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Das hier wird mein erster selbstgeschriebener Reisebericht über eine kurze Solowanderung auf Skye im April 2012. Wem Text und Bilder nicht genug oder auch zuviel sind, den verweise ich gerne auf mein Video:
Oder in HD-ready auf vimeo: https://vimeo.com/41940401
Jetzt geht's aber los:
Es ist kurz nach 05.00 Uhr morgens als mein Wecker mich aus einem unruhigen Schlaf reißt. An diesem Mittwoch soll meine Kurztour auf die Insel Skye im Nordwesten Schottlands endlich beginnen.
Einige Monate zuvor hatte ich meine Freunde fast täglich mit irgendwelchen Reiseplänen für die Frühjahrssemesterferien genervt – aber keiner hatte Zeit, Geld und Lust dazu. Da allerdings seit dem Jahr zuvor auch ein gutes 1-Personen-Zelt auf unserem Dachboden lagerte (dem Forumshandel sei Dank) und ich es einfach nicht über mich bringen konnte, acht Wochen am Stück nur zu arbeiten und nicht dem allgemeinen Studentenbild entsprechend Urlaub zu machen, musste ein Solotrip her. Nach viel überlegen und einigen Sorgen meinerseits, wollte ich nur wenige Tage weg, um mal zu testen, wie das so allein ist, aber gegebenenfalls nicht die gesamte Wanderbegeisterung zu verlieren. Im April geht’s mit Sommerausrüstung wohin? Skandinavien schied aus, Südeuropa entsprach auch nicht meinen Vorstellungen – Schottland sollte es werden. Um die große Kälte und Schnee zu umgehen, wird Skye mein Ziel. Eine Insel, das sorgt für gemäßigte Temperaturen, der Whisky von dort ist lecker und auch geologisch ist einiges Interessantes zu finden. Soweit zu den Überlegungen.
alles dabei?!
Um halb sieben morgens am Flughafenschalter in Bremen ist die Vorfreude noch da. Endlich geht es los. Dass es hier voll, laut und hektisch ist, nehme ich noch gerne als Kontrast zu meiner kurzfristigen Zukunft, auch wenn ich eigentlich noch etwas Entspannung und Ruhe vertragen könnte, nachdem ich den Abend zuvor auf dem 30-Jährigen Jubiläumskonzert der Toten Hosen war (echt super!). Mit Ryanair geht es gewohnt pünktlich und problemlos nach Edinburgh.
St.Andrew Square in Edinburgh
Dort zieht sich die Einreiseprozedur nach Großbritannien deutlich in die Länge, aber ich habe ausreichend Zeit bis mein Bus nach Inverness fährt. Der Airlink-Bus bringt mich ins Zentrum der Baustelle – von Stadt zu sprechen würde den Planern der Straßenbahn Edinburghs nicht gerecht werden. Vorbei entlang der abgesperrten Straßen kaufe ich noch schnell einige britische Leckereien und Gas für den Kocher ein. Nach kurzem Aufenthalt am St.Andrew Square, geht es zur Busstation.
Bildausstellung: Verborgene Welten am St. Andrew Square
Die Abfertigung geht schnell, mein ausgedrucktes e-Ticket macht keine Probleme und los geht’s nach Inverness. Später beginnt es zu regnen als wir die ersten Berge durchfahren.
Trotzdem genieße ich die Aussicht und schaue mir interessiert die ganzen Orte an, die ich bisher nur aus Reiseberichten oder von Whisky-Etiketten kannte. In Inverness heißt es Umsteigen bei Regen. Nach etwas mehr als einer totgeschlagenen Stunde im Cafe am Busplatz geht es weiter nach Portree. Das zuvor gewonnene Bild setzt sich hier fort: Auf den Bergen Schnee, unten Regen und immer wieder ein paar Sonnenstrahlen. Als ich diese Landschaft fotografisch festhalten will, erlebe ich meinen ersten Schrecken. Was sind das für Linien quer durchs Foto? Ich drehe die Kamera um und bin entsetzt – der Polfilter hat einen Sprung und ist absolut nicht mehr zu benutzen. Ich kann mir weder erklären, wie dieser Schaden in der Kameratasche zustande gekommen ist, noch weiß ich recht damit umzugehen. Das Fotografieren gehört einfach zum Reisen dazu, jedes Stück Ausrüstung ist aus gutem Grund mitgenommen und jetzt sowas. Während meine Stimmung kurz über dem absoluten Nullpunkt aufschlägt, muss ich einsehen, dass es trotzdem weitergeht und die Bilder auch ohne Polfilter gut werden können. Zusammen mit dem Regen beginne ich aber nun erstmals mir ernsthafte Sorgen zu machen, ob ich der Herausforderung Solo-Trip tatsächlich gewachsen bin. Doch zum Glück hat Skye doch eine Aufmunterung für mich bereit.
Kurz bevor es über die Brücke auf die Insel geht, macht der Bus eine Pause, die Sonne schiebt sich hervor und beleuchtet die Insel in wunderschönem Licht.
Ich bin wieder motiviert und die Freude ist zurück. Kurz vor Sonnenuntergang verlasse ich den Bus am Hotel Sligachan.
Es ist windig, kühl, trocken. Perfekt, um noch einige Meter zu gehen und den offiziellen Campingplatz zurückzulassen. Der Weg führt mich das Glen Sligachan entlang, in dem ich heute Nacht zelten will. Nur die Zeltplatzsuche gestaltet sich schwierig: Alle ebenen Flächen sind moorig, etwas trockenere so abschüssig, dass schlafen hier nur sehr schwierig wird. Gerade als ich mir schon ernsthafte Sorgen, ob der zunehmenden Dunkelheit mache, sowie mir selbst Vorwürfe zu stolz gewesen zu sein, um einfach den Zeltplatz direkt an der Straße zu nehmen – finde ich doch noch ein Fleckchen, das meinen Ansprüchen genügt. Schnell das Zelt aufbauen, alles einrichten und dann aufgrund der Dunkelheit und Kälte in den Schlafsack kriechen.
In dieser Nacht macht es sich doch sehr bemerkbar, dass ich am Abend zuvor viel zu müde war. Ein warmes Essen fehlte mir ganz und so wurde die Nacht eine sehr kühle und unangenehme Angelegenheit, die nur wenig von dem erhofften Schlaf brachte. Dazu regnet es die meiste Zeit und ich mache mir Gedanken, ob das sowieso schon feuchte Terrain sich in einen See verwandelt oder einem spontanen Anflug von Solifluktion mich und mein Zelt den Hang hinunter schickt. Aber all diese Befürchtungen werden beim ersten Zeltöffnen kurz nach Sonnenaufgang vertrieben: Es ist kurzweilig trocken, klare Morgenluft begrüßt mich in der Natur. Ich bleibe noch etwas liegen, mache mir dann Frühstück und bereite alles für den Aufbruch vor.
Es soll Richtung Camasunary oder Loch Coruisk gehen, den genauen Weg will ich mir noch überlegen, sobald ich unterwegs bin. Im Inneren hat mein Entdeckungsgeist natürlich schon beschlossen, den Weg über den Sgurr na Stri zunehmen, egal wie Weg oder Wetter dann sein mögen.
Ein Regenschauer lässt mich nochmal zurück ins Zelt flüchten – das ich in der Folge nass einpacken muss. Kein guter Start, gerade wird die Tour doch anstrengend. Ich sehe zu, dass ich loskomme und mit den ersten Metern wird sowohl das Wetter als auch meine Laune deutlich besser.
Marsco
Glen Sligachan
Black Cuillin Hills
Ich arbeite mich das Glen Sligachan entlang, der Weg ist ok, die Flussquerungen ohne zu Waten machbar. Nachdem ich den Marsco linker Hand passiert habe, nehme ich den Abzweig zum Loch Coruisk/Sgurr na Stri und lege die ersten ernsthaften Höhenmeter zurück.
da vorne geht's hoch
Das schottische Wetter beglückt mich mit soviel Sonnenschein, dass ich mir meine kurze Hose wünsche und lässt mich ordentlich ins Schwitzen Geraten. An der Passhöhe, die gute Aussicht zum Loch Coruisk bietet, kommen mir einige Tageswanderer entgegen, die dort per Boot gelandet sind und nun zum Hotel Sligachan zurück wollen. Ich wähle den Weg, beziehungsweise die Richtung zum Sgurr na Stri.
weiter nach oben
Einen klaren Weg vermag ich hier nicht zu erkennen, nur vielerlei Trampelpfade bei denen man nie weiß, welcher der Richtige ist.
Blick über's Glen Sligachan
Der Blick zurück offenbart einen wunderschönen Blick über das Tal – und in eine aufziehende Regenwand. Schnell wird wieder alles ordentlich verpackt und weiter geht’s. Leider ist es nicht nur Regen, sondern eher eine Schnee/Hagel-Mischung, die dann auf mich niedergeht. Ich suche Schutz im Lee einer Felswand und warte ab. Wieder kommen Zweifel auf, ob die Entscheidung über den Berg zu laufen richtig war, ob es nicht geradezu leichtsinnig ist, allein hier rumzulaufen. Doch nach einer Viertelstunde zeigen sich wieder Sonnenstrahlen und ich komme gut voran. Gegen 15.00 Uhr meine ich den Gipfel vor mir sehen zu können, nur leider keinen Weg mehr. Ich suche auf den Felsen nach Spuren früherer Wanderer und beschließe einfach weiter nach oben zu klettern/laufen. Eine anstrengende Kletterei später stehe ich voll im Wind auf dem – Vorgipfel. Es geht noch einmal 20 Meter bergab und wieder hinauf bevor ich die Gipfelpyramide erreiche. Die Freude ist bescheiden: zu anstrengend war der Weg, zu windig ist es hier oben, zu lang der Weg nach unten. Dazu sehe ich nur wenige hundert Meter die Küste entlang einen weiteren Gipfel mit Steinpyramide, der durch einen kleinen Canyon von meinem Standort getrennt ist. Bin ich falsch? Mir soll’s egal sein. Die Aussicht ist trotzdem fantastisch und ich habe nicht genug Zeit, um hier alle Gipfel in Augenschein zunehmen.
Von hier oben mache ich schon mal Pläne für meinen Abstieg am NE-Hang des Sgurr na Stri und suche mir schon einen schönen Zeltplatz in der Bucht unter mir.
dort drüben geht's gleich runter
Der Abstieg geht anfangs gut vonstatten, bis ein neuerlicher Hagelschauer meinen Weg kreuzt. Ich vertraue auf die Wasserfestigkeit meiner Kleidung und gehe weiter, nochmal möchte ich mein Zelt nicht bei Sonnenuntergang aufbauen. Ich erreiche den Hang und klettere/wandere entlang eines Flusses hinab. Dies geht erstaunlich gut und lässt mich schnell vorrankommen. Der nun dauerhafte Regen stört mich wenig, es ist sowieso alles nass: Moorflächen und Fluss unter mir, die Regenjacke und das Cape vom Rucksack am Körper und der Regen von oben. Im Tal angekommen laufe ich weiter entlang des Flusses Abhainn Camas Fhionnairigh und suche eine Furtmöglichkeit bis mir ein paar stepping stones ins Auge fallen. Die Lust zum Furten ist begrenzt, also versuche ich es hier. Mit mäßigen Erfolg möchte man meinen: Ich komme auf der anderen Seite an, doch einmal rutsche ich so ab, dass zumindest ein Schuh jetzt komplett durchnässt ist. Ein echtes Ärgerniss und ich bin wirklich sauer auf mich, dann bis dahin hatten die guten Meindel-Stiefel dicht gehalten. Naja ich bin fast da und in der Bucht stehen auf ebener Wiesenfläche mit Meerblick schon drei Zelte und daneben eine Hütte.
Ich bin etwas verwirrt, gehe dorthin und spreche die Leute an: Es stellt sich raus, dass das hier eine offene Bothy ist, die aufgrund ihrer Nähe zu Elgol durchaus beliebt ist. Briten, Franzosen, Schweden und Deutsche, ein bunter Mix aus Wandereren und Kanuten hat sich hier breit gemacht und ich schlage in guter Gesellschaft mein Zelt auf.
Es gibt wieder leichten Regen, sodass ich mich zum Essen ins Zelt zurückziehe. Ich versuche noch meinen Schuh über dem Kocher etwas zu trocknen, doch der Erfolg ist sehr begrenzt. Als es dunkel wird, lege ich mich erschöpft schlafen und kann eine etwas bessere Nacht verbringen.
Oder in HD-ready auf vimeo: https://vimeo.com/41940401
Jetzt geht's aber los:
Es ist kurz nach 05.00 Uhr morgens als mein Wecker mich aus einem unruhigen Schlaf reißt. An diesem Mittwoch soll meine Kurztour auf die Insel Skye im Nordwesten Schottlands endlich beginnen.
Einige Monate zuvor hatte ich meine Freunde fast täglich mit irgendwelchen Reiseplänen für die Frühjahrssemesterferien genervt – aber keiner hatte Zeit, Geld und Lust dazu. Da allerdings seit dem Jahr zuvor auch ein gutes 1-Personen-Zelt auf unserem Dachboden lagerte (dem Forumshandel sei Dank) und ich es einfach nicht über mich bringen konnte, acht Wochen am Stück nur zu arbeiten und nicht dem allgemeinen Studentenbild entsprechend Urlaub zu machen, musste ein Solotrip her. Nach viel überlegen und einigen Sorgen meinerseits, wollte ich nur wenige Tage weg, um mal zu testen, wie das so allein ist, aber gegebenenfalls nicht die gesamte Wanderbegeisterung zu verlieren. Im April geht’s mit Sommerausrüstung wohin? Skandinavien schied aus, Südeuropa entsprach auch nicht meinen Vorstellungen – Schottland sollte es werden. Um die große Kälte und Schnee zu umgehen, wird Skye mein Ziel. Eine Insel, das sorgt für gemäßigte Temperaturen, der Whisky von dort ist lecker und auch geologisch ist einiges Interessantes zu finden. Soweit zu den Überlegungen.
alles dabei?!
Um halb sieben morgens am Flughafenschalter in Bremen ist die Vorfreude noch da. Endlich geht es los. Dass es hier voll, laut und hektisch ist, nehme ich noch gerne als Kontrast zu meiner kurzfristigen Zukunft, auch wenn ich eigentlich noch etwas Entspannung und Ruhe vertragen könnte, nachdem ich den Abend zuvor auf dem 30-Jährigen Jubiläumskonzert der Toten Hosen war (echt super!). Mit Ryanair geht es gewohnt pünktlich und problemlos nach Edinburgh.
St.Andrew Square in Edinburgh
Dort zieht sich die Einreiseprozedur nach Großbritannien deutlich in die Länge, aber ich habe ausreichend Zeit bis mein Bus nach Inverness fährt. Der Airlink-Bus bringt mich ins Zentrum der Baustelle – von Stadt zu sprechen würde den Planern der Straßenbahn Edinburghs nicht gerecht werden. Vorbei entlang der abgesperrten Straßen kaufe ich noch schnell einige britische Leckereien und Gas für den Kocher ein. Nach kurzem Aufenthalt am St.Andrew Square, geht es zur Busstation.
Bildausstellung: Verborgene Welten am St. Andrew Square
Die Abfertigung geht schnell, mein ausgedrucktes e-Ticket macht keine Probleme und los geht’s nach Inverness. Später beginnt es zu regnen als wir die ersten Berge durchfahren.
Trotzdem genieße ich die Aussicht und schaue mir interessiert die ganzen Orte an, die ich bisher nur aus Reiseberichten oder von Whisky-Etiketten kannte. In Inverness heißt es Umsteigen bei Regen. Nach etwas mehr als einer totgeschlagenen Stunde im Cafe am Busplatz geht es weiter nach Portree. Das zuvor gewonnene Bild setzt sich hier fort: Auf den Bergen Schnee, unten Regen und immer wieder ein paar Sonnenstrahlen. Als ich diese Landschaft fotografisch festhalten will, erlebe ich meinen ersten Schrecken. Was sind das für Linien quer durchs Foto? Ich drehe die Kamera um und bin entsetzt – der Polfilter hat einen Sprung und ist absolut nicht mehr zu benutzen. Ich kann mir weder erklären, wie dieser Schaden in der Kameratasche zustande gekommen ist, noch weiß ich recht damit umzugehen. Das Fotografieren gehört einfach zum Reisen dazu, jedes Stück Ausrüstung ist aus gutem Grund mitgenommen und jetzt sowas. Während meine Stimmung kurz über dem absoluten Nullpunkt aufschlägt, muss ich einsehen, dass es trotzdem weitergeht und die Bilder auch ohne Polfilter gut werden können. Zusammen mit dem Regen beginne ich aber nun erstmals mir ernsthafte Sorgen zu machen, ob ich der Herausforderung Solo-Trip tatsächlich gewachsen bin. Doch zum Glück hat Skye doch eine Aufmunterung für mich bereit.
Kurz bevor es über die Brücke auf die Insel geht, macht der Bus eine Pause, die Sonne schiebt sich hervor und beleuchtet die Insel in wunderschönem Licht.
Ich bin wieder motiviert und die Freude ist zurück. Kurz vor Sonnenuntergang verlasse ich den Bus am Hotel Sligachan.
Es ist windig, kühl, trocken. Perfekt, um noch einige Meter zu gehen und den offiziellen Campingplatz zurückzulassen. Der Weg führt mich das Glen Sligachan entlang, in dem ich heute Nacht zelten will. Nur die Zeltplatzsuche gestaltet sich schwierig: Alle ebenen Flächen sind moorig, etwas trockenere so abschüssig, dass schlafen hier nur sehr schwierig wird. Gerade als ich mir schon ernsthafte Sorgen, ob der zunehmenden Dunkelheit mache, sowie mir selbst Vorwürfe zu stolz gewesen zu sein, um einfach den Zeltplatz direkt an der Straße zu nehmen – finde ich doch noch ein Fleckchen, das meinen Ansprüchen genügt. Schnell das Zelt aufbauen, alles einrichten und dann aufgrund der Dunkelheit und Kälte in den Schlafsack kriechen.
In dieser Nacht macht es sich doch sehr bemerkbar, dass ich am Abend zuvor viel zu müde war. Ein warmes Essen fehlte mir ganz und so wurde die Nacht eine sehr kühle und unangenehme Angelegenheit, die nur wenig von dem erhofften Schlaf brachte. Dazu regnet es die meiste Zeit und ich mache mir Gedanken, ob das sowieso schon feuchte Terrain sich in einen See verwandelt oder einem spontanen Anflug von Solifluktion mich und mein Zelt den Hang hinunter schickt. Aber all diese Befürchtungen werden beim ersten Zeltöffnen kurz nach Sonnenaufgang vertrieben: Es ist kurzweilig trocken, klare Morgenluft begrüßt mich in der Natur. Ich bleibe noch etwas liegen, mache mir dann Frühstück und bereite alles für den Aufbruch vor.
Es soll Richtung Camasunary oder Loch Coruisk gehen, den genauen Weg will ich mir noch überlegen, sobald ich unterwegs bin. Im Inneren hat mein Entdeckungsgeist natürlich schon beschlossen, den Weg über den Sgurr na Stri zunehmen, egal wie Weg oder Wetter dann sein mögen.
Ein Regenschauer lässt mich nochmal zurück ins Zelt flüchten – das ich in der Folge nass einpacken muss. Kein guter Start, gerade wird die Tour doch anstrengend. Ich sehe zu, dass ich loskomme und mit den ersten Metern wird sowohl das Wetter als auch meine Laune deutlich besser.
Marsco
Glen Sligachan
Black Cuillin Hills
Ich arbeite mich das Glen Sligachan entlang, der Weg ist ok, die Flussquerungen ohne zu Waten machbar. Nachdem ich den Marsco linker Hand passiert habe, nehme ich den Abzweig zum Loch Coruisk/Sgurr na Stri und lege die ersten ernsthaften Höhenmeter zurück.
da vorne geht's hoch
Das schottische Wetter beglückt mich mit soviel Sonnenschein, dass ich mir meine kurze Hose wünsche und lässt mich ordentlich ins Schwitzen Geraten. An der Passhöhe, die gute Aussicht zum Loch Coruisk bietet, kommen mir einige Tageswanderer entgegen, die dort per Boot gelandet sind und nun zum Hotel Sligachan zurück wollen. Ich wähle den Weg, beziehungsweise die Richtung zum Sgurr na Stri.
weiter nach oben
Einen klaren Weg vermag ich hier nicht zu erkennen, nur vielerlei Trampelpfade bei denen man nie weiß, welcher der Richtige ist.
Blick über's Glen Sligachan
Der Blick zurück offenbart einen wunderschönen Blick über das Tal – und in eine aufziehende Regenwand. Schnell wird wieder alles ordentlich verpackt und weiter geht’s. Leider ist es nicht nur Regen, sondern eher eine Schnee/Hagel-Mischung, die dann auf mich niedergeht. Ich suche Schutz im Lee einer Felswand und warte ab. Wieder kommen Zweifel auf, ob die Entscheidung über den Berg zu laufen richtig war, ob es nicht geradezu leichtsinnig ist, allein hier rumzulaufen. Doch nach einer Viertelstunde zeigen sich wieder Sonnenstrahlen und ich komme gut voran. Gegen 15.00 Uhr meine ich den Gipfel vor mir sehen zu können, nur leider keinen Weg mehr. Ich suche auf den Felsen nach Spuren früherer Wanderer und beschließe einfach weiter nach oben zu klettern/laufen. Eine anstrengende Kletterei später stehe ich voll im Wind auf dem – Vorgipfel. Es geht noch einmal 20 Meter bergab und wieder hinauf bevor ich die Gipfelpyramide erreiche. Die Freude ist bescheiden: zu anstrengend war der Weg, zu windig ist es hier oben, zu lang der Weg nach unten. Dazu sehe ich nur wenige hundert Meter die Küste entlang einen weiteren Gipfel mit Steinpyramide, der durch einen kleinen Canyon von meinem Standort getrennt ist. Bin ich falsch? Mir soll’s egal sein. Die Aussicht ist trotzdem fantastisch und ich habe nicht genug Zeit, um hier alle Gipfel in Augenschein zunehmen.
Von hier oben mache ich schon mal Pläne für meinen Abstieg am NE-Hang des Sgurr na Stri und suche mir schon einen schönen Zeltplatz in der Bucht unter mir.
dort drüben geht's gleich runter
Der Abstieg geht anfangs gut vonstatten, bis ein neuerlicher Hagelschauer meinen Weg kreuzt. Ich vertraue auf die Wasserfestigkeit meiner Kleidung und gehe weiter, nochmal möchte ich mein Zelt nicht bei Sonnenuntergang aufbauen. Ich erreiche den Hang und klettere/wandere entlang eines Flusses hinab. Dies geht erstaunlich gut und lässt mich schnell vorrankommen. Der nun dauerhafte Regen stört mich wenig, es ist sowieso alles nass: Moorflächen und Fluss unter mir, die Regenjacke und das Cape vom Rucksack am Körper und der Regen von oben. Im Tal angekommen laufe ich weiter entlang des Flusses Abhainn Camas Fhionnairigh und suche eine Furtmöglichkeit bis mir ein paar stepping stones ins Auge fallen. Die Lust zum Furten ist begrenzt, also versuche ich es hier. Mit mäßigen Erfolg möchte man meinen: Ich komme auf der anderen Seite an, doch einmal rutsche ich so ab, dass zumindest ein Schuh jetzt komplett durchnässt ist. Ein echtes Ärgerniss und ich bin wirklich sauer auf mich, dann bis dahin hatten die guten Meindel-Stiefel dicht gehalten. Naja ich bin fast da und in der Bucht stehen auf ebener Wiesenfläche mit Meerblick schon drei Zelte und daneben eine Hütte.
Ich bin etwas verwirrt, gehe dorthin und spreche die Leute an: Es stellt sich raus, dass das hier eine offene Bothy ist, die aufgrund ihrer Nähe zu Elgol durchaus beliebt ist. Briten, Franzosen, Schweden und Deutsche, ein bunter Mix aus Wandereren und Kanuten hat sich hier breit gemacht und ich schlage in guter Gesellschaft mein Zelt auf.
Es gibt wieder leichten Regen, sodass ich mich zum Essen ins Zelt zurückziehe. Ich versuche noch meinen Schuh über dem Kocher etwas zu trocknen, doch der Erfolg ist sehr begrenzt. Als es dunkel wird, lege ich mich erschöpft schlafen und kann eine etwas bessere Nacht verbringen.
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