[NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

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    • 24.01.2008
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    [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Na wenn man mal die Zeit hat, dann sollte man auch einen Reisebericht schreiben.

    Land: Primär Norwegen und Finnland, kleine Teile Schweden
    Reisezeit: September 2012
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Vorwort:

    Da ich mich in den letzten Zügen meines Studiums befinde, waren diese Sommerferien wohl die letzte Möglichkeit für die kommenden Jahre, eine längere Tour zu gehen. Seit ich 2008 das erste mal im Lappland unterwegs war, hat mich das Fieber gepackt. Es verwundert also nicht sonderlich, dass sich der Nordkalottleden gegenüber Schottland durchsetzen konnte.
    Nach dem studieren einiger Reiseberichte hier im Forum und dem nahezu schon obligatorischen Reiseführer Nordskandinavien - Der Wanderführer: Nordkalottleden, Kungsleden, Padjelantaleden von Peter Bickel stand dann auch bald die Tour fest. Von Kautokeino sollte es bis Abisko gehen. So würde ich nach ungefähr der Hälfte der Strecke in Kilpisjärvi Proviant nachkaufen können und würd die Teile des Weges, die über den Kungsleden laufen, welchen ich schon kenne, meiden. Für den Spaß hatte ich mit 24 Tagen auch genügend Zeit eingeplant, so dass ich auch mal einen Tag Pause machen oder einen Abstecher in ein Tal unternehmen könnte.

    Anreise:
    Da ich eh in Berlin sein würde, sollte mich Norwegian Air mit Zwischenstopp (6 1/2 stunden ) in Oslo am 28. August nach Alta bringen. Nachdem ich die letzten Erledigungen besorgt hatte und meine Packliste gleich mehrfach kontrolliert habe, durfte es dann auch endlich los gehen.
    Per S-Bahn nach Schönefeld und dann, nachdem mein Rucksack problemlos die Sicherheitskontrollepassiert hatte (ich bin da immer recht nervös ) pünktlich um 11:40 nach Norden.
    Am 23. September um 20:45 sollte ich wieder zurück sein.



    Das Zelt steht unweit eines Supermarktes und ich hab's zum ersten mal geschafft, alles hinein zu bekommen. Zusammen mit einem 80L Rucksack ist es im Zelt dann doch... mhmm... gemütlich.
    Die Reise war mehr oder weniger unspektakulär. Mal abgesehen davon, dass ich im Oslo am Flughafen 99 NOK (gut 13 EUR) für einen Pott Kaffee und ein belegtes Baguette (das, aber immerhin sehr lecker war) ausgegeben habe, hat mich auch nichts überrascht. Ich wusste zwar, dass Norwegen teuer sein würde, aber so?!
    Ich habe, nachdem ich den Flughafen von Alta, wo wir um 22:30 gelandet sind, verlassen habe, den Rucksack geschultert und bin ein paar Meter (vielleicht ein oder zwei Kilometer) in Richtung der Innenstadt Altas gelaufen, was übrigens die weltweit nördlichste Stadt mit über 10.000 Einwohnern ist. Jetzt muss ich nur noch versuchen, mich gerade hin legen zu können und dann wird geschlafen. Ich hab heute morgen um 9:30 das Haus verlassen und war somit ca. 14 Stunden unterwegs – deutlich zu lang.
    Da kann ich es auch gut verschmerzen, dass es in Ermangelung einer Gaskartusche kein warmes Abendessen gegeben hat.

    29. August
    Ich hab nicht wirklich Lust zu wandern und Hunger hab ich so recht auch nicht, was mich noch mehr irritiert. Komisch.
    Ich hab mich heute morgen unter „größten Qualen“ (immerzu ging es Bergauf; und ich hatte die Tour gerade erst begonnen) von meinem Zeltplatz in der Nähe des Flughafens direkt am Altafjord, ins Zentrum begeben. Im Rema 1000 hab ich dann auch all den Krempel zusammen gesucht, den ich noch so brauchte: Tütensuppen für mittags und welche für abends, die dann mit Soja, Couscous, getrockneten Tomaten und/oder getrockneten Paprika aufgepeppt werden. Dazu ein paar dünne luftgetrocknete Salami und Haferkekse für mittags, sowie Milchpulver und Kaffeepulver.
    Obwohl ich eh schon auf den Preis geachtet habe, hab ich mir an der Kasse dann geschworen, endlich mal Daueraufträge einzurichten. Dadurch, dass ich kurz vor der Abreise schon die Miete für September überwiesen hatte, war mein Konto nämlich leider nicht mehr so voll, wie gedacht. Also musste ich schweren Herzens das Milchpulver und den Kaffee zurück lassen – das Müsli könnte ich auch einfach nur mit Wasser essen und Kaffee gibt’s dann halt einfach nicht.
    Ungefähr eine halbe Stunde später ist mir dann jedoch aufgefallen, dass mein Konto leer ist und ich die 250 norwegischen Kronen, die ich in bar habe, für den Bus brauche... Das allein ist soweit ja nicht schlimm, aber mir viel es wie Schuppen von den Augen. Ich hatte noch keine Gaskartusche gekauft. Und zwei Wochen lang ohne Gas durch die Pampa streifen war echt nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Also musste ich mir schnell etwas überlegen. Schlussendlich habe ich ich dann in Alta bei der Post meine restliche Barschaft umgetauscht. Ich hatte noch ein paar Euro und schwedische Kronen dabei. Der Spaß hat mich dann aber auch schlappe 75 NOK an Gebühren gekostet, was gute 10€ sind. Ausgaben, die echt nicht sein müssen. Aber immerhin konnte ich mir dann noch eine Gaskartusche für 99 NOK (umgerechnet 13,30€) kaufen, für die ich in Deutschland 8,45€ zahlen müsste. Da ist mir mal so richtig aufgefallen, wie teuer Norwegen wirklich ist. Außerdem gab's dann noch Kaffee, Milchpulver und ein paar Cracker für mittags. Stimmung wieder halbwegs gekittet.
    Danach habe ich leider den Fehler gemacht, mich an die Bushaltestelle zu setzen und auf den Bus zu warten – im Freien. Ich bin echt durch gefroren und auch im Bus nicht wirklich warm geworden. Müde und kalt – ich hatte echt keine Lust mehr und hatte noch nichtmal angefangen.
    Aber nicht alles ist schlecht gelaufen. Der freundliche Busfahrer hat mich dann noch (er hat es von sich aus angeboten) statt bis zur Haltestelle Kautokeino Statoil (einer Tankstelle etwas außerhalb) bis zum Dorfzentrum gefahren. Das hat mir bestimmt eine halbe Stunde auf der Straße gespart. Als ich dann los gelaufen bin, bin ich auch so langsam wieder warm geworden. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben
    Wirklich weit gekommen bin ich heute nicht, aber die ersten Sumpfpassagen (ca. 10 cm Schlamm und Wasser), den Nieselregen ins Gesicht peitschenden Wind und Mückenschwärme (die ich mit Ausnahme einer einzelnen Mücke auch aus dem Zelt fernhalten konnte – RIP einsame Mücke ) hab ich schon erlebt. Und hab natürlich den berühmten, rot besprühten Rentierschädel gesehen.



    30. August
    Die miese Stimmung vom Vorabend ist verschwunden und ich mach mich von Müsli und Kaffee gestärkt auf den Weg. Begonnen hat der Tag eigentlich ganz gut. Durch Mückenschwärme und Sumpfpassagen habe ich mich, den Goaskinvárri hinauf gekämpft. Oben war es zwar echt windig, aber ein paar Minuten lang habe ich die Aussicht schon noch genossen. Als ich mich dann aber an den Abstieg machen wollte, konnte ich den Weg beim besten Willen nicht finden. Drei Runden hab ich auf den Hochplateau gedreht – immer vom letzten Punkt aus, wo ich die Markierungen noch gesehen habe. Nach ungefähr einer Stunde hab ich dann zum wiederholten male auf die Karte gesehen, Richtung Nord-West eingeschlagen und bin auf eigene Faust abgestiegen. Es hat auch gar nicht allzu lange gedauert, ich ich auf eine Quadspur getroffen bin, der ich freudig gefolgt bin. Michael Hennemann hatte in seinem Wanderführer geschrieben, dass man auf dieser Spur zwar auch zur Straße käme, die ich eh überqueren muss, aber dieser dann für ein etwas längeres Stück folgen müsse. War mir in dem Moment aber auch egal. Ich war froh, wieder irgendwas wegmäßiges gefunden zu haben.
    Bemessen daran, was man auf der Karte sehen konnte, kam mir das Wegstück zwar schon etwas lang vor und ich war erstaunt, keinen Fluss überqueren zu müssen, doch als ich bald darauf einen Lastwagen unweit von mir vorbeifahren hörte und kurze Zeit später auf der Straße stand, war ich erstmal recht froh, dass die Zivilisation mich zurück hatte. Also bin ich nach links abgebogen und los marschiert. Aber auch hier kam es mir ein bisschen komisch vor, dass ich lange Zeit gehen musste,ohne dass der Abzweig zu Madame Bongos Fjellstue kam. Bei einem Samischen Silbermuseum ("Komisch, garnicht in der Karte eingezeichnet?!") hab ich dann eine kurze Mittagspause eingelegt und Karte und Kompass zur Hand genommen. Ich konnte aber beim besten Willen die Entfernung zur Fjellstue nicht bestimmen, da ich nicht so recht raus finden konnte, wo ich bin. Also fragte ich nach. Ein Vater-Sohn Gespann hat mir dann mit Hilfe ihres GPS-Gerätes weiter geholfen. Ich war südwestlich von Kautokeino. -.-
    Im Nachhinein hab ich diese Situation nun echt aus allen erdenklichen Sichtweisen in Gedanken nachgespielt und ich kann mir nicht erklären, wie ich so einen kapitalen Bock schießen konnte. Das hat schon ein bisschen an meinem Ego genagt.
    Ich muss also die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen sein. Vielleicht hätte ich mal öfter den Kompass zu Rate ziehen sollen. Freundlicherweise haben mir die beiden angeboten, mich mit dem Auto bis Kautokeino mitzunehmen. Wieder im Dorfzentrum angekommen, dass ich Tags zuvor verlassen hatte, hab ich mir zur Frustbekämpfung erstmal eine Tafel Schokolade gekauft und hab mich an die Landstraße gestellt und den Daumen raus gehalten. Das Kartenstudium hatte ergeben, dass ich jetzt den Plan gefasst habe, zurück nach Alta zu trampen und von dort die E6 nach Skibotn zu nehmen. Von dort aus würde ich dann die E8 nach Süden bis Kilpisjärvi nehmen. Warum das ganze? Mhmm... Die Region hatte irgendwie bei mir verspielt. Ausserdem kam mir in Erinnerung, dass in einem der Reiseführer diese Teile der Strecke als extrem matschig und sumpfig beschrieben war - ist nicht so mein Fall.
    Ein Geschäftsmann hat mich dann bis nach Alta mitgenommen, wo ich nach kurzem Warten von einer Mutter und ihren drei Kindern eingesammelt wurde, die leider kein Englisch sprach (sie hat daraufhin schnell ihren Mann angerufen, von dem ich dann erfahren habe, wohin die Fahrt gehen sollte ). An der Nordseite des Altafjordes hab ich dann das Auto verlassen und bin von einem Handwerker knapp vier Kilometer weiter mitgenommen worden. Als ich gerade dabei war, meinen Rucksack aus dem Auto zu heben, hielt auch schon der nächste Wagen und ein Student aus Alta nahm mich mit. Er war gerade dabei zur Hütte seiner Eltern am Langfjord zu fahren, da er da eine zweite, kleinere Hütte errichten wollte. Gute 100km weit bin ich mit ihm bis Langfjordbotn gefahren, wo ich neben einem geschlossenen Café mein Zelt aufgebaut habe. Müde und recht entnervt krieche ich in meinen Schlafsack und hoffe, dass es am kommenden Tag besser wird.

    31. August
    Ich bin heute, nachdem ich recht früh aufgestanden bin, leider erst gegen 9 nach bestimmt einer Stunde Wartezeit von einem sehr sehr freundlichen älteren Ehepaar mitgenommen worden. So besonders nett waren sie nicht nur, weil sie mich echt ein gutes Stück mitgenommen haben, sondern vor allem, weil sie nicht nur nach Birtavarre gefahren sind, sondern noch 50km weiter bis Skibotn. Sie haben also einfach so für mich einen Umweg von 100km gemacht. Zum Abschied gab's dann auch noch eine Tafel Schokozeugs. So was Kitkat artiges. Schokolade mit Keks drinnen. Faith in humainity restored!
    Von Skibotn aus hat mich dann ein Finne direkt bis Kilpisjärvi mitgenommen, wo ich dann gegen 15 Uhr in Richtung Halti, also entgegen meiner eigentlichen Laufrichtung aufgebrochen bin. Der Weg hier ist deutlich häufiger begangen, als in der Gegend um Kautokeino. Das merkt man daran, dass die Pfade weit ausgetreten sind und viele Sumpfige Passagen verplankt sind. Von den, ca. alle 20 Meter im Boden steckenden Wegmarkierungen (ca. 30cm hoher Holzscheit, der an der Spitze Orange angestrichen ist) ganz zu schweigen. Nach ungefähr einer halben Stunde hab ich dann an einem See oberhalb des Dorfes die ersten Trekker getroffen, die gerade dabei waren, ihr Lager zu errichten.



    Die ganze Autofahrt von Skibotn bis Kilpisjärvi über hatte es heftig geregnet und ich war froh, dass es in dem Moment – mehr oder weniger – aufgehört hatte, als ich ausgestiegen und los gelaufen bin. Starker Regen von hinten mit ordentlich Wind kann nämlich ganz schön nerven. Das hab ich leider kurze Zeit später erleben dürfen. Als ich da so durch den Schlamm stapfte kamen mir die Worte des Finnen wieder in den Sinn, der sage, soviel Regen wie in den vergangenen Tagen hätte es schon lange nicht mehr gegeben. Na klasse.



    Man konnte es dem Boden auch echt ansehen, dass er so voll gesogen war, dass er keinen Regen mehr aufnehmen konnte. Begleitet von wechselweise Wind mit Regen, beziehungsweise nur Wind, hab ich dann vier Stunden und 12km später die Saarijärvi Hütte erreicht, wo seit dem Mittag schon vier Finnen und zwei Hunde saßen. Ebenso schnell, wie sie mir die Gepflogenheiten der finnischen Hütten erklärt hatten (es gibt nur eine große Fläche anstatt Betten, wo man sich mit Isomatte und Schlafsack drauf legt) haben sie sich jedoch auch hin gelegt, während ich noch dabei war, meine nassen Klamotten überall in der Hütte zu verteilen. Für mich gabs noch irgend einen lustigen bunten Beutel aus meinem Essensvorrat und dann war der Tag auch für mich beendet.
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    #2
    AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

    Was für ein Start!
    Schade dass die erste Etappe quasi ausgefallen ist, aber hoffentlich war es auch im Rückblick für dich der richtige Entscheid. Bin auf jeden Fall schon auf die Fortsetzung gespannt.

    Gruss
    Henning
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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    • schlump
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      • 24.01.2008
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      #3
      AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

      1. September
      Mit den heutigen Tag bin ich echt zufrieden. Das Wetter heute ist aber auch deutlich besser, als gestern.



      Kaum Regen (nur ein ganz kurzer Schauer am Vormittag), kein Nebel (wie als ich zur Saarijärvi Hütte gekommen bin) und kaum Wind. Dazu ein wechselhaft bedeckter Himmel – Sonne und Schatten im ständigen Wechsel.



      Nachdem ich heute Morgen auf knapp 1000 m aufgestiegen war, ging es nach der Kuonjarjohka Hütte nur noch bergab. Jetzt bin ich auf ca. 650 m. Meine Bekanntschaften aus der Hütte heute morgen habe ich schnell hinter mir gelassen, erwarte sie hier aber jeden Augenblick.



      Unterwegs gab es eine Menge breiter aber nicht tiefer und damit leicht zu furtender Flüsse.
      Auf Grund der frühen Uhrzeit, zu der ich hier angekommen bin (15:00 Uhr), hatte ich mehrfach überlegt, ob ich nicht einfach weiter laufen soll, aber ich hab mir jedes mal einfach im Kopf ausgerechnet, dass ich mehr als genug Zeit habe und es lieber ruhig angehen lassen sollte. Ich wär zwar vermutlich bis zur nächsten Hütte gekommen, aber angenehm und entspannt ist etwas anderes.



      Als ich hier in der Hütte angekommen bin, hab ich gerade noch zwei junge Finnen getroffen, die zum Angeln ein paar Tage hier verbracht haben. Sie wussten zu berichten, dass vor einigen Tagen ein paar Leute vom Halti gekommen waren und von Schneefall erzählt hatten – ich bin mal gespannt, was mich da erwartet.
      Die Abstiege, die ich heute runter musste, waren zwar lang, dafür aber nicht so steil (besonders der letzte). Deswegen werd ich auf dem Rückweg vermutlich die Etappen anders legen, so dass ich von hier aus nur zur Kuonjarjohka laufe und von dort aus dann bis Kilpisjärvi durch gehe. Um problemlos in meinem Zeitplan zu sein, sollte ich am 10. September wieder dort sein. Dann hätte ich 10 Tage bis Abisko plus zwei Tage in Reserve.





      2. September

      Ich habe den ersten Kollateralschaden der Tour zu vermelden. Das Gummiband einer meiner Gamaschen, dass gegen ein nach oben Rutschen unter die Sohle gespannt wird, ist gerissen. Vermutlich hab ich es mir auf einem der Geröllfelder angeschnitten. Wenn gestern der Tag der Furten war, war heute nämlich der Tag der Geröllfelder.



      Heute morgen bin ich bei starkem Wind und mal mehr oder weniger Nieselregen zwar erst noch in den Wald gestartet, aber danach schnell auf Felsbrocken umgestiegen. Der Nieselregen hat zwar irgendwann aufgehört, aber der Wind leider nicht. So bin ich also über so manchen Stein geweht worden, aber hab hab das und auch eine, über einer großen Stromschnelle befindliche, seilversicherte Stelle gut überstanden.





      Da ich heut morgen bereits kurz vor 8 (ich rechne übrigens die ganze Zeit in Mitteleuropäischer Zeit) aufgebrochen bin, hatte ich bis 12 schon die Phitsusjärvi-Hütte erreicht, wo ich schnell eine Suppe gekocht habe und anschließend weiter gezogen bin.



      Von der Hütte aus ging es dann stetig auf 922m hoch zur Halti Hütte, die ich dann, an einem schicken Wasserfall vorbei, gegen 15 Uhr erreicht habe.







      Einen Kaffee und ein bisschen Bedenkzeit später hab ich mich dann auf den Weg zum Gipfel gemacht. Ein norwegisches Pärchen, mit dem ich gestern die Hütte geteilt habe, hatte davon berichtet, dass für morgen Regen vorhergesagt sei. Den Gipfel hab ich tatsächlich auch erreicht, doch lag er so im Nebel, dass ich nicht wirklich etwas sehen konnte. In alle Himmelsrichtungen habe ich nur grau gesehen. Nachdem ich ein paar nichtssagende Bilder geschossen hatte, hab ich mich dann auch schnell an den Abstieg gemacht, um in der Hütte eine riesige Portion Kartoffelpüree mit Tomaten, Paprika, Pilzen und vegetarischem Brotaufstrich zu vertilgen. Danach hab ich mich noch an den See gesetzt und mir die Haare gewaschen, wobei mein Kopf quasi eingefroren ist. Jetzt werde ich mich vermutlich bald schlafen legen, da ich echt müde bin. War aber auch ein anstrengender Tag mit 32km und der Besteigung des höchsten Berges Finnlands. *hüstel*
      Ich bin augenscheinlich im Wandertrott angekommen, auch wenn ich heute meine Oberschenkel etwas spüre und sogar eine Blase am linken großen Zeh zu vermelden habe. Die kommt vermutlich von den nassen Stiefeln der letzten Tage...
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      • donbilbo
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        • 05.01.2012
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        #4
        AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

        Wir haben uns dieses Jahr, genau 2 Monate früher (auf den Tag genau - haben das Bild vom markierten Schädel am 29.06. aufgenommen, gerade nochmal nachgeschaut^^), an der gleichen Stelle verlaufen wie du. Haben dann aber glücklicherweise die Quad Spur und den Nordkalottleden, der die Spur kreuzt, nach ewigem Suchen wiedergefunden.
        Das war das einzige mal auf dem gesamten Nordkalottleden, dass wir das GPS benutzen mussten.

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        • schlump
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          • 24.01.2008
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          #5
          AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

          3. September
          Als ich am morgen wach geworden bin, zeigte sich das Wetter wieder Erwarten von seiner besten Seite – also man konnte in bisschen blauen Himmel sehen und es regnete nicht. Also hab ich mich drei jungen Finnen angeschlossen und bin abermals auf den Halti gestiegen. Dieses mal hat mich der Aufstieg deutlich mehr Kraft gekostet als noch gestern, aber der Ausblick hat alles wieder wett gemacht.







          Auch wenn er auf Grund einiger Wolken nicht perfekt war.



          Nachdem ich wieder an der Hütte war, hab ich meine Sachen eingepackt und hab mich zügig an den Abstieg gemacht. Jetzt hatte ich zwar die Sonne, dafür aber auch den Wind im Gesicht. Zum ersten mal auf der Tour hab ich meine Sonnenbrille aus dem Rucksack geholt – kein Qualitätsurteil für das bisherige Wetter.



          Als ich gegen 15:30 Uhr die Phitsusjärvi Hütte erreicht hatte war mir zwar klar, dass die kommenden Kilometer recht nervig sein würden und meine Beine auch nicht mehr so hoch motiviert waren, bin aber dennoch weiter gegangen, weil die Hütte voller grimmig drein schauender, bärtiger Männer mit riesigen Messern und zu 80% in Tarnfleck gekleidet war. Die haben irgendwie nicht so freundlich auf mich reagiert, als ich den Kopf in die Hütte gesteckt habe. Zwar waren sie nicht unfreundlich, aber irgendwie abweisend.





          Die Menschen, die mir auf dem Weg zur Hütte begegnet waren hingegen schon.
          Ich kann an dieser Stelle feststellen, dass es deutlich mehr Spaß macht, bei trockenem Wetter über die Blockfelder, die zwischen der Phitsusjärvi und der Meekonjärvi Hütte lieben, zu gehen. Trotzdem wollte ich am Abend irgendwann einfach nur noch ankommen – zumal es auch kurz vor der Hütte leicht zu nieseln angefangen hat.



          4. September
          Am Morgen bin ich leicht verquollen aus dem Zelt gekrochen. Auch das Gefühl leicht verschnupft zu sein hat sich etwas verstärkt. Hoffentlich wird das nicht schlimmer.



          Kurz nachdem ich aufgebrochen war, kam ich an einer etwas größeren Rentierherde (bestimmt 15 ausgewachsene Tiere plus ein paar Jungtiere) vorbei, von denen einige Rentiere eine Glocke um den Hals trugen. Man hätte sich fast wie auf einer Almwiese in den Alpen vorkommen können, wenn man die Augen geschlossen hätte und nicht in die weite Landschaft des Fjell geblickt hätte.
          Da es kurze Zeit später in dicken Tropfen zu regnen begonnen hatte, bin ich nur bis zur Kuonarjohka-Hütte gelaufen. Eigentlich wollte ich dort nur Mittagspause machen, doch der Regen hat nicht nachgelassen und als ich erstmal meine nassen Klamotten zum trocknen über den Ofen gehängt hatte, war meine Lust wieder auf zu brechen auch schon verflogen. Außerdem trudelten nach und nach immer mehr Leute ein, die alle vor dem Regen Schutz suchten. Zudem hatte ich mich in der Hütte, oder vielleicht schon ein bisschen vorher bei dem starken Wind ausgekühlt.
          Ich lag daher in der gut beheizten Hütte im Schlafsack, döste vor mich hin und schreib nebenbei ein bisschen Tagebuch.

          5. September
          Bei recht gutem Wetter und einer, durch den Nebel brechenden Sonne, bin ich aus der Kuonarjohka-Hütte gestartet und hab mich, nachdem die Sonne die Wolken erstmal verdrängt hatte, bei klarem Himmel und Sonnenschein zum Aufstieg zum Pass auf ca. 975m gemacht, hinter dem ich mittags zum Saarijärvi und der dortigen Hütte gekommen bin.







          Leider hat die Sonne aber nicht sonderlich lang gehalten und bei starkem Wind kamen die dunklen Wolken immer näher. Die Mittagspause, die ich in der Hütte eingelegt habe, hab ich dazu genutzt, Inventur zu machen. Ich haben meine Lebensmittel gesichtet und eine Einkaufsliste geschrieben. Immerhin war ich wieder kurz vor Kilpisjärvi. Gerade als ich die Hütte verlassen wollte kam ein Schweizer Vater-Tochter-Gespann herein, an denen ich am Morgen bereits kurz vor dem Aufstieg auf den Pass vorbei gekommen war. Sie hatten im Tal gezeltet. Das erste mal seit einer Woche hab ich mich bei ein paar Salami-Stücken, zu denen ich eingeladen wurde, auf Deutsch unterhalten. Ich hatte zwischenzeitlich schon angefangen, auf Englisch zu denken.
          Obwohl es echt nett war mit den beiden, hab ich mich dann bald auf die 12 Kilometer lange Strecke ins Dorf begeben. Ich war keine 10 Minuten aus der Hütte, als es auch schon zu regnen anfing. Und es sollte bis zum nächsten Morgen nicht mehr aufhören.



          In Kilpisjärvi, wo ich ziemlich durchnässt angekommen bin, hab ich mich dann mit samt meiner Einkaufsliste in den Supermarkt gestürzt und hab 56€ ausgegeben – ziemlich viel dafür, dass ich nur ein paar Tütensuppen und anderen Kleinkram gekauft habe. Es waren aber auch ein paar Extras für den Abend dabei, die nicht zwingend nötig waren: eine Dose Bier, Kekse, ein Dreierpack Paprika, ein Pudding und ein Apfel.
          Vom eigentlichen Dorf aus hab ich mich dann auf den 5,5 Kilometer langen Wanderpfad zum Kilpisjärvi Retkeilykeskus (einer Mischung aus Hotel, Jugendherberge und Campingplatz) gemacht. Mit gefühlt 50 Kilogramm mehr Last auf den Schultern (ich hatte mich an das Gewicht des zudem immer leichter werdenden Rucksacks gewöhnt und der Packsack war nun unvorteilhaft beladen, da ich den Einkauf einfach oben drauf gestopft hatte) ging es steil bergauf. Nach ungefähr einer halben Stunde hatte ich so dermaßen die Schnauze voll, dass ich, als ich einen vom See her kommenden Winterpfad (erkennbar an den, in ca. 2 Metern Höhe angebrachten roten X) gekreuzt habe, über diesen wieder abgestiegen bin und einfach entlang der Straße laufen wolle, die am Ufer des Kilpisjärvi (Dorf und See heißen gleich; Järvi bedeutet nichts anderes als See) kaum Steigung hat. Kurze Zeit ging das Unterfangen auch gut, doch dann stand ich plötzlich vor einem großen Sumpfgebiet, das im Winter zugefroren und somit mit Ski oder Schneescootern leicht zu überqueren ist. Zum jetzigen zeitpunkt war es aber im Nachhinein betrachtet eher See als Sumpf. Also bin ich einfach querfeldein in Richtung der Straße gelaufen, auf der ich die letzten 3 Kilometer dann einfach vor mich hin getrottet bin. Da im Wandererheim (was im übrigens auf mich recht unfreundlich wirkte; lieblos und teuer) im Moment eine internationale Jugendgruppe wohnte, waren die günstigen Unterkünfte leider alle belegt und nur noch ein Zimmer zu mieten – für 90€ pro Nacht. Das hab ich zwar noch abgelehnt, aber hab den Zeltplatz für horrende 16€ gebucht. Ich hatte echt keinen Nerv mehr, die gut 5 Kilometer bis zum eigentlichen Dorf zurück zu laufen (auf Grund der Nähe zum Dreiländereck ist Kilpisjärvi recht touristisch. Ich hätte also sicherlich einen Schlafplatz gefunden) und einfach im Wald zelten wollte ich auch nicht. Die Aussicht auf eine heiße Dusche und einen Trockenraum, in dem ich meine nassen Klamotten die Nacht über aufhängen konnte, war einfach zu verlockend. Am Abend hab ich dann meine Extras genossen und den öffentlichen PC genutzt um den Wetterbericht zu checken, ein paar Mail zu schreiben und kurz mit meiner Freundin zu chatten.

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          • schlump
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            #6
            AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

            6. September
            Heute bin ich dann recht spät erst (gegen 11) wieder mit verquollenen Augen aus dem Schlafsack gekrochen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und ich konnte mich auf die 17 Kilometer bis zum Dreiländereck machen. Lange Zeit wurde ich abwechselnd von der Sonne und leichten Niselschauern begleitet. Schlussendlich wurden die Regenwolken dann aber von sehr starkem und schneidendem Wind davon geblasen und ich konnte bei Sonnenschein weiter laufen.
            Ebenso wie das Wetter führte auch der Weg beständig auf und ab. Und das ordentlich steil. Ich bin bisher an keinem Tag so häufig auf Matsche oder feuchten Ästen ausgerutscht wie heute. Ungefähr auf der Hälfte des Weges durch den Malla-Nationalpark kamen mir an einem Wasserfall, von dem aus man zugleich einen herrlichen Ausblick auf den Kilpisjärvi hatte, die erste große Gruppe Tagesausflügler entgegen, die vermutlich am Morgen mit dem Boot zum Grenzstein gefahren waren und nun zurück liefen. Allesamt mit kleinen Rucksäcken (oder gar keinen) und normalen Straßenschuhen. Erst ein bisschen später kamen mir zwei Frauen mit großen Trekkingrucksäcken entgegen.



            OT: Könnte auch fast ein Werbefoto für Nalgene sein ;)


            Zwar bin ich schon früh (zur Mittagspause) an der letzten finnischen Hütte vor der Grenze angekommen, doch wollte ich nicht weiter gehen. Zum einen wollte ich mir nach dem verregneten Tag gestern einen halben Ruhetag gönnen und zum anderen sollte ich so noch einmal in den Genuss der freien finnischen Hütten kommen.

            Am Abend hab ich mich dann gegen 18 Uhr aber nochmalmit Kamera bewaffnet vor die Tür gewagt um den knappen Kilometer zum Grenzstein zu laufen – ist eher unspektakulär. Aber das schöne Licht, das die untergehende Sonne in die Landschaft gezaubert hat, hat mich dazu verleitet, ein paar Fotos zu schießen.








            7. September
            In der Nacht muss es – die Kehrseite eines wolkenlosen Himmels – recht kalt geworden sein. Jedenfalls war teilweise der Boden gefroren, sowie Pfützen und Sträucher vereist. Also hab ich eine Menge Bilder gemacht, so dass ich die ersten vier Kilometer, am Grenzstein vorbei zur norwegischen Goldahytta, nur sehr langsam voran gekommen bin.



            Die darauf folgenden vier Kilometer war ich aber noch langsamer ,da ich einen ordentlich Steigung zu bewältigen hatte. Als ich aber erstmal oben war, lief es die restlichen zehn Kilometer bis zur Gappohytta sehr entspannt.
            In einem tief eingeschnittenen Canyon habe ich, vor Wind geschützt, meine Mittagspause gemacht und Suppe gekocht, sowie Schokolade, Haferkekse und etwas Studentenfutter verdrückt.



            Da von Norden her ein beständiger, wenn auch nicht starker, dafür aber eisiger Wind wehte (vermutlich Fallwinde der schneebedeckten Gipfel des Storfjordes), war ich froh, hier so geschützt sitzen zu können.



            Auf dem Weg habe ich dann auch zum ersten mal samische Rentierzüchter bei der Arbeit gesehen. Zwei Sami waren mit samt ihrer Hunde auf zwei Quads im Fjell unterwegs und trieben versprengte Rentiere zusammen. Schon witzig, wie einen zwei Motoren nerven können, die mehrere Hundert Meter entfernt sind, wenn man sich an ausschließlich die Geräusche der Natur gewöhnt hat.



            Die Gappohytta ist kein Vergleich zu den immer offenen, eher spartanisch eingerichteten Finnischen Hütten . Die Sitzbänke haben Bezüge, in den Küchenschränken gibt’s alles, was man zum Kochen und Essen brauchen könnte (inklusive Dämpfeinsatz und Servierplatten) und an den Tischen (Ess- und Couchtisch) stehen statt Schemeln echte Stühle und Sessel – ebenfalls Gepolstert. Von den Betten mit Matratze, Kissen und Decke mal ganz zu schweigen. Ich bin mal gespannt, wie die anderen Hütten aussehen.
            Am Abend konnte ich dann von der Hütte aus noch einen Fuchs beobachten, der auf der Suche nach etwas Essbarem um die Hütten streifte.

            Zuletzt geändert von schlump; 17.12.2012, 12:19.
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            • dingsbums
              Fuchs
              • 17.08.2008
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              #7
              AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

              Schöner Bericht, danke. Ich liebe die Gegend, du schreibst interessant und die meisten Bilder sind einfach nur klasse. Und es weckt Erinnerungen und Sehnsüchte ...

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              • schlump
                Erfahren
                • 24.01.2008
                • 204
                • Privat

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                #8
                AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                8. September
                Ich bin am Morgen mit zwei Finnen gestartet, die von Kilpisjärvi aus eine Rundtour machen. Einer der Beiden kann fließend Deutsch, da er in den 70ern zehn Jahre lang in Westberlin gelebt hatte („Eigentlich wollte ich nur Urlaub machen,m aber dann war da dieses Mädchen...“) und sich sichtlich freute, mal wieder Deutsch sprechen zu können und sich viel mit mir unterhalten hat. Ein witziges Gespann stellten wir drei zusammen mit den zwei Norwegern dar, die außerdem noch in der Hütte waren und außer Norwegisch keine Sprache konnten. Der zweite Finne jedoch sprach neben Finnisch auch Norwegisch, so dass eine Übersetzungskette von den Norwegern über den ersten Finnen zum zweiten zu mir stattfinden konnte – und das ganz ohne Englisch auskommend.



                Wir sind direkt nach dem Start bei bestem Wetter (ca. 2°C, klarer Himmel und Sonnenschein; kaum Wind) auf einen Pass auf ca. 1000m gestiegen, um von dort dem Isdadalen Hochtal nach Süden zu folgen. In dem Tal hat uns dann leider ein Wetterumschwung erwischt. Das Thermometer an meiner Schulter fiel auf -5°C und es schneite. Es waren aber zum Glück nur sehr kleinem sich staubig verhaltende Eiskristalle und keine riesigen Flocken.



                Noch bevor ich die heikle Stelle der heutigen Etappe (einen kurzen und steilen Abstieg aus dem Isdalen ins west-östlich verlaufende Rostadalen) erreicht hatte, war der Spuk auch schon vorbei und ich konnte mich an einen Abstieg machen, den ich keines Falls in die andere Richtung gehen wollte. Die schöne Aussicht hab ich dann auch direkt erstmal für eine Mittagspause genutzt.



                Kurz danach verließen mich die beiden Finnen um in ein Seitental ab zu biegen. Sie wollten sich in Richtung Schweden durchschlagen und die Nacht in einer Jagdhütte auf ca. 1100m verbringen. Nur wenige Minuten später hatte ich das Gefühl, ein Bellen, beziehungsweise ein Jaulen gehört zu haben. Ich habe mich zwar lauschend umgesehen, aber weder nochmal etwas gehört, noch Jäger, Rentierzüchter oder Wanderer gesehen. Also bin ich weiter in Richtung Daerta-Hütte abgestiegen, wobei der Niederschlag wieder anfing. Da ich aber schon einige Meter tiefer war, als noch am Vormittag, kam hier nur eine unangenehme Schneeregen-Masse vom Himmel. Zwar auch nicht sonderlich stark, aber ich war dennoch froh, als ich die Hütte erreicht hatte. Drinnen saßen sechs verzweifelte Norweger, denen vor zwei Tagen ein Hund von der Hütte weggelaufen war. Ob ich den Hund unterwegs gesehen hätte?! Das musste ich zwar leider verneinen, aber ich konnte von meinem vermuteten Bellen berichten, was die Gruppe zum Anlass genommen hat, sich trotz des immer stärker werdenden Regens sofort auf den Weg zu machen, nachdem ich aufs Genaueste befragt worden war, wo genau ich das Geräusch gehört hatte, ob es mehr Bellen oder Jaulen war, etc.
                Ca. drei Stunden später standen sie freudestrahlend wieder in der Hütte und hatten einen wunderschönen Husky mehr dabei. Die beiden Besitzer sind mir vor Freude strahlend um den Hals gefallen und auch die Hündin hat sich brav bei mir bedankt, indem sie immer wieder zu mir gekommen ist und mir Kopf oder Pfote auf den Oberschenkel gelegt hat.
                Aus Dankbarkeit wurde ich dann noch auf Kaffee, Keksen und Schokolade eingeladen, bevor sich die Gruppe (jetzt schon mit Stirnlampen ausgestattet) in Richtung ihrer Autos machten, die ca. 9 Kilometer westlich an einer Straße standen.
                Ich hatte in der Zwischenzeit das Bücherregal der Hütte gesichtet und das deutsche Buch „Mein Leben im Tessin“ von Kathrin Rüegg gefunden, welches ich bis kurz nach neuen ausgelesen. Sicherlich kein sonderlich gutes Buch, aber irgendwie dann doch ganz nett geschrieben.


                9. September

                Furchtbares Wetter! Wind, Schneeregen und -3°C direkt an der Hütte. Wenn das bis 11 nicht besser wird, bleib ich hier und mach einen Ruhetag.
                – um ein Haar wär ich auf Grund des Wetters überhaupt nicht los gelaufen und hätte einen Ruhetag in der Rostahütte eingelegt. Ich hatte mir eigentlich ein Ultimatum bis 11 Uhr gesetzt: Sollte das Wetter bis dahin nicht aufgehört haben zu stürmen und zu schneeregnen, würde ich in der Hütte bleiben. Um 11:30 Uhr bin ich dann aber doch aufgebrochen. Ziemlich bald nach der Hütte habe ich den reißenden Fluss über eine Brücke gequeert und bin aus dem 460m „hoch“ gelegenen Tal in Richtung Süden aufgestiegen. Der Anstieg führte mich über einen, teilweise 45 Grad steilen Abhang hinauf. Ein Meter nach vorne und einen Meter nach oben. So kam ich dann schnell auch in die Höhenlagen, in denen der Schnee in Verwehungen teilweise bis zu zehn Zentimeter hoch lag. Ich war fast schon dabei umzukehren, da ich spät los gekommen war und für das Etappenende ein steiler Abstieg über wackelige Gesteinsplatten angekündigt war, doch dann fiel mir auf, dass der Schnee, je höher ich kam, nicht zu, sondern abnahm.



                Kurze Zeit später konnte ich mir das auf zweierlei Art erklären: Zum einen hingen die Wolken im Rostadalen sehr tief und regneten sich dort ab und zum anderen war ich gerade einen Nordhang hinauf gegangen und befand mich nun auf ca. 900m auf einer Ebene, die deutlich mehr von der Sonne beschienen wurde. Einziger Nachteil dieser Tatsache ist der Zusammenhang zwischen wenig Schnee und viel Wasser. Schnee + Sonne = Schmelzwasser → Sehr volle Flüsse und Bäche. Für das Furten so manchen Flusses hab ich ganz schön lange gebraucht.





                Der Abstieg am Ende des Tages, der mich von gut 1000 Höhenmeter auf unter 800 Höhenmeter bringen sollte, wirkte so auch gar nicht mehr so angsteinflößend und stellte sich schlussendlich auch als gar nicht so schwer dar. Gestartet war ich bei -1°C und Schneeregen, unterwegs hatte ich bis zu 13°C und strahlenden Sonnenschein und angekommen bin ich im Schatten bei 3°C und Starkwind.
                Heute war irgendwie alles dabei...




                10. September

                Scheißtag!

                In meinem Wandertagebuch steht zu diesem Tag genau ein Wort: Scheißtag!
                Ich war noch bei strahlend blauem Himmel aufgewacht, der kaum Wolken gezeigt hatte. Als ich dann wenig später die Hütte verlassen habe, blies aber schon ein ordentlicher Wind und der Himmel zeigte sich wolkenverhangen. Ungefähr eine Stunde später fing es dann an zu hageln und der sich immer weiter verstärkende Südwind peitschte mir die zwar kleinen, aber sehr unangenehmen Hagelkörner ins Gesicht. Wie Nadelstiche!
                Mal abgesehen davon, dass Wind im Gesicht immer unangenehm ist, was diese Kombination des Hagels mit Wind aber auch ganz gut. Denn vor mir tat sich der berühmte Silberstreif am Horizont auf. Tatsächlich hörte der Hagel auch bald auf, während ich in ein Tal mit zwei großen Seen neben den Bergen Stuor Nanná und Unna Nannáš abstieg, das eigentlich einem einzigen Sumpf glich. Ich musste mich aber durch das Tal auf die Seite der beiden Berge schlagen. Sehr ätzend. Nachdem ich den Stuor Nanná umkreist hatte folgte ich in westlicher Richtung dem Skaktardalen auf deutlich angenehmeren Wegen.



                Was eigentlich ganz ok klingt, hatte aber auch seinen Haken. Der Wind hatte sich zu einem ordentlichen Sturm verstärkt und das Gelände war von Rentierspuren durchzogen. Zusammen mit dem Grauschleier, den ich wieder vor den Augen hatte, war das eine blöde Kombination. (Ich hatte das in den letzten Tagen schon ein paar mal zum Ende der Tagesetappen hin gehabt. Irgendwann sah ich nur noch alles verschwommen wie durch einen grauen Vorhang hindurch. Ich vermute, dass das daran liegt, dass meine Augen trocken werden, wenn ich zu viel Wind abbekomme.)
                So kam es dazu, dass ich den Weg auf einem der Rentierpfade verlor und auf Grund der tief hängenden Wolken, welche die Bergspitzen verdeckten, auch nicht mehr so genau feststellen konnte, wie weit ich schon in das Tal hinein gegangen war. Somit konnte ich auch nicht genau sagen, wo ich den Skáktárjohka furten musste. Hatte ich bislang nicht gedacht, dass der Sturm noch stärker werden könne, wurde ich bald eines besseren belehrt. Ich hatte mir, am Ufer des Flusses entlang laufend eine passable Stelle zum Überqueren gesucht und hatte mich daran gemacht, die gut 80m bis zum anderen Ufer von Stein zu Stein zu hüpfen. Nun wurde ich aber mehrfach in der Mitte des Flusses von so starken Böen erfasst, dass ich das Gleichgewicht verlor und dreimal bis übers Knie tief ins Wasser trat. Schuhe und Hose waren klitschnass. Aber auch das geht irgendwann vorbei. Am anderen Ufer angekommen setzte der Wind wieder ein und ich schlug die Richtung zu einem Pass ein, über den ich gehen müsste. Ich hoffte, hier (auf der Südseite des Flusses gab es kaum Rentierpfade) den Weg bald wieder zu finden. Dieser sollte laut Karte ein paar Hundert Meter parallel zum Ufer in westliche Richtung verlaufen und dann einen Schwenk nach Süden beschreiben. Aber auch hier waren die tief hängenden Wolken wieder ein Hindernis: Ich konnte den Pass nicht wirklich erkennen und nur Vermutungen auf Grund von Furchen in der Landschaft anstellen. Außerdem streikten meine Augen mittlerweile so stark, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Wege auf der Karte zu erkennen. Irgendwann stieß ich dann aber auf einen Pfad und folgte ihm in westlicher Richtung.



                Leider bemerkte ich erst viel zu spät, dass ich noch immer im Skaktardalen war und nicht zum Pass abgebogen war. Also beugte ich mich nochmals über die Karte und konnte erkennen, dass ich, sollte ich dem Flusslauf folgen, auf das Dividalen (Tal des Divielva) stoßen würde, an dessen südlichem Ende sich die Dividalshytta befand – mein eigentliches Tagesziel. Ungefähr dort, wo ich das Tal jedoch von Osten kommend erreichen sollte, war eine Schutzhütte verzeichnet – mein neues Tagesziel. Ich wollte diese Nacht unbedingt in einer Hütte verbringen, damit meine Schuhe am Ofen trocknen konnten. Den auf der Karte schwach eingezeichneten Weg konnte ich leider nicht mehr erkennen. Irgendwann muss ich dann eine Abzweigung genommen haben, so dass ich gegen 18 Uhr an der Straße stand, welche das Dividalen durchzog und ich (was für ein Zufall) direkt gegenüber einen Sami fand, der mit seinen Hunden dort lagerte. Dieser konnte zwar kaum Englisch, aber mit Händen und Füßen, sowie der Karte konnte er mir ungefähr zeigen, wo ich war – nämlich deutlich weiter südlich als gedacht und somit viel näher an der Dividalshytta, beziehungsweise noch näher an einer kleinen, aber offenen Hütte des Statskog Norwegen – dem Norwegischen Staatsbetrieb für Forstwirtschaft und Immobilien. Diese Hütte, das wusste ich noch vom Morgen, müsste ungefähr 4 Kilometer von der Dividalshütte entfernt liegen. Ich müsste also dran vorbei laufen. Da ich mich, solle ich mich nach Süden wenden, nicht so weit von der Nordkalotrutar entfernen würde, wählte ich diese Variante. Mittlerweile konnte ich auf der Karte nur noch die groben Landschaftsstrukturen erkennen (das Tal in dem ich war, war bewachsen und somit in der Karte grün dargestellt; Kahlfjell ist grau).



                Am Parkplatz, der am Ende der Straße des Dividalen liegt, hab ich dann einen Wegweiser gefunden, der mich zur Dividalshytta auf einen sieben Kilometer langen Weg nach links abbiegen ließ. Im Prinzip war das der richtige Weg, aber wenn ich die Karte noch hätte entziffern können, hätte ich gesehen, dass die Statskog-Hütte am weiter im Tal verkaufenden rechten Weg lag. Somit würde ich an der Hütte nicht vorbei kommen. Diese Vermutung befiel mich aber erst nach ca. 1 ½ Stunden. Ich hätte auch bei einer Geschwindigkeit von unter 3 km/h die Statskog-Hütte mittlerweile erreicht haben müssen. Eigentlich konnte und wollte ich nicht weiter, aber ich hab mich (die nassen Stiefel waren schuld!) entschlossen, doch bis zur Dividalshytta weiter zu laufen. Leider stieß ich dann in der einsetzenden Dämmerung auf einen ca. einen Meter tief eingeschnittenen Bach. Eigentlich ein leichtes Unterfangen, aber ich sah mittlerweile so schlecht, dass es mir zu riskant war, den Bach über die Steine zu furten. Ich konnte einfach nicht gut genug erkennen, wo ich drauf trat und hätte mir da schnell was brechen können. Also hab ich mein Zelt direkt daneben auf den Weg gestellt und hab mich nach dem Essen sofort schlafen gelegt.

                11.September
                Ich hab nur schnell einfach meine Sachen in den Rucksack gestopft und bin die letzten 1 ½ -2 Kilometer bis zur Hütte gelaufen. Meine Augen hatten sich über Nacht regeneriert und ich sah wieder problemlos. An der Hütte traf ich dann auf zwei Frauen, die gerade dabei waren die Hütte zu verlassen. Sie waren die letzten drei Tage dort gewesen und waren zu Tagesausflügen gestartet.
                Ich muss solch einen bemittleidenswerten Eindruck gemacht haben, dass sie mir ihr gesamtes Essen geschenkt haben, das sie noch hatten: 4 Möhren, 1 Apfel, ½ Kohlrabi, 2 hart gekochte Eier, 6 Aufbackbrötchen, ½ Packung Cracker, 1 Portion Leberwurst, 1 Portion Erdbeermarmelade, 1 Packung Fleischwurst, 1 Portion Müsli (von Real Turmat) , jeweils ein halbes Stück Brie, Camembert und Rochefort, sowie ein paar M&Ms.
                Ich hab den Ruhetag, den ich hier verbracht habe (daneben, dass ich ein paar Klamotten gewaschen habe), also wie Gott in Frankreich verbracht und mich der Völlerei und Stieg Larssons „Verblendung“ hingegeben, das ich in deutscher Ausgabe in der Hütte gefunden hatte.
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                  • 27.11.2012
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                  #9
                  AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                  Danke für den schönen Bericht. Tolles Erlebnis, dass mit dem Hund.

                  Genial finde ich das Foto mit den Fenstern aus der Hütte heraus. (Gappohytta)
                  Echt stark!

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                  • Hinkelstein
                    Anfänger im Forum
                    • 31.08.2011
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                    #10
                    AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012



                    Tolle Bilder und schöner Bericht. Und was für eine Rucksack hast du da genau?

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                    • schlump
                      Erfahren
                      • 24.01.2008
                      • 204
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                      #11
                      AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                      Zitat von Hinkelstein Beitrag anzeigen
                      Tolle Bilder und schöner Bericht. Und was für eine Rucksack hast du da genau?
                      Das ist ein Osprey-Argon 85 mit einer Deuter-Regenhülle.
                      Bin mit dem Teil eigentlich echt zufrieden. Einziger Kritikpunkt: Hin und wieder werden die oberen Lastkontrollrieben (beziehungsweise die dazugehörigen Schnallen) solcherart vom Deckel eingeklemmt, dass die Riemen Wiederstandslos durch rutschen und der Rucksack von Rücken weg rutscht. Verständlich was ich meine?

                      Hier noch ein Bild von so ziemlich allem, was ich dabei hatte. Lediglich ein paar Lebensmittel sind noch dazu gekommen:



                      Aber weiter im Text:

                      12. September
                      Ich bin an besagtem Morgen bei Regen in der Hütte aufgebrochen und habe mich wieder auf den Weg gemacht. Der Pausentag hatte mir eigentlich echt gut getan und ich hatte die Strapazen von vorher etwas verdrängen können.
                      Bald wurde der Regen aber immer stärker und ließ dicke schwere Tropfen fallen – und meine Motivation und Laune fiel auch.



                      Kurz bevor ich auf den Weg stieß, der zum Parkplatz führen sollte und an dem die Statskog-Hütte liegt, die ich zuvor versucht hatte zu erreichen, ist mir dann das kleine Missgeschick passiert, welches mir, beziehungsweise meiner Tour das Genick gebrochen hat: Ich bin auf einer, vom Regen feuchten Wurzel ausgeglitten und mit dem Rechten Fuß vielleicht 20cm nach Außen gerutscht. Nichts, was mir nicht auch schon vorher mal passiert ist. Aber da ich bis auf die Knochen durchnässt war, klebte meine Hose an den Oberschenkeln und mit einem Ruck riss die Hose im Schritt. Die Naht ist an einem gut 15cm langen Riss einfach geplatzt.
                      Ich bin dann auf den Weg zur Schutzhütte eingebogen und habe, als ich dort angekommen bin erstmal Feuer im Ofen gemacht und meine Lage überdacht.



                      Ich hab die Klamotten ein bisschen getrocknet und die Karte studiert. Es sollte heute und die kommenden zwei Tagesetappen vom Gelände her nicht besser werden. Viele sumpfige Passagen, die auf Grund des Regens der letzten Wochen und Monate vermutlich aufgeweicht und Schlammig sein sollten.

                      Hier mal ein Beispiel für die Wegbeschaffenheit:


                      Außerdem war ich hier im Moment nur ca. vier Kilometer von einer Straße entfernt. Die letzte Ausstiegsmöglichkeit für die nächsten Tage. Nach einigem Hin und Her (meine Pläne reichten von: „Ich bleib eine Nacht in dieser Hütte und schau was morgen ist“ über „Ich geh jetzt einfach weiter“ bis zu „Ab nach hause“ sah mein Plan wie folgt aus: Ich würde noch am selben Tag zur Straße laufen und aus dem Dividalen heraus laufen, beziehungsweise trampen. Ich könnte so wieder auf die E6 kommen, über welche ich Richtung Narvik trampen könnte. Von dort dann auf die E10 und ich wär in Abisko, meinem Endziel. Da würd ich dann eine Entscheidung treffen: Weiter wandern oder abbrechen. Abisko stellte für mich aus zwei Gründen ein gutes Ziel dar: Zum einen hatte ich ein Zugticket, welches mich von dort in 12 Tagen nach Stockholm und zum Flieger nach Berlin bringen würde und zum anderen gilt die Region unterhalb Abiskos (die ich von den Touren vor allem 2008, aber auch 2010 schon ein bisschen kannte) als recht trocken, da sie im Regenschatten der Berge an der Norwegischen Küste liegt.



                      Ich bin also am Nachmittag aufgebrochen, nach dem ich mich in der Hütte des Statskog ein bisschen aufgewärmt und getrocknet hatte und die Hose notdürftig (es sollte immer wieder aufreißen) mit Nadel und Faden, sowie Sicherheitsnadeln, geflickt hatte. Nach kurzer Zeit hatte ich die Straße am Parkplatz wieder erreicht, die ich erst vor ein paar Tagen verlassen hatte. Leider musste ich noch ca. 18 Kilometer lang auf der Straße laufen, bis ich beim zweiten (!) Auto, das überhaupt an mir vorbei fuhr, mit dem Trampen Glück hatte und mich drei Jäger bis nach Øverbygd am Ende des Dividalen mitgenommen haben. Den Ort hab ich in der Dunkelheit noch schnell durchquert und habe mein Zelt außerhalb der Ortschaft am Ufer eines Seen ausgeschlagen.




                      Epilog:
                      Mit verschiedenen Leuten bin ich am kommenden Tag dann bis nach Abisko getrampt, wo ich bei bestem Wetter (blauer Himmel, Sonnenschein, kein Wind) angekommen bin und mich für eine Nacht in der Touriststation des STF eingemietet habe. Umgerechnet 55€ für eine Nacht im Sechsbettzimmer einer Jugendherberge find ich schon ein bisschen teuer.
                      Auf Grund des guten Wetters war ich echt motiviert, los zu ziehen. Aber nachdem ich mich mit ein paar Trekkern unterhalten habe, die ebenfalls in der Jugendherberge abgestiegen waren und den Wetterbericht für die kommenden sieben Tage (Regen, Regen, Regen, Regen, starker Regen, Regen, Regen) studiert hatte, bin ich zu dem Entschluss gekommen, nicht mehr zu starten. Ich war in den Norden aufgebrochen, da das Wandern Spaß machen sollte. Und das tat es im Moment einfach nicht mehr.
                      Bei den Preisen wollte ich aber auch nicht länger als nötig in Abisko bleiben. Meinen ursprünglichen Plan, komplett bis Berlin zu trampen habe ich auf Grund der hohen Preise für die Fähren (99€ aufwärts), die ich zweifelsohne irgendwann benutzen müsste, schnell wieder aufgegeben. Noch am selben Tag, an dem ich angekommen war, habe ich einen Flug für den 18. September gefunden, der noch einigermaßen bezahlbar war und von Stockholm nach Berlin ginge. Mit Hilfe meiner Schwester wurde dieser dann gebucht und ich hatte vier Tage, um von Abisko die 1300km bis Stockholm-Arlanda zu trampen.
                      Diese lange Strecke hab ich dank eines Fernfahrers, der mich 900km mitgenommen hat, in schnellen zwei Tagen geschafft und bin nach Uppsala gefahren. Der Flughafen Arlanda liegt ziemlich genau zwischen Uppsala und Stockholm. Da ich Stockholm schon ein bisschen besser kannte, und mir Uppsala sehr gut gefallen hatte, als ich 2010 auf der Durchreise zum Flughafen hier ein paar Stunden verbracht hatte, habe ich mich dafür entschieden hier abzusteigen.
                      Die spontane Suche nach Couchsurfern stellte sich leider schwieriger dar als gedacht, so dass ich eine Nacht in einem Hostel unweit des Bahnhofes eingechecked habe.
                      Die zweite Nacht konnte ich dann doch bei einer Couchsurferin schlafen. Uppsala als Stadt hat mich aber doch ein bisschen enttäuscht. Die interessanten Sehenswürdigkeiten hatte ich bereits vor zwei Jahren gesehen. Ich hab mich also viel herumgetrieben und hab viel gelesen.
                      Am 18. September bin ich dann, ca. eine Woche früher als geplant, nach Berlin geflogen.

                      Fazit:
                      Obwohl ich es ununterwegs teilweise für unmöglich gehalten habe, hat mir die Tour doch wieder Spaß gemacht und ich hab keineswegs die Lust am Trekken verloren.
                      Ich glaube ich hab mich mit der Tour ein bisschen übernommen. Irgendwie wollte am Anfang nicht so recht die Lust aufkommen und dann hab ich doch recht schnell die Segel gestrichen als es drauf an kam. Wie dem auch sei. Ich werd mich sicherlich bald wieder irgendwo in die Wälder schlagen. Doch dann bitte mit besserem Wetter und vor allem weniger matschigem Boden. Denn das hat mich wirklich genervt...
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                        #12
                        AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                        Die Tour stand wohl wirklich unter keinem gar zu guten Stern Schade ich hätte mich sehr über einen Bericht der kommenden Teile bis Abisko gefreut, ein Abschnitt auf den ich irgendwann mal wieder zurück muss.
                        Deine Preisangabe für Abisko irritiert mich schon etwas 55 € sind ca 470 SEK, das Bett im Mehrbettzimmer kostet aber "nur" 290 SEK bzw. 390 SEK wenn man kein ÖJHV, DJH, STF, DNT .... Mitglied ist, klar billig ist auch das nicht, aber dafür gibt es ja noch den Zeltplatz.

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • schlump
                          Erfahren
                          • 24.01.2008
                          • 204
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                          #13
                          AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                          Ich hab gerade nochmal beim Onlinebanking nachgeschaut. Ich hab 55,38€ gezahlt.
                          Davon sind aber auch 1€ Gebühren. Macht also noch 54,38€
                          Die Info von der Überweisung spricht noch von 470 SEK. Soweit stimmt deine Berechnung also ;)

                          Ich kann jetzt leider nur Vermutungen anstellen, da ich es nicht mehr 100%ig weiß und den Beleg im Moment nicht griffbereit habe, aber es wäre möglich, dass die Internetkosten für eine Stunde 80SEK betragen und ebenfalls auf der selben Rechnung stehen.

                          Damit wär ich dann also bei den 390SEK (bin leider kein Mitglied irgendwelcher Vereine), was "nur" noch 45€ sind - was ich immer noch nicht billig finde.
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                          • Fjaellraev
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                            #14
                            AW: [NO/FI/SE] Nordkalottleden im September 2012

                            Das dürfte es erklären. Ja billig ist etwas anderes als die Preise die der STF mittlerweile im Fjäll verlangt. Hüttenübernachtungen im Sommer werden, auch für Mitglieder, langsam aber sicher der Wahnsinn - 395 SEK in Hütten bei denen es eine Sauna gibt, für Nichtmitglieder 495 SEK. Irgendwann werden sie wohl eine Schmerzgrenze erreichen...
                            Die Mitgliedschaft bei den heimischen Jugendherbergen macht sich bei einer Tour in Schweden schnell bezahlt, kommt auch noch Norwegen dazu lohnt sich der Mehrpreis für die schwedische Jugendherbergsmitgliedschaft denn dann bezahlt man auch in den DNT Hütten nur den Mitgliederpreis.
                            Das aeinfach als Info für deine nächste Lapplandtour, die hoffentlich trotz den Erlebnissen nicht lange auf sich warten lässt.

                            Gruss
                            Henning
                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                            nur unpassende Kleidung.

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