[UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

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    [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

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    Bequem unterwegs in Schottland: April 2013

    Vorab: Das hier ist kein Trekking-Reise-Bericht. Hier wird viel Auto gefahren und in Häusern übernachtet. Es gibt keine Abenteuer, wenig Erschöpfung, keine Zeltplatzsuche. Dafür gibt es um so mehr schlechtes, richtig schlechtes Wetter. Der kälteste Frühling seit 1979, sagt die BBC. Ich glaube es ihnen nur zu gerne. Dazu Sturm, Regen, Hagel, Schnee… Ich hatte zwar nur so eine vage Vorstellung von dem, was ich machen wollte, aber zelten gehörte definitiv dazu. Nun ja, ab und zu bekam das Zelt frische Luft.
    Was ich damit sagen will: Wer hier einen Reisebericht wie z.B. meinen Knoydart-Bericht von 2010 erwartet, möge doch gleich einen anderen Thread lesen. Das hier ist eher ein Schottland-Bericht für Softies, Fußkranke und dergleichen. Wie ich es jedoch geschafft habe, mir trotzdem das rechte Knie zu schrotten (gerissener Außenmeniskus und angerissenes Kreuzband, mit diversen Neben-Wehwehchen), ist mir schleierhaft.

    Noch mehr Vorgeplänkel:
    Normalerweise bin ich in Schottland zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Zumindest bei den Reisen ohne Mr Borderli. Unter diesen Voraussetzungen plane ich auch diesen Urlaub. Den Flug von Frankfurt nach Aberdeen buche ich, als ich im letzten Herbst mit Mr Borderli in Lochinver bin. Lufthansa hatte ein Angebot, dem ich nicht widerstehen konnte. Nun gut, der Flug ist da, die Planung hat ja noch etwas Zeit. Im Winter gehe ich in die Detailplanung - der Nordwesten soll es werden, irgendwie von Lochinver rauf zur Sandwood Bay, davor noch einige Schlenker in Assynt. Nach einem ausgiebigen Studium der Busverbindungen dort oben stelle ich fest: Nein, so ist das nicht machbar. Da müsste ich viel auf Straßen laufen, oder mich mit einem einzigen Bus am Tag arrangieren. Das ist mir alles viel zu umständlich. Ich schiebe die Planungen zur Seite und überlege, was ich sonst noch machen will. Ein Blick auf die to-do-Liste zeigt mir, dass ich einige Punkte abhaken könnte, wenn ich mit dem Auto unterwegs wäre. Der Gedanke setzt sich hartnäckig fest. Irgendwann, nach ein paar besonders frustrierenden Wochen im Büro, sage ich mir: „Tu dir was Gutes, miete dir ein Auto, und mache dir eine schöne Zeit!“. Bevor ich es mir anders überlegen kann, buche ich einen Mietwagen ab Aberdeen Airport. In den letzten Wochen vor dem Abflug kommen mir manchmal Bedenken: Bin ich inzwischen so ein „Softie“ geworden? Urlaub mit Auto - das ist doch nichts für mich. Oder etwa doch? Ach was, denke ich, ich mache das einfach.
    Viel Zeit investiere ich nicht in die Planung. Da ich nur auf die Lufthansa-Gewichtsbeschränkung (20kg plus Handgepäck sind schon recht viel) achten muss, und nicht darauf, was mein oller Rücken schleppen kann, packe ich jede Menge Wanderkarten ein, und dazu noch ein paar kleine Büchlein mit Touren in den verschiedensten Regionen. Nach so vielen Jahren Schottland-Reisen ist mein Regal ganz gut bestückt. Ich lasse alles auf mich zukommen. Lediglich ein paar Übernachtungen in der Nähe von Fort William buche ich vor; das B&B in das ich will, hat nur zwei Einzelzimmer, da gehe ich auf Nummer sicher.
    Die einzige Planung, die sonst noch fest ist, ist ein Treffen in Aviemore mit Rainer und Stompy. Die beiden beenden ihre Wanderung dort an meinem Anreisetag.
    Jetzt aber - die Reise geht los.

    Wie immer bin ich viel zu früh am Flughafen. Nun gut, der Frankfurter Flughafen ist groß, und ich kann mein Gepäck jederzeit abgeben. Ich laufe herum, kaufe mir eine Zeitung, sitze herum, betreibe „people watching“, und bekomme Hunger. Daheim habe ich angesichts der frühen Stunde nicht gefrühstückt. Dann überlege ich mir, dass es im Flugzeug sowieso etwas zu essen gibt. Mein Magen muss noch etwas warten. Es wird Zeit, das Gate aufzusuchen. Dort erfahre ich, dass der Flieger voraussichtlich eine halbe Stunde Verspätung hat. Es hätte schlimmer kommen können. Aus der halben Stunde wird eine ganze Stunde. Am Flugzeug muss ich das Handgepäck abgeben; selbst der kleine Tagesrucksack ist zu groß für die Gepäckfächer des ausgebuchten Cityliners. Mit 80 Passagieren ist der fliegende Bus voll besetzt. Vor der Startbahn stehen wir im Stau, was weitere Verspätung bedeutet. Mein Magen protestiert recht laut, was mir einen schrägen Blick der Sitznachbarin einbringt. Leute, ich habe Hunger, macht doch endlich mal! Dann, endlich, ist es so weit, wir heben ab. Bald gibt es Essen, denke ich. Ah, die Flugbegleiterin mit dem Getränkewagen startet, und hinter ihr ist ihre Kollegin mit dem Frühstück. Mir fällt die Kinnlade runter. Das kann doch nicht wahr sein. Statt des auf der Strecke Frankfurt - Edinburgh üblichen Brotes (oder dergleichen) gibt es hier einen Becher Joghurt. Joghurt. Ich fasse es nicht. Hätte ich mir doch besser am Flughafen etwas gekauft. Nun ja, besser als nichts.
    Der Landeanflug in Aberdeen, bei den vom Wetterbericht angekündigten Sturmböen, gehört zu den schlimmsten, die ich bisher erlebt habe. Der Flieger schaukelt und wackelt und braucht ewig zum landen. Der Joghurt ist kurz davor, meinen Magen wieder zu verlassen. Schließlich setzt das Flugzeug auf, rau und rumpelig, aber wir sind unten.

    Dann geht alles schnell. Keine langen Warteschlangen an der Passkontrolle, und als ich danach aus der Toilette komme, kreiselt mein Rucksack schon auf dem Gepäckband. Der Flughafen ist wirklich klein und überschaubar. Ich glaube, auf dem benachbarten Heliport ist mehr los.

    Beim Abholen meines Mietwagens im brandneuen Car-Rental-Centre muss ich mir sagen lassen, dass ich wegen der Verspätung hätte anrufen sollen. Bitte? Wie auch immer, ich erhalte die Schlüssel für einen kleinen blauen Peugeot. Noch ist er blitzsauber und weiß nicht, was ihn erwartet. Ich übrigens auch nicht - also das mit dem erwarten, meine ich. Gewohnheitsmäßig schließe ich die linke Tür auf und wundere mich, dass die Zentralverriegelung nicht „klack“ macht. Etwas fassungslos, und sicherlich zur Freude zweier in der Nähe stehender Europcar-Angestellter , stehe ich vor dem Beifahrersitz. Hm, ja, da war doch was. Gut, ich finde dann die Fahrerseite, bringe den Rucksack auf der Rückbank unter (der Kofferraum ist dafür etwas zu klein), kontrolliere das Auto auf Kratzer und sonstige äußerlich erkennbare Schäden, tausche die Wanderstiefel gegen Turnschuhe, und steige ein. So, mal sehen wie das so funktioniert, mit der Schaltung auf der anderen Seite. Ah, Gurt und Handbremse suche ich auch jeweils auf der falschen Seite. Das kann ja heiter werden. Ich drehe zwei Runden auf dem kleinen Parkplatz, und kenne dann zumindest die beiden ersten Gänge und den Rückwärtsgang. Zum Glück ist Aberdeen nicht Edinburgh, und der Flughafen ist so weit außerhalb, dass ich mit dem Stadtverkehr gar nicht in Berührung komme. Auf der A96 ist so gut wie nichts los, also ideale Bedingungen.

    Es stürmt, aber der Himmel ist blau, die Straße ist trocken, ich habe Urlaub und ich fahre gemütlich durch die Gegend. Wo kommt der Stau denn plötzlich her? Ich weiß es bis heute nicht, aber ich stehe eine ziemlich lange Zeit in der Schlange, bevor es langsam weitergeht. Dann noch ein Stau, und noch einer, und plötzlich sehe ich von einer Hügelkuppe aus unter den weißen Wolken eine große braune Wolke. Das sieht schön aus, aber was in aller Welt ist das?? Kurz darauf erfahre ich es: Ein Sandsturm! Die - wortwörtlich - staubtrockene Erde wird von den Feldern entlang der Moray Küste vom Sturm weggetragen und macht das Autofahren zu einer Herausforderung. Streckenweise geht es nur im Schritttempo voran, und am Straßenrand bilden sich die ersten Verwehungen. Manchmal ist die Sicht noch recht gut, dann beträgt sie nur wenige Meter, und wenn die Straße an einer Wiese oder einem Wald vorbeiführt, kann man normal fahren. Wesentlich später als geplant, und völlig fertig mit den Nerven, erreiche ich Inverness.
    Der Plan war, im Supermarkt Vorräte einzukaufen für die nächsten Tage, und dann weiterzufahren nach Aviemore, um dort Rainer und Stompy zu treffen. Das wird nichts, tut mir leid! Ich bin fix und fertig! Heute fahre ich nirgendwo mehr hin, das geht einfach nicht. Ich würde den Autoschlüssel am liebsten wegwerfen. Stattdessen fahre ich zum SYHA Hostel und habe Glück: Der Parkplatz ist fast leer, und ich habe einen Schlafsaal für mich alleine. Schnell sende ich eine PN an Stompy, und dann muss ich nochmal los - allerdings zu Fuß. Ich brauche eine Gaskartusche, und vor allem etwas zu Essen. Außer dem armseligen Lufthansa-Joghurt habe ich heute noch nichts gegessen.
    Schade, dass aus dem Treffen nichts geworden ist. Aber ich wäre bestimmt keine gute Gesellschaft gewesen - nicht nach diesem Tag!


    Es stürmt weiter. Morgens verlasse ich das Hostel schon zeitig, und kaufe im Supermarkt die Vorräte für die nächsten Tage ein. Praktisch, wenn man nicht alles in den Rucksack packen und selbst schleppen muss, sondern einfach die Einkaufstüten im Kofferraum versenken kann. Weiter geht die Reise in Richtung Torridon. Kurz hinter Inverness halte ich an und schalte das Navi aus. Ab hier brauche ich weder ein Navi noch eine Straßenkarte. Bei Achnasheen kommt zum starken Wind noch Regen, dann Graupel, und irgendwann auch Hagel.
    Ich halte am Parkplatz, bei dem der Weg zum Coire Mhic Fhearchair beginnt, und immer noch regnet es. Wird schon aufhören, denke ich mir, und packe mich wasserfest ein. Dazu noch Mütze und Handschuhe; so warm war ich im letzten Oktober nicht eingepackt! Nur mit dem Daypack ziehe ich los. Den Plan, dort oben zu zelten, habe ich schon im Auto verworfen. Weder Regen noch Sturm hören auf; beides wird immer schlimmer. Der Sturm nimmt an Stärke zu, der Regen wird zu Graupel, und es ist lausig kalt. Noch kommt der Wind von hinten. Als der Pfad die Richtung wechselt, kommt er von der Seite und wirft mich beinahe um. Wenige Minuten später schafft es eine weitere Böe: Rumms, ich liege am Boden. Das Aufstehen ist etwas schwierig, und ich warte, bis sich diese Böe ausgetobt hat. Es reicht mir. Muss das denn sein? Es ist kalt. Nass. Stürmisch. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Ich stehe dort, wo ich im letzten Herbst zeltete, und schreie meinen Frust in den Wind.
    Danach geht es mir besser, und ich gehe zurück zum Auto. Der Regen peitscht mir entgegen, und ich kann nur mit halb geschlossenen Augen nach unten schauen. Beim Versuch, den weiteren Verlauf des Weges zu erkennen, treffen die Regentropfen schmerzhaft auf meine Augen. Dann erreiche ich endlich den Parkplatz. Weg mit den Schuhen, Socken, Handschuhen, weg mit der Regenjacke, der Regenhose und der Mütze. Ich ziehe die Turnschuhe an, kuschele mich in die Primaloftjacke und lasse den Motor an, um das Auto aufzuheizen (ich Umweltsünder…). Mir ist so kalt, dass mir die Zähne klappern. Gut. Was nun? Einen Zeltplatz suchen? Ich zeige mir selbst einen Vogel. Ich bin zur Erholung hier, und nicht, um mich zu bestrafen.
    Also dann: nicht zelten. Gibt es Hostels in der Nähe? Torridon und Carn Dearg, allerdings sind beide um diese Uhrzeit noch geschlossen. Da brauche ich vor 16.00 Uhr nicht anzukommen. Egal, mir ist eiskalt, und ich fahre jetzt einfach drauflos. Die Heizung und das Gebläse des Autos laufen auf Hochtouren, und irgendwann, kurz vor Gairloch, wird mir etwas warm. Gairloch - da war doch was. Da ist doch das nette B&B, in dem ich im letzten Herbst übernachtete. Von dem kleinen Parkplatz gegenüber sehe ich das „Vacancies“-Schild im Fenster und Licht im Flur. Ich eile im strömenden Regen über die Straße, klingele, und schon gibt es eine tolle Begrüßung. Klar, Shirley erinnert sich an mich. Ob ich dasselbe Zimmer haben will wie beim letzten Mal? Und ich trinke doch Kaffee, oder? Sie zeigt mir das Zimmer, drückt mir die Schlüssel in die Hand, und verschwindet in der Küche.
    Als ich mein Gepäck aus dem Auto ins Zimmer gebracht habe, ist der Kaffee schon fertig. Wir unterhalten uns noch eine Weile, und dann dekoriere ich alle im Zimmer verfügbaren Heizkörper mit nassen Socken, Handschuhen, Schuhen usw. und richte mich häuslich ein. Draußen regnet und stürmt es immer noch. Nein, mich bringt heute niemand mehr vor die Haustüre!
    Ein deutliches Zeichen für das äußerst schlechte Wetter ist die Tatsache, dass das einzige Foto des heutigen Tages von einem Parkplatz aus aufgenommen wurde.


    Regenwolken von Borderli auf Flickr

    Der Wetterbericht verheißt weiteren Regen. Erst am Freitag soll es vorübergehend besser werden. Ich frage Shirley, ob ich noch eine Nacht bleiben kann. Kein Problem!

    Am nächsten Tag sieht es nach dem Frühstück gar nicht mal so schlecht aus. Es stürmt zwar immer noch, aber im Moment regnet es nicht. Ich beschließe, etwas Zeit an den Stränden zu verbringen. Zuerst fahre ich nach Sands. Beeindruckende Wellen sind das heute! Ich gehe am Strand auf und ab, und verbringe viel Zeit damit, den feinen Nieselregen vom Objektiv zu wischen. Schön ist es trotzdem!


    Sands von Borderli auf Flickr


    Sands von Borderli auf Flickr

    Nächster Halt. Gairloch. Auch hier sind die Wellen beeindruckend. Auf dem Weg zurück vom Hafen zum Auto fängt es an zu regnen. Endlich wieder Regen! Nun gut, was tun mit dem angebrochenen Tag? Ich beschließe, auf der Küstenstraße meine Fähigkeiten im Linksfahren auszubauen und mich mit dem „kleinen Blauen“, meinem „Schnauferle“, etwas anzufreunden. Unterwegs halte ich in Poolewe, hole mir eine Zeitung, und fahre weiter. Die Idee hatten schon andere: Auf einem Parkplatz mit Aussicht im warmen Auto sitzen und Zeitung lesen. Gut, dass mir Shirley meine Thermoskanne mit Kaffee gefüllt hat. Es regnet, hagelt, graupelt, und dann stürmt es so stark, dass das Auto wackelt. Ich zockele die Straße entlang, und bekomme so langsam ein Gefühl für das Autochen, die vielen Kurven und die Steigungen. Der Wasserfall kurz nach Corrie Hallie, den ich schon im letzten Urlaub mit Mr Borderli so klasse fand, hat nach dem vielen Regen ordentlich viel Wasser.


    Wasserfall von Borderli auf Flickr

    Kurz vor Braemore mache ich noch eine Zeitungs-Pause und fahre dann wieder in Richtung Gairloch. Unterwegs bekomme ich sogar einen Schneeschauer geboten - klasse, was mir das Wetter so alles zeigt. Ein weiterer Strandspaziergang bei Little Gruinard, und dann fahre ich zurück. Das Haus ist leer, die Haustüre ist nicht abgeschlossen, nur meine Zimmertüre hat Shirley abgeschlossen. Die Krönung dieses Faulenzer-Tages ist eine Kanne Tee und ein Fernsehabend. Immerhin: Morgen soll das Wetter gut werden!


    Beim Frühstück leistet mir Shirleys Mann Gesellschaft. Welche Pläne ich für heute habe, will er wissen. Ich will zum Loch na h-Oidhche laufen, und dort, am Ende des Lochs, wo es keine Wege mehr gibt, zelten. Am Samstag will ich zurück, da ich ab diesem Tag schon ein Quartier bei Fort William gebucht habe. Er ist skeptisch: Nach zwei Tagen und Nächten mit starkem Regen hat der Abhainn Loch na h-Oidhche Hochwasser; es kann also schwierig bis unmöglich sein, durch den Fluss zu kommen. Und zelten am Südende des Loch? Er kennt dort keine geeigneten Plätze. Dort gibt es nur Felsen, Wasser und Sumpf, aber keine halbwegs trockenen, halbwegs ebenen Stellplätze für Zelte. Über Müsli, Toast und Kaffee diskutieren wir das Thema noch ein wenig, und schließlich überzeugt er mich, jedenfalls teilweise. Flussquerung vielleicht, zelten nein. Ich parke das Auto an dem bei Walkhighlands vorgeschlagenen Parkplatz und laufe mit dem Tagesrucksack los. Auf dem gut ausgebauten Track (im Herbst 2010 Mr-Borderli-getestet) komme ich gut voran, von den zahlreichen Fotostopps abgesehen.


    Lochan a' Chleirich von Borderli auf Flickr


    Flowerdale von Borderli auf Flickr


    Baosbheinn von Borderli auf Flickr

    Okay, Shirleys Mann hatte recht: Der Abhainn Loch na h-Oidhche hat Hochwasser. Ich laufe in voller Montur durch. Das Wasser ist eiskalt, und die Strömung ist vom Feinsten. Zum Glück ist das eine Landrover-Furt, und der Untergrund hält keine Überraschungen bereit. Gut, geschafft, sah schlimmer aus als es war.


    Abhainn Loch na h-Oidhche von Borderli auf Flickr

    Weiter geht’s.


    Blick nach Letterewe von Borderli auf Flickr

    Am Bootsschuppen mache ich eine kurze Pause im Windschatten und gedenke der Nudeln, die mir im Herbst 2010 an diesem Ort vom Löffel geweht wurden. Irgendwo in den Weiten des www bin ich mal über einen Bericht gestolpert, in dem ein Wanderer schreibt, dass er hier beim Bootsschuppen sein Akto aufgebaut hat. Ich sehe nur Sumpf und Steine. Kein Platz für ein Zelt, jedenfalls nicht im Trockenen. Der Landrovertrack von hier zur Poca Buidhe lässt mich daran zweifeln, ob hier überhaupt ein Landrover fahren kann. Die geladenen Gäste der Poca Buidhe werden wohl eher mit dem Boot dorthin befördert.


    Poca Buidhe von Borderli auf Flickr


    Poca Buidhe von Borderli auf Flickr

    An der Hütte hängt ein Schild, das sie als ausschließlich privates Gebäude ausweist. Als Bothy ist sie demnach nicht vorgesehen. Mit CCTV soll sie innen ausgestattet sein, wow!

    Kurz hinter der Hütte hört der Weg auf. Ab und an sind noch Spuren eines Pfades erkennbar, aber auch diese sind dann zu Ende. Der Wind hat fast aufgehört. Um mich herum ist nur noch Stille und Wildnis. Land aus Felsen und Wasser. Leichter Wind, Sonne, Stille. Die Fernsicht ist hervorragend, die Umgebung einfach atemberaubend. Hierher muss ich nochmal kommen, für eine mehrtägige Tour, und vielleicht auf der anderen Seite des Baosbheinn wieder Richtung Norden laufen. Irgendwo wird sich ein Stellplatz für das Zelt schon finden. Heute finde ich keinen - allerdings suche ich auch nicht sehr intensiv danach. Ich nutze das gute Wetter aus und mache das, worauf ich mich vor dem Urlaub schon gefreut habe: Eine Pause mit Aussicht. Ich suche mir einen Felsen, mache es mir darauf bequem, koche einen Kaffee, und genieße die Aussichten, die Stimmung, die Stille. Der Foto bleibt erst mal in der Tasche. Beinn an Eoin, Loch na h-Oidhche, Baosbheinn, und vor mir, am anderen Ende dieser Wildnis, Beinn Eighe mit dem Coire Mhic Fhearchair. Dazwischen kleine blaue Seen, und über allem blauer Himmel mit weißen Wölkchen. Nach dem Kaffee lasse ich mein Gepäck beim Felsen und ziehe mit der Kamera los.


    Loch na h-Oidhche von Borderli auf Flickr


    Gorm Loch Fada und Beinn Eighe von Borderli auf Flickr


    Beinn Eighe von Borderli auf Flickr

    Wieder zurück, höre ich plötzlich das Klappern von Steinen. Ich erschrecke. „Hello!“ Ein sportlicher Wanderer erscheint auf der benachbarten Kuppe. Er kommt vom Beinn an Eoin und will über den Baosbheinn wieder zurück. Ich dagegen mache, von so viel sportlichem Eifer völlig unbeeindruckt, weiterhin Pause. Wer weiß, wie oft ich das noch machen kann, bei dem angekündigten schlechten Wetter. Schon nimmt der Wind wieder zu, und Wolken ziehen auf. Seufz. Ich packe meine Sachen zusammen und begebe mich auf den Rückweg.


    Loch na h-Oidhche von Borderli auf Flickr

    Am Abhainn Loch na h-Oidhche werden die Füße wieder nass. Auf dem Weg zurück zum Auto mache ich mir Gedanken über meinen Schlafplatz für heute Nacht. Ich beschließe, die Campsite in Sands zu testen. Die Rezeption ist bereits geschlossen, als ich ankomme, also suche ich mir auf dem weitläufigen Gelände ein einigermaßen windgeschütztes Fleckchen. Ein paar Wohnmobile und Wohnwagen stehen auf der anderen Seite der Campsite, und etwas oberhalb meines Zeltplatzes sind einige der beheizten Wigwams belegt. Ich bin die einzige, die so bescheuert ist, bei diesen Temperaturen zu zelten. Mein Abendspaziergang führt mich durch die Dünen und am Strand entlang. Der Wind nimmt weiter zu und läuft zur gewohnten Form auf. Aber immerhin, es regnet nicht.


    Sands von Borderli auf Flickr


    Sands von Borderli auf Flickr


    Sands Campsite von Borderli auf Flickr
    Zuletzt geändert von Borderli; 01.07.2013, 08:00.

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    #2
    AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

    Wie schon erwähnt, habe ich ein paar Übernachtungen schon vorgebucht. Im Nachhinein betrachtet machte das keinen Sinn, aber was soll's. Außer der Fahrt habe ich heute nichts vor, kann mir also Zeit lassen. Spät aufstehen, Zeltplatz bezahlen, Strandspaziergang, und dann mache ich mich so langsam startklar. Ich bin im Urlaub, nicht auf der Flucht. Gemütlich fahre ich auf fast leeren Straßen nach Süden. Für die teilweise recht heftigen Steigungen ist mein Autochen etwas untermotorisiert, aber „Schnauferle“ kämpft sich tapfer hinauf. Das Wetter ist durchwachsen,die Wolken hängen tief, und von dem schönen Wetter ist nichts mehr übrig. Schade eigentlich. Am späten Nachmittag erreiche ich mein Quartier, richte mich ein, und mache nur noch einen kurzen Spaziergang.

    Ob ich es noch einmal schaffe, das Glen Coe bei Sonnenschein zu erleben? Mein allererster Eindruck bei unserer allerersten gemeinsamen Schottlandtour, im Herbst 1992, war „wow“. Ein sonniger Spätnachmittag, tolles Licht, grandiose Landschaft. So habe ich das seitdem nie wieder gesehen. Auch dieses Mal nicht. In der Hoffnung, dass die Wolken mal aufreißen und ein paar Sonnenstrahlen durchlassen, fahre ich hin. Zuerst zu meinem liebsten Fotostopp an der Glen Etive Straße. Ich warte einen Regenschauer ab und laufe dann durch den Matsch zum Wasserfall. Die Wolken verziehen sich nicht, egal wie lange ich warte.


    Glen Coe von Borderli auf Flickr


    Buachaille Etive Mòr von Borderli auf Flickr


    Glen Coe von Borderli auf Flickr

    Resigniert packe ich irgendwann wieder ein, sumpfe zurück, und fahre weiter. Noch zwei Fotostopps, und es hat sich eingeregnet. Sinnlos, heute noch etwas zu unternehmen. Es ist kalt, nass, stürmisch, und auf mich wartet eine trockene und warme Unterkunft. Ich mache es mir bequem und genieße die Wärme. Draußen stürmt und regnet es jetzt ununterbrochen.

    Es regnet mal wieder. Ich fahre zum Lower Falls Car Park im Glen Nevis und laufe entlang des Flusses zur nächsten Brücke. Als ich diesen Weg zum letzten Mal gelaufen bin, das war im Winter 2001, nannte Ms Borderli ihn den „Schlammspringer-Pfad“. Inzwischen ist er sehr gut ausgebaut, und selbst nach dem vielen Regen ist kein einziges Boghole zu sehen. Entlang des Weges ist eine große, abgebrannte Fläche. Ob das die Spuren eines der Wildfire, die kürzlich überall entlang der Westküste ausbrachen, sind, oder ob es sich um ein kontrolliertes Abbrennen handelt, weiß ich nicht.
    Ich gehe auf dem mir schon gut bekannten Pfad durch die Schlucht und dann weiter zur „Letzten Brücke“ vor der Steall Ruine. Unmittelbar vor der Brücke gehe ich auf einem matschigen Pfad bergauf, am Allt Coire Ghiusachan entlang. Die Wasserfälle machen aus der Nähe betrachtet ordentlich was her. Der viele Regen muss ja schließlich für irgendetwas gut sein… Immer wieder gehen Schauer runter. In den Regenpausen mache ich ein paar Fotos, und dann regnet es sich richtig ein. Sinnlos, jetzt noch weiter zu gehen. Die Wolken hängen unten, es stürmt, es schüttet, und mir wird kalt. Rückzug. Es ist erstaunlich, wieviel schneller ich vorwärts komme, wenn die Kamera im Rucksack verpackt ist…


    Allt Coire Giubhsachan von Borderli auf Flickr


    Allt Coire Giubhsachan von Borderli auf Flickr


    Glen Nevis von Borderli auf Flickr


    Glen Nevis von Borderli auf Flickr

    An einem Tag, der für den Westen viel Regen, für den Osten zumindest vormittags gutes Wetter vorhersagt, unternehme ich einen Ausflug ins Glen Affric. Eine Runde um den See, mehr sollte es nicht werden. Das gute Wetter hielt bis zur Pause am Strand, dann gab es den versprochenen Regen.


    Glen Affric von Borderli auf Flickr


    Loch Affric von Borderli auf Flickr


    Loch Affric von Borderli auf Flickr


    Die Wettervorhersage verheißt nach einem regnerischen Start gutes Wetter für den Rest des Tages. Na bitte: Passt doch! Eigentlich wollte ich heute nach Kinlochleven, dort wandern und irgendwo übernachten, aber bei diesen Wetteraussichten entschließe ich mich zu einer spontanen Planänderung. Heute fahre ich nach Skye und mache das, was ich schon seit Jahren machen will: Ich werde mein Zelt am Storr aufschlagen. Da ich nicht schon gegen Mittag dort sein will, fahre ich nach einem gemütlichen Frühstück los, und lasse mir unterwegs Zeit.
    Dort, wo die Cairns neben dem Parkplatz mit Blick auf Loch Loyne sind, halte ich an. Es schneeregnet, und vom Loch ist nichts zu sehen. Aber bald verziehen sich die Wolken, und die Sicht ist so etwas von klar; das ist einfach unglaublich. Die Landschaft sieht aus wie frisch gewaschen. Die Farben leuchten, der blaue Himmel sieht aus, als ob es keinen Schnee und keinen Regen und keine großen grauen Wolken gäbe.


    Loch Loyne von Borderli auf Flickr


    Loch Loyne von Borderli auf Flickr

    Nach einigen Fotos und einer Schmuserunde mit dem Hund, der aus einem anderen geparkten Auto springt, fahre ich weiter. Das Wetter hält. Ich kann es kaum glauben. Bald schon bin ich auf Skye, und fahre in Richtung Trotternish. Auf der Straße ist nichts, aber wirklich nichts los. Früher als erwartet stelle ich das Auto auf dem Parkplatz am Fuße des Storr ab. Hier stehen nur wenige Autos, und mir kommen einige Wanderer entgegen. Ich hoffe ganz still, dass ich den Platz für mich allein haben werde. Vorher schockt mich aber der inzwischen fast vollständig „abgeerntete“ Wald. Gut, die Fichtenplantage war nicht gerade ein schöner Anblick, aber diese schlammige Fläche mit Baumstümpfen, Ästen, Absperrband und Warnhinweisen - das sieht irgendwie traurig aus. Ich hoffe, dass das Areal „natürlich“ aufgeforstet wird. Bis hier wieder ein Wald steht, das wird dauern.


    Der Rest eines Waldes... von Borderli auf Flickr

    Auf dem Weg bergauf überholen mich zwei oder drei Wanderer, mehr ist nicht los. Endlich oben angekommen, suche ich zuerst einen Platz für das Zelt - und werde schnell fündig. Trocken, eben, mit einem „Sitzfelsen“ und sogar windgeschützt, was will ich mehr? Ich lasse den Rucksack dort und gehe nur mit dem Foto auf den Aussichtshügel. Den habe ich für mich alleine, wie schön!


    Storr von Borderli auf Flickr


    Storr von Borderli auf Flickr


    Storr von Borderli auf Flickr


    Storr von Borderli auf Flickr

    Es ist ganz schön kalt hier oben. Der Wind weht wieder in der gewohnten Stärke. Ich mache Fotos, und gehe zurück zum Rucksack. Ich brauche meine warme Jacke, und außerdem die Regenhose als Windschutz. Und wenn ich sowieso schon da bin, kann ich auch gleich einen Tee kochen und etwas essen. Frisch gestärkt verlasse ich meinen zukünftigen Zeltplatz und laufe durch die Gegend. Hier ist es doch bei jedem Besuch schön! Irgendwann bin ich wieder auf dem Aussichtshügel, dieses Mal besser eingepackt. Ich genieße erst die Aussicht in Richtung Norden, drehe mich dann um, und muss zweimal hinschauen. Da kommen mindestens 20 Leute den Berg hoch. Was wollen die um diese Uhrzeit noch hier? Der Wind hat schon wieder neue Regenwolken herangeweht, die Sonne ist weg, und einen tollen Sonnenuntergang wird es heute nicht geben. Wie auch immer - ich will jetzt mein Zelt aufbauen.
    Gesagt, getan. Bald steht die „Burg“ und ist eingerichtet. Ich verziehe mich in mein Zelt und blende die Leute draußen aus. Im Schlafsack wärme ich mich auf (der Wind ist ganz schön kalt!) und döse etwas vor mich hin. Irgendwann ist es so weit: Ich muss mal für kleine Wanderer. Vor dem Zelt peile ich die Lage: Wohin ich auch schaue, überall sind Leute unterwegs, und ich bin hier praktisch mitten auf dem Präsentierteller. Da ist wohl ein Spaziergang fällig… So gegen halb zehn verschwinden dann die letzten Wanderer, und Ruhe kehrt ein, hier oben zu Füßen des Old Man of Storr.

    Nachts regnet es, und es stürmt weiter. Morgens packe ich ein nasses Zelt ein und mache mich auf den Rückweg. Erst im Auto wird mir dann wieder warm.

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      #3
      AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

      So, wohin heute? Bei Kinlochleven habe ich noch eine Tour vor, aber eigentlich will ich in den Nordwesten. Ich befinde mich ja sozusagen schon auf dem Weg dorthin. Wenn ich den Wetterbericht im Autoradio aber richtig verstanden habe, wird das Wetter heute und morgen eher schlecht, am Samstag dafür um so besser. Damit ist die Sache entschieden. Ohne festen Wohnsitz, mit einem nassen Zelt am Rucksack, ist es im Auto wesentlich bequemer und vor allem wärmer als irgendwo draußen. Und der Nordwesten ist bei Sonnenschein viel, viel schöner als bei Regen. Ich fahre über die Skye Bridge und mache mich auf den Weg zurück nach Lochaber. Ich lasse mir Zeit, denn heute will ich nicht mehr wandern. Es schüttet wie aus Eimern.

      In Kinlochleven angekommen, überlege ich mir, wo ich übernachten will. Zelten - nein danke. Dazu ist es mir zu kalt, zu nass und zu stürmisch. Auf einen Schlafsaal habe ich auch keine Lust. Wo war denn gleich das Guesthouse, in dem ich vor Jahren übernachtete, als ich mit meinen Eltern auf dem WHW war? Die hatten Einzelzimmer und ein gutes Frühstück. Ich fahre ein Stück in Richtung Kinlochmore und finde es tatsächlich wieder. Das Einzelzimmer ist frei, und ich kann für zwei Nächte einziehen. Später am Nachmittag wird es für etwa eine Stunde noch richtig schön, mit blauem Himmel und so. Ich gehe spazieren, und auf dem Rückweg werde ich nass. Vorbei ist das gute Wetter.

      Am nächsten Tag gehe ich vom Grey Mare’s Wasserfall zum Loch Eilde Mòr und auf einem anderen Weg, der aber auch hier wieder endet, zurück. Ab und zu ist etwas blauer Himmel zu sehen, einen Regenbogen zeigt mir das Wetter auch, aber die meiste Zeit bin ich damit beschäftigt, den Nieselregen vom Objektiv zu wischen. Am Loch Eilde Mòr fängt es an zu schneien - toll. Ich hole Handschuhe und Mütze aus dem Rucksack und packe mich noch wärmer ein. Dreckwetter.


      Im Wald bei Kinlochmore von Borderli auf Flickr


      Regenbogen bei Kinlochmore von Borderli auf Flickr


      Loch Leven von Borderli auf Flickr


      Loch Eilde Mòr von Borderli auf Flickr


      Loch Leven von Borderli auf Flickr


      Wildfire von Borderli auf Flickr

      Zurück im Guesthouse, packe ich die nassen Sachen auf die Heizung, koche mir einen Kaffee, und schmolle vor mich hin. Immerhin: Der Wetterbericht verspricht Sonne für den nächsten Tag.
      Sonne - das ist doch diese gelbe Scheibe, die andere Leute in ihrem Urlaub so oft sehen und fotografieren. Sollte ich sie zumindest an diesem einen Tag auch sehen dürfen? Ich bin skeptisch. Dennoch bestelle ich mein Frühstück für eine eine Stunde früher als heute, damit ich beizeiten auf den Weg komme. Wenn das Wetter wirklich so „brilliant“ wird, kann ich auf dem Weg zur Sandwood Bay eine kleine Wanderung einbauen.


      Der Blick aus dem Fenster ist enttäuschend. Sonnenschein, ja klar. Draußen hängen dicke graue Wolken. Immerhin - sie hängen still und werden nicht vom Sturm gejagt. Resigniert packe ich meine Sachen und gehe zum Frühstück. Ich habe mich damit abgefunden, bei Regen und Sturm unterwegs zu sein und nur einen kleinen Teil der Touren zu laufen, die ich eigentlich vorhatte.
      Als ich das Auto packe, drizzelt es vor sich hin. Klar doch, „brilliant sunshine“. Oh Mann, mir reicht es jetzt schon.

      Aber dann, auf dem Weg nach Norden: Die Wolken verziehen sich, und sind dann ganz weg. Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel. Die Fernsicht ist brilliant. Blauer Himmel, frischer Schnee auf den Bergen (und nicht zu knapp!), tolle Sicht - meine Stimmung steigt! Kurz hinter Ullapool biege ich bei Druimrunie links ab. Das gute Wetter will ich nutzen, um den Stac Pollaidh zu besteigen. Nicht den Gipfel - so viel Scrambling ist nichts für mich - aber zumindest den Ridge. Hm, dort vorne hängt eine Wolke. Eine einzige graue Wolke. Ist ja klar, wo sie hängt: Am Stac Pollaidh. Als ich am Parkplatz ankomme, ist vom Berg nichts zu sehen. Dort hängt jetzt eine dunkelgraue Wolke, und es fängt an zu schneien. Ich sitze im Auto und bin fassungslos. Das darf doch nicht wahr sein; selbst für einen Wetter-Pechvogel wie mich ist das zu viel.
      Ich beschließe abzuwarten. Irgendwann wird sich die Wolke wohl verziehen. Das macht sie dann auch, so nach einer dreiviertel Stunde. Das dunkle Grau wird heller, und auf einmal sehe ich die markante Form des Stac Pollaidh schemenhaft hervorkommen. Bald ist der Himmel wieder blau, die Laune wieder gut, und ich mache mich auf den Weg.


      Stac Pollaidh von Borderli auf Flickr

      Weiter oben, als ich freie Sicht auf die Landschaft im Norden des Berges habe, stelle ich fest, dass dort noch mehr Wolken hängen. Suilven versteckt sich unter einer Wolkendecke. Immerhin - für ein paar Fotos reicht es.


      Cul Mòr von Borderli auf Flickr


      Suilven und Cul Mòr von Borderli auf Flickr


      Inverpolly von Borderli auf Flickr

      Oben angekommen, stellt sich auch der Wind wieder ein. Bisher war ich im langärmligen Shirt unterwegs (das erste und auch einzige Mal in diesem Urlaub!); jetzt brauche ich die Jacke wieder. Ich gehe auf dem gleichen Weg zurück. Inzwischen ist hier richtig was los. Die Insassen zweier Minibusse sowie mehrerer Pkw sind auf dem Weg bergauf. Mein Timing war also doch richtig.

      Zurück am Auto, werfe ich einen Blick auf die Karte und fahre dann die Single Track Road zurück. Weiter geht die Fahrt nach Norden. Es ist nichts los auf der Straße. Am Ardvreck Castle sehe ich ein paar Personen, dann bin ich wieder alleine unterwegs. Der blaue Himmel versteckt sich immer mehr hinter Wolken, und bei jeder Fotopause stelle ich fest, dass es windiger und kälter wird. Unterwegs, kurz vor Rhiconich, sehe ich plötzlich auf der anderen Straßenseite einen Mann mit Kamera und großem Stativ über die Leitplanke steigen. Was es dort wohl zu fotografieren gibt? Die Straße ist frei, und ich wende mal eben, stelle das Auto auf einem kleinen Parkplatz ab, und schaue nach. Hm, ja, nicht schlecht. Hübsche Aussicht.

      Weiter geht es. Bei Rhiconich biege ich links ab in Richtung Kinlochbervie, und in Kinlochbervie fahre ich auf die letzte Straße dort oben, die in Sheigra endet. Wenige Kilometer vorher, in Blairmore, stelle ich das Auto auf den Parkplatz und laufe zur Sandwood Bay. Schon vor 10 Jahren, als ich zum ersten Mal dort war, dachte ich mir, dass es schön sein muss, dort zu zelten.
      Nun, heute ist es in erster Linie stürmisch und kalt. Noch ist es trocken, aber nicht mehr lange. Ich laufe auf dem inzwischen weiter verbesserten Weg und bin bald dort. Die Aussicht ist wie immer „wow“. Nur - wo soll ich zelten? Der Sand in den Dünen ist eher nicht geeignet bei Sturm und mit Heringen für festen Boden; der einzige halbwegs feste Platz liegt sozusagen im Windkanal, da scheint es mir sinnvoll, das Zelt weiter oben, in einer Ruine, aufzubauen. Schön ist zwar etwas anderes, aber immerhin ist es hier einigermaßen windgeschützt. Für meine Plastikfolie bin ich heute froh: Überall liegen die Hinterlassenschaften von Kaninchen, die will ich nicht am Zeltboden haben. Bei der Wahl des Zeltplatzes muss ich auch aufpassen, dass ich das Zelt nicht über dem Ausgang eines Kaninchenbaus aufbaue.
      Kaum steht das Zelt, fängt es an zu drizzeln. Ich schiebe den Rucksack ins Zelt, ziehe die Regenhose an, packe die Kamera ein, und gehe runter zum Strand. Auf dem Weg dorthin gibt plötzlich der Boden unter mir nach und ich stehe in einem Kaninchenbau. Das kommt davon, wenn zu sehr die Aussicht genießt…
      Große Wellen, Gischt, Möwen, und trotz des Nieselregens eine tolle Aussicht. Ich habe den langen Strand für mich alleine.


      Sandwood Bay von Borderli auf Flickr


      Sandwood Bay von Borderli auf Flickr


      Sandwood Bay von Borderli auf Flickr

      Keine Ahnung, wie lange ich spazieren gehe; als ich völlig durchgefroren bin, gehe ich zurück zum Zelt. Wieder ist das Timing perfekt: Gerade als ich den Reißverschluss hinter mir zuziehe und den Tag „draußen“ für beendet erkläre, fängt es an zu schütten. Ich wärme mich zunächst im Schlafsack auf, und koche dann mein Abendessen und eine heiße Schokolade. Ein leichtes Ziehen im rechten Knie irritiert mich etwas - Knieschmerzen sind bei mir sehr selten.

      Nachts stürmt es heftigst - und ich bin froh für meine „Hilleburg“. Der Sturm scheint noch schlimmer zu sein, als der, der mich damals auf Harris die ganze Nacht wach hielt. Ich liege auch jetzt für mindestens drei Stunden hellwach im Schlafsack und traue dieser Konstruktion aus dünnem Stoff, dünnen Aluminiumrohren, Leinen und Metallspießchen nicht so recht. Kann so etwas denn einen solchen Sturm unbeschadet überstehen? Ich gehe zweimal raus, und kontrolliere die Abspannleinen. Das Soulo hat viele davon, und ich bin froh für jede einzelne. Mit der Zeit komme ich zu der Überzeugung, dass der Sturm meiner Burg nichts anhaben kann, und schlafe tatsächlich ein.
      Ich schlafe sogar durch bis morgens. Nur einmal wache ich auf, und meine, ein „ratsch“ gehört zu haben. Ach was, sage ich mir, das habe ich nur geträumt. Morgens, noch vor dem Frühstück, gehe ich wieder runter an den Strand. Der Sturm hat etwas, aber nur etwas, nachgelassen, und für eine kurze Zeit regnet es nicht. Sogar ein Fitzelchen blauer Himmel ist zu sehen.


      Sandwood Bay von Borderli auf Flickr


      Sandwood von Borderli auf Flickr

      Später packe ich den Rucksack, und fange an, das Zelt abzubauen. Da sehe ich, dass ich das „ratsch“ nicht geträumt habe: Das Außenzelt hat kurz über dem Boden einen ausgefransten, etwa 15cm langen Riss. Die Ursache sehe ich auch gleich. Meine eigene Dummheit ist schuld. Um die Plastikfolie trotz Wind am Boden zu halten, habe ich sie an den Ecken mit Steinen beschwert. Bruchsteine aus der Ruine, mit scharfen Kanten. Dann habe ich das Zelt draufgepackt, ausgerichtet, und mit Heringen am Boden befestigt. Drei der vier Steine habe ich weit genug weggeschubst, und der vierte lag zwischen Innen- und Außenzelt. Natürlich auf der Windseite, so dass der Sturm die ganze Nacht den Stoff auf den Stein drückte. Es gibt Situationen, da könnte ich mich ohrfeigen. Gut, hilft nichts. Irgendwelche Flickarbeiten kann ich bei diesem Wind und im Regen sowieso nicht ausführen, und wenn es diese Nacht im Sturm überstanden hat, wird es auch noch den Rest des Urlaubs überstehen. Viel Zelten werde ich ohnehin nicht mehr, fürchte ich. Nicht bei diesem Wetter.

      Zurück am Parkplatz, nutze ich die großzügig angelegte public toilet erst einmal, um die im Zelt durchgeführte Alibi-Wäsche etwas gründlicher vorzunehmen. Dann koche ich genug Kaffee, um die Thermoskanne zu füllen, und fahre gemütlich auf der Single Track Road zurück nach Rhiconich. Den Besuch der Strände bei Polin und Oldshoremore hebe ich mir für besseres Wetter auf; für heute habe ich genug „Strand im Regen“ gesehen. Von Rhiconich aus fahre ich nach Durness. Dort gibt es einen Shop, eine Tankstelle, genial tolle Strände, Hostels, und andere Unterkünfte.
      Erster Stopp: Shop. Gut, das war nichts, sonntags hat er geschlossen. Ich muss den Kaffee ohne Milch trinken.
      Nächster Stopp: Das SYHA Hostel. Das liegt irgendwo in der Nähe der Smoo Cave, wenn ich mich richtig erinnere. Hm. Das sieht von außen so arg vergammelt aus, dass ich es mir von innen erst gar nicht ansehen will. Das Gelände erinnert an ein paar aufgegebene Lagerhäuser. An ein paar vor sehr langer Zeit aufgegebene Lagerhäuser, um es etwas deutlicher zu sagen. Nein, danke, ohne mich.
      Auf dem Weg zum Shop sah ich ein anderes Hostel, das „Lazy Crofter“, aber auch ein hübsch aussehendes Guest House mit eigenem Parkplatz. Noch ist es für beides zu früh am Tag, ich muss mich also jetzt noch nicht entscheiden. Ich gehe zum Sango Beach, einem schönen weißen Strand mit schwarzen Felsen. Zwischen Regen- und Hagelschauern kommt immer wieder blauer Himmel zum Vorschein.


      Sango Bay von Borderli auf Flickr


      Sango Bay von Borderli auf Flickr


      Sango Bay von Borderli auf Flickr

      Neben dem Sango Beach ist eine Campsite „mit Aussicht“. Mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen kann man bis an den Rand der Klippen fahren und hat dann freien Blick über das Meer nach Norden. Zum Zelten ist es heute allerdings zu kalt, zu stürmisch, zu nass. Erwähnte ich das schon mal? Inzwischen habe ich mich entschieden: Ich hätte heute gerne etwas mehr Komfort als mir ein Hostel bieten kann. Irgendwie kann ich mich in diesem Urlaub für die Idee in einem Schlafsaal zu schlafen, nicht begeistern. Sicher, Hostels sind nett und meistens auch preiswert, aber ich bin heute nicht in der Stimmung, mit fremden Leuten Konversation zu machen, in der Küche gackernden Mädels auszuweichen, und im Schlafsaal schnarchende Schläfer zu ertragen. Ich lasse das Auto auf dem Parkplatz gegenüber des Shops, und laufe zum Guesthouse. Ja, ich kann ein Zimmer haben. Der Preis ist zwar etwas höher als erwartet, aber was soll’s, ich habe Urlaub. Ich hole das Auto, und richte mich ein. Das Bad ist riesig, und nachdem ich ausgiebig geduscht habe, kann ich das Zelt ausbreiten und trocknen. Die recht unappetitlich aussehende Plastikplane (ich erinnere an die Karnickel) dusche ich ab und hänge sie dann zum Trocknen auf. Dann mache ich mich auf die Suche nach einem Abendessen.

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      • nicki1005
        Erfahren
        • 30.04.2011
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

        Hallo Borderli!
        Also ich mag deinen Softie-Bericht Und so soft ist er ja gar nicht!
        Ich finds toll, eine Reise durch so viele unterschiedliche schottische Gebiete in nur einem Bericht miterleben zu können! DANKE dafür! Es zieht mich schon wieder sehr in den Norden...
        Liebe Grüße,
        Nicki

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        • Segelflo
          Gerne im Forum
          • 03.06.2012
          • 93
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

          Danke für den schönen Bericht. Ich weiß, ich bin auch noch einen fällig, aber es geht im Oktober erst einmal wieder auf nach Schottland. Danke Dir...

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
            • 1734
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

            Diese Nacht bin ich der einzige Gast. Morgens brauche ich nicht in den großen Frühstücksraum zu gehen, sondern kann gemütlich in der Lounge frühstücken. Heute will ich das Auto stehen lassen und die Dünenlandschaft zwischen Balnakeil und Faraid Head erkunden.

            Kurz nachdem ich mich in Richtung Balnakeil in Bewegung gesetzt habe, fängt es wieder an zu regnen, und ich ziehe die Regenhose drüber. Bald hört es wieder auf, aber der starke Wind bleibt. Ich laufe am Strand entlang und wundere mich, dass mir hier ein Auto entgegen kommt. Nun ja, der Fahrer wird schon wissen was er hier tut.


            Balnakeil Bay von Borderli auf Flickr


            Balnakeil Bay von Borderli auf Flickr

            Am Ende des Strandes finde ich ein windgeschütztes und jetzt sogar sonniges Plätzchen für eine Pause. Ich mache es mir auf den Felsen bequem, genieße die Aussicht, schaue den Wellen zu, und fotografiere ein wenig.


            Balnakeil Bay von Borderli auf Flickr

            Dann wird es langweilig, und ich mache mich wieder auf den Weg. Jetzt sehe ich auch, warum das Auto am Strand fuhr: Zwischen dem Ende der Balnakeil-Straße und diesem Ende des Strandes ist der Strand die Straße. Ich laufe ein wenig entlang der Straße, und dann gehe ich kreuz und quer durch die Dünenlandschaft. Ich erreiche kleine, abgelegene Strände, ich sehe Berge aus Sand, bizarre Verwehungen, von Grashalmen in den Sand gemalte Kreise - der Spaziergang ist faszinierend. Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht.


            An Fharaid von Borderli auf Flickr


            An Fharaid von Borderli auf Flickr


            An Fharaid von Borderli auf Flickr


            An Fharaid von Borderli auf Flickr

            Schließlich erreiche ich wieder die Straße, die zunächst einem Sandweg ähnelt, später aber durch grüne Wiesen führt. Viele Schafe sind hier unterwegs. Und wieder bin ich weg von der Straße, und laufe zu den Klippen. Schön ist es hier. An der MOD-Einrichtung geht der Weg nicht weiter. Ich gehe entlang der Straße zurück, und als ich bergab gehe, meldet sich mein Knie wieder. Blödes Knie, höre auf zu zicken. Das ist doch nur ein Spaziergang! Die Sonne scheint, aber im Wind ist es richtig kalt. Ich suche mir einen einigermaßen windgeschützten Platz zwischen den Dünen, mit Blick auf einen traumhaften Sandstrand, und mache Mittagspause.


            Balnakeil Bay von Borderli auf Flickr


            An Fharaid von Borderli auf Flickr


            Balnakeil Bay von Borderli auf Flickr

            Als es mir zu kalt wird, gehe ich weiter. Auf der „Sandstraße“ kommt mir wieder ein Auto entgegen, ein Farmer mit seinen beiden vierbeinigen Helfern. Im Balnakeil Craft Centre statte ich Cocoa Mountain einen Besuch ab - zum Aufwärmen ist deren heiße Schokolade genau richtig. Zurück im Guesthouse, entsande ich mich erst einmal so gut wie es geht. Hm, ist das etwa ein leichter Sonnenbrand auf der Nase? Ja, sieht so aus. Später gehe ich noch einmal zur Sango Bay. Dieser Strand ist einfach zu schön! Als ich so am Strand entlang laufe, sehe ich eine große, dunkle Wolke kommen. Das sieht nicht gut aus. Ich eile hinauf (aua, sagt das Knie) und stelle mich an der Tourist Information unter. Gerade noch rechtzeitig - kaum stehe ich auf der windabgewandten Seite (zum Glück mit Blick aufs Meer) unter dem Dach, legt das Wetterchen los. Hagel, Sturmböen, das ganze Programm. Bald ist es vorbei, und hinterlässt einen schönen Regenbogen. Für heute ist es genug, ich will jetzt eine heiße Dusche!


            Sango Bay von Borderli auf Flickr


            Sango Bay von Borderli auf Flickr


            Sango Bay von Borderli auf Flickr


            Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne. Ich frühstücke diesmal nicht alleine, sondern in Gesellschaft eines deutschen Ehepaares, die wie ich mit dem Auto unterwegs sind, sich aber eher auf Städte, Schlösser und Ruinen konzentrieren. Bei strahlendem Sonnenschein fahre ich los. Das heutige Ziel heißt Ullapool, und vielleicht findet sich ja eine kleine Wanderung auf dem Weg dorthin. Das Wetter sieht viel versprechend aus, und das Problemknie hält auch Ruhe. Beides wird sich aber bald ändern.


            Kyle of Durness von Borderli auf Flickr

            Auf der Höhe des Srath Dìonard ist es vorbei mit dem Sonnenschein. Dicke Wolken ziehen auf. Aber immerhin - es bleibt bei Schauerwetter.


            Srath Dìonard von Borderli auf Flickr

            Ich bin ja schon froh, wenn es kein Dauerregen ist. Hm, wenn ich schon mal hier bin, könnte ich doch zum Eas a’ Chuil Aluinn laufen. Die Wegbeschreibung habe ich dabei, die Karte auch, und das Wetter schaut nicht ganz so schlimm aus. Ich lasse das Auto auf dem Parkplatz und mache mich auf den Weg. Bis zum Loch na Gainmhich ist noch alles in Ordnung.


            Quinag und Loch na Gainmhich von Borderli auf Flickr

            Kaum bin ich weiter bergauf unterwegs, muckt das Knie wieder. Das wird langsam echt lästig, denke ich, und stampfe durch den Matsch. Etwas später, beim Umgehen einer tiefen Pfütze, rutsche ich mit dem rechten Fuß im Matsch aus. Aua, beschwert sich das Knie. So geht das nicht weiter. So gehe ich nicht weiter. Wenn ich jetzt schon, auf diesem einfachen Weg, Beschwerden habe, dann will ich nicht wissen, wie es weiter draußen ist. So wichtig ist mir dieser Wasserfall dann doch nicht. Ich drehe um und gehe langsam und vorsichtig zurück. Bergab gehen fällt mir deutlich schwerer als bergauf, und ich versuche, das Knie so gut wie möglich zu entlasten. Vielleicht hilft ja ein Ruhetag, denke ich, als ich die letzten Meter bis zum Auto schlurfe. Aber zunächst hilft mir eine Schmerztablette.

            Ich fahre weiter, bei wechselhaftem Wetter, und mache am Ardvreck Castle eine ausgedehnte Pause. Zuerst sitze ich bei einem heftigen Hagelschauer im Auto, dann gehe ich in Richtung Ruine und mache Fotos, flüchte vor einem neuen Regenschauer zurück ins Auto, und gehe dann in Richtung Calda House. Diese Ruine habe ich mir bei den vorangangenen Besuchen noch nicht näher angeschaut. Ich bummele herum, und das Knie fühlt sich nicht mehr ganz so fies an wie vorhin. Nach etlichen Fotos und sonnigen Abschnitten fahre ich weiter nach Ullapool.


            Ardvreck Castle von Borderli auf Flickr


            Calda House von Borderli auf Flickr


            Ardvreck Castle von Borderli auf Flickr


            Loch Assynt von Borderli auf Flickr


            Loch Assynt von Borderli auf Flickr

            In Ullapool gibt es ein SYHA Hostel. Ich stelle das Auto ab und laufe zum Hostel; mal fragen, ob sie ein Bett frei haben für zwei Nächte. Ob es die viele frische Luft in den letzten Tagen war, oder einfach nur Zufall - ich gehe zur Tür hinein, gehe ein paar Schritte, und verlasse fluchtartig das Haus. Hier stinkt’s. Es riecht muffig, angegammelt, stickig und einfach nur eklig. Nein, keine Chance. Hier will ich nicht übernachten. Ich gehe zur Tourist Information und frage nach einem B&B. Wie immer, wird mir geholfen. Egal wo ich in Schottland ein TIC aufsuche - die Mitarbeiter sind immer freundlich, hilfsbereit, und finden eine Unterkunft. Das Dronan Guest House hat ein Zimmer für mich, die Wegbeschreibung bekomme ich dazu, und ja, ich kann sofort hinkommen, wenn ich will. Prima! Vorher gehe ich noch im Supermarkt vorbei und hole mir ein paar frische Nahrungsmittel. Das Guest House ist gleich gefunden, und hat sogar einen eigenen Parkplatz. Der ist so großzügig angelegt, dass mein Kleinwagen darauf fast verschwindet. Ein freundlicher Empfang, eine Kanne Tee, ein Schwätzchen, und ich fühle mich schon wie daheim. Das ist mit Abstand das schönste B&B, das mir bisher begegnet ist. Ich laufe dann nochmal ins Städtchen, und bedanke mich bei der Mitarbeiterin für die Vermittlung dieser tollen Unterkunft. Als ich so am Wasser entlang bummele, höre ich auf einmal „Ja, hallo, Sie sind ja auch hier!“ - da stehen die beiden Mit-Frühstücker aus Durness vor mir. Und, wie es der Zufall so will, übernachten sie auch im Dronan Guest House. Die Welt ist ein Dorf.
            Zuletzt geändert von Borderli; 01.07.2013, 07:24.

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            • Borderli
              Fuchs
              • 08.02.2009
              • 1734
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

              Am nächsten Morgen fahre ich nach einem ausgiebigen Frühstück (die Dame in der Tourist Information hat nicht zuviel versprochen!) nach Corriehallie. Der Plan sieht vor, die bei walkhighlands beschriebene Shenevall-Runde zu laufen. Falls das Problemknie und das Wetter mitmachen. Gleich nach dem Start laufe ich in einem Graupelschauer und frage mich wieder einmal, was ich hier eigentlich mache. Es gibt nicht einmal schöne Aussichten, weil die Wolken so tief hängen. Dazu die Kälte und der starke Wind - nein, so macht Wandern keine Spaß. Immerhin, das Knie verhält sich ruhig. Oben am Weg angekommen, mache ich im Windschatten eines großen Felsens Pause. Das scheint ein beliebter Pausenplatz zu sein; da liegt sogar ein Brett, das als Bank dient. Ich sitze einen weiteren Graupelschauer aus, und sehe, dass sich die Wolken verziehen. Gut so, vielleicht wird aus dem Tag ja doch noch etwas.

              Nur wenige Meter nach meinem Pausenfelsen ist der Abzweig. Rechts geht es nach Shenevall, auf dem Track links werde ich wieder zurückkommen. Also rechts. Schon nach 10 Minuten stehe ich im Matsch, und es wird und wird nicht besser. Das Knie beschwert sich über zu große und zu steile Schritte. Was tun? Es scheint mir wenig sinnvoll, jetzt weiter zu gehen und womöglich einen richtigen Schaden am Knie zu riskieren. Das ist mir die Sache nicht wert. Jetzt schon zurücklaufen will ich aber auch nicht. Ich gehe zurück zum Abzweig, und laufe ein Stück auf dem Landrovertrack. Der ist einfach zu gehen, nicht so steil, und verlangt vom Knie keine größeren Belastungen. Zwischen den Wolken kommt immer mehr blauer Himmel raus, und die Fernsicht ist klasse. Wenn es doch nur nicht so kalt und so windig wäre! Bald kommt das Srath na Sealga in Sicht. Zwar etwas gegenlichtig, aber schön ist es trotzdem. Im Geiste setze ich einen Grauverlaufsfilter für die kleine Kamera auf die Einkaufsliste.


              Strathnasheallag Forest von Borderli auf Flickr


              Dundonnell Forest von Borderli auf Flickr


              Srath na Sealga von Borderli auf Flickr


              Srath na Sealga von Borderli auf Flickr


              Strath na Sealga von Borderli auf Flickr

              Ich laufe nicht bis runter - schließlich müsste ich das ja wieder rauf - sondern mache eine längere Pause, in der ich das Knie mit Salbe einreibe und bequem auf dem Rucksack ablege. Es wird zu kalt. Mistwetter, nicht einmal bei Sonnenschein kann man eine lange Pause machen. Langsam gehe ich zurück und genieße, trotz des schmerzenden Knies, die Weite der Landschaft. An Teallach zieht immer wieder meine Blicke auf sich. Mit viel Schnee bedeckt und vor einem blauen Himmel sieht er beeindruckend aus. Aber auch der Blick in die andere Richtung, über die Weiten des Moores hinweg zu den Bergen des Dundonnel Forests, ist grandios. Vom Menschen scheinbar unberührte Natur, so weit man sehen kann.


              Dundonnel Forest von Borderli auf Flickr


              An Teallach von Borderli auf Flickr

              Auf meiner Pausenbank haben es sich andere Wanderer bequem gemacht, und so gehe ich nach einem kurzen Schwatz weiter und komme irgendwann am Gatter in der Nähe der Straße an. Ein Farmer ist dort gerade zugange, und mit ihm unterhalte ich mich über die ungewöhnliche Kälte und die Probleme, die sie für die Farmer in der Region mit sich bringt.
              Gut, diese Wanderung verlief, wie schon einige vorher, nicht so wie geplant. Aber immerhin - dieses Mal war nicht das Wetter schuld daran. Das war, von den Temperaturen abgesehen, vorbildlich.


              Ullapool von Borderli auf Flickr



              Mit dem Sonnenschein ist es für die nächsten Tage vorbei, sagt der Wetterbericht. Dauerregen soll es geben. Wohin nun? Das Wetter wird flächendeckend schlecht, also ist es ziemlich egal, wohin ich fahre. Ich durchsuche mein Gedächtnis nach einer Kombination aus „Hostel“ und „schlechtwettergeeigneter, einfacher Wanderweg“ und als erstes fallen mir Broadford (SYHA) und Coire na Creiche ein. Ja, das lässt sich machen. Bevor ich Ullapool verlasse, fahre ich beim Hostel vorbei und buche das Hostel in Broadford vor. Dieses Mal kommt mir keine scheußliche Geruchswolke entgegen. Gut, es riecht nach vielen Menschen, altem Haus und wenig Lüftung, aber kein Vergleich mit dem Gestank vor zwei Tagen. Dann bekommt das Auto einen vollen Tank, und los geht die Fahrt. Den ersten Dauerregentag verbringe ich im trockenen und warmen Auto; nicht der schlechteste Ort, finde ich. Heute ist das Hostel noch ruhig, aber es naht ein Bank Holiday Weekend, da wird sich das ändern. Vor allem, weil die Wettervorhersage ab Samstag vorsichtig optimistisch ist.

              Coire na Creiche steht heute auf dem Programm. Es gibt zwei Möglichkeiten: Mit dem Auto ins Glenbrittle fahren und von einem Parkplatz aus starten, oder das Auto in Sligachan stehen lassen und ins Glenbrittle laufen. Ich entscheide mich für die zweite Möglichkeit - ich will Wasserfälle sehen. Als ich das letzte Mal dort war, hatten die kaum Wasser; das wird heute sicherlich anders sein.
              Es schauert so vor sich hin, es ist kalt, es ist windig. Wie immer, also. Die Wasserfälle des Allt Dearg Mòr haben wie erwartet jede Menge Wasser und sind richtig sehenswert.


              Schafe von Borderli auf Flickr


              Allt Dearg Mòr von Borderli auf Flickr

              Das Bank Holiday Weekend macht sich bemerkbar, als ich am höchsten Punkt des Spaziergangs angekommen bin und viele, viele andere Spaziergänger sehe. Ich laufe bergab (aua, sagt das rechte Knie), und gehe vor dem Bach ein paar Meter weglos rüber zu dem gut besuchten Weg.
              Plötzlich höre ich hinter mir einen Hund bellen. Da rast auch schon ein blonder Labrador-Pudel-Mischling an mir vorbei auf eine Gruppe Schafe zu. Es ist für mich nicht erkennbar, zu welcher Gruppe der Spaziergänger gehört, und mir schwillt der Kamm. Hier laufen überall Schafe herum, trächtige Schafe, und so ein unverantwortlicher Hundebesitzer hat seinen Hund nicht unter Kontrolle. Der Hund jagt. Das ist kein harmloses Spiel, das ist jagen. Ich gehe weiter, als sich immer noch keiner zeigt, zu dem der Hund gehört.
              Auf dem Weg dann ein goldiges Bild: Papa, Mama, und fünf kleine Kinder. Der Junge (der größte der Rasselbande) geht an Papas Hand zuerst über einen Bach. Dann holt Papa die einheitlich in rosa Regenjacken, rosa Gummistiefel und rosa-gemusterte Regenhosen gekleideten Mädels eines nach dem anderen rüber, und zum Schluss macht sich die Mama die Füße nass. Das Schauspiel bietet sich mir bei jedem weiteren Bach. Weiter oben, mit Blick auf einen Wasserfall, mache ich auf Bitten der Mama ein Foto fürs Familienalbum. Die Kleinen stiefeln dann tapfer weiter. Es fängt wieder an zu regnen - immerhin war es für fast zwei Stunden trocken.
              Kurz darauf sehe ich eine Frau mit Fotoapparat, Stativ und Regenhülle am Bach stehen. Wir unterhalten uns kurz über das Fotografieren bei diesen Bedingungen. Sie hofft, dass der Regen bald aufhört und sie dann ihr Foto machen kann. Waterpipe Gully macht bei dem Nebel schon was her, so stimmungsmäßig gesehen, und falls dann noch etwas Licht dazu kommt… Tut es aber nicht. Es ist der Auftakt zu stundenlangem Dauerregen.


              Coire na Creiche von Borderli auf Flickr

              Irgendwann drehen alle Spaziergänger um und machen sich auf den Rückweg. Ich nicht, ich gehe weiter. Irgendwo dort oben, im Scree, beginnt der Weg, der mich wieder rüber auf die andere Seite des Coire und auf den Rückweg bringt. Vorher sehe ich jedoch einen kleinen Cairn und einen Weg, der etwas tiefer in dieselbe Richtung führt. Warum nicht, ich nehme diesen Weg. Hätte ich gewusst, wie nass der wird, hätte ich es nicht gemacht.
              Dann wieder: Hundegebell. Ich glaube es nicht; wieder jagt der Hund von vorhin ein Schaf. Dieses Mal sind die Besitzer hinter mir auf demselben Pfad unterwegs. Ich drehe um, und frage sie, was das soll. Der Hund ist noch jung, der hört noch nicht richtig. Bitte? Wo ist denn die Leine? Ach, er zieht so an der Leine, da läuft er doch besser frei. Für die Schafe und für sonstiges Getier, was er unterwegs jagt, interessieren sich diese Leute kein bisschen. Er hat doch seinen Spaß. Argh - wo bitte ist eine steile Klippe, wenn man sie braucht?? Ich mache meinem Unmut noch etwas Luft und gehe dann kopfschüttelnd weiter.

              Nach etlichen Metern Sumpf und Matsch erreiche ich den Weg, der mich zurück nach Sligachan bringt. Es regnet, es graupelt, es ist windig, und es ist kalt. Der Weg zieht sich schier endlos, und die Schmerzen im Knie machen es nicht besser. Auf dem letzten halben Kilometer bis zum Auto ist mir zum Heulen zumute. Blöder Urlaub, nichts läuft auch nur ansatzweise wie geplant. Und immer dieser kalte Regen, dieser ständige Wind, das zermürbt mich. Dann erreiche ich das Auto, endlich. Inzwischen sind die Handschuhe nass und die Hände eiskalt. Ich ziehe die nassen Sachen aus, die warme Jacke an, und mache mich auf den Weg nach Broadford.
              Im Hostel angekommen, deponiere ich die triefnassen Klamotten und die Schuhe im Trockenraum. Wobei - der Trockenraum ist heute ein Witz. Die Heizung ist aus. In der Hoffnung, dass sie später noch warm wird, stopfe ich die Schuhe mit Zeitungspapier aus und gehe duschen. So, jetzt fühle ich mich besser. Ein paar Tassen Tee später gehe ich nochmals in den Trockenraum. Inzwischen ist er voll mit nassen Jacken, Hosen, Schuhen und Rucksäcken, aber die Heizung ist immer noch kalt. Eine Nachfrage bei der Rezeption ergibt, dass sie kaputt ist. Klasse. Ich nehme Jacke, Hose und Handschuhe mit in den Schlafsaal, dort funktioniert die Heizung einwandfrei. Nur die Schuhe, die lasse ich lieber im Trockenraum, die will ich meinen Mitbewohnern nicht zumuten.

              Wie erwartet, sind sie am nächsten Morgen immer noch nass. Das Wetter sieht auch nicht besser aus - es ist nasskalt, es regnet immer wieder, und von einer Sonne ist weit und breit nichts zu sehen. Ich beschließe, mich so langsam in Richtung Osten auf den Weg zu machen. Laut Wettervorhersage soll es dort in den nächsten beiden Tagen besseres Wetter geben. Mein Heimflug ist auch nicht mehr weit entfernt, da bietet sich das doch geradezu an.


              Loch Loyne, 04. Mai 2013 von Borderli auf Flickr

              Ich fahre gemütlich nach Aviemore. Auf der Straße am Loch Loyne entlang schneit es, und auf der Straße liegt Schneematsch. Ich hätte gerne Winterreifen... Langsamer als sonst und vorsichtig fahre ich durch das Schneetreiben. Bald geht es bergab, und der Schnee ist weg. Unterwegs stehe ich für fast zwei Stunden im Stau. Zwei Autos trafen sich auf der Straße und verursachten nicht nur zwei Totalschäden, sondern auch eine Vollsperrung.
              In Aviemore trifft mich dann fast der Schlag. Okay, so also sieht ein Bank Holiday Weekend in einem schottischen Tourismuszentrum aus. Hätte ich nicht gebraucht, ehrlich. Aber gut, ich bin hier, zum Weiterfahren habe ich keine Lust, also suche ich mir eine Unterkunft. Ich fahre zum Hostel, stelle das Auto auf den noch fast leeren Parkplatz und gehe auf gut Glück rein. Super, eine freundliche Mitarbeiterin bucht mich für eine Nacht ein. Die Zeit bis zum Einchecken verbringe ich mit Bummeln, Kaffee trinken, und Zeitung lesen.
              Im Hostel liegt der Wetterbericht für die nächsten Tage aus. Ich glaube es nicht: Schönes Wetter! Sonnenschein, leichter Wind, steigende Temperaturen. Hätte ich das nicht schon früher haben können?

              Also dann, was fange ich mit dem nächsten Tag an. Glen Derry, fällt mir als erstes ein. Wenn das Knie mitmacht, vielleicht bis zum Loch Etchachan laufen. Wobei - dann müsste ich den Rucksack mitschleppen, und das geht definitiv nicht, nicht mit einem lädierten Knie. Gut, dann baue ich an der Derry Lodge mein Zelt auf und laufe ein Stück ins Glen Derry hinein; mal sehen, wie weit ich komme. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, gab es dort ein paar schöne, fotogene, alte Bäume.

              Nach einem gemütlichen Frühstück fahre ich nach Braemar. Die Fahrt hat was - viele Kurven, Steigungen, tolles Wetter, tolle Aussichten. Im Gegensatz zum November 2010 ist in Braemar richtig was los. Ich fahre weiter zum Linn of Dee und muss dort doch tatsächlich einen Parkplatz suchen! Das ist mir in diesem Urlaub noch nicht passiert. Alles ist voll! Schließlich finde ich zwischen zwei Wohnmobilen noch ein Plätzchen. Gut, dass das Auto so klein ist. Ich hole den Rucksack raus und laufe los.

              Unterwegs überholt mich eine Gruppe junger Leute, die ich schon im Hostel gesehen habe. Sie laufen in kurzen Hosen, manche in einfachen Turnschuhen, zwei sogar ohne einen Rucksack. Weit werden sie nicht wollen, denke ich mir. Als sie an der Derry Lodge Pause machen, kommen wir ins Gespräch. Sie wollen durch den Lairig Ghru nach Aviemore laufen. In dem Aufzug! Sie haben sich nicht danach erkundigt, ob dort oben noch Schnee liegt, und sie haben keine Ahnung, was noch auf sie zukommt. Ach, das ist doch alles kein Problem, meinen sie, das sind doch nur ein paar Kilometer. Ich hätte meine Bedenken genausogut dem Baumstamm erzählen können, glaube ich. Als ich eine halbe Stunde später mein Zelt aufgebaut habe und gerade am Bach Wasser hole - inzwischen ist es halb zwei - laufen sie weiter, in Richtung Lairig Ghru. Keine Ahnung, ob sie das durchgezogen haben.

              Ich laufe ins Glen Derry hinein. Es ist schön. Endlich Sonne, und das ganze ohne Wind und bei angenehmen Temperaturen. An der Brücke, die ich mir vor vier Jahren als möglichen Zeltplatz vorgemerkt habe, steht ein Zelt. Ich laufe noch etwas weiter und fotografiere ein paar Bäume. An dem Hochwasser führenden Bach drehe ich um. Sinnlos, sich zweimal nasse Füße zu holen; außerdem verlangt mein Knie nach Rückkehr, Salbe und Ruhe.


              Glen Derry von Borderli auf Flickr


              Glen Derry von Borderli auf Flickr


              Glen Derry von Borderli auf Flickr


              Glen Derry von Borderli auf Flickr

              Gemütlich gehe ich zurück; an der Brücke nehme ich dieses Mal den Weg auf der anderen Seite des Derry Burn. Am Zelt angekommen, koche ich mein Essen und sitze dann am Fluss und genieße es. Einfach nur vor dem Zelt sitzen und nichts tun - das konnte ich in diesem Urlaub noch gar nicht tun. Erst jetzt, am vorletzten Tag, komme ich dazu.


              "Derry Lodge" von Borderli auf Flickr

              Am nächsten Morgen packe ich das trockene Zelt ein, und genieße es, die Ausrüstung nicht festhalten oder beschweren zu müssen. Es ist windstill und warm. Ich laufe im T-shirt zurück zur Derry Lodge.
              Dann ist der Urlaub wirklich zu Ende - ich fahre nach Aberdeen, gebe das Auto ab, und warte auf meinen Flug.


              Dieser Urlaub verlief völlig anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Gut, ich hatte keine detaillierten Pläne gemacht, aber ich hatte einige mehrtägige Touren auf der Liste, ich wollte zelten, und noch so einiges. Selbst mit meiner persönlichen Schlechtwettergeschichte habe ich nicht mit so dauerhaft schlechtem Wetter, und vor allem nicht mit so niedrigen Temperaturen gerechnet. Das war der erste Urlaub seit dem letzten, schon zehn Jahre zurückliegenden Badeurlaub, dessen Ende ich kaum abwarten konnte. Nein, kein schöner Urlaub.

              Dazu noch die Geschichte mit dem Knie. Inzwischen habe ich einen arthroskopischen Eingriff hinter mir und humpele durch die Gegend. Bis ich das gute Stück wieder so weit belasten darf, dass ich tagelang mit einem Trekkingrucksack durch die Gegend laufen kann, das wird noch eine Weile dauern. Vorher sind viel Geduld und konsequentes Muskelaufbautraining angesagt.

              Tja, eigentlich wollte ich Ende September auf Tour gehen, ohne Auto, ohne Ausreden, so richtig auf Trekkingtour. Das kann ich abhaken. Da der Flug schon gebucht ist, und ich nicht auf meinen Urlaub verzichten will, habe ich mir wieder ein Auto gebucht und werde mir dieses Mal nur einfache Spaziergänge vornehmen. Ich würde mich trotzdem über gutes Wetter freuen. Irgendwann muss diese Wetter-Pechsträhne ja mal ein Ende haben.

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              • Glenfiddich
                Erfahren
                • 19.02.2012
                • 278
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                #8
                AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                Unglaublich tolle Bilder!! Und natürlich wieder ein schöner Bericht, wenngleich ich sagen muss das dass ja oft nix mit Bequemlichkeit zu tuen hatte. Das du derart Pech hattest mit dem Wetter ist schon bald schwarze Magie. Nicht ganz uneigennützig wünsche ich dir Ende September tolles Wetter und deinem Knie bis dahin so gute Genesung das du wenigstens einige leichte Wanderungen machen kannst. Wie du weißt bin ich dann auch unterwegs,- allerding habe ich meine Zauberregenhose mit! Seit ich die vor gut 2 Jahren kaufte brauchte ich die auf keiner meiner Touren. Also steigen somit auch deine Chancen auf trocknes Wetter
                Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                • Borderli
                  Fuchs
                  • 08.02.2009
                  • 1734
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                  Eine Zauberregenhose? Wo kann man die kaufen? Ich nehme gleich 10 Stück....

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                  • Rainer Duesmann
                    Fuchs
                    • 31.12.2005
                    • 1642
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                    Hallo meine Gute!
                    Traumbericht, vielen Dank.
                    Nachdem wir deine sms bekommen hatten machten wir uns kurz Sorgen. Sandsturm hörte sich echt crazy an. Aber dann haben wir in einer Frittenbude in Aviemore im Fernseher gesehen was bei dir los war.
                    Beim nächsten Mal.
                    Beste Grüße,
                    Rainer
                    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                    • Segelflo
                      Gerne im Forum
                      • 03.06.2012
                      • 93
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                      Ja, wirklich toll geschrieben und ganz tolle Bilder. Da gleich mal eine frage zu, sind die mit einer SLR oder einer Kompakten entstanden? Meine D300 schleppe ich nicht noch einmal mit. Mitte Oktober geht es auch bei uns wieder los. Dann wollen wir uns mal die Insel Sky anschauen.

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                      • Stippvisite
                        Erfahren
                        • 13.05.2013
                        • 140
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                        Danke für den Bericht und die tollen Bilder .

                        (Hatte schon drauf gewartet )

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                        • Borderli
                          Fuchs
                          • 08.02.2009
                          • 1734
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                          Zitat von Segelflo Beitrag anzeigen
                          Ja, wirklich toll geschrieben und ganz tolle Bilder. Da gleich mal eine frage zu, sind die mit einer SLR oder einer Kompakten entstanden? Meine D300 schleppe ich nicht noch einmal mit. Mitte Oktober geht es auch bei uns wieder los. Dann wollen wir uns mal die Insel Sky anschauen.
                          Danke! Mitte Oktober dürftest du Glück mit dem Wetter haben; mein Rückflug ist am 10.!

                          Es war weder eine Kompakte noch eine SLR, sondern dieses seltsame neue Konstrukt von Nikon, die Nikon1J2. Nette kleine Knipsmaschine, für meine Zwecke reicht sie, aber irgendwie werde ich nicht so recht warm mit ihr. Immerhin - sie liefert bessere Ergebnisse als meine Kompakte, und passt in die Jackentasche. Die andere Jackentasche bietet Platz für Wechselobjektiv(e), Filter, Akkus und Kleinkram. Keine große Fototasche mehr, und ein kleines, leichtes Stativ reicht aus. Von daher ein für mich brauchbarer Kompromiss.

                          Stippvisite - wenn ich nicht zur Untätigkeit verdammt daheim sitzen/liegen würde, hättest du noch länger warten müssen. Nach diesem Urlaub war mir überhaupt nicht danach, einen Bericht zu schreiben.

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                          • Pfad-Finder
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                            • 18.04.2008
                            • 11916
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                            Also die Bilder lassen jedenfalls hoffen, dass Du noch viele Regenurlaube machen musst.

                            Gute Genesung Deinem Knie, ich habe *so etwas* noch nicht gehabt, aber ähnlich zähe und nervige Schäden.
                            Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                            • Borderli
                              Fuchs
                              • 08.02.2009
                              • 1734
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                              #15
                              AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                              Also die Bilder lassen jedenfalls hoffen, dass Du noch viele Regenurlaube machen musst.

                              Ich will aber auch mal blauen Himmel fotografieren und mir einen Sonnenbrand holen und die Regenhose umsonst mitschleppen....
                              Och menno.

                              Danke für die Genesungswünsche. Ich glaube, für solche Sachen bin ich zu ungeduldig. Mir ist langweilig!

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                              • Dibidil
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                                • 18.02.2013
                                • 63
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                                Danke für die tollen Schottlandbilder. Besonders Durness und Sandwoodbay haben es mir echt angetan. Schade, dass du so schlechtes Wetter hattest. Trotzdem würde ich am liebsten gleich wieder los nach Schottland fahren, obwohl ich schon Urlaub in Island geplant habe. Naja, ich glaube, nächstes Jahr muss auf jeden Fall Schottland wieder dabei sein.

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                                • MrLausS
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                                  • 12.05.2013
                                  • 58
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                                  Einen weiteren Dank für diese interessante Lektüre. Die Bilder sind einfach ein Träumchen und auch wenn ich Dir von Herzen mal eine Tour bei Kaiserwetter gönne: vielen Fotos steht die Wolkendecke einfach gut... Und ein borderli-Bericht ohne Schlechtwettermeldung wäre irgendwie kein borderli-Bericht .

                                  So eine Knieverletzung ist sicherlich nicht nur für mich eine der Trekking-Horrorvisionen. Hut ab, dass Du trotz allem versucht hast, das Beste aus dem Urlaub herauszuholen und nicht resigniert hast. MrsLausS und ich wünschen Dir eine erfolgreiche Physiotherapie und damit eine baldige Rekonvaleszenz.
                                  (OT: Ich erinnere mich an eine Praxis in der Nähe vom Hundertwasserhaus, die Medizinische Trainingstherapie anbietet und von mehreren Patienten gelobt wurde)

                                  LG
                                  Steffen

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                                  • Borderli
                                    Fuchs
                                    • 08.02.2009
                                    • 1734
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                                    #18
                                    AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                                    Ihr seid ja so gemein. Ich will auch mal Schönwetterbilder zeigen, egal wie langweilig die dann sind... In den letzten Jahren habe ich genug Bilder von dunklen Wolken gemacht.

                                    OT: Die zweite Physio-Runde habe ich gerade hinter mich gebracht. Die Dame dort ist auch gemein zu mir. Die quält mich!

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                                      Liebt das Forum
                                      • 18.04.2008
                                      • 11916
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                                      #19
                                      AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                                      Mir scheint es, dass Du zu den falschen Zeiten unterwegs bist. Nach meiner Erfahrung hat man während der ersten drei Juniwochen 2/3 aller Tage regenfrei - und Dauerregen höchstens mal einen halben Tag.
                                      Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                                      • MrLausS
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                                        • 12.05.2013
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                                        #20
                                        AW: [UK] Bequem unterwegs in Schottland - April 2013

                                        Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                                        Ihr seid ja so gemein. Ich will auch mal Schönwetterbilder zeigen, egal wie langweilig die dann sind... In den letzten Jahren habe ich genug Bilder von dunklen Wolken gemacht.
                                        Ups... sorry...

                                        OT: Die zweite Physio-Runde habe ich gerade hinter mich gebracht. Die Dame dort ist auch gemein zu mir. Die quält mich!
                                        Hmmm... ich frage mich gerade: Gibt es Physios die Dich mehr quälen können als Du Dich selbst... Wenn ich so an Deine geschätzten Berichte denke scheint mir eine gewisse Skepsis angebracht
                                        Vielleicht ein kleiner Ansporn: Bei unserer Rast gleich nach dem devils staircase kamen wir mit einer Britin ins Gespräch die kurz nach uns, aber deutlich schneller hochkam. Die erzählte uns, dass Sie gerade ihr neues Kniegelenk einlaufe...

                                        LG
                                        Steffen

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