[IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

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  • Dieter

    Dauerbesucher
    • 26.05.2002
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

    Hallo Jochen,

    bin auch schon gespannt auf die Fortsetzung.

    Ich war am 5. und 6. Juli in Landmannalaugar. Sturm und Regen haben mich erst mal dort festgehalten. Erst am 7. Juli war das Wetter am Vormittag gut, aber mein etwas enger Zeitplan für eine Wanderung nach Hólaskjól war damit schon geplatzt. Ich habe die Wetterbesserung genutzt und war für 3 Tage in der Hattver, dann wieder zurück nach Landmannalaugar.
    Ich glaube so haben wir uns knapp verpasst.

    Also setz Dich wieder an die Tastatur!

    Dieter

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    • Chaot
      Gerne im Forum
      • 18.01.2011
      • 76
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

      Bitte bitte bitte weiterschreiben..
      Die Straße gleitet fort und fort,
      durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

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      • Juergen
        Fuchs
        • 17.01.2011
        • 2221
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

        OT:
        Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
        Ich war am 5. und 6. Juli in Landmannalaugar. Sturm und Regen haben mich erst mal dort festgehalten. Erst am 7. Juli war das Wetter am Vormittag gut,
        Wir waren am 6./7. Juli 2013 in Landmannalaugur in einem sandfarbenen Staika.

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        • schlump
          Erfahren
          • 24.01.2008
          • 204
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

          Zitat von frichdal Beitrag anzeigen
          Fazit: 2x 300g 4x 100g Schoki vernichtet und kein Bier mehr im Rucksack = UL!
          UL... hahaha. Made my day.
          Abgesehen davon gefaellt der Bericht auch sonst. Tolle Bilder und gut geschrieben!
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          • Muddypaws
            Dauerbesucher
            • 21.02.2012
            • 500
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

            Sehr schön geschriebener Bericht! Ich bin gespannt wie es weitergeht und ziehe meinen Hut vor deinem Schokoladenverzehr - ich bringe irgendwie nie etwas Süßes runter.

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            • Dieter

              Dauerbesucher
              • 26.05.2002
              • 537
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

              Biete eine Tafel Schokki für die Fortsetzung!!!

              Dieter

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              • Mika Hautamaeki
                Alter Hase
                • 30.05.2007
                • 4006
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                Biete eine Tafel Schokki für die Fortsetzung!!!

                Dieter
                Da mache ich mit! Ich biete 1 kg Schoki, plus nen Kasten Pils, wenn die Fortsetzung bis 01.12.2013 geschrieben wird.
                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                A. v. Humboldt.

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                • schlump
                  Erfahren
                  • 24.01.2008
                  • 204
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                  Da mache ich mit! Ich biete 1 kg Schoki, plus nen Kasten Pils, wenn die Fortsetzung bis 01.12.2013 geschrieben wird.
                  Woah! Kann ich die Fortsetzung vielleicht schreiben?!

                  Aber mal Spaß bei Seite: Ne Fortsetzung wär schon was Feines...
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                  • frichdal
                    Erfahren
                    • 24.09.2012
                    • 140
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                    Heyho lange hat es gedauert, aber irgendwie habe ich die angebotenen Tafeln Schoki wohl gerochen.

                    @Dieter das war genau der Zeitraum, an dem ich in Álftavatn festsaß - aber ich hätte dich ohne Moskitonetz eh nicht erkannt ;)

                    Also ich versuche jetzt die fehlenden Etappen heute und morgen einzustellen und danach "zeitnah ein kleines Fazit zu schreiben...viel Spaß wünsche ich Euch beim lesen.


                    6. Juli - immer noch Álftavatn

                    Als ich nach einer verhältnismäßig erholsamen Nacht erwache, nachdem ich bereits das erste Rascheln und Stühlerücken im Aufenthaltsraum vernehme, pelle ich mich aus meiner Tüte und riskiere einen Blick auf den See.
                    Zu meinem Überraschen sehe ich das klitzekleine Zelt von Max und Loré am Ufer stehen – sie müssen gestern noch ziemlich spät angekommen sein und irgendwie ihre kleine Dackelgarage in den Wind gezimmert haben.
                    Das Wetter sähe eigentlich ganz annehmlich aus, jedoch kann man am Wellengang sehen und an den Fenstern hören, dass immer noch extreme Windböen antreffen.

                    Also erstmal die Futtertüte bemüht und die fast schon kläglichen Reste sortiert. Gries, Milchpulver und Haferflocken sind noch zu genüge vorhanden, so entscheide ich mich für ein lecker Breichen um in den Tag zu starten.
                    Als ich das Zimmer verlasse sehe ich die Gruppe Belgier mit Schlafsäcken auf dem Holzboden liegen – sie haben wohl gebettelt um wenigstens am Boden der vollen Hütte zu pennen und so dem Unwetter zu entgehen.
                    Ich bediene mich am großen köchelnden Wassertopf, der dauerhaft auf dem Ofen steht und mische meinen Griesbrei an. Mittlerweile versammeln sich immer mehr Wanderer im Aufenthaltsraum um die Weiterreise zu beraten. Die meisten Hiker laufen jedoch in die entgegengesetzte Richtung und müssen nicht über den Berg nach Landmannalaugar. Kurze Zeit später steht auch die Warden im Raum und erklärt in gebrochenem Englisch, dass die Weiterreise nach Botnar wohl machbar ist, jedoch Reisende in die andere Richtung angehalten werden den Berg nicht zu überqueren. Von Landmannalaugar aus werden ebenfalls keine Wanderer über den Berg gelassen.

                    Ich berate mich mit ein paar Franzosen, die auch in meine Richtung unterwegs sind und die das Risiko auf sich nehmen wollen. Sie haben ein GPS dabei und meinen, dass sie da schon schaffen. Ich würde zwar ungern noch einen Tag in der Hütte verbringen, jedoch habe ich auch keine Lust Hauptdarsteller einer der Schauergeschichten zu werden, die man immer wieder hört, wenn man so einen Trip plant.
                    Ich schnappe mir erstmal Seife, Zahnputzzeug und meine liebgewonnenen Feuchttücher und ziehe mich sturmfest an um zum Toilettenhäuschen zu stapfen.
                    Als ich die Tür öffne schlägt mir eine Böe wie eine Faust ins Gesicht und ich muss mich wie gestern nach vorne gelehnt vorankämpfen. Als ich an den Toiletten ankomme sehe ich zu meinem Erfreuen Andres und Bettina – das Schweizer Pärchen, mit dem ich mich immer wieder nett unterhalten habe.

                    Sie haben in der zweiten, älteren Hütte Unterschlupf gefunden und haben sich auch mit dem Gedanken angefreundet eine weitere Nacht in Álftavatn zu verbringen. Als wir zu einem Plausch in die ältere Hütte gehen, stelle ich fest, wie viel komfortabler es doch in meine Behausung war. Ich erzähle ihnen, dass meine Zimmergenossen alle Richtung Botnar weitergehen und dass sie doch versuchen sollen in die andere Hütte umzuziehen.
                    Gesagt getan! Wir bequatschen also die Warden, ob die beiden umziehen könnten und wir zu dritt ein Zimmerchen beziehen könnten.
                    Da mehr als die Hälfte der Wanderer weiterzieht, sollte das kein Problem darstellen meint die nette Frau. Wir müssen uns nur bis ca. 11:00 Uhr gedulden, bis dahin werden die Zimmer gereinigt und neu aufgeteilt.

                    Da sieht die Welt doch gleich wieder ganz anders aus – bekannte Gesichter mit denen man sich die Zeit in der Hütte vertreiben kann heben die Stimmung gleich erheblich.
                    Nach der Morgentoilette kehre ich in die Unterkunft zurück und stelle fest, dass an der riesigen Tafel nahezu alle Plätze besetzt sind.
                    An einer Ecke sitzend und in Büchern vertieft sehe ich Max und Loré kauern. Ich tippe die beiden auf die Schultern und begrüße sie mit einem Hello!.

                    Die beiden erzählen mir, dass sie gestern gegen sieben angekommen sind und kein Zimmer mehr ergattern konnten. Sie haben aber für den Aufenthalt tagsüber in der Hütte bezahlt und müssen so nicht in ihrem viel zu kleinen Zelt abwettern.
                    Als die Belgier anfangen ihre Essensreste von gestern zu verwerten und den Riesenbottich auf dem Ofen zu einem „Eintopf“ umfunktionieren kommt richtig familiäre Stimmung auf.
                    Alle sind eingeladen sich einen Teller zu schnappen und den Eintopf aus Lammfleisch, Karotten und Zwiebeln zu kosten. Die erste richtige Nicht-Tütenmahlzeit seit langem und die schmeckt richtig gut.



                    Ich unterhalte mich noch mit einer Gruppe älterer Amerikaner, die sich über das schlechte Wetter beklagten. Zu ihrer Aufmunterung hole ich meine Kamera heraus und erfreue sie mit hunderten Bildern Islands bei Sonnenschein. Die Gruppe rüstiger Rentner ist total begeistert ob der Bilder – anscheinend sind die Armen bis jetzt nur im Nebel herumgelaufen und konnten die wunderbare Landschaft kaum erahnen.

                    Als gegen Mittag die Zimmer frisch gereinigt und die Weiterreisenden auf dem Trail verschwunden sind, bekommen Andres, Bettina und ich ein kleines Zimmerchen mit zwei Matratzen auf dem Boden und einem 90er Bettchen zugewiesen. Wir packen unsere Habseligkeiten und verstauen sie in der kleinen aber gemütlichen Abstellkammer.
                    Wir beschließen einen kleinen Spaziergang zu machen um zumindest etwas frische Luft zu schnappen und uns die Beine zu vertreten. Eingepackt in Regenschutz und wärmender Zwischenschicht geht es raus in die harte „Wirklichkeit“. Immer wieder schafft es der starke Wind die Wolkenschicht aufzureißen um das darunterliegende strahlende blau freizugeben um es wenige Sekunden später wie ein gefräßiges Monster wieder zu verschlingen.





                    Genau diese Gegensätze gefallen mir an diesem Land so sehr – sei es die geschichtliche Verbundenheit mit Sagen und Wesen wie Elfen und im Gegensatz dazu die fortschrittliche, nahezu selbstverständliche Nutzung erneuerbarer Energien. Das erst raue aber dann gleichzeitig warme Gemüt der meisten Isländer – für mich extrem Sympathisch und echt.

                    Nach einer etwa einstündigen Erkundungstour der beeindruckenden Landschaft rund um den See, wird es uns zu kalt und stürmisch und wir suchen wieder Schutz in der gemütlichen Holzhütte.
                    Als ich zurück im Zimmer meinen Fressbeutel durchwühle, stelle ich mit Entsetzen fest, dass außer zwei Päckchen Paradiescreme meine Süßigkeitenvorräte dem gestrigen „Frusstfressen“ zur Gänze zum Opfer gefallen sind.
                    Ein Gefühl von Panik überkommt mich und mir schnürt es nahezu die Luft ab bei dem Gedanken daran, den restlichen Abend, die Nacht und die morgen Hoffentlich stattfindende Abschlussetappe ohne Schokolade überstehen zu müssen.
                    Spaß beiseite, aber irgendwo musste ich dringend nach braunem Gold graben. (ich weiß, dieser Satz könnte falsch aufgefasst werden.)

                    Ich habe während meiner bisherigen Reise mitbekommen, dass sogar an abgelegenen Zeltplätzen wie Botnar bei den Wardens unter der Hand Süßigkeiten zu erwerben sind.
                    Diesen Umstand mache ich mir zu Nutze und klopfe an der Wardenhütte an. Ich frage ob die netten Damen denn etwas Süßes zu verkaufen hätten. Die nette Dame im Wollpulli kramt darauf im Stockbett, wo normal ihre Tochter schläft und meint dass Ihr Tochter sich damit ein kleines Taschengeld verdient. Meine Augen fangen an zu leuchten, wie die eines kleinen Jungen an Weihnachten, als sie einen ganzen Karton Schokolade hervorkramt.
                    Ich nehme drei Tafeln 200er Köstlichkeit welche ich unter den Worten „don't tell it to anybody“ unter meiner Jacke verstecke und der netten Lady verschmitzt zunicke.

                    Auf dem Weg zurück ins Zimmer komme ich mir vor, als hätte ich gerade einen höchst brisanten Deal mit waffenfähigem Uran hinter mich gebracht.

                    Die Weiterreise war also gesichert, nun musste nur noch der Wettergott seinen Teil beisteuern und der Invasion Landmannalaugars stünde nichts mehr im Wege – Außer dem Gipfel des Hrafntinnusker.

                    Zurück im Zimmer quatschen wir noch etwas und machen uns Abendessen – mit vollem Bauch liegen wir auf den Matratzen und schmökern noch etwas bei Schokolade in unseren Büchern, bevor wir nach einem Gebet für gutes Wetter die Nachtruhe antreten.....





                    Fazit: 2x 300g 3x 200g 4x 100g Schoki vernichtet und kein Bier mehr im Rucksack

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                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
                      • 4006
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                      Juhuu!!! Es geht doch noch weiter. Du hast gerade meine Mittagspause gerettet! OT: Leider hast Du den 01.12. nicht eingehalten, die Schoki und das Pils sind schon verbraucht.
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                      • frichdal
                        Erfahren
                        • 24.09.2012
                        • 140
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                        @ Mika, verdammt timing war nie meine Stärke

                        7. Juli - Álftavatn – Hrafntinnusker – Landmannalaugar

                        Nach einer etwas unruhigen Nacht und einer Pinkelpause, für die ich zum Klohäuschen stapfen musste, kristallisierte sich bereits um vier morgens heraus, dass der Wind nachgelassen hat und keine geschlossene Wolkendecke mehr am Himmel war.
                        Diese frohe Botschaft konnte ich meinen friedlich schlummernden Zimmergenossen trotz der unchristlichen Uhrzeit natürlich nicht vorenthalten.
                        Als ich die ersten Prügelattacken glücklich abgewehrt hatte und mich wieder vom Bettkasten hervorwagte, schienen mir die beiden Schweizer doch wohlgesonnen und streckten mir einen Finger zur morgendlichen Begrüßung entgegen – das muss wohl ein Brauchtum aus ihrem kleinen Land sein.
                        Lange Rede kurzer Sinn – wir beschließen noch bis halb sechs liegen zu bleiben und dann ordentlich zu frühstücken um die längere Etappe direkt bis Landmannalaugar zu wandern.

                        Um halb schnelle ich wie ein Katapult in die Höhe und kann es trotz gemütlicher Atmosphäre kaum erwarten dieses Örtchen endlich zu verlassen und wieder etwas von der atemberaubenden Landschaft Islands aufzusaugen.
                        Ich schleiche in die Küche, auf deren Boden wieder ein Nachzügler liegt. Ich denke insgeheim - „Sorry guter Mann, aber ich brauch jetzt Futter und die scheppernden Töpfe werden dich jetzt leider aus dem Schlaf reißen.“ Nach fünf Minuten erscheinen auch Andres und Bettina in der Küche, um Ihr Porridge zuzubereiten.
                        Für mich gibt es eine extra große Portion Griesbrei die ich mit einer kompletten Ladung Paradiescreme toppe. Als ich die Mörderschüssel verschlungen habe gibt es noch einen Kaffee, während das Wasser für diesen kocht erscheinen auch weitere Wanderer, die früh aufbrechen wollen in der Küche. Wir reden noch etwas, bis wir ausgetrunken haben und machen uns schnellstmöglich daran, unsere sieben Sachen zu Packen und das Zimmer in den Ursprungszustand zurückzuversetzen.

                        Mit gepacktem Rucksack und vorsichtshalber angelegtem Regenschutz stehe ich vor der Hütte und scharre mit den Hufen. Immer wieder findet die Sonne ein kleines Fleckchen ohne Wolken und schickt etwas wärme auf meine verfrohrenen Glieder.
                        Als wir alle drei versammelt und zum Aufbruch bereit stehen, wird nochmal durchgezählt und los geht es auf die mit 22 km längste Etappe.





                        Anfangs geht es einer breit angelegten Straße entlang, bis wir schließlich links in einen engen Pfad einbiegen, der uns langsam aber sicher bergan führt. Erst mit mäßiger Steigung und schließlich ganz schön steil. Schnell stellen wir fest, dass wir die Regenklamotten so schnell nicht brauchen werden und entledigen uns dieser, bevor wir bei dem langen Anstieg richtig ins Schwitzen kommen.
                        Die Landschaft ist einfach nur überwältigend – sattes Grün wechselt sich mit akkurat abgegrenzten kleinen Schneefeldern auf den Bergflanken ab und immer öfter strahlt der blaue Himmel mit um die Wette. Immer wieder wandert der Blick zurück in das surreal wirkende Tal mit dem traumhaften See im Schoß. Wir können es kaum fassen, was für Schwein wir doch haben all das erleben zu dürfen und das auch noch bei bestem Wetter.



                        Mir kommt es vor, als würde alle hundert Höhenmeter die Landschaft komplett ausgetauscht. Erst Grün und Blautöne weiter oben viel Schnee mit weichen Brauntönen – Toffie!
                        Wir kommen gut voran und legen ausgiebige Fotopausen ein um wenigstens ansatzweise diese Schönheit einfangen zu können. In unseren Gesichtern macht sich ein Dauergrinsen breit, welches bis zum Ende der Etappe anhalten sollte.





                        Nach einem ziemlich anstrengenden, langen Anstieg und einem darauffolgend etwas flacheren Teilstück bei dem wir immer wieder an rauchenden und brodelnden Rissen vorbeikommen und unglaubliche Farbpaletten zu Gesicht bekommen,



                        erschließt sich schließlich eine wunderschöne Hochebene, die nahezu komplett mit Schnee bedeckt ist und einen herrliche Ausblicke ermöglicht.





                        Nachdem wir in Sachen unglaublichen Landschaften fast schon abgestumpft sind, hält diese Mischung aus reinweißen Schneefeldern, strahlend blauem Himmel und die in der Ferne in allen Farben und Formen schimmernden Berge nochmals ein besonders prägnantes Erlebnis bereit. Somit muss ich, denke ich meine Aussage vorher, Godland sei für mich das schönste Teilstück auf dem Laguavegur, nochmals revidieren und die Ausblicke hinunter nach Álftavatn und den Weg hinunter nach Landmannalaugar unantastbar auf Nummer Eins setzen!









                        Nach einigen Kilometern durch die Schneelandschaft erscheint auf einer weiteren Anhöhe die Hütte auf dem Hrafntinnusker, und wieder stellt sich das Phänomen ein, dass wenn man in der Ferne ein Ziel sieht, dieses Schritt für Schritt weiter wegzuhuschen scheint.



                        Als wir mit von der Sonne geröteten Gesichtern schließlich den höchsten Punkt dieser Etappe erreichen sind wir ziemlich geplättet und auch der Himmel zieht sich langsam wieder sein Wolkenkleid an. Da ich einige Meter Vorsprung habe und mich ein Hüngerchen plagt, hole ich eine Tafel Schokolade aus meiner 80er Jahre Gedächtnis Bauchtasche und lasse die Hälfte davon langsam und Stückweise im Mund schmelzen.
                        Als auch Bettina und Andres etwas außer Atem an dieser Art Wetterstation über der Hütte ankommen, erinnere ich an ein Gespräch mit einem Zeltnachbarn aus Þórsmörk, welcher mir geraten hat bei gutem Wetter unbedingt den Nebengifpel rechts der Hütte zu besteigen, da man von dort aus eine wunderbare Aussicht und Rundumsicht hätte.







                        Von Schoki gestärkt schnappe ich mir die Kamera der noch etwas außer Atem befindlichen Schweizer und packe diese zu meiner in die Bauchtasche und laufe im Schnee auf den etwa einen Kilometer entfernten Gipfel. Wenn sie mich schon ertragen müssen die beiden, kann ich ihnen im Gegenzug ja auch ein paar schöne Fotos bescheren ;)
                        Nach etlichen Danksagungen und Huldigungen packen wir nach meiner Rückkehr unsere Sachen und gehen die letzten knapp 10 Kilometer an.



                        Langsam aber sicher macht sich etwas Wehmut bemerkbar, die ob der entgegenkommenden und schwer bepackten Hiker, die den ganzen schönen Trail noch vor sich haben, noch verstärkt wird. Wir passieren auch die stelle, an der ein Wanderer nur ca. 1,5km von der Hütte entfernt in einem Schneesturm ums Leben kam.
                        Dies führt einem wieder vor Augen wie nichtig man doch Angesichts der Kräfte ist, die die Natur zu wirken vermag. Ich kann mir kaum vorstellen, wie man auf solch einer Höhe und so nah an der Hütte nicht mehr weiterkommen kann – im Endeffekt bestärkt mich dieses Erlebnis in unserer Entscheidung einen Tag in der Hütte abzuwettern, und wenn es auch noch so harmlos wirken mag die Vernunft siegen lassen.



                        Trotz des zuziehenden Himmels und der etwas wehmütigen Stimmung genießen wir die letzten Schritte, die uns stetig Richtung Landmannalaugar bringen. Als die Schneefelder langsam enden kommen wir uns vor wie in einem riesigen Sandkasten, in den viele verschiedene Farbpigmente gemischt wurden.
                        Vereinzelt sieht man Mountainbike Spuren im Sand verlaufen und ich stelle mir kurz vor, wie schön es wäre diese Hügel ebenfalls mit dem Fully runter zu donnern.





                        Immer öfter sieht man nun auch bizarre Lavalandschaften die teilweise skurrile Objekte am Wegesrand geformt haben. Ich weiß schon wieder nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Und nun sieht man auch den Fluss im Tal, der wie ein Geflecht aus Adern Wasser durch die Landschaft pumpt und mit Leben versorgt.





                        Leider werden ab hier auch die Tagesausflügler mehr und teilweise drängen sich ganze Busladungen an den erhöhten Stellen zu fotografieren, oder sie versperren den steilen steinigen Weg hinunter ins Tal.



                        Nachdem wir unten angekommen an einem weiteren Lavafeld vorbeigehen und etwas in der Ebene dahinmarschieren muss ich mir die Augen reiben, als ich zwei grüne Schulbusse inmitten einer großen Zeltstadt stehen sehe. Ich komme mir vor wie in einer Mischung aus Mad Max und dem Everest Basecamp.



                        Die letzten Kilometer haben wir uns immer wieder unterhalten wie schön es sein wird endlich mit einer Dose Bier im Hotpot zu sitzen, da Bettina und Andres aber den nächsten Bus nach Reykjavik erwischen wollen müssen wir uns jetzt schon verabschieden und tauschen noch schnell Emailadressen aus.
                        Ich kaufe mir erstmal eines der leckeren Baguettes und ein paar Dosen Lightbier, setzte mich auf die Holzveranda vor dem Wardengebäude und halte erstmal 15min inne bis es leicht zu tröpfeln beginnt und ich schnell einen Zeltplatz buche und mein Zelt aufstelle, bevor ich völlig durchnässt bin.

                        Nachdem Aufstellen des Zeltes ziehe ich meine Badehose an und schmeiße mir meine Regenjacke über um bei gefühlten 5 Grad und Nieselregen zum Hotpot zu stapfen. Ich konzentriere mich um mit meinen Gummilatschen keinen unfreiwilligen Spagat auf den Holzsteg zu zaubern. Als ich halb erfroren endlich die ersten Meter ins warme Wasser mache taste ich mich langsam an den Punkt vor, wo die Mischung von heißem Wasser aus der Quelle und das kühle Wasser im Becken die ideale Temperatur ergeben und setze mich auf den Sandigen Boden. Schlagartig entspannt mein gesamter Körper und die geschundenen Muskeln können sich endlich vollends entspannen.
                        Diesen Moment habe ich lange herbeigesehnt und dennoch bin ich etwas traurig gestimmt, da diese wunderschöne Reise nun fast zu Ende ist.

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                        • berniehh
                          Alter Hase
                          • 31.01.2011
                          • 2628
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                          #32
                          AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                          Phantastische Fotos
                          www.trekking.magix.net

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                          • Mika Hautamaeki
                            Alter Hase
                            • 30.05.2007
                            • 4006
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                            Was für Bilder....
                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                            A. v. Humboldt.

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                            • barleybreeder
                              Lebt im Forum
                              • 10.07.2005
                              • 6479
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                              #34
                              AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                              Servus Jochen,

                              hats doch fein geklappt mit Island dieses Jahr. Hat ja noch allerhand Schnee gehabt.
                              Bei uns war es diese Jahr auch einmalig aber etwas durchwachsener...

                              https://www.facebook.com/sebastian.krejci/media_set?set=a.10201206374353463.1073741835.1593971182&type=3
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                              • frichdal
                                Erfahren
                                • 24.09.2012
                                • 140
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                @ Mika und berniehh - freut mich, wenn Euch die Bilder gefallen

                                Hey Sebastian,

                                ja hat alles bestens geklappt, mit dem Wetter hatte ich, wie man sehen kann richtig Schwein ;) Du hattest aber doch auch ein paar schöne Tage dabei, wie es aussieht.

                                Wie ich auf Facebook gesehen habe bist du unter die Snowkiter gegangen?

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                                • barleybreeder
                                  Lebt im Forum
                                  • 10.07.2005
                                  • 6479
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                  Wetter war bei uns mehr als durchwachsen...3 Tage von 3 Wochen waren komplett ohne Regen, der Rest sehr wechselhaft. Mit dem Gletscherquerung hatten wir ausnahmsweise 6 richtige gezogen.
                                  Hab immer in den Regenpausen geknipst..

                                  Die letzte Woche war dann der Rausschmeißer...

                                  Dem Martin (Westfalenhaus) hat es eine Woche vor uns das Jannu am Alftavatn zerstört, was leider in seiner vorzeitigen Abreise mündete.

                                  OT: Nix Snowkiter...mache meinen Gleitsegelführerschein...noch fehlen 30 Flüge...
                                  Zuletzt geändert von barleybreeder; 16.01.2014, 14:52.
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                                  • frichdal
                                    Erfahren
                                    • 24.09.2012
                                    • 140
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                    Ja der See ist echt tückisch. Mir hats beim Aufbauversuch auch einen Gestängebogen vom Kaitum komplett verbogen. Ich hab mich dann lieber in der Hütte eingemietet.

                                    OT: Und ich dachte ich hab dich mit Skiern fliegen sehen ;)

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                                    • Dieter

                                      Dauerbesucher
                                      • 26.05.2002
                                      • 537
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                      Hallo,

                                      jetzt hast Du Dir die Schokki aber redlich verdient!
                                      Wenn es auch in dieser Form genehm ist geb ich sie auch in Kuchenform aus:
                                      https://www.facebook.com/photo.php?f...type=3&Theater
                                      ... aber natürlich nur in Island

                                      Schön, dass Du gezeigt hast, dass man den Laugavegur, trotz aller "hach - der ist ja total überlaufen" Vorurteile, genießen kann.

                                      Dieter

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                                      • frichdal
                                        Erfahren
                                        • 24.09.2012
                                        • 140
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                        Haha Merci Dieter

                                        Stark frequentiert war nur die Etappe Botnar nach Alftavatn, ansonsten war es zu meiner Reisezeit teilweise recht einsam unterwegs. Klar sieht man an den Zeltplätzen immer wieder die Wanderer, aber daraus können recht innige Bekanntschaften entstehen

                                        Ich kann jedem der mit dem Gedanken spielt den Laugavegur zu laufen, nur ausdrücklich dazu raten.

                                        Und auf das Stück Kuchen komme ich zurück :P Die Insel hat mich bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen!

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                                        • Daddyoffive
                                          Fuchs
                                          • 24.08.2011
                                          • 2437
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [IS] Laugavegur - oder wie ich auszog um Islands Schokovorräte zu vernichten

                                          Zitat von frichdal Beitrag anzeigen
                                          Nach dem Aufstellen des Zeltes ziehe ich meine Badehose an und schmeiße mir meine Regenjacke über um bei gefühlten 5 Grad und Nieselregen zum Hotpot zu stapfen. Ich konzentriere mich um mit meinen Gummilatschen keinen unfreiwilligen Spagat auf den Holzsteg zu zaubern. Als ich halb erfroren endlich die ersten Meter ins warme Wasser mache taste ich mich langsam an den Punkt vor, wo die Mischung von heißem Wasser aus der Quelle und das kühle Wasser im Becken die ideale Temperatur ergeben und setze mich auf den Sandigen Boden. Schlagartig entspannt mein gesamter Körper und die geschundenen Muskeln können sich endlich vollends entspannen.
                                          Diesen Moment habe ich lange herbeigesehnt und dennoch bin ich etwas traurig gestimmt, da diese wunderschöne Reise nun fast zu Ende ist.
                                          Das ist der Grund, warum ich den Laugavegur immer von Süd nach Nord laufen würde (habe schon beides gemacht). Dieses Entspannungsbad nach tagelangem Laufen ist durch nichts zu toppen (naja, höchstens vom Entspannungsbad in Hveravellir bei Schnee, nachdem man zu Fuß dorthin gelaufen ist).

                                          Toller Reisebericht und wundervolle Fotos!
                                          Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden müsste, sondern ein Abenteuer, das gelebt werden will.
                                          John Eldredge
                                          ><>

                                          Kommentar

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