[IS] 21-tägiger Islandtrek

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  • berniehh
    Fuchs
    • 31.01.2011
    • 2408
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    • Meine Reisen

    AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

    Als ich am nächsten Morgen in Skogár aus dem Zelt schaute war das Wetter immer noch schlecht. Es hat zwar nicht mehr in Strömen geregnet wie gestern, sondern nur noch leicht genieselt, aber trotzdem bin ich am Vormittag nochmal die 5 Kilometer zurückspaziert um paar mehr Fotos von den zahlreichen Wasserfällen zu machen.




















    von hier bin ich wieder zurückgewandert nach Skogár

    Gut daß ich gestern nicht da oben in der Hütte übernachtet habe, denn heute wäre ich bei dem Wetter definitiv nicht nochmal hoch zum Fimmvörðuháls gegangen. Da hätte man wegen Nebel heute auch nichts sehen können.

    Gegen Mittag war ich wieder zurück beim Zelt.


    Abstieg nach Skógar


    Mein Camp am Trekende in Skógar


    Skógafoss

    Mein Islandtrek und die gesamte Reise ist hiermit also zuende Es geht nun auf direktem Wege nach Hause.
    Den letzten Teil des Treks werde ich heute oder morgen auch noch mit auf meine Webseite stellen.

    Jetzt ist also der Zeitpunkt gekommen mal ein Gesamtfazit meiner Islandreise zu schreiben:
    Island hat mir sehr gut gefallen und ich habe es nicht bereut hierhergekommen zu sein. Ich brauche wohl nicht zu schreiben daß ich meine 21-tägige Trekkingroute absolut phantastisch fand, das ist ja im Bericht auch schon rübergekommen. Die Landschaften waren wirklich einzigartig und auch abwechslungsreich.

    Gut, wenn ich weniger Pisten gekreuzt hätte, würde mir die Gesamttour wahrscheinlich noch etwas besser gefallen. Daß das isländische Hochland für meinen Geschmack viel zu stark mit Pisten erschlossen ist, hatte ich ja vorher schon gewusst und dementsprechend meine Route geplant. Normalerweise würde ich bei einem Land, das so dünn besiedelt ist wie Island, denken daß es da viel größere zusammenhängende pistenfreie Gebiete gibt, die nicht mit Fahrzeugen erreichbar sind.

    Auf die Frage ob ich in Zukunft noch ein zweites Mal nach Island reisen würde, würde ich antworten:......hmm, ausschließen würde ich es zwar nicht, aber erstmal werde ich mich wohl auf andere Länder stürzen Klar, Island bietet auch noch weitere Trekkingregionen die mich total reizen, wie z.B. Hornstrandir oder die Gegend um Höfn oder noch paar weitere Gegenden.

    Zum Schluss wage ich nochmal Island mit Lappland zu vergleichen und versuche die Frage zu beantworten welches von den beiden Ländern ich lohnender finde:
    Hmm,....ich würde jetzt nicht behaupten daß Lappland landschaftlich spektakulärer wie Island ist,......auf keinen Fall! Beide Länder haben ja völlig unterschiedliche Landschaften und beide Länder, Lappland als auch Island, finde ich mega-attraktiv, so daß ich da keine direkten Vergleiche ziehen würde.
    Aber an möglichen Trekkingrouten, die meinen Kriterien entsprechen, hat Lappland wesentlich mehr Potenzial wie Island! In Lappland kann man locker mal 400 Kilometer durch die Landschaft wandern ohne eine einzige Piste oder Straße zu kreuzen In Island bin ich zwar auch nicht auf Pisten gewandert, aber ich habe zum Schluss garnicht mehr gezählt wieviele Pisten ich zwischen dem Langisjör und Skogár überquert habe

    Auf jeden Fall freue ich mich schon riesig auf meine Lapplandtour im nächsten Sommer zusammen mit Vincent. Aber noch etwas mehr freue ich mich momentan auf meine Neuseelandtreks, die ich ab Anfang Januar in Angriff nehmen will.

    ------------

    Als ich am frühen Nachmittag mein Camp abbaute, regnete es wieder stärker. Nun geht´s also zurück nach Reykjavik. Weil mir die Busse auf Island zu teuer sind, wollte ich es mal mit dem Trampen probieren. Vor meinen Heimflug wollte ich nicht nochmal Geld abheben müssen und meine letzten paar Kronen wollte ich in Reykjavik lieber in Hamburger mit Pommes investieren

    Über das Trampen in Island habe ich ja schon unterschiedliche Dinge gehört. Einige sagen das trampen funktioniere sehr gut dort aber andere meinen Island sei kein gutes Tramperland.

    Ich habe mich also in Skogár an die Straße gestellt,.....nein, bei dem Regen hatte ich keine Lust da am Straßenrand rumzustehen und bin einfach losmarschiert und habe den Daumen rausgestreckt wenn ein Auto vorbeikam. Nach 20 Minuten hielt das erste an. Es waren französische Touristen, die mich bis nach Selfoss mitnahmen. Von Selfoss bin ich mit zwei verschiedenen Autos weiter bis nach Reykjavik gekommen, praktisch ohne Wartezeit. Als erstes stoppten zwei junge Leute aus Selfoss, die fuhren aber nur paar Kilometer und bogen dann ab. Keine fünf Minuten später hielt ein Mann aus Reykjavik an, der mich bis in die Hauptstadt mitnahm. Die Menschen sind wirklich sehr freundlich hier auf Island In Reykjavik bin ich wieder zurück zum Campingplatz gegangen und habe als erstes mal eine heiße Dusche genommen.

    Zwei Tage musste ich noch in Reykjavik rumgammeln, bis mein Rückflug nach Hamburg geht. In dieser Zeit habe ich auch nichts besonderes mehr gemacht.
    Am Nachmittag des letzten Tages kamen Vincent und seine Freundin Kristin zurück nach Reykjavik. Sie waren in den Westfjorden und hatten dort traumhaftes Wetter, während ich die letzten zwei Tage meines Treks nonstop Dauerregen hatte.
    Malte ist schon vor einer Woche nach Hause geflogen.

    Gegen 22:00 nahmen Vincent und ich den Bus zum Flughafen. Die Abflugszeit war um 0:45. Kristin fliegt erst morgen früh.
    Morgens um 6:00 Ankunft in Hamburg und um 7:30 war ich wieder in meiner Wohnung. Ich habe dann gleich meine Funke ins Ladegerät gesteckt und gegen 11:30 war ich wieder als Fahrradkurier auf der Straße. Der Alltag ist wieder da........


    ENDE
    Zuletzt geändert von berniehh; 28.10.2012, 12:05.
    www.trekking.magix.net

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    • peter-hoehle
      Lebt im Forum
      • 18.01.2008
      • 5175
      • Privat

      • Meine Reisen

      AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

      da dieser erlebnisreiche Reisebericht zu Ende ist,sage ich hier
      Danke Berniehh für diesen Reisebericht.

      Gruß Peter
      Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
      Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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      • Gast-Avatar

        AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

        Vielen Dank auch von mir noch einmal für den Bericht.

        "Morgens um 6:00 Ankunft in Hamburg und um 7:30 war ich wieder in meiner Wohnung. Ich habe dann gleich meine Funke ins Ladegerät gesteckt und gegen 11:30 war ich wieder als Fahrradkurier auf der Straße."

        Tough guy ...

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
          • 1203
          • Privat

          • Meine Reisen

          AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

          Ganz starker Bericht, hat mir echt Freude gemacht und lesen. War jetzt der erste Island Bericht den ich mal wirklich permanent mitverfolgt habe. Bisher hatte mich Island eigentlich nie so sonderlich interessiert und ich habe viele Island Berichte, wenn überhaupt, dann nur sporadisch überflogen (Ausnahme noch der Bericht von Max und Nicki der kurz nach Deinem Bericht erschien und ich dadurch schon etwas angefixt war ). Aber ich muss sagen Du bist teilweise schon durch überaus spektakuläre Landschaften gelaufen wo ich wirklich ins Grübeln gekommen bin ob das nicht auch mal für mich was wäre (auch wenn ich die Aussicht haufenweise Pisten zu kreuzen ebenfalls nicht sonderlich attraktiv finde). Einen Kritikpunkt habe ich aber noch: Dein Bericht war zu kurz. Hättest Du nicht noch einfach ne Woche länger wandern können??? Hab mich immer gefreut wenn es ne Fortsetzung von Deinem Bericht gab. Und das ist ja jetzt leider vorbei.

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          • berniehh
            Fuchs
            • 31.01.2011
            • 2408
            • Privat

            • Meine Reisen

            AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
            Aber ich muss sagen Du bist teilweise schon durch überaus spektakuläre Landschaften gelaufen wo ich wirklich ins Grübeln gekommen bin ob das nicht auch mal für mich was wäre (auch wenn ich die Aussicht haufenweise Pisten zu kreuzen ebenfalls nicht sonderlich attraktiv finde).
            Um das mal etwas zu relativieren, habe ich jetzt mal genau nachgezählt und bin dabei auf insgesamt 14 Pistenguerungen gekommen in 13 Tagen, also vom Langisjör bis zum Trekende. Das macht durchschnittlich knapp über eine pro Tag Wobei ich natürlich auch die Pisten mitgezählt habe die nur zu den Hütten führen (Beispiel Hrafntinnusker am Laugavegur) und auch die die ich eigentlich garnicht berührt habe, sondern nur aus einiger Entfernung gesehen (Beispiel Emstrur Hütten am Laugavegur). Trotzdem sind das für meinen Geschmack aber noch viel zuviele

            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
            Einen Kritikpunkt habe ich aber noch: Dein Bericht war zu kurz. Hättest Du nicht noch einfach ne Woche länger wandern können??? Hab mich immer gefreut wenn es ne Fortsetzung von Deinem Bericht gab. Und das ist ja jetzt leider vorbei.
            Hmm,....würde ich auch gerne machen, aber die Rückflugdaten standen ja schon fest Verlängern stand auch nicht zur Debatte, denn die letzten drei Augusttage musste ich sehen daß ich Umsatz eingefahren bekomme um aus dem Monat wenigstens noch mit plus/minus null rauszukommen
            Ursprünglich hatte ich auch geplant von Skógar aus den Trek eventuell für einige Tage zu verlängern, falls noch Zeit vorhanden wäre. Ich hatte mir da auch schon eine ungefähre Route zurechtgelegt,......weil das Wetter zu schlecht war hatte ich aber keine Lust mehr dazu. Komischerweise wurde das Wetter auch sofort gut, sobald ich in Reykjavik ankam
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            • juliaS
              Anfänger im Forum
              • 29.10.2012
              • 10
              • Privat

              • Meine Reisen

              AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

              Auch von mir an dieser Stelle wirklich ein ganz großes Dankeschön für diesen Bericht! Er hat mich bisher am meisten gefesselt und auch die BIlder sind klasse! Hast du dir schonmal überlegt mehr als nur Forumberichte zu schreiben? Auf jeden Fall freu ich mich jetzt schon auf deine Berichte von deinen Neuseelandtreks im Januar!!!!

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              • Mika Hautamaeki
                Alter Hase
                • 30.05.2007
                • 3979
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                Von mir auch nochmal ein gaaaanz großes DANKE!!!!
                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                A. v. Humboldt.

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                • jeha
                  Erfahren
                  • 04.08.2005
                  • 366

                  • Meine Reisen

                  AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                  Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                  Ursprünglich hatte ich auch geplant von Skógar aus den Trek eventuell für einige Tage zu verlängern, falls noch Zeit vorhanden wäre. Ich hatte mir da auch schon eine ungefähre Route zurechtgelegt,......
                  Von Skogar aus noch verlängern? An was hattest du da gedacht? (Hab jetzt grad keine Karte zur Hand, aber wenn ich mich richtig erinner war da doch zwischen Wasserfall, Ringstraße und Meer nicht mehr viel, oder? Aber so wie ich dich einschätz, hast du auch da wieder irgendeine schicke Route angedacht...

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                  • berniehh
                    Fuchs
                    • 31.01.2011
                    • 2408
                    • Privat

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                    AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                    Zitat von jeha Beitrag anzeigen
                    Von Skogar aus noch verlängern? An was hattest du da gedacht? (Hab jetzt grad keine Karte zur Hand, aber wenn ich mich richtig erinner war da doch zwischen Wasserfall, Ringstraße und Meer nicht mehr viel, oder?
                    Doch es gibt da eine interessante Verlängerungsmöglichkeit: Von der Hütte wo ich am letzten Tag Mittagspause gemacht habe nicht runter nach Skógar, sondern weiter Richtung Osten nach Vík,....dabei immer so ziemlich am Randes des Myrdalsjökull entlang. Zwei bis drei Tage wird die Route vermutlich dauern und man kommt da durch einige nette Schluchten und Gletscherflusstäler, auch die eine oder andere Gletscherquerung wird sich vielleicht nicht vermeiden lassen
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                    • jeha
                      Erfahren
                      • 04.08.2005
                      • 366

                      • Meine Reisen

                      AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                      Doch es gibt da eine interessante Verlängerungsmöglichkeit: Von der Hütte wo ich am letzten Tag Mittagspause gemacht habe nicht runter nach Skógar, sondern weiter Richtung Osten nach Vík,....dabei immer so ziemlich am Randes des Myrdalsjökull entlang. Zwei bis drei Tage wird die Route vermutlich dauern und man kommt da durch einige nette Schluchten und Gletscherflusstäler, auch die eine oder andere Gletscherquerung wird sich vielleicht nicht vermeiden lassen
                      ah ja, danke. das hört sich in der tat interessant an. auch die ecke um Thakgil, südlich des Huldujökull soll sehr schön sein

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                      • Gast-Avatar

                        AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                        Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                        Noch ein Wort zu Island und "Wildnis".
                        Es wurde in den letzten Beiträgen kontrovers über die vielen Pisten und die Erreichbarkeit der Hütten sowie über Überlaufene Trekkingrouten diskutiert. Ich will das jetzt nicht weiter vertiefen. Augefallen ist mir hier hier die Verwendung des Begriffes "Wildnisfeeling" - es wird nicht das Verschwinden der Wildnis bedauert sondern die Störung des "Wildnisfeelings". Also die Diskrepanz zwichen vorgefundener Realität und projeziertem Ideal. Das könnte man die Gefahr der "romantischen Ansatzes" nennen. Ok - das Abenteuer findet sowieso erst im Kopf statt.[/B])
                        "Wildnisfeeling" übersetze ich jetzt mal als „Gefühl in der Wildnis zu sein“. Wie alle Gefühle also eine subjektive Sache, bei der es nicht auf einen objektiven Begriff von Wildnis ankommt, also z.B. eine vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Naturlandschaft.

                        Dieses Gefühl stellt sich bei jedem Menschen anders dar.

                        Nach meiner Meinung wird dieses Gefühl u.a. geringer, je mehr Infos ich über die Wanderstreckenführung, die Versorgungsmöglichkeiten und über die technisch zu erwartenden Probleme habe.
                        Je mehr Infos ich habe aus Erfahrungsberichten, desto weniger „wild“ wird es. Insofern ist dieses Forum eine Wildnisgefühlsminimierungsmaschine.

                        Entgegensteuern kann nur jeder selbst, indem er bekannte Routen verlässt, Trails und Hütten vermeidet, wie es berniehh immer wieder versucht. Seine Kritik an Hütten mit Zugang für Autos ist für mich absolut nachvollziehbar.

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                        • Igelstroem
                          Fuchs
                          • 30.01.2013
                          • 1888
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                          Zitat von altwanderer Beitrag anzeigen
                          Insofern ist dieses Forum eine Wildnisgefühlsminimierungsmaschine.

                          Entgegensteuern kann nur jeder selbst, indem er bekannte Routen verlässt, Trails und Hütten vermeidet, wie es berniehh immer wieder versucht. Seine Kritik an Hütten mit Zugang für Autos ist für mich absolut nachvollziehbar.
                          OT: Dieses Forum ist sicher eine Wildnisgefühlsminimierungsmaschine, zugleich aber auch eine Wildnisgefühlspropagierungsmaschine, wie man nicht nur an Deinen Beiträgen sieht. Streng genommen wird aber das von berniehh relativ erfolgreich verfolgte Modell sofort widersprüchlich, wenn man es propagiert. In der Wildnis allein sein kann man eben nur, wenn kein anderer in der gleichen Wildnis auf die gleiche Idee kommt. Insofern wäre es doch besser, wenn sich alle anderen an die bekannten Trails oder wenigstens an die gängigen Wildnisse (z.B. Sarek) halten.

                          Allgemeiner gesprochen: Die Trailfixierung und Planungsversessenheit ist ein kritisierbares Syndrom, aber die ihr (vermeintlich oder wirklich) entgegenstehende Wildnissehnsucht ist womöglich auch eines; erst recht, wenn sie zu einer überlegenen moralischen Haltung stilisiert wird.

                          (OT ist das deshalb, weil es sich um eine äußerst wichtige Grundsatzfrage handelt, und dies hier ist ja ein Reisebericht.)
                          Zuletzt geändert von Igelstroem; 17.11.2014, 00:09.
                          Lebe Deine Albträume und irre umher

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                          • Gast-Avatar

                            AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                            Wir sind mitten in einem Thema dieses Reiseberichts: die Hütten mit Straßenanschluß vs Wildnisgefühl.

                            Es handelt es sich bei diesen Hütten nicht um reine Notschachteln, die im Notfall Leben retten können, sondern um Häuser des Komforts und des Konsums. Statt Lebensmittel und Zelt selbst zu tragen (da wird um Gramm gefeilscht), wird lieber kiloweise Unterhaltungs- und Navigationselektronik und Kameraausrüstung geschleppt.

                            Die Anreise mit dem Auto führt zusätzlich dazu, daß diese Leute oft insgesamt mehr Stunden indoor (Auto, Haus) als outdoor verbringen. Die Perversion des Outdoorgedankens.

                            Island setzt voll auf Massentourismus und Komfort in der früher unberührten Natur. Ich kann berniehh gut verstehen, wenn das sein Wildnisgefühl beeinträchtigt und bin dankbar dafür, daß er das nicht verschweigt, denn so weiß man als Leser, was einem dort blüht. Vor allem, wenn man nicht wie er mit überragenden mentalen und körperlichen Wanderfähigkeiten ausgestattet ist und nicht immer wieder viele Tage weiträumig in teilweise sehr schwierigem Gelände dem Trubel und dem häßlichen Bild der Strassenhütten ausweichen kann, sondern wegen der eigenen nur durchschnittlichen Fähigkeiten auf mittlerem Schwierigkeitsniveau bleiben muß.

                            Der Preis, den er bezahlt, ist hoch, denn er bastelt sich seine Touren mit Google Earth zusammen, hat also bevor er da ist, schon alles ziemlich genau gesehen, und verringert so selbst den Erlebniswert. Als Risikominimierung verständlich, aber spannender und intensiver vom Wildnisgefühl her wird eine Wanderung, wenn man auf Google verzichtet und nur mit Karte und Kompass eine Tour plant und sich dann höchstens noch zusätzlich mit Höhenmesser zurechtfinden muß. Da sieht man dann wirklich erst vor Ort, was einem Google sonst schon zu Hause am Rechner ziemlich detailliert Meter für Meter gezeigt hätte und muß so manchen ungeplanten Umweg machen, wo man nicht weiß, wie er ausgeht. Im Sinne des Wildnisgefühls eindeutig besser.

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                            • Chouchen
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 07.04.2008
                              • 20009
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                              Zitat von altwanderer Beitrag anzeigen
                              und muß so manchen ungeplanten Umweg machen, wo man nicht weiß, wie er ausgeht. Im Sinne des Wildnisgefühls eindeutig besser.
                              OT: Und für die gerade auf Island immer stärker beanspruchten Freiwilligen der Rettungsdienste u.U. auch bedeutend ärgerlicher.
                              "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                              • Gast180628
                                GELÖSCHT
                                Dauerbesucher
                                • 08.10.2012
                                • 510
                                • Privat

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                                AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                                streicht halt das wildnisideologem und formuliert es subjektiv ... etwas auswildern beim wandern.
                                grade weil ich zum planlosen schlenkern neige, brauch ich die hütten (und war auch in island schon froh über "reine notschachteln") und dörfer in erreichbarer nähe.

                                der gedanke mit google earth kommt nicht hin, selbst wenn du ne gute gps-karte stattdessen nimmst. der unterschied zur papierkarte liegt in der positionsanzeige, die dir halt per display geliefert wird. das sind keine kilos von unterhaltungselektronik.
                                selbst auf ner wanderautobahn läufst du die ja nicht als zehntausendste wiederholung dessen, was andere vor dir gemacht haben, sondern siehst was neues. blöd ist, wenn du dabei vorher produzierte bilder im kopf hast oder die ganze zeit guckst, was für ein schönes anschlussbild du machen kannst. aber die erfahrung ist ja, dass beim wandern die im kopf präsente bilderflut verschwindet und du was subjektiv unmittelbares erlebst.

                                (das ist jetzt alles völlig OT zum beeindruckenden bericht von einer beeindruckenden reise, sorry)

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                                • Gast-Avatar

                                  AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                                  Du meinst, daß berniehh ohne Google Earth wahrscheinlich den Rettungsdienst gebraucht hätte?

                                  Das glaube ich nicht. Gerade solche fähigen Leute wie er, können vor Ort auch ohne vorheriges Ansehen mit Google ziemlich gut einschätzen, was machbar ist und was nicht und rechtzeitig eine andere Variante suchen auch ohne GPS.

                                  Das Wildnisgefühl, zu dem ja auch das Gefühl des Ausgesetztseins im relativ Unbekannten gehört, ist ja nicht davon abhängig, ob etwas sehr gefährlich ist, sondern ob man u.a. vorher schon alles Meter für Meter gesehen hat was kommt oder ob man es erst vor Ort zum ersten Mal sieht und nur von der Karte und den Höhenlinien und ohne GPS her grob ahnt, wo man ist und wie es nach dem Pass ungefähr weitergehen könnte.

                                  Ein Fall für den Rettungsdienst sind eher Leute, die ihre Fähigkeiten weit überschätzen oder einfach Pech haben, was natürlich auch berniehh mit Google und GPS hätte passieren können.
                                  Zuletzt geändert von ; 17.11.2014, 19:04.

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                                  • Wildniswanderer
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                                    • 08.11.2008
                                    • 402
                                    • Privat

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                                    AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                                    Ich glaube hier werden zwei verschiedene Sachen miteinander vermengt: Bernd will nach meiner Auffassung sagen, dass "Hüttenhotels" mit Straßenanschluss, etc. sein Gefühl in der Wildnis zu sein beeinträchtigen, was ja wahrscheinlich die meisten Leute unterstreichen können. Ihm ist natürlich bewusst, dass die meisten dieser Installationen nur punktuell sind und daher die Wildnis nicht tatsächlich zerstören, daher die Hervorhebung des subjektiven Wildnisgefühls.
                                    Das worauf Altwanderer abhebt ist meiner Meinung nach etwas anderes, nämlich eine Minderung des "Abenteuercharakters". Wenn man nämlich den Aufbruch ins Unbekannte und den Mangel an verfügbaren Informationen als hervorragendes Kriterium für den Abenteuercharakter einer Tour sieht, heißt das im Umkehrschluss, dass der Abenteuercharakter sinkt, je mehr Informationen mittels Karten, GPS oder auch Google Earth Ausdrucken zur Verfügung stehen.
                                    Wer allerdings solche Touren abseits von Wegen selber mal gemacht hat, weiß dass selbst mit all diesen Hilfmitteln noch jede Menge Abenteuer übrig bleibt
                                    http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                      AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                                      Ich bin alt und meine grösseren und längeren Touren waren wie erwähnt vor 30 bis 50 Jahren und alle ohne Google Earth, GPS, Telefonate nach Hause usw. Das relativ Unbekannte gehörte für mich zum Wildnisgefühl. Einsamkeit plus relative Ausgesetztheit gehörten auch zu diesem Gefühl. Und daß es vor Jahrzehnten weniger Wanderer, markierte Trails, Pisten und Komforthütten gab ist ja klar.

                                      Mit den neuen technischen Möglichkeiten, die ich probehalber auch schon genutzt habe, sinken diese Qualitäten nochmal, auch wenn die Leute das gar nicht bemerken, weil sie ja schon im Alltag ständig im Kopf auf mehreren Hochzeiten tanzen, wenn sie alle paar Minuten auf das Smartphone schauen. Die Intensität des konkreten Hier und Jetzt geht flöten, ob man will oder nicht. Ist einfach so im Gehirn.

                                      So ist es auch, wenn man eine Tour sich vorher auf Google Earth im Detail anschaut, wie berniehh es tut. Das Auge hat es schon gesehen, das Gehirn es gespeichert, was ich dann auf der Tour später sehe.

                                      Natürlich bleibt noch eine Menge Neues übrig. Aber wer es nicht anders kennt als mit Google, der wird den Unterschied nicht wirklich begreifen und beraubt sich freiwillig bestimmter tieferer Gefühlserlebnisse. Kann aber wie berniehh tolle Touren zusammenstellen, die nur mit Karte vielleicht so nicht möglich wären oder sich eher zufällig spontan ergeben würden oder eben leider nicht oder erst beim nächsten Mal. Was einem letztlich wichtiger ist, muß jeder selbst entscheiden.

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                                        AW: [IS] 21-tägiger Islandtrek

                                        PS: Stell dir vor, du würdest mit dem Heli deine Wanderroute vorab abfliegen. Das ist auf der einen Seite ein Gewinn und auf der anderen ein Verlust von bestimmten Gefühlsqualitäten.

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                                        • Igelstroem
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                                          • 30.01.2013
                                          • 1888
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                                          Zitat von altwanderer Beitrag anzeigen
                                          So ist es auch, wenn man eine Tour sich vorher auf Google Earth im Detail anschaut, wie berniehh es tut. Das Auge hat es schon gesehen, das Gehirn es gespeichert, was ich dann auf der Tour später sehe.

                                          Natürlich bleibt noch eine Menge Neues übrig. Aber wer es nicht anders kennt als mit Google, der wird den Unterschied nicht wirklich begreifen und beraubt sich freiwillig bestimmter tieferer Gefühlserlebnisse.
                                          Ich habe den Eindruck, dass Du die Wirkung von Google Earth völlig überschätzt. Ein Luftbild ist schließlich nur eine zwar konkrete, aber interpretationsbedürftige Ergänzung zu einer Kartendarstellung. Der Effekt einer Vorwegnahme der Landschaftserfahrung würde allenfalls dann eintreten, wenn man sich die Route als Fahrt mit einer Helmkamera anzeigen lassen könnte, und auch dann würden wegen der Beschränkung aufs Visuelle noch einige Erfahrungsschichten fehlen. Insofern unterscheidet sich die Planung mit Google Earth nicht so radikal von einer Planung mit Karte, wie Du annimmst.

                                          Mir ist bei deiner Rede von »tieferen Gefühlserlebnissen« ferner auch nicht klar, wie dieser Radikalismus zu verstehen ist und wie weit er reicht. Konsequenterweise hättest Du vielleicht vor fünfzig Jahren auch schon fordern müssen, dass ohne Karte und Kompass gewandert wird. Denn es ist ja jedenfalls klar, dass das Wandern ohne künstliche Orientierungsmittel ebenfalls ein viel tieferes Gefühl von Ausgesetztsein ermöglicht.

                                          Drittens halte ich die Verbindung von ›Wandern‹ und ›Ausgesetztsein‹ in der von Dir vorgetragenen Version selbst für einen ausgesprochen modernen Affekt. Es ist doch ursprünglich gar nicht selbstverständlich, dass das Wandern vor allem eine intensive Selbsterfahrung sein soll. Man kann ja auch wandern, um etwas (z.B. eine Gegend) intensiv kennenzulernen. Dabei muss man nicht dauernd auf sich selbst, seine Ausgesetztheit, seine mentale Stärke und dieses ganze Kompetenzzeug starren. Aus meiner Sicht ist Wandern in der Hauptsache eine selbstzweckhafte Fremderfahrung, die zwar immer, aber eben nur nebenbei eine Selbsterfahrung mit sich bringt.
                                          Lebe Deine Albträume und irre umher

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