[SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

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  • pippilotta703
    Anfänger im Forum
    • 18.05.2013
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

    Der Bericht liest sich wunderbar . Ich schau schon jeden Tag gespannt hier rein , ob es weitergeht.
    Auch ganz toll fotografiert. Und das in diesem jugendlichem Alter ....
    ( Irgend etwas habe ich eventuell bei der Erziehung meiner beiden falsch gemacht ?

    Bis bald hier auf diesen Seiten...
    Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    - Antoine de Saint-Exupéry

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    • efbomber
      Erfahren
      • 23.08.2010
      • 228
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

      Zitat von pippilotta703 Beitrag anzeigen
      Der Bericht liest sich wunderbar . Ich schau schon jeden Tag gespannt hier rein , ob es weitergeht.
      Ja, ich warte auch schon ganz gespannt, bitte weiterschreiben

      Zitat von pippilotta703 Beitrag anzeigen
      ( Irgend etwas habe ich eventuell bei der Erziehung meiner beiden falsch gemacht ?
      Ich glaube nicht. Entweder man hat sowas im Blut oder eben nicht. Meine Eltern haben mich als kleinen Hosenscheißer immer mit in den Wald zum Pilze suchen genommen. Das hat mir mehr gefallen als alles andere, was sonst zur Option stand, ist aber nie und nimmer mit einer mehrtägigen Wanderung in so einem Gebiet wie dem Sarek vergleichbar

      Gruß
      David

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      • pippilotta703
        Anfänger im Forum
        • 18.05.2013
        • 49
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen



        Ich glaube nicht. Entweder man hat sowas im Blut oder eben nicht. Meine Eltern haben mich als kleinen Hosenscheißer immer mit in den Wald zum Pilze suchen genommen. Das hat mir mehr gefallen als alles andere, was sonst zur Option stand, ist aber nie und nimmer mit einer mehrtägigen Wanderung in so einem Gebiet wie dem Sarek vergleichbar

        Gruß
        David
        Das war bei mir ganz ähnlich, ich wurde auch viel mit in den Wald genommen, damals nicht immer zu meiner puren Freude. Aber daher habe ich letztlich auch die Liebe dazu entwickelt.
        Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
        - Antoine de Saint-Exupéry

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        • vidderna
          Anfänger im Forum
          • 09.05.2013
          • 29
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

          Etappe 7/Tag 9 – 11. Juli – 15,9 Kilometer

          Nach einer denkbar unkomfortablen Nacht mit Dauerregen, der uns mehrmals aufweckte und mittlerweile tausenden Mücken, die im Vorzelt lauerten, hieß es am nächsten Tag nur, so schnell wie möglich aus dem mittlerweile verhassten Rapadal hinaus zu kommen. Auf der Karte führte der Pfad durchs Rapadal etwa bis an den Fuß des Nammatj (also bis an die grenze des Sarek) und von dort aus sollte dann wohl ein Bootsverkehr stattfinden, der auch auf der Karte eingezeichnet war. Da wir mittlerweile auch keine große Lust mehr hatten, noch einen Abstecher auf den Skierffe zu machen, entschieden wir uns dann auch, erstere Möglichkeit wahrzunehmen und machten uns am frühen Morgen, nach schnellstmöglichem Abbau des Zeltes, auf, den Nammatj noch möglichst früh erreichen zu können.

          Allerdings galt es natürlich erst einmal, den auf der Karte eingezeichneten Pfad überhaupt erst wiederzufinden, da wir ihn ja bekanntermaßen verloren hatten. Also stapften wir erst einmal wieder relativ orientierungslos durch das Dickicht und bewegten uns dabei leicht nord-ostwärts, in der Hoffnung, so irgendwann auf den Pfad zu stoßen, den wir in eben dieser Richtung vermuteten. Und siehe da: wie es der Zufall wollte, standen wir nach nicht einmal fünf Minuten auf einer Anhöhe und überlegten gerade, wo wir diese am besten hinunter klettern sollten, als wir links unterhalb unseres Standpunktes einige jener Holzplanken wahrnahmen, die vor allem auf den Wanderwegen über die sumpfigen Stellen gelegt werden. Da hatten wir doch wirklich mal Glück gehabt, denn fortan konnten wir unsere Wanderung wieder auf einem einigermaßen zu erkennenden Pfad fortsetzen. Glücklicherweise kamen wir an diesem Tag trotz des weiter anhaltenden Dauerregens merklich besser voran als noch am vorigen Tag. Allerdings hatten wir auch weiter mit Schwierigkeiten zu kämpfen, denn durch den Dauerregen, der zeitweise auch in extremen Mengen herunterkam, waren die Flüsse, die wir zu durchwaten hatten, bereits merklich angeschwollen. Irgendwann nachdem wir schon eine ganze Zeit gewandert waren, kamen wir an einen Bach, der uns ziemlich tief zu sein schien und wir tasteten uns sehr vorsichtig voran.
          Immerhin war er nicht besonders breit und floss auch ausgesprochen ruhig dahin, sodass uns keine allzu große Gefahr zu bestehen schien. Sehr vorsichtig versuchte zunächst mein Bruder, auf die andere Seite zu gelangen, merkte aber gerade in der Mitte des Baches, dass es tatsächlich sehr tief war, da einem das Wasser kurzzeitig bis über den Bauchnabel reichte. Jedoch hatten wir beide keine größeren Probleme bei der Überquerung, außer dass wir natürlich völlig durchnässt waren und dass ich meine Kamera dummerweise in der Jackentasche aufbewahrt hatte. Diese erlitt bei dieser Aktion einen ziemlichen Schaden und war nun nicht mehr zu gebrauchen (glücklicherweise konnte sie zu Hause wieder leicht repariert werden).

          Wir folgten weiter dem Pfad und bereits gegen Mittag (als es auf einmal sogar ein wenig aufzuklaren begann) erreichten wir den Nammatj und als wir uns dem Punkt näherten, wo laut der Karte der Pfad enden und der Bootstransfer anschließen sollte, hörten wir bereits Stimmen. Wir erreichten den Punkt, an dem eine Nationalpark-Tafel stand, und fanden dort zwei 30-40-jährige Schweden vor. Der eine von ihnen, der mit Holzfällerhemd, Vollbart und einer imposanten Statur von fast 2 Metern ausgestattet war, sprach recht gut Englisch und erklärte uns, dass sich dort ein Walkie-Talkie befände, über das man die Station in Aktse kontaktieren sollte, die dann zweimal täglich einen Bootstransfer anbot. Sie hatten natürlich schon einige Male versucht, Kontakt herzustellen, waren damit aber bisher gescheitert. Wir waren erst einmal froh, überhaupt jemanden zu treffen und dachten uns, dass das Kontaktieren schon noch gelingen würde. Also ließen wir uns erst einmal nieder und aßen mal etwas ausgiebiger, da wir das in den letzten zwei Tagen ziemlich vernachlässigt hatten. Nach einer Zeit, in der das Kontaktieren weiterhin gescheitert war, versuchten wir ebenfalls einige Male den beigelegten Instruktionen zu folgen und das Walkie-Talkie zu bedienen. Allerdings waren wir uns nicht mal sicher, ob das Ding überhaupt funktionierte, oder ob einfach niemand Lust hatte, uns zu antworten. So vergingen jedenfalls die Stunden und wir hofften, dass trotz ausgebliebener Antwort um 6-7 Uhr ein Bott auftauchen würde, da dies eine der beiden für die Bootstransfers angegebenen Zeiten war.
          Zu unserer großen Ernüchterung (wir hatten nun immerhin 7 Stunden an dieser Stelle ausgeharrt) tauchte kein Boot auf und wir waren nun etwas ratlos, wie wir weiter vorgehen sollten. In dieser Situation richteten wir uns dann ein bisschen nach den beiden Schweden, einfach weil dieser älter und möglicherweise auch erfahrener waren. Diese schlugen vor zu versuchen, Aktse auf dem Landweg zu erreichen. Dafür folgten sie einem Pfad der weiter am Ufer des Rapaädno entlang führte und wir schlossen uns ihnen dabei an. Wir folgten dem Flussufer, bis wir an einen Seitenarm stießen, der zu tief schien, um ihn zu durchwaten. Also gingen wir nun an dessen Ufer entlang und hofften, dass dieses uns irgendwo hinführen würde, wo ein Durchkommen leichter sein würde. Leider geschah allerdings das genaue Gegenteil: wir fanden uns irgendwann zwischen dem Fluss (rechts von uns), einem kleinen See (vor uns) und einem sumpfigen Gebiet (links von uns) wieder. Die Durchquerung des Sumpfgebietes würde uns lediglich zurück auf den Pfad bringen, dem wir am Rapaädno entlang gefolgt waren, da wir mittlerweile einen Halbkreis gegangen waren. Diese Option erschien uns allerdings die beste zu sein, aber da nach kurzem Versuch der kleinere der beiden Schweden (der übrigens sogar mit seinem Handy, das offenbar zeitweise Empfang gehabt hatte, versucht hatte, Aktse zu kontaktieren) offensichtlich nicht gewillt war, das Stolpern durch den Sumpf fortsetzen, entschlossen wir uns gezwungenermaßen, die ganze Strecke wieder zurück zu laufen (wären wir alleine gewesen, hätten wir den Sumpf vermutlich einfach durchquert, da wir, im Gegensatz zu Schweden, ohnehin schon komplett durchnässt waren). So hatten wir dann abermals über eine Stunde verloren und wie entschieden, dass es keine Sinn mehr machen würde, an diesem Tag noch weiter nach irgendwelchen Wegen zu suchen. Zurück an der Sarek-Tafel, teilten uns die Schweden mit, dass sie am nächsten Tag noch den ersten „Transfer-Termin“ abwarten wollten (ca. 12:00 Uhr), um sich danach nach Alternativen umzuschauen. So bauten wir neben der Tafel unser Zelt auf , während sich die Schweden etwas weiter in den Wald verzogen. Als wir mit dem Aufbau fertig waren, erschien allerdings noch einmal der größere Schwede und sagte uns, dass sie sich umentschieden hätten und nun schon am frühen Morgen aufzubrechen gedachten, um einen Weg zu suchen, der eher in Richtung Skierffe verlaufen sollte.
          Wie beschlossen es ihnen gleichzutun, da wir ohnehin nicht damit rechneten, dass hier noch irgendein Boot auftauchen würde. Also legten wir uns (ohne die leider nassen Iso-Matten) auf dem äußerst harten Untergrund in unser Zelt und versuchten, einigermaßen Schlaf zu finden.
          Dieser Tag war nach gutem Beginn erneut eine einzige Ernüchterung gewesen und auch am nächsten Tag sollte abermals eine große Herausforderung auf uns warten...

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          • Fjaellraev
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            • 21.12.2003
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            #25
            AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

            Das mit der versenkten Kamera hatte ich ja schon fast vermutet. Als wir vor 9 Jahren auf der Strecke unterwegs waren, allerdings Ende August, wurde auch eine Kamera bei einer Bachquerung in der Beintasche vergessen und geflutet. Da waren dann aber auch die Bilder auf dem Film verloren.
            Und auch beim Funkgerät kommen Erinnerungen hoch, ich vermute mal fast dass die Batterien leer waren (Bei uns haben sie noch so halbwegs gereicht - Mit Aussetzern - und zwei Schweden waren auf Tagesausflug auf den Nammtj von Aktse aus, so dass das Boot eh gekommen wäre).

            Gruss
            Henning
            Es gibt kein schlechtes Wetter,
            nur unpassende Kleidung.

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            • efbomber
              Erfahren
              • 23.08.2010
              • 228
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              #26
              AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

              Hast Glück gehabt, dass deine Kamera nicht vollständig hinüber war, aber das passiert schneller als man meinen mag Wenn man im Kopf auf dem Weg ist, denkt man eben nicht an alle Kleinigkeiten.
              Bei meiner ersten Tour ist meine cam auch baden gegangen, zusammen mit mir..... Allerdings ist sie unterwassertauglich, also halb so wild gewesen.

              Die Bootsfahrt vom Nammásj ist mir auch in schlechter Erinnerung geblieben... Die Kräfte waren schon arg am Ende damals und wir warteten bis zum Nachmittagsverkehr, immerhin in extrem netter Gesellschaft. Der Sami war sowas von unfreundlich kein Hej und how are you... erster und einziger Satz von ihm in hartem Englisch "Threehundred each!"

              Dann habt ihr also noch den Aufstieg zum Skierffe vor euch gehabt. Der soll ja auch nicht ohne sein aus dieser Richtung. Ich hätte es mir damals definitiv nicht mehr zugetraut

              Gruß
              David

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              • vidderna
                Anfänger im Forum
                • 09.05.2013
                • 29
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                Hast Glück gehabt, dass deine Kamera nicht vollständig hinüber war, aber das passiert schneller als man meinen mag Wenn man im Kopf auf dem Weg ist, denkt man eben nicht an alle Kleinigkeiten.
                Bei meiner ersten Tour ist meine cam auch baden gegangen, zusammen mit mir..... Allerdings ist sie unterwassertauglich, also halb so wild gewesen.

                Die Bootsfahrt vom Nammásj ist mir auch in schlechter Erinnerung geblieben... Die Kräfte waren schon arg am Ende damals und wir warteten bis zum Nachmittagsverkehr, immerhin in extrem netter Gesellschaft. Der Sami war sowas von unfreundlich kein Hej und how are you... erster und einziger Satz von ihm in hartem Englisch "Threehundred each!"

                Dann habt ihr also noch den Aufstieg zum Skierffe vor euch gehabt. Der soll ja auch nicht ohne sein aus dieser Richtung. Ich hätte es mir damals definitiv nicht mehr zugetraut

                Gruß
                David
                Mh, also ich kann schon mal einige Sachen vorwegnehmen: das Walkie-Talkie war definitiv nicht defekt und dass besagter Sami unfreundlich war, passt gut ins Bild, da er - wie man uns in Aktse später mitteilte - quasi vollkommen allein dafür verantwortlich war, dass die Versuche, die Station zu erreichen, vergeblich waren...

                Und wir entschieden uns in der Folge auch nicht für den sicherlich beschwerlichen Aufstieg zum Skierffe... was wir aber mal lieber getan hätten.

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                • Fjaellraev
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                  • 21.12.2003
                  • 13981
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                  Zitat von vidderna Beitrag anzeigen
                  Mh, also ich kann schon mal einige Sachen vorwegnehmen: das Walkie-Talkie war definitiv nicht defekt und dass besagter Sami unfreundlich war, passt gut ins Bild, da er - wie man uns in Aktse später mitteilte - quasi vollkommen allein dafür verantwortlich war, dass die Versuche, die Station zu erreichen, vergeblich waren...
                  Nun ja Lennart wird im Alter sicher nicht einfacher und er denkt ja auch schon eine Weile ans aufhören, kann aber wohl nicht loslassen weil er damit vermutlich die Familientradition beenden würde. Und einen "Fremden" möchte er natürlich nicht in sein Gebiet lassen.
                  Mit einem Blick auf den Kalender ist mir die Sache klar geworden: Der 9 Juli 2012 war ein Montag, und am Montag ist bei Länthas seit Jahren Ruhetag im Bootsverkehr. Das dürfte eigentlich auch auf dem Schild beim Funkgerät gestanden haben - und die Schweden hätten es auf jeden Fall lesen können
                  "Aktuelle" Infos zum Bootsverkehr gibt es jeweils hier: http://www.aktsebo.se/

                  Gruss
                  Henning
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

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                  • vidderna
                    Anfänger im Forum
                    • 09.05.2013
                    • 29
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                    Mh, na ja... also die englischen Texte haben wir uns alle durchgelesen und da stand nichts von einem Ruhetag... und ich denke auch, dass die beiden Schweden sich die Texte auch gründlich durchgelesen haben... Zudem teilte uns der Hüttenwart in Aktse mit, dass der Sami, der den Bootsverkehr zu diesem Punkt eigentlich betreibe (wir hatten natürlich vorher keine Ahnung, wer das macht), momentan mit Rentieren beschäftigt sei und dass der Transfer deshalb in den nächsten 2 Wochen nicht stattfände... Na ja, wie dem auch sei... war sicherlich kein Weltuntergang, aber ein kleiner Hinweis, dass sich das Warten nicht lohnt, wäre trotzdem ganz gut gewesen.

                    Edit: achso, wie mir gerade auffällt waren wir ja ohnehin am 11. und nicht am 9. Juli dort

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                    • LRRP
                      Anfänger im Forum
                      • 05.06.2013
                      • 24
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                      Hallo vidderna,

                      danke für den tollen Reisebericht! Wir werden in diesem Jahr zu dritt in den ersten beiden Juli-Wochen von Ritsem über Aktse nach Saltoluokta laufen und sind schon mächtig gespannt.

                      Derzeit schreibe ich einen Blog, in dem ich auch die ganze Planung/Vorbereitung dokumentiere (von Anreiseoptionen über Ausrüstung/Verpflegung hin zu Herausforderungen, Food-Trials etc.). Der Reisebericht kommt dann voraussichtlich in der zweiten Juli-Hälfte.

                      kopf-freiheit.blogspot.com


                      Wäre mal interessant zu hören, ob wir aus deiner Sicht als "Dagewesenem" auf dem richtigen Kurs sind.

                      Beste Grüße,
                      LRRP
                      Zuletzt geändert von LRRP; 15.08.2013, 23:02.
                      kopf-freiheit.blogspot.com

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                      • Fjaellraev
                        Freak
                        Liebt das Forum
                        • 21.12.2003
                        • 13981
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                        OT: Dann hoffe ich mal, dass ihr nicht mit dem Boot nach Aktse rechnet, Lennart fährt gemäss der oben verlinkten Homepage erst ab dem 25. Juli. Nicht dass ihr nachher sagt ihr hättet es nicht gewusst
                        @vidderna: Ups, mein Fehler. Aber es könnte auch letztes Jahr noch eine Randzeit mit nur ausnahmsweisem Verkehr gewesen sein.
                        Egal, es ist vorbei und wir wollen wissen wie es weiter geht. :

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • LRRP
                          Anfänger im Forum
                          • 05.06.2013
                          • 24
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                          OT: Dann hoffe ich mal, dass ihr nicht mit dem Boot nach Aktse rechnet, Lennart fährt gemäss der oben verlinkten Homepage erst ab dem 25. Juli. Nicht dass ihr nachher sagt ihr hättet es nicht gewusst
                          @vidderna: Ups, mein Fehler. Aber es könnte auch letztes Jahr noch eine Randzeit mit nur ausnahmsweisem Verkehr gewesen sein.
                          Egal, es ist vorbei und wir wollen wissen wie es weiter geht. :

                          Gruss
                          Henning
                          OT: Hallo Henning, die "Grüne Hölle" sehen wir nur von oben Der Plan ist, parallel zum Rappadalen auf dem nördlichen Höhenzug Richtung Skierffe zu laufen und danach auf dem Kungsleden nach Norden (steht auch im Blog unter "Etappenplanung"). Streng genommen streifen wir Aktse dann nur.
                          Zuletzt geändert von LRRP; 05.06.2013, 21:49.
                          kopf-freiheit.blogspot.com

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                          • vidderna
                            Anfänger im Forum
                            • 09.05.2013
                            • 29
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                            Zitat von LRRP Beitrag anzeigen
                            OT: Hallo Henning, die "Grüne Hölle" sehen wir nur von oben Der Plan ist, parallel zum Rappadalen auf dem nördlichen Höhenzug Richtung Skierffe zu laufen
                            OT: gute Idee - so hätten wir es auch mal machen sollen

                            So ging es jedenfalls weiter:

                            Etappe 8/Tag 10 – 12. Juli – 10,2 Kilometer


                            Die Nacht am Ufer des Rapaädno war aufgrund des harten Untergrundes und der fehlenden Isomatten wenig erholsam und es kam noch hinzu, dass wir gelegentlich wach wurden, weil der zeitweilig fallende äußerste Starkregen einen ungeheuren Lärm verursachte. Wir hofften lediglich, dass unser Zelt diesen üblen Wolkenbrüchen standhalten würde. Als wir dann früh morgens aufstanden, bauten wir das Zelt so schnell wie möglich ab, um wie geplant – ohne auf das Erscheinen eines Bootes zu warten – unseren Weg in Richtung Aktse fortzusetzen. Wir entschieden uns, einen Weg am Fuße des Skierffe entlang zu suchen, was bedeutete, dass wir erst einmal ein wenig nordwärts gehen mussten. Von den beiden Schweden war nichts mehr zu sehen – sie waren offenbar noch deutlich früher aufgebrochen. Also hieß es nun, so nah wie möglich an den Skierffe heranzukommen, der leider von dichten Wolken umschlungen war, sodass die Orientierung im dichten Birkenwald nicht immer leicht fiel. Zunächst gingen wir am Fuße des Nammatj Richtung Norden, um danach nach Westen abzubiegen und so querfeldein den Skierffe zu erreichen. Es regnete weiterhin ergiebig und das Vorwärtskommen ohne irgendeine Form von Pfad gestaltete sich oft ziemlich schwierig. Hinzu kam natürlich, dass wir stetig aufpassen mussten, nicht in eine falsche Richtung abzudriften. Als wir unterschiedliche Hindernisse (kleinere Abhänge bzw. Anhöhen sowie mehrere Sumpfgebiete) bereits überwunden hatten, stießen wir irgendwann zu unserem Bedauern auf einen größeren Bach. Dieser schien nicht ganz so tief zu sein wie jener, der unsere Kamera auf dem Gewissen hatte, jedoch war die Strömung hier deutlich stärker und der mittlerweile drei Tage anhaltende Dauerregen hatte natürlich merklich dazu beigetragen, dass der Wasserstand des Baches nicht gerade niedrig war. Wie liefen also einige Zeit den Bachlauf entlang, um nach einer geeigneteren Stelle für eine Überquerung zu suchen. Als wir schon ein bisschen unterwegs waren und merkten, dass sich wohl so schnell nichts wirklich geeignetes finden würde, entschlossen wir uns, an einer etwas engeren Stelle das Durchwaten zu wagen. Die Strömung war wirklich ziemlich stark, der Untergrund sehr rutschig und das Wasser reichte uns immerhin bis zu Hüfte. Nach einigen nervenaufreibenden Minuten (inklusive Greifen nach am anderen Ufer stehen Büschen und Ästen) war die Überquerung dann doch gelungen und wir waren erst mal ziemlich erleichtert und hofften, dass uns nicht noch ein Bach dieser Art bevorstehen würde.

                            Wir setzten unseren Weg also fort und je näher wir dem Fuß des Skierffe kamen, desto besser wurde erkennbar, was dort auf uns warten würde. Denn als wir nah genug herangekommen waren, sahen wir, dass sich am Fuße des Berges größtenteils Geröll und meterhohe Felsbrocken befanden, auf die dann unmittelbar ein kleiner See folgte. Als wir am Rande dieses schwer zu überblickenden Geröllfeldes angekommen waren, blieben wir erst einmal stehen, um die Lage richtig einschätzen zu können. Offensichtlich war dieser Weg durchaus schon begangen worden, da zwischen den einzelnen Felsbrocken teilweise Steinmännchen aufgebaut waren und manchmal auch ein kleiner Pfad erkennbar war. Das größte Problem war allerdings, dass der Pegel des Sees offensichtlich deutlich erhöht war, sodass einige Teile dieses „Pfades“ im Wasser verschwanden (Google Earth konnte das nachher bestätigen. Auf den Satellitenbildern sind einige weitere Meter des Geröllfeldes zu erkennen, die bei uns im Wasser lagen). Wir waren etwas verunsichert, ob wir versuchen sollten, durch dieses Labyrinth hindurch zu finden (wir konnten leider von unserer Position aus nicht erkennen, wie lang sich diese Fels-Landschaft erstreckte) und entschieden dann jedoch, dass es einfach zu lange dauern würde, jetzt noch einmal umzukehren, um einen Weg hinauf auf den Skierffe zu suchen. Somit machten wir uns daran, uns unseren Weg durch die glitschigen, teilweise haushohen Felsen zu bahnen.
                            Diese Art des „Wanderns“ kann vor allem dadurch charakterisiert werden, dass wir jedes Mal, wenn wir einen Felsen erklommen, oder uns zwischen Zweien hindurch gequetscht hatten erst einmal inne halten mussten, um die Situation überblicken und danach entscheiden zu können, wie man weiter vorgehen sollte. Es war sehr nervenaufreibend, wir mussten ständig aufpassen, dass wir nicht abrutschten und wir fragten uns, wie lange das wohl noch so weiter gehen würde. Besonders im ersten Teil dieser wirren Fels-Landschaft war der „Pfad“ eigentlich nirgends zu sehen und wir waren uns nicht sicher, ob es nicht auch Stellen geben würde, die überhaupt nicht zu überwinden sein könnten. Leider bewahrheitete sich diese Befürchtung zumindest teilweise, als wir einmal auf einem Felsen standen und die einzige Möglichkeit weiter zu kommen, darin zu bestehen schien, dass wir einen Schritt auf einen kleineren Felsen, der sich etwas 20 cm unterhalb der Wasseroberfläche des Sees befand, machen mussten, um danach sofort den dahinterliegenden Felsen zu erreichen.
                            Natürlich kostete es einiges an Überwindungskraft und wir überlegten sicherlich 5-10 Minuten, ob wir das Wagnis eingehen sollten, da man dort sicherlich leicht in den See hätte fallen können, aber schließlich schafften wir es ohne abzurutschen.
                            Ähnliches spielte sich an einer anderen Stelle ab, als wir von einem Felsen lediglich durch einen kleinen Sprung auf einen nächsten gelangen konnten. Die Landung war allerdings nicht auf den Füßen möglich, sondern musste quasi in Bauchlage an der etwa zu 45° (vielleicht auch etwas weniger) geneigten „Wand“ des Felsens erfolgen Das hört sich jetzt sehr abenteuerlich an und ehrlich gesagt war es das auch. Jedenfalls mussten wir uns bei diesem Sprung an der „Oberkante“ des Felsens festhalten, da auf der anderen Seite die „Wand“ ebenfalls in einem ähnlichen Winkel abfiel. Ich weiß leider nicht mehr, wie „weit“ wir springen mussten (auch nicht, wie tief es da runter ging, es waren wohl schon 2-3 Meter), aber es ist ja klar, dass man mit einem 15-20 Kilo-Rucksack nicht sonderlich weit kommt und das Ganze war ohnehin schon gefährlich genug. Jedenfalls sprang ich zuerst, landete recht gut und zog mich einigermaßen unbeholfen hoch, um dann auf der Kante sitzen zu können. Mein Bruder machte es mir nach und nach einigen Schwierigkeiten, von diesem Felsen wieder herunter und weiter zu kommen, hatten wir auch diese Stelle überstanden, die sicherlich mit Abstand die heikelste Situation unserer gesamten Unternehmung darstellte. Natürlich waren wir nun erst einmal ziemlich fertig und gleichzeitig heilfroh, diese Stelle unbeschadet überstanden zu haben. Nun hofften wir, dass nicht noch einmal so etwas auf uns warten würde und zu unserer großen Freude entdeckten wir bald die Wegmarkierungen inmitten der Felsen wieder. Diesen konnten wir jetzt – verglichen mit den zwei angesprochen Gefahrenstellen – relativ problemlos folgen und bald entdeckten wir endlich das ersehnte Ende des Geröllfeldes. Als wir im Wald angekommen waren ruhten wir uns erst einmal aus und ließen das Erlebte noch einmal Revue passieren. Wir hatten für diesen etwa 600 Meter langen Abschnitt (Google Earth zufolge) sicherlich über eine Stunde gebraucht. Im Nachhinein war uns beiden klar, dass wir am Fuße des Skierffe hätten umkehren sollen, da der hohe Wasserstand des Sees ein Überwinden der Felsen nicht ohne Risiken, die wir eigentlich nicht einzugehen bereit gewesen waren, möglich machte. Aber gut – nun war es eben so gelaufen und wir waren einfach richtig, richtig erleichtert, dass wir am Ende mit starkem Herzklopfen (und einer zerrissenen Regenhose meines Bruders) davon gekommen waren.

                            Somit hieß es nun, möglichst schnell nach Aktse zu finden, da dieser Tag uns nun schon vollkommen die Nerven geraubt hatte. Dafür stand natürlich noch einmal eine längere Strecke durch den Wald an, die wir immerhin auf einem relativ guten Pfad antreten konnten. Antreten ist allerdings das richtige Wort, da wir – wie schon im Rapadal – den Pfad einige Male (meist nach zu durchwatenden Bächen, auf die ein Gewirr von unterschiedlichen kleineren Pfaden folgte) aus den Augen verloren. Einmal hatten wir sogar erhebliche Schwierigkeiten den Pfad wiederzufinden, aber nach längerem Aufenthalt im weglosen Wald, gelang es uns dann doch irgendwann und bald sahen wir eine Lichtung mit kleinen roten Häusern. Was eine Erleichterung nach den Strapazen (sowohl in physischer als auch psychischer Hinsicht), die dieser Tag zu bieten gehabt hatte. In Aktse angekommen, setzten wir uns erst einmal an eine Feuerstelle, da wir etwas ratlos waren, wo hier die Station war. Denn wenn man von dieser Seite nach Aktse kommt, findet man sich zunächst einmal in einem eingezäunten Bereich wieder, aus dem man erst einmal raus muss, um die Fjällstation finden zu können. Als wir das dann getan hatten, wurden wir vom freundlichen Hüttenwart (alter, kleiner Mann, weißer Vollbart) in Empfang genommen, der uns über die Übernachtungsmöglichkeiten aufklärte und uns weitere Informationen gab. Auf unsere Frage hin, was denn mit dem Bootstransfer im Rapadal sei, teilte er uns mit, dass der Sami, der diesen normalerweise betreibe, im Moment mit seinen Rentieren beschäftigt sei und dass der Bootstransfer dorthin deshalb für die nächsten zwei Wochen nicht stattfände. Na gut, wir hatten es ja letztendlich auch so geschafft. Glücklicherweise konnten wir uns dann einige Stunden in der Station aufwärmen und trocknen, was uns nach achttägiger Wanderung mit nun schon seit drei Tagen anhaltendem Dauerregen buchstäblich wie das Paradies vorkam. Wir kochten uns eine große Menge an Pudding und aßen auch sonst noch einiges von unseren noch nicht aufgebrauchten Vorräten. Des Weiteren kamen bald noch zwei Deutsche – Vater und Sohn - , die den Kungsleden gingen, hinzu, mit denen wir uns auch noch kurz unterhielten. Dieser Aufenthalt war wirklich ausgesprochen erholsam und wir merkten auch deutlich, dass wir diese Erholung richtig nötig gehabt hatten. Leider reichte das Bargeld, das wir mitführten, nicht aus, um die Nacht in der Hütte zu verbringen, weil wir auch noch die Motorboot-Überfahrt über den Laitaure bezahlen mussten, und da leider auch meine Bankkarte zu neu war, als dass das Gerät in Aktse mit ihr etwas anfangen konnte, mussten wir dann leider erneut unser Zelt im Regen aufschlagen.
                            Immerhin hatten wir uns aufwärmen können und nach diesem Tag erschienen uns die restlichen Kilometer, die noch vor uns lagen, ohnehin wie ein Spaziergang. Somit schliefen wir mit einem wohligen Gefühl ein, da wir das Gröbste nun wohl überstanden hatten.

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                            • haudolski
                              Gerne im Forum
                              • 12.06.2012
                              • 57
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                              Ganz toller Bericht!

                              Das Gefühl, das Ziel trotz aller möglicher Widrigkeiten zu erreichen, ist doch einzigartig Und ein Reisebericht wird umso spannender!

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                              • pippilotta703
                                Anfänger im Forum
                                • 18.05.2013
                                • 49
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                Eine echte Feuertaufe, diese erste Tour von euch Auch , wenn es schwierig war , der Bericht ist toll gemacht, ein kleiner Krimi....
                                Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
                                - Antoine de Saint-Exupéry

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                                • vidderna
                                  Anfänger im Forum
                                  • 09.05.2013
                                  • 29
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                  Etappe 9/Tag 11 (u. 12) – 13. (u. 14.) Juli – 40,4 Kilometer (+ 2,7 Kilometer mit dem Motorboot)


                                  Am nächsten Morgen erwachten wir bei – wie sollte es anders sein – deutlich zu vernehmendem Regen, der uns auch heute wieder beglücken sollte. Wir packten zügig unsere Sachen zusammen, da es schon recht bald mit dem Motorboot über den Laitaure gehen sollte. Als uns der Hüttenwart schließlich Bescheid sagte, machten wir uns mit einer kleinen Gruppe auf den Weg hinunter zum See. Es ging über sehr glitschige Holzplanken und wir waren einige Male kurz davor, richtig schön mit Schwung auszurutschen, konnten es uns aber gerade noch so davor bewahren. Unten am See bekam dann jeder eine Schwimmweste ausgehändigt und wir nahmen im Boot Platz. Die Überfahrt war auch wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Zwar war es sehr regnerisch und blauer Himmel war weit und breit nicht zu erkennen, allerdings übte gerade diese Stimmung einen besonderen Reiz auf uns aus. Die von zügig ziehenden Wolkenschwaden umgebenen, für sich genommen schon beeindruckenden Formationen Nammatj und Skierffe in Kombination mit der einzigartigen Deltalandschaft erzeugten eine wahrlich umwerfende Atmosphäre und wir genossen diese windige und kalte Überfahrt in vollen Zügen, wenngleich wir die Kamera schmerzlich vermissten, da es uns so verwehrt blieb, diesen tollen Moment festzuhalten. Auf der anderen Seite angekommen, verabschiedete man sich vom Hüttenwart und suchte erst einmal gemeinsam den Kungsleden, da von diesem Punkt aus einige Pfade fort zu führen schienen. Als dies jedoch gelungen war, machten wir uns dann aber auf den Weg, da wir an diesem Tag immerhin die Parte-Stuga erreichen wollten. Unser Zug nach Hause würde nämlich am 16. Juli in Gällivare abfahren und da wir ohnehin vorhatten, noch eine Nacht auf dem dortigen Campingplatz zu verbringen, um keinen allzu großen Stress wegen des Erreichens des Zuges zu haben, waren wir bisher voll im Zeitplan. Der Kungsleden verlief zunächst durch den dichten Nadelwald und war – zu unserer Überraschung – ziemlich steinig – jedenfalls weitaus steiniger als der Padjelantaleden in dem Teil, den wir gegangen waren. Das Gehen auf dem Kungsleden war somit auch nicht ganz so angenehm wie auf dem Padjelantaleden, obschon wir im Vergleich zum Sarek natürlich deutlich schneller vorankamen.

                                  In der Folge ging es immer weiter durch den Wald, wobei wir vermehrt Pausen einlegten, da wir offenbar mittlerweile schon einigermaßen fertig waren und das obwohl unsere Rucksäcke natürlich deutlich leichter waren als zu Beginn unserer Reise. Möglicherweise hatte das aber auch damit zu tun, dass unsere Schuhe aufgrund der etlichen Durchwatungen, die wir mit ihnen im Rapadal unternommen hatten, weiterhin völlig durchnässt waren, da wir bei dem unablässigen Regen auch keine wirklich Möglichkeit hatten, sie richtig zu trocknen. Selbst ausschütten nützte da nicht viel. Hinzu kam, dass hier im Wald natürlich wieder mal das reinste Mücken-Festival herrschte, weshalb wir auch so schnell wie möglich den Bereich um die Rittak-Hütten erreichen wollten, in dem der Kungsleden auf dieser Strecke wieder oberhalb der Baumgrenze verläuft. Der Aufstieg auf diese 800-900 Meter hohe Ebene war dann allerdings wieder ein ziemlicher Kraftakt, bei dem wir mehrmals von anderen Wanderern überholt wurden, wenn wir gerade pausierten, nur um diese dann einige hundert Meter weiter wieder zu überholen, wenn sie gerade eine Pause einlegten. So ging das dann weiter, bis zunächst die Nadelbäume verschwanden, woraufhin bald auch alle restlichen Büsche und Birken hinter uns lagen und wir uns wieder in der Tundra befanden, die hier allerdings äußerst steinig war. Hier oben auf dem kleinen Plateau herrschte auch wieder eine ganz besondere Stimmung. Die Wolkenschwaden wurden hier oben zu zügig aufziehendem Nebel, der uns gelegentlich vollkommen einhüllte, kurze Zeit später aber meist wieder den Blick auf die umliegenden Täler frei gab. Wir legten eine etwas längere Essenspause ein, die aber wegen des zunehmenden Regens frühzeitig wieder abgebrochen werden musste.
                                  Somit ging es also nun weiter auf diesem Pfad, der uns über schöne Gebirgsbäche und vorbei an den Rittak-Hütten führte. Man hatte hier wahrlich das Gefühl, den Naturkräften ausgeliefert zu sein, so intensiv fühlten sich die Stimmungen an, die die grandiose karge Landschaft zusammen mit den trüben Witterungsbedingungen erzeugten. Irgendwann folgt zu unserem Bedauern (hier oben war es immerhin Mücken-frei) zwischen zwei kleineren Gipfeln hindurch wieder der Abstieg ins bewaldete Gebiet, das wohl jetzt auch für den Rest unserer Wanderungen vorherrschen sollte. Trotz des dichten Nadelwalds war der Kungsleden hier wirklich ausgesprochen steinig, sodass die Gelenke ziemlich beansprucht wurden und man stetig aufpassen musste, nicht auf einem dieser nassen, glitschigen Steine auszurutschen. Wir wussten allerdings, dass wir nun schon den größten Teil des Weges bis zur Parte-Stuga zurückgelegt hatten und waren deshalb recht erfreut, unsere heutige Etappe möglichst bald beenden zu kennen. Bis zu unserem Ziel war es allerdings noch ein bisschen und bedauerlicherweise rutschten wir (besonders ich) auf diesem Teilstück einige Male aus und vielen auf den steinigen Pfad, wobei wir uns aber glücklicherweise nicht wirklich weh taten.

                                  Nach längerem Marsch durch den Wald erreichten wir dann jedoch endlich einen Wegweiser, der die Parte-Hütten zu unserer Linken ausschilderte, während der Kungsleden weiter geradeaus verlief. Da wir leider überhaupt kein Geld mehr hatten, waren wir gezwungen, uns einen Zeltplatz irgendwo im Wald zu suchen und somit gingen wir, da sich in der unmittelbaren Umgebung der Parte-Hütten, die eher aus Sumpf-Landschaften bestand, nichts Geeignetes finden ließ, einfach noch ein wenig weiter. Auf unserer Suche nach einem Zeltplatz waren wir schon über einen Kilometer erfolglos durch den Wald gegangen, als wir eine Feuerstelle mit provisorischen Sitzgelegenheiten fanden, wo wir uns erst einmal niederließen, da wir etwas frustriert waren und überhaupt keine Lust mehr hatten, noch weiter zu suchen. Also aßen wir einige unserer übrigen Vorräte und ruhten uns ausgiebig aus. Gelegentlich kamen Wanderer vorbei, aber ansonsten passierte nicht besonders viel, während wir etwas ratlos waren. So verging die Zeit und obwohl wir wohl gegen 15:00 Uhr dort angekommen waren, war es bald schon 18:00 Uhr und wir sahen uns langsam gezwungen, nicht noch weiter hier herum zu sitzen, sondern uns zu überlegen, wie wir nun weiter vorgehen könnten.
                                  Da wir auf den letzten Kilometern nirgendwo besonders geeignete Zeltplätze ausgemacht hatten und wir diesbezüglich auch für den weiteren Verlauf der Strecke nicht gerade zuversichtlich waren, kam uns die Idee, dass wir auch versuchen könnten, einfach heute schon weiter bis nach Kvikkjokk zu laufen. Nachts blieb es ja ohnehin hell und da uns mittlerweile aufgrund der Nässe auch einigermaßen kalt geworden war, würde uns die Bewegung wohl gut tun, wenngleich besonders ich eigentlich schon recht erschöpft war. Nichtsdestotrotz entschlossen wir uns, dass dies wohl die beste Möglichkeit sein würde, da wir so auch die Möglichkeit haben würden, früher in Gällivare anzukommen und wir, wenn wir keine Lust mehr hätten weiterzugehen und doch noch einen guten Zeltplatz finden würden, ja auch einfach aufhören konnte.
                                  Also schulterten wir wieder unsere Rucksäcke und machten uns auf eine späte Teil-Etappe auf. Von unserer Raststelle bis nach Kvikkjokk waren es noch 20 Kilometer, also würde es durchaus noch einige Zeit dauern, bis wir dort ankommen würden. Zunächst ging es immer weiter durch den Wald und wir merkten schon, wie monoton es werden würde. Irgendwann kamen wir nach einigen Kilometern an den etwas größeren See Stuor Dáhtá, der landschaftlich wenigstens etwas Abwechslung bot. Hier hatte sich außerdem eine Reihe von Anglern niedergelassen und einige standen nun in den Abendstunden noch am See und gingen ihrem Hobby nach. Wir konnten uns vorstellen, dass die sich gerade weitaus besser fühlten als wir, aber da wir ja auch einmalig schöne Momente auf unserer Reise gehabt hatten, gönnten wir es ihnen. Außerdem suchten wir nicht weiter nach einem Zeltplatz, den es hier wohl gegeben hätte, da wir ja jetzt unterwegs waren und erst mal weiter kommen wollten.
                                  Bald ging es dann aber wieder weg vom Ufer des Sees und der Pfad schien nun, unablässig leicht bergauf zu verlaufen, was das Gehen nicht gerade vereinfachte. Hinzu kam, dass wir mittlerweile extrem oft pausierten, da die Kräfte doch merklich zu schwinden begannen und die Müdigkeit insbesondere mir ziemlich in den Knochen steckte, da es nun auch schon fast Mitternacht sein musste. Wir legten also sehr viele, manchmal auch längere Pausen ein und sagten uns immer wieder, dass wir es bald ja endlich geschafft hätten, was uns dann doch wieder ein bisschen motivieren konnte.
                                  Dass es eigentlich Nacht war, merkte man daran, dass man niemanden mehr traf, dass es durchaus ziemlich dämmrig war und dass es merklich kälter wurde, was uns besonders während der Pausen am meisten zu schaffen machte. Die Müdigkeit hatte auch mangelnde Konzentration zufolge, was unter anderem dazu führte, dass ich sicherlich noch ~fünf mal hinfiel (mein Bruder ebenfalls 2-3 mal). Irgendwann hörten wir dann ein fernes Rauschen, das wohl dem Gammajåhkå zuzuordnen war, was uns natürlich unheimlich freute, da es bedeutete, dass Kvikkjokk nicht mehr allzu weit entfernt sein konnte. Leider hatten wir unterschätzt, wie weit die Stromschnellen eines solchen Flusses dröhnen können, denn tatsächlich war es noch ein ganz schönes Stück, dass wir hinter uns bringen mussten, obgleich es nun immerhin wieder ein wenig bergab ging, was es ein bisschen erträglicher machte. Nach langem vor-sich-hin-Stolpern erreichten wir dann irgendwann einen größeren Weg (so etwas hatten wir seit Ritsem nicht mehr gesehen), auf dem wir die letzten Meter bis nach Kvikkjokk zurücklegen mussten (der Gammajåhkå war nun weitaus deutlicher zu vernehmen).
                                  Nach einiger Zeit erreichten wir einen Parkplatz, auf dem sich – ja, tatsächlich – Autos und Wohnwagen befanden. Wir gingen etwas weiter, da wir eigentlich nicht genau wussten, was wir nun machen sollten (immerhin war es ungefähr 3:30 Uhr nachts und es war weit und breit kein Mensch zu sehen), aber nach einigen Metern erreichten wir ein Schild, auf dem die Fjällstation ausgewiesen war. Also wussten wir immerhin schon einmal, wo wir Informationen und Geld bekommen konnten (allerdings erst ab 7:00 Uhr). Also gingen wir etwas weiter in den Ortskern und ließen uns letztendlich auf einer Bank nahe der schönen kleinen Kirche nieder. Hier war auch die Bushaltstelle vorzufinden, die den Zeitpunkt der Busfahrt nach Jokkmokk (um 8:00 Uhr), den wir uns zu Beginn der Reise aufgeschrieben hatten, bestätigte. Nach 4 Tagen unablässigen Regens hatte es in den letzten 2 Stunden – pünktlich zum Ende unserer Wanderung – aufgeklart, was allerdings dazu führte, dass es noch deutlich kälter wurde (wohl etwa 5-6°C). Dies war jetzt auch unser größtes Problem: wir saßen auf der Bank, waren äußerst durchnässt (außerdem waren wir 40 Kilometern in Wanderschuhen gelaufen, die kleinen Seen glichen, erstaunlicherweise ohne dadurch Blasen zu bekommen), völlig übermüdet und mit jeder weiteren Minute wurde uns bitterkalt. Da wir nicht die Kraft und Motivation hatten, für die paar Stunden noch das Zelt aufzubauen, packten wir einfach unsere Schlafsäcke aus (die glücklicherweise noch halbwegs trocken waren) und legten uns so gut es ging auf die Bank (es ging sehr schlecht ). Ich zog mir außerdem noch trockene Socken an, aber trotz Schlafsack und Kleidung fühlte ich mich wie ein Eiszapfen und meine Zehen waren weit davon entfernt, in irgendeiner Weise warm zu werden. Schlafen konnte man auf dieser Bank natürlich auch nicht, was dazu führte, dass wir wegen unserer Müdigkeit immer mal für Sekunden einschliefen, nur um von der äußerst unkomfortablen Situation wieder geweckt zu werden. Irgendwann entschloss ich, in der Hoffnung, dass es mich wenigstens ein bisschen aufwärmen würde, einen Pudding zu kochen. Mittlerweile war es wohl fast 5:00 und ich fragte, mich wie wir diese Kälte noch 3 weitere Stunden aushalten sollten, da kam auf einmal ein Mann auf einem Fahrrad vorbeigefahren. Er hatte irgendwelche länglichen Hölzer auf seinem Gepäckträger und fuhr einfach so um 5:00 Uhr morgens an uns vorbei. Er bemerkte uns glaube ich nicht mal. Offenbar erwachte das Dorf so langsam und zu meiner großen Freude tauchte auf einmal tatsächlich die Sonne hinter den Bergen auf. Ich stellte mich in den ersten Sonnenschein (während mein Bruder weiter auf der Bank vor sich hin schlummerte) und diese ersten Sonnenstrahlen, die mich erreichten, waren wirklich so unglaublich wohltuend, dass ich gar nicht aufhören konnte, mich vor der Bushaltestelle zu „sonnen“. Ich stand dort sicherlich über eine halbe Stunde (die Bank lag nämlich weiterhin im Schatten), bis ich halbwegs aufgewärmt war. Als es dann 7:00 Uhr war machte ich mich auf zur Fjällstation, um dort Bargeld zu bekommen. Das gelang auch vollkommen ohne Komplikationen und somit mussten wir nun nur noch auf den Bus warten. Dieser traf bald darauf ein und wir packten unsere Sachen zusammen, bezahlten und stiegen in den Bus. Die Busfahrt nach Jokkmokk gehört mit zu den entspannendsten und erholsamsten Dingen, die ich bisher in meinen Leben erlebt habe. Die Wärme und Trockenheit kam uns nach der 9-tägigen Wanderung wahrlich wie ein Paradies vor. Wir schlummerten immer mal kurz ein und wenn wir wieder für ein paar Minuten erwachten, hatten wir die sonnendurchflutete Berg- und Seenwelt zu bestaunen. Nun waren wir wirklich rundum zufrieden. Die Wanderung war beendet, wir würden bald in Gällivare und danach wieder zu Hause sein.

                                  Über die restlichen Tage und die Heimreise werde ich dann auch noch einmal kurz berichten.

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                                  • pippilotta703
                                    Anfänger im Forum
                                    • 18.05.2013
                                    • 49
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                    Ooch, da hattet ihr ja wirklich richtiges Pech mit dem Wetter. Das ist schon etwas schade. Und bloß für eine entspannte Busfahrt nach Jokkmokk ist die Anreise dann auch etwas weit.

                                    Hoffentlich hat es euch nicht das Wandern im hohen Norden für immer verleitet. Es geht ja ab und zu auch anders, z.B. ich das erste Mal in Lappland war, hatten wir fast ständig Sonne und konnten nur im T Shirt wandern. Darüber waren wir dann selbst ganz überrascht.
                                    Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
                                    - Antoine de Saint-Exupéry

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                                    • vidderna
                                      Anfänger im Forum
                                      • 09.05.2013
                                      • 29
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                                      #38
                                      AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                      Na ja, es war ja eigentlich nur die zweite Hälfte der Wanderung komplett durchregnet. Die ersten vier Tage waren ja durchgehend sonnig. Zwar hatten wir am Ende genug vom Regen und der ganzen Sache überhaupt, aber insgesamt haben uns diese 4 Tage Regen (zusammen mit den anderen Schwierigkeiten) sicherlich nicht die Lust auf Lappland, Trekking oder ähnliches genommen. Momentan denken wir schon über neue Ziele (höchstwahrscheinlich wieder in Lappland) für den Sommer 2014 nach.

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                                      • pippilotta703
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                                        • 18.05.2013
                                        • 49
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                        Ja, so ist es der Nordlandvirus hat zugeschlagen. Entweder man hasst es - oder man liebt es , und da zieht es uns dann immer wieder hin. Egal was war.
                                        Ich hoffe auch , im Spätsommer endlich mal wieder dort unterwegs zu sein, aber die " grüne Hölle" , die werde ich mal lieber nicht betreten
                                        Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
                                        - Antoine de Saint-Exupéry

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                                        • efbomber
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                                          • 23.08.2010
                                          • 228
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                                          #40
                                          AW: [SE] Sarek-Durchquerung zweier Brüder - Juli 2012 - Ritsem-Kvikkjokk

                                          Ohje. Ihr beide habt doch so ziemlich ähnliche Erfahrungen gesammelt wie ich! Wenn ich irgendwann mal zur ersten Tour 2009 einen Reisebericht verfassen sollte, dann wird dir beim Lesen da so ungefähr die Hälfte von bekannt vor kommen

                                          Ich persönlich fand den Kungsleden nach Aktse auch nicht wirklich easy going. Die Steine gingen mir sowas von auf den Keks, war damals aber auch schon fertig mit der Welt. Geregnet hat es auch noch... Haben auf der letzten Strecke allerdings zweimal genächtigt. Einmal bei Parte, nach dem etwas langgezogenen Anstieg und dann mitten im Wald kurz hinter einem kleinen Holzsteg, so in etwa 6 Kilometer vor Kvikkjokk. Hach... schön wars

                                          Gruß
                                          David

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