[SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

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    • 26.11.2007
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    #21
    AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

    Hammer-Tour und -Bericht. Mittagspause gerettet
    Jetzt noch schnell die Tour in meine Liste möglicher Ziele aufnehmen

    Vielen Dank!

    Kommentar


    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
      • 1279
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

      Endlich bin ich dazu gekommen weiter zu schreiben. Ich hatte die letzte Woche extrem wenig Zeit, deswegen hat es ein bisschen gedauert mit der Fortsetzung. An dieser Stelle auch noch mal ein Dank für die wohlwollenden und lobenden Kommentare. Da macht mir das Schreiben doch gleich viel mehr Spaß wenn ich sehe, dass es den Leuten hier gefällt.

      Tag 6 (15.08.)
      Um 5 Uhr wurde ich wach und konnte einen wunderschönen Sonnenaufgang bewundern. Perfektes Timing sag ich mal. Wieder stand das Wetter auf Sommerzeit, nur dass es heute richtig schwül war. Optimale Bedingungen also für die Mücken, die morgens im Zelt schon die Apsis bevölkerten und es scheinbar so wie ich kaum erwarten konnten, dass es endlich losging. Um Viertel vor 10 war ich dann soweit den Lijnåjvvie in Angriff zu nehmen. Die etwa 200 Meter Aufstieg waren an sich nicht besonders anspruchsvoll. Nur die Hitze und die vielen umherschwirrenden Insekten machten mir doch ganz schön zu schaffen. Oben auf 1006 Metern angekommen hielt sich das Insektenaufkommen glücklicherweise in Grenzen. Mittlerweile waren auch einige Wolken aufgezogen und sorgten für angenehme Abkühlung.


      Sonnenaufgang um 5 Uhr Morgens


      Und wieder Sommerwetter, herrlich


      Beim Aufstieg zum Lijnåjvvie


      Und oben angekommen, Zeit für ein Päuschen

      Jetzt war auch erstmal wieder Fotosession angesagt. Zeit für die nächste Folge von „Kleiner Aufstieg, große Wirkung“. OK, zugegebener Maßen war die Landschaft jetzt nicht besonders spektakulär. So gab es keine schroffen Berge mit wunderschönen Gletschern (wie beispielsweise das Okstindane Massiv) zu bewundern, aber dafür hatte ich wirklich einen kompletten Rundumblick in alle Richtungen und konnte einfach wieder dieses unglaubliche Gefühl von Weite (und damit verbunden Freiheit) erleben. Besonders gefiel mir dabei der Ausblick nach Süden, wo ich erneut das Norra Storfjället Massiv begutachten und meinen ersten Blick auf den Tärnasjön werfen konnte.


      Ein Genuss hier oben zu stehen.


      Panoramablick nach Norden


      Tärnasjön und Norra Storfjället


      Blick nach Norwegen

      Nach ausgiebiger Fotopause ging es nun auf westlicher Seite Richtung Dalavardo bergab. Der Abstieg war leicht und ich erfreute mich am Anblick des Vijvuovaggie. Diese offene, sanfte Heidelandschaft, durchflossen vom Vijvuojuhka und umgeben von waldbewachsenen Hängen der angrenzenden Hügel, hatte eine unheimliche Anziehungskraft auf mich. Spontan kam mir der Gedanke hier aufs Herz des Vindelfjälls zu blicken.


      Schicke Blumenwiese


      Vijvuovagge, das "Herz des Vindelfjälls"


      Fliegenalarm

      Unten in der Ebene angekommen erwartete mich nun wieder kniehohes Weidegestrüpp und ein unebener Boden der ein ständiges auf und ab mit sich brachte. Außerdem war meine Wasserflasche seit über einer Stunde leer und noch war eine Nachfüllmöglichkeit nicht in Reichweite. Bedingt durchs warme Wetter war ich entsprechend durstig. Das für sich genommen war schon nicht besonders angenehm. Am schlimmsten aber waren die Scharen von Fliegen die um meinen Kopf summten und, sobald ich stehen blieb, sich auf meine Arme und Beine setzten um meinen Schweiß zu lutschen. Weder konnte ich die Landschaft angemessen bewundern, da ständig kleine schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, noch konnte ich die Stille genießen, da meine Ohren von einem monotonen Summen erfüllt waren. Selbst das Fotografieren wurde extrem schwer, da die Fliegen ständig vor die Linse flogen und es nicht möglich war ein fliegenfreies Bild zu bekommen.


      Das war aber echt mal ein nervig-anstrengender Abschnitt

      Dieser Abschnitt hat echt mal extrem an meinen Nerven gezerrt. Durch das Terrain und meinen Durst war ich körperlich eh schon ziemlich fertig und die Fliegen haben mir dann noch den Rest gegeben. Ich hatte wirklich das Gefühl kurz davor zu sein den Verstand zu verlieren. Dann traf ich endlich auf den Vijvuojuhka und sah die erwartete Brücke. Nur irgendwie sah die Brücke reichlich verfallen aus. Außerdem sollte ich laut Karte hier auf einen Weg stoßen. Davon war aber nichts zu sehen. Tja, entweder war die Brücke nicht auf meiner Karte eingezeichnet, oder der Weg und die Brücke waren mittlerweile verfallen (meine Karte vom Stand 2005 schien wohl nicht mehr ganz aktuell zu sein). Immerhin war der Fluss nicht sonderlich tief, so dass ich trockenen Fußes rüber und Mittagspause machen konnte.


      Soll das die versprochene Brücke sein?


      Sonderlich stabil sah sie ja nicht gerade aus.

      Endlich konnte ich jetzt ausruhen und meinen Durst stillen. Aber das tollste war, dass das Rauschen des Baches einfach mal das Gesumme der Fliegen komplett übertönt hat. Das tat wirklich unglaublich gut. Außerdem war ein Großteil der Fliegen eh an meinen Rucksack und den ausgezogenen Stinkesocken geblieben. Als mein Schweiß dann noch getrocknet war und ich mich mit Deet eingeschmiert hatte, wurde ich sogar fast komplett in Ruhe gelassen. Nun konnte ich jetzt wieder die Natur so genießen wie sie es verdient hatte. Diese Pause habe ich wirklich gebraucht um wieder zu Kräften zu kommen und um meine angespannten Nerven zu beruhigen.


      Mittagspause am Vijvuojuhka

      Nach der Pause beschloss ich erstmal ein bisschen an dem bewaldeten Hang aufzusteigen. Irgendwie erschien mir das angenehmer, als mich weiterhin durch dieses Dickicht zu kämpfen. Wobei es im Wald auch nicht wirklich leichter voran ging. Außerdem waren auch die Fliegen nach etwa 15 minütiger Gehzeit wieder alle komplett versammelt. Meine Stimmung erhellte sich aber, als ich die (eigentlich von der Karte gemeinte) Brücke sah und kurze Zeit später auf den eingezeichneten Wanderweg traf. Wenigstens das Laufen war nun deutlich angenehmer. Was doch so ein Weg doch so alles an Wanderkomfort ausmachen kann.


      Kurzer Waldabschnitt


      Saftige Sumpfwiese


      Wieder aufm Wanderweg, wenn auch grad nicht so gut zu erkennen.

      Bei der Dalavardo Hütte traf ich dann ein älteres schwedisches Ehepaar. Sie waren die ersten Leute auf dieser Tour mit denen ich mich unterhalten habe. Sie erzählten mir netterweise, dass in 4 ½ km an der zweiten Brücke von hier aus gute Zeltmöglichkeiten existieren. Das hörte ich natürlich gerne, da die Zeltplatzsuche im Wald eh immer etwas schwerer ist. Bedingt durch diesen Motivationsschub und der zunehmenden Bewölkung die nach Gewitter aussah hab ich dann noch mal einen kleinen Endspurt eingelegt. Allerdings hatte ich nicht gerade das Gefühl schnell voranzukommen. Laut Karte würde ich nach gut einem Kilometer die erste Brücke überqueren. Und jetzt lief ich schon eine halbe Stunde und die Brücke kam und kam einfach nicht. Erst nach einigem Überlegen begriff ich, dass mit der Brücke wohl einfach nur eine Holzplankenkonstruktion über einen Bach gemeint war. Das bestätigte sich, als ich um 17.30 Uhr ans Ufer des Vindelälvs kam und dort erneut Holzplanken über einen Seitenbach führten. Aber seit wann wird denn so was in der Karte als Brücke bezeichnet? Irgendwie verwirrend.


      Vindelälv bei Dalavardo


      Letzte Etappe für heute


      Wieder am Ufer des Vindelälvens

      Immerhin war ich also dort wo ich auch sein wollte. Nur wo waren die versprochenen guten Zeltmöglicheiten? Es gab lediglich einen schmalen freien (und unebenen) Uferstreifen, ansonsten halt nur dichten Wald mit viel Unterholz. Nicht gerade ideal zum Zelten. Nach einigem Suchen fand ich dann eine Stelle wo mein Zelt mit Ach und Krach hinpasste. Und selbst da stand es sehr schief. Für mehrere und größere Zelte hätte es echt schlecht ausgesehen. Aber egal, ich war froh für heute fertig zu sein. Die Sonne kam jetzt auch wieder raus und nachdem ich ein Bad im angenehm milden Vindelälv genommen habe sah die Welt schon wieder viel angenehmer aus. Gemütlich konnte ich am Uferstreifen im weichen Gras sitzen, mein Abendessen verzehren und so den Tag ausklingen lassen. Selbst die jetzt wieder vermehrt aufkommenden Mücken, die die Fliegen abgelöst haben, konnten mich jetzt nicht wirklich stören und aus der Ruhe bringen.


      Ein weiteres Zelt hätte hier nicht mehr hingepasst.


      Gechillte Abendstimmung


      Bisschen noch am Uferstreifen spazieren gegangen.


      Halb 10, würdiger Ausklang des heutigen Tages


      Tag 7 (16.08.)
      Und erneut wurde ich heute Morgen von schönem Sommerwetter begrüßt. Ich glaube daran könnte ich mich echt gewöhnen. Nur geschlafen hab ich nicht so erholsam, da der Boden doch extrem uneben war. War aber nicht weiter schlimm, da ich streckentechnisch ein größtenteils entspanntes Stück vor mir hatte. Bis Vitnjul sollte es nur dem Weg durch den Wald entlang gehen, bevor es dann ein letztes Stück wieder querfeldein berauf ging. Hab deswegen heute Morgen ein bisschen rumgetrödelt, da ich wusste, dass ich es ganz gemütlich angehen lassen konnte. Um halb 11 bin ich dann endlich losgekommen.


      Halb 5, der alte "Landschaft komplett im Nebel versunken" Trick


      Glücklicherweise falle ich aber nicht mehr drauf rein.


      Aufbruch

      Meist ging’s direkt durch Wald und hin und wieder kam ich an offenen Sumpfflächen vorbei die bezüglich Aussicht ein wenig Abwechslung boten. Insgesamt war es äußerst angenehm durch dieses fruchtbare grüne Tal zu spazieren. Nach etwa einer Stunde kam ich wieder ans Flussufer und gönnte mir erstmal eine ausgiebige Pause. Nicht das ich die Erholung nötig dringen nötig gehabt hätte, aber ich habe es einfach genossen mir diesen Luxus zu gönnen und einfach mal ein bisschen in der Sonne zu chillen. Das Insekten Aufkommen hielt sich auch noch in Grenzen. Also warum nicht mal ein bisschen dem Müßiggang frönen und einen Gang runter schalten?


      Offene Sumpffläche, immer wieder ne nette Abwechslung


      Blick zum 1488 m hohen Tjånka


      Bei dem Wetter war ich nicht unglücklich darüber, dass genug Wasser vorhanden war.


      Ja es geht doch nichts über eine gepflegte Trinkpause.

      Im Wald ging es oftmals durch hohe Gräser und Gebüsch hindurch. Auch ne angenehme Sache, da die Sträucher immer nett über meine Beine streichelten (wo auch immer paar Mückenstiche juckten, die dadurch quasi gleich mit gekratzt wurden). Bei feuchten Witterungen wäre ohne Regenschutz die Hose im Nu nass geworden. So aber war es einfach nur angenehmes Wandern. Um 10 vor 2 hab ich dann an einer kleinen Brücke über einen Seitenbach Mittagspause gemacht. Jetzt waren auch schon mehr Insekten unterwegs (die Fliegen haben wieder massiv genervt, aber das war ja jetzt nichts Neues mehr) und ich saß auch leider nicht am Flussufer sondern im Schatten der Bäume. Sprich ausnahmsweise war es jetzt mal keine ganz so entspannte Pause. Aber durch meine vorigen Tage war ich auch extrem verwöhnt.


      Viel Gebüsch war vorhanden, aber das störte mich nicht.


      Die guten Holzplanken übern Sumpf


      Mittagspause, leider nicht ganz so gechillt wie die letzten Tage.


      Weiss jemand was für ne Fliege das ist? Haben ziemlich schmerzhaft gestochen und hatten einen sehr robusten Körper. Glücklicherweise gab es nicht allzuviel von ihnen und sie waren nicht so agressiv wie die Mücken oder Knott.

      Nach ner knappen Stunde ging es wieder weiter. Erneut durch angenehmen grünen Wald, mit mal mehr und mal weniger Sicht von der Umgebung. Gegen 16 Uhr kam ich an eine Flussschlinge wo der Vindelälv etwas breiter wurde und das Wasser angenehm tief war. Es waren wieder locker über 20 Grad und ich war geneigt jetzt einfach mal ins Wasser rein zuspringen und mich zu erfrischen. Hab es allein deswegen nicht gemacht, weil ich mich gerade erst frisch mit Deet eingeschmiert hatte. Das hätte ich nach nem Bad gleich wiederholen können und meine primäre Sorge galt der Frage ob mein Deet bis Ammernäs reichen würde. Bei solchen Bedingungen ohne Mückenschutzmittel rumlaufen zu müssen war keine sonderlich angenehme Vorstellung. Aber irgendwie auch schon ziemlich bitter aus solchen Gründen auf solch ein verlockendes Bad zu verzichten (vor allem weil das Wasser auch angenehm mild war als ich mit den Füßen immerhin drin stand).


      Fruchtbare Uferlandschaft


      Das Tal strahlte richtige Lebensfreude aus.


      Dass ich hier nicht gebadet habe hat mich im Nachhinein echt geärgert.

      Kurz vor Vitnjul verließ ich dann den Weg um die Brücke übern Vindelälv zu nutzen. Wobei ich mich schon fragte, wieso da überhaupt ne Brücke stand. Der Weg ging nicht direkt vorbei (ich musste erstmal für etwa 100 Metern über eine strauchbewachsene Wiese) und auf der anderen Seite gab es auch keinerlei Wege, lediglich ein paar Feuerstellen zeugten davon, dass hier ab und zu Leute gewesen sind. Meine Vermutung ist, dass die Brücke eher den Samen dienen könnte um ihren Rentierherden zu folgen. Schade nur, dass ich von den Rentieren keines zu Gesicht bekommen habe. Wenn ich nur wüsste wo die sich alle versteckt haben…


      Hier sollte es nachher noch hochgehen.


      Brücke übern Vindelälv


      Vindelälv, hier nicht mehr ganz so friedlich wie heute Morgen.

      Auf der anderen Flussseite ging es jetzt etwa 350 Meter querfeldein durch Wald und Gestrüpp berauf. Ulkigerweise war ich nun wieder richtig motiviert. So nett und gechillt es auch war den ganzen Tag dem Weg entlang durchs Tal zu folgen, so wurde es mit der Zeit doch auch etwas monoton und anspruchslos. Jetzt fühlte ich den Ehrgeiz wieder aufsteigen, weil ich eine Herausforderung zu bewältigen hatte. Außerdem merkte ich, dass durch die Anstrengung mein Kreislauf wieder in Schwung kam und ich meine Trägheit überwand. So habe ich den Anstieg binnen einer knappen Stunde zurückgelegt, was doch deutlich schneller war als mein bisheriges Gehtempo heute. Außerdem konnte ich endlich meine ersten Moltebeeren ernten. Anhand der Beeren habe ich schmerzlichst gemerkt, dass der Sommer dieses Jahr 3 Wochen verspätet war (sonst hätte ich schon deutlich mehr mampfen können).


      Beim Aufstieg, auf Höhe der Baumgrenze


      Endlich mal eine reife Moltebeere, das wurde aber auch echt mal Zeit.

      An einer Bachgabel vom Slierokbäcken hab ich dann mein Zelt aufgestellt. Hier oben war es angenehm windig und so gut wie Mückenfrei. Endlich konnte ich auch wieder entspannt mein Zelt aufbauen und einrichten. Die letzten Tage habe ich mein Innenzelt immer nur kurz geöffnet um Schlafsack, Isomatte etc. reinzulegen aber dann sofort wieder geschlossen, damit keine Mücken reinkommen. Jetzt konnte ich mir endlich mal richtig schön viel Zeit dafür lassen. Lediglich eine vernünftige Badestelle hat mir hier gefehlt. War doch recht durchgeschwitzt vom Anstieg und hätte nichts gegen ein kleines Bad gehabt. Aber auch so hatte ich einen entspannten und schönen Abend und konnte meine Snabb Makaroner mit Salamistückchen und Tomaten- Mozzerella Sauce in Ruhe genießen ohne dabei von Mücken genervt zu werden.


      Luftiger Zeltplatz auf 900 Metern


      Mhhhh, DAS schmeckt!!!


      Leider verdeckten die Berge diesmal meinen Blick auf den Sonnenuntergang.


      Tag 8 (17.08.)
      Wieder einmal wurde ich von der warmen Sonne geweckt die morgens sukzessive mein Zelt aufheizte und mich ausm Schlafsack trieb. Ein wunderbarer Sommertag begrüßte mich während im Tal noch einige Wolken hingen. Ach ist das Leben in der freien Natur nicht herrlich? Gut gelaunt machte ich mich um 20 vor 10 dann bei sonnigen 15 Grad aufn Weg. Mein Plan sah vor am Westhang des Ruepsgajssie entlang zum Stalluoålggie zu laufen, anschließend abzusteigen und dann aufn Kungsleden zu stoßen.


      Perfekter Morgen


      Los geht's.

      Ich hatte nun ungefähr 150 Meter Aufstieg vor mir, die schnell und leicht überwunden wurden. Auf ca. 1100 Metern konnte ich nun einen tollen Ausblick auf das Vuodnavaggie genießen. In bester Stimmung, und ohne nervige Insekten, ging es nun weiter leicht bergauf bis ich gegen Viertel vor 11 die höchste Stelle auf etwa 1200 Metern erreichte und dann erstmal eine gemütliche Pause machte. Wie langweilig wäre es doch gewesen wenn ich jetzt weiterhin dem Weg im Tal gefolgt wäre. Für einen kurzen Moment überlegte ich ob ich nicht den Ruepsgajssie besteigen sollte. „Die paar Meter lege ich doch locker im Handumdrehen zurück, schließlich sieht der Gipfel von hier doch so nahe aus“. Dachte ich zumindest. Aber da ich mittlerweile häufiger so gedacht und anschließend auf die Nase gefallen bin, habe ich diesmal ausnahmsweise auf meine Vernunft gehört und es gelassen. Es hätte einfach zu lange gedauert und Wasser wäre auch nicht vorhanden gewesen. Außerdem türmten sich am Horizont einige dunkle Wolken auf. Da wollte ich lieber noch ein bisschen Strecke schaffen so lange es noch schön war.


      Blick ins Vuodnavaggie


      Der Ausblick konnte sich durchaus sehen lassen.


      Auf 1200 Metern, wie man sehen kann war ich nicht der Erste hier.


      Pause machen tut gut.


      Erste Regenwolken, zum Glück noch etwas weiter weg.

      Also lief ich weiter den Höhenrücken bis zum Stalluoålggie entlang von wo aus mein Blick dann auf den Stuorajåbba und das malerische Marsevaggie Vogelschutzgebiet fiel. Hier ging es jetzt ziemlich steil bergab, aber glücklicherweise gab es einen Grat wo der Abstieg recht moderat verlief. Gut gelaunt stieg ich runter und konnte bereits sehr deutlich den Verlauf des Kungsledens ausmachen. War schon irgendwie ein cooles Gefühl wieder auf diesen berühmten Wanderweg zu treffen. Ich freute mich richtig darauf den mir noch unbekannten südlichsten Abschnitt des nördlichen Königsweges zu bewandern.


      Stalluoålggie voraus


      Ammarfjället


      Marsevaggie Vogelschutzgebiet


      Regenschauer im Vuodnavaggie, wie gut, dass ich da nicht lang gelaufen bin.


      Beim Abstieg

      Um 13 Uhr war es dann soweit, der Kungsleden Abschnitt meiner Wanderung konnte beginnen. Der Weg führte nun relativ monoton mit leichter Steigung den Stuorajåbba hinauf. Leicht zu laufen, aber auch ziemlich unspektakulär. Am Himmel türmten sich zunehmend Regenwolken auf und es war nur noch eine Frage der Zeit bis auch über meinen Kopf ein Schauer niederging. Als es dann 20 Minuten später los ging dachte ich mir noch, dass es schnell wieder vorbei sei. Immerhin war da nur eine Regenwolke direkt über mir. Weiter vorne schien die Sonne, da könnte so ein Schauer nicht allzu lange Dauern. Folglich lohne es sich auch nicht Regensachen anzuziehen. Tja falsch gedacht. Als ich 15 Minuten später meine Regensachen ausm Rucksack rausholte war ich schon gut durchnässt und durch den zusätzlichen Wind ausgekühlt. Außerdem hatte Hunger und wollte Mittagspause machen. Aber unter den Bedingungen? Ne Danke, stattdessen entschied ich mich dafür hinter der Steinpyramide an der höchsten Stelle vom Stuorajåbba den Regen auszusitzen. Wirklich paradox, weiter vorne schien die Sonne, direkt über mir war schon wieder blauer Himmel, aber dennoch wehte der Wind die Regentropfen herüber und wollte scheinbar gar nicht aufhören damit.


      Aufm Kungsleden, Blick zurück zum Stalluoålggie


      Regenschauer, während vorne die Sonne schien.


      Das war wirklich mal ein lokaler Schauer.

      Als es dann endlich doch aufhörte kam auch wieder die Sonne raus, es wurde windstill und warm und ich lief noch einige Meter, bis ich etwas abseits des Weges auf einem großen Stein gemütlich zur Mittagspause niederlassen konnte. Bei (nun wieder) tollem Sommerwetter genoss ich die Landschaft und mein Essen, während meine nassen Sachen in recht kurzer Zeit wieder trockneten. Kaum zu glauben, dass es vor einigen Minuten noch so mies geregnet hatte.


      So gefällt mir das schon wieder viel besser.


      Mittagspause, herrlich.

      Etwa 20 Minuten später, ich war immer Rumchillen beschäftigt, kam eine Reitergruppe vorbei und legte, in unmittelbarer Nähe, eine Rast ein. Einen Hund hatten sie auch dabei, der erstmal nichts Besseres zu tun hatte als zu mir rüber zu laufen und an meinen auslüftenden Stinkesocken zu riechen. Nah wohl bekomm’s! Allerdings fand ich es schon etwas störend, dass die jetzt 30 Meter entfernt von mir pausierten und sich laut unterhielten. Auch wenn es jetzt vielleicht etwas kleinlich und misanthropisch klingen mag, aber irgendwie hätte ich es doch höflicher gefunden, wenn die einen gewissen Abstand eingehalten hätten. So wirkten sie (vermutlich ungewollt) sehr aufdringlich auf mich. Wahrscheinlich war ich einfach schon zu lange alleine unterwegs, aber wenn ich unterwegs andere Wanderer am Pausieren sehe, dann halte ich entweder einen gewissen Respektsabstand um sie nicht durch meine Anwesenheit zu stören. Oder ich gehe direkt zu ihnen hin, grüße sie suche das Gespräch mit ihnen. Aber ich setzte mich nicht 30 Meter neben sie wenn drum herum mehr als genug Platz vorhanden ist. Grummel, grummel…


      Der Pony Express rückt an.

      Meine Hoffnung, dass sie nur kurz pausieren und dann schnell weiter reiten würden, damit ich sie beim Wandern nicht im Rücken haben würde, ging leider nicht auf. Etwa 10 Minuten nachdem ich wieder losgelaufen bin setzten sie sich auch wieder gemächlich in Bewegung. Kurze Zeit später kam der Hund wieder angelaufen und war der Meinung mich anbellen zu müssen und dabei Gesten zu machen. Auf mein Zureden doch nen Gang ruhiger zu schalten hat er leider nicht reagiert und bis es er Aufgrund der Zurufe seiner Gruppe wieder abgezischt ist hat es auch etwas gedauert. Eigentlich hab ich nichts gegen Hunde, ich mag sie sogar, aber den fand ich doch unerzogen und unhöflich. 20 Minuten später sind die Reiter dann an mir vorbeigezogen und ich hatte wieder das angenehme Gefühl ungestört allein zu sein und konnte ungestört die Natur genießen.


      Sehr einladendes Marsevaggie


      Zweispuriger Kungsleden

      Wettertechnisch zog es sich nun wieder Schritt für Schritt zu, die Luft wurde zunehmend schwüler und es waren deutlich mehr Mücken unterwegs. Der nächste Schauer lag schon in der Luft, war nur noch eine Frage der Zeit. Nachdem ich die Hügelkuppe vom Njallavaratje passiert hatte, beschloss ich, obwohl es erst 16 Uhr war, am nahe gelegenen Gierråjvjavratje mein Zelt aufzuschlagen. Gerade als ich fertig war ging es dann auch los mit dem Unwetter. Schlimmer als vorhin schütteten die Wolken ihre nasse Fracht aus während Sturmböen am (glücklicherweise gut verzurrten) Zelt rüttelten. Glücklich über dieses perfekte Timing saß ich im Zelt und fand es einfach nur super gemütlich. Sollte doch draußen die Welt untergehen, ich lag trocken im warmen Schlafsack, konnte Schokolade mampfen und ne Runde lesen.


      Zunehmende Bewölkung, die Sonne hatte nun nicht mehr allzu viel zu melden.


      Echt gut, dass ich mich jetzt ins Zelt verkriechen konnte.

      Abends klarte es dann wieder auf und ich beschloss noch ein Bad im See zu nehmen. Erfreulicherweise war das Wasser überraschend mild, so dass ich sogar für eine längere Zeit schwimmen konnte ohne gleich zu frieren. Richtige „Badeseen“ findet man leider nur selten in Lappland, umso mehr habe ich diesen dann natürlich genossen. Nach dem Abendbrot spazierte ich noch mal zum Njallavaratje zurück und konnte bewundern, wie an einigen Stellen der Himmel aufriss und die Strahlen der Abendsonne durchließ. Das Licht was bei diesem Wechselspiel aus Abendsonne und Regenwolken entstand war einfach nur fantastisch. Ich blickte zurück auf den Stalluoålggie und die Gegend wo ich heute hergekommen bin und war (wieder einmal) einfach nur überglücklich so etwas Wunderschönes miterleben zu können.


      Viertel nach 8, jetzt sah es wieder deutlich netter aus.


      Wunderschöne Abendsonne


      Herrliches Lichtspiel


      Solche Sonnenuntergänge sind wirklich ein Genuss.


      Hinten kam noch ein Schauer runter.


      Abendstimmung am Gieråhjvjavratje


      Ich kann es natürlich nicht versprechen, aber ich versuche mit der nächsten Fortsetzung nicht ganz so lange auf mich warten zu lassen.
      Zuletzt geändert von Mortias; 20.06.2021, 17:13. Grund: Bilderverlinkungen geändert

      Kommentar


      • berniehh
        Alter Hase
        • 31.01.2011
        • 2628
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

        Hallo,
        das sind ja mal wieder absolut traumhafte Fotos,.........da möchte ich am liebsten gleich loswandern
        aber es ist ja zum Glück nicht mehr allzulange hin bis ich meinen eigenen Lapplandtrek beginne....

        lg Bernd
        www.trekking.magix.net

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        • Kilometerfresser
          Neu im Forum
          • 14.10.2012
          • 3
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

          Wow, toller Bericht !

          Nur wenn ich die Snabb Makaroner seh wird mir immer ganz schlecht.
          Die haben mir auf meiner letzten Tour nicht sonderlich gut bekommen...
          Wobei ich sagen muss dass es bei dir echt super lecker aussiegt mit Tomate - Mozarella !

          also immer schön weiterschreiben ...

          Freu mich schon !

          Kommentar


          • LapplandJens
            Erfahren
            • 23.04.2007
            • 293
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

            Sehr schöne Tour!

            Weiss jemand was für ne Fliege das ist? Haben ziemlich schmerzhaft gestochen und hatten einen sehr robusten Körper. Glücklicherweise gab es nicht allzuviel von ihnen und sie waren nicht so agressiv wie die Mücken oder Knott.
            Ich würde sagen, dass ist ein klassischer Fall von Bremse:
            http://de.wikipedia.org/wiki/Bremsen

            Kommentar


            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 4006
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

              Ich finde es super, wie dein entspanntes Wandern beim Lesen wieder spürbar wird. Nun will ich auch wieder los
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

              Kommentar


              • Mortias
                Fuchs
                • 10.06.2004
                • 1279
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                aber es ist ja zum Glück nicht mehr allzulange hin bis ich meinen eigenen Lapplandtrek beginne....
                Auch wenn Du es vielleicht nicht so gerne hören willst, aber Du beginnst Deine Tour doch erst nächstes Jahr im Juni oder so. Meines Wissens ist das schon noch ziemlich lange hin.

                Zitat von Kilometerfresser Beitrag anzeigen
                Nur wenn ich die Snabb Makaroner seh wird mir immer ganz schlecht.
                Die haben mir auf meiner letzten Tour nicht sonderlich gut bekommen...
                Wobei ich sagen muss dass es bei dir echt super lecker aussiegt mit Tomate - Mozarella !
                Ja ohne Zusatz hält sich der Eigengeschmack doch sehr in Grenzen. Hab auch immer noch ordenltich Kräutersalz dazugetan, was den negativen Effekt hatte, dass ich Nachts oft durstig aufwachte, viel Wasser trank und paar Stunden später wach wurde um die Blase zu entleeren. Eigentlich ziemlich dämliche Strategie.

                Zitat von LapplandJens Beitrag anzeigen
                Sehr schöne Tour!
                Ich würde sagen, dass ist ein klassischer Fall von Bremse:
                http://de.wikipedia.org/wiki/Bremsen
                Joa Danke, könnte hinkommen. Zumindest passt es, dass die Viecher auch eher gebissen als gestochen haben.

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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1279
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                  Ich finde es super, wie dein entspanntes Wandern beim Lesen wieder spürbar wird. Nun will ich auch wieder los
                  Jo Danke, ich bekomme beim Schreiben auch schon enorm Lust mich wieder auf Tour zu begeben.

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                  • Nixon
                    Anfänger im Forum
                    • 04.12.2012
                    • 20
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                    Sehr toll, lese gern mit! Danke für die schönen Fotos!

                    Als Fliegenfischer und hoffentlich baldiger Lapplandbesucher, würde ich gerne ob du ungefähr die Gewässer auf deinen Fotos bezüglich Fischeritauglichkeit beurteilen kannst.

                    Ein Freund und ich wollen im Sommer 2 Monate hin (nicht nur Lappland) und daher solls dann auch 1-3 Tagesmärsche zu Seen und Flüssen (Kombination) gehen und dort "lagern" und fischen.

                    Du hast da paar Schöne Sachen dabei die Interessant sein könnten.

                    Grüße

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1279
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                      #30
                      AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                      Zitat von Nixon Beitrag anzeigen
                      Als Fliegenfischer und hoffentlich baldiger Lapplandbesucher, würde ich gerne ob du ungefähr die Gewässer auf deinen Fotos bezüglich Fischeritauglichkeit beurteilen kannst.
                      Sorry, aber da muss ich leider passen. War selber noch nie Angeln, und bin somit reichlich unerfahren auf dem Gebiet. Was ich nur mal gelesen habe ist, dass der Kaitumälv wohl recht fischreich sein soll. In wie weit das auch beispielsweise auf den Vindelälv oder einige der umliegenden größeren Seen zutrifft weiss ich leider nicht.

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                      • vinne90
                        Gerne im Forum
                        • 26.04.2010
                        • 82
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                        Hallo Mortias,

                        wieder ein wunderschöner Bericht von dir! Kann mich den positiven Kommentaren zu Text und Bildern nur anschließen und warte nun gespannt auf die Fortsetzung.

                        Gruß,
                        Vincent
                        vinne90-Blog&Bilder

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1279
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                          Ich denk mal, es ist wieder Zeit für eine kleine Fortsetzung. Also dann, los geht’s…

                          Tag 9 (18.08.)
                          Im Vergleich zu den letzten Tagen war es heute Morgen zwar auch wieder sonnig, aber es war frischer und die Luft wirkte richtig sauber gewachsen vom Regen gestern. Die schwüle Wetterlage war weg und es sah nach einem wunderschönen Sommertag aus. Die vor mir liegende Tagesetappe versprach auch entspannt zu werden. Insgesamt 17 km aufm Kungsleden mit nur moderaten Höhenunterschieden. Somit wusste ich, dass ich es heute erneut ruhig und entspannt angehen lassen konnte. Um kurz nach 10 machte ich mich dann aufm Weg, als die Sonne gerade dabei war die letzten tiefhängenden Wolken aufzulösen.


                          Wunderbar klarer Morgen


                          Paar Wolken hingen noch in den Bergen


                          Auf geht's

                          Vor mir lag jetzt der Abstieg in ein sehr einladendes Waldgebiet. Wirklich herrlich, ein lichter Fjällbirkenwald, durchsetzt mit einigen Sümpfen, Wiesen und kleineren Seen, dazu das warme Wetter und fast keine Insekten. Besser konnte es mich gar nicht treffen. Gemächlich folgte ich dem Weg und konnte nach einer Stunde Laufzeit vom Hang des Småfjällens einen schönen Blick auf den Näsbergstjön und den weiter hinten liegenden Gautsträsket werfen, an dessen Ufer auch Ammernäs liegt. Die Vegetation wurde nun dichter und kurzzeitig war der Weg ziemlich zugewachsen, wurde dann aber schnell wieder breiter.


                          Schickes Waldgebiet voraus


                          Im schicken Waldgebiet


                          Immer wieder offene Wieseflächen, herrlich


                          Blick zum Näsbergstjön


                          Kurzzeitig war der Weg recht zugewachsen

                          Um halb 12 erreichte ich dann auf den Näsbergstjön, einen wunderschönen See auf 700 m Höhe und komplett von Wald und kleineren Hügeln umgeben. Hier machte ich meine erste längere Pause heute. Für mich recht ungewöhnlich, da ich meist im Stundentakt pausiere. Aber ich wollte von Anfang an gerne hier am Seeufer sitzen und habe die Pause dann halt entsprechend nach hinten verschoben. Und gelohnt hat es sich allemal, der See und die Umgebung waren echt einladend und es war einfach ein Genuss hier am Ufer zu sitzen, die Sonne zu genießen und dem gemächlichen Plätschern der Wellen zu lauschen.


                          Am Näsbergstjön


                          Hier hab ich gerne pausiert.

                          Ungefähr ne halbe Stunde Pause habe ich mir gegönnt bevor ich dann wieder weiterging. Der Wald, der Weg, das Wetter, einfach alles wirkte heute so freundlich und einladend auf mich. Das war wirklich mal gechilltes Wandern ohne Sorgen. Nach ca. 20 Minuten kam ich auf die Hügelkuppe vom Näsberget und ich konnte meinen ersten Blick auf Ammernäs werfen. Hier merkte ich auch, dass ich der Zivilisation sehr nahe war. Neben mir stand ein Skilift, im Tal war die Straße nach Ammernäs deutlich zu sehen und in den Nadelwäldern der umliegenden Hänge waren die Spuren von Forstwirtschaft zu erkennen. Dennoch gefiel mir der Anblick, eben weil es trotz der Zivilisationszeichen einfach eine wunderschöne Natur war. Außerdem war ich echt happy zur Abwechslung mal wieder Nadelwald zu erblicken.


                          Gechillter Waldweg


                          Gautsträsket

                          Gemütlich lief ich nun eine breite Skipiste herab. Für den Wintertourismus wurden richtige Schneisen in den Wald geschlagen wo jetzt im Sommer eine wunderschöne Wiese mit enormer Pflanzenvielfalt erblühte. Das war mal ein Anblick der mein Herz erfreute. Die Skitourismusanlage im Tal war dann wiederum weniger schick und wirkte recht trostlos. Als dann ich durch den Ort lief traf ich zwei junge Damen die mich fragten ob ich nicht der Wanderer sei, den sie gestern mit ihren Pferden gejagt haben. Hehe, so sieht man sich also wieder. Sie meinten sie kämen aus verschiedenen Städten und machten von Ammernäs aus immer Tagesausritte ins Fjäll. Interessanterweise haben sie von dem Unwetter gestern Nachmittag nichts mitbekommen, obwohl sie noch bis zum frühen Abend nach Ammernäs zurückgeritten sind. Da dachte ich mir, ich könnte schön schadenfroh nachfragen ob sie auch ordentlich nass geworden sind, und dann so was, tja immer diese lokalen Schauer.


                          Abstieg auf der Skipiste


                          Wunderbar fruchtbare Wiese


                          Skistation im Tal, Blick zurück zum Näsberget

                          Im Ortzentrum, bei der Brücke übern Tjulån, gab es sogar einen kleinen Nära Dej Supermarkt, wo ich wieder meine Vorräte auffüllen konnte. Ich musste mich aber schon ziemlich zusammen reißen jetzt nicht zu gierig zuzulangen als ich an all den ganzen verlockenden Kühlregalen vorbei lief. Zum einen hätte ich dann ganzen Kram ja anschließend auch mitschleppen müssen, und außerdem war ich noch im „Wandermodus“ weswegen ich mir jetzt auch kein kaltes Bier oder ne Cola holen wollte. Schließlich hatte ich ja noch 5 1/2 Wandertage vor mir und wollte die kulinarischen Segnungen der Zivilisation erst dann wieder genießen, wenn meine Tour wirklich beendet war. Nachdem Einkauf saß ich nun gemütlich auf ner Bank, verzehrte mein Mittag, genoss die Sonne und freute mich einfach des Lebens. Anschließend unterhielt ich mich noch mit zwei Schweden die ihre Tour in Hemavan gestartet hatten und jetzt auf den Bus warteten. Dabei haben sie mir noch einen schönen Zeltplatztip fürn Tärnasjön mitgegeben und meinten, dass es im Moment wohl die erste längere wirklich warme Sommerperiode in dieser Region sei und der Sommer ca. 3 Wochen verspätet sei.


                          Supermarkt


                          Tjulån


                          Endlich mal wieder ne richtige Bank für meine Mittagspause, das nenn mal Luxus.

                          Nach einer überaus langen und erholsamen Mittagspause ging es um 15 Uhr dann endlich weiter. Der Kungsleden wurde von einem kurzen Straßenabschnitt unterbrochen und nach etwa einem Kilometer passierte ich einen Parkplatz und war ich wieder im Wald. Jetzt ging es erstmal durch einen schönen Nadelwald mit viel Unterholz. Das hat mir richtig gut gefallen, vor allem weil ich diesen harzigen Tannengeruch einfach liebe. Schade nur, dass es recht schnell bergauf ging und dieser Abschnitt somit nur recht kurz war. Bei diesem schönen Wetter hätte ich das gerne noch deutlich länger genossen.


                          Kurzer Straßenabschnitt


                          Malerischer Nadelwald


                          Frischer Gebirgsbach mit leckerem Trinkwasser


                          Brücke übern Ruovdatjjuhka


                          Herrlicher Blick auf Ammernäs und das Tjulån Tal

                          Auf etwa 700 Metern verlief der Weg nun ungefähr auf konstantem Höhenniveau, so dass ich beim Laufen einen schönen Blick auf Ammernäs und das Tjulån Tal genießen konnte. Ich passierte einige mit Wollgras bewachsene Sumpfflächen und ärgerte mich darüber, dass der Sommer so verspätet war. Ansonsten hätte ich mich jetzt mit Moltebeeren satt essen können. So reichte es nur für ein paar Kostproben. Es ging noch 100 Meter zum Ruovdatjjavratje, meinem heutigen Tagesziel, bergauf. Leider musste ich feststellen, dass der See ziemlich klein war. Genau genommen zu klein um da mein Zelt aufzustellen ohne gleichzeitig eine Zeltplatzgebühr an der Aigerstugan errichten zu müssen. Weiterlaufen wollte ich aber auch nicht mehr, vor allem weil hier die Aussicht echt nett war.


                          Bei meiner Lieblingsbeschäftigung (pausieren)


                          Wollgraswiese


                          Aigerstugan

                          Ich beschloss erstmal den kleinen Hügel links von der Stuga zu erklimmen. Von hier aus hatte ich einen herrlichen Blick auf den Stor-Tulträsket. Außerdem sah ich, dass etwas oberhalb vom Ruovdatjjavratje ein weiterer kleiner See lag der weit genug von der Aigerstugan entfernt war. Perfekt, das sollte mein Zeltplatz für heut Abend werden. Glücklicherweise war der See, obwohl klein, ziemlich tief, so dass ich bedenkenlos daraus trinken und wieder ein herrlich erfrischendes Bad genießen konnte. Frisch gewaschen und erholt genoss ich mein Abendbrot und freute mich darüber noch so einen tollen Zeltplatz mit Ausblick nach Ammernäs gefunden zu haben. Ein bisschen musste ich auch über meine Dreistigkeit schmunzeln einfach an dem kleinen See zu zelten nur um mir die Gebühr bei der Aigertstuga zu sparen.


                          Blick auf den Stor-Tulträsket


                          Ruovdatjjavratje, links oberhalb davon mein kleiner "Privatsee" für heut Abend


                          Perfekt, es geht doch nichts über einen gebührenfreien Zeltplatz


                          Abendessen kochen

                          Jetzt fehlte zur Krönung dieses Tages nur noch ein schöner Sonnenuntergang. Aber den sollte ich auch noch bekommen. Ich lief wieder zu dem Hügel auf dem ich vorhin schon drauf war und konnte bewundern wie die Abendsonne sich langsam dem Horizont näherte und ihre Strahlen auf den Stor-Tulträsket warf. Diesmal ungestört von den Mücken konnte ich mich am Anblick der sich langsam einstellenden Abenddämmerung laben. Um kurz nach 9 verschwand die Sonne hinterm Horizont. Aber ich saß noch lange einfach da und ließ diese Landschaft, die Ruhe und die Stimmung auf mich wirken. Endlich konnte ich den Abend in seiner ganzen Schönheit wirklich auch in Ruhe genießen und mir wieder klarmachen welch intensives Naturerlebnis Lappland mir doch immer wieder bietet. Schon jetzt konnte ich sagen, dass ich bei diesem Urlaub voll auf meine Kosten gekommen bin.


                          Wunderschöner Sonnenuntergang


                          Einfach nur ein Genuss so was miterleben zu dürfen.


                          Blick nach Osten, im Tal liegt Ammernäs


                          21 Uhr, die Sonne verschwindet hinterm Horizont.


                          Ein wunderbarer Moment in Ruhe und Frieden


                          Abendrot


                          Steinmännchen in der Abenddämmerung


                          Sinnvolle Abendbeschäftigung: Steine in den See schmeißen.


                          Hat hübsche Kreise auf dem Wasser gemacht.


                          Tag 10 (19.08.)
                          Der Morgen begrüßte mich mit tiefhängenden Wolken, die an mir vorbeizogen und immer wieder kurzzeitig die Landschaft komplett im Nebel versinken ließen, um dann wieder im Wechselspiel die Sonne rauskommen zu lassen. Tja, wie sollte ich das deuten? Optimistisch wie ich war dachte ich mir, dass die Sonne sich schon noch durchsetzten wird. Der Wetterbericht, den ich gestern in Ammernäs gesehen habe, sah schließlich recht positiv aus. Also beschloss ich heute wieder in kurzer Hose und T-Shirt loszulaufen.


                          Mäßige Wetterlage


                          Aufbruch um halb 11

                          Vor mir lagen jetzt erstmal 250 Meter Anstieg zum nächsten Pass. In einiger Ferne erblickte ich eine Dreiergruppe die in recht gemächlichem Tempo voranschritt aber schon einen ordentlichen Vorsprung hatte. Da kam auf einmal der Ehrgeiz in mir auf die einzuholen. Also ging’s, hoch motiviert, in ziemlich flottem Tempo zum Pass hinauf. 15 Minuten später habe ich sie dann eingeholt. Waren zwei Schweden und eine Schwedin, ungefähr mein Alter, vielleicht etwas jünger. Nach einem kurzen Schnack bin ich dann gleich weiter marschiert. Wollte vor denen ja nicht wie so’n Depp dastehen, der erst hoch sprintet um aufzuholen und dann keine Puste mehr hat. Bloß keine Schwäche zeigen war mein Motto. Mir ist natürlich selber bewusst wie bekloppt dieses Verhalten klingen mag, nur manchmal packt mich nun mal der sportliche Ehrgeiz und dann verbeiß ich mich darin.


                          Moderater Anstieg zum Pass


                          Kurz vor der Passhöhe

                          Nach einer Stunde erreichte ich die Passhöhe. Ich war durchgeschwitzt und doch etwas kaputt. Und statt der erhofften Wetterbesserung begann es sich zunehmend zu bewölken. Zusätzlich wehte ein strammer Wind der mich in meinen nassen Sachen schnell auskühlen ließ. Da war es nur vernünftig auf lange Hose und Jacke zu wechseln. Bin ich vorhin noch im Eiltempo bergauf gerannt, so kam ich jetzt nur sehr langsam voran. Durch den Anstieg hab ich wahrscheinlich hab all ich die wertvollen Kalorien vom Frühstück verbraten, so dass ich mich jetzt sehr schlapp und energielos fühlte. Und ich hatte tierischen Hunger. Tja, das war der Preis für meinen stumpfsinnigen Ehrgeiz. Landschaftlich war es jetzt auch nicht sonderlich attraktiv. Ich lief über eine relativ steinige Hochebene auf knapp 1100 Metern an einigen Seen vorbei. Wirklich viel sehen von der Landschaft konnte ich dank der Wolken eh nicht. Insgesamt wirkte es alles recht trist und trostlos auf mich.


                          Eingeschränkte Aussicht auf der Passhöhe


                          Langsam zog es zu.


                          Triste Steinlandschaft

                          Bei einem größeren See setzte ich mich erstmal hin und gönnte mir ausnahmsweise mal zwei Müsli Riegel. Ich merkte richtig, wie mein Körper nach Energie und Erholung verlangte. Wirklich angenehm war die Pause aber nicht, da es weder warm noch windstill war. Mäßig erholt lief ich nun weiter und sah 3 Minuten später die Juovvatjåhkka Rasthütte. „Also das sollte doch wohl ein Scherz sein“, dachte ich nur. Normerweise gucke ich doch immer so gründlich auf die Karte. Nur diesmal hab ich es versäumt, sonst hätte ich jetzt gemütlich in der (zumindest windstillen, und bestimmt auch wärmeren) Hütte pausieren können und mich nicht über eine unentspannte Pause beschweren müssen. Immerhin war die Aussicht ganz nett, sofern die Wolken den Blick aufs Norra Storfjället Massiv freigaben. Schon lustig dieses Gebirgsmassiv bei meiner Tour aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.


                          Ich hatte schon einladenere Plätze zum Pausieren.


                          Juovvatjåhkka Rasthütte


                          Norra Storfjället Massiv

                          Es ging nun 250 Meter bergab und als ich die Talsohle erreichte, fing es erstmal an zu regnen. Diesmal aber war ich schlauer als Vorgestern und holte bereits nach 5 Minuten Regenhose und Rucksackregenschutz raus. 20 Minuten später hörte der Schauer auch schon wieder auf und die Sonne brach kurzzeitig durch die Wolken. Ein guter Moment für die Mittagspause, zumal der Vuomatjåhkka vor mir komplett von den Wolken verschlungen war und ich meine Mittagspause dann doch lieber bei wärmendem Sonnenschein statt im Nebel verbringe. War echt froh es zumindest jetzt zum Essen noch mal halbwegs trocken gehabt zu haben.


                          Beim Abstieg


                          Uiuiui, das sieht jetzt aber mal nach Regen aus.


                          Über mir regnet es leider noch, während woanders bereits wieder die Sonne raus kommt. Kam mir irgendwie bekannt vor.


                          Mittagspause kurz vor der Wolkengrenze


                          Immerhin konnte ich nochmal kurzfristig die Sonne genießen.

                          Leider verschwand die Sonne bald auch wieder und ich tauchte in die Wolkensuppe beim Vuomatjåhkka ein. Was ich dabei immer wieder faszinierend finde ist wie ruhig und windstill es direkt in der Wolke ist. Irgendwie hat es immer etwas Gespenstisches an sich die nahe Umgebung nur in schemenhaften Umrissen wahrnehmen zu können und zu spüren wie die Wolken alle Geräusche verschlucken. Allerdings hielt diese Faszination nur für etwa 10 Minuten an, dann überwog die Langeweile. Ich musste mir zwar keine Sorgen machen mich zu verlaufen, da Weg deutlich ausgeschildert war, aber es war schlicht und ergreifend öde, monoton und langweilig. Außerdem war es auch ungemütlich kalt und ich merkte, dass ich schon wieder Hunger bekam und mich entsprechend kraftlos fühlte.


                          Ich hatte auch schon mal bessere Sicht.


                          Stimmung war eher so naja.

                          Gegen halb 4 ging es dann langsam bergab und die ersten Birken waren bereits zu sehen. Wirklich gelichtet hatte sich der Nebel bisher aber nicht. Dann sah ich rechts von mir einen kleinen See. Der war auch auf der Karte eingezeichnet, nur hätte ich nicht damit gerechnet den bei diesen Witterungen zu Gesicht zu bekommen. Somit war das Zeltplatzproblem für heute glücklicherweise gelöst. Ansonsten hätte ich für die nächstbeste Zeltmöglichkeit wahrscheinlich noch eine Stunde bis zur Brücke übern Servvejuhka weiterlaufen dürfen. Und ob man da wirklich hätte zelten können war ich mir auch nicht sicher. Im Wald ist das immer so ne Glückssache ob es offene Stellen gibt oder alles mit Unterholz zugewachsen ist.


                          Beim Abstieg, allerdings dachte der Nebel nicht daran sich zu lichten.


                          Oh ein See


                          Zwar etwas schrägt, aber Zeltplatz ist Zeltplatz.

                          Das Ufer des Sees war zwar steil und stark bewachsen, aber mit ein bisschen Improvisation hab ich dann doch nen halbwegs erträglichen Zeltplatz gefunden (soll heißen ähnlich schräg wie am Vindelälven). Besser als Nichts war es allemal, und immerhin konnte ich dadurch bereits um halb 5 Feierabend machen. Das tat echt gut, einfach ein bisschen im Zelt rumchillen, lesen, Musik hören und Schokolade essen. Gegen 19 Uhr hat sich der Nebel einmal kurzzeitig etwas gelichtet und ich konnte erkennen, dass nicht nur der Vuomatjåhkka, sondern die gesamte Umgebung, in Wolken gehüllt war. Eigentlich hätte ich heute gerne wieder einen Sonnenuntergang genossen, aber irgendwann geht nun mal jede Schönwetterperiode vorbei.


                          Tja...


                          Mit dem Sonnenuntergang hat es heute leider nicht so ganz geklappt.


                          Ich denk mal, dass es noch zwei Fortsetzungen geben wird. Mal gucken ob ich es noch vor Weihnachten hinbekomme den Bericht fertig zu stellen. Die Vorweihnachtszeit gilt ja bekanntlich immer als so furchtbar stressig und zeitfressend.
                          Zuletzt geändert von Mortias; 20.06.2021, 19:36. Grund: Bildverlinkungen geändert

                          Kommentar


                          • efbomber
                            Erfahren
                            • 23.08.2010
                            • 228
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                            #33
                            AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                            Die Vorweihnachtszeit gilt ja bekanntlich immer als so furchtbar stressig und zeitfressend.
                            Die Zeit danach anscheinend auch
                            Toller Bericht bis hierher! Habe es nun endlich geschafft nachzulesen. Die Bilder mit blauem Himmel und blauem See finde ich richtig schön! Die Sonnenuntergänge sind ebefalls ein Traum!

                            LG
                            David

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1279
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                              Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                              Die Zeit danach anscheinend auch
                              Ja hüsterle. Es kamen noch PC Probleme hinzu, die dazu führten, dass mein Rechner etwa 1 1/2 Wochen nicht einsatzfähig war. Und jetzt muss ich nach so langer Schreibpause auch erstmal wieder meine Trägheit überwinden. Aber ich verspreche, dass ich den Bericht demnächst weiter schreiben werde.

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                              • Mortias
                                Fuchs
                                • 10.06.2004
                                • 1279
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                Nach langer Pause (Grund siehe oben) geht’s jetzt endlich mal wieder weiter hier. Viel Spaß beim lesen.

                                Tag 11 (20.08.)
                                Ich wurde zwar nicht von Sonnenschein geweckt, aber immerhin hat sich die Wolkendecke wieder soweit angehoben, dass ich, abgesehen von einigen höheren Berggipfeln, doch wieder die komplette Umgebung sehen konnte. Eine enorme Steigerung zu gestern Nachmittag/Abend. Ich folgte nun dem Kungsleden durch den Birkenwald bergab und erreichte nach 40 Minuten den Servvejuhkka, passierte die Brücke und lief noch 2 km zur Servestuga weiter. Ein insgesamt eher unspektakulärer Abschnitt.


                                Der nächste Waldabschnitt wartet schon.


                                Kleiner Wasserfall bei der Servvejuhkka Brücke


                                Durch die Bewölkung wirkte die Landschaft jetzt nicht besonders abwechslungsreich.

                                Hinter der Servestuga ging es nun wieder aus dem Wald über die Baumgrenze hinauf. Beim Aufstieg hab ich mich dann schlau angestellt und bin vom Kungsleden abgekommen. Irgendwie gab es mehrere parallele Pfade und anscheinend folgte einem falschen der plötzlich verschwand während ich mich im Dickicht wieder fand. Rechts oberhalb von mir sah ich dann zwei Wanderer, die dem richtigen Weg folgten. Die müssen sich wohl auch gedacht haben was für’n Depp. Also schnell wieder den Kurs korrigiert und dann beschlossen einen kurzen Abstecher auf den nahen Gipfel dieses (namenlosen) Hügels zu machen. Waren eh nur ein paar Meter Umweg und ich fragte mich auch warum der Kungsleden nicht einfach an diesem Höhenrücken entlang geht anstatt halt paar Meter unterhalb dessen zu verlaufen.


                                Servestuga


                                Im Dickicht verlaufen

                                Von der Aussicht hat es sich der kleine Umweg jedenfalls mehr als gelohnt. Gerade nach Südosten hatte ich eine unheimlich tolle Fernsicht, da das Land, bestehend aus Waldabschnitten und Sumpfflächen, ziemlich eben war und erst weiter hinten am Horizont die nächsten Hügel aufragten. Wieder so ein typisches Lappland Panorama. Im Westen konnte ich meinen alten Freund den Stor-Tjulträsket ausmachen und südlich von mir den Servvejavrrie. Schade nur, dass es so bewölkt war, sonst hätte ich auch mehr vom Norra Storfjället Massiv sehen können. Aber dennoch, diesen kleinen Umweg kann ich jedem Kungsleden Wanderer nur wärmstens empfehlen.


                                Blick in die Ferne


                                Panoramablick vom namenlosen Hügel aus.


                                Servvejavrrie


                                Stor-Tjulträsket


                                Ausgedehnte Wald und Sumpflandschaft

                                Überaus gut gelaunt ging es nun wieder aufn Kungsleden zurück und mit permanentem Ausblick zum Servvejavrrie bergab. Um 13.15 Uhr erreichte ich eine Brücke und machte dort erstmal länger Pause. Heute war (mal wieder) so ein Tag wo ich von vornherein wusste, dass ich genug Zeit für meine Etappe hatte und ich es somit sehr gemütlich angehen lassen konnte, vor allem da ich aufm Kungsleden eh recht flott vorankam. Bis zum Tärnasjön waren es nur noch 10 km und ich hatte noch den ganzen Nachmittag Zeit. Wie war das doch gleich mit dem Titel dieses Berichtes?


                                Brücke an nem namenlosen Bach

                                Nach einer 20 minütigen Rast brach ich wieder auf und lief gemütlich bergauf, während die Wolkendecke an einigen Stellen begann durchlässig zu werden. Ich passierte einige kleinere Seen und dachte mir beim nächst größerem See, dass ich hier eigentlich ganz gut Mittagspause machen könnte. Ich war zwar erst wieder eine gute halbe Stunde unterwegs, aber der See wirkte sooo einladend auf mich, zumal jetzt auch die ersten Sonnenstrahlen durchkamen. Das versprach ja immer besser zu werden. Völlig ruhig und entspannt genoss ich also mein Polarbröd und gönnte mir anschließend ein kleines Schläfchen auf dem weichen Boden. Zwar war es doch deutlich kühler als noch vor ein paar Tagen, aber dennoch war ich einfach nur glücklich mich wieder so schön dekadent entspannen zu können. Schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass so was bei einem Wanderurlaub in Lappland nicht unbedingt selbstverständlich ist.


                                Langsam klarte es etwas auf.


                                Blick zurück zum Servvejavrrie


                                Gechillter Platz für meine Mittagspause


                                Ja, das schmeckt.

                                Nach 1 1/2 gechillten Stunden beschloss ich dann weiterzulaufen. Vor mir klarte es nun zunehmend auf und ich konnte jetzt auch mehr vom Norra Storfjället Massiv sehen. Wobei die Wolken sich lustigerweise in einer Art Ost-West Schneise über den Himmel spannten und alles südlich von mir noch bedeckten während im Norden die Sonne schien und ich so ziemlich genau unter dieser Grenze hindurch lief. Als ich nach halbstündiger Laufzeit dann den Siejdage erreichte war ich nun endgültig in der Schönwetterzone und wechselte wieder auf T-Shirt und kurze Hose. Die Sonne schien und es war angenehm warm, also war es erstmal Zeit für eine kleine Pause.


                                Blick zum Norra Storfjället, direkt über mir schien sich das Wetter nicht so ganz entscheiden zu können.


                                Bei strahlendem Sonnenschein am Siejdage

                                Es ging nun durch ein schönes Waldgebiet leicht bergab und gegen 17 Uhr konnte ich dann meinen ersten Blick auf den Tärnasjön werfen wie er bläulich in der Sonne schimmernd mich bereits erwartete. Auf den See hab ich mich schon lange gefreut, so stieg ich voller Vorfreude auf ein baldiges Bad im flotten Tempo die 150 Meter bergab, bis ich eine Viertelstunde später dann an den Tarnasjöstugorna ankam. Ich erinnerte mich an den Tipp den mir die beiden Schweden in Ammernäs gegeben haben. Und zwar meinten sie, dass man an der Landzunge nord-westlich von der Stuga sehr gut zelten könne. Ich fragte mich nur, ob das auch zum Einzugsgebiet der Stuga gehört und somit kostenpflichtig sei. Wie bestellt kam die Hüttenwartin zu mir, begrüßte mich und fragte ob ich denn hier übernachten wolle. Ich entgegnete, dass ich eigentlich an der Landzunge zelten möchte und sie bestätigte mir, dass man dort gut zelten könne und es auch kostenlos sei, da es weit genug von der Hütte weg ist. Nur die Sauna, Küche und sonstige Einrichtung dürfe ich dann natürlich nicht mitnutzen. Aber das hab ich ja eh nicht vorgehabt.


                                Sehr angenehm zu laufendes Wegstück


                                Dunkle Wolken im Süden, zum Glück musste ich da heute nicht mehr hin.


                                Durch die Sonne wirkte dieser Waldabschnitt doch gleich viel idyllischer als der am Vormittag.


                                Hat richtig Spaß gemacht hier durchzulaufen.


                                Tärnasjön voraus

                                Ich folgte also für etwa 150 Meter einem Trampelpfad und stand dann am Ende der Landzunge. Die beiden Schweden haben wirklich nicht zuviel versprochen, der Platz war einfach traumhaft. Zum einen gab es einige deutlich erkennbare ebene Zeltplätze und zum anderen war der Ausblick einfach fantastisch, da ich von drei Seiten aus vom Tärnasjön umgeben war. Es wehte zwar eine ziemlich kräftige Briese, aber wenn man die Zeltheringe mit Steinen beschwert ist mein Akto eigentlich recht sturmfest. Die Krönung aber war, dass auf der Nordseite der Landzunge eine windgeschützte Bucht mit Sandstrand vorhanden war, wo ich dann auch gleich ne Runde baden und Wäsche waschen konnte. Einfach perfekt, da stimmte wirklich alles. War wirklich ein wunderbarer Tipp dieser Zeltplatz, kann ich an dieser Stelle nur weiter geben.


                                Am Tärnasjön, bisschen windig war's ja schon.


                                Zum Glück gab es diese windgeschützte Bucht zum Baden.


                                Oh, Gesellschaft.


                                Diesen Zeltplatz kann ich nur wärmstens weiter empfehlen.

                                Abends legte sich der Wind etwas und es wurde auch merklich kühl. Aber glücklicherweise hatte ich meine lange Unterwäsche mit, so konnte ich, warm angezogen, draußen am Seeufer kochen und anschließend ein bisschen über die Steine kraxeln, die Landschaft bewundern und (mal wieder) schöne Sonnenuntergangsbilder machen. Nach dem gestrigen, etwas unspektakulären und grauem Tag war ich natürlich überglücklich jetzt an solch einem malerischen Platz einen weiteren Sonnenuntergang genießen zu können. Um kurz vor 9 verschwand die Sonne hinterm Horizont und es zogen wieder zunehmend Wolken auf. Ob sie Regen mit sich brachten sollte ich morgen erfahren.


                                Nach getanem Tageswerk in Ruhe kochen...


                                ...und dabei noch die Abendsonne genießen.


                                Ja da schmeckt das Essen doch gleich doppelt so gut!!!


                                Was gibt es schöneres als Abends, während die Sonne langsam untergeht,...


                                ...am Seeufer zu sitzen und dem beruhigendem Plätschern des Wassers zu lauschen?


                                Einfach nur traumhaft


                                Kurz vor halb 10, die letzten Sonnenstrahlen des Tages


                                Tag 12 (21.08.)
                                Tropf, tropf, tropf…geweckt vom monotonem Tropfen des Regens auf meine Zeltwand erblickte ich eine triste, in graue Regenwolken versunkene, Landschaft. Das sollte der gleiche See sein, an dem ich gestern Abend noch so einen schönen Sonnenuntergang beobachten konnte? Kaum zu glauben. Jetzt hingen die Wolken auf etwa 800 Metern und es ging ein moderater Sprühregen auf mein Zelt nieder. Da ich mein Zelt nur ungern bei Regen abbaue, hab ich also erstmal abgewartet und weiter gedöst. Ich hatte ja Zeit…


                                Was für ein Morgen

                                Wirklich besser wurde es aber leider nicht und den ganzen Tag im wollte ich auch nicht im Zelt rumhocken. Also hab ich dann doch alles im Regen zusammengepackt und bin um halb 12 aufgebrochen. Es regnete und die Sicht war schlecht und dennoch ich war sehr gut aufgelegt. Ich freute mich einfach darüber unterwegs und in Bewegung zu sein und hoffte einfach, dass der Regen am Nachmittag aufhören würde und dann die Wolkendecke aufreißt und die Sonne durchlässt. Bisschen träumen wird doch wohl noch erlaubt sein…


                                Aufbruch um halb 12


                                Tärnasjöstugorna im Regen, gestern Abend war hier noch richtig viel los, jetzt war total tote Hose.

                                Nach 20 minütigem Wandern ist die Stimmung dann aber schon merklich abgekühlt. Der Kunsgleden führte recht abwechslungslos durch dichten Birkenwald, aber ohne, wie erhofft, auch mal Blicke auf den Tärnasjön freizugeben. Lediglich hin und wieder war er aus der Ferne zu erspähen. Erst nach 1 1/2 Stunden kam ich das erste Mal wieder direkt ans Ufer und konnte ein bisschen am Kiesstrand entlanglaufen. Anschließend entfernte sich der Weg zwar wieder, aber die Landschaft wurde abwechslungsreicher. Offene Sumpffläche und kleinere Seen rundeten das Landschaftsbild ab und immerhin war es jetzt zwischenzeitlich auch mal trocken. Was mich nur richtig genervt hat waren die riesigen Felder voller unreifer Moltebeeren. Was hätte ich jetzt normalerweise für eine Fressorgie veranstalten können wenn die Beeren alle reif gewesen wären? Und normalerweise wäre es Mitte August auch die beste Zeit dafür gewesen. Nur dieses Jahr leider nicht, grrr.


                                So sah der Weg jetzt für längere Zeit erstmal aus.


                                Kiesstrand am Tärnasjön, Blick nach Süden


                                Kiesstrand am Tärnasjön, Blick nach Norden


                                Sumpfige Landschaft

                                Mittagspause machte ich am Ufer eines etwas größeren Sees. Der Boden war leider recht feucht und es waren auch wieder einige Knott unterwegs, so dass ich nicht gerade behaupten konnte diese Pause wirklich genossen zu haben. Außerdem tröpfelte es zwischendurch auch immer wieder. Eher lustlos hab ich mir mein Essen reingestopft und auch nicht allzu viel Zeit mit irgendwelchen Entspannungsübungen verbracht, sondern mich lieber wieder schnell aufm Weg gemacht.


                                Unspektakulärer Ort für die Mittagspause

                                Nach 2 weiteren Kilometern traf ich dann wieder auf den Tärnasjön, der hier an seinem südlichen Ende deutlich schmaler ist und dank seiner vielen kleinen Inseln eine wunderschöne Schärenlandschaft bildet. Insgesamt 5 Hängebrücken und zwei feste Holzbrücken führten mich nun von Insel zu Insel ans andere Ufer, eine unheimlich erheiternde Abwechslung zur bisherigen Etappe. Wahrscheinlich auch das Highlight des heutigen Tages. Genervt hat dann nur, dass es wieder zu pieseln anfing und ich meine nächste Pause auch nicht so wirklich genießen konnte.


                                Ziemlich wackelige Konstruktion, da bin ich dann doch lieber direkt über den (umgestürzten) Zaun gestiegen


                                Brückenaction


                                Rein theoretisch hätte ich nicht jede der Brücken benötigt.


                                Und weil’s so schön war noch mehr Brücken.


                                Verregnete Pause, Stimmung so naja...

                                Am Westufer erwartete mich jetzt erstmal ein Anstieg von 140 Metern der mich endlich oberhalb der Baumgrenze brachte. Zum ersten Mal überhaupt kam heute ich ins Schwitzen und dadurch etwas aus diesem monotonen Trott heraus. Und endlich hörte es auch mal wirklich gänzlich auf zu regnen, auch wenn von der Sonne weiterhin nichts zu sehen war. Meine anfängliche Hoffnung auf einen kompletten Wetterumschwung hat sich somit leider nicht erfüllt. Aber immerhin war es jetzt trocken und es wuchsen hier etliche Blaubeeren an denen ich mich gütlich tun konnte. Sogar ein paar reife Moltebeeren konnte ich ergattern.


                                Beim Aufstieg, Blick zurück zur Schärenlandschaft des Tärnasjöns


                                Regenschauer im Osten


                                Erster Blick ins Hochgebirge


                                Endlich mal wieder eine reife Moltebeere, das wurde aber auch mal Zeit!!!

                                Um 17.30 Uhr erreichte ich dann die Syterstugan. Nun wurde eine Entscheidung fällig. Mein ursprünglicher Plan sah vor den Kungsleden hier zu verlassen und bis zum Fuß des Morhtetjåhke laufen, dort mein Zelt aufzuschlagen um am nächsten Tag dann den Norra Sytertoppen zu besteigen. Aber bei einem Wetter wie heute wäre das eigentlich ein ziemlich dämliches Unterfangen. Da wäre der Kungsleden die leichtere und bestimmt auch sicherere Alternative. Andererseits lagen die Wolken jetzt nicht mehr so tief wie heute Morgen, so dass ich etwa bis auf 1300 Metern Sicht hatte und somit auch wenigstens ein bisschen von der Hochgebirgslandschaft hier wahrnehmen konnte. Da könnte ich doch zumindest heute noch der ursprünglich geplanten Route folgen. Bei schlechtem Wetter könnte ich dann Morgen ja immer noch umkehren, Zeit genug war auf jeden Fall vorhanden.


                                Syterstugan


                                Immerhin war der Vorgipfel vom Morhtetjåhke wolkenfrei.


                                Weggabelung; links ging’s aufm Kungsleden weiter, rechts Richtung Norra Sytertoppen.

                                Ich nahm an der Abzweigung hinter der Stuga also den rechten Weg und freute mich
                                wie ich mich langsam dieser wolkenverhangenen ungemütlichen Hochgebirgslandschaft näherte. Für einen kurzen Moment zeigte sich sogar ein Hauch von Sonne und zauberte mir einen kleinen Regenbogen herbei. Ich kam auf dem leicht zu laufenden Weg gut voran und erreichte um halb 7 auf knapp 1000 Höhenmetern dann die Bachgabel beim Mealhkoejohke. Dies war laut Karte der letzte Bach vorm Aufstieg zum Gipfel. Der Boden hier bestand aus fester ebener Mooswiese und war somit ideal zum Zelten geeignet. Nur kalt war es jetzt wieder, richtig unbequem kalt. Es wehte ein ziemlich zünftiger Wind und ich versuchte meine Aufenthalte außerhalb des Zeltes möglichst zu minimieren. Aber dennoch war ich überaus glücklich darüber jetzt hier zu sein wo ich es mir ursprünglich auch vorgenommen habe. Jetzt konnte ich nur noch darauf hoffen, dass ich morgen besseres Bergsteigerwetter bekäme.


                                Kurzer Sonnenmoment inklusive Regenbogen


                                Die Freude währte nur leider nicht lang.


                                Zeltplatz am Mealhkoejohke


                                Gekocht und gegessen wurde heute gemütlich im Zelt.


                                Drei Tage sind noch übrig von meiner Tour. Ich denk mal das werd ich dann alles in einem Aufwasch erledigen. Wird sicherlich nicht Morgen schon soweit sein, aber gewiss auch nicht so lange dauern wie letztes Mal.
                                Zuletzt geändert von Mortias; 20.06.2021, 19:57. Grund: Bildverlinkungen geändert

                                Kommentar


                                • efbomber
                                  Erfahren
                                  • 23.08.2010
                                  • 228
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                  - Unterhaltung
                                  Da hast zum einen Glück und zum anderen Pech mit dem Wetter. Ich mags auch überhaupt nicht im Regen das Lager abzubrechen und loszumarschieren. Aber eigentlich ist nur die erste Überwindung nötig, wenn man den Poppes erstmal aus dem Zelt bekommen hat, gehts in der Regel.

                                  Wie kommst du denn bei Dauerregen klar? Mich nervts die ersten Meter, aber dann stellt sich bei mir dieses "Mehr-als-nass-werden-kannst-du-nicht"-Gefühl ein. Sobald das passiert, bin ich mit mir im Einklang und das Wandern macht wieder Spaß.
                                  Pausen mache ich nur sehr ungerne bei Regen. Lieber den Tagessoll ablaufen und dafür dann eher das Lager aufschlagen und dann umso länger entspannen.

                                  3 Tage noch. Sauber! Ich bin gespannt

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1279
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                                    #37
                                    AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                    Wie kommst du denn bei Dauerregen klar? Mich nervts die ersten Meter, aber dann stellt sich bei mir dieses "Mehr-als-nass-werden-kannst-du-nicht"-Gefühl ein. Sobald das passiert, bin ich mit mir im Einklang und das Wandern macht wieder Spaß.
                                    Pausen mache ich nur sehr ungerne bei Regen. Lieber den Tagessoll ablaufen und dafür dann eher das Lager aufschlagen und dann umso länger entspannen.
                                    Naja, Dauerregen ist nicht gerade mein Lieblingswetter, aber ich muss auch mal relativieren, dass das jetzt gerade mal ein Tag war an dem es wirklich viel geregnet hatte. Unter Dauerregen verstehe ich eine kontinuirliche Regenperiode über mehrere Tage. Und wirklich schlimm war der Regen nicht, war nur ein leichter Sprühregen, so dass meine Regensachen mich auch gut trocken gehalten haben. Was ich bei Dauerregen generell am nervigesten finde ist einfach die oftmals extrem schlechte Sicht. Wenn ich wandern gehe will ich schöne Landschaften bewundern und nicht graue Regenwolken. Das zieht mich dann manchmal schon runter, vor allem wenn Abschnitte, auf die ich mich vorher total gefreut habe, dann komplett in Regenwolken versinken (wie z.B. im Unna Reaiddavaggi vorletztes Jahr). Hinzu kommt noch eine mögliche Unsicherheit bei der Orientierung. Diesmal war das kein Problem, weil ich ja nur dem Kungsleden folgen musste, aber wenn ich querfeldein gelaufen wäre hätte ich es vielleicht nicht ganz so entspannt gesehen.

                                    Bezüglich Pausen halte ich es so, dass ich, solange ich nicht total durchnässt bin, schon nicht darauf verzichten möchte. Meistens ist meine Motivation aus oben genannten Gründen an solchen Tagen nicht die allerhöchste, und dann kann mich wenigstens die Aussicht auf ein kleines Päusschen manchmal ganz gut motivieren (am höchsten ist meine Motivation meistens direkt vor und nach der Pause). Außerdem hab ich oftmals auch gar keine Lust schon so früh mein Lager aufzuschlagen. Ich hoff dann eher noch, dass es später noch etwas aufklart und ich dann die Landschaft beim Wandern genießen kann. Wenn es allerdings die ganze Zeit wirklich stark regnet laufe ich auch möglichst ohne Pause durch und suche mir früh nen Zeltplatz. Aber nur dann und das ist zum Glück auch noch nicht häufig vorgekommen.

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                                    • efbomber
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2010
                                      • 228
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                      Was ich bei Dauerregen generell am nervigesten finde ist einfach die oftmals extrem schlechte Sicht. Wenn ich wandern gehe will ich schöne Landschaften bewundern und nicht graue Regenwolken.
                                      Klar, dass ist natürlich ein wichtiger Aspekt! Graue Regenwolken haben wir in Deutschland schon mehr als genug und ausserdem unterscheiden sich diese kaum in Form und Farbe von denen in Skandinavien

                                      Ich glaube ich werde mal deinen Wanderstil ausprobieren. Ca. jede Stunde eine kleine Pause zum genießen und ggfs. etwas knabbern. Das hält die Motivation sicher auf einem konstanteren Niveau, was bei einer längeren Solotour durchaus hilfreich sein könnte
                                      Mit einem Wanderpartner motiviert man sich ja eigentlich stetig gegenseitig.

                                      Gruß
                                      David

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                                      • Mortias
                                        Fuchs
                                        • 10.06.2004
                                        • 1279
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                        Mit einem Wanderpartner motiviert man sich ja eigentlich stetig gegenseitig.
                                        Ja, oder aber man zieht sich gegenseitig runter wenn einer mies gelaunt ist und ständig rummeckert. Vorteil bei Solotouren ist jedenfalls, dass ich, wenn's mal richtig scheisse läuft, trotzdem eigentlich immer recht ruhig bleibe. Ist ja eh niemand da bei dem ich mal die Wut rauslassen kann und somit lohnt es sich eigentlich nicht sich dann sonderlich autzuregen.

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                                        • woelfchen
                                          Erfahren
                                          • 20.03.2010
                                          • 276
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [SE] Lappland im Bereich des Gechillten – 2 Wochen Vindelfjäll

                                          Erst einmal vielen Dank an Dich, Mortias, für den bisher tollen Bericht mit den vielen wunderschönen und stimmungsvollen Fotos. Ich habe mich immer gefreut, wenn es wieder etwas zum Lesen gab und warte nun geduldig auf den letzten Abschnitt.

                                          Irgendwie haben wir alle - glaube ich - in den letzten beiden Jahren ausreichend Wasser von oben abbekommen oder wegen der Wolken immer mal wieder eingeschränkte Aussicht gehabt. Aber dennoch hat wahrscheinlich niemand den Spaß an dieser Art Urlaub verloren. Und irgendwie lernt man dadurch erst richtig, die sonnigen Tage so richtig auszukosten.

                                          Hatte im Juni dieses Jahr meine erste Solotour unternommen. Einfache Strecke von Abisko nach Nikkaluokta - wegen der Schneeverhältnisse allerdings von Alesjaure dann durch das Vistasvagge. Besonders am Solo-Wandern hat mir gefallen, dass es wirklich richtig ruhig um einen herum ist und das man unheimlich schnell mit anderen Wanderern ins Gespräch kommt. Vor allem mit denjenigen, die ebenfalls allein unterwegs sind. Es gab aber auch Situationen, die hätte ich gerne mit jemanden geteilt - wie z. B. den Elch, der Morgens in der Nähe meines Zeltes aufgetaucht ist und die frischen Triebe des Weidengestrüpps abgeknabbert hat oder die Rentierherde, die durch den Hauptfluss im Vistasvagge geschwommen ist.
                                          Eine Umstellung war es auch, dass man alles selbst und allein machen musste - vom Zelt aufbauen bis hin zum Wasser holen und kochen. Zu zweit kann man ein paar Aufgaben teilen und kommt so viel schneller dazu, den Abend vorm oder im Zelt genießen zu können.

                                          Wollte dieses Jahr wieder gerne eine kurze Solotour in meinem geliebten Lappland machen, aber es kommt immer anders als man denkt. Wir werden wohl beide für die nächsten 1-2 Jahre erst einmal pausieren müssen und hoffen dann, zumindest kurze Touren unternehmen zu können.

                                          Bis dahin bleibt mir nur, bei solchen Berichten wie Deinen, einfach mitträumen zu können. Also nochmal vielen Dank ... und ich warte einfach geduldig weiter auf die Fortsetzung.

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