[UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n mix

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    [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n mix

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Schottland: Fort William – Strathcarron
    Reisezeit: 19.08.2013 – 02.09.2013
    Erste Treckingtour; Mounteneering; Solo

    =============================================

    Inhaltsverzeichnis
    19-08-2013: Anreise Norwich – Fort William
    20.08: Via Beinn na Gucaig und Corran Ferry ins Cona Glen
    21.08: Durch das Cona Glen via Glenfinnan zur Corryhully Bothy
    22.08: Bergtour Sgurr nan Correachan und Sgurr Thulim
    23.08: Über Strathan zur Sourlies Bothy
    24.08: Bergtour Sgurr na Ciche, Garbh Chioch Mhor und Sgurr nan Coireachan
    25.08: von Sourlies über Inverie auf The Flats
    26.08: High Level Route Richtung Barrisdale über Ladhar Bheinn
    27.08: Über Barrisdale und Kinloch Hourn zum High Level Camp vor The Saddle
    28.08: Über The Saddle zum Morvich Campingplatz
    29.08: Bergtour Five Sisters
    30.08: Vom Morvich Campingplatz via Falls of Glomach zur Maol-bhuide Bothy
    31.08: Vom der Maol-bhuide Bothy zur Bendronaig Lodge
    01.09: Bendronaig Lodge nach Strathcarran
    02.09.2013: Heimreise und Ausblick
    =============================================

    Montag, 19-08-2013: Anreise Norwich – Fort William
    Endlich ging es los! Ich habe mich schon wochenlang riesig auf diese Tour gefreut. Nachdem ich im Jahr davor den West Highland Way gegangen war, wollte ich dieses Jahr den Weg nach Norden auf dem Cape Wrath Trail fortsetzen. Das sollte also meine erste anspruchsvollere Treckingtour werden. Meine Bahntickets hatte ich bereits Wochen vorher übers Internet zu einem günstigen Preis gekauft. Die Eckdaten meiner Reise standen somit fest – von Norwich (da wohne ich) nach Fort William am 19.08.13 und wieder zurück von Kyle of Lochalsh (oder Strathcarron) am 02.09.13. Wie ich die 13 Wandertage dazwischen füllen würde, hatte ich mir offen gelassen. Verschiedene Optionen hatte ich vorbereitet, von denen ich je nach Wetter und Laune wählen konnte. Generell wollte ich bei gutem Wetter mehr Berge besteigen und bei Regen und schlechter Sicht in den Tälern bleiben. Meine Frau brachte mich zum Bahnhof. Ich war eine halbe Stunde zu früh dort, weil ich sicher gehen wollte, den Zug nicht zu verpassen. Pünktlich um 10 fuhr der Zug los – gegen Mitternacht erreichte ich Fort William, etwa 90 min. später als geplant, weil es Probleme mit irgendeiner Signalstation gab. Die Verspätung war mir egal – es wäre eh bei meiner Ankunft in Fort William stockfinster gewesen. Da stand ich also wieder am offiziellen Ende des West Highland Ways. Ich hielt einen Moment inne und setzte mich auf die Bank. Dann ging ich Richtung Glen Nevis, weil ich mir auf Google Earth dort einige mögliche Zeltplätze ausgeguckt hatte. Nachdem ich den Nevis auf der Fuβgängerbrücke bei dem Besucherzentrum überquert hatte, fand ich einen ruhigen Platz am Fluss. Der Vollmond, der immer mal wieder zwischen den Wolken hervorkam, warf genug Licht zum Aufbauen des Zeltes. Danach bin ich nochmal zur Brücke zurückgegangen. Der Ausblick auf den Fluss, die Berge und Wolken im Mondlicht war dramatisch schön. Spät ging ich zu Bett, konnte aber trotzdem schlecht einschlafen vor lauter Vorfreude.

    Dienstag, 20.08.2013: Via Beinn na Gucaig und Corran Ferry ins Cona Glen
    Irgendwann muss ich wohl doch eingeschlafen sein, denn auf einmal graute der Morgen. Es war viertel vor sechs und ich war schlagartig hellwach. Sowas sollte mir mal zuhause passieren… Nach einer Katzenwäsche mit einem Babywipe zog ich meine Treckingsachen an. Bei dem Versuch Gewicht zu sparen habe ich weniger auf teure und ultraleichte Ausrüstung gesetzt als vielmehr auf Verzicht. Wechselklamotten sind zuhause geblieben, ebenso der Fotoapparat, da man mit dem Mobiltelefon auch fotografieren kann. Die Nacht war so mild, dass sich kein Kondenswasser auf dem Zelt gebildet hat und ich ganz trocken einpacken konnte. Die Bänke bei dem Ben Nevis Besucherzentrum kamen mir gerade recht für ein gemütliches Frühstück mit Kaffee Milchpulver und Müsli. Sogar die Toiletten waren um 7 schon auf. Lange hielt ich mich aber nicht auf und war kurz nach 7 unterwegs auf dem West Highland Way. Es war bedeckt und trocken und so startete ich in Laufschuhen. Die schönen neuen Treckingstiefel blieben erstmal im Rucksack. Beim Einlaufen der Stiefel hatte ich mir üble Blasen auf einem längeren Straβenabschnitt geholt, so übel, dass ich meine mehrtägige Trainingstour abbrechen musste. Im Gelände hingegen waren die Wanderschuhe super duper bequem was sich in weiteren Trainingsmärschen mit vollem Gepäck zeigte. Zusätzlich hatte ich mir mit Lauftraining eine gute Kondition antrainiert.
    Der West Highland Way war zu dieser frühen Stunde menschenleer. Es ging durch den Wald den Berg auf einer geschotterten Straβe hinauf. Bei Fort Dun Deardail machte ich eine längere Pause um auch wie im Jahr zuvor die Aussicht auf Fort William und das Glen Nevis zu genieβen. Ben Nevis war wolkenverhangen. Der weitere Weg führte mich durch einige Rodungen wo mich ein Sportwanderer im Laufschritt überholte. Ich ging eher ein langsames und gleichmäβiges Tempo, dafür aber über viele Stunden. Ich passierte ein Zelt am Weg, von dessen Bewohnern noch nichts zu sehen war. Schon bald kam Loch Lunn Da-Bhra in Sicht und an der Abzweigung zur Lundavra Farm hielt ich einen Moment inne. Hier also sollte ich den mir bekannten Weg verlassen und mein Abenteuer seinen Anfang nehmen. Ich hatte zwei Optionen – eine für schlechtes Wetter bei der ich im Tal bleibe und dann durch den Wald gehe, wie in Pfad-Finders Bericht beschrieben oder wenn die Sicht frei ist, den Beinn na Gucaig hinauf und dann auf dem Bergrücken wieder hinunter. Es zog sich zwar langsam zu, aber der Gipfel war noch wolkenfrei und so entschied ich mich für den Berg. Für diesen weglosen Abschnitt zog ich die Wanderschuhe an. Den Beinn na Gucaig mit seinen gerade mal 616 Metern Höhe haben nicht viele Menschen bestiegen und damit sind dort keine Trampelpfade wie auf fast allen anderen Bergen zu finden. Ich ging an der Farm vorbei auf ein kleines Wäldchen zu. Von dort ging ich steil bergan zum Pass. Die gerade mal 400 Höhenmeter Anstieg waren echt mühsam. Es ging sehr steil bergan und der Untergrund war uneben. Bäche hatten kleine Täler in den Berg gewaschen, die überwunden werden mussten. Der Rucksack war hier mit seinen knapp 20 Kg unangenehm schwer. Ich hatte gut 6 Kg Essen dabei – genug für 9 - 10 Tage in denen ich Shiel Bridge erreichen wollte. Es zog sich weiter zu, so dass ich gerade noch ein Foto vom Lunn Da-Bhra in Gipfelnähe machen konnte. Loch Linnhe auf der anderen Seite war nur kurz zu sehen, um dann in den Wolken zu verschwinden (kein Foto). Eine etwa ein Meter hohe Betonsäule, die auf einmal im Nebel auftauchte und den Gipfel markierte, bot mir Windschutz für eine Schkoladenpause. In der Gipfelregion fand ich einen kleinen See, dessen Tiefe aufgrund des schwarzen Wassers/Untergrunds nicht abzuschätzen war und in dem groβe Kaulquappen schwammen.





    Auf dem Weg zum Punkt 575 habe ich eine sumpfige Ebene am östlichen Rand umgangen. Beim Punkt 575 fand ich eine Wetterstation, von der einige Reifenspuren den Bergrücken hinunterführten. Den Reifenspuren folgend stapfte ich eine gefühlte Ewigkeit durch den Nebel den Berg hinab. Bei vielleicht 200 Höhenbetern brach die Wolkendecke auf, um die Sicht auf Loch Linnhe freizugeben. Ich stieβ auf einen Forstweg, der mich nach Inchree brachte.





    Eine Bank beim Spielplatz nutzte ich für ein Nickerchen am Nachmittag zum Glück ungestört von den Midges, die keinen kurzgeschnittenen Rasen mochten. Ich genoss den Ausblick auf Loch Linnhe bei der Überfahrt mit der Corran Fähre, die zu meiner Überraschung für Fuβpassagiere kostenlos war. Am Westufer folgte ich der kaum befahrenen Strasse. Der Blick auf den Bergrücken, den ich gerade heruntergewandert war wurde frei. Es war schön, zu sehen, wo ich langgegangen war. Aber schon bald zog es sich wieder zu und der nun einsetzende leichte Landregen, der heute nicht mehr aufhören sollte, verkürzte meine Kaffeepause am Loch Linnhe.





    Auf dem richtigen Weg bog ich in das Cona Glen ein, einem Schotterweg folgend. Auch bei Regen war das Cona Glen bildhübsch. Die unterschiedlichen Grüntöne leuchteten geradezu und auch der Himmel zeigte sich in verschiedenen Grauschattierungen. Ein Schild warnte mich vor frei herumlaufendem „Highland Cattle“. Wer diese Monstren schon mal gesehen hat, kann sicher verstehen, dass ich hier nur ungern zelten mochte. Vereinzelt lagen Kuhfladen am Boden, von Kühen war aber nichts zu sehen.





    Da ich von der Bergtour rechtschaffen müde war und es schon gegen 7 Uhr ging, baute ich mit ungutem Gefühl mein Zelt am Fluss an einer Stelle auf, die sich möglichst nicht über Nacht in ein stehendes Gewässer verwandeln sollte. Da es fast windstill war, kamen die Midges trotz des Regens heraus. Ich musste meine Nudelsuppe im Gehen essen, sonst wäre es unerträglich geworden. Kein Rind war in Sicht. Gegen 8 verzog ich mich ins Zelt. Ich hoffte, dass die Rinder in der Nacht schlafen würden und plante am folgenden Morgen früh wieder abzubauen. In der Dämmerung so gegen 9 hörte ich plötzlich einen einzelnen Hufschlag. Der Arenalinschub lieβ mich blitzschnell aus meinem Zelt aufspringen. Ich beobachtete die Umgebung, konnte aber kein Rind sehen. Es blieb still. Vermutlich kam der Hufschlag aus einiger Entfernung, da ja in der Stille der Schall sehr weit trägt. Mit nassen Füssen kehrte ich wieder ins Zelt zurück und schlummerte dann auch bald ein.
    Zuletzt geändert von mark69; 15.12.2013, 17:51. Grund: geotaggen

  • Hunter9000
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    #2
    AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n mix

    Schöner Reisebericht bisher. Hoffe es geht bald weiter! Ich finde es allerdings interessant, dass du alles einsparst (sogar eine Kamera), dafür aber zwei Paar Schuhe mit hast, weil deine normalen Wanderschuhe so drücken? Wäre es nicht besser gewesen die Wanderschuhe nach dem Blasendesaster umzutauschen?

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      #3
      AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n' mix

      @Hunter9000: Vielen Dank für die Blumen; Ich will mich bemühen, den Bericht zügig fertigzustellen, gehöre aber leider nicht zu den schnellen Schreibern. Du hast natürlich Recht, ein zweites Paar Schuhe waren ein sehr angenehmer Luxus, auβerdem war ich durch die Blasen verunsichert. Meine Treckingschuhe haben eine recht harte Sohle (Vibram), was ja im Gebirge auch erwünscht ist. Besonders auf Asphalt geht es sich damit nicht angenehm und bei längeren Strecken gibt’s halt Blasen (im Mittelfuβbereich und unter der Ferse). Off road habe ich mit den Stiefeln kein Problem (die Tour blieb komplett blasenfrei).


      Mittwoch, 21.08.2013: Durch das Cona Glen via Glenfinnan zur Corryhully Bothy
      Die Nacht verbrachte ich ungestört. Eine morgendliche Routine spielte sich langsam ein – 6 Uhr aufstehen, 7 Uhr losgehen. Es regnete noch immer und der Fluss Cona war über Nacht zu einem reiβenden Strom geworden. Ich musste mein Zelt klitschnass einpacken. Nasse Ausrüstung fühlt sich so viel schwerer an als trockene. Dabei war mein Zelt nass gerade mal 500g schwerer. Ich schlenderte gemütlich den Schotterweg entlang und genoss die Umgebung im Regen. Wolkenbänke zogen stimmungsvoll durch das Tal.



      Durch das neue Buch von Ian Harper hat der Cape Wrath Trail offensichtlich an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen. Im Cona Glen war richtig Betrieb. Neben mir waren noch 7 andere Wanderer unterwegs. Gegen Mittag lieβ der Regen nach und im Laufe des Nachmittags klarte es auf. Als der Landrovertrack endete, führte ein Pfad zum Pass hinauf. Der Pfad war früher mal eine kleine Straβe gewesen, die mit der Zeit, da nicht erhalten, immer weiter vom Wasser ausgewaschen wurde. An manchen Stellen konnte ich noch die ursprüngliche Pflasterung erkennen. Verfallene Strassen sollten mir in diesem Urlaub noch öfters begegnen. Der Weg war vom Regen ordentlich durchweicht und teilweise auch nicht mehr vorhanden, so dass ich einige Bogholes mit gewagten Sprüngen überwinden musste. Hier konnte ich sehen, wie viel langsamer man auf solch einem Pfad vorankommt, verglichen mit dem Landrovertrack. Auf der anderen Seite des Passes habe ich auf einem Felsen mit tollem Ausblich eine längere Pause gemacht. Der Wind reichte so gerade aus, um die Midges wegzupusten, solange ich aufrecht stand. In Bodennähe war es unerträglich und das Nickerchen musste ausfallen.



      Ich traf auf den in anderen Berichten beschriebenen hydroelectric Damm und folgte der Schotterstrasse ins Tal. Die Brücke im Tal lieβ ich rechts liegen und ging dem Forstweg durch den Wald, wie von Ian Harper beschrieben. Ein Boarded Walk führte mich zum Besucherzentrum, gerade noch rechtzeitig für einen Kaffee. Das Monument habe ich mir mal geschenkt und bin gleich bei strahlendem Sonnenschein zur Eisenbahnbrücke weitergezogen. Welch ein mächtiges Bauwerk! Auf einer Tafel war zu lesen, dass die Brücke 1897 gebaut wurde, genau in dem Jahr, in dem meine Uroma geboren wurde.
      Die Sonne stand tief und die Berge warfen lange Schatten als ich die Corryhully Bothy erreichte. Ich war der einzige Gast. In der Bothy war es dunkel und die Augen mussten sich erstmal an die Dunkelheit gewöhnen. Da sieht man mal, wie die Menschen früher einmal gelebt haben müssen. Das Buch, das Fayter zurückgelassen hatte, lag immer noch auf dem Tisch. Ich reservierte mir eine Bank und danach baute ich mein Zelt zum Trocknen auf. Ich brühte mir einen Tee auf (in der Bothy gibt es tatsächlich Strom und einen Wasserkocher!) und nahm meine Beine in Augenschein. Mist, einige Zecken hatten sich an meinem Knöchel festgebissen, weitere am Oberschenkel. Die Biester waren winzig, ja vielleicht stecknadelkopfgroβ. Ich habe sie so gut es eben ging mit den Fingernägeln entfernt. Mir war nicht so ganz wohl bei der Sache, denn Zecken können schlimme Krankheiten übertragen und einem ordentlich die Tour verderben. Ich beobachtete über die nächsten Tage genau, ob sich ein roter Ring um die Bissstellen bildet, ein Zeichen für eine Infektion mit Lyme disease. Die Zeckenbisse juckten lange und wollten nur schlecht heilen.



      Zwei Wanderer kamen schwer schleppend den Weg von Glenfinnan hinauf, Jens und Rita, denen ich auf der Reise später noch begegnen sollte. Wir unterhielten uns kurz bei einer Tasse Tee. Die beiden hatten ihre Wanderung abends in Glenfinnan begonnen und wollten heute noch etwas weiter. Jens Rucksack war schwer wie ein Stein, deutlich über 20 Kilo. Dankbar nahm ich von Jens ein Stück selbstgemachten Flapjack an – ausgesprochen lecker! Wir wünschten uns alles Gute für die Reise und die beiden zogen weiter. In der Dämmerung schleppte sich ein völlig erschöpfter Wanderer zur Hütte. Trevor war „knackered“. Ich reichte ihm gesüβten Tee, der ihm wieder etwas Leben einhauchte. Er hatte den Berg Gulvain bestiegen und sich dann zur Bothy durchgeschlagen, alles mit vollem Gepäck. Seinen wahnwitzigen Plan, über zig Gipfel nach Shiel Bridge zu wandern hat er aufgegeben und je nach dem wie er sich morgen fühlt wolle er sich mir morgen anschlieβen, oder langsam nach Inverie weiterziehen. Wir gingen mit dem Dunkelwerden schlafen. Das elektrische Licht schalteten wir nicht ein „That’s cheating“.


      Donnerstag, 22.08.2013: Bergtour Sgurr nan Correachan und Sgurr Thulim
      Trevor stand auch gerne früh auf und so waren wir gegen 7 unterwegs. Ihm ging es heute schon wieder besser, so dass wir gemeinsam mit leichtem Gepäck den Glenfinnon Horse Shoe erwandern konnten. Ich war froh über die Begleitung, weil mir Erfahrung im Bergwandern fehlte. Auβerdem wünschte ich mir Gesellschaft. Ich konnte zwar ganz gut allein sein (Einzelkind), aber nach einiger Zeit war es sehr angenehm, mal wieder mit jemandem zu reden. Der Frühnebel löste sich langsam auf und der Tag versprach sonnig zu werden. Ein ausgeschilderter Pfad führte von der Schotterstrasse den Berg hinauf. Der Blick zurück auf Glen Finnan war ein Foto wert. Man konnte sogar die Eisenbahnbrücke sehen.



      Die Navigation auf dem Horse Shoe war kinderleicht, da der Weg die ganze Zeit eisernen Zaunpfählen folgte. Bei der Pause auf Sgurr nan Correachan bemerkten wir, dass wir nicht genug Wasser mitgenommen hatten – auffüllen war hier oben nicht möglich. Ab sofort wurden nur noch kleine Schlucke getrunken. Trevor beherrschte als Schotte etwas Gälisch. Wenn er die Ortsnamen aussprach klangen sie wie gesungen. Den besten Ausblick hatten wir von dem nächsten Gipfel Sgurr Thulim auf Glen Pean und Strathan mit Loch Arkaig und zurück auf den ganzen Horse Shoe. Wir konnten das Meer sehen! Nachdem ich meine Gipfelschokolade mit Trevor geteilt hatte, bot er mir von seinem Whisky, einem 18 Jahre alten Glenfiddich, an. Das sei die richtige Art, einen Whisky zu genieβen, auf dem Gipfel eines Berges, so Trevor.





      Der Abstieg erfolgte über einen langen, grasbewachsenen Bergrücken. Im Tal trafen wir auf Fluss Finnan in der Nähe eines hydroelectric Damms, an dem sich ein kleiner See aufstaute. Es war recht warm geworden und nachdem wir die Badesachen aus der Bothy geholt hatten, ging es ins Wasser. Es war kalt aber noch erträglich, vielleicht so 15 Grad. Angenehm sauber kehrten wir zur Bothy zurück. An diesem Abend sollten noch weitere Gäste kommen, zuerst ein Belgier namens Felix und dann noch drei Frauen aus Ősterreich. Felix war auch durch Cona Glen gewandert und bei ihm hatten sich dabei sehr viele Zecken festgebissen. Zu seinem Glück hatten die Ősterreicherinnen eine Pinzette dabei, und die Zecken wurden sorgfältig entfernt und zerquetscht. Wir unterhielten uns über dies und das und es wurde noch ein schöner Abend.

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        #4
        AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n' mix

        Freitag, 23.08.2013: Über Strathan zur Sourlies Bothy
        Der Tag begann mit einem wahnwitzigen Plan – wir wollten gegen Mittag im Glen Dessary zelten und anschlieβend das Munrotrio um Sgurr na Ciche erlegen. Um 7 waren wir auf dem Weg Richtung Pass (Punkt 471). Es war leicht bewölkt ohne Regen, also ideale Bedingungen zum Wandern. Der Pass war auch bald erreicht. Wir passierten das allein in der Landschaft stehende und viel fotografierte Tor. Das steile Stück nach dem Pass war bei dem trockenen Wetter kein Problem. Der Blick zurück zum Pass zeigte Streap imposant aufragend. Streap wäre eine alternative Bergtour zum Horse Shoe gewesen, aber man kann nicht alles haben, wenn man es nicht übertreiben will.





        Der Weg war mühsam zu gehen, und wir kamen nur langsam voran. Wir querten Allt Cuinean vor dem Wasserfall, was bei dem niedrigen Wasserstand kein Problem war. Das war eine gute Entscheidung gewesen, denn die westliche Flussseite war steil. Auf der Brücke über den Pean machen wir eine kurze Pause. Der Weg durch den Wald war wegen Waldarbeiten gesperrt. Stattdessen war ein Pfad um den Wald herum mit orangefarbenen Wimpeln markiert, um eine sehr sumpfige Stelle zu umgehen. Kurz vor der Straβe bei Strathan versperrte ein breites Boghole den Weg, das für Olympiaspringer bestimmt machbar wäre. Da war ich soweit mit trockenen Schuhen gekommen und jetzt das. Also bin ich barfuss durchgewatet. Das Wasser war etwa knietief. Ich ging wie auf einem Teppich, so weich war der Untergrund. Das hatte ich nicht erwartet. An der Strasse holte uns Felix ein. Er war etwa eine Stunde nach uns aufgebrochen. Felix musste über übermenschliche Kräfte verfügen, denn er trug einen vielleicht 25 kg schweren Rucksack und bewegte sich mit hohem Tempo. Die Straβe wanderten wir gemeinsam, trennten uns aber an der Abzweigung in Upper Glendessary. Von dort an wurde der Weg wieder anspruchsvoller. Es war kurz vor vier als wir zu dem Pfad gelangten, der neben dem Allt Corie nan Uth ins Gebirge führte. Heute war es bereits zu spät fürs Gebirge und so beschlossen wir zur Sourlies Bothy zu gehen und uns die Berge morgen anzusehen. Das war ein guter Entschluss. Hinter dem Wald sind wir auf einen groβen Felsen geklettert, um eine längere Pause zu machen. Der Ausblick war Klasse! Wir stärkten uns für den letzten Wegabschnitt der noch anstrengend werden sollte - ich mit einer Tasse gesüβtem Kaffee, Trevor mit instant Noodles. Bei meinem Nickerchen überholten uns Rita und Jens. Mein rechter Knöchel beschwerte sich. Er ist nicht ganz gerade gewachsen und wollte er nicht länger gestützt werden. Der Schuh drückte gegen die Auβenseite, die dadurch druckempfindlich geworden war, und daher konnte ich meine Stiefel nur noch locker schnüren. Damit war er zwar weniger gegen Umknicken geschützt aber ich konnte schmerzfrei gehen. Der Knöchel sollte sich während der ganzen Tour nicht komplett erholen.





        Laut Karte trennten uns nur noch schlappe 4-5 km von Sourlies aber man sollte diesen Abschnitt nicht unterschätzen. Am See überholten wir Rita und Jens, die gerade badeten. Bestimmt ein toller Platz - Die Landschaft hier war wirklich wild und schön. In der Ferne sahen wir Lukas von einer Anhöhe winken. Aha, da sollten wir rauf und tatsächlich fanden wir nach der Flussquerung eine ehemalige Strasse. Das war ungefähr der Zeitpunkt an dem ich eigentlich genug hatte und gerne in der Bothy meine Füβe hochgelegt hätte. Es half nichts, also hoch da. Danach querten wir einen Bach und stiegen hinab ins Tal mit der Bothy in Sicht. Das war der anstrengendste Tag meiner Reise. Gegen 8 waren wir am Ziel. Wir sicherten uns einen Schlafplatz in der Bothy. Ich habe mich vor dem Abendessen erstmal eine halbe Stunde hingelegt. An dem Abend habe ich nicht mehr viel gemacht - essen, schlafen.

        Samstag, 24.08.2013: Bergtour Sgurr na Ciche, Garbh Chioch Mhor und Sgurr nan Coireachan
        Das durch die Dachfenster einfallende erste Tageslicht weckte mich gegen 6. Nichts tat weh. Ich hatte gut geschlafen und mich vom Vortag erholt. Über Nacht hatte es geregnet und morgens waren die Berge wolkenverhangen, es sollte aber im Laufe des Vormittags aufklaren. Daher wollten wir erst später die Bergtour beginnen. So blieb mir noch etwas Zeit, die Ruinen von Finiskaig zu besichtigen. Die Bucht ist zauberhaft und ich könnte mir gut vorstellen, hier einen Ruhetag zu verbringen. Da gerade Ebbe war, wanderte ich ein Stück am Strand entlang, dann stand die Querung des Flusses an, die mir mit einiger Mühe und weiten Sprüngen trockenen Fuβes gelang. Ich kam zu einem Haupthaus mit Nebengebäuden. Im Haupthaus lag ein ausgedienter Pflug. Die gesamte Atmosphäre war düster, passend zum Wetter. Ich suchte die Ruine nach Inschriften ab, konnte aber nichts finden.
        Wieder zurück bei der Bothy brachen Trevor und ich gegen 10 mit leichtem Gepäck auf. Der Weg führte direkt von der Bothy den Bergrücken hinauf. Welcher Weg? Bald war auch die leiseste Andeutung eines Pfades verschwunden und wir arbeiteten uns weglos aufwärts. Es klarte tatsächlich auf und der Blick hinab auf Loch Nevis war wunderschön.





        Lochan na Craoibhe passierten wir nordwestlich. Man konnte den Gipfel Sgurr na Ciche während des ganzen Aufstiegs sehen, so sehr ragte er aus der Umgebung heraus. Das war ungewöhnlich für schottische Berge, bei denen einen die ganzen false summits zur Verzweiflung treiben können. Der Anstieg zog sich lang auf dem Bergrücken hin, weil wir gut 1000 Höhenmeter überwinden mussten. Leider waren die Wolken gerade etwas zu niedrig, so dass die Gipfel der Knoydart Berge verdeckt waren. Auch als wir unseren Gipfel erreichten zog gerade eine Wolkenwand durch. Das war wirklich schade, denn der Ausblick von Sgurr na Ciche soll erstklassig sein. Wir blieben nicht allzu lange auf dem Gipfel und setzten den Weg jetzt auf einem gut ausgetretenen Pfad auf dem Ridge Richtung Osten fort. Wir gelangten bald wieder aus den Wolken heraus und der Blick auf Loch Cuaich wurde frei.



        Gegen 4 erreichten wir den zweiten Gipfel Garbh Chioch Mhor, der wieder in den Wolken lag. Heute war Bank Holiday Wochenende und daher war auf dem Berg viel Betrieb. Laufend begegneten wir Wanderern, die von Strathan kamen. Wir beschlossen, trotz der fortgeschrittenen Zeit noch den dritten Gipfel mitzunehmen. Zuerst verloren wir einige Höhenmeter auf den Weg zum Pass, die wir dann wieder raufklettern mussten. Dafür war der Blick von Sgurr nan Coireachan frei. Die Midges und die fortgeschrittene Stunde lieβen uns bald wieder aufbrechen. Zügig gingen wir auf einem gut ausgetretenen Pfad den Berg hinunter. Das hohe Tempo des Abstiegs war nicht gut für meine Knie und sie sollten sich in den nächsten Tagen immer mal wieder beschweren. Gegen 7 waren wir im Tal und es war klar, dass wir die Bothy nicht mehr im Hellen erreichen würden.



        Nach der letzten Anhöhe wurde es stockfinster. Natürlich hatten wir keine Taschenlampen mitgenommen. Das Bogholespringen in der Ebene vor der Sourlies Bothy wurde unterhaltsam, denn wir hatten bald den Pfad verloren. Wir schlugen uns zur Küste durch – die Schuhe waren eh schon nass. Gegen 10 erreichten wir die voll belegte Bothy. Zum Glück waren unsere Bänke noch frei. Die Bothy war romantisch erhellt von diversen Kerzen. In jeder Ecke wurde gekocht. Die Benzinkocher boten eine tolle Show, wie sie beim Start fauchend Flammen spieen. Jemand spielte Gitarre. Rita und Jens saβen neben mir. Nach einem Tag in der Wildnis hat sich mir diese heimelige Atmosphäre in der Bothy stark eingeprägt. Ich feierte den Ausgang dieses Tages mit einer Bachelors Soup.

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          #5
          AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n' mix

          Sonntag, 25.08.2013: von Sourlies über Inverie auf The Flats
          Trevor und ich waren wieder unter den ersten, die im Morgengrauen schon auf waren. Die meisten schliefen noch und versuchten hartnäckig das Knistern unserer Plastiktüten zu ignorieren. Beim Packen fand ich in meinem Müllfach kleingehächselte Verpackungsreste. Das erklärte also das Rascheln in der letzten Nacht – die Maus hatte meinen Müll gefressen. Die Lebensmittel hatte ich zum Glück hoch aufgehängt. Sourlies Bothy macht einen freundlichen Eindruck, vermutlich wegen der Helligkeit, die durch die Plexiglasplatten im Dach hereinkommt. Zusammen mit der tollen Kulisse von Loch, Strand und Bergen würde ich nach allen Bothies, die ich bislang gesehen habe, Sourlies wählen, um ein paar Tage auszuspannen. Ja, hier würde ich gerne nochmal hin.
          Nachts war noch ein einzelner Kanufahrer gekommen, der auf einer Luftmatratze auf dem Boden geschlafen hat. Er zählte wie wir zu den Frühaufstehern und hat sein Frühstück zubereitet. Toast mit gebratenem Speck, Pilzen und Rührei, dazu Würstchen wurden vor meinen Augen gebraten. Der Geruch lieβ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Das war nicht fair, musste ich doch wie jeden Tag mein langweiliges Müsli kauen. Ich glaube, den anderen Wanderern ging es ähnlich. Wir hätte den Kanufahrer erschlagen können.



          Es war ein Tag für Sonnencreme – kein Wölkchen am Himmel. Es war zwar Ebbe, aber wir kamen trotzdem nicht um die Felsen in der Bucht herum und mussten ein wenig auf und ab. Das war aber alles in allem nicht weiter schwierig und bald standen wir am Schwemmland des Flusses Carnach. Wir folgten der Küstenlinie ein Stück und gingen dann querfeldein direkt auf die Ruinen zu, um den Fluss bei der Brücke zu überqueren. Darauf folgte der lange Anstieg zum Pass auf einem gut zu gehenden Pfad, der sich in Serpentinen den Berg hinauf wand. Immer mal wieder konnten wir den Ausblick zurück auf den langen Bergrücken von Sgurr na Ciche mit den Ruinen von Carnach im Vordergrund genießen. Es war gut, dass wir früh den Pass erklommen haben, denn der Tag sollte noch heiss werden. Beim Abstieg ins Glen Meadail sah ich vor mir am Weg etwas Orangenes liegen. Manchmal passieren mir beim Wandern seltsame Dinge und ich denke, Mensch, das gibt’s doch nicht. Bei meiner letzten Tour auf dem West Highland Way hatte ich keinen Labello dabei und meine Lippen waren aufgrund der kalten Witterung rauh und aufgesprungen. Bei dem Staudamm vor Kinlochleven fand ich überraschenderweise eine so gut wie neue Tube Lip Balm. Hier war das Orangene eine Regenhülle für den Rucksack, die mir gerade gefehlt hat. Ein Wunder? Der Vorbesitzer der Regenhülle wird das bestimmt anders sehen…





          Der Weg nach Inverie sowie der Himmel waren postkartentauglich. Wir passierten das Monument linker Hand und erreichten eine Schotterstrasse. Weiter führte der Weg durch liebliche Wäldchen, die angenehmen Schatten spendeten. Trevor rannte fast auf Inverie zu, so sehr zogen ihn die Annehmlichkeiten des Ortes an. An der Hauptstrasse hieß es Abschied nehmen. Trevor wollte nach links zum Bunkhouse, ich zum Pub. Natürlich war der Laden am Ortseingang geschlossen. Er hat nur werktags auf und dann auch nur manchmal. Im Pub trank ich ein Pint Cola. Zucker! Da ich kein Fischfan bin habe ich den Venison Burger bestellt. Das Essen war gut (für die Insel sogar sehr gut). Danach habe ich geduscht (kann man im Pub) – herrlich!
          Gleich neben dem Pub führt der Wanderweg den Berg hinauf. Ich verpasste eine Abzweigung, obwohl ich mir den Weg vorher gründlich auf der Karte angesehen hatte. Bald merkte ich, dass ich nicht genug Höhe machte und ging wieder zurück und fand den offensichtlichen Weg hinauf. Das Stück nach dem Wald war sehr steil, wie im Führer beschrieben. Es war mit dem Rucksack bei gutem Wetter machbar. Ich ging an der Schlucht Allt Slochd a’Mhogha entlang zu den Flats hinauf, wo ich mein Zelt aufbaute.



          Danach bin ich noch schnell mit leichtem Gepäck den Sgurr Coire Choinnichean hinauf. Das war ein gemütlicher Abendspaziergang, da das Plateau auf 450m Höhe liegt. Der Blick hinab auf Inverie ist nicht schlecht – ebenso das Ridge, stimmungsvoll in den Wolken.





          Highlight war das High Level camp mit Ausblick auf die Inseln. Ich liebe es, in den Bergen zu zelten.



          Montag, 26.08.2013: High Level Route Richtung Barrisdale über Ladhar Bheinn

          Den Aufstieg hatte ich über zwei Tage verteilt, damit es nicht so anstrengend wird. Außerdem hatte ich meinen Rucksack schon deutlich leichter gefuttert, so dass ich mich besser in den Bergen bewegen konnte. Den gestern bestiegenen Berg habe ich westlich umgangen und bin dann einem Fluss auf den Pass hinauf gefolgt.



          Die Aussicht war vormittags noch gut. Es sollte sich aber im Laufe des Tages zuziehen. Die nächste Gebirgsformation (661) habe ich problemlos südwestlich umgangen, um Höhenmeter zu sparen. Die nächste Formation (758) wollte ich nördlich umgehen, landete aber in einem Geröllfeld, dessen Querung viel Kraft kostete.



          Schließlich gelangte ich auf einen Pfad, der mich zum Punkt 849 brachte. Hier traf ich auf den Pfad von Barrisdale. Ich ging weiter in nordwestlicher Richtung. Der jetzt gut erkennbare Weg ging ständig auf und ab. Das war wirklich mühsam und ich kam nur sehr langsam vorran. Während des Tages schlug das Wetter um – der Wind drehte auf Südwest und die Wolken wurden dichter. Beim Aufstieg zum Ladhar Bheinn muss man eine Treppe für Riesen hinaufklettern. Das war mit einem Rucksack, der einen irgendwie immer nach hinten zieht, nicht so einfach, da man sich an den Stufen nicht gut festhalten kann. Die Stufen waren zu schmal, so dass der eigene Körper ständig im Weg war und dabei zu hoch, um sie wie eine normale Treppe zu nehmen. Erst gucken und denken, dann klettern! Wahrscheinlich wäre es besser, den Rucksack hier abzusetzen, aber zu spät – dann war ich schon oben. Ladhar Bheinn hat drei Peaks, die mit Steinhaufen gekennzeichnet sind, von denen der Zweite der höchste ist. Vom ersten Peak geht es weiter in nordöstlicher Richtung. Hier oben war es nass, windig und kalt, so dass ich nach dem Besuch der drei Peaks weitergezogen bin. Beim Abstieg bin ich eine Ewigkeit durch Wolken gestapft, zum Glück im Windschatten, bis endlich der Blick auf Loch Hourn frei wurde.





          Etwas weiter unten habe ich dann gezeltet. Das war ein schöner Ausblick, nur konnte ich ihn wegen der Midges nicht wirklich genießen. Ich hatte unter Blutopfern das Zelt aufgebaut und eine Suppe gekocht, da schlug das Unglück noch mal zu. Der Kocher kippte um und die Hälfte meiner Suppe war vergossen. Nach dem Abendbrot bin ich ins Zelt geflüchtet. An meiner Kleidung hingen jede Menge Midges, die ich dann am Innenzelt genüsslich zerdrückt habe. Diese Gegend ist sehr einsam. Ich bin den ganzen Tag keinem einzigen Menschen begegnet. Froh darüber, dass ich heile die Treppe hinaufgeklettert war, ging ich früh schlafen.
          Zuletzt geändert von mark69; 09.10.2013, 20:01.

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            #6
            AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n' mix

            Dienstag, 27.08.2013: Über Barrisdale und Kinloch Hourn zum High Level Camp vor The Saddle
            Bereits in der Nacht fing es an zu regnen. Der Blick am Morgen aus dem Zelt zeigte dichte Wolkenbänke über Loch Hourn, die Regenschauer brachten. Es war fast windstill und die Midges forderten ihr Frühstück ein. Ich habe in Rekordzeit das Zelt nass eingepackt und bin ohne Frühstück aufgebrochen. Nach dem Abstieg zum Fluss Alt Corie Dhorrcail traf ich auf einen Pfad. Es ging über einen Hügel und dann durch einen riesigen Farnwald hinunter zur Barrisdale Bay. Von meinem Zeltplatz bis zur Bothy waren es gut zwei Kilometer Luftlinie, für die ich drei Stunden gebraucht habe. Dabei wurden meine Schuhe wieder nass. Trotz Membran waren meine Schuhe bei der ganzen Tour entweder klamm oder nass und meine Füβe sahen abends oft so schrumpelig aus wie nach einem langen Bad. Barrisdale Bothy war luxuriös mit Toilette, Wohn- und Schlafzimmern ausgestattet. Der Aufenthaltsraum war von einer Gruppe älterer Wanderer belegt, die hier von Kinlochhourn kommend ihr Basecamp aufgeschlagen haben. Die Midges hatten es in die Bothy geschafft doch vertrieb sie Räucherwerk aus dem Wohnraum, so dass ich ungestört frühstücken konnte. Es nieselte unaufhörlich aber nach einer Stunde bin ich trotzdem mit dem Kommentar „No more excuses“ wieder aufgebrochen. Ich hatte den Pfad bei den Ruinen verpasst (ein Blick auf die Karte hätte geholfen), und der freundliche Landwirt brachte mich wieder auf den rechten Weg. Der nächste Abschnitt am Loch Hourn entlang sollte sehr schön werden. Die Farbenvielfalt war beeindruckend, auch wenn sie auf dem Foto nicht herauskommt. Es gab verschiedene Grüntöne von Birken, Pinien, Farnen, Gräsern und Heide durchsetzt mit pinken Heideblüten. Ich lieβ mir Zeit, um das Ganze in Ruhe auf mich wirken zu lassen und war nach 4½ Stunden in Kinlochhourn.



            In Kinlochhourn gibt es ein B&B mit einem Tearoom. Ich gönnte mir einen Muffin und eine Kanne Tee. Der Preis dafür war nicht zu hoch. Das abgenutzte Porzellan mit Goldrand erinnerte mich an zu Hause. Hier musste ich eine Entscheidung über meine weitere Tour treffen. Entweder über Cluanie Inn ins Glen Affric oder entlang der Hochspannungsleitung nach Shiel Bridge. Meine Vorräte waren auf zwei Tagesrationen geschrumpft. Das gab den Ausschlag für Shiel Bridge, auch wenn ich das Glen Affric gerne gesehen hätte. Ich unterhielt mich nett mit dem Wirt über den weiteren Weg bevor ich wieder aufgebrochen bin. Der Weg führte auf einer Schotterstrasse steil den Berg hinauf und folgte dann der Hochspannungsleitung. Es gab nicht nur einen Weg, obwohl auf meiner Karte nur einer verzeichnet war. An einer Stelle waren es drei und der auf dem ich war bog ab Richtung Norden. Durch die Hochspannungsleitung war das leicht zu erkennen und nach einem kurzen Stück querfeldein auch wieder korrigiert. Das Wetter wurde wieder besser, so dass ich schon wieder einen neuen Plan schmiedete: Ich wollte auf einem Plateau unterhalb des Berges „The Saddle“ die Nacht verbringen. Dabei wollte ich, wie gehabt, den Aufstieg auf zwei Tage verteilen.





            Nach dem Wasserfall bin ich einem Weg in nördlicher Richtung gefolgt, der nach etwa einem Kilometer auslaufen sollte. Dann bin ich dem Fluss den Berg hinauf gefolgt. Der Anstieg wollte kein Ende nehmen. Ich hätte den Pass längst erreichen müssen aber es ging immer weiter bergan. Mir war klar, dass hier was faul war, bin aber trotzdem weiter angestiegen, schlieβlich waren die Berge nicht so hoch, sodass ich ja irgendwann oben ankommen müsste. Auf etwa 800 Höhenmetern erreichte ich den Pass, der zu meinem Glück zum Zelten geeignet war. Ich bin etwa 300 Meter höher herausgekommen, weil ich dem falschen Flussarm gefolgt bin. Der Ausblick entschädigte für alle Strapazen.



            Hier oben war es recht kühl, vielleicht so 5 – 10 Grad. Trotzdem hätte mir nicht so erbärmlich kalt sein dürfen. Auch die Suppe wärmte mich nicht wirklich auf uns so bin ich bald in meinem Schlafsack verschwunden. Obwohl mit einem Komfortbereich bis -3 Grad ausgestattet, wurde mir nur langsam wärmer. Ich hatte auf meiner Tour deutlich mehr Energie verbraucht als zugeführt und mein Körper versuchte zu sparen. Von nun an sollte mir jeden Abend kalt werden, allerdings ging es mir morgens auch wieder gut.

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              #7
              AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n mix

              Ja das mit frieden am Abend kenne ich auch sehr gut - dafür muss man halt weniger Essen schleppen. Hat also alles Vor- und Nachteile.

              @ Bilder: Ich bin ja jetzt auch nicht der, der eine mehrere Kilo schwere Kameraausrüstung mitschleppst, aber ärgerst du dich nicht ein bisschen, gar keine echte Kamera, sondern nur das Handy mitgenommen zu haben, wenn du die Fotos im Nachhinein so anschaust? Gerade die Farben und Kontraste sind doch arg schwach.

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              • mark69
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                #8
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                @Hunter9000: Bei der nächsten Tour kommt mein kleiner Aldi Fotoapparat mit.

                Mittwoch, 28.08.2013: Über The Saddle zum Morvich Campingplatz
                Obwohl ich war ein wenig Sorge hatte, daβ sich das gute Wetter nicht halten würde, hatte ich mal wieder Glück. Als ich morgens meine Nase aus dem Zelt steckte, war der Blick auf die Berggipfel war frei. Ich konnte genau sehen, wo ich über die Knoydart Berge gewandert war. Ich hatte mich über Nacht gut erholt und mir war auch nicht mehr kalt. Durch meine Plastiktüte wurde eine Krähe angelockt, die in wenigen Metern Entfernung auf einen günstigen Moment wartete, um mir etwas zu essen zu klauen. Sie war offensichtlich gut konditioniert und wusste, dass Tüten Futter bedeuten. Aber sie hatte bei mir keine Chance. Nachdem ich aufgebrochen war, suchte die Krähe meinen Lagerplatz nach Krümeln ab. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich den Gipfel des Spidean Dhomhuill Bhric erreicht. Dann ging es auf dem Rigde weiter Richtung The Saddle, dessen Form ja tatsächlich aus dieser Perspektive einem Sattel ähnelt. Beim Gipfel machte ich eine längere Schokoladenpause, um den Ausblick dauerhaft in mich aufzunehmen.



                Nun folgte ein echtes Highlight, das Forcan Ridge, die schönste Gebirgstour dieses Urlaubs. Es hat riesig Spaβ gemacht, auf dem Ridge entlangzuklettern und ich habe mich über jede neue Erhebung, die vor mir auftauchte, gefreut. Die schwierigsten Abschnitte über die Gipfel konnten auf leichter zu gehenden Pfaden umgangen werden. Der Weg wird mit scrambling Level 1 eingestuft. Aufgrund meiner Erfahrung im Höhlenwandern fand ich den Weg auch mit dem Rucksack nicht übermäβig schwierig. Hier ein Blick zurück auf das Forcan Ridge.



                Nach dem Ridge traf ich auf den Cape Wrath Trail, der mich über Meallan Odhar auf einem weglosen Abschnitt ins Tal führte. Dabei musste ich durch ein Feld gemeines Buckelgras, ein schwieriger Balanceakt, bei dem man bei einem Fehltritt nicht sehen kann, wo man dann landet. Ich gelangte zum Fluss Allt a’ Chorie Chaoil. Ich ging an einem erstklassigen Zeltplatz vorbei und gelangte, dem Fluss folgend zu Ruinen, bei denen ich den Fluss querte. Dort kochte ich mir im Windschutz einer Mauer Instant Noodles mit einem Tütchen Huhn Aroma. Das haben die Lebensmittelchemiker gut hinbekommen - intensiver könnte kein Huhn schmecken. Der weitere Weg lieβ sich leicht gehen. Beim Shiel Bridge Campingplatz habe ich den Laden irgendwie übersehen. Dafür wurde ich ein guter Kunde beim Morvich Campingplatz, den ich gerade noch vor Ladenschluss um kurz vor 5 erreichte. Ich erstand einige Dosensuppen und ausreichend Naschwerk. Besonders ist das Brot aus Manuela’s wee bakery zu empfehlen. Eins habe ich sofort aufgegessen. Danach habe ich mein Zelt windgeschützt hinter einer Hecke aufgebaut. Ich hatte die Dusche nötig – mein Baselayer jedoch noch viel mehr, denn ich hatte keine Wechselklamotten dabei. Trotzdem würde ich wieder mit nur einem Satz Kleidung reisen.
                Angenehm sauber uns satt wollte ich im Aufenthaltsraum die Nachrichten und vor allem die Wettervorhersage ansehen. Sie war wenig erfreulich – morgen noch ganz gut und zum Wochenende herbstliches Wetter mit viel Regen und Wind. Das bedeutete für den Besuch der Five Sisters morgen oder nie. Den Ruhetag, den ich immer nötiger hatte, musste ich weiter aufschieben.

                Donnerstag, 29.08.2013: Bergtour Five Sisters
                Ich lieβ es langsam angehen. Meine Schuhe und das Baselayer waren über Nacht im Trockenraum gut getrocknet. Nach dem Frühstück wollte ich mich mal zuhause melden. Wie in Inverie auch hatte mein Mobiltelefon kein Netz (nur Notruf) aber ich hatte einen Münzfernsprecher beim Empfang ausgemacht.
                Nach dem Telefonat schlenderte ich zur Hauptstrasse, um mit dem Bus in Richtung Cluanie Inn zu fahren. An der Strasse traf ich auf Ester, die auf den Bus nach Kyle wartete. Sie hatte einen Fahrplan und mein Bus sollte in 10 Minuten kommen – was für ein Glück! Mein Bus war pünktlich und der Busfahrer kannte den Parkplatz, von dem aus ich starten wollte. Ein Wanderweg führte von der Schotterstrasse den Berg hinauf. Der sollte mich direkt zum Pass führen. Irgendwie bin ich später auf einem anderen Pfad gelandet, der mich nach Norden brachte. Nach etwa 10 Minuten bemerkte ich den Fehler, da ich keine Höhe machte und zu weit von meiner Richtung abkam. Über mir in den Wolken mussten bereits die Munroes sein. Jeder vernünftige Mensch wäre zurückgegangen, um den Pfad zum Pass zu suchen. Ich bin in südlicher Richtung schräg am Berg hinaufgegangen, in der Hoffnung, auf den Pfad zu treffen. Je höher ich kam, um so mehr zog es sich zu. Ich orientierte mich an Felsbrocken, die am Hang lagen. Auf den Pfad traf ich nicht, erreichte aber auch so den Pass, bei dem ich auf einen Weg traf, der über die Gipfel führte. Von nun an war ich in den Wolken. Leider sollte es nicht aufklaren, wie im Wetterbericht versprochen und so tapste ich den ganzen Tag durch den Nebel. Es sah alles irgendwie so aus:



                Auf dem Sgurr nam Spinanteach machte ich eine kurze Pause, um meine Regensachen anzulegen. Es war wirklich ungemütlich hier oben. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die spanischen Truppen, die einst vor den Engländern hier hinauf flohen, nach einer Nacht genug hatten und sich ergeben mussten. Es ging weiter bergan zum Sgurr na Ciste Duibhe. Der Untergrund war hart zu den Füssen, da viele Felsen frei lagen. Dabei musste ich mich sehr auf den Weg konzentrieren, um nicht abzurutschen. Ich kam nur langsam voran und die Zeitangaben aus meinem Führer fand ich recht optimistisch. Irgendwie war ich heute schlecht gelaunt. Ich war müde und das Wetter gritzegrau. Die Five Sisters sollten ein Highlight meiner Tour werden und jetzt das. Endlich erreichte ich den Anstieg zum höchsten Peak, bei dem es Motivationsschokolade gab. Der Gipfel bestand aus rauhem, zerklüftetem Fels, der nicht zu einer längeren Rast einlud (das Bild zeigt einen false summit, gibt aber einen guten Eindruck, wie es dort oben aussah).



                Nun folgte ein attraktiver ridge walk, das schönste Wegstück des Tages. Bei etwa 100 m Sicht konnte ich die Schönheit dieses Abschnitts zum Teil erkennen, und meine Laune besserte sich wieder. Das war auch nötig, denn bei dem nun folgenden Abstieg moserten meine Knie immer mehr. Die letzten 300 Höhenmeter waren eine Qual.



                Ich war froh, als ich den Campingplatz gegen 7 Uhr erreichte.

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                  #9
                  AW: [UK] Cape Wrath Trail mit Bergen (Teil 1) -- pick 'n mix

                  Freitag, 30.08.2013: Vom Morvich Campingplatz via Falls of Glomach zur Maol-bhuide Bothy
                  Ich hatte noch den guten Einfall vor dem Aufbruch mein Zelt im Trockenraum zu trocknen. Nach einer halben Stunde war es so gut wie trocken. Ich bin so gegen 8 aufgebrochen. Am Weg zu den Falls of Gormach, der sogar ausgeschildert war, traf ich auf Ester. Wir gingen ein Stück zusammen und kamen munter ins Plaudern. Hoffentlich habe ich sie nicht zu brutal zugetextet, denn ich verspürte nach Tagen in der Einsamkeit Redezwang, was eigentlich für mich untypisch ist. Sie nutzte eine arbeitsfreie Zeit zwischen zwei Jobs für eine Wanderung von der englisch-schottischen Grenze zum Cape Wrath. Ein bisschen neidisch war ich schon, denn soviel Zeit zu haben muss wirklich toll sein. An der Steigung blieb sie zurück. Sie hatte schwer zu tragen, nicht nur einen 20 kg Rucksack sondern auch deutlich Übergewicht. Bemerkenswert fand ich, dass sie trotzdem solch eine Reise unternahm. An den Falls of Glomach machte ich auf einem Felsen im Fluss eine Pause. Hier der Blick Flussaufwärts:



                  Der erste Regen des Tages fiel und ein Regenbogen stand über dem tief eingeschnittenen Tal.



                  Ein Weg führte hinunter zu einem Viewpoint, wo dieses Foto entstand.



                  Der Pfad durchs Tal war nicht zu sehen und ich setzte den Weg oberhalb einer Felsnase fort. Das war falsch denn der Weg verlief unterhalb. Ich kletterte eine Weile am Abhang entlang, bis ich den richtigen Pfad unter mir entdeckte. Der Weg durchs Tal war wirklich schön. Gelegentlich musste ich über freiliegende Felsen klettern, was die Strecke noch interessanter machte. Gegen 2 Uhr traf ich auf die Schotterstrasse, an der ich mich zwischen den Routen links nach Camas-Luinie oder rechts zur Iron Lodge entscheiden musste. Ich wählte den anspruchsvolleren Weg rechts obwohl das Wetter schlechter werden sollte, weil ich noch einen Reservetag hatte. Der Straβenabschnitt war schnell zurückgelegt und damit mein Tagesziel Maol-Bhuide Bothy in Reichweite. Ich wählte den richtigen Pfad zum Pass hinauf. Dieser Wegabschnitt war sehr einsam. Der Regen wurde immer heftiger und der Wind nahm zu, zum Glück blies er aus Süd (Rückenwind). Die Bäche, die ich überspringen musste, führten noch nicht viel Wasser, was sich aber bald ändern sollte. Gegen 6 sichtete ich die Bothy, ein weiβ leuchtendes Haus. Bei dem Sauwetter war froh über ein festes Dach über dem Kopf. Ich war der einzige Gast. Die Bothy war vor etwa 30 Jahren mit viel Geld aus einer Hinterlassenschaft groβzügig ausgebaut worden. Alle Räume waren mit Holz vertäfelt und im Dach waren Veluxfenster. In letzter Zeit ist nichts mehr am Haus gemacht worden und damit ist der einstige Glanz stark verfallen.



                  Samstag, 31.08.2013: Vom der Maol-bhuide Bothy zur Bendronaig Lodge
                  Ich lieβ mir Zeit, um die Umgebung zu erkunden. Dabei umrundete ich eine Pflanzung, die mit einem Zaun gegen Wildfraβ geschützt war. Ich schlenderte in Richtung See und genoss dabei den Zauber dieses abgelegenen Ortes. Das Wetter war wechselhaft. Kurze Schauer und Sonne wechselten sich ab. Der Fluss vor dem Haus führte deutlich mehr Wasser als gestern. Eine Querung war noch trockenen Fuβes möglich, aber ohne Stöcke war es schwierig, auf den Stepping Stones die Balance zu halten. Mit einigen gewagten Sprüngen und Dank meiner langen Beine erreichte ich trocken das andere Ufer. Ich zog Richtung Westen durchs Tal und gelangte kurz darauf an den Fluss, den ich gestern schon mehrmals übersprungen hatte. Hier war er zu breit zum überspringen und Stepping Stones waren keine zu finden. Ich sprang daher in eine seichte Stelle und von dort schnell ans andere Ufer, ohne nasse Füβe zu bekommen. Ein bisschen bange war mir schon, denn es war schwer, abzuschätzen, wie tief das flache Wasser war. Nun folgle ein sehr schöner Abschnitt am Hauptfluss entlang, den ich irgendwann queren musste. Er war etwa 10 Meter breit und konnte nur durchwartet werden. Ich fand eine Stelle, an der Felsen im Wasser lagen. Dort zog ich meine Neoprensocken an und querte, mich an den Felsen festhaltend. Das Wasser war gut knietief, die Strömung aber nur schwach.



                  Ich folgte weiter dem Fluss und gelangte zu dieser Stelle, an der ich auf dem im Fluss liegenden Felsbrocken eine längere Pause machte. Das war ein toller Platz, denn so wie auf dem Bild stelle ich mir die Highlands vor.



                  Ich hatte geplant, auf den Weg zu treffen, der laut meiner Karte weiter oben in den Hügeln begann. Da ich aber nicht weit genug den Berg hinaufgestiegen war habe ich den Weg verpasst und bin dann einem breiten Flussarm in Richtung Norden gefolgt. Kleinere Zuflüsse hatten tiefe Täler herausgewaschen, die ich umständlich umgehen musste, wodurch ich nur langsam vorankam. Ich passierte einen hübschen Wasserfall, der sogar auf meiner Karte verzeichnet war und gelangte schlieβlich zur Brücke und Strasse. Für diesen etwa 7 km langen weglosen Abschnitt habe ich gut 6 Stunden gebraucht (mit Pausen).



                  Ich folgte einer Schotterstrasse und erreichte nach kurzer Zeit die Bendonaig Lodge. Als ich durch die Fenster blickte war ich etwas verunsichert, denn die Bothy sah eher nach einer Ferienwohnung aus. Der Zustand war einfach zu gut. Die Tür schien verschlossen und daher ging ich zurück zu den Shieldings, um dort mein Zelt in der Nähe des Flusses aufzubauen. Zu meinem Glück kam Ester den Weg entlang und zusammen gingen wir noch mal zur Bothy. Ester drückte energisch gegen die Tür und sie ging auf. Da hatte mich eine klemmende Tür beinahe um eine Übernachtung im Hilton der Bothies gebracht!
                  Wir waren die einzigen Gäste. Jeder hatte einen separaten Raum. Dazu kamen noch ein Wohnzimmer und eine Wohnküche. Wir machten es uns in der Wohnküche mit einem Tee bequem. Ester war ohne Kocher unterwegs, was mich etwas überraschte. Wir waren ungefähr auf einer Wellenlänge und plauderten munter drauflos – es war einfach herrlich. Mir wurde wieder kalt und ich verkroch mich mit dem Dunkelwerden in den Schlafsack.

                  Sonntag, 01.09.2013: Bendronaig Lodge nach Strathcarran
                  Ich lieβ mir Zeit an diesem Morgen, denn bis Strathcarran war es nur eine halbe Tagesetappe. Ester brach gleich nach dem gemeinsamen Frühstück auf. Ich hatte Zeit, das Stillleben in der Bothy zu genieβen. Es war schön es ruhig angehen zu lassen, eine Herde Hirsche vor der Bothy zu beobachten und einfach nur dazusitzen. In meinem Urlaub habe ich ein hohes Tempo vorgelegt. Ich war ohne Pausentag von früh bis spät unterwegs. Was hat mich nur getrieben? Sicher, die Urlaubszeit ist knapp und wertvoll und wer möchte da nicht möglichst viel erleben? Wenn ich hier etwas auslasse, so werde ich es wahrscheinlich nie machen. In meiner ganzen Begeisterung hatte ich gar nicht gemerkt, wie ich meinen Körper systematisch überforderte. Der Tank war leer - ich hatte mich ordentlich ausgetobt und freute mich nun auch wieder auf zuhause.



                  Erst gegen Mittag bin ich aufgebrochen. Das Wetter zeigte sich von der schlechtesten Seite. Kalter Wind blies mir den Regen wagerecht ins Gesicht. Ich trottete die Schotterstrasse zurück und konnte den abzweigenden Pfad nach Strathcarran nicht finden. Ich schätzte die Entfernung ab und schritt durch ein einsam in der Landschaft stehendes Tor hinein in die Wildnis. Ich hatte gut geschätzt, denn nach etwa einem halben Kilometer traf ich auf den Pfad. Er führte mich an einigen Seen vorbei und schlieβlich nach Strathcarran.



                  Am Ortseingang wies ein Schild auf einen Store hin. Ich suchte die einzige Strasse ab, konnte aber nichts finden. Fündig wurde ich bei der Bahnstation. Der Store war vor einigen Monaten für immer geschlossen worden – schade. Im Wartehäuschen, das ich ganz für mich allen hatte, verkroch ich mich vor dem Regen und kochte mir einen Tee. Gegen 6 ging ich in den Pub zum Abendessen. Vor dem Burger in einem anderen Reisebericht gewarnt, bestellte ich mir eine Käseplatte und Fisch mit Chips. Das Essen war nicht so toll, nach Schulnoten vielleicht ausreichend. Mit zwei Hauptgerichten pappsatt, habe ich mich ins Wartehäuschen zurückgezogen und auf dem Fuβboden übernachtet. Das ging sehr gut und fiel auch nicht weiter auf.



                  Montag, 02.09.2013: Heimreise und Ausblick
                  Die Heimreise mit der Bahn verlief planmäßig und ereignislos.

                  Das war ein prima Urlaub. Vieles ist so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hatte. Schottland ist einfacher zu bereisen als ich erwartet hatte. Das Land ist recht klein und wird viel bewandert und dadurch sind die zivilisationsfernen Strecken relativ kurz. Die Navigation ist einfach, da sich deutliche Pfade gebildet haben. Schwierigkeiten kann das Wetter machen.
                  Meine Hobbies haben mir sehr bei der Tour geholfen. Das Lauftraining hat mir eine gute Kondition gegeben. Auβerdem konnte ich gut abschätzen, wie viel ich bewältigen kann. Höhlenwandern hat mir Trittsicherheit im Gebirge gegeben und meine Psyche gestärkt, denn eine Höhlentour kann man wie eine Treckingtour auch nicht so einfach abbrechen.
                  Die nächsten Jahre werde ich wohl wieder Wanderurlaube in Schottland machen, auch wenn Skandinavien reizvoll wäre, weil ich Schottland bequem und preisgünstig erreichen kann.
                  Der Mai ist meiner Meinung die beste Reisezeit, wegen des nicht vorhandenen Ungeziefers.
                  Es ist schön, hier im Forum den Reisebericht fertig zu sehen. Mein Dank geht an das Forum als Plattform zur Veröffentlichung meines Berichts. Vielleicht konnte ich ja neben dem Cape Wrath Trail auch die eine oder andere Bergtour dem Leser schmackhaft machen. Vor allem geht mein Dank an meine Frau, die während meiner Abwesenheit zuhause meine Aufgaben mit übernommen hat, wodurch dieses Abenteuer erst möglich wurde.

                  Wandertage: 13; Reisetage 2
                  Übernachtungen: 7 im Zelt, davon 2 auf einem Campingplatz und 5 wild; 6 in Bothies; eine im Wartehäuschen
                  Rucksackgewicht: Start 20, Ziel 14
                  Körpergewicht: Start 70, Ziel 67
                  Wetter: 5 Tage vorwiegend Regen, 5 Tage wechselhaft, 3 Tage zumeist sonnig
                  Zelt: Vango Banshee 200
                  Schlafsack: Hohlfaser (Komfortbereich 15 bis -3 Grad)

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