[UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

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    Gerne im Forum
    • 06.01.2012
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    [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Für alle, die noch nicht genug Berichte über Knoydart gelesen haben
    Letzten Frühling war mein Fernweh nach Schottland wieder mal gross genug. Inspiriert von all den tollen Berichten hier im Forum übers Wandern durch Knoydart, war mein Entschluss gefasst, mein schönes, neues Zelt im Mai dort seiner Taufe zu unterziehen. So viel schon mal vorweg: Getauft wurde es nicht, aber Wasser gabs genug …


    Tag 1 und 2

    Mein Plan für Knoydart sieht die „übliche“ Strecke von Glenfinnan nach Shiel Bridge vor, mit Schlenkern über Airor und später über Glenelg und Ardintoul.
    Da ich faul bin und nicht mit Umsteigen fliegen will, lande ich in Edinburgh und arbeite mich von dort nach Glenfinnan vor.
    Zuerst gibts aber noch eine Nacht im St. Christophers Inn, hauptsächlich weils gleich um die Ecke des Bahnhofs liegt.
    Schon bei meiner Ankunft war das Wetter klischeehaft feucht und düster. Dabei hab ich mir doch den Mai ausgesucht, weil dieser Monat aus eigener Erfahrung normalerweise ausserordentlich schön ist. Hmpf!

    Nun ja, nach der üblichen Gaskartuschensuche und dem Besorgen eines Double-Decker- und Keks-Vorrats kann es endlich losgehen.







    In Glenfinnan nieselt es zwar – was denn sonst – aber meine Stimmung ist gut und ich mache mich auf, den richtigen Weg gen Berge zu finden.
    Ich mache noch einen kurzen Fotohalt beim Glenfinnan-Monument – wenn ich schon hier bin, dann kann ich es mir auch noch ansehen, ich habe ja keine Eile. An diesem Nachmittag muss ich nur noch bis zur Corryhully Bothy stiefeln. Also ein leichter, lockerer Einstieg, um sich wieder ans Schwergewichtswandern zu gewöhnen.

    Bei der Bothy angekommen gibts dann erst mal eine nicht so schöne Überraschung. Eigentlich hätten mich die vielen Bagger unterwegs schon etwas erahnen lassen können, denn im Tal wird für ein neues Wasserkraftwerk gebaut. Auf jeden Fall ist der Weg vor der Bothy auch von Baumaschinen belegt, alles ist aufgerissen und ein ziemlicher Lärm herrscht. Aber egal, von so was lässt sich ein geübter Wanderer doch nicht beirren und irgendwann müssen die ja auch Feierabend haben.
    Ich richte mich also häuslich ein, hänge die nasse Jacke auf und versuche mich im Feuermachen. Aber die Feuerstelle selbst ist nass, weils durch den Kamin reinregnet, und trockenes Holz ist auch spärlich gesät, was also zu keinem Ergebnis führt.

    Gegen 19 Uhr sind dann auch die letzten Arbeiter verschwunden, es gibt leckeres Abendessen und ich bin in Schottland! Yes!

    Tag 3

    Als ich am nächsten Morgen aufstehe, komme ich mir ein bisschen vor wie Arthur Dent. Die Bulldozer sind wieder da!
    Na gut, so schön ist die Bothy auch nicht, also mache ich mich auf den Weg. Solange der Weg der Strasse folgt, ist er von Baggerspuren durchzogen, was nicht unbedingt angenehm ist, aber das dauert ja nicht an. Zwischendurch ist sogar eine Umleitung übers Feld und um einen Hügel rum ausgeschildert, die aber doch sehr feucht ist. Wenigstens wird man so nicht aus Versehen vom Bagger überfahren!
    Dafür stelle ich mich zwischendurch bei einer Brücke leicht dumm an. Ich stehe plötzlich vor einer riesengrossen Pfütze, die von einem Bach gespeist wird, aber weit und breit keine Möglichkeit, trockenen Fusses drüberzukommen. Hm … Ein bisschen hin und her, vor und zurück, und plötzlich sehe ich hinter dem kleinen Vorsprung ein paar Meter weiter oben eine Brücke. Aha! Ja, so geht das natürlich viel einfacher.





    Dann endlich zweigt der Pfad ab und ist nur noch für Fussgänger geeignet. Ich stapfe frischfröhlich weiter bis zur Stelle, wo der Hang irgendwann mal abgerutscht ist und ein Weiterkommen auf dieser Bachseite schwierig macht. Es wäre wohl möglich, aber mit dem schweren Rucksack und alleine unterwegs muss ich es ja nicht herausfordern.
    Noch versuche ich, das Furten ohne nasse Füsse zu schaffen. Ich suche also längere Zeit nach geeigneten Steinen zum Drüberhüpfen und geniesse derweil die Ruhe und die Landschaft um mich rum.
    Den ganzen Tag kommt mir nur ein Mensch entgegen, und zwar ausgerechnet oben auf der Passhöhe. Ich habe grad eine kurze Pause eingelegt, aber weil der Wind so stark ist und der Regen horizontal kommt, laufe ich bald wieder los. Zwischendurch gibts sogar einen kurzen Hagelschauer. Die Regenhose habe ich nicht angezogen, weil der Regen immer nur kurz und eher nieselig daherkommt. Aber jetzt saugt sich leider die Hose voll und das Wasser läuft von oben durch die Gamaschen in die Stiefel. Na toll! Aber egal, was sind schon nasse Füsse?
    Auf jeden Fall halte ich mit dem Engländer einen kurzen Schwatz und er erzählt, er sei auf dem Weg nach Hause, weil vor 2 Tagen vor der Sourlies Bothy sein Zelt überflutet worden sei. Auweia!

    Für mich gehts jetzt nur noch bergab. Einen erkennbaren Pfad gibt es nicht, dafür aber etwa 20 Vielleicht-Pfade. Ich lande oberhalb einer Schlucht, wo der sehr schmale Weg gefühlt weniger als einen halben Meter vom Abgrund entlang führt. Zudem kommt plötzlich eine Stelle, wo der Weg eine grosse Stufe macht, und zwar so nah am Abgrund, dass ich erst mal Zweifel bekomme. Wie komme ich da rauf? Wenn was schiefgeht, lande ich in der Schlucht! Okay, erst mal Rucksack ablegen und nachdenken. Umkehren und weiter oben was suchen? Nein, dazu hab ich keine Lust und keine Energie. Na gut, ich könnte ja den Rucksack hochhieven und vorschieben, dann die Stöcke und dann selbst hochklettern. Ja, so gehts. Wenn nur der verdammte Rucksack nicht so schwer wäre! Diesen nach vorne und aufwärts zu heben, ist verdammt anstrengend. Aber geschafft, ich hab noch genug Platz für mich selbst zum Hochkrabbeln.
    Als ich heil drüber bin, verspüre ich doch Erleichterung. Canyoning stand schliesslich nicht auf dem Programm. Nach einer Verschnaufpause gehts weiter und schon bald ist der Schreck wieder vergessen. Allerdings sind meine Schuhe mittlerweile von innen durchnässt. Nur gut, dass ich nie Probleme mit Blasen und kalten Füssen habe.

    Als ich unten im Tal ankomme, kommt es auch nicht mehr darauf an, ob die Schuhe noch nasser werden. Ich muss furten, um zur Brücke über den River Pean zu kommen. Da der Wasserstand überall eher hoch ist, hoffe ich, dass die Gamaschen ein bisschen was abhalten und stiefele einfach durchs Wasser. Irgendwie befreiend, wenn man sich keine Sorgen darum machen muss!
    Doch der Spass ist nur von kurzer Dauer. Denn jetzt gilt es, diesen elenden Landrovertrack zur Forststrasse zu finden. Was natürlich überhaupt nicht klappt! Ich folge mal einer Spur, wo der Zaun niedergedrückt ist, in den Wald. Doch da der Waldboden sehr überwässert ist und nirgends eine Spur geschweige denn die Forststrasse zur erahnen ist, kehre ich um und versuche mein Glück dem Waldrand bzw. dem Fluss entlang.
    Wie heisst es so schön? Vom Regen in die Traufe. Ich schlage mich tapfer durch den Sumpf auf Strathan zu, aber irgendwann wird das Wasser immer tiefer, und trotz vieler Schlenker stehe ich irgendwann bis zu den Knien im Wasser. Ich spüre, wie der erwartete hysterische Lachanfall nicht so richtig kommen will, und fasse einen neuen Plan. Umkehren und quer durch den Wald, bis ich auf die Forststrasse stosse. Gedacht, getan. Irgendwann lande ich sogar wieder auf festem Boden und setze mich erst mal hin und esse ein Stück Schokolade. Puh!
    Ich zücke die Karte und schaue mich um. Der Bäume hier stehen verdammt dicht, hoffentlich komme ich da noch durch. Na gut, probieren geht über studieren, und siehe da: Keine 2 Min. nachdem ich mich wieder aufgerafft habe, stehe ich auf der Forststrasse …

    Mittlerweile bin ich schon ziemlich kaputt – das Sumpfgestapfe hat wohl etwa eine Extrastunde eingenommen – und als ich endlich bei der A’Chuil Bothy ankomme, gibt es nichts Schöneres als die kleine Rauchfahne, die aus dem Schornstein steigt.

    Der Feuermacher stammt aus Sheffield, ist seit ein paar Tagen unterwegs und nicht sehr erfolgreich dabei, ein anständiges Feuer hinzukriegen. Es ist einfach alles zu nass.
    Ich mache mir einen gemütlichen Abend, beobachte die Hirsche, die sich im Dunkeln nah an die Bothy herantrauen, und krieche relativ früh in den Schlafsack.





    Tag 4

    Ich beschliesse, heute (schon) einen Ruhetag einzulegen. Irgendwie war mir das gestern doch ein etwas zu heftiger Einstieg und überhaupt, ich hab schliesslich Ferien und genug Zeit. Mein Nachbar verabschiedet sich auf eine Bergtour und kommt erst am Nachmittag wieder, um den Rest seiner Sachen zu holen. Ich starte einen neuen Versuch, ein Feuer in Gang zu bringen. Schliesslich ist es die meiste Zeit trocken, sogar mit kurzer Sonneneinlage. Vielleicht trocknet ja dann auch das Holz ein bisschen. Und tatsächlich, ich kriege ein Feuerchen in Gang, und gar nicht mal ein schlechtes. Allerdings sind diese blöden Feuerstellen so konstruiert, dass keinerlei Wärme in den Raum hineinstrahlt. Na gut, im Verlauf des Tages kriege ich die Raumtemperatur vielleicht um 3 °C hoch, aber zum Sockentrocknen reicht es bei Weitem nicht. Aber hübsch zum Anschauen ist es und die Maus verjage ich auch noch kurzzeitig aus dem Haus …
    Am späten Nachmittag taucht ein deutsches Pärchen auf, denen ich von da an gerne die Feuerwache überlasse. Doch auch sie sind nicht erfolgreicher.
    Als es dunkel ist, sieht man wieder die Hirsche rankommen, aber auch wenn ich die Tür ganz, ganz vorsichtig für ein Foto aufmache, rennen sie gleich davon. Schade.
    Doch auch im Haus gibts genug Tierbegegnungen. Ich hänge alles mäusesicher an den Haken auf, aber lasse natürlich blöderweise den Rucksack auf dem Boden stehen, angelehnt an die Schlafplattform. Als ich gerade so am Einschlafen bin, krabbelt die Maus hoch und verköstigt sich etwas an meinen Keens und der Ziplocktüte, wo mein Papierkram drinliegt. Na ja, de gustibus non est disputandum. Ich merke es schnell genug und bringe alles in Sicherheit. Allerdings vergesse ich meinen Spülschwamm beim Fensterbrett und irgendwann ganz in der Früh werde ich von einem merkwürdigen Geräusch geweckt. Als ich nachsehe, ist das Fensterbrett mit kleinen grünen Fetzchen gesprenkelt. Sieht doch hübsch aus!

    Tag 5

    In der Nacht hat es geschneit und die Bergspitzen rundum sind gezuckert. Wenn schon nicht prächtiger Sonnenschein, dann wenigstens sonst was fürs Auge.





    Wir verabschieden uns von der Maus und laufen zu dritt in Richtung Sourlies los. Als es direkt am Wasser entlang durch den Wald geht, zeigt sich sogar die Sonne. Wir geniessen es. 10 Minuten später kommt schon wieder die nächste Regenfront mit Sturmwind und dann eine Hagelfront. Und dann wieder Sonne … und dann wieder …
    Schottlandkenner wissen, wies weitergeht. Als es übers Wasser geht, üben sich die beiden anderen im Weitsprung, ich selbst wate gemütlich durchs Wasser. Meine Knochen und Gelenke brauche ich schliesslich noch die nächsten Tage.






    Als wir den Scheitelpunkt überschritten haben und dem Schnee doch recht nahe gekommen sind, machen wir kurz in der Nähe der Seen Pause in der Sonne. Ich finds ganz angenehm und könnte noch etwas länger sitzenbleiben, aber den beiden anderen wird kalt und so laufen wir weiter. Irgendwann kommen uns noch 2 Wanderer auf der anderen Flussseite entgegen. Es werden aber die einzigen bleiben.

    Weiter geht es bergab, der Weg ist und bleibt nass und matschig und man muss etwas aufpassen.
    Der Blick aufs Loch Nevis und die Sourlies Bothy, die man von Weitem schon erkennen kann, entschädigt aber für alles. Man sieht auch, wie das Ziel immer näher kommt … bis man zwischendurch in einem Birkenwald verschwindet. Wo kommt der denn plötzlich her? Nach all den aufgeforsteten Nadelwäldern wirkt der irgendwie fehl am Platz. Aber schöner ist er auf jeden Fall. Die aufgeforsteten Nadelwälder von Schottland mit ihren regelmässigen Reihen erinnern mich immer an das Brettspiel Sagaland, wo man so kleine Plastiktannen aufstellen musste. Wir stehen noch ein bisschen auf der Brücke, die ziemlich neu aussieht, und schauen auf den Finiskaig River hinab, der nach all den Regenfällen in der letzten Zeit ziemlich eindrücklich rauscht und tost.

    Als wir unten ankommen, strahlt uns die Sonne für das letzte Stück zur Bothy an. Ich geniesse es und lasse die Landschaft auf mich wirken. Wie sehr Sonnenschein doch unsere Wahrnehmung beeinflusst! Sogar die Ruinen der alten Gehöfte wirken weniger unheilvoll. Wir inspizieren das Innere der Bothy, hängen unsere feuchten Sachen zum Trocknen in den Wind und faulenzen erst mal im Sonnenschein.
    Ach, ist das herrlich! Wenn es doch nur so bleiben könnte.
    Aber nichts da, nach etwa einer Stunde meldet sich das schottische Wetter zurück. Wir versuchen mal wieder, ein Feuer in Gang zu bringen, aber wieder ist es zum Scheitern verurteilt. Zwischendurch, wenns grad wieder trocken ist, machen wir abwechselnd kleine Spaziergänge zum Wasser runter und um die Bothy herum.





    Nach einigen weiteren Feuerversuchen und einem Muschelkochversuch kriechen wir alle zeitig in unsere Schlafsäcke und hören dem Regen zu, der draussen aufs Dach prasselt.

    Tag 6

    Die Umrundung der Landspitze bei Ebbe klappt am Morgen zeitlich natürlich nicht. Wir nehmen also den Weg oben rum. Aber wie so viele andere hier im Forum landen wir natürlich irgendwann an der Stelle, wo es eng und schluchtig wird. Nee, da wollen wir nicht durch. Es hat doch etwas arg viel Wasser. Also gehts ein paar Meter zurück und steil die Wiese hoch. Uff, und das schon am Morgen! Leider wird die Kraxelei nicht mal von tollen Ausblicken belohnt, denn das Wetter hält sich auch heute bedeckt. Doch als wir um die Ecke kommen, blicken wir über die Ebene nach Carnoch rüber. Der Fluss schlängelt sich zum Wasser runter, Schafe grasen verstreut, und die wolkenverhangenen Berge ringsum und das trübe Licht lassen diese so oft zitierte, schon klischeehafte Herr-der-Ringe-Stimmung aufkommen…

    Wir suchen uns den am wenigsten nassen Weg durch die Schafe und überlegen, ob wir versuchen sollen, schon vor der Brücke den Fluss zu queren. Wir lassen es dann aber sein und steigen todesmutig über die gefährliche Hängebrücke. Es steht schliesslich ein Warnschild da, sie muss also gefährlich sein!




    Der nächste Abschnitt macht leider nicht so viel Spass. Es geht gute 500 m hinauf, der Wind bläst aus allen Richtungen und es ist nass. Ich spüre gewisse Ermüdungserscheinungen und steige sehr langsam hoch. Die beiden anderen sind fitter und haben viel kleinere Rucksäcke. Ich bekomme ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil sie immer auf mich warten müssen. Irgendwann brauche ich eine Mittagspause, ich muss mich mal hinsetzen und die Beine ausstrecken. Ich weiss nicht, wie andere es ohne Pause schaffen, aber ich brauche immer eine. Es wird aber natürlich schnell kalt, v.a. weil wir schon fast beim Pass oben sind. Als wir dann oben sind und die anderen wieder ganz verfroren dastehen, sag ich ihnen, sie sollen alleine losziehen, in ihrem Tempo. Auch wenn es jetzt wieder abwärts geht, hetze ich mich nicht ab und sehe die beiden vor mir entschwinden.
    So schön es ist, gemeinsam mit jemandem zu wandern, so bin ich doch auch froh, wenn ich alleine bin. Ich nehme die Umgebung um mich viel mehr wahr. Ich kann auch einfach mal anhalten, mir etwas länger anschauen und es ganz für mich geniessen.

    Der Weg sieht von jetzt auch wieder mehr wie ein Weg aus. Das Gleann Meadail ist schön, wäre wohl noch schöner, wenn man etwas mehr sehen würde, aber naja, wir sind ja schliesslich in Schottland! Schon ziemlich weit unten, wo man das Wasser überqueren muss, gäbe es bei besserem Wetter einige schöne Zeltplätze, aber so macht es natürlich wenig Spass, das Zelt in einem See aufzubauen. Langsam wird die Vegetation wieder höher und dichter, man läuft durch Büsche und Bäume, immer dem Wasser entlang. Als ich an der Druim Bothy vorbeikomme, werfe ich einen Blick durchs Fenster. Sehr schick siehts da drinnen aus. Allerdings muss man reservieren, also wird nichts daraus, wenn ich nicht den Weg 2-mal gehen will.

    Der restliche Weg nach Inverie ist ziemlich unspektakulär. Es geht auf einer Forststrasse weiter, zwischendurch kurz durch Nadelwald und mit einigen Schlenkern. Auf der Höhe der Wegkreuzung nach Barrisdale kommen wir noch 3 oder 4 Leute entgegen, aber das ist auch schon alles. Beim Reinkommen nach Inverie blüht der Rhododendron und andere Sträucher. Irgendwie passt das gar nicht zu den letzten Tagen. Viel zu lieblich sieht das Ganze aus.
    Ich suche den Weg zum Bunkhouse, dabei kommen mir meine beiden Wanderkumpane entgegen. Sie haben sich kurzerhand die Luxusbothy reserviert. Es sei so ziemlich alles ausgebucht in Inverie. Eine Hochzeitsgesellschaft hat sozusagen den ganzen Ort gepachtet für das Wochenende. Na toll! Mir ist irgendwie gar nicht nach zelten. Ich frage auf gut Glück im Bunkhouse nach, vielleicht gibts ja noch ein Einzelbett. Aber leider wird nichts draus. Was mache ich jetzt also? Doch zelten? Nicht unbedingt. Mit den anderen zur Bothy? Aber nochmal eine Dreiviertelstunde zurücklaufen möchte ich nicht. In einer halben Stunde kommt anscheinend noch ein Boot, das nach Mallaig fährt. Ich könnte versuchen, dort ein B&B zu finden, und dann morgen zurückschippern. Na gut, das ist eine Idee. Die beiden anderen überlegen auch noch kurz, ob sie aufs Boot sollen, bleiben aber dann beim Bothyplan. Wir verabschieden uns und wünschen uns gute Weiterreise. Ich spaziere zum Bootsanleger und hoffe, dass das Boot auch wirklich kommt. So ganz klar war das nämlich nicht. Aber nach einer Weile tauchen noch andere Leute auf. Sie haben eine Fahrt gebucht, es sollte also kommen. Ich finde dann auch noch Platz und so tuckern wir nach Mallaig rüber. Unterwegs bieten mir die 2 englischen Jungs an, mich nach Fort William zu fahren, sie müssten da sowieso durchfahren und in Mallaig seien Unterkünfte auch sehr dünn gesät. Nach kurzem Überlegen nehme ich das Angebot an, und so lande ich unverhofft in Fort William. Das hätte ich beim Aufstehen ja nicht gedacht! Auch in Fort William ist alles ziemlich voll, aber als ich bei dem einen B&B völlig durchnässt klinge, gibts dann doch noch ein schönes trockenes Zimmer und eine herrliche Dusche.


    Die restlichen Tage

    Nach einer erholsamen Nacht zeigt der Blick aus dem Fenster nichts Neues. Grau, nass, windig. Vielleicht sogar noch mehr als zuvor. Ich vertrödle den Tag, studiere den Wetterbericht und entwerfe verschiedene Pläne, wie es weitergehen soll. Für Knoydart ist irgendwie die Luft raus. Das Wetter wird nicht besser, weder auf der Wetterkarte noch in echt. Ich überlege mir, den einfach zu gehenden Great Glen Way zu machen, aber auch dieser Plan überzeugt mich nicht. Ich beschliesse also, Plan B der ursprünglichen Ferienplanung umzusetzen, ein Auto zu mieten und mal endlich ganz nach oben, nach John O’Groats zu fahren. Aber zuerst gibt es noch einen Zwischenhalt in Inverness, wo ich dann auch das Auto miete. Die nächsten Tage fahre ich also hoch nach John O’Groats, dann rüber nach Durness, mit Zwischenbesuch im Strath Halladale, und der Westküste entlang wieder runter und zurück nach Inverness. Statt Wandern gibts jetzt halt nur noch ein paar Strandspaziergänge, bei denen sich aber auch ganz kurz mal die Sonne zeigt.
    Alles in allem war es eine schöne Tour, wenn auch wie üblich Plan B zum Zug kam.
    Aber das Gute an Schottland ist ja, es macht süchtig! Trotz Wetter!























    (Und mein liebes Zelt musste sich halt bis zum August gedulden, bis es mal wildcampen durfte.)
    Zuletzt geändert von teuchter; 12.06.2012, 20:14.

  • Borderli
    Fuchs
    • 08.02.2009
    • 1735
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

    Was bin ich froh, dass ich im Mai 2010 relativ trockenes Wetter bei meiner Knoydart-Tour erleben durfte!!
    Ja, der Mai 2011 war schon recht speziell, was Wetter angeht. Ich durfte es auch miterleben... Und es war eindeutig ein Urlaub, in dem der berühmte "Plan B" zum Einsatz kam.

    Vielen Dank für den Bericht aus dieser immer wieder schönen Gegend Schottlands. Davon kann es gar nicht genug geben!

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    • dooley242

      Fuchs
      • 08.02.2008
      • 2096
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

      Ein schöner Bericht und noch schönere Fotos.

      Das Wetter kommt mir irgendwie bekannt vor im Mai in Schottland.
      Gruß

      Thomas

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      • teuchter
        Gerne im Forum
        • 06.01.2012
        • 55
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

        Schön, dass euch der Bericht gefallen hat. Eigentlich sollte ich von den anderen Urlauben auch noch Berichte schreiben, auch wenn es nur für mich selbst wäre, so als Gedankenstütze. Aber leider hab ich mich schon in der Schule jeweils schwergetan mit Aufsatzschreiben
        Übrigens hab ich irgendwann mal gelesen, dass der Frühling 2011 der nasseste in Schottland gewesen sein soll, seit man begonnen hat, diese Daten zu erheben. Na toll!

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        • gearfreak
          Erfahren
          • 30.01.2010
          • 278
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

          Zitat von teuchter Beitrag anzeigen
          Eigentlich sollte ich von den anderen Urlauben auch noch Berichte schreiben
          Ja, mach mal!

          Dein Bericht und Deine Photos haben mir gut gefallen; ich bin gespannt, was Du sonst noch so auf Lager hast

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          • teuchter
            Gerne im Forum
            • 06.01.2012
            • 55
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

            Danke, und schön, dass dir der Bericht gefallen hat!

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            • Johannes2801
              Erfahren
              • 16.06.2004
              • 259
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [UK] Noch jemand in Knoydart - Mai 2011

              Danke für den tollen Bericht. Ich bin im Anfang April 2006 exakt die gleiche Strecke gelaufen. Allerding in umgekehrter Richtung. Und auch bei uns war es nur der Plan B, eigentlich wollten wir bis zum Cluanie Inn, aber das Wetter hat uns etwas abgeschreckt. Vieles, was Du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor.

              Eigentlich sollte ich von den anderen Urlauben auch noch Berichte schreiben
              Das sag ich auch immer....
              Dann mach mal, bin gespannt drauf.

              Liebe Grüße
              Johannes
              Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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