[SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

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  • Homer
    Freak

    Moderator
    Liebt das Forum
    • 12.01.2009
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

    avira hat kein problem damit
    420

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    • Fjaellraev
      Freak
      Liebt das Forum
      • 21.12.2003
      • 13981
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      #22
      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

      Wenn der komplette Text und ein paar Bilder hier zu finden wären würde sich das Problem gar nicht stellen.
      Es gibt kein schlechtes Wetter,
      nur unpassende Kleidung.

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      • dingsbums
        Fuchs
        • 17.08.2008
        • 1503
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        #23
        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

        Ich finde es auch schade, dass mittlerweile noch nicht mal mehr der ganze Text hier im Forum erscheint. Obwohl die falsche Erklärung zum Spökstenen nur auf der Homepage steht - hier noch mal der Link zu Fjaellraevs guter Erläuterung letztens.

        Werden eure Erkenntnisse dazu führen, die Planung einer Tour nächstes Mal etwas flexibler zu gestalten? Und was habt ihr gegen das Klohäuschen gehabt?

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        • Mika Hautamaeki
          Alter Hase
          • 30.05.2007
          • 4006
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          #24
          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
          Wenn der komplette Text und ein paar Bilder hier zu finden wären würde sich das Problem gar nicht stellen.
          Danke, ich dachte schon ich wäre zu altmodisch, daß ich auch in diesem Text Fotos erwartete.
          Also es würde den Bericht auf jeden Fall auflockern, wenn auch hier Bilder zu finden wären.
          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
          A. v. Humboldt.

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          • Fjaellraev
            Freak
            Liebt das Forum
            • 21.12.2003
            • 13981
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

            Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
            Also es würde den Bericht auf jeden Fall auflockern, wenn auch hier Bilder zu finden wären.
            Insbesondere da es technisch absolut problemlos wäre (Aus meiner Zeit als Moderator weiss ich dass es manchmal, wegen irgend einer Galeriesoftware, nicht ohne weiteres geht).
            Das fand ich eigentlich nur unschön, aber wenn jetzt nicht einmal mehr der gesamte Text hier zu finden ist bleibt einfach nur noch der fade Beigeschmack dass damit Besucher auf die eigene Seite gelockt werden sollen. - Und genau das ist ja eigentlich nicht der Sinn eines Reiseberichts. - Ich werde mir das Durchklicken wohl verkneifen.

            Gruss
            Henning
            Es gibt kein schlechtes Wetter,
            nur unpassende Kleidung.

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            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 4006
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

              Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
              Insbesondere da es technisch absolut problemlos wäre (Aus meiner Zeit als Moderator weiss ich dass es manchmal, wegen irgend einer Galeriesoftware, nicht ohne weiteres geht).
              Das fand ich eigentlich nur unschön, aber wenn jetzt nicht einmal mehr der gesamte Text hier zu finden ist bleibt einfach nur noch der fade Beigeschmack dass damit Besucher auf die eigene Seite gelockt werden sollen. - Und genau das ist ja eigentlich nicht der Sinn eines Reiseberichts. - Ich werde mir das Durchklicken wohl verkneifen.

              Gruss
              Henning
              OT: Geht mir da genauso, ich meide externe Links aus diesem Forum heraus (egal wer den Bericht schreibt und ob irgendein Virenscanner aktiv ist).
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

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              • Buck Mod.93

                Lebt im Forum
                • 21.01.2008
                • 9011
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                Der lange Marsch?
                Les Flics Sont Sympathique

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                • LRRP
                  Anfänger im Forum
                  • 05.06.2013
                  • 24
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                  Zitat von Buck Mod.93 Beitrag anzeigen
                  Der lange Marsch?
                  Historische Analogien sind selbstverständlich rein zufälliger und politisch unkorrekter Natur.

                  @dingsbums: Danke für den Hinweis mit dem Spökstenen. Offensichtlich bin ich einem weitverbreiteten Irrglauben aufgesessen. Faktische Korrektheit ist mir bei dem gesamten "Sarek-Paket" das Wichtigste, ich habe die entsprechenden Stellen abgeändert.

                  EDIT: Gegen das Klohäuschen hatten wir nichts. Wir sind nur nicht rein gegangen. Für eine ähnliche Tour werden wir künftig mehr (Reserve-)Zeit einplanen. Das ist definitv eine der wichtigsten Erkenntnisse. In diesem Jahr standen aufgrund anderer Reisen nur keine weiteren Tage zur Verfügung.
                  Zuletzt geändert von LRRP; 01.09.2013, 16:42.
                  kopf-freiheit.blogspot.com

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                  • Buck Mod.93

                    Lebt im Forum
                    • 21.01.2008
                    • 9011
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                    Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                    Historische Analogien sind selbstverständlich rein zufälliger und politisch unkorrekter Natur.
                    Die Analogien sind natürlich absolut daneben aber das ist so offensichtlich, dass ich darauf nicht hinweisen muss.
                    Ich finde es eher ein wenig lächerlich die Etappe so reisserisch als "Der lange Marsch" zu bezeichnen.
                    Les Flics Sont Sympathique

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                    • LRRP
                      Anfänger im Forum
                      • 05.06.2013
                      • 24
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                      OT: Und ich finde es schade, mit dem Versuch, gebündelt aufbereitete Informationen, Ideen und Erfahrungen zu teilen, so viele unqualifizierte Anfeindungen und so wenig konstruktive Beiträge zu ernten. Warum das so ist, und nur in diesem Forum geschieht, weiß ich nicht. Ich setze darauf, dass die große schweigende Mehrheit soweit entspannt ist. Für die mache ich mir die Mühe.

                      Bezüglich der Virenthematik gibt es eine erste Erkenntnis: Offenbar verschluckt sich nur Avast Antivirus beim Besuch der Seite. Zumindest sind das die ersten Rückmeldungen dazu. Nach einer Verständigung hinter den Kulissen folgt hier nun der nächste Teil des Reiseberichts. Wer die Texte zu lang findet, hat zwei Möglichkeiten: 1. Man springt bis zum Ende des Texts, da gibt es wie immer die Erkenntnisse des Tages als Zusammenfassung/hard facts. 2. Man liest sie nicht. Und nun wünsche ich den geneigten Lesern viel Spaß mit Tag 5.



                      Sarek Reisebericht: Tag 5 - Über das Snavvavagge in die grüne Hölle: Der Höhenmeter-Marathon

                      Freitag, 05.07.13: Halbzeit. Eins ist klar, als uns der Sarek zum alltäglichen Müsli-Frühstück ein freundliches Morgenwetter beschert: Der heutige Tag wird entweder sehr kurz oder sehr lang. Wie wir im Laufe des Tages merken sollten, gibt es auch noch eine dritte Möglichkeit. Den als matschig und mückenverseucht beschriebenen Abschnitt im Rapasalet haben wir bereits bei den Reisevorbereitungen "grüne Hölle" getauft.

                      Die kurze Variante: Wir bringen den Rest des unwegsamen Steilhangs hinter uns und zelten am Bergsee im Hochtal Snavvavagge. Die lange Variante: Wir durchqueren das Hochtal, steigen zum Rapasalet ab, laufen bis zum Fluss Alep Vássjájågåsj, steigen an dessen Ufer zu einer Hochebene auf, und wandern dort oberhalb des Rapadalen weiter bis zum Lulep Vássjájågåsj.

                      Erst mal starten wir aber mit einem Rekord.

                      Kurz bevor das Frühstück beendet ist, bewölkt sich der Himmel wieder und Regen wird immer wahrscheinlicher. Unter dem Eindruck der letzten Tage gelingt es uns, das Zelt in Windeseile abzubauen. Die genaue Zeit ist nicht überliefert, aber wir funktionieren wie ein Uhrwerk. Jeder Handgriff sitzt und innerhalb von fünf Minuten ist das Zelt trocken verpackt im Rucksack. Gerade bevor die ersten Tropfen fallen, bei denen es vorerst aber auch bleibt.

                      Da das Snavvavagge mittlerweile in Wolken gehüllt ist, setzen wir lieber gleich auf Regenkleidung. Auch, weil ein möglicher Wolkenbruch das Weidengestrüpp so sehr tränken würde, dass es jede Menge Wasser bereitwillig an vorbeistreichende Trekker abgäbe.

                      "Weidengestrüpp" ist dann auch das Stichwort für den weiteren Aufstieg zum Hochtal, der sich tatsächlich als fortgesetztes Auf-und-ab entpuppt. Schnell wird noch einmal klar, dass der Zeltplatz gestern genau zur richtigen Zeit gekommen ist. Hätten wir den nun anstehenden Abschnitt erschöpft wie wir waren noch am Vortag bewältigen wollen - kaum vorstellbar.

                      Tatsächlich geht es zunächst bergab. Das ruft bei mir ein inneres Stirnrunzeln hervor, ich sage aber nichts. Der Untergrund ist etwas trockener als gestern. Mit dem Abstieg wird allerdings auch die Vegetation wieder dichter und hüft- bis schulterhoch.

                      Wir unterqueren die Felswand, die am Vortag schon aus der Ferne sichtbar war, und steigen über Geröllfelder weiter dem Snavvavagge entgegen. Meine persönliche Einschätzung des gesamten Aufstiegs entspricht einem Alpenpfad der roten Kategorie. Wer konzentriert, trittsicher und idealerweise vorerfahren ist, sollte hier meines Erachtens keine ernsthaften Schwierigkeiten haben. Natürlich ist es anstrengend und man kann immer ausrutschen oder sich den Knöchel verrenken, aber es ist auch kein Balanceakt auf einem ausgesetzten Felsgrat.

                      Kurz bevor es einfach wird, erreichen wir den steilsten Teil des Aufstiegs. Hier schraubt man sich fast senkrecht nach oben und zwei, drei mal nehmen wir die Hände zur Hilfe. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Kletterstelle über schwindelerregendem Abgrund.

                      Danach tauchen die ersten Steinmandl auf, die den Weg durch das gesamte Hochtal weisen. Der Pfad ist im gesamten Snavvavagge deutlich sichtbar und durch die Häufchen aus geschichteten Steinen gut markiert. Zweiteres erweist sich vor allem bei Nebel/niedrigen Wolken/Schnee als sinnvoll, wenn die Sichtweite massiv eingeschränkt ist. Der Himmel bleibt grau, und als wir über die Kante kommen frischt der Wind auf und ein leichter Sprühregen setzt ein.

                      Anders als erwartet tut sich vor uns nicht der Bergsee Snavvajavvre auf. Stattdessen geht es zunächst über eine weite Fläche aus Gras und niedrigem Weidenbewuchs. Uns präsentiert sich das Snavvavagge an diesem Tag als unwirtlich, rau, feucht und kalt. Der Laddebakte zu unserer Rechten ist immer wieder von Wolken verhüllt. Innerlich kündige ich die kurze Variante mit Lager am See auf.

                      Schließlich stoßen wir auf eine niedrige, felsige Erhebung; auf der anderen Seite liegt der ersehnte Snavvajavvre. Wir rasten und füllen unsere Wasservorräte auf. Aus dem Bächlein in der Nähe des vorigen Zelplatzes hatten wir nur wenig Wasser mitgenommen um für den Aufstieg zwar versorgt, aber nicht unnötig schwer beladen zu sein. Auf dem Steinmandl-Weg auf der nördlichen Seite des Sees setzen wir unseren Weg fort.

                      Die Durchquerung des Hochtals ist bei guter Sicht absolut unschwierig. Bei schlechter Sicht helfen die Steinmandl und das Seeufer als Landmarke weiter. Wir benötigen für das komplette Tal gute 30 Minuten. Grasige und leicht felsige, ebene Flächen wechseln sich ab, unterbrochen von leicht zu überquerenden Bachläufen. Eine Furt ist zu unserer Zeit, Anfang Juli, nicht notwendig. Das Wasser aus dem See trinken wir wie an den anderen Tagen ungefiltert. Es erweist sich als bedenkenlos genießbar und schmeckt sogar richtig gut.

                      Als wir uns dem südöstlichen Ende des Hochtals nähern, bläst der Wind ungemütlich kalt und nass über den Sattel vom Rapasalet her hinein und wir suchen hinter einem großen Findling in der Nähe einer Zeltwiese Schutz. Was also tun? Jetzt schon zelten im unfreundlichen Snavvavagge? Es ist erst zwölf Uhr mittags, wir sind gerade zweieinhalb Stunden unterwegs. Oder doch weitergehen, absteigen und eine weitere Ochsentour bis zum Lulep Vássjájågåsj in Kauf nehmen?

                      Nass sind wir schon, und wenn wir das Zelt aufbauen ist es das auch. Außerdem: Was sollen wir mit dem Rest des Tages im Hochtal anfangen, wo wir doch eigentlich noch weiter kommen müssten, wegen der knappen Zeit? Vielleicht bietet sich ja auf dem Weg ins Rapasalet, dem Vorhof des weitläufigen Rapadalen, noch eine Zeltmöglichkeit und das Wetter wird in der Zeit besser. Also weitergehen.

                      Ein Sattel trennt das Hochtal vom Abstieg zum Rapasalet. Hier geht es also noch einmal ein wenig bergauf und der Pfad verschwindet auf dem felsigen Grund. Als uns eine Wolke ausgerechnet dort wie aus dem Nichts umhüllt ist klar, wofür die Steinmandl gut sind: Die Sicht reduziert sich von einer Sekunde auf die andere auf etwa 15 Meter und wir schwärmen auf gleicher Höhe zueinander aus, um die nächsten Steinhaufen zu finden. Die Wolke bleibt und wieder peitscht der Regen, aber unsere "Suchkette" und die Steinmandl funktionieren ausgezeichnet. Wenig später blicken wir hinab auf das Rapasalet - allerdings ist nicht furchtbar viel zu sehen.

                      Verglichen mit dem langen Aufstieg gestaltet sich der Abstieg auf dieser Seite leicht. Es geht das erste Stück richtig steil bergab und außer kleinen Felsbrocken und Gras ist nichts im Weg. Wären die Steine trocken und der Starkregen woanders, wäre alles noch viel einfacher und die Aussicht wunderbar. Aber auch so sind wir froh, uns nicht wieder im Weidengestrüpp verfangen zu müssen. Je tiefer wir kommen, desto mehr gewinnt das Gras die Oberhand und schließlich laufen wir auf einem gut sichtbaren, gefluteten Pfad über einen Wiesenhang auf die erste Furt des Tages zu: den Jilajahka.

                      Langsam aber stetig lässt der Regen nach und die Sicht wird besser. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass wir uns aus der Wolkendecke herausarbeiten. Oder damit, dass wir wieder einmal furten dürfen. Jedenfalls endet der Regen, während wir von unten nass werden. Der Jilajahka ist trotz des ergiebigen Gusses klar, laut und schnell, aber nicht übermäßig tief. Fast ist es schwieriger, in die feuchte Schlucht hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf zu steigen.

                      Danach geht es zunächst direkt am Ufer auf gut ausgetretenem Pfad bergab Richtung Baumgrenze. Auf diesem Stück zweigen immer wieder deutliche Pfade nach links (Osten) ab. Diese führen zu Zeltplätzen. Ich bin jeden einzelnen bis zum Ende abgelaufen, aber dazu gleich mehr.

                      Der richtige Pfad führt immer weiter bergab, geradewegs in den lichten Birkenwald hinein. Dabei entfernt sich der Jilajahka zu unserer Rechten immer weiter.

                      An der Baumgrenze zögern wir, weil sich die schematische Darstellung auf der Fjällkartan BD 10 nicht hundertprozentig mit unserer Interpretation des Geländes deckt. Danach müsste sich der Pfad noch oberhalb der Baumgrenze deutlicher vom Fluss Richtung Süden entfernen. Die Wegbeschreibungen in beiden Führern bleiben in diesem Abschnitt vage und helfen angesichts der vielen Pfade nicht weiter. Schließlich muss eine Entscheidung her und wir gehen geradewegs bergab in die grüne Hölle.

                      Was als deutlicher Pfad im lichten Birkenwald beginnt, wird bald zur Spur im zunehmenden Dickicht. Die Zweifel wachsen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Der müsste doch stärker begangen sein, so wie im oberen Teil? Nehmen die übrigen Trekker einen der Abzweige weiter oben? Es dauert nicht lang, bis die Mückenhüte aufgesetzt und die Netze herabgelassen werden müssen. Die Hände sprühen wir ein.

                      Etliche Höhenmeter später stehen wir wenige Meter vom Wasser des Rahpaädno entfernt ratlos im Busch.

                      Nach rechts (Westen) verläuft ein ziemlich verwachsener Pfad in Richtung Jilajahka, dessen Rauschen wir nun wieder gut hören. Dort müsste sich auch irgendwo die verschlossene Skarki-Hütte befinden. Links von uns ist nur hüfthohes Gras zu sehen, das in Schilf übergeht. Das wäre aber unsere Richtung, nur stehen wir hier praktisch schon im Fluss.

                      Also setze ich den Rucksack ab und folge zunächst der Spur Richtung Jilajahka/vermuteter Skarki-Hütte. Ich habe die Hoffnung, dass von dort aus ein Pfad Richtung Osten führt, den wir übersehen haben. Nachdem ich einen kleinen Bach übersprungen und mehrere von Menschenhand quer gelegte Äste überstiegen habe, verliert sich die Spur im dichten Bewuchs. So verwachsen und wenig begangen kann der Pfad doch nicht sein, denke ich. Immerhin handelt es sich bei der Skarki-Hütte um eine verzeichnete, von anderen Trekkern unschwierig gefundene, Wegmarke. Ich drehe um.

                      Inzwischen hat Marc etwas im hohen Gras Richtung Osten - unserer Richtung - entdeckt, was weniger ist, als eine Spur. Hier könnte sich vor zwei Tagen auch eine Elchkuh durchs Gestrüpp zum Wasser geschoben haben. Die Zweifel auf dem richtigen Weg zu sein sind inzwischen so groß, dass wir beschließen wieder zur Baumgrenze aufzusteigen und dort die deutlicheren Pfade nach Osten zu untersuchen.

                      Eineinhalb Stunden kostet uns der Ausflug in die grüne Hölle.

                      Wieder an der Baumgrenze angelangt, zeigt ein Abgleich aus der Vogelperspektive zwischen der Karte und den Teichen entlang des Hauptstroms, dass wir prinzipiell an der richtigen Stelle auf den Rahpaädno gestoßen sind. Nur die Darstellung, dass sich der Weg oberhalb der Baumgrenze so schnell vom Jilajahka löst, entspricht nicht der Gegebenheit.

                      Nochmal auf Verdacht absteigen will keiner und so teilen wir uns auf. Ich laufe die Pfade der Reihe nach ab - bis zurück zur Furtstelle. Alle enden in einem Zeltplatz, meistens mit Feuerstelle. Wer hier also campen möchte, folgt am besten einem dieser Pfade. Die Aussicht ist gerade bei den oberen absolut lohnend und jeder Meter über der Baumgrenze verspricht mehr Wind und weniger Mücken. Dort finde ich auch ein schönes Plätzchen, das ich für uns bereits gedanklich ins Auge fasse.

                      Ich habe bemerkt, dass die Ungewissheit über den weiteren Verlauf meine Mitreisenden frustriert. Nach der langen Tagesetappe vom Vortag verstärkt der Abstecher zum Rapasalet auch die körperliche Erschöpfung, was wiederum auf die Psyche durchschlägt. Ich bin vielleicht ehrgeizig, aber nicht bar jeden Empathievermögens. Dankbar wird mein Vorschlag angenommen, das Zelt aufzuschlagen. Am nächsten Tag wollen wir ausgeruht noch einmal absteigen und uns zur Not durchschlagen, bis wir auf den Pfad treffen.

                      Rückblickend die beste Entscheidung des Tages. Wieder ein Zeltplatz ohne Regen und mit immer besser werdender Aussicht. Der Wegabschnitt durch das Rapasalet sollte seinem Spitznamen "grüne Hölle" am nächsten Tag noch gerecht werden. Wären wir der "Elchkuh" heute gen Osten gefolgt, wäre es mit Sicherheit der längste aller Tage geworden.

                      Erkenntnisse des Tages:

                      1. Der Aufstieg ins Snavvavagge aus Richtung Skarja ist zäh, aber zu bewältigen. Im arktischen Frühjahr oder Spätherbst vermutlich leichter, wenn die Vegetation weniger ausgeprägt ist.

                      2. Der kahle Abstieg Richtung Rapasalet ist vergleichsweise unschwierig. Aus der Gegenrichtung hat man es hier mit einem deutlich steileren Anstieg zu tun -> Trekkingstöcke empfehlenswert für beide Richtungen.

                      3. Die Durchquerung des Hochtals Snavvavagge ist der einfache Part zwischen Auf- und Abstieg (wer hätte es gedacht), die Orientierung ist einfach.

                      4. Wasser zu filtern hat sich für uns als überflüssig erwiesen, seit wir den Padjelantaleden verlassen haben. Dort hatten wir Wasser unterhalb einer Sumpfwiese entnommen.

                      5. Trust your instincts. Really.
                      Zuletzt geändert von LRRP; 27.08.2013, 18:23.
                      kopf-freiheit.blogspot.com

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                        #31
                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                        Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                        Wer die Texte zu lang findet, hat zwei Möglichkeiten: 1. Man springt bis zum Ende des Texts, da gibt es wie immer die Erkenntnisse des Tages als Zusammenfassung/hard facts. 2. Man liest sie nicht. Und nun wünsche ich den geneigten Lesern viel Spaß mit Tag 5.
                        Ich finde den Bericht wirklich interessant zu lesen, wobei ich keinem empfehlen würde, nur die Erkenntnisse des Tages zu lesen. Manche gefallen mir richtig gut, andere sind doch eher subjektiv und machen ohne den Text wenig Sinn. Gerade bei den Erkenntnissen juckt es mich regelmäßig, sie zu kommentieren. So zum Beispiel:

                        Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                        Erkenntnisse des Tages:
                        4. Wasser zu filtern hat sich für uns als überflüssig erwiesen, seit wir den Padjelantaleden verlassen haben.
                        Hätte sich auch schon auf dem Padjelantaleden als überflüssig erwiesen ...

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                        • LRRP
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                          • 05.06.2013
                          • 24
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                          #32
                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                          Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen



                          Hätte sich auch schon auf dem Padjelantaleden als überflüssig erwiesen ...

                          Hallo dingsbums, danke für dein Feedback.

                          Hier muss ich wirklich eine Erläuterung nachschieben, dann macht die Aussage zum Wasserfiltern mehr Sinn:

                          Wir waren ja nur wegen des verpassten Abzweigs länger auf dem Padjelantaleden unterwegs. Das führte dazu, dass wir spontan an einem Bächlein, das aus einer Sumpfwiese herauslief, gezeltet haben. Da wollten wir doch lieber auf Nummer sicher gehen, gerade am Anfang der Tour. Die Aussage ist also nicht generell auf den Padjelantaleden gemünzt, sondern bezieht sich auf die konkreten Verhältnisse an unserer Zeltstelle.

                          EDIT: Bitte lass' es weiter jucken und kommentiere gern. So kann ich noch ein paar Unschärfen beseitigen.

                          EDIT 2: Ich habe es oben geändert, und auch im Blog. Danke.
                          Zuletzt geändert von LRRP; 27.08.2013, 18:46.
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                            #33
                            AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                            Na bitte geht ja doch.

                            Ich habe eine Weile überlegt ob und wie ich auf den gestrigen Beitrag reagieren soll, und ja ich mache es nochmal öffentlich (Da du ja auch öffentlich reagiert hast).
                            Ich habe geschrieben dass ich es schön fände wenn auch ein paar Bilder hier zu finden wären, durchaus auch als Appetitanreger um sich in deinem Blog dann in die volle Ladung zu vertiefen und dann auch die übrigen Infos dort zu lesen.
                            Das wird ja häufiger (Bei Bildern auch von mir) so gemacht, oft auch nur mit einer Art Zusammenfassung des Texts auf der Homepage, das finde ich auch absolut in Ordnung (Damit kann man auch den Pflegeaufwand in Grenzen halten).
                            Das einzige was für mich (und andere) ein NoGo war, war die Tatsache dass du nur den halben Tag im Text hier veröffentlicht hast - Damit hast du den interessierten Leser, der den Zusammenhang nicht verlieren will, aber nicht unbedingt Wert auf Bilder legt, quasi gezwungen deinen Blog zu besuchen und das hat (ob gewollt oder nicht) halt einen faden Beigeschmack.
                            Wie auch immer du zu dem ursprünglichen Entscheid kamst, es ist geändert (Was auch zeigt dass die Kritik so unqualifiziert nicht war) und die Sache damit zum Guten erledigt.

                            Den kompletten Text werde ich mir bei nächster Gelegenheit mit genügend Zeit durchlesen, wäre schade ihn nur zu überfliegen.

                            Gruss
                            Henning
                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                            nur unpassende Kleidung.

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                            • LRRP
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                              • 05.06.2013
                              • 24
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                              #34
                              AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                              Sarek Reisebericht: Tag 6 - Durch das Rapasalet bis kurz vor den Lulep Vássjájågåsj: Auf das Dach der Welt

                              Samstag, 06.07.13: Das Hochfjäll ist fantastisch: Auf sanften Graswellen und flechtenüberzogenen Plateaus genießen wir bei bestem Wetter großartige Aussichten und kommen gut voran. Nach der recht entbehrungsreichen ersten Hälfte der Sarek-Tour belohnt uns der Nationalpark nun mit der schönen Seite des Trekkings. In der ersten Tageshälfte haben wir allerdings noch einige Kilometer durch die grüne Hölle des Rapasalet zurückzulegen und auf noch unbekanntem Weg zum Hochplateau aufzusteigen. Eine Etappe, die die vielseitigste und zweitlängste des Trips werden sollte.

                              Schon der Morgen oberhalb der Baumgrenze verspricht einen überdurchschnittlich schönen Tag: Mit den ersten Sonnenstrahlen im Rapasalet hebt sich die Wolkendecke, hängt wie Zuckerwatte an den Berggipfeln, und löst sich schließlich ab. Abgesehen von einem leichten, kühlen Windhauch ist kein Laut zu hören. Licht und Schatten zaubern ein geräuschloses Duett auf die Landschaft.

                              Eine Nacht kennt der Sarek zu dieser Zeit nicht. Zu weit nördlich liegt er, als dass sich die Sonne so kurz nach Mitsommer hinter den Horizont zurückziehen würde. Um so toller ist das Gefühl, einen Sonnenaufgang mitzuerleben, der eigentlich keiner ist. Selbst die Mücken scheinen noch nicht ganz wach zu sein. Für uns ist es der erste Morgen im Nationalpark, der uns mit Sonnenschein begrüßt.

                              Noch bevor uns die Sonne erreicht, haben wir gefrühstückt und gepackt. Das heitere Wetter steckt an. Wir sind ausgeruht und zuversichtlich, heute die unliebsame Etappe durch das Rapasalet auf jeden Fall hinter uns zu bringen, um dann entlang des Flusses Alep Vássjájågåsj ins Hochfjäll aufzusteigen. Einen kurzen Abstecher in die Schlucht des Jilajahka machen wir noch um die Wasservorräte aufzufüllen, dann geht es los.

                              Nachdem wir gestern herausgefunden hatten, dass die Pfade nach Osten oberhalb der Baumgrenze in Zeltplätzen münden, lässt die Logik des Ausschlussverfahrens nur einen erneuten Abstieg auf dem bereits bekannten Pfad zu. Wir setzen also alles auf die "Elchkuh-Spur" am Ufer des Rahpaädno und wollen die vage Schneise im hohen Gras nahe des Hauptstroms ausprobieren.

                              Und tatsächlich: Nach wenigen Schritten durch das Dickicht ist klar, dass wir uns auf einer äußerst stark verwachsenen Spur befinden. Ein paar Schritte weiter wird die Fährte deutlicher und wechselt im weiteren Verlauf abschnittsweise zwischen einem gut sichtbaren Pfad und einer erahnbaren Schneise. Angesichts des Bewuchses gehen wir davon aus, dass a) zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Sarek-Trekker auf diesem Wegteil unterwegs waren und b) dieser Abzweig bei niedrigerer Vegetation/stärkerer Frequentierung zum August hin wahrscheinlich völlig unproblematisch ist.

                              Die Sonne scheint, aber die stichdichte Regenkleidung will hier keiner ablegen. So aggressiv und vielzählig wie im Rapasalet waren die Mücken zuletzt auf dem Padjelantaleden. Jeder von uns zieht einen Schwarm von etwa 30 Plagegeistern mit sich. Glücklicherweise ist es nur warm, aber nicht heiß. Längst tragen wir wieder die unschönen, gleichwohl praktischen Mückenhüte mit Netz. Die Halbwertszeit von Autan und Anti-Brumm auf unseren Händen können wir unübertrieben mit etwa sieben Minuten angeben. Spätestens nach einer Viertelstunde stören die deutschen Anti-Mückenmittel keinen schwedischen Mosquito mehr.

                              Der Untergrund ist durch den Regen des Vortags und möglicherweise auch durch die unmittelbare Nachbarschaft des Rahpaädno aufgeweicht und an vielen Stellen überschwemmt. Über Wurzeln, feste Grasinseln und an den höher gelegenen Seiten des Pfads kommen wir dennoch einigermaßen trocken durch. Höher als knöcheltief steht das Wasser zu keiner Zeit.

                              Unterwegs kommen wir an drei kleinen Zeltplätzen vorbei, jeweils groß genug für ein Zwei-Personen-Zelt. Uns bleibt es ein Rätsel, wer freiwillig in diesem Gebiet übernachten wollte. Immerhin hätten wir wahrscheinlich auf eine dieser Übernachtungsgelegenheiten zurückgreifen müssen, hätten wir unsere Tour am Vortag fortgesetzt. Gut also, dass es sie gibt.

                              In Ermangelung von Alternativen und im Abgleich mit der Fjällkartan sind wir schnell überzeugt, nun auf dem richtigen Weg zu sein. Wir sehen diesen Abschnitt sportlich als einen, den man eben hinter sich bringen muss, bevor es im wahrsten Sinne wieder bergauf geht. Dass sich die wenigen Kilometer im dichten Grün ziehen würden, war uns schon bei der Routenplanung klar, und wir werden nicht enttäuscht.

                              Richtig verfilzt - und damit das unwegsamste Stück der gesamten Sarek-Tour - ist die inländische Umgehung der vier kleinen Seen. Auf der Fjällkartan teilt sich die schwarz gepunktete Route und umfasst die vier Gewässer entlang des Rahpaädno in einer nördlichen und einer südlichen Umgehung, bevor sich die beiden Pfade danach wieder vereinen. Wir entscheiden uns für die nördliche, weil wir sie für die trockenere halten.

                              Trocken ist sie dann auch. Aber der Boden des schmalen Pfads ist kaum zu sehen und sehr felsig-uneben. Sträucher, junge Bäume und das altbekannte Weidengestrüpp zerren an der Kleidung und den Regenüberzügen der Rucksäcke. Einmal mehr bewähren sich die unverwüstlichen Woodland-Regenhosen, mit denen man ziemlich unbesorgt durch jedes Unterholz brechen kann. Immer wieder müssen wir Zweige zur Seite biegen und darauf achten, die Abstände zueinander groß genug zu halten, damit sie dem Nachfolgenden nicht ins Gesicht schnellen. Hier geht es nur sehr langsam voran, was den Mosquitos genügend Zeit gibt, jeden Zentimeter unbedeckter Haut ins Visier zu nehmen. Das beschränkt sich freilich auf die Hände.

                              Nach den Seen geht es wieder besser voran. Bis zum Alep Vássjájågåsj (im Folgenden "Alep" genannt) sind laut Karte noch vier Flüsse/Bäche zu überqueren. Der erste ist nur ein Bächlein, das wir mit einem Schritt einfach übergehen. Die anderen drei sind bereits an den Berghängen auf ihrem Weg gen Tal abzählbar. Keiner der drei namenlosen Wasserläufe ist zu unserer Reisezeit schwierig zu furten. Sie sind entweder so schmal, dass sie überquert werden können, oder so flach und weit verzweigt, dass auch die Strömung keine Probleme macht.

                              Allerdings erweist sich die Orientierung beim Durchqueren des zweiten Bachs erneut als Herausforderung. Das Bachbett ist über eine Breite von etwa 20 Metern weit verzweigt, immer wieder durchbrochen von gestrüppbewachsenen Inselchen und Geröllhaufen. Schließlich laufen Teile des Bachs in den verfilzten Wald am anderen Ufer, dessen Verlauf deshalb kaum auszumachen ist. Wir waten gute zehn Minuten im Bachlauf auf und ab, bis wir im Unterholz auf der anderen Seite die Fortsetzung der Spur erahnen.

                              Ein letztes Hindernis auf dem Weg zum Alep stellt eine größere Sumpffläche dar. Sie ist etwa 100 Meter breit, mit bräunlichem Sumpfgras bestanden, und ragt soweit in den Wald hinein, dass eine Umgehung umständlicher erscheint, als die Durchquerung. Unterbrochen wird sie von einer kleinen birkenbestandenen Erhebung in der Mitte. Die peilen wir als Zwischenziel an. Wo es auf der anderen Seite weitergeht, ist noch völlig unklar.

                              Unklar ist auch, wie tief der Morast ist. Aus reiner Bequemlichkeit trage ich seit den letzten zwei, drei Kilometern mit den vielen Bachläufen die Crocs-Neoprensocken-Kombination und bin damit am besten als "Sumpf-Scout" gerüstet. Auf dem Weg zur "Birkeninsel" sinken wir maximal bis kurz über den Knöchel ein. Ich nehme an, dass zu einer Zeit mit weniger Regen auch diese Stelle fast trocken durchlaufen werden kann.

                              Auf der Erhebung angekommen, finden wir ein X gezimmert aus verblichenen Holzplanken. Aus einer Eingebung heraus (wir sind auf "dem Pfad") benutze ich es als Peilungshilfe, blicke geradewegs hindurch auf den 50 Meter gegenüberliegenden Waldrand und präge mir die Stelle ein. Wenn sich dort kein Pfad befindet, steht uns wieder das langwierige Absuchen des Unterholzes bevor. Nur diesmal auf einer deutlich breiteren Fläche.

                              Wenn es so etwas wie den "Pfad-Gott" gibt, dann ist er uns gnädig. Genau an der angepeilten Stelle taucht das Weglein wieder auf, das wir erst aus fünf Metern Entfernung erkennen. Kurz darauf furten wir erst den einen Arm des Aleps, drei Minuten später den zweiten. Hier verlassen wir die "Hauptroute" durch den Sarek und steigen entlang des Flussufers zum Hochfjäll auf. Es ist 13:30 Uhr.

                              Anfangs laufen wir unmittelbar am Wasser im Bachbett, dann stoßen wir auf eine Fährte, die uns bis zu einem kleinen Wasserfall am östlichen Ufer des Aleps entlang nach oben führt. Der breite Fluss hat sich bis hierher in einer Schlucht verengt. Eineinhalb Stunden sind vergangen, ein winziges Steinmandl zeugt davon, dass auch andere Menschen diesen Weg genommen haben. Wir folgen ihm vom Fluss weg den steilen Hang empor. Auch hier würde ich nicht wetten, dass mehr als 20 Trekker im Jahr diesen Weg, der eigentlich keiner ist, nehmen.

                              20 steile Minuten nach dem Wasserfall haben wir die Baumgrenze erreicht. Damit haben wir für den Aufstieg am Alep knapp zwei Stunden gebraucht. Zeit für eine Rast.

                              Weiter geht es weglos entlang der Flanke, den Beginn des Rapadalen zu Füßen. Rückblickend wäre es wahrscheinlich bequemer gewesen, noch ein paar Meter höher aufzusteigen und dafür einigermaßen eben zu laufen. So treffen wir auf einige Blockfelder, die wir teilweise umgehen, teilweise überqueren. Der Ausblick ist wunderbar. Nur sind wir schon wieder einige Zeit unterwegs und das Wasser geht zur Neige. Seit unserem Aufbruch haben wir nichts nachgefüllt, darauf haben wir im Tal bewusst verzichtet. Jetzt schwappen die letzten Schlucke in den Faltflaschen.

                              Nach den Blockfeldern wird es ebener und bald laufen wir auf Bodenflechten und Gras. Wieder machen wir eine Pause und trinken die letzten Tropfen. Auf der Karte ist der nächste Wasserlauf noch ein gutes Stück entfernt, aber dort sind nur Bäche ab einer bestimmten Größe aufwärts verzeichnet. Tatsächlich treffen wir kurz nachdem wir weitergehen in einer felsigen Rinne auf einen klaren Rinnsal, der alle unsere Flaschen wieder füllt.

                              Von oben sehen wir deutlich die Renvaktarstuga (eine kleine, auf der Karte verzeichnete Hütte weiter unten am Hang) und den grasigen Rücken, über den nach einigen Forenberichten gewöhnlich der Auf- bzw. Abstieg verläuft. Tatsächlich sehen wir dort wenig später aus der Ferne Trekkinggruppen laufen und ein Zeltlager.

                              Den zweiten Bach weit oberhalb der Renvaktarstuga überqueren wir auf einer rutschigen Schneebrücke. Nach Sumpf, Wasser und Fels wieder etwas Neues. Es ist bereits 17:20 Uhr und wir beschließen, auf der anderen Seite noch ein paar Meter zu gehen, und dann zu zelten. Auf der Suche nach dem optimalsten Platz legen wir die Rucksäcke ab und laufen immer weiter hinauf über weitläufige Grasterassen ins Hochfjäll. Die Dimensionen dieser weiten, kargen Landschaft sind einfach atemberaubend. Ich möchte am liebsten immer weiter laufen, es ist wie ein Sog.

                              Schließlich finden wir einen Platz weit oberhalb des Rapadalen, außer Sichtweite und fernab aller Pfade. Ich hatte schon ein paar Male das Glück, das Gefühl haben zu dürfen, auf dem Dach der Welt zu stehen. Aber noch nie war es so groß wie hier (das Dach).

                              Und dann macht uns der Sarek noch ein großes Geschenk: Zum ersten Mal zelten wir 100 Prozent mückenfrei und das Innenzelt kann offen bleiben. Was für ein Tag!


                              Erkenntnisse des Tages:

                              1. Ich reihe mich geläutert in die Riege derer ein, die deutsche Anti-Mückenmittel in Schweden für wirkungslos halten. Wir können dies aus eigener Erfahrung für Autan und Anti-Brumm Forte sagen. Nach einer Viertelstunde war die abschreckende Wirkung dahin.

                              2. Harter Schutz schlägt jede Imprägnierung. Mückenhüte und -netze sind hässlich, kann ich aber nur wärmstens empfehlen. Besonders im Hinblick auf Erkenntnis 1.

                              3. Einmal mehr zeigt sich, welchen Einfluss das Wetter auf das Anstrengungsempfinden hat. Obwohl der Tag der zweitlängste der Tour und sicher ebenfalls fordernd war, erscheint er mir bis heute als einer der schönsten. Hätten wir uns bei Regenwetter durch das Rapasalet und den Alep hinauf prügeln müssen, wäre die Stimmungslage sicher deutlich anders ausgefallen.

                              4. Wir sind weiterhin auf "dem Pfad". Selbst der unsichere Abstecher ins Rapasalet vom Vortag hatte seine Richtigkeit, indem er uns vor dem Weitergehen und damit vor einem Notcamping im Tal bewahrt hat. Ausgeruht konnten wir den unliebsamen Abschnitt so an einem Stück hinter uns bringen.
                              Zuletzt geändert von LRRP; 01.09.2013, 16:41.
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                                #35
                                AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                Sarek Reisebericht: Tag 7 - Lulep Vássjájågåsj bis kurz vor den Skierffe: Ein Tag im Hochfjäll

                                Sonntag, 07.07.13: Eine Woche sind wir nun unterwegs, schlafen im Zelt, leben aus dem Rucksack. Heute wollen wir es über das Hochfjäll bis kurz vor den Skierffe schaffen. Der markante Berg mit dem etwa 700 Meter tiefen Steilabbruch ins Rapadalen ist das oft fotografierte Wahrzeichen des Sareks und leicht vom dahinter liegenden, viel begangenen Weitwanderweg Kungsleden zu erreichen. Für uns bedeutet die Landmarke, dass die Grenze des Nationalparks, und damit das Ende der Zeit im Sarek, näher rückt. Als hätte er's gewusst, verwöhnt uns der Pfad-Gott an diesem Tag noch einmal mit einer fast vollständig weglosen, abenteuerlichen Etappe.

                                Es ist einer der klassischen Waschküchen-Morgen im Sarek. Nur, dass wir dieses Mal über dem Bodennebel und unter den Hochwolken erwachen. Hier und dort bricht die Sonne durch und garniert das Wolken-Sandwich mit ein paar Glanzpunkten auf den Gipfeln. Ein geräuschloser, unsichtbarer Sog zieht Kilometer entfernt einen Wolkenstrom die Schlucht des Alep Vássjájågåsj hinauf.

                                Ich gehe die wenigen Meter von unserem Zeltplatz auf der Hochebene hinüber zum namenlosen Fluss, den wir am Vortag über eine Schneebrücke gequert haben. Es ist angenehm kühl, aber nicht kalt. Ein ganz leichter Wind geht und als ich in den breiten Graben zum Wasser hinabsteige, verebbt er ganz. Gestern Abend haben wir die mückenfreie Gegend genutzt um uns gründlich zu waschen und ich habe ein Experiment gestartet. Jetzt will ich sehen, was daraus geworden ist.

                                Schnell erkenne ich das kleine Steinmandl am anderen Ufer wieder. Wenige Schritte über die Steine im Wasser auf die Markierung zu, und ich stehe vor der "Gebirgswaschmaschine".

                                In einem Forum hatte ich vor der Tour gelesen, dass man Kleidung unterwegs völlig ohne Outdoorseife und andere Zusätze reinigen könne. Dazu solle man sie einfach über Nacht in einen klaren, kalten Gebirgsbach legen. Eine ziemlich bequeme Sache. Die Vorstellung fand ich so interessant, dass mein verschwitztes Synthetik-Kompressionsshirt mit einem Stein beschwert eine Nacht im eiskalten Fluss verbringen durfte.

                                Das Ergebnis begeistert: Das Hemd ist porentief gereinigt, von jedem Schweißgeruch befreit und riecht absolut frisch - eben wie aus der Waschmaschine. Eine Empfehlung, die ich also nur weitergeben kann. Es kommt zum Trocknen an den Rucksack und wir brechen auf.

                                Die Schlucht des Lulep Vássjájågåsj (im Folgenden "Lulep" genannt) ist schon vom Zeltplatz aus sichtbar und über die ebene Grasfläche innerhalb von 20 Minuten leicht zu erreichen. Zerklüfteter und steiler ist der gegenüberliegende Hang, aber dennoch unschwierig zu erklimmen.

                                Der Lulep ist einer der tieferen Flüsse, aber klar und nicht besonders schnell fließend. Daher stellt die Furt für uns Anfang Juli - abgesehen von ein paar kippeligen Steinen unter Wasser - keine besondere Herausforderung dar. Eine angenehme Erfrischung am Morgen, auch wenn die Mosquitos sich in dem windgeschützten Einschnitt ebenfalls sehr wohl fühlen. Ich verzichte deshalb auf die Neoprensocken, was der Lulep zum Anlass nimmt mich daran zu erinnern, dass Gebirgsbäche KALT sind.

                                Nach dem Aufstieg auf der anderen Seite stoßen wir auf ein ausgedehntes, wasserdurchströmtes Weidenfeld. Für Fjällkartan BD 10-Besitzer: Es liegt zwischen dem Lulep und dem felsigen Sattel unmittelbar nordöstlich der Höhe 1112. Wir umgehen es in einem Rechtsbogen (also südlich). Dabei halten wir uns auf einem schmalen Grasstreifen entlang des steilen Einschnitts, durch den der namenlose Fluss vom Rådnik in den Lulep fließt. Der Fluss selbst lässt sich unmittelbar vor dem Sattel trockenen Fußes überqueren. Hier finden wir auch ein paar Steinmandl.

                                Vom Sattel aus geht es weiter weglos über eine grasige Fläche, die stellenweise mit knöchelhohen Weiden bestanden ist. Gelegentlich sind kleinere Bachläufe zu überqueren und sumpfige Senken zu umgehen. Hier verlaufen zahlreiche Wildspuren, denen wir abschnittsweise folgen, wenn sie mit unserer Laufrichtung übereinstimmen. Spätestens heute merke ich, dass die verkümmerte Wildnis-Routine wieder da ist, und ich das Gelände wieder ganz instinktiv zu lesen weiß. Als nächste Wegmarke peilen wir den vor uns liegenden Berg Suorkitjahkka an.

                                In den Führern wird empfohlen, durch den Einschnitt zwischen dem Suorkitjahkka und der Höhe 1078 zu laufen. Wir entscheiden uns in einem Anflug von Kopffreiheit, den Suorkitjahkka nördlich zu umgehen.

                                Bevor wir aber den Berg erreichen, treffen wir auf etwa 1140 Höhenmetern auf den Buovdajagasj. Zu anderen Zeiten soll der Fluss im Tal gelegentlich brusttief sein, und damit ein ernsthaftes Hindernis darstellen. Hier oben präsentiert er sich zunächst als weißes Band.

                                Wir sehen, dass der Fluss bergab unweit unseres Standorts unter der gefrorenen Oberfläche hervortritt. Wie dick sie ist, wissen wir nicht. Ein gutes Stück oberhalb einiger Risse entscheide ich mich für eine Überquerung. Wie zuvor gehen wir nacheinander. Der Nächste startet erst, wenn der Vordermann das Eis überquert hat und hält sich auf dessen Fußspuren. Sicher ist sicher. Auch wenn der Skierffe bald in Sicht kommen müsste, sind wir noch zu weit von der Zivilisation entfernt, als dass wir jetzt leichtsinnig werden sollten.

                                Leise höre ich das Gurgeln des Flusses unter meinen Füßen, aber das Eis ist fest und hält. Wie massiv die Oberfläche tatsächlich (noch) ist, zeigt sich erst auf der anderen Seite: weit über einen Meter dick.

                                Nach einer kurzen Rast im Windschutz des Bachbetts traben wir gut gelaunt weiter Richtung Suorkitjahkka. Das Gelände ist weiter grasig und eben, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es spricht nichts dagegen, den Berg nördlich zu umrunden. Spätestens jetzt weicht die unterschwellige Anspannung der vergangenen Tage der Gewissheit, dass wir rechtzeitig in Saltoluokta eintreffen werden. Nichts kann uns aufhalten.

                                Kurz vor der Senke zwischen dem Ausläufer des Niehter im Norden und dem Suorkitjahkka im Süden werden aus Steinen Felsen, aus Felsen Brocken und aus Brocken Blöcke. Es bleibt aber leicht, auf etwa 1080 Höhenmetern zwischen ihnen hindurch zu gehen.

                                Und dann endlich ist es soweit: Der majestätisch über den Zugang zum Sarek wachende Skierffe kommt in Sicht. Zeit für eine windgeschützte Rast mit Aussicht.

                                Da wir nördlich um den Suorkitjahkka herumgegangen sind, laufen wir zunächst oberhalb des namenlosen Seitenarms, der weiter unten auf den vom Berg Niehter kommenden Fluss trifft. Die Flanke ist mit Felsblöcken übersät, aber noch gut zu begehen. Rechter Hand (im Süden) öffnet sich das Rapadalen in seiner ganzen Pracht mit Blick auf den freistehenden Nammasj.

                                Und dann taucht doch noch eine Barriere auf.

                                Die Schlucht des "Niehter-Flusses" ist um Einiges imposanter als gedacht. Angesichts der glatten Felswände auf der anderen Seite ziehe ich erst einmal die Karte zu Rate. Schnell ist aber klar, dass wir wohl noch etwas stromaufwärts gehen müssen um eine furtbare Stelle zu finden. Schließlich stoßen wir am oberen Rand auf ein Steinmandl, dann auf ein weiteres. Offenbar verläuft hier eine markierte Route, die wir bislang nicht getroffen haben.

                                Weitere Hilfe in Form von unnatürlichen Steinhäufchen gibt es in unserer Richtung nicht - zumindest sehen wir keine weiteren. Das macht aber auch nichts, denn mittlerweile haben wir auf etwa 1070-1090 Höhenmetern eine Stelle entdeckt, die man zumindest von dieser Seite erreichen, und auf der anderen Seite wieder empor steigen kann.

                                Beim Näherkommen wächst die Hoffnung, dass wir den Fluss über einige Steine unterhalb eines kleinen Wasserfalls trockenen Fußes überqueren können. Den anderen beiden gelingt das auch. Ich rutsche gleich vom zweiten Stein ab und wässere erst einen Schuh, und dann, weil das Gleichgewicht eh dahin ist, auch den Zweiten. Glücklicherweise läuft das Wasser wegen der Regenhose in den wenigen Sekunden nicht oben rein. Und so bleibt es bei einer feuchten rechten Socke, als sich das Wasser bei den nächsten Schritten an Land etwas durch das Leder drückt.

                                Der Aufstieg aus der Schlucht hoch zur Flanke des Gierdogiesjtjahkka ist sehr steil und einmal mehr sind wir für die Trekkingstöcke dankbar. Im Wechsel zwischen Geröllfeldern und grasigen Abschnitten steigen wir nach oben und wenden uns dann nach Süden, Richtung Rapadalen, um den Gierdogiesjtjahkka zu umrunden.

                                Wieder lassen wir uns vom "Pfad-Gott" (oder dem eigenen Spur-Instinkt) leiten und laufen auf großen Steinterassen entlang des blockigen Hangs durch das verschachtelte Felsenmeer. Mit jedem Meter rückt das Rapadalen wieder in den Blick und schließlich taucht auch der Skierffe wieder auf. Näher gerückt ist er schon, aber immer noch ein gutes Stück entfernt. Die gewaltigen Dimensionen dieser Landschaft können leicht dazu führen, die tatsächlichen Distanzen zu unterschätzen.

                                Der Hang zieht sich und der Wind hat inzwischen soweit aufgefrischt, dass unsere Regenüberzüge flattern, wenn wir stehenbleiben und uns umdrehen. Gut, dass er von hinten kommt. Richtig würdigen können wir den Ausblick von hier trotzdem nicht, da wir ständig darauf achten müssen, wo wir hintreten. Die Steinterassen enden nach dem ersten Drittel. Von jetzt an wird es etwas mühsamer, zwischen den Blöcken hindurch zu kommen und in etwa die Höhe zu halten.

                                Immerhin haben wir schon die grüne Hochebene vor dem Skierffe im Blick, das Ende unserer heutigen Etappe. Als die Steine immer weiter zusammenrücken taucht plötzlich ein Steinmandl auf. Und schon sehen wir das nächste. Und das nächste.

                                Es dauert nicht lang, und schon wird aus dem Steinmandl-Pfad ein tatsächlicher, der auf dem immer grasigeren Boden zum Hochplateau hinab führt. Wenn man aus Richtung Skierffe kommt, hat man es wegen des deutlicheren Einstiegs wahrscheinlich leichter, den Gierdogiesjtjahkka auf einer markierten Route zu passieren. Uns blieb das Vergnügen weitestgehend erspart.

                                Schnell löst sich der Pfad auf der weiten Ebene wieder auf. Wir laufen noch ein paar hundert Meter, dann treffen wir auf einen kleinen Bach, der in einen Teich mündet. Hier schlagen wir unser Zelt auf. Der Wind ist so stark wie nie zuvor und wird es bis zum nächsten Morgen bleiben. Allerdings beschert uns das auch die zweite komplett mückenfreie Nacht im Sarek, worüber wir nicht traurig sind.

                                Wir holen Wasser, kochen, sitzen noch einen Moment zusammen und schlafen schließlich wohlig erschöpft nach einer tollen Tagesetappe ein. Draußen beschenkt uns der Sarek zur letzten "Nacht" mit einem Blick auf das dramatische Spiel seiner Lieblingselemente - Licht, Wind und Wasser - in seinem Inneren. Ein bisschen wehmütig blicke ich schon jetzt zurück auf die Reise in einem Teil der Welt, der weder Mobilfunk noch Kondensstreifen kennt.

                                Erkenntnisse des Tages:

                                1. Durch das Hochfjäll zu laufen ist eine echte Alternative zum Pfad durch das Rapadalen. Für uns stellte sich diese weglose Option nicht nur als insgesamt leicht begehbar heraus, sondern bescherte uns auch tolle Weitblicke, wie sie im Tal nicht möglich gewesen wären. Bei niedriger Wolkendecke ist die Orientierung allerdings sicher deutlich schwieriger und die Ausblicke entfallen auch.

                                2. Möglicherweise gibt es eine sporadisch markierte Route über die Hochebene. Wir sind nur an Engstellen wie Sättel und Furtstellen auf sie gestoßen, konnten aber manchmal von dort aus einen weiteren Verlauf entgegen unserer Laufrichtung ausmachen.

                                3. Feuchte Schuhe sind besser als nasse. Ein Loblied auf Regenhosen, die Schuhe für entscheidende Sekunden vor dem Volllaufen bewahren.

                                4. Die "Gebirgswaschmaschine" (stinkende Wäsche über Nacht in einen eiskalten Gebirgsbach legen) funktioniert tadellos.

                                5. Kopffreiheit Olé. In der Weite des Hochfjälls fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser. Lieber würde ich dort ein paar Tage mehr trekken und dafür die verfilzten Täler meiden. Sollte es mich noch einmal in den Nationalpark verschlagen, wird es definitiv eine Hochtour.
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                                • LRRP
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                                  • 05.06.2013
                                  • 24
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                                  #36
                                  AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                  Sarek Reisebericht: Tag 8 - Vom Skierffe über den Kungsleden zum Sitojaure: Auf dem Trekking-Highway

                                  Montag, 08.07.13: Mit den vergangenen zwei Tagen im Hochfjäll hat der Sarek den unfreundlich nassen Einstieg der Tour wieder gut gemacht. Jetzt trennt uns nur noch der Skierffe vom Weitwanderweg Kungsleden. Auf dieser Seite haben wir die totale Abgeschiedenheit erlebt, auf der anderen Seite erwartet uns vergleichsweise viel Trekkingbetrieb auf einem ausgetretenen Pfad. Keine verlockende Aussicht. Zum Ende dieser Etappe kommt uns die gute Infrastruktur des "Königswegs" aber doch noch gelegen.

                                  Am Morgen fegt der Wind unablässig über die Hochebene. Tatsächlich ist er so stark, dass wir erst das Innenzelt abbauen und dann im deutlich vergrößerten Innenraum packen und frühstücken. Erst als alles in den Rucksäcken verstaut ist, brechen wir den Rest des Zeltes ab. Windig war es die ganze Nacht, gelegentlich mit Sprühregen. Bemerkenswerter aber ist der Temperatursturz, der uns kurz vor dem Start etwas frösteln lässt. Aber kein Problem. Wir werden uns schon warmlaufen.

                                  Wie schon einige Male zuvor erreicht uns auch jetzt ein feiner Sprühnebel, der von einem weiter entfernten Regenguss im Sarek herüberweht. Wie ein versöhnlicher Abschiedsgruß wirkt der Regenbogen hinter uns, als wir die Hochebene überqueren und dem Sattel des Skierffe entgegensteigen.

                                  Der Weg hinauf zum Sattel ist einfach. In Serpentinen laufen wir auf Grasflächen zwischen kniehohen Weidenflächen hindurch. Es wird felsiger, ein paar Steinmandl sind zu sehen und weisen uns die letzten Meter durch vollends felsiges Terrain zum Rücken des Skierffe.

                                  Schnell stellen wir dort fest, dass die Steinhaufen keine große Hilfe mehr sind: Zerklüftet, aber nicht besonders steil, liegt die Rückseite des Bergs vor uns - und übersät mit Steinmandln. Hier scheint jeder Trekker seinen eigenen Aufstieg markiert zu haben. Wir gehen noch ein paar Meter auf dem Sattel weiter und legen die Rucksäcke ab. Für den kleinen Abstecher zum Gipfel wollen wir schnell und leicht unterwegs sein.

                                  Es ist grundsätzlich möglich, auf fast jedem x-beliebigen Weg über die Felsen aufzusteigen. Wer auf dem Hauptpfad zum Kliff des Skierffe gehen möchte, sollte zuerst das "Hauptsteinmandl" auf dem Sattel finden. Vom Kungsleden kommend kann man den spitz aufragenden Felssplitter auf einem großen Steinhaufen eigentlich nicht verfehlen. Von ihm geht der Hauptpfad aus. Wir finden ihn und folgen ihm. Rechts von uns versucht sich ein Trekker-Pärchen auf einer anderen Route. Es dreht aber bald um, weil die beiden den kräftigen Böen auf der Westflanke ausgesetzt sind, und es nicht so recht vorangehen mag.

                                  Oben ist der Wind extrem und wir nähern uns der Abbruchkante vorsichtig. Etwa 700 Meter geht es hier senkrecht nach unten ins Rapadalen. Das weitläufige Flussdelta präsentiert sich schillernd wie ein ausgelaufener Wasserfarbmalkasten. Es wäre schön, wenn uns etwas Sonne geschenkt worden wäre, aber auch so ist die Aussicht grandios und dramatisch im fahlen Licht unter den dunklen Regenwolken. Wir sind allein hier oben und bleiben es auch.

                                  Pünktlich zum Ende der ausgiebigen Foto-Session verabschiedet sich mein Akku und wir steigen zügig zu unseren Rucksäcken ab. Der feuchte Wind hat uns alle etwas ausgekühlt. Wer eher in gedeckten Farben unterwegs ist, und seinen Rucksack abseits des Hauptpfads ablegt (so wie wir), ist gut beraten, sein mobiles Zuhause farbig zu markieren, damit man es beim Abstieg leichter sieht.

                                  Wir lassen den Skierffe hinter uns und laufen oberhalb des Laitaure auf einem gut sichtbaren und mit Steinmandln gepflasterten Pfad dem Kungsleden entgegen. Ein unscheinbares Schildchen, verbogen und kaum größer als sechs aneinandergereihte Streichholzschachteln, markiert die Sarek-Grenze. Jetzt sind wir also raus.

                                  Kurz bevor wir den Kungsleden erreichen, haben wir noch eine seltsame Begegnung. Etwa einhundert Meter vor uns landet ein Hubschrauber und setzt drei äußerst durchtrainierte Männer in engen, schwarzen Under Armour Shirts und ebenso schwarzen BDU-Hosen ab.

                                  Die Borsten-Haarschnitte, militärische Bergans Powerframe Rucksäcke, Oakley Assault Boots und ballistischen Sonnenbrillen legen den Verdacht nahe, dass die Jungs wohl zu einer Durchschlagübung in den Sarek aufbrechen. Gut, wir sehen nicht viel anders aus. Man erkennt sich, mustert sich, grüßt sich, und zieht weiter. Wenige Minuten später treffen wir auf den Kungsleden.

                                  Der Weitwanderweg ist breit, oft mehrspurig, aber dennoch nicht immer leicht zu begehen. Durch den regen Verkehr ist der Pfad ausgetreten und die Steine sind freigespült, sodass man fast bequemer neben dem Weg läuft. Auf jeden Fall sollte man auch hier ein wenig Aufmerksamkeit darauf verwenden, wo man seine Füße hinsetzt. Wir schwenken nach Norden und laufen über weite, kahle Flächen dem Sitojaure-See entgegen.

                                  Seltsamerweise empfinden wir die Landschaft nun gar nicht mehr als so reizvoll. Vielleicht, weil wir uns satt gesehen haben. Vielleicht, weil wir spektakulärere Bilder der vergangenen Tage im Kopf haben. Vielleicht aber auch, weil wir alle drei das Gefühl teilen, nun auf einer anspruchslosen Autobahn unterwegs zu sein. Es dauert nicht lang, und wir begegnen einem norwegischen Pärchen mit Hund. Später sehen und überholen wir größere Trekking-Gruppen. Dieser Weg hat fast nur noch den Zweck uns nach Hause zu bringen.

                                  Der beständige Rückenwind macht das Gehen einfacher und einige Zeit später tut sich der Sitojaure vor uns auf. Bevor wir ihn erreichen müssen wir aber die karge Hochebene verlassen und noch ein gutes Stück des bekannten, sumpfigen Birkendschungels durchqueren. Auf dem Kungsleden geschieht dies auf Holzplanken und so kommen wir hier bizarrer Weise noch schneller voran, als auf dem steinigen Pfad.

                                  Schließlich erreichen wir den See, von dem wir wissen, dass man ihn mit einem Ruderboot oder per herbeigerufenem Motorboot überqueren kann. Zum Ende dieser Etappe ist keinem nach Rudern zumute, und geplant hatten wir es sowieso nicht. Der in verschiedenen Reiseberichten beschriebene Fahnenmast mit dem weißen Container ist nicht zu übersehen. Hisst man ihn, soll ein Motorboot kommen.

                                  Der Pfahl ist umgeben von ebenso hohen Birken. Uns ist bis heute nicht klar, wie der weiße Container von irgendwo gesehen werden soll. Ich vermute vielmehr, dass durch das Hinaufziehen ein Signalgeber im Mast aktiviert wird. Wie auch immer: Wir probieren unser Glück und gehen zum Steg.

                                  Dort angekommen, sehen wir ein Ruderboot. Für jemanden, der es benutzen möchte, bedeutet das Folgendes: Heute ist kein guter Tag.

                                  Liegt an diesem Ufer nur ein Ruderboot, liegen am anderen Ufer zwei. Man müsste also einmal mit diesem Boot übersetzen, eines der beiden anderen ins Schlepptau nehmen, mit ihm zurückkehren, es hier befestigen und im eigenen Boot ein weiteres Mal auf die andere Seite paddeln. Also dreimal über den See. Nur so ist sichergestellt, dass an diesem Ufer weiter ein Ruderboot verfügbar ist.

                                  Der See ist riesig. Man fährt nicht einfach in einer geraden Linie rüber (was auch schon weit wäre), sondern einen guten Teil in der Längsrichtung. Ich wünsche keinem Trekker, der darauf angewiesen ist, an seinem Ufer nur ein Boot vorzufinden. Selbst einmal rüberzurudern ist eine Aufgabe. Gerade, wenn man schon den halben Tag unterwegs war.

                                  Weil ich dem gehissten Container als Signal allein nicht Vertrauen mag, stelle ich zusätzlich den Rucksack gut sichtbar auf das Stegende. Eine Stunde wollen wir warten. Dann können wir immer noch unser Glück mit dem Handy versuchen, oder zelten eben hier.

                                  In der Ferne fährt ein kleines Motorboot vorbei zur zwei Kilometer entfernten Samensiedlung. Zwanzig Minuten vergehen, und Marc hat sich gerade ein Süppchen gekocht, als das Motorboot wieder auftaucht und auf uns zuhält. Der Container-Trick funktioniert.

                                  Selbst mit dem Motorboot brauchen wir für eine Überquerung zur Sitojaurestugorna (einer Kungsleden-Unterkunft) gute 20 Minuten. Dort liegen die anderen Ruderboote. Wer die vier Kilometer rudern muss/möchte, kann das ja mal auf die eigene Muskelkraft hochrechnen. Wir zahlen dem freundlichen Mann mit dem gelben Gehörschutz 200 SEK (23 EUR) pro Person für die unromantische, gleichwohl bequeme Variante. Marc isst die Suppe während der Fahrt.

                                  Bequem wird dann auch das vorzeitige Ende der Etappe. Spontan entschließen wir uns, das Zelt im Rucksack zu lassen und für die Nacht in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure einzukehren. Wir entdecken also doch noch den Charme des relativ unstrapaziösen Kungsledens. Für unermäßigte 395 SEK (ca. 45 EUR) pro Person bekommen wir ein Vier-Bett-Zimmer. Hier draußen gilt: Nur Bares ist Wahres. Kreditkarten werden nicht akzeptiert.

                                  Keiner von uns ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass uns die unruhigste Nacht der gesamten Reise bevorsteht.

                                  Erkenntnisse des Tages:

                                  1. Der Kungsleden verläuft auf der Etappe Skierffe-Sitojaure weitgehend über karge Ebenen. Einen natürlichen Wetterschutz gibt es nicht. Sumpfflächen gibt es nur in der Niederung vor dem Sitojaure. Sie sind unschwierig über Plankenstege zu überqueren.

                                  2. Die Fahrt mit dem Motorboot über den Sitojaure (20-25 Minuten) ist eine echte Entlastung. Besonders, wenn alternativ dreimal Rudern á vier Kilometer nötig sein sollte. Wir zahlen im Juli 2013 200 SEK (23 EUR) pro Person.

                                  3. Der Container am Fahnenmast funktioniert als Signalgeber für das Motorboot - wie auch immer. Wer ganz sicher gehen möchte, ruft an: Erik Ivar Kallok, 070-274 72 63. Auch von den Aktse-Hütten aus soll das möglich sein. Ansonsten gibt es immer noch die Ruderboote.

                                  4. Eine Hütten-Übernachtung in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure kostet im Juli 2013 unermäßigt 395 SEK (ca. 45 EUR) pro Person. Dafür bekommt man ein Bett mit Bettbezügen, Kopfkissen und Decke. Die Nutzung der Gemeinschaftsküche (inklusive der Gasherde) ist im Preis inbegriffen. Wohl dem, der genügend Bargeld dabei hat. Kreditkarten werden nicht akzeptiert.
                                  Zuletzt geändert von LRRP; 05.09.2013, 11:48.
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                                  • 4jahreszeitencamper
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                                    • 05.09.2013
                                    • 53
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                    Uhhh, da kommen schöne Erinnerungen auf. Klingt nach einer super Tour!

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                                      #38
                                      AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                      "Ich setze darauf, dass die große schweigende Mehrheit soweit entspannt ist. Für die mache ich mir die Mühe."

                                      So ist es. Danke für den Bericht!

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                                        • 15.03.2013
                                        • 54
                                        • Privat

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                                        AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                        Toller Bericht! Schade das die grandiosen Fotos hier nicht mit auftauchen.
                                        Die Idee mit dem 3D Flug finde Ich allerdings grandios!

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                                        • LRRP
                                          Anfänger im Forum
                                          • 05.06.2013
                                          • 24
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                                          #40
                                          AW: [SE] Sarek-Tour 2013 Reisebericht Ritsem-Kisuris-Skarja-Skierffe-Saltoluokta

                                          Sarek Reisebericht: Tag 9 - Sitojaure bis Saltoluokta: 20-Kilometer-Endspurt

                                          Bericht mit Bildern wie immer auf kopf-freiheit.blogspot.com

                                          Dienstag, 09.07.13: Feste Wände und ein richtiges Dach über dem Kopf sind keine Garanten für einen erholsamen Schlaf. Das ist die Erkenntnis der vergangenen Nacht in der Sitojaurestugorna/Fjällstuga Sitojaure. Von der nächtlichen Mückenjagd gezeichnet starten wir die letzte Etappe zur Fjällstation Saltoluokta. 20 Kilometer auf dem Kungsleden, die sich zum Ende noch zu einem Gewaltmarsch auswachsen sollten.


                                          Zeltwände sind dünn und vermitteln verglichen mit einem Holzhaus mit Türen und Fenstern eher ein virtuelles Gefühl von Geborgenheit. Allerdings ist das tragbare Heim räumlich recht überschaubar. Und man hat es selbst in der Hand, wie gewissenhaft man mit dem Mosquito-Schutz des Innenzelts umgeht. Wir sind in den vergangenen Tagen äußerst konsequent gewesen, weshalb sich keine einzige Mücke in unsere "Green Zone" verirrt hatte.

                                          In einer Fjällstuga verhält sich das anders.

                                          Mit Handylicht und Schuh in der Hand haben wir die vergangene Nacht verbracht. Naja, vielleicht nicht die ganze Nacht. Aber in jedem Fall eine ganze Zeit. Im bläulichen Schein des Mobiltelefons erlegen wir weit über 20 Mücken, doch das Tinnitus-artige Summen bleibt. Schnell vermuten wir, dass es eine unentdeckte Öffnung geben muss, die weitere Blutsauger in den Raum spuckt.

                                          Ich übe mich schließlich im defensiven Höhlenbau mit der Bettdecke, Marc lockt die hochfrequenten Quälgeister mit seinem unbedeckten Arm und schlägt zu, sobald sie sich setzen. Irgendwann, in jedem Fall aber viel zu spät, übermannt uns dann doch die Müdigkeit.

                                          Der Kontrollverlust über das eigene Wohl und Wehe hatte aber schon früher eingesetzt. Nach dem Abendessen war ich früh zu Bett gegangen, während Daniela und Marc noch eine Weile zum Kniffeln im Gemeinschaftsraum blieben. Weil dort ein schwedischer Familienvater den mitgebrachten Fisch mit Inbrunst briet, löste der fettige Dunst alsbald den Feueralarm aus. Ich war wieder wach.

                                          Man behalf sich schnell und lüftete nach innen, in den Flur zu den Unterkünften. Nach wenigen Minuten löste die Aktion konsequenterweise auch dort den Brandmelder aus. Alter Schwede. Der Bratende blieb pragmatisch und entfernte kurzer Hand die Batterien aus den Gehäusen. Dankbare Stille erfüllte das Haus und die Familie konnte ernährt werden.

                                          Im Unterkunftshaus mit Gemeinschaftsküche und Trockenraum gibt es Gasherde, Basis-Gewürze, Besteck und Geschirr, aber kein fließendes Wasser. Das holt man für den Abwasch mit Eimern aus dem See. Trinkwasser gibt es etwa 25 Meter westlich der Hütte aus einem kleinen Bach, der in den See mündet (ausgeschildert).

                                          Ein Teil des Flures lässt sich mit einem Vorhang abtrennen und wird so zum Badezimmer mit Spülbecken und Eimer mit Schöpfkelle (für das Seewasser). Wer mehr als eine Katzenwäsche wünscht, dreht eine Runde im Sitojaure. Zu den Toiletten gelangt man über einen knapp 30 Meter langen Plankensteg. Die vier Plumpsklos sind gepflegt und neben Mücken auch mit Klopapier versehen.

                                          Gerädert, und daher schweigsamer als gewöhnlich, nehmen wir das Frühstück ein und brechen auf. 20 Kilometer trennen uns noch von der Fjällstation Saltoluokta. Etwa auf der Hälfte der Strecke liegt laut Fjällkartan BD 10 eine Schutzhütte.

                                          Wir sind erst wenige Meter gelaufen, als wir auf ein junges norwegisches Pärchen treffen. Die Region scheint bei Norwegern sehr beliebt zu sein, siehe vorherige Begegnungen. Die beiden kommen aus der Gegenrichtung und wollen das Boot nach Rinim nehmen um von dort ins Basstavagge aufzubrechen. Offenbar befindet sich der Ableger aber nicht an der Fjällstuga, sondern woanders. Wir können den beiden nicht helfen und raten, den weiblichen Hüttenwart um Rat zu fragen.

                                          Eine Viertelstunde später haben wir den birkenbestandenen Küstenstreifen hinter uns gelassen und laufen wieder auf einer kahlen Hochebene. Kurz darauf treffen wir unmittelbar am Kungsleden auf das Hinweisschild mit Wegbeschreibung zum Rinim-Boot. Verzeichnet ist die Weggabelung auf der Fjällkartan zwar nicht. Für uns bleibt es aber ein Rätsel, wie die beiden diesen Abzweig übersehen konnten.

                                          Die ersten zehn Kilometer bringen wir zügig hinter uns. Abgesehen von ein paar Bodenwellen gibt es wenig Abwechslung in der kahlen, flachen Landschaft und auch der Weg selbst bleibt so breit und ausgetreten wie am Vortag. Schließlich treffen wir auf Holzkreuze, die die Winterroute etwas unterhalb des Hauptpfads markieren. Da der Weg weniger steinig und windgeschützter ist, folgen wir ihr und legen eine kurze Pause ein. Zwei Kilometer weiter treffen wir wieder auf den Kungsleden.

                                          Bei Kilometer elf kommt eine Ansammlung von Hütten in Sicht, darunter auch die verzeichnete Schutzhütte direkt am Wegesrand. Mittlerweile haben wir uns so stumpf eingelaufen, dass Marc und Daniela weitertraben, während ich kurz anhalte, um diesen Ort für die Nachwelt zu dokumentieren. So langsam geht uns die Tour an die Substanz. Wir wollen nur noch ankommen.

                                          Als ich die Tür öffne, bin ich überrascht. Arne isst gerade Mittag. Der norwegische Weitwanderer hat bereits 176 Kilometer hinter sich und will weiter nach Kvikkjokk. Redselig freut er sich über den Besuch, ich muss aber weiter. Bereitwillig lässt er sich als Teil des Interieurs fotografieren.

                                          Auf den letzten sieben Kilometern schlägt dann die Erschöpfung bei uns richtig durch. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der immergraue Himmel einmal mehr erleichtert und uns Regen schenkt. Im Sarek war die Spannung, die Abwechslung, das Abenteuer größer. Jetzt hacken wir im feinen Landregen Kilometer um Kilometer monoton auf dem steinigen Pfad herunter. Der streckenmäßig längste Abschnitt und es lohnt sich einfach nicht, nach rechts oder links zu schauen. Pausen sind gestrichen, wir bleiben nicht mehr stehen. Ironischerweise habe ich für eine ganze Zeit den Refrain von Thomas D.s "Rückenwind" als Ohrwurm im Kopf. Selbstmotivation.

                                          Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit: der Wegweiser, an dem man entweder geradeaus nach Saltoluokta läuft, oder nach rechts (Norden) erneut auf die Winterroute abbiegt. Beide Wege werden mit drei Kilometern Länge angegeben. Wir entscheiden uns wieder für die Winterroute, weil sie direkter zur Baumgrenze hinabführen soll.

                                          Auf diesen letzten drei Kilometern bekommen wir noch einmal einen Schnelldurchlauf in den ungeliebten Dingen einer Schweden-Expedition: Überfluteter, sumpfiger Wald, glatte Steine und Wurzeln, und Mücken, Mücken, Mücken, denen der Regen nichts auszumachen scheint. Dann endlich taucht Saltoluokta unvermittelt vor uns auf.

                                          An der Rezeption im zentral gelegenen Hauptgebäude/Restaurant/Shop checken wir ein. Da wir online vorgebucht und bezahlt hatten reicht es, unsere Namen zu nennen. Kreditkarten-/Barzahlung ist aber auch vor Ort möglich. Mit Karte zahlen wir dann auch das Abendessen im Restaurant, das man an der Rezeption vorbestellen muss. Wir haben zwar noch Fertigmahlzeiten, aber die Aussicht auf ein Vier-Gänge-Menü mit Rentier-Steak und Kartoffelgratin und Eis zum Dessert macht die Entscheidung einfach.

                                          Offenbar kommen auch viele Städter zu einem Wildnis-Light-Trip hierher. Uns fallen die Smartphones, Notebooks und Tablets auf, die sich bei vielen Gästen großer Beliebtheit erfreuen.

                                          Marc zieht in die Gamla Station ein, eines der ältesten Gebäude der kleinen Hütten-Siedlung. Die Mehrbett-Zimmer, die geräumige Küche (Wasserkocher, Besteck, Geschirr, Töpfe etc. vorhanden) und der Aufenthaltsraum mit Kamin sind verwaist und bleiben sein Reich bis zur Abreise am nächsten Tag.

                                          Daniela und ich haben ein Zweibettzimmer im Haus Kierkau gebucht. Der Raum ist gefühlt kaum größer als zwei aneinandergereihte Telefonzellen, das stört aber kein bisschen. Er grenzt mit einer Wand unmittelbar an den Aufenthaltsraum. In der Hauptsaison könnte es hier also durchaus ein Lärmproblem geben. Aber er ist mückenfrei und bleibt es auch.

                                          Die Sanitäreinrichtungen sind über jeden Zweifel erhaben. Nach neun Tagen, wissen wir fließendes, warmes Wasser wieder richtig zu schätzen und duschen ausgiebigst mit viieel Seife.

                                          Das Abendessen folgt einem festen Protokoll: Im Vorraum versammeln sich die Gäste, werden namentlich aufgerufen und zu ihrem Platz im Speisesaal geleitet. Es gibt Getränkeempfehlungen des Hauses und der Koch präsentiert jeden Gang persönlich. Unter den Eindrücken der vergangenen Tage komme ich mir schon ein bisschen fehl am Platze vor. Auf der anderen Seite ist es der perfekt-dekadente Abschluss unseres Treks.

                                          Das Essen ist fantastisch und ich schlage ordentlich zu. Dazu gibt es ein schwedisches Bier. Dann wird es aber immer schwieriger, etwas herunterzubekommen. Mein Schrumpfmagen ist völlig überfordert mit der Menge und der Reichhaltigkeit des Essens. Ich bin im Sarek deutlich unter meinem geplanten Essens-Soll geblieben. Eineinhalb Kilogramm werde ich wieder mit zurückbringen. Das rächt sich jetzt.

                                          Schon vor dem Nachtisch möchte ich kapitulieren. Man sieht mir bereits an, dass ich ziemlich blass und still geworden bin. Angestrengt löffele ich das Eis dennoch in mich hinein, verabschiede mich frühzeitig und lege mich hin. Drei Minuten geht das gut, dann entscheide ich mich, mich doch lieber kontrolliert von der Überfüllung zu befreien. Einmal mehr bin ich für die Wasserspülung auf der Toilette dankbar. Danach ist die Welt wieder in Ordnung - auch wenn es mir um das herrlich zarte Rentierfleisch leid tut.

                                          Zurück nach Gällivare geht es am nächsten Morgen zunächst mit der MS Langas von Saltoluokta nach Kebnats. Tickets kann man an Bord oder bereits an der Rezeption kaufen. Kreditkarten- und Barzahlung wird in beiden Fällen akzeptiert.

                                          In Kebnats hat man Anschluss an die Linie 93 nach Gällivare beziehungsweise nach Ritsem. Beide Busse treffen nur wenige Minuten nacheinander am Anleger in Kebnats ein. Zurück in Gällivare checken wir wieder im Grand Hotel Lappland ein und gehen einen Abschiedsburger essen. Mein Magen hat sich zwischenzeitlich akklimatisiert und so bleibt das Geschmackserlebnis nachhaltig. Die restlichen Kronen investiere ich im Intersport in Djungleolja, ein schwedisches Anti-Mückenmittel. Der nächste Schweden-Trip wird zeigen, ob es sich besser bewährt, als die deutschen Pendants Anti-Brumm Forte und Autan.

                                          Erkenntnisse des Tages:

                                          1. Der Abschnitt Sitojaure bis Saltoluokta hat (vergleichsweise) wenig Spektakuläres zu bieten, ist aber (vergleichsweise) leicht zu gehen. Als letztes Teilstück unserer Tour erwies er sich als extrem lang. Wer hier ein paar Pausen (z.B. in der Rasthütte auf halber Strecke) einlegt, macht sich das Leben leichter.

                                          2. Saltoluokta ist ausgesprochen komfortabel - sowohl in Bezug auf das Essen als auch auf die Unterkünfte und deren Ausstattung. Günstig ist beides nicht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, auf dem Gelände zu zelten und Wasch- und Kochräume als Selbstversorger mitzunutzen.

                                          3. In Saltoluokta kann man alles auch mit Kreditkarte bezahlen. Das gilt auch für den Bootstransfer nach Kebnats.

                                          4. Für Leute, die vernetzt bleiben wollen, gibt es WiFi-Empfang zumindest im Haupthaus. Im Shop kann man neben Saltoluokta-Merchandise auch Gas, Essen von Chips bis Trockennahrung, und Outdoorbekleidung kaufen.

                                          5. Bei der Umstellung von Trekking-Nahrung auf ein Deluxe-Menü sollte man gegebenenfalls Vorsicht walten lassen, wenn man länger etwas davon haben möchte.
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