[UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Cattlechaser
    Dauerbesucher
    • 04.08.2010
    • 848
    • Privat

    • Meine Reisen

    [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Es gibt etliche Reiseberichte über längere Touren. Reiseberichte über das Glen Nevis und die Mamores gibt es auch schon einige. Aber es gibt noch nicht sonderlich viele Berichte über Mehrtagestouren mit Kleinkind, Kraxe, Kocher und Zelt durch die Einsamkeit der schottischen Highlands.


    27. April – Tag 1

    KKlein-Cattlechaser wird jetzt im Sommer vier Jahre alt. Bereits letztes Jahr sind wir mit ihm zwei Tage durch das Glen Affric und zwei Tage in die Letterewe gegangen. Dieses Jahr hat er gewichtsmäßig noch mehr als das draufgelegt, was wir inzwischen mit dem Kauf von UL-Ausrüstung gespart haben. Er bringt mittlerweile mehr als 18 kg Gewicht zusammen, so dass er mit seiner Kleidung und mit der Kinderkraxe, die ich noch um Verpflegung, Kocher und dem angebundenen Zelt ergänzt habe, ein Gewicht von fast 30 Kilo zusammen bringt. Claudia hat den ganzen Rest in den großen Rucksack gepackt, was auch so ca. 18-19 kg Gesamtgewicht ergibt. Trotzdem stehen wir an diesem sonnigen Morgen am Parkplatz im Upper Glen Nevis am Ende der Straße und freuen uns auf eine Dreitagestour, die uns durch das Glen Nevis und an Kinlochleven vorbei über den WHW bis zurück nach Fort William führen wird.

    Klein-Cattlechaser ist schon jetzt ein begeisterter Tourengeher, der in der Natur nichts weiter benötigt als ein paar Stücke und Steine und vielleicht einen Bach. Gut gelaunt thront er in der Kraxe und schaut sich die steilen Berge des Glen Nevis an. Der Weg geht hinter dem Parkplatz durch den steinigen Pfad, der durch die Nevis-Klamm namens Eas an Tuill und vorbei an den Wasserfällen im Tal führt. Mehrmals macht Klein-Cattlechaser seine Eltern darauf aufmerksam, dass da „ganz viel Wasser“ ist. Wo er recht hat, hat er recht. Wir sind schon ziemlich geschwitzt, als wir mit unseren gewichtigen Rucksäcken auf die Hochebene des Glen Nevis kommen, und machen am großen Wasserfall An Steall die erste Pause. Klein-Cattlechaser geht sofort zu seiner Lieblingsbeschäftigung über, möglichst große Steine in Seen und Bäche werfen. In unsere Pause von 20 Minuten arbeitet er also fleißig daran, den Lauf des Water of Nevis eine Feinkorrektur zu verpassen. Dann kann er angesichts des flachen Geländes und des guten Trampelpfades selbst laufen. Seine Wanderschuhe zahlen sich jetzt aus; er sucht sich sehr schön, die nächsten Schritte antizipierend, seinen Weg über den mal sumpfigen, mal felsigen Weg. Ich genieße für kurze Zeit die leichte Trage und nehme einen Blick auf das beeindruckende Bergpanorama im Glen Nevis. Die Gipfel sind noch schneebedeckt. Auch wenn uns jetzt die Sonne anlacht, klettern die Temperaturen kaum über 10 Grad. Heute Nacht haben sie Frost angesagt.

    Einen halben Kilometer den Ruinen von Steall kommt er wieder in die Kraxe. Der Pfad steigt jetzt über einige Höhenmeter nach oben. Claudia und ich Keuchen unter unseren Lasten. Claudia bekommt in solchen Momenten immer seeehr schlechte Laune. Aber – und das soll bis zum Ende unserer Tour so bleiben – sie verkneift sich ihren sonstigen Reflex, an steileren Anstiegen hin und wieder einen Stein (respektive: einen Busch, oder: einen Baum, etc.) anzuschreien. An dieser Stelle einen Dank an meine Frau für die diesmal ausnahmlos (!) gute Laune .


    Lieblingsbeschäftigung: Steine werfen:




    Blick zurück in Glen Nevis:




    Nachwuchsbergsteiger:




    Es geht steil hinauf:






    Ich werde beim Aufstieg von meinem Radio hervorragend unterhalten. So wie im Film „Ritter der Kokosnuss“, in welchem Sir Robin einen „Troubadour“ als singendes Radio hatte, welches ständig seinen Heldentaten –ob gefragt oder ungefragt- kommentiert und besungen hatte:

    (Bravely bold Sir Robin rode forth from Camelot
    He was not afraid to die, O brave Sir Robin
    He was not at all afraid to be killed in nasty ways
    Brave, brave, brave, brave Sir Robin

    Well that's enough music for now, lads...

    Brave Sir Robin ran away - No!
    Bravely ran away, away - I didn't!
    )


    …also, so wie bei Sir Robin, wird alles was ich tue und alles was mich umgibt mit bestechender Präzision dokumentiert. Während ich mit meiner Last den Berg hinauf keuche erfahre ich zum Beispiel: „Papa, guck mal, Da oben ist Schnee.“ Oder „Papa, da unten ist ein Bach.“ oder aber „Da kommt eine große Pfütze, da musst du aufpassen.“ So kommen wir also bestens über unsere Umgebung informiert auf die Passhöhe.

    Während unseres Aufstiegs sind Wolken aufgezogen. Dies ging einer merklichen Abkühlung vor sich. Oben angekommen machen wir unsere Mittagspause. Just in dem Moment, in welchen wir uns setzen wollen, fallen die ersten Graupeln vom Himmel. „Schnee!!!“ kommentiert Klein-Cattlechaser so trocken wie zutreffend. Es ist ziemlich kalt. Wir machen eine Suppe und einen Tee. Die Graupelschauer hören zum Glück schnell auf.

    Klein-Cattlechaser würde gerne etwas Laufen. Problem ist aber, dass der Pfad fast schon nicht mehr vorhanden ist und zudem sehr morastig ist. Gegen seinen Protest kommt er nach der Pause also wieder in die Kraxe. Wir suchen uns einen Weg über den Fluss Abhainn Rath Zunächst laufen wir in dem unübersichtlichen Gelände falsch, bis ich kurz mit dem Kompass peile und wir ein Stück zurück gehe. Zwischendurch fegt die nächste Graupelschauer über uns weg. Claudia und ich schälen uns ich die Regensachen. Es ist verdammt kalt. Klein-Cattlechaser steckt ohnehin schon in voller Regenmontur. Wir finden nicht die Fußbrücke, die in der Karte eingezeichnet ist, aber die Flüsse führen so wenig Wasser, dass die Querung sich auch über Trittsteine lösen lässt. Dafür hänge ich auf der anderen Seite an einer hohen Torfabbruchkante, aus der ich mich mit großer Mühe und unter schallendem Gelächter meines Radios auf dem Rücken mühsam durch den Schlamm nach oben ziehe.


    Schnee- und Graupelschauer über dem Glen Nevis und am Sgur Coinnich Mor.




    Auf der anderen Seite finden wir den verdammten Pfad nicht, der auf der Karte eingezeichnet ist. Neben dem Fluss ist das Gelände extrem sumpfig, so dass wir uns über die Hügel weiter nach Osten bewegen. Es ist sehr, sehr anstrengend. Irgendwann gehen wir über Sumpfgelände zurück zum Fluss, weil sich entlang des Flusses doch ein Pfad abzuzeichnen scheint. Klein-Cattlechaser quengelt. Er will Laufen. Wir bemühen uns, ihn etwas aufzuheitern, scheitern aber aufgrund von Sumpf, Kälte und Anstrengung. Claudia mäandert mit ihrem großen Rucksack zwischen den Pfützen und dem hellgrünen Sumpfgras, um möglichst kein Boghole zu erwischen. Bei mir quietscht der Untergrund öfters, aber ich komme dank der Gamaschen halbwegs trocken durch das Moor. Kurz bevor wir den Weg erreichen tritt Claudia noch in einem großen Schritt auf das hellgrüne Sumpfgras. Es schmatzt und sie steht bis zu den Knien im Boghole, rudert hektisch mit den Armen (wie es so ihrer leicht aufgeregten Art entspricht) und kreischt „Ohhaahh, scheiss! Gras!!!“, bevor sie die Beine mit einem schmatzenden Geräusch wieder aus dem Dreck zieht. Klein-Cattlechaser hinter mir lacht Tränen. Er bekommt sich kaum noch ein. Ich fange auch an zu lachen und schließlich lacht selbst Claudia. Von jetzt ab gibt mein Sir-Robin-Radio übrigens regelmäßig die Meldung aus: „Mama, guck mal. Da vorne ist Scheissgras!“ Botanisch ist somit eine neue Art definiert, das Scheissgras (Betonung auf der ersten Silbe).

    Endlich auf dem Weg genießen wir es, wieder halbwegs festen Untergrund unter den Füssen zu haben. Wir gehen weiter bis zu den Ruinen von Luibeilt. Hinter dem Haus machen wir eine Rast. Wir beratschlagen. Klein-Cattlechaser ist trotz mehrschichtiger warmer Bekleidung sehr kühl. Und er ist quengelig. Da liegt daran, dass er wegen des sumpfigen Untergrundes schlicht nicht laufen konnte. Wir haben als Eltern ein schlechtes gewissen. Wie bekommen wir unser Kind wieder warm? Ich schlage vor, heute abzubrechen und hinter der Ruine das Zelt aufzuschlagen. Claudia wägt ab. Von hinten kommen bedrohlich die Wolken näher. Der gegenüber liegende Berggipfel liegt schon mitten in einer Schnee- und Graupelschauer, und es sieht von den Wolken so aus, als würden diese Wolken länger anhaltende Niederschläge bringen. Es schaut so aus, als würden die Wolken heute nicht mehr ins südlich verlaufende Glen vordringen. Dort gibt es auch Rangerover-Tracks, auf denen Klein-Cattlechaser laufen kann, damit ihm warm wird. Also entscheiden wir uns, den ursprünglichen Plan zu realisieren und heute noch ein paar Kilometer nach Süden gehen.

    Hinter den Ruinen kommen wir aber schon an das erste Hindernis, nämlich einen Bach, der sich auf dem Weg etwa 15-20 cm tief staut. Also müssen wir durch die ersichtlich sumpfige Wiese direkt daneben, bis wir nach 10 Metern wieder auf den trockenen Weg treffen. Claudia tänzelt nervös auf und ab und sucht einen Weg. Es gibt hier natürlich unbestreitbar viel grünes Sumpfgras, oder –wie Klein-Cattlechaser sagt: „Mama, da ist aber gaaaanz viel Scheissgras!“. Ich halte von diesem nervösen Zaudern nicht viel. Manchmal muss man eben auch durch Sumpf, das ist wie im Schwimmbad auf dem Sprungbrett stehen und nicht springen wollen. Da hilft es nicht viel, auf und ab zu tänzeln. Irgendwann muss man dann doch. Ich schnappe mir also Klein-Cattlechaser, nehme ihn vor mich und gehe los.

    Es schmatzt unter den Füssen. Ich bin schon fast durch, da trete ich noch mal kurz – es ließ sich nicht vermeiden – auf Scheissgras. Und der Boden gibt nach. Sehr schnell. Nicht bis zum Knöchel, nicht bis zum Knie, nein, ich stecke auf einem bis zur Hüfte in einem Boghole. Klein-Cattlechaser lasse ich während meines Sinkfluges noch vor mich fallen. Er steht nur 50 cm von mir entfernt sehr sicher und trocken. Er schaut mich auf Augenhöhe an und meint mit einem nicht weit vom Weinen entfernten Ton: „Paaaapa? Papa, kommst du da wieder raus?“. Ich hab mich nach dem Schreck wieder halbwegs gefangen und kralle mich in die Erde, bis ich wieder auf das Trockene gerobbt bin. Claudia schafft es dann auch – wesentlich trockener als ich. Bei mir haben Gamaschen und Regenhose einiges abgefangen, aber in die Stiefel ist trotzdem von oben etwas eiskaltes Wasser hinein gelaufen und auch das Softshell ist von einem nassen, schwarzmorastigen und vor allem sehr kalten unteren Rand gekrönt.

    Mir ist kalt. Klein-Cattlechaser ebenfalls. Wir sind müde, die Füße tun weh. Wir gehen über den Rangerover-Track weiter zum Loch Eilde Beag. Klein-Cattlechaser läuft zum Glück die nächsten 2,5 km ganz hervorragend. Bei den großen Pfützen zeigt er uns den Weg wie ein echter Pfadfinder („Ich habe eine Idee.“). An der ersten Ruine finden wir keinen wirklich ebenen Platz, also laufen wir noch einen Kilometer weiter zum Anfang von Loch Eilde Mor. Dort ist entlang einer Ruine ein schöner ebener Platz. So schnell als möglich stellen wir das Zelt auf. Es ist schon Abend. Die Temperaturen sind nur noch marginal über Null. Klein-Cattlechaser und ich gehen erst einmal in die Schlafsäcke, damit uns richtig warm wird. Claudia macht inzwischen den Rest. Im Zelt gibt es eine warme Mahlzeit, die Kräfte zurück gibt. Claudia und ich nehmen noch ein paar Schlucke aus dem Flachmann und reden noch ein bisschen. Klein-Cattlechaser will auch noch unbedingt wach bleiben. Aber irgendwann liegt er dann doch zwischen uns im Schlafsack und schläft.


    Unser Lageplatz:




    Am nächsten Tag, Blick nach Südwesten:




    ...wird fortgesetzt
    Zuletzt geändert von Cattlechaser; 15.05.2012, 19:20.
    Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

  • ranunkelruebe

    Fuchs
    • 16.09.2008
    • 2211
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

    Da fällt mir nur ein Kommentar zu ein:

    MEHR!!!!!!!!!!!!!!!!

    Kommentar


    • Mus
      Freak

      Liebt das Forum
      • 13.08.2011
      • 13118
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

      Ein wirklich toller Bericht. Hoffentlich wird er bald fortgesetzt.
      Ich beneide euch und bewundere euch! An eine solche Tour trauen wir uns mit unseren beiden noch nicht ran.
      Was habt ihr an Essen dabei? Sehe ich das richtig, dass ihr ein Nallo 4 GT als Zelt habt?

      Kommentar


      • dierike
        Dauerbesucher
        • 06.12.2008
        • 657
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

        Toller Bericht!!

        Kommentar


        • Ro
          Erfahren
          • 29.05.2009
          • 194
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

          Toll geschriebener Bericht und genau was ich momentan brauche -- wohne ich SCO, habe einen anderthalb Jahre alten toddler und traue mich noch nicht ganz mit ihm zelten zu gehen... Danke!!

          Kommentar


          • ich
            Alter Hase
            • 08.10.2003
            • 3566
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

            Schön zu sehen, dass noch andere ihre Kinder ohne Auto bewegen können ;)
            Weiter so!!!
            Nicht nur Fuchs sein, auch n puschigen Schwanz haben!

            Spaß im Winter und Wandern mit Kindern

            Kommentar


            • dingsbums
              Fuchs
              • 17.08.2008
              • 1503
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

              Klasse! Freue mich auf die Fortsetzung.

              Kommentar


              • Cattlechaser
                Dauerbesucher
                • 04.08.2010
                • 848
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                Vielen Dank für die positiven Reaktionen.

                Morgen im Laufe des Tages geht es dann mit dem Bericht weiter.

                @Mus: Ja, Nallo 4 GT. Falls es noch jemand interessiert, der Schlafsack von Klein-Cattlechaser ist "Little Mammut" von Deuter. Das ist ein wirklich warmer, roboster Kinderschlafsack, den ich nach allen Erfahrungen nur empfehlen kann.

                Verpflegung haben wir für 3 volle Tage mitgenommen - für den Fall, dass wir den 3. Tag abwettern müssten (was nicht der Fall war). Aus dem Gedächtnis waren dies

                6x Trekkingnahrung zu je 200 gr
                2x Nüsse zu je 200 gr
                2x getr. Früchte zu je 200 gr
                5x Müsliriegel
                1x Schokoladentafel
                2x Landjäger (Würste) zu je 200 gr
                2x Dinkelcracker zu je 100 gr
                ...Sachen, die ich jetzt vergessen habe.

                Im Ergebnis so ca. pro Tag/Erwachsener 900 gr, insgesamt also ca. 5.300 gr

                @ich: Ja, wir sind nicht allein.

                @Ro: Diesen Sommer könnte es mit knapp 2 Jahren dann losgehen.
                Zuletzt geändert von Cattlechaser; 15.05.2012, 19:30.
                Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

                Kommentar


                • dooley242

                  Fuchs
                  • 08.02.2008
                  • 2096
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                  Klasse Story und schöne Bilder.

                  Das Sir-Robin-Radio ist super. Kann ich mir echt gut vorstellen.

                  Freu mich auf mehr.
                  Gruß

                  Thomas

                  Kommentar


                  • Philipp
                    Alter Hase
                    • 12.04.2002
                    • 2754
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                    Hallo Viehtreiber,

                    schön, mal wieder einen Tourbericht mit Kind(ern) zu lesen! Bitte weitermachen.

                    OT: Alle Kleinkindbesitzer, die sich Touren mit Kindern noch nicht zutrauen, kann ich ebenfalls nur zureden, das Kind nicht als Hindernis zu sehen. Wir Ollen sind die einzigen Steine im Weg.

                    Am Sonntag haben wir mal wieder die Zugstangen von Chariot an unseren Burley montiert und das System, da wir schon seit Jahren mal intensiver nutzen wollen, mal wieder auf den Weg gebracht. Abgesehen von kleinen Pfaden, kann man somit auch mit sehr kleinen Kindern gut voran kommen und hat v.a. das Gepäckproblem gelöst. Auf Asphalt konnte sogar unser 4-jähriger den Wagen mit seiner kleinen Schwester ziehen.
                    Im Wagen können die Kleinen auch mal richtig schlafen, in der KRaxe hat das bei uns nur bedingt geklappt.

                    Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen eine Überlegung wert.


                    Gruß, Philipp
                    "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

                    Kommentar


                    • bjoernsson
                      Fuchs
                      • 06.06.2011
                      • 1863
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                      Zitat von Philipp Beitrag anzeigen
                      OT: Alle Kleinkindbesitzer, die sich Touren mit Kindern noch nicht zutrauen, kann ich ebenfalls nur zureden, das Kind nicht als Hindernis zu sehen. Wir Ollen sind die einzigen Steine im Weg.
                      Kann ich nur bestätigen. Im Geburtsvorbereitungskurs hat uns ein Kinderarzt gesagt: "Alles, was Sie sich zutrauen, können Sie auch dem Kind zutrauen." Gemünzt war das zwar auf die Frage einer Mutter: "Wie lange muss ich nach der Geburt im Haus bleiben?" Aber wir haben uns das zum Motto mit unserer Kleinen gemacht. Mit ein paar Tagen die ersten Touren im Tragetuch im Siebengebirge, mit ein paar Wochen die erste Nachtwanderung. Mit elf Monaten dann Radurlaub in Schweden, und ein paar Monate später die erste Hüttenwanderung in den Alpen. Heute ist die Kleine 22 Monate alt - und ihre beiden großen Hobbies sind Radfahren (allerdings noch im Anhänger) und Wandern (da ist zwar die Kraxe immer dabei - aber ein paar Kilometer selber laufen muss auch sein).

                      Also: Nur Mut, richtig "verpackt" ist Outdoor das größte Abenteuer, die Natur der genialste Spielplatz für die Kleinen!

                      Und, ganz wichtig: Klasse Bericht - freue mich auf die Fortsetzung!
                      Zuletzt geändert von bjoernsson; 15.05.2012, 16:05.

                      Kommentar


                      • Cattlechaser
                        Dauerbesucher
                        • 04.08.2010
                        • 848
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                        28. April – Tag 2

                        Die Nacht war kalt. Raureif bedeckt das Zelt. Aber in unseren Schlafsäcke haben wir es ausgehalten. Klein-Cattlechaser haben wir als nervöse Eltern nachts bei jedem Wachwerden kontrolliert. Er hat sich in der Nacht tief in seinen Schlafsack verkrochen, schließlich selbst die Kapuze (O-Ton Klein-Cattlechaser: die Kamütze) übergezogen und war in seinem warmen Kinderschlafsack hervorragend eingepackt. Auch wenn sich die Temperaturen draußen noch am Morgen um die Null Grad bewegen – wir haben alle gute Laune. Klein-Cattlechaser verschmäht zwar einen Großteil des Frühstücksmüslis, welches er zu Hause mit Begeisterung isst, aber was soll’s. Während Claudia und ich die Ausrüstung zusammen packen, ist er bei seiner Lieblingsbeschäftigung – richtig, Steine werfen!

                        Wir sehen, dass die Schneegrenze auf den Bergen gestern nach unter gesackt ist. Viele Gipfel sind gezuckert. Aber für heute ist schönes Wetter vorher gesagt, meist sonnig, auf alle Fälle trocken, wenngleich auf nicht sonderlich warm. Wir gehen am Ufer des Loch Eilde Mor entlang und dann einige Höhenmeter nach oben. Klein-Cattlechaser ist die ersten beiden Kilometer gelaufen und hat wieder Pfadfinder gespielt („Hier, da ist der Weg.“ oder: „Ich habe eine Idee.“). Jetzt geht er erst mal wieder gerne in die Kraxe. Der Weg windet sich durch ein Hochtal. Das Wetter ist brillant. Klein-Cattlechaser nimmt sich zwischendurch eine kleine Auszeit und schläft eine Stunde. Wir laufen in Ruhe weiter und haben einen wunderschönen Blick auf Loch Leven und in der Ferne auf der Südseite des Glen Coe liegenden mächtigen Berge. Nach einigen weiteren Kilometern machen wir eine erste längere Pause. Klein-Cattlechaser hat eine Brücke gefunden, von welcher er große Steine in einen Bach fallen lassen kann.


                        Es geht weiter, am Loch Eilde Mor entlang…




                        …den Berg hinauf Richtung Loch Leven




                        Kurze Auszeit für Klein-Cattlechaser




                        Traumhafter Blick über Loch Leven




                        Der Weg geht nun abfallend an den Hängen entlang. Unter uns liegt Kinlochleven in der Morgensonne. Nach dem weitgehend kahlen Glen Nevis sind Sträucher und Bäume, die hier den Weg säumen, eine schöne Abwechslung. Hier ist der Frühling auch schon wesentlich weiter fortgeschritten, so dass sich ein zartes Frühlingsgrün durch die Pflanzen zieht.

                        Wir lassen Kinlochleven unten im Tal liegen und gehen an einigen wohl nicht mehr bewirtschafteten Häusern und Hütten vorbei. Irgendwann treffen wir dann auf den WHW, der sich in Serpentinen von Kinlochleven in das Hochtal windet. Die Landschaft ist schön. Von einer Wanderautobahn ist hier nichts zu spüren. Auch wenn uns natürlich ab und an Wanderer zu Gesicht bekommen ist es immer noch angenehm einsam. Die Mittagspause nutzt Klein-Cattlechaser um – wie sollte es anders sein – Steine in einen kleinen Wasserfall zu werfen. Von unserem Essen hält er wieder nichts. Das ist komisch, da er sonst alles, aber wirklich alles isst. Er ist neben seinem Großvater der einzige in der gesamten (Groß-)Familie, der mit Hochgenuss Harzer Roller verspeist. Von dem Trekkingtütenkram oder den Nüssen und den Trockenfrüchten hält Klein-Cattlechaser wenig. Letztes Jahr hat es ihm noch geschmeckt. Aber wir können und wollen ihn nicht zwingen.

                        Nach der Pause steigen wir in das Hochtal Richtung Fort William an. Ein Paar, das nur mit einem 15-Liter-Daypack bestückt ist, also den WHW wohl mit Gepäckservice läuft, überholt uns grinsend, sieht in die Kraxe und sagt freundlich: „Yes, that’s the way to do it.“. Gut, ihr Gepäckservice ist ja nun so etwas wie die Kinderkraxe für erwachsene Wanderer, aber sie sagen es sehr charmant, weshalb wir zurück grinsen. Oben steigt Klein-Cattlechaser aus und läuft wieder einige Kilometer. Natürlich sucht er den Weg zwischen den Steinen; zwischendurch hält er hin und wieder kurz an, zeigt auf das feuchte Rinnsal neben dem Weg mit seinem hellgrünen Sumpfgras und sagt: „Da ist Scheissgras!


                        Der WHW durchläuft ein Hochtal:




                        Das Wetter ist kühl, aber sonnig. So fressen wir die Kilometer und grüßen hin und wieder gut gelaunte WHW-Wanderer, die wir bei deren Rast überholen oder die uns überholen. Im Vergleich zu den leichter bepackten Wanderern haben wir aber eine ganz gute Geschwindigkeit drauf; mit den meisten können wir mithalten.

                        Wir entscheiden uns, bis zu der Ruine von Lairigmor weiter zu laufen und dort einen Rastplatz zu suchen. Dort scheint es am wahrscheinlichsten, einen ebenen und trockenen Platz neben dem WHW zu finden. Tatsächlich sind auch einige trockene und ebene Plätze vorhanden. Das Problem beschreibt aber das Sir-Robin-Radio, bevor wir es ausformulieren können: „Mama, Papa, da ist überall Schaf-Kacka“. Tatsächlich, Schafkacka. Und wirklich überall. Ich bin nicht sonderlich pingelig, aber diese Mengen sind für meine Nase etwas zu hoch dosiert. Wir suchen kritisch die Umgebung ab und finden direkt vor dem alten Gebäudeeingang, bei dem nur noch die Grundmauern stehen, eine große ebene Fläche, die von recht wenigen Schafs-Hinterlassenschaften gesäumt wird. Die wenigen Bollen kehren wir mit den Stiefeln weg. Schon geht an den Zeltaufbau. Klein-Cattlechaser beobachtet derweil mit Begeisterung die Schafe mit ihren kleinen Lämmern.

                        Abends will er wieder nur wenig von der Tütennahrung essen. Er fühlt sich aber nicht krank an; es schmeckt ihm wohl einfach nicht. Claudia fallen zuerst die Augen zu. Ich falle wohl einige Male in einen kurzen Dämmerschlaf; immer wenn ich die Augen kurz wieder öffne, sehe ich den immer noch wachen Klein-Cattlechaser, der mit seinem Tuch spielt oder sich mit irgendetwas anderem beschäftigt. Dann falle auch ich in den Tiefschlaf.


                        Rastplatz an den Ruinen von Lairigmor

                        Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

                        Kommentar


                        • Gast-Avatar

                          #13
                          AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                          Hut ab, sehr schöne Tour. Normal ist das nicht. Wir sind früher auch so unterwegs gewesen. Allerdings sparten wir uns ein Zelt und haben Boofen genutzt.

                          Kommentar


                          • Abt
                            Lebt im Forum
                            • 26.04.2010
                            • 5726
                            • Unternehmen

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                            Herrlich geschrieben, danke.
                            Sehr schöne herbe Landschaft dort. Vielleicht sollte ich mal den Balkan verlassen.
                            Welche Geschichte haben die Ruinen, von denen du hier schreibst?

                            Kommentar


                            • Jakob
                              Erfahren
                              • 22.05.2003
                              • 345

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                              schöner Bericht!! Würde mir die Tour ohne Kindertrage einfacher vorstellen. Da kommt der Kleine erst gar nicht in Versuchung getragen zu werden, die Eltern werden entlastet und besonders bei dem kühlen Wetter bewegt sich das Kind die ganze Zeit.

                              Wie weit seit ihr denn pro Tag gewandert?

                              Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                              Normal ist das nicht.
                              Warum??? Kann immer nur schwer nachvollziehen was daran so außergewöhnlich sein soll?

                              Jakob
                              bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, nach Island, Skandinavien und den Oman

                              Kommentar


                              • Fliir
                                Erfahren
                                • 27.07.2011
                                • 141
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                                Wirklich lesenswerter Tourbericht. Und Hut ab, 30 kg mal so eben in die Highlands schleppen, ist nicht ohne. Toll, dass Ihr Euren Kleinen dabei habt. Bei meiner Frau und mir gibt es in wenigen Tagen zum dritten Mal Nachwuchs. Wir haben uns also gleich eine ganze Wander-Horde zugelegt

                                Ich wusste nicht, dass diese Bog Holes locker bis zur Hüfte reichen können
                                Das ist ja fies!

                                Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung!
                                Blicke windwärts...

                                Kommentar


                                • Rattus
                                  Lebt im Forum
                                  • 15.09.2011
                                  • 5177
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                                  Zitat von Jakob Beitrag anzeigen
                                  Würde mir die Tour ohne Kindertrage einfacher vorstellen. Da kommt der Kleine erst gar nicht in Versuchung getragen zu werden, die Eltern werden entlastet und besonders bei dem kühlen Wetter bewegt sich das Kind die ganze Zeit.
                                  Und was machst du, wenn das (Klein)kind nicht mehr laufen will/kann?
                                  Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                  Kommentar


                                  • Gast-Avatar

                                    #18
                                    AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                                    Zitat von Jakob Beitrag anzeigen
                                    schöner Bericht!! Würde mir die Tour ohne Kindertrage einfacher vorstellen.
                                    Nach meiner Erfahrung ist es das nicht.

                                    Zitat von Jakob Beitrag anzeigen
                                    Warum??? Kann immer nur schwer nachvollziehen was daran so außergewöhnlich sein soll?
                                    Es ist schon was besonderes. Die Wenigstens machen mit Ihren Kindern Mehrtagestouren. Aber vielleicht irre ich mich ja. Eventuell gibt es nur zu wenig Kinder, so dass es nicht weiter auffällt.

                                    Kommentar


                                    • Cattlechaser
                                      Dauerbesucher
                                      • 04.08.2010
                                      • 848
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                                      @Jakob. Wir sind am 1. Tag ca. 16 km gelaufen, am 2. Tag 14 km und am 3. Tag 13 km. Das ist angesichts des Gepäckgewichtes und der Notwendigkeit, das Kind hin und wieder laufen bzw. auch spielen zu lassen, so ziemlich das Maximum.

                                      Die Tour ohne Kraxe zu gehen ist sehr schwierig, weil Kinder in dem Alter noch nicht die Strecken laufen können und/oder wollen, die es für eine Tour benötigt. Meine Neffen sind so ab dem Alter von 6 Jahren 10 km (manchmal auch 12 km) pro Tag gegangen. Ab diesem Alter geht es sicherlich ohne Kraxe, vorher nicht. Hinzu kommt, dass Kleinkinder schlichtweg anders ticken als wir Erwachsene. Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht. Das beste Beispiel hierfür folgt sofort:


                                      29. April – Tag 3

                                      Auch diesen Morgen ist das Zelt ist mit Raureif bedeckt. Dafür strahlt uns aber heute die Sonne den ganzen Tag an. Wir starten langsam, machen Frühstück. Während wir den Tee trinken, ziehen zwei WHW-Frühstarter an unserem Zelt vorbei. Klein-Cattlechaser mag wieder kaum Müsli essen. Er hat in den letzten Tagen extrem schlecht gegessen, ist zudem müde, weil er ja so lange wach geblieben ist. Heute ist alles nichts. Die Schafe sind doof, Mama und Papa sind doof und selbst Steine werfen macht keinen Spaß. Kurz – er ist heute Morgen eine echte Nervensäge. Aber wir können ihm ja die Nahrung nicht hineinzwängen.

                                      Wir warten noch ein bisschen, dass das Zelt von der Sonne auch von innen trocken wird. Ich zähle bis zu unserem Start um 10:45 Uhr insgesamt 9 WHW-Wanderer in 4 Gruppen. Davon ein junges Paar, so Anfang bis Mitte Zwanzig; er ist nur mit ganz leichtem Daypack unterwegs, während sie rein gar nichts auf dem Rücken trägt. Der Gepäckservice mag für Leute jenseits der 60 in Ordnung sein, aber in diesem Alter kann man doch selbst schleppen, zumal beide schlank statt übergewichtig sind.

                                      Klein-Cattlechaser mault weiter. Er will nicht laufen, partout nicht. Also in die Kraxe. Dort kuschelt er sich mit seinem Tuch ein und schaut missmutig die Gegend an. Das kommt davon, wenn man entgegen dem Rat der Eltern nichts essen will. Da er aber außer einer schlechten Laune keine Anzeichen von Krankheit zeigt, machen wir uns weiter keine großen Sorgen. Claudia und ich genießen die Landschaft und die Sonne. Der WHW zeigt hier auf seinen letzten Kilometern noch einmal die ganze Schönheit der Highlands.





                                      Wir überholen kurze Zeit später das junge Paar. Die beiden gehen ohne Gepäck sehr, sehr langsam – wir mit unserem Gepäck sind wesentlich schneller. Die Frau macht ungefähr das Gesicht, das gerade unser Kind in der Kraxe zieht. Das schaut sehr danach aus, als hätte sie keinerlei Lust (mehr?) auf den WHW und als hätte er es jetzt auszubaden. Nach knapp zwei Stunden Laufen wird mir die Kraxe dann doch zu schwer und wir machen eine längere Pause. Klein-Cattlechaser spuckt die Mandeln wieder aus, will kein Trockenobst und findet auch den Müsliriegel doof. Er verlangt: „Wurstbrot! Und Käsebrot!“ Das sind die Momente, in denen man die Eltern von Hänsel und Gretel versteht, die mal eben mit ihren Kindern in den Wald gingen um… na ja, das Gefühl währt nur ganz kurz. Ich bastele ihm aus in kleine Scheiben geschnittenen Landjägern, die ich auf Dinkelcracker lege ein paar improvisierte Wurstbrote, die er dann auch isst. Sodann lässt sich der Herr Gourmet noch überzeugen, den Rest an Schokolade zu essen. (Komisch, sonst quengelt er immer, wenn er mal Süßigkeiten bekommen möchte, heute quengeln seine Eltern, dass er die Süßigkeiten isst.). Das UL-Paar mit der schlechten Laune überholt uns wieder, macht aber kurz hinter uns eine Pause. Wir starten kurz nach ihnen.

                                      Nun geht es über einen Hügel steil hinauf. Klein-Cattlechaser nimmt sich nach seiner Mahlzeit erst einmal eine Auszeit und schläft tief und fest für über eine Stunde. Obwohl die Sonne warm scheint pfeift auf dem Hügel und dahinter ein sehr kalter Wind, so dass wir ihm im Schlaf seine Handschuhe anziehen. Er merkt nichts. Neben dem Essen war wohl auch der Schlaf dringend wichtig. Beim Aufstieg überholen wir das schlecht gelaunte UL-Paar. Sie hat die Hände in die Hüften gestützt, so als ob der (zugegeben steile) Anstieg ihr nun wirklich alles abverlange. Das sieht nach einer echten Beziehungskrise aus, die sich für den Abend anbahnt. Oben auf dem Hügel bekommen wir einen wunderschönen Blick auf einen Teil des Glen Nevis und den mit Schnee bedeckten Gipfel des Ben Nevis.





                                      Der Aufstieg hat ganz schön geschlaucht und das Gewicht meiner Kraxe drückt an den Schultern, aber solange Klein-Cattlechaser schläft, gehen wir weiter. Kurz bevor der WHW in einen Wald geht, wacht er auf und wir machen unsere Mittagsrast. Er nimmt wieder – wenngleich unter Protest- einige Nahrung zu sich. Jetzt sogar Mandeln und Trockenobst und eine Tasse Kräutertee. Auch die Laune ist wieder gut. Jetzt ist er wieder ein Goldjunge zum Drücken.

                                      Wir gehen weiter. Der WHW führt durch den Wald, der in Schottland ja nicht wie in Deutschland eine schöne lichte Umgebung ist, sondern eine düstere, auf Ertrag angelegte Fichtenplantage. Es ist trotzdem angenehm, durch den Wald zu laufen. Klein-Cattlechaser bewältigt alle steinigen Auf- und Abstiege an meiner Hand mit Bravour – und mit guter Laune. Schließlich entdeckt er auch wieder Scheissgras am Wegesrand.

                                      Nach ca. 2 km wird der Wald dann plötzlich sehr licht. Hier hat der Waldpächter wohl „geerntet“, was in Schottland bedeutet, sämtliche Bäume großflächig abzuholen und mit schwerem Gerät aus dem Wald zu verbringen. Ich finde das Ergebnis immer wieder traurig. Klein-Cattlechaser geht dann wieder in die Trage und wir gehen die letzten Kilometer an. Noch ein steiler Aufstieg und dann läuft der WHW nur noch einige Kilometer in Serpentinen auf einem Forstwirtschaftsweg in das Glen Nevis hinunter.

                                      Klein-Cattlechaser soll zwischendurch noch einmal laufen, was nach 500 Metern einen mittleren Wutanfall auslöst. Nur aus erzieherischem Prinzip muss er dann noch 200 Meter laufen, bevor er in die Kraxe kommt. Um ca. 16:30 Uhr kommen wir an der Glen-Nevis-Campsite an. Das Wetter ist gut, auch die Temperaturen sind hier „unten“ ganz anders. Das Zelt ist schnell aufgestellt, nebenbei gibt es ein frisch gekauftes Dosenbier. Unser Junior hat jetzt auch wieder super Laune.

                                      Mangels hinreichender Zutatenauswahl im Shop der Campsite gehen wir abends in das angeschlossene Restaurant und werden angenehm überrascht. Sie haben nicht unbedingt eine raffinierte Küche, aber es wird frisches, liebevoll zubereitetes Essen wird serviert. Klein-Cattlechaser merkt auf einmal, wie viel Hunger er hat. Er isst:

                                      1. Als Vorspeise seine Kindervorspeise (2 große Melonenstücke mit Erdbeersoße) plus ein Drittel des Salates mit Krabbencocktail von Claudia plus ein Drittel meines Haggis-Pies (ja, er isst Haggis!!!)

                                      2. Als Hauptgericht seine Nudeln mit Soße und Gemüse sowie jeweils ein Drittel meines Steaks (250 Gg) und Claudias Steaks (250 gr), also ca. 150 gr. Fleisch.

                                      3. Als Nachspeise noch einmal die Kindervorspeise (2 große Melonenstücke mit Erdbeersoße) und ein Drittel meiner extrem kalorienhaltigen Nachspeise (so eine Art Schichttorte mit Haferkeksen, Himbeeren und sehr, sehr gehaltvoller wipped double-cream).

                                      Der Appetit hat ihn wieder und an diesem Abend kommt er auch halbwegs rechtzeitig in den Schlaf. Alles ist wieder gut.

                                      Sein Fazit:

                                      Zuletzt geändert von Cattlechaser; 16.05.2012, 12:50.
                                      Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

                                      Kommentar


                                      • Cattlechaser
                                        Dauerbesucher
                                        • 04.08.2010
                                        • 848
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [UK] Mit Kleinkind und Zelt durch das Glen Nevis und die Mamores

                                        Mein Fazit:

                                        Es war eine super Tour, an die wir uns alle noch lange erinnern werden.

                                        Das nächste Jahr wird es so etwas in dieser Form leider nicht geben, weil Klein-Cattlechaser bereits jetzt ein Gewicht erreicht hat, das er nur sehr schwer möglich wird, ihn in der Kraxe zusammen mit dem Gepäck zu tragen. Also werden wir eben als Familie ein Jahr aussetzen. (Aber ich überlege, mal den Transport-Tipp von Philipp auszuprobieren. Auf den Wanderwegen der deutschen Mittelgebirge müsste das gut funktionieren. Insofern: Danke an Philipp.) In zwei Jahren ist er im Sommer fast 6. Dann dürfte er weit genug allein laufen, um eine erste kleine Tour mit ihm zu machen. Wenn er sich allein "schleppt", passt es mit dem Rucksackgewicht auch wieder.

                                        Dinge, die ich anders machen würde, gibt es fast nicht. Die Sache mit dem Essen ist eben sehr von seiner Tagesform abhängig. Im letzten Jahr hat er auf Tour alles mit Begeisterung gegessen. Die Ausrüstung war auch perfekt zusammen gestellt - alles Notwendige war dabei, alles Überflüssige haben wir zu Hause gelassen.

                                        Zwei Sachen würde ich dann doch anders machen:

                                        Erstens würde ich zumindest für den Abend ein paar Pixi-Bücher zum Vorlesen mitnehmen, das ist für ihn ein bisschen mehr Abwechslung und bringt ihn vielleicht besser in den Schlaf.

                                        Zweitens würde ich die Routenplanung für den ersten Tag ändern. Zumindest wenn es laut Wettervorhersage Temperaturen in diesem niedrigen Bereich (etwa 5 Grad) gibt, sollte ein Kleinkind nicht über mehrere Stunden in der Kraxe sitzen müssen, weil es keinen Weg und nur Sumpf gibt. Die Notwendigkeit, das Kind immer mal wieder eine halbe Stunde laufen zu lassen, damit ihm warm wird, würde ich besser berücksichtigen. Das mag im Sommer anders sein, aber der April ist halt noch sehr frisch.

                                        Abschließend ein besonderer Gruß an alle anderen Trekkingfamilien mit (kleinen) Kindern. Es wäre schön, wenn es mehr von uns geben würde.
                                        Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X