[UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Hunter9000
    Dauerbesucher
    • 02.06.2012
    • 679
    • Privat

    • Meine Reisen

    #61
    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

    Ich bin mal so frei und antworte für Fayter: Hängematte klappt nicht! Knoydart ist de facto Baumlos und weiter im Norden werden es eher noch weniger Bäume als mehr. Sobald du in die Nähe des Capes kommst, gibt es sowieso nicht einmal mehr Buschwerk, sondern nur mehr Heidekraut.

    Kommentar


    • DaddyOutdoors
      Anfänger im Forum
      • 02.12.2013
      • 21
      • Privat

      • Meine Reisen

      #62
      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

      Zitat von Hunter9000 Beitrag anzeigen
      Ich bin mal so frei und antworte für Fayter
      Macht nichts, jeder der was weiss soll es mir ruhig erzaehlen

      Schade dass es nicht geht, muss ich eben auf Zelt planen. Wenn ich denn je aus dem Plan-Stadium herauskomme

      Thanks!

      Kommentar


      • Appatrailfreak
        Anfänger im Forum
        • 02.09.2013
        • 45
        • Privat

        • Meine Reisen

        #63
        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

        Sehr sehr toller Bericht mit Fotos.
        Ich hätte mal ein oder zwei Fragen und zwar:
        Wie lang braucht man für diesen Trail, wenn man ihn komplett läuft?
        Und kann man eigentlich auch überall zelten in der Natur dort.. oder muss man ab und zu auf einem Camping Platz zelten?
        Ich wollte nämlich eigentlich nur in freier Natur zelten...

        Grüße und nochmal betonen: Top Bericht!

        Kommentar


        • Fayter
          Gerne im Forum
          • 28.04.2013
          • 96
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

          Danke!

          Die Marschdauer ist natürlich abhängig von der Fitness. Ein normaler Mensch schafft den Trail innerhalb von 17-21 Tagen. Du kannst überall wildcampen. Nur ist die Verlockung auf eine heiße Dusche nach einigen Tagen ziemlich groß.
          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

          Kommentar


          • Hunter9000
            Dauerbesucher
            • 02.06.2012
            • 679
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

            Ich würde auch fast drei ganze Wochen reine Gehzeit einplanen. Hinzu kommen noch Ruhetage / Schlechtwetter-Abwettertage und dann Zeit für die An- und Abreise. Gerade die Reise vom Cape Wrath zurück nach Edinburgh oder Glasgow dauert.

            Kommentar


            • Appatrailfreak
              Anfänger im Forum
              • 02.09.2013
              • 45
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

              Alles klar und vielen Dank für die schnellen Antworten

              Wie sieht es Ausrüstungsmäßig aus?
              Was ist dort so das wichtigste?

              Kommentar


              • Hunter9000
                Dauerbesucher
                • 02.06.2012
                • 679
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                Wenn das eine Cape Wrath Trail Planung werden soll, solltest du vielleicht einen eigenen Faden aufmachen um Fayter den Platz hier für seinen Bericht nicht wegzunehmen?

                Kommentar


                • shoreman
                  Anfänger im Forum
                  • 20.11.2012
                  • 22
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                  Zitat von Appatrailfreak Beitrag anzeigen
                  Alles klar und vielen Dank für die schnellen Antworten

                  Wie sieht es Ausrüstungsmäßig aus?
                  Was ist dort so das wichtigste?
                  OMG !
                  Do something worth failing

                  Kommentar


                  • Fayter
                    Gerne im Forum
                    • 28.04.2013
                    • 96
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                    @Appatrailfreak

                    Dieser Link könnte nützlich sein:

                    https://www.outdoorseiten.net/wiki/Basispackliste-Gemäßigt


                    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                    Kommentar


                    • Fayter
                      Gerne im Forum
                      • 28.04.2013
                      • 96
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                      Tag 15 [7.6] Glendhu Bothy - Rhiconich

                      Länge: ~ 31,8 km
                      Höhenmeter: +678m / -640m


                      Überraschenderweise erholten sich meine Beine trotz des gestrigen, anstrengenden Tages erstaunlich gut. Im Morgengrauen brach ich auf und zog den Schotterweg an den Ufern des Loch Glendhu entlang. Die Sonne drohte mir den Nacken zu versengen und so kam mein Boonie wieder einmal zum Einsatz. An derartige Sonneneinstrahlung ist man ja normalerweise in Schottland nicht gewohnt. Herrlich!


                      Loch Glendhu




                      Loch Glendhu, die Ortschaft Kylesku und Quinag

                      Während des gemütlichen Dahinschlenderns genoß ich den Ausblick auf das blaustrahlende Loch Glendhu und die dahinterliegende Quinag Hügelkette. Bei „Maldie“ bog ich Richtung Achfary ab. Der Schotterweg wurde noch einmal ein Stück breiter, es schien, als würde man hier eine Straße bauen wollen. Nach einem steilen Anstieg stand ich an einem ehemaligen Shieling und rastete kurz. Ich musste mich zwischen der einfacheren Route über Achfary inklusive „Straßenhatsch“ und der anstrengenderen, weglosen um den Ben Dreavie entscheiden. Nach den Strapazen des Vortages fiel mir die Wahl nicht allzu schwer. Auf einer Forststraße durch den Achfary Forest ging ich hinunter ins Tal. Drüben leuchteten mir schon die grauen Hänge Arkles und ließen mich die Eintönigkeit der Strecke vergessen.


                      Reay Forest


                      Archfary Forest mit Arkle

                      Nun stand eine 6,5 km lange Straßenpassage an. Pluspunkt: Viel Verkehr war von oben nicht zu sehen. Und so verging die nächste Stunde auf grauem Asphalt. Am anderen Ende von Loch Stack angelangt schlug ich den Weg zur Stack Lodge ein. Am anderen Ufer des Lochs ging ich einen halben Kilometer in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Ein betagtes, englisches Ehepaar kam mir entgegen. Sie kehrten gerade von ihrem Arkle-Gipfelsieg zurück. Ein nettes Gespräch entsponn sich. Zu guter Letzt wollten die beiden noch ein paar Snacks von ihrem nicht weit entfernt parkenden Auto holen und mir zum Geschenk machen. Ich lehnte dankend ab.




                      Loch a‘ Garbh-bhaid Mór


                      Blick zurück auf Arkle


                      Noch 10 Kilometer bis Rhiconich. Der Karrenweg führte mich an den Hängen Arkles entlang um dann Richtung Norden abzubiegen. Kurz nach dem der Weg den Alltan Rhiabhach kreuzt musste ich den angenehmen Weg verlassen und über sumpfiges Gelände zum Loch a‘ Garbh-bhaid Mór gelangen. Nach einer halben Ewigkeit stand ich an seinem felsigen Ufer. Diversen Tierspuren folgend erreichte ich das Loch a‘ Garbh-bhaid Beag wo ich mir bei der Überquerung des Zuflusses, Garbh Allt, nasse Schuhe holte. Weitermarsch durch den Sumpf. Ich erreichte ein Boat House und kurz darauf den Fußpfad der mich nach Rhiconich brachte.


                      Blick vom Hotelparkplatz auf Loch Inchard. Kurz unter der Kurve mein Zeltplatz.


                      Ebenda angekommen rastete ich erstmal am Parkplatz des Hotels. Das Gebäude sieht ziemlich schäbig aus und machte einen verlassenen Eindruck. Ich saß auf einer Bank und genoß das Wetter und beobachtete die kreisenden Möwen über dem Loch Inchard.
                      Ich betrat das Hotel und ging schnurstracks Richtung Bar. Es dauerte bis eine Dame erschien und mich bediente. Ich fragte nach einer warmen Mahlzeit. Gibt’s nicht. Dann eben ein paar Schokoriegel und zwei Dosen Cola. Mittlerweile bin ich fast wieder bewegungsunfähig und so beschloß ich mir einen geeigneten Platz für mein Zelt zu suchen. Vom Parkplatz war eine mögliche Stelle zu sehen. Ich trottete die Straße nach Kinlochbervie entlang und gelangte nach einem Kilometer an den erspähten Platz. Ich stolperte von der Straße einen Hang hinunter in eine Mulde. Etwa 10 Meter von der Straße entfernt stellte ich mein Zelt auf. Fließendes Wasser gab es hier nicht. In weiser Voraussicht ahnte ich bereits im Voraus, dass sich in dieser Gegend kein geeigneter Zeltplatz finden lassen würde und so fühlte ich meine Flasche komplett auf. Die Nachmittagssonne ließ die Temperatur im Zelt unerträglich ansteigen. War ich sowieso von diesem langen Tag durchgeschwitzt und klebrig, gaben mir die Stunden bis zum kühleren Abend den Rest. Der Gedanke an den Leuchtturm und das Nahe Ende der Tour brachten den ersehnten Schlaf.
                      Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 09:41.
                      “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                      Kommentar


                      • Hunter9000
                        Dauerbesucher
                        • 02.06.2012
                        • 679
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                        Schön zu sehen, wie die Gegend dort aussieht - ich hatte ja leider praktisch durchgehend sauwetter an dem Tag. Ist ja richtig hübsch die Landschaft!

                        lltan Rhiabhach kreuzt musste ich den angenehmen Weg verlassen und über sumpfiges Gelände zum Loch a‘ Garbh-bhaid Mór gelangen. Nach einer halben Ewigkeit stand ich an seinem felsigen Ufer. Diversen Tierspuren folgend erreichte ich das Loch a‘ Garbh-bhaid Beag wo ich mir bei der Überquerung des Zuflusses, Garbh Allt, nasse Schuhe holte. Weitermarsch durch den Sumpf. Ich erreichte ein Boat House und kurz darauf den Fußpfad der mich nach Rhiconich brachte.
                        Bist du hier wirklich querfeldein? Es gäbe entlang von beiden Lochs einen - auf den Karten nicht durchgehend verzeichneten - Weg, auf dem man ganz gut voran kommt.

                        Fließendes Wasser gab es hier nicht.
                        Hast du das hübsche, saubere öffentliche WC direkt gegenüber dem Hotel nicht gesehen?

                        Kommentar


                        • Fayter
                          Gerne im Forum
                          • 28.04.2013
                          • 96
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                          Bist du hier wirklich querfeldein? Es gäbe entlang von beiden Lochs einen - auf den Karten nicht durchgehend verzeichneten - Weg, auf dem man ganz gut voran kommt.
                          Jip. Bin nahe des Wassers an den Felsen entlang gegangen. Zu blöd.


                          Hast du das hübsche, saubere öffentliche WC direkt gegenüber dem Hotel nicht gesehen?
                          Nein. An die Möglichkeit dürfte ich wegen Erschöpfung gar nicht gedacht haben.

                          Hatte aber sowieso nur eine Flasche mit, und die war voll. Andererseits hätte ich die Bardame wegen einer fragen können. Tja..
                          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                          Kommentar


                          • Pfad-Finder
                            Freak

                            Liebt das Forum
                            • 18.04.2008
                            • 12152
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #73
                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                            Im Maldie Burn soll ein Wasserkraftwerk entstehen (mein Stand 2011), kann also sein, dass man deswegen die Straße aufbohrt.
                            Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                            Kommentar


                            • Heather
                              Erfahren
                              • 03.06.2013
                              • 266
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #74
                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                              Ach, scheen! Schöne Photos, schöner Bericht, und es geht weiter *freu*.

                              Kommentar


                              • Fayter
                                Gerne im Forum
                                • 28.04.2013
                                • 96
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #75
                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                Tag 16 [8.6] Rhiconich - Sandwoodbay

                                Länge: ~18.9 km
                                Höhenmeter: + 559m / -589 m



                                Loch Inchard


                                Richtig erholsam war der Schlaf nicht. So schnell wie möglich packte ich meine Sachen zusammen. Die Stille, die hie und da durch Motorenlärm gestört wurde, und die grauen Wolken die das Loch Inchard und die vielen kleinen Ortschaften entlang der Straße in ein dumpfes Licht tauchten, ließen ein gewisse Melancholie in mir aufkommen. Ich hatte kaum noch Trinkwasser und nur noch 2 Haferriegel. Wie in Trance schritt ich durch die Siedlungen Achriesgill, Inshegra, und Badcall. Ich verweilte kurz am War Memorial am Ortseingang von Kinlochbervie.
                                Nach einer Weile kam ich bei einer Tankstelle vorbei und fragte nach dem Spar Supermarkt. Weiter zum kleinen Hafen. Kinlochbervie sieht ziemlich trist aus, liegt vielleicht am Licht und am grauen Wetter, dachte ich. Unten nahe des Piers war ein Containerbau mit dem Spar Schriftzug zu sehen. Der Supermarkt öffnet erst in einer Stunde. Ich setzte mich auf eine Stiege an einem der kleineren Container nebenan und betrachtete die alte Kirche. Autos und Fischer zogen an mir vorbei um ihrer Arbeit nachzugehen. Ein dunkelrotes Fahrzeug parkte sich gegenüber ein. Ein älterer Mann stieg aus und ging auf mich zu. „Hi, there!“ begrüßte ich ihn. Ich erzählte ihm von meiner Reise und da ich gerade dabei war, die Kirche zu zeichnen, unterhielten wir uns über das Zeichnen. Lustigerweise war er Künstler, und ich saß direkt vor seinem Atelier! Er präsentierte mir seine wasserfarbenen Kunstwerke, die großteils Bauteile und Werkzeuge von Ölplattformen am Meeresboden zeigten und sprach von seinen Abenteuern auf diesen Bohrinseln weit draußen in der Nordsee. Sehr fein! Er begutachtete auch meine Skizzen und gab mir Tipps.
                                Ich freute mich seine Bekanntschaft gemacht zu haben, verabschiedete mich und ging hinüber zum Spar um für 2 Tage einzukaufen. Mein Frühstück verzehre ich auf meinem Rucksack sitzend vor dem Geschäft. Als ich gerade genüsslich an meinem Becher Kakao schlürfte verließ ein grauhaariger Mann samt Einkauf, lautstark mit dem Verkäufer redend, den Supermarkt. Im Schlepptau seine Frau. Sie öffneten per Fernbedienung das Auto neben mir. Als der Einkauf verstaut war begannen die beiden eine Unterhaltung mit mir. Über Gott und die Welt. Aber vor allem über das anstehende schottische Unabhängigkeitsvotum und die schwindende gälische Sprache.


                                Blick zurück auf die Schule von Kinlochbervie

                                Mit meiner Laune besserte sich auch das Wetter. Strahlend blauer Himmel, wie gestern! Von Muffins gesättigt startete ich den langwirrigen „slog“ nach Sandwood Bay. Oldshoremore und Blairmore hießen die nächsten Stationen auf der wenig befahreren Straße. Das tiefe Blau des Atlantiks, der weiße Sand, und borstige, blaßgrüne Gräser ließen Strandurlaubsgefühle aufkommen. Ein schöner Flecken Land!

                                In einer unübersichtlichen Kurve begegnete ich einem dunkelhaariges Mädel mit großem Rucksack. Wir unterhielten uns kurz. Sie kam gerade von Sandwoodbay.
                                Als ich in Durness, nach Beendigung der Tour, auf den Bus wartete sollte ich sie wiedersehen. Sie saß auf einer Mauer von Steinbrocken wie man sie oft in Schottland findet, und ließ die Beine baumeln. Sie trug eine bunte Hose und las in einem Büchlein. Sie schien von Raum und Zeit völlig unberührt. Später im Kleinbus entwickelte sich ein Gespräch und ich erfuhr, dass sie als Krankenschwester in Edinburgh arbeitete und hier oben ein bisschen gewandert ist. Hätte ich ihren Beruf erraten müssen, wäre ich vermutlich richtig gelegen. Denn sie war umgeben von einer Aura der Ruhe und Fürsorglichkeit wie man sie von Müttern kennt. Sie hatte die Nacht auch nicht, wie ich angenommen hatte, im Hostel verbracht, sondern auf einer Schafweide ihr Zelt aufgeschlagen. Sie bot mir an mich von Inverness nach Edinburgh mit dem Auto mitzunehmen. Ich lehnte dankend ab, wollte ich doch in Inverness übernachten.


                                Strath Shinary

                                Bei Blairmore bog ich auf den breiten Karrenweg Richtung Sandwoodbay ab. Ein Dutzend Leute waren auf dem Weg unterwegs. Darunter einer der mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Ein junger schottischer Kerl mit Lederhose. Der Anblick war skurril. Ein bisschen Heimat am anderen Ende Europas.
                                Letzter Anstieg – und da sah ich ihn! Nordwärts leuchtete ein kleines weißes Etwas. Das muss er sein. Zum Greifen nahe! Glücklich zog ich weiter an den Strand und bekomme sogar eine OS Karte vom Cape Wrath geschenkt. Der Engländer meint er benötigt sie wohl nicht mehr und ich kann sie besser brauchen. Sehr freundlich! Mit solchen Karten ist Navigation schon um einiges einfacher zu bewerkstelligen.


                                Sandwood Bay mit Leuchtturm am Cape Wrath

                                Ich stapfte durch den weißen Sand zu einer Gruppe Jugendlicher, die ein Foto von mir machten und mir einen Apfel und Wasser schenkten. Ich setzte mich auf eine Düne und genoß die Sonne und die Meeresbrise. Was für ein Finale! Besseres Wetter hätte ich mir nicht vorstellen können. Es schien als wäre ich irgendwo in der Karibik. Wenn man Freunden daheim die Fotos der Buch zeigt, sind sie immer ganz erstaunt, dass das Bild in Schottland entstanden ist.










                                Sandwood Loch




                                Stunden vergingen mit Faulenzen und Zeichnen. Zeit für’s Abendessen! Ich hielt Ausschau nach einem Zeltplatz, wäre das Wetter schlecht gewesen wäre ich gleich weiter ans Cape marschiert. Und so beschloß ich eine Nacht hier zu verbringen. Der Reiseführer empfiehlt zwischen den Dünen zu campieren. Ich schlug mein Lager an den Ufern des Sandwood Lochs auf. Ich nahm ein ausgiebiges Bad im Loch und bereitete danach meine Brokkolinudeln zu. Bevor ich wieder an den Strand ging, stattete ich meinen Zeltnachbarn einen Besuch ab. Jugendliche aus Edinburgh die hier ihre Zeit mit Saufen, Drogen, Fischen und Zelten verbrachten. Ich blieb auf ein Bier und klimperte auf deren Gitarre. Dann wurde mir das Drogengebrabbel zu anstrengend und ich legte mich wieder mit Bleistift und Block bewaffnet auf eine der Dünen in Meeresnähe.
                                Dann wurde es kühler und die Atlantikwinde trieben mich zurück in mein Zelt wo ich vollkommen entspannt einschlief.
                                Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 13:08.
                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                Kommentar


                                • Fayter
                                  Gerne im Forum
                                  • 28.04.2013
                                  • 96
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #76
                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                  Tag 17 [9.6] Sandwood Bay – Cape Wrath

                                  Länge: ~ 15.4km
                                  Höhenmeter: + 561m / -458 m








                                  „Mähhh“, tönt es wenige Meter von meinem Zelt entfernt. Ich wachte auf und lauschte der eindringlichen Geräuschkulisse des Ozeans. Möwen kreischten und ich krabbelte aus dem Zelt. Das Wetter blieb unverändert - sonnig und fast wolkenlos. Die Bucht hatte mich in ihren Bann gezogen; ich wollte gar nicht mehr fort. Ich ließ mir mit meiner Abreise gründlich Zeit. Ein letztes Mal den Rucksack geschultert und los geht’s! Ich wanderte den Strand entlang und kletterte an seinem Ende einige Höhenmeter eine Felsenwand hoch. Weites, leeres, pfadloses Land lag die letzten Kilometer vor mir. Das Cape zog mich wie einen Magneten an und so achtete nicht allzu sehr auf die Karte und verging mich ein paar Mal. Dieser Umstand kümmerte mich aber wenig. Ich lief einfach schnurstracks nach Nordwest, über Hügel und Sumpf.
                                  Tief im Gedanken versunken liefen die Strapazen und auch die Herrlichkeit des Erlebten vor meinem geistigen Auge ab – nach der Quintessenz dieser Reise suchend.
                                  Vor mir lag die Hütte von Sandy, ein Einsiedler, der die Wände der Bothy mit Malerei verzierte. Ich pausierte kurz in der ungemütlichen Hütte und begutachtete die Zeichnung – ziemlich schaurig.







                                  Endlich erreichte ich den Sperrzaun des Truppenübungsplatzes. Die Anziehungskraft des Leuchtturms ließ mich über die karge, sumpfige Hügel schweben. Bald ist es geschafft! Zwischen Sithean na h-lolaireich und Cnoc a‘ Ghiubhais rastete ich ein letztes Mal. Melancholisch blickte ich zurück nach Süden. Eine Mischung aus Freude und Erleichterung, aber auch eine Sehnsucht nach den vergangenen Tagen befiel mich.


                                  Blick nach Süden





                                  Ich sah den Dunan Mor, hinter dem sich der Leuchtturm versteckte, klar vor mir. Schnellen Schrittes erreichte ich den Weg den die Busse nutzten, umrundete den Hügel und stand vor den Toren des schneeweißen Turms. Das Ziel war erreicht! Mittels Selbstauslöser schoß ich ein Siegesfoto. Danach ging ich zum Cafe und setzte mich in den „Gastgarten“ und unterhielt mich einem jungen slowakischen Montainbikerpärchen. Beim Bestellen hielt mir der Cafebesitzer das Cape Wrath Trail Gästebuch entgegen, und grinste. Er wußte Bescheid. Erheitert las ich die vorherigen Einträge. Ein Kollege schrieb in etwa: „Great experience, but would never do it again!“.


                                  Kyle of Durness

                                  Mittels Bus zum Kyle of Durness – amüsante Fahrt übrigens. Von dort aus nahm mich ein holländisches Ehepaar mit ihrem Camper auf den Campingplatz von Durness mit. Den Rest des Tages verbrachte ich wieder mit Zeichnen und Essen.


                                  Aussicht vom Campingplatz

                                  Die kommenden Tage wären schon fast einen eigenen Bericht wert. Viele interessante Leute habe ich kennengelernt und das urbane Schottland erfahren. Soll aber nicht Teil dieses Berichts sein.

                                  In Kürze: Am nächsten Tag am Morgen fuhr ich von Durness nach Lairg, von dort nahm ich den Zug nach Inverness, wo ich eine Nacht blieb. Als Nächstes wollte ich nach Stirling, der Bus blieb da aber komischerweise nicht stehen, bzw. hab‘ ich’s wohl verpasst, und so fuhr ich direkt nach Edinburgh.


                                  Inverness


                                  Edinburgh


                                  Castle vom Cowgate gesehen


                                  Am Gürtel verdeutlichter Gewichtsverlust

                                  Eines soll aber nicht vorenthalten bleiben. Nämlich die Causa „Viel zu gesprächiger, besorgter Engländer“, von der ich bereits in einem der vorherigen Beiträge berichtete:

                                  Als ich in Edinburgh ankam, begab ich mich auf die Suche nach einem günstigen Hostel. Ich hatte mich vorab nicht darum gekümmert und so lief ich zur Tourist Info um mir einen dieser Kataloge zu holen. Schnell hatte ich ein passendes Hostel gefunden. „Budget Backpacker Edinburgh“ am Cowgate. Sehr zu empfehlen übrigens! Ich richtete mich gerade im Dormitory Room ein als drei junge Amerikaner herein kamen. An ihren Rucksäcken waren sie gleich als Wanderer zu erkennen. Beim Auspacken ihrer Sachen sah ich das CWT Buch am Bett liegen. Sogleich entfaltete sich ein hitziges Gespräch voller Euphorie um die Erfahrungen die wir teilten. Die Amerikaner waren etwa 1 Tag hinter mir. Sie erzählten mir auch von einem Engländer in Jeans, den sie bei Kylescu getroffen haben. Der hat ihnen von einem Österreicher erzählt, der in den Bergen verloren gegangen ist, ohne Nahrung und ohne Zelt. Er hätte auch die Bergrettung informiert. Ich staunte nicht schlecht! Natürlich habe ich gleich bei der Bergrettung angrufen und Bescheid gegeben.
                                  Der gute alte Zufall. Eigentlich wäre ich ja an diesem Tag in Stirling gewesen und hätte so nie von dieser Episode erfahren.

                                  Zu guter Letzt, war hier ein Fazit der Reise geplant. Auf der Suche nach den passenden Worten nahm ich den Reiseführer noch einmal zur Hand. Der Epilog spricht Bände und drückt auch meine wesentlichen Gefühle und Gedanken aus. Darum erlaube ich mir an dieser Stelle den Autor, Ian Harper, zu zitieren:


                                  “At the end of such an epic journey, as you wander through the slightly forlorn buildings hunched on the wind-seared cliffs of the cape, it’s only natural to have mixed feelings. Elation at having reached your final objective, satisfaction at having endured the physical hardships along the way, humility in the face of the raw power of nature all around, regret or relief that the journey is finally over.
                                  It will take days if not weeks to process the magnitude of this experience, but as you float across the Kyle of Durness or retrace your steps to Kinlochbervie, it’s worth reflecting on the words of John Muir, written more than a century ago, but still remarkably prescient:

                                  “Thousands of tired, nerve-shaken, over-civilized people are beginning to find out that going to the mountains is going home; that wildness is a necessity.”

                                  It’s easy to get sucked back into the hectic pell-mell of everyday life, leaving trail memories distant, detached and unreal. But try to hold on to some of the sedate pace of the wilderness, remembering the simple pleasures of getting from one place to another, surviving and traversing a landscape that has existed since time immemorial.

                                  The Cape will still be standing, solid an immovable, a giant buttress to the wild atlantic, long after our own time has come and gone. And you were there, in that place and in that moment.”
                                  Zuletzt geändert von Fayter; 11.03.2014, 15:32.
                                  “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                  Kommentar


                                  • Stippvisite
                                    Erfahren
                                    • 13.05.2013
                                    • 140
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #77
                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                    Danke fürs Erzählen

                                    Kommentar


                                    • Heather
                                      Erfahren
                                      • 03.06.2013
                                      • 266
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #78
                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                      Ich schließe mich an. Dank' dir, daß ich ein wenig miterleben durfte!

                                      Kommentar


                                      • Hunter9000
                                        Dauerbesucher
                                        • 02.06.2012
                                        • 679
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #79
                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                        Sehr schön geworden. Hat viele Erinnerungen wieder wach gerufen (Fernweh!!)

                                        Er hätte auch die Bergrettung informiert.
                                        Was hat die Bergrettung eigentlich zu diesem unnötigen Einsatz gesagt? Bzw. wie intensiv wurde denn nach dir gesucht?

                                        Kommentar


                                        • Fayter
                                          Gerne im Forum
                                          • 28.04.2013
                                          • 96
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #80
                                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                          Keine Ahnung was er genau gemeldet hat. Habe angerufen, meinen Namen gesagt, und dass es mir gut geht. Die Dame am anderen Ende der Leitung hat die Meldung ohne dies groß zu kommentieren gelöscht. Und das war's..
                                          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X