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Sarek – Juli 2012 – Ritsem-Kvikkjokk
Da mir gerade danach ist, setze ich mich jetzt auch mal daran, einen Reisebericht über unsere Wanderung durch den Sarek zu verfassen. Wir – das bin ich, zum Zeitpunkt der Reise ein 18 Jahre alter Schüler (männlich), und mein Bruder, zum Zeitpunkt der Reise 16 Jahre alt - fassten im April/Mai 2012 so langsam den Entschluss, dass es doch ganz schön wäre, wenn wir mal einen gemeinsamen Urlaub alleine machen würden. Da wir bisher eine größere Reise alleine noch nicht unternommen hatten, waren wir erst einmal recht unschlüssig, wo es denn hingehen sollte und was überhaupt unsere Vorstellung von einem solchen, wie auch immer gearteten Urlaub war. Unsere Mutter schlug dann – ohne tieferliegenden Grund - vor, dass wir doch nach Irland reisen könnten, um dort ein bisschen zu wandern und die Landschaft zu genießen, da wir ohnehin recht naturverbundene Typen sind.
Erst einmal mit diesem Vorschlag konfrontiert, nahmen unsere Vorstellungen langsam konkretere Züge an. Da ich allerdings seit einigen Jahren eine Affinität zu Skandinavien, insbesondere der nordskandinavischen Landschaft und dem dortigen Klima hege und mich in diesem Zusammenhang mit einigen Aspekten Lappland schon recht eingehend befasst habe, wuchs in mir schnell die Idee, dass wir vielleicht auch dorthin reisen könnten, anstatt uns ins uns doch nicht ganz so bekannte und „vertraute“ Irland aufzumachen.
Auch mein Bruder war dieser Idee durchaus nicht abgeneigt und somit entschlossen wir uns – nach einiger Überzeugungsarbeit unseren Eltern gegenüber – unseren „Sommerurlaub“ in Nord- oder Mittelskandinavien zu verbringen. Zunächst planten wir allerdings einen relativ entspannten Zelturlaub an einem schönen See oder dergleichen; von langen Wanderstrecken war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede. Mit diesem Ziel vor Augen begann ich dann allerdings, mich immer eingehender mit möglichen Aufenthaltsorten dort oben auseinanderzusetzen und da ich ohnehin schon einige Zeit zuvor einige Reiseberichte über Wanderungen im nordschwedischen Fjäll gelesen hatte und mir die Namen einiger Wanderrouten und der Nationalparks durchaus ein Begriff waren, veränderte sich mein Interesse nun dahingehend, dass ich immer tiefer in die Materie des Trekkings eindrang und diese Form des Urlaubs auf einmal eine durchaus in Erwägung zu ziehende Alternative darzustellen schien. Nun – es war bereits Mitte/Ende Mai – verlegte ich meine Freizeitaktivitäten größtenteils darauf, mir im Internet Wissen über die Bedingungen, Notwendigkeiten und Probleme einer solchen Reise anzulesen (zu einem nicht unwesentlichen Teil diente mir dazu natürlich auch dieses Forum als Quelle; deshalb an dieser Stelle mal ein großes Danke).
Nachdem die konkrete Beschaffenheit einer Wanderung in Nordschweden von mir schon recht gut erfasst worden war und ich meinen Bruder und meine Eltern von diesem Unterfangen einigermaßen überzeugt hatte (wenngleich letztere natürlich alles andere als frei von Bedenken waren), fassten wir als erstes Ziel den Kungsleden (als Standard-Einsteiger-Weg in der nordschwedischen Fjälllandschaft) ins Auge. Hauptgründe dafür waren natürlich die umwerfende Kulisse, die man ja bspw. bei Google Earth hinreichend begutachten kann und eben die relative Sicherheit verglichen mit anderen, schwierigeren Strecken (z.B. ohne regelmäßige Hütten). Die Beschaffung der notwendigen Ausrüstung gestaltete sich aufgrund des Zeitdrucks und des doch recht mageren Budgets nicht so einfach, aber wir hatten dann doch großes Glück, als uns eine Verwandte ihren Nachbarn vorstellte, einen sehr freundlichen, hilfsbereiten Mann, der unter anderem ein Jahr in Nordschweden Forstwirtschaft studiert hatte und deshalb schon etliche Male im Fjäll unterwegs gewesen war. Dieser gab uns nicht nur viele äußerst hilfreiche Tipps und bestärkte uns in unserem Vorhaben, was ungemein half, die restlichen Bedenken etwas zu unterdrücken, er lieh uns auch noch einen großen Teil seiner hochwertigen Ausrüstung.
Nun schien alles trotz der kurzfristigen Planung doch recht gut vorbereitet. Allerdings waren wir mit unserem Reiseziel – dem Kungsleden – aufgrund dessen Ruf als Wanderautobahn noch nicht so ganz zufrieden. Klar, als Anfänger sollte man es langsam angehen, aber da wir – würde ich zumindest sagen – die Schwierigkeiten recht realistisch einzuschätzen wussten und eine große Motivation eine möglichst große Abgeschiedenheit war, welche auf dem Kungsleden nicht unbedingt immer gegeben zu sein schien, zogen wir nach und nach auch von den großen Wanderwegen abweichende Routen in Betracht.
Zwar heißt es oft, man müsse nicht immer gleich in den Sarek und es gäbe noch viele andere schöne Orte in Lappland, aber dennoch muss ich sagen, dass gerade der Sarek für mich von besonderer Schönheit ist und mich die im Vergleich zum Kungsleden doch größere Abgeschiedenheit faszinierte. Somit war es bald beschlossene Sache, dass wir uns, bestärkt durch einige Berichte von Anfängern, die den Sarek ebenfalls relativ problemlos „bezwungen“ hatten, an diesem Nationalpark versuchen wollten. Es sollte von Ritsem nach Kvikkjokk gehen, die Route war zwar ungefähr klar, sollte aber variabel gehalten werden. Falls wir gemerkt hätten, dass wir den Anforderungen nicht gewachsen sind, hatten wir uns überlegt, einfach zu unserem ursprünglichen Plan überzugehen und uns ein ruhiges Plätzchen an einem See zu suchen. Da ich gerade merke, dass es mir offensichtlich unheimlich schwer fällt, mich kurz zu fassen, möchte ich den Vorbericht nun ein wenig abkürzen, Rückfragen werden natürlich gerne beantwortet. Auf die Anreise werde ich nun auch nicht mehr näher eingehen – diese war lang, strapaziös, entnervend und teuer.
Etappe 1/Tag 3 – 6. Juli – 8,6 Kilometer
Nachdem die Zugfahrt durch Deutschland, Dänemark und Schweden fast durchgehend sonnig gewesen war, zeigte sich das während der Busfahrt von Gällivare nach Ritsem vor uns liegende Gebirge wolkenverhangen und regnerisch. Über den Akkajaure zogen Regenschauer und die Berge waren durch Wolken verhüllt, dieser etwas ungünstige Empfang hatte zwar schon etwas sehr Atmosphärisches, allerdings löste er bei uns auch gleich wieder eher ungute Gefühle des Bedenkens aus. Nach der unproblematischen Überquerung des Akkajaures mit dem Boot standen wir dann am späten Nachmittag vor dem Beginn unserer Wanderung und sahen dieser mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits waren wir froh, uns in den Wirren von Zug-Tickets, einzuhaltenden Zeitspannen usw. zurecht gefunden zu haben und so überhaupt schon mal an diesem Punkt zu sein, andererseits lastete die Ungewissheit ob des kommenden Abenteuers doch ein wenig auf unseren Schultern. Nichtsdestotrotz begannen wir alsbald unseren Marsch, da wir an diesem Tag noch ein paar Kilometer hinter uns bringen wollten. Zunächst führte uns unser Weg natürlich über den Padjelantaleden, was das Vorankommen wegen des ebenen Verlaufs und des guten Pfads recht einfach gestaltete. Die Landschaft bestand hier aus dichtem Birkenwald, der von den umliegenden Bergen, welche uns allerdings immer noch durch die Wolken verborgen waren, umschlossen wurde.

Auf in den Kampf! - Der Padjelantaleden zu Beginn unserer Wanderung
Das Überqueren des Vuojatädno war dann das erste spannendere Erlebnis. Die Gewalt der Wassermassen überraschte uns dann nämlich doch ein wenig, hatten die Flüsse auf der Karte doch alle etwas kleiner ausgesehen. Da sich das Wetter langsam besserte, beschlossen wir beim nächsten Bachlauf unser erstes Nachtlager aufzuschlagen, da wir uns vorgenommen hatten, an diesem Tag nicht zu lange zu laufen. An diesem Tag begegnete uns abgesehen von einigen Wanderern, die mit uns den Akkajaure überquert hatten, lediglich ein älterer Schwede, der uns in einem sehr hohen Tempo entgegen gelaufen kam. Ziemlich außer Atem, sprach er uns auf Schwedisch an und fragte offenbar, ob wir in den Sarek wollten (ich weiß nicht, woraus er das schloss, aber da er das Wort Sarek erwähnte und es sich definitiv wie eine Frage anhörte, muss er das wohl gemeint haben). Uns blieb nur Zeit kurz zu bejahen, da war er auch schon wieder los gerannt. Interessant, was für Typen man dort so begegnet
. Bedauerlicherweise dauerte es dann noch einige Kilometer, bis wir auf den nächsten Bach stießen, obwohl uns vor unserem Entschluss zum Beenden der ersten Etappe quasi alle paar hundert Meter ein Bach begegnet war. Das erste Aufstellen des Zeltes gestaltete sich leicht, obgleich wir nun zu merken begannen, dass sich die Mücken erst so richtig auf einen stürzen, wenn man einmal länger am selben Ort verweilt. Hinzu kam, dass die abendliche Erholung urplötzlich von Motorengeräuschen gestört wurde. Erst wollten wir es nicht so recht wahrhaben, aber dann kam tatsächlich eine Gruppe von Motorcross-Fahrern den Padjelantaleden entlang gefahren. Sie hatten offenbar einige Probleme, die teilweise doch recht steilen Abhänge zu überwinden und riefen sich teilweise recht laut irgendwas auf Schwedisch zu. Wir empfanden dieses Treffen zwar als störend, aber da es ja nicht zu erwarten war, dass wir ihnen nochmals begegnen würden, hofften wir einfach, dass der Rest der Leute in der Gegend zu Fuß unterwegs war. Das Zubereiten des Abendessens wurde indes zu einer echten Aufgabe, da wir immer wieder von aggressiven Mückenschwärmen heimgesucht wurden. Als wir dann endlich im Zelt lagen, waren wir erst einmal heilfroh, es bis hierher geschafft zu haben und von den für uns doch ungewohnten Lasten der Rücksäcke (21 und 24 kg) fürs Erste befreit zu sein.

In Wolken gehüllte Berge... wunderbare Atmosphäre. Vor mir mein Bruder

Etappe 2/Tag 4 – 7. Juli – 13,6 km

Der erste Zeltplatz nach dem Aufstehen
Die erste Nacht war vornehmlich von einem zwar festen Schlaf, der vermutlich einfach durch die relative Erschöpfung des Schlafmangels wegen erklärt werden kann, aber auch von mehrfachem Aufwachen, das womöglich der ungewohnten Situation geschuldet war, geprägt. Als wir dann aber morgens richtig aufwachten, war das Erste, was uns sofort auffiel, die vergleichsweise hohe Temperatur im Zelt und die veränderten Lichtverhältnisse. Und siehe da: als wir das Zelt öffneten, strahlte uns die Morgensonne entgegen und es fanden sich nur noch äußerst wenige kleine Wölkchen am ansonsten strahlend blauen Himmel. Zwar fühlten wir uns nach dieser ersten ungemütlichen Nacht im Freien natürlich nicht gerade umwerfend, aber dennoch konnten die veränderte Wettersituation und die noch nicht ganz so hohe Mückenanzahl an diesem Morgen dazu beitragen, dass wir dem weiteren Verlauf unserer Reise gleich ein wenig gelassener entgegen sahen. Insofern gestaltete sich auch das Schoko-Müsli-Frühstück entspannt und wir brachen nach einem noch nicht ganz eingespielten Abbau des Zelts, der uns einiges an Zeit kostete, wieder auf.
Es wartete jetzt noch ein gutes Wegstück auf dem Padjelantaleden auf uns, den wir dann nach dem Passieren des Sjnjuvtjudisjåhkå in Richtung Ruohtesvágge zu verlassen planten. Die Landschaft veränderte sich auf diesem Teilstück nicht besonders, meist ging es durch Birkenwald oder sumpfartige Gebiete. Leider erwies sich gerade bei mir die Berühmtheit des zweiten Tages als durchaus berechtigt. Die ungewohnte Last veranlasste uns zu vielen Pausen, aber diese Zeit nahmen wir uns auch. Als wir dann den Punkt erreicht hatten, an dem sich die drei großen Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Padjelanta treffen, welcher gleichbedeutend mit dem Verlassen des Padjelantaledens in Richtung Sarek war, überkam uns doch noch mal ein etwas mulmiges Gefühl, da dies die letzte wirkliche Möglichkeit war, vielleicht doch einfach den leichteren Padjelantaleden zu gehen, aber schlussendlich sahen wir dann doch keinen größeren Grund, von unserem eigentlichen Vorhaben abzurücken und so machten wir uns dann in den Sarek auf.

Blick zurück - rechts Akka
Dieses Wegstück bis zu unserem zweiten Nachtlager wurde dann vor allem für mich zum körperlich anstrengendsten Teil unserer gesamten Reise. Zunächst verlief der Trampelpfad, dem wir folgten, noch durch einigermaßen ebenes Gelände und eigentlich waren wir äußerst erfreut, als wir die letzten Bäume hinter uns ließen und uns erstmals in der Tundra-Vegetationszone wiederfanden, die man sich vorstellt, wenn man ans Fjäll denkt. Nun gestalteten sich auch die Rasten sehr viel schöner, da hier oben weitaus weniger Mücken zu finden waren und man nicht ständig damit beschäftigt war, diese vom eigenen Gesicht fernzuhalten.

Erste Rast ohne Mücken - da schmeckt der Snack gleich doppelt so gut
(mein Bruder u. mein Rucksack)

Vorne Gisuris, hinten Nijak

Der Sarek-Möwe sollten wir auch noch begegnen
Im Abschätzen der Entfernungen auf der Karte und in der Praxis nicht besonders geübt, waren wir uns nicht sicher, ob wir es an diesem Tag noch bis ins Ruohtesvágge schaffen konnten, oder ob wir unser Zelt unterhalb des Gisuris-Massivs würden aufbauen müssen. Dazu kam das unwegsame Gelände, das namentlich durch ein ständiges Auf und Ab über von Gebirgsbächen geschaffene kleine Hügel und Mulden geprägt war, nicht zu vergessen die oftmals dichte Busch-Vegetation in der Nähe der Bachverläufe, die ein Vorankommen zusätzlich erschwerte. So hofften wir immer wieder, dass der nächste vor uns liegende Hügel nach dem Überqueren desselben endlich ein „Hinabsteigen“ ins Ruohtesvágge bringen würde. Dass es besser gewesen wäre, nicht so weit oben am Hang und so nah am Berg zu laufen, sondern eher dem Flusslauf zu folgen, wo sich wohl auch der Trampelpfad, den wir inzwischen verloren hatten, entlang schlängelte, erkannten wir erst später. Durch dieses frustrierende, augenscheinliche Nicht-Vorankommen und die körperlichen Strapazen ermüdet, beschlossen wir, einfach am nächstbesten Platz die Etappe zu beenden und erst am nächsten Tag das Ruohtesvágge hinauf zu wandern.
Als unser Zelt dann einmal stand, war die Entspannung umso größer und wir konnten erstmals diese einmalige, eiszeitliche Landschaft wirklich genießen. Ein nahezu blauer Himmel (lediglich der Gipfel des Niják war wolkenverhangen) gab den Blick auf ein wunderbares Abendlicht frei, das das vor uns liegende Áhkká-Massiv in wunderschönen Farben erscheinen ließ. Lediglich ein Wanderer-Pärchen sahen wir an diesem Tag aus der Ferne und wir kamen uns in der Tat vor, als hätte man uns in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Ein wunderschönes Erlebnis, das wir aufgrund unserer Müdigkeit dann allerdings nicht noch länger genossen, sondern uns in Zelt verkrochen, um nach sättigenden Fertig-Nudeln so bald wie möglich Schlaf zu finden.


triumphal - im Hintergrund der Nijak

Akka am Nachmittag
Ich glaube, dass ich noch einige Bilder von diesem Tag habe, die noch nicht auf meinem PC sind. Es folgen also eventuell noch welche in meinem nächsten Beitrag. Überhaupt bitte ich die Qualität der Bilder - in jederlei Hinsicht - zu entschuldigen. Ich bin im Umgang mit dem Kamera leider völlig ungeübt
.
Da mir gerade danach ist, setze ich mich jetzt auch mal daran, einen Reisebericht über unsere Wanderung durch den Sarek zu verfassen. Wir – das bin ich, zum Zeitpunkt der Reise ein 18 Jahre alter Schüler (männlich), und mein Bruder, zum Zeitpunkt der Reise 16 Jahre alt - fassten im April/Mai 2012 so langsam den Entschluss, dass es doch ganz schön wäre, wenn wir mal einen gemeinsamen Urlaub alleine machen würden. Da wir bisher eine größere Reise alleine noch nicht unternommen hatten, waren wir erst einmal recht unschlüssig, wo es denn hingehen sollte und was überhaupt unsere Vorstellung von einem solchen, wie auch immer gearteten Urlaub war. Unsere Mutter schlug dann – ohne tieferliegenden Grund - vor, dass wir doch nach Irland reisen könnten, um dort ein bisschen zu wandern und die Landschaft zu genießen, da wir ohnehin recht naturverbundene Typen sind.
Erst einmal mit diesem Vorschlag konfrontiert, nahmen unsere Vorstellungen langsam konkretere Züge an. Da ich allerdings seit einigen Jahren eine Affinität zu Skandinavien, insbesondere der nordskandinavischen Landschaft und dem dortigen Klima hege und mich in diesem Zusammenhang mit einigen Aspekten Lappland schon recht eingehend befasst habe, wuchs in mir schnell die Idee, dass wir vielleicht auch dorthin reisen könnten, anstatt uns ins uns doch nicht ganz so bekannte und „vertraute“ Irland aufzumachen.
Auch mein Bruder war dieser Idee durchaus nicht abgeneigt und somit entschlossen wir uns – nach einiger Überzeugungsarbeit unseren Eltern gegenüber – unseren „Sommerurlaub“ in Nord- oder Mittelskandinavien zu verbringen. Zunächst planten wir allerdings einen relativ entspannten Zelturlaub an einem schönen See oder dergleichen; von langen Wanderstrecken war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede. Mit diesem Ziel vor Augen begann ich dann allerdings, mich immer eingehender mit möglichen Aufenthaltsorten dort oben auseinanderzusetzen und da ich ohnehin schon einige Zeit zuvor einige Reiseberichte über Wanderungen im nordschwedischen Fjäll gelesen hatte und mir die Namen einiger Wanderrouten und der Nationalparks durchaus ein Begriff waren, veränderte sich mein Interesse nun dahingehend, dass ich immer tiefer in die Materie des Trekkings eindrang und diese Form des Urlaubs auf einmal eine durchaus in Erwägung zu ziehende Alternative darzustellen schien. Nun – es war bereits Mitte/Ende Mai – verlegte ich meine Freizeitaktivitäten größtenteils darauf, mir im Internet Wissen über die Bedingungen, Notwendigkeiten und Probleme einer solchen Reise anzulesen (zu einem nicht unwesentlichen Teil diente mir dazu natürlich auch dieses Forum als Quelle; deshalb an dieser Stelle mal ein großes Danke).
Nachdem die konkrete Beschaffenheit einer Wanderung in Nordschweden von mir schon recht gut erfasst worden war und ich meinen Bruder und meine Eltern von diesem Unterfangen einigermaßen überzeugt hatte (wenngleich letztere natürlich alles andere als frei von Bedenken waren), fassten wir als erstes Ziel den Kungsleden (als Standard-Einsteiger-Weg in der nordschwedischen Fjälllandschaft) ins Auge. Hauptgründe dafür waren natürlich die umwerfende Kulisse, die man ja bspw. bei Google Earth hinreichend begutachten kann und eben die relative Sicherheit verglichen mit anderen, schwierigeren Strecken (z.B. ohne regelmäßige Hütten). Die Beschaffung der notwendigen Ausrüstung gestaltete sich aufgrund des Zeitdrucks und des doch recht mageren Budgets nicht so einfach, aber wir hatten dann doch großes Glück, als uns eine Verwandte ihren Nachbarn vorstellte, einen sehr freundlichen, hilfsbereiten Mann, der unter anderem ein Jahr in Nordschweden Forstwirtschaft studiert hatte und deshalb schon etliche Male im Fjäll unterwegs gewesen war. Dieser gab uns nicht nur viele äußerst hilfreiche Tipps und bestärkte uns in unserem Vorhaben, was ungemein half, die restlichen Bedenken etwas zu unterdrücken, er lieh uns auch noch einen großen Teil seiner hochwertigen Ausrüstung.
Nun schien alles trotz der kurzfristigen Planung doch recht gut vorbereitet. Allerdings waren wir mit unserem Reiseziel – dem Kungsleden – aufgrund dessen Ruf als Wanderautobahn noch nicht so ganz zufrieden. Klar, als Anfänger sollte man es langsam angehen, aber da wir – würde ich zumindest sagen – die Schwierigkeiten recht realistisch einzuschätzen wussten und eine große Motivation eine möglichst große Abgeschiedenheit war, welche auf dem Kungsleden nicht unbedingt immer gegeben zu sein schien, zogen wir nach und nach auch von den großen Wanderwegen abweichende Routen in Betracht.
Zwar heißt es oft, man müsse nicht immer gleich in den Sarek und es gäbe noch viele andere schöne Orte in Lappland, aber dennoch muss ich sagen, dass gerade der Sarek für mich von besonderer Schönheit ist und mich die im Vergleich zum Kungsleden doch größere Abgeschiedenheit faszinierte. Somit war es bald beschlossene Sache, dass wir uns, bestärkt durch einige Berichte von Anfängern, die den Sarek ebenfalls relativ problemlos „bezwungen“ hatten, an diesem Nationalpark versuchen wollten. Es sollte von Ritsem nach Kvikkjokk gehen, die Route war zwar ungefähr klar, sollte aber variabel gehalten werden. Falls wir gemerkt hätten, dass wir den Anforderungen nicht gewachsen sind, hatten wir uns überlegt, einfach zu unserem ursprünglichen Plan überzugehen und uns ein ruhiges Plätzchen an einem See zu suchen. Da ich gerade merke, dass es mir offensichtlich unheimlich schwer fällt, mich kurz zu fassen, möchte ich den Vorbericht nun ein wenig abkürzen, Rückfragen werden natürlich gerne beantwortet. Auf die Anreise werde ich nun auch nicht mehr näher eingehen – diese war lang, strapaziös, entnervend und teuer.
Etappe 1/Tag 3 – 6. Juli – 8,6 Kilometer
Nachdem die Zugfahrt durch Deutschland, Dänemark und Schweden fast durchgehend sonnig gewesen war, zeigte sich das während der Busfahrt von Gällivare nach Ritsem vor uns liegende Gebirge wolkenverhangen und regnerisch. Über den Akkajaure zogen Regenschauer und die Berge waren durch Wolken verhüllt, dieser etwas ungünstige Empfang hatte zwar schon etwas sehr Atmosphärisches, allerdings löste er bei uns auch gleich wieder eher ungute Gefühle des Bedenkens aus. Nach der unproblematischen Überquerung des Akkajaures mit dem Boot standen wir dann am späten Nachmittag vor dem Beginn unserer Wanderung und sahen dieser mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits waren wir froh, uns in den Wirren von Zug-Tickets, einzuhaltenden Zeitspannen usw. zurecht gefunden zu haben und so überhaupt schon mal an diesem Punkt zu sein, andererseits lastete die Ungewissheit ob des kommenden Abenteuers doch ein wenig auf unseren Schultern. Nichtsdestotrotz begannen wir alsbald unseren Marsch, da wir an diesem Tag noch ein paar Kilometer hinter uns bringen wollten. Zunächst führte uns unser Weg natürlich über den Padjelantaleden, was das Vorankommen wegen des ebenen Verlaufs und des guten Pfads recht einfach gestaltete. Die Landschaft bestand hier aus dichtem Birkenwald, der von den umliegenden Bergen, welche uns allerdings immer noch durch die Wolken verborgen waren, umschlossen wurde.

Auf in den Kampf! - Der Padjelantaleden zu Beginn unserer Wanderung
Das Überqueren des Vuojatädno war dann das erste spannendere Erlebnis. Die Gewalt der Wassermassen überraschte uns dann nämlich doch ein wenig, hatten die Flüsse auf der Karte doch alle etwas kleiner ausgesehen. Da sich das Wetter langsam besserte, beschlossen wir beim nächsten Bachlauf unser erstes Nachtlager aufzuschlagen, da wir uns vorgenommen hatten, an diesem Tag nicht zu lange zu laufen. An diesem Tag begegnete uns abgesehen von einigen Wanderern, die mit uns den Akkajaure überquert hatten, lediglich ein älterer Schwede, der uns in einem sehr hohen Tempo entgegen gelaufen kam. Ziemlich außer Atem, sprach er uns auf Schwedisch an und fragte offenbar, ob wir in den Sarek wollten (ich weiß nicht, woraus er das schloss, aber da er das Wort Sarek erwähnte und es sich definitiv wie eine Frage anhörte, muss er das wohl gemeint haben). Uns blieb nur Zeit kurz zu bejahen, da war er auch schon wieder los gerannt. Interessant, was für Typen man dort so begegnet


In Wolken gehüllte Berge... wunderbare Atmosphäre. Vor mir mein Bruder

Etappe 2/Tag 4 – 7. Juli – 13,6 km

Der erste Zeltplatz nach dem Aufstehen
Die erste Nacht war vornehmlich von einem zwar festen Schlaf, der vermutlich einfach durch die relative Erschöpfung des Schlafmangels wegen erklärt werden kann, aber auch von mehrfachem Aufwachen, das womöglich der ungewohnten Situation geschuldet war, geprägt. Als wir dann aber morgens richtig aufwachten, war das Erste, was uns sofort auffiel, die vergleichsweise hohe Temperatur im Zelt und die veränderten Lichtverhältnisse. Und siehe da: als wir das Zelt öffneten, strahlte uns die Morgensonne entgegen und es fanden sich nur noch äußerst wenige kleine Wölkchen am ansonsten strahlend blauen Himmel. Zwar fühlten wir uns nach dieser ersten ungemütlichen Nacht im Freien natürlich nicht gerade umwerfend, aber dennoch konnten die veränderte Wettersituation und die noch nicht ganz so hohe Mückenanzahl an diesem Morgen dazu beitragen, dass wir dem weiteren Verlauf unserer Reise gleich ein wenig gelassener entgegen sahen. Insofern gestaltete sich auch das Schoko-Müsli-Frühstück entspannt und wir brachen nach einem noch nicht ganz eingespielten Abbau des Zelts, der uns einiges an Zeit kostete, wieder auf.
Es wartete jetzt noch ein gutes Wegstück auf dem Padjelantaleden auf uns, den wir dann nach dem Passieren des Sjnjuvtjudisjåhkå in Richtung Ruohtesvágge zu verlassen planten. Die Landschaft veränderte sich auf diesem Teilstück nicht besonders, meist ging es durch Birkenwald oder sumpfartige Gebiete. Leider erwies sich gerade bei mir die Berühmtheit des zweiten Tages als durchaus berechtigt. Die ungewohnte Last veranlasste uns zu vielen Pausen, aber diese Zeit nahmen wir uns auch. Als wir dann den Punkt erreicht hatten, an dem sich die drei großen Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Padjelanta treffen, welcher gleichbedeutend mit dem Verlassen des Padjelantaledens in Richtung Sarek war, überkam uns doch noch mal ein etwas mulmiges Gefühl, da dies die letzte wirkliche Möglichkeit war, vielleicht doch einfach den leichteren Padjelantaleden zu gehen, aber schlussendlich sahen wir dann doch keinen größeren Grund, von unserem eigentlichen Vorhaben abzurücken und so machten wir uns dann in den Sarek auf.

Blick zurück - rechts Akka
Dieses Wegstück bis zu unserem zweiten Nachtlager wurde dann vor allem für mich zum körperlich anstrengendsten Teil unserer gesamten Reise. Zunächst verlief der Trampelpfad, dem wir folgten, noch durch einigermaßen ebenes Gelände und eigentlich waren wir äußerst erfreut, als wir die letzten Bäume hinter uns ließen und uns erstmals in der Tundra-Vegetationszone wiederfanden, die man sich vorstellt, wenn man ans Fjäll denkt. Nun gestalteten sich auch die Rasten sehr viel schöner, da hier oben weitaus weniger Mücken zu finden waren und man nicht ständig damit beschäftigt war, diese vom eigenen Gesicht fernzuhalten.

Erste Rast ohne Mücken - da schmeckt der Snack gleich doppelt so gut


Vorne Gisuris, hinten Nijak

Der Sarek-Möwe sollten wir auch noch begegnen
Im Abschätzen der Entfernungen auf der Karte und in der Praxis nicht besonders geübt, waren wir uns nicht sicher, ob wir es an diesem Tag noch bis ins Ruohtesvágge schaffen konnten, oder ob wir unser Zelt unterhalb des Gisuris-Massivs würden aufbauen müssen. Dazu kam das unwegsame Gelände, das namentlich durch ein ständiges Auf und Ab über von Gebirgsbächen geschaffene kleine Hügel und Mulden geprägt war, nicht zu vergessen die oftmals dichte Busch-Vegetation in der Nähe der Bachverläufe, die ein Vorankommen zusätzlich erschwerte. So hofften wir immer wieder, dass der nächste vor uns liegende Hügel nach dem Überqueren desselben endlich ein „Hinabsteigen“ ins Ruohtesvágge bringen würde. Dass es besser gewesen wäre, nicht so weit oben am Hang und so nah am Berg zu laufen, sondern eher dem Flusslauf zu folgen, wo sich wohl auch der Trampelpfad, den wir inzwischen verloren hatten, entlang schlängelte, erkannten wir erst später. Durch dieses frustrierende, augenscheinliche Nicht-Vorankommen und die körperlichen Strapazen ermüdet, beschlossen wir, einfach am nächstbesten Platz die Etappe zu beenden und erst am nächsten Tag das Ruohtesvágge hinauf zu wandern.
Als unser Zelt dann einmal stand, war die Entspannung umso größer und wir konnten erstmals diese einmalige, eiszeitliche Landschaft wirklich genießen. Ein nahezu blauer Himmel (lediglich der Gipfel des Niják war wolkenverhangen) gab den Blick auf ein wunderbares Abendlicht frei, das das vor uns liegende Áhkká-Massiv in wunderschönen Farben erscheinen ließ. Lediglich ein Wanderer-Pärchen sahen wir an diesem Tag aus der Ferne und wir kamen uns in der Tat vor, als hätte man uns in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Ein wunderschönes Erlebnis, das wir aufgrund unserer Müdigkeit dann allerdings nicht noch länger genossen, sondern uns in Zelt verkrochen, um nach sättigenden Fertig-Nudeln so bald wie möglich Schlaf zu finden.


triumphal - im Hintergrund der Nijak

Akka am Nachmittag
Ich glaube, dass ich noch einige Bilder von diesem Tag habe, die noch nicht auf meinem PC sind. Es folgen also eventuell noch welche in meinem nächsten Beitrag. Überhaupt bitte ich die Qualität der Bilder - in jederlei Hinsicht - zu entschuldigen. Ich bin im Umgang mit dem Kamera leider völlig ungeübt

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