[NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

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  • Pluvialis
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    • 21.04.2012
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    [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Vorher:
    Aus verschiedenen Gründen lagen für dieses Jahr alle Urlaubsplanungen erstmal flach. Einige unkonkrete und vor allem unverbindliche Überlegungen wurden aus den verschiedensten Gründen immer wieder verworfen, aber der Wunsch nach Urlaub blieb selbstverständlich. Aber wie? Wohin? Mit wem?

    Die Frage nach dem wie klärte sich ziemlich schnell und damit wurden auch die Möglichkeiten für die Beantwortung der Frage “Wohin?” deutlich eingeschränkt. Über den Emailverteiler der Uni kam ein Mitfahrangebot nach Norwegen, “Richtung Bergen”. Das Hirn läuft auch Hochtouren, das ist doch DIE Gelegenheit, das Fahrtproblem ist gelöst, dafür tun sich nun ganz andere Probleme auf: fahr ich alleine? Ist das nicht zu riskant nach dem mückigen Zwischenfall letztes Jahr? Wohin will ich überhaupt? Ich bin mir selber nicht sicher.

    Im Freundes- und Bekanntenkreis sind viele Leute, die grundsätzlich Lust auf eine Tour hätten, aber so spontan dann doch nicht mehr können. Ich stell mich also auf eine Solotour in “gemäßigterem” Terrain ein, ein Zugeständnis an die Sicherheit. Aber irgendwie überzeugt mich der Plan nicht so recht, der ausgesuchte Weg (Bohusleden in Südschweden) ist zwar alleine bestimmt gut bewältigbar und vor allem recht zivilisationsnah, also wenig risikoreich, aber landschaftlich nun auch nicht sooo beeindruckend. Dafür muss ich eigentlich nicht so weit weg fahren… Ich beschließe, doch noch mal einen letzten Versuch zu wagen um eine Reisebegleitung zu finden und “inseriere” hier im Forum mein Vorhaben. Ohne viel Hoffnung auf Erfolg, denn selbst wenn sich jemand findet, der so spontan Zeit und Lust hat, bin ich mir nicht so sicher, ob ich wirklich mit jemandem wandern gehen möchte, den ich überhaupt nicht kenne. Nun gut. Mal abwarten, ob sich überhaupt jemand meldet.

    Es meldet sich zedek. Es ist noch knapp eine Woche bis zum geplanten Tourstart und bei der Entfernung ist ein Kennenlernen vorher nicht möglich. Mach ich nicht. Wir skypen ein bisschen, verstehen uns ganz gut, diskutieren Ausrüstungsfragen und planen die Tour. Planen die Tour?! Oh, ja. Hm. Mach ich wohl doch. Abenteuerlich eigentlich. Darf man ja niemandem erzählen, ey. Nun gut.

    Wir melden uns verbindlich bei der Mitfahrgelegenheit, an, die haben aber aufgrund des ganzen Chaos’ vorher schon jemand anderem zugesagt, der nach Bergen mitfahren will. Gut, fahren wir halt zu fünft mit Hund und Gepäck. Wird bestimmt gemütlich.

    22.07.2013 - Montag

    An einem wunderschön klaren Morgen um 6 Uhr in der Früh klingeln zwei Handys bei uns auf der Dachterrasse, denn um 9 Uhr sind wir verabredet und bis dahin ist viel zu tun: ausgiebig Gassi gehen, ein letztes Mal duschen, doch noch mal einkaufen, weil ja am Abend vorher (!) beschlossen wurde, dass wir eine Woche länger bleiben und aus dem selben Grund zum Fressnapf, für Hundefutter. Um 7 Uhr kommt die erste SMS, es wird später. Um 10 die nächste und 5 Telefonate später ist es 16 Uhr und die Mitfahrgelegenheit steht endlich mit einem völlig überladenen Auto bei uns auf dem Hof. Es wird wirklich kuschelig im Auto, dazu ist es noch knackig heiss und der Wagen hat natürlich keine Klimaanlage. Was soll's, ab jetzt ist Urlaub und ich nehme einfach entspannt alles, wie es kommt.
    Nach fast 22 Stunden Fahrt kommen wir endlich in Geilo an und können’s kaum erwarten, endlich los zu kommen.


    Norwegische Werbeweisheiten. Schade nur, dass wir keinen Kaffee dabei hatten.

    Wir irren ein wenig durch den Ort, finden den richtigen Weg nicht gleich und verlaufen uns kurz hinter Geilo zum ersten Mal. Statt dem Wanderweg zur Kikut müssen wir einem staubigen Autoweg zu irgendwelchen Ferienhütten beschreiten. Es ist brüllend heiß und erwähnte ich schon staubig?
    Wir fragen Bauarbeiter nach dem Weg, gehen querfeldein, kriechen an einem mückigen See vorbei durchs Unterholz und endlich finden wir den ollen Wanderweg.


    Durch's Unterholz zum ersten Mückenloch


    Da isser ja, der Weg.

    Kurz vor der Hakkesetstølen verlässt uns die Wanderlust und wir beschließen, uns an einem kleinen See häuslich nieder zu lassen. Der Herr Zeltplatzperfektionist möchte noch ein Ründchen um den See zu drehen um den besten Zeltplatz zu finden. Klar doch, lassen wir die Rucksäcke hier liegen, waten dort hinten durch den Sumpf, umqueren den See einmal und stellen fest: da wo die Rucksäcke liegen, da kann man prima zelten.


    Zeltplatz Nummer eins

    Wir schwimmen eine Runde im See, essen Nudeln mit Käse und fliehen bald vor Heerscharen von Mücken in die Zelte. Es ist ewig lang hell, damit hatte ich gar nicht so gerechnet.


    Schööööne Abendstimmung
    Zuletzt geändert von Pluvialis; 27.08.2013, 23:41.

  • Pluvialis
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    • 21.04.2012
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    #2
    AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

    24.07.13 – Mittwoch

    Es wird ein bisschen dunkel und ziemlich schnell wieder hell. Um 8 Uhr ist Aufstehen angesagt und wir stellen fest: es mückt. Und wie. In den Zelten tummeln sich tausende von den Biestern. Zum Glück für mich stehen sie mehr auf zedek als auf mich.

    Es wird wieder ein wunderschön sonniger, brüllend heißer Tag, wir sind froh über jedes Windchen, das aufkommt.


    Wetter! Sicht!

    Bei einem Anstieg hinter der Hakkesetstølen finden wir einen wunderbaren Pausenquader, auf dem wir uns sonnen und ein halbes Stündchen Schlaf nachholen. Auf dem Weg zum Ustetind treffen wir auf den ersten Goldregenpfeifer der Tour und der ornithologisch weniger interessierte Teil der Reisegruppe merkt an, dass man ja jetzt nicht für jeden dusseligen Vogel anhalten müsse, oder?! … Na gut. Aber er ist doch so schön! Und ausserdem doch mein Namensvetter! zedek ist dafür nicht zu begeistern...

    Wir kraxeln auf den Ustetind und bestaunen die Aussicht zum Hårteigen, Hardangerjøkulen und angeblich soll auch der Hallingskarvet von dort oben sichtbar sein. Den finden wir aber nicht.


    Blick auf Hutberg und Gletscher

    Oben ist es ganz schön voll, der Hund mit ihren Packtaschen ist eine viel fotografierte Attraktion. Wir amüsieren uns darüber, wie manche Menschen auf Tour gehen, eine Gruppe hat sogar ein Klapptöpfchen für die Kinder dabei.

    Der Abstieg ist schnell geschafft und wir sind mal wieder recht planlos. Als wir den Weg zur Tuva endlich gefunden haben, entpuppt sich dieser als regelrechte Wanderautobahn. Wir laufen ein paar Kilometer und schlagen uns querfeldein durch’s (beinzerkratzende) Gestrüpp zum See Tuvetjørne durch. Dort finden wir eine kleine Fischerhütte, an der zedek mit der Angel sein Glück versucht, es aber nicht findet. Statt dessen gibt es Tomatensuppe als Mittagssnack.


    Am Tuvetjørne.

    An der Tuva sind wir ein bisschen schockiert über die vielen Autos und Wanderer dort, wir haben uns doch schon gut an die menschenleere Vidda gewöhnt. Es geht weiter durch ein mückiges Sumpfgebiet, das uns keine Pause erlaubt, ohne völlig von den Mücken ausgelutscht zu werden. Irgendwann melde ich an, dass ich nun doch mal den Tag beenden könnte, aber ein geeigneter Zeltplatz will uns nicht erscheinen. Es mückt einfach zu viel. Wir beschließen, auf dem Grasnuten, einem Berg, der sich etwas abseits vom Wanderweg erhebt, zu zelten, in der Hoffnung, dass es dort zu windig für Mücken ist. Ich schleppe mich quasi auf dem Zahnfleisch den Berg hinauf und werde oben enttäuscht: es mückt. Die Biester sind uns gefolgt und überwachen akribisch den Zeltaufbau. Keine halbe Stunde später jedoch ist der Spuk vorbei und wir können draußen kochend und Grog trinkend die Aussicht genießen. Ich bin ziemlich erschöpft und friere deshalb erbärmlich. Gegen 1 Uhr kriechen wir in die Schlafsäcke, aber leider wird mir dadurch auch nicht wirklich wärmer. Der Schlafsack ist für die Temperaturen inzwischen wohl doch ziemlich unterdimensioniert, besonders wenn dazu noch die Erschöpfung kommt.


    Zeltplatz auf dem Grasnuten mit grandioser Aussicht

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    • zedek
      Erfahren
      • 03.06.2011
      • 225
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      #3
      AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

      25.07.13 – Donnerstag

      Augen auf, wo ist der blöde Reissverschluss? Was eine Hitze im Zelt. Der erste Blick geht zum Wecker. 6 Uhr, 25°C. Was ein Mist. Madame hat angemeldet, nicht vor 8 Uhr geweckt werden zu wollen, also Schlafsack weg, umdrehen und dösen.

      Nachdem Pluvialis entschieden hat, ihr Zelt zu verlassen, ist es Zeit für Frühstück. Satt, glücklich und motiviert packen wir unsere Sachen und hüpfen elfengleich den Berg auf der der Aufstiegsseite gegenüberliegenden Seite hinunter. Wir kommen gut voran und bringen einige Höhenmeter hinter uns, kleine Pausen inklusive.

      Kurz vor Heinseter entscheiden wir uns, eine große Pause zu machen, zu baden und unsere Sachen zu waschen. Ein kleines Plätzchen am Fluss ist schnell gefunden und Pluvialis geht waschen, ich hüpfe in die Fluten und freue mich über die Abkühlung und ein sauberes Gefühl.


      baden ist angesagt!

      Doch dunkle Wolken ziehen auf und bringen unerwartet ein paar Regentropfen, egal, wir sind ja in Skandinavien, da ist das erlaubt. Sauber und mit einem Süppchen gestärkt ziehen wir weiter.

      Nach zwei Minuten klart es auf und wir entledigen uns wieder der Regenbekleidung. Das frische Gefühl nach dem Baden hat uns schon wieder verlassen. Hinter der großen Brücke kommen wir zur Heinseter-Hütte und Pluvialis nutzt die Gunst der Stunde und sucht das stille Örtchen auf, ich bleibe mit Fine zurück. Keine gute Idee, denn kurz danach kommen fünf Männer mit Rucksäcken vorbei und Fine steht kurz vorm Herzkasper.

      Es geht weiter über gute, breite Wege und die erste deutsche Dame begegnet uns, unschwer erkennbar am großen DAV-Aufnäher auf ihrer Weste. Sie kommt aus Köln und erzählt uns vom Weg, der vor uns liegt. Wir bekommen es mit der Angst zu tun. Ihre Ausführungen sind aber total übertrieben und wir kommen gut vorran. Kurz vor Rauhellern trifft der Weg auf einen kleinen Fluß und trotz der frühen Uhrzeit können wir der Verlockung des schönen Zeltplatzes vor uns nicht widerstehen: eine Insel umrahmt von zwei Flussarmen. Also Schuhe aus und rüber gewatet.


      zelten auf der Insel, ein Traum!

      Einen Platz für die Zelte finden wir genau so schnell wie der Mückenschwarm uns. Dann frischt der Wind ein wenig auf und wir haben ein wenig Ruhe um uns ums Essen zu kümmern, Kartoffelpü soll es werden, einfach pur mit Brühwürfel. Pluvialis nimmt 4 Würfel, das Pü ist damit ziemlich salzig.


      wir bekommen Besuch, oder sind selbst die Besucher?

      Das Abendprogramm steht an und wir halten uns an die klassische Rollenverteilung: ich gehe angeln, Pluvialis relaxt auf meiner Isomatte und schreibt Tagebuch. Wie üblich bin ich motiviert, erwarte aber nicht zuviel. Doch dann kommt alles anders. Wurf eins, zwei, drei, Fisch, geil! Eine Forelle hat den kleinen Gummifisch genommen und bereitet mir einen guten Drill. Der Fang wird fachgerecht getötet und Pluvialis präsentiert, die Antwort: Wie, so schnell bist du wieder da?!


      gesund und lecker, sagt auch der Hund!

      Nachdem der Fisch ausgenommen und dilettantisch filetiert ist, gibt es Fischsuppe als zweites Abendbrot, Geschmack geil!


      Reactorfisch

      Es wird kühl, Zeit für Tee mit Rum, lecker! Dann geht es nach netten Gesprächen ab in die Zelte, gute Nacht!
      Zuletzt geändert von zedek; 27.08.2013, 23:39.

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      • Igelstroem
        Fuchs
        • 30.01.2013
        • 1987
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        #4
        AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

        *jubel*

        Endlich kommt mal ein bisschen Gruppendynamikwürze in die verdammten Skandinavienberichte! Das verspricht gute Unterhaltung.
        Lebe Deine Albträume und irre umher

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        • Pluvialis
          Erfahren
          • 21.04.2012
          • 151
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          #5
          AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

          26.07.2013 – Freitag

          Die Nacht war wieder kurz und der Morgen ist wieder warm und mückenreich. Wir beschließen, das Frühstück später zu uns zu nehmen und begnügen uns mit ein paar Keksen. Gegen 9 sind wir durch den Djupa zurück auf den Wanderweg gewatet. Der ist wieder extrem einfach zu laufen, sodass wir in etwa einer Stunde bis nach Rauhellern kommen.


          Ah, jetzt ja! Eine Hütte!

          Dort schmeissen wir gleich, von der Hitze wieder völlig durch, die Rucksäcke ab und frühstücken gemütlich in der Sonne hinter der Hütte mit Blick auf den Langesjøen. Zum Glück haben wir beschlossen, alle Routenplanungen über Bord zu werfen und die Tour so zu nehmen wie sie kommt. Genügend Ausstiegsmöglichkeiten haben wir, genügend Möglichkeiten uns die Zeit zu vertreiben allerdings auch. Wir erlauben uns, noch ein bisschen zu dösen in der ausnahmsweise mückenfreien Hitze. Irgendwann ist es dann aber doch Zeit aufzubrechen. Als wir unsere Rucksäcke startklar machen hat zedek einen seiner seltenen hellen Momente und schlägt vor, eines der Kanus auszuleihen. Mir grauste es schon ein bisschen vor der Wanderung, weil die Sonne doch ganz schön vom Himmel knallt und daher kann ich der Idee ganz viel abgewinnen. Kurz drinnen nach dem Preis (125 NOK für 4 Stunden, voll okay), dem Vorgehen (“Paddel sind hinten in dem Raum, nehmt euch einfach was ihr braucht. Bezahlen könnt ihr später.”) und der Uhrzeit (kurz vor 1, wo sind eigentlich die letzten drei Stunden hin??) gefragt und los geht’s.

          Wir paddeln auf den See hinaus und können’s kaum fassen. Das Wetter! Die Aussicht! So einen entspannten Wanderurlaub hatten wir beide noch nie. Hier und dort schauen wir in die vielen Buchten des Sees und finden schließlich eine, in der wir baden gehen. Selbst der Hund schwimmt zur Abkühlung eine große Runde. In einer anderen Bucht sonnen wir uns am Sandstrand. Das glaubt uns doch kein Mensch, wir fahren zum Trekking-Urlaub nach Skandinavien und bräunen uns den Wanst am Sandstrand in der Sonne!


          Rauhellern vom anderen Ufer des Langesjøen aus betrachtet

          Nach etwa 3 Stunden wird es etwas frischer, also paddeln wir zurück, essen ein Süppchen und schultern unsere Rucksäcke. Wir brauchen ja noch einen Zeltplatz für die Nacht, also nehmen wir das erste Stück Richtung Sandhaug in Angriff. Auf dem Sunnaveggen werden wir fündig. Bis dort sind wir etwa 2 Stunden gelaufen, zum ersten Mal unterbieten wir also die Zeitangabe in der Karte. Der Weg ist allerdings wieder sehr gut zu laufen und es ist seit mindestens einer Woche sonnigstes Wetter, von der normalen Matschigkeit des Weges bleiben wir also verschont.

          Auf dem Sunnaveggen ist es erst sehr schön, dann jedoch werden wir von riesigen Mückenbiestern überfallen. Wir flüchten abermals in die Zelte, wo wir erst dösen, dann essen und dann noch einen Grog trinken. Als wir uns zum Zähneputzen noch mal raus trauen ist es zu kalt für unsere stechenden Freunde und wir können ein Gewitter über einer Bergkette toben sehen.

          Leider haben wir zu diesem Zeitpunkt feststellen müssen, dass zedeks Kamera die Akkus leer lutscht wie sonst was, sodass wir ab diesem Abend teils sehr sparsam mit dem Fotografieren sein mussten. Daher von diesem Abend kein Zeltplatzbild und auch das wirklich beeindruckende Gewitter bleibt unabgelichtet.

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          • zedek
            Erfahren
            • 03.06.2011
            • 225
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

            27.07.2013 – Samstag

            Guten Morgen, wie üblich viel zu Früh!
            Mir ist langweilig, ich stehe auf.
            Da unsere Wasservorräte ziemlich dezimiert wurden, schnappe ich mir zwei Flaschen und hüpfe elegant den Berg zum See hinunter. Es mückt sofort.

            Als ich wieder zurück komme, ist die Wolkendecke aufgerissen und strahlender Sonnenschein sowie eine wache Pluvialis begrüßen mich zurück. Zum Frühstück gibt es Milchreis mit Bourbon-Vanille aus Madagaskar, sehr lecker. Die Restfeuchte der Zelte ist schnell getrocknet und wir kommen fix los, es erwarten uns noch über 20 km bis Sandhaug.

            Der Weg ist, bis auf einige kleine Matschpassagen gut zu laufen und so kommen wir schnell voran. Wie es hier aussieht, wenn es viel geregnet hat, möchte ich mir nicht vorstellen, aber der Wettergott meint es ja wieder gut mit uns. Aber so richtig fit fühle ich mich nicht und so steht die erste Pause im Zeichen von Entspannung, also Angel raus und auf eine leckere Zwischenmahlzeit gehofft. Doch da die Fische nicht so recht beißen wollen, geht es weiter, ein Stück Schoki baut mich wieder auf.

            Der Weg führt uns an einigen kleinen Seen vorbei, die alle unglaublich einladend aussehen um rein zu springen. Aber wir wollen ja was schaffen, heute. Kurz danach stehen wir an einer Kreuzung, beide Richtungen sind mit einem roten T markiert und so laufen wir etwas verunsichert geradeaus weiter und stoßen auf eine kleine Hütte. Sie ist nicht verschlossen und es zeigt sich, dass wir die Knutsbu gefunden haben, eine offene Schutzhütte, an deren Balken und Wänden sich schon viele Wanderer verewigt haben, die ersten in den 60er Jahren.


            eine kleine Hütte

            Pluvialis nutzt die Möglichkeit und verschwindet auf dem Plumpsklo, das ein wenig abseits steht. Die Hütte hat einen ganz eigenen Charme, denn es finden sich verschiedenste Lebensmittel, Spülzeug, Gas und allerlei andere Dinge, die Wanderer auf ihren Touren zurück gelassen haben. Nach dem spannenden Fund und einigen Fotos gehen wir weiter und stoßen nach einigen hundert Metern wieder auf den richtigen Weg.


            richtig einladend hier, leider war kein Ofenwetter...

            Wir sehen die ersten zwei Menschen des Tages. Bis zur nächsten Pause geht es zügig weiter, der Weg ist zwar steinig, lässt sich aber gut laufen. Pluvialis' elfengleiche Steinsprungfähigkeiten scheinen Gott sei Dank endlich besser zu werden. Kurz nach einer Pause überholt uns eine Gruppe von vier norwegischen Damen. Wir holen sie wieder ein, als sie ihrerseits ein wenig Pause machen, aber schon kurz darauf ziehen sie an uns vorbei. So viel zur Wandergeschwindigkeit der Norweger.

            Die nächste Pause kommt schneller als erwartet, denn auf der linken Seite des Weges liegt ein kleiner See der durch einen Zufluss gespeist wird, Zeit zum Baden und zu waschen. Nach einer guten halben Stunde geht es weiter und wir verlassen langsam die sumpfige Ebene und steigen höher. Eine deutsche Familie mit zwei Jugendlichen begegnet uns und wir erfahren, dass es noch eine Dreiviertelstunde bis zur Hütte ist.

            UNd so laufen wir noch eine gute halbe Stunde weiter und machen zum letzten Mal Pause, ich packe meine Angel aus, habe heute aber wohl kein Glück.


            schöner kann ein Angelplatz nicht sein!


            der Herr fischt, die Frau schreibt

            Zu unserer rechten erstreckt sich eine große Hügelkette, der perfekte Platz für die Nacht! Pluvialis schaut skeptisch, willigt aber ein. Wir mühen uns durch einige sumpfige Abschnitte und müssen gut kraxeln, werden auf dem Berg aber mit einer traumhaften Aussicht auf die Ebene belohnt, die wir am Tag durchlaufen haben.

            Auf der anderen Seite liegt unsere morgige Etappe vor uns, sowie Sandhaug am Fuße eines gewaltigen Bergmassivs, über das wir morgen laufen wollen, überall sind Schneefelder, ich freue mich!


            diese Aussicht ist jeden Höhenmeter wert gewesen!

            Auf der Suche nach einem passenden Zeltplatz finden wir einen aus Stein errichteten Windschutz mit Steinplatten als Tische und Bänke, Luxus pur!


            Luxus neu definiert

            Ein Platz für’s Zelt ist nach einiger Zeit auch gefunden, gar nicht so einfach bei dem steinigen Untergrund heute.


            ein Hündchen im Wind, dazu zwei Zelte

            Dank des Windschutzes und der bequemen Sitzmöglichkeit gestaltet sich der Abend sehr angenehm. Wie es der Zufall will haben wir beim Aufstieg einige dickere Äste gefunden, und so wird der Hobo das erste Mal angeschmissen. Endlich weicht der Schweiß- dem Rauchgeruch… wir sind perfekt im Urlaub angekommen. Nach einem leckeren Essen zwei Tassen Tee und ein wenig verlorenem ins Feuer schauen geht es ins Bett, was ein toller Tag. Gute Nacht!
            Zuletzt geändert von zedek; 27.08.2013, 23:45.

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            • Julia
              Fuchs
              • 08.01.2004
              • 1384

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

              Ja, war das Wetter nicht toll diesen Sommer? Und es ist es immer noch !! Ein schöner Bericht! Ich freu mich auf die Fortsetzung!

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              • Pluvialis
                Erfahren
                • 21.04.2012
                • 151
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                Für uns war's das leider an dieser Stelle mit dem tollen Wetter... Aber der erste Teil war wettermäßig wirklich bombastisch, das hab ich so auch noch nicht erlebt.

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                • Julia
                  Fuchs
                  • 08.01.2004
                  • 1384

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                  Stimmt, nach dem bombastischen Juli war's die ersten zwei Augustwochen wieder kälter und unbeständiger. Aber seit zwei Wochen ist das Hoch wieder da und bleibt wie's scheint auch noch bis mindestens übernächstes Wochenende .
                  Zuletzt geändert von Julia; 28.08.2013, 20:45.

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                  • zedek
                    Erfahren
                    • 03.06.2011
                    • 225
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                    Freut mich das unser Bericht gut ankommt, ein paar spannende Tage stehen auch noch aus

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                    • fcelch
                      Dauerbesucher
                      • 02.06.2009
                      • 521
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                      Sehr unterhaltsam und tolle Bilder.....freue mich auf die Fortsetzung.
                      So locker wie ihr das gemacht habt nehme ich mir das auch immer vor.....klappt aber nicht immer. Klingt bisher perfekt!!!

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                      • Pluvialis
                        Erfahren
                        • 21.04.2012
                        • 151
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                        Zitat von fcelch Beitrag anzeigen
                        Sehr unterhaltsam und tolle Bilder.....freue mich auf die Fortsetzung.
                        So locker wie ihr das gemacht habt nehme ich mir das auch immer vor.....klappt aber nicht immer. Klingt bisher perfekt!!!
                        So locker hatten wir das beide auch noch nie. Kann man aber nur empfehlen! ;)

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                        • Pluvialis
                          Erfahren
                          • 21.04.2012
                          • 151
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                          28.07.2013 – Sonntag

                          Aufwachen. Sturm. Kalt. Umdrehen, weiterschlafen.

                          Später wieder aufwachen, aha, der Herr ist mal wieder schon vor mir wach. Sein Angebot, mal zu schauen, was Daunen gegen die Kälte ausrichten können, nehme ich gerne an und so tausche ich unterdimensionierte KuFa-Tüte und Eva-Matte (ich bin ja eine von den Harten ) gegen Daunensack und Exped Isomatte und genieß noch ein bisschen den kuscheligen Luxus.

                          Dann heißt’s aber auch für mich raus in den Wind, frühstücken, Zelte einfangen und los. Wir steigen über den Südhang der Trondavatnutane zur Sandhaug-Hütte ab und entscheiden dort nach Konsultation der Karte, doch am ursprünglichen Plan Hårteigen-Kinsarvik festzuhalten, es sieht schaffbar aus.

                          Weiter geht’s also Richtung Besså, je mehr wir uns der Hütte nähern, desto zielstrebiger wird der Hund, sie scheint sich also tatsächlich daran zu erinnern, dass sie letztes Jahr schon mal hier war. Die Besso-Schlucht ist auch beim zweiten Besuch genauso beeindruckend und bezaubernd wie beim ersten.


                          Besso kann's doch kaum noch werden, oder?

                          Der vom selbsternannten Wetterexperten zedek versprochene Wetterumschwung abseits vom Gipfel lässt auf sich warten, im Gegenteil. Es ziehen dunkle Wolken über die Berge. Wie zum Landschaftswechsel passend, formiert sich über unseren Köpfen echtes Fjellwetter.


                          Letztes Bild vor der Schlechtwetterfront - meine Farb- und Stilberatung war offensichtlich beim Rucksackpacken nicht anwesend.

                          Schweigend stapfen wir über durch leichten, aber alles durchnässenden Nieselregen und auskühlenden Wind am Nordmannslågen entlang, Pausen bieten sich bei dem Wetter nicht an, Gespräche auch nicht. Was soll man schon sagen?

                          Der Boden reichert sich zusehends mit Wasser an und schon bald zieht die Feuchtigkeit bis in die Schuhe – Gift für meine kaputten Füße. Irgendwann gebe ich auf und tape mir mitten im Regen die Füße neu.


                          Pissnelke und Grumperich. Nicht mal der Hund ist noch gut gelaunt.

                          Unvermittelt ändert sich die Landschaft wieder, ohne Ankündigung stehen wir auf einem Grat (Sørfjordingsrindane) und können über den Anblick nur staunen. Links und rechts Sumpf und in der Mitte ein Damm, über den unser Weg verläuft. Der Wind bläst uns fast den Damm hinunter. Wir sind prompt versöhnt mit dem Tag, der Anblick ist nach all dem Grau irgendwie überwältigend, trotz des schlechten Wetters.


                          Sørfjordingsrindane

                          Am Abzweig nach Hedlo muss ich passen, ich gehe auf dem Zahn- bzw. besser auf dem offenen Fußfleisch. Die Zeltplatzsuche nimmt einige Zeit in Anspruch, denn hier unten ist alles entweder Sumpf oder zu steinig.


                          Rucksäcke abwerfen, zur Zeltplatzsuche ausschwärmen!

                          Wir entdecken eine Hütte am Grananutane, einige Höhenmeter über uns. In der Hoffnung auf eine Art Knutsbu klettern wir hoch, werden aber enttäuscht. Die Hütte ist zwar sehr gemütlich, aber auch sehr privat und daher verschlossen. Wir versuchen, auf einer ebenen Fläche hinter der Hütte die Zelte aufzuschlagen, scheitern aber am Wind. Etwas weiter unten versuchen wir es noch ein mal, scheitern diesmal aber sowohl am Wind als auch am steinigen Untergrund, ich verbiege einige Heringe. Erst am dritten Platz deutlich weiter unten trauen wir den Windverhältnissen und kriegen die Heringe in den Boden bzw. finden genügend Steine als Heringsersatz. Den Hund freut der Zeltplatz hingegen sehr, die Besitzer der Nicht-Knutsbu nehmen hier offensichtlich gerne ihre Rene aus und so findet sie eine schöne Auswahl an Kauknochen.
                          Wir sind ziemlich geschlaucht, und kriechen nach Kartoffelpü und Tee ziemlich schnell in die Zelte, wo wir einer unruhigen Nacht entgegen sehen. Entspannung will sich nicht so richtig einstellen, der Hund hustet und kotzt immer wieder, der Wind zerrt an den Zelten und wir sind nicht sicher, ob sie tatsächlich die Nacht überstehen werden.


                          Nicht der schönste Zeltplatz, aber immerhin stehen die Zelte hier.

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                          • zedek
                            Erfahren
                            • 03.06.2011
                            • 225
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                            29.07.2013 – Montag

                            Der Regen prasselt auf das Zelt, der Wind zerrt an den Heringen, ich werde wach...
                            Ein Blick auf die Uhr verrät, es ist drei Uhr, viel zu früh.
                            Ich liege wach und frage mich, wie viel mein Zelt wohl aushält.
                            An Schlaf ist nicht zu denken, doch nach einer gefühlten Ewigkeit nicke ich ein um kurz danach wieder wach zu werden, das Hundi macht nebenan komische Geräusche und ich frage mich, ob Pluvialis sie gerade aus dem Zelt verbannt hat.

                            Kurz vor 8, keine gute Nacht für mich, ich fühle mich wie gerädert und fange an, meinen Rucksack im Zelt zu packen. Das Wetter scheint heute besser zu sein, blauer Himmel und ein wenig Sonne motivieren mich aus dem Zelt zu kriechen. Der klamme Rucksack kommt zu ein paar anderen Sachen auf die umliegenden Felsen, sollen mal trocknen!


                            guten Morgen Sonnenschein!

                            Pluvialis liegt noch faul im Zelt und wartet vermutlich auf das Frühstück und da ich auch einen gewissen Hunger verspüre suche ich Kocher, Milchpulver und Zucker und bereite leckeren Schokopudding zu, als Belohnung für den gestrigen Tag.

                            Danach steht spülen an, und da wir direkt an einem kleinen Schneefeld genächtigt haben, kommt die Idee Wasser zu sparen und es doch mit Schnee zu versuchen.
                            Blöder Plan!
                            Weder Pudding noch die Soßenreste vom Abendessen lösen sich auch nuransatzweise auf, dafür sind meine Hände arschkalt, ich nehme also doch Wasser.

                            Irgendwann sind die Zelte abgebaut, die Rucksäcke gepackt und wir machen uns auf den Weg.
                            Der eigentliche Weg ist nach ein paar Minuten gefunden und wir freuen uns auf zwei Stunden am Fuße des Store Grananutane.
                            Da der Weg nicht besonders spannend ist, vertreiben wir uns die Zeit mit Black Stories.


                            müder Hund!

                            Das Wetter kann sich den ganzen Tag nicht entscheiden und so betreiben wir fröhliches Klamottenwechseln alle paar Minuten.

                            Nach einem etwas rutschigen Abstieg erreichen wir die Hadlaskard-Hütte im Sonnenschein und werden von der Hüttenwirtin freundlich empfangen.

                            ab hier geht es aus Pluvialis' Sicht weiter

                            Sie versorgt uns mit frisch gebackenen Brötchen, Dosenfisch und guten Tipps für meine Füße. Obwohl sie mir dringend einen Pausentag empfiehlt, brechen wir bald auf gen Hårteigen.
                            Viel Zeit für Pausen bleibt uns schließlich nicht wenn wir es pünktlich nach Kinsarvik schaffen wollen, denken wir...

                            Das erste kleine Abenteuer müssen wir direkt hinter der Hütte bestehen: wie wuppen wir bloß den Hund auf die Brücke über den Veig die nur über eine steile Leiter zugänglich ist?
                            Pluvialis klettert vor, ich hebe den Hund hoch und auf der anderen Seite das selbe wieder runter.
                            Lief besser als erwartet!

                            Auf dem Weg durch das Kyrkjesteinsdalen werden wir ziemlich nass, können uns danach jedoch auf einem Stein in der Sonne trocknen und Brötchen mit Lachs essen, sehr lecker!

                            Je näher wir dem Hårteigen kommen, der vor wenigen Tagen noch so unglaublich weit entfernt war, desto spektakulärer wird die Landschaft.
                            Am Viersdølo ist sie noch ganz lieblich, mit Hügelchen und sanften Steigungen.

                            Der Hårteigen ist die ganze Zeit über in Sichtweite und wechselt sein Gesicht quasi minütlich, von faszinierend-einladend im Sonnenschein über dunkel-bedrohlich vor einer Regenwolke bis zu geheimnisvoll verhüllt im Nebel.



                            es ist nicht mehr weit!

                            An zwei großen, gut ausgebauten Privathütten furten wir den Viersdølo und trocknen auf der anderen Seite unsere Füße in der Sonne. Ein Heli dreht eine Runde über uns und fliegt dann weg, wir waren zum Glück nicht seine Zielgruppe.


                            wenn das Wasser nicht von Oben kommt, holt man es eben von unten!

                            Weiter geht’s über einen gut zu gehenden Weg in’s Smøygsdal hinunter.
                            Inzwischen kommen dicke Regentropfen genau von vorne und wir sind binnen kürzester Zeit wieder bis auf die Unterwäsche durchnässt, aber der folgende Weg zwischen den Gipfeln Gullknapp und Kyrkjenuten hindurch entschädigt für fast alles. (Leider haben wir aufgrund des Wetters hier nicht annähernd genügend Bilder gemacht…)


                            ab hier übernehme ich wieder

                            Auf dem Weg zum Gipfel hören wir immer wieder einen Vogel rufen, Pluvialis meint, es sei ein Adler. Zu sehen bekommen wir ihn leider nicht.
                            Zwei gut gelaunte Norweger begegnen uns, wir in unsere Regensachen eingepackt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, die beiden ohne Mütze oder Kapuze, denken wohl, was für blöde Weichei-Touris.
                            Zuletzt geändert von zedek; 28.08.2013, 23:37.

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                            • zedek
                              Erfahren
                              • 03.06.2011
                              • 225
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                              #15
                              AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                              Der Weg wird steiler und zu unserer rechten kommt aus einem riesigen Schneefeld ein Gebirgsbach hervor. Nachdem der erste steile Aufstieg bewältigt ist, werden wir mit einer fantastischen Aussicht über das hinter uns liegende Tal und die Ebene belohnt, selbst die Sonne lässt sich kurz blicken. Weiter geht es zum Hårteigen.


                              zum greifen nahe!

                              Durch den vielen Regen und das Schmelzwasser sind die Wege eher kleine Bäche, zum Glück ist der Boden recht steinig und so versinken wir nicht bei jedem Schritt im Matsch. Nach einiger Zeit und der letzten überquerten Bergkuppe bietet sich uns ein gewaltiger Anblick.
                              Vor uns eine etwa dreihundert mal einhundert Meter breite Ebene, hinter der sich die Ausläufer des Hårteigen in den Himmel erstrecken. Eingerahmt von großen Schneefeldern am Fuße hören wir das Schmelzwasser rauschen und suchen nach dem Weg.
                              Er führt tatsächlich durch das Schneefeld in einen dünnen Spalt zwischen zwei etwa fünfzig Meter hohen Klippen durch den das Wasser runter auf uns zu fließt. Das wird ein schöner Aufstieg! Vorsichtig geht es über das tauende, rutschige Schneefeld und über die teils glitschigen Steine, ein kleines Abenteuer mit den großen Rucksäcken. Pluvialis sammelt Andenken für den nächsten Tag, Fels eins, Kopf null.


                              der Hund hatte seinen Spaß.

                              Oben angekommen stehen wir nach einigen Minuten an der Abzweigung nach Litlos und damit dem Weg zur Hårteigen-Besteigung, wir beschließen es zu wagen und uns das Ganze mal anzuschauen. Ich bin unglaublich stolz auf Pluvialis, dass sie sich trotz ihrer Füße so durchbeißt.

                              Wir laufen weiter und sehen das umgestürzte Schild, das den Weg zum Gipfelaufstieg weist. Wobei “Weg” übertrieben ist, “klettern über metergroße Geröllfelsen” passt eher. Da das Wetter leider überhaupt nicht mitspielt, es kalt und regnerisch ist und Pluvialis mit ihren Füßen überhaupt nicht glücklich wirkt, entschließen wir für dieses Mal auf den Gipfel zu verzichten. Beim nächsten Mal!


                              der offizielle Weg zum Gipfel!

                              Es geht also das Stück zur Abzweigung zurück und weiter in Richtung Torehytten. Das Wetter meint es gut mit uns und so bekommen wir einen wunderschönen, intensiven Regenbogen auf der einen Seite, sowie ein sonnenbeschienenes Tal auf der anderen Seite des Hårteigen zu sehen. Es glitzert und strahlt, ein unbeschreiblicher, traumhafter Anblick.


                              Motivation pur!


                              unvergessliche Augenblicke!!!

                              Die Hütte taucht vor uns auf und wir freuen uns auf eine Möglichkeit, unsere nassen Klamotten zu trocknen, doch kurz vor dem Ziel stehen wir vor einer tiefen Schlucht, der Weg macht eine Biegung nach rechts, von wegen fast da.


                              böse Schlucht, steht einfach im Weg!

                              Es geht ein paar Minuten an der Schlucht entlang, bevor der Weg nach unten führt und wir vor zwei großen Steinen stehen. Hier geht der Weg weiter?! Ja, er geht hier wirklich weiter und wir stehen vor dem Problem, wie wir den Hund da hoch bekommen. Springen will die Dame nicht und so wird sie hochgehoben. Vorher sammelt Pluvialis noch mal Andenken für diesen Tag, aber das fällt ihr erst deutlich später auf – erstmal rutscht sie nur auf den nassen Steinen aus und setzt sich elegant auf den Hosenboden.


                              die Steinbrücke...

                              Der letzte, steile Anstieg und wir sind an der Hütte!
                              Gefühlt ist es kurz vor 18 Uhr, tatsächlich aber fast 22 Uhr, wieder mal ein langer Tag.
                              Die recht junge Hüttenwirtin begrüßt uns, wir fragen nach den Preisen für die Hüttenübernachtung. 300 NOK, ob Zelt oder in der Hütte, oder eben 150 m weit weg, dann umsonst.
                              Sanitäre Anlagen aber nur bis 18 Uhr abends zu benutzen, toll...
                              Müde, nass und verfroren suchen wir einen Platz für die Nacht und werden am Ufer des øvsta Soltjørni fündig. Es ist kurz vor 23 Uhr, als alles aufgebaut und gekocht ist. Kurz danach liegen wir in unseren Schlafsäcken, gute Nacht!


                              Regen kann auch schön sein, entdeckt bei der Zeltplatzsuche


                              schön war der Platz dann doch!

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                                Erfahren
                                • 21.04.2012
                                • 151
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                                #16
                                AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                                30.7.2013 – Dienstag

                                Ich werde von Heringsgeklimper geweckt. Baut der etwa schon sein Zelt ab?! Nee, oder? Doch, der baut sein Zelt ab. Das kann nichts Gutes bedeuten…
                                Tatsächlich sieht es am Himmel eher nach Regen aus. Ich kann mich trotzdem (oder gerade deswegen?) nicht so recht motivieren. Irgendwann kommt zedek mit Motivationsfrühstück ans Zelt, aber ich bin ein bisschen ungnädig, ich kann diesen süßen Frühstücksbrei nicht mehr sehen. Ich bestehe darauf, dass noch Tagebuch geschrieben wird, bevor es weiter geht, auch wenn wir nicht mehr sooo viel Zeit haben. Der gestrige Tag war einfach zu eindrucksvoll und sollte daher zeitnah aufgeschrieben werden. Beim Tagebuch schreiben gucken wir auf’s Datum… Moment mal! Wir haben ja noch 4 Tage, nicht 3! Ernsthaft?! Tatsächlich. Na, dann ist ja alles entspannt und wir legen einen halben Pausentag ein.


                                Der Hund uns seine Beute

                                Nach ausgiebigem Faulenzen und rumtrödeln (= Füße erholen lassen, klar!), kommen wir gegen Mittag los. Unsere Sachen, insbesondere meine Schuhe, sind immer noch nicht wieder trocken, also wollen wir den Hütten von Kinsekvelv mal einen Besuch abstatten und schauen, ob davon eine so ist wie die Knutsbu. Wir laufen los und kommen auf der Kinsehøgdene noch mal so richtig in den Regen.


                                Kleine Restschneemengen finden wir auch



                                Nass bis auf die Knochen und (in meinem Fall) frierend, steigen wir 200 Höhenmeter querfeldein zu den Hütten herab. Meine Offroad-Fähigkeiten sin dimmer noch nicht sehr hilfreich, also sind der Hund und zedek mir immer um Längen voraus.

                                Unten sind – natürlich – alle Hütten zu und privat. Es gibt auf so einer Tour wohl nichts schlimmeres als die enttäuschte Hoffnung auf Wärme, Trockenheit und ein bisschen Komfort. "Etwas" missmutig kraxeln wir wieder hoch, finden den Weg nicht wieder, folgen einem falschen, gehen kurz querfeldein. Immerhin regnet es nicht mehr.


                                Kaum zu übersehen: Der Weg ist wieder da.

                                Irgendwo unterm Valeggi trocknen wir die Füße und nutzen die kurzen Momente mit Sonnenschein für ein Mittagessen. Im Båtadalen sehen wir einen prima Zeltplatz unter einem Felsvorsprung, direkt am See – nur leider schon besetzt. Ich beneide dir Gruppe, die da am See in der Sonne sitzt sehr.


                                Fräulein Wuff apportiert derweil ehemalige Schafe

                                Wir wollen am nächsten See auch einen Platz suchen, doch der lässt ein bisschen auf sich warten. Als endlich der Holmavatnet in Sicht kommt, ist der Zeltplatzperfektionist kaum zu bremsen. Querfeldein geht's hierhin und dahin, aber ein genehmer Zeltplatz will sich nicht so recht blicken lassen (was nicht an zedek's Ansprüchen an einen Zeltplatz liegt. Hier ist's mal wieder entweder steinig oder sumpfig, ein Zelt kriegen wir hier nirgends unter - geschweige denn zwei.) Schließlich und endlich kann er sich zu einem Plätzchen auf einer Insel im Holmavatnet, die über eine Kiesbank erreichbar ist, entscheiden. Wir verbringen den Abend mit baden, angeln (Petriheil!) und leider wieder nicht mit Fisch essen. Dafür können wir noch vor dem Zelt sitzen, ohne übermäßig viel Wind, Mücken oder Kälte. Perfekt! (Trotzdem betrauern wir die bereits zu Ende gegangenen Rum-Vorräte. Das wäre wieder ein guter Abend für einen Grog gewesen...)




                                Die Nacht ist kurz und regnerisch, aber endlich mal muss ich nicht frieren.

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                                • zedek
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                                  • 03.06.2011
                                  • 225
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                                  #17
                                  AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                                  31.07.2013 – Mittwoch

                                  Ich werde wach, Regen...
                                  6 Uhr, danke an meinen leichten Schlaf. Ich drehe mich auf den Bauch und krieche tiefer in den Schlafsack.
                                  8 Uhr, Regen, das erste Mal Regen am Morgen...
                                  Wir haben aber Zeit, also umdrehen, weiter schlafen, hoffen auf besseres Wetter.
                                  9 Uhr, der Regen hat nachgelassen, Pluvialis wünscht sich Fisch zum Frühstück, gute Idee!

                                  Es nieselt, Regenzeug an, Angel raus, ab zum Wasser. Wurf, eins, zwei, drei, Fisch. Eine Forelle hat den Weg an meinen Köder gefunden.


                                  es fischt am Morgen

                                  Ausgenommen und gesäubert wird der Fisch von Kopf und Schwanz befreit und landet in vier Scheiben mit Brühwürfeln im Topf. Dazu gibt es Couscous. Nach zehn Minuten ist der Fisch gut und wir haben ein super leckeres Frühstück.


                                  lecker, lecker!

                                  Spülen, Sachen packen, Zelte abbauen, los geht es. Das Wetter spielt den Tag über auch mit und wir kommen gut vorran. Ich trauere ein wenig der kleinen Halbinsel nach, ein genialer Zeltplatz!

                                  Nach einiger Zeit begrüßt uns die Sonne und wir machen die erste Pause des Tages am Austmannvatnet, ein sehr schöner Ausblick.
                                  Weiter geht es in Richtung Stavali, aber bevor wir die Hütte erreichen, steht uns einige Kraxelei bevor.

                                  Der erste Abstieg führt über kleine Geröllbrocken zum Lonavatnet und ist schnell erledigt. Wir laufen am Ufer des Sees entlang und bestaunen das große Felsmassiv, das sich vor uns gen Himmel erhebt.

                                  Stavali schon im Blick steht uns der zweite Abstieg des Tages bevor, und was für einer! Über große Felsen und rutschige Steine geht es ins Tal.
                                  Schon aus der Ferne können wir es riechen: An der Hütte wird Fisch geräuchert! Lecker! Wir überqueren eine Brücke und stehen vor einem großen Haus, sieht besser aus als Torehytten!
                                  Pluvialis nutzt die Möglichkeit und beguckt das stille Örtchen, während ich mich ausruhe und eine zweite Jacke anziehe.
                                  Es ist bitter kalt und der Wind pfeift durch alle Ritzen.

                                  Wir überlegen, die Nacht hier zu verbringen und erfahren, dass es nicht erwünscht ist, in der Nähe der Hütte zu zelten. Für 155 NOK pro Nase könnten wir aber in der Hütte übernachten. Ich überlasse Pluvialis die Entscheidung – wir gehen weiter...

                                  Die Zeltplatzsuche gestaltet sich schwieriger als erwartet und so gehen wir ein gutes Stück weiter als geplant, bis wir schließlich auf dem Botnane doch noch ein halbwegs ebenes Plätzchen finden.

                                  Wir bauen die Zelte auf, essen und nicken vor Müdigkeit nebeneinander ein. Gegen eins werde ich doch wieder wach und krieche in mein Zelt. Gute Nacht!

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                                  • s1ndbad
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                                    • 15.03.2013
                                    • 54
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                                    #18
                                    AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                                    Das verspricht doch mal ein interessanter Bericht zu werden, freue mich auf die Fortsetzung.

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                                    • fcelch
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                                      #19
                                      AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                                      Zitat von s1ndbad Beitrag anzeigen
                                      Das verspricht doch mal ein interessanter Bericht zu werden, freue mich auf die Fortsetzung.
                                      Ich auch.....kucke schon täglich wann es weiter geht

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                                      • zedek
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                                        #20
                                        AW: [NO] Mückenreiches Nichtsolowandern! Hardangervidda 2013

                                        Es sollte bald der nächste Teil folgen, allerdings wird das auch der letzte dieser Tour sein.

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