern Straße begegne ich vielleicht zwanzig Autos. Da ich jedoch nirgendwo eine geschützte Stelle finde lasse ich das Mittagessen mal wieder ausfallen.

Loch Stack im Regen
Nur wenig bekomme ich von dem wahrscheinlich traumhaften Ausblick auf Loch Stack mit, an dem sich die Straße entlang windet. Bei der Stack Lodge am Westende des Lochs, biege ich wieder in die Highlands ab. Auch hier ist der Weg deutlich besser als erwartet und auf einer Forststraße eile, ja fliege ich fast dahin. Mittlerweile haben auch Wind und Regen nachgelassen, was dazu führt, dass ich jedes Mal, wenn ich stehen bleibe, von Midges überfallen werde. Also wieder keine ausgedehnten Pausen. Ich wandere an mehreren Lochs vorbei bis zur Westflanke des Bergs Arkle. Hier verlasse ich den Weg und marschiere einen Kilometer durch durchnässtes Moor bis zum Loch a Garbh-bhaid Mor. Laut meinem schlauen Buch muss ich mir auch hier selbst einen Weg suchen. Das ist jedoch nicht notwendig, da ein gut sichtbarer Trampelpfad am Ufer des Lochs entlang führt. Er ist zwar sehr schmal – und die Aussicht einen Fehltritt zu machen und in das kalte Wasser des Lochs zu fallen begleitet mich ständig – aber dafür gut zu erkennen.

Loch a Gharbh-bhaid Beag
Auf den ersten Loch folgt gleich der nächste, inklusive der laut Buch schlimmsten Flussdurchquerung der gesamten Tour. Ich muss mich anstrengen mir den Knöchel nass zu machen und das nach dem ganzen Regen des heutigen Tages. Mittlerweile sehe ich die Informationen im Buch äußerst kritisch, da sie zumeist ja doch falsch sind. Auch entlang des zweiten Lochs, Loch a Gharbh-bhaid Beag, gibt es einen Trampelpfad. Und außerdem eine abgelegene Fischerhütte an der gerade eine schottische Familie mitsamt Hunden, Kind und Kegel einen gemütlichen Nachmittag verbringt. Obwohl mich die vier Hunde ordentlich verknurren habe ich ein nettes Schwätzchen mit der Familie, bevor ich weiter gehe. Mittlerweile bin ich schon wieder fast zwei Etappen gewandert und ich halte Ausschau nach einem potentiellen Campingplatz am Rhiconich River. Ich finde ihn aber erst bei der Brücke nahe dem Rhiconich Hotel. Der ist dafür sehr schön – sieht man davon ab, dass er absolut windgeschützt ist und daher ein optimales Operationsgebiet für Midges darstellt.

Schafherde in Rhiconich
Aber in meiner positiven Stimmung stört mich das auch nicht, zumal ich auf der Brücke – ohne Midges – kochen kann. Da ich trotz der gegangenen Distanz noch nicht wirklich müde bin sehe ich mich noch etwas im Ort um. Rhiconich ist ja fast eine Metropole im schottischen Norden mitsamt Polizeistation, Hotel, Telefonzelle, öffentlichem WC und Handyempfang. Letzteren kann ich leider nicht ausnutzen, da auf meinem Handy die Tasten 1, 4 und 9 nicht funktionieren. Anscheinend verträgt mein Handy die schottische Feuchtigkeit nicht.
Tagesleistung: ca. 30 km, 1200 Höhenmeter
Dienstag, 27. August – 12. Tag
Ich schlafe diese Nacht schlecht. Die Bisse der Midges haben angefangen sich zu entzünden und jucken extrem, wodurch sie mich die halbe Nacht wach halten. Ich stehe um 7:30 Uhr auf und bin kurz nach acht Uhr startklar. Draußen regnet es; Nebel und Wolken hängen über dem Loch. Also geht es im Ganzkörperkondom los. Peter schläft noch, aber wir wollen uns in drei Tagen in einer Bothy bei Sandwood Bay wieder treffen.
Über das stete auf und ab der Uferstraße geht es nach Westen, den gesamten Loch Glendhu entlang. An der Einmündung des Maldie Burn in den Loch, lass ich diesen Salzwasserfjord hinter mir und wende mich wieder nach Norden. Mittlerweile hat es sich richtig eingeregnet und ich habe das bei weitem widerlichste Wetter der Tour. Der Weg nach Norden sollte eigentlich ein Fußpfad sein, ist aber eine breite, frisch angelegte Kiesstraße. Hier wird nämlich ein neues Wasserkraftwerk gebaut. So komme ich auch mit jedem – wirklich jedem – Bauarbeiter ins Gespräch, der sich auf der Anlage befindet. Einer ruft mir bereits von weitem zu: „Terrible weather today, isn’t it?“ Schlagfertig rufe ich zurück: „No, it’s a beautiful day! No Midges!“ Damit scheine ich genau den schottischen Humor getroffen zu haben, denn er fährt laut lachend weiter.
Praktisch ohne Pausen zu machen gehe ich am nebelverhangenen Loch an Leathaid Bhuain vorbei, durch den baumlosen Reay Forest, immer noch auf der frisch angelegten Straße dahin. So komme ich viel schneller als erwartet zum abgeholzten Achfary Forest und steige im Nieselregen zur Ortschaft Achfary und der A838 hinab. Anstatt hier gleich wieder von der Straße abzugehen und den Ben Stack im Westen zu umrunden, beschließe ich auf der Straße zu bleiben. Ich sehe keinen Grund darin mich durch abgeholzten Wald durchzuschlagen, wenn ich von der Landschaft bei den tiefhängenden Wolken ohnehin nichts sehe. Es windet stark auf der Straße aber ich komme gut voran und es gibt kaum Verkehr, dafür aber einen breiten Grünstreifen. Auf den sechs Kilometern Straße begegne ich vielleicht zwanzig Autos. Da ich jedoch nirgendwo eine geschützte Stelle finde lasse ich das Mittagessen mal wieder ausfallen.

Loch Stack im Regen
Nur wenig bekomme ich von dem wahrscheinlich traumhaften Ausblick auf Loch Stack mit, an dem sich die Straße entlang windet. Bei der Stack Lodge am Westende des Lochs, biege ich wieder in die Highlands ab. Auch hier ist der Weg deutlich besser als erwartet und auf einer Forststraße eile, ja fliege ich fast dahin. Mittlerweile haben auch Wind und Regen nachgelassen, was dazu führt, dass ich jedes Mal, wenn ich stehen bleibe, von Midges überfallen werde. Also wieder keine ausgedehnten Pausen. Ich wandere an mehreren Lochs vorbei bis zur Westflanke des Bergs Arkle. Hier verlasse ich den Weg und marschiere einen Kilometer durch durchnässtes Moor bis zum Loch a Garbh-bhaid Mor. Laut meinem schlauen Buch muss ich mir auch hier selbst einen Weg suchen. Das ist jedoch nicht notwendig, da ein gut sichtbarer Trampelpfad am Ufer des Lochs entlang führt. Er ist zwar sehr schmal – und die Aussicht einen Fehltritt zu machen und in das kalte Wasser des Lochs zu fallen begleitet mich ständig – aber dafür gut zu erkennen.

Loch a Gharbh-bhaid Beag
Auf den ersten Loch folgt gleich der nächste, inklusive der laut Buch schlimmsten Flussdurchquerung der gesamten Tour. Ich muss mich anstrengen mir den Knöchel nass zu machen und das nach dem ganzen Regen des heutigen Tages. Mittlerweile sehe ich die Informationen im Buch äußerst kritisch, da sie zumeist ja doch falsch sind. Auch entlang des zweiten Lochs, Loch a Gharbh-bhaid Beag, gibt es einen Trampelpfad. Und außerdem eine abgelegene Fischerhütte an der gerade eine schottische Familie mitsamt Hunden, Kind und Kegel einen gemütlichen Nachmittag verbringt. Obwohl mich die vier Hunde ordentlich verknurren habe ich ein nettes Schwätzchen mit der Familie, bevor ich weiter gehe. Mittlerweile bin ich schon wieder fast zwei Etappen gewandert und ich halte Ausschau nach einem potentiellen Campingplatz am Rhiconich River. Ich finde ihn aber erst bei der Brücke nahe dem Rhiconich Hotel. Der ist dafür sehr schön – sieht man davon ab, dass er absolut windgeschützt ist und daher ein optimales Operationsgebiet für Midges darstellt.

Schafherde in Rhiconich
Aber in meiner positiven Stimmung stört mich das auch nicht, zumal ich auf der Brücke – ohne Midges – kochen kann. Da ich trotz der gegangenen Distanz noch nicht wirklich müde bin sehe ich mich noch etwas im Ort um. Rhiconich ist ja fast eine Metropole im schottischen Norden mitsamt Polizeistation, Hotel, Telefonzelle, öffentlichem WC und Handyempfang. Letzteren kann ich leider nicht ausnutzen, da auf meinem Handy die Tasten 1, 4 und 9 nicht funktionieren. Anscheinend verträgt mein Handy die schottische Feuchtigkeit nicht.
Tagesleistung: ca. 30 km, 1200 Höhenmeter
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