[SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

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    [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

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    Da ich neu in diesem Forum angemeldet bin und dies mein erster Reisebericht ist, möchte ich mich erst mal kurz vorstellen:
    Ich bin weiblich, 32 Jahre alt und aus Hamburg. Dies war meine erste Trekkingtour seit vielen Jahren, bin aber kein kompletter Outdoor-Neuling. Die Urlaube mit meiner Familie waren früher alles Outdoor-Urlaube. Schon im Kleinkindalter wurde ich im VW-Bus durch Südamerika gefahren. In der Kindheit habe ich auch schon mal eine mehrtägige Trekkingtour in Form einer Hüttentour in der Hardangervidda mit meinen Eltern und einer weiteren befreundeten Familie gemacht. Das war damals so ein tolles Erlebnis, dass ich so was schon lange mal wieder machen wollte. Während meines Studiums haben mir aber leider die Mittel dazu gefehlt. Meinen Freund plagen leider Rücken- und Hüftbeschwerden, so dass die letzten Urlaube zwar Zelturlaube, aber mit dem Auto und auf Campingplätzen waren. Diesen Sommer tat sich dann auf einmal die Möglichkeit auf mir meinen Traum zu erfüllen. Ich hatte eine Woche alleine Urlaub.

    Vorbereitungen:
    Für die gesamten Vorbereitungen, quasi von Null an, hatte ich nur 4 Wochen Zeit, da sich das mit meinem Urlaub so kurzfristig ergeben hatte. Eine Freundin von mir ist vor einigen Jahren schon mal die Strecke Nikkaluokta-Abisko gegangen und da sich im Internet zu dieser Strecke viel finden lässt, habe ich mich in Anbetracht der kurzen Zeit auch für diese Strecke entschlossen. Als erste Tour nach so vielen Jahren war es für mich beruhigend zu wissen, dort nicht ganz alleine unterwegs zu sein und dass ich im Notfall auch auf die Hütten ausweichen könnte, sollte meine Ausrüstung nicht halten.
    Natürlich war so kurzfristig auch die Anreise nicht gerade günstig. Ich habe mich für den Hinweg mit dem Flugzeug entschieden: Hamburg-Stockholm-Kiruna. Zurück habe ich dann den Nachtzug von Abisko nach Stockholm genommen und weiter mit dem Flieger nach Hamburg.

    Ausrüstung:
    Einen Rucksack hatte ich noch aus meiner Jugend (Fjällräven Trapper 65).
    Meinen Schlafsack, einen Ajungilak Kompakt Spring hatte ich mir erst ein Jahr zuvor für den Campingurlaub in Schweden gekauft. Mir machte aber der Temperaturbereich Sorgen (+6/+1/-14). Ich entschloss mich dafür, mir ein Fleece-Inlet zu Nähen und einen extra warmen Pulli mitzunehmen.
    Eine Thermarest TrailLite war auch vorhanden.
    Das große 3-Mann Zelt war mir für meine Solotour mit seinen knapp 4 kg zu schwer. Ein Freund bot mir an, mir sein kleines Zelt zu leihen. Beim Probeaufstellen wurde mir aber klar, dass dieses bei Regen nicht dicht halten würde, da sich die PU-Beschichtung an einigen Stellen am Aussenzelt bereits löste. Aber ich hatte Glück, Globetrotter hatte gerade das Nordisk Pasch im Sonderangebot und ich habe zugeschlagen.
    Eine kleine Tangia war auch schon vorhanden.
    Wanderstiefel hatte ich mir bereits im Herbst für einen Kurzurlaub in den Alpen mit Tagestouren gekauft.
    Ein kleiner GPS-Logger mit Positionsanzeige konnte ich mir ausleihen, einen Kompass und eine Fjällkarte hab ich mir gekauft.
    Gekauft habe ich mir ausserdem noch Trekkingstöcke, einen Regenschutz für den Rucksack sowie ein paar wasserdichte Packsäcke.


    Tag 1, 28.07.12: Hamburg – Láddjujávri

    Der Wecker klingelt um 4:30, das Abenteuer beginnt! Schnell noch unter die Dusche, es könnte vorerst die letzte sein. Geplant ist eine Nacht in Kiruna auf dem Campingplatz, dort gibt es Duschen, aber mit ganz viel Glück ist die nächste Nacht bereits in der Wildnis. Meinen Rucksack hab ich bereits am Abend vorher gepackt, der steht schon fertig im Flur. A. fährt mich zum Flughafen. Dort ist schon trotz früher Stunde eine Menge los. Aber bei der Lufthansa sind alle Schalter geöffnet und die lange Schlange bewegt sich zügig vorwärts. Mit meinem Rucksack muss ich zum Sperrgepäckschalter. Dort wird er duchleuchtet und an meinem Trangiabrenner haben die zum Glück nichts auszusetzen (natürlich ist dieser gereinigt, Spiritus hab ich auch keinen dabei). Dann noch schnell zum Bäcker, so langsam krieg ich Hunger. Abflug ist von Gate A35.

    Das Boarding beginnt pünktlich, draussen wartet schon die nagelneue Maschine: Bombardier CRJ 900 NextGen.

    Nach dem Start drehen wir noch eine Runde über Hamburg und dann geht’s los in Richtung Norden. Die Lufthansa serviert ein Heiss- und ein Kaltgetränk und eine Rosinen-Pudding-Schnecke. Im Landeanflug auf Arlanda kann ich Södertälje, Drottningholm, Bromma flygplats und Sollentuna identifizieren bevor wir dann von Norden aus pünktlich landen. Nachdem mein Rucksack als eines der ersten Gepäckstücke ankommt, marschiere ich als erstes in Richung Terminal 4 um ihn wieder los zu werden. Hier genauso, ich werde zum Sperrgepäck geschickt, dort wird durchleuchtet und nichts beanstandet. Auf dem Tresen stehen schon mehrere Flaschen Spiritus und Gaskartuschen, sowas wird natürlich nicht transportiert. Mein Rucksack bekommt einen roten Heavy-Anhänger, das gibt mir zu denken: Den muss ich die nächste Woche tragen! Dann mach ich es mir in SkyCity gemütlich. Es ist immernoch erst kurz vor 9, die Läden machen gerade erst auf und es ist noch nicht viel los. Sobald der Bücherladen auf hat, sorge ich für Lesestoff. Nach ausgiebigem stöbern entscheide ich mich „Jacobs värld“ von Jodi Picoult. Dann mache ich einen Spaziergang bis vor zu Terminal 2 und zurück. Unterwegs sorge ich noch für Bargeld und mein Mittagessen: Ein Roastbeef-Wrap und einen wiederlich süßen „Hälso-Dryck“, keine Ahnung was an dem hälsosam sein soll! Dann mach ich es mir wieder auf dem Empore über dem Zugang zum ArlandaExpress gemütlich. Dort gibt es Sessel, es ist angenehm ruhig und es gibt sogar Steckdosen und gratis WLAN. Die Zeit geht schnell rum, bald ist es Zeit zum Gate zu gehen. Dort wartet schon die B737, die mich nach Kiruna bringen soll. Ausserdem bereits eine Menge Menschen mit Outdoorklamotten. Auch die Gepäckwagen die zum Flugzeug gebracht werden sind voller Rucksäcke. Auch bei diesem Flug läuft alles nach Plan. Ich sitze auf Platz 3A. Der Service der SAS überzeugt mich jedoch gar nicht. Kaffee gibt es kostenlos, für alles andere muss bezahlt werden. Wo ist das Problem, jedem Fluggast ein Kanelbulle zu spendieren? Schliesslich habe ich für meinen Flug 1700 SEK gezahlt (nur für ARN-KRN)! Bald wird es wolkig unter uns. Als wir in Kiruna landen ist alles grau und nass.

    Ich habe wieder Glück, mein Rucksack ist wieder bei den ersten Gepäckstücken. Vor dem Terminal wartet schon der Flygbuss. Ich unterhalte mich mit der Busfahrerin. Sie hat heute ihren kleinen Sohn Axel, 5 Jahre, dabei. Das Dagis hat nämlich Sommerferien. Ich frage ob es eine Chance gibt noch den Bus nach Nikkaluokta zu bekommen, sie meint, wir würden es versuchen. Als alle Passagiere eingestiegen sind fahren wir los. Über Mikrofon gibt die Busfahrerin bekannt, dass wir den direkten Weg zum Busbahnhof fahren werden, da einige Passagiere gerne einen bestimmten Bus noch erreichen möchten, erst danach würde sie zum Zentrum und zu den verschiedenen Hotels fahren. Um 14:35 kommen wir am Busbahnhof an (gelandet sind wir um 13:50), der Bus 92 steht bereits dort und soll um 14:40 abfahren, perfekt! Ich spare mir die Nacht in Kiruna und gewinne einen halben Wandertag! Also schnell umsteigen und es geht weiter. Der Bus ist fast leer, vielleicht noch 10 weitere Wanderer und eine Handvoll Einheimische, die in Kiruna Einkäufe getätigt haben. 50 min später sind wir in Nikkaluokta an der Fjällstation.

    Ich wuchte den Rucksack aus dem Bus, die Trageriemen sind noch vom Flug zusammengebunden, das Ding ist kaum zu hantieren. Vor der Fjällstation stehen bereits ca. 20 Rucksäcke, meiner darf sich dazu gesellen und ich besuche erst mal den Laden. Ich kaufe Spiritus, eine Tube Renost, Ögonblink Chokladdryck, VarmaKoppen Hallon och Blåbärssoppa und Mückenzeugs. Leider haben die nur die Roll-On-Variante und kein Spray. Aber besser als nichts, denk ich mir. Dann muss ich erst mal den kompletten Rucksack umpacken. Zum Glück ist es trocken und ich kann es im Freien auf einer Bank vor der Hütte machen. Für den Flug hatte ich die Aussentaschen abmontiert, die Trekkingstöcke im Rucksack gehabt und die zerbrechlichen Dinge in der Mitte des Rucksacks verstaut. Jetzt möchte ich natürlich Fernglas, Kompass und Co. Im Deckelfach haben und die schweren Dinge möglichst nah am Rücken. Ich bin dort nicht die einzige mit dieser Tätigkeit. Ich komme ins Gespräch mit zwei Männern in etwa meinem Alter. Sie waren auch mit dem Flieger aus Stockholm angereist, hatte aber Angst den Bus nicht mehr zu erwischen und sind deshalb mit dem Taxi bis nach Nikkaluokta gefahren und haben dafür 800 SEK gezahlt. Eine andere Frau mischt sich ins Gespräch ein und meint, sie hätte ein Taxi zum Busbahnhof genommen um den Bus zu erreichen. Wir waren alle etwa zum gleichen Zeitpunkt in Nikkaluokta und ich habe dafür am wenigsten gezahlt: 50 für den Flygbuss und 120 für den weiteren Bus. Die Männer entscheiden sich dann den Hubschrauber zur Kebnekaise fjällstation zu nehmen, sie wollen morgen den Gipfel besteigen, wir wünschen uns viel Glück. Später werden wir uns noch mehrmals unterwegs begegnen. Gegen 17 Uhr bin ich abmarschbereit. Die Rucksackwaage zeit 22 kg! Das wird ja heiter! Das Ding ist ganz schön schwer und ich kriege es kaum auf den Rücken. Sobald der Hüftgurt aber geschlossen ist geht es. Also los, noch ein Foto am Beginn des Weges, jetzt geht es richtig los.

    Schon nach 3 Minuten, die erste Pause: ich muss die Stiefel nochmal neu schnüren und Gesicht und Hände für die Mücken unattraktiv machen. Ich marschiere durch einen lockeren Wald aus Krüppelbirken und mir geht es gut. Der Weg ist breit und mit nur wenig Steinen. Ich bin so gut wie alleine unterwegs. Ich probiere das Wasser aus dem Bach, es schmeckt toll und ist erfrischend.


    Bald komme ich zur ersten Brücke: eine Hängebrücke aus Metall, sie sieht solide aus.Auf der Brücke merke ich, die Einzelteile sind mit Scharnieren verbunden. Die ganze Brücke fängt beim betreten an in alle Richtungen zu schwanken. Gar nicht so einfach da mit dem schweren Rucksack auf den Füssen zu bleiben. Zum Glück gibt es ein Geländer und ich komme heil ans andere Ufer. Das Wetter ist weiter trocken und es kommt sogar die Sonne manchmal durch. Als ich am See Láddjujávri ankomme werde ich langsam müde. Ein Stück weiter muss ich aber noch, in der Nähe der Lappenkate muss man nämlich für die Zeltübernachtung bezahlen. Bald finde ich eine schöne Stelle am Seeufer, etwas erhöht und mit fliessend Wasser.


    Der Zeltaufbau gelingt problemlos nur die Mücken fallen über mich her. Wo ist eigentlich der Wind geblieben? Die Mückenplage ist so heftig, dass ich immer in Bewegung bleiben muss. Ich verfluche das Roll-On, das kann ich nämlich nicht richtig auf die Klamotten auftragen. Zum Essen verziehe ich mich dann ins Zelt, anders geht es nicht. Aber ich bin sowieso so müde, dass ich nur noch schlafen will. Noch schnell ein Lebenszeichen an A. und meine Eltern (noch hab ich Handyempfang) und dann schlafe ich schnell ein.

    Fortsetzung folgt!
    Zuletzt geändert von Elchtier; 16.07.2014, 15:32. Grund: Bilder eingefügt

  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
    • 1503
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    #2
    AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

    Ein Kungsledenbericht - und prima zu lesen. Schön! Gibt es auch noch Bilder dazu?
    Edit: Sieht so aus, während ich fragte, kam das erste dazu ... Danke!

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    • Elchtier
      Gerne im Forum
      • 10.02.2013
      • 72
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      #3
      AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

      Tag 2, 29.07.12: Láddjujávri-Delta Siellajohka
      Gegen vier Uhr wache ich auf, es regnet. Ich mache einen kurzen Zeltcheck. Niergends tropft es, auch im Vorzelt sind alle Sachen so, dass sie nicht nass werden. In meinem Schlafsack ist es warm und gemütlich. Ich schlafe weiter. Auch gegen 7 und 8 Uhr regnet es immernoch und ich schlafe weiter. Gegen 9 Uhr stehe ich dann trotz Regen auf. Zum Glück habe ich am Vorabend noch alle Wasserflaschen gefüllt, so muss ich nicht aus dem Zelt. Die Trangia stelle ich auf Armlänge vor das Zelt und ich koche mir "gröt" und Kaffee und frühstücke im Zelt. Dann packe ich meinen Rucksack im Zelt. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Zelt, innen ist trotz Dauerregen alles trocken und ich habe genügend Platz um meinen Rucksack komplett packen zu können. Als dann nur noch die Trangia und das Zelt im Ruckasack fehlen muss ich wohl oder übel raus in den Regen. Im strömenden Regen spüle ich die Trangia und packe dann das nasse Zelt ein. Gut, dass ich noch extra Riemen dabei hab, denn so kann ich das nasse Zelt aussen auf den Rucksack spannen. Gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Weg. Es geht durch Birkenwälder. Nach ca. Einer halben Stunde hört es auf zu regnen. Meine Regenhose lasse ich trotzdem an, denn der Weg ist teilweise matschig und es geht auch manchmal durch nasses Gebüsch. Mir kommen einige Trailrunners entgegen. In ihren Turnschuhen laufen sie über die glitschigen Steine und Bohlen. Sie haben meinen vollsten Respekt. Der Weg in Richtung Kebnekaise Fjällstation geht stetig bergauf. In meiner Regenhose und Goretexjacke komme ich tüchtig ins Schwitzen. Dadurch, dass es durch den Wald geht, fällt es mir schwer einzuschätzen wie weit ich schon gewandert bin und wie weit es noch bis zur Fjällstation ist. Ich mache mehrere kleine Pausen, das Wetter läd nicht zu längeren Pausen ein. Es ist feucht, regnet aber zum Glück nicht mehr. Dann lichtet sich der Wald, und die große Mobilfunkantenne der Kebnekaise Fjällstation wird sichtbar. Aber der Weg zieht sich. Nach der Brücke denkt man, man ist schon fast da trotzdem dauert es noch gefühlt ewig, bis die Station sichtbar wird. Endlich bin ich bei der Fjällstation. Dort ist richtig viel los. Vor dem Hautphaus stelle ich meinen Rucksack ab, schäle mich aus den Regenklamotten und ziehe ein trockenes Shirt an. In der Station ist es eigenlich ganz gemütlich, wenn da nicht so viele Leute wären. Ich gönne mir einen Kaffee und einen Chokladboll und studiere die Karte.

      Ich will auf jeden Fall heute noch weiter. Nach einer Stunde mache ich mich wieder auf den Weg. Es ist mittlerweile so abgetrocknet, dass ich ohne Regenhose weiter kann.
      Der Weg wird steiniger aber es geht leicht bergab. Mir kommen einige abgekämpfte Wanderer entgegen. Man grüßt sich freundlich. Kurz vor der zweiten Brücke kommt mir wieder ein Paar entgegen. Wir grüßen, laufen an einander vorbei, und drehen uns um. Wir kennen uns! Es ist D. und seine Freundin. D. kenne ich von meiner Zeit in Stockolm. Später haben wir dann beide in der selben Stadt in Deutschland studiert. Seit dem Examen hatten wir aber keinen Kontakt. Kurz werden die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht. Die beiden sind ziemlich fertig und wollen heute noch zur Fjällstation und so geht jeder weiter seinen Weg. Schon irre, dass ich mitten im Fjäll jemanden treffe den ich kenne!
      Ich laufe weiter und bald fange ich an nach einem geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen. An einem Flussdelta finde ich einen ebenen und leicht erhöhten Platz in der Nähe von fliessendem Wasser. Als erstes stelle ich das Zelt auf, im leichten Wind trocknet es schnell. Auch meine nassen Klamotten trocknen. Der Wind vertreibt die Mücken und ich kann mich vor das Zelt setzen um mir mein Abendessen zu machen.


      Das Anzünden der Trangia wird aber zum Problem, die Streichholzschachtel ist zwar noch so gut wie voll, die Reibefläche ist aber schon abgenutzt und ich bekomme die Streichhölzer nicht zum Brennen. Nach einiger Zeit klappt es dann doch, die Trangia brennt. Da mir klar ist, dass ich sie vielleicht kein Zweites Mal an bekomme, mache ich mir so viel heisses Wasser wie möglich. Als der Brenner leer ist habe ich ein warmes Essen, heißen Tee in der Sigg-Flasche und heißes Wasser in der Thermoskanne. Müde verziehe ich mich nach dem Essen in mein Zelt und schlafe in meinem gemütlichen Schlafsack fast sofort ein.

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      • Anti
        Gerne im Forum
        • 22.02.2013
        • 57
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        #4
        AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

        Danke für den tollen und ausfühlichen Bericht, ich erde die strecke diesen sommer in umgekehrter richtung laufen, und da freu ich mich besonders noch ein paar infos sammeln zu können.Freu mich schon auf die Fortsetzung
        ......So hat er abends seinen Rucksack gepackt, den Hut genommen und zu seiner Frau gesagt:
        Das Wetter ist schlecht, warte auf die Sonne
        das ist der Tag, an dem ich wiederkomme..........
        ..

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
          • 1194
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          #5
          AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

          Ja wirklich schön ausführlich Dein Bericht, macht echt Spass ihn zu lesen. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

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          • Trolltinden
            Gerne im Forum
            • 14.01.2013
            • 61
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            #6
            AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

            Gefällt mir sehr gut. Bin gespannt ob das Wetter noch besser wird. Wann gehts weiter?

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            • schlump
              Erfahren
              • 24.01.2008
              • 204
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              #7
              AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

              Hui schön. Die Strecke war für mich auch die erste Tour - nur in umgekehrter Richtung. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Liest sich soweit ganz gut
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              • Kletterle
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                • 20.03.2013
                • 10
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                #8
                AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                Macht Spaß sich in deine Tour hineinzulesen. Hoffe auch auf eine Fortsetzung.

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                • Elchtier
                  Gerne im Forum
                  • 10.02.2013
                  • 72
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                  Tag 3, 30.08.12: Delta Siellajohka – Sälka

                  Ich habe wieder sehr gut geschlafen und wache ausgeruht auf. Wie erwartet bekomme ich die Trangia nicht an, nach wenigen versuchen gebe ich auf. Aber ich hab ja mein heisses Wasser aus der Thermoskanne, somit steht einem warmen Frühstück nichts im Wege.
                  Ich überlege mir welche Optionen ich habe, ich brauche neue Streichhölzer, das ist klar. Ich könnte das Zelt stehen lassen und mit leichtem Gepäck zurück zur Kebnekaise Fjällstation und dort welche kaufen. Das wüde mich aber einen halben Tag kosten. In Singi, der nächsten Hütte gibt es keinen Verkauf, erst wieder in Sälka, ob ich es bis dahin schaffe weiss ich nicht. Zur Not käme ich aber auch eine Nacht ohne warmes Essen aus und somit entscheide ich mich weiter zu gehen und zu schauen wie weit ich komme.
                  Das wenige Kondenswasser am Aussenzelt trocknet schnell. Ich packe meine Sachen zusammen und es geht los.

                  Er erste Abschnitt durch das Flussdelta ist sehr matschig. Bis zu den Knöcheln stehe ich teilweise im Matsch. Ich bin froh an meinen GoreTex-Stiefeln, sie halten dicht. Super sind auch meine Trekkingstöcke. Sie geben mir Sicherheit beim hüpfen von Stein zu Stein über die unzähligen keinen Wasserarme des Siellajohka. Ohne sie hätte ich wohl das eine oder andere Mal waten müssen oder wäre sogar im Wasser gelandet. Es geht immer weiter entlang des Láddjujohka flussaufwärts. Die Strecke ist hügelig, teils Geröllfelder. Aber ich bin gut drauf und fühle mich wohl.


                  Bald komme ich an einen Wegweiser, es sind nur noch 3 Kilometer bis Singi. Ich bin gut voran gekommen. Nun stehe ich vor einer Entscheidung: Den etwas kürzeren Weg über den Pass zu nehmen oder den Umweg über Singi in leichterem Gelände in Richtung Sälka. Da ich mich noch frisch fühle, entscheide ich mich für den Pass. Es geht steil bergauf und es ist anstrengend.

                  Wieder bin ich froh über meine Stöcke. Ich nehme mir vor, meine Mittagspause auf dem höchsten Punkt zu machen, also bleibe ich zwischendurch immer nur kurz stehen. Der Blick von oben in das Tjäktavagge entschädigt für den Aufstieg. Auf einem großen Stein mache ich Pause. Die Mücken nerven, sie stechen sogar durch meine Socken als ich meine Füße lüften will. Also setze ich mich an die windigste Stelle ganz oben auf dem Stein und lasse auch meine Kapuze auf. Mit dem Fernglas verfolge ich den weiteren Weg und kann sogar die Sälka-Hütten erkennen. Bis dort hin ist es aber noch ganz schön weit. Ich gehe nicht davon aus es bis dort hin heute noch zu schaffen.


                  Nach der Pause geht es erst mal bergab. Mit dem schweren Rücksack ist das fast anstrengender als bergauf. Im Tal treffe ich auf den Kungsleden, den ich weiter nach Norden verfolge. Ich marschiere und marschiere. Ich überlege mir mein weiteres Vorgehen. Wie weit soll ich heute noch laufen? Eine Nacht ohne heisser Mahlzeit wäre kein Problem, dazu ist es warm genug. Aber wann bezwinge ich den Tjäktja-Pass. Wenn ich zu früh mein Lager aufschlage, dann werde ich den Pass erst am nächsten Nachmittag erreichen, wenn ich schon müde bin. Ich beschieße so weit zu laufen bis ich keine Lust mehr habe. Das Wetter wird immer besser.



                  Ich komme gut voran aber meine Füße tun weh. Wunde Füsse kenne ich von meinen Schlittschuhen, also werden sie ignoriert, was soll ich auch sonst machen. Bald merke ich, dass es nicht mehr so weit nach Sälka ist. Zwar komme ich an sehr schönen Übernachtungsplätzen vorbei, aber ich will es bis nach Sälka schaffen. Die letzten wenigen Kilometer sind sehr anstrengend, ich wunder mich wo die Hütten bleiben. Plötzlich komm ich um eine Ecke und da sind sie. Der Hügel auf dem die Hütten stehen ist nochmal anstrengend aber dann kann ich den Rucksack vor dem Laden abstellen. Im Laden kaufe ich dann neben den Steichhölzern noch eine Dose Cola, die ich mir auf der Bank vor der Hütte schmecken lasse. Es ist die beste Cola die ich je getrunken habe. Ich bin müde und hungrig. Ich frage die Hüttenwartin, wie weit ich gehen muss um kostenfrei zelten zu können. Sie meint, ich muss nur über die Brücke rüber, viel weiter komme ich dann auch nicht. Ich schlage mein Zelt fast direkt nach der Brücke auf, koche, esse, und schlafe.
                  Zuletzt geändert von Elchtier; 07.05.2013, 19:45.

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                  • Elchtier
                    Gerne im Forum
                    • 10.02.2013
                    • 72
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                    Tag 4, 31.07.12: Sälka - Renvaktarstuga Alisvággi

                    Morgens wache ich davon auf, dass es auf mein Zelt regnet. Also dreh ich mich nochmal um und schlafe noch etwas weiter. Als ich das nächste mal aufwache, regnet es nicht mehr.

                    Ich beginne mit der üblichen Morgenprozedur und 2 Stunden später kann es losgehen. Schneller hab ich es morgens nie geschafft, musste ich aber auch nicht, war ja Urlaub. Ich mache mich weiter auf den Weg Richtung Norden, die Sonne kommt raus aber von Süden her ziehen schwarze Wolken auf. Es geht in Richtung Tjäktja-Pass.


                    Kurz vor dem Anstieg dann meine erste Watstelle. Dort sammeln sich einige Wanderer und somit hab ich die Möglichkeit zu schauen wie es die Anderen machen. Ich sehe, dass es nicht besonders tief ist, somit kann die Hose anbleiben. Also Schuhe und Strümpfe aus, Hose bis übers Knie krempeln, Barefoot-Schuhe an, Handtuch bereithalten und los geht es. Das Wasser ist eisig kalt, nach ein Paar Schritten wird es erträglicher, nach ein Paar weiteren Schritten werden die Füße taub aber da bin ich dann schon am anderen Ufer. Insgesamt hat meinen Füßen die Abkühlung gut getan. Sehr zufrieden bin ich mit meinen Barefoot-Schuhen, sie sitzen gut an den Füßen, unter Wasser geben sie guten Grip und sie trocknen halbwegs schnell. Jetzt kommt der Pass. So schlimm wie befürchtet ist er jedoch nicht. Von hinten kommen die schwarzen Wolken immer näher. Ich entschieße mich meine Mittagspause in der Gipfelhütte zu machen.


                    Dort bekomme ich noch Gesellschaft von zwei Norwegern, die in die andere Richtung unterwegs sind. Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter. Es regnet, also volle Regenmontur an. Es ist nicht ganz so steil wie der Aufstieg aber größtenteils Geröllfeld und somit anspruchsvoller. Sobald es Flacher wird, liegen zum Glück Planken die das Wandern erleichtern. Das Geröllfeld nimmt kein Ende, es Regnet. Zum Glück kommt der Regen von hinten und nicht direkt ins Gesicht. Auf Höhe der Tjäktjastugan scheint aber wieder die Sonne. Die Wolken sind am Pass hängengeblieben.



                    Nach einer weiteren Pause geht es jetzt bei schönstem Wetter weiter. Das Wandern macht Spass. Ein weiterer kleiner Fluss muss durchwatet werden, ist aber kein Problem und eine willkommene Abwechslung für die Füße. Unterhalb der Renvaktarstuga finde ich ein schönes Plätzchen für mein Zelt und ich kann in der Sonne Abendessen.


                    Fortsetzung folgt
                    Zuletzt geändert von Elchtier; 07.05.2013, 20:15.

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                    • theslayer
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                      Zitat von Elchtier Beitrag anzeigen

                      Fortsetzung folgt
                      Wäre schön

                      Bis jetzt ein toller Bericht!
                      Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                      Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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                      • Elchtier
                        Gerne im Forum
                        • 10.02.2013
                        • 72
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                        Da hat du natürlich recht... Irgendwo auf meinem Computer sollte die Fortsetzung auch schon geschrieben sein, vielleicht schaffe ich es ja dieses Wochenende sie reinzustellen.

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                        • RobMenzel
                          Gerne im Forum
                          • 05.12.2013
                          • 59
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                          Wir können noch warten

                          Schöner Bericht bisher, bitte weiter so.

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                          • theslayer
                            Dauerbesucher
                            • 13.11.2013
                            • 586
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                            Wie wärs mit jetzt?
                            Ich würde gerne lesen wie es weiterging!

                            Grüße
                            Daniel
                            Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1194
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                              Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                              Ich würde gerne lesen wie es weiterging!
                              Ich auch. Irgendwie lese ich doch lieber solche Reiseberichte, die auch fertig geschrieben werden und nicht mittendrin aufhören.

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                              • Elchtier
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                                • 10.02.2013
                                • 72
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                                Jetzt gehts weiter! Danke fürs "virtuelle in den Arsch treten"

                                Tag 5, 01.08.12: Renvaktarstuga Alisvággi – Rentierzaun Miesákjávri

                                Als ich aufwache scheint wieder die Sonne – perfekt. Nach der üblichen Morgenroutine laufe ich los. Ich komme sehr gut voran und habe Spaß am Wandern.





                                Die dunklen Wolken hab ich aber wieder im Nacken. Schon von weitem sehe ich die Alesjaure-Hütten. Ich nehme mir vor dort eine längere Pause zu machen und mir was leckres aus dem Shop zu gönnen. Trotzdem zieht sich der Weg ganz schön hin und ich mache mehrere kleine Pausen.





                                Direkt an der Hütte geht es über eine Brücke und dann noch steil ein paar Meter den Berg hoch und dann bin ich da. Im Shop gönne ich mir eine Kex-Choklad und einen Kaffee. Da der Wind kräftig pfeift und kalt ist setze ich mich zum Essen in den Gemeinschaftsraum. Leider sind die Hüttenwarte nicht besonders gesprächig und wohl auch sehr beschäftigt. Vor der Hütte treffe ich dann die beiden Männer aus Nikkaluokta wieder, die mir von ihrer erfolgreichen Besteigung des Kebnekaise berichten und dann weiter wandern. Ich überlege mir kurzzeitig ob ich mich mit dem Boot über den Alisjávri bringen lassen soll, aber bis zur Abfahrt ist es mir noch zu lange und eigentlich gibt es auch keinen Grund, denn ich liege gut in der Zeit. Also mache ich mich zu Fuß weiter auf den Weg. Der Weg ist sehr matschig und ich komme langsam voran, die schwarzen Wolken und den kalten Wind weiter im Nacken. Eine Pause auf einem großen Stein in der Sonne ist mir aber noch vergönnt.





                                Als es dann anfängt zu regnen habe ich allerdings Glück, ich bin am nördlichen Bootsanleger und dort gibt es eine Lappenkate als Unterstand. Ausser mir kommt dort gerade eine Familie mit zwei Mädchen von ca. 10 und 13 Jahren aus der anderen Richtung an. Wir machen es uns bequem und unterhalten uns. Die Familie wartet auf das Boot. Ein paar Minuten später kommen noch 2 Italiener dazu, auch aus Richtung Norden unterwegs. Die beiden wollen heute noch zu Fuß nach Alesjaure. Als das Boot kommt hört es gerade wieder auf zu regnen und wir gehen alle unsere Wege. Ich marschiere weiter in Richtung Norden und nehme mir vor nach einer halben Stunde nach einem geeignetem Zeltplatz Ausschau zu halten. So einfach war es aber dann nicht. Mein kleines Zelt hätte ich schon an mehreren Stellen aufgeschlagen bekommen, das Problem war aber das Wasser. Es kam einfach kein geeigneter Bach. Zum See runter zu laufen war für mich aber auch keine Option, da weil es dort Sumpfig wurde. Also marschierte ich weiter, Energie hatte ich zum Glück noch. Kurz vor dem Rentierzaun kam dann ein Bach mit genügend Wasser. Leider stand da schon ein Zelt und ich wollte meines nicht in unmittelbarer Nähe aufstellen. Also bin ich noch ein Paar Minuten weiter gelaufen und habe dann mein Zelt an einem netten, halbwegs ebenen Platz mit Aussicht und „Küchenstein“ aufgestellt. Zum Wasserholen musste ich dann eben nochmals kurz zurück. Nach dem Essen falle ich wieder müde in meinen Schlafsack.

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                                • Elchtier
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                                  • 10.02.2013
                                  • 72
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                                  Tag 6, 02.08.2012: Rentierzaun Miesákjávri – Abiskojaure

                                  Ich wache früh auf. Ein wild piepsender Vogel ist wohl direkt an meinem Zelt. Ein nerviges Vieh, es geht einfach nicht weg. Viel Schlaf bekomme ich nicht mehr. Es ist trocken und es sind kaum Mücken da, ich bin hochzufrieden.



                                  Ich überlege mir wie ich weiter laufe, mein Zug geht erst übermorgen ab Abisko, ich habe also massig Zeit. Ich studiere die Karte und beschließe einen Umweg über das Kamajåkka-Tal zu gehen und es richtig ruhig angehen zu lassen. Somit komme ich auch sehr spät los, ich habe ja keine Eile. Ich folge zunächst noch etwas dem Kungsleden und biege dann nach Westen ab. Zunächst geht es noch leicht bergauf und dann hinunter ins Tal.







                                  Der Weg wird zu einer Quad-Spur. Heute bleibe ich wirklich oft stehen und geniese die Landschaft, aber Bilder mache ich kaum. Das ist mir denn erst zu Haus aufgefallen. Mit dem Fernglas sehe ich schon mein heutiges Ziel, die Hütten in Abiskojaure.





                                  Bald bin ich unterhalb der Baumgrenze und die Mücken nehmen wieder zu. Unten im Tal geht es über eine Brücke über einen reißenden Fluss.



                                  Danach geht es weiter durch den Wald. Zunächst finde ich das noch ganz nett nach den Tagen im Kahlfjäll. Bald habe ich dann aber keine Lust mehr, die Füße schmerzen, die Mücken nerven und ich kann nicht weit schauen. Es zieht sich. An der Grenze zum Abisko Nationalpark gibt es noch die Möglichkeit zu Zelten aber die Wiese ist mir zu sumpfig und die Mücken zu viel. Außerdem denke ich, dass es nicht mehr weit sein kann. Der Weg im Nationalpark ist schlecht, die Bohlen sind schmal und teilweise überspült oder es ist sehr sumpfig. Mehrfach rutsche ich aus und stürze fast. Es dauert ewig bis endlich die Hütten auftauchen. Einer der Hüttenwarte kommt mit entgegen und Zeigt mir wo ich mich melden muss. Ich muss wohl ziemlich fertig ausgesehen haben, denn ich werde mitleidig angesehen und bekomme erst mal einen Becher mit Preiselbeergetränk gereicht und einen Sitzplatz angeboten. Dann werden die Formalitäten geklärt und der Hüttenwart zeigt mir wo ich mein Zelt aufstellen kann und wie das alles hier so funktioniert: Plumpsklo, Stelle für Körperwäsche, Kleidungswäsche usw.. Für mich ist das ein regelrechter Kulturschock nach den Tagen der Einsamkeit. So viele Regeln an die ich mich zu halten habe. Ich stelle mein Zelt möglichst abgeschieden auf. Dann gehe ich zum Strand für die Körperwäsche an der das Seeufer künstlich vertieft wurde und es sogar eine kleine Plattform mit Leiter gibt. Einmal kurz steige ich bis zum Hals in das eiskalte Wasser und dann geht es mit erstmal besser. Ich genehmige mir eine Dose Fanta aus dem Shop und erkunde noch etwas die Gegend bevor ich mir Essen koche. Ich gewöhne mich schnell an die „Zivilisation“ und bin dann sogar enttäuscht keinen Handyempfang zu haben.





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                                  • Fjaellraev
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                                    #18
                                    AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                                    Schön dass es doch noch weiter geht. Danke dafür.
                                    Zitat von Elchtier Beitrag anzeigen
                                    Ich gewöhne mich schnell an die „Zivilisation“ und bin dann sogar enttäuscht keinen Handyempfang zu haben.
                                    Den gibt es in Abiskojaure tatsächlich, aber wahrscheinlich funktioniert der nur im Winter. Da muss man auf den See rauslaufen und in der Nähe des Wasserlochs etwas suchen...

                                    Gruss
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                      AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                                      Tag 7, 03.08.2012: Abiskojaure-Abisko

                                      Ich stehe recht spät auf, die meisten sind schon los. Ich mache mich auf den Weg in Richtung Abisko. Leider ist meine Motivation über Nacht nicht besser geworden. Die Füße tun immer noch weh, der Rucksack ist weiterhin schwer. Der Weg ist mir zu breit. Es nervt mich nicht weit schauen zu können und somit das Tagesziel nicht zu sehen. Ich kämpfe mich vorwärts und mache einige Pausen. Ich werde mehrfach von Quadfahrern überholt und deren Lärm nervt auch. Schließlich erreiche ich die Stelle an der man im Nationalpark zelten darf. Kurzzeitig hatte ich mir überlegt dort zu übernachten aber der Ort ist mir unsympatisch zwischen den dunklen Bäumen und mit mehreren aktuell alleingelassenen Zelten. Ich beschließe bis Abisko weiter zu laufen. Es ist ja auch noch früh. Eine kleine Gruppe junger Männer kommt mir entgehen und wir wechseln einige Worte. Sie berichten mir, dass sie vor etwa 45 min in Abisko losgelaufen sind. Es ist also wirklich nicht mehr weit. Dann kommt mir eine Familie mit Kindern im Kindergartenalter und ohne Gepäck entgegen, jetzt kann es definitiv nicht mehr weit sein, und das gibt mir neue Kraft. Dann der Canyon und dann kommt nach ein paar Minuten das Kungsleden-Tor – ich habe es geschafft, ich bin angekommen! Ich bitte einen anderen Wanderer ein Foto von mir zu machen bevor ich dann in Richtung Fjällstation gehe.





                                      Ich telefoniere als erstes mit meinen Lieben und dann zahle ich für eine Nacht auf dem Zeltplatz. Als erstes Stelle ich das Zelt auf und dann bekomme ich meine wohlverdiente Dusche. Ich fühle mich wie neu geboren. Den Rest des Abends sitze ich mit einer Tüte Kartoffelchips und meinem Buch in der Fjällstation.

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                                        #20
                                        AW: [SE] Erste Tour, Solo von Nikkaluokta nach Abisko 28.7.-6.8.2012

                                        Tag 8, 04.08.2012: Abisko – Nachtzug

                                        Heute werde ich wieder von der Sonne geweckt, es wird warm im Zelt. Ich habe nun viel Zeit, mein Zug geht erst nachmittags. In aller Ruhe packe ich zusammen.





                                        Dann verbringe ich die restliche Zeit am Canyon. Ich sitze in der Sonne, koche mir Tee und Später dann auch noch Suppe, lese und schlafe. Bereits hier beschließe ich dass ich weitere Touren machen möchte, die strapazen der letzten Tage sind vergessen.







                                        Schweren Herzens mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, ich möchte eigentlich nicht weg.
                                        Der Zug hat Verspätung, aber dann kommt er. Ich finde mein Abteil und bin noch alleine. Das ist gut, denn so kann ich mich gemütlich einrichten und bekomme auch noch oben bei meiner Pritsche einen Platz für meinen Rucksack. Ich habe die oberste Pritsche gebucht und somit habe ich auch einen Fensterplatz.



                                        Dann hänge ich am Fenster und schaue sehnsüchtig wie die Berge langsam verschwinden. In Kiruna und in Gällivare steigen jeweils noch 2 weitere Frauen aus meinem Abteil ein. Wir sind also zu fünft im Sechserabteil. Wir unterhalten uns gut und berichten von unseren Touren. Eigentlich möchte ich mir im Bordrestaurant eine Mahlzeit gönnen, leider gibt es aber nur einen Kiosk. Auf Mikrowellen-Pizza habe ich keine Lust. Proviant habe ich noch genügend und ich hatte daran gedacht vor Abfahrt noch meine Thermoskanne mit heißem Wasser zu füllen, also kein wirkliches Problem. Schießlich beschließen wir in unserem Abteil, dass Bettzeit ist und ich klettere ganz nach oben und packe mein Fleeceinlett aus. Ich möchte darin schlafen, damit ich es nicht umsonst mitgetragen habe, denn zu kalt war mir auf der ganzen Tour im Schlafsack nie.

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